Kiiryolsah von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 1: Gefahr im Vollzug ---------------------------- Nachdem mich vor drei Jahren die Muse verließ und ich ein Jahr lang komplett nichts mehr geschrieben habe, hat sie mich endlich wieder geküsst^^ Ich frag mich zwar, ob es am Themenwechsel oder an der Abwesenheit meiner RPG-Partnerin liegt, aber ich will mich mal nicht beklagen. Es passiert noch nicht viel im ersten Kapitel und ich wollte auch eigentlich länger schreiben, allerdings wären es dann zehn Word-Seiten geworden, die hab ich dann doch mal lieber noch mal in der Mitte geteilt. Lob und Kritik werde beide gerne von mir gesehen. Voralllem, wenn aus irgendeinem meiner Charaktere eine Marie Su werden sollte. Ich will da zwar selbst auch drauf achten, aber bitte warnt mich, sollte das passieren. (Nein, das soll jetzt keine Kommentier-Erpressung sein. Es darf auch die ENS-Funktion, der Steckbrief etc. sein) Dem steht zwar jetzt entgegen, dass hier gleich direkt von einer 'hübschen Dunmer' die Rede ist, aber das hat einen Grund...der aber erst im dritten Kapitel verraten wird :-P Genug der Vorrede, viel Spaß mit dem ersten Kapitel. 01. Gefahr im Vollzug „Hlofgar Blutfang, ihr seht müde aus. Hattet ihr eine lange Reise?“ „Ich bin gerade erst zurückgekehrt. Als ich den Brief sah bin ich sofort zur Festung gekommen.“ Aufmerksam musterte Ulfric den Mann vor sich. Ein Nord wie er, mit blonden Haaren und blauen Augen. Allerdings war Hlofgar breitschultriger, wenn auch dafür etwas kleiner als Ulfric. Er trug die typische Rüstung der Sturmmäntel, lediglich das Bärenfell war gegen das eines Säbelzahntigers ausgetauscht worden. Ulfrics Augen wanderten unweigerlich zu der Kette um Hlofgars Hals, an welcher, wie auch an seinen Handgelenken, eine Reihe Fangzähne befestigt war. Es hieß, dass er, wann immer er einen Säbelzahntiger traf, die Fangzähne als Trophäe mitnahm. Wie viel Wahrheit dahinter steckte hatte Ulfric nie gefragt. Sie sahen sich nicht oft und wenn, dann hatten sie andere Dinge zu besprechen…so wie auch jetzt. „Ihr fragt euch sicherlich, warum ich euch hierher rufen ließ und nicht im Thronsaal empfangen wollte.“ „Ihr werdet sicherlich eure Gründe haben.“ Ulfrics Mundwinkel zuckten ob der Aussage kurz nach oben. Hlofgar war durch und durch Sturmmantel und Ulfric in jeder Hinsicht treu ergeben. Würde er ihm befehlen ein Kind zu töten, Hlofgar würde es sicherlich tun. „Weißt du, dass es einige gibt, die behaupten es sei ein Fehler gewesen General Tullius zu töten?“, wollte Ulfric wissen und löste damit ein Aufblitzen von Zorn in den blauen Augen seines Gegenübers aus. „Wie kann es ein Fehler sein für die Freiheit Himmelsrands zu kämpfen?“ „Nun, sie untermauern es damit, dass es unsere Truppen nur unnötig geschwächt hat und… so wie es momentan aussieht, scheint sich das zu bewahrheiten.“ „Was wollt ihr damit sagen?“ „Der Kampf gegen die Kaiserlichen hat unsere Truppen geschwächt und es scheint, als hätten es die Thalmor genau darauf angelegt. Meinen Quellen zu Folge sammeln sie sich und sie bringen ihre Untergebenen aus Valenwald mit. Dazu kommt, dass sie mit den übrigen Drachen einen Pakt geschlossen haben sollen, damit diese mit auf ihrer Seite kämpfen. Ihr kennt die Zahl unserer Männer, Hlofgar. Demnach müsste euch klar sein, dass wir gegen die vereinten Truppen der Elfen, Kaiserlichen, Bosmer und Drachen nicht bestehen können.“ „Besser tot, als unter der Knute dieser Spitzohren zu leben!“, begehrte Hlofgar sofort auf und Kampfeslust trat in seine Augen, was Ulfric zufrieden nicken ließ. „Nicht alle teilen diese Meinung und noch bin ich nicht Großkönig. Ich kann ihnen nichts befehlen. Aber würde das Drachenblut mit uns kämpfen hätten wir nicht nur eine reelle Chance gegen die Drachen, die Zweifler würden uns auch folgen.“ „Das Drachenblut ist eine Legende. Schön, es mag stimmen, dass die Drachenangriffe weniger geworden sind, nachdem das Drachenblut angeblich Alduin besiegt haben soll. Aber ist dem Drachenblut bisher irgendwer begegnet? Wenn es das Drachenblut wirklich gäbe, würde es dann nicht hier in Windhelm auftauchen? Wo es als wahrer Nord an die Seite der Sturmmäntel gehört?“ „Ich weiß nicht, was im Kopf des Drachenblutes vorgeht. Vielleicht ist es zu beschäftigt damit die Drachen in Schach zu halten und zeigt sich deswegen nicht. Aber ich kann dir versichern, dass es existiert. In der Stadt Weißlauf soll es öfters aufgetaucht sein, genügend ihrer Stadtwachen sind Zeugen seiner Kräfte und seiner Identität. Es soll eine hübsche Dunkelelfe sein.“ Hlofgar ließ das auflachen. „Der Thane des ehemaligen Jarls ist eine Dunmer. Eine nette Geschichte, damit sie von den Zweiflern akzeptiert wird.“ „Diese Thane ist zwar eine Dunmer, aber sie ist nicht hübsch.“ „Was wird das hier? Ein Streit darüber, welche Elfen attraktiv sind?“ „Es reicht, Hlofgar!“ Ulfrics Miene verfinsterte sich ob Hlofgars Ausbruch, welcher seinen Blick störrisch erwiderte. „Ich würde dir nicht hiervon erzählen, hätte ich die Quellen nicht bereits ordnungsgemäß überprüft oder bezweifelst du das?“ „Nein, mein Jarl.“, gab Hlofgar nach einem Moment schließlich nach und seine zuvor angespannten Muskeln lockerten sich allmählich wieder. „Gut. Wie gesagt, die Wachen erzählen, dass eine fremde hübsche Dunmer die Seele des Drachen in sich aufgenommen hätte, der Weißlauf angriff. Zudem erzählte mir Ralof, dass er von einer ebensolchen Dunmer aus Helgen begleitet wurde und dass sie sich aufmachte, um Weißlauf vor einen Drachenangriff zu warnen. Der Drache in Helgen griff an, als ihr Kopf rollen sollte. Gäbe es einen größeren Hinweis darauf, dass das Drachenblut existiert?“ Ulfric pausierte kurz, doch er wartete keine Antwort ab. „Zuletzt soll das Drachenblut in Weißlauf sogar einen Drachen gefangen haben. Hlofgar, ich ließ dich rufen, weil du dich auf die Suche nach dem Drachenblut machen sollst. Ohne es kommt jeder folgende Kampf gegen die Thalmor einem Selbstmord gleich. Beginne in Weißlauf, dort scheint sich das Drachenblut meistens aufzuhalten. Überzeuge es uns beizustehen, biete ihm notfalls Gold an, Schätze, legendäre Waffen, Hauptsache es folgt uns.“ Die Zweifel standen nur zu deutlich in Hlofgars Augen. Er glaubte nicht an eine Kreatur, die zwar in den Legenden der Nord zu Hause war, jedoch nicht für die Freiheit Himmelsrands kämpfte. Und dann sollte es auch noch eine Dunmer sein? „Ich bezweifle, dass diese Suche irgendwelchen Erfolg verspricht, aber ich war euch bisher immer treu, Ulfric, und ich werde es auch weiterhin sein.“ Ulfric trat einen Schritt vor, sodass er seine Hand auf die Schulter Hlofgars legen konnte. „Ruht euch aus und lasst euch dann neu ausrüsten. Es wird sicherlich eine Weile dauern, ehe die Thalmor ihre Truppen gesammelt haben, aber dennoch: verliert keine Zeit, Hlofgar.“ „Das werde ich nicht, mein Jarl.“ Aus dem Augenwinkel sah sie den Teller mit dem Eintopf heran fliegen. Sie hätte ausweichen können, doch tat sie es nicht in dem Wissen, dass dies den Werfer nur noch wütender gemacht hätte. Sie hob lediglich schützend die Arme vor ihr Gesicht und biss die Zähne aufeinander, als sie das Porzellan traf. Der warme Eintopf beschmutzte sie vollständig und die Scherben zerschnitten ihr die Hand, als der Teller auf dem Boden zersprang. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass mein Essen nicht kochen soll, wenn du es auf den Tisch stellst?!“, keifte ihr Ehemann und schleuderte nun auch noch den Löffel nach ihr. „Gestern war es dir bereits zu kalt.“, murmelte sie leise, erhob sich aus ihrer kauernden Stellung um einen Lappen zu nehmen und die Sauerei aufzuräumen. „Was hast du gesagt, Weib?“ „Das es mir leid tut, Liebster.“ „Das sollte es besser. Pah, iss den Fraß alleine, er schmeckt doch eh wieder nicht.“ Laut scharrten die Stuhlbeine über die Steinfliesen, als der Mann sich erhob und türenschlagend den Raum verließ. „Warum tust du mir das an?“, murmelte die Frau leise und betrachtete den Ehering an ihrem Finger. Nichts war mehr von dem Mann übrig geblieben, der noch vor wenigen Wochen um sie geworben hatte. Nun schien sein einziges Vergnügen darin zu bestehen sie zu schikanieren. Als der Boden sauber war ging die Schwarzhaarige nach oben ins Schlafzimmer, wo sie sich ein sauberes Kleid anzog, ehe sie hinab in den Keller stieg. Auf den ersten Blick wirkte er zu klein für das Haus. Fässer und Lebensmittel fanden hier kaum platz, doch das lag nur daran, dass ein Zauber jedem eine Mauer dort vorgaukelte, wo keine war. Eine mächtige Illusion, welche ihr eine Menge Septimen gekostet hatte. Doch sie hatte nicht gewollt, dass irgendjemand von ihren wahren Tätigkeiten erfuhr, wobei sie nie gedacht hätte, dass sie vor allem froh darüber sein würde, dass ihr Gemahl nichts davon ahnte. Die Schwarzhaarige ließ ihre Finger über die Wand gleiten, zählte die Fugen zwischen den Steinen, bis sie gegen kühles Metall stieß. Dreimal tippte sie auf das kleine Amulett, dann begann die Wand vor ihr zu Flimmern und wurde schließlich durchscheinend. Ohne zu zögern trat sie durch die Illusion und betrat den eigentlichen Kellerteil. Fackeln erleuchteten den saalähnlichen Raum. Rechts befand sich ein arkaner Verzauberer, der jedoch dick mit Staub bedeckt war. Die Verzauberung war nicht das Gebiet der Dunkelhaarigen und dementsprechend befanden sich auch keine Seelensteine in den Lagerregalen, stattdessen verstaubten Bücher in ihnen. In einer anderen Ecke standen Puppen, die Rüstungen trugen und Waffen, welche sie nicht hatte verkaufen wollen, hingen in ihren Halterungen. Ihr eigentliches Ziel befand sich im hinteren Teil des Kellers: das Alchemielabor. Sie schloss die Augen und atmete die Luft ein, als sie näher kam. Die zahlreichen Zutaten sandten ein Geruchskonzert, welches ihr jedes Mal einen angenehmen Schwindel bescherte. Der Duft der Heilkräuter vermischte sich mit dem bitteren Geruch der giftigen Substanzen, während die Extrakte der magischen Wesen ein Kribbeln erzeugten, welches einen oft zum Niesen brachte. Diesmal lag zusätzlich der süße Duft des Verfalls mit darunter. Es konnten die Riesenzehen sein, die sie noch nicht konserviert hatte. Nein, vermutlich waren es eher die Falmerohren. Sie hatte sie frisch verarbeiten wollen, doch das Geschrei ihres Ehemannes hatte sie dazu gezwungen ihre Arbeit zu unterbrechen und den Keller zu verlassen. „Die zwei Wochen sind um.“ Langsam öffnete die Schwarzhaarige ihre Augen wieder und sah direkt in die toten Augen eines Geistes, welcher im durchscheinenden Blau vor der Feuerstelle in der Kellermitte stand, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. Er schien ruhig, doch sie wusste, dass er innerlich vor Wut bebte. Hätte sie es ihm nicht verboten, er hätte ihren Ehemann längst umgebracht und würde sie ihn nicht trotz seiner Taten lieben, er hätte sich sicherlich über dieses Verbot hinweggesetzt. Vermutlich hatte er das Geschrei bis hier hinunter gehört und selbst wenn nicht, die Verletzung an ihrer Hand war ihm genug Antwort. Nun nickte der Geist auffordernd in Richtung der Säule, an welcher mit einem Pfeil ein Zettel angebracht worden war. „Du hast dein Wort gegeben.“, knurrte der Tote nun, da die Dunkelhaarige zögerte. Wortlos wandte sie sich von ihm ab und ging zu der Säule hinüber. Eine krakelige Handschrift verkündete, dass mit heutigem Tag die Lieferung abholbereit sein würde. Befestigt war der Brief mit einem Pfeil aus eigenartigem Metall. Er war schwarz und glänzte metallisch, schien zugleich das Licht zu schlucken und hin und wieder schien es, als würde ein rotes Flimmern über den Schaft fliegen. Die Schwarzhaarige hob die Hand und legte die Fingerspitzen an den Schaft, fühlte das gleichmäßige Pulsieren, ehe sie im nächsten Moment erschrocken erstarrte. Ein Blick zu dem Geist sagte ihr, dass er es auch gehörte hatte. Den hellen Schrei einer Frau…einen Lustschrei…zwar gedämpft durch die Mauern, aber dennoch hörbar. Ein weiterer Schrei folgte, begleitet vom tiefen Stöhnen eines Mannes. Irgendwo in ihr zersprang etwas, löste einen stechenden Schmerz aus, der ihren gesamten Körper zu schütteln schien. Er entlockte ihr keine Tränen, dafür kannte sie diesen Schmerz zu gut. Allerdings hatte sie sich geschworen, diesen Schmerz nie wieder spüren zu wollen. Raschelnd segelte das Papier zu Boden. Ohne es zu bemerken hatte sie den Pfeil aus der Säule gezogen. Ihr Blick senkte sich auf das Wurfgeschoss. Es pulsierte in ihrer Hand, wurde stärker, wütender, übertrug seine Wut auf die Schwarzhaarige, die sich nur zu gerne davon einnehmen ließ. „Du hast Recht.“, sagte sie leise, während ihr Griff sich so fest um den Pfeil legte, dass sie sich mit den eigenen Fingernägeln verletzte. „Die zwei Wochen sind um.“ Ruckartig machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Keller die Treppen hinauf in den ersten Stock, wo sich das Schlafzimmer befand. Ein Held, ein Held, nach Kriegerherz'n fragt. Wahrlich, wahrlich, das Drachenblut naht. Mit machtvoller Stimme nach alter Nord-Art. Glaubt mir, glaubt mir, das Drachenblut naht. Die Feinde von Himmelsrand finden ihr Ende. Weh euch, weh euch, das Drachenblut naht. Zum Licht ward das Dunkel, es lebt die Legende. Fürwahr, fürwahr, das Drachenblut ist da. „Was glaubst du Olaf? Was tut das Drachenblut jetzt wohl, nachdem Alduin geschlagen ist?“, wollte Braugrund wissen, während er sich ein Stück vom Brot abbrach und in seine Suppe tunkte, bevor er es ass. „Vermutlich in irgendeiner Taverne sitzen und seinen Sieg mit Met feiern.“, erwiderte Olaf. „Viel interessanter ist doch, wie das Drachenblut aussieht. Ich hab gehört es soll das Ebenbild von Talos sein, mit einem Breitschwert, das zwei Meter misst.“ „So? Ich hörte es wäre eine Axt. Aber wer braucht schon eine Axt, wenn er mit der bloßen Hand die Knochen seiner Feinde zerquetschen kann?“ Hlofgar griff seinen Humpen mit Met und leerte ihn in einem Zug, winkte mit dem Gefäß gleich darauf der Bedienung, damit sie ihm einen neuen brachte. Die beiden Nord zwei Tische weiter diskutierten noch immer darüber, wer das Drachenblut sein könnte, doch Hlofgar hörte nicht mehr hin. Sie schienen keine Ahnung zu haben und wenn sie sie hätten, dann hätte das Lied der Bardin sie ebenfalls dazu veranlasst ihren Frust mit Met zu ertränken. Noch immer konnte der Blonde sich nicht damit anfreunden, dass es sich bei dem Drachenblut um eine Dunmer handeln sollte. Doch genau das schien zu stimmen. Wie von Ulfric gewollt, hatte er in Weißlauf mit seiner Suche begonnen und dort war ihm von mehreren bestätigt worden, dass das Drachenblut tatsächlich eine hübsche Dunmer sein sollte, auch wenn Hlofgar noch immer ein Rätsel war, was an diesen Elfen hübsch sein sollte. In Weißlauf war das Drachenblut jedoch länger nicht mehr gesehen worden, genaugenommen seit Balgruuf nicht mehr den Platz es Jarls inne hatte. Allerdings hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass das Drachenblut nach Einsamkeit gegangen war. Zumindest sollte dort eine Dunmer leben, auf welche die Beschreibung passte. Und nun war Hlofgar hier, im ‚Zwinkernden Skeever’ und bezweifelte stark, dass er hier tatsächlich auf das Drachenblut stoßen würde. Immerhin hatte er diese Stadt angegriffen, um General Tullius zu töten und er hätte es sicherlich zu spüren bekommen, wenn das hier tatsächlich die Stadt des Drachenblutes war. Doch was blieb ihm anderes übrig, als dieser Spur zu folgen? Eine andere gab es nicht und sie brauchten das Drachenblut. „Sagt mal…“, begann er, als die Bedienung wieder näher kam, deren Miene sich schlagartig verfinstere und sie knallte den Humpen so fest auf den Tisch, dass das Getränk überschwappte. „Nein, ich bin nicht auf der Suche nach einem Ehemann und auch nicht nach einem Abenteuer.“, zischte sie ungehalten. „Tut mir leid euch enttäuschen zu müssen, aber darum geht es nicht.“ „Oh, na dann…tut mir leid.“ Die noch recht junge Nord errötete vor Verlegenheit, stellte ihr Tablett ab und machte sich daran das verschüttete Met aufzuwischen. „Ich bin neu hier und bekomme daher die Frage so oft gestellt…ich war wohl etwas gereizt. Also, was wolltet ihr wissen?“ „Hier soll eine hübsche Dunkelelfe leben. Könnt ihr mir sagen, wo ich sie finde?“ „Ah, ich bin also nicht euer Typ, welch Glück für mich.“ Die Nord verdrehte die Augen und richtete sich auf, sah durch Hlofgar hindurch, während sie scheinbar nachdachte. „Nein, tut mir leid. Hier leben fast gar keine Dunmer und hübsche erst recht nicht, allerdings bin ich auch noch nicht lange hier und kenne sicherlich nicht alle Einwohner. Am besten fragt ihr jemand anderen.“ Sie nahm das Tablett wieder auf, hielt dann aber noch mal inne. „Oder sprecht ihr vom Daedraweib?“ „Daedraweib? Wer soll das sein?“ „Nun, kann sein, dass es nur ein Märchen ist, das Arus mir erzählte, um mir Angst zu machen. Er leitet derzeit die Taverne hier und stellte mich ein, während der eigentliche Besitzer, Corpulus Vinius, in Trauer ist, weil sein Sohn vor kurzem starb.“ „Und dieses Daedraweib soll eine hübsche Dunmer gewesen sein?“, hakte Hlofgar ungeduldig nach. „Ja.“, die Bedienung nickte, stellte das Tablett wieder ab und setzte sich. „Sie soll abends einfach in der Stadt aufgetaucht sein, mit einem Amulett von Mara um den Hals. Der Sohn des Tavernenbesitzers, Sorex, kam ihr angetrunken entgegen und soll im Übermut gleich um ihre Hand angehalten haben. Kurz darauf heirateten sie und bezogen ein Haus hier in Einsamkeit. Sorex allerdings soll ein Versager gewesen sein. Er half seinem Vater zwar in der Taverne, brachte aber ansonsten wenig zu Stande und ließ seine Wut an seiner Gemahlin aus. Man sah sie selten und wenn, dann soll sie sehr unglücklich gewirkt haben. Oh, ich schweife ab nicht wahr?“, fragte die Nord, als sie Hlofgars ungeduldigen Blick bemerkte. „Um zum Punkt zu kommen, Sorex soll sie betrogen haben, was sie eines Nachts mitbekam und daraufhin ihn und seine Gefährtin mit einem Daedrapfeil niederstach. Die Stadtwache will sich noch erinnern gesehen zu haben, wie sie die Stadt verließ. Von der Tat selbst hatte niemand etwas mitbekommen, erst als Corpulus seinen Sohn vermisste suchte er das Haus auf. Er fand die beiden Toten im Bett des Schlafzimmers, übersäht mit tausenden Pfeilstichen. Ich mein, könnt ihr euch das vorstellen? Ein so qualvoller Tod und niemand will etwas gehört haben? Die Toten schienen ja nicht mal mehr geflohen zu sein, wenn sie noch immer im Bett waren. Nun, vermutlich nannten sie sie deswegen Daedraweib. Weil sie daedrische Kräfte hatte.“ /Oder die Macht eines Drachenblutes./ Was hatte sich Akatosh nur für einen Spaß dabei erlaubt, einer solchen Sterblichen die Macht der Stimme zu verleihen? Seufzend griff Hlofgar nach seinem neuen Krug und leerte auch diesen wieder ohne Abzusetzen. „Weiß jemand wo dieses Daedraweib hingegangen ist?“ „Sagt nicht ihr glaubt diese Geschichte? Sie kann unmöglich wahr sein.“ Kopfschüttelnd erhob die Nord sich wieder. „Aber wenn ihr meint…ihr werdet die Stadtwache fragen müssen, wo sie hin ist. Ansonsten wird euch sicherlich aufgefallen sein, dass die Kahjiit vor dem Tor lagern. Mit etwas Glück sind sie ihr unterwegs begegnet.“ „Großartig. Als ob ich ewig für diese verfluchte Schnitzeljagd Zeit hätte.“, knurrte Hlofgar und griff sich einen neuen Metkrug vom Tablett, bevor die Bedienung weitergehen konnte. Er wusste nicht, wie viel Zeit noch blieb, bis die Thalmor ihre Truppen zusammen hatten, doch wenn sie angriffen würden die Sturmmäntel sie sicherlich nicht lange hinhalten können. Auch wenn es Hlofgar an seinem Stolz kratze, wenn er Ulfric sein wahrscheinliches Versagen offenbaren musste, er konnte ihn nicht länger warten lassen, sondern würde ihm eine Nachricht zukommen lassen müssen und hoffen, dass die Stadtwachen oder die verfluchten Katzen irgendetwas gesehen hatten. Es konnte doch unmöglich so schwer sein, den Held von Himmelsrand aufzuspüren. Eine leise Stimme sagte ihm, dass man auch ihn lange gesucht hatte, ehe Ulfric ihn mit seinem Suchauftrag hatte betrauen können, doch diese ignorierte er. Kapitel 2: Finde das Drachenblut -------------------------------- Tata! Und hier folgt auch schon das zweite Kapitel. Das liegt aber nur daran, da ich, wie gesagt, dass erste geteilt habe. Außerdem habe ich momentan noch Urlaub und mehr Zeit zum Schreiben^^ Die kommenden werden wahrscheinlich länger brauchen, aber ich werd mich bemühen spätestens alle 4 Wochen was Neues hochzuladen. So, es folgt noch etwas Vorgeplänkel, zudem hab ich mir erlaubt zwei künstlerische Freiheiten einzubauen, wobei ich sonst allerdings drauf achte mich an die Vorgaben aus dem Spiel zu halten. Das eine betrifft das Tragen der Daedra-Rüstung, was ich etwas schwieriger gestaltet habe. Immerhin wurde dafür deren Herzen verwendet. Das zweite ist, dass die Taverne in Dämmerstern keine Zimmertüren hat...die hab ich einfach mal eingefügt. Wäre sonst blöd, wenn die ganze Taverne mithört. Und nun viel Spaß beim Lesen 2. Finde das Drachenblut „Es stimmt also? Ihr zieht endlich bei uns ein, Zuhörerin?“, fragte Babette aufgedreht und tanzte um die Mörderin herum, was dieser ein leichtes Lächeln entlockte.“ „Ja, das tue ich.“, bestätigte sie und stellte den Rucksack ab, in welchem sie ihre wichtigsten Habseligkeiten aus Einsamkeit mitgebracht hatte. „Gut Stolzspitze war allerdings wesentlich komfortabler.“, bemerkte Lucien von der Seite, die Augen missbilligend auf das einfache Bett aus Fellen gerichtet. „Ich will diesen Ort nie wieder sehen. Außerdem gehöre ich hier her.“ „Dein altes Heim war einem Zuhörer aber zumindest würdig. Nicht wie dieses Loch hier.“ „Wir haben uns gerade erst wieder den Respekt der Leute verdient.“, mischte sich Nazir keuchend ein, während er eine schwere Kiste durch die Tür wuchtete, „da sollten wir nicht allzu schnell die Aufmerksamkeit auf uns lenken, indem wir ein Bett für einen Jarl heranschleppen.“ Lucien öffnete den Mund für eine Antwort, doch die Zuhörerin kam ihm zuvor. „Das reicht jetzt. Geht jetzt hinaus, alle. Und egal was ihr gleich hört, kommt nicht wieder hinein, ehe ich nicht die Tür öffne.“ Die Blicke der Attentäter waren fragend, der Luciens wissend. Sie wagten keine Einwände, sondern verließen wie gewünscht den Raum. Nachdem der letzte gegangen war, trat die Zuhörerin an die Kiste heran, welche Nazir ihr hereingetragen hatte und schob den Deckel zur Seite. Sorgsam in Fellen eingeschlagen, lagen dort die Einzelteile einer Rüstung. Tiefschwarz, als würde sie das Licht verschlingen, doch manchmal sah man das metallische Funkeln noch. Im Brustbereich sandte sie ein dumpfes Rot aus, welches langsam zu pulsieren schien. Fasziniert strich die Mörderin über den Harnisch, ehe sie sich erhob und sich ihres Kleides entledigte, um es gegen ein wattiertes Gewand auszutauschen, welches sie stets unter einer Rüstung trug. Zum einem, damit das Metall nicht drückte, zum anderen, da es ihr sonst zu kalt war. Schließlich war sie Hitze Morrowinds gewohnt. Sorgsam begann sie ihre Haare zu flechten, damit sie ihr gleich nicht im Weg waren. Sie waren lang geworden, zu lang für eine Kriegerin. Doch sie waren nützlich, um das Gesicht dahinter zu verbergen und nicht angestarrt zu werden. Nur darum hatte sie diese bisher noch nicht abgeschnitten und mit der richtigen Flechtkunst verschwanden die Haare komplett unter ihrem Helm, ohne irgendwo zu drücken. Einen Moment lang betrachtete die Elfe sich in der Spiegelung eines Silbertellers, bevor sie sich wieder der Kiste zuwandte. Sie musste vorsichtig sein. Wie gefährlich es werden konnte hatte sie nur zu deutlich zu spüren bekommen und es durfte nicht noch einmal geschehen. Sorgsam griff die Zuhörerin nach dem Brustharnisch und legte ihn vorerst auf dem Boden ab. Besser, sie fing mit etwas Kleinem an. Die Stiefel schienen ihr dafür am besten geeignet. Sie konzentrierte sich darauf ihren Kopf zu leeren und zog erst den rechten, dann den linken Stiefel an. Sie passten perfekt und das obwohl Mugdul gro’Shazog nur einmal ihre Maße genommen hatte. /Wenn der Rest auch so sitzt habe ich ihm deutlich zu wenig bezahlt./, dachte sie lächelnd, ehe sie sich wieder auf ihre Rüstung konzentrierte. Ein leichtes Pulsieren ging von den Stiefeln in ihre Beine. Es war ein komisches Gefühl, an welches sie sich wohl würde gewöhnen müssen. Doch ging das sicherlich leichter, als sich daran zu gewöhnen ihre Emotionen zu kontrollieren. Den Stiefeln folgten Beinschienen und der Harnisch, zum Schluss noch die Handschuhe und der Helm. Allmählich wurde die Zuhörerin unruhig. Zwar pulsierte nun ihr ganzer Körper, doch die Sache war ihr zu einfach. Eigentlich hätte es größerer Schwierigkeiten geben müssen. Als würde die Rüstung auf ihre Gedanken reagieren nahm das Pulsieren mit einem mal zu und wurde unregelmäßiger. /Was…soll das?“/, fragte die Mörderin sich stumm. Der Sinn hinter dieser Aktion verschloss sich ihr. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorne, wodurch sie die Rüstung scheinbar herausforderte, denn es wurde schlimmer und ein stechender Schmerz jagte durch ihre Brust, der für einen kurzen Moment ihren Herzschlag aussetzen ließ. Erschrocken riss sie die Augen auf, als sie begriff. Das Pulsieren sollte ihr Herz aus dem Rhythmus bringen. Sie versuchte ruhig zu bleiben und sich zu konzentrieren, doch die wachsende Panik verhinderte dies. Gelächter war zu hören, so laut, dass es selbst das Wummern der Rüstung übertönte. Der Zuhörerin gaben die Knie nach und mit einem Krachen schlug sie auf den Boden auf, ohne in der Lage zu sein sich abzustützen, da ihr Körper ihr nicht länger gehorchen wollte. Jetzt spürte sie es deutlich. Ihr Herzschlag wurde von einem Pulsieren mitgerissen und kurz darauf in einen andern Rhythmus gedrängt. Jeder Wechsel schmerzte, allzu lange würde sie das nicht durchstehen. Wieder war das Lachen zu hören und unter Mühen gelang es ihr den Kopf zu wenden. Vier schattenhafte Gestalten standen um sie herum. Es mussten die Daedra sein, mit deren Herzen die Zuhörerin diese Rüstung hatte erschaffen lassen. Schien ganz so, als weigerten sie sich derjenigen zu gehorchen, die sie besiegt hatte. Die Erkenntnis sandte Wut durch ihren Körper. /Nein! Ihr werdet nicht siegen. Ich habe euch einmal geschlagen und ich werde es wieder tun./ Entschlossen griff sie gedanklich nach einem der Herzschläge und zwang ihn dazu sich zu verlangsamen. Es trieb ihr den Schweiß auf die Stirn und mehr als einmal wäre er ihr fast entglitten, wenn der Schmerz wieder durch ihre Brust fuhr, was immer öfter geschah, doch schließlich hatte sie ihn unter Kontrolle gebracht. /Nun der nächste./ Einem nach dem anderen nahm sie sich auch die anderen Herzschläge vor und verlangsamte sie zu einem gemeinsamen Schlagen. Ihre Augen fixierten die Daedra, die aufgehört hatten zu Lachen. Stumm standen sie da, dann, auf ein stummes Zeichen hin, beugten sie zugleich das Knie vor der Zuhörerin, die sie nun als neue Herrin scheinbar akzeptierten. Einen Augenblick später lösten sie sich auf und die Rüstung hörte auf zu pulsieren. Einen Moment lang lag die Mörderin noch still da, ehe sie erleichtert aufatmete und sich aufsetzte. /Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es Schwierigkeiten geben würde. Ob Mugdul wohl auch Probleme hatte? Gesagt hat er jedenfalls nichts./ Sie nahm den Helm wieder ab, froh wieder frischere Luft atmen zu können und blickte auf den letzten Gegenstand in der Kiste. Das Daedraschwert. Mugdul hatte seine Schneide gezahnt, etwas was die Zuhörerin bisher noch nicht gesehen hatte, doch der Orc würde schon gewusst haben, warum er so handelte. Entschlossen griff sie nach der Waffe. Wieder entstand ein Pulsieren, doch verschwand es schnell, als spürte es, dass seine vier Artgenossen bereits gescheitert waren. /Perfekt auspariert, es liegt gut in der Hand./ Sie schwang das Schwert probeweise durch die Luft, ehe sie es in die Rüstungshalterung steckte und die Tür ihres Zimmers wieder öffnete. „Was treibt ihr da?“, fragte sie und sah verwundert auf die drei Gestalten, die im Gang vor ihrer Tür standen. Lucien fixierte sie mit verschränkten Armen, während Babette und Nazir jeweils rechts und links von ihm standen und den Geist eingehend musterten. „Sie vergewissern sich, dass es euch gut geht. Schließlich würde ich mich auflösen, solltet ihr sterben.“, klärte Lucien sie auf, während seine beiden Begleiter nun erleichtert die Zuhörerin ansahen. „Ich hatte nicht vor zu sterben.“ „Aber du warst dicht dran.“ „Was nicht das erste Mal wäre.“ „Zuhörerin! ZUHÖRERIN!“, hallte es laut und schrill durch den Gang, kurz darauf tauchte Cicero in seiner Narrenkleidung vor ihnen auf. „Oh, Cicero hat die frohe Botschaft gerade erst gehört! Die Zuhörerin zieht in die Zuflucht ein! Ein freudiger, freudiger Tag. Mutter ist sehr erfreut darüber…ich meine, sie wird sicherlich sehr erfreut darüber sein! Wir müssen feiern, feiern…FEIERN! Mit einem Mord!“ Dunkel glitzerten seine Augen, was Nazir einen Schritt von ihm zurückweichen und die Hand an seinen Dolch legen ließ. Er traute Cicero nicht, was sie sich jedoch nicht erklären konnte. Gut, er hatte Astrid angegriffen, doch sie hatte es auch verdient gehabt. Sie hatte die Mutter beleidigt und Cicero würde nicht zulassen, dass der Zuflucht in irgendeiner Weise Schaden zugeführt wurde. „Aber zunächst…!“, fuhr Cicero fort, die Mordlust war von einem Moment auf den anderen wieder aus seinen Augen verschwunden, „feiern wir und tanzen und singen!“ Aus einem Beutel, den er mitgenommen hatte zog er mehrere Blumenkränze hervor, welche durch den eher ruppigen Transport schon arg in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Munter pfeifend warf er jedem einen der Kränze über den Kopf, was Babette laut niesen ließ. „Nun kommt doch Zuhörerin, gefeiert wird oben, wo Platz zum Tanzen ist, wo das Wehklagen der Gefolterten unsere Musik ist.“ Cicero griff nach der Hand der Zuhörerin und zog sie kurzerhand hinter sich her. /Armer Kerl./, dachte sie mitleidig, während sie dem Narren folgte. /Und dennoch ist er wohl einer der glücklichsten Menschen. Glücklicher als ich sowieso./ /Dämmerstern…es ist noch immer so trostlos, wie ich es in Erinnerung hatte./, dachte Hlofgar frustriert und stieg vom Rücken seines Pferdes als er die ersten Häuser erreichte, um es die paar Schritte zur Kaserne zu führen. Auch wenn er selbst in einer solch kleinen Ortschaft aufgewachsen war, Hlofgar zog die größeren Städte vor. Nicht wegen ihrer schützenden Mauern, sondern wegen dem Leben, welches hinter ihnen pulsierte. Es zeigte ihm, dass er das richtige getan hatte, während Dörfer wie Dämmerstern scheinbar zeitlos blieben. Dazu kam, dass gerade Dämmerstern kein Ort war, an welchem das Herz des Lebens schlug. Umso überraschter war Hlofgar, als er fröhlich von einem Sturmmantel begrüßt wurde, als er in das Haus trat, was sich unrühmlicher weise Kaserne nannte. Und das nur wegen ein paar Betten. „Hlofgar Blutfang! Ihr seid es nicht wahr? Ich sehe euch zum ersten Mal, aber ich habe schon viel von euch gehört.“, begann der noch recht junge Soldat mit einem begeisterten Funkeln in den Augen. „Ich bin nicht hier um zu Plaudern.“, erwiderte Hlofgar, in dem Versuch den Eifrigen möglichst schnell abzuwürgen. Er schob sich an dem Sturmmantel vorbei und trat näher in den Raum, sah sich nach dem Hauptmann um, welcher an einem Tisch saß und scheinbar gerade beim Abendessen war. „Ah, Hlofgar Blutfang, wie Rohdrund so treffend bemerkt hat.“, grüßte der Hauptmann ihn nun und winkte Hlofgar zu sich heran. „Kommt und setzt euch, trinkt, esst, ruht euch aus von eurer Reise. Mein Name ist Bato Sturmgrund, weil sich meine Mutter in einer Sturmnacht in den Abgrund stürzte, ha ha!“ Er lachte in einer Tonlage, die es Hlofgar unmöglich machte zu erkennen, ob Bato seine Worte nun im Ernst oder im Scherz gemeint hatte. Er beschloss besser nichts darauf zu erwidern, sondern kam einfach der Einladung nach und nahm mit an dem Tisch platz, ließ sich einen Krug mit warmen Met füllen und trank ihn genüsslich. „Oh bitte Hlofgar, könnt ihr uns nicht von euren Abenteuern erzählen?“, wollte Rohdrund wissen, der dem Blonden gefolgt war und nun Anstalten machte sich zu ihnen zu setzen. „Wie etwa euren Angriff auf Einsamkeit. Ich habe so viele Versionen gehört, ich wüsste ger-„ „Genug, Rohdrund!“, unterbrach Bato den Jüngeren laut und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Jetzt ist nicht die Zeit für Geschichten und deine Schicht hat längst angefangen. Also geh oder ich zieh dir die Zeit vom Lohn ab.“ Für einen Moment schien es, als wollte Rohdrund etwas erwidern, besann sich dann aber eines besseren und verließ die Kaserne. „Händlersohn.“, erklärte Bato knapp, „er trat der Armee bei, um Abenteuer zu erleben und macht sich in die Hosen, sobald er auf einen echten Gegner trifft.“ Seufzend schüttelte der Hauptmann den Kopf. „Wie auch immer, was führt euch her, Hlofgar?“ „Ihr kommt direkt zum Punkt?“ „Natürlich würde ich euch erst speisen lassen und euch ein Bett anbieten, der Höflichkeit wegen, aber ich habe schon zu lange tagein tagaus mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, da merkt man, wenn jemand in Eile ist. Und ihr wirkt, als hättet ihr es so eilig, das nicht mal mehr für Höflichkeiten platz ist.“ Bato hob leicht die Mundwinkel und diesmal stimmte Hlofgar in das Lächeln mit ein. „Es ist wahr, ich bin in Eile. Ich bin hier, weil ich eine Dunmer suche. Eine hübsche Dunmer. Die Kahjit sagten, sie hätte die Straße nach Dämmerstern genommen. Ist sie noch hier?“ „Eine Dunmer?“ Das Unverständnis stand Bato ins Gesicht geschrieben, ehe er es kurz darauf verzog. Hlofgar wusste, was er dachte: ‚Die Jagd nach der großen Liebe’. Doch es war ihm egal. „Es kommen kaum Fremde nach Dämmerstern und eine Dunmer war meinem Wissen nach nicht darunter.“ „Nicht so schnell, Hauptmann.“ Die beiden Männer wandten sich zu den Treppen um, auf welcher soeben ein weiterer Soldat erschienen war. „Viding will die Tage eine gesehen haben. Sie soll von einem schwarzen Pferd mit roten Augen begleitet worden sein.“ „Viding ist ein Säufer.“, wiegelte Bato sofort ab. „Oder weiß er etwa auch wo sie wohnt?“ Der Soldat verneinte. „Sie soll Dämmerstern selbst auch nicht betreten haben, sondern davor zwischen den Bäumen gelaufen sein. Als Viding ihr um eine Biegung folgen wollte war sie dann plötzlich verschwunden.“ „Es wird Zeit, dass Viding versetzt wird.“ „Niemand will einen Säufer, ihr werdet mit ihm leben müssen, Hauptmann.“ Hlofgar ließ die beiden diskutieren, er hörte ihnen nur noch halb zu und sah stattdessen resigniert in seinen Krug. Scheinbar war es Zeit aufzugeben. Wie weit sollte er das Drachenblut denn noch jagen? Wie sollte er es finden, wenn es nicht die Wege nahm? Weiterhin jeder Stadt abklappern, in der Hoffnung, dass irgendjemand die Dunmer gesehen hatte? Sie hatten dazu verflucht noch mal keine Zeit! „Das war’s, das ist das Ende.“, murmelte Hlofgar, in dem Wissen, dass wenn Himmelsrand fiel, er Schuld daran hatte. Er stützte den Ellenbogen auf und grub die Finger in die Haare. Das konnte einfach nicht wahr sein. „Ach Unsinn, so was ist nie das Ende.“, wandte Bato sich wieder an ihn, der Hlofgars Worte wohl mitbekommen hatte und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Euch steht eh etwas Besseres zu, als eines dieser Dunkelelfenflittchen.“ „Wir sollten das Thema wechseln.“, mischte der Soldat sich ein und setzte sich zu den beiden. „Bleibt doch diese Nacht hier und lasst euch den neusten Tratsch von uns erzählen.“, schlug er vor, dabei ignorierend, dass hier in Dämmerstern nicht sonderlich viel vom neusten Tratsch ankam. Hlofgar schüttelte jedoch ablehnend den Kopf, weiterhin in den Krug starrend. „Dafür bleibt keine Zeit. Ich muss nach Windhelm zurück und nach einer Nacht voller Alpträume werde ich kaum schnell genug reiten können.“ „Was denn? Sagt bloß ihr habt ihm noch nichts erzählt, Hauptmann?“ der Soldat schickte Bato einen unverständlichen Blick, ehe er sich wieder dem Blonden zuwandte. „Wir sind seit zwei Wochen unsere Alpträume los. Von einer Nacht auf die andere waren sie verschwunden und die Leute sind endlich wieder gut gelaunt. Aber viele Wanderer haben wir trotzdem noch nicht. Kein Wunder, wenn die Information auch nicht weiter durchsickert.“ Mit mürrischer Miene lehnte der Soldat sich zurück. Er schien nicht ganz glücklich damit zu sein, an diesen eher ruhigen Ort versetzt worden zu sein. Hlofgars Blick löste sich leicht von dem Krug und wandte sich den beiden anderen Nord zu, was Bato wohl als Anlass nahm die Sache weiter auszuführen. „Nun, ganz so plötzlich kam es nicht. Dieser Priester Erandur hatte doch so einen Söldner angeheuert, um ihm bei dem Alptraumproblem zu helfen.“ „Ja schon, aber wer konnte schon ahnen, dass sie erfolgreich sein würden?“, wandte der Soldat ein. „Es ist mir eh ein Rätsel, wie ein Priester von Mara so einen Söldner ansprechen konnte. Ich meine…er ist doch irgendwie unheimlich oder nicht?“ Bato schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Ich hab zumindest nie eine Rüstung wie seine gesehen. Dieses…rote Pulsieren auf ihr…und ich hab ihn bisher noch nie ohne gesehen, du?“ Der Soldat schüttelte den Kopf. „Nein, aber weißt du woran er mich erinnert? Hier im Museum der Morgenröte, da gibt es auch Zeichnungen von Daedra und ich finde dass er ihnen sehr ähnlich sieht.“ Ruckartig hob Hlofgar seinen Kopf und fixierte den Soldaten. Ein Funken Hoffnung hatte sich wieder in seine Augen geschlichen. Sollte das tatsächlich möglich sein? Eine Rüstung der Daedra und, wenn das Märchen der Tavernenbedienung stimmte, das Daedra-Weib? Was hatte Viding noch gesagt? Ein schwarzes Pferd mit roten Augen? Und eine ebenfalls schwarze Rüstung, die rot pulsierte? Vielleicht war es zu weit hergeholt, doch Hlofgar war bereit nach jedem Strohhalm zu greifen, den man ihm anbot. „Dieser Söldner, ist er noch hier?“, wollte er wissen. „Hm, müsste er eigentlich.“, antworte Bato. „Ich sehe ihn zwar nicht immer, aber wenn dann hockt er meistens im ‚Zum windigen Gipfel’.“ „Dann entschuldigt mich.“, sagte Hlofgar und ohne noch eine Antwort abzuwarten erhob er sich und verließ die Kaserne. Hlofgars Pferd schnaubte protestierend, als es seinen Herrn einfach an sich vorbeieilen sah. Es war erschöpft vom langen Ritt und wollte endlich fressen und sich ausruhen, stattdessen stand es noch immer angebunden vor der Kaserne. Momentan hatte der Nord jedoch keinen Blick für die Bedürfnisse seines Tieres. Es gab bedeutend wichtigeres, nämlich das Drachenblut zu finden, bevor es wieder verschwand. Beinahe rannte Hlofgar den Weg entlang, hinüber zur Taverne und zog die Tür auf. Das Innere war wie immer spärlich besucht, selbst die Bardin hatte scheinbar keine Muße irgendetwas zu singen, sondern saß an einem der Tische und zupfte gelangweilt an einzelnen Seiten ihrer Laute herum. Hlofgars Ziel befand sich umweit der Tür, an einem kleinen, halb im Schatten verborgenen, Tisch. Zumindest hielt er die Person dort für den besagten Söldner, denn sie war die einzige, welche komplett in eine schwarze Rüstung gehüllt war. Er musste gestehen, dass die Rüstung tatsächlich etwas Unheimliches an sich hatte. Kein Wunder, dass der Soldat sie mit den Daedra verglich. Aber hatte er nicht gesagt, der Söldner wäre allein? Zwei weitere Personen saßen mit ihm am Tisch. Ein Hofnarr und ein kuttetragender Geist. /Sag mir Talos, wie kannst du zulassen, dass so was aus deinem Erbe geworden ist?/, fragte Hlofgar seinen Gott stumm und ging dann zu dem Tisch hinüber. Als er näher kam hob der Geist seinen Kopf und musterte ihn aus kalten Augen, während die anderen beiden keinerlei Notiz von ihm nahmen. Des Hofnarrens gesamte Konzentration lag auf einer Möhre, welche er mit seinem Dolch akribisch bearbeitete. Der Söldner hingegen schien ins Leere zu starren. „Ich grüße euch.“, sprach Hlofgar das Trio an, als er sie fast erreicht hatte, „ich hörte, ihr seid ein Söldner? Ich hätte einen Auftrag für euch.“ Er hatte beschlossen gleich den Weg der Bezahlung zu gehen, denn er bezweifelte, dass dieses Drachenblut nur seiner Ehre wegen mit in den Kampf ziehen würde. „Ich bin kein Söldner, ich nehme keine Aufträge an.“, erklang es dumpf unter den Helm. Der Schwarzgerüstete sah noch immer ins Leere. „Ach nein?“ allzu leicht ließ Hlofgar sich nicht abwimmeln und er griff nach der Lehne des noch freien Stuhles, um sich mit an den Tisch zu setzen. Kaum, dass er den Stuhl auch nur einen Zentimeter verrückt hatte, schoss mit einem Mal die Hand des Narren zur Seite, sodass sein Dolch an Hlofgars Kehle ruhte. Es geschah so schnell, dass Hlofgar sie nicht abwehren konnte. „Sie wünscht nicht, dass ihr euch setzt.“, sagte der Hofnarr mit leicht überdrehter Stimme und wandte den Kopf, um den Nord aus irren Augen anzufunkeln. „Wenn ihr es doch tut darf ich euch töten.“ „Glaubt mir, ich würde nichts lieber tun, als gegen euch zu kämpfen.“, knurrte Hlofgar. „dafür, dass ihr mit eurer Existenz die Götter beleidigt, Drachenblut!“ Der Blonde war absichtlich lauter geworden und er vernahm deutlich, wie der Rhythmus der klappernden Becher, die gesäubert wurden, langsamer wurde. Das Wort ‚Drachenblut’ ließ die Leute aufmerksam werden und endlich schien Hlofgar auch die Aufmerksamkeit des Söldners zu haben, denn sein Kopf wandte sich ihm nun zu. Vergeblich suchte Hlofgar nach einem Sehschlitz in dem Helm, welcher mit seiner länglichen Form und den Hörnern scheinbar einem Drachenkopf nachempfunden war. Vielleicht waren die Sehschlitze in den länglichen tiefschwarzen Dreiecken verborgen, welche an den Seiten des Helmes lagen, doch das war nun nicht wichtig. Hlfogar setzte ein überlegenes Lächeln auf. „Ja, ich weiß wer ihr seid oder zumindest, wer ihr behauptet zu sein. Glaubt mir, ich bin nicht freiwillig hier, um einen angeblichen Helden um Hilfe anzuflehen. Ulfric schickt mich in einer wichtigen Angelegenheit zu euch, also wenn euer treuer Gefährte nun die Güte hätte seinen Dolch zu entfernen, damit ich mich setzen und die Sache erklären kann, ohne dass gleich die ganze Taverne davon weiß?“ „Ich denke nicht, dass ihr euch setzen solltet.“, widersprach der Söldner ihm. „Folgt mir.“ Der Gerüstete erhob sich, zeitgleich verschwand der Dolch von Hlofgars Hals und der Narr wandte sich mehr als enttäuscht wieder der Möhre zu, aus welcher er, wie der Nord jetzt sah, winzige Figürchen schnitzte. Der Geist erhob sich ebenfalls, auf ein Handzeichen des Söldners jedoch setzte er sich wieder, wenn auch mit ebenso wenig Begeisterung, wie der Hofnarr. Der Gerüstete ging durch die Taverne hinüber zu einem der Zimmer und wies Hlofgar an hineinzutreten. Sorgfältig verschloss er die Tür hinter ihnen und wandte sich dann zu dem Nord um. „Also? Was will Ulfric von mir?“, verlangte der Söldner zu wissen, doch Hlofgar schüttelte den Kopf. „Nichts da, zuerst nehmt den Helm ab.“ „Was sollte es euch bringen mein Gesicht zu sehen?“ „Die Informationen die ich habe sind nur für das Drachenblut bestimmt. Ich will sichergehen, dass ihr es auch wirklich seid.“ „Dann ist es unnütz, denn ich habe sowieso nicht vor Ulfric zu helfen. Ich führte euch lediglich hierher, damit ihr nicht weiter durch die Taverne brüllt.“ „Dann lasst es mich so formulieren: Sollten sich die Aussagen der Leute über die Identität des Drachenblutes nicht mit eurem Äußeren decken, habe ich einen Grund weiter nach dem wahren Drachenblut zu suchen und kann euch in Ruhe lassen.“ „Ihr seid stur.“ „Das haben Nords so an sich.“ Ein resignierendes Seufzen erklang, dann hoben sich die gepanzerten Hände und griffen nach dem Helm, um ihn vom Kopf seines Besitzers zu ziehen. Kapitel 3: Gespräche unter Dovah -------------------------------- Hui, es ist ja schon ziemlich ruhig hier in dem Fandom. Hätte ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht, da TES doch nicht wirklich unbekannt ist. Aber gut, ist eben kein Manga/Anime ^^ Viel Spaß mit dem neuen Kapitel 3. Gespräche unter Dovah Hlofgar gab es nur ungern zu, doch diese Dunmer war tatsächlich hübsch. Zumindest für menschliche Maßstäbe. Ob ihre elfische Verwandtschaft es ebenso sah, wagte er zu bezweifeln, denn das Drachenblut war ganz offensichtlich ein Bastard. Zwar besaß sie die spitzen Ohren und die roten Augen ihrer Art, doch ihr Gesicht war eindeutig zu rund für eine Elfe. Es war zwar noch immer eher schlank, allerdings fehlten die hohen Wangenknochen, mit den eingefallenen Wangen darunter und auch das Kinn war deutlich weniger spitz. Sogar die aschegraue Haut schien blasser zu sein, als es für Dunmer üblich war, doch da mochte sich Hlofgar vielleicht auch täuschen. Ein Bastard erklärte zumindest auch, wie es sein konnte, dass eine Dunkelelfe zum Drachenblut wurde. Vermutlich war eines ihrer Elternteile nordischer Abstammung gewesen. Dazu waren ihre Züge zwar nicht kantig genug, doch wer wusste schon, wie viele Elfeneigenschaften sich tatsächlich bei ihr durchgesetzt hatten. „Beweist es.“, verlangte Hlofgar. „zeigt mir eure Macht, Drachenblut.“ Die Elfe lächelte matt. „Sollte ich euch nicht mein Gesicht zeigen, damit ihr mir glaubt? Ihr werdet euch damit begnügen müssen. Sagt mir, was ihr wollt, oder lasst es am besten gleich bleiben und geht.“ Hlofgars Augen verengten sich leicht und er ballte die Hände zu Fäusten, um Ruhe zu bewahren. Nie und nimmer war das der Held, von dem die Nordsagen berichteten! /Es war Ulfrics Idee, soll er sich mit ihr rumschlagen./ „Also gut.“, begann Hlofgar, nachdem er sicher war sich wieder unter Kontrolle zu haben. „Himmelsrand ist durch den Bürgerkrieg geschwächt und die Thalmor wissen das. Sie sammeln derzeit ihre Truppen, um gegen uns ins Feld zu ziehen. Aber was dazu kommt und weswegen wir euch brauchen, Drachenblut: die Thalmor haben sich mit den letzten Drachen verbündet. Sie kämpfen gemeinsam.“ Ein belustigtes Kichern entrann der Kehle der Dunmer. „Unsinn. Die Drachen würden sich niemals mit niederen Wesen einlassen.“ „Es ist die Wahrheit.“, begehrte Hlofgar sofort auf. „Ihr versagt ihnen die Herrschaft. Sie wollen Himmelsrand wieder zurück und euch vernichten.“ „Und dazu brauchen sie die Hilfe von Hochelfen? Erzählt mir nicht so einen Blödsinn.“ „Schön, dann nennt mir euren Preis, Jarl Ulfric wird-„ „Ich habe mehr als genug Gold, ich brauche kein weiteres!“, unterbrach die Schwarzhaarige ihn. „Es gibt nichts, was ihr mir bieten könntet, was mich dazu bewegen würde euch in einen Krieg zu folgen, der mich nicht betrifft.“ „Der euch nicht betrifft?!“ Hlofgar konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. „Es geht um die Freiheit Himmelsrands! Wenn die Thalmor siegen wird ein weiteres Reich ihrer Knute zum Opfer fallen! Denkt an die Unschuldigen, die dadurch sterben.“ „Thalmor, Kaiserliche, Sturmmäntel…keine Rasse ist besser als die andere. Sie alle wollen herrschen. Es ist mir egal, wer herrscht und wer dadurch zu Schaden kommt. Ich habe mein Leben und werde es weiterhin leben. Wenn ich es verteidigen muss, so werde ich kämpfen, andernfalls nicht.“ „Nein.“ Langsam schüttelte der Nord seinen Kopf, ehe er die Elfe finster ansah. „Ich weiß nicht aus welchem Loch ihr gekrochen seid, aber so was wie ihr ist nie und nimmer das Drachenblut! Die Dunmer sind ja bekannt dafür Abschaum zu sein, aber ihr setzt dem wahrlich die Krone auf. Ihr seid erbärmlich!“ Einen Moment lang stand kalte Wut in den roten Augen, doch sie verschwand schnell wieder, machte der Leere platz, die auch schon zuvor in ihnen geherrscht hatte. „Denkt was ihr wollt, aber lasst mich endlich in Ruhe…ihr wolltet doch einen Beweis, dass ich wirklich das Drachenblut bin. Nun, hier habt ihr ihn…Iiz Slen Nus!“ Aus dem Mund der Dunmer schien sich etwas zu lösen, eine Art weißlicher Schlieren und im nächsten Moment verschwamm Hlofgars Sicht. Er konnte noch den Umriss der Elfe, sowie das Flackern der Lampe erkennen, doch keine weiteren Details mehr. Als er etwas sagen wollte gehorchte ihm seine Stimme nicht mehr. Stattdessen spürte Hlofgar ein Kribbeln, welches über seinen gesamten Körper glitt. Er kannte dieses Kribbeln. Es setzte immer dann ein, wenn seine Umgebung besonders kalt war. /Kann es sein, dass…ich bin eingefroren!/ Hlofgar konnte nicht fassen, mit welchem Trick die Dunmer ihn bewegungsunfähig gemacht hatte. Oder sollte das etwa die Kraft des Drachenblutes sein? Sein warmes Nordblut mochte ihn eine Zeit lang vor der immensen Kälte schützen, doch ewig würde er das nicht aushalten. Hatte sie vor ihn auf derart perfide Weise langsam umzubringen? Er sah, wie der Schatten des Drachenblutes sich bewegte, es sah aus, als würde es den Arm heben. Im nächsten Moment wurde es dunkel um Hlofgar und eine ganze Weile über geschah nichts mehr. Hlofgar konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war. Es hätten Minuten, aber auch Stunden sein können, doch irgendwann wurde es wieder hell um ihn herum. Durch das Eis konnte er einen hellen Fleck erkennen, welcher vermutlich die Sonne war. Er beobachtete ihren Lauf, während das Eis allmählich schmolz. Wieso es das tat begriff Hlofgar erst, als er durch das dünner werdende Eis Wärme spürte, welche von einem Feuer stammen musste. Es schien ganz so, als hätte das Drachenblut nicht vorgehabt ihn zu töten, sondern als hätte es lediglich einen Vorsprung zur Flucht erreichen wollen. Der Nord gab sich erst gar nicht der sinnlosen Hoffnung hin, das Drachenblut noch einmal finden zu können. Es würde nun sicherlich wesentlich vorsichtiger sein und sich nicht mehr allzu bald in den Städten blicken lassen. Und selbst wenn Hlofgar es fand, gegen ein Wesen, das ihn mit seiner Stimme in einen Eiswürfel verwandelte, konnte er nichts ausrichten, wenn er es nicht im Schlaf überfallen konnte. Und selbst wenn ihm das gelang, so hatten sie noch immer nicht die Gewissheit, dass das Drachenblut auch für sie kämpfte. Es ging nicht anders, sie würden ohne das Drachenblut kämpfen müssen. Hlofgar tat es nicht wirklich leid, diese Lachnummer von einem Drachenblut nicht an seiner Seite wissen zu müssen, wenn sie gegen die Thalmor zogen. Ihn ärgerte lediglich, dass er gegenüber Ulfric sein Versagen würde eingestehen müssen. Maser und Secunda standen bereits hell am Himmel, als Hlofgar endlich weit genug aufgetaut war, dass er sich wieder bewegen konnte. Den Rest des Eises schlug er mit den Händen und seiner Waffe ab, rutschte dann näher ans kleiner werdende Feuer und rieb sich die Arme, bis das Kribbeln verschwunden war. Erst jetzt sah er sich genauer um. Das Drachenblut schien ihn mitten in der Wildnis ausgesetzt zu haben. Eine Straße war jedenfalls nicht zu sehen, doch Hlofgar würde auch so den Weg zurück nach Windhelm finden, indem er sich nach den Sternen richtete. Eine Bewegung zwischen den Bäumen ließ Hlofgar seinen Blick in die Schatten richten. Wölfe strichen um die Lichtung, auf welcher er sich befand. Vermutlich waren sie schon länger dort, doch die Angst vor den Flammen ließ sie auf Abstand bleiben. Sie hatten wohl warten wollen, bis das Feuer ganz erloschen war, um sich dann über die vermeintliche Beute her zu machen. Nun wo Hlofgar sich bewegte, wurden sie unruhig. Die ausgehungerten Tiere wussten, dass es nun nicht mehr so leicht werden würde. In aller Ruhe erhob sich Hlofgar und zog die zweischneidige Axt aus ihrer Rückenhalterung. Die Klinge war in der Himmelsschmiede gefertigt worden. Keiner der Wölfe würde dieser Waffe widerstehen können. Der Blonde lockerte durch Schulterbewegungen seine noch steifen Muskeln und trat dann aus der schützenden Nähe der Flammen hinaus. Knurrend erhoben sich die Wölfe und zogen langsam ihren Kreis um den Nord, welcher angriffslustig grinste. „Kommt nur.“, murmelte er, „ich werde euch das Fell über die Ohren ziehen.“ „Eines verstehe ich nicht, Zuhörerin.“, sagte Lucien in die Stille, welche nur vom knirschenden Schnee unterbrochen wurde, wenn die Hufe des Pferdes die kalte Substanz durchbrachen. „Warum haben wir diesen Nord am Leben gelassen? Tot würde er uns nicht mehr in die Quere kommen, so riskieren wir, das er uns wieder nachjagt.“ „Mir war halt nicht danach.“, erklärte die Dunmer, denn in Wahrheit wusste sie selbst nicht, warum sie den Nord am Leben gelassen hatte. Sie hatte keinerlei Probleme damit jemand Unschuldigen umzubringen. Andernfalls hätte sie sich niemals der Dunklen Bruderschaft angeschlossen. Andererseits bereitete ihr das Töten auch kein Vergnügen. Bis vor kurzem tat sie es noch, um leben zu können, doch inzwischen war das nicht mehr von Nöten. Und der eigentliche Grund, warum sie sich der Bruderschaft angeschlossen hatte, war ihr entglitten und nun…hatte sie kein Ziel mehr. Alles schien gleichgültig, unwichtig, bedeutungslos…der Krieg der Thalmor, die Drachenangriffe, die Überfälle zahlreicher Banditen. Was nützte es dagegen anzukämpfen? Für jedes beseitigte Problem kam ein neues hinzu. Ein sinnloser Kreislauf. „Ich ließ ihm am Leben, damit er Ulfric von seinem Versagen berichten kann.“, sagte die Schwarzhaarige nach einer ganzen Weile schließlich. Auch wenn Lucien sie ständig begleitete, sie sprachen selten mehr, als das Nötigste. „Wäre er tot, würde Ulfric jemand anderen schicken, so aber werden wir Ruhe vor ihm haben.“ „Wir hätten ihm die Einzelteile seines Boten als Paket schicken sollen.“, wandte Lucien ein. „Damit wäre auf jeden Fall sichergestellt, dass er uns in Ruhe lässt. Oder lässt sich das mit dem Ruf des Drachenblutes nicht vereinbaren?“ „Das Drachenblut tat was seine Pflicht war. Der Rest ist unwichtig.“ Sie zog an den Zügeln, um den Hengst zum Stehen zu bringen und holte eine Landkarte aus der Satteltasche hervor. Vorsichtig, um das Papier nicht zu zerreißen, zeichnete sie mit den metallenen Fingernägeln an ihren Handschuhen den Weg nach. Prüfend richteten sich die roten Augen zum Himmel, an welchem die Sterne funkelten, ehe sie sich erneut auf die Karte richteten. „Zu weit nach Osten.“, murmelte die Dunkelelfe, steckte die Karte wieder weg und ließ ihr Pferd dann in einen leichten Galopp fallen, korrigierte dabei ihre Route. Für gewöhnlich nutzte sie die Wege, außer es ergab sich ein kürzerer Weg quer übers Feld. Oder aber sie wollte nicht gesehen werden, so wie es jetzt der Fall war. Der Schneefall sollte ihre Spuren weitestgehend verwischt haben, sodass der Nord sie nicht direkt verfolgen konnte und auf den Wegen würde es niemanden geben, der ihm sagen konnte, in welche Richtung sie geritten war. Das Licht der Monde verblasste allmählich, während die aufgehende Sonne den Himmel golden färbte, als ein Ruf das Drachenblut erschauern ließ und dazu veranlasste seinen Ritt zu verlangsamen. Der Schrei war leise und entfernt gewesen, doch die Dunmer war sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Aber wer sollte nach ihr rufen? Entweder war es ein Drache, oder die Graubärte. Nur aus welchem Zweck? Langsam ritt die Elfe auf eine Lichtung zu, konzentrierte sich dabei gänzlich auf ihr Innerstes, darauf wartend, dass der Ruf erneut erklang. Und tatsächlich, nach einer Weile hörte sie erneut einen Ruf. Auch diesmal wurde nach dem Drachenblut gerufen, doch die Elfe war sich sicher, dass diesmal jemand anderes der Sprecher war. Der Ruf erschien ihr heller, als der vorherige zu sein und ohne es sich erklären zu können formte sich das Bild eines ihr vertrauten Drachen vor ihrem inneren Auge. /Kann das sein?/ Es kam auf einen Versuch an und selbst wenn er es nicht war, so würde er ihr vermutlich sagen können, wer der wirkliche Sprecher gewesen war. Die Dunmer hielt ihr Pferd erneut an und sammelte ihre Kräfte, um einen Schrei auszustoßen. „Odahviing!“ Eine Weile lang geschah nichts, dann aber begann ihr Hengst Schattenmähne unruhig zu schnauben und wandte den Kopf zum Himmel. Nur wenig später war das der Schwarzhaarigen vertraut gewordene Grollen eines Drachen zu hören. Als sie schließlich Odahviings Schatten über sich hinweg fliegen sah, stieg die Elfe schließlich vom Rücken ihres Tieres und beobachtete, wie der Drache allmählich kleinere Kreise zog um sich auf die Landung vorzubereiten, ehe er schließlich in einem Schneewirbel auf dem Boden aufsetzte. „Drem yol lok, seid gegrüßt Dovahkiin.“, grollte der Drache und senkte für einen kurzen Moment den Kopf zum Gruß, was die Elfe ihm gleich tat. „Drem yol lok, Odahviing. Wart ihr es, der nach mir gerufen hat?“ „Geh. Ja…das habe ich. Doch eigentlich war es Paartuhrnax, der nach euch rief. Doch zu spät, nun wird er nie mehr rufen können.“ „Ich verstehe nicht...“ „Paarthurnax kos dilon.“ „Was?“ Ungläubig starrte das Drachenblut ihn an. Paarthurnax sollte tot sein? Das war unmöglich! Halt suchend wurde ihr Griff um die Zügel fester, während ihre Beine drohten nachzugeben. Der uralte Drache war einer der Wenigen gewesen, die der Dunmer etwas bedeuteten. Mit seiner Weisheit hatte er ihr Trost gegeben, sie würde sogar behaupten ihn einen Freund genannt zu haben. „Wer hat…?“, begann sie, musste jedoch stoppen, um den Klos hinunter zu schlucken, welcher ihr das Reden erschwerte. „Die Klingen? Aber sie hätten nie auf den Hals der Welt gelangen können.“ „Nid, die Klingen waren es nicht. Es war meinesgleichen, die anderen Dovah, die ihn umbrachten.“ „Aber warum? Welchen Grund hätten sie dazu?“ „Praan, Dovahkiin, beruhigt euch. Ich werde es erklären.“ Wachsam blickte der Drache die Elfe an, welche für einen Moment die Augen schloss und durchatmete, ehe sich ihr Griff um die Zügel lockerte und sie Odahviing schließlich wieder anblickte. Sie hatte sich weit genug gesammelt, um ihn erzählen zu lassen. „Vor einigen Tagen suchten die Altmer meine Art auf, um sie davon zu überzeugen sie bei ihrem Himmelsrandfeldzug zu unterstützen. Im Gegenzug wollen sie ihnen wieder ihre alten Herrschaftsgebiete zukommen lassen.“ „Genau das Selbe hat mir Hlofgar auch erzählt.“, murmelte die Elfe und schüttelte dann ungläubig den Kopf. „Aber ich hielt es für einen Scherz. Wieso sollten die Drachen mit den Hochelfen ziehen? Ich versteh das nicht, wenn die Drachen wieder herrschen wollen, dann werden sie dazu doch kaum die Hilfe der Altmer benötigen.“ „Ihr unterschätzt eure Kräfte, Dovahkiin.“, korrigierte der Schneejäger. „Ihr habt Alduin geschlagen und auch wenn niemand weiß, wie ihr das geschafft habt, ihr ward mächtiger, als der stärkste unserer Art. Niemand wagte es sich gegen ihn zu erheben und so wagt es auch niemand sich gegen euch zu erheben. Aber niemand von uns ist damit wirklich zufrieden… könnt ihr euch denken, warum?“ Zuerst wollte das Drachenblut verneinen, doch dann erinnerte sie sich an ein Gespräch mit Paarthurnax, welches sie geführten hatten, nachdem die Klingen ihr die Forderung gestellt hatten, ihn zu töten. „Drachen wollen herrschen.“, wiederholte sie, was Paarthurnax ihr damals erklärt hatte, „Es ist in ihrem Blut und um sich dem zu widersetzen, müssen sie ein Leben lang dagegen ankämpfen. Doch das wollen sie eigentlich auch gar nicht. Allerdings… jage ich all jene, die es nicht tun.“ „Und darum hassen sie euch inzwischen. Natürlich respektieren sie euch als den Stärksten unter ihnen, aber sie wollen ihrer Art nicht widersprechen. Ihr habt Recht, wenn die Drachen wieder herrschen wollten, sie würden es sicherlich ohne die Altmer schaffen, aber wir sind nur noch Wenige. Wenige, die einen besiegen müssten, der stärker als Alduin ist. Meine Art ist zuversichtlich, dass ihr mit dem gewaltigen Herr der Thalmor geschlagen werden könnt.“ „Dann ist es meine Schuld, dass die Drachen mit den Thalmor kämpfen.“ Damit würde der Kampf um Himmelsrands Freiheit nun doch auch ihr Kampf sein. Und dabei hatte sie nie vorgehabt ihre neue Daedrarüstung tatsächlich auf ihre Funktionsfähigkeit im Kampf zu testen. „Paarthurnax wollte eine friedliche Herrschaft der Drachen einläuten.“, fügte Odahviing nach einem Moment hinzu und musterte die Elfe dabei ernst, wissend, dass er ihre Schuldgefühle nun nur noch vergrößern würde. „Ja, das sagte er mir. Er wollte Alduins Platz einnehmen, als friedlicher Herrscher, verdammt.“ Wieder schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf und blinzelte die Tränen fort, welche hervorzuquellen drohten. „Er stellte sich gegen sie, nicht wahr? Paarthurnax wollte verhindern, dass sie mit den Thalmor zogen, darum töteten sie ihn.“ „Paarthurnax ist mächtig, er riss zwei andere Dovah mit in den Tod, ehe er starb. Dovahkiin, ihr fingt mich, daher schwor ich euch Treue. Ich kämpfe nicht gemeinsam mit den anderen Dovah. Allerdings bitte ich euch zu verstehen, dass ich euch, sollte es zum Kampf kommen, nicht unterstützen werde. Ich bin nur hier, weil Paarthurnax euch rief.“ Leise lachte die Elfe auf und zog einen ihrer Handschuhe aus, um sich über die Augen wischen zu können. „Schon gut, ich versteh schon, Odahviing. Danke, dass du gekommen bist.“ „Wir werden uns wiedersehen, wenn ihr siegreich bleibt.“ Der Drache setzte sich auf die Hinterbeine und spannte seine mächtigen Flügel. Seine kräftigen Schläge wirbelten den Schnee auf, ehe er sich in die Lüfte erhob und davonflog. Die Dunkelelfe beobachtete einen Moment lang den Drachen, bis er aus ihrem Sichtfeld verschwand und fiel dann mit einem Schluchzen auf die Knie. „Warum verdammt? Warum?!“, verlangte sie zu wissen und schlug mit den Fäusten in den Schnee. „Was hab ich getan, dass ich immer all das verliere, was mir etwas bedeutet? Warum stehe ich am Ende immer wieder alleine da?“ „Zuhörerin?“ Lucien, der die ganze Zeit über schweigend das Gespräch mit angehört hatte, kam nun näher. „Ihr seid nicht alleine, ich bin stets bei euch.“ Seine Worte waren wohl tröstend gemeint, doch verfehlten sie ihre Wirkung gänzlich. Wütend blitzten die roten Augen auf, als ihre Trägerin den Kopf in Luciens Richtung drehte. „Du bist nur ein Geist und längst tot. Was kannst du schon für mich tun?“, fuhr sie ihn an und stand wieder auf, schüttelte den Schnee von ihrer Hand und zog den Handschuh wieder über. „Du bist auch nur bei mir, weil der Schreckensvater es von dir verlangt.“ Ohne eine Erwiderung abzuwarten stieg sie wieder in den Sattel und drückte Schattenmähe so fest die Fersen in die Seiten, dass das Tier protestierend aufwieherte, ehe es gehorsam in einen schnellen Galopp verfiel. Der kalte Wind schnitt der Elfe schmerzhaft ins Gesicht und ließ die Tränen zu einem eisigen Film auf ihrer Haut gefrieren. Doch es half ihr die anderen Schmerzen zu verdrängen, die, die nicht durch Magie geheilt werden konnten. Es gab nun nur noch eines, was das Drachenblut tun konnte: die Katastrophe verhindern, die sie angerichtet hatte und den Tod eines Freundes zu rächen. Oder aber durch ihre Taten wohlmöglich alles nur noch schlimmer zu machen. Mit weit ausholenden Schritten lief Hlofgar die Straße in Richtung Windhelm hinunter, die Felle der getöteten Wölfe als Bündel tragend. Er wollte versuchen sie gegen ein Pferd einzutauschen, wenn ihm ein Reisender mit einem entgegen kam, doch bisher hatte er kein Glück gehabt. Zu Fuß aber würde er noch Tage brauchen, bis er wieder in der Stadt war. Ulfric würde sicherlich toben. Zum einem, weil Hlofgar versagt hatte, zum anderen, weil seine Antwort so spät kam. /Wenn ich zurück in Windhelm bin werde ich den grauen Bezirk aufmischen./, dachte er mit einem zufriedenen Grinsen, welches einen Teil seines Frustes kompensierte. /Sollen die Artgenossen des Drachenblutes für seine Unverschämtheit bezahlen!/ Kraftvoll trat er gegen einen Stein, der auf dem Weg lag und verfolgte seinen Weg, ehe ein Geräusch ihn innehalten ließ. Es war das Donnern von Pferdhufen, welches sich ihm von hinten näherte. Entschlossen den Reiter um jeden Preis aufzuhalten und sein Tier zu beschlagnahmen, drehte Hlofgar sich um und stellte sich mit ausgestreckten Armen mittig auf den Weg, um jegliches Vorbeireiten zu verhindern. Im wilden Galopp sah der Nord das pechschwarze Tier heranrasen. /Er reitet mich über den Haufen!/, begriff Hlofgar entsetzt, als er das Tempo des Pferdes als zu schnell einstufte, als dass sein Reiter es noch würde zum Stehen bringen können. Er tat es nur widerwillig, doch da er schwerverletzt oder wohlmöglich tot Ulfric erst Recht keine Hilfe mehr war, sprang er zur Seite, um den Reiter passieren zu lassen, welcher zunächst dicht über den Pferdehals gebeugt war, sich nun aber aufrichtete. „Das glaub ich nicht!“, sprach Hlofgar fassungslos zu sich selbst, als er die schwarze Rüstung, sowie das Dunmergesicht wiedererkannte. Ihre roten Augen fixierten ihn, ehe sie sich mit Kraft in die Zügel legte, um das Pferd zum Stehen zu bringen, welches sich scheinbar nicht allzu bereitwillig dazu verleiten ließ sein brachiales Tempo aufzugeben. Die breiten Hufe stampften protestierend auf das Pflaster, ehe der Rappe schließlich kurz vor der nächsten Biegung langsamer wurde und im gemächlichen Trapp zurück zu dem Nord lief, welcher nicht wusste, wohin er zuerst blicken sollte: auf das Drachenblut, welches diesmal auf seinen Helm verzichtet hatte und sein Gesicht gleich zeigte, oder aber auf die rot leuchtenden Augen des Pferdes, welches trotz der schnellen Hatz keinerlei Anzeichen von Anstrengung zeigte. Im Gegenteil, es scharrte unruhig mit dem Vorderhuf. „Ich hatte nicht erwartet, euch bereits jetzt zu treffen.“, sagte das Drachenblut höhnisch und Hlofgar sah ein blaues Flimmern an seiner Hand, welches nun verblasste. Anscheinend hatte sie ihn mit Hilfe eines Suchzaubers aufgespürt. „Ward ihr nicht in dringender Angelegenheit unterwegs?“ „Was wollt ihr, Spitzohr?“, verlangte Hlofgar zu wissen, ohne auf die Provokation der Dunmer einzugehen. Die Genugtuung würde er ihr nicht gönnen. „Sehen, wie Himmelsrand untergeht?“ Die Elfe lachte auf, doch entging Hlofgar nicht, dass ihr Blick nervös, fast schon unsicher wurde. Doch warum? Was stimmte bloß mit dieser Frau nicht? „Ich habe meine Meinung geändert. Ich werde mit euch gegen die Thalmor kämpfen.“ „Guter Witz.“, erwiderte der Blonde, der sich nicht allzu schnell überzeugen ließ. „Erst weigert ihr euch so sehr dagegen, dass ihr mich mit eurer Kraft auf Eis legt und jetzt seid ihr plötzlich zur Vernunft gekommen? Hattet ihr eine göttliche Eingebung?“ „Nein, ich…“ Diesmal war es mehr als offensichtlich. Die Dunmer war bei Weitem nicht so selbstsicher, wie sich in der Taverne gegeben hatte, wo sie die Situation unter Kontrolle geglaubt hatte. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe und wich Hlofgars Blick aus, indem sie vorgab die Zügel zu ordnen. „…es hat sich etwas ergeben. Etwas, was mir einen Grund gibt die Thalmor zu hassen und gegen sie zu ziehen…und gegen die Drachen. Ich habe wohl meine Aufgabe vernachlässigt…“ Einen Moment lang musterte Hlofgar sie, ehe er laut lachte. „Bei den Göttern, ihr seid der lausigste Held, den es gibt. Ich hoffe ihr macht euch nicht in die Hosen, wenn wir das Schlachtfeld betreten.“ Endlich blitzte wieder etwas wie Stolz und auch eine Spur Zorn in den roten Augen auf. „Ich habe außer dem Weltenfresser sicherlich mehr Ungetüme erschlagen, als ihr jemals schaffend werdet!“, begehrte sie auf und reckte sich zu ihrer vollen Größe auf. „Passt ihr besser auf, dass ich euch nicht auf dem Schlachtfeld das Leben retten muss. Und nun redet nicht, sondern steigt auf, damit wir Windhelm erreichen, bevor die Thalmor alles in Schutt und Asche legen.“, verlangte sie und zog ein Bein aus dem Steigbügel, um Hlofgar das Aufsitzen zu erleichtern. „Ich soll hinter euch…“ Hlofgar fehlten die Worte. Mit einer Frau auf einem Pferd sitzen. Auf einem Pferd, das von dieser Frau geführt wurde…gab es eine schlimmere Demütigung für einen Nord? „Ich kann auch vorreiten und ihr kommt nach, wenn es euch nicht passt.“, bot die Elfe an, nun scheinbar wieder selbstsicher. Kritisch musterte Hlofgar die roten Augen des Hengstes, die alles andere als vertrauenerweckend schienen. Resignierend schloss Hlofgar für einen Moment die Augen, ehe er sie mit einem Seufzen wieder öffnete und sich schweigend hinter die Dunmer auf den Pferderücken schwang. Kurz sah er sich um, hoffend eine andere Möglichkeit zum Festhalten zu finden, als die Taille der Reiterin, doch fand er keine. Anscheinend war es möglich der Demütigung noch eine Krone aufzusetzen und widerwillig legte der Nord seine Arme um die Hüfte des Drachenblutes, welches dank der Rüstung zumindest davon nichts spüren dürfte. Die Dunmer wendete nun ihr Pferd in Richtung Windhelm und ließ das Tier mit leichtem Schenkeldruck loslaufen. Mit einem freudigen Wiehern verfiel der Rappe wieder in dasselbe halsbrecherische Tempo, mit welchem er bereits hier angekommen war und Hlofgar sah seine Umgebung an sich vorbei fliegen. Hätte das Drachenblut keinen Suchzauber angewendet, es hätte ihn vorhin wohl nicht mal wahrgenommen. Instinktiv schlang Hlofgar die Arme fester um die Elfe, um sich vor einen Sturz zu bewahren. Auch wenn das noch so demütigend war, von diesem Teufelstier wollte er nicht herunterfallen. Kapitel 4: Rast am Fluss ------------------------ Schon wieder ein Kapitel, in dem die Handlung nicht vorwärts kommt. Es gibt einfach zu viel, was ich noch erzählen möchte. Aber ich verspreche, dass sie hier nach endlich mal in Windhelm eintreffen werden. Ich habe keine Ahnung, ob an der Spitze der Thalmor tatsächlich eine Großinquisitorin steht. Ich meine irgendwo schon mal davon gelesen zu haben, hab es aber nicht mehr wieder gefunden. Allerdings hab ich mich schon so auf sie eingeschossen, dass ich das auch nicht mehr ändern wollte. Ach ja, der gute Sorex ist übrigens auch im Spiel ein Mistkerl. Wenn man ihn fragt ob er einem was zu Essen macht, sagt er, dass das eigentlich nicht seine Aufgabe wäre. Und über mein Haus in Einsamkeit erzählt er, es gäbe größere, aber wenn ich dort wohne wolle, würde er es akzeptieren...Als er in Dawnguard von Vampiren entführt wurde habe ich echt lange überlegt, ob ich ihn wirklich retten sollte. Viel Spaß nun mit dem neuen Kapitel. Im nächsten wird es dan etwas Action geben^^ 4. Rast am Fluss Sie ritten bis zum frühen Mittag durch, ehe sie eine Rast machten. Doch nicht etwa, weil das Pferd eine Pause benötigte, sondern seine Reiter. Der Hengst war in keinster Weise angestrengt und kaute scheinbar gelangweilt auf seiner Trense, während Hlofgar und das Drachenblut am Bach ihren Durst löschten und kurz verschnauften, ehe sie wieder auf das schwarze Ungetüm stiegen, um ihren Ritt fortzusetzen. Die nächste Rast legten sie erst wieder gegen Einbruch der Nacht ein. „Morgen um die Mittagszeit dürften wir Windhelm erreichen, wenn euer Pferd nicht schlapp macht.“, bemerkte Hlofgar, nachdem er anhand der Sternenkonstellation abgelesen hatte, wie weit ihr Ziel noch entfernt war. Es war das erste Mal, seit er am Vorabend auf den Pferderücken gestiegen war, dass zwischen ihnen wieder ein Wort fiel. Der schnelle Ritt hatte eine Unterhaltung nicht möglich gemacht und worüber hätte er sich mit der Rotäugigen schon groß unterhalten sollen? „Ich werde Feuerholz sammeln.“, sagte diese nun, ohne auf die Bemerkung des Nords näher einzugehen. „Ihr könntet Wasser holen.“ Die Elfe warf ihm einen ledernen Beutel zu und verschwand dann schweigend zwischen den Bäumen. „Was für eine Grazie.