Bestimmt für die Ewigkeit von RoseAkaShi (Klaus x Elena x Elijah) ================================================================================ Prolog: Wieder am leben ----------------------- Prolog: Wieder am leben „Was wäre die Liebe ohne Probleme?“ (Heinrich Böll) Elenas Sicht: „Michell warte doch! Michell ich werde dir nicht hinterherlaufen!“, warnte ich meine kleine vierjährige Tochter. Doch dann tat ich es natürlich dennoch. Sie lief weg und ich rannte ihr hinterher. So war es halt. Michell fand das anscheinend äußerst amüsant, denn sie kicherte fröhlich vor sich hin, doch dann sah ich wie sie hoch genommen wurde, weswegen ich zum stehen kam. Dankbar lächelnd sah ich ihn an. „Du sollst doch deine Mutter nicht so ärgern, Michell“, ermahnte er meine Tochter spielend und lächelte mir dabei zu. Seine warme und fürsorgliche Art ließ mein Herz immer wieder aufs Neue höher schlagen. „Danke, Elijah“, flüsterte ich lächelnd. Michell begann mit ihren kleinen Fäusten auf seiner Brust herum zu trommeln. „Wir haben gespielt, Eli. Wieso hast du mich nur gestoppt?“ Sie machte einen Schmollmund und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, wobei Elijah und ich aber nur über ihr Verhalten lächeln konnten. Elijah wollte sie gerade wieder herunterlassen, da hob ich die Hand. „Würdest du sie bitte schon mitnehmen zu den Höhlen? Ich muss noch etwas holen“, erklärte ich und Elijah nickte bereitwillig. Er war immer so hilfsbreit und freundlich. Ich gab Michell einen Kuss auf die Stirn und rannte dann zurück nach Hause in unsere Hütte. Ich packte noch etwas Wasser, ein bisschen Brot und Decken zusammen, die wir für heute Nacht brauchen würden. Es war Vollmond und zu dieser Zeit waren wir immer in den Höhlen, um darin Schutz zu suchen. Meine restliche Familie war schon dort und ich musste mich beeilen. Bevor ich allerdings in einen Höhleneingang gehen konnte, wurde ich beiseite gezogen und gegen einen Felsen gedrückt. Lippen drückten sich auf meine und ich wusste sofort wer es war. Atemlos ließ er wieder von mir ab und nahm eine meiner Haarsträhnen in seine Hand und spielte damit. „Liebste“, flüsterte er nur. „Niklaus, bist du verrückt? Ich hab dir doch gesagt, das ich das nicht will.“ Eigentlich wollte ich es schon, natürlich. Ich liebte Niklaus, mehr als alles andere, aber genauso liebte ich auch Elijah. Ich wollte keinen von ihnen verletzen und schon gar nicht wollte ich mit einem etwas haben, wenn ich mich noch nicht einmal entschieden hatte. Das hatte keiner von ihnen verdient. „Ich liebe dich, Tatia“, versicherte er mir inbrünstig. „Für immer und ewig. Bitte wähle mich, Tatia. Heirate mich und wir werden mit Michell zusammen leben. Ich verspreche dir alles zu geben was ich kann, all meine Liebe.“ Ich sah in seine Augen und wollte dahin schmelzen. Aufrichtigkeit und leidenschaftliche Liebe flammte darin, nur für mich. Ich fühlte mich hin und her gerissen zwischen ihn und seinen Bruder. Keinen von beiden wollte ich verletzen und sicher nicht ihr Band zueinander zerstören. Doch wenn ich mich nicht entschied, würde es mich zerstören. Ich befreite mich aus Niklaus griff und sah ihn flehend an. „Ich bitte dich, Niklaus. Mach es mir nicht noch schwerer, lass mich darüber nachdenken“, bat ich ihn und er konnte nur niedergeschlagen nicken. Auch ich würde für immer lieben, nur wusste ich nicht wen. Ich schlug meine Augen auf und wusste ich hatte irgendwas geträumt, doch konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, was es gewesen war. Ich musste schnell atmen, um Luft zu kriegen, weil irgendwie blieb, sie mir weg. „Elena“, sagte Damon, der über mich gebeugt war. „Hey“, meinte Jeremy, der zu mir trat. „Damon, ich…“ Es war schwer zu atmen, aber langsam kam wieder Luft in meine Lungen. Damon strich mir über den Kopf. „Wie fühlst du dich?“, fragte er besorgt. „Ich fühl mich gut“, antwortete ich. Zumindest einigermaßen, wenn man die Umstände bedachte. Damon und Jeremy schienen über meine Antwort erleichtert zu sein und dann erinnerte ich mich. Ich hätte auch ein Vampir sein können. Alles war so komisch. Zu realisieren, das nun auch Jenna und John tot waren, es machte einen kaputt, es machte mich kaputt. Schon wieder eine Beerdigung, schon wieder Tränen, schon wieder einfach versuchen weiterzuleben, wie schwer es auch war. Jemand klopfte und ich sah Jeremy dort stehen, er trat langsam in mein Zimmer. „Ich bin gleich soweit“, sagte ich ihm. Ich brachte nur noch ein paar Handgriffe. Er war schon fertig angezogen, im schwarzen Anzug. „Ja, lass dir Zeit“, meinte er zu mir und ich atmete tief durch. Durchatmen half meistens, zumindest bildete ich mir das gerne ein, wer weiß ob es wirklich so war. Es gab bereits viele Momente in meinem Leben, wo ich tief durchatmen musste. „John hat mir das für dich gegeben“, erzählte mir Jeremy und überreichte mir einen Brief. „Und das“, fügte er noch hinzu und gab mir den Gilbert-Ring, der einen Menschen vor einem übernatürlichen Tod schützte. Ich war überrascht, konnte nichts sagen, genauso wie mein Bruder. Er wollte gehen, aber ich hielt ihn auf. „Jeremy“, begann ich und er drehte sich wieder zu mir um. „Es tut mir so leid.“ Er trat mir gegenüber und mein Herz wurde noch ein klein wenig schwerer. „Es tut mir leid dass du so viele Menschen verloren hast.“ Es war so schwer. Wann war unser Leben so schwer geworden? So sollte es doch wirklich nicht sein. „Dich hab ich noch“, meinte er und ich konnte mir sogar ein kleines Lächeln über die Aussage abgewinnen. Ja, er hatte mich noch und ich ihn. Wenn das auch das einzige war, so mussten wir es bewahren und als das heilige Glück ansehen, das uns gegönnt wurde. Ich nickte leicht und umarmte das mir noch einzig verbliebene, meinen Bruder. Nachdem er ging, nahm ich den Brief zur Hand, den John mir geschrieben hatte, setzte mich auf das Fensterbrett, um ihn zu lesen. Elena, Es ist keine leichte Aufgabe, einem außergewöhnlichen Kind, ein gewöhnlicher Vater zu sein. In dieser Aufgabe hab ich versagt. Wegen meiner Vorurteile, hab ich dich im Stich gelassen. Der Gedanke verfolgt mich, dass alles hätte anders laufen können, wenn ich bereit gewesen wäre, mich auf deine Sichtweise einzulassen. Für mich ist dass das Ende, für dich eine Chance alt zu werden und es eines Tages bei deinem eigenen Kind besser zu machen, als ich bei meinem. Für dieses Kind, gebe ich dir meinen Ring. Ich bitte dich nicht um Vergebung oder darum das du vergisst, ich bitte dich nur eins zu glauben, ob du dies nun als Mensch liest oder als Vampir, ich liebe dich gleichermaßen, wie ich dich immer geliebt habe und immer lieben werde. John Ich weinte schon bei dem Brief, konnte gar nicht anders. Wie würde es nur nachher erst bei der Beerdigung werden? Es tat so weh. Es tat so unglaublich weh. Ein Bild wollte sich in meinem Kopf zwängen, ich mit einem kleinen Mädchen auf den Arm und für einen kurzen Moment konnte ich es sehen. Ich hielt mir meinen schmerzenden Kopf, während die Tränen unerlässlich aus meinen Augen liefen. Kapitel 1: Aussetzer -------------------- Kapitel 1: Aussetzer „Die Unvernünftigkeit einer Sache ist kein Argument gegen ihre Existenz, sondern eher eine Voraussetzung dafür.