“, murmelte Hlofgar ironisch, ehe er den Beutel aufhob und die kleine Anhöhe zum Fluss hinunter lief. Sie hatten mit Absicht ihr Lager nicht am Ufer errichtet, um Ruhe vor den Schlammkrabben zu haben. Die Biester waren zwar nicht sonderlich stark, aber angriffslustig und es half nicht wirklich beim Ausruhen, wenn man ständig auf ihre Scheren aufpassen musste. Hlofgar ging vor dem Fluss in die Hocke und tauchte seinen Kopf einmal komplett in das kühle Nass, bevor er wieder hoch kam und den Kopf schüttelte, um einen Teil des Wassers wieder loszuwerden. Die Erfrischung hatte er dringend nötig gehabt. Einen Moment lang musterte er sein Gesicht in der Wasseroberfläche, tauchte dann die Hand hinein, um sich den letzten Dreck vom Gesicht zu waschen, ehe er schließlich den Beutel mit Wasser füllte und zum Lager zurückging. Das Drachenblut war bereits zurückkehrt und hatte ein Feuer entfacht. In eine Decke gehüllt, saß es dicht vor den Flammen, um sich zu wärmen und starrte versunken in das magische Feuer, welches auf ihren Händen tanzte. Sie machte einen recht einsamen Eindruck, trotz des Geistes, der neben ihr saß, derselbe, der auch schon in der Taverne bei ihr gesessen hatte. Nun wandte sie den Kopf in Richtung des Gespenstes, strich sich dabei eine der schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus dem geflochtenen Haarkranz gelöst hatten. Sie war wirklich hübsch, auch wenn Hlofgar das nur ungern zugab. Und vielleicht, wenn sie wie die meisten Dunmerinnen nichts gegen ein bisschen körperliche Nähe einzuwenden hatte, dann würde der Abend vielleicht doch noch ganz angenehm werden. Der Nord schüttelte über sich selbst den Kopf. Attraktivität hin oder her, sie gehörte trotzdem zu einer Rasse, die er verachtete und dann ihr alles andere als heldenhafter Charakter. Nein, sie war garantiert keine Frau, mit der es ihm gefallen würde das Bett zu teilen, redete er sich ein und ging nun endlich die letzten Schritte zum Feuer hinüber. Es herrschte eine unangenehme Stille, in welcher Hlofgar das Wasser in einen Kessel füllte und zum Erwärmen in die Flammen stellte. Anschließend steckte er das restliche Fleisch der Wölfe auf Stöcke und stellte sie schräg in den Boden, sodass sie über den Flammen garen konnten. Anschließend lehnte er sich etwas zurück und musterte die Elfe, die ein neues Feuer in ihren Händen heraufbeschworen hatte und dicht an ihren Körper hielt. Ihr musste ziemlich kalt sein. Kein Wunder, immerhin waren die Dunmer die vulkanische Wärme Morrowinds gewohnt. Seufzend griff Hlofgar nach den Wolfsfellen und ging zu der Schwarzhaarigen hinüber, wo er sich neben sie setzte und ihr die Felle umlegte. Erschrocken fuhr die Dunmer zusammen und die Flammen in ihren Händen stoben mit einer Stichflamme zum Himmel, ehe sie ihm den Kopf zuwandte. „Meine Güte, musste das sein?“, fragte Hlofgar, der sich nun selbst erschreckt hatte und ein Stück weit zurückgewichen war. „Ich…entschuldigt, ich war in Gedanken.“, erwiderte die Elfe und errötete vor Scharm, griff dann nach den Fellen und zog sie enger um sich. „Danke…wegen der Felle. Aber friert ihr denn jetzt nicht?“ Hlofgar winkte ab. „Wir haben ein Feuer, das reicht mir.“ Einen Moment lang sah die Rotäugige ihn noch an, ehe sie ihren Blick wieder auf die Flammen richtete. Von dem Geist war ein Auflachen zu hören, dann erhob er sich schweigend und ging zu dem Pferd hinüber. „Komischer Kauz.“, rutschte es dem Nord heraus, da er das Lachen nicht einzuordnen wusste. „Nehmt es nicht persönlich.“, wandte die Elfe ein, die scheinbar allmählich gesprächiger wurde. Vielleicht war es ihre Art sich für die Felle zu bedanken, doch Hlofgar war es gleich. Immer noch besser, als diese drückende Stille zwischen Menschen, die unfreiwillig mit einander reisten. „Lucien ist nur sauer, weil er sagt der Krieg würde uns nichts angehen. Wir haben andere Verpflichtungen, um die wir uns kümmern müssten.“, fuhr die Elfe fort. „Lucien?“, hakte Hlofgar nach. „Ja, Lucien Lachance, so heißt er.“ Endlich löste sie den Blick wieder von den Flammen und wandte ihn dem Nord zu. Ihre Augen wirkten wie die von jemanden, der keinen Ort hatte, an welchem er zu Hause war. Zugleich lag Panik in ihnen, auch wenn Hlofgar nicht verstand, wovor die Elfe Angst haben sollte. Vor ihm wohl kaum. „Da fällt mir ein, dass ich euren Namen noch gar nicht kenne, Drachenblut.“ „Den euren kenne ich auch nicht.“ „Hlofgar Blutfang.“ „Kiiryolsah…nur Kiiryolsah.“ „Kiiryolsah?“, wiederholte Hlofgar ungläubig. „Ein komischer Name für eine Dunkelelfe.“ Die Bemerkung hatte weniger anschuldigend wirken sollen, als sie es wohl tat, denn die Mimik der Dunmer verschloss sich wieder und sie starrte wieder in die Flammen. Sie hob die Hand, als wollte sie sich die Haare vors Gesicht schieben, ehe sie sich entsann, dass sie diese hochgebunden hatte und senkte die Hand hastig wieder. „Blutfang ist auch nicht gerade ein passender Name für jemanden, der kein Werwolf ist.“, gab die Elfe biestig zurück. „Woher wollt ihr wissen, dass ich keiner bin?“ Die Frage ließ Kiiryolsah auflachen. „Ihr seid wohl nicht oft in Weißlauf unterwegs?“ „Natürlich bin ich das, ich habe meine Rüstung und die Axt in der Himmelsschmiede fertigen lassen.“ „Und habt die Stadt bei eurem Einmarsch fast zerstört. Ein Wunder, dass kaum Unschuldige bei eurem Kampf für die Freiheit geopfert werden mussten.“ Langsam schüttelte sie ihren Kopf. „Wie auch immer, ihr seid kein Werwolf. Ich bin ihnen oft genug begegnet, um zu erkennen, wenn einer vor mir steht.“ Hlofgar erwiderte nichts darauf, sondern griff nach dem inzwischen garen Fleisch und biss hungrig ab. „Ich werde die erste Wache übernehmen, wenn es euch recht ist.“, sagte er zwischen zwei Bissen. „Nicht nötig.“, lehnte die Elfe ab. „Schattenmähne wird uns warnen wenn sich Feinde nähern.“ Kritisch warf Hlofgar einen Blick zu dem Hengst hinüber und fing dabei auch Luciens Blick auf, der ihn ansah, als wolle er ihm am liebsten die Kehle aufschlitzen. „Richtig, ich vergaß, dass ihr ein Daedraungetüm mit euch führt, dass weder Schlafen noch Fressen muss und durch nichts erschöpft.“, sagte er halb ironisch. „Wenn ihr mir nicht traut, dann haltet eben Wache, ich aber werde schlafen.“ Der Nord schnaubte und grub seine Zähne in das warme Fleisch, um einen Kommentar zu ersticken. Hatte er doch für einen Moment etwas wie Sympathie für die Elfe empfunden, war diese nun wieder gänzlich verschwunden. Earmil bemerkte nicht, wie sich seine Schritte verlangsamten, als er durch die Reihen von Blumen und Bäumen ging, die ihn mit ihrem Duft betörten. Schlagartig fühlte er sich in seine Heimat zurückversetzt, der Insel Summerset. Seit dem großen Krieg war er nicht mehr dort gewesen und konnte kaum fassen, wie er die Leuchtkraft der Blüten und das Rascheln der Zuraniazweige nur hatte vergessen können. Das Räuspern der Wache ließ Earmil aufschrecken. Verlegen stellte er fest, dass er stehen geblieben war und beeilte sich nun wieder zu seinem Führer aufzuschließen. Er musste sich zusammenreißen, immerhin würde er gleich vor die Großinquisitorin, der obersten Person der Thalmor, treten und ihr seine Nachricht überbringen. Ursprünglich hatte sie Summerset nie verlassen wollen und so hatte ein Teil von Summerset eben mit ihr gehen müssen, als sie von den Geschichten über die Drachen gelockt worden war. Der Wächter hieß Earmil schließlich zu warten und verschwand dann durch eine bogenförmige Tür, vermutlich um ihn anzukündigen. Kurz darauf öffnete sich die Tür wieder und Earmil trat in den Raum ein. Wie auch die vorherigen Gänge zuvor war dieser Raum mit den Pflanzen seiner Heimat geschmückt, sodass der Thron in der Mitte fast darin unter ging. Auf diesem saß eine schon sehr alte Altmer. Sie wirkte schwach und zerbrechlich in der steifen schwarzen Robe, doch ihr Gesichtsausdruck war unnachgiebig und hart. Die grauen Haare waren zu einem Zopf geflochten, mit deren Ende auf ihrem Schoß ein katzenartiges Wesen spielte. „Großinquisitorin Nalcarya Direnni.“, stammelte Earmil zu seinem Ärger mehr, als das er sagte und beugte hastig das Knie vor ihr, den Blick auf die Steinfliesen gesenkt. „Du bringst mir also eine Nachricht, Bote.“, sagte Nalcarya herrisch. „Ja, Großinquisitorin. Hauptmann-„ „Öffne sie.“, unterbrach sie ihn, was Earmil für einen Moment aus dem Konzept brachte, weshalb sie ihre Worte noch einmal schärfer wiederholte. Hastig holte der Bote das Pergament aus seinem Gürtel und betrachtete einen Moment lang das Siegel, welches, wie ihm eingeschärft worden war, nur die Inquisitorin öffnen durfte. Mit zittrigen Händen zerstörte Earmil das Schloss aus Wachs und rollte das Pergament auseinander. „Lies es durch und dann sag mir das Wichtigste.“ „Aber das darf ich nicht, Großinquisitorin. Nur ihr dürft das lesen.“, wandte Earmil nun ein und hob den Blick nun wieder zu der Hochelfe, welche ihn wohl schon seit längerem nicht mehr ansah, sondern eine Blume aus der Vase neben sich gezogen hatte und langsam die Blätter abzupfte. Vergnügt sprang ihr Tierchen hinter jeder Blüte her, die langsam zu Boden segelte. „Und wer könnte mir befehlen den unleserlichen Wisch selbst zu lesen?“ „Nun…niemand, Großinquisitorin.“ „Dann ließ.“ Ein letztes Mal musterte Earmil seine Gebieterin, ehe er seine Augen auf das Pergament lenkte und sich beeilte die Zeilen zu lesen. „Phase zwei war ein voller Erfolg, es hatte die erwartete Reaktion zur Folge. Sammeln uns, um den Falken vom Himmel zu holen, ehe wir uns hinter den Mauern der Steine verbergen.“ Mit sichtlicher Verwirrung starrte Earmil auf die Zeilen, die für ihn keinen Sinn ergaben. Nalcarya musste das wohl erwartet haben und hatte ihm nur deshalb den Brief vorlesen lassen. Auf einer Handgeste ihrerseits hin, trat ein Thalmor aus dem Schatten einer Säule hervor, welcher Earmil bisher entgangen war. Auffordernd streckte er seine Hand aus und ließ sich die Schriftrolle geben, ehe er wieder zurücktrat. „Geht nun.“, verlangte die Großinquisitorin und stellte den nun blütenlosen Blumenstängel in die Vase zurück. Einen Moment zögerte Earmil, denn eigentlich hatte er eine Belohnung erwartet, immerhin war die Nachricht laut seinem Hauptmann äußerst wichtig gewesen. Zumindest von einer Einladung sich ausruhen zu dürfen war er ausgegangen. Als jedoch kein weiteres Wort mehr fiel erhob sich Earmil und verließ die Halle. „Menschen sind so dumm.“, sagte Nalcarya und ließ sich die Botschaft überreichen. „Man kann ihr Tun ohne Probleme vorhersagen während es ihnen nicht gelingt das große Ganze zu begreifen.“ Ihr Blick glitt über die Zeilen, dann ließ sie eine winzige Flamme auf der Spitze ihres Zeigefingers entstehen und entzündete damit das Pergament, um es zu vernichten. „Ich hätte die Drachen für eine größere Herausforderung gehalten, aber mir scheint sie sind noch naiver als die Menschen.“ „Das zeigt nur, dass wir zurecht die herrschende Rasse sein sollten und es auch schon bald sein werden.“, erwiderte der Magier lediglich. „Aber auch unter uns gibt es faules Fleisch.“, gab die Grauhaarige zu bedenken und wischte die Ascheflocken von sich weg. „Doch zum Glück ist seine Anzahl gerade wieder erfolgreich um ein Individuum geschrumpft.“ Leise lächelnd betrachtete sie die Blutlache, welche unter der Tür hindurchsickerte und von dem unglücklichen Boten stammte. Nur die Mitglieder des innersten Rates waren über die Details ihrer Ziele eingeweiht und es war ihnen mit dem Tod verboten, mehr als nötig davon nach außen zu tragen. Somit war Earmils Schicksal besiegelt gewesen, sobald seine Augen die ersten Worte der Botschaft gelesen hatten. Denn etwas wie der Zwischenfall in der Thalmorbotschaft, als die Dossiers über Ulfric Sturmmantel, Delphin und Esbern gestohlen worden waren, durfte unter keinen Umständen noch einmal passieren, denn das könnte ihren gesamten Feldzug gefährden. „Ich hätte nicht erwartet, dass er sich tatsächlich schlafen legt.“, sagte Lucien, was Kiiryolsah ihren Blick von den Flammen heben ließ. Stattdessen sah sie zu dem Nord herüber, welcher in seinem Mantel gewickelt am Feuer lag, eine Hand am Griff seiner Axt und schnarchte leise vor sich hin. Am liebsten hätte es die Dunmer ihm gleich getan, doch ihr an die vulkanischen Temperaturen gewöhntes Blut, machte es ihr unmöglich bei dieser Kälte ein Auge zuzutun. Für gewöhnlich übernachtete sie daher in einer Herberge, anstatt im Freien doch der lange Ritt hatte sie zu sehr ausgekühlt. Sie hatte einfach ein wärmendes Feuer gebraucht. Für einen Moment dachte Kiiryolsah an Sorex und seinen warmen Körper, mit dem er ihr etwas von der Kälte genommen hatte, als sie anfangs noch Arm in Arm durch die Straßen Einsamkeits gegangen waren. Warum nur hatte er sich so plötzlich verändert? Was hatte sie falsch gemacht, dass er sie schon bald so sehr verachtet hatte? „Noch haben wir die Gelegenheit ihn loszuwerden.“, fuhr Lucien fort, der anscheinend nicht bemerkt hatte, dass Kiiryolsah mit den Gedanken woanders gewesen war, welche sich ihm nun aber zuwandte. „Nein, Lucien. Mein Entschluss steht fest.“ „Das hier ist nicht unser Kampf.“ „Stimmt, es ist mein Kampf.“ „Ihr dient Sithis!“, wandte Lucien lauter als beabsichtigt ein, was Hlofgars Schnarchen kurz unregelmäßiger werden ließ, ehe dieser ungestört weiter schlief. „Ihr seid die Zuhörerin.“, fuhr der Geist nun wieder leiser aber nicht weniger bestimmend fort, „was ihr wollt ist bedeutungslos. Ihr lebt allein um dem Schreckensvater zu dienen und wenn er euch befiehlt euch in einen Krieg einzumischen, dann tut ihr es, ansonsten kehrt ihr in die Zuflucht zurück und wartet auf eure Anweisungen.“ „Ein Freund ist meinetwegen tot. Ich kann das so nicht stehen lassen. Als ob du dein ganzes Leben nur noch nach Sithis ausgerichtet hättest.“ „Aber genau das habe ich. Ich tat zu jeder Zeit, was die Mutter verlangte und ich tue es heute noch. So ist das, wenn man sich mit dem Schreckensvater einlässt.“ Einen Moment lang starrte die Schwarzhaarige trotzig in die unnachgiebigen Augen Luciens, ehe sie den Blick abwandte. „Würde Sithis nicht wollen, dass ich mich in diesen Krieg einmische, hätte er mir das sicherlich deutlich gezeigt.“ Lucien lachte auf. „Die Sterblichen sind unserem Gebieter nicht so wichtig, als dass er sich in unser Verhalten einmischen würde. Andernfalls wäre ich nicht wegen eines Fehlers gestorben.“ „In einer Welt in der ich allein bin, will ich sowieso nicht leben.“ „Also wollt ihr eures Egoismus’ wegen eure Pflichten fallen lassen?“ „Du verstehst mich nicht, nicht wahr?“ Kiiryolsah sprach leise und langsam wandte sie ihre Augen wieder Lucien zu. „Hast du nie etwas verloren, was dir wichtig war?“ Der Geist öffnete bereits den Mund schloss in dann aber wieder und schien einen Moment nachzudenken, ehe er doch noch antwortete. „Das was mir wichtig gewesen wäre, habe ich nie kennen lernen können.“ Kiiryolsah runzelte die Stirn. Sie verstand nicht ganz worauf Lucien damit hinauswollte, ließ es aber so stehen, als dieser nicht näher darauf einging. „Dann denke einmal daran du hättest die Chance es doch noch kennen zu lernen. Würdest du nicht alles dafür tun?“ Der Geist seufzte, ein Zeichen für die Dunmer dass dieser ihr scheinbar zustimmte, es aber nicht zugeben wollte. „Sieh es doch mal so: Im Krieg haben die Sterblichen kaum Zeit um sich Gedanken darüber zu machen ihren unliebsamen Nachbarn loszuwerden. Die Mutter würde kaum noch angerufen werden. Vielleicht käme ein Auftrag irgendeinen Hauptmann zu eliminieren. Zwar sicherlich gut bezahlt, aber es dürfte den Schreckensvater kaum befriedigen. In Friedenzeiten hingegen haben die Sterblichen Zeit ihre kleinen und großen Intrigen zu spinnen. Indem ich den Krieg beende verschaffe ich uns also mehr Aufträge.“ „Ist ja gut.“, knurrte der Untote und massierte sich die Nasenwurzel. „Aber seid euch über eines im Klaren: Ihr seid kein austauschbarer Attentäter. Ihr seid die Zuhörerin. Die Bruderschaft braucht euch. Wenn ihr sterbt nützt uns auch der Frieden nichts.“ Ein leichtes Lächeln erschien auf den Lippen der Elfe. „Danke, Lucien.“, sagte sie leise. „Sieh her Vater! Ich werde uns Ehre bringen! Himmelsrand wird wieder frei sein. Talos wird niemals vertrieben werden können!“ Hlofgar betrachtete seinen Sohn mit einem leichten Lächeln. Sah die Freude in dessen Augen, als er sein erstes richtiges Schwert schwang, welches er zu seinem 14. Geburtstag erhalten hatte. Die Szenerie verschwamm, es wurde dunkel. Männer brachen die Tür zu ihrer Hütte auf. Sie trugen das Wappen des Kaisers. In das Geschrei der Männer mischte sich die Stimme eine Frau. „Hört auf, er ist doch noch ein Kind! Ich bitte euch, bei den Göttern.“ Hlofgar ließ seinen Karren stehen, rannte hinüber zu seinem Haus, hörte die Schreie, jemand griff ihn, stoppte abrupt seinen Lauf. „Bleib hier du Narr, oder sie werden auch dich töten.“ „Lass mich los!“ Hlofgar versuchte sich loszureißen, doch der Griff ließ nicht locker. Er rüttelte ihn und jemand rief seinen Namen. Es dauerte, ehe Hlofgar begriff, dass es die Stimme einer Frau war. Ruckartig riss er die Augen auf und starrte in zwei blutrote Dunmeraugen. Keuchend lag Hlofgar auf seinem Lager und benötigte einen Moment, ehe er begriff, dass das eben ein Traum gewesen war. „Die Sonne geht gleich auf.“, sagte Kiiryolsah, ohne weiter auf den Alptraum einzugehen, der ihr sicherlich nicht entgangen war, und nahm die Hand von der Schulter des Nords. „Wir sollten bei Tagesanbruch weiter reiten.“ „Ja…natürlich.“, stimmte Hlofgar nach einem Moment zu, räusperte sich und setzte sich auf, beobachtete wie die Elfe sich erhob und begann ihr Gepäck wieder in den Satteltaschen des Pferdes zu verstauen. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sie durfte kaum geschlafen haben. Der Blonde stand auf, schnallte seinen Axtgurt wieder um und lief dann zum Fluss hinunter, um mit dem kalten Wasser die Müdigkeit und vor allem die Erinnerungen zu vertreiben. Doch so wirklich gelingen wollte es ihm nicht. Noch immer in seinem Traum gefangen, zog er seinen Arm vor sich, betrachtete die Bänder mit den Zähnen, die um ihn geschlungen waren. Blutfang Es war nicht sein ursprünglicher Name. Er hatte ihn nach dem Tod seiner Familie abgelegt. Aber die Menschen hatten bald angefangen ihn Blutfang zu nennen, wegen der Zähne, die er an Handgelenken und um den Hals trug. Er kannte die Geschichten, die sich darum rankten. Das er mit bloßen Händen eine Horde Säbelzahntiger erlegt haben sollte, war da noch die unspektakulärste. In Wahrheit hatte sein Sohn sie aus Mammutknochen geschnitzt. Er hatte wirklich Talent für dieses Handwerk gehabt, doch nie Interesse daran gezeigt, einmal Hlofgars Schreinerei zu übernehmen. Er hatte immer schon ein Krieger werden wollen. ‚Ein echter Krieger muss Eindruck schinden.’, hatte er überzeugt gesagt, als seine Mutter ihn nach den Schnitzereien gefragt hatte. ‚Man muss seine Überlegenheit zeigen können ohne die Waffe gezogen zu haben. Wenn sie sehen, wie viele Bestien ich erlegt habe, werden alle Feinde ehrfürchtig zurückweichen!’ „Frald.“, murmelte Hlofgar leise und ballte die Hand zur Faust, schloss dann die Augen und fuhr sich über die Stirn. Ihm selbst hatten diese falschen Zähne tatsächlich des Öfteren den Weg erleichtert…seinem Sohn hingegen hatten sie den Tod gebracht. „Ihr habt mir noch immer nicht verraten, warum ihr euch doch dazu entschlossen habt gegen die Thalmor zu kämpfen.“ „Sagte ich nicht, dass mein Gründe nur mich etwas angehen?“, fragte Kiiryolsah, ohne sich zu Hlofgar umzudrehen und schloss in Ruhe die Satteltasche. „Wir werden schob bald nebeneinander auf dem Schlachtfeld stehen. Ich wüsste gerne in wie weit ich euch vertrauen kann.“, erwiderte Hlofgar und schob sich in das Sichtfeld der Elfe. „Und ob ich euch, solltet ihr in Bedrängnis geraten, schützen oder besser in das Schwert des Feindes werfen sollte.“ „Ich weiß auch nicht, warum ihr kämpft.“, gab Kiiryolsah nur zurück und zog die Tasche zurecht, einfach nur, um sich nicht zu Hlofgar umdrehen zu müssen.“ „Ich bin ein Nord. Sollte es da nicht offensichtlich sein, warum ich mit Ulfric kämpfe?“ Der Nord seufzte, als Kiiryolsah nicht weiter reagierte, griff stattdessen nach der zusammengerollten Decke, um sie am Sattel zu befestigen. „Wegen des Bürgerkrieges verlor ich meine Frau und meinen Sohn. Und je länger dieser gelaufen wäre, desto mehr Familien hätte das gleiche Schicksal getroffen. Wenn dieser neue Konflikt mit den Thalmor nicht beendet wird, dann war alles bisherige völlig umsonst.“ Kiiryolsah hielt in ihrem Tun inne und drehte sich zu Hlofgar um, der sie diesmal ohne Spott und Missachtung ansah. Nie hätte sie gedacht, dass dieser Mann für seine verlorene Familie kämpfte. Sie dachte, er hätte sich lediglich bereichern wollen. „Aber warum kämpfen? Warum sich nicht ergeben? Ist euch euer Talos so wichtig?“ „Wollt ihr mich mit Absicht provozieren? Ja, Talos ist wichtig und davon abgesehen, es heißt Dunmer und Altmer wären sich von der Gesinnung her recht ähnlich. Und ihr werdet sicherlich am besten wissen, wie die Dunmer mit allen umgehen, die nicht ihrer Rasse angehören. Und Talos verbieten, nur weil er eins ein Mensch war? Er hat nie jemanden etwas Schlechtes getan. Sollte es daher nicht jedem frei stehen ihn anzubeten?“ „Ja, das….das weiß ich nur zu gut, wie die Elfen sich verhalten.“, murmelte das Drachenblut leise, ehe es nach Schattenmähnes Zügeln griff und sich in den Sattel schwang. Kiiryolsah hatte es nur zu oft am eigenen Leib zu spüren bekommen. „Ich bin schuld daran, dass die Drachen nun mit den Thalmor kämpfen.“, gestand sie, den Blick auf den Pferdehals gerichtet. „Sie töteten einen Freund von mir. Darum kämpfe ich. Um ihn zu rächen und wieder ins Reine zu bringen, was ich angerichtet habe.“ „Nun, zumindest seid ihr endlich mal ehrlich.“, erwiderte Hlofgar und stieg hinter der Elfe aufs Pferd. Der Hengst drehte seinen Kopf und Hlofgar war sich sicher, etwas wie Häme in den roten Augen aufblitzen zu sehen, ehe das Tier angaloppierte. Kapitel 5: Angriffsstrategie ---------------------------- Hallihallo, tut mir Leid, dass es diesmal so lange mit dem neuen Kapitel gedauert hat. Aber da nun endlich Asssassin's Creed III erschienen ist, musste ich mich erst mal damit beschäftigen. Und das Spiel Aion, was ich eigentlich nur als Lückenfüller angefangen hatte, hat dann leider auch etwas mehr Zeit in Anspruch genommen. Aber jetzt bin ich dann doch noch endlich fertig geworden^^ Das nächste Kapitel gibt es dann wahrscheinlich erst im neuen Jahr. Wann genau kommt darauf an, wann Dragonborn für den PC erscheint. Vermutlich werde ich dafür meinen Plot noch mal umstellen, wo ich doch auch Dawnguard hier einbringen werde. Aber noch bin ich ja lange nicht so weit. Eine Kleinigkeit noch, die ich bisher vergessen habe zu erwähnen. Wenn eine Figur nur etwas denkt, dann markiere ich das hiermit: / also zum Beispiel: /ich glaub ich habe Hunger/ Und wen es interessiert, zu zweien meiner Charaktere gibt es nun auch Bilder. Bei den anderen hab ich noch leider keine gefunden, die meinen Vorstellungen entsprechen. (bin zeichnerisch leider nicht talentiert genug zum selber malen) Ich hab erst mal nur einige meiner eigenen Charaktere aufgeführt. Wenn ihr noch jemanden dazu haben wollt, gebt einfach bescheid. Und nun viel Spaß mit dem Kapitel (ich bin schon wieder nicht so weit gekommen, wie ich eigentlich wollte) 5. Angriffsstrategie Es war ungewöhnlich still an der großen Tafel im Palast der Könige, an welcher für gewöhnlich gefeiert, gejohlt und getrunken wurde, dass es Sovngarde fast gleich kam. Nun herrschte verhaltenes Schweigen unter den Jarl von Himmelsrand, während sie auf die ausgebreitete Karte Himmelsrands starrten. Falkenring war mit einem roten Fähnchen als von den Elfen besetzt gekennzeichnet worden. Schließlich war es Deingeir, der Jarl von Falkenring, welcher die Stille durchbrach. „Ich habe auf euren Wunsch hin mein Fürstentum in Stich gelassen, sämtliche Wachen mit hierher nach Windhelm gebracht.“, sagte er langsam, als hätte er Mühe die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken. „Talos weiß, was die Spitzohren mit den Bürgern anstellen werden und was die Nord davon halten, dass ich ihnen nicht zur Seite stand.“ „Die Thalmor werden den Bürgern nichts tun.“, versicherte Ulfric ihm. „Sie werden kein Interesse an Falkenring haben. Vielleicht dort einen Teil ihrer Truppen stationieren, aber sie werden weiter ziehen. Wir brauchen eure Truppen hier, für einen gemeinsamen Angriff.“ „Und wann soll dieser Angriff starten? Wenn sie in Markarth angekommen sind? Diese Festung ist uneinnehmbar!“, warf Thongvor Silberblut ein und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ulfric warf ihm daraufhin einen finsteren Blick zu. „Ich habe Markarth schon einmal eingenommen. Es ist nicht uneinnehmbar.“, erinnerte er Thongvor. „Und wenn ich mich recht erinnere, ist nicht vor kurzem Madanach, der Anführer der Abgeschworenen aus der Mine ausgebrochen und anschließend aus der Stadt geflohen?“ „Das ist etwas völlig anderes.“, sprang Thongvor sofort auf die Provokation an. „Nicht nur, dass dieser Nichtsnutz Igmund zu dem Zeitpunkt noch Jarl war, Markarth hat während des Ereignisses kein Heer beherbergt, wie die Spitzohren es wohl haben werden. Und sie werden wohl eins haben, sonst bräuchtet ihr uns wohl nicht hier.“ „Genau das ist der Punkt!“, mischte sich nun auch Vignar Graumähne ein. „Wir sitzen hier und warten, während die Thalmor Richtung Markarth marschieren, um ein weiteres Fürstentum einzunehmen. Ich sage, wir marschieren los um sie endlich aufzuhalten.“ „Das wäre purer Selbstmord.“, erinnerte Ulfric. „Habt ihr vergessen, dass sie mit den Drachen ziehen? Soll ich den Bericht unseres Spähers noch mal hervorholen? Darüber, was er in Falkenring beobachtet hat? Ohne das Drachenblut gibt es keine-„ „Meine Männer haben durchaus Erfahrung mit Drachen.“, unterbrach Vignar ihn. „Sie haben nicht nur einen Drachen besiegt sondern sogar einen in der Drachenfeste gefangen gehalten.“ „Und bei beiden Kämpfen war zufällig das Drachenblut zur Stelle.“, meldete sich nun Elisif zu Wort. „Wenn ihr glaubt auch ohne es gegen die Drachen ziehen zu können, warum sitzt ihr hier dann noch herum? Steht auf, nehmt eure Truppen und reitet in den Tod.“ Ihre Stimme war kalt, doch vollkommen ruhig und für einen kurzen Moment blitzte Belustigung in ihren Augen auf, als Vignars Gesicht dunkelrot anlief. Doch sie beachtete ihn nicht weiter, sondern wandte sich Ulfric zu. „Nun, Ulfric? Die Zeit drängt. Wo bleibt das Drachenblut?“, verlangte die Liebreizende zu wissen. „Es ist unterwegs.“, versicherte Ulfric und missachtete dabei Hlofgars Schreiben in seiner rechten Manteltasche, welches von Schwierigkeiten bei der Suche berichtete. „Ich habe meinen besten Krieger ausgesandt, es zu holen.“ Korir schnaubte. „Wenn ihr nur einen Krieger ausgesandt habt, dann ist es kein Wunder, dass wir noch immer auf das Drachenblut warten.“ „Die Warterei hat ein Ende.“ Die Gesichter der Jarl wandten sich von einander ab und sahen stattdessen in Richtung der großen Eingangstür, wo Ulfrics Tharne auf sich Aufmerksam gemacht hatte. Sein Umhang war schneebedeckt, anscheinend war er gerade eben von Draußen hereingekommen, wovon die Jarl in ihrem Disput jedoch nichts mitbekommen hatten. „Hlofgar Blutfang ist zurückgekehrt, zusammen mit dem Drachenblut.“, verkündete er und trat zur Seite. ‚Halt dich gerade und nimm das Kinn hoch’, schien Luciens mahnender Blick zu sagen. Eine Aufforderung, die zu halten es Kiiryolsah immer schwerer fiel, je näher sie dem Tisch kamen und je besser sie die Blicke der Männer und Frauen wahrnehmen konnte. Sie hasste diese Blicke und diesmal waren sie sogar doppelt so schlimm. Für gewöhnlich war es nur die Abneigung darüber, dass sie eine Dunmer war. Nun aber, war es zusätzlich noch der Unglaube, dass so jemand das Drachenblut sein konnte. /Sie werden mich nicht akzeptieren./, dachte sie und ballte die Hand zur Faust, um ruhig bleiben zu können. Ihr Blick glitt weiter über die Jarl und blieb schließlich an Ulfric hängen, welcher als einziger am Tisch eine gelassene Miene zeigte, in welche sich allmählich Erkennen mischte. „Ah ja, ich erinnere mich.“, sagte er mehr zu sich selbst doch laut genug, dass die Personen in seiner Nähe es hören konnten. „Ihr saßt tatsächlich mit uns auf dem Wagen nach Helgen.“ „Sie war in Helgen?“, stieß Vignar mehr als empört aus. „Sie ist also nicht nur ein Spitzohrenbastard sondern auch noch eine Schwerverbrecherin? Was für ein abartiger Scherz soll das sein?“ Damit war die Stille, die zuvor am Tisch geherrscht hatte durchbrochen und die Jarl begann wild durcheinander zu reden. Die Dunmer hätte es gleich wissen sollen, dass es eine dumme Idee war mit den Sturmmänteln in den Krieg zu ziehen. /Alleine wäre ich wohl besser dran. Es dürfte schwierig werden, aber ich habe auch die Thalmorbotschaft überlebt. Es dürfte doch kaum schwieriger sein, zu ihren Anführern zu gelangen und sie auszulöschen…/ „Ich sag euch, was sie ist, eine Spionin!“ Der Ausruf holte Kiiryolsah aus ihren Gedanken und brachte sie dazu, ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen zu lenken. „Diese verdammten Spitzohren stecken doch alle unter einer Decke! Und selbst wenn nicht, ihr wisst, was die Dunmer aus Windhelm gemacht haben. Sie wird nur Unglück bringen.“ „Unglück?“, wiederholte die Zuhörerin leise, unhörbar für die Anderen und für einen kurzen Moment befand sie sich wieder in Einsamkeit, auf Gut Stolzspitze. Sie spürte den Schmerz, als ihr Mann ihr ins Gesicht schlug. „Du Unglücksweib! Du ruinierst mein Leben, du verdammte Hexe! Das alles ist deine Schuld!“ /Nein…es war nicht meine Schuld…/ „Ich habe nichts falsch gemacht.“ Die Daedrarüstung begann zu pulsieren, angelockt vom aufkeimenden Zorn ihrer Trägerin und verstärkte diesen. Kiiroylsah öffnete den Mund und stieß einen Schrei aus. „Fus Ro Dah!“ Scheppernd flogen die Humpen durch den Raum und zerbrachen. Die Landkarte warf es in die Luft, wo sie zerriss und als Fetzen wieder zu Boden ging. Korir und Vingar, die direkt im Zentrum des Schreis gesessen hatten, warf es mitsamt den Stühlen zu Boden. Außer Korirs schmerzhaftes Keuchen und Kiiryolsahs schnellen Atem war es totenstill geworden. „Ich…bin das Drachenblut…Ich habe in Sovngarde gegen Alduin gekämpft…“, begann die Dunmer mit dunkler Stimme, „…ich habe mehr Drachen besiegt, als ihr je zu Gesicht bekommen werdet. Wenn ich wollte könnte ich euch zu Eis erstarren lassen, oder von einem Flammenmeer verbrennen lassen. Oder ich beschwöre einen Sturm für euch oder hetzte die Tiere auf euch oder rufe euren schlimmsten Alptraum herbei!“ Ihre Stimme wurde mit jedem Satz lauter. „Wenn ich gewollt hätte, ich hätte euch bereits bei meinem Eintreten umgebracht. Und ihr wagt es…ihr wagt zu behaupten ich würde mit den Thalmor kämpfen, nachdem ich mein Leben riskiert habe, um euer gottverdammtes Himmelsrand zu retten?!“ Eine Berührung an ihrer Hand ließ Kiiroylsah aufschrecken und den Kopf zur Seite wenden. Unvermittelt sah sie in die hellblauen Augen Hlofgars. Sein Blick war überraschender Weise sanft, schien ihr sagen zu wollen, dass es gut war und erst jetzt bemerkte die Elfe, dass sie ihr Schwert gezogen hatte. Hastig steckte sie es in seine Scheide zurück und entzog sich somit Hlofgars Berührung. Ihre Haut kribbelte dort, wo seine warme Hand sie berührt hatte. Allmählich ließ das Pulsieren der Rüstung nach, ließ die Zuhörerin wieder ruhiger werden, als sie auf dem freien Stuhl zu Ulfrics rechter Seite Platz nahm. „War euch das Beweis genug?“, fragte Hlofgar in die Stille und ließ seinen Blick dabei über die Anwesenden gleiten. „Ihr könnt kaum verleugnen, dass das hier eben kein Thuum war. Talos hat diese Macht an jemanden gegeben, der halb Mensch und halb Dunmer ist. Er wird wissen, warum er das getan hat und es ist nicht an uns seine Wahl in Frage zu stellen.“ Ungläubig starrte Kiiroylsah den Blonden an. Gerade von ihm hätte sie solche Worte am wenigsten erwartet und sie suchte seinem Blick, um darin eine Antwort zu finden, doch er wich ihr aus. Stattdessen wandte sie sich Ulfric zu, welcher scheinbar als erster seine Sprache wiedergefunden hatte. „Jarl von Himmelsrand.“, begann er, „kämpfen wir nicht in erster Linie für Talos gegen die Thalmor? Um ihnen ihre Gotteslästerei auszutreiben? Indem wir seine Wahl für das Drachenblut in Frage stellen, sind wir nicht besser, als der Aldmeribund.“ Wieder herrschte Schweigen, unterbrochen nur von Korir und Vingar, die ihre Plätze wieder einnahmen. Dabei war vor allem Vingars Blick fast schon hasserfüllt, als er das Drachenblut ansah. Schließlich war es Skald der Ältere, der Jarl von Pale, welcher seine Worte wieder fand. „Wie…viele sicherlich gehört haben, wurden die Bewohner Dämmersterns lange Zeit von Alpträumen unbekannter Herkunft geplagt. Seit einigen Wochen sind sie jedoch verschwunden. Es heißt, wir hätten das einem unbekannten Kampfmagier zu verdanken…in einer schwarzen, rot schimmernden Rüstung, wie ihr sie tragt.“ Einen Moment lang musterten seine grauen Augen sie schweigend, ehe er sich mit einem Seufzen zurücklehnte. „Ich bin sicher, niemand hier am Tisch will anzweifeln, was ihr geleistet habt, Drachenblut.“, fuhr Skald fort. Wenn jemand der Jarl nicht seiner Meinung war, so sagte er es nicht, doch in einigen Gesichtern war es deutlich abzulesen. „Aber ihr wisst sicherlich auch, warum wir nicht sonderlich gut auf die Dunmer zu sprechen sind.“ Vingar schnaubte. „Sehr großzügig ausgedrückt.“, sagte er verächtlich. „Schaut euch den grauen Bezirk doch an!“ „Ich bin hier, um die Thalmor aufzuhalten.“, erwiderte Kiiryolsah. „Nicht um Rechenschaft über die Taten meines Volkes abzulegen. Oder sollte ich nun anfangen die Verbrechen der Nord aufzuzählen? Wollt ihr dafür hier und jetzt die Schulden zahlen?“ Vingars Gesicht wurde schlagartig wieder rot vor Zorn. „Wie könnt ihr…!“, begann er doch Ulfric unterbrach ihn. „Es reicht jetzt!“, fuhr der Jarl von Windhelm dazwischen und donnerte seinen Humpen auf die Tischplatte. „Bei Talos, wir haben Wichtigeres zu tun, als uns über alles Mögliche zu streiten! Wir haben einen Krieg zu gewinnen, falls ihr es vergessen haben solltet. Das Drachenblut ist hier und es kämpft mit uns. Gibt es dagegen irgendwelche Einwände?“ Mit strenger Miene suchte er die Gesichter der Versammelten ab und als keine Widerworte kamen, schickte er seinen Huscal, um eine neue Karte zu holen. /Ich will hier weg./, dachte Kiiryolsah und faltete die Hände im Schoß, drückte sie gegeneinander, um ihr Zittern zu unterdrücken. Sie könnte einfach aufstehen und gehen. Niemand würde sie aufhalten…wer sollte sie schon aufhalten können? War es nicht egal, was sie dann vom Drachenblut dachten? Sie dachten doch je schon alle schlecht von ihr. Das Hlofgar sie vorhin beruhigt und Skald die Sache mit Dämmerstern erwähnt hatte, machte die Sache nur noch schlimmer. Warum hatten sie für einen Moment Sympathie gezeigt? Sie wollte das nicht, brauchte diese Hoffnung nicht, wenn man sie ihr kurz darauf wieder nahm. Und die Schwarzhaarige zweifelte nicht daran, dass sie in Wahrheit genauso wie Vingar dachten. Selbst Ulfric, konnte sie sicherlich nicht leiden. Doch hatte er wohl Selbstbeherrschung genug, es nicht zu zeigen. /Nein…es gibt Wichtigeres, als mich./, wies Kiiryolsah sich selbst zurecht. Hatte sie so schnell etwa wieder vergessen, warum sie hier war? Es ging darum Paarthurnax zu rächen und zu verhindern, dass sie Schuld an Sklaverei und Tod vieler Unschuldiger haben würde. Dieser Gedanke ließ die Elfe innerlich auflachen. Eine Mörderin, die vorgab andere zu retten. Das war einfach nur lächerlich. Das Drachenblut zwang sich seine Gedanken wieder zu verlassen, als endlich die neue Karte auf dem Tisch ausgebreitet wurde. Ulfric griff nach verschiedenfarbigen Figuren und platzierte sie auf der Karte, um die Truppenbewegung der Thalmor darzustellen, erklärte dabei den momentanen Sachverhalt. „Der Aldmeribund ist über Falkenring eingefallen und scheint sich dort zu sammeln. Unseren Spähern zur Folge besteht ihre Armee bisher aus 100 Magiern, 500 Fußsoldaten und 300 Bogenschützen. Drachenbeobachtungen beschränken sich bisher auf fünf Exemplare.“ Der Jarl griff nach einem Teil der Figuren und schob ihn über die Karte. „zwei Drittel ihrer Truppen ist in nordwestlicher Richtung unterwegs, nach Markhart. Wir haben all unsere Leute hier in Windhelm, um mit voller Stärke zu kämpfen, Markhart wird ihnen keinen Widerstand leisten können.“ Hlofgars Stirn legte sich in Falten. „Warum dieser Umweg? Ich hätte erwartet, dass sie direkt nach Windhelm marschieren. Schon allein wegen der Grenznähe zu Cyrodiil. Falkenring ist am ganz anderen Ende.“ „Weil man sie aus dieser Festung nur schwer wieder wird vertreiben können.“, erklärte Thongvor Silberblut. „Sie wollen sich dort einnisten, wie Parasiten.“ „Vermutlich wollen sie auch erst mal nur die Grenzen sichern.“, warf Elisif ein. „Auch wenn sie ein größeres Heer haben, sie können nicht einfach so durch Himmelsrand marschieren. Sie müssen ihre Leute verpflegen.“ „Aber warum marschiert dann die ganze Armee nach Markhart? Sie passen nie und nimmer allesamt in die Stadt, geschweige denn, dass sie dort ausreichend verpflegt werden können. Außerdem dürften die Abgeschworenen ihnen kaum Ruhe gönnen“, fügte Kiiryolsah hinzu, die sich leicht über den Tisch beugte, um die Karte besser in Augenschein nehmen zu können. „Irgendetwas passt da nicht.“ „Vielleicht ist es das Gelände.“, zog Hlofgar in Erwähgung. „Wenn sie nach Windhelm wollen müssen sie durch Wälder hindurch. Dort können sie weder ihre Magier noch die Fußtruppen einsetzen. Lediglich die Waldelfen könnten dort kämpfen.“ „Und die Drachen können nicht fliegen.“, stimmte Korir zu. „Die Tundra zwischen Markhart und Falkenring ist völlig offenes Gelände. Ihre Armee ist dort im Vorteil, vor allem wenn ihre Magier alles niedermähen.“ „Etwas mehr Optimismus stände euch gut.“, schlug Laila Rechtsprecherin vor. „Mit dieser Einstellung werden wir ganz sicher nichts erreichen.“ „Das offene Gelände ist perfekt.“, murmelte Kiiryolsah leise, doch laut genug, dass es noch jeder hören konnte. „Somit reicht ein einzelner Schrei, um eine große Anzahl zu vernichten.“ „Wie schön, dass ihr euer Thuum so gut werdet einsetzen können.“, kam es verächtlich von Vingar. „Wird bestimmt eine unglaubliche Heldensaga werden, wenn ihr als Letzte noch steht.“ Hatte er darauf abgezielt, dass die Dunmer den Blick wieder senkte und sich klein machte, so hatte er sich geirrt. Kiiryolsah, die sich nun wieder sicherer fühlte, sah ihn herausfordernd an. „Oh verzeiht, ich war davon ausgegangen, dass ihr mit einem Drachenblut in der Schlacht kämpfen wollt. Hab ich das etwa falsch verstanden?“ „Was ist euer Plan, Drachenblut?“, warf Ulfric dazwischen, damit die Situation nicht schon wieder eskalierte. Kurz fixierten ihre roten Augen Ulfric, ehe sie wieder auf die Karte blickte und nach den Figuren griff, um sie zu verschieben. „Die Thalmor mögen den kleinsten Teil der Armee ausmachen, doch mit ihrer Blitzmagie sind sie die gefährlichsten. Im Pfeilschutz der Bosmer werden sie Salve um Salve nach vorne schicken und jegliches Heranstürmen verhindern. Und die paar Magier, über die wir verfügen, werden kaum durch ihre Schilde dringen können. Zudem werden sie sicherlich die Drachen kreisen lassen, um zu verhindern, dass wir an sie herankommen und sollte es doch gelingen, werden sie sich hinter die Fußtruppen zurückziehen.“, fasste die Elfe zusammen, die Augenbrauen vor Konzentration zusammengezogen. „Die Lösung ist ihre Magier auszuschalten. Der Rest ist ein Kinderspiel. Ich und ein Großteil der Armee werden ihnen auf dem offenen Feld in die Arme laufen.“, schlug Kiiryolsah vor, ohne zu bedenken, dass es ihr wohlmöglich nicht zustand, über die Angriffsstrategie zu entscheiden. „Ich werde die Drachen vom Himmel holen und die Magier sollen die Krieger vor den Blitzattacken schützen. In der Zwischenzeit kommt ein kleinerer Trupp Fußsoldaten von hier,“ dabei tippte sie auf die Karte, „die Berge sollten genügend Deckung bieten, sodass sie nicht bemerkt werden. Sobald sie auf Höhe ihrer Magier sind stürmen sie in ihre Linien und mähen sie nieder, bevor sie Zeit haben ihren Platz mit den Fußsoldaten zu tauschen. Im Nahkampf ist die Magie der Thalmor nutzlos, da sie sich nur selbst behindern und ihre Dolche werden kaum etwas gegen die Nordäxte ausrichten können.“ „Und ich wäre nah genug, um mein Thuum gegen sie einzusetzen.“, fügte Ulfric hinzu, den der Plan tatsächlich zu überzeugen schien. „Was ist mit den Drachen?“, warf Skald ein und schob eines der Modelle auf die Mitte der Karte. „Euer Plan setzt voraus, dass wir lange genug überleben, um von der kleineren Armee abzulenken, die sich den Thalmor nähert. Ihr sagt ihr wollt die Drachen vom Himmel holen. Wie soll das gehen?“ Kiiryolsah hob nur kurz den Kopf in seine Richtung, wandte sich dann wieder dem Drachenmodell zu, aus Sorge sonst zu zögern. Auch wenn sie vieles über die vergangenen großen Schlachten gelesen hatte, sie war keine Kriegsstrategien. Sie wusste einen Kampf zu koordinieren, wenn sie auf sich allein gestellt war. Doch das Leben so Vieler zu leiten, war etwas vollkommen anderes. „Ist gibt einen Schrei, der einen Drachen flugunfähig machen kann. Nicht dauerhaft, aber der Moment sollte reichen, um ihn schwer genug zu verletzen.“ „Interessant, was die Graubärte alles für sich behalten haben.“, murmelte Ulfric, dem zwar klar war, wie mächtig das Thuum sein konnte, doch das man damit auch einen Drachen beeinflussen konnte, hätte er nie für möglich gehalten. „Es gibt zwei Arten von Drachen.“, fuhr die Elfe fort. „Feuer- und Eisdrachen. Da das Eis den Nord nicht sonderlich gefährlich wird, werden wohl nur die Feuerdrachen angreifen.“ „Meine Alchemisten werden sich darum kümmern entsprechende Tränke zu brauen.“, warf Korir ein. Auch wenn er der Dunmer noch immer nicht traute, die Tatsache, dass es nun scheinbar endlich einen Plan gab, ließ ihn allmählich kooperativer werden. „Dennoch solltet ihr die Drachen besser schnell vom Himmel holen.“ Kiiryolsah nickte kurz, ehe sie fortfuhr. „Auf dem Boden sind Drachen noch immer gefährlich, aber sie sind besiegbar. Die Soldaten sollten nicht in die Nähe des Mauls kommen, um den Feuersalven und den Zähnen zu entgehen. Die besten Ziele sind die Flanken und der Bauch, wo die Schuppen dünner sind. Und sie sollten die Flügel attackieren, damit sich die Drachen nicht wieder erheben können.“ /Sieh an, dieses Mischlingsweib hat doch Verstand./, dachte Hlofgar, während er den Ausführungen lauschte. Jetzt wirkte sie wieder vollkommen anders. Nicht so niederträchtig, wie bei ihrer ersten Begegnung und auch nicht vollkommen eingeschüchtert, wie während ihrer Reise. Diesmal strahlte sie die Aura einer Anführerin aus, von Jemanden, der wusste, was zu tun war. Jemand, der es würdig war Drachenblut genannt zu werden. Aber da war noch eine Seite gewesen. Vorhin, als sie mit gezogener Waffe fast auf Vignar losgegangen wäre. Etwas Böses hatte in ihren Augen gestanden und Hlofgar erinnerte sich genau an den Blick, des sie begleitenden Geistes: Vorfreude Nein, nein sie war kein Drachenblut, nicht die Heldin, die in Liedern besungen und deren Ankunft die Nord erwartet hatten. Vielleicht war sie noch nicht mal eine Dunmer. /Und wenn sie uns in eine Falle laufen lässt?/ Misstrauisch beäugte Hlofgar die Karte, während um ihn herum der Schlachtplan weiter ausgefeilt wurde. Konnte sie nicht doch zu den Thalmor gehören? Gab es diesen Schrei, der die Drachen vom Himmel holte wirklich? Seine blauen Augen fixierten die Dunmer wieder, welche Skald auf eine Frage antwortete. Er schien offen für ihre Worte zu sein, doch Hlofgar sah, dass den meisten anderen noch immer das Misstrauen ins Gesicht geschrieben stand. Erneut beobachtete er den Geist, welcher mit verschränkten Armen, stumm wie eine Statur auf die Karte starrte. /Nein, du bist nicht das Drachenblut. Was auch immer wirklich der Grund ist, warum du nun hier bist, ich werde es herausfinden und verhindern, dass du uns alle in den Untergang führst!/ Damit griff Hlofgar nach seinem Humpen und besiegelte diesen Schwur stumm mit dem warmen Met. Kapitel 6: Schlachtruf ---------------------- Geschafft, ich hab das nächste Kapitel endlich fertig bekommen. Ich persönlich finde es schlecht, wobei es auch kein Wunder ist, da ich es halb schlafend und unter Zeitdruck geschrieben habe. Länger warten lassen wollte ich euch aber auch nicht. Falls überhaupt jemand diese ff liest möge er mir vergeben. Und wenn nicht kann ich damit auch leben^^ Leider ist die Action auch diesmal wieder ausgeblieben, dafür hab ich hoffentlich einen schönen Cliffhanger hinbekommen XP Wünsche viel Spaß beim Lesen 6. Schlachtruf „Ich versteh echt nicht, was in deinem Kopf vorgeht.“ „Hm? Wovon redest du?“ „Es ist dir unangenehm, wenn dich die Leute anstarren, weil du ein Halbblut ist. Aber du schämst dich nicht vor einem Mann nackt aus der Wanne zu steigen?“ Verständnislos sah Kiiryolsah zu dem Geist hinüber, welcher ihr den Rücken zugedreht hatte, während sie sich weiter abtrocknete. „Du bist tot, Lucien.“, war ihre schlichte Antwort darauf, ließ das Handtuch zu Boden fallen und ging zum Bett hinüber, wo ihre Kleidung lag. „Ja, gewisse Dinge an mir sind tot.“ Der Attentäter wartete, bis er sicher sein konnte, dass Kiiryolsah wieder einen Großteil ihrer Kleidung trug, ehe er sich zurück in ihre Richtung drehte. „Das Verhalten hast du von deiner Mutter, kein Zweifel.“ „Wie kommst du darauf?“, hakte Kiiryolsah nur mäßig interessiert nach, darauf konzentriert das gefütterte Untergewand zu verknoten, ohne ihre Haare mit einzuklemmen. „Denkst du mein Vater wäre nicht nackt aus der Wanne gestiegen?“ „Nun, er wird kaum mit Kleidern gebadet haben.“, erwiderte Lucien. „Du redest sinnloses Zeug.“ Die Elfe zupfte den Stoff zurecht, welcher die Rundungen ihres Körpers fast unkenntlich machte. „Ab einem gewissen Alkoholpegel ist mein Körper das einzige an mir, was den Männern zu gefallen scheint…“ „Dann nutze ihn endlich und versteck ihn nicht wieder in dieser abschreckenden Rüstung.“, fuhr der Geist sie fast schon an. „Es ist ja nicht so, dass die Mitglieder der Bruderschaft allzu viel Aufmerksamkeit auf sich lenken sollten, aber deshalb brauchen sie sich noch lang nicht so klein zu machen, wie du es ständig tust. Du könntest sie alle um den Finger wickeln, wenn du nur wolltest. Niemand würde es mehr wagen, dich offen einen Bastard zu bezeichnen, deine Mutter-“ „Lass meine Mutter aus dem Spiel, du kanntest sie nicht.“, unterbrach Kiiryolsah ihn. „Du kanntest sie auch nicht.“ „Ja, aber zumindest stelle ich keine Vermutungen darüber auf, was sie wohl von mir denken würde.“ „Nenn mir eine Mutter, die nicht will, dass ihr Kind sich niedermacht.“ „Da gibt es einige.“ Kiiryolsah verzog leicht das Gesicht, als sie an ihren Haaren zog, von denen sich doch einige in der Schnürung verheddert hatten, ehe sie diese wieder zu einem Kranz flocht. „Aber lassen wir das. Ich weiß, worauf du hinaus willst, aber ich habe diesen Weg selbst gewählt, warum also lässt du mich nicht mit dem Thema in Ruhe?“ „Ich bin dein Schutzgeist, oder etwa nicht? Außerdem ist es nicht wahr, was du sagst. Du hast diesen Weg nicht selbst gewählt.“ Kiiryolsah erwiderte darauf nichts. Lucien hatte im Grunde recht, doch was sollte sie tun? Ihr stand es nicht zu sich zu erheben. Sie war die letzte, die mehr tun sollte, als ihre Pflicht zu erfüllen. Caracalmo griff nach dem Becher aus Kristall und hielt ihn unter seine Nase, sodass er den blumigen Duft des Tees riechen konnte. Genießerisch schloss er seine Augen, als er schließlich davon trank. Das war eindeutig etwas anderes, als der Met, den die Nord sich hier zu Gemüte führten. Zu würzig, zu stark, es zerging nicht auf der Zunge, sondern verätzte ihm die Kehle. Der Hochelf strich sich die langen weißblonden Haare hinters Ohr und verschloss das Kästchen mit den getrockneten Blüten, die er für seinen Tee benötigte, sorgfältig. Es war nicht mehr viel davon übrig und er bereute eine neue Bestellung nicht schon viel eher aufgegeben zu haben. Rund 30 Jahre war es nun schon her, seit er seine Heimat, die Insel Summerset, verlassen hatte. Trotzdem pflegte er wie viele seines Volkes, weiterhin die heimischen Speisen und Getränke zu sich zu nehmen. Caracalmo nahm noch einen weiteren Schluck von dem Tee und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu, doch er sollte nicht weit kommen, denn kurz darauf wurde der Eingang seines Zeltes geöffnet und Sorcalin trat ein. „Störe ich, Feldherr?“, fragte Sorcalin mit seiner kratzigen Stimme, welche er einer Kampfwunde zu verdanken hatte, durch die seine Stimmbänder verletzt worden waren. Caracalmo kannte sein Alter nicht, doch so grau wie er bereits war, zählte er mindestens 150 Jahre. Und eigentlich hätte es ihm zugestanden das Heer zu führen, stattdessen war er nur zweiter Feldherr und musste sich somit Caracalmo, der gerade mal knappe 50 Lebensjahre hinter sich hatte, unterordnen. Der Blonde hatte keine Ahnung, ob Sorcalin ihm das übel nahm und den Platz streitig machen wollte oder es als gegeben akzeptierte. Sie kannten einander schon zwei Jahrzehnte lang, doch in diesen zwei Jahrzehnten waren ihre Ränge stets gleichberechtigt gewesen. Caracalmo aber war nicht hier, um als Feldheer zu erreichen, was es zu erreichen galt. Sein Ziel war etwas anderes und Sorcalin wusste das. Dennoch zog Caracalmo es vor vorsichtig zu sein. Er wäre nicht hier, wo er heute war, wenn er nicht stets das Misstrauen im Hinterkopf behalten hätte. „Komm her und setz dich.“, rief er seinem Freund nun zu und griff nach der Karaffe mit dem Tee, um Sorcalin einzuschenken. „Wenn du mich von dem schnöden Papierkram abhalten willst, umso besser.“ Der Grauhaarige lachte, was jedoch mehr einem Krächzen glich und schnell in einem Husten endete. „Je höher der Titel, desto weniger hat man noch mit dem Eigentlichen zu tun.“, erwiderte er. Seine Tonlage war neutral, ließ nicht erkennen, ob er Caracalmo seinen Rang gönnte oder nicht. Lieber griff er dankend nach dem Becher, atmete ebenfalls mit Genuss den Duft ein und häufte dann Zucker in seinen Tee. Caracalmo ließ diese Tätigkeit das Gesicht verziehen. Er verstand nicht, wie man das reine Aroma nur freiwillig so verfälschen konnte. „aber wenn du den Grund meines Besuches kennst, willst du vielleicht doch wieder zum Papierkram greifen.“, trug Sorcalin sein Anliegen vor und holte einen Brief aus seinem Umhang um ihn Caracalmo über den Tisch zu schieben. „Post aus der Heimat. Sie kam gerade an.“ Der Blonde seufzte, als er den Absender las, brach dann das Siegel, um den Brief lesen zu können. „Ich hegte die Hoffnung, mein alter Herr wäre inzwischen verstorben.“, bemerkte er, während er die Zeilen überflog. „Aber wenn es ihm noch so gut geht, dass er Schreiben kann, scheint das nicht allzu bald zu passieren.“ Wieder lachte Sorcalin und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Von deiner Beförderung dürfte er noch nichts wissen. Was schreibt er also?“ „Er beschreibt die Vorzüge dreier Elfen, die er als Braut für mich geeignet hält. Er meint ich solle endlich heiraten.“ „Nun, immerhin bist du drei Jahrzehnte nicht mehr auf Summerset gewesen, er wird sich nach seinem Sohn sehen.“ „Ach was.“, winkte Caracalmo ab und legte den Brief zur Seite. „Er hat Angst zu sterben ohne einen Enkel zu Gesicht zu bekommen. Er will nicht, dass die Familie ausstirbt.“ „Hattest du nicht noch eine Schwester?“ „Ja, aber die Ehe blieb bisher kinderlos. Er bekommt schon noch seinen Erben, da muss er sich keine Sorgen machen.“ Caracalmos Stimme wurde leiser und in seine gelben Augen schlich sich etwas Dunkles, etwas Gieriges. „Ich komme meinem Ziel näher, Sorcalin. Ich hab es im Gespür, seit wir die Grenze nach Himmelsrand überquert haben.“ „Hat es mit den Drachen zu tun?“, hakte der Grauhaarige interessiert nach. Caracalmo schüttelte den Kopf. „Die Drachen waren mein Anreiz hierher zu kommen, aber mein Instinkt sagt mir, dass da mehr ist.“ „Dann…hängt es mit den Befehlen der Großinquisitorin zusammen?“, diesmal schwang etwas in Sorcalins Stimme mit, doch der Blonde überhörte es, war in diesem Moment zu sehr mit sich selbst beschäftigt. „Die Inquisitorin hat mir nicht mehr erzählt, als dir. Ratsmitglied Elrion ist der Einzige, der bescheid weiß und er verrät nichts, bis wir auf das Heer der Sturmmäntel treffen, falls sie den Köder wirklich schlucken.“ „Sie werden ihn schlucken. Diese Barbaren sind zu dumm, als dass sie die daraus entstehenden Folgen wirklich begreifen könnten. Darum verstehe ich nicht, was du hier willst. Es gibt nichts Mächtigeres als die Drachen und die kämpfen auf unserer Seite…oder sprichst du von dieser Drachenblutlegende? Die Nords behaupten ihr Drachentöter wäre zurückgekehrt.“ „Legenden…“, murmelte Caracalmo und sein Blick schweifte in die Ferne. „In jeder Legende steckt etwas Wahres…Drachenblut…Ich weiß nicht, was ich suche. Aber es ist nahe.“ „Wenn du mich fragst hättest du damals die Finger vom Mondzucker lassen sollen. Der ist dir nicht bekommen.“ Langsam fokussierte der Blonde seine Augen wieder auf seinen Gegenüber. „Ich habe dir im Rausch lediglich verraten, wonach ich strebe. Aber mein Ziel stand schon viele Jahre vorher fest.“ „Es geht los.“, murmelte Kiiryolsah, als sie das Dröhnen der Signalhörner vernahm und wandte sich zum Rüstungsständer um. Die Dunmer streckte bereits die Hand nach der Rüstung aus, zögerte dann aber. Sie hatte nicht vergessen, was in der Halle beinahe geschehen war. Die Rüstung hatte wieder angefangen zu pulsieren, schien auf ihre Wut reagiert und sie verstärkt zu haben. Hätte Hlofgar sie nicht zurückgehalten… /Dann hätte ich wohl wieder geschlachtet, so wie…/ Hastig schüttelte Kiiryolsah den Kopf, um die Bilder wieder loszuwerden, doch es half nichts. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Sorex wieder vor sich, zusammen mit dieser fremden Frau in ihrem Bett. Das Blut war überall verspritzt, klebte an ihr selbst, von den unzähligen Wunden, die sie den beiden mit dem Pfeil zugefügt hatte. Es war nicht so, dass sie Sorex in diesem Moment nicht den Tod gewünscht hatte. Und es war auch nicht so, dass ihr das Töten etwas ausmachen würde. Dieses…dieses Abschlachten allerdings…sie hätte nie gedacht zu so etwas fähig zu sein. Doch wenn sie nun an die pulsierende Rüstung dachte…was wenn es die Mordlust des Daedra gewesen war, dessen Herz in den Pfeilen verarbeitet worden war? Wenn es so war, dann war es wesentlich gefährlicher diese Rüstung zu tragen, als sie anfänglich vermutet hatte. Was, wenn es wieder geschah? Wenn sie wieder so wütete? Und es dann wohlmöglich jemand Falsches traf? /Nein! Nein, reiß dich zusammen! Ich muss mich nur darauf konzentrieren, mich von meinen Gefühlen nicht überwältigen zu lassen. Es gibt keine bessere Rüstung, als diese und ich werde lernen sie zu beherrschen./ Mit neuem Entschluss griff Kiiryolsah nach den Rüstungsteilen und legte sie an. Dennoch war sie erleichtert, dass die Rüstung nicht wie beim ersten Mal wieder gegen sie aufbegehrte, weil sie wohlmöglich ihre Zweifel gespürt hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und dabei Jubelrufe zu hören. Auch wenn Kiiryolsah davon ausging, dass die meisten Rufe den Jarl und vor allem Ulfric und Hlofgar galten, an deren Seite sie durch das Heer ritt, der Gedanke gefeiert zu werden berauschte sie. „Ein Held, ein Held nach Kriegerherzen fragt. Wahrlich, wahrlich das Drachenblut naht.“, sang Lucien neben ihr mit düsterer Melodie. Als sich ihre Blicke trafen, verzogen sich seine Lippen zu einem bitteren Lächeln. „Ich will nicht sagen, dass du das hier nicht genießen solltest, aber wir agieren im Schatten. Wenn die ganze Welt dein Gesicht kennt, wie willst du noch für die Bruderschaft arbeiten?“ „Ob man mich nun kennt oder nicht, ich vernehme auch weiterhin die Stimme der Mutter.“, erwiderte die Elfe. Bei dem Lärm um sie herum wäre es für jeden unmöglich ihr Gespräch zu verfolgen. „Ich kann jemand anderen schicken, um die Aufträge auszuführen. Davon abgesehen, mit meiner Rüstung und Schattenmähne an meiner Seite bin ich auch schon vorher aufgefallen.“ „Mag sein, aber da warst du einfach nur eine unheimliche Person, nun bist du das Drachenblut.“ „Wir könnten meinen Tod vortäuschen.“ Lucien verdrehte nur die Augen und schwieg dann. Einen Moment später wusste Kiiryolsah, warum er nichts mehr sagte. Hlofgar Blutfang hatte zu ihnen aufgeschlossen und ritt nun auf gleicher Höhe mit der Dunmer. Der Blonde sprach sie nicht an, nur kurz warf er ihr einen Blick zu, der Kiiryolsah unweigerlich dazu brachte sich anzuspannen. Sein Blick war bedrohlich gewesen. Aber warum? Seit der Angriffsbesprechung hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Dabei hatte die Elfe sich eigentlich noch bei ihm bedanken wollen, weil er dort Partei für sie ergriffen hatte. Sie hatte ihn fragen wollen, warum er sie plötzlich in Schutz genommen hatte, doch es hatte sich einfach keine Möglichkeit ergeben ihn abzupassen. Heimlich in der Nacht hatte sie ihn nicht aufsuchen wollen und tagsüber war er ständig mit jemanden zusammen gewesen. Meistens mit Ulfric Sturmmantel. Ulfric…noch ein Thema, worüber sie mit Hlofgar sprechen wollte, auch wenn er ihr hier sicherlich kein Gehör schenken würde. Kiiryolsah hatte sich an ein Buch erinnert, welches sie in der Thalmorbotschaft entdeckt hatte. In diesem hatte gestanden, dass Ulfric in der Vergangenheit von den Thalmor als Aktivposten genutzt worden war. Nun wollten diese zwar Himmelsrand erobern, aber wer konnte schon sagen, ob Ulfric nicht von ihnen manipuliert worden war. Wenn er ihre Pläne an die Thalmor verriet… Hlofgar stand Ulfric sicherlich nah genug, um ihn im Auge behalten zu können. Doch ob es Kiiryolsah gelang ihn von der Gefahr zu überzeugen war eine ganz andere Sache. Doch Sorgen darum nicht mehr genügend Gelegenheit zu finden, um Hlofgar anzusprechen würde die Elfe sich nicht machen müssen. Der Großteil des Heeres bestand aus Fußsoldaten, weshalb sie nur langsam voran kamen und sicherlich eine Woche brauchen würden, ehe sie auf die Thalmor trafen. Als sie ein Stück weit von Windhelm entfernt war, drehte sich Kiiryolsah im Sattel herum, sodass sie den ihr folgenden Zug beobachten konnte. Die meisten der Jarl ritten an der Seite ihrer eigenen Soldaten, die in der Regel stets aus einem kleineren Teil Reiter und Bogenschützen sowie einem Hauptteil an Axt- oder Schwertkämpfern bestand. Hin und wieder war die Kapuze eines Magiers zu erkennen, doch die meisten von ihnen hatten sich unter dem Banner von Winterfeste versammelt. Das Ende bildeten die Heiler und die Versorgungswagen. „Glaubt ihr ihr könnt euer Pferd im Zaume halten?“ Langsam wandte Kiiryolsah ihr Gesicht Hlofgar zu. Zu überrascht davon, dass dieser sie angesprochen hatte schwieg sie zunächst, was ihn fortfahren ließ. „Das hier ist sicherlich nicht eure bevorzugte Reisemethode.“ „Schattenmähne ist nicht das Ungeheuer, was ihr aus ihm machen wollt.“, erwiderte die Elfe. „Er hat lediglich Temperament und lässt sich schwer stoppen, wenn man ihn einmal laufen lässt.“ Der Blonde erwiderte darauf nichts, doch musterte er die roten Augen des Tieres mit Misstrauen, wandte sich erst wieder seiner Besitzerin zu, als diese ihn ansprach. Hlofgar? Wäre es möglich mit euch zu sprechen?“ „Tun wir das gerade nicht?“ „Ich meinte allein.“ „Und was könntet ihr mir zu sagen haben, was nicht jeder andere auch wissen kann? Kaum einer traut euch hier, zieht mich also nicht da mit hinein.“, verlangte er und beugte sich dabei leicht aus seinem Sattel zu ihr herüber. „Ihr habt euch bereits selbst in die Sache hinein gezogen, indem ihr mich hergeholt habt. Was ich zu sagen habe ist wichtig.“ „Ich werde euch wissen lassen, wenn ich Zeit dafür habe.“ Unzufrieden mit dieser wagen Zusage presste die Elfe die Lippen auf einander. Doch sie widersprach ihm nicht, aus Sorge, dass er sich dann wohlmöglich gar nicht mehr mit ihr treffen würde. Drei Tage Hlofgar hatte es wirklich fertig gebracht Kiiryolsah ganze drei Tage warten zu lassen, ehe er einen rangniedrigen Soldaten schickte um ihr mitzuteilen, dass er zum Reden bereit war. Lucien blieb mit finsterer Miene alleine im Zelt zurück. Die Dunmer hatte mit Hlofgar alleine sprechen wollen und das bedeutete auch, dass Lucien nicht dabei sein würde. Dem Geist passte das ganz und gar nicht, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als wie immer den Willen seiner Herrin zu befolgen. „Euch scheint kalt zu sein.“, bemerkte Hlofgar, nachdem das Drachenblut das Zelt betreten hatte, ohne jegliche Begrüßung. Seit sie näher an das Tundragebiet Himmelsrands kamen und somit auch die Temperaturen für Nordverhältnisse angestiegen waren, lief niemand von Hlofgars Volk mehr mit einem Umhang herum. Die Nichtnord stachen dadurch nun verstärkt aus der Menge hervor, sowie Kiiryolsah, die sich einen dicken Umhang aus Pelzen umgelegt hatte. „Ich friere immer.“, bemerkte die Schwarzhaarige und trat an das Kohlebecken in der Mitte des Zeltes heran. Obwohl der Weg von ihrem zu Hlofgars Zelt nicht weit gewesen war, hatte es ausgereicht, um ihre Finger kalt werden zu lassen. „Da merkt man, dass ihr Dunmer nichts in Himmelsrand zu suchen habt.“, erwiderte Hlofgar und griff nach seinem Metkrug, um zu Trinken. Es kam ihn nicht in den Sinn Kiiryolsah etwas anzubieten, oder sie aufzufordern, sich zu setzen. Sein Misstrauen blieb und er hatte vor die Elfe auszureizen. Wenn sie wirklich eine Betrügerin war, würde er ihr wahres Gesicht schon ans Licht bringen. Kiiryolsah schwieg zunächst und starrte in die glimmenden Kohlen. Der Blonde hatte recht. Sie gehörte nicht hier her. Genau genommen gehörte sie nirgendwo hin. „Zwei Dinge wollte ich mit euch besprechen.“, begann sie schließlich, ohne auf Hlofgars Bemerkung einzugehen. „Zunächst wollte ich mich bedanken. Ihr hattet euch bei der Unterredung mit den Jarl auf meine Seite geschlagen und…“ ein lautes Lachen ließ die Elfe inne halten und die Augen in Hlofgars Richtung wenden. „Ich bin nicht auf eurer Seite, Drachenblut.“ Der Nord betonte ihren Titel verächtlich und nahm einen weiteren Schluck Met, ehe er weiter sprach. „Wir brauchen eure Fähigkeiten im Kampf, ich habe lediglich eingegriffen, damit die Jarl nicht auf den Gedanken kamen ohne euch in die Schlacht zu ziehen.“ Die Zuhörerin verspürte einen Stich und senkte den Blick zu Boden, um nicht länger Hlofgars Blick ertragen zu müssen. /Ich habe mir doch Hoffnungen gemacht./, dachte sie über sich selbst verärgert. Obwohl es ihr hätte klar sein müssen, ein kleiner Teil der Elfe hatte sich dennoch daran festgehalten, dass es jemanden geben könnte, der sie aus freien Stücken unterstützte. Aber das war anmaßend und stand ihr nicht zu. Dem Stich folgte ein Pulsieren…und mit ihm wurden Wut und Zorn geweckt. Aus dem Augenwinkel glaubte Kiiryolsah kurz die Silhouette eines Daedras gesehen zu haben und mit einem Mal bekam sie Panik. Was, wenn es gar nicht ihre eigene Wut war, die sie spürte, sondern die der toten Daedra? „Hey, steht nicht da, wie ein kleines Kind, das man zur Strafe in die Ecke geschickt hat.“, rief Hlofgar, der das Gefühl hatte nicht mehr beachtet zu werden. Auf seine Worte hin, pulsierte es erneut. Stärker als zuvor und diesem konnte Kiiryolsah ihn deutlich sehen. Den Daedra, wie er Hlofgar mit Mordlust fixierte. Kapitel 7: Heldentum -------------------- 7. Heldentum Noch immer erhielt Hlofgar keine Antwort, stattdessen weiteten sich die Augen der Elfe mit einem Mal in Panik und fixierten einen Punkt unweit von Hlofgar entfernt. Instinktiv sprang Hlofgar zu Seite und riss seine Axt aus ihrem Ständer. Als er jedoch mit der Waffe kampfbereit herumwirbelte konnte er rein gar nichts sehen. Zumindest nichts, was in seinen Augen erklärte, warum Kiiryolsah so panisch ausgesehen hatte. Das Zischen von Feuer ließ den Nord schließlich seinen Kopf wieder in die Richtung des Drachenblutes wenden. Die Schwarzhaarige hatte das zuvor noch glimmende Kohlebecken zu einer grellen Flamme entfacht und hielt nun, noch immer panisch im Gesicht, ihre bloßen Hände in die Flammen. „Was zum…! Hey, was treibt ihr da? Hey!“ Hlofgar war es ein Rätsel, was die Elfe damit bezweckte, doch es konnte nichts Gutes bedeuten. Ungeachtet, ob es eine Falle sein könnte, ließ er seine Axt fallen und verringerte den Abstand zwischen ihnen. „Es reicht jetzt!“, rief der Blonde und packte die Handgelenke der Dunmer, um sie aus den Flammen zu ziehen. Qualm stieg auf und Hlofgar schüttelte die Finger Kiiryolsahs, um die letzten Flämmchen zu vertreiben, doch zu seiner Verwunderung war die Haut gänzlich unverletzt. Vielleicht etwas stark gerötet, doch jeder Andere hätte starke Verbrennungen vorgezeigt. /Jeder, außer einer Dunmer./, erinnerte der Nord sich, der sich wieder an die Feuerresistenz dieses Vulkanvolkes erinnerte. Kiiryolsah beachtete ihn nicht weiter. Ihr Blick war noch immer auf die Stelle gerichtet, an welcher sie den Deadra gesehen hatte. Zu ihrer Erleichterung war dessen Schatten verschwunden und auch das Pochen ihrer Rüstung hatte nachgelesen. Scheinbar war der Plan der Schwarzhaarigen den Einfluss der Daedra durch Schmerz zu beeinflussen aufgegangen. Ein erleichtertes Lächeln erschien auf ihren Lippen und für einen Moment schloss sie die Augen. „Die andere Sache, über die ich mit euch reden wollte…,“ fuhr sie fort, ohne auf das eben Geschehene einzugehen. Sie musste das hier schnellstmöglich zu Ende bringen, bevor sie erneut die Kontrolle über die Rüstung verlor. „…sie betrifft Ulfric Sturmmantel. Ihr dürft ihm nicht vertrauen.“ „Was?“, zischte Hlofgar ob dieser in seinen Augen unverschämten Aufforderung und sein Griff um die Handgelenke der Elfe wurde fester. „Es mag für euch sicherlich unglaublich klingen, aber bei meinem Versuch Informationen über die Drachenangriffe herauszufinden fand ich in der Thalmorbotschaft einen Bericht über Ulfric. Er wird dort als Schläfer bezeichnet. Im Fall von Markarth hat er schon einmal für sie gearbeitet und wenn die Thalmor jetzt in die Schlacht ziehen wird er…“ Weiter kam Kiiryolsah nicht mehr, denn mit wutentbranntem Gesicht stieß Hlofgar sie gegen einen Pfeiler, die Hände so fest um ihre Handgelenke geschlossen, das es schmerzte. Der Nord ließ sich einiges gefallen, doch niemals würde er zulassen, dass der Name des zukünftigen Großkönigs derart in den Schmutz gezogen wurde. „Wie könnt ihr es wagen?!“, fragte er, die Stimme vor Wut bebend. „Ulfric Sturmmantel ist ein Held. Er hat uns von der Tyrannei des Kaiserreichs befreit, er hatte den Mut gegen die Aldmeri aufzubegehren. Er hat Talos nicht einfach den Rücken gekehrt. Er hat mehr Ehre im kleinen Finger, als ihr je haben werdet!“ „Hört bitte auf.“, murmelte die Dunmer leise, die erneut spürte, wie die Rüstung gegen Hlofgars Unterstellung aufzubegehren begann. Und vor allem hatte sie diesmal Angst es nicht aufhalten zu können. „Und lasst mich los.“ Der Blonde lachte jedoch nur. „Hört euch doch nur mal an, wie ihr jetzt jammert. Ihr seid kein Held. Ich weiß nicht, wie ihr Alduin besiegen konntet, aber es kann kein ehrbarer Kampf gewesen sein, falls es überhaupt je zu einem Kampf gekommen ist. Ihr glaubt, mit der Macht der Stimme könnt ihr euch jetzt bequem durchs Leben schlagen und euch damit alles erlauben. So ist es doch!“ „Nein, so ist es nicht!“, widersprach Kiiryolsah sofort, die Schwierigkeiten hatte sich auf das Gespräch und eine passende Erwiderung zu konzentrieren sowie zugleich die Daedra im Schach zu halten. „Ich will euch doch nur warnen.“ Im nächsten Moment blitzten Sterne vor Kiiryolsahs Augen auf und sie spürte einen harten Schlag im Gesicht, ehe sie polternd zu Boden ging. Hlofgar hatte sie geschlagen. Damit schien das Maß für die Daedra endgültig voll zu sein. Ihre Herzschläge dröhnten laut in den Ohren der Schwarzhaarigen. „Warnen? Vor Ulfric? Was erlaubt ihr euch eigentlich?!“, rief Hlofgar, der nichts von der drohenden Gefahr ahnte. „Seid bitte still.“, bad Kiiryolsah ihn ein weiteres Mal. Sie wusste nicht, was die Daedra ausrichten konnten, aber sie wollte es auch nicht darauf ankommen lassen. „Oh nein, ich werde garantiert nicht still sein. Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid, mir Befehle erteilen zu können?“ „Ich erteile keine Befehle! Ich versuche euch zu retten!“ Verzweiflung schwang diesmal in Kiiryolsahs Stimme mit, als sie wieder die Schatten sah und diesmal waren es zwei der Daedra, die sich Hlofgar langsam näherten. „Hört auf…kommt ihm nicht zu nahe, ich warne euch!“, wandte sie sich diesmal direkt an die Daedra, da der Nord ihr scheinbar eh nicht zuhören würde. Tatsächlich hielten die Daedra inne und wandten sich von Hlofgar ab. Stattdessen drehten sich ihre leeren Augenhöhlen nun dem Drachenblut zu. Das Pulsieren wurde unerträglich und wie bei ihrem ersten Versuch die Rüstung anzulegen, schien es auch diesmal wieder ihr Herz aus dem Rhythmus bringen zu wollen. „Was redet ihr da für einen Unsinn?“, verlangte der Nord zu wissen, der nicht verstand, was nun mit der Dunmer los war, die sich mit einem Mal an die Brust griff, als litte sie Schmerzen. „Erklärt euch!“ Der Eingang zum Zelt wurde beiseite geschoben und einige Wachen traten herein, von dem Geschrei alarmiert. „Hlofgar Blutfang! Ist alles in Ordnung?“, fragte einer der Männer, die Hand dabei am Griff seines Schwert. Als sie das sich windende Drachenblut sahen, blieben sie schlagartig stehen. „Was ist hier geschehen?“ „Nein, kommt nicht näher.“, presste Kiiryolsah hervor. „Sie sollen gehen, ich muss das alleine schaffen.“ Die Soldaten wechselten einen fragenden Blick mit Hlofgar, der ihnen schließlich mit einem Wink zu verstehen gab das Zelt wieder zu verlassen. „Was treibt ihr hier?“, fragte er die Dunmer, als sie beide wieder alleine waren, doch erhielt er keine Antwort. Allerdings wagte Hlofgar auch nicht näher an Kiiryolsah heranzutreten und die Antwort mit anderen Mitteln einzufordern. Nach einer Weile schließlich entspannte sich das Drachenblut allmählich wieder und setzte sich langsam auf. In ihrem Gesicht stand die Erschöpfung. „Hört mir jetzt bitte einfach nur zu Hlofgar. Bildet danach euer Urteil, was auch immer es sein mag, aber bitte hört jetzt zu.“, setzte die Elfe an, den Blick auf den Teppich gerichtet, welchen man auf der festgetretenen Erde ausgebreitet hatte. Einen Moment lang überlegte Hlofgar noch, ehe er beschloss sich dieses aberwitzige Gerede anzuhören. Hauptsache, er wurde dann diese seltsame Elfe los. „Ich höre.“, sagte er auffordernd, nachdem er auf einem Stuhl platz genommen hatte. „Ich…bin kein Held.“, begann Kiiryolsah leise. „Zumindest nicht der, den ihr erwartet habt. Aber es ist nun mal Tatsache, dass ich das Drachenblut bin. Ich weiß nicht warum Talos mich dafür auserwählt hat, ich habe jedenfalls nicht darum gebeten oder mich anderweitig um diesen Titel angestrengt. Ich war in Helgen um hingerichtet zu werden, weil ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Da nicht klar war, wie viele überlebt hatten, ob überhaupt jemand außer mir und diesem Sturmmantel es geschafft hatten, bin ich nach Weißlauf gegangen, um die Leute dort zu warnen. Mit ihren Kämpfern gegen den Drachen zu ziehen…ich konnte mich schlecht weigern. Als der Drache dann tot war hab ich irgendwie seine Seele in mich aufgenommen. Ich habe nichts dafür getan, um es auszulösen. Es ist einfach passiert. Als die Graubärte mich riefen bin ich den Weg des Drachenblutes weiter gegangen. Aber nur, weil mir keine andere Wahl blieb, weil sonst niemand Alduin hätte bezwingen können und die Welt andernfalls vernichtet worden wäre. Ich strebe nicht nach Ruhm oder Macht. Sonst hätte ich mich doch wohl kaum in Dämmerstern versteckt. Ich will diesen Titel Drachenblut nicht und erst recht nicht Großkönigin werden, indem ich Lügen über Ulfric verbreite. Ich will die Thalmor vertreiben und die restlichen Drachen besiegen um mich für den Tod eines Freundes zu rächen und dann einfach nur wieder mein Leben leben. Klingt das für euch denn wirklich so unglaubwürdig?