“ (Nietzsche) Elenas Sicht: Ich schloss die Tür hinter Jeremy, nachdem ich ihn eine Weile beim schlafen beobachtete hatte. Irgendwie hatte ich Angst, ihn auch noch zu verlieren, wenn ich ihn nur einen Moment aus den Augen ließ. „Es wird leichter werden“, beruhigte mich eine Stimme und dann sah ich auch schon Damon vor mir. Er lächelte mich sanft an. „Aber das weißt du.“ Er war hier. Wieso war er hier? „Was willst du?“, fragte ich, da es einen Grund geben musste. Bei ihm gab es immer einen Grund und es sollte ein guter sein, wenn man bedachte, was er vor dem Ritual getan hatte. „Ich will mich entschuldigen“, offenbarte er mir. Natürlich, ausgerechnet jetzt. Ich schüttelte aus Instinkt leicht meinen Kopf. „Damon“, wollte ich beginnen, doch er war schneller. „Bitte! Es war falsch dir mein Blut zu geben.“ Stimmt, ich hätte ein Vampir werden können und das war genau das, was ich nicht gewollt hatte. „Ja, das war es“, konnte ich nur bestätigen. „Und ich verdiene es nicht, dass du mir vergibst, aber ich brauch das“, erzählte er mir und allein seine Stimmlage wollte mich dazu bewegen, ihn zu vergeben. Aber ich konnte das nicht so einfach. „Und ich werde Zeit brauchen. Vielleicht sehr viel Zeit“, antwortete ich ihm und konnte nicht verhindern bedrückt zu Boden zu sehen. Ich mochte es nicht wütend auf Damon zu sein, mit ihm zu streiten. Damon nickte aber und er war verständlicher, als ich ihn kannte, es von ihm erwartet hatte. „Sicher“, meinte er und ihm in die Augen zu sehen, war eine harte Prüfung. Ich mochte das überhaupt nicht. „Schon klar. Nimm sie dir“, erwiderte er und wollte dann gehen. Ein Schmerz breitete sich in meinen Kopf aus, weswegen ich schrie und ich bemerkte noch, wie Damon zu mir stürzte und mich stützte. Wo war ich hier? Alles war fremd und entsetzt sah ich den unbekannten Mann an, der mich am Arm berührte. Er sagte etwas, doch ich verstand nicht, wovon er redete, aber ich glaubte einen Namen zu erkennen. Schnell wich ich von ihm zurück. „Wo bin ich hier? Wer sind sie? Was hab ich für Kleidung an? Was ist das für ein merkwürdiger Ort? Wo ist meine Tochter?“, fragte ich entsetzt und sah mich panisch nach meiner kleinen Tochter um, die nicht bei mir war. Wo konnte sie nur sein? An solch einen merkwürdigen Ort, sollte sie doch bei mir sein. Hier konnte es gefährlich sein. Dieser fremde Mann packte mich an den Schultern und schnell schrie, ich in der Hoffnung jemand hörte mich. Am besten mein Bruder Pero. Er würde mir helfen können. „Lassen sie mich los! Wie können sie es wagen mich anzufassen!“, schrie ich ihn an und wollte seine Hand wegschlagen, aber sein Griff war zu stark. Jemand kam hinzu. Noch jemand, den ich nicht kannte und er schaute, verwirrt und ebenso entsetzt zwischen mir und den Mann hin und her. Auch er sagte etwas, aber ich konnte es nicht verstehen. „Was passiert hier?“, fragte ich und beinah stiegen mir Tränen in die Augen, doch dann war da, auf einmal dieser schreckliche Schmerz in meinen Kopf und ich hatte das Gefühl alles überwältigte mich. Wie einschlafen, nur viel schlimmer und effektiver. Damon hielt mich fest und verwirrt sah ich ihn an. „Wolltest du nicht gehen?“, fragte ich unsicher nach, weil es eben noch so ausgesehen hatte. Wieso war er auf einmal so nah bei mir? „Elena? Erinnerst du dich nicht, was eben passiert ist?“, fragte Jeremy nach, der auf einmal auch mit im Raum war. Ich hatte seine Anwesenheit gar nicht mitbekommen. Seit wann war er hier? „Nein, was soll schon eben passiert sein? Damon wollte gerade gehen“, erklärte ich das was nach unserer kurzen Unterhaltung geschehen war. Damon und Jeremy sahen sich merkwürdig an, den Blick konnte ich irgendwie nicht deuten. Ich verstand nicht wirklich, was hier gerade geschah. „Du hast eben in einer ganz komischen Sprach geredet. Keine Ahnung welches es war, ich kannte sie nicht, aber du hast dich auch ganz komisch benommen, so als würdest du uns nicht erkennen“, versuchte Jeremy mir etwas zu sagen, was gar nicht geschehen war. Ich schüttelte sogleich den Kopf. „Nein, das hab ich nicht. Es ist nichts geschehen. Das einzig merkwürdige was passiert ist, war das du auf einmal im Raum standest und Damon so nah bei mir war“, stellte ich das Ganze richtig, denn etwas anderes war nicht passiert. Wieder sahen sich die beiden an und ich hatte das Gefühl, das hier etwas geschah, von dem ich keine Ahnung hatte. „Setzen wir es auf die Liste der ernstzunehmenden und dringlichen Probleme. Ich schlage vor, wir kontaktieren gleich unsere Hexe“, schlug Damon vor und zu meiner Überraschung nickte Damon zustimmend. Ich runzelte die Stirn, versuchte zu begreifen, was hier gerade geschah, dann schüttelte ich entschieden den Kopf. „Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Ihr habt euch das eingebildet!“, sagte ich entschieden. Das musste die Erklärung für alles sein, denn es war wirklich nichts geschehen. Ich konnte mich an nichts erinnern, nicht einmal an fehlende Zeit, da war einfach nichts. „Wir beide haben uns das eingebildet?“, fragte Damon skeptisch nach, als bezweifelte er meinen Verstand. Das war schon wirklich extrem, aber dann war es so. Mit mir war alles in Ordnung, es war wirklich nichts geschehen. „Ja, anscheinend schon. Es ist doch wirklich nichts passiert. Ich erinnere mich nicht irgendwie anders gewesen zu sein und auch ist da keine Zeitlücke in meinem Kopf oder ähnliches!“, brachte ich als Argument vor, doch die beiden wollten anscheinend nicht wirklich auf mich hören. „Es ist wohl schlimmer als wir vermutet haben. Ruf am besten gleich deine Freundin an“, meinte Damon zu meinem Bruder und mit einem kurzen nicken ging er. Anscheinend hatten die beiden sich aus irgendeinen Grund gegen mich verschworen und ich verstand wirklich nicht, wieso. Worum ging es hier eigentlich? Es war doch einfach nichts geschehen! Kapitel 2: Eine Lösung? ----------------------- Kapitel 2: Eine Lösung? „Alles ist ein Rätsel und der Schlüssel zu diesem Rätsel ist ein weiteres Rätsel.“ (Emerson) Damons Sicht: Jetzt war es nicht nur der Werwolfbiss der mich plagte, sondern auch noch Elena und ihre Uneinsichtigkeit über ihre merkwürdige Psychose. Als wäre das erste nicht schon schlimm genug. Als hätten wir nicht schon genug Mist durchgemacht. Aber ich konnte auf keinen Fall sterben, solange es Elena nicht besser ging, solange ich nicht diese eine Gewissheit hatte. „Also, was haben die Hexen gesagt?“, fragte ich nach und lauschte Stefans Antwort am Telefon. Er war gerade zusammen mit Bonnie im Hexenhaus. „Sie haben einen Namen genannt. Klaus“, erzählte er mir und ich runzelte die Stirn. Das konnte doch nicht möglich sein. „Die Lösung für Elenas Psychose finden wir bei Klaus?“, fragte ich ungläubig nach, weil mir das überhaupt nicht gefiel. Wir hatten doch vor, Elena vor Klaus zu beschützen. Sie von ihm fern zu halten und nicht sie ihm auszuliefern. „Es ist nicht nur die Lösung für Elenas Problem, sondern auch für deinen Werwolfbiss. In beiden Fällen, fiel sein Name. Aber bei Elena ist es auch so, das ebenfalls Elijahs Name genannt wurde, dazu der Begriff Urvampir und der Name Tatia. Wir haben keine Ahnung, was es bedeutet. Die Hexen wollen uns nicht helfen, sie glauben Bonnie würde ihre Macht missbrauchen“, berichtete mir mein kleiner Bruder. Diese nervigen und moralisch geprägten Hexen, dachten auch wirklich immer nur das schlechteste von einem, besonders wenn ich im Spiel war. „Verdammt nochmal Stefan! Es geht hier vorallem um Elena, das muss ihnen doch klar sein!“ Ich war wütend, ich war verdammt wütend und blickte ins Wohnzimmer, wo sie zusammen mit ihrem Bruder Jeremy auf dem Sofa saß. Diese Aussetzer, die sie hatte, sie hörten nicht auf. Sie kamen immer wieder und wenn ich mich nicht irrte, auch immer mehr in kürzeren Abständen. Das war gruselig und besorgniserregend, wie auch das Fieber, das ich zu bekommen schien. Da tröstete es mich wenig, das sie mir vergeben hatte. Sie hatte wohl einfach Mitleid mit mir, weil ich bald sterben würde. „Das weiß ich auch. Aber die Hexen wollen nicht helfen und den einzigen Hinweis den wir haben führt zu den Urvampiren. Ist es denn noch immer so schlimm?“, fragte Stefan nach und genau da erklang ein hysterischer Schrei, der von Elena kam. Sie sprang gerade vom Sofa auf. „Es fängt gerade wieder an und ja, es ist so schlimm“, antwortete ich und legte dann auf, um mich erst einmal um Elena zu kümmern, die wieder auszurasten schien. „Koĭ ste vie samo? Kakvo iskash ot men? Nastoyavam otgovor!“ Wieder einmal verstand ich kein Wort und wusste nicht wovon sie redete. Aber auch kein anderer kannte die Sprache, die sie verwendete. Langsam ging ich zu ihr, wollte sie nicht weiter beunruhigen indem ich noch Vampir-Geschwindigkeit benutzte, wer weiß wer sie war. Was sie wusste. „Kazhi mi, molya, pone kogato Michŭl!“ Ihre Stimme war anscheinend flehend und Tränen standen ihr in den Augen. Zu gern wollte ich ihr helfen. Doch wie, wenn ich keine Ahnung hatte, wovon sie sprach, was sie immer wieder sagte? Sollten die Urvampire, Klaus und Elijah, wirklich unsere Lösung hierfür sein? Elena brauchte dringend Hilfe, soviel stand jedenfalls fest. Das, was auch immer sie hatte, wurde immer schlimmer und es gab immer weniger Momente, wo sie, sie selbst war. „Molya, bikh iskal samo, che mi dade dŭshterya mi!“ Ruhig legte ich meine Hände auf ihre Schultern und schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, aber versteh dich nicht“, erklärte ich ihr eindringlich und hoffte, dass sie mich irgendwie verstehen würde. Anscheinend hatte sie es verstanden, obwohl sie vielleicht ein wenig extrem reagierte, möglicherweise war es auch verständlich. Sie brach in Tränen aus und ich konnte nichts tun. „Elena, beruhig dich. Bitte, alles ist in Ordnung“, versuchte Jeremy sie zu beruhigen und dann schrie sie auf einmal wieder auf. Schien als würde sie zu uns zurückkommen. Zumindest waren Kopfschmerzen anscheinend das Zeichen für die Zurückbesinnung, wie aber auch für die Ankündigung zu ihrem anderen Ich, das eine unbekannte Sprache sprach. „Verdammt, ich muss was ins Auge bekommen haben, meine Augen tränen ja unerlässlich“, meinte sie und ich konnte nicht anders als zu seufzen. Es war auch nicht einfacher, wenn sie wieder sie selbst war, denn sie hatte keinerlei Erinnerung, an das Geschehene und für sie war es, als wäre keine Zeit vergangen. „Du hattest schon wieder einen dieser Anfälle“, versuchte ich ihr zu sagen, auch wenn sie nicht auf mich hören würde. Sie stritt es permanent ab, egal von wem sie es hörte. Jeremy warf mir für meine Bemerkung einen bösen Blick zu, sagte aber sonst nichts dazu. Wie auch? Sie glaubte keinem von uns. „Damon, wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Ich habe keine Anfälle! Daran würde ich mich doch wohl erinnern!“ Oder eben nicht. Sie erinnerte sich halt nicht und genau das war das Problem worüber wir uns die ganze Zeit stritten, wobei wir eigentlich lieber klären sollten, weswegen das alles passierte. „Was auch immer. Setzt dich lieber wieder mit deinem Bruder hin und versuch mit deinem Kopf hier in dieser Welt zu bleiben“, meinte ich genervt. Das konnte wirklich anstrengend sein, wozu mein Fieber nicht wirklich half. Bald kam Stefan wieder und wir diskutierten darüber, was wegen den beiden anstehenden Problemen zu tun war. Es schien unmöglich zu sein, Klaus daraus zu lassen, denn ich hatte das Gefühl, das bei Elena am Ende Wahnsinn das Ergebnis war und bei mir der allseits bekannte Tod. Beides war nicht etwas was wir anstrebten, vor allem wollte ich Elena nicht in diesem eigenartigen Zustand auf dieser Welt zurücklassen. Dann war alles wofür ich gekämpft hatte umsonst gewesen. Was war, wenn sie irgendwann in diesem Zustand blieb, in der sie keiner verstand? Das wäre doch irgendwie ein Fluch! Außerdem schien auch Elena nicht glücklich darüber zu sein. Die meiste Zeit weinte sie in diesem Zustand, war hysterisch und wir konnten ihr nicht helfen, es nicht besser machen, weil wir sie einfach nicht verstanden. Das war einfach zum verrückt werden! Was mich aber am meisten störte war, dass wir Elena zu Klaus mitnehmen mussten, um ihr zu helfen, denn wie sollte er anders wissen, was ihr fehlte? Es war schwer zu beschreiben und ich konnte die Sprache nicht so einfach wiedergeben. Dann allerdings würden wir sie genau dem Monster ausliefern, vor dem wir sie hatten verbergen wollen. Außerdem nervte auch noch Jeremy damit, dass er seine Schwester nicht aus den Augen lassen wollte. Das war alles einfach eine Katastrophe und mir gefiel die mögliche Lösung in keinster Weise, doch wir hatten wohl leider keine Wahl. (`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*) Hier eine Übersetzung zum Verständnis. Damon hat natürlich keine Ahnung was sie da redet und auch sonst niemand. Welche Sprache es ist, findet ihr entweder selber raus oder ihr werdet es im nächsten Kapitel erfahren. „Koĭ ste vie samo? Kakvo iskash ot men? Nastoyavam otgovor!“ - „Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir? Ich verlange eine Antwort!“ „Kazhi mi, molya, pone kogato Michŭl!“ - „Sagt mir doch bitte wenigstens, wo Michell ist!“ „Molya, bikh iskal samo, che mi dade dŭshterya mi!“ - Bitte, ich möchte doch nur, dass ihr mir meine Tochter wieder gebt! glg Rose Kapitel 3: Entdeckung --------------------- Kapitel 3: Entdeckung „Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch wirken mag, die Wahrheit sein.“ (Arthur Conan Doyle) Stefans Sicht: „Stefan, du musst mich nicht halten. Mir geht es gut!“, protestierte Elena und riss sich von mir los. Damon zuckte nur mit den Schultern, weil er es wohl schon einfach gewohnt war, aber ich konnte mich einfach nicht damit abfinden. Sie musste doch einsehen, dass etwas nicht mit ihr stimmte. „Das sagst du nur, weil du es nicht besser weißt“, versuchte ich ihr ruhig zu erklären, aber sie war stur wie immer. Sie schien nicht hören zu wollen, was wir ihr sagten. Zumindest sah sie es einfach nicht ein. Damon hob die Hand. „Alle jetzt ganz ruhig“, warnte er und machte die Tür zu Alarics Wohnung auf, aber Klaus und Elijah schienen noch nicht da zu sein. Aber Katherine trat dann auf einmal zu uns. „Was ist geschehen? Seit zwei Tagen warte ich hier und ich bin immer noch nicht frei!