“ Hlofgar erwiderte zunächst nichts, da er keine Antwort wusste. Vielleicht mochten ihre Worte plausibel sein, aber konnte er einer dieser verlogenen Spitzohren wirklich trauen? Sie zweifelte Ulfric an! Der Jarl von Windhelm hätte doch nie und immer so entschlossen gegen das Kaiserreich gekämpft, wenn es sein Ziel gewesen wäre Himmelsrand den Thalmor auszuliefern. Oder hatte das zu seinem Plan gehört? Hatte er sie alle in Sicherheit wiegen wollen, damit niemandem sein Verrat auffiel? Mit leichtem Kopfschütteln rieb sich Hlofgar die Nasenwurzel. Er zweifelte hier doch nicht ernsthaft an Ulfric Sturmmantel, oder? Andererseits, wäre das Drachenblut keine Dunmer, hätte er nicht auch jedes seiner Worte für bare Münze genommen? War er voreilig, weil er die Dunkelelfen verabscheute? Langsam öffnete er die bis eben geschlossenen Augen wieder und richtete sie auf Kiiryolsah. Sie wirkte im Moment nicht wie jemand auf ihn, der einen verschlagenen Plan verfolgte und noch weniger, wie ein Held. Es entsprach eher jemanden, der eine lange Reise hinter sich gebracht hatte, ohne sein Ziel gefunden zu haben. Erneut schüttelte Hlofgar den Kopf und löste den Blick von der Elfe. „Geht jetzt.“, verlangte er. „Ich muss über eure Worte nachdenken.“ Keinen Augenblick später konnte er das Klappern von Metall hören, als die gerüstete Elfe sich aufrichtete. Kurz darauf war sie wortlos aus dem Zelt verschwunden. /Ulfric würde uns niemals betrügen./, dachte Hlofgar, als er allein war. /Aber würde das Drachenblut uns belügen?/ „Was ist geschehen?“ In Luciens Frage schwang Angespanntheit mit und, wenn Kiiryolsah es nicht besser gewusst hätte, ein Hauch von Sorge. Sein Griff lag auf dem Knauf seines Dolches, kaum, dass die Zuhörerin ihr Zelt betreten hatte. Sie sah aus, als hätte sie sich hierher gekämpft, allerdings auf andere Weise, wie es der Geist vermutete. „Wir haben ein Problem.“, begann Kiiryolsah mit einer Erklärung, hob dabei beschwichtigend die Hand, damit Lucien sich wieder entspannte und die Hand vom Dolch nahm. „Nein, ich habe ein Problem.“ Ihre Finger lagen an den Verschlüssen ihrer Rüstung, unsicher ob es besser war sie so schnell wie möglich abzulegen oder ob sie sie durch ständiges Tragen vielleicht besser in den Griff bekam. Letztendlich war es die Sorge, wie die Rüstung auf das nachfolgende Gespräch reagieren würde, die sie dazu veranlasse die Schnallen doch zu lösen. „Und wollt ihr mir euer Problem nun schildern?“, erkundigte Lucien sich, nachdem Kiiryolsah ihre Rüstung abgelegt und auf ihrem Lager platz genommen hatte. „Es ist die Rüstung.“, begann die Schwarzhaarige zu erklären. „Ich dachte, nachdem ich mich als ihre Trägerin als würdig erwiesen hätte, würden die toten Daedra Ruhe geben, aber stattdessen…ich weiß noch nicht, ob es meine eigenen Gefühle sind, auf die sie anspringen, oder ob sie eigenständig handeln…aber Tatsache ist, sie drängen mich zum Angriff, wann immer sich ein Grund finden lässt. Eben konnte ich sie noch unter Kontrolle halten, aber wenn ich nicht aufpasse, werde ich wohlmöglich wieder so ein Massaker veranstalten, wie bei Sorex, als…“ Kiiryolsah brach ab. Zu tief noch saß der Schock vom eigenen Ehemann betrogen worden zu sein, ebenso, wie sie die beiden im Wahn gequält hatte. In Luciens Gesicht zeigte sich keine Regung. Er hatte schon ganze andere Dinge gesehen, ganz andere Dinge veranstaltet, als dass ihn die Exekution von Sorex und dessen Flittchen irgendetwas anderes als Genugtuung hätte fühlen lassen. Jedoch, dass musste der Attentäter sich eingestehen, war es etwas anderes diese Taten freiwillig zu begehen, anstatt von fremden Mächten dazu getrieben zu werden. „Ihr könntet euch eine andere Rüstung geben lassen, wenn ihr wolltet.“, sagte Lucien ruhig. „Ja…könnte ich…“, erwiderte die Elfe, den Blick gen Boden gerichtet. Sie beide wussten nur zu gut, dass sie es nicht tun würde. Zu groß war die Angst, dass sie dadurch nur noch seltsamer angesehen wurde, oder man ihr ihre Bitte einfach verwehrte. „So ist es ja kein Wunder, dass die Daedra leichtes Spiel dabei haben dich zu kontrollieren.“ Wenn Lucien seinen Schützling damit hatte provozieren wollen, so war ihm das gründlich misslungen. Immerhin war es genau das, was die Elfe selbst auch dachte. Sie war nun mal eine Versagerin. Vielleicht war es besser zur Zuflucht zurückzukehren und der Mutter der Nacht zu lauschen, wie es Lucien von Anfang an geraten hatte. Andernfalls machte sie wohlmöglich alles nur noch schlimmer. Gaenor trieb sein Pferd über die Ebene, auf welche in Kürze der Kampf zwischen Sturmmäntel und Aldmeribund stattfinden würde. Sein Kommen schien bereits bemerkt worden zu sein, denn am Rand des Feldlagers, wo die Türme der Spähposten standen, erwartete ihn bereits Sorcalin, sein ihm vorstehender Offizier. „Die Armee hat den letzten Spähpunkt erreicht.“, sagte Gaenor, kaum dass er sein Tier zum Stehen gebracht hatte und sprang aus dem Sattel. Der Offizier, nickte und wandte sich zu den Soldaten um, die bei ihm standen. „Gebt den anderen bescheid, sagt ihnen sie sollen sich bereit halten, ich werde den Feldherrn informieren.“, befahl er, woraufhin sich die Elfen in Bewegung setzten. Auf dem Weg zum Zelt seines Feldherrn, griff Sorcalin in die Tasche seines Mantels und holte eine Feldflasche daraus hervor um zu trinken. Die Kälte Himmelsrands tat seinem lädierten Hals alles andere als gut, machte ihm vor allem das Reden noch schwerer als sonst, was im Lärm eines Gefechtes ganz sicher nicht hilfreich war. Es war nicht das erste Mal, dass Sorcalin sich fragte, ob es dieser Umstand war, dass man Caracalmo an seiner statt zum Feldherrn ernannt hatte. Caracalmo war einer seiner engsten Freunde und darum wollte er diesen Titel nicht zwischen sie stehen lassen. Dennoch fiel es ihm schwer seinen Unmut zu unterdrücken. Er stürzte den Inhalt der Feldflasche hinunter, spürte wie sich kurz darauf angenehme Wärme in seinem Hals ausbreitete und das Brennen nachließ. Leicht schwenkte der Grauhaarige die Flasche, um zu schätzen, wie voll sie noch war, ehe er sie sorgfältig verschraubte und in seinen Mantel zurücksteckte. Vor Sorcalin tauchte nun das Zelt des Feldherrn auf, welches sich mit seinen goldenen Stickereien deutlich vom Rest abhob. Lediglich das Zelt von Ratsmitglied Elrion übertrumpfte dies noch. Die Wache vor dem Zelteingang salutierte, als sich Sorcalin näherte. „Offizier Sorcalin.“, grüßte er ihn laut genug, sodass Caracalmo im Inneren über seine Ankunft bescheid wusste und hielt ihm den Zelteingang offen. „Sorcalin, mein Freund.“, grüßte der Weißblonde ihn, der hinter einem Berg von Papieren und Pergamentrollen auf seinem Schreibtisch fast verschwand. „Sag mal, arbeitest du überhaupt?“, fragte Sorcalin, der im ersten Moment geschockt über den scheinbaren Berg an Abzuarbeitendem war. Auch wenn Caracalmo dergleichen Arbeit hasste, in Sorcalins Augen nahm er sein Amt nicht ernst genug, was den Unmutsstachel nur noch tiefer in sein Fleisch trieb. „Aber selbstverständlich.“, erwiderte Caracalmo und setzte dabei eine leidliche Miene auf. „Darum sag mir bitte, dass du nicht noch mehr Arbeit für mich hast.“ „Wie man’s nimmt.“ Sorcalin zuckte leicht mit den Schultern und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Die Armee der Sturmmäntel hat den letzten Kontrollpunkt überschritten. Wahrscheinlich werden sie um die Mittagszeit hier sein.“ Kopfschüttelnd lachte der Feldherr auf. „Menschen sind so dumm.“, murmelte er, „ist ihnen denn nicht klar, dass sie uns in die Falle laufen?“ „Sie haben wohl zu sehr Angst, dass wir uns in Markarth einnisten und uns von dort nicht mehr wegbekommen.“ „Dabei wäre es so viel günstiger uns dort einzukesseln…Tz, und dann wundern sie sich noch ernsthaft warum wir einen Menschen nicht als Gott akzeptieren. Nun denn, mir soll’s recht sein.“ Caracalmo schlug voll Tatendrang mit der Hand auf den Tisch und erhob sich. „Ich werde Ratsmitglied Elrion informieren, ich nehme an du hast bereits veranlasst, dass die Truppen sich bereit machen?“ Als der Grauhaarige nickte trat Caracalmo an ihn heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es ist gut, dich als meinen Freund zu wissen.“, sagte der Weißblonde und lächelte kurz, ehe er das Zelt verließ. Leise seufzte Sorcalin und schloss für einen Moment die Augen. Caracalmo kannte ihn eindeutig zu gut, wusste scheinbar wie Sorcalin wegen des Titels mit sich rang. Aber ja, sie waren Freunde und noch hielt Sorcalin daran fest. Ratsmitglied Elrion war klein für einen Elfen, dürr und knochig. Er trug die typische Kleidung der Thalmor, wodurch man lediglich an seinem Brustabzeichen erkannte, dass er kein einfacher Soldat war sowie an der aufwendigen Haarspange, welche die braunen Haare im Nacken zusammen hielt. Seine grünen Augen blitzten vor Arroganz und Verschlagenheit. Sicherlich war er nicht der talentierteste Magier, doch erkauft hatte er sich seinen Ratssitz sicherlich auch nicht. Wahrscheinlicher war, dass seine Stärken im Spinnen von Intrigen und Manipulieren von Leuten lagen. Elrions Blick war herablassend, als er ihn dem Feldherrn zuwandte und gab Caracalmo somit das Gefühl ein niedriger Bauer zu sein, der es gewagt hatte seine Schuhe zu beschmutzen. Mit einem leisen Geräusch, welches man durchaus als verächtliches Schnauben deuten könnte, wandte sich Elrion wieder von Caracalmo ab, ließ seinen Blick stattdessen wieder über die Ebene schweifen, an deren Ende sich die Sturmmäntel formierten. „Nun denn Feldherr,“ begann er mit hochnäsiger Stimme, „tötet von diesen Widersachen so viele wie nötig, um sie zur Vernunft zu bringen. Aber das Drachenblut muss lebend gefangen werden.“ Überrascht hob Caracalmo eine Augenbraue, widersprach jedoch nicht. Immerhin war der Rat nach der Großinquisitorin die höchste Instanz der Thalmor, dessen Beweggründe zu hinterfragen stand ihm daher nicht zu. Dennoch fragte der Weißblonde sich, was sie mit dem Drachenblut anfangen sollten. Sein Blick glitt zu den beiden Drachen hinüber, welche unweit von ihnen darauf warteten in den Kampf geschickt zu werden. Sie hatten zugestimmt nicht eigenmächtig in der Schlacht zu handeln, sondern den Anordnungen der Elfen Folge zu leisten. Vielleicht wollten sie das Drachenblut als Bezahlung haben? Kurz richtete er seine Augen auf Sorcalin, der jedoch damit beschäftigt war seinen Leuten letzte Anweisungen zu geben. Zu gerne hätte Caracalmo nach dessen Meinung gefragt. „Nun, dann lasst uns hoffen, dass sich das Drachenblut zu erkennen gibt, bevor man ihm den Kopf abschlägt.“, erwiderte der Feldherr schließlich, was ihm einen drohenden Blick seitens Elrions einbrachte. „Das Drachenblut wird lebend gefangen.“, wiederholte der Braunhaarige. „Oder es wird euer Kopf sein, der abgeschlagen wird.“ „Natürlich, Ratsmitglied. Seid unbesorgt.“ Währenddessen bezogen auf der anderen Seite der Ebene die letzten Sturmmäntel ihre Stellungen. Da Ulfric sich wie geplant mit einer kleineren Einheit abgespalten hatte, um in die Flanke der Thalmor einzufallen, hatte Hlofgar es übernommen die Männer in die Schlacht zu führen. Als der Mann, welcher General Tullius getötet hatte, vertrauten ihm die Soldaten blind und selbst wenn es Zweifler gegeben hätte, spätestens seine Ansprache hätte sie davon überzeugt, dass sie siegen würden. Das es Holfgar nicht in den Sinn gekommen war auch Kiiryolsah einige Worte sagen zu lassen, war etwas worüber die Elfe zum Teil froh und zum Teil enttäuscht war. Enttäuscht, weil es zeigte, dass er ihr nach wie vor misstraute und froh, weil sie nicht im Mittelpunkt stehen, geschweige denn mit ihren Worten irgendetwas bewirken wollte. Davon abgesehen war sie viel zu sehr damit beschäftigt ihre Rüstung in Schach zu halten. Seit sie die Ebene erreicht hatten, hatte diese wieder angefangen zu pulsieren. Doch diesmal war es keine Wut, die die Daedra verspürten, sondern vorfreudige Mordlust. „Ihr wirkt nervös, Drachenblut.“, bemerkte Hlofgar, nachdem er sein Pferd neben Schattenmähne gelenkt hatte und musterte die Elfe kritisch. Zunächst schwieg Kiiryolsah, beschloss dann aber mit offenen Karten zu spielen. Wenn sie wieder außer Kontrolle geraten sollte, brauchte sie jemanden, der sie aufhielt. Auch wenn ihr das Töten nichts ausmachte, sie wollte keine Bestie werden. Dafür hatte sie schon zu lange als Monster gelebt. „Ihr habt allen Grund mir zu misstrauen.“, begann die Schwarzhaarige, ohne Hlofgar dabei anzusehen. „Sollte ich in Blutrausch geraten und mein Schwert gegen die Falschen richten, haltet mich auf.“ Für einen Moment war Holfgar sprachlos und er starrte das Drachenblut einfach nur an, dessen Worte er nicht einzuordnen wusste. „Was hat das zu bedeuten?“, hakte er nach, doch die Elfe ignorierte ihn, griff nach ihrem Helm, den sie bis eben noch am Sattel befestigt hatte und zog ihn sich über den Kopf. „Hey, antwortet gefälligst!“ Er griff nach dem Arm Kiiryolsahs, doch mit einem wütenden Schnauben wandte daraufhin Schattenmähne seinen Kopf in dessen Richtung und versuchte nach Hlofgars Hand zu schnappen. Hlofgars eigenes Pferd scheute und tänzelte ein paar Schritte zur Seite, sodass der Nord von dem Drachenblut vorerst ablassen musste. /Ist sie doch eine Verräterin? Was soll das Gerede vom Blutrausch?/ Misstrauisch musterte er die Frau, die mit ihrer Rüstung mehr wie ein Wesen aus einem Alptraum wirkte. Wie hatte man sie noch gleich in Einsamkeit genannt? Daedraweib? /Dafür habe ich jetzt keine Zeit./, rief Hlofgar sich wieder zur Ordnung und wandte seinen Blick wieder nach vorne auf die Feindeslinie. Gerade noch rechtzeitig, denn ein dumpfes Hornsignal verkündete das Zeichen zum Angriff und mit Lautem Kampfgebrüll stürmten die Soldaten der Thalmor nach vorne. „FÜR TALOS!!“ Schrie Hlfogar und ließ sein Pferd losgaloppieren. Hunderte Kehlen erwiderten seinen Ruf, als sich die Armee der Sturmmäntel ebenfalls in Bewegung setzte. Kapitel 8: Lasset Blut fließen ------------------------------ Ja, ich habe es geschafft und meinen Urlaub tatsächlich dafür genutzt mal ein bisschen weiter zu schreiben. Zusammen mit der Tatsache, dass ich keinen RPG-Partner mehr habe besteht eine sehr hohe Chance, dass die Kapitel ab jetzt pünktlich kommen. Alle vier Wochen sollte es nun also immer hier weiter gehen. Mein Traumziel wären zwar zwei Wochen, aber das werde ich wohl nicht schaffen. Wie schaut es eigentlich mit den Absätzen aus? Reicht das so von der Menge her oder sind es noch immer zu wenige oder nun vielleicht zu viele? In diesem Kapitel kommt dann nun auch endlich mal etwas Action^^ Ist übrigens das erste Mal, dass ich so eine Schlacht beschreibe und ich hoffe ich hab es einigermaßen hinbekommen. Und nun viel Spaß beim Lesen 8. Lasset Blut fließen /Ich…fühle mich seltsam./, dachte Kiiryolsah, als sie mit gezogenem Schwert über die Ebene preschte. Die Daedrarüstung hatte ein weiteres Mal ihr Verhalten geändert, pulsierte diesmal in einem kraftvollen gleichmäßigen Schlag. Er gab der Elfe gas Gefühl unbesiegbar zu sein, als könne ihr Schwert jeden Gegner zerteilen. Selbst die Sicht durch den Helm hatte sich verändert. Ihre Umgebung verschwamm zu einer grauen Masse, während sich die vor ihr laufenden Ziele umso deutlicher hervorzuheben schien. Das Gebrüll der anderen Kämpfer klang nur dumpf an ihr Ohr, als wären sie weit von ihr entfernt. Doch sie konnte sie noch immer neben sich reiten sehen. /Was plant ihr jetzt schon wieder?/, fragte sie die Daedra stumm, doch erhielt keine Antwort. Auf der Seite der Thalmor wurde ein Hornsignal gegeben und im selben Moment pulsierte ein Teil der Daedrarüstung wieder stärker. Vor Schreck hätte Kiiryolsah beinahe Schattenmähne aus der Bahn gelenkt, schaffte es jedoch gerade noch sich zu fangen und den Kurs beizubehalten. In die Armee der Feinde war jedoch Bewegung gekommen. Die bis eben noch frontal auf sie zulaufenden Soldaten schwangen mit einem Mal zu den Seiten und gaben somit den Weg für die Magiergruppe frei, die in ihrem Schutz herangelaufen war. „Verdammt!“, fluchte die Dunmer und riss an den Zügeln ihres Pferdes, um es aus der Schussbahn zu bringen, doch die Blitze schossen bereits heran trafen sie und ihre Mitkämpfer völlig unvorbereitet. Vor Schmerz wieherte Schattenmähne auf und stieg auf die Hinterhand, bevor er zu Boden stürzte. Hastig zog Kiiryolsah die Füße aus den Steigbügeln und warf sich zur Seite, um nicht unter dem Körper des Tieres begraben zu werden. Sie rollte ein Stück weit über den Boden, spürte einen dumpfen Schlag, als ein anderer Reiter über sie hinweggesetzt hatte. Die Rüstung vibrierte kurz, als wären die Daedra wütend. Für einen kurzen Moment kam Kiiryolsah der Gedanke, dass sie ihre Trägerin vor der Falle hatten warnen wollen, doch verwarf sie ihn wieder, schließlich hatte ihr die Rüstung bisher nur Ärger gemacht. „Steht wieder auf! Weiter, weiter!“, brüllte Hlofgar und schüttelte seinen Arm, der von dem getroffenen Zauber noch kribbelte. „Lasst uns diesen feigen Hunden zeigen, was ein echter Kampf ist!“ Die Magier hatten sich gleich nach der ersten Angriffswelle wieder zurückgezogen und die Fußsoldaten waren von den Seiten wieder in die Mitte gegangen, stürmten nun weiter nach vorne. Hlofgar fluchte, dass sie eine solche Strategie nicht vorher bedacht hatten. Zwar sollten ihre eigenen Magier Barrieren errichten, um vor den Angriffen gegnerischer Zauber zu schützen, doch standen diese in sicherer Entfernung, auf ihren Einsatz wartend, den sie eigentlich viel später erwartet hatten. Mit einem lauten Kampfschrei schwang Hlofgar seine Axt und rammte sie in den ersten Gegner, der sich ihm entgegenstellte. Warmes Blut besprenkelte sein Gesicht, dann riss er die Axt auch schon wieder zurück und wandte sich dem nächsten Gegner zu, der sein Schwert schwang. Damit war der Soldat zwar schneller, als Hlofgar mit seiner schweren Axt, doch dafür besaß sie eine weit größere Reichweite. Der Nord machte einen Schritt zurück, als das Schwert ausholte und blockte den Schlag mit dem Stiel seiner Axt ab. Mit einem kräftigen Stoß ließ er seinen Gegner zurückstolpern, löste dann eine Hand vom Waffenstiel und vollführte eine halbe Drehung, sodass das Axtblatt dem Soldaten in einem Bogen folgte und sich tief in dessen Seite bohrte. Mit einem Aufschrei sackte der Soldat in sich zusammen. Sofort zog Hlofgar die Axt zurück, packte sie wieder mit beiden Händen und stieß die Waffe seinem Feind diesmal von oben schräg durch die Schulter in den Körper, ehe er von ihm abließ und sich zum nächsten Opfer wandte. Es blieb keine Zeit, um sicherzugehen, ob die Getroffenen auch wirklich kampfunfähig waren. /Es sind zu viele./, das war Hlofgar gezwungen einzusehen. Sie würden die erste Welle der Fußsoldaten nicht überleben. Der erste Streich der Blitzmagier hatte viele ihres ersten Schwungs bereits außer Gefecht gesetzt und die Pfeilschauer ihrer Bosmerschützen hatten die Nachzügler danieder gerissen, ehe sich diese darauf besannen, ihre Schilde als Schutz über ihre Köpfe zu halten. Seine blauen Augen glitten zum Drachenblut hinüber, welches sich unweit von ihm durch die Feinde metzelte. Das Thuum sollte erst zum Einsatz kommen, wenn die Drachen flogen, um sie vom Himmel holen zu können. Doch wenn sie nichts taten, dann würde bald niemand mehr übrig sein, um überhaupt noch gegen einen Drachen kämpfen zu können. Hlofgar überlegte nicht länger. Er ließ sich ein Stück hinter die Linie zurückfallen, sodass es ihm möglich war sein Horn zu ziehen, um das für das Thuum vereinbarte Signal zu geben. Kiiryolsah warf Feuerbälle gegen ihre Feinde und schwang ihr Schwert gegen die, welche nicht von den Flammen getroffen wurden oder sie überlebt hatten. Die gezahnte Klinge ging durch Haut, Knochen und Leder, als wäre es Butter, durch Metalle sägte es sich nach verstärktem Kräfteeinsatz ebenfalls. Vermutlich hatte Mugdul gro'Shazog sie deshalb gezahnt, damit auch wirklich nichts vor der mächtigen Daedrawaffe sicher war. Im Gegenzug prallten die Waffen ihrer Gegner nutzlos an der schwarzen Rüstung ab, suchten vergeblich nach einer ungeschützten Schwachstelle. Der Dunmer entwich ein übermütiges Lachen, als sie vorsprang und ihr Schwert fast schon unkoordiniert auf die Brustpanzerung ihres Feindes niedergehen ließ, bis sich eine Lücke auftat, durch die sie die Klinge stoßen konnte. Die Daedra schienen ebenfalls zu lachen, hatten einen sichtlichen Spaß am Töten und an dem fließenden Blut, sogen seinen Anblick gierig auf. /Mehr./, hallte es in Kiiryolsahs Kopf wider und sie war bereit ihnen mehr zu geben. Durch das dumpfe Rauschen, in welches sich der Kampflärm verwandelt hatte, drang ein Hornsignal. Für einen Moment ließ es Kiiryolsah in ihren Bewegungen stocken, wodurch der losgelassene Feuerball sein Ziel verfehlte. Irgendetwas sagte ihr, dass das Signal für sie bestimmt war, doch sie wusste es nicht mehr einzuordnen. Die Elfe blieb stehen, schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, doch die Daedra wollten sie nicht lassen. Die Ungetüme schrien auf, schürten die Kampfeslust stärker in der Elfe, die gegen ihren Willen das Schwert wieder hob und in den nächsten Soldaten stieß. Irgendwo begriff sie, dass sie den Daedra schon wieder aufgesessen war, indem sie ihnen zu sehr nachgegeben hatte. Mit der nötigen Konzentration könnte sie es sicherlich schaffen, sie in ihre Schranken zu weisen, doch das Schlachtfeld war dafür nicht gerade der beste Ort. /Ich brauche Hilfe./, dachte sie verzweifelt und spürte wie ein schmerzhafter Stich durch ihr Handgelenk ging. Der kurze Moment der Unkonzentriertheit hatte bereits ausgereicht, um die Dunmer einen Schlag nicht richtig parieren zu lassen. /Verdammt, was tut sie?/, fragte Hlofgar sich stumm, der das Signal bereits zum zweiten Mal gab, doch noch immer reagierte das Drachenblut nicht. Wenn sie wirklich wie angekündigt in einen Blutrausch verfallen war, dann war dies nun der denkbar schlechteste Augenblick dafür. Sein Blick glitt über die übrigen Reihen seiner Soldaten, die zusehends fielen. Er konnte sie nicht länger im Stich lassen. Gerade als er sich dazu entschieden hatte ihnen, anstatt dem Drachenblut beizustehen, tauchte mit einem Mal der Geist neben ihm auf, den die Elfe als Lucien vorgestellt hatte. „Wenn ich sie aufgehalten habe, nehmt ihr den Helm ab.“, sagte der Untote, ohne Hlofgar anzusehen. Er wartete auch keine Zustimmung ab, sondern überwand den Abstand zwischen sich und Kiiryolsah. Der Nord zögerte keinen Moment, sondern lief Lucien hinterher. Dieser hatte seinen Dolch gezogen und stieß ihm den nächsten Gegner, der ihm in die Quere kam in die Kehle. Dieser war so überrascht davon einem Geist gegenüber zu stehen, dass er nicht einmal versuchte sich zu wehren. Dann war Lucien auch schon bei seiner Herrin und hob seinen Dolch, diesmal um damit das rot glimmende Schwert zu blocken. „Wage es nicht dich von diesen niederen Daedra kontrollieren zu lassen.“, knurrte er, „denk dran, wem du dienst!“ Seine Worte schienen tatsächlich Wirkung zu zeigen, denn der Druck der Waffe ließ soweit nach, dass Lucien sie zur Seite schlagen konnte. /Jetzt oder nie./, dachte Hlofgar, rammte seine Axt in die Erde, sodass er beide Hände frei hatte und griff mit diesen nach dem Helm der Elfe, um ihn ihr vom Kopf zu ziehen. Für einen kurzen Moment glaubte der Nord einen wütenden Schrei zu hören, sowie zu spüren, wie das schwarze Metall pulsierte. Auffordernd hielt Lucien ihm die Hand hin und der Blonde war froh, den Helm an den Geist übergeben zu können. Kaum, dass ihr der Helm abgenommen worden war, prasselte der gesamte Kampfeslärm auf Kiiryolsah herein. Die Schreie der Sterbenden, aber auch die Tatsache nun einen Deadra weniger zu haben, der auf sie einwirkte, halfen ihr ihren Verstand zurückzugewinnen. Einen Moment benötigte sie noch, um sich vollständig wieder zu sammeln und die Daedra zu unterdrücken, einen Moment, indem Lucien mögliche Angreifer abwehrte, bis sich die Zuhörerin wieder gefangen hatte. Ihre roten Augen fanden die blauen Hlofgars und kurz sah sie ihn dankbar an, ehe ihr Blick wieder ernst wurde. „Feuer.“, war alles, was sie dem Nord zurief, der daraufhin wieder sein Rufhorn griff und das entsprechende Signal weitergab. „Wenn wir das überleben, seid ihr mir eine Erklärung schuldig.“, stellte Hlofgar klar, zog seine Axt aus dem Boden zurück und machte sich bereit. Caracalmo saß auf einem erhöhten Ausguck, von wo aus er das gesamte Schlachtfeld im Blick hatte. Der Kampf langweilte ihn zusehends. Die Sturmmäntel waren ihnen zahlenmäßig eindeutig unterlegen. Sie mussten ihre Magier noch nicht mal wirklich zum Einsatz bringen. Zudem schienen sie auch noch völlig unkoordiniert zu sein, denn schon zweimal war scheinbar per Hornsignal ein Befehl gegeben worden, doch nichts hatte sich geändert. Ratsmitglied Elrion hingegen wurde zusehends nervöser. Mit seinem Fernrohr suchte er immer wieder das Feld ab und stieß schließlich einen alles andere als erhabenen Fluch aus. „Stimmt etwas nicht, Ratsmitglied?“, erkundigte sich Caracalmo schließlich, was ihm einen bösen Blick einbrachte. „Ob etwas nicht stimmt?“, wiederholte Elrion die Frage und schloss die Hand so fest um das Fernrohr, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Darf ich euch daran erinnern, dass wir das Drachenblut lebend fangen wollten?“ „Denkt ihr ich hätte das vergessen?“ Caracalmo ließ sich davon nicht im Geringsten einschüchtern. „Nun, ich bezweifle, dass sich das Drachenblut wirklich unter ihnen befindet, ansonsten hätte es doch längst seine Macht demonstriert, bei diesem aussichtslosen Kampf. Es ist eine Legende, nichts weiter.“ „Und was ist mit diesem Ulfric Sturmmantel, der sie anführt? Er soll doch auch ähnliche Kräfte besitzen, aber von ihm fehlt bisher ebenfalls jegliche Spur. Ich warne euch Feldherr, wenn ihr mit eurer Nachlässigkeit die Pläne des hohen Rates vereitelt, werdet ihr den Rest eures Lebens im Kerker verbringen dürfen!“ Der Weißblonde wollte gerade etwas erwidern, doch stattdessen beugte er sich vor, denn auf der Seite der Sturmmäntel schien sich endlich etwas zu tun. An beiden Randseiten der Schlacht ritten mehrere Soldaten heran, in den Händen hielten sie längliche Gegenstände. Sofort griff Caracalmo nach seinem eigenen Fernrohr, um die Berittenen näher unter die Lupe zu nehmen. „Magier.“, stellte er überrascht fest, als er die länglichen Gegenstände als Stäbe erkannte. „Oder Soldaten, die lediglich die mit Magie geladenen Stäbe zum Einsatz bringen.“, korrigierte er sich, denn die Reiter trugen allesamt Rüstungen, sowie Schilde, um sich vor Angriffen schützen zu können. „Die Bosmer sollen sie abschießen.“, verlangte er kurzerhand, woraufhin der Fanfarenträger sofort sein Instrument ergriff, um die Botschaft weiter zu geben. Auch wenn Caracalmo keine Ahnung hatte was die paar Leute ausrichten sollten, er wollte kein Risiko eingehen. Nur kurze Zeit später gingen die Pfeile der Bosmer in die Luft und schafften es vier der zehn Reite aus ihren Sätteln zu holen, ehe sie die Stelle erreichten, an welcher die beiden Armeen aufeinander trafen. Einer von ihnen gab ein kurzes Hornsignal, woraufhin die Sturmmäntel sich mit einem Mal zurückzogen. Die Reiter senkten ihre Stäbe auf die Erde und galoppierten in einer geraden Linie quer über das Feld, Flammen schossen aus den Enden der Stäbe und erzeugten eine schützende Wand, welche die Truppen von einander trennte. „Sie ziehen sich zurück.“, stellte Elrion mit Unmut fest, doch dem musste Caracalmo widersprechen. „Da bin ich mir nicht so sicher.“, erwiderte er und beobachtete sorgsam die Reiter, von denen zwei weitere den tödlichen Pfeilgeschossen zum Opfer fielen. „Die Nord sollen ein sehr stolzes Volk sein, sie würden eher sterben, als ihren Götzengott zu verraten. Außerdem laufen sie mir nicht weit genug weg für eine Flucht.“ Tatsächlich sammelten sich die Truppen unweit der Flammenwand, als würden sie sich für einen erneuten Angriff bereit machen, sobald die Flammenwand fiel. Die Fußsoldaten der Thalmor standen ungeduldig auf der anderen Seite, darauf wartend, dass sie den vermeintlich Flüchtenden endlich nachsetzen konnten. Langsam wurden die Flammen niedriger und Caracalmos Blick blieb an einem schwarzgerüsteten Krieger hängen, der sich als Einziger nicht von der feurigen Grenze zurückgezogen hatte. Konnte es sein, dass dies das Drachenblut war? Die Antwort auf seine Frage erhielt der Feldherr sofort, denn ein ohrenbetäubender Schrei hallte über das gesamte Schlachtfeld und bis zu ihnen hinauf. Wie gebannt sah Caracalmo, wie sich vom Körper des Kriegers aus eine Feuerwalze ausbreitete und den Großteil seiner Krieger einhüllte. Entsetzte Schreie setzten ein, als die brennenden Krieger versuchten zu entkommen, dabei blind in ihre Kameraden liefen und diese ebenfalls in Flammen setzten. Die Sturmmäntel jubelten und warfen sich mit neuem Ansporn wieder in das Getümmel. „Die Magier…“, murmelte Caracalmo, ehe er sich wütend dem Fanfarenträger zuwandte, da dieser nicht schnell genug reagierte. „Hörst du nicht? Die Magier sollen angreifen, oder willst du, dass das Nordpack alles niedermäht?“ Erschrocken gab der Gescholtene den Befehl weiter, während Caracalmo den Blick wieder auf das Schlachtfeld heftete. Sein Blick suchte und fand den schwarzen Krieger. Das also, war die Macht eines Drachenblutes. Auf der einen Seite erschreckend, auf der anderen jedoch faszinierend. Endlich waren die Magier wieder bereit und auf das Signal hin, teilten sich die übrig gebliebenen Fußsoldaten wieder zu den Seiten hin auf. Zwar war sich Caracalmo bewusst, dass die Nord diese Strategie bereits kannten, doch bezweifelte er, dass sie dem irgendetwas entgegen zu setzen hatten. Doch der Thalmor sollte sich täuschen, denn die Nord hatten durchaus den Blitzen etwas entgegen zu setzen. Ihre eigenen Magier waren nach vorne geholt worden und beschützten einen Großteil der Krieger vor den Angriffen durch ihre magischen Schilde. Und dabei blieb es nicht. Bogenschützen schickten Pfeile hinüber auf die gänzlich ungeschützten Magier und brachten sie zu Fall. Wieder jubelten die Sturmmäntel und schlugen die Soldaten nieder, welche hastig die Sicht auf die übriggebliebenen Magier wieder versperrten. Doch die Schlacht war noch lange nicht gewonnen. Die Thalmor schickten ihre Reserven von Fußsoldaten, um die Lücken zu füllen, welche das Drachenblut gerissen hatte – ausgeruhte Reserven. Allmählich wurden Kiiryolsahs Arme schwer und auch ihre magischen Kräfte neigten sich mehr und mehr dem Ende. Normalerweise hätte sie ihre Kräfte anders eingeteilt, doch das Gefühl der Unbesiegbarkeit, welche die Daedra in ihr ausgelöst hatten, hatte sie unvorsichtig werden lassen und sie bereute es mehr denn je, die Rüstung in Auftrag gegeben zu haben. Die stillgewordene Rüstung gab wieder ein Pulsieren von sich und diesmal ließ Kiiryolsah sich von ihm leiten und drehte sich zur Seite. Dort wo sie eben noch gestanden hatte schwang eine Axt durch die Luft. Der Soldat, dem sie gehörte, starrte sie zornesfunkelnd an. /Ich glaube auf diesem Niveau, meine lieben Daedra, verstehen wir uns./, sagte sie stumm, hob ihre freie Hand und warf einen Feuerball gegen ihren Gegner. Das Grollen eines Drachen ließ nicht nur die Sturmmäntel für einen Moment erstarren. Auch viele der Thalmor stockten und richteten ihren Blick gen Himmel, wo die imposante Gestalt des geflügelten Ungetüms über sie hinweg glitt. Der schwerste Teil des Kampfes und die wichtigste Aufgabe des Drachenblutes, standen ihnen noch bevor. Die Dunmer befreite sich mit einem Schwertstreich von ihrem letzten Gegner und ließ sich zurückfallen, um ihre gesamte Aufmerksamkeit dem Drachen zuwenden zu können. Die große Bestie hatte bereits ihr Maul geöffnet und spuckte ihre tödlichen Flammen über die Nord, was Kiiryolsah triumphierend lächeln ließ. Sie hatte doch gewusst, dass die Thalmor Feuer anstatt Eis einsetzen würden und dank der zuvor verteilten Schutztränke, richteten die Flammen einen weit geringeren Schaden an, als sie es wohl sonst getan hätten. Kiiryolsah wollte schon die Stimme erheben, als ein zweiter Schatten dicht über sie hinweg flog. Die Klauen eines weiteren Ungetüms packten einen der Soldaten, es flog mit ihm hoch in die Luft und ließ ihn dann wieder zu Boden fallen, wo er schreiend in seine Kameraden stürzte. „Schafft ihr die beiden?“, erklang Luciens Stimme neben ihr, woraufhin sie nickte. „Sie sind hinter mir her, nicht hinter den anderen. Wenn ich sie provoziere, kann ich sie vielleicht gleichzeitig erwischen.“ „Das wird unseren Nordfreund sicherlich freuen.“ Seine Bemerkung brachte Kiiryolsah dazu den Blick von den Drachen zu lösen und ihn erst auf Lucien, dann auf den Mann zu richten, auf den dieser deutete. Hlofgar sah sie fragend an und sein Blick blieb auch weiterhin kritisch, als Kiiryolsah mit einem entschlossenen Nicken versuchte ihm zu verstehen zu geben, dass sie es schaffte. „Das ist eure Chance.“, sagte der Assassine, der den aufkommenden Zweifel in seinem Schützling spürte. „Beweist, dass ihr es könnt, dann kann er euch nicht länger misstrauen.“ „Du hast recht.“, erwiderte Kiiryolsah und ballte entschlossen die Hände zu Fäusten. „Ich bin das Drachenblut. Wenn ich etwas kann, dann Drachen töten!“ Mit neuem Kampfeswillen griff sie nach dem Schild eines Toten und lief zu einem Teil des Schlachtfeldes, wo die Drachen sie gut würden sehen können, ehe sie einen Schrei in den Himmel schleuderte. Kapitel 9: Helden der Schlacht ------------------------------ 9. Helden der Schlacht Allmählich beruhigten Caracalmo und Elrion sich wieder. Der Feldherr musste eingestehen, dass er für einen Moment besorgt gewesen war, nachdem das Drachenblut ihnen seine Macht demonstriert und einen Großteil ihrer Fußsoldaten ausgelöscht hatte. Doch es waren nur unwichtige Soldaten aus Cyrodiil gewesen, gewöhnliches Menschenpack, welches zu opfern nicht sonderlich schmerzhaft war. Außerdem hatte sie noch mehr als genug von ihnen, welche die Lücken in den Reihen bereits wieder schlossen. „War es nicht etwas übertrieben gleich zwei Drachen auf sie loszulassen?“, erkundigte Elrion sich, der weiterhin mit seinem Fernrohr die Schlacht aus der Nähe betrachtete. Er musste noch immer Sorge haben, dass sie das Drachenblut nicht lebend fingen. „Bei allem Respekt, Ratsmitglied.“, begann Caracalmo mit finsterer Miene, „aber nicht ihr seid der Feldherr, sondern ich. Und ich denke ich kann selbst entscheiden, wie gegen das Drachenblut fortzugehen ist.“ Mit Empörung senkte Elrion das Fernrohr und wandte sich dem Weißblonden zu, der ihn jedoch gar nicht erst zu Wort kommen ließ. „Glaubt ihr ernsthaft das Drachenblut wäre von den Drachen verhasst und gefürchtet, wenn ein einzelner Drache ausreichen würde, um ihm den gar aus zu machen? Also lehnt euch zurück und genießt das Spektakel.“ „Seid vorsichtig, Feldherr.“, zischte Elrion, wobei er den Titel fast schon verächtlich aussprach. „Auch wenn es an euch liegt diese Schlacht zu führen, es gibt noch immer eine Zeit, nach dem Kampf.“ Caracalmo war durchaus bewusst, dass Elrions Worte keine leere Drohung waren, doch das war ihm gleich. Sein Schicksal lag hier in Himmelsrand, da war er sich nach wie vor sicher. Der Elf musste nur noch warten, bis der entsprechende Zeitpunkt kam. Ein weiterer wenn auch diesmal nur kurzer Schrei hallte über das Feld, doch war seine Wirkung so unspektakulär, dass sie Caracalmo beinahe entgangen wäre. Wieder waren es Flammen, die sich ihren Weg bahnten, doch sie schossen diesmal gen Himmel und hatten kaum eine größere Wirkfläche, als die eines gewöhnlichen Magiers. Sollte das Drachenblut sein Pensum etwa schon verbraucht haben? Wenn ja, dann war es wirklich mehr als enttäuschend. Die beiden Drachen reagierten auf diesen schwachen Schrei mit einem wütenden Fauchen. Die Augen mit den geschlitzten Pupillen hatten dank der Flammen das verhasste Ziel entdeckt und zogen ihre Kreise enger um den schwarzgerüsteten Krieger. In aller Ruhe stand dieser an Ort und Stelle, das Schwert alles andere als zum Angriff oder zur Verteidigung gehoben. „Nein, diese dummen Viecher!“, rief Caracalmo und sprang von seinem Stuhl auf. Für ihn war die Sache klar: das Drachenblut provozierte die Flugechsen, um sie in eine Falle zu locken und das Schlimme war, dass die Kreaturen auch noch gänzlich darauf ansprangen. Kiiryolsah veränderte ihre Position etwas, sodass beide Drachen nun von vorne auf sie zukamen. Um auch ganz sicher zu sein, dass die Drachen ihren Fehler nicht bemerkten, setzte sie ein überhebliches Lächeln auf, um sie noch weiter zu provozieren. Nur wenige Meter über dem Boden blieben die beiden Drachen in der Luft schweben, dann öffneten sie ihre gewaltigen Mäuler und spien Kiiryolsah ihr Feuer entgegen. Sofort hob die Dunmer den Schild, um ihren Kopf zu schützen, da dies das einzige Körperteil war, welches nicht in einer Rüstung steckte. Auch wenn ihr die Hitze nichts ausmachte, Drachenflammen waren nicht mit gewöhnlichem Feuer zu vergleichen. Während die Flammen sie einhüllten, erlebte die Daedrarüstung ihre erste wirkliche Feuertaufe, was ihre Widerstandsfähigkeit betraf. Das Rot, welches an manchen Stellen der Rüstung pulsierte, schien sich zu verstärken und sich über das gesamte Metall auszubreiten. Kiiryolsah glaubte sogar, die Daedra freudig jauchzen zu hören, aufgrund dieser ungewohnten Herausforderung. Allmählich kam die Hitze durch das Metall hindurch, während das einfache Eisenschild bereits rot glühte. Lange würde sich die Elfe dahinter nicht verstecken können, doch das hatte sie auch nicht vor. Sie musste nur noch den Moment abwarten, bis die Heiserkeit verflogen war, welche immer einsetzte, nachdem sie einen Schrei ausgestoßen hatte und ihr somit das Sprechen für kurze Zeit erschwerte. Endlich, gerade als der Flammenstoß erlosch und die Drachen sich anschickten sich wieder zu erheben und ihre günstige Schusslinie aufzuheben, verschwand das Kratzen aus Kiiryolsahs Hals. Das Drachenblut riss daraufhin den Schild hinab und wandte das zum Schutz gesenkte Gesicht wieder den Bestien zu. „JOOR ZAH FRUL!“, schrie sie und ein bläulicher Schimmer löste sich von ihr, schwebte auf die Drachen zu und setzte sich an deren Flügel fest. Leicht sackten die Drachen ab, ehe sie sich wieder fingen und sich irritiert höher in die Luft schwangen. Kiiryolsah ließ den Schild fallen, der sie nur behinderte, zog ihr eigenes Rufhorn und gab das Signal für die als Dracheneinheit abbestellten Soldaten. Männer und Frauen mit langen Lanzen traten daraufhin an ihre Seite. Für Kiiryolsah war es ein mehr als ungewohntes Gefühl quasi ihre eigene kleine Armee zu befehligen. Viel lieber hätte sie allein gegen die Drachen gekämpft, doch es würde länger dauern und ihre eh schon stark dezimierten Truppen nur unnötig schwächen. „Okay“, murmelte die Elfe, ehe sie sich besann, dass ihre Stimme im Schlachtlärm zu leise war, um von ihren Leuten gehört zu werden. „Okay!“, wiederholte sie nach einem Räuspern lauter. „Die Drachen werden gleich runter kommen. Zwei Drittel nehmen sich den graugeschuppten vor, die anderen kommen mit mir zu der zweiten Kreatur. Vergesst nicht: Bleibt vom Schwanz und vom Kopf weg!“ „Unser Schwert gehört euch, Drachenblut!“, rief einer der Soldaten, woraufhin zustimmende Rufe laut wurden. In Kiiryolsah löste das einen angenehmen Schauder aus. Außer der Bruderschaft folgte ihr niemand bereitwillig und das diese ihr zuvor noch feindselig gegenübergestandenen Soldaten nun stolz darauf waren mit ihr Kämpfen zu dürfen, war ein unbeschreibliches Gefühl. Doch zugleich machte es Kiiryolsah auch Angst. Sie wollten den Mut dieser Männer und Frauen nicht damit belohnen, dass sie sie in den Tod führte. /Dann müssen die Drachen eben noch schneller fallen/, beschloss sie und der Griff um ihr Schwert wurde fester. Die Rüstung pulsierte wieder, doch zum ersten Mal schien es, als wäre es nicht der Herzschlag der Daedra, welcher den Ton angab, sondern als würden sie sich nach den Empfindungen und dem Willen ihrer Trägerin richten. Es dauerte nicht lange, bis die Drachen gezwungen waren zu landen. Vorsichtshalber setzte Kiiryolsah erneut ihr Horn an die Lippen, um die übrigen Soldaten zu warnen und ihnen somit eine Chance zu geben aus der Landebahn der Drachen zu flüchten. „Jetzt! Holt sie euch!“, gab Kiiryolsah das Angriffssignal und ihre Mitkämpfer liefen mit lautem Kampfesgebrüll auf die Drachen zu. Der gefährliche lange Schwanz des Drachen peitschte um sich, warf die Soldaten, die sich nicht schnell genug außer Reichweite gebracht hatten, wie Puppen durch die Luft. Der mächtige Kopf war gehoben, kümmerte sich nicht um die Krieger, sondern hielt Ausschau nach dem Drachenblut. „Zu Het, Dovah!“, Ich bin hier, Drache, rief es ihm entgegen, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Echsenkopf schnellte in seine Richtung, gleich würde es von einem Schrei getroffen werden. „Zu den Seiten ausweichen, sofort!“, brüllte die Schwarzhaarige ihren Leuten zu, die daraufhin gehorsam nach rechts und links fächerten. Keinen Moment zu früh, denn schon schoss der Flammenoden in ihre Richtung. Schützend hielt Kiiryolsah einen Arm vor ihr Gesicht, dann erwiderte sie den Schrei mit einem eigenen, der diesmal eine Eiswolke entstehen ließ. Im Schutz des durch das Drachenblut erschaffenen Eises, näherten sich Norwin und seine fünf Begleiter den Flanken des Ungetüms. „Für Himmelsrand!“, schrie er und fast zeitgleich rammten sie ihre Lanzen tief in den ungeschützten Bauch des Geschuppten. Das schmerzhafte Brüllen der Bestie ließ ihm sämtliche Haare zu Berge stehen, doch er weigerte sich dagegen Abstand zwischen sich und den Drachen zu bringen. Stattdessen zog und drehte er an der Lanze, um der Kreatur noch mehr Schaden zuzufügen. „Achtung!“, rief Ylva, als der Schwanz des Drachen umherpeitschte. Die Nord schaffte es mit einem Sprung nach hinten aus seiner Reichweite zu gelangen, doch Norwin war nicht schnell genug. Peitschengleich traf das Ungetüm ihn im Rücken und schleuderte ihn nach vorne gegen seine Lanze, welche seinen Brustpanzer verbeulte, ehe sie zerbrach. „Zurück!“, hörte er das Drachenblut rufen. „Helft den anderen.“ Gehorsam trat Norwin aus der Reichweite des Drachen und sah zu dessen Artgenossen hinüber. Auch in dessen Körper steckten die Lanzen, dennoch wehrte die Kreatur sich verbissen, die Hälfte seiner Angreifer lag bereits am Boden. Mit einem Mal erlosch das blaue Flimmern, welches bis eben noch auf den Flügeln der Drachen gelegt hatte und mit einem befreiten Brüllen, erhob sich der Drache wieder in die Lüfte, auch wenn sein Flug holprig war. „Drachenblut! Der andere Drache fliegt wieder!“, rief er Kiiryolsah zu, drehte sich um und sah, dass auch ihr bekämpfter Drache Anstalten machte sich erneut in die Lüfte zu erheben. „Oh nein, du bleibst hier.“, zischte die Dunmer. Ihre Stimme hatte sich noch nicht weit genug erholt, als dass sie die Drachen erneut zur Landung zwingen konnte, doch das war nicht der einzige Weg, um die Kreatur zu bezwingen. Gerade als der Drache seine Schwingen wieder ausbreitete, ging Kiiryolsah leicht in die Knie und stieß sich dann vom Boden ab, um mit einem Satz auf dem Kopf des Drachen zu landen. Beide Hände umfassten ihr Schwert, als sie es für einen Stoß über ihren Kopf hob. „Zeigt was ihr könnt, Daedra.“ Ein kräftiger Pulsschlag rauschte durch die Rüstung, schickte neue Kraft in ihre ermüdeten Arme, als die Schwarzhaarige das Daedraschwert hinabrauschen ließ. Es knackte hässlich, als es durch den Knochen brach. Wütend schüttelte der Drache seinen Kopf, um die Elfe loszuwerden. Das durch die Schlacht lädierte Handgelenk der Schwarzhaarigen hielt der Belastung nicht stand, und ihre Hand löste sich vom Waffengriff. Ihr folgte alsbald die zweite, da sie das Gewicht alleine nicht halten konnte. Kiiryolsah wurde davon geschleudert und als sie hart auf dem Boden aufkam blieb ihr für einen Moment die Luft weg. Keuchend stützte sie sich auf den Unterarmen auf. Der Drache schien es sich anders überlegt zu haben, oder nicht mehr die Kraft zum Fliegen zu besitzen, denn er kam nun auf das Drachenblut zu. In seinem Kopf steckte weiterhin das Daedraschwert. /Und ich kann immer noch keinen neuen Schrei ausstoßen./ Wütend ballte Kiiryolsah die Hand zur Faust. Es fehlte nicht mehr viel um den Drachen auszuschalten, der sich für einen erneuten Schrei bereit machte. Langsam erhob sich Kiiryolsah, fixierte dabei mit festem Blick den Drachen. /Wenn ich etwas kann, dann Drachen töten./, wiederholte sie in Gedanken, dann hob sie erneut schützend die Arme vors Gesicht, als wieder Feuer gegen sie geworfen wurde. Schritt für Schritt bewegte sie sich in den Flammen nach vorne. Sie konnte die Unruhe der Daedra spüren, welche über den erneuten Feuerkontakt scheinbar alles andere als glücklich waren. /Vertraut mir./, wies sie die Daedra stumm an und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Hätte man ihr zu Beginn der Schlacht gesagt, dass es ihr gelingen würde sich mit den Daedra zu arrangieren, sie hätte es nicht geglaubt. Als der Schrei endete stand Kiiryolsah direkt vor dem Maul des Drachen und spürte seinen heißen Atem im Gesicht. Sie senkte ihre Arme, die Hände nach wie vor zu Fäusten geballt und griff nach den letzten Manaresten in ihrem Körper. Die Bestie knurrte und öffnete ihr Maul, um nach dem Drachenblut zu schnappen und es mitsamt der Rüstung zu verschlingen. Doch auf diesen Moment hatte die Dunmer nur gewartet. Sie riss die Arme wieder hoch und öffnete die Handflächen, sodass sie eine Halbkugel formten. Bläuliche Blitze schossen hervor und direkt in den geöffneten Rachen der Kreatur. Zuckend begann der Drache sich zu winden, schlug unkoordiniert mit seinem Schweif um sich, ehe er laut polternd auf dem Boden zusammenbrach. Fast sofort begann der Körper des Drachen sich aufzulösen. Farbige Energiestrahlen schimmerten in der Luft, flogen auf den Körper des Drachenblutes zu und umschlossen es, ehe sie gänzlich in dessen Körper verschwanden und nichts als das Skelett des Drachen übrig blieb. Die Freude über den Sieg hielt nur kurz, denn die Schlacht war noch lange nicht gewonnen. Außerdem war noch einer der Drachen übrig geblieben. Eilig suchte die Elfe den Himmel ab, während sie sich dem Drachenschädel näherte, um ihr Schwert aus dem Knochen zu ziehen. Wenn Kiiryolsah ehrlich war, dann wunderte sie sich, dass sich der Drache nicht längst auf sie gestürzt hatte, doch als sie ihn schließlich entdeckte, begriff sie warum. Das Ungetüm wollte sich zunächst an den Soldaten rächen, welche ihn mit Lanzen und Pfeilen gespickt hatten und es waren nur noch zwei von ihnen übrig. Kurz warf sie dem Rest ihrer Gruppe einen Blick zu, von denen es vier geschafft hatten. „Geht zur Front, dort werdet ihr eher gebraucht.“, wies sie diese an, legte dann die Finger an die Lippen und stieß einen Pfiff aus. Ein Geräusch, viel zu leise, um auf dem Schlachtfeld dafür dienen zu können, ein Pferd herbeizurufen. Doch Schattenmähne war nun mal kein gewöhnliches Pferd. Scheinbar aus dem Nichts tauchte das Tier mit einem Mal auf und schnaubte freudig, als es seine Herrin erblickte. Kiiryolsah tätschelte ihm kurz den Hals, ehe sie sich in den Sattel schwang und das Tier hinüber zum letzten Drachen galoppieren ließ. „Wir müssen noch mehr Drachen schicken.“, murmelte Caracalmo vor sich hin und drehte sein Fernrohr zwischen den Händen. Im Grunde verlief die Schlacht gut, doch das Drachenblut bereite ihm Sorge. Die Auswirkungen der Schreie ließen jeden Magier vor Neid erbleichen, sein Umgang mit dem Schwert war großartig und dann die Tatsache, dass die Angriffe der Drachen scheinbar völlig wirkungslos an ihm vorüber gingen. „Die linke Flanke soll verstärkt werden und einen Ausfall wagen, um zum Drachenblut durchkommen zu können.“, murmelte er halblaut eine mögliche Strategie. „Egal wie gut das Drachenblut auch sein mag, es kann unmöglich gleichzeitig einen Drachen und…“ Caracalmo brach ab. Wieder war ein Schrei über die Ebene gehallt, doch er war nicht aus der Richtung des Drachenblutes gekommen, sondern von der linken Flanke, die er eben noch hatte verstärken wollen. Ungläubig betrachtete der Feldherr das Bild, welches ihm sein Fernrohr präsentierte. Der Schrei hatte ein gewaltiges Loch in seine Flanke gerissen. Genaugenommen in die Reihen der Magier und in diese Lücke preschte nun eine Einheit Nords, welche sich im Schutz der Bäume angeschlichen hatte. „Verdammt!“, fluchte Caracalmo. Die Magier waren mit ihren leichten Roben gänzlich auf den Fernkampf ausgerichtet, da niemand geglaubt hatte, dass genügend Nord zu ihnen würden durchbrechen können, um eine Gefahr darzustellen. Dementsprechend waren sie nun leichte Beute für die Waffenschwingenden Nords. Hier und da zuckten ein paar Blitze gegen die Sturmmäntel, doch sie richteten kaum Schaden an. Was auch immer dieses Fus Ro Dah ausgelöst hatte, es hatte zum einen die Magier zerfetzt, sie zum anderen gegen ihre Hintermänner gestoßen. Dicht an dicht, konnten sie ihre Magie nicht einsetzen, ohne dabei ihre eigenen Leute zu verletzen. Dazu kam noch, dass die Nord sich nicht allein auf die Magier beschränkten, sie fielen auch den übrigen Soldaten in den Rücken, die nun an zwei Fronten zu kämpfen hatten. Erneut stieß Caracalmo einen Fluch aus, er wagte es nicht zum Ratsmitglied herüber zu sehen, welches nach seiner geäußerten Drohung kein Wort mehr gesagt hatte. Er musste sich etwas einfallen lassen und zwar schnell! Hinter der Feindeslinie schimmerte buntes Licht. Dasselbe, welches auch eingesetzt hatte, nachdem der erste der beiden Drachen besiegt worden war. Ein Blick durch das Fernrohr bestätigte Caracalmo seine Befürchtung. Der zweite Drache war ebenfalls gefallen und das Drachenblut ritt auf seinem Pferd zurück zum Mittelpunkt der Schlacht. Mit ihm an der Front und Ulfric, der mitten unter den Thalmor wütete, würde es nicht mehr lange dauern, bis ihre Armee vernichtet war. /Mir bleibt keine Zeit mehr zum Überlegen, ich muss handeln./ „Gebt das Signal zum Rückzug.“, gab er zähneknirschend den Befehl und massierte sich die Nasenwurzel, um nicht in die Blicke der Anderen sehen zu müssen. Die Demütigung war auch so schon groß genug. Es war ein verflucht schlechter Start für seinen ersten Kampf als Feldherr. „Sie ziehen sich zurück…Sie ziehen sich zurück!“ Freudenschreie wurden laut, als die Sturmmäntel begriffen, dass sie den ersten Kampf gewonnen hatten. Mit in die Luft gereckter Axt ritt Ulfric, begleitet von seiner Einheit, zu seinen Soldaten hinüber. Gänge wurden geschaffen, nicht nur für Ulfric, auch für Hlfogar und Kiiryolsah. Hochrufe wurden laut, als die Drei sich in der Mitte trafen. „Für Talos!“ rief Ulfric und aus allen Kehlen wurde sein Ruf erwidert. Vorsichtig verlagerte Tjorben Kreuzwind sein Gewicht, da sein Körper vom langen Stillsitzen zu schmerzen begann. Langsam veränderte er dabei die Position seiner Beine, darauf achtend kein verräterisches Geräusch von sich zu geben. Seit mehreren Stunden saßen er und seine zwölfmannstarke Einheit von Bosmerschützen in den Bäumen und warteten darauf, dass die Thalmor ihre Verfolgung aufgaben. Der Nord mit den kinnlangen rotbraunen Haaren und den grünen Augen hatte nicht lange überlegt, als er sah, dass sich die Sturmmäntel den Thalmor in den Weg stellten. Auch wenn er dadurch seine Position als Spion aufgeben musste, gegen sein Volk zu ziehen stand für ihn außer Frage und er war froh, seine Einheit davon überzeugt zu haben endlich für die Freiheit zu kämpfen. Allerdings musste Tjorben eingestehen, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass die Thalmor ihm noch immer misstrauten und dadurch all die Zeit über beobachtet hatten. Denn andernfalls hätte man nicht bemerkt, dass sie sich vom Lager entfernt hatten. Andererseits sollte er die Hochelfen inzwischen gut genug kennen um zu wissen, dass sie stets alle Eventualitäten bedachten. Als die Sonne zu sinken begann hallte die Stimme eines Vogels durch den Wald. Allerdings steckte kein Tier dahinter, sondern einer von Tjorbens Leuten. Es war das Zeichen dafür, dass die Thalmor sich sammelten, dem die Frage nach einem Angriff folgte. Kurz überlegte Tjorben. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt sich in einen Kampf verwickeln zu lassen, um ihre Spuren möglichst zu verwischen. Nun aber überlegte es sich anders. Der Rothaarige wusste nicht, wie die Schlacht ausgegangen war oder ob sie noch tobte, doch je weniger von dem Aldmeri-Pack herumlief, desto besser wäre es. Seine Hand langte zu einer der Ledertaschen an seinem Gürtel und zog ein flötenähnliches Holzstück hervor, mit welchem man die Geräusche der Vögel nachahmen konnte. Leise raschelten die Äste um ihn herum, als die Bosmer das Signal ihres Kommandanten umsetzten und sich der Sammelstelle des Suchtrupps näherten. Auch Tjorben selbst setzte sich in Bewegung, bewegte sich dabei geschickt von Baum zu Baum, so wie er es in all den Jahren, in denen er in Valenwald gelebt hatte, gelernt hatte. Schließlich erreichten sie eine Lichtung, in deren Mitte die Thalmor standen. Eine Windböe, welche das Blattwerk zum Rascheln brachte, nutzten sie um ihre eigenen Geräusche zu tarnen, als sie sich im Kreis um die kleine Gruppe positionierten. Tjorben klemmte sich die Flöte zwischen die Lippen, um die Hände frei zu haben und wählte den kleineren der beiden Bögen, die er mit sich trug. Dieser war auf dem beengten Raum der Baumkrone besser zu handhaben, außerdem reichte seine Durchschlagskraft auf dieser kurzen Distanz locker aus. Konzentriert legte er einen Pfeil an die Sehne und spannte seinen Bogen. „Wir sollten uns unweit des feindlichen Heereslagers aufstellen“, hallte es zu ihnen hinauf, „sie haben es definitiv noch nicht bis dorthin geschafft. In der Zwischenzeit sollte einer zurück reiten und einen Magier holen, damit wir einen Suchzauber auf sie ansetzen können. Nicht von Anfang an einen mitzunehmen war ein großer Fehler.“ „Das liegt…“ das Signal zum Angriff unterbrach den Satz des Thalmor, doch es war nicht Tjorben, der es gegeben hatte. Dennoch ließ er seinen Pfeil von der Sehne schnellen, um den Überraschungsmoment nicht zu verlieren. Wer auch immer das Signal gegeben hatte, er hatte sicherlich Gründe dafür. Jeder Pfeil hatte treffsicher sein Ziel gefunden. Bis auf ein gelegentliches Röcheln gingen die Gegner fast lautlos zu Boden und die zwölf Bosmer und der Nord kletterten aus den Bäumen. „Verzeiht, Kommandant, aber wenn wir länger gewartet hätten, wäre ich entdeckt worden und dann wäre der Kampf nicht so einfach gewesen.“ Freundlich drehte Tjorben sich zu Fimmion um, als dieser sich erklärte. Von seiner Einheit, kannte er ihn am längsten, den Waldelf mit den kurzen braunen Haaren und den gelben Augen. Von seiner rechten Schläfe aus verlief eine längliche Narbe bis hinab zur linken Kinnseite. Eine Kampfverletzung, die durch großes Glück nicht sein Auge verletzt hatte, was für den Bogenschützen wohl sein Aus gewesen wäre. „Schon gut.“, winkte Tjorben ab. „Ich dachte mir schon, dass du mir das Befehlen nicht ohne Grund abgenommen hast.“ Kurz klopfte er ihm auf die Schulter und wandte sich dann ab. „Also gut, es wird höchste Zeit, dass wir zum Heereslager gelangen, ich denke auf Deckung können wir vorerst verzichten. Bis die Thalmor ihre Leute vermissen werden wir längst am Lagerfeuer sitzen.“ Im leichten Trab setzte Tjorben sich in Bewegung, die zwölf Bosmer folgten ihm stumm. Kapitel 10: Zwischen den Kämpfen -------------------------------- Mit einem schmatzenden Geräusch glitt der Dolch aus dem Körper seines Opfers, als dieses nach hinten kippte und dabei begann sich in Asche aufzulösen. Blut tropfte von der Klinge, Vampirblut, welches seine Trägerin an dem teuren Tischläufer reinigte. Eine bedrückende Stille lag über Burg Volkihar, nun wo seine Bewohner ausgelöscht waren. Für einen Moment ließ sich Lirielle auf einen Stuhl sinken um Atem zu schöpfen, dabei schweifte ihr Blick über die zahlreichen Aschehaufen, welche in der gesamten Halle verteilt lagen. Es war kein leichter Kampf gewesen und hätte Lirielle den Bogen nicht gehabt, wäre sie es wohl gewesen, die man ausgelöscht hätte. Als der Durst sie zu sehr quälte griff sie nach einer der Flaschen, die auf dem Tisch standen, zog den Korken und goss sich einen Becher voll, ehe sie trank. Bald schon kehrte ihre alte Stärke zurück und die Erschöpfung durch den Kampf verschwand. Lirielle schob den bis eben noch umklammerten Dolch in den Gürtel ihrer Magierrobe zurück und schritt hinüber zum Kerkertrakt der Burg. Ohne Gefühlsregung stieg sie über die Überreste des einstigen Kerkermeisters hinweg und nahm die Zellenschlüssel mit. Wie Vieh hockten die Menschen in ihren stinkenden Zellen. Schmutzig, in Lumpen gekleidet. Lirielle nahm deutlich den Geruch von Angst wahr bei denen, die noch nicht allzu lange in den Zellen saßen. Die meisten von ihnen schienen kaum noch mehr als leblose Hüllen zu sein, denn sie hatten sich längst aufgegeben. Wütend biss die Jägerin sich auf die Unterlippe. Hatte sie eben noch ihre Wut mit der Auslöschung des Clans befriedigt gehabt, ließ der Anblick der als Frischfutter gehaltenen Menschen ihren Zorn wieder neu aufsteigen. Laut schabte das Metall, als Lirielle den Schlüssel in das erste Schloss schob und die Tür aufschwang. Ängstlichen Tieren gleich drückten sich die Insassen an die gegenüberliegende Wand, wagten es nicht die Frau anzusehen. „Bitte“, flehte eine ausgemergelte Frau, deren Haut noch blass vom Blutverlust war. „bitte nicht, bitte Herrin.“ „Sht.“, machte Lirielle und näherte sich den drei Gefangen vorsichtig. „Habt keine Angst, ihr seid jetzt frei, die Vampire sind ausgelöscht, niemand kann euch mehr etwas antun.“ Langsam holte sie einen kleineren Beutel mit Septimen sowie einen größeren mit Nahrung hervor und stellte ihn vor sich ab. „Damit solltet ihr es bis zur nächsten Stadt schaffen. Vor dem Burgtor liegt ein Boot, das euch ans Festland bringen wird.“ Niemand der Gefangen rührte sich, doch das verwunderte Lirielle nicht. Auch wenn der Kampfeslärm sicherlich bis hier her gedrungen war, die Männer und Frauen waren zu verängstigt. Lirielle wandte sich von den dreien ab und machte sich daran auch die übrigen Zellen zu öffnen, wo tatsächliche noch einige Mutige saßen, die sich zögerlich auf den Weg nach oben machten. Als sie auf die ersten Aschehaufen trafen wurden Freudenschreie laut. „Tot!“, hörte sie die vor Unglauben überdrehte Stimme zu sich hinunter hallen. „Sie sind alle tot!“ Nackte Füße klatschten über die Steinstufen in den Kerker zurück, dann warf sich ein Mann vor Lirielles Füßen auf den Boden und umklammerte ihre Knöchel. „Habt Dank, Herrin, habt Dank. Ihr habt uns gerettet…ihr habt uns gerettet.“ Langsam ging die Jägerin in die Hocke, löste die Hände von ihren Beinen und brachte den Mann dann dazu sich aufzusetzen. „Du musst nicht vor mir niederknien und mich auch nicht Herrin nennen. Ihr gehört niemanden mehr, nur noch euch selbst. Mir reicht es zu wissen, dass ihr nun endlich wieder frei werdet leben können.“ Sie lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln. Viele der Gefangenen würden sicherlich nie wieder richtig in ihr Leben zurückfinden, doch es war allemal besser, als hier in diesem Loch zu sterben. Der Mann erhob sich wieder und gemeinsam mit den anderen, die nun auch ihre Zellen verließen, half er denen, deren Seelen nicht mehr wirklich lebten, aus der Burg zu entfliehen. Lirielle wartete, bis der Kerker leer war, dann kehrte sie in den Festsaal zurück und nahm eine Fackel aus ihrer Halterung. Mit ihr ging sie ein letztes Mal durch die Räume der Burg und begann alles in Brand zu setzen, was in der Lage war Feuer zu fangen. Niemals mehr wieder sollte diese Burg eine Heimat für einen Blutsauger bieten. Außerdem barg das Gemäuer ein Geheimnis, welches besser niemals an die Außenwelt gelangte. Ein Großteil der Festung brannte bereits und Lirielle beeilte sich, um die Mauern zu verlassen, stockte dann jedoch mitten in der Bewegung. Forschend glitten ihre grünen Augen über die Aschehaufen in ihrer Nähe. Lediglich Kleidungsreste und Waffen gaben Aufschluss darüber, zu welchem einstigen Vampir sie gehört hatten. Die Jägerin hatte jeden Vampir bekämpft, doch er war nicht unter ihnen gewesen. Der schweigsame Vampir in seiner stets schwarzen Kleidung, mit der Kapuze und der Maske vor dem Gesicht, welche einen stilisierten Elfen zeigte. Wütend verfluchte Lirielle sich selbst, ließ die Fackel achtlos fallen und stürmte aus der Burg. Wie hatte ihr nur ein so dummer Fehler unterlaufen können? Ausgerechnet ihn hatte sie entkommen lassen, dabei hätte es ihr sofort auffallen müssen, dass sich der Maskierte nicht am Kampf beteiligt hatte. Noch mitten auf der Brücke verlangsamten sich Lirielles Schritte und geschockt sank sie auf die Knie. Hinter ihr schlugen die Flammen hoch in den nächtlichen Himmel und verzerrten die vor ihr so grausame Szene mit rötlichen Licht und zuckenden Schatten. Die befreiten Gefangenen waren tot. Einige blutleer gesaugt, die anderen zerfetzt, als wäre eine Bestie über sie hergefallen. „Meine Schuld…,“ murmelte Lirielle und schlang die Arme um sich selbst. Sie hatte diesen Menschen die Freiheit versprochen und was tat sie stattdessen? Sie in den Tod treiben. „…Mörderin…du bist eine verdammte Mörderin, Lirielle.“ Am liebsten hätte sie weggesehen, um den Anblick nicht länger zu ertragen, doch sie verbat es sich. Zu sehen was sie angerichtet hatte, war ihre gerechte Strafe. Schmerzhaft krallte sie ihre Finger fester in ihr Fleisch und als sie schließlich doch den Blick von den Toten ab und den Sternen zuwandte, verließ ihre Kehle ein fast schon unmenschlicher schriller Schrei. Genährt von Verzweiflung und dem Wunsch nach Rache. Finsternis war über das Schlachtfeld hereingebrochen. Lediglich die Totensammler erhellten mit ihren Fackeln die Ebene. Sowohl auf der Seite der Sturmmäntel als auch auf der der Thalmor, machten sich Männer und Frauen daran ihre Toten wegzuschaffen, stets in der Hoffnung noch Überlebende zu finden. Sorcalin wandte sich von der Szenerie ab und ging ins Lager zurück. Eine Weile führten seine Schritte dabei über blutigen Boden, bis er am Lazarett vorbeikam, aus dessen Zeltwänden schmerzhafte Schreie herüber klangen. Es hatte auf beiden Seiten starke Verluste gegeben, dennoch waren die Thalmor zahlenmäßig noch immer überlegen. Doch wenn er an die Macht des Thuums dachte, dann hatte Sorcalin so seine Sorgen, ob ihnen diese Überlegenheit weiterhin etwas nutzte. Die Hochelfen waren eigentlich nicht unvorbereitet gewesen. Sie dürften gewusst haben, dass sowohl Ulfric als auch das Drachenblut ihre Kräfte demonstrieren würden. Die einzige Überraschung dürfte gewesen sein, dass sich Ulfric von anderer Seite dem Feind genähert hatte. Dennoch, der Grauhaarige war sich sicher, dass das nicht das einzige war, was falsch gelaufen war. Doch die Details des Plans kannten nur das Ratsmitglied und der Feldherr. Und genau zu Letzterem war Sorcalin nun unterwegs. Doch dabei konnte er nicht sagen, ob er nur als Freund zu ihm ging, oder nicht auch um die Caracalmo widerfahrene Demütigung durch den Verlust des ersten Kampfes zu genießen. Der weißblonde Hochelf wandte sich nicht um, als Sorcalin das Zelt betrat. Er saß unverändert auf seinem Stuhl, die Füße auf dem Tisch abgelegt und starrte an die Decke, als wäre dort ein äußerst faszinierendes Muster zu sehen. „Wenn ich wieder gehen soll, dann sag es, anstatt mich zu ignorieren.“, verlangte Sorcalin mit seiner krächzenden Stimme. „Wieso sollte ich? Dann würdest du dich vor Spott doch gerade überschlagen.“, erwiderte Caracalmo teilnahmslos, den Blick noch immer zur Decke gerichtet. Sorcalin schnaubte. „Ja ich spotte. Ich spotte, weil du dich gerade aufführst wie ein kleines trotziges Kind, dem man verboten hat noch mehr Süßes in sich zu stopfen!“ Ungeachtet ihres Rangunterschiedes trat der Grauhaarige an den Jüngeren heran, packte ihn am Kragen und riss ihn nach vorne, sodass Caracalmo gezwungen war ihn endlich anzusehen. „Du hast eine Niederlage erlitten, schön, aber das gibt dir nicht das Recht hier Löcher in die Luft zu starren. Wo bleibt dein Stolz? Seit wann bist du so ein Weichei, dass beim kleinsten Rückschlag den Schwanz einzieht?“ „Wie sprichst du mit deinem Feldherrn?“ „Ich spreche mit einem Freund, wie ich es für angebracht halte, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen!“, herrschte Sorcalin und hätte noch etwas hinzugefügt, hätten die Stimmbänder auf Grund der Überanstrengung nicht ihren Dienst verweigert. Daher beschränkte er sich nur noch auf ein Schnauben, ließ Caracalmo los und griff stattdessen nach seiner Feldflasche, um sich einen Schluck zu gönnen. Caracalmo beobachtete ihn dabei, nahm schließlich mit einem Seufzen die Stiefel vom Tisch und wischte imaginären Staub von der Platte. „Welch Ironie…“, murmelte er. „Anstatt dich beim Ratsmitglied beliebt zu machen um nun selbst den begehrten Titel des Feldherrn zu erhalten, gibst du widerwillig der Freundschaft nach und versuchst mich nach meiner Niederlage wieder aufzubauen.“ Abwehrend hob er die Hand, als Sorcalin zu einer Erwiderung ansetzte. „Lass gut sein. Vielleicht hab ich im Gedenken an unsere Freundschaft die Schlacht ja absichtlich verloren, damit du eine zweite Chance bekommst…“ Sorcalin stierte seinen Gegenüber einfach nur an, nicht wissend, was er sagen sollte. Der Elf hatte keine Ahnung, ob Caracalmo diese Worte nun ernst oder im Scherz meinte. Der Feldherr lächelte zweideutig, dann wurden seine Augen schlagartig finster. „Um dich zu beruhigen, es war nicht nur die Niederlage, die mich angekratzt hat, sondern auch die zweifelhafte Treue unserer Verbündeten.“ „Von welchen Verbündeten redest du?“, fragte Sorcalin, in Gedanken noch halb bei Caracalmos vorherigen Worten. „Die Drachen. Das die Biester uns genauso wenig trauen wie wir ihnen war mir zwar klar, aber das sie dafür in Kauf nehmen, zwei ihrer Artgenossen sterben zu lassen.“ Langsam schüttelte Caracalmo den Kopf, ehe er fortfuhr. „Wir haben nur Feuerdrachen eingesetzt, weil Eis gegen die Nord nichts nützt. Aber dem Drachenblut machte es rein gar nichts aus. Nun, als wir nach der Schlacht ihren Anführer fragten, wieso das Drachenblut so stark sei…sie sagten, dass das Drachenblut gar kein Nord, sondern eine Dunmerfrau ist. Darum machte ihr auch das Feuer nichts aus.“ „Was?“ Ungläubig weiteten sich Sorcalins Augen, räusperte sich dann um das Kratzen aus seiner Stimme zu vertreiben. „Warum haben sie uns das nicht gesagt? Sie werden das doch wohl kaum erst in der Schlacht herausgefunden haben.“ „Sie sagten es sei abgesprochen gewesen, dass sie sich ganz den Befehlen der Thalmor unterordnen. Darauf hinzuweisen, dass Feuer der Dunmer nicht schadet, hielten sie für eine Zuwiderhandlung gegen diese Anordnung.“ „Und gehen dafür in den Tod? Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!“ „Eben.“, stimmte Caracalmo ihm zu und richtete seinen Blick wieder leicht in die nicht vorhandene Ferne. „Und das ist es, was mich so beschäftigt. Dass die Drachen uns nicht trauen war klar, aber dass sie ihr eigenes Süppchen kochen, damit hätte ich nicht gerechnet. Vielleicht war ihr Hass auf das Drachenblut nur vorgetäuscht und wollten uns stattdessen vernichten.“ „Weiß Ratsmitglied Elrion davon?“ „Ja.“ Zum ersten Mal seit langem schwang etwas wie Sorge in der Stimme des sonst eher gleichgültig bis fröhlich gesonnenen Thalmors. „Er hat mir mit den Dirigenten gedroht, sollte ich wieder verlieren.“ Schlagartig wurde Sorcalin blass. „Jetzt verstehe ich, warum du so in dich gekehrt warst.“ „Tja…“, kam es nun wieder tonlos über Caracalmos Lippen. „…so ist das scheinbar, wenn man nach der Macht greift. Die Macht steigt, ebenso wie die Strafen, sollte man versagen.“ Trotz der großen Verluste, war die Stimmung im Lager der Sturmmäntel mehr als gut. Angesichts der Übermacht, welche die Thalmor aufgeboten hatten, hatte niemand wirklich an einen solchen ersten Sieg geglaubt. Die Zuversicht den Rest der verhassten Hochelfen und ihrer Verbündeten zu zerschlagen war deutlich gestiegen und das Misstrauen gegenüber Kiiryolsah schien sich in Nichts aufgelöst zu haben. Doch mit der plötzlichen Aufmerksamkeit, den freudigen Gesichtern und der Hochrufe, sobald sie auftauchte, konnte die Elfe nicht umgehen. Vor allem aber machte es ihr Angst, sich darauf einzulassen, denn es ein falscher Schritt und die Stimmung würde umschlagen, da war sie sich sicher. Sobald sich die Gelegenheit ergab zog sich Kiiryolsah von den Feiernden zurück, lief durch die Reihen der Zelte, an den Wachposten vorbei und ein Stück weit in die Dunkelheit, bis die schiefen Gesänge von ‚das Drachenblut naht’ nicht mehr zu verstehen waren. Erleichtert über die Einsamkeit atmete die Dunmer auf und lehnte sich an den Stamm eines Baumes. Dabei war sie gar nicht so einsam, denn Lucien war wie immer allgegenwärtig. Stumm stand er neben seiner Herrin und ließ seinen Blick aufmerksam durch die Nacht wandern. Mit einem Mal runzelte der Geist die Stirn und zog seinen Dolch, ehe er durch die Bäume schlich. Sogleich spannte Kiiryolsah sich an und folgte Lucien, gänzlich auf die geschärften Sinne des Untoten vertrauend. Die Elfe wollte ihr Schwert ziehen, um für den Fall eines Angriffes schnell reagieren zu können, ließ es dann aber in seiner Haltung stecken. Ihre Schwerthand, die während der Schlacht einen Schlag abbekommen hatte, pochte schmerzhaft. Kiiryolsah hatte noch keinen Heiler aufgesucht um die Verletzung behandeln zu lassen und würde es auch nicht tun. Es gab schlimmere Verletzungen, mit denen die Heiler mehr als genug zu tun hatten. Bis zum morgigen Tag würde es ihrer Hand schon besser gehen und bis dahin konnte sie noch immer auf ihre Magie und das Thuum vertrauen. Ein schleifendes Geräusch war zu hören, als Kiiryolsah dem Geist folgte. Davon musste Lucien alarmiert worden sein, nun war er stehen geblieben und nach einem kurzen Moment steckte er den Dolch zurück in seinen Gürtel. Die Dunmer gesellte sich neben ihn und sah überrascht auf die Szenerie, die sich ihr bot. Holfgar saß auf einem umgestürzten Baum und bearbeitete mit einem Schleifstein das Axtblatt seiner Waffe. „Hlofgar Blutfang?“, vergewisserte sich Kiiryolsah irritiert, doch erhielt keine Antwort. Der Nord stockte nicht mal in seiner Arbeit, ganz so, als hätte er die Elfe noch gar nicht registriert. Unsicher was sie tun sollte, blieb Kiiryolsah zunächst neben Lucien stehen, warf ihm dann einen fragenden Blick zu, doch dieser starrte ohne Regung auf den Nord. /Warum auch immer er hier sitzt, ich bin sicherlich die Letzte, mit der er wird reden wollen./, dachte Kiiryolsah und machte dennoch einen ersten Schritt auf Holfgar zu. Lucien rührte sich nicht, löste seine Augen jedoch wieder von dem Blonden und ließ sie stattdessen erneut aufmerksam durch die Dunkelheit wandern. Kiiryolsah begab sich in das Sichtfeld des Sturmmantels, um sicherzugehen, dass er sie bemerkt hatte, auch wenn er noch immer ungestört seine Axt bearbeitete. Schließlich nahm sie neben Holfgar auf dem Baumstamm platz. Wie langte mochte der Nord hier wohl schon sitzen? War er direkt nach der Schlacht hierhergekommen? Kiiryolsah konnte sich nicht daran erinnern ihn anschließend noch gesehen zu haben, aber vielleicht täuschte sie sich auch. „Wenn…wenn ihr das Blatt noch weiter schleift, wird es zerbrechen, sobald es seinen nächsten Gegner trifft.“, murmelte Kiiryolsah nach einer Weile, in der sie stumm neben einander gesessen hatten. „Das ist Stahl aus der Himmelsschmiede, der zerbricht nicht, Dunmer.“, erwiderte Hlofgar harsch und brachte Kiiryolsah dadurch zum Zusammenzucken. „Davon abgesehen wüsste ich nicht, dass ich um eure Gesellschaft gebeten hätte.“ „Natürlich nicht.“, stimmte die Elfe dem zu, die Hände fest um das Holz geklammert. „denn andernfalls würde ich hier nun alleine sitzen und ihr würdet verzweifelt im Lager auf meine Rückkehr warten. Und ich hätte meine Ruhe, ich habe nämlich auch nicht um eure Gesellschaft gebeten.“, fügte sie mit Trotz hinzu, von dem sie nicht wusste, woher er auf einmal kam. Ihre Rüstung jedenfalls, konnte diesmal nicht der Grund dafür gewesen sein. Denn seit der Schlacht waren die Daedra erstaunlich ruhig. Das Töten schien ihre Mordlust so weit gestillt zu haben, dass sie sich von den Worten des Nord nicht provoziert fühlten. „Niemand hat euch gezwungen euch neben mich zu setzen.“, konterte Hlofgar, der den Schleifstein nun umso kräftiger über das Axtblatt fahren ließ. „Der Wald ist groß genug, sucht euch einen anderen Ort.“ Es kam, wie es kommen musste, Hlofgar rutschte mit dem Stein ab und schnitt sich mit der Klinge tief ins Fleisch. Fluchend ließ der Blonde den Stein fallen und griff nach einem Tuch, um die Blutung zu stoppen. „Ihr habt recht.“, sagte Kiiryolsah leise, als wäre nichts geschehen. „Niemand hat mich gezwungen zu euch zu gehen. Und ich weiß auch, dass ich sicherlich die Letzte bin, die ihr würdet sehen wollen, aber…vielleicht wollte ich einfach nur wissen, warum ihr hier mutterseelenallein in der Finsternis sitzt, anstatt mit allen anderen den Sieg zu feiern.“ Von Hlofgar war ein abfälliges Schnauben zu hören, während er umständlich einen Knoten in den Stoff machte, damit es nicht von der Wunde rutschen konnte. „Und was sollte ich bitteschön feiern? Dass wir den Thalmor einen Kratzer in ihre Rüstung gebracht haben?“, fragte er aufgebracht, doch seine Stimme wurde zusehends leiser, als sein Blick auf das Armband aus falschen Zähnen fiel. „Jeden Feind der heute fiel, tötete ich für meine Frau, meinen Sohn und für alle anderen, die wegen dieses Packs ihre Familien verloren. Und als Lohn wurden noch mehr Frauen zu Witwen, noch mehr Kinder zu Waisen. Was also hätte ich zu feiern? Die Thalmor sind noch lange nicht geschlagen und bis es soweit ist werden wir immer mehr Schaden in unseren eigenen Reihen anrichten.“ „Ein einstiger Freund von mir hätte gesagt, um einen Wolf zu fangen, muss man zunächst das unschuldige Schaf hinrichten.“, sagte die Dunmer und biss sich fest auf die Unterlippe. Der alte Paartuhrnax fehlte ihr. „Und wenn keine Schafherde mehr existiert?“, griff Hlofgar das Beispiel auf und wandte sich nun erstmals der Dunmer zu. „Dann stirbt der Wolf, weil er keine Nahrung mehr findet.“ Der Nord runzelte die Stirn. „Und was soll mir das Beispiel dann jetzt sagen?“ Zunächst öffnete Kiiryolsah den Mund für eine Antwort, schloss ihn dann aber wieder und zuckte schließlich ratlos mit den Schultern. Hlofgar schüttelte nur den Kopf. „Mit dem simplen Satz ‚manchmal muss man Opfer bringen’ hättet ihr mehr erreicht, als mir diese scheinbar so weise Gedankenkonstrukt aufzutischen.“ Wieder zuckte die Elfe angesichts der Kritik zusammen. „Ich könnte auch behaupten euer Verstand würde nicht ausreichen, um den tieferen Sinn meiner Worte zu begreifen.“, erwiderte sie und zuckte erneut zusammen, als Holfgar im nächsten Moment in Gelächter ausbrach. Es brauchte eine ganze Weile, ehe sich Hlofgar wieder soweit beruhigt hatte, dass sein Lachen verebbt war. Er wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und sah die Elfe wieder an, welche seinem Blick unsicher auswich. „Warum seid ihr so?“, verlangte Hlofgar zu wissen, doch diesmal mit ruhiger, fast schon interessierter Stimme. „W-warum bin ich wie?“, hakte Kiiryolsah nach, die roten Augen weiterhin auf den Boden gerichtet. „Nun, um ehrlich mit euch zu sein, ich hielt nicht von euch, ebenso wie die anderen meines Volkes. Kaum jemand ist gut auf die Dunmer zu sprechen, seid sie sich in Himmelsrand eingenistet haben. Und dann spielt sich einer von ihnen auch noch als Drachenblut auf und hat dabei nichts mit dem Held gemein, dem man sich unter diesem Titel vorstellt. Und ihr tut nichts, um irgendetwas daran zu ändern. Ihr zuckt zusammen, sobald man euch anspricht, haltet ständig den Blick gesenkt. Die Momente in denen ihr mal ein wenig stolz zeigtet kann man an einer Hand abzählen.“ Der Nord machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr. „Bei unserem ersten Treffen wart ihr vollkommen anders. Sicherlich auch damals nicht der Held, von denen die Legenden erzählten, aber ihr hattet genügend Selbstbewusstsein mir eure Meinung zu sagen. Ihr habt mich sogar tiefgefroren und ward bereit mich dem Tod zu überlassen.“ Zunächst gab Kiiyolsah ihm keine Antwort. Im Grunde wollte sie nicht mit ihm darüber sprechen. Nein – sie wollte mit niemanden darüber sprechen. Und dennoch bat eine leise Stimme in ihr darum sich ihm doch anzuvertrauen. Außerdem, Hlfogar hatte auch ihre Frage danach beantwortet, warum er hier saß, anstatt mit den anderen zu feiern. War es da nicht fair, wenn auch sie ihm antwortete? Etwas schuldig bleiben wollte sie ihm jedenfalls nicht. „Bei unserem ersten Treffen war es etwas anderes.“, begann sie schließlich. „Es ist etwas anderes, jemanden im Schutz einer Rüstung zu begegnen, welche die wirkliche Identität versteckt. Dass ich kein würdiger Held und ein Bastard bin. Ich bin ein Monster, äußerlich, wie auch innerlich und darum verdiene ich es auch, dass man auf mich herabsieht, mich dagegen zu wehren steht mir nicht zu. Man könnte sagen, ich versuchte das bei unserer ersten Begegnung zu verstecken.“ „Ihr bezeichnet euch als Monster, aber dennoch habt ihr gekämpft.“, wandte Hlofgar ein, der mit Kiiyolsahs knapper Schilderung nicht viel anfangen konnte, aber bezweifelte, dass ihm die Dunmer mehr erzählen würde. Leise lachte Kiiyolsah auf. „Natürlich habe ich gekämpft. Es ist das einzige was ich kann.“ „Ihr missversteht mich.“ Der blonde Kopf schüttelte sich und da die Elfe weiterhin auf den Boden sah, richtete er seine Augen wieder auf die Lichtung. „Für einen Nord ist Kampf nicht gleich Kampf. Ich sagte bereits, dass ich zunächst nur Verachtung für euch übrig hatte. Aber in der heutigen Schlacht habt ihr mir und allen anderen bewiesen, dass ihr euren Heldentitel scheinbar nicht zu unrecht tragt. Ihr standet mit an vorderster Front, obwohl es niemand verlangte. Ihr hättet im Schutz der hinteren Reihen aushaaren können, auf den Einsatz eures Thuums wartend. Man hätte es mit der Begründung, dass euer Leben zu wertvoll ist um es zu riskieren, akzeptiert. Stattdessen warft ihr euch mit in den Brennpunkt der Schlacht, habt gekämpft, wie ein Nord es nicht hätte besser machen können. Ihr habt die Moral der Leute gestärkt, habt sie dazu gebracht euch bereitwillig gegen die Drachen zu folgen. Ich weiß nicht was eurer Problem ist und was ihr getan habt, dass ihr euch für ein Monster haltet und eure Vergangenheit ist auch irrelevant, wenn ihr weiterhin im Hier und Jetzt beweist, dass ihr zurecht das Drachenblut seid.“ ….zurecht das Drachenblut…es waren diese Worte, welche die Schwarzhaarige dazu veranlassten den Blick wieder in Hlofgars Richtung zu wenden. Erstaunte rote Augen trafen auf ehrliche blaue. Die sich langsam ausbreitende Gewissheit, dass Hlofogar seine Worte ernst gemeint hatte, löste einen Hauch von Wärme aus, der sich um die verkümmerte Pflanze der Seele der Halbelfe legte. Es reichte noch lange nicht aus, um sie dazu zu bringen sich wieder zu entfalten, doch vorsichtig wagten sich einige Wurzeln hervor, versuchten scheu etwas Boden für sich zu gewinnen. „Glaubt ihr ernsthaft dass ihre Stimmen das Lied über das Drachenblut nur deshalb schmettern, weil ihr mit eurem Schrei die Drachen vom Himmel geholt habt? Das ist vollkommen nebensächlich. Sie singen, weil ihr mit ihnen kämpftet. Seite an Seite, weil ihr euer Leben gegeben hättet. Vielleicht nicht für die Freiheit Himmelsrands, aber ihr hättet es gegeben.“ Kiiryolsah wusste zunächst nicht, was sie erwidern sollte. Es war seit Ewigkeiten das erste Mal, dass sie für etwas, was sie von sich aus getan hatte, Anerkennung erhielt. Sicherlich war man dankbar dafür gewesen, dass sie die Welt vor Alduin bewahrt hatte, doch es war ihre Pflicht als Drachenblut gewesen. Ebenso wie es als Zuhörerin ihre Pflicht war die Morde lautlos zu begehen. Hlofgar hatte recht, sie hätte sich nicht an vorderster Front in den Kampf stürzen müssen. Aber sie hatte es getan, weil es für sie selbst selbstverständlich gewesen war. Und es schien, als wäre es gut gewesen, dass sie so gedacht hatte. Ein scheues Lächeln huschte über die Lippen der Elfe. „Danke.“, sagte sie leise und wurde dann wieder ernst. „Aber Aufwiegen kann es nicht, was ich getan habe.“ „Natürlich kann es das nicht.“, erwiderte der Nord prompt. „Was getan ist, ist getan und nichts kann das wieder rückgängig machen. Was zählt ist, dass man aus dem Geschehenen lernt und die Fehler nicht noch einmal begeht.“ Langsam schüttelte Kiiryolsah den Kopf. „So kann man das nicht sagen…“, widersprach sie ihm leise und löste ihren Blick von ihm, richtete ihn stattdessen auf die Stelle, wo Lucien zwischen den Bäumen stand. Fast statuengleich schien er nach wie vor die Umgebung im Auge zu behalten. Ob er ihre Unterhaltung dabei mitbekam konnte die Dunmer nicht beurteilen. „…denn das kommt ganz auf den Fehler an.“ Kapitel 11: unerwartete Verbündete ---------------------------------- 11. unerwartete Verbündete Tjorben hob eine Hand und gab seinen Leuten damit das Zeichen zum Anhalten. Unweit von ihnen war ein bläulichweißes Schimmern zu sehen, halb verdeckt von einem der Bäume. Noch wusste der Nord es nicht einzuordnen, doch hatte er auch nicht großartig Lust herauszufinden, was dahinter steckte. Das Lager der Sturmmäntel konnte nicht mehr allzu weit entfernt sein, so kurz vorm Ziel wollte er sich in keinen Kampf oder in eine Falle locken lassen. /Besser wir umgehen es, was auch immer dahinter steckt./, dachte er und machte sich daran einen Bogen um das Leuchten zu schlagen. Tjorben erinnerte sich, wie ihm seine Mutter als Kind Geschichten über die Irrlichter erzählt hatte. Für eine dieser schelmischen Kugeln war das Leuchten zu groß, doch zu einer ihrer Mütter würde es passen. Unweigerlich schluckte der Nord. Er war zwar kein Feigling, doch hatte genügend Geschichten über diese geisterhaften Wesen gehört, um sich nicht mit ihnen anlegen zu wollen. Dank ihrer weichen Ledersohlen waren die Bogenschützen eigentlich vollkommen lautlos, doch trotz allem schienen sie von der Lichtquelle bemerkt worden zu sein. Das Schimmern bewegte sich, trat aus dem Sichtschutz des Baumstammes und sah direkt in die Richtung der Truppe. Es war keine Irrlichtmutter, sondern ein Geist, was Tjorben nicht gerade dazu veranlasste sich zu beruhigen. Er hörte das leichte Schaben, als einige der Bosmer Pfeile aus ihren Köchern zogen und locker auf die Sehnen legten um auf einen Angriff vorbereitet zu sein. Der Geist schien sich zunächst nicht zu rühren, dann aber wandte er seinen Kopf leicht nach hinten und rief etwas, was Tjorben nicht verstand. Kurz darauf tauchten zwei weitere Gestalten auf. Eine Dunmer in unheimlich schwarzer Rüstung sowie ein Sturmmantel. Die Augen des Sturmmantels lagen zunächst verwundert auf Tjorben, als sie dann jedoch die Bosmerschützen entdeckten, griff der Krieger kampfbereit nach seiner Axt. „Woh, langsam.“, rief der Braunhaarige zu den dreien hinüber, „wir sind keine Feinde.“ Auffordernd sah er die Waldelfen an, damit sie ihre Bögen wegsteckten, dann wandte er sich wieder seinem Gegenüber zu. „Mein Name ist Tjorben Kreuzwind. Ich und die Bosmer hier sind gekommen, um uns Ulfric Sturmmantel anzuschließen und die Thalmor zu vernichten.“ „Woher sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sprichst?“, verlangte Hlfogar zu wissen, der keine Anstalten machte seine Waffe wieder zu senken, auch wenn die Fremden die ihren scheinbar weggepackt hatten. Ein Nord der sich ihnen anschließen wollte war eine Sache. Aber dass er Waldelfen, die eigentlichen Verbündeten des Aldmeribundes, mit sich brachte eine ganz andere. Wieso sollten sie die Seiten wechseln wollen? „Nennt Ulfric Sturmmantel meinen Namen, er wird euch bestätigen können, dass von mir keine Gefahr ausgeht.“, erwiderte Tjorben ruhig. „Sagt ihm, dass die Tempel nicht länger brennen werden.“ Hlofgar war von diesen Worten nicht wirklich überzeugt. Er hatte nie von jemanden namens Kreuzwind gehört. Es ließ auf eine Seefahrerfamilie schließen, was jedoch noch weniger Sinn ergab. Kurz huschten die blauen Augen zum Drachenblut herüber, als Hlofgar mit dem Gedanken spielte Kiiyolsah nach ihrer Meinung zu fragen. Er hielt nach wie vor nicht viel von ihr, auch wenn sich seine Ansicht durch den Kampf und ihr gemeinsames Gespräch langsam zu wandeln begann. „Was haltet ihr davon?“, fragte er die Dunmer schließlich leise, ehe er es sich noch mal anders überlegen konnte. Verwundert wandte Kiiyolsah das Gesicht in seine Richtung. Nach ihrer Meinung gefragt zu werden, war etwas womit sie rein gar nicht gerechnet hätte. Einen Moment lang musterte sie den Nord irritiert, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. „Es wäre ihnen ein leichtes uns zu überwältigen, wenn sie wollten.“, sagte sie schließlich leise, damit die Fremden nichts von ihrer Unterhaltung mitbekamen. „Vielleicht wurden sie geschickt, um sich ins Lager zu schleichen und so viele von uns wie möglich zu töten. Aber der Nord irritiert mich.“ Hlofgar nickte, als Zeichen, dass er ihre Meinung teilte. „Es steht Ulfric zu zu entscheiden.“, beschloss er schließlich und wandte sich wieder Tjorben zu. „Folgt mir und ich bringe euch zu Ulfric Sturmmantel,“ sagte er laut. „Bildet eine enge Truppe, sollte einer von euch ausscheren oder sich anderweitig ungewöhnlich verhalten, werdet ihr keine Gnade erfahren.“ Hlofgars Stimme senkte sich, als er sich wieder Kiiryolsah zuwandte. „Bildet das Ende der Gruppe. Sobald einer einen falschen Schritt wagt, friert sie ein.“ „Ihr klingt, als würdet ihr mir neuerdings vertrauen.“, sagte die Elfe, deren ansonsten in der Nähe anderer allgegenwärtige Anspannung Stück für Stück von ihr abfiel. „Sagen wir so, ihr hättet niemals derartig unter den Thalmor gewütet, wenn ihr nicht auf unserer Seite gestanden hättet.“ Er grinste und entlockte der Dunmer damit ein weiteres kurzes Lächeln. „Und noch etwas: das Lächeln steht euch. Ihr solltet es öfters zeigen.“ Vollkommen perplex stand Kiiyolsah an Ort und Stelle und starrte Hlofgar hinterher. Erst als Lucien sie anstieß, setzte sich die Schwarzhaarige in Bewegung um die Nachhut der Gruppe zu bilden. Das Verhalten des Nords verwirrte sie zusehends. Dass er seine Vorbehalte ihr gegenüber ablegte, konnte sie ja noch nachvollziehen, aber wieso er ihr plötzlich Komplimente machte verstand sie einfach nicht. Unweigerlich wanderten Kiiyolsahs Gedanken zu Sorex zurück. Auch er hatte ihr anfangs Komplimente gemacht, ehe er sein wahres Gesicht zeigte. Was wenn Hlofgar ein ähnliches Spiel mit ihr trieb? Sollte sie die beiden überhaupt in einen Topf stecken? „Was ist?“ Wieder war es Lucien, der die Elfe aus ihren Gedanken holte. Langsam schüttelte Kiiyolsah den Kopf, um den Attentäter zu beruhigen. „Ich war nur in Gedanken.“, erwiderte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf die Waldelfen, die vor ihr liefen. Doch gänzlich konnte sich das Drachenblut auch diesmal nicht auf seine Aufgabe konzentrieren. Allerdings war es diesmal nicht Hlofgar, der sie ablenkte, sondern Lucien. Eigentlich hatte sie ihn als recht schweigsame Person kennengelernt, wenn er nicht gerade etwas zur Bruderschaft beizusteuern hatte. Neuerdings jedoch erkundigte er sich immer häufiger nach dem Befinden seiner Zuhörerin. Es war der Dunmer nie wirklich bewusst aufgefallen, nun aber fragte sie sich, seit wann es so war. War es seit sie in Dämmerstern lebten? Nein, auch vorher schon hatte Lucien versucht auf sie einzuwirken. Es musste während der Zeit passiert sein, als sie mit Sorex zusammengelebt hatte. Kiiryolsah brannte es auf der Zunge den Untoten danach zu fragen, doch dafür war im Moment nicht der richtige Zeitpunkt. Im Lager der Sturmmäntel war es inzwischen ruhiger geworden. Bis auf die Wachen für die Nacht und die Heiler waren alle in die Betten geschickt worden, um für die morgige Schlacht wieder fit zu sein. So erhielt der Zug mit den Waldelfen deutlich weniger Aufmerksamkeit, dennoch waren die Mienen der Kämpfer angespannt, als sie Verbündete ihrer Feinde durch ihr Lager marschieren sahen. Gerade dass die Bosmer nicht gefesselt waren schien ihnen nicht ganz geheuer zu sein. „Ulfric Sturmmantel ist in seinem Zelt?“, erkundigte Hlofgar sich bei der Wache, die vor dem Eingang postiert war. „Ja, Hlofgar Blutfang.“, erwiderte der Mann geflissentlich. „Ein Mann namens Tjorben Kreuzwind wünscht ihn zu sprechen.“ Mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen richtete der Soldat seinen Blick auf den braunhaarigen Nord mit seiner für Valenwald üblichen Rüstung. Kurz öffnete er den Mund, um etwas dagegen einzuwenden, schloss ihn dann aber wieder. Schließlich stand vor ihm der Mann, der General Tullius getötet hatte und er selbst war nur ein geringer Soldat, der es nicht wagen würde, dessen Absichten in Frage zu stellen. Also nickte er und verschwand im Zelt, um die Besucher anzukündigen. Nur weniger später kam er wieder hervor, um ihnen den gewünschten Eintritt zu gewähren. „Kreuzwind, ihr kommt mit mir, die anderen bleiben hier.“, sagte Hlfogar an die Gruppe gewandt. „Ihr werdet sie bewachen, Drachenblut…ihr könnt sie mit euren Fähigkeiten in Schach halten, eine einzelne Wache kann das nicht.“ Kiiryolsahs alles andere als begeisterte Miene darüber außen vor gelassen zu werden, hatte ihn den letzten Teil des Satzes noch nachträglich hinzufügen lassen. Und tatsächlich schien sich die Elfe damit zufrieden zu geben. Zumindest nickte sie zustimmend und ihr Gesicht nahm wieder einen neutralen Ausdruck an. „Sie sind schon ziemlich lange dort drin.“, murmelte Kiiryolsah, als ihr das Warten zu lange wurde. Die zu bewachenden Waldelfen standen regungslos an Ort und Stelle. Keine Worte hatten sie miteinander gewechselt, noch Blicke ausgetauscht. Und die Dunmer wusste nicht, ob sie dieser Umstand beruhigen oder wachsam machen sollte. „Ich könnte mich zum Zelt schleichen und sie belauschen.“, bot Lucien an, der bis eben ebenfalls stumm und regungslos verharrt hatte. Doch dies war wohl mehr dem Umstand zu verdanken, dass er tot war. Ablehnend schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf. „Lass nur, ich vertraue Hlofgar.“ Mit hochgezogener Augenbraue wandte ihr der Attentäter sein Gesicht zu. „Du vertraust ihm?“, wiederholte er die Worte ungläubig. „Zumindest will ich das versuchen.“ „Habt ihr auf der Lichtung irgendwas besprochen, was ich wissen sollte?“ „Nein. Unser Gespräch ging nur ihn und mich etwas an.“ „Seit wann hast du Geheimnisse vor mir?“ „Die hatte ich schon immer, so wie du sicherlich welche vor mir hast.“, erinnerte Kiiryolsah ihn, löste die roten Augen von den Bosmern und richtete sie stattdessen auf Lucien. „Wieso kümmert dich das überhaupt? Hast du Angst ich könnte die Bru- unseren Vater verraten?“ Fast hätte die Elfe sich versprochen und vor aller Ohren offenbart, wem sie diente. Lucien schüttelte den Kopf. „So dumm bist du nicht.“, widersprach er und wandte sich wieder den Bosmern zu. „Ich mache mir nur Sorgen, du könntest deiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden.“ „Aber für dumm genug nicht zu erkennen, dass das nur eine billige Ausrede war hältst du mich schon?“, zischte Kiiryolsah, doch erhielt keine Antwort. Widerwillig ließ sie es darauf beruhen. Dies war nicht der richtige Ort, um über Luciens seltsames Verhalten zu reden. Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wurde der Zelteingang beiseite geschoben und Hlofar und Tjorben traten hinaus. „Es ist in Ordnung, die Bosmer stehen scheinbar wirklich auf unserer Seite.“, sagte der Blonde und endlich geriet etwas Bewegung in die Gruppe der Bogenschützen. So ruhig, wie sie auf Kiiryolsah gewirkt hatten, waren sie wohl doch nicht gewesen. „Tjorben, wenn ihr und eure Truppe mir folgt, zeige ich euch eure Unterkunft. Ich erkläre euch die Sache im Anschluss, Drachenblut.“ Als der Name der Heldengestalt fiel, richteten sich Tjorbens Augen auf die Dunkelelfe. Zu ihrer Überraschung war dieser nicht abfällig, sondern lediglich neugierig. Vermutlich war er bereits darüber aufgeklärt worden, welchem Volk ihr Drachentöter angehörte. „Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen, Drachenblut.“, sagte der Braunhaarige und deutete sogar eine Verbeugung an, ehe er seinen Leuten bedeutete ihm und Hlofgar zu folgen. Überrascht sah die Schwarzhaarige Tjorben einen Moment lang noch nach, dann wandte sie sich ab, um in ihr Zelt zu gehen. Die Nacht hatte längst ihr dunkles Tuch über das Land gebreitet und die Frage danach, was es mit diesem Kreuzwind auf sich hatte, war das Einzige, was Kiiryolsah noch auf den Beinen hielt. Die Schlacht hatte stark an den Kräften der Elfe gezerrt und das Gewicht der Rüstung schien sich in den letzten Stunden vervielfacht zu haben. Somit gehörte es zu ihren ersten Taten, das schwarze Metall abzulegen, nachdem die Elfe hinter der Zeltplane verschwunden war. Kiiryolsah konnte ein wohliges Seufzen nicht unterdrücken, als endlich das Gewicht von ihren Schultern verschwand und ließ vorsichtig die Muskeln kreisen. Schmerzlich wurde sie wieder daran erinnert, dass sie noch immer keinen Heiler wegen ihrer Hand aufgesucht hatte. Das Gelenk pochte inzwischen schmerzhaft und war angeschwollen. Zögerlich warf die Dunmer einen Blick zum Zelteingang, ehe sie den Gedanken wieder verwarf. Nach wie vor hatten die Heiler sicherlich wichtigeres zu tun, außerdem wollte sie Hlofgars Rückkehr abwarten. Die Schwarzhaarige griff nach einem Verband aus ihrem eigenen Vorrat und wickelte ihn straff um die Hand, um sie zu fixieren. Zur Not konnte sich noch immer auf etwas heilende Magie zurückgreifen, auch wenn sie das vermeiden wollte. Zum einem verstand sie nicht viel von diesem Gebiet, zum anderen war ihr der Gedanke suspekt, mit Magie ihren Körper zu beeinflussen. Vielleicht, weil sie als Kampfmagiern nur zu genau wusste, welche Schäden die Magie anrichten konnte. „Ihr seid verletzt?“ Erschrocken zuckte Kiiryolsah zusammen, als sie Hlofgars Stimme vernahm, welcher ohne Ankündigung in ihr Zelt getreten war. „Eine leichte Blessur, nichts was sich ein Heiler ansehen müsste.“, winkte die Elfe ab und verband ihre Hand zu Ende. „Seid ihr Nord eigentlich ohne Manieren auf die Welt gekommen?“, verlangte Lucien zu wissen, die Stimme bebend vor Wut. „Seit wann platzt man einfach so in das Zelt einer Frau rein?“ Sowohl Kiiryolsah als auch Hlofgar sahen den Geist verblüfft an. Letzterer konnte schließlich nicht verhindern, dass er unter den stechenden untoten Augen leicht zusammensank. Allerdings war es die Dunmer, welche auf die Frage antwortete. „Lucien, beruhig dich. Ich laufe doch nicht nackt herum, wenn ich auf Besuch warte,“ versuchte sie ihn zu beruhigen. „Es hätte aber sein können.“, blieb Lucien stur. „Klingt nach jemanden, der sich damit auskennt, nackte Frauen zu bespannen.“, mischte sich Hlofgar in die Diskussion ein. Ein leichtes Wabern umspielte die sonst feste Gestalt des Attentäters. Die Hand fuhr an die Taille um den Dolch zu ziehen, doch die Stimme seiner Herrin hinderte ihn daran sich auf den Nord zu stürzen. „Lucien!“, herrschte Kiiryolsah ihn an. „Es reicht, wir haben Wichtigeres zu tun.“ Der Untote drehte den Dolch in seiner Hand, ehe er ihn zurück in den Gürtel steckte. Die Augen waren weiterhin mit Mordlust auf Hlofgar gerichtet. „Lucien, ich sagte, dass es reicht.“, wiederholte die Zuhörerin ihre Worte eindringlich. Diesmal löste der Attentäter seine angriffslustige Haltung und wandte sich mit überraschter Miene der Dunmer zu. Mahnend schüttelte diese ihren Kopf und mit einem Schnauben wandte Lucien sich ab, zog sich in die Ecke des Zeltes zurück. Erleichtert stieß Kiiryolsah die Luft aus und schloss für einen Moment die Augen. /Muss ich mich jetzt auch noch mit einem eifersüchtigen Geist auseinander setzen?/, fragte sie sich stumm und wandte sich dann Hlofgar zu. „Setzt euch bitte.“, bot sie ihm an und wies auf einen Stuhl, während sie selbst auf der Bettkante platz nahm. Hlofgar kam der Bitte nach, warf dabei jedoch Lucien einen misstrauischen Blick zu. Dieser hatte sich scheinbar desinteressiert der Zeltwand zugewandt. „Vor wenigen Stunden sagte ich, dass ich euch vertrauen wollte.“, begann der Blonde und richtete seinen Augen dabei auf das Drachenblut. „Aber ihr stellt dieses Vertrauen auf eine harte Probe.“ „Lucien wollte mich nur beschützen.“, erwiderte die Dunmer beschwichtigend. „Aber er würde nie gegen meinen Willen handeln.“ „Geister können manchmal wankelmütig sein.“, wandte Hlofgar ein. „Seid ihr sicher, dass ihr die volle Kontrolle über ihn habt, wo ihr doch nicht mal die Kontrolle über euch selbst habt?“ Kiiryolsah wich den forschenden Augen aus. Im Grunde hatte sie noch nie die Kontrolle über etwas gehabt. Lucien aber konnte sich ihr nicht entziehen. Sie war die Zuhörerin, nur die Mutter der Nacht und der Schreckensvater standen über ihr. Ja, ihr Titel verlieh ihr die Macht über Lucien zu verfügen. Ihr Titel, nicht ihre Fähigkeiten. Da war er wieder, der Stachel der Zweifel, den Hlfogar vor wenigen Stunden erst noch zurückgedrängt doch nun wieder hervorgeholt hatte. Ob sich seine Worte auch auf ihr Amt als Zuhörerin übertragen ließen? Hatte sie tatsächlich die Fähigkeiten dafür, die dunkle Bruderschaft anzuführen? „Lassen wir das.“, wandte Kiiryolsah schließlich ein und versuchte damit die zweifelnden Gedanken zu verdrängen. „Ihr wolltet mir von Kreuzwind erzählen.“ Hlfogar hob zunächst nur eine Augenbraue, beließ es dann aber dabei. Keine Antwort, war schließlich auch eine Antwort. „Tjorben Kreuzwind wurde von seinem Vater tatsächlich als Spion bei den Thalmor eingeschleust. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, verriet er den Thalmor mehrere Standorte unserer Talos-Tempel.“ Bei der Erinnerung daran kochte erneute Wut in Hlofgar hoch und er ballte die Hand zur Faust. Es verwunderte ihn nicht, dass Tjorbens Vater aus eigenem Ermessen gehandelt hatte und seinen Jarl erst später darüber informiert hatte. Kein ehrenhafter Nord hätte seinen Gott verraten, schon gar nicht für einen Schachzug, von dem man nicht mal wusste, ob er Erfolg hatte. Kiiryolsah sah den Zwiespalt in Hlofgars Augen. Sie kannte sein Volk inzwischen gut genug, um seine Gedanken erraten zu können. Zögerlich hob sie eine Hand, ließ sie kurz in der Luft verharren, ehe sie diese dann doch auf Hlofgars geballte Faust legte. Überrascht richteten sich die blauen Augen auf die Hand, ehe sie sich wieder auf ihren Gegenüber richteten, eine Erklärung erwartend. „Ich…“, begann Kiiryolsah zögerlich, unschlüssig, ob sie ihre Hand nicht besser wieder zurückziehen sollte. „…die von den Dunmern verehrten Daedra haben mir nie viel bedeutet und ich bin keine Nord. Darum kann ich nicht behauptet, euch verstehen zu können. Aber ich kenne dein Volk und da…“ die Schwarzhaarige brach ab und biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie nicht aufpasste redete sie sich noch um Kopf und Kragen und konnte sich dann auf eine neuerliche Auseinandersetzung mit Hlofgar gefasst machen. „Ich kann mit Worten nicht sonderlich umgehen, geschweige denn mit Menschen.“, gestand Kiiryolsah schließlich, um irgendwie wieder aus der Situation kommen zu können. Hlofgars Blick blieb zunächst kritisch, dann aber entspannte er sich und löste die Faust seiner Hand. „Passt auf Drachenblut.“, sagte er und lachte leise, „sonst komme ich noch auf den Gedanken euch sympathisch zu finden.“ „Was schlimm wäre, wo ich doch ein Dunmerbastard bin, der eure kostbarste Heldenlegende beschmutzt.“, erwiderte die Elfe zynisch, die Hlofgars Worte falsch auffasste und zog die Hand wieder zurück. „Nun, ihr bemüht euch nicht gerade, irgendetwas dagegen zu tun, dass mich etwas anderes denken lässt.“, versuchte der Nord sie zu provozieren und tatsächlich blitzten die roten Augen kurz auf. „Vielleicht will ich das auch gar nicht.“, gab Kiiryolsah störrisch zurück und zuckte mit den Kopf nach hinten, als sich Hlofgar plötzlich zu ihr vorbeugte. „Wenn ihr das wirklich nicht wollen würdet, würdet ihr euch nicht ständig klein machen, wenn euch jemand niedermacht.“ Schlagartig war der Trotz verschwunden und aus dem Drachenblut wurde wieder die getretene Elfe. „Es gibt Dinge, für die ich büßen muss. Das man mich tritt, ist somit nur rechtens.“ Entnervt fuhr sich Hlofgar durch die Haare. „Was, bei Talos soll ich mit euch anstellen?“, verlangte er zu wissen und lehnte sich auf seinem Stuhl wieder zurück. „Ich wette, diese sogenannte Buße leistet ihr nicht erst seit ein paar Tagen ab. Ihr lebt in der Vergangenheit, anstatt nach vorne zu blicken. Denkt ihr, ich wäre der, der ich heute bin, wenn ich noch immer rumjammern würde, weil meine Frau und mein Sohn gestorben sind? Weil ich meinen Jungen nicht deutlich genug gemacht hatte, welche Folgen es haben kann, laut damit zu prahlen zu den Sturmmänteln zu gehen und die Spitzohren zu vertreiben? Nein, ich habe nicht vergessen, was geschehen ist. Sie haben einen Platz in meinem Herzen und werden dort immer sein.“ Er klopfte sich dabei auf die Brust. „Aber das Leben geht weiter. Es bringt nichts sich an seinen Fehlern festzubeißen und sich ewig an ihren aufzureiben. Entscheidend ist, dass man aus ihnen lernt, sie im Gedächtnis behält und das Beste daraus macht. Wie viele Chancen mögen wohl vergangen sein, weil ihr nicht loslassen könnt? Denkt gut darüber nach, wie viel Leid hättet ihr verhindern können, wenn ihr endlich mal aufgehört hättet euch selbst zu bemitleiden?!“ Hlofgars Worte trafen die Elfe stärker, als ein Faustschlag es gekonnt hätte. Waren wachrüttelnder, als seine freundlichen Worte noch vor wenigen Stunden auf der Lichtung. Nicht, dass auch ihnen nicht viel Wahres gelegen hatte. Sie waren mutschöpfend gewesen, doch seine jetzigen Worte trafen den Kern. Er hatte recht, sie hatte sich bemitleidet, sich auf ihrer Schuld ausgeruht, anstatt nach vorne zu gehen und etwas zu tun, was ihre Verfehlungen zwar nicht rückgängig machte, aber zeigte, dass sie daraus gelernt hatte. Gerade wollte Kiiryolsah den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, doch Hlofgar ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Haltet jetzt bloß den Mund.“, warnte er die Dunmer und erhob sich. „Mit euch zu reden, ist verschwendete Zeit.“ „Ihr wolltet mir von Kreuzwind berichten.“, warf die Schwarzhaarige dennoch ein, als Hlofgar sich bereits abgewendet hatte. „Lasst es euch von jemand anderen aufklären.“, erwiderte der Blauäugige, ohne sich noch einmal umzudrehen und stapfte aus dem Zelt. Seine kurze Hoffnung, in dieser Elfe könnte doch etwas vom Drachenbluthelden stecken, hatte er soeben wieder revidiert. Kapitel 12: eine neue Strategie ------------------------------- Die Knochen klapperten bei jedem Schritt, den der Hengst machte und der violett leuchtende Schweif peitschte unruhig hin und her. Beruhigend tätschelte Lirielle die Halswirbel des skelettierten Geisterpferdes Arvak. Nach dem langen Aufenthalt im Seelengrab schien sich das Tier in der Sonne nicht mehr sonderlich wohlzufühlen und eben diese schob gerade ihre ersten Strahlen über den Rand des Horizonts. Die Vampirjägerin seufzte und schob sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, ehe sie von dem Rücken des Tieres glitt, um den Boden genauer unter die Lupe nehmen zu können. /Habe ich seine Spur verloren?/, fragte sie sich stumm, erhob sich wieder und ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen. Es gab kein schnelleres Pferd, als Arvak und Susarions Vorsprung konnte nicht allzu groß gewesen sein. Trotzdem war sie ihm noch nicht begegnet. /Ich hätte wissen müssen, dass es nicht so leicht wird./, ärgerte Lirielle sich und drehte sich wieder zu Arvak um, kraulte ihm leicht den Schädel. Der Hengst schnaubte daraufhin, vielleicht aus Gewohnheit, vielleicht weil er die Berührung tatsächlich genoss. „Ich weiß, du magst die Sonne nicht, aber bitte trag mich noch ein Stück.“, bat sie das Pferd und schwang sich wieder auf seinen Rücken. Vorsichtig richtete sich die Braunhaarige ein Stück weit aus, bis sie das Sitzkissen zurechtrücken konnte. Ein Skelettpferd zu reiten hatte zwar seine Vorteile, aber auch durchaus auch Nachteile. Zum Einem waren die harten Knochen mehr als unbequem, zum Anderen war es für Lirielle, als eine eher ungeübte Reiterin, nicht leicht, sich auf dem Pferderücken zu halten. Schon gar nicht, wenn Arvak in einen ungebremsten Galopp verfiel. Anfangs war sie regelmäßig im Dreck gelandet, weil sie keine Ahnung hatte, wie sie das Tier ohne Zügel und Sattel hätte lenken sollen. Doch allmählich funktionierte es. Zumindest schien es eine art telepatische Verbindung zu geben, durch die Arvak verstand, was seine Herrin von ihm wollte. Lirielle legte die Arme um den Pferdehals, da sich die unechte Mähne nicht zum Festhalten eignete und ließ Arvak den Hügel wieder hinunter traben. Sie musste Susarions Spur wieder aufnehmen und das möglichst bevor sein Blutdurst ihn wieder morden ließ. Zum nun sicherlich vierten Mal kontrollierte Kiiryolsah die Riemen ihrer Rüstung. Heute wollte sie noch weniger unter die Gesichter der anderen treten, als sonst. Die Angst war einfach zu groß. Die Angst vor der Ablehnung… die Angst zu scheitern… die Angst Gewissheit darüber zu erhalten, dass dies hier eine verdammt dumme Idee war. Vor ihrem geistigen Auge tauchte Hlofgars Gesicht auf, sah die Ablehnung in seinen Augen und hörte immer wieder dessen Worte: „Es bringt nichts sich an seinen Fehlern festzubeißen und sich ewig an ihren aufzureiben. Entscheidend ist, dass man aus ihnen lernt, sie im Gedächtnis behält und das Beste daraus macht.“ Warum konnte sich Kiiryolsah nicht genau erklären, doch sie wollte Hlofgar beweisen, dass sie sich ändern konnte. „Ich habe Fehler gemacht.“, sagte sie leise zu sich selbst. „Aber ich kann mehr tun, als mich auf ihnen auszuruhen und…ich bin mehr, als der Bastard einer verrückten Dunkelelfe und eines namenlosen Unbekannten. Ich bin zu Recht das Drachenblut.“ So ganz glaubte die Schwarzhaarige nicht an ihre Worte, doch zumindest reichte es aus, damit sie endlich aus dem Zelt trat. Das Lager erwachte allmählich zum Leben. Zuversichtlich auch heute wieder zu siegen, bereiteten sich die Kämpfer auf das nächste Zusammentreffen vor. Der Wind drehte und trug den Duft von Eintopf herüber. Sicherlich würde bald das Essen ausgeteilt werden. Bei dem Gedanken daran eine Mahlzeit zu sich zu nehmen, wurde Kiiryolsah nur noch flauer im Magen. „Guten Morgen, Drachenblut.“, grüßte jemand die Elfe, als sie entdeckt wurde. Als Kiiryolah den Blick in dessen Richtung wandte, hob der Kämpfer die Hand zum Gruß und schmierte dann die Glieder seines Kettenhemdes weiter. „G-guten Morgen.“, erwiderte die Dunmer den Gruß unsicher. Sie hatte ganz vergessen, dass sich die Stimmung ihr gegenüber gewandelt hatte, ausgelöst durch die gestrige Schlacht. /Siehst du? Du bist es wert Drachenblut genannt zu werden./, erinnerte sie sich stumm. Nicht alle Blicke waren freundlich, als die Elfe das Lager durchquerte, doch sie versuchte diese zu ignorieren. Gänzlich gelingen tat es ihr jedoch nicht und Kiiryolsah beschleunigte unbewusst ihre Schritte, um den Feindseligkeiten zu entkommen und sich in das Großzelt zu flüchten, wo sie und die Jarl das weitere Vorgehen besprechen würden. Erleichtert atmete Kiiryolsah auf, als sie feststellte, dass sie die Erste war. Noch mehr feindliche Blicke und ihr neu gewonnener Mut wäre sicherlich auf der Stelle verraucht. „Seid gegrüßt, Drachenblut.“ Erschrocken zuckte die angesprochene zusammen und wirbelte herum, die Hand instinktiv am Griff ihres Schwertes. Tjorben Kreuzwind, einen Humpen in der Hand haltend, kam hinter einem der Stützpfeiler hervor. „Hoppla, nicht so schreckhaft.“, sagte er gelassen und setzte dann den Humpen an die Lippen. Hastig ließ Kiiryolsah den Schwertgriff wieder los. „Entschuldigt, ich hab euch nicht gesehen.“, sagte sie hastig. Tjorben winkte nur ab, während er noch immer trank. In einem Zug leerte er den Humpen und knallte ihn dann auf den Tisch. „Aahh, wie ich das Met vermisst habe.“, seufzte er und ließ sich dann auf den nächstbesten Stuhl fallen. „Nun schaut nicht so, als würde ich euch fressen wollen.“ Bei den Worten zuckte die Elfe zusammen und hätte sich für diese Reaktion im nächsten Moment selbst schlagen können. Sie hatte das doch lassen wollen. „Entschuldigt.“, wiederholte Kiiryolsah nur und nahm ebenfalls am Tisch platz, um sich irgendwie zu beschäftigen. Eine Weile blieb es still und die Dunmer beschäftigte sich mit ihren Fingern, konnte dabei die prüfenden Blicke Tjorbens auf sich ruhen spüren. „Hat Blutfang euch solche Horrorgeschichten über mich erzählt?“, erkundigte sich der Nord schließlich, woraufhin Kiiryolsah erschrocken den Kopf hob. „Was? Nein. Nein, hat er nicht.“, erwiderte sie schnell. „Eigentlich hat er gar nichts über euch erzählt.“ Unsicher erwiderte sie den Blick seiner grünen Augen. Forschend wurde sie von diesen angesehen, dann stand Erkennen in ihnen. „Dann seid ihr selbst der Grund, warum ihr euch nicht wohl fühlt.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, die Tjorben machte und dennoch wich Kiiryolsah seinem Blick noch immer nicht aus. Hatte der Braunhaarige nicht zahlreiche Talos-Tempel an die Thalmor verraten? Sein Volk musste ihn aufs Höchste verachten, so wie es Kiiryolsah verachtete. Und dennoch… Die Augen der Dunmer huschten zum Hals Tjorbens, wo an einer Kette ein großes Talosamulett hing. „Sie müssen euch hassen.“, sprach sie ihren Gedanken schließlich laut aus und war überrascht, als das bei ihrem Gegenüber nur ein Schmunzeln hervorrief. „Oh ja, sie hassen mich. Nun, zumindest die, die es wissen. Auch Ulfric tut es, vor allem nachdem sich herausgestellt hat, dass keine meiner Spionageberichte je bei ihm eingetroffen ist.“ „Wie kommt es dann, dass ihr damit leben könnt?“ Der Mann seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, griff dann nach dem Talosanhänger, um ihn zu betrachten. „Weil ich weiß, dass ich es tat, um meine Heimat zu schützen. Außerdem…“ seine Gesichtszüge wurden mit einem Mal sehr sanft und ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „…solange es jemanden gibt, der einen trotz allem liebt, wird der Hass der Welt bedeutungslos.“ Tjorben ließ den Anhänger los, stützte einen Unterarm auf, um sich näher zu Kiiryolsah vorbeugen zu können. „Auch ihr werdet geliebt.“ Einen Moment lang blinzelte Kiiryolsah ihn überrascht an, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, werde ich nicht.“, widersprach sie ihm. „Es gibt unterschiedliche Arten der Liebe. Viele der Nord dort draußen würden euch ohne zu zögern in den Tod folgen. Ihr habt einen Untoten, der euch schützt und es gibt sicherlich noch mehr Personen, die euch nicht nur danach beurteilen, dass ihr eine Halbdunmer seid, die versuchte geheim zu halten, dass sie das Drachenblut ist.“ Das sich der Zelteingang öffnete und nach und nach die übrigen Jarl eintraten, nahm Kiiryolsah nur am Rande war. Es war schon erstaunlich, wie die Worte eines Fremden ihr neue Hoffnung geben konnten. Hoffnung, welche die Elfe nur zu gerne annehmen wollte. Sie alle hatten recht. Tjorben, Hlofgar, Lucien und… Paartuhrnax. Stumm lachte Kiiryolsah über sich selbst. Hatte sie tatsächlich erst jetzt seine wichtigste Lektion verstanden? Erst jetzt die Verbindung zwischen ihrer beiden Leben gesehen? Nur allzu gut erinnerte sich die Schwarzhaarige an den Tag, als die Klingen von ihr verlangten den Drachen für seine Gräueltaten in der Vergangenheit zu töten. Und auch erinnerte sie sich an Paartuhrnax Worte, nachdem sie ihn damit konfrontiert hatte. Nach wie vor war er ein Drache und die Natur eines Drachen war es zu herrschen. Paarthurnax widersetzte sich diesem Instinkt, half den Menschen sogar die Drachensprache zu erlernen und sich gegen seine Artgenossen zur Wehr zu setzen. Er hatte somit in den Augen der Menschen viel Gutes aber auch viel Schlechtes getan. Und auch wenn Taten sich nicht gegeneinander aufwiegen ließen, ohne ihn wäre es Kiiryolsah nicht gelungen den Weltenfresser aufzuhalten. Es gab Menschen wie die Graubärte, die verstanden, was sie dem Drachen zu verdanken hatten. Genauso, wie es Menschen wie die Klingen gab, die nur das Schlechte in ihm sahen; die Sorge er könne eines Tages seiner Natur wieder nachgeben. Und genauso würde es auch immer Leute geben, die in Kiiryolsah nur den Dunmerbastard sahen, ebenso wie es welche gab, die wertschätzten, was sie getan hatte. Ihre Taten waren in der Vergangenheit nicht gut gewesen und ihre Zugehörigkeit zur dunklen Bruderschaft war ebenfalls alles andere als rechtschaffend. Aber es war ihre Entscheidung ob sie es nur bei dem Schlechten beließ, oder aber zeigte, dass sie mehr sein konnte, als das. In Kiiryolsahs Augen trat ein Funkeln, wie es schon ewig nicht mehr dort gewesen war und als ihr Blick den noch immer mit Verachtung erfüllten von Vingar Graumähne traf, war sie erstmals in der Lage ihn ungerührt zu erwidern. „Freunde, unser gestriger Sieg war ein erster Schritt in die richtige Richtung.“, begann Ulfric Sturmmantel, nachdem alle vollzählig erschienen waren. „Ohne euch, Drachenblut, wäre uns das sicherlich nicht geglückt. Aber auch jedem anderen Kämpfer gilt mein Dank, denn ein jeder hat dazu beigetragen, dass wir Himmelsrand und Talos verteidigen konnten.“ Kurz hielt der Blonde inne und wandte seine Augen Tjorben zu, ehe er fortfuhr. Seine nächsten Worte würden sicherlich wieder für Aufruhr sorgen. „Wie ihr sicherlich bereits festgestellt habt, sitzt jemand Neues mit am Tisch. Sein Name ist Tjorben Kreuzwind. Er wurde seinerzeit von seinem Vater bei den Thalmor als Spion eingeschleust und es gelang ihm ihr Vertrauen zu gewinnen. Als er hörte, dass wir gegen die Thalmor ins Feld ziehen, verließen er und seine untergebenen Bosmer die Elfen, um an unserer Seite zu kämpfen. Gestern Nacht trafen sie schließlich hier ein.“ Absichtlich hatte Ulfric die zerstörten Talostempel nicht erwähnt. Es hätte nur für unnötige Unruhe gesorgt, für die sie im Moment keine Zeit hatten. Außerdem, wie sollten die anderen dieses Verbrechen akzeptieren, wenn es selbst ihm schwerfiel dessen Taten hinzunehmen? Er hatte in der letzten Nacht lange mit Hlofgar darüber diskutiert, der nicht weniger unentschlossen war, wie er selbst. Und dennoch brauchten sie Tjorbens Wissen. Wenn die Thalmor zerschlagen und Talos wieder gefahrlos verehrt werden konnte, blieb noch genug Zeit, um den Braunhaarigen zur Rechenschaft zu ziehen. „Bosmer? Die auf unserer Seite kämpfen?“ Es war Korir, der das Wort als erstes ergriff. „Und wie will dieser Nord das Vertrauen der Thalmor erwirkt haben?“ „Es ist praktisch sich Freunde an der richtigen Stelle zu machen.“, antwortete Tjorben ihm wage und untertrieb seine eigentlichen Taten damit maßlos. „Und was die Bosmer betrifft, auch sie leiden unter der Knute der Hochelfen und wollen ihre Freiheit zurückerlangen. Uns in dieser Schlacht zu unterstützen ist ein erster Schritt hinaus aus dem Käfig.“ Sein Blick wurde fest, als er die Zweifel in Korirs Augen sah. „Ich kenne diese Gruppe schon sehr lange und bürge für jeden einzelnen von ihnen. Sie sind vertrauenswürdig.“ Angespannte Stille herrschte im Zelt, die schließlich von Skald dem Älteren durchbrochen wurde. „Wenn die Dunmer beweisen konnte, dass sie durchaus Stärke besitzt, warum dann nicht auch die Bosmer?“, versuchte er die Jarl zu überzeugen, klang dabei jedoch nicht gänzlich sicher. Thongvor Silberblut seufzte, löste die Hand aus seinem Bart, durch den er bis eben gefahren war und wandte sich Ulfric zu. „Ulfric, wir wählten euch nicht umsonst zu unserem Anführer und bisher habt ihr bewiesen, dass ihr dieses Amt würdig verdient habt. Kreuzwind säße nicht hier, wenn ihr nicht bereits entschieden hättet ihm und den Waldelfen zu vertrauen. Also, sollten auch wir ihm vertrauen.“ Es dauerte einen Moment, doch schließlich setzte zustimmendes Gemurmel ein. /Talos, lass es die richtige Entscheidung gewesen sein./, bat Ulfric stumm, berührte kurz seinen Brustpanzer an der Stelle, wo das Amulett unter dem Leder verborgen lag und konzentrierte sich dann wieder auf das eigentliche Problem. Wieder wurde eine Karte auf dem Tisch ausgerollt, diesmal zeigte sie jedoch nicht ganz Himmelsrand, sondern nur den momentanen Kampfschauplatz und seine nähere Umgebung. Die Einheiten wurden erneut mit Figuren dargestellt. „Nach wie vor sind die Thalmor in der Überzahl.“, legte Ulfric den Sachverhalt dar, „Allerdings konnten wir große Lücken in die Reihen ihrer Magier schlagen und mit Hilfe des Thuums sollten die Fußsoldaten kein Problem mehr darstellen. Vor der Schlacht gingen wir von fünf verbündeten Drachen aus, könnt ihr das bestätigen Kreuzwind?“ Der Angesprochene nickte ohne zu zögern und Ulfric fuhr fort. „Zwei fielen in der gestrigen Schlacht und einer ist laut unseren Spähern noch in der letzten Nacht davon geflogen. Bleiben noch zwei. Drachenblut, ihr werdet erneut eine Einheit Soldaten erhalten, die euch im Kampf gegen die Bestien unterstützen werden.“ „Ihr klingt sehr zuversichtlich.“, wandte Tjorben ein und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf sich. „Allerdings sollten ihr die Thalmor nicht unterschätzen, auch wenn ihr ihre Magier dezimiert habt.“ „Nun, dann berichtet was ihr über die Kampfstrategien der Thalmor wisst.“, verlangte Ulfric. Vielleicht war sein Ton dabei etwas zu harsch, doch nachdem keiner von Tjorbens angeblich versendeten Berichten bei ihm eingetroffen war, wollte er endlich wissen, was der Verrat an Talos genutzt hatte. „Zum Einen solltet ihr euch wegen der Bodentruppen nicht so sicher sein.“, begann Tjorben. „Sie haben noch mal so viele Soldaten an der Grenze zu Himmelsrand, bei Falkenring, positioniert und sicherlich bereits einen Boten dorthin geschickt, um Verstärkung anzuordern. Vielleicht war es sogar der Drache, der heute Nacht davon geflogen ist?“ Ulfric zog daraufhin den Spähbericht aus einem Stapel Papier hervor und überflog die Zeilen. „Der Drache flog in südöstlicher Richtung davon. Demnach könnte eure Vermutung stimmen.“, sagte er. „sie würden sich also zurückziehen, wenn sie merken, dass sie verlieren sollten. Wir würden sie mit einem Teil unserer Truppen jagen und blind in ihre frischen Reserven laufen.“ Falkenring Ein scheinbar beutungsloser Ort, welcher jedoch ein dunkles Geheimnis verbarg. In Kiiryolsah keimte eine Idee und obwohl sie einen furchtbaren Verrat bedeutete, wollte sie es riskieren. „Wenn es soweit ist, hätte ich einen Vorschlag, wie wir die vermeintliche Sicherheit der Thalmor vernichten können.“, sagte die Elfe. „Konzentrieren wir uns also vorerst lieber darauf die heutige Schlacht zu überstehen.“ Ulfric hob fragend eine Augenbraue, beließ es dann aber dabei und wandte sich wieder Tjorben zu. „Also, Kreuzwind?“ Der junge Nord strich sich die Haare aus dem Gesicht und fuhr dann fort. „Die Fußsoldaten bestehen hauptsächlich aus Kaiserlichen. Menschen bedeuten den Elfen nicht sonderlich viel, sie werden sie daher wahrscheinlich einfach in Massen nach vorne preschen lassen, ungeachtet ihrer Verluste. Viel mehr setzen sie auf die Effektivität ihrer Fernkämpfer.“ „Das bekamen wir gestern bereits zu spüren.“, mischte sich Laila Rechtsprecher ein. „Sie verschanzen ihre Magier wieder im Schutz der heraneilenden Truppen, lassen diese dann zur Seite ausweichen und werfen ihre Zerstörungszauber in die entstandenen Lücken.“ „Die Thalmor haben weit mehr, als nur diese eine Taktik auf Lager.“, erwiderte Tjorben unwirsch ob der Unterbrechung. „Sie besitzen fahrbare Podeste – Schießscharten, um genau zu sein.“ Er griff nach einigen der Figuren und begann diese umzustellen. „Man kann sie sehr schnell zusammenbauen, daher werdet ihr sie bisher noch nicht gesehen haben. Wahrscheinlich werden sie auf ihnen hinter ihrer Hauptarmee die Bosmer positionieren. Ihre Pfeile finden selbst auf solch großer Entfernung mit Leichtigkeit ihr Ziel. Diese hinteren Schießscharten sind eher offen gehalten, es gibt aber auch fast geschlossene Kästen, diese werden sie versuchen über das gesamte Feld zu verteilen. In ihnen werden die Magier stecken, um geschützt ihre Zauber zu verteilen.“ „Wie sieht es mit Beschwörungszaubern aus?“, verlangte Korir, der Jarl von Winterfeste zu wissen. „Ich hatte mit Eisatronarchen und dergleichen gerechnet aber von denen ist uns niemand begegnet.“ „Ich denke die Thalmor hielten es noch nicht für nötig sie einzusetzen, aber ich kann versichern, dass sie existieren.“ „Eure Magier sind versiert im Beschwören dieser Kreaturen?“, erkundigte sich Ulfric sicherheitshalber bei Korir, der ohne zu zögern nickte. „Auch wenn wir weniger Magier haben, ihre Talente sind herausragend.“ „Bleibt also nur noch die Frage, wie wir diese Schießscharten schnellstmöglich zu Fall bringen.“ Caracalmos Puls beschleunigte sich, während sich ein Kribbeln in seinem Inneren ausbreitete. Aufregung Normalerweise genoss er dieses Gefühl, bedeutete es doch für gewöhnlich, dass ein neues Abenteuer auf ihn wartete. Doch diesmal war es anders. Kein Abenteuer wartete auf ihn und es wollte sich auch keine Vorfreude einstellen. Wie auch, wenn vom Ausgang dieser Schlacht abhing, was zukünftig mit ihm geschehen würde? Bei dem Gedanken an die Dirigenten lief ihm ein eisiger Schauer über den Rücken und es fiel ihm schwer die Angst zu unterdrücken. Die Dirigenten – so genannt, weil sie jeden zum Singen, bzw. zum Sprechen brachten. Sie waren sowohl Meister der Heilung, als auch der Folter. Mit ihrer Magie fügten sie ihren Opfern unsagbare Schmerzen zu, trieben sie bis an den Rand des Todes, nur um sie anschließend mit Heilzaubern davor zu bewahren. Und gerade wenn die Schmerzen abgeklungen waren, fügten sie ihnen erneut welche zu. Bisher war es niemanden auf Dauer gelungen, diesen endlosen Schmerzen lange standzuhalten. Caracalmo hatte Menschen gesehen, die diese Folter als Strafe erhalten hatten und das Letzte was er wollte war, an ihrer Stelle zu stehen. Der Weißblonde zog den Mantel enger um sich, während er durch das Zeltlager lief und suchte mit unsicherem Blick den Himmel ab. Er hoffte, dass sein Plan funktionierte und falls nicht…würde er sich irgendeine Möglichkeit einfallen lassen müssen, um Elrion zu besänftigen. „Hlofgar Blutfang?“ Der Angesprochene hatte gerade das Versammlungszelt verlassen und blieb nur ungern stehen, als er die Stimme derjenigen erkannte, die ihn soeben gerufen hatte. „Was wollt ihr, Drachenblut?“, fragte er und machte sich dabei nicht die geringste Mühe freundlich zu klingen. Die Dunmer wusste, was er von ihr hielt, warum also Höflichkeit heucheln? „Ich wollte mich bei euch bedanken.“ Überrascht über diese Worte drehte der Blonde sich zu der Elfe um. „Bedanken?“, hakte er irritiert nach, blickte direkt in die rubinroten Augen seines Gegenübers, in denen er eine Entschlossenheit funkeln sah, mit der er nicht gerechnet hatte. „Ja, für eure Ehrlichkeit.“, antwortete Kiiryolsah. „Ihr hattet recht, mit jedem eurer Worte. Sie haben mich endlich wachgerüttelt, aber…Ich will mich ändern, aber das kann ich nicht von heute auf morgen. Ich…habe fast 200 Jahre lang auf diese Weise gelebt, dass kann ich nicht so einfach ablegen. Aber ich will es versuchen.“ Hlofgar öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber, als ihm bewusst wurde, was Kiiryolsah da gerade gesagt hatte. „Moment mal, ihr seid über 200 Jahre alt?“, fragte er verblüfft und musterte die Elfe nun genauer. Sicherlich, dass Elfen mehrere Jahrhunderte alt werden konnten war nichts Neues für ihn. Doch für gewöhnlich sah man ihnen das Alter auch an. „Danach seht ihr gar nicht aus.“ „Ja…“, erwiderte die Elfe und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Dass ist etwas, was ich euch beizeiten erklären sollte, wie so viele andere Dinge auch.“ Ungläubig schüttelte Hlofgar den Kopf. „Ihr seid wahrlich die seltsamste Person, die mir je begegnet ist.“ Kurz flackerte Unsicherheit in den roten Augen auf, als drohte ihr altes Ich wieder hervorzubrechen, doch dann lächelte Kiiryolsah und trat näher an den Nord heran. „Ich nehme das als Kompliment, Hlofgar.“, ihre Stimme war lockend, gefolgt von einem kecken Augenaufschlag. Die Welt um sie herum schien stillzustehen. Der Nord starrte mit Unglauben die Elfe an, die eben erst zu begreifen schien, dass sie ihren Gegenüber gerade angeflirtet hatte. Hastig trat sie einen Schritt zurück und blickte hektisch zur Seite, als befürchte sie, man hätte sie beobachten können. „Ich…muss mich auf die Schlacht vorbereiten.“, rief sie, machte auf dem Absatz kehrt und eilte auf ihr Zelt zu. /Bin ich denn verrückt geworden?/, fragte Kiiryolsah sich stumm und spürte Hitze ihre Wangen hinaufsteigen. /Hlofgar kann mich nicht leiden und bei dem Versuch seine Meinung zu ändern ziehe ich so eine Nummer ab?/ Ungläubig schüttelte sie über sich selbst den Kopf und war noch immer damit beschäftigt das eben Geschehene zu begreifen, als sie ihr Zelt betreten hatte. „Was ist denn mit euch geschehen?“, fragte Lucien, der wie befohlen im Zelt gewartet hatte und das ungewohnte Auftreten seiner Herrin nicht einzuordnen wusste. Kiiryolsah riss die Frage aus ihren Gedanken und richtete den Blick auf den Assassinen. „Nichts.“, sagte sie und lächelte dann. „Ich habe lediglich beschlossen mich zu ändern.“ Kapitel 13: Eisdrache --------------------- Ein weiteres Mal traf die Armee der Thalmor, auf die der Sturmmäntel. Wie von Tjorben angekündigt, standen in den hinteren Reihen die Bosmer, um mit ihren Pfeilen den Tod zu bringen, während die Magier in den schützenden Schießscharten aufs Feld gerollt wurden. Die Nord hatten in Windeseile ein ähnliches Podest hinter ihren Reihen aufgebaut. Von dort aus schossen nun Tjorben und seine Schützen ebenfalls Pfeile. Über das Schlachtfeld selbst hallten in regelmäßigen Abständen die Stimmen von Ulfric und Kiiryolsah. Immer wieder stießen sie die Einheiten der Thalmor zu Boden, machten es den Sturmmänteln leicht ihnen den Gnadenstoß zu verpassen. Selbst die Schießscharten riss es um, wenn sie im Zentrum des Schreis standen und machten ihre Insassen somit handlungsunfähig und zu einer leichten Beute. Auf der östlichen Seite der Schlacht war kaum ein Krieger zu sehen. Hier lieferten sich die Beschwörer beider Parteien ein eigenes Gefecht. Atronachen verschiedener Elemente prallten aufeinander, Kampfmagier versuchten die Beschwörer der Gegner außer Gefecht zu setzen und zugleich mit Schutzschilden ihre eigenen Leute zu decken. Noch war der Kampf ausgeglichen, auch wenn es den Sturmmänteln mehr und mehr gelang die zahlenmäßige Überlegenheit der Thalmor auszumerzen. Allerdings hatten sie das nur einer Sache zu verdanken: dem Thuum. Alles, worauf die Thalmor sich konzentrieren mussten war es, Ulfric Sturmmantel und das Drachenblut auszuschalten. Der Rest würde dann zum Kinderspiel werden. Der Späher sprang regelrecht von seinem Ausguck, als er den dunklen Punkt am Horizont ausmachte, wodurch er mehrere Schritte nach vorne strauchelte, als er dadurch aus dem Gleichgewicht geriet. Dann rannte er so schnell er konnte durch das Feldlager, hinüber zu der Stelle, an welcher sein Feldherr und das Ratsmitglied auf das Schlachtfeld hinunter blickten. „Feldherr!“, rief der Kaiserliche laut, als er in Hörweite war und beschleunigte noch einmal seine Schritte. „Die Drachen kommen!“ Die Nervosität, welche Caracalmo bis eben noch verspürt hatte, verschwand schlagartig. Elrions finstere, fast schon drohende Blicke, schienen bedeutungslos und ein siegessicheres Lächeln erschien auf den Lippen des Hochelfen. „Euer Spiel ist aus.“, flüsterte er so leise, dass nur er selbst es hören konnte. Ohne den Kaiserlichen weiter zu beachten, gab Caracalmo dem Fanfarenträger ein Zeichen, welcher daraufhin das Signal aus seinem Instrument ertönen ließ. Das Lächeln des Weißblonden wurde noch eine Spur breiter, fast schon hinterhältig, doch wen verwunderte es? Immerhin war er gerade der Folterstrafe entgangen. Und ja, er war sich sicher ihr entgangen zu sein, denn dieser Plan würde aufgehen. Musste aufgehen. Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes schlugen sich die Nord umso verbissener durch die Reihen der Thalmor. Sie hatten das Fanfarensignal zwar vernommen, doch noch war keinerlei Veränderung in der Formation der Gegner zu erkennen und dass ließ einige unruhig werden. Kiiryolsah zügelte Schattenmähne, als sich eine kurze Lücke um sie auftat und richtete sich im Sattel auf, um sich einen besseren Überblick verschaffen zu können. /Was haben sie nur vor?/, fragte sie sich stumm, ehe sie auch schon wieder gezwungen war ihr Schwert gegen einen Gegner zu richten. Mühelos glitt die Klinge durch Fleisch und Knochen. Das Drachenblut spürte deutlich, wie sich die Daedra an dem Sterben erfreuten, doch diesmal blieben sie erstaunlich ruhig. Vielleicht, weil sie von gestrigen Morden noch befriedigt waren, vielleicht, weil sie Kiiryolsah endlich gänzlich als ihre Herrin akzeptiert hatten. Hin und wieder sandte die Rüstung ein stärkeres Pulsieren aus, warnte ihre Trägerin somit vor Gegnern, die sie zu spät kommen sah. Dass sie nun schwieg, beruhigte Kiiryolsah etwas, trotzdem war sie sich sicher, dass die Thalmor irgendetwas planten. Der Kampfeslärm um der Dunkelelfe veränderte sich. Zuerst nahm sie es gar nicht so wirklich war, dann aber registrierte sie endlich die schmerzhaften Schreie in ihrem Rücken. Kiiroylsah wandte den Kopf nach hinten und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. /Wie bei Sithis sind sie hinter unsere Reihen gekommen?/ Irgendwie war es den Kampfmagiern der Thalmor gelungen das Schlachtfeld zu umgehen und nun mähten sie mit ihren Blitzzaubern die unvorbereiteten Nord mühelos nieder. /Wir haben doch Wachposten aufgestellt, um auf die Möglichkeit vorbereitet zu sein, wieso haben sie uns nicht gewarnt?/ Unschlüssig, ob sie weiterhin gegen die Soldaten vor sich oder die Magier in ihrem Rücken kämpfen sollte, suchte sie das Feld nach Ulfric ab. „Lauf.“, raunte sie Schattenmähne ins Ohr, als sie den blonden Nord endlich entdeckte und ließ den Hengst zu ihm hinüber galoppieren. Dieser hatte auch inzwischen gemerkt, dass sie umgangen worden waren und blies eine Signalfolge in sein Horn. /Er will unsere Magier dorthin schicken? Das wird nie und nimmer reichen./ Kurzerhand änderte Kiiryolsah ihr Vorhaben. Ulfric zu fragen würde zu viel Zeit beanspruchen, bis dahin konnten die Thalmor zu großen Schaden angerichtet haben. Die Elfe riss an den Zügeln, woraufhin Schattenmähne aufgrund der groben Behandlung aufwieherte, dann aber folgsam die Richtung wechselte. Der Hengst spannte die Muskeln und streckte sich bereitwillig, als er zu noch größerem Tempo angetrieben wurde. Mit einem Satz beförderte Schattenmähne sich durch eine Lücke der Sturmmäntel und ließ den Dreck hoch spritzen, als er ruckartig auf der Fläche zwischen Nord und Thalmor stoppte. Kiiryolsah erschuf ein Magieschild, um sich vor den Zaubern zu schützen und machte sich bereit für einen Schrei, um die Magier umzustoßen. Doch sie kam gerade mal dazu die erste Silbe zu formulieren, dann wurde ihr Körper gänzlich von eisiger Kälte umschlossen. Kiiryolsah war nicht die einzige, die sich wunderte, wie die Thalmor das geschafft hatten. Auch Hlofgar verstand nicht, wie den Hochelfen diese Finte gelungen war. Mit einem wütenden Schrei schwang er seine Axt gegen den nächstbesten Gegner, welcher ohne große Gegenwehr in sich zusammen sank. Sofort sprang der Nord vor, um sich den nächsten Kämpfer vorzunehmen, lenkte dessen Schlag um, um ihn nach vorne stolpern zu lassen, trieb dann das Axtblatt in dessen ungeschützten Rücken. „Verfluchtes Thalmorpack!“, brüllte er und holte erneut aus, um den Gegner endgültig zu vernichten. „Hlofgar Blutfang!“ Der Ruf brachte den Blonden dazu sich umzuwenden. Ulfric kam auf ihn zugelaufen, Rüstung und Gesicht mit dem Blut ihrer Feinde bespritzt. „Geht nach hinten, das Drachenblut braucht Hilfe.“, teilte der Jarl ihm mit und deutete mit seiner Waffe in die angegebene Richtung. „Ich würde selbst gehen, aber ohne Thuum werden wir von vorne überrollt.“ „Ich kümmere mich darum.“, versichte Hlofgar ihm, obwohl er nur geringe Lust dazu hatte dem Drachenblut aus der Patsche zu helfen. Der Nord wandte sich in die entsprechende Richtung und erstarrte. Über den Thalmormagiern schwebte wächtergleich ein gewaltiger Drache. Einen bläulichen Wirbel, welcher an Eis erinnerte, spie das Ungetüm aus seinem Maul und Hlfogar konnte es zwar nicht sehen, doch war er sich sicher, dass das Drachenblut Ziel der Attacke war. /Wir waren uns von Anfang an zu sicher./, verfluchte Hlofgar sich und seine Mitstreiter für diese Misere und rannte dann los. Als ihm ein herrenloses Pferd über den Weg lief, schwang er sich kurzerhand in dessen Sattel und trieb es zu Kiiryolsah hinüber. Die Dunkelelfe lag am Boden. Eine dünne Schicht Raureif überzog ihre Rüstung, deren sonst so unheimliches rotes Pulsieren schwächer geworden war. Angesichts ihrer Lage, schien die Nord neuer Kampfeswille gepackt zu haben. Hatten sie anfangs noch eine geringe Chance gegen die so plötzlich aufgetauchten Magier gehabt, wehrten sie sich nun verbissen, um ihren Helden zu schützen und gemeinsam mit Lucien und Schattenmähne gelang es ihnen die Thalmor in Bedrängnis zu bringen. Hart zügelte Hlofgar sein Pferd, stieg aus dem Sattel und lief ohne zu zögern in den Eisstrahl des Drachen. Die Kälte drang schnell durch Rüstung und Kleidung und das vertraute Prickeln, welches ungewöhnliche Kälte auslöste, breitete sich auf Hlofgars Haut aus. Endlos würde er den Beschuss nicht durchhalten doch es reichte hoffentlich aus. Der Blonde drehte Kiiryolsah auf den Rücken und zog ihr den Helm vom Kopf, registrierte mit Erleichterung, die kleinen Atemwolken, welche über Mund und Nase auftauchten. /Zumindest lebt sie./, dachte er, zog einen seiner Handschuhe aus und legte die Finger an die Wange der Elfe. Ihre Haut war eiskalt. „Wir brauchen Feuer, das Drachenblut erfriert sonst!“, rief er gegen den Kampfeslärm an und zog den Körper der Dunmer näher an sich, rieb mit den noch ein wenig warmen Fingern über ihr Gesicht, um sie zumindest ein wenig zu wärmen. Hlofgar versuchte gar nicht erst dem Eisstrahl des Drachen zu entkommen, denn das Ungetüm würde ihnen mit Leichtigkeit folgen können. Von dem Drachen war ein schmerzhaftes Brüllen zu hören und für einen Moment brach der Eisstrahl ab. So unbeweglich an einer Stelle zu bleiben machte aus ihm ein leichtes Ziel, selbst für ungeübte Schützen. Zig Pfeile hatten seinen Körper gespickt und allmählich schienen sie Erfolg zu haben. Den kurzen Moment des Nichtangriffes nutzte ein Magier, um sich zu Holfgar zu begeben und sich neben ihn zu knien. Seine Hände formten eine Halbkugel, in welcher eine Flamme zu lodern begann. Kurzerhand packte Hlofgar die Hand und zerrte sie näher an Kiiryolsahs Gesicht, sodass die Flammenspitzen über ihre Haut leckten. Das Bild, wie die Elfe ihre bloßen Hände in eine Flammenschale gehalten hatte war ihm noch gut in Erinnerung geblieben. Daher bezweifelte er, dass ihr das hier irgendwie schaden würde. /Verdammt, was dauert das so lange?/, fragte Ulfric sich verärgert, als er einen Blick nach hinten warf, wo der Eisdrache noch immer über dem Schlachtfeld schwebte und seinen Schrei gen Boden warf. Gerade überlegte er, ob er weitere Kämpfer nach hinten schicken sollte, als jemand „da kommt noch ein Drache“, rief. „Bei Talos, wir brauchen euch, Drachenblut.“, murmelte er, bemüht nichts von seiner Sorge offen zu zeigen. Wenn er den Mut verlor, dann würden es auch seine Kämpfer tun. Und angesichts der Feuerschneise, welche der zweite Drache hinterlassen hatte, ungeachtet, ob er Freund oder Feind in Brand gesteckt hatte, war es schwer, den Mut nicht zu verlieren. „Denkt an eure Tränke!“, rief der Blonde seinen Mitkämpfern zu und zerrte die Verschnürung seiner Gürteltasche auf, in deren gepolsterten Inneren die Tränke für die Feuerresistenz ruhten. Ulfric hob das Fläschchen hoch, um den Korken mit den Zähnen zu lösen, als wie aus dem Nichts ein Blitz auf ihn zuflog. Der elektrische Strahl traf gezielt das Fläschchen und ließ es Klirrend in seine Einzelteile zerspringen. Hastig wandte Ulfric sich zur Seite, konnte dennoch spüren, wie einige der Glassplitter sein Gesicht verletzten. „Verflucht sollt ihr sein, Spitzohrenbrut!“, schrie er, um seinen Ärger Luft zu machen. Aus dem Augenwinkel nahm er einen blauen Schimmer war und instinktiv warf Ulfric sich zur Seite, rollte sich über die Schulter ab und stand im nächsten Moment wieder auf den Beinen. Dort, wo er bis eben noch gestanden hatte schoss nun ein Blitz in den Boden. Doch von seinem Erschaffer fehlte jede Spur. Wo war dieser verdammte Magier hin? Ulfric hob ein Kurzschwert vom Boden auf und achtete aufmerksam auf seine Umgebung. Als er wieder den blauen Schimmer entdeckte, schleuderte er die aufgehobene Waffe in die entsprechende Richtung. Ein Aufschrei war zu hören, während das Schwert in der Luft schweben blieb. Nur noch die Hälfte der Klinge war zu sehen doch an dieser lief der rote Lebenssaft hinab. Endlich verstand Ulfric, wie es die Thalmor geschafft hatten unbemerkt hinter ihre Reihen zu gelangen. Sie hatten sich mit Tarnzaubern unsichtbar gemacht. Kalt Es war so unerträglich kalt. Es war schlimmer, als das Wasser, in welches die Dunmer einst in einer Eishöhle gefallen war. Kiiryolsah war unfähig sich zu bewegen, so sehr sie es auch versuchte, es wollte ihr nicht gelingen. Ihr gesamter Körper war wie betäubt und sie konnte nicht einmal mehr sagen, ob sie noch lebte oder bereits tot war. Sie hatte schon wieder versagt. Warum nur konnte sie nicht einmal etwas richtig machen? Wenn sie den Drachen eher hätte kommen sehen, dann wäre sie nun nicht in dieser Situation. Irgendetwas drang durch die Taubheit zu Kiiryolsah hindurch. Zuerst kaum wahrnehmbar, doch allmählich verstärkte es sich. Die Wange der Elfe kribbelte und dieses Kribbeln breitete sich immer weiter aus, huschte über ihr Gesicht und erwärmte es, vertrieb zunehmend die Kälte. Die Dunmer konnte sich nicht erklären, woher diese Wärme plötzlich kam, doch es war ihr gleich. Viel lieber genoss sie das angenehme Gefühl und gab sich ihm hin. Doch allzu lange konnte sie sich nicht entspannen. Das Kribbeln an ihrer Wange verstärkte sich, wurde zu einem Ziehen und Stechen. /Es tut weh./ Kiiryolsah versuchte dem Schmerz zu entkommen und endlich schien ihr Körper ihr wieder zu gehorchen. Sie wand sich, traf dabei jedoch auf Widerstand und riss schließlich die Augen auf. Das erste, was Kiiryolsah wieder sah, waren blaue Augen und wirre blonde Haare. Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, dass sie zu Hlofgar gehörten, welcher vor Kälte zitternd über ihr kniete. „Na endlich, ihr dachtet wohl, ihr bräuchtet euch gar nicht mehr zu bewegen!“, zischte der Nord, doch seine Schroffheit wirkte aufgesetzt, als hätte er etwas zu verbergen. Doch was? Sorge konnte es sicherlich nicht sein. Das Brüllen des Drachen erinnerte Kiiryolsah daran, dass es im Moment wichtigeres gab. Schmerzhaft verzog die Elfe das Gesicht, als sie versuchte ihren Arm zu bewegen. Die eisigen Glieder wollten ihr nicht gehorchen. Eine Müdigkeit befiehl sie, von der Kiiryolsah sich nicht erklären konnte, woher sie kam. „Jetzt haltet durch, Drachenblut.“, herrschte Hlofgar sie an und legte sich einen Arm der Schwarzhaarigen um die Schultern, um sie mit sich auf die Beine zu ziehen. „Holt endlich die Drachen vom Himmel oder wollt ihr, dass wir alle ausgelöscht werden?“ „Drachen? Es sind mehrere?“, wiederholte Kiiryolsah leise, während sie versuchte gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Fest biss sie sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte, hoffte der Schmerz würde ihr helfen bei Bewusstsein zu bleiben. /Helft mir Daedra./, forderte sie ihre Rüstung stumm auf, doch das vertraute Pulsieren wollte nicht einsetzen. „Ja, zwei.“, beantwortete Hlofgar ihre Frage. Blinzelnd wanderten Kiiryolsahs Augen über das Feld. Mit verschwommenem Blick sah sie den Eisdrachen. Er kreiste noch immer über ihnen. Doch im Moment war er zu sehr mit seinen Angreifern beschäftigt, als dass er seinen Angriff gegen Kiiryolsah fortsetzen konnte. Weiter vorne zog der Feuerdrache seine Bahnen und setzte alles in Flammen, was nicht schnell genug zur Seite ausweichen konnte. „Es tut mir leid, ich…werde schon wieder versagen.“, gestand Kiiryolsah und spürte wie eine einzelne Träne über ihre Wange lief und die dort erhitzte Haut kühlte. Mit fast schon verzweifelter Wut über ihre Unfähigkeit feuerte sie noch einmal die Daedra an und endlich reagierte ihre Rüstung. Es war nicht viel Kraft, welche sie ihrer Trägerin schicken konnte, doch es reichte aus, um die Elfe wieder klar sehen zu lassen und ohne Hilfe aufrecht stehen zu können. Verständnislos beobachtete Hlofgar, wie die Elfe nach vorne stolperte und ließ ihren Arm wieder los. „Versagen? Wobei?“, hakte er nach. Kiiryolsah wandte ihm ihr Gesicht zu und irritiert registrierte der Blonde die Tränenspur auf ihrem Gesicht. „Ich schaff es nicht mehr beide Drachen aufzuhalten. Dabei…“ Kurz sackte der Kopf der Elfe nach vorne, wie bei jemanden, der vor Müdigkeit in den Sekundenschlaf fiel. Hastig wandte sich die Elfe wieder um, suchte mit ihrem Blick den Feuerdrachen und stieß dann ihren Schrei aus. Einer Betrunkenen gleich zog sie ihr Schwert und versuchte nach vorne zu dem Drachen zu gelangen. Das Rot ihrer Rüstung pulsierte unregelmäßig und sie griff sich an ihre scheinbar schmerzende Seite. Erst jetzt bemerkte Hlofgar den abgebrochenen Pfeil, der dort steckte. Die Überreste schimmerten golden, wie es für einen von Elfen gefertigten Pfeil typisch war. Einen schlimmen Verdacht vermutend überwand Hlofgar die wenigen Schritte zum Drachenblut und zog es an der Schulter zurück. Unfähig die Bewegung auszugleichen, sank Kiiryolsah auf die Knie. Der Nord konnte ihr Schluchzen hören, doch ignorierte es, besah sich stattdessen die Verletzung und fuhr mit den Fingern über das herausgetretene Blut. Das Rot war durchsetzt von gelben Schlieren. „Dachte ich es mir doch.“, sagte er und wandte sich dann Kiiryolsah zu. Verzweiflung stand in ihren Augen und veranlasste Hlofgar dazu den Blick sanft zu erwidern. „Du hast nicht versagt. Du wurdest vergiftet und kannst deshalb nicht mehr kämpfen.“, sagte er und schrie dann über das Feld: „Wir brauchen einen Heiler! Das Drachenblut wurde vergiftet!