“, beschwerte sie sich gleich. Wirklich, ihre Probleme und ihre Freiheit interessierten mich wirklich nicht im Geringsten. „Es gab ein paar Komplikationen“, warf Damon in den Raum. Ja, so konnte man es auch ausdrücken, aber die nachhaltigen Folgen waren um einiges schlimmer. „Komplikationen? Und wieso lebst du eigentlich noch?“, fragte sie abfällig in Elenas Richtung. Am liebsten wollte ich sie gegen die nächste Wand drücken, doch dann hörten wir Schritte. Kurz darauf trat Klaus, gefolgt von Elijah in den Raum und die beiden hätten überraschter nicht sein können. „Was ist denn hier für ein Volksauflauf?“, fragte er an mich gewandt, doch dann fiel sein Blick auf Elena. Doch bevor er etwas tun konnte stellte ich mich vor sie. „Wie kann es sein, dass sie noch lebt? Als Mensch?“ Seine Stimme klang mehr als nur wütend. „Wir sind hier, weil wir deine Hilfe brauchen. Das Problem ist…“, fing Damon an, wurde aber von einem Schrei Elenas unterbrochen. Geschockt sah ich zu ihr, wie sie sich am Kopf fasste und sich die Seele aus dem Leib zu schreien schien. „Nun, sie demonstriert es dir gerade“, fügte Damon mit seiner eigenen Art hinzu. Ich fasste Elena an den Schultern, wollte sie beruhigen, doch als sie plötzlich aufhörte zu schreien, sah sie mich entsetzt an und wich vor mir zurück. Es tat weh zu sehen, dass sie so auf mich reagierte. „Ne me dokosvaĭ!“ Ihre Stimme klang so panisch und wie sie mich ansah, als wollte ich ihr das schlimmste antun. Mein Herz zog sich zusammen. Sie sollte doch keine Angst vor mir haben. Hektisch sah sie sich im Raum um. „Kŭde sŭm?“ Es war so schrecklich zuzusehen, nicht zu wissen was geschah und ihr vor allem nicht helfen zu können. „Elena?“, fragte Elijah, aber er sprach ihren Namen so anders aus. Mit einem merkwürdigen Akzent. „Vie govorite bŭlgarski?“ Jetzt sprach auch er noch so wie sie, aber anscheinend verstand er es zumindest, das konnte uns vielleicht weiter helfen. Überrascht drehte sie sich zu ihm um und dann erhellte sich ihr ganzes Gesicht. „Iliya! Niklaus! Tolkova se radvam!“ Dann lief sie auf einmal zu ihnen. Sie blieb vor Elijah stehen und Niklaus schaute ungläubig von uns zu Elena. Anscheinend konnten sie es auch nicht ganz glauben und verstehen, was hier passierte, aber mit der Sprache schienen sie keine Probleme zu haben. „Gut, das ist neu“, warf Damon ein und da hatte er ganz recht. Obwohl sie auch die beiden nicht anfasste, schien sie ihnen zu vertrauen, eigenartiger Weise. Vielleicht weil sie ihre Sprache verstanden. „Kŭde sme nie? Kakvo se e sluchilo? Molya, kazhete mi , kŭde e Michŭl!“ Es war grauenhaft nichts von ihren Worten verstehen zu können, es macht einen so hilflos. „Bitte, sagt uns doch was mit ihr los ist! Ihr scheint es doch zu wissen!“, bat Jeremy eindringlich und Elena blickte zu Jeremy, dann schrie sie wieder laut auf. Gott sei Dank! Sie würde gleich wieder sie selbst sein. Elijah schien so hilflos zu sein, wie wir auch und stürzte zu ihr. Dann war alles wieder vorbei und sie war wieder die Elena, die wir kannten. „Was ist passiert? Wieso stehst du vor mir?“, fragte sie Elijah verwirrt, der nun ebenfalls ratlos war und sie wich von ihm zurück, aber nicht ganz so schreckhaft, wie vor mir, in ihrer eigenartigen Phase. „Und dann kann sie sich an nichts mehr erinnern. Vorführung des Problems beendet. Was stimmt nicht mit ihr?“, fragte Damon und Niklaus und Elijah schauten von uns zu Elena. „Was meint ihr?“ Elena erinnerte sich natürlich wieder an nichts und war von der neuen Situation ganz verwirrt. „Du hattest wieder eine deiner Psychosen“, antwortete mein Bruder ihr auf seine typische Art und Weise. Wütend runzelte sie die Stirn. „Ich habe keine Psychosen!“, behauptete sie lautstark und energisch, aber da lag sie irgendwie falsch. Natürlich waren es keine Psychosen, aber es war etwas schwieriges, was aber nicht zu bestreiten war. „Anfall, Blockaden, Blackouts, Aussetzer, Zeitpausen, kurzzeitige Störung in deinem Bewusstsein. Ist mir egal wie wir es benennen. Also, was ist mit ihr los? Welche Sprache hat sie überhaupt gesprochen?“, fragte Damon und er klang sauer. Lag wahrscheinlich daran, dass seine Gefühlslage sowieso gerade ganz schön außer Kontrolle war. „Sie sprach bulgarisch“, antwortete ausgerechnet Katherine uns. Danach sah sie zu den beiden Urvampiren. „Und offensichtlich kennt sie euch, in ihrem Zustand.“ Jeder Blick im Raum wanderte nun zu den beiden, auch Elenas. Elena kannte die beiden in ihrem Zustand des Vergessens? Das konnte doch nicht sein. Wieso ausgerechnet die beiden? „Es scheint so“, meinte Klaus, wobei er zu seinem Bruder sah und obwohl seine Stimme zweifelnd klang, hatte ich nicht das Gefühl, das er an der Tatsache zweifelte. „Was bedeutet das jetzt?“, fragte Jeremy nach und wir alle warteten auf eine Antwort. „Könnte der Name Tatia etwas damit zu tun haben?“, fragte ich nach, weil ich mich erinnerte, das die Hexen davon etwas gesagt hatten. Wer war wohl diese ominöse Tatia? Klaus runzelte die Stirn. „Woher kennt ihr diesen Namen?“ Anscheinend kannten sie die Frau. Sie wussten wohl über alles Bescheid, obwohl sie ihr Wissen leider nicht mit uns teilten. „Die Hexen haben uns ihn verraten, er hat wohl etwas mit Elenas Zustand zu tun“, erzählte ich und ich bekam denselben bösen Blick von Elena zugeworfen, wie Damon auch bereits. Ich hasste es, wenn Elijah und Klaus Blicke austauchten, wobei uns die Bedeutung vorenthalten blieb. „Die ursprüngliche Doppelgängerin hieß Tatia. Sie war das Original. Irgendwie scheint Elena ihre Erinnerungen zu haben“, erzählte uns Elijah und sah dabei zu Elena. Er bedachte sie mit so einem Blick, der mir eigenartig erschien, doch irgendwoher kannte ich ihn. Genau! Es war derselbe Blick, den Damon manchmal Elena zuwarf. „Wenn sie also so komisch ist und in dieser Sprache spricht, bulgarisch, dann ist sie diese Tatia?“, fragte Jeremy nach. Die Urvampire schwiegen und das bestätigte nur Jeremys schreckliche Vermutung. „Scheint so, als würden wir uns um sie kümmern müssen“, meinte Klaus. Was? Nein, das kam nicht in Frage. „Nein!“, sagte ich kurz entschlossen. „Das könnt ihr vergessen!“, stimmte Damon mit zu. „Ich lass meine Schwester auf keinen Fall bei euch“, gab auch Jeremy seine Meinung zu diesem Thema kund. Klaus allerdings verdrehte nur die Augen, als wären wir irgendwelche Idioten. „Und wie habt ihr vor ihr zu helfen, wenn sie wieder einen dieser Aussetzer hat. Ihr könnt sie nicht einmal verstehen“, meinte Klaus abfällig und mein Gesicht verzog sich vor Zorn. Wir würden Elena ganz gewiss nicht in ihrer Obhut lassen. „Wir finden schon einen Übersetzer, zur Not lernt einer von uns diese Sprache“, warf Damon klugerweise in den Raum, auch wenn ich mir das nicht so einfach vorstellte. Klaus verdrehte die Augen und auch Elijah schien dem nicht zustimmen zu wollen. „Sie fragt nach ihrer Tochter Michell. Was wollt ihr, ihr deswegen erzählen? Das sie kurz mal verreist ist?“, fragte Elijah nach und auch er klang jetzt ziemlich spöttisch. „Oder auf die Toilette. Uns wird schon etwas einfallen.“ Damon war da ein wenig zu zuversichtlich. Ich war mir da wirklich nicht sicher. „Ich will auf keinen Fall hier bei dir bleiben“, mischte sich Elena ein und sah dabei zu Klaus dessen Blick... verletzt war? Was ging hier eigentlich vor? „Gut, anderer Vorschlag. Du bleibst hier, bei meinem Bruder. Den magst du ja in beiden Fällen und dann brauchen wir noch eine Hexe, die dafür eine Lösung findet, wenn ihr das nicht schafft.