“ Der Nord sah, wie der untote Lucien bei diesen Worten erstarrte, mit vor Unglauben und fast schon Angst geweiteten Augen wandte er sich um. Der Geist schien nichts mehr um sich herum wahrzunehmen und der Blitzangriff, den er normalerweise mit Leichtigkeit hätte abwehren können, traf ihn mit voller Wucht. Die Konturen des Untoten zerrissen, strebten als blau schimmernde Fetzen in alle Richtungen, ehe sie sich auflösten. Der dumpfe Aufschlag, als Kiiryolsah erneut das Bewusstsein verließ und zu Boden ging, ging gänzlich im Schlachtlärm unter. Die Nord schirmten das Drachenblut so gut wie möglich vor Angriffen ab, bis die Heiler mit einer Trage kamen, um das Drachenblut vom Feld zu schaffen. Eine Vergiftung behandelte man nicht mal eben auf dem Schlachtfeld. Hlofgar wischte die blutigen Finger am Gras ab und richtete sich dann langsam auf. Mit wutverzerrtem Gesicht packte er wieder seine Axt. Sie hätten Kreuzwind niemals trauen sollen. Wie hatten sie nur glauben können, dass dieser gute Absichten dabei hatte, wenn er seine Bosmerfreunde mit zu den Sturmmänteln nahm? Sie waren dumm und naiv gewesen und dass hatten die Langohren ausgenutzt, um das Drachenblut feige zu vergiften. Diese hinterhältige Taktik passte perfekt zu den Thalmor. Zu einem fairen und aufrichtigen Kampf waren sie noch nie fähig gewesen. Wütend wandte sich Hlofgar zu der Stelle um, an welcher sie die Bosmer aufgestellt hatten und stockte für einen Moment. Zu seiner Verwunderung mussten auch sie sich gegen die Thalmormagier zur Wehr setzen, sandten zugleich weiterhin ihre Pfeile gegen den Eisdrachen, dessen Flug allmählich wackeliger wurde, weshalb sich die Kreatur zur Landung entschied. Zwei der Bosmer lagen bereits tot am Boden, bestraft für ihren…Verrat? Würden die Thalmor ihre eigenen Leute vernichten, um den Schein zu wahren? Und wenn ja, welches Schein galt es aufrecht zu erhalten? Kapitel 14: Planänderung ------------------------ Sie würden es nicht schaffen. Zumindest nicht auf diese Weise, mit zwei Drachen, die zwar inzwischen verletzt, aber noch immer tödlich waren und den Thalmormagiern, die noch immer unsichtbar durch ihre Reihen mähten. Immer wieder stob Ulfrics Thuum über das Feld, doch auch seine Kräfte verließen ihn allmählich. Hlofgars Arme wurden immer schwerer und bei jedem Atemzug brannten seine Lungen. „Wir dürfen hier nicht verlieren.“, murmelte er, um sich selbst wieder Mut zu machen. „Steh uns bei Talos, beschütze deine Kinder.“ Der Griff um seine Waffe verfestigte sich wieder und mit einem entschlossenen Schrei stürzte er sich wieder in den Kampf. Aufgeben kam für sie nicht in Frage. Die Nord würden kämpfen, bis zum letzten Mann. Auf seinem Podest lachte Caracalmo still in sich hinein, griff nach dem Glas mit dem süßen Wein und trank zufrieden einen Schluck. Sein Plan war aufgegangen. Soeben hatte ihn die Nachricht erreicht, dass das verwundete Drachenblut abgefangen worden war und sich auf dem Weg ins Lager der Thalmor befand. Ulfric war dem Angriff des Drachen nicht unverletzt entkommen, wie er beobachtet hatte und der Kampfeswille der Nord sank mehr und mehr. „Lasst die Soldaten sich zurückziehen.“ Caracalmo benötigte einen Moment, bis er sicher war, die Worte des Ratsmitglieds richtig verstanden zu haben. Langsam wandte er ihm sein Gesicht zu und sah ihn ungläubig an. „Was?“ „Ihr habt mich schon richtig verstanden, Feldherr.“, bestätigte Elrion seine Worte und sah seinen Gegenüber auffordernd an, welcher jedoch noch immer nicht reagierte. „Aber warum? Die Nord sind so gut wie geschlagen. In wenigen Augenblicken wird Himmelsrand uns gehören.“ Elrion lachte leise, als hätte ihm ein Kind eine dumme Frage gestellt. „Himmelsrand gehört uns bereits. Die Nord sind unwichtig, was zählte war das Drachenblut in unsere Gewalt zu bringen. Unsere Soldaten werden an anderer Stelle benötigt.“ „Aber…“ „Ich warne euch, Feldherr.“ Elrions Tonlage wurde bedrohlich und er beugte sich leicht zu Caracalmo herüber. „Widersprecht ihr mir? Der Stimme des Rates? Dem Stellvertreter der Großinquisitorin?“ ‚Ich verlange zu wissen, was für ein Spiel hier gespielt wird’ das waren die Worte, die Caracalmo am liebsten laut ausgesprochen hätte. Doch er schluckte sie herunter. Einmal mit den Dirigenten bedroht zu werden hatte ihm ausgereicht und er wollte nur ungern in den fraglichen Genuss kommen, ihnen einmal gegenüber treten zu müssen. Sich ergebend nickte der Weißblonde und hob den Arm, damit der Fanfarenträger das Signal zum Rückzug gab. Nun verschwand der bedrohliche Ausdruck in Elrions Gesicht wieder, stattdessen erschien ein Lächeln auf seinen dünnen Lippen. Ein falsches, einstudiertes Lächeln. „Ihr könnt sicher sein Feldheer, dass ihr die Forderungen des Rates zur vollsten Zufriedenheit erfüllt habt. Aber erinnernd an den Vorfall in der Thalmorbotschaft versteht ihr sicherlich, dass der Rat mit seinen Plänen nicht mehr einfach so hausieren kann.“ Das Ratsmitglied erhob sich und strich seine Robe glatt, bevor er die Arme hinter dem Rücken verschränkte. „Ich und ein Hauptteil der Armee werden morgen Früh abziehen. Sie werden an anderer Stelle gebraucht. Aber seid unbesorgt, ich überlasse euch genügend Leute, um die Überreste dieses Nordpacks auszulöschen. Ich gebe euch bis zum Ende des Winters Zeit dafür.“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten wandte Elrion sich ab, einen mehr als fassungslosen Feldherrn zurücklassend. Ungläubig starrte der Weißblonde in sein Weinglas und stützte dann kopfschüttelnd das Gesicht in die Hand. Was für ein Spiel wurde hier getrieben? „Was zum…?“ Vollkommen sprachlos stand Hlofgar auf dem Schlachtfeld und beobachtete, wie sich seine Gegner zurückzogen. Er verstand nun überhaupt nichts mehr. Die Thalmor waren in der Überzahl, sie hätten die Sturmmäntel niedermähen können, doch sie taten es nicht. Seine blauen Augen wanderten hinüber zu Ulfric, dessen Gesicht genau dieselben Gefühle widerspiegelte, welche auch er empfand: Gekränkter Stolz. Nichtnord würden das vermutlich nicht verstehen. Sie wären froh über den vermeintlichen Waffenstillstand oder als was auch immer man diesen Rückzug bezeichnen sollte. Aber ein wirklicher Nord war ein Kämpfer, der seine Waffe schwang, bis man ihm den Kopf von den Schultern schlug. In einem Kampf ehrenvoll zu sterben und anschließend nach Sovngarde einzuziehen, war das höchste Ziel für ihn. Wen verwunderte es da, dass sie sich mit einem geschenkten Sieg, mit Erbarmen oder unehrenhaften Verhalten nicht zufrieden geben konnten? „Das lasse ich mir nicht bieten.“, zischte der Jarl von Windhelm, der sich kurzerhand ein Pferd schnappte und den Truppen der Thlamor nachritt, bis er von einer drohenden Wand aus Soldaten gestoppt wurde. Wütend verengte er seine Augen und blickte hinauf zu dem Hügel, auf welchem er den Heerführer ausmachen konnte. „Thalmorpack!“, brüllte er um sicherzugehen, dass seine Worte bei dem Hochelfen ankamen. „Was soll das werden? Haben eure Männer nicht genug Mumm, um uns die Kehlen aufzuschneiden? Oder denkt ihr ich werfe mich vor Dankbarkeit vor euch in den Dreck, weil ihr unsere Leben verschont habt?!“ Langsam erhob sich Caracalmo von seinem Platz und trat näher an den Rand, damit zum Einem, die Nord ihn besser sehen konnten und er zum Anderen ein wenig Zeit hatte, um sich eine passende Erwiderung zu überlegen. „Ihr seid geschlagen, Ulfric Sturmmantel.“, rief der Hochelf schließlich. „Eure Leute können es mit unserem Heer nicht aufnehmen, warum also sollten wir weiter unsere Zeit verschwenden? Das sorgt nur für weitere unnötige Tote, die es dann zu entsorgen gilt. Seid vernünftig und denkt an eure Familien.“ Es war dieser Satz, welcher Hlofgars blinden Stolz ins Wanken brachte. Bis eben noch hätte er eher sein Leben gegeben, als sich freiwillig den Thalmor zu ergeben, doch nun… Seine blauen Augen glitten über seine Mitstreiter. Die meisten von ihnen hatten Familien, welche auf ihre Rückkehr warteten. Und hatte Hlofgar nicht gekämpft, um das vernichten der Familien zu verhindern? War es nicht klüger sich zu ergeben? Hin und hergerissen wandte der Nord seinen Blick zum Himmel. „Wir kämpfen für dich Talos, warum lässt du uns im Stich?“, fragte er leise. Angewidert ob der Worte des Hochelfen spuckte Ulfric auf den Boden. „Verschwindet aus unserem Land und lasst uns unseren Glauben an Talos, erst dann werden wir aufhören zu kämpfen!“, erwiderte der Jarl und die Sturmmäntel riefen laut ihre Zustimmung aus. Caracalmos Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Soeben war ihm eine Idee gekommen, wir er mit seiner geschrumpften Armee die Nord würde schlagen können. „Eure Familien sind euch also egal?“, hakte er nach. „Nun, ob eure Worte stimmen wird sich sicherlich in den nächsten Tagen zeigen. Bis dahin beißt euch nur weiterhin die Zähne an unserer Verteidigung aus.“ Ulfric öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder. Etwas in der Tonlage des Feldherrn störte ihn. Misstrauisch verengte er seine Augen, beobachtete das überhebliche Lächeln Caracalmos, für das er ihn am liebsten den Kopf von den Schultern geschlagen hätte. Seine Wut ob des Rückzugs der gegnerischen Armee, tobte noch immer in seiner Brust, doch sein Instinkt warnte ihn davor dem jetzt nachzugeben. Sein Schweigen jedenfalls schien dem Hochelfen Antwort genug zu sein, denn er wandte sich ab und verschwand kurz darauf aus Ulfrics Sichtfeld. „Jarl Ulfric?“, fragte ein Kämpfer, der sich dem Blonden genähert hatte. „Greifen wir nun an?“ Der Mann wirkte kampfeslustig, doch in seiner Stimme schwang dieselbe Sorge mit, welche auch Ulfric empfand. Der Jarl überlegte noch einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Nein.“, sagte er schließlich. „Zumindest nicht mehr heute. Aber noch ist die Schlacht nicht geschlagen.“ „Ruft alle Befehlshaber zusammen, die Ratsmitglied Elrion mir gelassen hat.“, rief Caracalmo, nachdem er sich von dem Schlachtfeld abgewandt hatte, einem der Truppenführer zu. „Sie sollen sich im Versammlungszelt einfinden.“ Ohne eine Antwort abzuwarten machte sich der Weißblonde bereits auf den Weg zum Treffpunkt, biss sich dabei nachdenklich auf die Unterlippe. Er hatte zwar eine Idee, doch die Frage war, ob sich diese mit den ihm verbliebenen Truppen überhaupt umsetzen ließ. /Ich darf nicht scheitern. Meine Zukunft liegt in Himmelsrand, ich darf jetzt einfach nicht versagen./ Auf Seiten der Sturmmäntel herrschte Verwirrung. Diejenigen, die nah genug an der Front gestanden und somit die Worte des Hochelfen verstanden hatten, waren ähnlich besorgt wie Ulfric. Bei den anderen jedoch trafen sie damit nur bedingt auf Verständnis. Niemand sah einen Sinn darin, warum die Thalmor den nordischen Familien drohen sollten. Und womit überhaupt? Ihre Armee befand sich hier, weit weg von den Städten. Die Jarl würden sich deswegen in wenigen Stunden beraten und auch Hlofgar würde wieder mit dabei sein. In der Zwischenzeit wollte er sehen, wie es dem Drachenblut ging. Auch wenn Hlofgar nicht an der Fähigkeit der Heiler zweifelte, aus irgendeinem Grund wollte er sich selbst vergewissern, dass die Dunmer von dem lähmenden Gift befreit worden war. Das Lazarett war erfüllt von Wehklagen und Schmerzensschreien. Der Geruch von Blut und Tod hing schwer in der stickigen Zeltluft und verursachte Übelkeit bei dem, der sich zu sehr darauf einließ. Auch auf dem Schlachtfeld war der Geruch allgegenwärtig, doch vermischt mit Metall und dem putschenden Kampfrausch, nahm man ihn nicht wirklich war. Hlofgar versuchte die Bilder zu verdrängen, welche der Geruch aus seinem Innersten hervorholte, doch gänzlich gelang es ihm nicht. Die Schreie seiner Frau in den Ohren hielt er einen der Heiler an, welcher mit seiner blutbeschmierten Lederschürze über dem Gewand, eher wie ein Schlachter, denn wie ein Lebensretter wirkte. „Entschuldigt, aber könnt ihr mir sagen, wo das Drachenblut liegt?“, erkundigte er sich bei dem Heiler. „Das Drachenblut ist nicht hier.“, erklärte der Heiler verwirrt über die Frage und wollte bereits weitergehen, doch Hlfogars fester Griff an seiner Schulter ließ das nicht zu. „Es muss hier sein. Zwei Heiler haben sie vom Schlachtfeld getragen, weil es vergiftet worden war.“ „Glaubt mir.“, sagte der Heiler ungeduldig. „Es kommen zwar viele Verletzte hier rein, aber es wäre mir aufgefallen, wenn Himmelsrands Held unter ihnen gewesen wäre.“ Er löste sich aus dem festen Griff und ging weiter, ehe er nach ein paar Schritten wieder stehen blieb und sich wieder zu Hlofgar umdrehte. „Da fällt mir ein, ich habe Dawana und Brjon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Sie waren bei den Trägern mit eingeteilt, welche die Verletzten vom Feld holen sollten.“ Hlofgar wurde eiskalt. „Nein, das hätte er nicht gewagt.“, murmelte er ungläubig, denn nun fiel ihm wieder ein, was er durch die Aufregung auf dem Schlachtfeld bis eben verdrängt hatte. Er sah das Drachenblut wieder vor sich, mit einem Bosmerpfeil im Körper. „Tjorben.“, knurrte der Nord und rauschte aus dem Lazarett. Leute die ihn anhalten wollten, stieß der Blonde grob zur Seite, suchte mit wildem Blick das Lager nach dem Verräter ab. „Tjorben Kreuzwind!“, rief er wütend, als er diesen endlich bei einer kleinen Gruppe Krieger entdeckte. Fragend richteten sich ihre Blicke auf den Neuankömmling, als dieser mit schnellen Schritten auf sie zuging. „Blutfang, was…“, begann Tjorben, doch weiter kam er gar nicht. Hlofgars unerwarteter Kinnhaken traf ihn hart im Gesicht und ließ ihn einen Schritt zurückstolpern, ehe er sich wieder fangen konnte. „Du dreckiger kleiner Verräter!“, rief Hlofgar und versuchte den Rothaarigen zu packen, doch die Arme der anderen Krieger hielten ihn daraufhin fest, um ihn an seinem Vorhaben zu hindern. „Verrecken sollst du in der Hölle für deine Taten!“ Verbissen wehrte er sich gegen die Männer, welche ihn hielten, doch ihr gemeinsamer Griff war zu fest für ihn. In Tjorbens Gesicht stand lediglich Verwirrung. Er rieb sich das schmerzende Kinn, während Blut aus der aufgeplatzten Lippe rann und sah seinen Gegenüber fragend an. „Was ist los mit euch?“, verlangte er zu wissen, nicht ahnend, dass er den Blonden damit nur noch wütender machte. „Wie kannst du jetzt noch immer so dreist lügen?“, fauchte Hlofgar. „Lasst mich endlich los! Dieses Schwein hat erst Talos an die Thalmor verraten und jetzt hat er das Drachenblut verschleppt!“ „Hlfogar Blutfang!“, schallte Ulfrics Stimme über den Platz. Angelockt von dem Lärm hatte er sein Zelt verlassen und war näher gekommen. „Was hat das hier zu bedeuten?“ Wut schwang in der Stimme des Jarl mit, schließlich hatte Hlofgar gerade für alle hörbar Informationen preisgegeben, die sie eigentlich hatten geheim halten wollen. „Dieser Bastard hat das Drachenblut umgebracht.“, erwiderte Hlofgar. Er wehrte sich nun nicht mehr so sehr gegen den Krieger, dennoch hielten sie ihn weiterhin fest. „Das ist nicht wahr!“, widersprach Tjorben sofort, in dessen Gesicht nach wie vor abzulesen war, dass er nicht verstand, warum Hlofgar ihm dergleichen unterstellte. „Wie kommt ihr zu dieser Anschuldigung?“, verlangte Ulfric von dem Blonden zu wissen. „Das Drachenblut wurde von zwei Heilern vom Feld getragen, allerdings kam es niemals im Lazarett an und der dortige Heiler sagte mir, dass die beiden Träger verschwunden sind. Und außerdem…“, zornfunkelnd richteten sich seine Augen wieder auf Tjorben, „…Kiiryolsah konnte nicht mehr kämpfen, weil sie vergiftet worden war. Mit Hilfe eines Elfenpfeils, wie ihn eure verfluchten Bosmer benutzt haben!“ Ein Raunen ging bei diesen Worten durch die Reihen der Stummäntel. Nur Tjorben blickte weiterhin ungläubig drein. „Nein.“, sagte er entschieden und schüttelte den Kopf, wandte sich dann Ulfric zu. „Mein Jarl, ich schwöre, dass das nicht sein kann.“, versicherte er. „Die Bosmer sind alle vertrauenswürdig. Sie wollen sich ebenso von der Herrschaft der Thalmor befreien, wie wir. Außerdem wurden auch wir während der Schlacht angegriffen und ich hab zwei meiner Männer verloren. Warum sollten uns die Thalmor angreifen, wenn wir zu ihnen gehören würden? Und warum sollten wir noch hier sein, wenn es nur unser Ziel war das Drachenblut zu töten?“ Ulfric wandte sich einigen der Krieger zu. „Sucht die Umgebung ab, schaut nach, ob ihr irgendwo die Heiler oder das Drachenblut findet.“ Sofort liefen die Sturmmäntel los und Ulfric richteten seine Augen wieder auf die beiden Kontrahenten. „In eurer beiden Worten steckt Wahrheit.“, sagte er. „Doch wie ihr sicherlich wisst gibt es Gründe, die mich dazu veranlassen einem von euch eher zu vertrauen, als dem anderen.“ Tjorben, der sich sicher war, dass Hlofgar mit diesem Vertrauen gemeint war, setzte zu einer Erwiderung an. „Ich schwöre euch, bei Talos…“ Diesmal sah er den Schlag kommen und konnte somit rechtzeitig ausweichen. Hlofgar war es gelungen sich aus dem Griff der anderen Krieger zu befreien. Doch sie schienen auch weniger motiviert zu sein den Blonden aufzuhalten, was nach dem, was sie über Tjorben erfahren hatten, aber auch kein Wunder war. „Wie könnt ihr es wagen“, zischte Hlofgar, „jetzt noch Talos Namen in den Mund zu nehmen? Ihr seid eine widerliche Kreatur, die es nicht wert ist Nord genannt zu werden!“ „Es reicht, Blutfang!“, herrschte der Jarl ihn an. „Ihn totzuschlagen bringt uns auch nicht weiter. Was ist überhaupt los mit euch, so impulsiv seid ihr doch sonst nicht.“ Hlfogar erwiderte darauf nichts. Was hätte er auch sagen sollen, wenn er die Antwort doch selbst nicht kannte. Sagen, dass sich ein Gesicht vor seinem geistigen Augen schob? Ein Gesicht mit gräulicher Haut, auf dessen Lippen sich ein unsicheres Lächeln bildete? Oder, dass die Worte ‚Ich will mich ändern’ immer wieder, einem Mantra gleich, in seinem Kopf widerhallten? „Entschuldigt, mein Jarl.“, erwiderte Hlofgar schließlich mit knirschenden Zähnen. Dass er seine Entschuldigung nicht ernst meinte, war unübersehbar. Seine Augen schienen Tjorben erdolchen zu wollen, welcher es vorerst nicht noch einmal wagte zu einer Erwiderung anzusetzen. Lediglich seine Hand klammerte sich um das Talosamulett um seinen Hals, rieb mit dem Daumen immer wieder über den Anhänger. Am Waldrand huschte eine dunkle Gestalt umher, darauf achtend, die schützenden Schatten der Bäume nicht zu verlassen. Denn wann immer das Sonnenlicht auf sie fiel, blitzte ihre silberne Maske hell auf und das wollte die Gestalt um jeden Preis vermeiden. Als sich einer der Bäume als leicht zu erklimmen erwies, kletterte die Gestalt in die Äste und warf von dort einen Blick hinüber zur Straße. Auf dem ungepflasterten Weg erschien kurz darauf eine Frau, auf dem Rücken eines Pferdeskeletts, woraufhin sich die Gestalt hastig tiefer ins Blattwerk zurückzog. Das untote Tier war tatsächlich so schnell, wie sie es vermutet hatte und hätte sie sicherlich bald eingeholt. Nun aber würde ihre Jägerin bald vor dem Problem stehen, dass die Spur ihrer Beute plötzlich abbrach. Würde sie wohl auf den Gedanken kommen, dass der Maskierte denselben Weg wieder zurückgegangen war, den er zuvor genommen hatte? Er hoffte es nicht, denn auf einen Kampf mit der Jägerin wollte er sich nicht einlassen, wissend, dass er unterliegen würde. Als er sah, dass die Reiterin hinter einer Straßenbiegung verschwand, sprang der Maskierte auf den Boden zurück und verließ das Wäldchen. Nun musste er sich keine Sorgen mehr machen entdeckt zu werden, außerdem war er so schneller, als wenn er kreuz und quer durch die Bäume laufen musste. Die Gestalt lief schnell und würde sich bei nächstbester Gelegenheit ein Pferd beschaffen. Während seiner Flucht vor der Jägerin hatte er die Anwesenheit von jemanden gespürt, von dem er dachte er wäre tot. Das Gefühl war nur schwach gewesen, was darauf schließen ließ, dass sich die Person noch weit von ihm entfernt befand. Doch das war unwichtig. Was zählte war, dass sie lebte und er musste sie finden, damit sie endlich nach Hause zurückkehren konnten. Kaum, dass sie die Grenze nach Himmelsrand überquert hatten, war Nalcarya Direnni, Großinquisitorin der Thalmor, erkrankt. Die alte Hochelfe war schon immer gesundheitlich anfällig gewesen. Geschwächt nach ihrer langen Reise von der Summerset Insel und quer durch Cyrodiil, war es kein Wunder gewesen, dass sie das unbarmherzige Wetter von Himmeslrand nun danieder gerafft hatte. Ihr persönlicher Heiler hatte sie noch davor gewarnt, die lange Reise anzutreten, doch Nalcarya hatte sich selbst davon überzeugen wollen, dass alles wie gewünscht verlief. Außerdem waren da noch die Drachen, die sie unbedingt mit eigenen Augen hatte sehen wollen. Auf beides jedoch musste sie nun verzichten und die schlechten Nachrichten aus der Kaiserstadt trugen nicht gerade dazu bei, ihre Genesung zu fördern. Es hatte alles so gut ausgesehen, nachdem der Kaiser Titus Mede II in Himmelsrand umgekommen war. Die Thalmor hatten vorgesehen, diese Gelegenheit zu nutzen, um sich verstärkt im Ältestenrat der Kaiserlichen einzubringen und wohlmöglich sogar einen Kaiser auf den Thron zu setzen, der ihren Wünschen entsprach. Der Ältestenrat mochte zwar bestechlich gewesen sein und in der Lage sich mit der Einmischung der Hochelfen anzufreunden, doch das Volk der Kaiserlichen war es nicht. Immer wieder wurden Aufstände und Proteste laut, die sich nicht niederringen ließen, solange der Großteil der kaiserlichen und thalmorischen Armee sich in Himmelsrand aufhielt. Darum hatte es dort eine Planänderung geben müssen. Anfänglich sollten die Nord vollständig überwältigt werden, nun jedoch mussten sie sich auf die Gefangennahme des Drachenblutes beschränken, damit die Armee anschließend so schnell wie möglich nach Cyrodiil zurückkehren konnte. Es klopfte an die große Tür von Nalcaryas Gemach, ehe sich der Eingang öffnete und ein Diener herbeieilte. Auf einem silbernen Tablett trug er einen Umschlag. „Großinquisitorin.“, sagte er und verneigte sich. „Diese Nachricht kam soeben mit der Brieftaube an.“ Die Hochelfe gab ihrem Heiler ein Zeichen, welcher ihr daraufhin half sich halbwegs aufzurichten, während der Diener näher trag. Nalcaryas Finger zitterten leicht, als sie nach dem Umschlag griff und das Wachssiegel von Elrions Wappen brach. Hastig überflog sie die Zeilen und je mehr sie las, desto zufriedener wurde das Lächeln auf ihren schmalen Lippen. „Bringt mir Feder, Papier und Tinte.“, verlangte sie, nachdem sie zu Ende gelesen hatte und schloss für einen Moment die Augen, als ein Schwindel sie zu erfassen drohte. „Ich muss eine Nachricht an meine Ratsmitglieder in Cyrodiil schreiben.“ Kapitel 15: Verräter?! ---------------------- Caracalmos Augen folgten dem Flug eines kleinen Vogels mit braunem Gefieder. Im Grunde war er nicht sehr außergewöhnlich und der Hochelf kannte sich keineswegs gut genug in Himmelsrands Tierwelt aus um beurteilen zu können, ob diese Art hier oft vorkam oder nicht. Und dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass es immer wieder derselbe Vogel war, dessen Route zwischen den beiden Feindeslagern hin und her ging. Er dachte an die Bosmer, welche desertiert waren und dann für die Sturmmäntel gekämpft hatten. Was, wenn sie noch Spione hier hatten, um den Nord ihre Strategie zu verraten? „Caracalmo!“ Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken und wandte sich zu Sorcalin um, welcher nach ihm gerufen hatte. „Komm mit mir. Ich muss dir etwas zeigen, was dich sicherlich interessieren wird.“ Fragend hob der Weißblonde eine Augenbraue, doch sein Freund ging nicht weiter ins Detail, sondern führte ihn nur eilig durch das inzwischen wesentlich kleiner gewordene Feldlager. Sorcalin gehörte mit seiner Einheit zu den wenigen Kämpfern, welche das Ratsmitglied dem Feldherrn gelassen hatte. Ihre Freundschaft zueinander schien wie eh und je zu sein, ganz so, als wenn Caracalmos anfängliche Sorgen völlig unbegründet gewesen wären. Die beiden betraten schließlich ein Zelt, von dem Caracalmo nicht mehr wusste, als dass darin ein Teil der Magier mit untergebracht worden war. Einige höherrangige Magier, wie an den eingewebten Streifen auf ihren Ärmeln zu erkennen war, standen um einen Tisch herum, von dem sie nun wegtraten. „Feldherr.“, grüßten sie respektvoll und deuteten eine Verbeugung an. Caracalmo erwiderte die Geste mit einem Nicken und richtete dann seinen Blick auf den Tisch. Dort lag auf einem dunkelroten Kissen ein Schwert aus schwarzem Metall. Die Klinge war gezahnt und hin und wieder huschte ein rötliches Pulsieren über sie. „Diese Waffe wurde neben einem unserer Krieger gefunden, welcher Tod in seinem Zelt lag. Als jemand die Waffe aufheben wollte, krümmte er sich plötzlich vor Schmerzen und lag kurz darauf ebenfalls tot am Boden.“, erklärte Sorcalin, ehe ihm seine Stimme mal wieder in Stich ließ. Sofort sprang einer der Magier ein, um weiter zu erzählen. „So erging es jedem, der Hand an das Schwert legte. Wir transportierten es schließlich mit Hilfe von langen Zangen hierher. Von Kämpfern welche das Drachenblut aus der Nähe gesehen haben wissen wir, dass es sein Schwert ist. Als es mit dem Ratsmitglied fortgebracht wurde, behielt jener Krieger das Schwert wohl als Trophäe. Als er es aus seiner Scheide zog muss er dessen tödliche Kraft freigesetzt haben.“ In Caracalmos Augen trat ein aufgeregtes Leuchten und er ging näher an den Tisch heran. Er erinnerte sich gut an die schwarz gerüstete Kriegerin. Schwarz wie das Schwert, welches erneut rot aufleuchtete. „Eine Verzauberung, welchen jeden tötet, außer seinen wirklichen Träger?“, fragte er, woraufhin der Magier ein wenig ratlos den Kopf schüttelte. „Wir haben das Schwert sorgfältig untersucht, aber keinerlei Magie entdecken können. Mit Ausnahme“, seine Tonlage wurde abfällig, als er weiter sprach, „einer wirklich simplen Verzauberung, welche das Mana stärken soll.“ „Aber wir hätten eventuell eine andere Erklärung für das Verhalten der Waffe.“, fuhr ein zweiter Magier fort. „Das Schwert ähnelt den Daedrawaffen, welche die Monstren während der Oblivionkrise bei sich trugen. Aber soweit wir wissen töteten diese Waffen ihre neuen Träger nicht. Um sicher zu gehen müssten wir das nachrecherchieren, aber unser Wissen diesbezüglich befindet sich auf den Summersetinseln.“ „Es gebe da noch eine dritte, eine wie ich betonen möchte sehr abwegige, Theorie.“, meldete sich der erste Magier wieder zu Wort. „Ich höre.“, forderte Caracalmo ihn zum Weitersprechen auf. „Das Schwert passt äußerlich nicht zu denen, welche aus der Oblivionkrise stammen. Wenn es nicht so unwahrscheinlich wäre, weil keinerlei Aufzeichnungen darüber existieren, dass es je gelungen ist…dann könnte es sein, dass diese Waffe vom Drachenblut selbst erschaffen wurde.“ „Ebenso, wie seine Rüstung.“, murmelte Caracalmo, den Blick wie hypnotisiert auf das Schwert geheftet. Er spürte es nur allzu deutlich: Sein Schicksal hatte einen neuen Weg eingeschlagen. Einen Weg, welcher ihm sein Ziel die ultimative Macht zu finden, deutlich näher brachte. Alles was er tun musste war, jetzt die richtige Biegung zu nehmen. Sorcalin presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Er kannte seinen Freund lang genug um zu wissen, was in dessen Kopf gerade vor sich ging. „Würdet ihr mich und den Feldherrn für einen Moment allein lassen?“, fragte Sorcalin, doch seine Tonlage machte offensichtlich, dass er ein ‚Nein’ sowieso nicht akzeptieren würde. Er wartete, bis der letzte der Magier das Zelt verlassen hatte, dann packte der Grauhaarige seinen Freund grob am Oberarm und zog ihn zu sich herum. „Verdammt Caracalmo, mach jetzt keine Dummheiten!“, zischte er krächzend. Obwohl er jedes Wort verstanden hatte blieb das irre Funkeln in Caracalmos Augen bestehen. „Eine Rüstung die jeden tötet, der sie berührt.“, sagte er fast schon ehrfürchtig. „Das wird nicht das einzige Wissen sein, welches das Drachenblut hütet.“ „Was du vorhast ist Hochverrat!“, fauchte Sorcalin und sein Griff wurde fast schon schmerzhaft fest. „Du weißt, was mein Ziel ist.“ „Damit erreichst du nicht dein Ziel, sondern sorgst höchstens für dein vorzeitiges Ableben.“ Der Ältere begann zu husten, wodurch sich sein Griff lockerte und Caracalmo somit Gelegenheit gab sich zu befreien. Als wäre es etwas Heiliges, umschritt der Weißblonde langsam den Tisch. „Du weißt, dass ich kein Trottel bin.“, sagte er, nachdem Socralins Husten abgeebbt war. „Ich werde einen Boten losschicken um das Schwert dem Trupp hinterher zu schicken. Dann werde ich ihn verfolgen und umbringen. Und für die Befreiung des Drachenblutes wird mir auch schon etwas einfallen.“ „Weil es natürlich auch überhaupt nicht auffällig ist, wenn der Feldherr plötzlich verschwindet.“, wandte Sorcalin wütend ein, die Hand dabei an seinen Hals gelegt, welche zu schmerzen begann. „Vor allem nicht wenn die Magier weitererzählen, wie du dich gerade beim Anblick des Schwertes aufgeführt hast.“ Ob Sorcalins Sturheit verflog das Funkeln aus Caracalmos Augen und stattdessen verfinsterte sich seine Miene. „Warum lässt du das nicht meine Sorge sein? Freu dich doch lieber. Immerhin erhältst du somit eine neue Chance selbst Feldherr zu werden.“ „Was?“, zischte Sorcalin ungläubig. „Mal davon abgesehen, dass ich in dieser Kälte kaum ein Wort hervorkriege, geschweige denn Befehle formulieren kann: du bist mein Freund, verdammt.“ „Dann solltest du als solcher meine Träume unterstützten.“ „Wie kann ich etwas unterstützen, was deinen Tod bedeutet?! Es wird dir nie gelingen das Drachenblut zu befreien, geschweige denn sein Vertrauen zu erringen. Spätestens die Nord werden dich in der Luft zerreißen. Was du vorhast ist einfach nur hirnrissig!“ Irgendwo wusste Caracalmo, dass Sorcalin recht hatte. Doch er weigerte sich der Vernunft nachzugeben. So lange jagte er nun schon der Macht hinterher, wie konnte er sie da jetzt einfach so entkommen lassen? Er musste diesen Weg gehen und er würde ihn auch gehen. „Wenn es so idiotisch ist, dann weine nicht an meinem Grab.“, fauchte er und wandte sich dann zum Gehen. „Car…“, begann Sorcalin, doch dann verließ seine Stimme ihn endgültig. Stumm beobachtete er, wie sein Freund das Zelt verließ und trat dann wütend vor den Tisch; starrte mit finsterer Miene auf das Schwert. Er hätte Caracalmo nie hiervon erzählen dürfen, sondern selbst veranlassen sollen, dass das Schwert so schnell wie möglich Elrions Trupp hinterher geschickt wurde. Der Elf stützte sich auf die Tischplatte auf, schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er spreizte die Finger leicht auseinander, sodass er durch die Lücke hindurch das schwarze Metall betrachten konnte. Sämtlicher Neid auf Caracalmos Posten war gänzlich verschwunden. Verdrängt von dem Gedanken, dass wenn Caracalmo sterben würde, es Sorcalins Schuld sein würde. Gab es einen bitteren Tod, als von dem getötet zu werden, dem man vertraut hatte? Sorcalin nahm die Hand vom Gesicht, als er sah, wie das rote Pulsieren des Schwertes stärker wurde. Ein hämisches Lachen erklang, dann verschwand das Pulsieren wieder. Langsam wich der Hochelf von dem Tisch wieder zurück. /Ich muss es irgendwie fortschaffen oder zumindest verstecken, bis sich Caracalmo wieder beruhigt hat./, dachte er, doch kam er nicht mehr dazu sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Denn im nächsten Moment öffnete sich der Zelteingang und die Magier traten wieder ein. Sie wollten das Schwert für den Transport vorbereiten. ///////Erbarmungslos brannte die Sonne auf den Argonier hernieder, dessen Name hier keinerlei Rolle spielte. Wenn man etwas von ihm wollte, dann nannte man ihn nur ‚Sklave’. Und die Echse tat gut daran zu bemerken, wann ihm diese Anrede galt und nicht einem anderen seiner Mitgefangenen. Denn andernfalls ließen ihn seine Herren die Peitsche oder einen schmerzhaften Zauber spüren. Er wusste, dass im Süden sein Volk gegen die Sklaverei aufbegehrt hatte, nachdem der Ausbruch des roten Berges die Dunmer geschwächt hatte. Viele seiner Leute waren befreit worden, doch er selbst hoffte noch immer, dass auch er eines Tages wieder in Freiheit würde leben können. Seine Besitzer lebten zu weit im Norden. Dort, wo sein Volk mit seinem Feldzug noch nicht vorbei gekommen war. Und sich allein zur Wehr zu setzen wagte der Argonier nicht, dafür waren seine Herren zu mächtige Magier. Also musste er sich gedulden und weiter hoffen. Mit der Hand rieb er sich über den juckenden Kopf, wo sich die Schuppen lösten. Sie ertrugen die unbarmherzige Hitze nicht, doch das interessierte niemanden. Er könnte hier tot umfallen und würde nicht mal ein Grab bekommen. Der Argonier nahm die Hand von seinem Gesicht, betrachtete kurz die blutigen Flecken, die sich darauf abzeichneten. Er musste sich die losen Schuppen stellenweise gänzlich vom Kopf gekratzt haben. Langsam umfasste er mit der Hand wieder den riesigen Fächer, den er bis eben nur mit einer Hand geführt hatte, denn genau dafür war er hier. Um den Kindern seines Herrn Kühlung bei dieser Hitze zu verschaffen. Mit unterdrücktem Hass starrte der Argonier auf die drei Dunmerkinder, welche lachend auf den weichen Kissen im Garten lagen. Immer und immer wieder warfen sie einen Ball durch die Gegend, zwangen einen Khajit, dem sie ein Glöckchen umgebunden hatten, den Ball wie ein reudiger Hund zu apportieren. Die Zeit verging, doch der Argonier wartete vergebens darauf, dass sein Volk ihn erreichte. Die Kinder seines Herrn wurden älter, verloren die kindlichen Rundungen in ihren Gesichtern und nahmen stattdessen die markanten Züge der Dunkelelfen an. Nur eines behielt seine rundlichen Züge bei und bald schon saß es nicht mehr bei den anderen Kindern. Der Argonier bekam es nur noch selten zu Gesicht, bis irgendwann ein Fremder kam und das Kind mit sich nahm. Kurz darauf dann erschien endlich sein Volk und holte ihn und seine Mitgefangenen aus der Sklaverei. Seine Knochen waren inzwischen alt und sein Körper zerschunden und trotzdem fühlte er sich in diesem Moment lebendiger, als irgendwann sonst in seinem Leben./////// Kiiryolsah erwachte davon, dass ihr Kopf immer wieder schmerzhaft mit etwas zusammenstieß. Es benötigte einige Versuche, ehe sie es blinzelnd schaffte die Augen zu öffnen. Langsam wurde die zunächst verschwommene Umgebung klarer und die Elfe konnte erkennen, wo sie sich befand. Sie lag auf dem Boden eines vergitterten Karrens, der derart holprig über die Straße rollte, dass ihr Kopf immer wieder gegen die Seitenwände schlug. Ihre Hände waren eng zusammengebunden worden und in ihrem Mund befand sich ein Knebel. Die Dunmer hatte keinerlei Ahnung, wie sie hierhergekommen war. Sie erinnerte sich nur noch daran, wie Hlofgar sie auf dem Schlachtfeld gestützt hatte, nachdem sie von dem Drachen fast umgebracht worden war. „Du hast nicht versagt.“, hatte er gesagt und dann: „Wir brauchen einen Heiler, das Drachenblut wurde vergiftet.“ An mehr erinnerte sich Kiiryolsah nicht mehr. Wie also war sie in diesen Käfig geraten? Ihre Rüstung trug sie nicht länger. Man musste sie ihr abgenommen haben, als die Daedra geschwächt gewesen waren. Auch für sie war der Drache kein Zuckerschlecken gewesen. Vorsichtig zog Kiiryolsah die Arme unter den Körper, um sich beim Aufrichten darauf abstützen zu können. Auf halbem Wege musste sie jedoch kurz inne halten, da ihr fast wieder schwarz vor Augen wurde. Die Taubheit, welche sie schon auf dem Schlachtfeld gespürt hatte, schien sie noch nicht ganz loslassen zu wollen. War das die Schuld des Giftes? Es mochte seltsam klingen, doch die Elfe hoffte, dass es tatsächlich an dem Gift lag. Denn die andere Alternative wäre, dass sie doch versagt hätte. Endlich hörte Kiiryolsahs Umgebung auf sich zu drehen und brachte sie somit in die Lage sich gänzlich aufsetzen zu können. Was sie sah gefiel ihr jedoch gar nicht. Kiiryolsahs rollendes Gefängnis wurde von einer kleinen Gruppe Thalmor begleitet. Einer von ihnen hatte ihr Erwachen bemerkt und rief daraufhin etwas auf Aldmerisch. Die Dunmer sah, wie ein Reiter sich daraufhin ihrem Wagen näherte. Sein Blick war spöttisch, als er auf die Gefangene herabsah. „Ich hoffe ihr habt süß geträumt, Drachenblut.“, säuselte er mit falscher Freundlichkeit. „Ich bin sicher ihr würdet gerne etwas erwidern, aber ihr versteht sicherlich, dass wir euch den Knebel nicht abnehmen können.“ Entschuldigend senkte er sein Haupt, woraufhin Kiiryolsah wütend die Augen verengte. „Schaut nicht so finster. Genießt lieber eure Reise, denn wenn sie endet wird euch der Tod wie eine Erlösung vorkommen, das versichere ich euch.“ Mit diesen Worten gab der Thalmor seinem Pferd die Sporen und kehrte zur Spitze des Trosses zurück. Kiiryolsah hatte keine Ahnung, was der Hochelf damit meinen könnte, aber sie würde nicht bleiben, um es herauszufinden. Man hatte ihr zwar die Möglichkeit genommen Magie zu wirken oder das Thuum einzusetzen, doch um Lucien zu beschwören brauchte sie diese Fähigkeiten nicht. Sie musste nur noch den richtigen Moment abwarten. In einem anderen Teil von Himmelsrand huschte Fimmion ungesehen an den Zelten der Sturmmäntel entlang, bis er glaubte das richtige Zelt erwischt zu haben. Ein letztes Mal vergewisserte sich der Bosmer, dass ihn niemand sah, ehe er einen Dolch hervorzog und damit die Zeltplane zerschnitt. Nur so weit, dass er gerade hindurch passte und den neu geschaffenen Eingang mit einer Kiste verdecken konnte, dann huschte er ins Innere. „Fimmion.“, sagte Tjorben überrascht, als er den Elfen erkannte. Nachdem man die Heiler tot im Wald gefunden hatte, waren er und seine Bogenschützen vorsichtshalber in Gewahrsam genommen worden. Deshalb saß der Nord nun auf dem kalten Boden, die Hände auf dem Rücken und an den Stützpfeiler des Zeltes gefesselt. Und den Bosmern sollte eigentlich das gleiche Schicksal widerfahren sein. „Wie hast du dich befreien können?“ Der Bosmer lächelte frech, während er näher trat und sich daran machte die Fesseln zu zerschneiden. „So leicht lass ich mich nicht aufhalten, das müsstest du doch inzwischen wissen.“, sagte er lediglich und spürte einen festen Griff an seinen Arm, kaum, dass die zerschnittenen Seile hinab gefallen waren. Überrascht sah er in die ernsten grünen Augen seines Gegenübers. „Bitte sag mir die Wahrheit: Hattest du oder einer von den anderen irgendetwas mit dem Überfall auf das Drachenblut zu tun?“, wollte Tjorben wissen. Normalerweise hätte er nie an der Treue seiner Leute gezweifelt, doch die letzten Ereignisse hatten seinen Standpunkt ins Wanken gebracht. „Du weißt, was die Thalmor uns angetan haben?“, stellte Fimmion ihm die Gegenfrage. „Wie könnte ich sie da unterstützen wollen?“ „Aber warum bist du dann jetzt hier? Warum habt ihr euch aus der Gefangenschaft befreit? Damit schüren wir nur erst recht ihr Mistrauen.“ Entschieden schüttelte Fimmion den Kopf. „Nur ich habe mich befreit, die anderen sind noch immer gefesselt. Und ich bin hier, damit du deinen Ruf wieder reinwaschen kannst. Indem du mit Blutfang das Drachenblut befreist.“ „Wir wissen doch nicht mal wo das Drachenblut ist und Hlofgar ist der Letzte, der mich begleiten würde.“ „Falsch.“, widersprach der Bosmer ihm entschieden. „Ich habe Nachricht von unserem Kontaktmann im Thalmorlager erhalten. Sie wollen das Drachenblut nach Falkenring bringen. Was sie dort mit ihm vorhaben weiß ich nicht, aber es ist nur eine kleine Einheit, von denen es begleitet wird. Wir können das mit Leichtigkeit schaffen, wenn wir es geschickt anstellen.“ Ungläubig schüttelte Tjorben den Kopf und löste langsam seinen festen Griff. Das alles klang so unwirklich für ihn. Der Kontaktmann, von dem er nichts gewusst hatte. Fimmions Befreiung und dessen Vorhaben. Es wäre seine Gelegenheit beweisen zu können, dass doch noch ein wahrer Nord in ihm steckte. Versagte er hierbei jedoch, würde es nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Einheit kosten. „Warum willst, dass Hlofgar uns begleitet?“, fragte er den Elfen schließlich. „Wem denkst du würde das Drachenblut eher vertrauen? Dir oder ihm?“ Leise seufzte Tjorben auf und schloss für einen Moment die Augen. Langsam öffnete er sie schließlich wieder und sah in die gelben Seelenspiegel seines Gegenübers. Kein Augenpaar war ihm vertrauter, als dieses. Langsam hob der Rothaarige die Hand und legte sie in den Nacken Fimmions, um ihn näher zu sich zu ziehen. „Wenn ich dir nicht vertrauen kann, wem dann?“, fragte er leise und beugte sich dann das letzte Stückchen vor, um die Lippen des Elfen mit den seinen zu verschließen. Die Stimmen der Jarl und ihrer Thane vermischten sich zu einem lauten Gebrumme, ähnlich einem Schwarm wütender Bienen, die sich nicht mehr zur Ruhe bringen lassen wollten. Seit mehreren Stunden schon versuchten sie sich zu einigen, wie sie nun als nächstes vorgehen wollten, jedoch ohne Erfolg. Späher hatten berichtet, dass ein Großteil der thalmorischen Armee das Lager abgebrochen hatte und sich nach Südosten begab, in Richtung der Grenze von Himmelsrand. Ein Teil der Herrscher war der Meinung, dass dies der ideale Zeitpunkt wäre, um die noch verbliebene Armee zu vernichten. Andere jedoch hielten dies für einen zu voreiligen Schritt. Sie befürchteten eine Falle. Selbst Ulfric, der mit der Vertretung seiner Ansicht bisher immer die Männer und Frauen hatte auf seine Seite ziehen können, konnte sich diesmal kein Gehör verschaffen. Die jüngsten Ereignisse hatten einen deutlichen Schatten auf seinen bisherigen Ruf geworfen. Mit der Verheimlichung von Tjorbens vorangegangenen Taten machten sie ihn für die Entführung des Drachenblutes und der fast völligen Vernichtung ihrer Armee verantwortlich. Nach einer weiteren Stunde schließlich wurde die Versammlung abgebrochen. Ein jeder sollte sich zurückziehen und zur Ruhe kommen sowie über seinen Standpunkt noch einmal genau nachdenken. Hlofgar war nicht sicher, ob das etwas nützen würde, denn einmal erhitztes Nordblut ließ sich nur schwer wieder abkühlen. „Wir waren vorsichtig und haben unsere Gegner dennoch unterschätzt.“, murmelte der Blonde, als sich nur noch er und Ulfric im Zelt befanden. „Weil wir nicht mit einer derartigen Hinterhältigkeit gerechnet haben.“, stimmte Ulfric ihm mit einem Seufzen zu. „Nein, weil ich nicht mit einer solchen Hinterhältigkeit gerechnet habe.“, korrigierte er sich dann. „Ich dachte, wenn man eine Dunmer als Drachenblut akzeptieren kann, warum dann nicht auch einen Nord, der Talos verraten hat? Diese Entscheidung hätte ich niemals allein treffen dürfen, schließlich bin ich noch nicht der neue Großkönig.“ Langsam schüttelte Hlofgar den Kopf. „Ich bezweifle, dass es etwas geändert hätte. Sie hätten sich trotzdem unsichtbar gemacht und dann eben auf diese Weise das Drachenblut abgefangen.“ „Da habt ihr wohl recht.“, sagte der Jarl und erhob sich von seinem Platz. Er ging ein paar Schritte im Zelt auf und ab, ehe er mit dem Rücken zu Hlofgar stehen blieb. „Wir brauchen nur einen Plan, um mit den Drachen fertig zu werden.“, murmelte er in seinen Bart. Hlfogar schwieg, da er selbst darauf auch keine Antwort hatte und ließ Ulfric schließlich allein. Nachdenklich lief Hlofgar durch das Lager und zu seinem Zelt hinüber. Obwohl er es verhindern wollte, machte sich mehr und mehr die Überzeugung in ihm breit, dass die Freiheit von Himmelsrand verloren war. Und was noch viel schlimmer war: er begann an seinem Glauben zu Talos zu zweifeln. Warum nur half der Gott ihnen nicht? Sie riskierten zu hunderten ihr Leben für ihn und er tat nichts, um sie zu unterstützen. Oder hatte er sie etwa bereits verlassen, weil sie einen Verräter bei sich aufnahmen und sein Drachenblut nicht schützten? Vielleicht war es klug einen Priester diesbezüglich zu befragen. Etwas zischte dicht an Hlofgars Gesicht vorbei und stieß mit einem dumpfen Geräusch gegen den Zeltpfeiler neben den Nord. Sofort legte der Blonde die Hand an den Griff seiner Waffe und sah sich aufmerksam um. Hlfogar war allein in dem schmalen Gang zwischen den Zelten und auch als mehrere Momente vergangen waren, zeigte sich noch immer niemand. Langsam entspannte sich Hlofgar wieder und wandte sich nun zu dem Zeltpfeiler um, um zu sehen, was dagegen geprallt war. Ein Elfenpfeil steckte in dem Holz mit einer um den Schaft gewickelten Botschaft. Mit ungutem Gefühl griff der Nord nach dem Pergament und entfaltete es. ‚Hlofgar Blutfang, ich und meine Männer haben euch nicht verraten und werden es auch nie tun. Um es euch zu beweisen, werde ich das Drachenblut befreien und zurückbringen. Wir haben noch einen Spion unter den Thalmor, dank ihm wissen wir, wo sie das Drachenblut hinbringen. Begleitet mich, damit ich euch von der Ehrlichkeit meiner Taten überzeugen kann. Aber erzählt niemanden sonst hiervon. Eine große Gruppe wäre zu auffällig und ihr würdet mich sonst nur wieder in Ketten legen lassen. Wenn ihr euch entschieden habt mich zu begleiten, dann trefft mich bei Sonnenuntergang auf der Lichtung, wo wir uns das erste Mal begegneten. Tjorben Kreuzwind’ Kapitel 16: Brüchige Bündnisse ------------------------------ Blätter raschelten in der hereingebrochenen Dunkelheit. Ihr Rhythmus war unregelmäßig, nicht so, wie die Natur es vorsah. Das verräterische Knacken eines Zweiges gab Tjorben die letzte Gewissheit darüber, dass sich ihm kein Tier, sondern ein Mensch näherte. So lautlos, wie sich die Bosmer führ gewöhnlich durch ihre Umgebung bewegten, erschienen ihm die Bewegungen der sich nähernden Person unnatürlich laut. Als Schritte verrieten, dass jene Person auf die Lichtung trat, hob Tjorben seinen Kopf und blickte in die kalten Augen von Hlofgar Blutfang. „Wie ich sehe seid ihr tatsächlich gekommen.“, bemerkte der Rothaarige und erhob sich von dem Baumstumpf, auf welchem er gesessen hatte. „Hatte ich denn eine andere Wahl?“, fragte Hlofgar eisig. Er traute Tjorben keinen Meter mehr weit und sein Misstrauen stieg noch weiter, als er einen der Bosmer hinter einem Baum hervortreten sah, drei Pferde mit sich führend. „Ah, wie ich sehe, habt ihr gleich eure Verräterfreunde mit befreit.“ „Freunde ja, Verräter nein.“, korrigierte Tjorben ihn und nahm Fimmion eines der Pferde ab. „Um unsere Treue zu beweisen hat sich allerdings nur Fimmion befreit und er wiederum mich. Wenn ihr mir nicht glauben wollt, geht zurück zum Lager und schaut nach.“ „Dafür haben wir keine Zeit.“, winkte Hlofgar ab und trat mit ein paar schnellen Schritten an Tjorben heran, um ihn am Kragen zu packen. „Und ich warne euch, solltet ihr irgendeinen Trick versuchen, lehre ich euch den Zorn eines Nords, den ihr scheinbar vergessen habt.“ „So sehr um das Drachenblut besorgt?“ Für einen Moment geriet der Blonde aus dem Konzept. Unsicher, wie genau Tjorben seine Worte gemeint hatte, wehrte er sich nicht, als dieser seine Hand vom Kragen löste und sich in den Sattel schwang. „Dem Drachenblut wird es gut gehen. Wenn die Thalmor es hätten töten wollen, hätten sie es längst getan. Wie es ihm allerdings ergeht, wenn sie ihr Ziel erreichen weiß ich nicht. Also beeilt euch besser.“ Im Stillen stimmte Hlofgar dem zu, doch er würde den Teufel tun, dies auch laut kundzutun. Er nahm Fimmion das zweite Pferd ab und stieg ebenfalls auf. Er würde das Drachenblut retten, um die verfluchten Hochelfen aus seiner Heimat zu vertreiben. Und nicht, weil er vielleicht begann so etwas wie Sympathie für die schöne Halbdunmer zu empfinden. Der Krieg zwischen Thalmor und Sturmmänteln, welcher mit einer gewaltigen Schlacht begonnen hatte, war in eine merkwürdige Leere geraten. Man könnte fast meinen, dass ein Waffenstillstand für die Ruhe auf beiden Seiten gesorgt hatte. Stattdessen jedoch waren es die Unruhen in den eigenen Reihen, welche für die momentan ausbleibenden Angriffe verantwortlich waren. Die Hauptarmee der Thalmor war abgezogen worden, ohne irgendjemanden einen Grund dafür zu nennen. Was auf der einen Seite, wie von der Großinquisitorin gewünscht, dafür sorgte, dass möglichst Wenige in ihre Pläne eingeweiht waren, sorgte auf der anderen Seite für Unverständnis und Zweifel. Dazu kam das plötzliche Verschwinden des Feldherrn. Trotz der Tatsache, dass er zuvor mit seinen Befehlshabern über die weiteren Angriffsstrategien gesprochen hatte, sorgte dessen Abwesenheit für mehr als Verwirrung. Unter anderem schien sich keine Einigung darüber erzielen zu lassen, wer Caracalmos Platz einnehmen sollte. Bei den Sturmmänteln sah es nicht viel besser aus. Noch immer herrschte Uneinigkeit darüber, wie man mit dem mageren Rest an Soldaten gegen die Thalmorübermacht bestehen konnte. Ulfric Sturmmantel war während der letzten Schlacht verletzt worden, sodass selbst sein Thuum kein Garant für den Sieg mehr darstellte. Und dann kam die Sache mit der Jarl von Einsamkeit, welche das Chaos endgültig perfekt machte. Ulfric und die Jarl von Himmelsrand hatten sich mit ihren Thanen im großen Hauptzelt eingefunden. Der große Tisch in der Mitte war zur Seite geschoben worden. Stattdessen standen an den Längsseiten kleinere Tische, an welchen die Herrscher saßen, sodass in der Mitte platz blieb und sich somit alle Augen auf die dort stehende dunkelblonde Frau richten konnten. Elisif die Liebreizende war nicht gefesselt worden, doch der geschwollenen Wange und dem Dreck an ihrer Kleidung nach, waren die Soldaten nicht sonderlich zimperlich mit der Jarl umgegangen, welche die Hände Halt suchend in ihren Rock gekrallt hatte. Sie wusste nur zu genau, dass auf ihre versuchte Tat kein sanfter Tadel folgen würde. Doch vor allen Strafen, welche sie würde ihn Kauf nehmen müssen, hatte sie vor allem um ihre Schutzbefohlenen Angst. Unbemerkt von Ulfrics Augen, lebten sie im Keller von Schloss Einsamkeit. Nur um ihretwillen hatte sich Elisif den Sturmmänteln gegenüber ergeben. Dieses Opfer durfte nicht umsonst gewesen sein. „Ich habe nie viel von euch gehalten, Elisif.“, begann Ulfric schließlich zu Sprechen und brachte die Dunkelblonde somit dazu den gesenkten Kopf zu heben und den Jarl von Windhelm anzusehen. „aber sagt mir nicht, dass ihr so dumm wart Fahnenflucht zu begehen.“ „Ich habe keine Fahnenflucht begangen.“, erwiderte Elisif und ihre Stimme zitterte leicht vor unterdrückter Nervosität. „Ich wollte lediglich das tun, was mir für mich und mein Fürstentum die beste Entscheidung gewesen wäre.“ „Ihr wolltet uns im Stich lassen!“, rief Vignar Graumähne wütend und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ihr lasst uns an der Front sterben und verkriecht euch in euer Schloss. Denkt ihr alleine hättet ihr eine Chance gegen die Thalmorbastarde?“ „Wir haben auch an der Front keine Chance!“, widersprach Elisif ihm sofort. „Wann begreift ihr das endlich? Wir sind verloren, wenn wir weiter kämpfen. Wir haben keine Chance gegen ihre Armee. Wenn ihr euch zumindest mal einigen könntet, ob wir nun kämpfen oder nicht aber selbst das gelingt euch nicht. Daher habe ich mich für das einzig richtige entschieden und zwar in mein Fürstentum zurückzukehren, es von dort aus zu beschützen und gegebenenfalls eine Einigung mit den Thalmor zu erzielen.“ „Verräterin!“, rief jemand laut, doch durch das einsetzende Stimmengewirr wurde nicht erkenntlich, wer gesagt hatte, was ein jeder dachte. „Ruhe!“, herrschte Ulfric sie an, doch in seinen Augen war deutlich zu lesen, dass er ihre Wut teilte. „Elisif, wie kommt ihr nur darauf eine Einigung mit den Thalmor erzielen zu wollen? Glaubt ihr, sie würden euch jetzt noch zuhören?“ „Besser so, als wenn ich zulasse, dass sie meine Bürger abschlachten. Habt ihr ihnen denn überhaupt nicht zugehört? Die Thalmor haben nicht länger vor ehrlich zu kämpfen. Sie nehmen sich die einfachen Bürger vor, die unschuldigen Frauen und Kinder. Habt ihr schon mal daran gedacht, wo der Hauptteil ihrer Armee wirklich hin verschwunden ist? Sie greifen sich unsere Familien, während wir hier wie stumpfe Idioten darauf warten, dass sie wieder angreifen. Aber soll ich euch was sagen? Sie werden nicht angreifen. Sie werden uns festhalten, bis irgendein Bote es schafft uns von der Tragödie zu berichten!“ „Wenn ihr das wirklich denkt, warum habt ihr das nicht schon früher in den Besprechungen eingebracht?“, meldete sich nun Laila Rechtsprecher zu Wort. „Weil mir nie jemand zuhört.“, rief Elisif verzweifelt. „Ich hatte mich euch angeschlossen, nachdem Ulfric vor den Toren meines Schlosses stand. Ich habe mich auf eure Seite geschlagen! Ich bin mit euch und sämtlicher meiner kampfesfähigen Männern und Frauen in den Krieg gezogen. Gegen Drachen und eine verdammte Überzahl. Und dennoch bin ich für euch noch immer eine kaiserliche Sympathisantin, die nur geduldet und belächelt wird. Wann habt ihr jemals auch nur eines meiner Worte angehört?“ „Vielleicht hätten wir das, wenn ihr nicht von vornherein ständig von Verhandlungen und Kompromissen gesprochen hättet.“, wies Thongvor Silberblut sie zurecht. „Kein echter Nord denkt von vornherein ans Aufgeben. Kein echter Nord verrät auf diese erbärmliche Weise seinen Gott Talos!“ Von allen Seiten erfolgte zustimmendes Gemurmel, doch in Elisifs Augen blitzte es kampfbereit auf. Einen Trumpf hatte sie noch und den würde sie ausspielen. „Ihr seid ein Narr und damit ebenso wenig ein echter Nord, wie ich es sein soll. Ein Nord kämpft, ja. Aber er wirft sich nicht in das Maul des Säbelzahntigers, nur bewaffnet mit einer Feder.“ Schon wollte Thongvor zu einer Erwiderung ansetzen, doch Elisif gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und warf den Kopf zurück, ehe sie weiter sprach. „Demnach gibt es nur einen wahren Nord, welcher schlau genug war das sinkende Schiff rechtzeitig zu verlassen, um seinen Kampf an anderer Stelle fortzusetzen, Hlofgar Blutfang.“ Für einen Moment herrschte Stille, dann begann Ulfric zu Lachen und die anderen fielen mit ein. „Hlofgar Blutfang ist einer unserer größten Helden.“, sagte der Jarl von Windhelm. „Wieso sollte er uns im Stich lassen?“ „Warum sagt ihr mir nicht stattdessen, wo er jetzt ist?“, fragte Elisif mit falscher Lieblichkeit in der Stimme. „Wo ist er, der große ‚Held’, der uns die ganze Sache erst eingebrockt hat, indem er Tullius tötete? Ich sage euch, wo er ist. Geflohen ist er. Im Stich gelassen hat er euch!“ „Das ist völliger Unsinn.“, widersprach Ulfric sofort, der an die Aufrichtigkeit von Hlofgar glaubte. „Er ist hier und kämpft mit uns bis zum Tod.“ „Na dann holt ihn doch her.“, verlangte Elisif siegessicher und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Aber wenn ihr ihn nicht bis zur Mittagsstunde gefunden habt, müsst ihr mich und jene die mir folgen wollen ziehen lassen. Ich werde mit ihnen nach Einsamkeit zurückkehren, um zu retten, was noch zu retten ist.“ „Wie ihr wollt.“, gab sich Ulfric sofort einverstanden, auch wenn ihn die Selbstsicherheit von Elisif verunsicherte. Doch die Schwäche zu Zögern, konnte und würde er sich nicht leisten. Das Lagerfeuer war nicht wirklich als solches zu bezeichnen. Es bestand aus wenigen dünnen Ästen, die schwach vor sich hin glimmten. Dennoch reichte ihre ausstrahlende Wärme soweit aus, dass Lirielle einen stechenden Schmerz in ihrer Hand verspürte, wenn sie dem rotem Leuchten zu nahe kam. Wegziehen tat sie ihre Finger jedoch trotzdem nicht, war der Schmerz doch das Einzige, was sie daran erinnerte, dass sie irgendwie noch lebte. Und vor allen Dingen lenkte es sie davon ab, dass sie die Fährte ihres Ziels erneut verloren hatte. Erst war ihr Susarion durch eine List entkommen, dann hatte eine vorbeiziehende Armee seine Spuren verwischt. Lirielle hatte sich bereits selbst dabei erwischt, wie sie hoffte auf einen blutleeren Körper zu treffen, damit sie Sicherheit darüber hatte wieder auf der richtigen Fährte zu sein. Ein Grund mehr für sie ihre Hand zur Strafe den Flammen noch näher hinzuhalten. Als sie ihren Arm schließlich doch noch wieder zurückzog, waren ihre Fingerspitzen von Brandblasen gezeichnet und die Haut spannte bei jeder Bewegung. Es brauchte nur eine kleine Bewegung und ihre Hand wurde in orangefarbenes Licht getaucht. Das Leuchten legte sich wie ein Schutzfilm um ihre geschundene Haut und als es schließlich verblasste, war von den Verbrennungen nichts mehr zu sehen. Langsam ließ Lirielle sich nach hinten in den kalten Schnee sinken, rollte sich dann auf die Seite, die Hand griffbereit an ihren Dolch gelegt. Bis zum Sonnenuntergang blieben ihr noch ein paar Stunden Schlaf, dann würde sie ihre Suche wieder aufnehmen. Wäre der Knebel nicht gewesen, man hätte das Zähneklappern der wärmeliebenden Dunmer sicherlich in ganz Himmelsrand gehört. Obwohl sie sich zusehends Falkenring näherten und das Klima damit noch einmal etwas milder wurde, waren die Nächte noch immer kalt genug, um Kiiryolsah wie Espenlaub zittern zu lassen. Die dünne Decke, welche man der Gefangenen gegeben hatte, half ihr nicht wirklich, gegen die Kälte. Schon allein deshalb nicht, weil es mit gefesselten Händen ein Ding der Unmöglichkeit war, den groben Stoff so schützend wie möglich um sich zu legen. Doch zum Glück würde Kiiryolsah es nicht mehr lange aushalten müssen. Bei der nächsten günstigen Gelegenheit würde sie die Flucht ergreifen. Sie hatte Aldmerisch genug verstanden um zu wissen, dass die Hochelfen noch lange nicht am Ende waren und es wurde für sie höchste Zeit, dagegen etwas zu unternehmen. Als die Thalmor bei Nacht eine Rast einlegten, wartete die Schwarzhaarige, bis der wachhabende Thalmor zum Austreten zwischen den Bäumen verschwand, dann konzentrierte sie sich darauf, Luciens Seele herbeizurufen. Irgendwo hinter ihr raschelte es plötzlich im Geäst, zu laut und zu hastig, als dass es der Wind oder ein Tier hätte gewesen sein können. Doch noch ehe sich Kiiryolsah umdrehen konnte, legte sich von hinten ein Arm um ihre Schultern und riss sie so ruckartig gegen die Gitterstäbe, dass sie die Konzentration für die Beschwörung verlor. Warmer Atem streifte ihr Ohr und der Geruch von Pferden und exotischen Blumen stieg in ihre Nase. „Wie auch immer ihr vorhattet einen Untoten zu beschwören, an eurer Stelle würde ich das unterlassen.“, sagte der Fremde zu ihr in der allgemeinen Sprache Tamriels, doch sein Zungenschlag verriet ihn als einen der Hochelfen. Wütend über sich selbst ballte Kiiryolsah die Hände zu Fäusten. Sie war sich sicher gewesen, dass bis auf den einen Wachposten alle Thalmor schliefen. Und nun schien sie wegen ihrer Unaufmerksamkeit ihre einzige Fluchtmöglichkeit vertan zu haben. „Ich werde euch nun den Knebel abnehmen. Aber wagt es nicht zu schreien, sonst töte ich euch doch noch.“ Verwirrt über diese Aussage drehte Kiiryolsah leicht ihren Oberkörper nach hinten, um den Fremden sehen zu können, doch erklärlicher machte es ihr die Situation trotzdem nicht. Vor ihrem Käfig stand tatsächlich ein Hochelf, der jedoch nicht zu der Gruppe gehörte, mit welcher sie nach Falkenring reisen sollte. Die weißblonden Haare waren zerzaust und in seinen gelben Augen stand eine merkwürdige Mischung aus Wachsamkeit und Machtgier. Sein Umhang war schlicht und stand im starken Gegensatz zu seiner prunkvollen Robe, welche er darunter trug. Kiiryolsah glaubte ihm schon mal begegnet zu sein, war sich jedoch nicht sicher wo. „Woher wisst ihr von dem Untoten?“, war die erste Frage der Dunmer, nachdem der Knebel aus ihrem Mund entfernt worden war. „Ich kenne mein Volk eben besser, als ihr.“, erwiderte der Weißblonde und wies mit dem Finger in Richtung der Käfigdecke. Kiiryolsahs Augen wurden groß, als sie sah, was sich dort befand. Jetzt nur schwach zu erkennen, da seine Farbe fast den gleichen Ton besaß, wie das Holz, befand sich dort ein Bannsiegel gegen Untote. Als sie versucht hatte Lucien zu beschwören, hatte es sicherlich begonnen darauf zu reagieren. „Schnell, mein Verwirrungszauber hält nicht mehr allzu lange an, bis dahin müsst ihr euch entschieden haben, Drachenblut.“ „Wofür entschieden?“, fragte Kiiryolsah sofort und wandte sich wieder dem Hochelfen zu. „Ob ihr mit mir einen Pakt eingeht und damit eure Freiheit erhaltet.“ Nun war sie nicht mehr zu übersehen: die Machtgier in den Augen des Fremden. Sie leuchteten wie die eines Besessenen und ihr Besitzer trat dichter an das Gitter heran. Dadurch konnte die Dunmer nun auch etwas anderes wahrnehmen. Ein gleichmäßiges, fast schon vertraut gewordenes Pulsieren. „Ihr besitzt mächtige Geheimnisse, Drachenblut und damit meine ich nicht euer Thuum. Sondern die Rüstung und das Schwert, welches jeden außer seinem rechtmäßigen Träger tötet. Lehrt mich diese Mächte und ich werde euch aus eurem Käfig lassen.“ /Er trägt das Daedraschwert bei sich./, dachte Kiiryolsah stumm und versuchte zu erahnen, wo genau an seinem Körper er die Klinge versteckte, um sie ihm entwenden zu können. „Ihr seid ein Thalmor.“, sagte sie, „eurer Volk sprüht nur vor Hinterlistigkeit. Warum also sollte ich euch trauen?“ Den Fremden ließ das leise auflachen. „Euch bleibt gar keine andere Wahl. Nur ich kann euch aus eurem Käfig befreien, damit ihr den kläglichen Rest der Nords vor ihrer endgültigen Vernichtung bewahren könnt.“ „Ihr nahmt mir den Knebel.“, erinnerte Kiiryolsah ihn. „Ich könnte euch niederschreien und dabei den Käfig gleich mit zerstören.“ „Und warum tut ihr es dann nicht?“ „Zu viel Aufmerksamkeit, die ich gerne vermeiden würde. Außerdem tragt ihr mein Schwert bei euch und das hätte ich gerne unversehrt wieder.“ Die Augen des Weißblonden blitzten nun nur noch begieriger. „Ihr spürt sogar seine Anwesenheit?“ der Elf griff unter seinen Umhang und holte das Schwert daraus hervor, fuhr fasziniert mit den Fingern die Schwertscheide entlang. „Das ist wirklich unglaublich.“ /Jetzt!/ Kiiryolsah stieß ihre Arme nach vorne, um nach dem Schwert zu greifen, doch der Hochelf war schneller. Geschickt sprang er einen Schritt zurück, ließ dann aber das Schwert so hastig fallen, als hätte er sich daran verbrannt und griff sich stattdessen an die scheinbar schmerzende Brust. „Bis zum Ende deiner Herrin treu.“, murmelte er und musterte die Waffe mit einer Mischung aus Faszination und respektvoller Vorsicht. Unweit von ihnen hörte man es im Unterholz knacken, gefolgt von verwirrtem Gemurmel. Es sah ganz so aus, als ob der Wachposten langsam wieder zur Besinnung fand. Kiiryolsah begriff, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb und so traf sie die einzige Entscheidung, welche sie im Moment wählen konnte. „Also schön, ich bin einverstanden.“, sagte sie und lenkte damit die Aufmerksamkeit des Fremden wieder auf sich. „Holt mich hier raus, dann weise ich euch in meine Geheimnisse ein.“ Der Fremde lächelte zufrieden, auch wenn Kiiryolsah nicht verstand, wie die sonst so misstrauischen Thalmor auf ihr Wort vertrauen konnten, doch sie schob es einfach auf seine Besessenheit nach Macht. „Was anderes, wäre euch auch nicht möglich gewesen.“, sagte der Blonde und wob mit einer kurzen Handbewegung einen Zauber, welcher mit einem Klacken das Schloss aufspringen ließ. Unweit der rastenden Thalmor Gruppe, ritten drei Männer durch das Unterholz. Selbst ohne Fimmions Kunst noch aus dem kleinsten Staubkorn eine Fährte finden zu können, war es ein Leichtes, den Hochelfen zu folgen. Auch wenn sie nur aus wenigen Leuten bestanden, so hatten sie doch deutliche Spuren auf dem unbefestigten Weg hinterlassen. Hlofgar war mehr als froh über diese Tatsache, konnte er dadurch doch ausschließen, dass ihn Tjorben reinlegen wollte. Sowieso fragte er sich, warum er sich eigentlich auf diese Erpressung eingelassen hatte. War es wirklich nur, weil er ohne das Drachenblut nicht an einen Sieg glaubte? Oder steckte da noch mehr mit hinter, warum er nicht wollte, dass dieser seltsamen Elfe etwas geschah? Dabei war das doch vollkommen albern. Er kannte die Dunmer gerade mal ein paar Wochen und hatte, bis auf die letzten Tage, kaum ein Wort mit ihr gewechselt. Und sehr viel gehalten, hatte er von ihr auch nicht. Bis auf ihr furchtloses Verhalten während der Schlacht, welches einem Drachenblut wahrlich gerecht wurde. Doch vielleicht war es ja genau diese Tatsache, dass jemand, der sich selbst verachtete für was auch immer er einst getan hatte und sich in der Nähe anderer fühlte wie auf der Anklagebank und sich deshalb unter einer Rüstung verbarg. Dass so jemand in einem Kampf für die rechte Sache über sich selbst hinauswachsen konnte, um das Richtige zu tun. Doch nein, das war noch nicht alles gewesen. Wirklich erst überzeugt von ihr, war Hlofgar gewesen, als ihm Kiiryolsah gesagt hatte, dass sie sich ändern wollte. Erst das hatte den Umschwung in seinem Kopf bewirkt und das war der Grund, warum er die Schwarzhaarige beschützen wollte. Sie sollte nicht jetzt, wo sie beschlossen hatte, jemand anderes zu werden, sofort wieder scheitern. Es war demnach also die Verantwortung, die ihn trieb. „Zwei Reiter kommen.“, sagte Fimmion plötzlich und hielt sein Pferd an. Auch die beiden Nord stoppten daraufhin ihre Tiere und sahen aufmerksam in die Richtung, in welche Fimmion blickte. „Wir sollten vom Weg runter.“, schlug Hlofgar vor. „Wenn es die Spitzohren sind, schlagen sie wohlmöglich noch Alarm.“ „Fimmion ist auch ein Spitzohr.“, wies Tjorben den Blonden mit aggressivem Unterton hin, welcher jedoch nur abwinkte. Für ihn gab es im Moment Wichtigeres, als sich wegen eines Wortes zu streiten. „Los jetzt, runter vom Weg.“, wiederholte Hlofgar seinen Vorschlag noch einmal und lenkte sein Pferd zwischen die Bäume. Tjorben und Fimmion folgten ihm kurz darauf schließlich, auch wenn es so schien, als würde Fimmion es eher widerwillig tun. Nervös kaute er auf seiner Unterlippe, doch auf Tjorbens Frage hin, was los wäre, erwiderte er nur, dass er sich Sorgen machte, warum einige der Thalmor umkehrten. Sie mussten nicht lange warten, ehe die beiden Reiter auftauchten. Wer sie waren ließ sich nicht erkennen, da sie die Kapuzen ihrer Reiseumhänge tief ins Gesicht gezogen hatten, doch ein pechschwarzes Pferd, dessen Augen rot glühten, gab es Hlfogars Meinung nach, nur einmal in Himmelsrand. Und jenes war zeitgleich mit seiner Herrin verschwunden. Ohne sein Vorhaben den anderen beiden zu erklären, sprang Hlfogar aus der Deckung hervor und auf den Weg. „Kiiryolsah!“, rief er laut. Sofort stoppten die Reiter ihre Tiere, beziehungsweise, das schwarze Höllentier stieg auf die Hinterhand, auf welcher es sich umwandte, um den vermeintlichen Feind im Blick zu haben. Kiiryolsah hatte die Zügel losgelassen, um in ihren Händen helle Flammen heraufbeschwören zu können. Gerade wollte sie den Zauber entfesseln, als sie erkannte, wen sie da vor sich hatte. „Hlofgar Blutfang?“, fragte sie überrascht und ließ die Flammen verlöschen. „Wie habt ihr euch befreien können?“, fragte der Blonde und näherte sich der Dunmer. Auch Tjorben und Fimmion kamen nun aus dem Dickicht, nicht minder überrascht wie Hlfogar. „Ich hatte unerwartete Hilfe.“, erwiderte Kiiryolsah und wies auf ihren Begleiter. Jener starrte unter seiner Kapuze missmutig zu Fimmion hinüber. Zwar kannte er ihn nicht persönlich, jedoch wusste er noch, dass eine Einheit der Bosmer zu den Sturmmänteln übergelaufen war. Mit einem leisen Seufzen zog er sich schließlich die Kapuze vom Kopf, da es so oder so nichts bringen würde, seine Identität weiterhin zu verheimlichen. „Bei den Neun!“, rief Tjorben aus, welcher den Hochelfen sofort erkannte. „Das ist Caracalmo, der Feldherr der Thalmor.“ „Was?“, hakte Hlofgar sofort ungläubig nach und Kiiryolsah wandte dem Weißblonden überrascht ihr Gesicht zu. Nun wusste sie auch wieder, warum ihr der Elf so bekannt vorgekommen war. Sie hatte ihn bereits aus der Ferne auf dem Schlachtfeld gesehen. „Wie wäre es mit etwas Dankbarkeit? Ohne mich säße das Drachenblut noch immer in seinem Käfig.“, sagte Caracalmo hochmütig und richtete sich in seinem Sattel weiter auf. Doch wie er feststellen musste, war das keine Möglichkeit, einen Nord zu besänftigen. Hlfogars Augen verengten sich und er spie auf den Boden. „Ich spucke auf euch ihr verfluchter Bastard!“, rief er und wollte nach seiner Axt greifen. „Nicht!“, rief Kiiryolsah sofort und stieg aus dem Sattel, lief ein paar Schritte auf den Blonden zu. „Es stimmt, was er gesagt hat. Er hat mich wirklich befreit.“ „Das ist doch nur wieder ein Trick.“, wandte Hlfogar sofort ein, den Thalmor dabei nicht aus den Augen lassend. „Dieses hinterliste Dreckspack plant nur wieder eine weitere Schandtat.“ Kiiryolsah schwieg zunächst und drehte sich halb in Richtung Caracalmo, welcher das Geschehen abwartend beobachtete. Als sich ihre Blicke trafen, blitzte in den gelben Seelenspiegeln wieder die Gier auf. Das gab der Elfe Gewissheit. „Wir können ihm vertrauen.“, versicherte sie Hlofgar. Jenem hier zu begegnen, hatte sie mehr als überrascht. Nicht weil, man scheinbar einen Suchtrupp nach ihr losgeschickt hatte, sondern weil es Hlofgar selbst war, der sie hatte retten wollen. „Wie könnt ihr euch da sicher sein?“, verlangte Hlofgar nach wie vor misstrauisch zu wissen.“ „Er brachte mir mein Schwert.“, erwiderte die Dunmer und deutete auf die Waffe an ihrem Gürtel. Ihre Rüstung hatten sie bei dem Trupp lassen müssen, da die Zeit zu knapp geworden war. „Und ich bezweifle, dass die Thalmor ihren Feldherrn entbehren, nur um uns eine neue Falle zu stellen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie mich bereits in ihrer Gewalt hatten, was sollten sie also noch mehr wollen? Außerdem…besitze ich etwas, was er um jeden Preis haben will. Und um es zu bekommen wird er uns bei meinem Plan helfen.“ Leise lachte Caracalmo und stützte die Unterarme auf dem Sattel ab, um sich bequem nach vorne beugen zu können. „Ich habe meine Abmachung bereits erfüllt.“, erwiderte er. „Ich habe euch aus eurem Käfig befreit.“ „Stimmt.“, sagte Kiiryolsah. „Und ihr werdet dafür ein Geheimnis von mir erfahren. Allerdings besitze ich mehr, als nur dieses eine. Wenn ihr die anderen wollt, müsst ihr dafür gegen euer eigenes Volk kämpfen.“ Wieder lachte Caracalmo, doch diesmal anerkennend. „Ihr seid verschlagen, für einen Bastard.“, bemerkte er und gab damit zugleich seine Zustimmung. Es machte ihm nichts die Thalmor zu verraten. Für Caracalmo zählte nur die Macht. Der Aldmeri-Bund war für ihn nur ein Mittel zum Zweck gewesen und wenn sein Schicksal nun von ihm verlangte, gegen ihn vorzugehen, so würde er dies ohne zu zögern tun. „Ihr habt euch verändert.“, bemerkte Hlofgar, überrascht von der plötzlichen Selbstsicherheit des Drachenblutes. „Ich…sage mir einfach immer wieder, dass ich gerade das tue, was ich am Besten kann.“, erwiderte Kiiryolsah und nun flackerte doch wieder etwas von ihrer alten Unsicherheit auf, die jedoch nach Hlofgars nächsten Worten sofort wieder verschwand und stattdessen von einem Lächeln ersetzt wurde. „Ihr kämpft.“ „Weil alles ein Kampf ist.“ Kapitel 17: Der Hinterhalt -------------------------- Der Pinsel, welcher das Schicksal auf die riesige Leinwand der Welt zeichnete, nahm einen neuen Schwenk. Tauchte schräg rechts hinunter und kreisend wieder aufwärts. Mischte helle Farbe in dunkle Flecken, ließ sie zerfasern und in weitere Farbkleckse übergehen und änderte das Bild Tamriels somit aufs Neue. Nicht viele konnten behaupten die Launen des Pinsels zu kennen und noch weniger konnten erahnen, welche Auswirkungen seine Bewegungen haben würden. Einige sahen jene Bewegungen im Traum oder riefen sie hervor indem sie sich in Trance begaben. Andere, wie der Aldmeri-Bund, versuchten sämtliche Möglichkeiten auf geistiger Ebene zu erfassen und sich für jeden Pinselschwenk einen Ausweg zurechtzulegen. Doch waren sie dazu wirklich in der Lage? Konnten sie sämtliche Vorgänge in Himmelsrand durchschauen und für sich beanspruchen? Oder waren selbst ihnen winzige Farbfaserungen entgangen? Entgangen, weil ihnen ihre Anwesenheit nicht bewusst war und sich ihnen erst zeigten, wenn das so friedliche Grün plötzlich im gefährlichen Rot erstrahlte. Doch welchen Weg das Schicksal auch immer nehmen mochte, momentan schien es lediglich dafür zu sorgen, dass die Sturmmäntel durch stetigen Nieselregen langsam durchweichten. Seit zwei Tagen ließ der graue Himmel das Wasser in winzigen Tropfen zu Boden fallen, wo es sich in sämtlichen Ritzen festsetzte, das Atmen in der feuchten Luft schwer machte und die Moral der Kämpfer drückte. Irgendwo schräg hinter sich, konnte Ulfric den halbgemurmelten Singsang eines Gebetes an Talos hören. Doch jener schien taub für ihre Bitten und Opfergaben geworden zu sein und nicht einmal der Priester wusste was sie noch tun sollten, damit sich das Blatt für sie wendete. Ein schmerzhaftes Ziehen in der Seite brachte Ulfric dazu seine Position zu ändern, um die Verletzung weniger zu belasten. Obwohl die Heiler mit ihrer Magie getan hatten, was sie konnten, hatte die Wunde zu eitern begonnen. Und wenn Ulfric eines nicht tun sollte, dann war es hier im Regen, in einem Graben zu hocken. Doch es kam für den Blonden nicht in Frage, im Bett zu bleiben. Die Sturmmäntel brauchten sein Thuum und sein Stolz verachtete jegliche Schwäche wegen einer läppischen Kriegsverletzung. Seit zwei Tagen hockten sie nun schon in ihrem eilig erbauten Hinterhalt. Auch wenn dies für einen Nord kein ehrenhafter Kampf war, für Talos würden sie diesen Weg gehen, um den verfluchten Hochelfen beizukommen. Nachdem Elisif die Liebreizende und eine nicht zu verachtende Anzahl weiterer Feiglinge, das Schlachtfeld verlassen hatten, war die Entscheidung darüber, was als nächstes zu tun war, sehr schnell gefallen. Ein jeder, der noch aufrecht stehen konnte, hatte mitgeholfen in aller Eile den Hinterhalt aufzubauen, in welchen man die Hochelfen hatte hineinlaufen lassen wollen. Doch bisher war ihr Angriff ausgeblieben und allmählich war es Ulfric genug. Die Moral der Leute hing sowieso schon tief genug. Sei es durch ihre hehren Verluste, dem feigen Abzug eines Teiles ihrer Mitkämpfer oder der scheinbaren Desertierung von Hlofgar Blutfang. Was sie brauchten waren Erfolge und das so schnell wie möglich. Das laute Scheppern einer Rüstung erklang, als sich Ulfric jemand näherte. Kurz darauf ließ sich ein nach Luft ringender Sturmmantel neben ihn in den Graben fallen. „Ich habe den anderen Jarl euren Vorschlag unterbreitet.“, berichtete er hastig. „Sie sind einverstanden.“ „Sehr gut.“, erwiderte Ulfric und zog seine Axt aus ihrer Rückenhalterung sowie das Signalhorn vom Gürtel und blies hinein. Es dauerte vielleicht zwei Augenblicke, dann stürmten die Nord mit Kampfgeschrei auf das Feld. Der aufgeweichte Boden erschwerte ihnen das Laufen, doch sie rannten unbeirrt weiter. Es galt nicht den Feind mit Schnelligkeit zu überraschen. Sie wollten ihn lediglich zu einem Angriff provozieren und dadurch in ihre Falle locken. Die ersten Sturmmäntel hatten bereits die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, doch auf der Seite der Hochelfen tat sich nichts. Der Aufmarsch der gegnerischen Armee blieb aus. Nach zweidrittel des Weges gingen zwei drei schlecht gezielte Pfeile auf sie nieder, welche sie jedoch leicht mit ihren Schilden abwehren konnten. Die Schritte der Soldaten wurden langsamer, als sie dem feindlichen Lager so nah waren, dass man die Verzierungen an den Zeltfahnen erkennen konnte und blieben schließlich gänzlich stehen als sie begriffen, dass nicht sie es gewesen waren, die einen Hinterhalt vorbereitet hatten, sondern ihre Gegner. Bis auf fünf Kaiserliche und einem Illusionisten war das Lager leer. Aus Rüstungsteilen und anderem Gerümpel hatte man Attrappen aufgestellt, sodass es mit Hilfe von Magie aus der Ferne wie eine Armee ausgesehen hatte. Die Attrappen mussten dann von Zeit zu Zeit von den Kaiserlichen bewegt worden sein, damit es so aussah, als würden die vermeintlichen Soldaten ihre Position verändern. Schützend hoben die Kaiserlichen ihre Schilde, während der scheinbar geschwächte Magier im Hintergrund blieb. Obwohl es aussichtslos war wollten sie kämpfen. Doch nichts könnte ein größerer Fehler sein, als gegen einen Nord zu kämpfen, der wütend darüber war, dass man ihn zum Narren gehalten hatte. „Was ist die Musik des Lebens?“ Die Stimme, zu wem auch immer sie gehören mochte, flüsterte die Frage zischend und rau. Ihr Klang jagte nicht nur Hlofgar einen Schauer über den Rücken und das obwohl er genügend Draugr begegnet war um sich nicht mehr allzu leicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Lediglich das Drachenblut wirkte vollkommen unbeeindruckt und beantwortete die Frage mit ‚Still, mein Bruder’. Geräuschlos schwang die steinerne Tür mit ihrem rot leuchtenden Totenkopf im Zentrum daraufhin auf und gab den Blick auf einen dunklen Gang frei. „Der Schutzzauber ist noch aktiv, obwohl die Zuflucht aufgegeben wurde?“, erkundigte Hlofgar sich und er, Tjorben, Fimmion und Caracalmo folgten dem Drachenblut ins Innere. Die Augen des Letzteren glühten förmlich vor Neugierde und er drängte sich nach vorne, um mehr sehen zu können. Hlfogar traute dem Hochelfen noch weniger, als Tjorben und Fimmion. Da konnte der Rothaarige noch so offensichtlich zu Talos beten, in Hlofgars Augen würde er sich von seinen Taten nicht reinwaschen können. Und was Caracalmo betraf, das Drachenblut verdankte ihm wohl oder übel seine Freiheit und musste ihn daher mitnehmen. Doch ob es eine so gute Idee war ihren mehr als verwegenen Plan auf dessen Wahnsinn aufbauen zu lassen? Andererseits jedoch, was blieb ihnen schon für eine Wahl? „Deshalb habe ich den Ort als unser Versteck ausgewählt.“, sagte Kiiryolsah schließlich auf Hlofgars Frage hin und holte ihn somit aus seinen Gedanken. „Selbst, wenn sie uns entdecken sollten, ohne die richtige Antwort werden sie die Zuflucht nicht betreten können.“ Erneut warf Hlofgar einen misstrauischen Blick zu seinen Begleitern hinüber. Er würde sich seiner Sache sicherer fühlen, wenn sie nicht die richtige Antwort auf die Frage kannten. Sein einziger Trost war, dass Kiiryolsah ihren untoten Begleiter losgeschickt hatte, um Ulfric und seinen Männern Bescheid zu geben. Sie sollten so schnell wie möglich nach Falkenring nachkommen. „Auch wenn dieser Ort aufgegeben wurde, er ist noch immer von dunkler Magie, mächtiger Magie durchdrungen.“, sagte Caracalmo und erschauerte ehrfürchtig. „Irgendetwas ist nicht erfreut darüber, dass wir hier sind.“ „Ja, das ist es allerdings nicht.“, stimmte Kiiryolsah dem leise zu und entzündete eine Fackel, damit sie mehr sahen. Viel hatte sich seit ihrem letzten Besuch hier nicht verändert. Der Brandgeruch hing noch immer schwer in der Luft. Der Boden war mit pulvriger Asche bedeckt, welche leicht aufwirbelte, als sie durch die Räume gingen, gab den Blick auf blanke Schädel und rostige Schwerter frei. „Hier drüben ist der Kochbereich.“, erklärte die Dunmer. „Der Kessel scheint noch ganz in Ordnung zu sein. Wenn wir die Holzreste zusammenlegen könnten wir ein Feuer entzünden. Die Betten werden wohl nicht mehr brauchbar sein, wir werden mit dem Boden vorlieb nehmen müssen.“ Im nächsten Moment begriff sie, was sie da gerade sagte und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Wenn sie nicht besser aufpasste, würde man schnell dahinter kommen, warum sie wirklich die Losung für die Zuflucht kannte. Als sie sich jedoch langsam zu ihren Begleitern umdrehte, stellte sie fest, dass sie sich wohl umsonst Sorgen gemacht hatte. Tjorben, motiviert zu beweisen, dass er tatsächlich auf ihrer Seite stand, nahm bereits die Überreste eines Regals auseinander, um ein Feuer daraus entfachen zu können. Fimmion half ihm, schien jedoch mit seinen Gedanken nicht wirklich bei der Sache zu sein. Und Hlfogar war dabei mit Argusaugen Caracalmo zu beobachten, welcher fast schon mit der Faszination eines Kindes die Überreste des Buntglasfensters betrachtete, hinter der einst die Kammer der Mutter der Nacht gelegen hatte. Erleichtert ließ Kiiryolsah die Hand wieder sinken und schloss stattdessen die Augen für ein stummes Gebet. Dem Schreckensvater gefiel nicht, was sie tat. Zuerst blieb sie ihrer Aufgabe fern, dann holte sie Fremde in die Zuflucht. Was sie nicht bedacht hatte, als sie losgezogen war um den Tod Paartuhrnax’s zu rächen, war, dass man sich mit dem Schreckensvater besser nicht anlegte. Sie konnte nur hoffen, dass ihr geplantes Opfer, ihn für geraume Zeit besänftigen würde. Einen Schrei, mehr hatte es nicht gebraucht. Das Fus Ro Dah war schneller gekommen, als die sechs verbliebenen Kämpfer überhaupt darüber nachdenken konnten sich dagegen zu wehren oder in Deckung zu gehen. Seine Wut hatte sie den halben Weg entlang geschleudert, von wo sie von den Sturmmänteln einfach nur noch aufgesammelt werden mussten. Der Magier hatte daraufhin kurzerhand seinen Dolch hervorgezogen und sich mit einem lauten „Für den Aldmeri-Bund“ selbst die Kehle durchgeschnitten. Zwei weitere versuchten seinem Beispiel zu folgen, von denen einer derzeit noch von den Heilern behandelt wurde. Der Vierte im Bunde war du um einiges Entgegenkommender gewesen. Er hatte vor ihnen freiwillig alles zu erzählen, was er wusste, im Tausch für den Schutz vor der Rache seiner Herren. Umso enttäuschender war es jedoch, dass das Wissen dieses Mannes nicht wirklich hilfreich war. Er kannte die Pläne der Thalmor nicht, hatte lediglich mitbekommen, dass sie sich in mehrere Truppen aufgeteilt hatten und in verschiedenen Richtungen das Lager verlassen hatten. Seine Aufgabe und die seiner Begleiter war es, die Nord so lange wie möglich mit der Täuschung hinzuhalten. „Und das ist wirklich alles, was du weißt?“, hakte Ulfric mit drohendem Unterton nach. „Wenn ja, dann bedeutet dein Wissen nichts und damit ist auch dein Leben wertlos.“ Erschrocken weiteten sich daraufhin die Augen des Gefangenen und der Nord konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf zu arbeiten begann. Verzweifelt damit beschäftigt irgendwie sein Leben zu retten, würde er ihm alles liefern, was er glaubte hören zu wollen. Und damit war er nutzlos geworden. Und dennoch, auch wenn es prinzipiell nichts war, was der Kaiserliche ihnen verraten hatte, eine Sache machte Ulfric Sorgen. Die Armee hatte sich aufgeteilt und war in verschiedene Richtungen gegangen. Dieses Vorgehen passte auf erschreckende Weise zu Elisifs Vermutung, welche von ihm und den anderen Jarl nur belächelt worden war. „Was ist mit den Drachen?“, warf Sorli die Erbauerin ein. „Ich denke nicht, dass sie eurer Armee gefolgt sind. Ein solch gewaltiges Wesen kann man nicht einfach mit einem Illusionszauber tarnen.“ „Dazu weiß ich was.“, erwiderte der Gefangene sofort und auf seiner Miene erschien Erleichterung darüber nun doch noch etwas Nützliches beitragen zu können. „Ich war zwar nicht selbst dabei, aber es hat sich schnell verbreitet, dass es zum Streit zwischen den Drachen und den Thalmor kam. Die Drachen fühlten sich betrogen, da ihnen das Drachenblut nicht ausgehändigt wurde, wie es abgesprochen gewesen war. Sie verließen uns daraufhin wütend und lösten die mit den Elfen getroffene Abmachung auf.“ „Ich wette, dass sie auf der Suche nach dem Drachenblut sind.“, sagte Vignar Graumähne. „Vermutlich hatten sie sich nur deshalb mit den Hochelfen verbündet, sie wollten das geschwächte Drachenblut, um es vernichten zu können.“ „Und das hinterhältige Spitzohrenpack hat sie hereingelegt.“, folgerte Ulfric weiter. „Sie wollen es als Waffe einsetzen, um die Drachen zu vernichten. Damit nichts und niemand ihrer Herrschaft mehr im Wege steht.“ „Und sie glauben ernsthaft, dass ihnen das Drachenblut gehorcht?“, fragte Skald der Ältere ungläubig. „Auch wenn sie ein Dunmerbastard ist, wir haben gesehen, wie sie kämpft. So jemand lässt sich nicht so einfach von den Thalmor befehligen.“ Ulfric wollte dem zunächst widersprechen, ließ es dann aber. Aus eigener Erfahrung wusste er nur zu genau, wozu der Aldmeri-Bund fähig war. Unbewusst griff Ulfric an seinen Unterarm, wo sich einst die Kettenglieder so tief in sein Fleisch gebohrt hatten, dass er noch heute die Narben davon trug. Damals, als er noch nicht Jarl von Windhelm gewesen war, noch vor seiner Befreiung von Reach, als er ein Gefangener der Thalmor gewesen war. „Jarl von Himmelsrand! Jarl von Himmelsrand!“, rief eine gehetzte Stimme aufgeregt, ehe die dazugehörige Person in das Zelt gestürmt kam. „Das Drachenblut…“, keuchend brach der Nord ab um nach Luft zu schnappen, doch weitere Worte waren auch gar nicht nötig. Denn jener durchscheinende Geist mit seiner langen Kutte, war als der Begleiter des Drachenblutes inzwischen wohl bekannt. „Ich bringe Nachricht vom Drachenblut und von Hlofgar Blutfang.“, begann Lucien tonlos und ein aufatmendes Gemurmel ging durch die Reihen, welches vor allem der Tatsache galt, dass Hlfogar sie doch nicht im Stich gelassen hatte. „Um die Thalmor mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, müsst ihr sofort nach Falkenring aufbrechen.“ Feuchter roter Schimmer lag auf der Asche, wo sie vom Blut durchtränkt worden war. An jener Stelle, wo einst der Sarg der Mutter der Nacht gestanden hatte. /Ich werde bald zurückkehren, liebste Mutter./, versprach Kiiryolsah stumm, während sie einen Verband um ihren Arm wickelte, um die Blutung zu stoppen. Sie hoffte, dass die Mutter der Nacht ihr Opfer annahm und ihrer Zuhörerin noch etwas Zeit gewährte. Einen Moment noch blieb die Schwarzhaarige am Boden knien, als erwarte sie ein Zeichen, ehe sie sich erhob und den Raum verließ. Ihr Weg führte sie durch die toten Gänge, hinüber zu dem Teil, welcher einst Astrid gehört hatte. Wie von selbst wanderten Kiiryolsahs Augen zu der Stelle, an welcher sie damals die verkohlte, halbtote Frau gefunden hatte. Jetzt waren nur noch ihre Knochen übrig geblieben. Der Schädel war zertrümmert, vermutlich eine späte Rache von Babette oder Nazir für ihren Verrat. Ob es Kiiryolsah wohl eines Tages auch so ergehen würde? Sie hatte sich der Dunklen Bruderschaft nie aus Überzeugung angeschlossen. Umso verwunderlicher war es, dass ausgerechnet sie als Zuhörerin erwählt worden war. Damals war es der Dunmer egal gewesen, ob sie sich einer Gemeinschaft anschloss, der sie selbst nach ihrem Tod noch treu würde dienen müssen. Selbst das Töten Unschuldiger hatte ihr nichts ausgemacht. Schließlich hatte sie jahrelang getötet, um zu überleben. Was machte es da, wenn sie auch weiterhin mordete? Und nun…nun erschien ihr der Preis für das, was sie eigentlich hier gewollt hatte, fast schon zu hoch. Denn ihr Ziel hatte sie nicht erreicht. Langsam fuhren ihre Finger an den Regalen entlang, zogen schließlich eines der Bücher hervor und schlugen es vorsichtig auf. Mit einem fast lautlosen Rascheln lösten sich die zu Ascheflocken verbrannten Seiten aus dem Buchrücken und segelten langsam zu Boden. Die Antworten auf Kiiryolsahs Fragen, wenn es sie denn in diesen Büchern gegeben hätte, waren damit nun gänzlich verloren. Finger wischten durch die Asche und blaue Augen verengten sich, als sie das frische Blut daran kleben sahen. Es schien ganz so, als hätte Hlofgar doch gut daran getan, die wenigen Stunden bis zur Nacht nicht für den Schlaf zu nutzen. Mal davon abgesehen, dass er sowieso nicht wirklich zur Ruhe gefunden hätte. Es war ganz so, wie Caracalmo es gesagt hatte. Etwas Böses wohnte an diesem Ort und es duldete ihre Anwesenheit nicht. Und nun wo Hlofgar das Blut gefunden hatte, fragte er sich, ob es auf die Kappe von einem der Ihren ging oder ob noch jemand anderes sein Unwesen hier trieb. Doch was auch immer es war, Tatsache war und blieb, dass außer Tjorben niemand mehr geschlafen hatte, als Hlofgar erwacht war. Es war dem Nord ein Rätsel, wie Kiiryolsah einfach auf die Treue von Caracalmo, Fimmion und Tjorben bauen konnte. Niemand von ihnen war ein ehrbarer Kämpfer und schon gar nicht ein Freund von Talos. Hlofgar wusste, dass er anfangs genauso über das Drachenblut gedacht hatte und vermutlich lag genau hier das Problem. Wie die Dunmer waren sie Fremde in einem Land, wo allein ihr Äußeres dafür reichte, um dafür misstrauisch beäugt zu werden. Um nicht ebenfalls zu den Menschen zu gehören, welche sie wegen ihrer Abstammung missachteten, konnte Kiiryolsah ihre Meinung nur nach den jüngsten Taten ihrer neuen Begleiter richten. Und diese sprachen leider mehr für als gegen sie. Und dennoch: Es war und blieb ein Bosmerpfeil, welcher das Drachenblut vergiftet hatte. Und wo er gerade an die Waldelfen dachte, der Blonde hatte einen der Bettflüchtigen entdeckt, nachdem er den Raum mit dem Blut wieder verlassen hatte. Fimmion kauerte im Schatten verkohlter Holzplatten, sah sich dabei immer wieder um und wühlte hastig in seinen Taschen. /Ich wusste es./, dachte Hlofgar und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Auch wenn er nicht wusste, was Fimmion plante, er würde ihn auf gar keinen Fall zum Zug kommen lassen. Entschlossen schritt er auf den Elfen zu, gab sich keinerlei Mühe sein Kommen zu verheimlichen. Was sollten Fimmion schließlich schon für Fluchtmöglichkeiten bleiben? Fimmion hörte die sich nähernden Schritte und als er sich umwandte weiteten sich seine Augen erschrocken, als er Hlofgar entdeckte. Dann aber tat er etwas, womit Hlofgar nicht gerechnet hatte. Fimmion hob den Finger an die Lippen um dem Nord zu bedeuten leise zu sein und winkte ihn zu sich heran. Im ersten Moment verdutzt verlangsamte Hlofgar seine Schritte, ehe er sich misstrauisch zu dem Waldelfen gesellte. Er bereute es sofort seine Axt beim Schlafplatz gelassen zu haben, auch wenn die Waffe in den schmalen Gängen eher hinderlich als hilfreich war, sollte es zu einem Kampf kommen. Fimmion sagte nichts, nachdem Hlofgar ihn erreicht hatte, sondern deutete nur um die Ecke und drückte sich näher an die Wand, um dem Blonden platz zu machen. Hlofgar fixierte ihn zunächst misstrauisch, dann aber richtete er seine Augen auf jene Stelle, die Fimmion anscheinend beobachtet hatte. Man hatte von diesem Punkt aus einen guten Blick auf den Eingang in die Zuflucht mit der im dumpfen rot leuchtenden schwarzen Tür. Kurz musste Hlofgar dabei an die ebenfalls im dumpfen rot pulsierende schwarze Rüstung des Drachenblutes denken, vertrieb den Gedanken daran aber sogleich wieder. Stattdessen richtete er sein Augenmerk auf jene Person, die vor der Tür stand. Caracalmo Der Hochelf musterte die Tür eingehend, trat von ihr zurück und wieder an sie heran, begann dann den Stein mit den Händen abzutasten. „Das tut er schon seit einer Weile.", murmelte Fimmion dicht an Hlofgar Ohr. „Aber ich habe keine Waffe bei mir, sonst hätte ich ihn längst aufgehalten." Hlofgar nickte, zum Zeichen, dass er verstanden hatte. Bei der mächtigen Magie, welche die Hochelfen befehligten, war es kein Wunder, dass Fimmion lieber in Deckung blieb, anstatt lautstark auf sich aufmerksam zu machen. Doch dagegen wusste Hlofgar Abhilfe zu verschaffen. Lautlos hob er einen am Boden liegenden Stein auf und nahm Maß. Caracalmo betastete noch immer die Tür, nahm wohl aber das Luftrauschen war, als sich der geworfene Stein näherte. In einer fließenden Bewegung wandte sich der Thalmor um und hob die Hände, welchen einen Zauber zu weben begannen. Kapitel 18: Wer ist Freund und wer ist Feind? --------------------------------------------- Doch Caracalmo kam nicht mehr dazu seinen Zauber zu vollenden. Mit einem dumpfen Schlag stieß der Stein mit der Schläfe des Hochelfen zusammen, welcher daraufhin bewusstlos auf dem Boden zusammenbrach. Sofort sprang Hlofgar aus seiner Deckung und lief zu Caracalmo hinüber. „Euren Gürtel Fimmion, schnell.", verlangte Hlofgar und löste bereits seinen eigenen um ihn als provisorische Fessel für den Verräter nutzen zu können. „Was tut ihr da?" Hlofgar hielt nur kurz in seinem Tun inne, als er die Stimme des Drachenblutes hörte und warf ihm einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder darauf konzentrierte Caracalmo zu verschnüren. „Den Verräter fesseln.", erklärte er. „Er versucht die Tür zu manipulieren. Aber wir konnte ihn aufhalten, bevor er Schaden anrichten konnte.“ Kiiryolsah antwortete ihm nicht sofort, sondern beobachtete zunächst, wie Hlofgar zu den Händen nun auch die Füße des Hochelfen fesselte. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum Caracalmo sie verraten sollte. Selbst wenn er seinen Wahnsinn wirklich nur gut geschauspielert haben sollte, er war der Feldherr. Würden die Aldmeri ihn opfern? Und wenn ja, wozu? Sie hatten sie bereits gefangen gehabt, wozu also wieder befreien? „Hlfogar, das ergibt keinen Sinn.“, sagte sie daher und trat näher an den Blonden heran. „Er hat keinen Grund uns zu verraten.“ „So? Dann haben ich und Fimmion also nur geträumt, was wir gesehen haben?“, fragte der Nord angriffslustig, überprüfte ein letztes Mal den Sitz der Fesseln und erhob sich dann, drehte sich dem Drachenblut zu. Jenes schüttelte sogleich einlenkend den Kopf. „Nein, das will ich euch auch gar nicht unterstellen.“ „Vergesst nicht, dass die Thalmor ein hinterhältiges Pack sind. Da ist es ganz normal, dass sie merkwürdige Wege nehmen.“ „Schon, aber…“ begann Kiiryolsah, brach dann aber seufzend ab. Sie hatte schon einmal versucht mit dem sturen Nord zu diskutieren. Damals hatte es damit geendet, dass die Daedra ihrer Rüstung fast auf ihn losgegangen wären. Außerdem, was machte es schon, wenn Caracalmo in Fesseln lag? Ihren Plan würde sie auch ohne ihn fortführen können. Es hätte es andernfalls nur leichter gemacht. „Also gut. Aber wir werden ihn verhören, wenn er wieder bei Bewusstsein ist.“ „Meinetwegen.“ Mit einem Schulterzucken stimmte Hlofgar dem zu und trug dann gemeinsam mit Fimmion den Gefesselten zu ihrem Lager zurück. „Er hat einen Schlaf wie ein Toter“, bemerkte Hlofgar, als er feststellte, dass Tjorben noch immer schlief und dabei leise vor sich hin schnarchte. „Wenn man seinen Gott verraten hat, dann kann man wohl selbst an einem Ort wie diesem hier schlafen.“, erwiderte Fimmion daraufhin. „Nun, zumindest wird er dann morgen Früh ausgeruht sein.“, sagte Hlofgar lediglich, darauf konzentriert seine aufkommende Wut über die ausgelöschten Talostempel zu unterdrücken. „Caracalmo wird wohl als Lockvogel wegfallen.“ Bei diesen Worten wandte sich Hlofgar um, in die Richtung in der er das Drachenblut vermutete. Nur um festzustellen, dass ihnen jenes gar nicht gefolgt war. Irritiert runzelte Hlofgar die Stirn. Wollte die Dunmer selbst überprüfen, ob Caracalmo auch wirklich keinen Schaden angerichtet hatte? Dabei konnte doch nach ihrer eigenen Aussage nur die richtige Losung die Tür öffnen. „Soll ich das Drachenblut suchen?“, bot Fimmion an, dem das Fehlen Kiiryolsahs ebenfalls aufgefallen war. „Nein, ich gehe schon.“, lehnte Hlofgar ab und erhob sich. Zunächst schien es, als wolle Fimmion noch etwas sagen, entschied sich dann doch aber anders und ließ sich stattdessen auf seinem Lager nieder, um ein paar Stunden Schlaf zu finden. Kiiryolsah hatte sich wieder in den Raum zurückgezogen, in welchem sie auch schon gewesen war, bevor der Lärm auf dem Gang sie herausgelockt hatte. Vor ihr auf dem Tisch stapelten sich einige Bücher, doch keines von ihnen gab Antwort auf ihre Fragen. Zumindest keines von denen, welches sich noch lesen ließ. /Ich hätte Astrid damals um Einsicht in die Bücher bitten sollen./, ärgerte sich die Dunmer stumm, dabei die Aschekrumen an ihren Fingern betrachtend. Nun stand sie endgültig vor dem Nichts. Die alten Aufzeichnungen waren ihre letzte Hoffnung gewesen, doch sie waren dahin, für immer verloren. Die letzte Spur war ausgelöscht und Kiiryolsahs Taten waren umsonst gewesen. Das Schwarz an ihren Fingern schien noch finsterer zu werden, breitete sich aus, hüllte den Raum ein und sog Kiiryolsah in ein bodenloses Loch. So leer und bedeutungslos, wie sie selbst es auch war. Es war der Elfe egal. Sollte die Finsternis sie verschlingen, es war genauso gut, als wenn sie wie zuvor weitermachen würde. "Kiiryolsah?" Jemand rief ihren Namen. Die Dunmer kannte die Stimme, auch wenn sie ungewohnt sanft war. Wärme berührte ihre Schulter, breitete sich von dort explosionsartig in ihrem gesamten Körper aus und holte sie somit aus der Finsternis zurück. Hlofgar stand neben ihr, doch seine Gesichtszüge waren merkwürdig verschwommen. Erschrocken stellte Kiiryolsah fest, dass es daran lag, dass sie weinte und wich auf ihrem Stuhl ein Stück von Hlfogar zurück, entzog sich damit der wärmenden Hand und wischte sich hastig über das Gesicht, um die Tränen zu vertreiben. "E-entschuldigt, ich hab euch gar nicht kommen gehört.", stotterte Kiiryolsah und versuchte sich an einem halbwegs glaubwürdigen Lächeln, ehe sie den Blick auf den Tisch senkte, sofort fielen ihr die langen schwarzen Haare ins Gesicht, welche sie diesmal nicht geflochten hatte. So konnte Hlofgar zumindest ihr nun grausiges Gesicht nicht mehr sehen. Mit den verheulten Augen und den Ascheflecken auf ihrer Haut, welche von ihren Fingern abgefärbt hatten, als sie versucht hatte die Tränen wegzuwischen. Der Nord aber sagte nichts. Er zog sich lediglich einen noch halbwegs brauchbaren Stuhl heran und nahm auf diesem Platz, die Augen abwartend auf das Drachenblut gerichtet. Anscheinend wartete er darauf, dass es ihm sein Verhalten erklärte. Allmählich verstand Kiiryolsah den Blonden nicht mehr. Sie dachte er würde sie verachten und dennoch saß er nun hier, anstand mit einer abfälligen Bemerkung sogleich wieder zu verschwinden. Zögerlich wandte die Schwarzhaarige ihm wieder ein Stück weit den Blick zu. Zunächst ruhten ihre Augen nur auf den Armbändern aus Zähnen, bevor sie es doch wagte den Blick weiter hinauf wandern zu lassen. Hlofgars Mimik war vollkommen ruhig. Selbst, als sich ihre Blicke trafen änderte sich nichts, wurde nicht fordernd oder gar genervt. Es war diese Tatsache, welche Kiryolsah schließlich den Mut gab zu Reden. "Ich...beneide euch.", sagte sie schließlich leise, woraufhin Hlofgar fragend eine Augenbraue nach oben zog. "Eure Familie...auch, wenn sie tot ist, ihr habt sie gekannt. Ihr wisst wer sie waren und wer ihr seid. Ihr wisst, für wen ihr kämpft, für wen ihr lebt. Und das kann euch niemand nehmen." Holofgars Miene wurde nachdenklich und sein Blick musterte die gestapelten Bücher nun genauer. Dann glättete sich sein Gesicht wieder, als er zu verstehen schien und er wandte sich wieder Kiiryolsah zu. "Eure Familie wurde von der Bruderschaft vernichtet.", sagte er feststellend. "Ja.", sagte Kiiryolsah leise, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ihre Eltern waren nicht von Auftragsmördern umgebracht worden und dennoch war die dunkle Bruderschaft für ihren Tod verantwortlich. "Es ist nicht eure Familie, die darüber entscheidet, wer ihr seid.", berichtigte Hlofgar sie. "Sie entscheidet vielleicht darüber wo ihr herkommt, aber für alles weitere seid ihr selbst verantwortlich." "Das zu sagen, fällt euch leicht.", erwiderte Kiiryolsah bitter. "Ihr hattet ja eure Familie. Außerdem, es ist ja nicht so, als ob ich nicht versucht hätte mein eigene Familie zu gründen. Aber wenn ihr damals auch in Einsamkeit nach mir gesucht habt, dann wisst ihr sicherlich, wie das ausgegangen ist." "Ihr gebt zu leicht auf, das ist euer Problem.", warf Hlofgar ihr vor und die alte Schroffheit kam wieder in seiner Stimme durch. "Sobald ihr einen Rückschlag erhaltet, verkriecht ihr euch sofort wieder in euer Schneckenhaus." Bei dieser Bemerkung blitzten Kiiryolsas Augen wütend auf. „Ich gebe also leicht auf, ja? Ihr habt doch absolut keine Ahnung, warum ich so bin. Soll ich es euch sagen? Meine Adoptivfamilie ließ mich fallen, als sie feststellten, dass ich ein Bastard bin. Mein Meister, der mich an ihrer statt dann aufzog, starb, als uns die Argonier überfielen. Sorex wurde zu einem Ungeheuer, kaum dass wir geheiratet hatten, Paarthurnax der mir ein Freund geworden war, wurde von seinen Artgenossen gerichtet und der einzige Grund, warum Lucien mir folgt ist der, dass es seine Pflicht ist.“, zählte die Dunmer auf. „Ich habe nichts mehr, als die Frage danach, wer ich eigentlich bin. Fast 180 Jahre lang hab ich Cyrodiil nach den wenigen Hinweisen abgesucht, die ich hatte. Die Spur führte mich hierher nach Himmelsrand, wo sie dank des Feuers nun für immer verloren ist. Genauso verloren, wie alles andere. Aber ich weiß, was ihr sagen wollt. Dass ich das Drachenblut bin, dass ich Ruhm und Ehre erlangt habe. Das mag vielleicht euch starrköpfigen Nords reichen, aber mir nicht. Ich will diesen Ruhm nicht! Er ist mir gleichgültig. Ich will…“ Kiiryolsah sprach nicht mehr weiter. Sie hatte sowieso schon zu viel von sich preisgegeben, da musste sie Hlofgar nicht noch mehr erzählen. Darüber, dass sie einfach nur jemanden wollte, der sie mochte. Ganz gleich, ob es ihr zustand oder nicht. Sie wollte nicht länger allein sein. Hlofgar schwieg. Er hatte keine Ahnung, was er der Elfe antworten sollte. Doch allmählich begriff er, dass es mehr als nur eine alte Schuld war, weswegen Kiiryolsah so war, wie sie war. „Ihr habt immer noch euch selbst.“, sagte er schließlich nach einer Weile, was die Schwarzhaarige jedoch nicht wirklich tröstete. Sie lächelte traurig und schüttelte dann ihren Kopf. „Leider, stimmt nicht mal das.“, sagte sie leise. „Fragt nicht nach dem Warum, denn darauf kann und darf ich euch keine Antwort geben.“ „Ihr seid eine ziemlich verdrehte Person. Was in eurem Leben stimmt eigentlich?“, fragte Hlofgar alles andere als aufbauend, doch allmählich war er mit seiner Weisheit am Ende. Da half es ihm noch nicht mal weiter, dass er nicht einmal mehr wütend auf das Drachenblut sein konnte. Zunächst erwiderte Kiiryolsah nichts, da sie keine Antwort darauf wusste. Dann aber, als sie genauer darüber nachdachte, kam ihr der richtige Gedanke. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, als sich ein Lächeln auf ihnen bilden wollte und die bis eben gesenkten Augen, richteten sich nun wieder auf Hlofgar. „Ihr.“, sagte sie schließlich. „Ihr stimmt in meinem Leben. Ihr habt mich verachtet und dennoch kümmert ihr euch um mich. Euretwegen war ich bereit von meinen vergangenen Taten loszulassen. Und vielleicht kann ich auch irgendwann akzeptieren, dass ich nie herausfinden werde, wer meine Familie war. Danke, Hlofgar.“ Perplex erwiderte Hlofgar den Blick der Elfe. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. „Ich habe nichts getan, was euren Dank rechtfertigen würde.“, versuchte er schließlich ihre Worte abzutun, doch damit war Kiiryolsah nicht einverstanden. „Ihr habt mit mir gesprochen. Ihr habt trotz eures Hasses versucht mich zu verstehen. Dafür kann ich euch gar nicht dankbar genug sein.“ „Nun, wenn es euch geholfen hat…“, murmelte Hlofgar, da er nichts anderes mehr zu erwidern wusste und erhob sich von seinem Platz. Er musste weg, fort den roten Augen, die ihn mit so viel Wärme ansahen. Der Blonde durfte nicht vergessen, warum er eigentlich hier war, warum er wirklich das Drachenblut zurückholen wollte. Leise klackerten die Knochen der Armbänder aneinander, als sich Hlfogar entfernen wollte, wodurch er wieder das Bild seines Sohnes vor Augen hatte. Ja, das war der Grund, warum er kämpfte. Und dennoch konnte der Blonde sich nicht dagegen wehren, Kiiryolsah noch einen letzten Blick zuzuwerfen. Hastig wandte die Elfe daraufhin ihr Gesicht ab, doch es war nicht schnell genug gewesen, als dass es Hlfogar entgangen hätte sein können, dass sie sein plötzliches Weggehen verletzt hatte. Es ließ den Blonden zögern. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder, da er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte um sein Verhalten zu erklären. Zumindest auf eine Weise, welche das Drachenblut nicht noch mehr verletzte. „Kiiryolsah.“, begann er schließlich sanft, doch ein anderes Geräusch hielt ihn davon ab weiter zu reden und ließ ihn stattdessen in Richtung Gang herumwirbeln. Auch wenn scheinbar versucht wurde das Geräusch zu dämpfen, es war trotz allem noch immer laut genug gewesen, um gehört zu werden. Stein schliff über Stein und der Wind trug das Gezwitscher von Vögeln ins Innere der Zuflucht. „Wie kann das sein?“, fragte Kiiryolsah fassungslos. „Man kann die Zuflucht nicht ohne die Losung betreten.“ Sie sprang von ihrem Platz auf und tastete instinktiv nach ihrem Schwert nur um festzustellen, dass sie es bei ihrem Schlafplatz gelassen hatte. Also beschwor sie stattdessen einen Feuerball hervor und machte sich dazu bereit ihn auf potenzielle Eindringlinge zu schleudern. Für Hlofgar sah es da schon schlechter aus. Ohne seine Axt war er gänzlich unbewaffnet. Eilig durchsuchte er den Raum mit den Augen, auf der Suche nach einem provisorischen Ersatz, fand jedoch nur ein halb verkohltes Stuhlbein. „Ihr werdet mir Deckung geben müssen, damit ich zu den anderen vordringen kann.“, sagte Hlofgar widerwillig und mit gekränktem Stolz. Mit dem Stück Holz in seiner Hand kam er sich wie ein läppischer Bauer vor. Kiiryolsah nickte zum Zeichen, dass sie einverstanden war und sprang dann nach vorne, hinaus auf den Gang. Sogleich flogen ihr unzählige Blitze entgegen, die sie jedoch mit ihrem Magieschild abwehren konnte und somit Hlofgar die Möglichkeit gab hinter ihr tiefer in die Zuflucht zu gelangen. Ohne zu zögern erwiderte Kiiryolsah den Angriff mit einer Flammensalve. Ihr Thuum wollte sie vorerst noch aufsparen bis sie wusste, mit wem genau und wie vielen sie es zu tun hatte. Hlofgar rannte unterdessen zum Lagerplatz zurück, wo sich ihm ein überraschendes Schauspiel bot. Caracalmo musste es irgendwie gelungen sein sich zu befreien, denn er stand angriffsbereit im Raum. Blitze umspielten seine Hände, welche drohend in Richtung Fimmions zeigten. Jener wich langsam vor dem Hochelfen zurück, dabei nervös einen Dolch in seinen Händen haltend. Sein Bogen lag unweit von ihm auf den Boden, zerbrochen und rauchend. Caracalmo musste die Waffe mit seiner Magie zerstört haben. Tjorben lag neben seiner Schlafstatt auf dem Boden, wo ihm das Blut übers Gesicht lief. „Helft mir!“, rief Fimmion, als er den Nord entdeckte. Seine Stimme klang schrill und fast schon panisch. Der Elf war es gewohnt aus dem Hintergrund zu agieren und mit seinem Bogen gezielt Pfeile in die Schwachpunkte seiner Gegner zu setzen. In einem offenen Kampf war er hoffnungslos verloren. „Er hat sich irgendwie befreit und dann Tjorben erschlagen.“ Caracalmo erwiderte auf die Anschuldigung hin nichts, doch sein Mund verzog sich zu einer missbilligenden dünnen Linie. Es schien nicht so, als würde er sich mit Erklärungen aufhalten sondern lieber Taten sprechen lassen wollen. Er richtete einen seiner Arme weg von Fimmion und stattdessen auf Hlofgar und sandte ihm seine Magie entgegen. Geschickt wich Hlofgar dem Angriff aus, indem er sich zur Seite warf und über die Schulter abrollte um sogleich wieder auf die Beine zu kommen. „Steht da nicht so rum wie eine Zielscheibe, bewegt euch!“, rief Hlofgar dem Waldelfen zu und brachte sich hinter einem Regal vor einem weiteren Angriff in Deckung. Er musste es nur nah genug an Caracalmo heranschaffen, um seine körperliche Überlegenheit ausspielen zu können. Die Magier welche sie angriffen, waren nicht jene, die Kiiryolsah während ihrer Gefangenschaft begleitet hatten. Sie mussten zu jenen gehören, die in Falkenring stationiert waren. Doch auch ihnen hätte es nicht möglich sein können, die Zuflucht zu betreten. Wie ein nie enden wollender Strom erschienen immer wieder neue Kampfmagier im Eingang, stiegen ungerührt über ihre gefallenen Kameraden hinweg, um sich Kiiryolsah entgegen zu stellen, der allmählich das Mana ausging. Normalerweise waren lange Kämpfe kein Problem für sie. Doch normalerweise konnte sie auch noch auf ein Schwert sowie einen Vorrat an Tränken zurückgreifen. Nun hatte sie nichts davon und verprasselte einen Großteil ihrer Magie auch noch für ein Schild, um sich vor den heftigen Blitzangriffen zu schützen. Schließlich öffnete Kiiryolsah den Mund, um ein rettendes Thuum entstehen zu lassen, nicht ahnend, dass es genau das war, worauf die Thalmor gewartet hatten. Eine Glasflasche flog in ihre Richtung und zerschellte vor der Elfe auf dem Boden. Sofort stiegen aus seinem Inneren rötlichbraune Dampfschwaden empor, welche den engen Gang in windeseile vollständig ausfüllten. Der Rauch gelang in Kiiryolsahs Lunge und sofort begann ein Hustenreiz sie zu schütteln, machte es ihr unmöglich ihr Thuum einzusetzen. Blind stolperte sie zurück, warf auf gut Glück Feuerbälle in Richtung Eingang, um die Hochelfen irgendwie auf Abstand zu halten. Sie musste dringend zum Lager, auch wenn sie dadurch die anderen in Gefahr brachte, aber ohne Tränke würden sie allesamt verloren sein. /Jetzt hab ich dich!/, dachte Hlofgar und mit einem Kampfschrei unterwanderte er Caracalmos Zauberarm und stieß ihm von unten das Stielende, welches zwischen den beiden Axtblättern saß, mit einer solchen Wucht unters Kinn, dass es den Hochelfen von den Füßen holte. Sofort setzte Tjorben, der inzwischen wieder zu sich gekommen war, ihm nach und hielt dem am Boden liegenden Elfen mit leichtem Druck seine eigene Axt an die Kehle, als dieser sich wieder aufrichten wollte. „Wage es nur einen Zauber zu weben und meine Axt schneidet dir die Kehle durch.“, drohte Tjorben ihm und versuchte dabei sich seinen Schwindel nicht anmerken zu lassen. Er hatte keine Ahnung, was ihn am Kopf getroffen hatte, während er geschlafen hatte, doch so sehr wie sein Schädel pochte musste es mehr, als ein einfacher Stein oder Tritt gewesen sein. Caracalmos Körper erbebte, als er hustete und spuckte kurz darauf Blut und zwei seiner Zähne aus. „Ihr Narren, nicht ich bin der Verräter.“, brachte er halbwegs verständlich hervor. „Schnauze, Spitzohr!“, blaffte Hlofgar ihn an und trat gegen Caracalmos Bein. „Wir haben gesehen, was du an der Tür gemacht hast. Du hast sie für das miese Rattenpack deiner Art geöffnet!“ „Ich war dabei sie wieder zu verschließen.“, versuchte der Weißblonde sich zu erklären, brach jedoch ab, als sich der Druck der Axt an seiner Kehle erhöhte und rotes Blut aus dem Schnitt hervorquoll. Der überraschte Schmerzensschrei von Kiiryolsah brachte Hlofgar dazu von dem Elfen abzulassen und sich stattdessen dem Drachenblut zuzuwenden. Was er sah, versetzte ihm nur halb in Erstaunen. Tjorben jedoch ließ vor Unglauben sowohl den Griff seiner Axt los, als auch zu,dass Caracalmo außerhalb seiner Reichweite robbte. Kiiryolsahs linke Hand war von einem Pfeil durchbohrt worden. Doch der Täter war niemand von den Gegnern gewesen, die sich nun immer weiter in den Gang drängten, sondern, jemand in ihrem Rücken: Fimmion Unbemerkt hatte er sich einen Zweitbogen beschafft. Sämtliche Angst war aus seinem Blick gewichen, stattdessen stand in seinen gelben Augen nur kalte Berechnung und auf seinem Bogen war bereits ein weiterer Pfeil gespannt. Die Dunmer erwiderte den Blick mit einem Hass, welchen Hlofgar ihr nie zugetraut hätte. Kiiryolsah hatte ihm ihr Vertrauen geschenkt, hatte ihn trotz aller Vorurteile und aller Argumente als Gefährten aufgenommen und war nun stattdessen auf diese Weise hintergangen worden. Vom Zorn gestärkt, gelang es ihr trotz des Schmerzes einen Feuerball entstehen zu lassen, entschlossen ihn Fimmion entgegen zu schleudern. Der Bosmer reagierte schnell und änderte mit seinem Bogen die Richtung, wodurch sich nun Hlofgar in dessen Ziel befand. „Schießt, wenn ihr euch traut.“, sagte Fimmion mit gefährlicher Ruhe in der Stimme. „Aber dann wird mein Pfeil die Kehle des hohlen Nord durchbohren. Und seid gewiss, meine Pfeile treffen stets ihr Ziel.“ „Fimmion, was tust du da?“, fragte Tjorben fassungslos. „Du hasst die Aldmeri doch genauso sehr wie wir alle. Hast du das etwa vergessen?“ Fimmion ignorierte ihn, konzentrierte sich ganz auf Kiiryolsah und Hlofgar. Erstere wusste nicht, was sie tun sollte. Das einzige, was ihr einfiel war ein Thuum um die Zeit zu verlangsamen. Doch der Pfeil würde trotz allem noch schneller sein, als ihr Schrei. Sie konnte nicht zulassen, dass Hlofgar verletzt wurde. Jemand anderes nahm ihr die Entscheidung schließlich ab. Caracalmo hatte sich weit genug von seinem Schlag erholt und schleuderte ungerührt seine Magie gegen den Waldelfen. Kaum, dass dieser den entstehenden Zauber bemerkte, ließ er seinen Pfeil von der Sehne schnellen und Kiiryolsah tat reflexartig das einzig Richtige, um Hlofgar zu retten. „FUS!“ Es war nur die erste Silbe, welche es ihr gelang über die Lippen zu bringen, doch sie reichte aus. Die Energiewelle brachte Hlofgar aus dem Gleichgewicht und ließ ihn zur Seite taumeln, während sie zugleich den Pfeil aus seiner Bahn lenkte. Dafür aber ebnete sie zugleich den übrigen Eindringlingen den Weg, welche nun weder heftige Magie, noch einen weiteren Schrei zu fürchten hatten. Kiiryolsah blieb die Luft weg, als die Blitze sie im Rücken trafen. Es saugte ihrem Körper alles an Mana aus, was ihr noch geblieben war und ließ sie zuckend zu Boden gehen. Unfähig sich zu rühren sah sie, wie sich Hlofgar todesmutig den Magiern entgegen warf. Aufzugeben kam für den stolzen Nord nicht in Frage, ganz gleich wie groß die Übermacht war. Irgendwie baute Caracalmo ein Schutzschild um ihn auf, um den Blonden vor der Magie zu schützen, doch es hielt nicht lange stand. Und Tjorben war ihnen keine Hilfe. Wie eine Statur stand er noch immer an der selben Stelle und sah mit leeren Blick dorthin, wo Fimmion in der Menge seiner Verbündeten verschwunden war. „Gebt auf ihr Narre, es ist vorbei.“, sagte eine fremde Stimme und so gern sich Kiiryolsah auch wünschte, dass ihr Besitzer unrecht hatte, so musste sie ihm dennoch zustimmen. Es war endgültig verloren. Alles was jetzt noch blieb waren Ulfric und dessen verbliebene Kämpfer und jene wurden unwissentlich von Lucien direkt hierher und in ihr Verderben geführt. Kapitel 19: Schatten der Vergangenheit -------------------------------------- Fimmion rannte, ohne wirklich zu wissen, warum er das tat. Sollte er nicht zufrieden sein? Immerhin hatte er seine Aufgabe erfüllt und konnte somit endlich nach Valenwald zurückkehren, wo seine Familie ihn erwartete. Seit Jahren schon hatte er seine beiden Söhne nicht mehr gesehen und wusste somit nur aus den regelmäßigen Briefen seiner Frau, wie es ihnen ging. Sie schrieb ihm oft. Von dem neuen Haus, welches sie dank ihm hatten beziehen können, davon dass seine Söhne von den besten Lehrern unterrichtet wurden. Und bald schon würde Fimmion sie wieder in die Arme schließen können. Aber warum dann ging ihm der Blick des Nords nicht mehr aus dem Kopf? Wie er unfähig sich zu rühren einfach nur den Waldelfen angestarrt hatte. Enttäuscht, verletzt, fassungslos… Aus dem Kreis der Aldmeri löste sich eine hochgewachsene Thalmor mit dunkelbraunen Haaren und einem abfälligen Lächeln auf den Lippen. Langsam schritt sie auf Kiiryolsah zu und gab sich nicht mal Mühe ihre Gehässigkeit über die am Boden Liegende zu verbergen. Als Kiiryolsah versuchte sich aufzurichten, trat sie der Dunmer kraftvoll auf die verletzte Hand, wodurch sie mit einem Aufschrei wieder zurücksank. „So dumm. Dumme kleine Menschen.“, säuselte die Thalmor und nahm ihren Fuß wieder weg. „Dachtet ihr ernsthaft ihr hättet uns ausgetrickst? Auch wenn es sicherlich ein guter Schachzug war unseren Feldherrn auf eure Seite zu bringen, es gibt nichts, womit ihr uns schlagen könntet.“ „Nein.“, murmelte Tjorben und starrte die Braunhaarige dann voller Hass an. „Fimmion hat uns nicht verraten! Womit habt ihr ihn erpresst?“, verlangte er wütend zu wissen und brachte die Hochelfe damit zum Lachen. „Der gute Fimmion hat Frau und Kinder in seiner Heimat. Er bot sich an dich zu beschatten, wenn seine Kinder dafür die beste Ausbildung erhalten.“ „Das ist nicht wahr!“ „Halt den Mund!“, herrschte die Elfe ihn an. „Dein Gerede interessiert keinen. Vorwärts, schneidet ihnen endlich die Kehlen durch. Alles was unsere verehrte Großinquisitorin braucht ist das Drachenblut.“ Ein böses eiskaltes Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie sich langsam zu Kiiryolsah hinunter beugte. Gerade streckte sie mit falscher Zärtlichkeit die Hand aus, als mit einem Mal sämtliche Lichter erloschen und die Zuflucht in undurchdringlicher Schwärze dalag. Ruckartig wandte Lirielle ihren Kopf nach Osten und wäre fast von Arvaks Rücken gefallen, als sie das Skelettpferd ruckartig zum Halten brachte. Von einem Moment auf den nächsten war die Aura ihres Zieles überdeutlich zu spüren. Lirielle wusste nicht warum er seine Tarnung plötzlich aufgab und seine Macht freisetzte, doch sie war sich sicher, dass es nichts Gutes bedeuten würde. Die Braunhaarige beugte sich vor und schlang beide Arme um den Pferdehals, mit denen sie sich so eng wie möglich an die Knochen klammerte. „Lauf.“, flüsterte sie dem untoten Tier zu. „Lauf, wie du noch nie zuvor gelaufen bist.“ Im nächsten Moment riss es sie nach vorne, als Arvak gehorsam einen Satz machte, dann flog die Umgebung in einem Rauschen aus Farben an ihr vorbei. Kaum, dass die Finsternis hereingebrochen war, wurden die ersten Todesschreie laut. Panik kam in die Gruppe der Männer und Frauen und einige liefen hektisch umher, um irgendwie der Gefahr zu entkommen. Kiiroylsah spürte die Tritte, als die Kämpfer versehentlich über sie stolperten und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Irgendwann jedoch wurden die Schreie weniger und obwohl sich Kiiryolsah Sorgen machen müsste bald die nächste zu sein, blieb sie aus einem ihr unerklärlichen Grund völlig ruhig. Irgendetwas war ihr vertraut an dieser Macht, doch sie konnte sich nicht erklären, was es war. „Hlofgar?“, fragte sie leise, nachdem die letzten Schreie verstummt waren. „Deinen Freunden geht es gut, sie schlafen nur.“, sagte eine dumpf klingende Stimme, so als würde sie hinter einer Maske hervorkommen. Die Erkenntnis traf Kiiryolsah wie ein Schlag. Ungläubig riss sie die Augen auf und versuchte sich aufzusetzen, was ihr mit Mühe sogar halbwegs gelang. Doch half ihr das nicht viel, denn in der Zuflucht war es noch immer stockfinster. Ihr eigener Atem schien unnatürlich laut in der Totenstille und als warme Nässe ihre Hand berührte musste sie unweigerlich erschauern. „Du kannst nicht sehen?“, fragte die Stimme überrascht. „Was hast du getan Darkay? Du…“ Der Mann brach mit einem Mal ab und entfernte sich mit schnellen Schritten. Mit ihm verschwand die Finsternis und als das Licht der Fackeln endlich wieder den Raum erhellte, gab sich Kiiryolsah bereitwillig der schon die ganze Zeit wartenden Ohnmacht hin. So würde ihr zumindest vorerst der Anblick des grausigen Massakers erspart bleiben. /////Mit einem Knarzen öffnete sich die Tür zum Zimmer des jungen Mädchens, welches die Schwelle zur Frau fast erreicht hatte. Das Knarzen war kein ungewohntes Geräusch doch in der Stille der Nacht wirkte es unnatürlich laut und wie ein Fremdkörper. Unsichere rote Augen blickten von der Tür aus auf den dunklen Gang hinaus. Ein Gang, den ihre Besitzerin fast schon in- und auswendig kannte. Doch es war eine Sache den Gang am Tag und bei Licht entlang zu laufen und eine andere ihn jetzt zu dieser späten Stunde betreten zu müssen. Am liebsten wäre das Mädchen wieder im Bett verschwunden, doch Durst quälte es und da der Wasserkrug auf ihrem Nachttisch leer war, musste es wohl oder übel in die Küche gehen um seinen Durst zu stillen. Mit einer gewohnten Handbewegung ließ es eine kleine Flamme entstehen und auf seiner ausgestreckten Hand tanzen, welche es von seinem Körper fernhielt, um sich den Weg erleuchten zu können. Seine nackten Füße erzeugten ein leises Geräusch bei jedem Schritt in der ansonsten völligen Stille. So war es nicht verwunderlich, dass die Rotäugige zusammenzuckte, als sie plötzlich ein Schluchzen und Wimmern vernahm. Instinktiv wich sie an die Wand zurück, ehe sie begriff, wie albern sie sich verhalten hatte. Es war für einen Fremden unmöglich die Burg zu betreten ohne einen der Alarme auszulösen, daher konnte auch das Geräusch unmöglich von einer Gefahr herrühren. Das Schluchzen aber war nicht verstummt. Mit Unterbrechungen erklang es immer wieder und es kam direkt aus dem Zimmer des Meisters des Mädchens, an dessen Zimmertür es soeben vorbeigelaufen war. Unschlüssig was es tun sollte, blieb das Mädchen an der Wand stehen, die Augen auf die Türklinke geheftet. Es wäre das Richtige, nachzusehen, was in dem Zimmer los war. Andererseits jedoch fürchtete es die Reaktion seines Herrn. Grundsätzlich war er gut zu ihm, manchmal aber schien er dem Wahnsinn anheim zu fallen. Was, wenn das Schluchzen von einem erneuten Anfall herrührte? Mehr aus einem Pflichtgefühl heraus, als dass es das wirklich wollte, stieß sich das Mädchen von der Wand ab und trat zu der Tür hinüber. Einen Moment lang zögerte es noch, dann drückte es die Klinke hinunter und betrat den dahinter liegenden Raum. Das Licht des beschworenen Feuers warf tanzende Schatten in das ansonsten dunkle Schlafzimmer doch sein Bewohner schien davon noch nichts bemerkt zu haben. Die Gestalt eines eigentlich erhabenen und einschüchternden Mannes, der nun aber gebrechlich und schwach wirkte, saß zusammengesunken in der Mitte eines riesigen Bettes. Er hatte die Hände so fest in sein Gesicht gekrallt, dass blutige Spuren über die blassen Finger und die Arme hinab rann. Die bis eben angehaltene Anspannung des Mädchens wich aus seinem Körper und langsam trat es näher an das Bett heran. Es wusste nicht, was mit seinem Meister los war, doch es handelt sich ganz sicher nicht um einen seiner Wutanfälle. Die Rotäugige schickte das Feuer in ein in der Ecke stehendes Kohlebecken, sodass sie beide Hände frei hatte, um in die Mitte des Bettes zu krabbeln und dabei trotzdem noch etwas sehen konnte. Erst als sie ihre Hand nach dem Arm ihres Meisters ausstreckte, schien dieser zu bemerken, dass er nicht mehr allein war. Erschrocken nahm er die Hände vom Gesicht und wandte sich dem Mädchen zu. Einen Moment lang starrte er es an, als wüsste er nicht wen er vor sich hatte, ehe er seinen Schützling scheinbar erkannte. „Warum schläfst du nicht?“, verlangte er mit einer Mischung aus erzieherischer Stränge und Überraschung zu wissen. Der Anblick, welcher sich dem Mädchen bot, kaum dass der Mann sich zu ihm gedreht hatte, war grauenhaft. Das Gesicht war fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Vernarbte und stellenweise schwarz verbrannte Haut spannte sich über unförmige Konturen und einen kahlen Schädel. Das rechte Auge war gequetscht und die Iris milchig, die Nase war kaum noch vorhanden und der Mund nicht mehr als ein lippenloser Schlund. Und dennoch zuckte das Mädchen nicht vor der Kreatur zurück. Es kannte die Entstellungen, auch wenn sein Meister sie stets verbarg. Außerdem, es selbst war nicht weniger ein Monster, welches Recht hätte es also gehabt, vor ihm zurückzuweichen? „Ich hatte Durst.“, beantwortete die Jüngere schließlich die Frage und beugte sich zum Nachttisch hinüber, wo ein Wasserkrug stand. Sie wusste nicht, wofür ihr Herr diesen brauchte, doch jetzt gerade war sie dankbar für seine Anwesenheit. Sie tränkte ein Tuch mit dem Wasser und begann damit das Blut von den Händen des Mannes zu wischen. Der Ältere ließ es schweigsam geschehen, als sein Schützling sich jedoch den aufgerissenen Wunden in seinem Gesicht zuwandte, zuckte er zusammen und krampfte die Hände in die Decke, als litte er höllische Schmerzen. Doch war es mehr die Erinnerung, als dass er wirklich Schmerz verspürte. Jede Bewegung seines Gesichts, jedes Wort, welches er sprach, verursachte ihm Schmerzen, sodass er längst dagegen abgestumpft war. „Hattest du einen Alptraum?“, fragte das Mädchen leise, nachdem es die letzte Wunde gereinigt hatte. Die Frage ließ den Älteren bitter auflachen. Er sank nach hinten, in die Kissen zurück und richtete den Blick auf den über ihm befestigten Baldachin. „Es wäre ein Wunder keinen zu haben.“ Unsicher knetete die Rotäugige das nun nasse und blutige Tuch. Sie wusste nicht, ob sie wirklich weiter fragen sollte. Sie ahnte, dass es auf jenes empfindliche Thema hinauslaufen würde, welches ihren Meister stets durchdrehen ließ. Und dennoch, selten war er so ruhig, ja fast schon hilflos, gewesen, wie jetzt. Dies würde vermutlich ihre einzige Chance sein, mehr zu erfahren. „Sind es…Erinnerungen?“, wagte sie leise zu fragen und duckte sich instinktiv vor einem Schlag weg, doch zu ihrer Überraschung erfolgte dieser nicht. Stattdessen begann ihr Meister zu lachen. Es klang verzweifelt und etwas Rotes rann aus seinem Augenwinkel und seine Wange hinab. „Jede Nacht ist gleich.“, sagte der Mann. „Ich sehe wieder den brennenden Berg…die Flammen schließen mich ein…Hitze…grausame Hitze…Schmerz…“ Der Mann hob die Hände um sie erneut in sein Gesicht zu schlagen, doch wurde er von dem Mädchen aufgehalten, welches nach seinen Händen griff, um stattdessen seine eigene auf die Wange seines Meisters legte und sanft über die Haut zu streicheln. Es wusste nicht, ob er die Liebkosung wirklich als solche empfinden konnte, doch sein Mund verzog sich zu etwas, was wohl ein Lächeln sein sollte. Doch es war nur kurz ein ehrliches Lächeln, dann wurde es zu dem Lächeln eines Wahnsinnigen und sein intaktes Auge funkelte irr. „So ein gutes Kind.“, säuselte er und griff fast schon schmerzhaft fest nach der liebkosenden Hand. „Was für ein braves Monster…“ Er richtete sich auf den Unterarm auf und kam näher an das Mädchen heran. Es wich nicht zurück, obwohl es das liebend gern getan hätte, doch es kannte die daraus entstehenden Folgen bereits. „…Monster.“, wiederholte er wieder, spielte erst sanft mit den schwarzen Haaren des Mädchens, bevor sein Griff brutal wurde und es ruppig zu sich zog. „Ja, du bist ein Monster, wie ich eines bin. Niemand mag Monster, Monster haben nur sich und andere Monster.“, sagte er und streichelte dabei über die Wange der Jüngeren. Die Berührung sollte wohl freundlich gemeint sein, doch empfand sie es nicht als solches. Sie hätte doch nicht ins Zimmer kommen sollen. Sie hätte wissen müssen, dass er nur wieder durchdrehen würde. Kurz schlossen sich die Lider über den Rubinen, bevor sie sich wieder öffneten und einen Punkt hinter ihrem Meister fixierten. „Monster.“, wiederholte ihre Trägerin, wissend, dass diese Worte ihn am schnellsten wieder beruhigten. „Monster halten zusammen, kümmern sich umeinander.“ „Wir….zusammen…“, murmelte der Mann und ein zufriedenes Brummen entfloh seiner Kehle. „Bald bist du alt genug, dann mache ich dich zu meinesgleichen.“, versprach er. „Dann können wir für immer zusammen sein. Monsterliebe.“ „Ja…“, stimmte das Mädchen monoton zu. „…nur ein Monster kann ein Monster lieben…und wir sind Monster…“/////// Brennender Schmerz explodierte in Kiiryolsahs Gesicht und holte sie damit ins Hier und Jetzt zurück. Sie versuchte blinzelnd die Augen zu öffnen, doch ein weiterer Schlag ließ ihr Gesicht von der rechten auf die linke Seite fliegen. „Mach endlich die Augen auf!“, schrie eine ihr unbekannte weibliche Stimme. Als Kiiryolsah der Aufforderung schließlich nachkam erkannte sie das Gesicht einer Bretonin mit braunen Haaren und wütend funkelnden grünen Augen. Sie saß auf Kiiryolsahs Hüfte und eine ihrer Hände wurde von goldenem Licht umspielt. Es sollte wohl bedrohlich wirken, denn sie ging dicht mit der Magie wirkenden Hand an Kiiryolsahs Gesicht heran. „Rede.“, verlangte die Braunhaarige. „Wo ist er? Sag es mir, wenn dir dein Leben lieb ist.“ „Was willst du von mir?“, fragte Kiiryolsah stattdessen, auch wenn sie bereits ahnte, was ihr Gegenüber meinte. Doch das war vollkommen unmöglich. „Stell dich nicht dumm.“, zischte die Fremde. „Ich weiß, was du bist und wenn du mir nicht sagst, wo dein Meister steckt, dann wird das deine letzte Nacht gewesen sein.“ Sie schwenkte dabei auffordernd ihre Hand, doch außer einem leichten Kribbeln verspürte Kiiryolsah nichts. „Ich habe keinen Meister.“, erwiderte die Dunmer ruhig. „und ich bin auch nicht das, was du von mir denkst.“ „Falsche Antwort, dreckige Vampirin!“, fauchte die Jägerin und ließ die goldene Kugel auf Kiiryolsah los, ehe sie selbst von der Elfe zurücksprang. Instinktiv hob Kiiryolsah die Arme, um sich zu schützen, als ihr gesamter Körper von dem goldenen Leuchten eingehüllt wurde. Doch wie auch schon zuvor, verspürte sie außer einem leichten Kribbeln keinerlei Schmerzen. Sah man von denen ab, die sie schon den vorangegangenen Wunden zu verdanken hatte. Irritiert ließ sie die Arme wieder sinken und setzte sich unter Mühen auf, beobachtete dabei, wie das goldene Schimmern allmählich wieder verblasste. Als sie den Blick wieder auf die Jägerin richtete, war diese nicht weniger überrascht, als Kiiryolsah selbst. Der Mund der Bretonin stand ungläubig einen Spalt breit offen, ehe sie ihn langsam wieder schloss. „Der Zauber lässt Untote sofort verbrennen…“, sagte sie noch immer fassungslos. „…wie konntest du widerstehen?“ „Ist das nicht klar?“, stellte Kiiryolsah die Gegenfrage und stand mühsam vom Boden auf, den verletzten Arm dabei dicht an ihren Körper haltend. „Es hat mir nicht geschadet, weil ich keine Vampirin bin. Ganz im Gegensatz zu dir.“ Damit hatte sie die Braunhaarige endgültig aus dem Konzept gebracht. Fassungslos starrte sie Kiiryolsah einfach nur an, welche sich von ihr abwandte um stattdessen jemand anderem ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Sie musste wissen, ob Hlofgar wirklich nur in einen Schlaf versetzt worden war. Knöchelhoch stand das Blut, in welchem die toten Körper ihrer Feinde lagen. Ihr Mörder hatte sich nicht lange damit aufgehalten sie besonders zuzurichten oder zu quälen sondern hatte mit gezielten Stichen und Schnitten ihre Leben ausgelöscht. Bei ihrem Anblick verspürte Kiiryolsah nichts. Sie hatte lange genug gelebt und zu viel gesehen, als dass sie der Anblick sonderlich mitnahm. Irgendwo war sie sogar dankbar, denn die dunkle Präsenz von Sithis, welche sie seit ihrem betreten der Zuflucht gespürt hatte, war verschwunden. Ganz so, als hätte der Schreckensvater ihr nicht ganz so freiwilliges oder gar geplantes Opfer angenommen. Unterdessen kam Hlofgar mit einem Stöhnen wieder zu sich. Nur langsam konnte er die Benommenheit von sich abschütteln und hätte die warme Nässe um ihn herum und der typisch metallische Blutgeruch seinen Verstand nicht in Alarmbereitschaft versetzt, es wäre ihm wohl nicht gelungen wieder zu sich zu finden. Entsetzen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, als er das Ergebnis des Geschehens sah, dessen Folgen er in der vorangegangenen Finsternis nur hatte erahnen können. Dabei war es weniger der Anblick all der Toten welcher ihn schockte. Er hatte während des Krieges solcherlei Szenen oft genug gesehen, als dass sie ihn noch schocken konnten. Viel mehr erschreckte ihn, dass es scheinbar Kiiryolsah war, die das hier angerichtet hatte und dabei auch noch glücklich lächelte. Dass sie dies lediglich tat, weil sie froh war ihn unversehrt zu sehen, konnte er ja nicht ahnen. „Das, ist eine ungeheuerliche Macht, Drachenblut.“, sprach Caracalmo das aus, was auch Hlfogar dachte. Mit dem Unterschied, dass seine Stimme dabei nicht so bewundernd und machtgierig geklungen hätte. Kiiryolsahs Augen ruhten noch immer auf Hlofgar, doch bei seinem Blick verschwand das Lächeln wieder von ihrem Gesicht. /Monster/, schien es in ihrem Kopf wider zu hallen und sie senkte den Blick gen Boden. Gerade wollte sie den Mund öffnen um zu erklären, dass nicht sie all die Toten zu verschulden hatte, als ihr jemand zuvorkam. „Das hier war nicht die Macht des Drachenblutes.“, sagte Lirielle, die der Titel ‚Drachenblut‘ aus ihrer Schockstarre befreit hatte. Niemals hätte sie gedacht, dass sich die Prophezeiung – wenn man es denn so nennen wollte – des unsterblichen Drachen tatsächlich erfüllen würde. „Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?“, herrschte Hlofgar die Braunhaarige an, während er sich mühsam aufrichtete. Er war nicht weniger schwer verletzt als seine Begleiter, doch sein Stolz und sein Misstrauen verbot es ihm dies der Fremden gegenüber allzu deutlich zu zeigen. „Ihr dürft.“, erwiderte die Bretonin. „Mein Name ist Lirielle Caria und ich bin auf der Jagd nach demjenigen, der das hier veranstaltet hat.“ Dabei zog sie mit dem ausgestreckten Arm einen Halbkreis durch die Luft, um auf das Massaker zu deuten. „Doch im Moment will ich vor allen Dingen wissen, warum diese Dunmer, die ihr das Drachenblut nennt, die selbe Aura hat wie der, den ich jage…die Aura eines Vampires.“ Kapitel 20: Am Ende aller Kräfte -------------------------------- Für einen Bruchteil war außer dem Tropfen von Blut nichts zu hören, bis Caracalmo das Wort ergriff. „Wollt ihr damit sagen, dass wir hier eine Vampirin vor uns stehen haben?“, fragte er und musste sich dabei anstrengen nicht zu nuscheln, da er sich an die fehlenden Zähne noch nicht gewöhnt hatte. Seine Augen musterten dabei kritisch die Schwarzhaarige Halbelfe. Irgendwie erschien ihm diese Möglichkeit als zu einfach, um damit Kiiryolsahs Kräfte erklären zu können. Hlofgar hingegen ließ die Frage in schallendes Gelächter ausbrechen. „Das könnt ihr unmöglich ernst meinen, Caria.“, sagte er und schüttelte belustigt den Kopf, als das Gesicht der Bretonin noch immer ernst blieb. „Ich habe die letzten Wochen stets in der Nähe des Drachenblutes verbracht.“, setzte der Nord zu einer ausführlicheren Erklärung an, „Sie hat nicht einmal heimlich etwas Getrunken, was auf Blut hätte schließen können. Die Sonne machte ihr nichts, sie schien sie sogar eher zu lieben. Und sie hat auch keinerlei andere Kräfte oder ein Verhalten an den Tat gelegt, welches für Vampire typisch ist. Was ihr spürt, sind wahrscheinlich die Auren der von ihr vernichteten Vampire, die auf Rache aus sind.“ „Vampire sind Meister der Täuschung.“, widersprach Lirielle. „Sie wird euch hypnotisiert haben…“ Sie brach ab, als Hlofgar erneut zu lachen begann. Ihre grünen Augen verengten sich wütend und für einen Moment schien es, als würden sie golden flackern, doch niemand schien es zu bemerken. Kiiryolsah öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber zögernd wieder. Im Grunde war es einfach. Egal, was Lirlielle sagen würde, Hlofgar würde ihr nicht glauben. Die Dunmer brauchte nur den misslungenen Zauber zu erwähnen, den die Jägerin auf sie angewandt hatte und auch die anderen würden auf ihrer Seite stehen. Aber…war es das, was sie wollte? Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Hlofgar. Noch vor wenigen Tagen hätte er Lirielle sofort Glauben geschenkt. Er hätte alles geglaubt, was ihn in seiner Überzeugung bestärkte, wie minderwertig und unwürdig Kiiryolsah war. Nun aber ergriff er vorbehaltlos für sie Partei. Dieses Vertrauen konnte sie unmöglich mit Missachtung strafen. Außerdem wollte sie es wissen. Wissen, ob er diesen Teil von ihr akzeptieren konnte, damit sie irgendwann den Mut aufbrachte ihm ihre komplette Geschichte zu erzählen. „Caria hat nicht ganz unrecht.“, sagte Kiiryolsah schließlich, wenn auch so leise, dass sie zunächst nicht verstanden worden war. „Was sagt ihr?“, hakte Hlfogar sogleich nach und fast hätte es die Dunmer nicht fertig gebracht ihre Worte zu wiederholen, rang sich dann aber doch zu ihnen durch. „Ich sagte, dass Caria nicht völlig falsch liegt.“ Um Hlofgars Mund zuckte es, als wolle er erneut lachen, doch es gelang ihm nicht und wäre diesmal auch kein echtes Lachen gewesen. Halb vermutete er einen Scherz des Drachenblutes, halb konnte er nicht glauben, was er da im Begriff war zu erfahren. Lirielles Augen hingegen entspannten sich wieder, überrascht ob dieser Wendung, während Caracalmo das Geschehen gespannt aus dem Hintergrund beobachtete. Der Einzige, welcher keinerlei Anteil nahm, war Tjorben. Er lag noch immer da, wo er nach dem Schlafzauber wieder zu sich gekommen war und starrte ins Leere. Von seiner Liebe betrogen und Schuld an so viel Leid, welches er über das Land gebracht hatte, welches er eigentlich hatte schützen wollen, schien ihm sein Leben so wertlos, wie der Dreck unter seinen Nägeln. Er hörte die Stimmen, doch mochte er sie nicht einzuordnen. Alles was er wahrnahm, war das Blut, in welchem er lag und die Leichen, welche sich um ihn türmten. Er wollte zu ihnen gehören, doch der gnadenbringende Schwerthieb wollte einfach nicht erfolgen. Selbst der Tot schien einen Verräter wie ihn nicht bei sich aufnehmen zu wollen. So taub wie Tjorben für Kiiryolsahs Worte war, so aufmerksam für sie waren jedoch die anderen. „Ich wurde am 9. der Jahresmitte im 1. Jahr der 4 Ära geboren“, begann die Elfe leise zu erklären, „Im Jahre 22 wurde ich in einen Vampir verwandelt und lebte als solcher knapp 178 Jahre lang, bis ich vor wenigen Monaten im Nachlass meiner Mutter ein Heilmittel fand. Vermutlich trage ich deshalb noch die Aura mit mir, ich bin noch nicht wieder lang genug…sterblich.“ Bei dem Wort ‚Heilmittel‘ verlor Lirielle fast die Beherrschung. Am liebsten wäre sie zu der Elfe hinüber gegangen und hätte sie angefleht ihr die Ingredienzien für dieses Heilmittel zu verraten. Doch irgendwo war noch ein Fünkchen Verstand vorhanden und dieser mahnte sie, sich nicht so leicht täuschen zu lassen. „Es gibt kein Heilmittel gegen Vampirismus.“, sagte sie mit soviel Überzeugung, wie sie aufbringen konnte und doch glaubte sie wieder die Worte des Burgherrn zu hören, wie er lachte und behauptete sie hätte sich lediglich eine Krankheit zugezogen. Sollte sich Vampirismus also tatsächlich wie ein einfacher Schnupfen kurieren lassen? „Vielleicht jetzt nicht mehr.“, erwiderte Kiiryolsah schließlich. „Aber zu Lebzeiten meiner Mutter muss es so gewesen sein.“ Kurz schloss sie die Augen und wandte sich Hlofgar zu, ehe sie jene wieder öffnete. Unverwandt sah sie in dessen blaue Seelenspiegel, als sie weitersprach. „Das Vampirdasein ist nicht allein der Grund, warum ich mich hasse, aber er macht einen Teil davon aus. Ich habe getötet, weil ich nur so leben konnte. Auch wenn ich nicht weiß, warum ich mein Leben bewahren wollte. Vielleicht, weil ich hoffte, dass das nicht alles gewesen sein kann. Als ich den Trank fand, nahm ich ihn ohne zu zögern zu mir und es hätte mich fast umgebracht. Aber ich habe überlebt. Was gewesen ist, das liegt hinter mir. Ich war nie blutrünstig als Vampirin, habe mir nur genommen, was ich zum Überleben brauchte, auch wenn das meine Taten nicht rechtfertigt. Aber es ist Vergangenheit. Die Frau von damals bin ich nicht mehr. Ich bin einfach nur Kiiryolsah und das ich so denken kann, dass habe ich euch zu verdanken.“ Hlofgar hatte den Blickkontakt während die Dunmer sprach nicht unterbrochen. Er war auch nicht zurückgewichen, wie die Schwarzhaarige zunächst befürchtet hatte. Doch seine Augen sagten überdeutlich, was der Nord dachte. Es war ihm zu viel, wollte nichts mehr hören und wer konnte es ihm verdenken? Zuerst der Verrat durch Fimmion, gefolgt von ihrer endgültigen Auslieferung an die Thalmor und dem grausigen Abschlachten ebenjener durch einen Unbekannten, mit dem das Drachenblut in Verbindung zu stehen schien. Klar, dass er sich dann nicht auch damit beschäftigen wollte, dass das Drachenblut für fast 200 Jahren als Vampir umhergezogen war. Caracalmos Räuspern war es schließlich, welches die Stille durchbrach und Kiiryolsah schlagartig wieder daran erinnerte, dass sie mit Hlofgar nicht allein war. Bei dem Gedanken, dass alle Anwesenden ihre Worte mit angehört hatten, schoss ihr die Röte ins Gesicht und sie löste hastig den Augenkontakt zu Hlfogar. „Also ich weiß ja nicht, was mit euch ist, aber ich für meinen Teil will endlich aus dieser stinkenden Gruft raus.“, erklärte der Weißblonde in neutralem Ton. „Seid ihr lebensmüde?“, fragte Hlofgar daraufhin, scheinbar froh über den dargebotenen Themenwechsel und wandte sich dem Hochelfen zu. „Draußen wird sicherlich der Rest eures Packes lauern und bis auf die komische Bretonin hier ist niemand mehr in der Lage zu kämpfen.“ „Mein Name ist Lirielle Caria.“, stellte die Braunhaarige richtig und verschränkte ungehalten die Arme vor dem Oberkörper. Auch wenn ihr die Schroffheit der Nord nur allzu vertraut war, gefallen lassen musste sie sich jene trotzdem nicht. „Ihr haltet uns Hochelfen wohl für völlig unterbelichtet.“, erwiderte Caracalmo mit einem abfälligen Schnauben. „Selbst wenn dort draußen noch Lebende wären, denkt ihr nicht die Schreie, sowie die Tatsache, dass keiner ihrer Leute aus der Zuflucht entkommen ist, lässt sie einen Rückzug nach Falkenring vorerst bevorzugen?“ „Mit Rückzügen kennt ihr euch ja bestens aus, Feldherr.“ „Hört auf! Streit bringt uns jetzt nicht weiter.“, unterbrach Kiiryolsah den drohenden Streit. Zwar schwiegen die beiden Männer daraufhin, doch die Blicke die sie einander zuwarfen waren alles andere als freundlich. „Wir wissen nicht wie viele Thalmor noch in Falkenring sind. Im Wald ist es vorerst sicherer. Wir kümmern uns um unsere Wunden und beratschlagen dann, was zu tun ist, nun da der Überraschungsangriff hinüber ist.“ „Oh, ich weiß was zu tun ist.“, knurrte Hlofgar, die Augen unverwandt auf den weißblonden Elfen gerichtet. „Den angeblich Abtrünnigen fesseln und foltern, damit er nicht auch zum Verräter werden kann.“ Caracalmo lachte und bewegte seine Finger, sodass sie kurz von Blitzen umspielt wurden. „Ihr könnt euch kaum noch auf den Beinen halten und glaubt ernsthaft mir drohen zu können?“ „Ich sagte, dass ihr aufhören sollt.“, warf Kiiryolsah ein. „Caracalmo ist nicht unser Feind.“ „Das habt ihr über Fimmion auch gesagt.“, knurrte Hlofgar und wandte sich wieder der Elfe zu, um seinen Frust nun an ihr auszulassen. „Hab ich nicht. Ihr und Ulfric habt mit Kreuzwind gesprochen,“ rechtfertigte Kiiryolsah sich sofort. Einerseits überraschte sie ihr Mut sich gegen die Anschuldigung zur Wehr zu setzen, doch andererseits wollte sie auch nicht wieder als die Schuldige dargestellt werden. „Und es wart auch ihr, der Kreuzwind gefolgt ist um mich zu retten. Wieso hätte ich also nicht davon ausgehen sollen, dass man ihm trauen kann?“ Anstatt seinen Fehler zuzugeben, zog es Hlofgar vor zu schweigen. Zu seiner Überraschung entlockte es Kiiryolsah ein abfälliges Schnauben. „Wie kam ich nur auf die Idee mich für widerwärtig zu halten? Ihr mit eurer verbohrten Sturheit seid keinen Deut besser.