“ „Das kannst du vergessen, Klaus. Wir lassen Elena nicht schutzlos hier. Wir finden selbst eine Lösung!“, sagte ich entschlossen. Der Urvampir, oder jetzt von mir aus Hybrid sah mich nur abschätzend an, so als traute er uns gar nichts zu. „So wie ihr es bisher getan habt. Ihr wart doch bereits so verzweifelt, das ihr hierhergekommen seid.“ Vielen Dank auch. „Auf jeden Fall können wir so sicher sein, dass sie am Leben bleibt!“, äußert sich Damon und sofort schaute ich zu ihm. Seine Stimme hatte viel zu schwach für seine Worte geklungen und dann sah ich auch den Grund. Er schwankte stark und im nächsten Moment fiel er um. Panisch schrie Elena auf und stürzte zu ihm. „Damon!“ Verdammt, das hatte ich beinahe vergessen in der Aufregung. Das andere Problem. (`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*) Eine Übersetzung für euch: „Ne me dokosvaĭ!“ - „Fass mich nicht an!“ „Kŭde sŭm?“ - „Wo bin ich hier?“ „Vie govorite bŭlgarski?“ - „Du sprichst bulgarisch?“ „Iliya! Niklaus! Tolkova se radvam!“ - „Elijah! Niklaus! Ich bin so froh!“ „Kŭde sme nie? Kakvo se e sluchilo? Molya, kazhete mi , kŭde e Michŭl!“ - „Wo sind wir hier? Was ist passiert? Bitte sag mir, wo Michell ist!“ Kapitel 4: Keine Erinnerung --------------------------- Kapitel 4: Keine Erinnerung „Eine Frage raubt mir den Verstand: Bin ich verrückt oder alle anderen im Land?“ (Albert Einstein) Elenas Sicht: Damon schwankte und fiel dann zu Boden. Ich folgte meinem ersten Instinkt, konnte nichts dagegen tun zu schreien und dann zu ihm zu laufen, so sehr packte mich die Besorgnis. „Damon!“, rief ich und in dem Moment schien mir alles, was er getan hatte egal zu sein. Da war nur mein Freund, dem es schlecht ging und dem sein Ende drohte. Ich wollte nicht, dass er starb. Nicht noch jemand. Das würde ich nicht ertragen können. „Das wäre dann… das andere Problem, weswegen wir euch um Hilfe bitten wollten. Die Hexen meinten, du wüsstest das Heilmittel für einen Werwolfbiss“, hörte ich Stefan sagen, aber ich schaute nicht zu ihnen, sondern kniete einfach nur neben Damon, der anscheinend gerade ohnmächtig geworden war. Ich legte seinen Kopf in meinen Schoß und strich ihm über seine Stirn. Er hatte Fieber und er sah wirklich nicht gut aus, man sah ihm an, wie krank er war und das durfte bei einem Vampir einfach nicht sein. Elijah trat auf einmal zu mir und überrascht beobachtete ich, wie er Damon hoch hob und auf die Couch legte. Als ich Damon betrachtete, begann auf einmal mein Kopf zu schmerzen, so intensiv, das ich glaubte er würde explodieren und schrie und schrie und schrie. Ich blickte hinunter auf einen jungen Mann, den ich jetzt bereits ein paar mal gesehen hatte, dem es aber gerade nicht gut zu gehen schien. Zumindest sah er total fertig aus. Er erinnerte mich an meinen älteren Bruder Pero, als er einmal sehr krank gewesen ist und wir gedacht hatten, dass er starb. „Tatia“, forderte eine sanfte Stimme meine Aufmerksamkeit und mein Herz schlug schneller. Es war so schön, das die beiden bei mir waren, in dieser gänzlich anderen Welt. Das musste eine merkwürdige Art von Traum sein, aber dass sie hier waren, machte es auf jeden Fall besser. „Elijah! Weißt du, wo wir sind? Hast du Michell gesehen?“, fragte ich aufgeregt, da mich diese Tatsache die ganze Zeit beschäftigte. Ich konnte nicht ruhig sein, ohne zu wissen, dass es ihr gut ging. „Sie ist nicht hier, Tatia. Das ist auch nicht deine Zeit“, versuchte er mir etwas zu erklären, was ich nicht wirklich verstand, weswegen ich meine Stirn runzelte. Aber seine Stimme klang so sanft wie immer, auch wenn deutliche Unruhe mitschwang. „Was meinst du damit? Ich verstehe dich nicht“, gab ich verständnislos zu und dann hörte ich ein abfälliges Schnauben, weswegen ich mich umdrehte. Schockiert stolperte ich ein paar Schritte zurück, als ich ein Mädchen sah, das genauso aussah wie ich. Aber ich hatte doch gar keinen Zwilling! Ein grausames Grinsen zierte dann ihr Gesicht, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es vollbringen konnte. Ich trat vor Schreck weiter zurück und als ich gegen jemanden stieß, sah ich kurz zu ihm auf. Es war Gott sei Dank nur Niklaus, hinter den ich schockiert flüchtete, was mein Abbild schließlich zum Lachen brachte. Das Lachen klang so kalt und böswillig, aber mit meiner eigenen Stimme. War das meine schlechtere Hälfte oder so? Ich verstand es einfach nicht. „Katerina!“, hörte ich Niklaus Stimme ernst sagen und sie klang auch wütend… und… und… knurrte er? Unwillkürlich krallte ich mich mit meinen Händen in Niklaus ungewöhnliche Kleidung und drückte mich schutzsuchend näher an seinen Rücken. Die beiden jungen Männer, die ich nicht kannte, sagten etwas zueinander, was ich nicht verstand. Ich sah dem offensichtlich jüngeren in die Augen. Ein unerträglicher Schmerz breitete sich in meinen Kopf aus und ich konnte nicht anders, als zu schreien. Das letzte was ich fühlte waren Niklaus Hände auf meinen Armen. Das Bild von Damon war auf einmal weg und als ich aufsah, blickte ich direkt in Klaus eisblaue Augen, was mich entsetzt schreien ließ. Ich wollte zurückweichen, aber ich war in seinem Griff gefangen. Ich konnte nur an die schrecklichen Dinge denken, die er mir angetan hatte, ganz besonders an die Opferung. „Was tust du da? Lass mich los! Fass mich nicht an!“, forderte ich ihn auf und schrie schon beinahe hysterisch. Ich wollte nicht von ihm berührt werden. Er hatte meine Tante umgebracht und auch noch so viele andere. „Ta… Elena“, begann er und seine Stimme klang anders, als ich sie je gehört hatte, bittend und sanft. Das passte einfach nicht zu ihm. Das war nicht er. Krampfhaft versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, bis Elijah auf einmal bei uns stand und Klaus am Handgelenk packte. „Lass sie los, Bruder. Sie versteht es gerade nicht“, redete Elijah auf ihn ein und seine Tonlage klang nicht mehr halb so kalt und gleichgültig, wie es gestern noch der Fall war. Wie als machten alle um mich herum eine komplette Kehrtwende. Langsam ließ mich Klaus los und mein Blick fiel zwischen den beiden Brüdern auf Damon, als dieser vor Schmerz stöhnte. „Damon“, rief ich und drängelte mich zwischen den beiden durch, um zu ihm zu gehen und mich neben ihn ans Sofa zu knien. Es musste doch etwas geben, womit ich ihm helfen konnte. Ich wollte ihm nicht beim sterben zusehen, das war zu schrecklich, zu grausam. „Was meinten die Hexen damit, dass du uns mit diesen Problemen helfen kannst? Ihr müsst doch etwas wissen!“, war es nun mein Bruder, der verzweifelt an Stefans Worte und den Geschehnissen ansetzte. Ich schaute zu den beiden und sah in Klaus Gesicht, der mit sich zu kämpfen schien. Von Emotionslosigkeit war keine Rede mehr. Flehend sah ich ihn an. „Bitte“, sagte ich nur mit schwacher Stimme, weil ich nichts anderes zu sagen wusste. Entweder er würde uns helfen oder er würde es nicht tun. Er wandte sich von mir ab und mein Herz sank einen Moment ab. „Katerina, hol mir ein Glas!