“, zischte sie und hinkte dann zu den Überresten der Lagerstätte hinüber, um ihre Sachen einzusammeln, damit sie die Zuflucht so schnell wie möglich verlassen konnten. Es dauerte einen Moment, ehe Hlofgar seine Fassung wiederfand und ebenfalls begann sich für den Aufbruch vorzubereiten. Eigentlich hatten ihm Worte über den Stolz eines Nords auf den Lippen gelegen, den die Dunmer in ihrer Unwissenheit als Sturheit abgetan hatte. Doch letzten Endes hatte er doch lieber geschwiegen. Dass Lirielle umso wissender dreinblicke, beruhigte ihn dabei nicht wirklich. Die Bretonin stand zunächst abseits, half der ramponierten Gruppe dann aber aus der Zuflucht und hinüber in den Wald zu gelangen. Eigentlich wäre es ihr egal gewesen, was mit den Männern und der Frau geschah und hätte sich lieber wieder auf die Spur ihres Zieles konzentriert. Doch genau da lag das Problem. Zwar wusste sie noch immer nicht, in welcher Beziehung das Drachenblut zu dem Vampir stand, doch Tatsache war, dass jener riskiert hatte von Lirielle entdeckt zu werden, nur um die Halbdunmer zu retten. Zwar war er wieder verschwunden, als die Jägerin zu nahe gekommen war, doch jene war sich sicher, dass er Kiiryolsah nicht zurücklassen würde. Er würde zurückkommen und dann würde sie bereit sein. Doch davon abgesehen war Lirielle noch an etwas anderem interessiert. Das Drachenblut hatte ein Heilmittel gegen Vampirismus erwähnt und auch wenn die Chance auf dessen Existenz noch so klein war, die Bretonin würde für jeden Hinweis dankbar sein. Fimmions Lippen zierte ein Lächeln und das lag nur zum Teil an dem prallen Beutel an seinem Gürtel, in welchem bei jedem Schritt die Münzen klimperten. Viel schwerer als das Gold, wog der dünne Pergamentbrief, welcher sicher in der Brusttasche seines Hemdes steckte. Jener würde jedem Zweifler die Gewissheit geben, dass er von oberster Stelle ganz legal die Erlaubnis bekommen hatte, nach Valenwald zurückzukehren. Mit der Auslieferung des Drachenblutes war seine jahrelange Pflicht endlich erfüllt. Dass die Übergabe fehlgelaufen war, konnte er ja nicht ahnen und er machte sich darüber auch keinerlei Gedanken mehr. Der Bosmer war bereits so sehr von der Vorstellung eingenommen seine Frau wieder in die Arme schließen zu dürfen, dass er nicht bemerkte, wie es um ihn still wurde. Als Waldelf war er für gewöhnlich eins mit seiner Umwelt und konnte am Rascheln des Geästs und am Seufzen des Windes sehr genau erahnen, was um ihn herum geschah. Doch kein Geräusch zu hören, das war für gewöhnlich ein eindeutiges Zeichen für Gefahr und umso fataler war es, dass der Elf nicht aufmerksam war. Erst als ein Schatten auf Fimmion fiel, bemerkte er seinen Fehler, doch da war es bereits zu spät. Ein schmerzhafter Stich ging durch seinen Rücken und ließ ihn den Oberkörper nach hinten biegen. Als der Elf an sich hinabsah, entdeckte er eine breite Schwertklinge, welche vorne aus seinem Brustkorb ragte. Dunkelrot und in viel zu großer Menge, rann sein Blut an der Klinge entlang, bevor es den Waldboden tränkte. Fimmion öffnete den Mund, wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Als er versuchte nach vorne zu treten, um die Klinge aus seinem Körper zu ziehen, krallten sich lange dürre Finger in seine Schulter, um ihn zurückzuziehen. „Du.“, sagte eine kalte, dumpf klingende Stimme dicht an seinem Ohr. „…gehörst zu denen, die mir fast etwas genommen hätten. Dafür nehme ich mir nun etwas von dir.“ Fimmion wusste nicht warum, doch sofort hatte er wieder das Bild seiner Familie vor Augen. Er wollte sprechen, doch wieder konnte er nur röcheln. Seine Sicht verschwamm, während seine Finger wie von selbst zu dem Brief tasteten und ihn durch den Stoff hindurch umklammerten, als wäre er ein lebensrettender Anker. Ein Schrei ging durch das kleine Lager und ließ die Vögel von einem nahmen Baum erschrocken aufflattern. Hlfogar, der eben noch damit beschäftigt gewesen war ein Feuer zu entzünden, langte nach seiner Axt und erhob sich halb. Seine Augen fixierten das Drachenblut, welches den Schmerzensschrei von sich gegeben hatte. Es saß unweit von ihm auf dem Waldboden und drückte seine verletzte Hand an sich, während Lirielle mit erschrockener Miene vor ihr kniete, ein noch halb volles Fläschchen in der Hand haltend. „Seid ihr verrückt geworden? Was sollte das?“, verlangte Kiiryolsah zu wissen und versuchte mit einem Tuch so gut wie möglich die Flüssigkeit von der Wunde zu entfernen, welche pochte und höllisch brannte. „Aber ich…“, stotterte Lirielle, die sich die Sache nicht erklären konnte und betrachtete das Fläschchen in ihrer Hand. „…es ist definitiv ein Heiltrank. Ist es normal, dass er so brennt?“ Die Dunmer ersparte sich eine Antwort und griff stattdessen nach dem Fläschchen um an der Öffnung zu riechen. Der Geruch der Kräuter stieg intensiv in ihre Nase. Zu intensiv. „Er ist verdorben.“, erklärte sie der Jägerin. „Wie lange tragt ihr ihn schon mit euch herum?“ „Ich weiß nicht genau.“, wich die Brauhaarige aus und nahm den Behälter wieder an sich, nachdem Kiiryolsah den Inhalt ausgekippt hatte. Lirielle hatte den Trank gefunden und mitgenommen, aber selbst bisher noch nicht in Anspruch nehmen müssen. Von Heilkunde hatte sie keinerlei Ahnung. Lirielle sah der Dunmer an, dass ihr eigentlich eine Bemerkung auf den Lippen lag, doch sie schwieg stattdessen. Sie wollte Lirielle nicht auf ihre Identität ansprechen, so lange die anderen in Hörweite waren. Der Zusammenhalt ihrer kleinen Gruppe war sowieso schon mehr als brüchig. Da musste sie es nicht noch unnötig schlimmer machen. „Für die Zukunft.“, begann Kiiryolsah, während sie in ihrer Tasche nach übrig gebliebenen Heilkräutern suchte, um ihrer Hand zumindest ein bisschen zu helfen. „Heiltränke halten sich für gewöhnlich ein halbes Jahr lang, wenn sie nicht vorher bereits geöffnet oder geschüttelt wurden.“ Langsam ließ Hlofgar die Axt wieder los und griff erneut nach den Feuersteinen, um einen Funken zu entfachen. „Und ihr habt nicht mehr genügend Magie in euch, um den Drachenblut zu helfen?“, fragte der Nord, den Blick auf die sich entzündenden Äste geheftet. „Sieh an.“, sprach Caracalmo verächtlich. „Der feine Herr redet ja doch wieder mit mir.“ Nach wie vor nahm er dem Blonden den Verlust seiner Zähne übel. Das zusammen mit der Tatsache, dass er seinem Ziel noch immer nicht weiter gekommen war, ließen ihn nicht gerade in Stimmung dafür sein, den barmherzigen Samariter zu spielen. „Wolltet ihr mich nicht fesseln? Habt ihr keine Angst ich könnte Kiyosah oder wie auch immer ihr sie nennt mit meiner Magie schaden?“ Langsam hob Hlofgar den Kopf und richtete die blauen Augen auf Caracalmo. Er hatte große Lust über die Feuerstelle zu springen und den Hochelfen um die ihm noch verbliebenden Zähne zu erleichtern. „Ich denke, dass Kiiryolsah sehr gut auf sich selbst aufpassen kann.“, sagte er schließlich mit beherrschter Ruhe. „Sie braucht mich nicht, um sich zu rächen, solltet ihr ihr weh tun.“ Für einen Moment schwieg Caracalmo, dann jedoch zeigte sich auf seinen Lippen ein Lächeln, welches Hlfogar nicht zu deuten vermochte. Wortlos erhob sich der Hochelf von seinem Platz und ging zu den beiden Frauen hinüber. Er sprach zu leise, als dass Hlfogar ihn verstehen konnte, doch der sanfte besorgte Ton entging dem Nord trotzdem nicht. Als der Weißblonde dann auch noch mit fast schon übervorsichtiger Zärtlichkeit die verletzte Hand des Drachenblutes in seiner barg, stieß Hlfogar in seiner Wut so fest mit dem Stock in die Feuersglut, dass ein Funkenregen aufstob. „Gottverdammtes Spitzohrenpack.“, knurrte der Blonde und zuckte vor Schreck leicht zusammen, als ihm jemand unerwartet zustimmte. „Ja…gottverdammt.“, murmelte Tjorben mit bitterer Stimme. Es waren die ersten Worte, die seit Fimmions Verrat über die Lippen des Nords gekommen waren. Doch ein weiteres Lebenszeichen erhielt Hlfogar von ihm nicht. Mit leerem Blick starrte Tjorben in die Flammen, aufgebend, willenlos. Eines wahren Nords nicht würdig, der sofort alles getan hätte, um seinen verratenen Stolz wieder zu stärken. Hlfogar löste seinen Blick von den Flammen, als sich ihm Schritte näherten. Wortlos ließ sich Kiiryolsah neben ihm nieder, zog die Beine dicht an den Körper und schlang die Arme um jene. „Ihr seht mies aus.“, bemerkte der Blonde nicht sehr taktvoll, nachdem er sich vergewissert hatte, wo Caracalmo und Lirielle waren. Der Hochelf ließ sich scheinbar mehr oder weniger bereitwillig von der Braunhaarigen behandeln, wie es zuvor auch Kiiryolsah getan hatte. „Dabei hat sich das Spitzohr gerade doch so sehr bemüht euch zu heilen.“ Zu spät bemerkte er, wie eifersüchtig er geklungen hatte und dass er mit Spitzohr die Dunmer gleich mit beleidigt hatte. „Caracalmo hat sich lediglich dafür entschuldigt, dass er als einziger mit halbwegs gutem Wissen über die heilende Magie, zu wenig Mana habe, um mir zu helfen. Und dass ihr ihn deswegen schon gedroht hättet.“, sagte Kiiryolsah, den Blick weiterhin auf die Flammen gerichtet. Hlofgar verkniff sich einen Fluch und beschränkte sich stattdessen darauf den Hochelfen mit Blicken zu erdolchen. Caracalmo hatte ihm Theater vorgespielt, aus welchem Grund auch immer. „Ich habe ihm nicht gedroht.“, stellte Hlofgar klar, was Kiiryolsah nur müde seufzen ließ. „Hlfogar, ich weiß ihr habt als Nord euren Stolz und eure Ehre. Aber könnt ihr nicht trotzdem versuchen einfach mit ihm auszukommen?“, bat die Elfe leise. „Wir sind am Ende. Wenn wir uns jetzt noch untereinander bekämpfen ist es endgültig aus.“ Zunächst schien es, als würde Kiiryolsah dem Nichts mehr hinzufügen wollen, doch dann sprach sie doch noch weiter. „Andererseits, kann uns wohl nicht einmal mehr das noch retten. Mein Plan mit dem Überraschungsangriff ist hinüber. Ich weiß nicht, wie wir jetzt noch Falkenring einnehmen können, geschweige denn ob wir mit unseren Verletzungen bis zur Ankunft der übrigen Sturmmäntel überleben. Und mit ihnen werden wir die Hochelfen nun auch nicht mehr überraschen können, da Fimmion auch sicherlich das verraten haben wird. Davon abgesehen tut mir alles weh, meine Hand wird vermutlich nie wieder ein Schwert führen können und außerdem…“ „Außerdem?“, hakte Hlfogar nach, nachdem er einen Moment daraus gewartet hatte, dass Kiiryolsah fortfuhr. Diesmal sagte die Elfe nichts weiter, doch als sie näher an die Flammen rückte und die Finger fast direkt in das züngelnde Rot hielt, glaubte der Nord die Antwort zu kennen. Kurz vergewisserte er sich, dass Caracalmo noch immer abgelenkt war, dann zog er Kiiryolsah von den Flammen weg und dicht an sich heran. Er schob seinen Mantel so, dass er sie beide wärmte und ließ den Arm dann einfach um Kiiryolsahs Schultern liegen. Die Schwarzhaarige war so von der Aktion überrascht, dass sie es zunächst nicht wagte sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Schließlich aber drehte sie doch noch den Kopf, bis sie Hlfogars blaue Augen fand. In ihnen lag so viel Wärme, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hatte. Schon gar nicht, wenn er sie dabei angesehen hatte. „Außerdem ist euch kalt. Das war es doch, was du sagen wolltest, oder?“ Kiiryolsah spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und ihr Herz wie wild zu schlagen begann, obwohl sie es nicht wollte. „Deshalb musst du nicht…“, begann die Elfe zögerlich und wich unsicher seinem Blick aus. Sie wusste nicht, wie sie dieses Verhalten beurteilen sollte und konnte zugleich das angenehme Prickeln von Hlfogars Haut auf ihrer nicht leugnen. Der Nord schnaubte. „Denkst du ich würde das hier aus Pflichtgefühl tun?“ Kiiryolsah antwortete, indem sie ihrem Körper erlaubte sie zu entspannen und den Kopf an Hlfogars Schulter lehnte. Sie war noch nicht ganz sicher, ob sie seiner scheinbar geänderten Meinung glauben konnte, doch zumindest für den Moment wollte sie das tun. „Ich freue mich, dass du mich nicht mehr hasst.“, sagte sie leise und ließ sich von Hlfogars Atemzügen vor und zurück wiegen. „Versuch zu schlafen.“, sagte der Blonde ruhig. „Ich pass so lange auf dich auf.“ Kapitel 21: Antworten --------------------- Gleich einer Statur stand der bläulich schimmernde Geist am Rande der Lichtung. Die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, hob sich nur hin und wieder die Brust, wenn er aus alter Gewohnheit heraus, zu Atmen versuchte. Die toten Augen beobachteten die Umgebung, während das kleine Heer in seinem Rücken ruhte und sich gänzlich auf ihn verließ. Umso fataler war es, dass Luciens Aufmerksamkeit nicht gänzlich auf die Bewegungen und Geräusche im Unterholz gerichtet war. Solange er beschworen war, konnte der Attentäter mit dem Schreckensvater nicht direkt in Kontakt treten. Lediglich seine Aura und somit die Stimmung Sithis nahm er war. Und bis vor wenigen Stunden noch, war jene so sehr von Wut erfüllt gewesen, dass Lucien befürchtete er könne persönlich in diese Welt übertreten, um die Zuhörerin für ihre Verfehlungen zu bestrafen. Ganz plötzlich aber war seine Aura um geschwungen und ähnelte nun eher einer satten Katze, welche es sich hinterm warmen Ofen gemütlich machen wollte. Was der Grund dafür sein mochte, konnte Lucien sich nicht erklären. Das Einzige was er mit Sicherheit wusste war, dass Sithis Zufriedenheit nicht daher rührte, dass er Kiiryolsah mit dem Tode bestraft hatte. Denn andernfalls, würde Lucien nicht mehr in dieser Welt wandeln können. Und dennoch machte sich der Attentäter Sorgen um seine Schutzbefohlene. Am liebsten wäre er nach Falkenring gelaufen um nachzusehen, was dort geschehen war. Doch dann würde er gegen den Willen seiner Herrin handeln und das war ihm nicht möglich. Daher war und blieb er an das in seinen Augen mehr als schleichende Tempo der Sturmmäntel gebunden und auch das Wissen, dass sie im Laufe des morgigen Tages Falkenring erreichen würden, konnte ihn nicht wirklich beruhigen. Die steife Gestalt des Geistes löste sich ruckartig, als sich in den Schatten jemand bewegte. Sogleich zog Lucien in einer fließenden Bewegung seinen Dolch und huschte lautlos zwischen die Bäume. Der aldmerische Späher bemerkte den schwachen Lichtschimmer des Geistes in seinem Rücken und wandte sich um. Doch noch bevor er die Hand mit dem Zauber ganz gehoben hatte, fuhr ihm die Klinge über die Kehle. Plätschernd sprudelte das Blut aus dem Schnitt und spritzte durch den Körper des Untoten, dessen silbriges Leuchten dem Rot etwas schönes und surreales verlieh. Fasziniert von dem Anblick beobachtete Lucien, wie die Blutfontäne langsam kleiner wurde und der nun tote Körper mit einem dumpfen Schlag auf den Boden fiel. Mit geübter Routine tastete Lirielle den Hals des am Boden Liegenden ab, während ihre Augen aufmerksam die Umgebung im Auge behielten. Ihre Finger fanden schließlich die beiden kreisrunden Einstiche und ließen die Bretonin leise fluchen. Sie löste den Blick von den Bäumen und richtete ihn stattdessen auf den Toten. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, die andere an seine Hüfte, um ihn auf diese Weise auf den Rücken drehen zu können. Nur kurz musterten die grünen Augen das blutleere Gesicht, ehe ihre Besitzerin einen Dolch zog und damit ungerührt die Kleidung des Thalmors zerschnitt. Zum Vorschein kam ebenfalls kalkweiße doch noch warme Haut und diesmal fluchte Lirielle lauter, als zuvor. Verärgert über sich selbst sank die Jägerin aus ihrer vorgebeugten Haltung zurück auf die Fersen und fuhr sich durch die Haare. Sie hatte sich gedacht, dass ihr Opfer sich noch in der Nähe aufhielt, da er scheinbar irgendwie mit Kiiryolsah in Verbindung stand. Und dennoch hatte sie seine Aura zu spät bemerkt. So spät, dass der Vampir Zeit genug gehabt hatte, den ahnungslosen Späher vollständig auszusaugen und anschließend zu verschwinden. Damit hatte er genug Blut aufgenommen, um die nächsten Tage problemlos zu überstehen. Und wenn er das nicht ausnutzte, um so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und Lirielle zu bringen, dann sicherlich um weiterhin unerkannt in der Nähe bleiben zu können. Lirielle leckte sich die wenigen Blutstropfen von den Fingern, die von der Untersuchung des Halses daran kleben geblieben waren und stand dann vom Boden auf. Kurz warf sie einen Blick in die Richtung, in welcher Falkenring liegen musste, ehe sie sich abwandte, um zum Lager zurückzukehren. Sicherlich hätte sie sich in die Nähe der Häuser wagen können um auszuspionieren, wie viele der Thalmor noch übrig waren und vielleicht sogar mit den Bewohnern dort sprechen können. Aber das war nicht ihre Angelegenheit. Lirielle interessierte nur der Vampir und sie würde sich in nichts hinziehen lassen. Schon gar nicht in einen Krieg. Als die Jägerin auf die Lichtung zurückkehrte, hatte sich dort nichts verändert. Die seltsame Vierergruppe lag noch immer im Kreis um das verloschene Lagerfeuer, dessen Aschenreste nur noch eine geringe Wärmemenge abgaben. Auf der einen Seite Caracalmo, gewickelt in seinen Reisemantel, der wohl mal bessere Zeiten gesehen hatte. Schräg daneben lag der noch immer mehr tot als lebendig wirkende Tjorben, dessen Seele bisweilen so laut schrie, dass es Lirielles Kopf fast zum Zerbersten brachten. Und dann, ihnen gegenüber, Hlfogar und Kiiryolsah. Auch nachdem das Drachenblut längst eingeschlafen war, hatte Hlfogar den Arm nicht mehr von ihr genommen und nun lagen sie dicht aneinandergeschmiegt beieinander. Bei dem Anblick musste Lirielle unweigerlich grinsen. In ihren Augen waren Nords sehr einfach gestrickt und angesichts Caracalmos provokanter Aktion, war sie wohl nicht die Einzige, die so dachte. Doch ganz gleich ob sie die Zweisamkeit nun zerstören wollte oder nicht, der Morgen graute und Lirielle hatte Fragen, die sie endlich beantwortet haben wollte. Also schritt sie zu den Schlafen hinüber und stupste die Dunmer leicht mit dem Fuß an. „Hey, Kirr…“, begann Lirielle doch brach ab, als sie am Namen der Elfe zu scheitern drohte und setzte daher neu an, „…Drachenblut! Wacht auf. Es ist Tag und ihr schuldet mir noch ein paar Antworten.“ Kiiryolsah hörte zwar den Ruf, doch trotzdessen und des unbequemen Waldbodens, reagierte sie nicht darauf. Sie wollte sich nicht rühren, wollte sich nicht trennen von dem warmen Körper neben sich, welcher sie beschützend hielt. Es war so lange her, dass sie dieses Gefühl von Geborgenheit zuletzt gespürt hatte, da wollte sie es jetzt nicht so einfach wieder hergeben. Doch ob sie nun wollte oder nicht, als Hlfogar die Umarmung löste und sich aufsetzte, half es ihr nicht mehr länger die Schlafende zu mimen und setzte sich ebenfalls auf. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Blonden, wie er die steifen Glieder streckte und dann aufstand, um sich zu entfernen. Keinen Blick würdigte er ihr, kein Wort kam über seine Lippen. Schlagartig verschwand die Wärme aus Kiiryolsahs Körper. Warum machte sich Hlfogar lustig über sie? Sie hatte gehofft, dass er anders wäre als Sorex, doch da hatte sie sich wohl geirrt. Wieder wurde mit ihr gespielt, doch diesmal durfte sie sich das nicht gefallen lassen, musste sich wehren. /Ich sollte ihn ansprechen./, dachte Kiiryolsah und krallte die Finger in die kalte Erde. /Ihn zur Rede stellen./ Doch trotz ihrer Gedanken rührte sich die Schwarzhaarige nicht. Erst als plötzlich Lirielles Gesicht direkt vor ihrem auftauchte, zuckte sie erschrocken zurück. „Gebt mir die Antworten, die ich haben will.“, verlangte Lirielle mit aufgeregter Stimme und einem ungeduldigen Funkeln in den Augen. „Dann erkläre ich euch Hlfogars Verhalten.“ Einen Moment lang starrte Kiiryolsah sprachlos ihre Gegenüber an, ehe sie sich mit einem Kopfschütteln abwandte. „Was gibt es daran schon nicht zu verstehen?“ „Eine ganze Menge, wie mir scheint.“, erwiderte die Braunhaarige. „Ihr mögt vielleicht 200 Jahre alt sein, dennoch scheint ihr sehr wenig Ahnung von der Gesinnung eines Nords zu haben. Ich kann euch da helfen, schließlich war ich mit einem verheiratet.“ „Das war ich ebenfalls.“, gab Kiiryolsah zurück und erhob sich mit knackenden Knochen vom Boden, wodurch sie Lirielle zwang sich ebenfalls zu erheben. „Und was hatte ich davon? Der Mistkerl hat seinen Frust an mir ausgelassen und sich anschließend mit irgendwen anders vergnügt.“ Lirielle ließ die Abfuhr kalt und sie verschränkte nur abwartend die Arme vor dem Oberkörper. „Wollt ihr meine Meinung nun hören, oder nicht?“, fragte sie im neutralen Ton und wartete die Antwort der Älteren ab. „Ich kann euch die Antworten die ihr sucht nicht geben.“, wich die Dunmer ihr schließlich aus. „Denn den Vampir den ihr jagt kann ich nicht kennen.“ Lirielle schnaubte. „Ihr habt seine Aura.“, beharrte die Bretonin. „Das muss einen anderen Grund haben. Der Vampir der mich verwandelte ist tot.“ „Und da seid ihr euch sicher?“, mischte sich Caracalmo interessiert in das Gespräch ein. Die Stimmen mussten ihn geweckt haben und auch Hlfogar war wieder näher gekommen. Obwohl er scheinbar desinteressiert versuchte die Feuerstelle wieder neu zu entfachen, so lauschte er doch gleichzeitig jedem Wort. Kiiryolsah fühlte sich mit der auf ihr ruhenden Aufmerksamkeit nicht gerade wohl und somit waren ihre nächsten Worte nicht so sicher, wie sie es gewollt hätte. „Ziemlich sicher. Ich fand schließlich seine Asche.“, sagte sie stockend. Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, doch schließlich durchbrach Lirielle jene wieder. „Der Name des Vampires den ich jage lautet Susarion.“, sagte sie und fixierte dabei das Drachenblut, um dessen Reaktion genau beobachten zu können. „Und er trägt stets schwarze Kleidung, sowie eine silberne Maske, die das gesamte Gesicht bedeckt und die Züge eines Elfen darstellt.“ Kiiryolsah zögerte mit einer Antwort. Die Beschreibung passte und in der Zuflucht hatte sie seine Gegenwart gespürt und ihren alten Namen gehört. Und dennoch, er konnte unmöglich am Leben sein. „Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns mit einem Vampir zu beschäftigen.“, versuchte die Dunmer schließlich abzulenken. „Die Thalmor könnten uns jeden Moment angreifen und…“ „…der Vampir hat bisher sämtliche Späher ausgeschaltet.“, unterbrach Lirielle sie. „Er wird sicherlich auch weiterhin dafür sorgen, dass sie uns nicht finden. Und solange von ihnen niemand nach Falkenring zurückkehrt, werden die Aldmeri sicherlich keinen Angriff wagen, nicht wahr Caracalmo?“ „Korrekt.“, erwiderte der Hochelf knapp. Kiiryolsahs Augen wanderten von einem zum anderen. Verzweifelt suchte sie nach Argumenten, doch ihr wollten einfach keine einfallen. Sie kam aus dieser Sache nicht mehr heraus. Selbst wenn sie Lirielle vor allen anderen entlarvte, war da noch Caracalmo. Sie hatte dem Hochelfen für seine Rettung sowie die Mithilfe im Kampf einiges versprochen und bisher nichts davon eingelöst. Ihn würde sie nicht abwimmeln können. Und selbst wenn auch er nicht wäre, so schuldete Kiiryolsah dann noch immer Hlfogar eine Erklärung. „Um alles erklären zu können, werde ich etwas weiter ausholen müssen.“, sagte Kiiryolsah, als sie sich schließlich geschlagen gab. „Warum setzen wir uns also nicht?“ Caracalmo und Hlfogar saßen bereits, sodass nur Lirielle ihrem Vorschlag wortlos nachzukommen brauchte. Auch das Drachenblut setzte sich wieder und da Hlfogars Mantel noch am Boden lag, wickelte sie sich kurzerhand wieder darin ein. „Um genau zu sein, muss ich bei meiner Geburt anfangen.“ Lirielle öffnete den Mund, um das Drachenblut darin zu erinnern lediglich das Wichtigste zu berichten, wurde jedoch von Hlfogar davon abgehalten. „Lasst sie ausreden.“, ermahnte er die Jägerin. Ihn interessierte es nämlich durchaus, wie Kiiryolsah zu ihrem jetzigen Ich gekommen war. Kiiryolsah wartete einen Moment, ob Lirielle noch etwas erwidern würde, als dies jedoch nicht geschah, wagte sie einen neuen Versuch. „Als meine Mutter mit mir schwanger war, wurde mein Vater getötet. Dies versetzte ihr einen so harten Schlag, dass sie, als ich auf die Welt kam, in mir keinen Trost finden konnte sondern es nur noch schlimmer wurde. Es ging so weit, dass sie ihm schließlich freiwillig in den Tod folgte. Ich wurde daraufhin einer dunmerischen Händlerfamilie mitgegeben, die sich auf dem Rückweg nach Morrowind befand. Sie hatten nichts dagegen ein fremdes Kind aufzunehmen und als ihr eigenes auszugeben. Schließlich bekommen Elfen nicht so leicht Kinder wie Menschen und ich war nur ein Jahr jünger als ihr Sohn. Ich wuchs auf als ganz normales Dunmerkind. Ich wusste, dass sie nicht meine richtige Familie waren, doch das kümmerte mich nicht. Ich hatte kein Interesse an einer Mutter, die mich einfach in Stich gelassen hatte und meine neuen Eltern sorgten gut für mich. Ich war wie viele Dunmer zur damaligen Zeit waren. Eingebildet, hochnäsig und sah Nichtdunmer als ebenso wertlos an, wie eine Fliege, die man mit Leichtigkeit an der nächstbesten Wand zerdrückte. Mein Ziehvater war ein angesehener und mächtiger Magier und wir lebten recht weit im Norden. Daher konnten wir es uns trotz des Einmarsches der Argonier und Khajiit noch erlauben, eben jene weiterhin als Sklaven zu halten.“ An der Stelle stockte Kiiryolsah kurz und musste schlucken. Sie schämte sich sehr für ihr damaliges Verhalten und es fiel ihr mehr als schwer es laut vor den anderen auszusprechen. Gleichzeitig aber wollte sie es endlich über sich bringen und dieser Wunsch war stärker, als ihre Angst vor der Reaktion der anderen. „Wir…wir hatten damals ein Spiel, welches wir gerne spielten. Wie ließen die Khajitt wie Hunde Bällchen apportieren. Straften sie, wenn sie sich weigerten und lachten sie aus, wenn sie es dann doch taten. Wir nahmen den Argoniern das Wasser um zu testen, wie lange sie es ohne aushielten und taten noch viel mehr Grausiges. Mutter lobte uns für unsere Wissbegierde…“ Angestrengt starrte Kiiryolsah auf einen Stein zu ihren Füßen, wagte es nicht irgendjemanden in die Augen zu sehen um darin zu lesen, was sie von ihr hielten. „Elfenkinder unterschieden sich äußerlich nicht von Menschenkindern. Abgesehen von der Hautfarbe und der Form der Ohren. Erst wenn sie älter werden, erhalten sie auch die schmalen Gesichtszüge. So war es auch bei meinen Stiefgeschwistern. Nur ich behielt die Züge eines Menschen bei. Meiner Familie war damit klar, warum meine leibliche Mutter mich nicht hatte haben wollen und wurde von ihnen zu Recht fortan als Sklavin behandelt. Ich teilte ihre Abneigung. Ich hasste mich für das was ich war und für das, was ich all die Jahre über getan hatte. Ich hatte Wesen gequält, zu denen ich selbst gehörte Ich konnte mich jetzt nicht einfach in ihre Reihen eingliedern und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Es gab keinen Platz mehr für mich. Und dann…dann stand eines Abends plötzlich Susarion vor der Tür. Ich weiß nicht woher er von mir gehört hatte, denn er war zuvor nie bei uns gewesen, aber er kaufte mich meiner Familie ab.“ //////Der Fremde lief schnell und mit großen Schritten. Nicht einmal sah er sich um, ob das Mädchen ihm noch folgte. Die junge Dunmer stolperte ihm unbeholfen hinterher, dabei das kleine Stoffbündel mit den wenigen Habseligkeiten fest an die Brust gedrückt. Genau genommen bestand das Stoffbündel aus einem Sklavenkleid, welches nicht weniger zerschlissen war, als jenes, welches seine Besitzerin momentan trug. Ihre Herren mochten wohlhabend gewesen sein, doch sie hatte nicht zu den Sklaven gehört, die man vorzuzeigen pflegte und somit waren auch ihre Kleider nicht wichtig. In dem Bündel selbst lag lediglich ein angelaufenes Medaillon. Das einzige Andenken an die leibliche Mutter des Mädchens, mehr besaß es nicht mehr. Die Schwarzhaarige rannte einige Schritte, um wieder näher zu dem Fremden aufzuschließen, von dem sie weder den Namen wusste, noch warum er sie mitgenommen hatte. Einer der höheren Sklaven hatte ihr lediglich gesagt, dass sie ihre Sachen packen sollte und dass sie diesem Mann zu folgen hatte. Einem Mann, der komplett in schwarz gekleidet war. Selbst Handschuhe trug er, obwohl jener Sommer so heiß war, dass selbst die Nacht keine wirkliche Abkühlung brachte. Am meisten aber, hatte die Dunmer seine Maske fasziniert. Sie war aus Silber gearbeitet und zeigte das Gesicht eines sehr schönen Dunkelelfs. Der Mann blieb so unerwartet stehen, dass das Mädchen gegen ihn stieß. Erschrocken sprang sie sogleich einen Schritt zurück und senkte hastig den Blick zu Boden. „V-verzeiht mir, Herr.“, stotterte es sogleich und umklammerte sein Bünden so stark, als könne es ihm Schutz gewähren. Den Blick noch immer auf den Boden gerichtet, bemerkte das Mädchen nur daran, dass der Mann sich zu ihr drehte, weil der Stoff seines Umhangs über den Boden raschelte. Finger legten sich unter sein Kinn und zwangen es so mit leichtem Druck in die silbrige Maske zu schauen. Maser und Secunda warfen ihr mattes Licht auf die silbrige Oberfläche, ließen sie somit wie einen Spiegel erscheinen, in welchem die Dunmer ihr eigenes verzerrtes Gesicht erkennen konnte. Schwarze ungekämmte Haare, rote Augen, hellgraue Haut – zu hell für eine Dunmer - und…die abscheulichen runden Gesichtszüge eines Menschen. „Wie ist dein Name?“, fragte der Fremde. Seine Stimme klang dumpf unter der Maske und machte es somit so gut wie unmöglich seine Laune herauszuhören. „Darkay, Herr.“, erwiderte das Mädchen, den Blick auf die beiden Löcher in der Maske geheftet, welche für die Augen gedacht waren. Während durch die eine Öffnung ein Auge hervor funkelte, blieb es hinter der anderen Öffnung schwarz. „Mein Name ist Susarion, nicht Herr.“, korrigierte der Mann und nahm die Hand von dem Kinn des Mädchens. „Weißt du, warum ich dich mitgenommen habe?“ Als Darkay den Kopf schüttelte, griff der Mann nach der Maske und zog sie sich vom Kopf, löste damit zugleich die daran befestigte Perücke aus langen schwarzen Haaren. Es gelang der Dunmer einen Schrei zu unterdrücken, doch dass sie vor dem Mann zurückstolperte, konnte sie nicht verhindern. Sie hatte noch nie etwas Grässlicheres gesehen, als das Gesicht dieses Mannes. Es war fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Und nicht nur sein Gesicht. Als er die obersten Knöpfe seines Hemdes löste, kamen weitere Narben und Verbrennungen zum Vorschein. „Weißt du es nun?“, fragte Susarion und fixierte das Mädchen mit seinem noch funktionsfähigen Auge. „Ja, ich bin wie du.“, fuhr er fort, ohne eine Antwort abzuwarten. „Ein Monster, ein Ausgestoßener. Jemand, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte. Es gibt für mich genauswenig einen Platz auf dieser Welt, wie für dich. Wir können uns nur verkriechen, uns verstecken. Die einzige Zuflucht die uns bleibt, ist die Gesellschaft eines anderen Monsters.“ Monster Ja, er hatte recht. In den Augen ihres Volkes war Darkay ein Monster, eine missbilligende Kreatur. Sie war genauso unansehnlich, wie Susarion mit all seinen Wunden. Er war der einzige, der sie würde akzeptieren können. Sowohl mit ihrem Aussehen, als auch mit ihren Taten. Denn das Nichtakzeptieren würde Einsamkeit bedeuten. Es kostete Darkay nur einen Moment lang Überwindung, den Abstand zwischen sich und Susarion zu verkleinern. Doch nachdem sie den ersten Schritt geschafft hatte, fiel sämtliche Angst von ihr ab. Darkay schlang kurzerhand die Arme um Susarions Taille und drückte das Gesicht gegen seine Brust. Es war heuchlerisch von ihr nach einem Zuhause zu verlangen. Nach allem was sie getan hatte und was sie war, verdiente sie es weiterhin als Sklavin zu leben. Andererseits…warum sich nicht als das Monster verhalten, welches man war? Wenn es keinen Platz auf der Welt für einen gab, warum ihn sich dann nicht gewaltsam schaffen? „Kluges, kleines Monster.“, hörte sie Susarion leise murmeln, während seine Hand ihr über den Kopf strich, bis ihn plötzlich ein fast schon irres Lachen schüttelte und er schmerzhaft fest in Darkays Haare griff. „Niemand will ein Monster.“////// Kapitel 22: Stillstand ---------------------- „Ich weiß nicht viel über Susarions altes Leben.“, fuhr Kiiryolsah fort, weiterhin den gespannten Blicken ihrer Zuhörer ausweichend. „Er sprach nie freiwillig darüber und da die Erinnerungen daran meist zur Folge hatten, dass er durchdrehte, fragte ich auch irgendwann nicht mehr danach. Alles was ich weiß ist, dass er den Ausbruch des roten Berges hautnah miterlebt hat. Zwar überlebte er jene Katastrophe, doch die Flammen entstellten seinen Körper aufs Grausamste und jede Bewegung kostete ihn fortan Schmerz. Derart von sich selbst verabscheut, begab er sich in die Hände der Vampire, in der Hoffnung mit ihren besonderen Kräften sein altes Äußeres zurückzubekommen. Zwar machten sie ihn zu ihresgleichen, aber helfen konnten sie ihm damit nicht. Susarion nahm mich damals auf, um nicht mehr allein zu sein. Und wer konnte ihm besser Gesellschaft leisten, als jemand dessen Äußeres ebenso unansehnlich war?“ „Du vergleichst dich doch gerade nicht ernsthaft mit jemanden, der kaum noch ein Gesicht besitzt!“, unterbrach Lirielle sie ungläubig. „Das ist völliger Schwachsinn.“ „Nicht für uns Elfen.“, wandte Caracalmo ein. „Wie verachten die menschliche Rasse. Sie ist dumm, plump und unansehnlich. Sich mit ihnen zu vergnügen kommt bisweilen zwar vor, aber Kinder aus dieser Verbindung hervorgehen zu lassen, erhält eine ähnliche Wertschätzung, wie die Darmentleerung.“ Einen Moment lang starrte Lirielle den Weißblonden nur sprachlos an, ehe sie sich wieder an das Drachenblut wandte. „Du bist kein Monster.“, sagte sie ruhig. „Auch wenn du die Sklaven gequält hast, du warst ein Kind. Wie hättest du es besser wissen sollen?“ „Vielleicht.“, stimmte Kiiryolsah dem leise zu. „Später aber…da hätte ich es wissen müssen…und vielleicht wusste ich es auch. Doch das hätte bedeutet wieder allein zu sein. Nachdem Susarion mich bei sich aufgenommen hatte, wurde er meine neue Familie. Er zog mich auf, unterrichtete mich, brachte mir das Kämpfen bei…er war seit der Erkenntnis, dass ich ein Bastard war der einzige der mich ansah, ohne unangenehm das Gesicht zu verziehen. Er war alles für mich und auch wenn er manchmal durchdrehte und grob wurde, um keinen Preis der Welt wollte ich ihn verlieren. Und als ich alt genug war um seine Gefährtin sein zu können, stellte sich daher überhaupt nicht die Frage, es abzulehnen ein Vampir wie er zu werden. Ich wurde zu einer Untoten, um für immer bei ihm bleiben zu können. Wir hielten im Keller seiner Burg einige Sklaven, von denen wir uns ernährten. Aber hin und wieder gingen wir auch raus auf die Jagd. Nicht um unseren Hunger zu stillen, sondern einfach um des Tötens willen. Denn wenn man uns als Monster ansah, warum sollten wir uns dann nicht auch wie welche verhalten? Also quälte ich wieder und hatte auch diesmal Spaß daran.“ Kaum merklich wandte Kiiryolsah den Kopf, sodass sie Hlofgar aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Es interessierte sie nicht, was die anderen von ihr und ihren Taten dachten. Sie wollte einzig und allein wissen, ob der Nord diese Vergangenheit akzeptieren konnte. /Und ich töte noch immer./, dachte Kiiryolsah /Zwar nicht mehr aus Freude, aber ich tue es weiterhin. Monster bleibt eben Monster./ „Und was geschah weiter?“, drängte Lirielle, der die Pause zu lange dauerte und zwang die Dunmer somit ihre Aufmerksamkeit von Hlofgar wieder zu lösen. Jener hatte ihr sowieso nicht gewährt aus seinem Gesicht irgendetwas zu lesen. Zwar hörte er ihr wohl noch zu, doch der Nord hatte seinen Körper abgewandt und starrte in das Lagerfeuer. „Das, was überall geschah.“, fuhr die Halbelfe fort. „die Argonier kamen. Es war nicht das erste Mal, dass sie es versuchten doch die Schutzzauber hatten sie bisher immer aufgehalten. Diesmal aber war es ihnen gelungen und es waren viele – zu viele. Es gab einen geheimen Gang in der Burg, durch den ich fliehen sollte, während Susarion die Argonier so lange wie möglich aufhalten wollte. Aber ich konnte den Gang nicht benutzen, denn vor seinem Ausgang lagerte die Nachhut. Also kehrte ich wieder um, um Susarion im Kampf beizustehen, doch die Tür ließ sich nicht mehr öffnen. Susarion musste sie magisch versiegelt haben. Ich konnte nichts sehen, dafür aber hören, wie sie meinen Lehrmeister überwältigten und folterten. Als sie fertig waren verließen sie die Burg und ich konnte endlich den Gang verlassen. Ich suchte sofort den Schauplatz des Kampfes auf und alles was ich fand, war ein Häufchen Asche. Darum war ich mir bis gestern so sicher, dass Susarion tot ist.“ „Es muss die Asche von jemand anderen gewesen sein.“, warf Lirielle ein. „Und von wem? Ich und Susarion waren die einzigen Vampire, die dort lebten.“ „Was war mit dir?“, fragte Hlofgar, bevor Lirielle einen weiteren Vorschlag einbringen konnte, wie Susarion den Kampf überlebt hatte. Nervös knüllte Kiiryolsah den Mantelstoff mit ihren Händen und machte sich auf das Schlimmste gefasst, als sie in Hlofgars Richtung blickte. Sie war mehr als froh, dass dessen Mimik nichtssagend war, auch wenn es sie irritierte, dass er sie erneut geduzt hatte. War es aus Sympathie? Oder aber weil sie nun so abscheulich in seinen Augen war, dass sie keine höfliche Anrede mehr verdiente. „Ich.“, begann Kiiryolsah und räusperte sich, da ihr Mund sich ungewohnt trocken anfühlte. Sie wusste nicht wann sie zuletzt so viel Angst davor gehabt hatte, was jemand anderes von ihr halten mochte. „Bevor Susarion mich in den Gang schickte, sagte er mir ich solle nach Solstheim gehen, wo ein Freund von ihm leben würde. Dieser sollte uns Unterschlupf gewähren. Aber, was hätte ich dort gesollt? Bei einem Fremden? Ich stand mal wieder mit nichts da. Deshalb ging ich nach Cyrodiil. Herauszufinden wer meine Mutter war, war der einzige Lebensinn, denn ich damals noch sah. Knapp zwei Jahrhunderte verbrachte ich mit der Suche. Anfangs schloss ich mich noch anderen Vampirgruppen an, doch blieb dann immer öfter für mich. Ich hätte viel Zeit gehabt, um über alles nachzudenken. Über mich, meine Taten und darüber, was ich als nächstes hätte tun können. Aber ich nutzte diese Zeit nicht und verkroch mich nur weiter in mir selbst. Ich kam nicht alleine auf die Antwort. Darauf, dass ich mein Leben ändern könnte, wenn ich es nur wirklich versuchen würde. Dass ich mir einen eigenen Namen gab und mich vom Vampirismus heilen ließ, waren zwar erste Schritte in die richtige Richtung, aber…ich verfolgte es nicht weiter.“ „Und warum tust es dann jetzt doch?“, ließ Hlofgar nicht locker, während Lirielle die beiden ungeduldig beobachtete. Sie wollte auf das eigentliche Thema zurückkommen, aber das Gespräch auch nicht unterbrechen. Als Kiiryolsah antwortete, war ihre Stimme endlich wieder fest und sie konnte Hlofgar unverwandt in die Augen sehen. Denn wenn es etwas gab, wessen sie sich vollkommen sicher war, dann war es die Antwort auf Hlofgars Frage. „Das wisst ihr ganz genau, Hlofgar. Genau genommen, solltet ihr den Grund wirklich am Besten kennen.“ Einen Moment lang blickten sie einander einfach nur stumm in die Augen. Dann aber weiteten sich die blauen des Nords, als dieser zu begreifen schien, auf was Kiiryolsah hinauswollte. Hlofgar öffnete den Mund um zu antworten, schloss ihn dann aber wieder. Nur eine Sekunde später brach er den Blickkontakt, indem er sich vom Boden erhob. „Ich werde sehen, ob ein Tier in die Fallen geraten ist.“, sagte der Blonde um einen Grund für seine offensichtliche Flucht zu finden und stapfte zielstrebig von der Lichtung. „Ihr solltet ihn begleiten, Caracalmo.“, sagte Lirielle sofort zu dem Hochelfen, welcher alles andere als begeistert das Gesicht verzog. „Wieso sollte ich?“, verlangte der Weißblonde zu wissen. „Weil ich und das Drachenblut nun Mädchengespräche führen werden.“, erwiderte der Jägerin. „Dabei würdet ihr nur stören.“ Caracalmo verdrehte daraufhin die Augen, stand aber bereitwillig vom Boden auf, um dem Nord zu folgen. „Drachenblut…“, sagte er an Kiiroylsah gewandt. „Wenn dieser Susarion wirklich noch lebt, nehmt lieber ihn. Ihr solltet einen mächtigen Kämpfer an eure Seite nehmen, keinen starrsinnigen Nord.“ „Dieser starrsinnige Nord.“, erwiderte die Dunmer, „hat in der kurzen Zeit die wir uns kennen mehr für mich getan, als sonst irgendjemand.“ Caracalmo schnaubte daraufhin, zuckte dann aber gleichgültig mit den Schultern und verschwand zwischen den Bäumen. Die Rüstung drückte nicht nur schwer auf die Schultern des Hochelfens, sie scheuerte auch noch trotz Untergewand unangenehm auf der Haut. Es wunderte Sorcalin nicht mehr, dass die Nordkrieger so ungehobelt waren. Wie sollte es auch anders sein, wenn ihre Körper in diesem miserablen Metall steckten? Als Magier war es zwar selten vorgekommen, doch auch Sorcalin hatte hin und wieder eine Rüstung tragen müssen. Doch dies waren stets Elfenrüstungen gewesen. Halb so schwer wie die Nordrüstungen und dennoch widerstandsfähiger. Außerdem waren die Kanten so sauber verarbeitet, dass man keine fünf Schichten an Polsterungen benötigte, um den Körper darunter zu schützen. /Ich sollte aufhören zu jammern./, rief Sorcalin sich selbst zur Ordnung und zupfte dennoch am Schulterteil der für seinen Elfenkörper viel zu breiten Rüstung. So grässlich das Eisen auch war, sowohl er als auch seine Begleiter, waren gezwungen die Rüstungen zu tragen, wenn ihnen ihr Leben lieb war und schuld daran, waren die Drachen. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Thalmor nicht vorhatten das Drachenblut an die Riesenechsen auszuliefern, hatten jene sich sofort von den Elfen losgesagt und machten nun stattdessen Jagd auf ihre ehemaligen Verbündeten. Nachdem Abzug des Hauptteils der Armee und dem Verschwinden von Caracalmo, waren die übrigen Generäle darin übereingekommen sich aufzuteilen, die nun schutzlosen Städte der Nords anzufallen und zu besetzen. Die Drachen suchten jedoch nach diesen Splittergruppen. Nicht, um die Elfen an ihrem Vorhaben zu hindern, sondern weil sie in einer dieser Gruppen das Drachenblut vermuteten. Als Sorcalin die Nachricht erreichte, dass jene Gruppe, die nach Weißlauf unterwegs gewesen war, vernichtet wurden war, hatte er beschlossen sich und seine Kämpfer als Nord auszugeben. Selbstverständlich würde man den Unterschied aus der Nähe sofort erkennen, immerhin waren ihre Gesichter unverkennbar elfisch. Doch er hoffte, dass ein hoch am Himmel fliegender Drache den Schwindel nicht sofort bemerkte. Schnelleres Hufgetrappel und das Klappern der schlecht sitzenden Rüstung, kündigten den Soldaten an, noch bevor er neben Sorcalins Seite auftauchte. Es war Talesius, ein eigentlich vielversprechender Kandidat um schnell im Rang der Krieger aufzusteigen, wäre sein loses Mundwerk nicht gewesen. Und auch diesmal bewies der rotblonde Elf, dass er die Momente nicht kannte, in denen er still zu sein hatte. „Wir sollten diesen Weg nicht wählen, General.“, sagte Talesius geradehaus, er hatte nicht mal darauf gewartet, dass Sorcalin ihm das Wort erteilte. Halb wandte der Grauhaarige ihm sein Gesicht zu. Wären sie in einer anderen Situation, er hätte Talesius gefragt, ob in seiner Linie Nordblut eingedrungen war, denn anderweitig ließen sich dessen ungehobeltes Verhalten nicht erklären. Doch sie waren in keiner anderen Situation, also blieb keine Zeit für Belehrungen. „Dieser Weg ist gefährlich.“, fuhr der Rotblonde unterdessen fort, nachdem er von Sorcalin keine Antwort erhalten hatte. „Jemand beobachtet uns und auch wenn es niemand sagt, die anderen Krieger spüren es auch. Wir sollten lieber zurück zum Fluss und…“, weiter kam Talesius nicht, da er von dem Älteren unterbrochen wurde. „Ihr solltet euch weniger damit beschäftigen, was eure Mitkämpfer spüren könnten und eure Augen stattdessen auf das Offensichtliche richten.“, wies Sorcalin ihn mit kratzender Stimme zurecht und deutete mit einem Kopfnicken nach vorne. Vor ihnen auf dem Weg war ein Mann aufgetaucht. Angesichts seiner Körperformen musste er ein Mensch sein, einer der sich viel im Freien aufhielt, denn seine Haut war stark gebräunt. Der Oberkörper war frei, nur um Hüften, Oberarmen und Unterschenkel trug er Kleider aus Fellen und schwarzen Federn. Um den Hals hingen Ketten mit Knochenschmuck und die mit weiteren Federn geschmückten Haare, hingen lang und strähnig in ein mit Farbe bemaltes Gesicht. „Ein Abgeschworener.“, stellte Talesius das Offensichtliche fest und fing sich damit einen finsteren Blick seitens Sorcalins ein. „Haltet endlich eure Klappe und kehrt in eure Reihe zurück.“, knurrte der General. Talesius löste daraufhin den Blick von dem Abgeschworenen und wandte ihn stattdessen Sorcalin zu. Anscheinend bemerkte er die Rüge als ebenjene, denn er schluckte, senkte den Blick und verlangsamte den Schritt seines Pferdes, um sich wieder bei den anderen einzureihen. Der Abgeschworene stand unbeweglich an Ort und Stelle und fixierte die heran Reitenden aus dunklen Augen. Sorcalin ließ sein Pferd unbeirrt weiterlaufen und wäre einfach an dem Abgeschworenen vorbeigeritten, hätte dieser nicht doch noch das Wort ergriffen. „Kehrt um.“, sagte der Abgeschworene mit harter Stimme, wenn auch kein drohender Unterton mitschwang. „Das hier ist Reach.“ Mit einem leichten Zug an den Zügeln brachte Sorcalin sein Pferd zum Stehen, hob dabei zugleich eine Hand, um seiner Gruppe zu bedeuten ebenfalls anzuhalten. „Wir wissen, dass das hier Reach ist.“, sagte Sorcalin, nicht weniger wortkarg, als der Fremde. „Reach ist unser Land, kehrt um.“ „Euer Land?“, hakte der Grauhaarige nach. „Wird es nicht von den Nord besetzt? Wir sind auf dem Weg nach Markarth, wir werden die Stadt einnehmen und von der euch quälenden Nordplage befreien.“ Hatte Sorcalin erwartet, dass der Abgeschworene belustigt auflachte, da er ihm nicht glaubte, so wurde er von seinem Gegenüber enttäuscht. Jener bewegte sich nicht einen Millimeter. Er sagte auch nicht die erwarteten Worte, dass er nicht glaubte, dass die Thalmor ihnen ihr Land zurückgaben. Stattdessen schwieg der Abgeschworene so lange, dass Sorcalin schließlich das Signal zum Weiterreiten gab. Doch als der Hochelf auf gleicher Höhe mit dem Abgeschworenen war, öffnete dieser doch noch einmal den Mund. „Dies ist unser Land. Wir dulden die Nords nicht hier…und auch euch Elfen nicht.“ Der Abgeschworene drehte sich in einer Geschwindigkeit in Sorcalins Richtung, wie dieser es ihm niemals zugetraut hätte. Der Elf handelte ohne zu denken, als er die Füße aus den Steigbügeln zog und sich nach links hin vom Pferd fallen ließ. Er rollte sich über die Schulter am Boden ab und landete durch die ungewohnte Rüstung unelegant in einer hockenden Stellung. DEie Arme bereits zu einem Zauber erhoben, sah er den Abgeschworenen, wie er problemlos auf dem sich aufbäumenden Pferd hockte. Dort, wo eben noch Sorcalin gesessen hatte, steckte eine lange Klinge im Sattelleder. Es kam Bewegung in die Gruppe. Einige trieb es nach vorne, um ihrem General beizustehen, andere, zu denen auch Talesius gehörte, wandten sich den zahlreichen Kämpfern zu, welche um sie herum aus dem Dickicht gesprungen kamen. Die Abgeschworenen kämpften lautlos, ohne Kampfschreie, wirkten mit ihrem eigenartigen gehörten Kopfschmuck und den Federn eher wie wilde Geister, denn wie Krieger. Talesius hatte die Zügel seines Pferdes losgelassen und konzentrierte mit den nun freien Händen einen starken Blitzzauber, welchen er einem auf ihn zustürmenden Abgeschworenen entgegen jagen wollte. Die Stimme der Vernunft, die ihm riet besser nicht zu viel Mana zu verschwenden, überhörte er wie so häufig in seinem Leben. „Nimm das, niedere Kreatur.“, rief Talesius laut und sandte den Blitzzauber los. Der Abgeschworene kam nicht dazu der Attacke auszuweichen oder aber er wollte das gar nicht. Der Rotblonde wähnte sich bereits als Sieger, doch sein Gesicht wurde vor Überraschung bleich, als er sah, wie der Abgeschworenen einfach weiterlief, obwohl die Blitze um ihn zuckten. Sie schienen ihn nicht im Geringsten zu stören. „Dann eben noch mal.“, knurrte Talesius und sammelte Energie für einen weiteren Angriff. Währenddessen rannte der Abgeschworene noch immer auf ihn zu. Der Angriff mochte zwar ihm selbst keinen Schaden zugefügt haben, doch die Kleidung hatte es arg in Mitleidenschaft gezogen. Die Nähte seines Westenartigen Überwurfs hatten sich gelöst und als der Wind unter das Fell griff, legte es etwas Eigenartiges auf Höhe des Herzens des Abgeschworenen frei. Dort, wo sich eigentlich glatte Haut befinden sollte, prangte ein faustgroßes Loch. Irgendein Fremdkörper saß in diesem Loch, von durch die Haut gebohrten Knochen an Ort und Stelle gehalten. Der sich in Talesius Händen langsam aufbauende Zauber verpuffte zu nichts. Er fand nicht die Konzentration, um die Magie weiterhin zu beschwören. Der Abgeschworenen beugte die Knie etwas stärker, ehe er im nächsten Moment aus vollem Lauf in die Höhe sprang, dabei eine lange Waffe schwingend. Talesius tat nichts, um sich zu verteidigen. Seine Augen hingen nach wie vor auf der doch eigentlich tödlichen Verletzung seines Angreifers. „Das Heilmittel…“, begann Lirielle ungeduldig, nachdem sie und Kiiryolsah endlich allein waren, doch die Dunkelelfe ließ sie nicht weiterreden. „Zuerst.“, verlangte das Drachenblut. „erzählt mir, warum ihr eure eigene Art jagt.“ Für einen Moment schien es, als wolle Lirielle sich weigern ihr darauf zu antworten, doch mit einem Seufzen entschied sie sich schließlich doch dagegen. „Weil ich wie viele andere nicht freiwillig zu dem hier geworden bin.“, sagte sie und richtete ihren Blick auf einen Punkt zwischen den Bäumen. „Vampire griffen damals unseren Hof an und töteten meinen Verlobten. Ich hatte zu große Angst, um ihm beizustehen und floh in blinder Panik in den Wald. Dass ich mich bei den Vampiren angesteckt hatte, bemerkte ich erst als ich neben der blutleeren Leiche eines Holzfällers wieder zu mir kam. Seit dem Tag jage ich jeden Vampir, dessen Spur ich aufnehmen kann.“ „Und…mal angenommen ihr würdet einen Vampirjäger in die Hände fallen?“, fragte Kiiryolsah vorsichtig und erntete dafür einen bösen Blick seitens der Bretonin. „Ich bin keine Mörderin.“, stellte Lirielle eisig klar. „Jener Holzfäller war mein erstes und letztes Opfer. Abgesehen von der Jagd auf Vampire verdinge ich mich als Kopfgeldjägerin. Die Leute, denen ich ihr Blut nehme, sind Verbrecher, die so oder so getötet worden wären. Und was die Jäger betrifft…“ Bei diesen Worten zog Lirielle eine Kette unter ihrer Bluse hervor, an der ein Anhänger mit magischen Symbolen hing. Kiiryolsah erkannte das Muster sofort. Sie hatte etwas Ähnliches benutzt, um in Einsamkeit den Keller vor Sorex zu verbergen. „…bisher ist es noch nie jemanden gelungen mein wahres Ich zu erahnen. Im Gegenteil, sie haben mich mehr, als enttäuscht.“ Mit einem Schnauben ließ Lirielle die Kette wieder verschwinden, während sie an ihren Besuch in der Dämmerwacht dachte. Die Festung der sogenannten Vampirjäger war eine mehr als derbe Enttäuschung für die Braunhaarige gewesen. Dabei dachte sie, als sie von ihnen gehört hatte, dass sie beruhigt ihnen die Jagd überlassen und endlich aus dem Leben scheiden könnte. Auf einem Pergament hatte sie sämtliche Vampirnester notiert, die sie kannte und war dann unbewaffnet zur Festung gegangen, um sich richten zu lassen. Doch keinem der Jäger war es gelungen ihren Schutzzauber zu durchschauen, falls sie es denn überhaupt versucht hatten. Als hatte Lirielle das Ruder wieder selbst in die Hand genommen, hatte die Vampirburg Volkihar infiltriert und anschließend dem Erdboden gleich gemacht. „Aber sollte es je einem Jäger gelingen mich zu enttarnen.“, fuhr Lirielle schließlich fort, „so werde ich ihm keine Widerwehr leisten.“ Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann aber ergriff Kiiryolsah das Wort. „Auch wenn ich scheinbar noch immer für die Aura der Vampire empfänglich bin, ich habe nicht an ihr erkannt, was ihr wirklich seid.“, erklärte sie. „Vampire haben eine ganz eigene Art der Gestik und Mimik. Ihr könnt das zwar sehr gut vertuschen, wenn ihr unter Menschen seid, aber als ihr die Informationen über Susarion von mir haben wolltet, seid ihr nachlässig geworden.“ „Wundert euch das, bei dem was er angerichtet hat?“ Kiiryolsah erwiderte nichts auf die Frage. So ganz wusste sie noch nicht, was sie mit der Vorstellung, Susarion könne noch leben, anfangen sollte. Sie hatte ihre Vergangenheit eigentlich loslassen wollen, doch die Erinnerungen an ihren Lehrmeister wühlten alles wieder auf. „Ich kenne lediglich einen Bestandteil des Heilmittels.“, wechselte Kiiryolsah schließlich das Thema und wich Lirielles Blick dabei aus. Doch die Bretonin schien nicht sonderlich viel gegen den Wechsel zu haben und selbst wenn, ihr menschliches Leben wiederzuerlangen, war ihr wichtiger, als die Verbindung zwischen dem Drachenblut und Susarion. „Ich fand den Trank damals im Nachlass meiner Mutter und auch nur durch einen Hinweis in ihrem Tagebuch. Na ja, eigentlich war es mehr ein Notizbuch, so kurz und stichpunktartig, wie die Einträge waren. Der Trank selbst war wohl für den damaligen Grafen von Skingrad gedacht, gebraut hatte ihn wiederrum eine alte Hexe und diese benötigte Blutgras zur Herstellung.“ Mit ungeduldigem Schweigen fixierte Lirielle die Dunmer, darauf wartend, dass sie fortfuhr. Als dies jedoch nicht geschah, ergriff sie selbst das Wort. „Und? Was ist das Problem? Ich werde schon jemand anderen finden, der mit dem Blutgras arbeiten kann.“ „Es gibt kein Blutgras mehr.“, korrigierte Kiiryolsah sie. „Ich sagte doch, dass meine Mutter vor 200 Jahren lebte, zur Zeit der Oblivion-Krise. Sie ging wohl damals auch durch jene Tore und brachte von dort das Blutgras mit. Aber nach Martin Septims Opfer wurde Oblivion für immer verschlossen und die letzten Vorräte dürften sicherlich längst aufgebraucht sein.“ Nach dieser Aussage hatte Kiiryolsah eigentlich erwartet die Bretonin nun enttäuscht und niedergeschlagen zu sehen, doch diese Annahme traf alles andere als zu. Der Blick der grünen Augen war keineswegs hoffnungslos, sondern entschlossen. „Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass diese Welt mehr Möglichkeiten bereit hält, als wir selbst vermuten. Oder habt ihr schon mal jemals vom Seelengrab gehört?“ Kapitel 23: Ein Schrei, um zu töten ----------------------------------- Natürlich hatte Kiiryolsah noch nicht vom Seelengrab gehört. Auch wenn sie dank Susarions großer Bibliothek vieles gelernt hatte, einen Ort mit diesen Namen kannte sie nicht. Als das Drachenblut daher den Kopf schüttelte, winkte Lirielle jedoch ab. „Ich erkläre es euch später, denn es bleibt uns sicherlich nicht mehr allzu viel Zeit, bis die beiden Männer wieder da sind und bis dahin sollten wir euer Liebesproblem geklärt haben.“ Bei dem Wort ‚Liebe‘ lief Kiiryolsah unweigerlich rot an und interessierte sich mit einem Mal sehr für ihre Schuhspitzen. „Hlofgar ist ein netter Kerl. Das würde ich nicht mit Liebe bezeichnen.“, sagte die Elfe ausweichend, der der Kopf zu schwirren begann. Sie kannte Hlofgar doch kaum und er hatte nie Interesse dieser Art an ihr gezeigt. Er hatte lediglich versucht sie zu verstehen und ihr geholfen sich selbst aus ihrem Loch zu ziehen. Lirielle neben ihr schüttelte nur den Kopf. „Und da heißt es immer nichts wäre schneller zu entflammen, als die Leidenschaft der Dunmer.“, sagte sie resignierend. „Die andere Hälfte Blut in euch muss nordisch sein, anders lässt sich das nicht erklären.“ Kurz wartete Lirielle, ob Kiiryolsah vielleicht etwas erwidern würde, doch als dies nicht geschah fuhr sie fort. „Sagt, ist euch nie in den Sinn gekommen, warum die Nord die Hilfe eines Amulettes von Mara benötigen, um einander…Partnersuche zu signalisieren?“ Nun wandte ihr Kiiryolsah doch wieder das Gesicht zu und strich sich dabei die Haare hinters Ohr zurück. „Sie ist die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit.“, erwiderte die Elfe. „Man erbittet mit dem Amulett ihren Beistand, für die Suche nach einem passenden Partner.“ „Das Einzige, was ein Nord im Kopf hat ist Met saufen, grölend von Sovngarde träumen, sich anschließend die Köpfe einzuschlagen, am nächsten Morgen wieder zu versöhnen und wieder Met zu saufen.“, klärte Lirielle sie auf. „Frauen sind bei den Nord nebensächlich. Zwar heiraten sie auch, wenn sie meinen, dass es an der Zeit ist, aber selten aus Liebe. Man könnte es eher als Zweckgemeinschaft bezeichnen. Und darum merken sie auch selten, wenn sie sich verlieben.“ „Hlofgar kämpft in diesem Krieg, weil durch den Konflikt mit den Kaiserlichen seine Frau und sein Sohn getötet wurden. Er will sie rächen und verhindern, dass noch mehr Familien auf diese Weise zerrissen werden.“, warf Kiiryolsah ein, doch das kümmerte Lirielle nicht. „Und rächt er sie, weil er sie geliebt hat? Seinen Sohn vielleicht. Aber er wird wohl eher kämpfen, weil sein Stolz und seine Ehre dadurch verletzt worden sind. Doch ganz gleich wie seine Gefühle zu seiner verstorbenen Familie aussehen, kein Nord würde euch so viel Aufmerksamkeit zukommen lassen wie er, wenn er nicht wirklich etwas für euch empfinden würde.“ „Er hat mit verabscheut, als wir uns kennenlernten.“ „Gefühle wandeln sich. Und davon mal ganz abgesehen, würde er euch noch immer verabscheuen, er hätte nicht derartig auf Caracalmos Provokation reagiert.“ Es war unübersehbar. Über Kiiryolsahs Kopf hing ein riesiges Fragezeichen, während sie darüber nachdachte, welche Provokation Lirielle gemeint haben könnte. „Nordblut.“, wiederholte jene daher nur. „Es ist eindeutig Nordblut, was da durch eure Adern fließt.“ „Leider habe ich kein Amulett von Mara dabei.“, erwiderte Kiiryolsah daraufhin schnippisch und entschied sich dafür das Nachdenken aufzugeben, da sie sowieso nicht auf die Lösung kommen würde. „Das ist auch unnötig.“, sagte Lirielle. „Ergreift selbst die Initiative. Vertraut mir, es kann nichts schiefgehen.“ Kiiryolsah war sich dem zwar nicht so sicher, widersprach aber auch nicht. Das Thema war ihr sowieso schon unangenehm genug und auch wenn sie für Lirielles Hilfe dankbar war, so war sie zugleich doch froh, wenn sie die Sache endlich abhaken konnten. „Ihr habt ein Seelengrab erwähnt.“, sagte Kiiryolsah, was die Jägerin breit grinsen ließ. Kurz zuckte Kiiryolsahs Gesicht, als wolle sie es abwenden, weigerte sich dann aber. Sie wollte sich nicht länger verstecken. Und wenn Lirielle ihre Unbeholfenheit amüsant fand, dann sollte sie ruhig lachen. Sie hatte eben ihre Fehler, aber daran konnte und würde sie arbeiten. „Das Seelengrab…“, setzte Lirielle an, dabei langsam das Lächeln auf ihren Lippen verdrängend, „…ist kurz gesagt der Ort, an dem jene Seelen landen, die durch einen Seelenstein gefangen wurden. Ich war dort und traf auf einen unsterblichen Drachen, dem ich etwas versprach.“ „Drachen sind nicht unsterblich.“, wandte Kiiryolsah ein, doch Lirielle schüttelte nur den Kopf. „Dieser ist es sehr wohl. Aber wirklich lebendig ist er auch nicht mehr. Seine Seele ist an das Grab gebunden, darum kann er nicht sterben. Zugleich aber kann er jenen Ort auch nicht mehr verlassen, da sein Körper sonst verfallen würde. Das einzige, was ihn für kurze Zeit wieder hierher ins wirkliche Leben holen würde, wäre ein Ruf und hier kommt ihr ins Spiel. Der Drache sagte, dass ich in baldiger Zukunft auf das Drachenblut stoßen würde und bat mich ihm folgendes auszurichten: Das Drachenblut soll seinen Namen rufen um ihn in diese Welt zu holen, damit er noch einmal spüren kann, was es heißt über die wirkliche Welt zu fliegen. Im Gegenzug dafür, würde er dem Drachenblut einen neuen Schrei lehren.“ „Ich soll einen Drachen hierher holen?“, hakte Kiiryolsah nach und schüttelte dann langsam den Kopf. „Wir haben schon mehr als genug Ärger mit ihnen. Wenn er aus der Zeit der Drachenkämpfe stammt, dann muss er unglaublich mächtig sein. Wir könnten ihn niemals aufhalten.“ „Ich weiß, aus dem Mund einer Vampirin mag das seltsam klingen, aber bitte vertraut mir in der Hinsicht.“, bat Lirielle und holte ein Blatt Pergament aus ihrer Tasche. „Ich habe mit dem Drachen im Seelengrab gekämpft, ja. Aber es war ein fairer Kampf. Er hat seine Niederlage akzeptiert und ich bezweifle, dass er seine Chance auf ein bisschen Freiheit dadurch zerstören wird, dass er sich gegen euch wendet.“ Die Bretonin hielt der Älteren das Pergament entgegen, welche es nach einem kurzen Zögern entgegennahm und entfaltete. Zum Vorschein kamen drei in Drachensprache geschriebene Silben. Dur, Neh und Viir, übersetzt Fluch, niemals und sterbend. Im selben Moment, indem Kiiryolsah die Worte las, nahm ihre Seele ihre Bedeutung war, sog sie in sich auf und verinnerlichte sie. Es war erst das zweite Mal, dass sie den Namen eines Drachen als Schrei aufnahm und dennoch konnte sie spüren, dass dieser hier mächtiger, gefährlicher war. Aus dem Augenwinkel wagte sie einen kurzen Blick in Lirielles Richtung, bevor sie seufzte und das Blatt wieder zusammenfaltete. Sie hoffte, dass es kein Fehler sein würde dem Drachen zu vertrauen. „Ich werde platz brauchen, um den Drachen zu beschwören.“, sagte sie und erhob sich. „Es gibt hier in der Nähe einen kleinen Hügel, der sollte ausreichen.“ „Wollt ihr wirklich allein gehen?“, fragte Lirielle. „Die Thalmor könnten in der Nähe sein und ihr seid noch immer geschwächt.“ Kiiryolsah antwortete mit einem seltenen selbstsicheren Grinsen. „Sagtet ihr vorhin nicht selbst, dass uns nichts geschehen wird, solange der Vampir noch immer in der Nähe ist? Und davon abgesehen habe ich nicht vor alleine zu gehen.“ Damit wandte sich Kiiryolsah nach rechts, wo aus dem Schatten der Bäume ein schwarzes Pferd mit rotglühenden Augen hervortrat. Unweigerlich wich Lirielle einen Schritt zurück. Ihr Instinkt ließ sie eine Verteidigungshaltung einnehmen, denn sie spürte deutlich, dass dieses Tier nicht gewöhnlich war. Dabei war es nicht mal die Tatsache, dass die rotglühenden Augen nicht zu einem normalen Pferd gehörten. Immerhin ritt sie selbst auf einem untoten Skelettpferd. Aber dieses schwarze Ungetüm strahlte eine bösartige Aura aus und auch wenn der Hengst gerade noch so vertrauensvoll seinen Kopf an Kiiryolsas Seite rieb, Lirielle würde ihm niemals zu nahe kommen. „Du hast mir auch gefehlt.“, murmelte Kiiryolsah in Schattenmähnes Ohr und kraulte ihn am Mähnenansatz. Der Hengst schnaubte scheinbar zustimmend und begann ungeduldig zu tänzeln, als die Dunmer schließlich in den Sattel stieg. „Also dann.“, sagte sie und wandte sich ein letztes Mal Lirielle zu. „Drück mir die Daumen, dass der Schrei dieses Drachen uns wirklich weiterhilft.“ „Darum mach ich mir keine Sorgen.“, erwiderte Lirielle und beobachtete, wie Pferd und Reiter davon trabten. „Und wenn ich nicht sicher wäre, dass du keine Vampirin wärst…“, fügte sie leiser hinzu, als Kiiryolsah bereits verschwunden war und kehrte dann kopfschüttelnd zum Lagerfeuer zurück. Vielleicht war es besser ihren ursprünglichen Plan zu überdenken. Vielleicht sollte sie doch besser wieder direkt nach Susarion suchen und Kiiryolsah in Ruhe lassen. Das Ganze stank einfach zu sehr nach unnötigen Problemen. Zwischen Caracalmo und Hlofgar herrschte Schweigen. Bis auf die Aussage des Hochelfens, dass die Bretonin ihn quasi genötigt hatte ihm zu folgen, war kein Wort mehr gefallen. Hlofgar zog es vor den Weißblonden zu ignorieren und da Caracalmo den Nord nach wie vor nicht mochte, gab es nichts, was er ihm zu sagen hatte. Somit hatten sie stumm die ausgelegten Fallen inspiziert und befanden sich nun mit einem toten Kaninchen und neuem Feuerholz auf den Rückweg zum Lager, als ein Geräusch sie beide innehalten ließ. Durch das Unterholz klang das Klappern von Rüstungen, vieler Rüstungen. Die beiden Männer tauschten einen kurzen Blick, ehe sie sich im Schutz der Bäume der Straße näherten. Hlofgar konnte ein erleichtertes Aufseufzen nicht verhindern, als er erkannte, dass es sich nicht um Verstärkung für die Thalmor handelte, sondern dass endlich die übrigen Sturmmäntel eingetroffen waren. „Hier.“, sagte der Blonde an Caracalmo gewandt und warf ihm das Kaninchen zu, welches er bis eben noch getragen hatte. „Geht zurück zum Lager. Ich habe keine Lust Ulfric zu erklären, warum ich mit einem Hochelfen unterwegs bin.“ „Ich nehme keine Befehle von euch an.“, erwiderte der Hochelf, nachdem er das Kaninchen aufgefangen hatte. „Aber ich hänge an meinem Leben.“ Sich einer ganzen Horde von Nord in den Weg zu stellen, war nicht gerade etwas, was Caracalmo für schlau hielt und nach dem Verrat durch den Bosmer, traute er Hlofgar durchaus zu ihn sicherheitshalber festnehmen zu lassen. Da kam der einstige Feldherr der Aufforderung zurückzukehren lieber nach. Hlfogar wartete in seinem Versteck, bis Caracalmo weit genug weg war, dann trat er auf die Straße hinaus. „Ulfric Sturmmantel!“, rief er laut und brachte damit die Gruppe zum Halten. Nicht wenige der Soldaten zogen kampfbereit ihre Waffen, ehe sie ihren Helden erkannten und ihn lautstark begrüßten. „Hlofgar Blutfang!“, rief Ulfric freudig und stieg aus dem Sattel, um seinen Mitnord kurz freundschaftlich zu umarmen. „Ihr seht schlimm aus.“, bemerkte Ulfric nach einer kurzen Musterung Hlfogars. „Der Geist des Drachenblutes meinte ihr würdet in einem sicheren Versteck ausharren. Seid ihr entdeckt worden?“ Kurz warf Hlofgar einen Blick zu Lucien hinüber, welcher sichtlich ungeduldig am Kopf des Zuges wartete. „Wir hatten einen Verräter in unseren Reihen.“, erklärte der Blonde schließlich. „Es war Tjorbens Waldelf. Er hat den Thalmor die Tür zu unserem Versteck geöffnet. Sie überrannten uns, aber…“ kurz stockte Hlofgar, nicht sicher, ob er den Vampir erwähnen sollte. „…aber wir konnten sie vertreiben. Seitdem haben sie uns nicht wieder angegriffen. Wir wissen nicht was sie planen, aber wir müssen uns beeilen und ihnen zuvorkommen und…“ Ein Schrei unterbrach Hlfogars Worte. Ein Drachenschrei. Es dauerte einen Moment, ehe der Nord begriff, was das zu bedeuten hatte. Einen Moment, indem Lucien bereits an ihm vorbeigelaufen war und in die Richtung rannte, aus welcher der Schrei gekommen war. Der Untote hatte sofort erahnt, was Hlfogar erst jetzt bewusst wurde. „Oh nein.“, murmelte er und ohne Worte der Erklärung oder einer Entschuldigung an Ulfric zu richten, setzte er Lucien nach. Er hätte sich ja gleich denken können, dass die Thalmor nicht lange mit einem erneuten Angriff warteten. Sie mussten die Chance genutzt haben, als die beiden Frauen alleine auf der Lichtung zurückgeblieben waren. Dass der Schrei nicht aus Richtung des Lagers gekommen war, musste seiner Meinung nach daran liegen, dass sie Kiiryolsah hatten wegbringen wollen, sie sich aber irgendwie befreit hatte und nun versuchte gegen sie zu kämpfen. Aber sie war noch immer geschwächt, hatte nur ihr Thuum, um die Angreifer abzuwehren. /Meine Axt liegt noch auf der Lichtung./, fuhr es Hlfogar durch den Kopf, dennoch hetzte er weiterhin dem unmenschlich schnellen Geist hinterher. Wenn er jetzt umkehrte, würde es zu spät sein. Da verteidigte er die Dunmer lieber mit Händen und Füßen, anstatt sie kampflos den Feinden zu überlassen. Die Bäume um sie herum lichteten sich, als es bergauf ging und Hlfogar gezwungen war sein Tempo zu verringern. Nur Lucien lief unbeirrt weiter, stoppte erst auf der Kuppel des kleinen Hügels. Das Bild, welches sich ihm dort offenbarte, war nicht ganz das, welches der Nord erwartet hatte. Er hatte Kiiryolsah gefunden, doch sie kämpfte nicht. Sie kniete mit bleichem Gesicht auf dem Boden, den Blick fassungslos auf irgendetwas vor ihr zwischen den Grashalmen gerichtet. Ihr gegenüber, hockte ein Ungetüm von einem Drachen. Hlfogar hatte in der letzten Schlacht einige der Flugechsen gesehen, doch sie waren nicht annähernd so beeindruckend gewesen, wie dieses Exemplar. Jener Drache war mindestens doppelt so groß, mit geschwungenen Hörnern auf dem Kopf und Schwingen, die Locker ein Haus hätten bedecken können. „Stör sie nicht.“, hörte er Lucien von der Seite her flüstern und wandte ihm, von der Anstrengung schwer atmend, sein Gesicht zu. „Sie reden miteinander.“ So hektisch wie der Untote vorhin gewesen war, so ruhig und gelassen war er nun. Anscheinend war dieser riesige Drache für ihn kein Grund zur Sorge, eine Tatsache, die Hlofgar nur teilweise beruhigte. Der Blonde richtete seinen Blick wieder nach vorne und erst jetzt, wo Lucien es erwähnt hatte, bemerkte er, dass der Drache und Kiiryolsah tatsächlich miteinander sprachen. Unverständlich für jeden Außenstehenden, in der alten Sprache der Drachen. Tamriel war voll von allerlei Merkwürdigkeiten. Nicht wenige davon waren gefährlich und obwohl Kiiryolsah einigen dieser Merkwürdigkeiten über den Weg gelaufen war, hatten ihr davon doch die Wenigsten wirklich Angst gemacht. Nun aber hatten Entsetzen und Panik sie fest im Griff. Die Dunmer hatte viele Schreie in Himmelsrand gefunden und wusste daher ob der Vielfalt und Macht des Thuums. Aber die Worte, welche Durnehviir sie soeben gelehrt hatte, sprengten gänzlich den Rahmen. Kiiryolsah hoffte inständig, dass sie wirklich das letzte Drachenblut war und dass es den normalen Verstand eines Menschen überstieg, diesen neuen Schrei zu erlernen. Rii, Vaaz und Zol, sollte jemals die Macht dieser drei Wörter in die falschen Hände geraten, so wäre dies das Ende. „Warum…“, begann Kiiryolsah mit dünner Stimme, noch immer unfähig den Blick von den Schriftzeichen zu lösen. „…warum bringt ihr mir so etwas bei?“ „Weil neben Macht, die Freiheit für einen Drachen das Höchste ist.“, erklärte Durnehviir ruhig. „Ist es daher nicht logisch, euch im Gegenzug das Höchste zu geben, was ich geben kann?“ „Zerstört es.“, verlangte Kiiryolsah und löste endlich den Blick von den Symbolen, richtete die roten Augen stattdessen auf den Drachen. „Sofort! Und wagt es nie wieder diesen Schrei irgendjemand anderen zu zeigen. Solltet ihr es doch tun, ich schwöre, ihr werdet ab diesem Zeitpunkt eure Unsterblichkeit nie so sehr verflucht haben!“ Der Drache lachte, was nach einer Mischung aus Knurren und Bellen klang und streckte den krallenbewerten Flügel aus, um die Schriftzeichen zu vernichten. „Da ist sie nun also, die Seite an euch, die in der Lage war Alduin zu besiegen.“, sagte er und beugte dann leicht den Kopf, was man für eine ehrerbietende Verbeugung hätte halten können, wäre er mit seinem gefährlichen Maul dabei nicht so dicht an Kiiryolsah herangekommen. „Ihr solltet jetzt vielleicht besser eure Freiheit nutzen und fliegen.“, erwiderte Kiiryolsah alles andere als beeindruckt von den Armlangen Zähnen. „Später.“, sagte der Drache und zog seinen Kopf wieder etwas zurück. „Im Moment genieße ich lieber die Wärme der Sonne. Das Seelengrab ist ein eher kalter Ort. Und ihr solltet euch vielleicht langsam um unsere Besucher kümmern.“ Irritiert wandte Kiiryolsah ihren Blick in die Richtung, in welche Durnehviir mit seinem Kopf wies. Dort, am Rande des Hügels, standen Hlofgar, Lucien, Ulfric und einige andere Soldaten sowie die Jarl von Himmelsrand. Die Verstärkung war endlich eingetroffen, doch was sie nun mit ihnen anfangen sollte, wusste Kiiryolsah nicht recht. Denn ihren eigentlichen Plan konnten sie dank Fimmion nun nicht mehr umsetzen. Mit ein wenig zittrigen Knien, erhob sich die Dunmer vom Boden und ging zu der Gruppe hinüber. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Hlofgar besorgt, noch bevor irgendjemand anderes etwas sagen konnte. Kiiryolsah drohte förmlich in den blauen Seelenspiegeln zu versinken. Wie schön wäre es doch, wenn Lirielles Worte wirklich wahr wären. Und wenn sie beide nun allein und nicht von zig anderen umringt wären. „Ja.“, sagte sie schließlich langsam. „Ich bin…noch etwas geschockt, aber ansonsten geht es mir gut. Schön, dass ihr endlich hier seid Ulfric.“, fügte sie an den Sturmmantel gewandt hinzu. „Es war ein anstrengender Ritt.“, berichtete Ulfric. „Wir kamen so schnell, wie möglich und es gibt viel, was es zu bereden gilt, aber vorerst werdet ihr sicherlich verstehen, dass wir gerne wüssten, was es mit diesem Drachen, dem Verbündeten der Thalmor, auf sich hat.“ Sofort richtete sich alle Aufmerksamkeit auf die Flugechse, die mit ausgebreiteten Schwingen in der Sonne döste, doch Kiiryolsah war sich sicher, dass er trotzdem jedem Wort lauschte. „Er ist ein Gefangener.“, sagte das Drachenblut schließlich. „Und da ich die Einzige bin, durch die er Freiheit erlangen kann, hat er mir einen neuen Schrei beigebracht.“ „Das ist ja großartig!“, rief Ulfric begeistert und nicht wenige stimmten in seinen Freudenruf ein. Einige trommelten sogar kampfeslustig auf ihre Schilde. „Wann schlagen wir los?“ Als Kiiryolsah nichts erwiderte, kam Hlofgar ihr zur Hilfe. „Mein Jarl, warum schicken wir nicht die Soldaten wieder runter auf die Lichtung?“, schlug der Sturmmantel vor. „Dann können sie sich ausruhen, während wir hier alles weitere besprechen.“ Ulfric nickte, zum Zeichen, dass er einverstanden war und drehte sich dann zu seinen Kriegern um. „Ihr habt gehört, was Hlofgar gesagt hat. Erholt euch von dem Marsch, ruht einige Stunden.“ „Sollten wir nicht vielleicht auch einige Späher die Lage erkunden lassen?“, bemerkte Dengeir, der als Jarl von Falkenring natürlich daran interessiert war, ob es seinen Bürgern gut ging. „Ich denke, dass geht in Ordnung.“, sagte Ulfric nach einem Moment des Überlegens. „Aber lasst sie vorsichtig sein, wir wollen die Thalmor nicht voreilig zu einem Angriff verleiten. Irgendwelche Einwände?“ Er blickte der Reihe nach die übrigen Jarl an, die jedoch alle die Köpfe schüttelten. „Gut, dann erledigt das.“ Nur wenig später saß die Führungsebene von Himmelsrand neben dem Drachen auf dem Hügel. Das riesige Ungetüm machte noch immer keine Anstalten wegzufliegen und behauptete Kiiryolsah gegenüber lediglich, dass er im Seelengrab zu genüge hätte fliegen, aber nicht in der Sonne dösen können. Unter der Annahme, dass die unsterbliche Kreatur längst angegriffen hätte, wenn sie denn gewollt hätte, arrangierten sie sich schließlich mit seinem Willen. Helfer hatten eilig Hocker für die Jarl, Hlofgar und Kiiryolsah auf den Hügel getragen sowie eine mit Steinen beschwerte Karte von Falkenring auf dem Gras ausgebreitet. Es würde eine trockene Sitzung werden. Ohne Met, ohne Zelt, nicht mal einen vor der Sonne schützenden Baldachin hatte man spannen lassen. Jede Sekunde zählte, außerdem waren die Nord von jeher stets praktisch veranlagt und legten nicht viel Wert auf Pomp, ganz gleich, ob er angemessen war oder nicht. Lirielle und Caracalmo nahmen nicht an der Versammlung teil. Erstere wollte das auch gar nicht und Letzteren traute man nicht genug. Die Sitzung begann damit, dass Hlofgar und das Drachenblut kurz schilderten, was nach ihrem Verschwinden passiert war. Sie berichteten von Caracalmos Rettung und Fimmions Hinterhalt in der Zuflucht. Lediglich das Auftauchen des Vampirs ließen sie weg. In ihrer Version war es dem überraschenden Auftauchen von Lirielle zu verdanken, dass sie gemeinsam die Thalmor hatten zurückschlagen können. „Mein ursprünglicher Plan war es gewesen Caracalmo als Lockvogel in die Stadt zu schicken.“, sagte Kiiryolsah. „Mit heimlichen Morden wollte ich ihre Moral schwächen. Plötzliche Angriffe…und dann wieder zurück ins Versteck begeben. Damit wäre ihnen die Chance genommen, jemals den Angreifer zu finden. Aber Fimmion hat ihnen unser Versteck verraten, also funktioniert der Plan nicht mehr.“ „Fimmion war jahrelang an Tjorbens Seite.“, sagte Ulfric. „Sie waren wie Brüder und dennoch hat Kreuzwind nie etwas bemerkt.“ Der Jarl von Windhelm beugte sich leicht vor, stützte dabei die Arme auf den Oberschenkeln ab und fixierte Kiiryolsahs Augen mit festem Blick. „Was ich damit sagen will ist, auch wenn ich mir nicht erklären kann, warum die Thalmor ihren Feldherrn opfern sollten, das ist keine Garantie dafür, dass man ihm auch wirklich trauen kann. Diese Elfen lieben Intrigen und ihnen ist kein feiger Hinterhalt zu schade.“ Kiiryolsah schwieg einen Moment, während sie den Blick erwiderte, bevor sie antwortete. „Caracalmo hat mich aus der Gefangenschaft befreit. Er hat versucht Fimmions Plan zu vereiteln und uns beim Kampf gegen die Thalmor unterstützt. Ob es nun ein Trick war oder nicht, ich und die anderen, schulden ihm unsere Leben. Das ist eine Tatsache.“ „Ja.“, sagte Ulfric seufzend und lehnte sich wieder zurück. „Kein Mann mit Ehre würde der Blutschuld ihren gebührenden Respekt verweigern. Und dennoch ist er eine Gefahrenquelle, die beseitigt werden muss.“ Aus dem Augenwinkel sah die Dunmer, wie Lucien sich bewegte. Der Geist hatte seine Aufmerksamkeit von der Diskussion gelöst und blickte stattdessen starr auf den Rand des Hügels. „Jemand kommt.“, stellte die Schwarzhaarige daher fest und folgte, wie die übrigen kurze Zeit später ebenfalls, dem Blick von Lucien. Auf dem Hügel erschien die abgehetzte Gestalt eines Nords, an seiner leichten und dunkelgefärbten Lederrüstung eindeutig als Späher zu erkennen. „Bitte…ver…verzeiht die Störung…Ulfric Sturmmantel.“, begann der Mann schwer keuchend. „Aber…es ist furchtbar…einfach furchtbar.“ Kapitel 24: Kampf um Falkenring ------------------------------- Normalerweise hätte man dem Späher etwas zu Trinken angeboten. Doch auf dem Hügel gab es nichts, also wartete man angespannt darauf, dass der Mann von selbst wieder zu Atem kam. „Wie gewünscht sind wir näher an Falkenring geschlichen, um die Lage zu sondieren.“, sagte er schnell zwischen zwei tiefen Atemzügen. „Die Thalmor haben aus Bäumen, Brettern, Erde und allem Möglichen, eine Art Wall um das Dorf gezogen. Er macht zwar keinen stabilen Eindruck aber…“ Kurz pausierte der Späher und er ballte die Hände zu Fäusten, während sich sein Gesicht im Zorn verzehrte. „Sie haben die Frauen, Kinder, Schwachen und Kranken an den Wall gekettet. Sie sollen als lebendiges Schutzschild dienen, dicht an dicht…ihr Wehklagen soll unseren Verstand schwächen. Sie werden uns niederschießen, ehe wir die Unschuldigen befreien können.“ Einen Moment lang herrschte fassungsloses Schweigen, dann sprangen wie auf ein Signal hin alle von ihren Hockern, einige zogen sogar ihre Waffen und hielten sie drohend in die Luft. „Diese v%9F$§“x…“ „Wie können sie es wagen?!“ „Unschuldige als Schild!“ „Sowas ist nicht Krieg zu nennen!“ „Unehrenhaft!“ Alles brüllte und schrie durcheinander, ehe Ulfric mit einem einzigen Satz für Ruhe sorgte. „Drachenblut, wir brauchen euer Thuum!“ Sofort richteten sich sämtliche Augen auf die Dunkelelfe und starrten sie erwartungsvoll an. Dergleichen hatte jene schon befürchtet, aber eine Lösung war ihr bisher noch nicht eingefallen. „Ich…“, begann sie daher zögerlich und fuhr sich hilflos durch die Haare. „…Ich kenne keinen Schrei, der uns helfen könnte. Zumindest keinen, der nicht auch den Gefangenen Schaden zufügen würde.“ „Was ist mit dem, den dieser Drache euch beibrachte?“, bohrte Ulfric weiter und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf Durnehviir. „Ich hab die Reste der Zeichen gesehen und auch wenn ich kein Drachenblut bin, ich konnte ihre Macht spüren.“ „Dieser Schrei ist abartig!“, widersprach Kiiryolsah ihm prompt. „Dieser Schrei entzieht jedem, der in seinen Radius gelangt, die Seele und tötet ihn dadurch. Anschließend wird die Seele in einen Seelenstein gesperrt und die toten Körper erheben sich wieder, um zu kämpfen. Und da er kein elementarer Schrei wie der Feueratem ist, können ihn auch Wände nicht aufhalten. Wir könnten damit die Thalmor sicherlich auf einen Schlag auslöschen, aber auf grausame Weise und das nicht nur, weil sämtliche Bewohner von Falkenring ebenfalls ihr Leben lassen müssten.“ Nach diesen Worten herrschte Stille. Die Nord teilten zum Teil ratlose zum Teil entsetzte Blicke aus und ließen sich schließlich wieder auf die Hocker sinken. Die Augen von Ulfric waren auf irgendeinen Punkt zwischen den Grashalmen gerichtet und seine nächsten Worte kosteten ihn sichtlich Überwindung. Normalerweise würde eine einfache Geiselnahme die Krieger nicht abschrecken. Ein echter Nord ging lieber für die Gerechte Sache in den Tod, anstatt sich als Druckmittel einsetzen zu lassen. Aber sie sprachen von Kindern, Frauen, den Kranken…sie waren keine Kämpfer, denen man einfach so den Tod auferlegen konnte. „Wenn ich mich ihnen ausliefere“, begann der Jarl von Windhelm daher, „vielleicht könnten wir dadurch die Auslösung der Geiseln erzielen.“ Er wandte leicht den Blick zur Seite, sodass er Kiiryolsah und Hlofgar in die Augen sehen konnte. Er sprach es nicht aus, doch es war klar, dass sie sich alle drei würden ergeben müssen, um den Thalmor ein lukratives Tauschangebot bieten zu können. Damit wäre die Moral der übriggebliebenen Soldaten dahin und die stärksten Gegner der Hochelfen außer Gefecht gesetzt. Sie würden Himmelsrand sehr wahrscheinlich an sich reißen können. Doch welche andere Wahl blieb ihnen schon? Sie konnten die dort angeketteten nicht verhungern lassen. „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?“ Nicht Wenige zuckten zusammen, als der Drache mit einem Mal seine dunkle Stimme erhob. Sie wandten sich zu dem Geschöpf um, welches seine Augen geöffnet und den Kopf leicht in ihre Richtung geschoben hatte. „Ich könnte das Dorf angreifen und somit für Ablenkung sorgen.“, schlug er vor, was Vignar Graumähne zum Lachen brachte. „Glaubst du ernsthaft, dass wir dir trauen, du Scheusal?“, fragte er und spuckte auf den Boden. Sollte der Drache sich dadurch beleidigt fühlen, so zeigte er es nicht. „Man mag es kaum glauben,“ fuhr Durnehviir ungerührt fort, „aber wenn man so lange an der Leine ist wie ich, gewöhnt man sich irgendwann daran. Und ich bin sehr daran interessiert, dass jene Leine noch lange in der Hand des Drachenblutes bleibt.“ „Absurd.“, knurrte Vignar und einige stimmten ihm zu, während andere zu überlegen begannen, ob sie diese Chance nicht doch nutzen sollten. Auch Kiiryolsah überlegte, ob die Ablenkung durch den Drachen ausreichen würde, um die Gefangenen zu befreien und die Thalmor zu besiegen. Durnehviir war sicherlich ein mächtiger Drache, aber sie selbst wusste, dass es Menschen und Elfen durchaus gelingen konnte die Flugechsen zu Fall zu bringen. Und sie wussten noch immer nicht, wie viele der Thalmor Falkenring besetzten. Ein zaghaftes, doch gleichmäßiges Pulsieren riss Kiiryolsah aus ihren Gedanken. Wie von selbst tasteten ihre Finger nach der Quelle und legten sich um den Griff des Daedraschwertes an ihrem Gürtel. Vor ihr erschien eine schattenhafte Gestalt. Blutrote Augen starrten das Drachenblut durchdringend an und wiesen dann mit einem leichten Kopfnicken nach Osten. Langsam erhob sich Kiiryolsah und ging ein paar Schritte in die entsprechende Richtung. Die schattenhafte Gestalt verschwand und das Pulsieren des Schwertes erlosch. Und dennoch konnte Kiiryolsah weiterhin einen Herzschlag spüren, wenn auch weit weg. Nein, nicht einen Herzschlag, es waren vier. Kurz runzelte die Elfe die Stirn, ehe sie den Sinn dahinter begriff und die Augen aufriss. Ein verwegener Plan machte sich in ihrem Kopf breit und ließ sie den Griff des Schwertes fester packen. Schnellen Schrittes lief Kiiryolsah zu der Gruppe zurück und kniete sich vor der Karte auf den Boden wo sie einige kleine Steinchen als Markierungen verwendete. „Durnehviir.“, wandte sie sich an den Drachen. „ihr müsst von Westen her angreifen. Sorgt dafür, dass euch möglich viele der Thalmor dabei sehen und versucht sie in diesem Stadtteil zu halten.“ Sie zog dabei einen Kreis um das Gebiet, was Dengeir einen gequälten Laut entlockte. Sein Wohnsitz befand sich in dem markieren Gebiet. „Ich werde die Ablenkung nutzen, um ins Dorf zu gelangen. Wenn ihr ein Thuum hört, wisst ihr, dass ich am Ziel bin, haltet euch dann für den Angriff bereit. Hört ihr ein zweites Thuum, greift an.“ Ihr Plan klang absurd. Allein schon deshalb, weil niemand einen Sinn darin sah, warum Kiiryolsah alleine Falkenring betreten sollte. Aber sie war das Drachenblut; die in den Nordsagen prophezeite Legende. Und ihr Verhalten in den letzten Kämpfen hatte bewiesen, dass das Dunkelelfenblut in ihr die Legende nicht beschmutzt hatte. Kiiryolsah hätte genauso gut sagen können, dass sie nackt vor Falkenrings Toren einen Stepptanz aufführen müssten und die Nord würden es tun. Mit kampfbereiter Entschlossenheit klopften die Männer mit den Waffenstielen mangels eines Tisches, gegen die Beine ihrer Hocker. Einzig Hlofgar hegte Zweifel, was den Plan betraf, doch er sagte nichts. Der Drache gähnte, was nach einem verhaltenen Brüllen klang und schlug ein paar Mal mit den Flügeln, was Ulfric fast die aufgerollte Karte aus der Hand gerissen hätte. Seine blauen Augen richteten sich mit gemischten Gefühlen auf Durnehviir. Er würde der Flugechse niemals trauen, doch seit Beginn des Krieges mit den Thalmor, hatte er sich auf Personen verlassen müssen, denen er unter normalen Umständen niemals den Rücken zugedreht hätte. Zuerst die Dunmer, dann Tjorben und die Bosmern, Caracalmo und jetzt auch noch ein Drache. Einmal schon hatten sie mit ihrem Vertrauen daneben gelegen und es hätte sie fast den Krieg gekostet. Hoffentlich passierte das nicht noch einmal. Nach und nach leerte sich der Hügel und auch Kiiryolsah hatte eigentlich gehen wollen, wurde dann aber am Arm zurückgehalten. Die Überraschung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie direkt in die blauen Seelenspiegel Hlofgars blickte. „Hast du vor dich umzubringen?“, fragte der Nord unverwandt und ließ Kiiryolsah los, als sie sich gänzlich zu ihm umdrehte. „Ich bestreite nicht, dass du mächtig bist und dass der Drache seine Aufmerksamkeit auf sich lenken wird, aber dennoch kannst du in deinem Zustand nicht alleine einen Krieg gewinnen. Du kannst ja noch nicht mal deine Hand bewegen.“ Kiiryolsah konnte nicht verhindern, wie sich das Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. Dafür berührte sie Hlfogars Sorge viel zu sehr. Und sie war sich sicher, dass seine Sorge ihr galt und nicht dem wackeligen Sieg. Die Elfe hob die verletzte Hand und hielt sie für einen Moment zwischen sie beide. Zwei der Finger standen steif von den anderen ab, an den anderen klebte getrocknetes Blut. „Kein Heiler der Welt könnte in den wenigen Stunden die noch bleiben, meine Hand flicken.“, sagte sie und ließ den Arm wieder sinken. „Darum werde auch nicht ich es sein, die dort unten kämpfen und die Thalmor vernichten wird. Und dennoch ist meine Anwesenheit dort von Nöten.“ Langsam zog die Dunmer ihr Schwert aus der Scheide und hielten es zwischen sich und Hlfogar. Eine gezahnte Klinge aus schwarzem Metall, welches das Licht zu schlucken schien und hin und wieder ein rotes Pulsieren, welches darüber huschte. „Du hast damals in Einsamkeit nach mir gesucht. Ich bin sicher die Leute dort werden dir eine…unschöne Geschichte erzählt haben.“ „Sie nannten dich Daedraweib.“, erinnerte der Nord sich, gedanklich wieder im Zwinkernden Skeever, wo die Bedienung ihm von dem grausam zugerichteten und untreuen Ehemann berichtete. „Ein eigentlich passender Name.“, sagte Kiiryolsah und lächelte ironisch. „Lässt man außer acht, dass sie ihn mir wegen der Grausamkeit gaben.“ Kurz pausierte sie, um den langsam schwer werdenden Arm sinken zu lassen und fuhr dann fort. „Ich habe einige der Draugrgräber besucht und dort einiges an Merkwürdigen entdeckt. Eine dieser Merkwürdigkeiten war ein Pfeil, welcher ein Draugr nach mir geschossen hatte. Obwohl aus Metall, flog er weiter, als jeder andere Pfeil und hatte dabei noch eine enorme Durchschlagskraft. Ich nahm ihn mit und rätselte eine ganze Weile darüber, woraus er gemacht sein könnte, bis ich mich an ein Buch erinnerte, welches damals Bestandteil von Susarions Bibliothek gewesen war. Darin wurde von den Daedrarüstungen erzählt, welche nach der Oblivionkrise größtenteils verschwunden waren. Aber darin stand auch, dass man sie selbst herstellen könnte…aus Ebenerz und Daedraherzen.“ „Ihr habt einen Daedra beschworen?“, fragte Hlofgar mit Entsetzen in der Stimme und atmete erleichtert wieder aus, als die Schwarzhaarige den Kopf schüttelte. „Es gibt ein paar Händler, die welche verkaufen.“, sagte sie und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie beim Tempel von Merunes Dagon gegen dessen Wächter gekämpft hatte, um weitere Herzen zu erhalten. „Ich brachte alles zu einem Ork namens Mugdul gro’Shazog und bat ihn mir daraus eine Rüstung zu erstellen, was ihm nach einigen Versuchen auch endlich gelang. Was ich jedoch nicht bedachte war, dass die Daedra alles andere als willens waren mich einfach so als ihre Herrin zu akzeptieren. Sie ließen zwar zu, dass ich sie trug, taten aber ansonsten, was sie wollten. Erinnerst du dich noch, als ich in dein Zelt kam, um dich davon zu überzeugen Ulfric nicht zu trauen? Es hat mich damals alle Kraft gekostet, um die Daedra davon abzuhalten dich anzugreifen.“ Hlofgar konnte es nicht glauben. Er hatte noch gut in Erinnerung, wie die Elfe plötzlich ihre Hände in die Flammen gehalten und sich schmerzverzerrt am Boden gewunden hatte. Und ihr Ehemann… „Der Daedra hat damals den Mann in Einsamkeit getötet.“ „Ich war wütend.“, bestätigte Kiiryolsah nickend. „Diese Wut muss sich auf den Pfeil übertragen haben, der begierig aufs Töten, mir den Verstand raubte. Aber es ist anders als damals. Ich kann sie inzwischen kontrollieren. Der Rest meiner Rüstung ist in Falkenring, wenn ich sie anlege kann ich die Daedra auf die Thalmor loslassen. Die Rüstung ist perfekt, kein Angriff wird sie aufhalten können.“ „Das ist Irrsinn!“, rief Hlofgar, der nun wo er die Wahrheit wusste, noch weniger mit Kiiryolsahs Plan einverstanden war. „Was, wenn dir die Daedra wieder außer Kontrolle geraten? Oder wenn sie sich gegen dich richten?“ „Es ist unsere einzige Chance. Durnehviir mag unsterblich sein, aber wir können uns nicht auf ihn verlassen. Außerdem… habe ich mich lang genug verkrochen, habe lang genug einem unerreichbaren Ziel nachgejagt.“, sagte die Schwarzhaarige mit fester Stimme. „Ich bin nicht mehr so schwach, wie ich mal war und nun endlich in der Lage einmal das Richtige zu tun.“ „Du tust schon die ganze Zeit das Richtige.“, widersprach Hlofgar ihr, den Blick dabei unverwandt auf die roten Seelenspiegel geheftet. „Und selbst wenn es nicht so wäre, dass ist kein Grund dafür dein Leben wegzuwerfen.“ „Wenn ich die Daedra überlebe, werde ich erstmals ein Leben haben.“ Einen Moment lang sah der Nord sie noch an, bevor er sich mit einem Schnauben abwandte. „Schön, dann tu, was du nicht lassen kannst. Opfere dich, wenn du meinst damit alles wieder gut zu machen.“ „Darum geht es hier doch überhaupt nicht!“, widersprach Kiiryolsah heftig, woraufhin sie Hlofgar dazu brachte sich wieder zu ihr zu drehen. „Ach nein? Du glaubst also nicht dich von deiner Schuld reinwaschen zu können, indem du dich opferst?“ „Es steht noch überhaupt nicht fest, dass sich hier irgendjemand opfert. Ich könnte genauso gut von einem Pfeil getroffen werden oder von einem Schwert, dem ich nicht mehr ausweichen kann!“ „Davor könnte ich dich aber zumindest versuchen zu schützen. Aber wie soll ich die Daedra davon abhalten dich umzubringen?“ Unweigerlich begann Kiiryolsahs Herz schneller zu schlagen und Wärme machte sich in ihrem Inneren breit, wie sie es sonst nur von einem Humpen Met kannte. Was Lirielle gesagt hatte, war also wahr. Hlofgar sorgte sich um sie, sie war ihm nicht gleichgültig. ‚Ergreif die Initiative‘ hatte die Jägerin gesagt und das würde Kiiryolsah nun endlich einmal tun. Sie machte einen Schritt nach vorne, um den Abstand zwischen ihnen beiden zu überbrücken, hielt den Blick dabei unverwandt auf Hlfogars blaue Augen gerichtet, in welchen Verwirrung geschrieben stand. Kurz zögerte die Dunmer noch, dann aber schlang sie die Arme um Hlfogars Hals und legte ihre Lippen auf die seinen. Völlig perplex dauerte es einen Moment, doch dann erwiderte der Blonde den Kuss und legte seine Arme um Kiiryolsahs Taille, um sie noch näher an sich zu ziehen. Ihr Herz schien sich fast zu überschlagen, während sie selbst es kaum fassen konnte, dass das hier wirklich geschah. Das Geräusch klappernder Knochen brachte Kiiryolsah dazu die bis eben noch geschlossenen Augen wieder zu öffnen. Aus dem Augenwinkel sah sie die Kette um den Hals des Nords. Die mit den falschen Zähnen daran. Was tat sie hier eigentlich? Auch wenn sie tot war, mit welchem Recht drängte sie sich zwischen Hlfogar und dessen Familie? Kiiryolsah löste ihre Hände von Hlfogars Nacken und legte sie stattdessen auf dessen Brust, um ihn mit sanften aber entschiedenen Druck von sich zu schieben. „Hast du denn ganz vergessen, wofür du in diesem Krieg kämpfst?“, fragte sie leise und vermied es dabei ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen. „Nein.“, kam es nach einem Moment des Schweigens von Hlofgar und wie zur Untermauerung klapperten die Knochen wieder gegeneinander, als er die Arme bewegte. „Aber ich bin nicht bereit dafür jeden erdenklichen Preis zu zahlen.“ ‚Er liebte sie nicht‘, hatte Lirielle gesagt, außerdem war sie tot und Hlofgar ihr nicht länger zur Treue verpflichtet. Und dennoch…das Schicksal von Himmelsrand lag in ihren Händen. die Elfe musste kämpfen, daran führte kein Weg vorbei. Erst kürzlich hatte sie beschlossen sich nicht mehr zu ihrem eigenen Wohl zu verkriechen, das konnte sie jetzt nicht einfach wieder über den Haufen werfen. „Es ist mein Leben.“, sagte Kiiryolsah schließlich und wagte es nun endlich wieder Hlofgar anzusehen. „Und ich bin bereit diesen Preis zu zahlen.“ Damit wandte sich die Dunmer ab, floh fast von dem Hügel, um irgendeiner weiteren Erwiderung zu entgehen. Einen Moment lang blickte Hlofgar ihr noch nach, ehe er sich umwandte und direkt in ein Drachenaugen blickte. „Was wird das? Menschenstudium?“, fragte der Nord patzig, dem die Vorstellung alles andere als behagte, dass Durnehviir ihr gesamtes Gespräch mit angehört hatte. Doch wie hätte es auch anders sein sollen? Immerhin hatte der Drache schlecht wegfliegen können. Allerdings hätte er zumindest so tun können, als ob er vom dem Gespräch nichts mitbekommen hätte. „Sag, was denkst du, wie lange sie ihren Namen noch behalten wird?“, fragte der Drache, die Anschuldigung des Nords dabei gänzlich ignorierend. „Was?“, fragte Hlofgar irritiert, der einen Moment brauchte um festzustellen, dass die Flugechse einfach das Thema gewechselt hatte. „Ihr jetziger Name ist schwach, aber sie ist stärker geworden. Wobei sie unter uns Drachen wohl immer Dovahkiin bleiben wird.“ „Wovon zum Henker redet ihr?“ „Ah, ihr wisst das wahrscheinlich gar nicht.“, bemerkte der Drache und streckte kurz die Flügel, ehe er sie umso dichter zurück an seinen Körper zog. „Der Name eines Drachen spiegelt in seiner Bedeutung stets dessen Eigenschaften wieder. Würde man meinen in eure Sprache übersetzen so würde er wohl ‚verflucht niemals zu sterben‘ bedeuten.“ „Kiiryolsah ist ein Drachenname.“, stellte Hlofgar daraufhin fest und fragte sich im selben Moment, warum ihm der Gedanke nicht schon eher gekommen war. „Aber wenn ihr sie Dovahkiin nennt, muss sie sich ihn selbst gegeben haben…was bedeutet er?“ „Er bedeutet Kind des Feuer und eines Phantom.“ „Wie gesagt.“, fuhr der Drache fort, „es ist ein schwacher Name, denn er bezieht sich nur auf ihre elterliche Herkunft. Feuer, für die Heimat ihrer Mutter, Morrowind. Phantom für den Vater, den sie nicht kennt.“ „Es passt zu ihr einen solchen Namen zu wählen.“, erwiderte Hlofgar daraufhin und verschränkte nachdenklich die Arme vor dem Oberkörper. „Ihr Drachen ändert eure Namen also nach Belieben?“ „Keineswegs.“, widersprach Durnehviir sofort. „Nur, wenn damit ein Machtanstieg einhergeht. Der Name eines Drachen ist auch ein Thuum. Es wäre lächerlich den Weltenfresser zum Beispiel mit den Worten putziges Aschewölkchen zu rufen.“ Hlofgar zog daraufhin eine Augenbraue nach oben. „War das etwa Alduins ursprünglicher Name?“ Hätte die Mimik eines Drachen es zugelassen, Durnehviir hätte wohl mit einem unverbindlichen Lächeln geantwortet. Da er es aber nicht konnte, hob er nur kurz die Lefzen in Andeutung eines Lachens und kam dann auf sein eigentliches Anliegen zurück. „Also, was denkt ihr, was wäre ein passender Name für das Drachenblut?“ Hlofgar schnaubte leise und richtete seinen Blick auf einen unbestimmten Punkt am Himmel. „Wenn sie den Kampf überlebt…vielleicht Daedrabezwinger oder so…und wenn nicht, dann Idiotin.“ Die Antwort des Drachen darauf war ein bellendes Lachen. Kapitel 25: Alles oder Nichts ----------------------------- Dunkelgraue Wolken zogen sich über Falkenring zusammen und ließen die frühabendliche Sonne verschwinden. Es herrschte eine angespannte Stimmung unter den Sturmmänteln, die sich in die Deckung der Bäume kauerten, um auf das Signal zum Angriff zu warten. Sie alle wussten, dass dies ihre letzte Chance war. Gelang es ihnen nicht die Thalmor aus Falkenring zu vertreiben, war Himmelsrand verloren. Mit kalten klammen Fingern wischte sich Kiiryolsah den Nieselregen aus dem Gesicht, bevor sie Schattenmähnes Zügel fester griff, da der gelangweilte Hengst nach Lucien zu schnappen versuchte. Die wenigen Stunden Ruhe, die man ihr und den Soldaten gegönnt hatte, waren kaum ausreichend gewesen, doch was hatten sie schon für eine Wahl? Sie konnten weder die Geiseln weiterhin gefesselt lassen, noch riskieren, dass ihr Plan aufflog. „Wenn wir heute siegen, werdet ihr dann in die Bruderschaft zurückkehren, um euren Pflichten nachzukommen?“, fragte Lucien, den Blick dabei unverwandt nach vorne gerichtet. „Hlofgar ist nicht Sorex,“ fuhr der Geist fort, als er keine Antwort erhielt. „Ihr werdet vor ihm nicht so einfach geheim halten können, wer ihr seid. Oder glaubt ihr der Schreckensvater wird…“ „Nicht jetzt Lucien.“, unterbrach Kiiryolsah ihn schließlich. „Ich weiß, wem ich meine Seele verkauft habe, wie sollte ich das auch vergessen?“ „Ich wollte nur sichergehen. Immerhin verbrennt die Liebe nur allzu oft den Verstand.“ „Findest du es nicht etwas eigenartig, dass jemand wie du von Liebe spricht?“ Auf Luciens Lippen erschien daraufhin ein eigentümliches Grinsen, welches die Elfe nicht zu deuten vermochte. „Auch ein Toter kann noch dazulernen. Und ich habe während meiner Zeit mit euch viel dazugelernt.“ Kiiryolsah verstand nicht im Geringsten, was ihr Begleiter damit meinen könnte, doch da Lucien nicht so aussah, als wolle er ausführlicher werden, beließ sie es vorerst dabei. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich Gedanken um die Zukunft zu machen. Jetzt zählte nur die Gegenwart. Flügelrauschen drang durch die Luft und ein riesiger Schatten glitt über Kiiryolsah hinweg. Das ohrenbetäubende Brüllen eines Drachen war für einen Moment das Einzige, was zu hören war, ehe sich Schreie mit darunter mischten. Schnaubend schüttelte Schattenmähne seinen Kopf und scharrte mit dem Vorderhuf, da er die Unruhe seiner Herrin spürte. Als Kiiryolsah das letzte Mal so nervös gewesen war, hatte sie gegen Alduin gekämpft. Auch damals hatte das Schicksal Tausender auf ihr gelastet. Der Gedanke, welchen Spaß sich die Götter mit ihr erlaubt hatten, ließ sie leise kichern. Sie, die als Vampirin gemordet hatte und für die Bruderschaft noch immer tötete, rettete erneut anderen das Leben. Eigentlich hatte sie nur Paartuhrnax rächen wollen, nun jedoch ging es ihr wirklich um die Leben der Menschen. Hlofgars Gesicht flammte vor ihrem geistigen Auge auf und dämmte somit ihre Nervosität wieder etwas. Er würde da sein, sollte etwas schief gehen. Er würde sie beschützen. Nalcarya Direnni lag erschöpft in dem großen Bett, welches einst dem Jarl von Falkenring gehört hatte. Ihr gesundheitlicher Zustand hatte sich noch immer nicht verbessert, was die Großinquisitorin in einer mehr als schlechten Laune gefangen hielt. Ihr Blicke durchbohrten förmlich den Magier, welcher aus dem Fenster blickte, um den Ursprung des plötzlich aufgetreten Lärms auszumachen. „Ein Drache greift uns an, Herrin.“, sagte er und wählte damit Worte, welche Nalcarya alles andere als zufriedenstellten. „Das weiß ich selbst.“, herrschte sie ihn an. „Meine Ohren funktionieren schließlich noch einwandfrei.“ „Er gehört nicht zu unseren einstigen Verbündeten.“, fuhr der Magier fort, ohne sich von den groben Worten aus der Ruhe bringen zu lassen. Immerhin kannte er die Großinquisitorin lang genug um zu wissen, wann sie wirklich erbost war. „Zumindest konnte keiner von ihnen schwarze Skelette aus dem Nichts heraufbeschwören.“ „Ich will ihn sehen.“ Wortlos ging der Magier zum Bett hinüber und schlug die seidenen Decken zurück. Wirkte Nalcarya in ihrem steifen Gewand sonst herrisch und respekteinflößend, zeigte das nun lose hängende Nachthemd deutlich, wie zerbrechlich das Alter den knochigen Körper hatte werden lassen. Und dennoch, in den gelben Augen pulsierte nach wie vor das Leben einer Frau, die das Wort ‚Aufgeben‘ nicht kannte. Für sie gab es keinen verlorenen Kampf. Nur Hürden, die es zu erklimmen galt, um dann von der obersten Latte aus noch weiter zu springen. Der Hochelf vergötterte sie für diese Eigenschaft und würde alles für sie tun. Respektvoll neigte er nun den Kopf, ehe er Nalcarya auf seine Arme hob und hinüber zum Fenster trug, damit sie sich selbst ein Bild vom Geschehen machen konnte. Direkt unter ihrem Fenster peitschte der Lang Schweif des Drachen umher und fegte fünf Kämpfer durch die Luft, die schreiend auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses landeten. Die mächtigen Kiefer des Drachen zermalmten zwei weitere mit samt ihren Rüstungen, während sich der Rest gegen die beschworenen Skelettsoldaten zu erwehren versuchte. Nalcaryas wachsame Augen huschten über die gesamte Stadt, da sie ahnte, dass der Drache alleine war. Warum sonst sollte er sich schließlich nicht wieder in die Lüfte erheben, um so seine Vorteile bestens auszuspielen? Schmerzhaft fest krallte Nalcarya schließlich die Finger in den Arm ihres Trägers, als sie sah, wie ein Reiter auf einem schwarzen Pferd über den Wall hinwegsetzte. Das Tier landete auf dem Platz, als wäre der Sprung nichts für es gewesen und galoppierte zielstrebig weiter. Die Elfe öffnete schon den Mund, um nach den Wachen zu rufen, damit sie sich um den Eindringling kümmerten, doch das war gar nicht mehr nötig. Indem es ein Thuum ausstieß, machte das Drachenblut ganz von selbst auf sich aufmerksam. Hun, Kaal und Zoor, jedes Wort des Schreis rief einen der drei legendären Helden herbei, die einst zur Zeit der großen Drachenkriege gelebt hatten. Zusammen mit Lucien hatte Kiiryolsah damit nun vier Kämpfer an ihrer Seite, um die feindlichen Soldaten von ihr fernzuhalten. Wie sie erwartet hatte, waren die Meisten zwar damit beschäftigt gegen Durnehvirr zu kämpfen, doch die Rüstung anzulegen würde dennoch Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, in der sie selbst sich nicht würde verteidigen können. Sie trieb Schattenmähne im wilden Galopp auf das Haus zu, aus welchem sie den Ruf der Daedra vernahm und brachte das Tier kurz vor der Tür zum Halten. Von rechts kamen Soldaten angelaufen, doch zwei der Geisterkrieger hielten sie erfolgreich in Schach. Als Kiiryolsah ihr Schwert zog, begann jenes augenblicklich zu pulsieren, doch diesmal in keinem tödlichen sondern in einem stärkenden Rhythmus. Die Dunmer versuchte nicht darüber nachzudenken, ob der Daedra sich wirklich nur deshalb so verhielt, weil er seiner Herrin helfen wollte oder ob ihn einfach der Wunsch antrieb zu seinen Brüdern zu gelangen. Sie stieß die Klinge mit aller Kraft in den Spalt zwischen Tür und Rahmen und drückte dann mit all ihrem Gewicht auf die Waffe. Das Metall zerschnitt das eiserne Türschloss fast wie Butter und die Tür schwang in den Innenraum, wo sie krachend gegen ein Regal schlug und dessen Inhalt auf dem Boden verstreute. Keine drei Schritte von dem Drachenblut entfernt hing die Rüstung auf einem Ständer. Auf den ersten Blick wirkte sie unbeschädigt und der altbekannte rote Schimmer huschte gleichmäßig über das Schwarz. /Vielleicht ist das Risiko doch zu groß./, dachte Kiiryolsah, während ihre Finger über den Brustpanzer fuhren. /Was wenn die Daedra nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden wollen? Ich will kein Massaker anrichten./ „Kiiryolsah! Worauf zum Henker wartest du?“, rief Lucien vom Eingang her, den er angestrengt gegen die Thalmor zu verteidigen versuchte. Der Ruf bewirkte, dass die Elfe sich zusammenriss, das Schwert zurücksteckte und nach dem ersten Rüstungsteil griff. Für einen Rückzieher war es längst zu spät. /Ich bitte euch./, sagte Kiiryolsah in Gedanken, während die Rüstungsscharniere sich klickend schlossen. /Besiegt die Thalmor, ich weiß, dass ihr die Kraft dafür habt. Ihr bekommt dafür von mir, was ihr wollt, solange ihr die Sturmmäntel schont./ Der Kopf der Dunmer verschwand unter dem Helm, ehe sie, nun vollständig in die Rüstung gekleidet, sich wieder zum Eingang umwandte, um Lucien zu helfen. Mit einem Schrei gab sie nicht nur den Nord das Signal zum Angriff, sondern stieß auch die Angreifer dank der Druckwelle nach hinten, machte es Lucien und den anderen Geistern somit leicht ihre Anzahl zu dezimieren. Die Rüstung verhielt sich ruhig. Die Herzen pulsierten im Einklang mit dem ihrer geschwächten Herrin, von dem Blutrausch, den sich von ihrer ersten Schlacht her kannte, war nichts zu sehen. /Bitte./, wiederholte Kiiryolsah erneut und hob das Schwert, um einen Angriff zu blocken. Hätte sie die andere Hand bewegen können, sie hätte den Angreifer mit etwas Magie sicherlich zurückschlagen können. /Verdammt, gehorcht mir gefälligst!/, schrie die Dunmer stumm, als zwei ihrer Geisterkrieger sich auflösten. Geistig griff sie nach einem der Daedraherzen, wie sie es schon einmal getan hatte, als sie die Rüstung zum ersten Mal angelegt hatte. Doch diesmal trieb sie das Organ an, anstatt es zu beruhigen. Die Antwort auf diese Aktion erfolgte augenblicklich, in Form eines reißenden Gefühls, als würde ihr etwas oder jemand die Seele aussaugen und für einen Moment blieb Kiiryolsah die Luft weg. Ihr Angreifer nutzte diesen Moment, brachte die Schwarzhaarige aus dem Gleichgewicht und ließ sie mehrere Schritte zurückstolpern. Ein rotes Glühen lenkte sowohl seine als auch Kiiryolsahs Aufmerksamkeit auf ihren verletzten Arm. Ähnlich einem Geflecht aus Adern zogen sich rote Linien von ihrer Herzgegend aus über Schulter und Arm, bis hinunter zu den Fingerspitzen. Ohne ihr Zutun hob sich eben jener Arm und die Elfe keuchte schmerzhaft auf, als die Finger gewaltsam bewegt wurden. Komplizierte Symbole wurden in die Luft gezeichnet, dann flog ein gewaltiger Feuerball gegen die Brust des Angreifers, wo er beim Aufprall zerplatzte und ihn und die Umstehenden in Flammen aufgehen ließ. Dies war das Letzte, was Kiiryolsah noch wahrnahm, ehe die Szenerie zunächst in Rottöne getaucht, und dann von pechschwarzer Finsternis verschluckt wurde. Lirielle beobachtete von einer Baumkrone aus, wie die Armee der Sturmmäntel laut brüllend vorwärtsstürmte. Es war lächerlich die paar Männer als Armee zu bezeichnen und wenn sie nicht so starke Verbündete auf ihrer Seite hätten, sie hätte die Aktion wohl als Selbstmordkommando abgetan. Kopfschüttelnd kletterte die Jägerin den Baum soweit hinunter, bis sie es wagen konnte hinabzuspringen und ging dann durch das nun fast leere Lager. Ein jeder, der eine Waffe halten konnte, hatte sich in den letzten Kampf gestürzt oder hielt sich zumindest dafür bereit, die Geiseln in Sicherheit bringen zu können. Lediglich zwei Heilerinnen waren zurückgeblieben, welche in stummer Meditation vor dem Lazarett saßen, um ihre magischen Kräfte zu bündeln. „Das ist so demütigend.“ Der Satz war nur geflüstert, dennoch war er für Lirielles scharfes Gehör klar zu verstehen gewesen. Sie umrundete zwei der Zelte, sodass sie an einem fast kahlen Baum anlangte, an dessen Stamm zwei Personen gefesselt waren. Zum einem der noch immer lethargische Tjorben Kreuzwind, zum anderen der mehr als missgestimmte Caracalmo. „Was ist los Feldherr?“, fragte Lirielle ein wenig belustigt und trat näher an den Weißblonden heran. „Sitzen die Fesseln zu fest?“ Caracalmo fixierte sie von unten herauf mit finsterer Miene. „Wisst ihr, es sind nicht die Fesseln, die mich stören.“, erwiderte er. „Ich habe ein Ziel und um das zu erreichen, nehme ich das hier gerne in Kauf. Was mich stört ist, die Art wie ich sterben werde.“ Überrascht blickte Lirielle ihn an. „Wie meint ihr das?“, fragte sie und kam dem Hochelfen etwas entgegen, indem sie in die Hocke ging, damit sie beide auf Augenhöhe waren. „Wie schon? Denkt ihr diese felltragenden Irren lassen mich laufen? Nein, wenn das Drachenblut in dieser Schlacht stirbt, gibt es niemanden mehr, der für mich bürgt. Sie werden mich wie ein Schaf zur Schlachtbank führen und bei den Göttern, dass ist nicht die Art von Tod, die ich mir vorgestellt habe.“ „Sie gewähren euch sicherlich einen ehrlichen Kampf, wenn ihr das wünscht.“, bot Lirielle an, was Caracalmo nur lachen ließ. „Warum kämpft ihr eigentlich nicht mit den anderen?“, fragte er, um das Thema zu wechseln. „Ich mische mich ungern in Dinge ein, die mich nichts angehen.“, wich die Jägerin aus, was ein eigentümliches Grinsen auf Caracalmos Lippen erscheinen ließ. „Warum löst ihr dann nicht meine Fesseln? Rettet ein unschuldiges Leben und lasst mich laufen…oder gebt mir zumindest einen Dolch, damit ich mein Leben selbst beenden kann.“ „Einen Dolch!“, rief Tjorben plötzlich und starrte irgendeinen imaginären Punkt in den Baumkronen an. „Gebt mir einen Dolch! Ich will es beenden! Talos…vergib mir Talos…ich habe mit blenden lassen, habe mich täuschen lassen…habe dich hintergangen…wurde selbst hintergangen…Fimmion…F-fimmion…“ War Tjorbens Stimme zu Beginn noch kräftig gewesen, so wurde sie zum Ende hin immer zittriger, ehe sie im kratzigen Wispern endete. Sein Kopf sackte herab und seine Schultern bebten leicht, während seine Lippen weiterhin stumm immer wieder denselben Namen formten. Lirielle schenkte ihm einen mitleidigen Blick, ehe sie sich wieder Caracalmo zuwandte, welcher nur genervt die Augen verdrehte. „Wie gesagt.“, fuhr die Bretonin fort, „ich mische mich nicht in fremde Angelegenheiten ein, ergo werde ich euch weder befreien noch einen Dolch überreichen.“ Damit erhob sie sich und richtete die Augen in Richtung Falkenring. „Aber um euch zu beruhigen, dass Drachenblut wird die Schlacht überleben.“ „So? Seid ihr euch da sicher?“, fragte Caracalmo alles andere als überzeugt. „Ihr vergesst, das Drachenblut hat einen mächtigen Freund. Er wird nicht zulassen, dass Kiiryolsah stirbt.“ /Und wenn er sich zu erkennen gibt, werde ich zur Stelle sein./ Mit lautem Gebrüll stürmte die Armee von Himmelsrand vorwärts, kaum dass der zweite Schrei ganz verhallt war. Sobald die Ersten die schützende Deckung des Waldes verließen und auf die offene Wiese traten, erschienen die ersten Magier und Bogenschützen auf dem Wall um Falkenring. Es mochten nicht viele sein, doch es würde ausreichen. Wer noch einen besaß, riss seinen Schild nach oben, um sich dahinter zu schützen, während ihnen die Blitze und Pfeile um die Ohren zischten. Hier und da hörte man einen schmerzhaften Aufschrei, wenn jemand getroffen wurde und zu Boden ging. Noch 300 Fuß trennten die Nord von dem Wall, an welchem die Geiseln jammerten und flehten und noch immer hielt der Beschuss an. Es war ein Himmelfahrtskommando, wenn der Plan des Drachenblutes, welcher auch immer das sein mochte, nicht endlich aufging. Noch 200 Fuß: mit einem Satz sprang Hlofgar über den vor ihm niedergegangenen Krieger hinweg, um nicht selbst aus dem Gleichgewicht zu geraten. Seine Augen fixierten den Bogenschützen, welcher mit entspannter Ruhe einen weiteren Pfeil aus dem Köcher zog und auf Hlofgar anlegte. Der Nord trug keinen Schild. Da er seine Axt mit beiden Händen führte, war dafür kein Platz. Dennoch wich er weder aus, noch verlangsamte er seinen Schritt. Noch 100 Fuß: Der Schütze kam nicht mehr dazu seinen Pfeil abzufeuern, denn von einem Moment auf den nächsten, stand sein gesamter Körper in Flammen. Gepeinigt schrie der Elf auf und taumelte vorwärts, stürzte kurzdarauf kopfüber über den Wall, wo er zuckend liegenblieb. „Spitzohrengesocks!“, schrie einer der Gefangenen und spuckte den zu seinen Füßen gelandeten Schützen ins Gesicht, was diesen verständlicherweise jedoch nicht kümmerte. Ein zweiter und dritter Thalmor stürzte ebenfalls brennend vom Wall und auch den Übrigen sollte es nicht sehr viel besser ergehen. Die Sturmmäntel jedoch wurden von neuem Eifer gepackt und überbrückten endlich den letzten Abstand zwischen sich und dem Wall. Hlofgar gehörte mit zu den ersten, welche das doch recht wackelige Konstrukt erklommen, um in die Stadt zu gelangen. Auch wenn die Geiseln ihn anflehten sie zu befreien, er gehörte nicht zu den dafür bereitgestellten Leuten, weshalb er sich nicht aufhalten ließ und es auch gar nicht wollte. Etwas, oder besser gesagt jemand anderes war ihm im Moment wichtiger. Eine Flammenstraße leckte vor ihm über den Boden und schlug Hlofgar mit ihrer Hitze unangenehm ins Gesicht. „Einheit zwei und drei nach links, die anderen nach rechts!“, brüllte Ulfric unweit von ihm und sofort teilte sich die Armee auf, um die Flammen von beiden Seiten zu umgehen. Die Thalmor traten ihnen mit zum Teil gehetzter Miene entgegen und ihre Angriffe waren ungenau und hastig. An drei Fronten gleichzeitig zu kämpfen, schien selbst für die sonst so strukturierten Hochelfen eine Nummer zu hoch zu sein. Hlofgar stieß dem Krieger vor sich die Axt wie eine Lanze waagerech in den Bauch, was diesen veranlasste sich leicht zu krümmen. Den Moment der Unkonzentriertheit nutzte der Nord sofort, um die Axt leicht nach rechts zu ziehen und hochkant zu drehen, sodass er die Schneide in den ungeschützten Teil unter den Achseln treiben konnte. Schmerzhaft schrie der Getroffene auf und stolperte in die noch immer lodernden Flammen, als Hlofgar ihm einen Stoß nach links gab. Sofort war ein weiterer Krieger da, um ihn zu ersetzen. Er führte zwei Schwerter, mit denen er erstaunlich schnell zuschlug und Hlofgar zwang in die Verteidigung zu gehen. Gerade als er dachte, er könnte seinen Gegner mit einer Finte reinlegen und mit seiner Axt ausholte, tauchte dieser nach rechts ab und stieß stattdessen von zwei Seiten mit seinen Schwertern zu. Vom Schwung der Axt mitgerissen stolperte Hlofgar zur Seite, zog dabei mit einem Arm durch die Flammen, die zwar vom Leder geschützt war, ihn aber trotzdem nicht vor der Hitze verschonte. Das Schwert flog noch immer auf ihn zu, sodass sich Hlofgar weiter drehte, um ihm auszuweichen, dennoch gelang es ihm nicht ganz und die scharfe Klinge schnitt an seiner Taille entlang. Hlofgar biss die Zähne aufeinander, als sich der brennende Schmerz in seinem Körper ausbreitete, bevor er umso entschlossener wieder seinem Feind in die Augen blickte. Er hatte zu viele Kämpfe hinter sich, als dass eine so läppische Schnittverletzung ihn würde aufhalten können. Sein Gegner schien jedoch anders zu denken, zumindest spiegelte sich der Schalk in seinen Augen, die durch das Licht der Flammen orange leuchteten. Er breitete die Arme mit den Schwertern aus, sodass Hlofgar mit dem Feuer nun in seinem Rücken keine Fluchtmöglichkeit mehr besaß. Für einen Moment musste Hlofgar an die Dunmer und ihre Hitzebeständigkeit denken. Sie würden über die Flammen in ihrem Rücken lachen, während ihm die Hitze den Schweiß auf die Haut und in die Augen trieb. Hlofgar blinzelte und sein Gegner sprang vor. Doch etwas stimmte nicht. Der Krieger geriet ins Straucheln, versuchte sich irgendwie abzufangen, doch es wollte ihm nicht gelingen. Diesen Fehler ließ der Blonde nicht ungesühnt, denn er sprang zur Seite und schwang seine Axt, trieb sie dem noch immer Fallenden in die Seite, welcher krachend auf dem Boden aufkam. Als der Blonde den Blick an dem Gestürzten hinab wandern ließ, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. Dessen Füße steckten bis zu den Waden fest im Eis, welches ihn am Boden gehalten hatte, als er zum finalen Stoß hatte ansetzen wollen. Hlofgars Augen richteten sich zurück auf den Wall, wo er wie bereits vermutet eine Gestalt in einer langen Robe stehen sah. Eine Magiern, eine der Wenigen, die sie begleitet hatten, hatte ihm das Leben gerettet. Nun hielt sie die Augen geschlossen und murmelte mit gerunzelter Stirn konzentriert vor sich hin, während sie die Arme weit von sich streckte. Feiner Raureif breitete sich von ihren Füßen über den Boden aus, kühlte das magische Feuer in Hlofgars Rücken und brachte es dadurch langsam aber stetig zum Erliegen, sodass die Armee sich nun endlich großflächig verteilen konnte und die Sicht auf das hinter den Flammen liegende Geschehen freigegeben wurde. „Sag mir Talerion, ist das das Ende?“ „Es ist niemals zu Ende.“, erwiderte der Magier, dessen Augen kurz zur Decke huschten, als eine kräftige Bewegung des Drachen die Balken zum Erzittern brachte. „So ist es.“, sagte Nalcarya und wandte den Blick von der Flugechse ab, die sich zwar noch immer verbissen werte, doch ihre Kräfte schwanden zusehends. Ganz gleich wie mächtig ein Drache war, wenn er sich so zum Fraße vorwarf und nicht mal versuchte seine Stärken einzusetzen und aus der Luft anzugreifen, dann käme selbst ein Bauer mit ihm fertig. Stattdessen richteten sich die harten Augen auf den Krieger in seiner schwarzen Rüstung. Dank der ihr zugetragenen Berichte wusste sie, dass es sich dabei um das Drachenblut handeln musste. Sein wildes, fast unmenschlich wirkendes Gebärden, passte zu diesem primitiven Nordvolk, ganz gleich ob nun Elfenblut in ihm floss oder nicht. Und eins stand für die Großinquisitorin fest: sollten die Soldaten, welche die Rüstung hatten bewachen sollen, die Schlacht überleben, würde sie jene umgehend hinrichten lassen. Und diejenigen die feige flohen gleich mit, fügte sie hinzu, als sie sah, wie sich einige Soldaten in die Häuser flüchteten, welche kurz darauf in Flammen aufgingen. Dabei war ihre Angst gar nicht so unbegründet, denn trotz der schweren Rüstung bewegte sich die Kriegerin unnatürlich schnell. Ihr Schwert zischte als schwarzer Schatten durch die Luft, während zugleich aus ihren Fingern ein nie enden wollender Strom aus Flammen hervorstieß. Die an einen Daedra erinnernde Rüstung tat ihr übriges. Kein Pulsieren huschte diesmal über ihr Metall, stattdessen zogen sich die leuchtendroten Linien nun über die gesamte Rüstung. Als die Soldaten laut jubelten, da der Drache sterbend zu Boden ging, ehe er sich in grauen und dunkelvioletten Nebelschwaden auflöste, erhob Nalcarya ein weiteres Mal ihre Stimme. „Es wird Zeit den nächsten Schritt zu vollziehen.“ Talerion musste nicht fragen, welchen Schritt sie meinte. Wäre es anders, er würde ihr nicht auf diese Weise dienen dürfen. Daher wandte er sich wortlos vom Fenster ab und trug die Großinquisitorin zum Bett zurück. Kapitel 26: Es ist niemals zu Ende ---------------------------------- Todbringend schnitt die gezahnte Klinge durch die Luft und dennoch klebte nicht ein Tropfen Blut an ihr. Ganz so, als würde sie den roten Lebenssaft begierig in sich aufsaugen. Macarius, einer der Kaiserlichen im Dienste der Thalmor, wich zurück, als ihm das Blut seines einstigen Kampfgefährten gegen die Rüstung spritzte. Es war nicht so, dass er Angst vor dem Kampf hatte, schließlich war das hier nicht seine erste Schlacht. Doch selbst dem tapfersten Krieger würde der Mut fehlen, wenn er dieser Ausgeburt der Hölle gegenüber stand. Da der Regen nachgelassen hatte, konnten die verbliebenen Magier zwar wieder ihre Blitze schleudern, doch ein jeder der dies wagte trafen bald darauf die Flammen, welche unvermindert stark aus der gepanzerten Hand strömten. Und diejenigen, die das Feuer nicht erwischte, wurden von den Nord niedergemacht. Kampfeswütig folgten sie dem Krieger in seiner schwarzen Rüstung, bei dem es sich um wer weiß wen handeln mochte, aber sicherlich nicht um das Drachenblut. Als hätte die Gestalt seine Gedanken erraten, wandte sich der behelmte Kopf in Macarius‘ Richtung. Beherzt griff der Kaiserliche sein Schwert und versuchte die aufkommenden Gedanken zu verdrängen, wofür er hier eigentlich kämpfte. Er wollte jetzt nicht wissen, dass er in den Tod ging, im Dienste der Hochelfen, die sein Land mit Krieg übersät hatten, die noch vor wenigen Stunden großspurig behauptet hatten, dass die Nord Falkenring niemals würden einnehmen können. Und nun drängten sie sich gegen die Häuserwände, dank ihres eigenen Walls an der Flucht gehindert. „Aufhören!“, rief schließlich eine laute doch von Resignation geprägte Stimme, die Macarius als die seines Generals erkannte. „Es ist nicht nötig uns abzuschlachten. Wir ergeben uns.“ Im nächsten Moment war das Klingen von Stahl auf Stein zu hören, als der General seine Waffe auf das Pflaster fallen ließ und nach und nach folgten die anderen seinem Beispiel. Auch Macarius löste die Finger von seinem Schwert und senkte den Kopf, wenn auch nur soweit, dass er dennoch das Drachenblut weiterhin beobachten konnte. Freudeschreiend erhoben die Nord ihre Stimmen und Ulfric Sturmmantel drängte sich durch ihre Reihen nach vorne, um zu den sich Ergebenden zu sprechen. Das Drachenblut aber, hatte das Schwert nicht gesenkt. Die Flammen in seiner Hand stoben auf und es machte einen Schritt nach vorne. Doch kaum, dass sein Fuß den Boden wieder berührte, geschah etwas völlig Unerwartetes. Von der Fußspitze aus begannen sich verschlungene Linien und Symbole auf dem Boden zu formen. Dicht über Arvaks Rücken gebeugt, um den niedrig hängenden Ästen zu entgehen, jagte Lirielle durch den Wald und zurück nach Falkenring. Zum sicherlich zehnten Mal fragte sie sich, wie sie nur so leichtsinnig hatte sein können. Sie hatte damit gerechnet, dass ihre Beute sich zeigen würde und war dadurch viel zu übereilt losgestürmt, als sie die Aura des Vampires wahrgenommen hatte. Erst als sie mitten im Wald einen Zauber auf die fliehende Gestalt geworfen hatte und diese daraufhin sofort tot umfiel, hatte sie erkannt, wen sie bis eben wirklich verfolgt hatte: Einen von Susarion wiederbelebten Waldelfen. Susarion selbst hatte die Zeit anscheinend genutzt, um in Falkenring einzufallen und setzte dort gerade ebene eine Macht ein, die noch stärker war, als bei seinem letzten Auftreten. Ein bläulicher Blitz schoss mit einem Mal aus dem Dickicht hervor und brachte Lirielle dazu ihm instinktiv auszuweichen, indem sie Arvak einen Haken schlagen ließ. Dabei bewegte sich das wendige Tier so abrupt, dass es seine ungeübte Reiterin fast vom Rücken warf. Halb an seinen Flanken hängend, wich sie dadurch ungewollt einem weiteren Blitz aus, ehe sich die Jägerin einfach fallen ließ. Geschickt wie eine Katze landete Lirielle auf allen Vieren und als sie ihren Blick hob, lag etwas Ungezähmtes und Wildes in ihren Augen. „Wer bei Molag Bal hat dich befreit?“, verlangte sie fauchend zu wissen, als sie die Gestalt erkannte, welche zwischen den Bäumen hervortrat. „Es wäre besser für dich gewesen, wenn du dich doch in meine Angelegenheiten eingemischt hättest.“, erwiderte Caracalmo, den Blick dabei auf den weißschimmernden Bogen geheftet, dessen oberes Ende hinter Lirielles Rücken hervor sah. Dies war die Waffe, die er besorgen sollte. „Dafür mische ich mich nun in deine Angelegenheiten ein.“ Langsam erhob sich Lirielle wieder aus ihrer kauernden Haltung und warf dabei den Kopf zurück, um die Haare aus dem Gesicht zu bekommen. „Ich warne dich, Caracalmo, ich habe jetzt keine Zeit für deine Spielchen.“ „Keine Sorge. Ich habe nicht vor dich umzubringen, ich will dich nur ein wenig hinhalten.“ „Na da bin ich aber beruhigt.“, zischte die Jägerin, von deren Körper schwarzer Rauch aufzusteigen begann. „Denn ich habe auch nicht vor dich umzubringen.“ Bei ihren letzten Worten veränderte sich ihre Stimme, wurde rau und dunkel und die bis eben noch vollen rosigen Lippen, verwandelten sich in einen vor Reißzähnen starrenden Schlund. In Falkenring unterdessen hatte sich das Gebilde aus roten Linien vervollständigt und bildete nun einen Kreis von vier Metern Durchmesser, mit zahlreichen magischen Symboliken darin. Sobald die letzten Linien aufeinander trafen, leuchtete das gesamte Siegel grell auf und stieß alle, die sich in seinem Inneren befanden, von sich weg. Alle, bis auf Kiiryolsah, deren Rüstung im selben Licht zu glühen begann und ein unmenschliches Kreischen durchdrang die gesamte Stadt. Ein jeder hielt sich die schmerzenden Ohren zu und einige duckten sich vor den Glasscherben, als die Fenster in ihrem Umfeld klirrend zerbarsten. Wie eine Statur stand das Drachenblut unbeweglich im Zentrum der magischen Symbole. Die roten Linien der Rüstung versuchten sich zurückzuziehen, doch stattdessen, schienen sie regelrecht herausgesogen zu werden, bis sie als rötliche Schwaden aus Rauch und Licht über der Rüstung hingen. Das Kreischen steigerte sich um noch einige Oktaven mehr und ein leichtes Beben ließ den Boden erzittern. Die Schwaden stiegen höher, bis sie sich mit einem letzten grellen Aufleuchten mitsamt dem magischen Siegel in Luft auflösten. Gespenstische Stille lag auf dem bis eben noch von Lärm gepeinigten Ort. Kiiryolsah war auf Händen und Knie gesunken und hatte den Helm abgenommen, da die Luft darunter zu stickig geworden war. Keuchend und mit zittrigen Händen lagen ihre Augen auf dem Schwert vor ihren Händen. Es war dasselbe schwarze Metall wie immer, doch das rote Pulsieren wollte sich nicht zeigen. Niemand wusste, was das zu bedeuten hatte und es zeigte sich auch niemand, der für diese Tat verantwortlich hätte sein können. Misstrauisch fixierten die Sturmmäntel die verbliebenen Thalmormagier, während sich ihre eigenen aus Winterfeste fragende Blicke zuwarfen. Als Hlofgar sich aus der Gruppe lösen wollte, um zu der Dunmer zu gelangen, hielt Lucien ihn am Arm zurück. „Wenn sie jetzt begreifen, dass Kiiryolsah nicht mehr kämpfen kann, dann war alles umsonst.“, zischte der Untote ihm leise zu. „Und was schlägst du stattdessen vor?“ Der Geist antwortete ihm nicht, sondern trat raus aus dem Kreis der Sturmmäntel, sodass ihn jeder sehen konnte, als er die Stimme erhob. „Netter Versuch, hinterhältiges Aldmeri-Gesindel!“, rief er laut und bewies dabei vortrefflich, dass er nicht nur die Gestalt eines Geistes hatte, sondern auch durchaus so schaurig wie einer klingen konnte. „Aber selbst das kann das Drachenblut nicht aufhalten. Nichts, kann ein Drachenblut aufhalten. Ihr habt doch gesehen, wie der Drache sich für sie in den Tod stürzte. Ihr habt gesehen, wie dieser so mächtige Bannzauber ihr nicht mal ein Haar krümmte! Habt ihr noch mehr läppische Versuche? Wenn nicht, dann macht euch auf den Gegenschlag gefasst.“ Während er sprach hatte sich die Schwarzhaarige dazu durchgerungen vom Boden aufzustehen und bemühte sich nicht allzu sehr in der schweren Rüstung zu wanken. Sie hatte keine Kraft, um noch irgendetwas irgendjemanden zu demonstrieren, doch sie hoffte, dass Lucien wusste, was er da tat. Zu dem einstigen Attentäter gesellte sich nun ein weiterer Untoter, es war Hakon Ein-Auge, der alte Nordheld, welcher als einziger von den drei beschworenen noch übrig geblieben war. Lässig schulterte er seine Axt und ließ seine leeren Augen über die Reihen der Gegner wandern. Damit war der letzte Widerstand der Thalmor gebrochen. Auch wenn sie nicht wirklich wussten, ob einer ihrer Magier das Drachenblut angegriffen hatte, diese Machtdemonstration war für sie mehr als genug Beweis, dass sie verloren waren. Das laute Siegesgegröhle schmerzte in Lirielles empfindlichen Ohren, deren Augen trotz des Amulettes vor Wut in einem brennenden Goldton funkelten. Sie konnte spüren, dass Susarion noch in der Nähe war, doch er setzte seine Kräfte nicht mehr ein und hatte sich sicherlich irgendwo in dem Getümmel dort unten versteckt. Und selbst wenn Lirielle ihn unter den zahlreichen Gestalten entdeckte, sie konnte ihn nicht konfrontieren. Es würde ihre Tarnung kosten und zu viele Unschuldige würden dabei zu Schaden kommen. Wenn Caracalmo sie nicht aufgehalten hätte, sie hätte den Vampir sicherlich mitten in seinem Zauber unterbrechen können und dann wäre er ihr schutzlos ausgeliefert gewesen. „Ich hätte ihn doch umbringen sollen.“, dachte sie zähneknirschend und ließ sich resignierend ins Gras fallen. Die Augen blieben jedoch unverwandt auf Falkenring geheftet, wo die gröbsten Aufräumarbeiten begannen. Die bezwungen Hochelfen und ihre Verbündeten wurden gefesselt und in das Gefängnis gesperrt, den Magiern legte man dabei besondere Ketten an, welche ihre magischen Fähigkeiten unterdrücken sollten. Als schließlich die Nacht hereinbrach und mit Met, großen Bratspießen und Musik der Sieg ausgiebig gefeiert wurde, gab sich die Jägerin schließlich einen Ruck und lief zu den Toren hinunter, um sich der Gesellschaft anzuschließen. „…denn dies Land ist unser und soll unser bleiben, wir werden die Feinde stets immer vertreiben!“, sangen die Sturmmäntel im Chor und es war ihnen dabei gleich, ob sie die Töne nun trafen oder nicht. Sie stießen ihre Humpen gegeneinander und tanzten wild über den Platz, während die Barden ihr nächstes Lied anstimmten. Die einzigen mit weniger guter Laune waren wohl die Boten und Spurenleser, denen es nicht vergönnt war, an dem Fest teilnehmen zu dürfen. Während erstere auf die Pferde geschickt wurden, um den Städten die frohe Botschaft über die Niederlage der Thalmor zu verkünden, waren Letztere damit beschäftigt die Großinquisitorin sowie den entflohenen Caracalmo zu suchen. Von Ersterer wusste Kiiryolsah durch ihre kurzzeitige Gefangenname, dass sie sich in Falkenring aufhielt und auch einige der gefassten Soldaten bestätigten dies. Dennoch war Nalcarya nicht in der Stadt zu finden. Eine Tatsache, die Ulfrics Stimmung drückte, da es seinen Sieg schmälerte. Hlofgar hingegen, ließ sich davon nicht die Laune verderben. Sieg war Sieg und seinetwegen sollte sich die Elfe ruhig feige bei Ihresgleichen verkriechen. Geschlagen war und blieb sie trotzdem. Viel lieber bahnte sich der Blonde einen Weg durch die Feiernden und hinüber zu Kiiryolsah, welche etwas abseits auf einer Bank saß, dicht an ein Kohlebecken gerückt. Sie wirkte erschöpft, war jedoch nicht mehr ganz so blass, wie noch vor einigen Stunden. Lucien war wie immer bei ihr und natürlich war auch er es, welcher Hlofgars Nahen als erstes bemerkte und seine Herrin auf ihn aufmerksam machte. „Ich würde dich ja zum Tanzen auffordern, aber du siehst nicht so aus, als könntest du dich lange auf den Beinen halten.“, begrüßte Hlofgar die Elfe und reichte ihr einen Becher mit warmen Met, den sie mit einem Lächeln entgegennahm. „Ich bin keine gute Tänzerin, ich würde dir nur auf die Füße treten.“, erwiderte die Elfe, der die Röte ins Gesicht schoss, als sie Hlofgars musternden Blick bemerkte und sich hastig darauf konzentrierte von dem Met zu trinken. Den Nord hingegen ließ das Grinsen und er nahm neben Kiiryolsah auf der Bank platz. Es war das erste Mal, dass er die Elfe ein Kleid und keine Rüstung oder dessen gefüttertes Untergewand tragen sah. „Du siehst sehr schön aus.“ Fast hätte sich Kiiryolsah ob des Kompliments verschluckt, konnte sich aber gerade noch davor retten. Dass sich ihre Wangen aber noch dunkler färbten, konnte sie nicht verhindern. Hinter ihr gab Lucien ein Schnauben von sich. „Das ist ja nicht zum Aushalten.“, murmelte er zwar leise, doch war seine Stimme noch laut genug, dass die beiden anderen ihn verstehen konnten. Das er sich aus ihrer Hörweite begab, ließ sich nur daran erkennen, dass die Lichtquelle hinter ihnen schwächer wurde. „Du bekommst wohl nicht sonderlich oft Komplimente.“, nahm Hlofgar den Faden einfach wieder auf und tat als hätte Lucien nie hinter ihnen gestanden. So einen stets anwesenden Zuhörer zu ignorieren, war wohl das Beste, was man machen konnte. „Na ja.“, begann Kiiryolsah zögerlich und drehte vorsichtig den Becher, an dem sie sich die Finger wärmte. „Meist hab ich mich ja hinter der Rüstung versteckt oder wurde als Bastard abgetan. Davon abgesehen…es macht einen Unterschied, ob man so etwas von jemanden gesagt bekommt, den man mag.“ Eine Weile herrschte Stille, ehe Hlofgar sich räusperte und abrupt das Thema wechselte. „Was ist eigentlich genau passiert, als du plötzlich in diesem Siegel gefangen warst?“ Kiiryolsah hörte auf den Becher zu drehen und krampfte stattdessen die Finger fest um den gebrannten Ton. Hätte sie sich getraut, sie hätte dem Nord an den Kopf geworfen, was für ein Idiot er war. Warum konnte er nicht einfach sagen, dass er sie auch mochte? Warum konnte er sie nicht einfach wieder in den Arm nehmen? Brauchte es denn wirklich jedes Mal eine Provokation, um den Blonden aus der Reserve zu locken? Oder war das Kompliment etwa schon alles gewesen, was sie von ihm zu erwarten hatte? Ein klatschendes Geräusch durchbrach die Stille zwischen ihnen, gefolgt von einem Rumpeln, als es Hlofgar von der Bank auf den Boden warf. Erschrocken drehte sich Kiiryolsah zur Seite und blickte mehr als überrascht, auf die sich ihr gebotene Szenerie. Lucien stand mit erhobener Faust über den am Boden liegenden, dessen rechte Gesichtshälfte schnell anschwoll. „Wie schwer kann es denn sein, auf ihr Geständnis eine vernünftige Antwort zu geben?“, zischte der Untote in einem so eisigen Ton, dass es selbst Kiiryolsah kalt über den Rücken lief. „Ich dachte du wolltest nicht mehr zuhören.“, erwiderte Hlofgar, was jedoch die falschen Worte waren, denn Lucien holte erneut zum Schlag aus. „Lucien, nicht!“, rief Kiiryolsah und de r Geist stoppte tatsächlich, senkte die erhobenen Hand jedoch nicht wieder. „Ich warne dich, Blutfang“, zischte der Untote. „Solltest du nur deine Spielchen mit me… ihr spielen, schwöre ich dir, werde ich dich Schmerzen spüren lassen, dass dir der Tod wie das größte Geschenk vorkommen wird. Und es ist mir völlig gleich, ob mir Kiiryolsah das verbietet oder nicht.“ „Ich habe nicht vor mit irgendjemanden Spielchen zu spielen.“, erwiderte Hlofgar schnell, doch mit fester Stimme und erhob sich wieder vom Boden. „Dann beweis es endlich und hör auf dich wie ein Idiot zu benehmen.“ Hlofgar fixierte den Geist mit misstrauischer Miene, während er wieder auf die Beine kam. Erst als sicher war, dass dieser ihn nicht erneut angriff, wandte er sich Kiiryolsah zu und zog dabei seine Kleidung zurecht. Sie war nicht verrutscht, doch der Blauäugige benötigte die Zeit, um sich entsprechende Worte zurechtlegen zu können. Er hatte dergleichen nie gemacht und daher nicht die geringste Ahnung, was er sagen sollte. Natürlich hatte es hier und da schon mal ein Mädchen gegeben und seine Frau hatte er auch gehabt, doch nie hatte er dort über Gefühle sprechen müssen. Sie waren halt einfach zusammen gewesen, so wie man das nun mal tat, wenn man alt genug dafür war. Als er jetzt in die unsicheren und hoffenden roten Seelenspiegel blickte, war da eine ganz neue Art von Unsicherheit, die er nicht kannte und er wusste, dass er nicht die richtigen Worte finden würde. Natürlich, er hätte irgendwelche Barden zitieren können, deren Balladen er noch im Kopf hatte, aber es wären eben ihre und nicht seine Worte gewesen. Lucien neben ihm schien allmählich ungeduldig zu werden und so entschied sich Hlofgar schließlich für den Weg, auf dem er stets am Besten gegangen war: den Weg der Taten. Er überwand den Abstand zwischen sich und der Dunmer und legte einen Arm um ihre Taille, um sie zu sich zu ziehen. Dann versiegelte ihrer beider Lippen mit einem innigen Kuss. Nicht in der Lage sich zu rühren, lag Caracalmo auf dem Waldboden. Seine Atmung ging flach und er schluckte nicht einmal mehr, als etwas Flüssiges seine Kehle hinab rann. Fremde Finger rieben über seinen Hals, um den Schluckreflex manuell auszulösen und sofort breitete sich Wärme in Caracalmos Körper aus, floss in jeden kleinsten Winkel und versorgte ihn mit neuer Energie. Hustend schnappte der Weißblonde nach Luft, woraufhin der bitter schmeckende Trank verschwand. Stattdessen griffen Hände unter seinen Schultern und zogen ihn daran hoch, sodass er in einer sitzenden Position an einem Baum lehnte. Es dauerte einen Moment, ehe sich Caracalmo zwingen konnte die Augen zu öffnen, auch wenn er in der nächtlichen Dunkelheit nicht sehr viel mehr sah, als noch mit geschlossenen Augen. Das leise Rascheln einer Kette brachte den Magier dazu den Blick noch ein Stück mehr zu heben. Zwischen ihm und dem vor ihm hockenden Unbekannten baumelte ein Amulett. Die Kette bestand aus schwarzen Gliedern, dunkler noch als die sie umgebende Nacht. Die Amulettfassung schien aus demselben Metall gearbeitet zu sein, besaß jedoch zahlreiche eingekerbte Symbole, welche Caracalmo noch nie zuvor gesehen hatte. Das Amulett selbst hingegen, ähnelte optisch einem Seelenstein. Doch zuckten darin für gewöhnlich keine roten Blitze umher und sie vibrierten auch nicht so, wie es das Amulett gerade tat. „Du hast nicht lange genug durchgehalten…und den Bogen hast du mir auch nicht gebracht.“, sagte der Fremde und Caracalmo erkannte die Stimme sofort als die der Person wieder, welche ihn aus seiner Gefangenschaft befreit hatte, damit er im Gegenzug Lirielle aufhielt. Der Hochelf war daraufhin in den Wald gegangen und hatte die Vampirjägerin angegriffen. Von da an waren Caracalmos Erinnerungen verschwommen. Er erinnerte sich nur noch an eine grauenhafte Fratze und daran, wie ihm etwas die gesamte Lebensenergie zu entziehen drohte. „Aber du hast noch eine weitere Chance.“, fuhr der Fremde fort, welcher von Caracalmos Gedanken nichts mitbekommen hatte. „Wenn ich sie rufe, ruf ich auch die Jägerin. Also wirst du es tun.“ Damit griff er die Hand des Hochelfen und legte das Amulett hinein. Sogleich senkten sich die gelben Augen auf das rotfunkelnde Schmuckstück, welches schlimmer summte und vibrierte, als ein aufgescheuchter Bienenschwarm. „Tu es.“, forderte der Fremde nachdringlich. „Dann gehört es dir.“ „Was Daedra in der Drachensprache bedeutet?“, wiederholte Kiiryolsah die ihr gestellte Frage und schmiegte sich etwas näher in Hlofgars Umarmung und an dessen warmen Körper. „Ich weiß gar nicht, ob die Drachen dafür ein eigenes Wort benutzen….man könnte es vielleicht mit Aar Vul Thur übersetzen, das würde Diener des dunklen Fürsten bedeuten. Aber warum fragst du?“ „Dein unsterblicher Drachenfreund meinte Drachen würden ihre Namen ändern, wenn es angebracht ist. Ich wollte nur wissen, wie ich dich zukünftig zu nennen habe, nun wo du dich über die Daedra erhoben hast.“, erwiderte Hlofgar. „Ich habe mich nicht über die Daedra erhoben.“, widersprach Kiiryolsah ihm sofort. „Ich habe sie vollkommen falsch eingeschätzt.“ „Und das heißt?“ „Ich…ich weiß es nicht genau. Ich dachte ich hätte sie unter Kontrolle und sie würden mich mit ihrer Macht im Kampf unterstützen. Aber entweder wollten sie es nicht oder aber konnten es nicht, weil die Rüstung vielleicht doch nicht richtig gearbeitet war. Denn als ich das Metall anlegte, konnte ich zwar wieder ihre Gegenwart spüren, aber sie halfen mir nicht. Erst als ich sie dazu zwang, griffen sie nach der einzigen Energie, die mir und damit scheinbar auch ihnen zur Verfügung stand und das war meine eigene Seele. Hätten sich dort nicht auch die von mir absorbierten Drachenseelen befunden, ich hätte den Kampf nicht überlebt.“ Damit wunderte es Hlofgar nicht mehr, dass sich Kiiryolsah so schnell bewegt hatte und pausenlos mit Flammen um sich geworfen hatte. Immerhin hatte ihr die Kraft eines Drachen zur Verfügung gestanden. „Mit anderen Worten, du hattest wieder die Kontrolle verloren. Es ist also genau das passiert, wovor ich dich gewarnt hatte.“ In Hlofgars Ton schwang Wut über ihre Leichtsinnigkeit mit. „Ich hab dich beobachtet. Wenn dieser magische Kreis nicht plötzlich aufgetaucht wäre, hätten die Daedra dich sich ergebenden Thalmor angegriffen. Hast du überhaupt eine Ahnung, was dieses Blutbad für Folgen gehabt hätte?“, zeterte er weiter. „Auch wenn die Thalmor unsere Feinde sind, man schlägt niemanden, der bereits am Boden liegt!“ Kiiryolsah blickte entschieden in die entgegengesetzte Richtung. Sie stimmten mit jedem von Hlofgars Worten überein, aber das würde sie ihm nicht unter die Nase reiben. Außerdem war es eh sinnlos über die Gefahr der Daedra zu diskutieren. Denn wer auch immer den Bannkreis erschaffen hatte, er hatte damit die Seelen der Daedra aus Rüstung und Schwert verbannt. Jene waren nun nicht besser als eine gewöhnliche Ebenerzrüstung. „Es tut mir Leid.“, sagte Kiiryolsah schließlich. „Ich hab nicht nachgedacht…ich…“ Die Elfe brach den Satz ab. ‚Ich wollte nicht nachdenken‘ hatte sie eigentlich sagen wollen. Stets für sich, hatte immer so gehandelt, wie es für sie am Besten war und nie bedacht was die Folgen für andere sein könnten. Das musste sie erst noch lernen, nun wo sie anscheinend endlich zu einem Teil in der Gesellschaft wurde. Oder war sie schon immer ein Teil von ihr gewesen? „Du magst 200 Jahre zählen.“, sagte unterdessen der Blonde, dessen Wut sich fürs erste gelegt zu haben schien. „Aber du hast die Erfahrung eines Kindes.“ „Könnte daran liegen, dass Vampire nicht altern.“, erwiderte Kiiryolsah und sah Hlfogar mit einem frechen Funkeln in den Augen an, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. „Willst du mir zur Strafe den Hintern versohlen?“ „Das und noch viel mehr.“, erwiderte der Nord mit rauchigem Unterton, sodass im Hintergrund die Konturen von Luciens Erscheinung missbilligend zu wabern begannen. Auch wenn der Untote es für gewöhnlich darauf anlegte, dass seine Anwesenheit unbemerkt blieb, jetzt gerade hasste er diese Eigenschaft an sich. Rote versanken in blauen Augen und umgekehrt, als ihre beiden Besitzer ihre Gesichter dicht aneinander brachten. „Warum ich?“, fragte Kiiryolsah schließlich leise, auch wenn ihr die Frage Angst machte. „Du bist Himmelsrands größter Held, du könntest haben wen auch immer du willst. Vor allen Dingen jemanden, der nicht so verkorkst ist wie ich.“ Womit sie wieder am Anfang ihres Gesprächs waren und erneut vor dem Problem standen, dass Hlofgar keine Ahnung hatte, wie er seine Gefühle ausdrücken sollte. „Du…bist vielleicht verkorkst.“, begann er schließlich vorsichtig, „aber in dir steckt so viel mehr und…ich glaub es war dein Lächeln. Damals, als ich dir die Meinung gesagt hatte und du dich am nächsten Tag einfach lächelnd bedankt hast…ich glaub seit da hast du…mich…“ /Komm/ Kiiryolsas Blick verklärte sich mit einem Mal und sie unterbrach Hlofgars Worte, indem sie sich erhob. „Hab ich was Falsches gesagt?“, erkundigte sich der Blonde irritiert, doch erhielt er keine Antwort von Kiiryolsah, die Anstalten machte zu gehen. Sofort erhob sich Hlofgar ebenfalls und griff nach Kiiryolsahs Arm, um sie aufzuhalten. „Sprich mit mir.“, verlangte er. Die Dunmer reagierte nicht, versuchte aber auch nicht ihren Arm zu befreien, den Hlofgar schließlich mit einem Schnauben losließ. „Ich hatte wirklich mehr von dir erwartet.“, zischte der Nord und wandte sich von der Elfe ab, die sich nun wieder in Bewegung setzte. Er war und blieb eben jemand, dem sein Stolz immer im Weg sein würde. Vor allem nun, da er sich aufgerafft hatte sein Innerstes zu offenbaren und dafür nicht die entsprechende Würdigung erhielt, ließ ihn jener gekränkte Stolz weder die Träne sehen, welche über Kiiryolsas Wange rann, noch ihren abgestumpften Blick. Einen Moment lang zögerte Lucien, ehe er seiner Herrin treu wie eh und je folgte, die ohne sich umzusehen durch Falkenrings Straßen lief. Da alle den Sieg feierten, begegnete ihnen unterwegs niemand, dem das sonderbare Verhalten hätte auffallen können. Nur eine alte Frau saß in ihrem Schaukelstuhl auf einer Veranda, schräg hinter ihr stand jemand, der vom Alter her ihr Sohn hätte sein können. Sie verfolgten das Drachenblut mit ihren Blicken, sagten jedoch nichts. /Komm/ Kiiryolsah lief weiter, hinüber in den Wald, in ein Gebiet, welches die Fährtensucher bisher ausgelassen hatten. Erst als sie eine Lichtung erreichte wurden ihre Schritte langsamer und schließlich blieb sie gänzlich stehen. Vor ihr, mit dem Rücken an einen Baum gelegt, saß der noch immer blass wirkende Caracalmo. In den Händen hielt er ein rotpulsierendes Amulett, dessen Rhythmus immer schneller geworden war, je mehr sich Kiiryolsah ihm genähert hatte. Neben ihm stand ein Mann, der eine schwarze Robe mit großer Kapuze trug und selbst seine Hände steckten in schwarzen Lederhandschuhen. Sein Gesicht verdeckte eine Maske, auf deren silbernen Oberfläche das Mondlicht reflektierte. „Komm, mein Liebes…mein Monster.“, sagte der Mann und streckte der Elfe seine Hand entgegen. „Lass uns heimkehren.“ Kiiryolsah überwandte den letzten Abstand zwischen ihnen und legte ferngesteuert ihre Hand in die seine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)