“, forderte er Katherine auf, die zwar nicht glücklich aussah als Bedienstete zu fungieren, aber tat was er sagte. Sie brachte ihm ein Glas und Klaus schnitt sich mit einem Messer, seinen Arm auf. Wieso tat er das nur? „Seit ich ein Hybrid bin, ist mein Blut das Heilmittel für einen Werwolfbiss“, erklärte er auf unsere überraschten Blicke. Skeptisch beobachtete ich ihn, weil ich nicht glauben konnte, dass er es uns einfach so ohne Bedingung geben würde. Da aber schien ich mich zu täuschen, als er gezielt auf mich zukam und mir das Glas überreichte, als wäre es nur für mich bestimmt. Ungläubig sah ich ihn an und wartete eigentlich immer noch darauf, dass er den Mund aufmachte und etwas von mir forderte. Er machte den Mund auf, sagte aber nichts, von dem ich geglaubt hatte es zu hören. „Ich habe allerdings keine Ahnung, was wir bei deinem Problem tun können“, sprach er zu mir. Ich ließ meinen Blick verhärten. „Ich habe kein Problem! Mit mir ist alles in Ordnung“, antwortete ich mit fester Stimme. Wie sollte es auch nicht sein? Ich war überzeugt, dass mir nichts fehlte. Wenn ich krank oder dergleichen war, dann würde ich das doch mitbekommen!? Klaus Lächeln war so spöttisch, das es einen wieder gruseln konnte. „Sicher, Liebes“, meinte er zu mir und ich wandte mich von ihm ab, um sein dämliches Grinsen nicht mehr ertragen zu müssen. Aber vor allem auch, um Klaus Blut an Damons Mund anzusetzen und es ihm einzuflößen. Ich wusste auch nicht genau, woher ich das Vertrauen hatte, das es wirklich klappte und wieso ich keine Bestätigung forderte. Irgendwie wusste ich es einfach. Kapitel 5: Wieder neu --------------------- Kapitel 5: Wieder neu „Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Elijahs Sicht: Tatsächlich schien es Damon langsam wieder besser zu gehen, was auch mich überraschte. Ein Werwolfbiss hatte bis jetzt immer, außer in meiner Familie, zum Tode geführt. Aber da mein Bruder jetzt wieder ein Hybrid war, war sein Blut erneut, wie vor tausend Jahren, zum Heilmittel geworden. Meine Gedanken waren aber hauptsächlich bei dem Mädchen, das neben Damon kniete und immer wieder zu dem wurde, die ich vor tausend Jahren genauso verzweifelt geliebt hatte, wie mein Bruder auch. Dass sie jetzt wieder da war, wenn auch nur zwischenzeitlich, warf alles über Kopf. „Also dann geht ihr mal eure Hexe befragen, da ihr meine ja getötet habt. Elena bleibt so lange bei uns“, meinte Klaus locker an die anderen gewandt. Auch wenn mich seine Bevormundung anderen gegenüber störte, wollte auch ich Elena hier bei uns in Sicherheit wissen. „Sie bleibt auf keinen Fall bei euch!“, bestimmte Stefan. Wie immer unüberlegt und dumm, dachten die Salvatore-Brüder denn wirklich nie nach? Klaus schien so etwas ebenfalls zu denken, denn er lächelte verächtlich. „Was willst du denn dagegen tun? Gegen mich kämpfen?“ Das war auf jedenfall lächerlich. Sie hatten keine Chance gegen einen Urvampir, vor allem nicht gegen zwei. Selbst ein Versuch wäre da lebensmüde. „Aber ich bleibe wirklich nicht bei euch!“, mischte sich Elena energisch ein und ich seufzte, wünschte mir sie irgendwie beruhigen zu können. Ich wollte auch nicht dass sie Angst vor uns hatte oder sich unwohl fühlte, aber dafür waren wir es wohl von Anfang an falsch angegangen und das rächte sich jetzt einfach. Klaus trat auf Elena zu, wogegen sie sofort zurück wich, wovon ich wusste, dass es ihn störte. Mich würde es ebenso verletzen. „Du scheinst mich falsch verstanden zu haben, Liebes. Du bleibst hier bei uns und bis auf weiteres schieb ich die Zeitbegrenzung auf für immer. Beschwerden deinerseits werde ich in dem Punkt einfach ignorieren!“ Ich hörte wie Elenas Herz vor Aufregung begann schneller zu schlagen und ihre Instinkte sagten ihr sicher, dass sie weglaufen sollte. „Niklaus!“, meinte ich warnend und sofort erweichte sein Blick in ihrer Richtung sogar wieder. Sie sollte uns nicht noch mehr hassen, als sie es ohnehin wohl schon tat. Ich wandte mich von Elena wieder ab, als sie sich zu Damon setzte und seinen Kopf in ihren Schoß legte. Ihre Sorge um ihn, war für mich kaum mit anzusehen. „Gut, ihr könnt dann verschwinden und euch nützlich machen, auch du Katerina und ich erwarte von dir, das du zurück kommst, auch wenn du Eisenkraut in deinem Körper hast.“ Katerina stand stocksteif da, geschockt, das mein Bruder wusste, dass sie Eisenkraut in ihrem Körper hatte. Wir konnten Eisenkraut riechen. „Ich verspreche dir, ich mach dir das Leben nur schlimmer, wenn du abhauen solltest“, warnte mein Bruder sie und ich war gespannt, ob sie seinen Rat befolgen würde oder abhaute. Sie verschwand zumindest sofort und auch Stefan ging mit einem zögernden Blick auf Elena. Ausgerechnet Jeremy blieb aber, weswegen Niklaus ihn abwartend ansah. „Ihr könnt es vergessen, dass ich verschwinde. Ich lass euch auf keinen Fall mit meiner Schwester allein!“, prophezeite er uns und ich konnte mir ein kleines Lächeln deswegen nicht einmal verkneifen. Ich schätzte die Treue zu seiner Schwester, wie auch ihre zu ihm. Die beiden achteten aufeinander, wie es sich für eine Familie gehörte und das sie keine leiblichen Geschwister waren, schien ihrer Beziehung keinen Abbruch getan zu haben. Das war nicht immer bei allen der Fall. Jeremy ging an uns vorbei, zu seiner Schwester und Damon, wozu Niklaus auch nichts mehr sagte. „Kennst du noch eine Hexe, die uns helfen könnte, herauszufinden wie das mit ihr geschehen konnte?“, fragte ich nach, da er eigentlich immer mehr als eine Hexe um sich hatte. Niklaus war, was das anging, eindeutig paranoid. „Ein paar. Aber nicht hier, warten wir ab, was die Bennett-Hexe dazu zu sagen hat.“ Die Miene meines Bruders war verbissen und er beobachtete Elena, die ein neues Rätsel für uns war. Sie war unsere gemeinsame Liebe von früher. Es war nicht so, dass wir je damit aufgehört hatten sie zu lieben und es war auch nie in irgendeiner Weise eine Entscheidung gefallen. Sie war dann einfach nicht mehr dagewesen, tot und wir hatten damit irgendwie klar kommen müssen. Jetzt war sie auf einmal wieder da und das war einfach nur merkwürdig. Wie ein surrealer Traum. Ganz und gar nicht möglich. „Damon!“, hörte ich Elena aufgeregt sagen und wandte mich zu ihr. Der ältere Salvatore-Bruder schaffte es sich aufzurichten, obwohl er sich noch ein wenig schwer tat. Ein wenig Blut und etwas Ruhe würden das wohl wieder richten. „Willkommen zurück von Toten“, spottete Niklaus und warf ihm im nächsten Moment einen Blutbeutel zu, den Damon mehr oder weniger geschickt auffing. Seine Hände zitterten dabei ein wenig, weswegen er gleich von Elena besorgt bedacht wurde. Vielleicht liebte sie ihn nicht, aber er war ihr auf jedenfall wichtig, das konnte sie nicht bestreiten, denn es war unübersehbar. Damon schaffte es nicht wirklich den Blutbeutel zu öffnen, weswegen Elena ihn dabei half. Es war irgendwie erschreckend und beeindruckend zugleich, dass sie gut damit zurecht kam, mit dem Vampir-Dasein der anderen generell. „Wo ist Stefan?“, fragte er verwirrt und sah sich im Raum um. Katerinas Abwesenheit dagegen schien ihn gar nicht aufzufallen oder es interessierte ihn womöglich nicht. „Weg. Eure Hexe den neuen Stand der Dinge mitteilen, damit sie sagen kann, wie es möglich ist, das Tatias Seele in Elena herum spukt.“ Diese Art Zusammenfassung schien Elena zu erschrecken. Es musste eigenartig für sie sein, sich an nichts zu erinnern und von anderen gesagt zu bekommen, das man jemand völlig anderes war. Aber genauso tat mir Tatia leid, die in einer komplett anderen Welt aufwachte, als die die sie kannte und das ihre Tochter nicht bei ihr war. Michell war ihr immer das wichtigste gewesen, nicht zu wissen wo sie war, musste sie wahnsinnig machen. „Kannst du das nicht sagen, wo du sie doch umgebracht hast?“, fragte Damon kalt und schürte somit automatisch Niklaus Wut. Er hatte ein Talent dafür, andere gegen sich aufzubringen. „Oder was ist mit dir?“, fragte er nun mich. „Du bist doch sonst immer so allwissend!“ War das jetzt ein Vorwurf von ihm? Niklaus zumindest schien letzteres zu amüsieren. „Damon, sie können doch auch nichts dafür“, redete Elena auf ihn ein und legte dabei beruhigend eine Hand auf seinen Arm, wodurch er sich tatsächlich beruhigte. Wie so einfache kleine Gesten einen Menschen doch manipulieren konnten. Wie sie auf jemand speziell angewandt halfen und mich gleichzeitig eifersüchtig machten. Lange hatte ich dieses Gefühl nicht mehr ertragen müssen, aber jetzt kam es raus. Aber nicht nur mir schien es so zu gehen, sondern auch Niklaus, der aber ein ganz anderes Temperament hatte. „Rück von ihr weg, Salvatore-Junge!“, knurrte er und ich wusste, dass er kurz davor war zu schreien. Dann zuckte Elena zusammen und im nächsten Moment passierte es wieder, das sie zu schreien begann. Fast zeitgleich eilten Niklaus, Damon, Jeremy und ich zu ihr. Aber anders als die letzten Male, begann sie nicht in einer fremden Sprache zu sprechen, sondern fiel ohnmächtig auf den Boden. Wir alle standen stocksteif da und wussten nicht was zu tun war. Ich fühlte mich nach langer Zeit zum ersten Mal wieder richtig hilflos. Jeremy eilte zu ihren am Boden liegenden Körper. „Helft ihr doch!“, rief er verzweifelt aus und ich wollte ihr helfen, doch ich wusste nicht wie. Das hier war mir völlig fremd. Die einzige Hoffnung, die ich noch sah, lag bei den Hexen. Das sie vielleicht wussten, was hier geschah. Kapitel 6: Eifersucht ist selten gut ------------------------------------ Kapitel 6: Eifersucht ist selten gut „Ich habe etwas Paradoxes erkannt: Wenn man liebt, bis es weh tut, kann es keinen weiteren Schmerz geben, nur mehr Liebe.“ (Mutter Teresa) Elenas Sicht: „Rück von ihr weg, Salvatore-Junge!“, knurrte Klaus und es tat irgendwie weh, weswegen ich zusammen zuckte. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber irgendwie hatte ich das schon einmal gehört oder etwas ähnliches. Ein Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus, wie Gift und ich konnte nicht anders als zu schreien, denn es war schlimmer als alles, was ich je erlebt hatte. Dann wurde alles schwarz und ich war darüber nur dankbar, denn es tat gut. „Rück von ihr weg, Elijah!“, hörte ich Nik auf einmal knurren und zuckte automatisch zusammen. Mit klopfendem Herzen drehte ich mich zu Niklaus um, den ich noch nie so wütend gesehen hatte, wie jetzt gerade. Es war, als wäre er ein komplett anderer Mensch. „Nik, was soll das?“, fragte ich verwirrt und auch eindeutig panisch. Ich hatte Angst, dass er Elijah etwas tun würde, obwohl ich nicht sagen konnte, woher diese Furcht überhaupt kam. Soweit ich Niklaus kannte, war sie in keinem Fall gerechtfertigt. Niklaus trat zu uns beiden und zog mich sanfter, als seine Stimmlage war, aus dem Weg. „Ich will nicht, dass er so nah bei dir ist und noch weniger will ich, dass er dich berührt!“ Ich hatte Angst, dass er bald schreien würde, da seine Stimme immer lauter wurde. Es war einfach so grauenvoll. „Wir haben uns nur unterhalten, Niklaus“, versuchte Elijah ihn mit der einzigen Wahrheit, die es gab zu beruhigen, doch er schien nicht darauf zu hören. Es schien so, als wollte er uns gar nicht zuhören. Als sah er nur das, was er sehen wollte. Er war so… verbohrt! Schnell legte ich meine Hände auf seine Arme und er schüttelte mich nicht ab. Langsam legte sich das wütende Zittern und er sah zu mir, bereit mir zuzuhören. „Was soll das, Niklaus? Es ist doch nichts geschehen! Wir haben uns nicht einmal berührt.“ Dennoch war er einfach von einem auf den anderen Moment aufgetaucht und war ausgerastet, als hätten wir etwas Verwerfliches getan. Das hatten wir noch nie! Wenn ich etwas Unsittliches tat, dann nur mit Niklaus und das auch nur weil es so stürmisch war. Er sah mir in die Augen und ich erkannte den Schmerz darin, der mich praktisch ansprang. „Es macht mich einfach krank, wenn er bei dir ist und besonders so nah. Dann will ich ihn umbringen!“ Mein Herz schlug schneller. Vor Angst. Einfach nur vor Angst. Wieso zweifelte ich nicht an seinen Worten? Wieso erschienen sie mir so ernst? Wieso machte ich mir Sorgen? „Nik, er ist dein Bruder!“, versuchte ich ihn zu sagen, aber sein Blick sagte mir auch so schon, dass ihm das vollkommen egal war. Das war schrecklich. „Aber ich liebe dich, Tatia!“, erwiderte er, als wäre das die Erklärung für alles. Zögernd legte ich meine Hand in Niklaus und ging mit ihm zurück, wobei ich immer wieder zu Elijah zurück sah, der ebenfalls gequält schien, aber ich hatte solch eine Angst um Niklaus und zu dem was er fähig war. Er machte mir Sorgen und ich hatte das Gefühl, das er meine Hilfe brauchte und auch meine Liebe. Ich hörte unruhige Stimmen um mich, die meine Kopfschmerzen nur noch verstärkten. „Au“, fluchte ich und fuhr automatisch mit meiner Hand zu meinem Kopf. „Wie geht es dir, Ta… Liebes?“, hörte ich ausgerechnet Niklaus Stimme fragen und sie klang auch noch besorgt. Wie konnte sie besorgt klingen, wenn er mich vor kurzem noch getötet hatte? Er hatte all das Blut aus meinen Körper gesaugt! „Geh weg, Niklaus!“, fauchte ich und versuchte den Körper von mir zu schieben, von dem ich glaubte, dass er zu seiner Stimme gehörte. Ich fuhr mir über die Augen, versuchte den Schlafsand herauszubekommen. Hatte ich etwa geschlafen? Dafür fühlte ich mich aber eindeutig zu erschöpft. Ein erholsamer Schlaf war es wenn dann nicht gewesen. „Wie hast du mich genannt?“ Das war komisch, seine Stimme klang irgendwie heiser. „Elena, wiederhol das bitte noch einmal“, bat mich Elijahs Stimme. „Wie hast du ihn genannt?“ Ich runzelte die Stirn und fragte mich worauf er hinaus wollte. Ich schaffte es meine Augen zu öffnen, bisher noch eher schlecht als recht und sah ihm in die Augen. „Niklaus“, antwortete ich ohne zu zögern und fragte mich, was sie hatten. Erst dann erkannte ich meinen eigenen Fehler. „Ich meine… Nikl… Kl… Klaus.“ Verdammt! Wieso fiel es mir so schwer, seinen Namen auszusprechen? Warum nannte ich ihn bei einem anderen Namen? Das war doch eigenartig. Aber irgendwie kam mir der andere Name so viel leichter über meine Lippen. Elijah und Niklaus warfen sich einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, nicht verstand, was sie damit ausdrücken wollte, aber es ging eindeutig um mich. Verdammt, ich hatte schon wieder als Niklaus von ihm gedacht! Sein Name war Klaus! Klaus. Klaus. Klaus. Ich sollte das am besten zehntausendmal zur optimalen Einprägung wiederholen. „Elena, erinnerst du dich an etwas? Etwas was du vielleicht geträumt hast, das du nicht wirklich einordnen konntest, weil du es noch nie gesehen hast?“, fragte mich Elijah sanft und geduldig. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. „Nein“, antwortete ich und Niklaus sah irgendwie enttäuscht deswegen aus. „Was hast du denn gesehen?“, fragte jetzt mein Bruder interessiert, der neben mir saß. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt, aber nicht nur er war hier bei mir, auch Damon. „Ich weiß nicht, es war alles ziemlich verschwommen. Da war ein Streit oder so etwas. Jemand hat sich gestritten“, befand ich die Situation, allerdings blieb mir unschlüssig worüber und wer es gewesen war. „Du hast doch gesagt, du hast nichts merkwürdiges geträumt!“, erinnerte mich Niklaus. Klaus, verdammt nochmal! „Hab ich auch nicht. Es war nichts das ich nicht kannte. Es war wie…“ Das war irgendwie schwer zu erklären und lag auch schon eine Weile zurück. Ich wandte mich an Jeremy, da er sich vielleicht noch dran erinnern konnte. „Wie die Träume, die ich als Kind hatte, die dann immer verschwommener wurden und die ich jetzt nur noch bei Albträumen habe“, versuchte ich ihm die Lage zu erklären. Das war merkwürdig und das erkannte Jeremy auch, das las ich an seinem Gesichtsausdruck ab. „Das ich schon ewig her…“ So kam mir das auch vor. Die anderen schienen es aber schon wichtig und erwähnenswert zu finden, wie es den Anschein machte. „Wann haben diese Träume aufgehört?“ Ich runzelte die Stirn, konnte es aber beim besten Willen nicht mehr sagen. „Nicht von allein“, begann Jeremy zu erzählen, der es offenbar wusste. „Wir waren beim Arzt deswegen, weil sie jede Nacht diese Träume hatte und so Schlafmangel. Sie bekam Schlaftablette und andere Sachen, aber nichts half. Es war Bonnies Großmutter, die das Problem mit irgendwelchen Kräutern behob und ich denke auch einen Zauberspruch. Damals sagte sie zwar es war ein Gebet, aber wenn ich jetzt so nachdenke, war es wohl ein Zauberspruch.“ Stimmt, irgendwie erschien das jetzt viel logischer. Ich erinnerte mich aber hauptsächlich nur noch an die Träume, nicht mehr an das, was um mich herum geschah. „Dann gingen die Träume weg?“, fragte Elijah interessierte. Ich nickte zustimmend. „Außer wenn ich Albträume hatte, aber seitdem ist auch alles so verschwommen, früher war es glaub ich klarer.“ Diese Träume waren wirklich schwer einzuordnen. Zeitdurcheinander. Zusammenhanglos. Undurchschaubar. „Was kam in den Träumen vor?“, fragte nun Klaus. Ich versuchte mich an wichtige Fakten zu erinnern, die ich benennen konnte. „Zwei Jungen und ein Mädchen, die mit mir zusammen waren. Einer hieß Pero, der andere Dimitre und das Mädchen Agnes. Wir waren oft zusammen in einem Fluss baden.“ Elijah und Niklaus sahen sich wieder so an, aber ich versuchte sie zu ignorieren und einfach nur weiter zu sprechen. „Ein Frau mit liebevollen Augen und ein Mann, der mich in den Arm genommen hatte, wenn ich weinte. Ich kenne ihre Namen nicht, aber sie waren meine Eltern. Dann gab es da einen Mann, der Pfeil und Bogen bei sich trug. Ich erinnere mich an eine Szene, wo er mich küsste, zum Jagen ging und nie mehr zurück gab. Pero brachte seine Leiche. Dann war da noch ein kleines Mädchen, meine Tochter, ich nannte sie Michell. Alles geschah aus meiner Sicht. Es war wie ein ganzes Leben, das ich erlebte, nur nicht Zusammenhängend.“ Ich hatte die Geschichten geliebt, die Träume. Ich hatte sie gemocht, aber da sie mich so mitnahmen und nicht erholsam waren, befanden meine Eltern sie als etwas Schlechtes und versuchten sie zu unterbinden. Ich sah zu dieser Zeit auch sehr elend aus, da ich kaum schlaf bekam. „Wie sahen deine Albträume aus?“ Bei dieser Frage sah mir Elijah in die Augen. „Feuer“, sagte ich schlicht. „Ein Gebet, ein Stein…“ Alles verschwommen und nichts aussagend. „Schreie“, fügte ich irgendwann noch hinzu. „Da waren jede Menge Schreie gewesen, von ein und derselben Person.“ Kapitel 7: Des Rätsels Lösung ----------------------------- Kapitel 7: Des Rätsels Lösung „Ich habe bis an den Rand des Wahnsinns geliebt oder was man so Wahnsinn nennt. Doch für mich ist das die einzig vernünftige Art der Liebe.“ (Francais ce Cargon) Klaus Sicht: „Da waren jede Menge Schreie gewesen, von ein und derselben Person“, erzählte sie uns. Kurze Stille legte sich in diesem Raum. „Das waren meine gewesen“, offenbarte ich ihr. Ich erinnerte mich daran, wie sie damals gestorben war, als meine Mutter den Bann gesprochen hatte, mein Vater ein Messer an ihre Kehle setzte und all ihr Blut auf dem Altar vergossen hatte, während ich einem Feuerkreis gefangen gewesen war und nichts hatte tun können. Es war der schrecklichste Augenblick in meinem Leben gewesen, selbst jetzt noch, tausend Jahre nach diesen Ereignissen. Es war wie ein Fluch der mich verfolgte. Aber das einzige was gut war darin, war wieder zurückgekehrt und kehrte wieder zurück, ausgerechnet in dem Mädchen, dem ich geschadet hatte. Ich ignorierte die Schritte, die ich im Treppenhaus hörte. Sie stammte von einem Mensch, der Bennett-Hexe, dem Herzschlag und Geruch nach einzuordnen. „Dann bedeutet das, Elena hat irgendwie die Erinnerungen dieser Tatia?“, fragte der ältere Salvatore-Junge nach und ich wollte ihn am liebsten gegen die Wand werfen, wie er die Worte „diese Tatia“ betonte. Sie war das kostbarste und schönste in meinem Leben gewesen, auch wenn Elijah versucht hatte sich in unsere Beziehung einzumischen und sie mir wegzunehmen. „Anscheinend“, gab ich zu. Oder aber es sind ihre Erinnerungen. Ich hoffte es inständig. Denn Tatia wiederzubekommen wäre… Ich wusste das nicht zu beschreiben, es bedeutete einfach alles. Wie schon immer, war alles andere neben ihr einfach nur bedeutungslos. Die Tür ging auf und nicht nur die Hexe trat ein, sondern auch Stefan. Elenas Herz begann vor Aufregung zu schlagen und sie wollte aufspringen und zu ihm laufen, doch mit einer einfachen Geste beförderte ich sie sanft zurück aufs Sofa. Sollte Elena wirklich Tatia sein oder etwas Ähnliches wäre das letzte was ich zwischen uns lassen würde, ein Salvatore. „Lass das, Niklaus!“, rief sie aufgebracht und ich lächelte sie charmant an. Sie lief rot an, als sie bemerkte, wie sie mich wieder unwillkürlich genannte hatte, aber mir gefiel das so. Ich mochte es wenn sie mich so nannte. „Wir wissen was mit Elena geschied“, begann die Hexe unnötiger Weise. Wenn es etwas anderes gewesen wäre, hätten sie sich gar nicht erst herbemühen müssen, ein Anruf hätte es auch getan. „Worauf wartet ihr dann noch? Spuck es aus!“, forderte ich sie ungehalten auf. Wenn ich die Fakten kannte, konnte ich endlich genauestens meine nächsten Schritte planen. „Elena ist sozusagen von dieser Tatia, die Wiedergeburt. Ihre Seelen sind dieselben“, erzählte uns die Hexe und so etwas in der Art hatte ich gehofft. Von mir aus hätte ich es auch gut akzeptiert, wenn Tatias Seele begann Elenas Körper zu übernehmen, aber so gefiel es mir auch. Hauptsache ich bekam mein Mädchen wieder zurück. Das war mein wichtigstes Anliegen. „Wieso geschehen dann diese Erinnerungslücken bei ihr, wo sie vollkommen Tatia ist?“, fragte Elijah nach und das war gar keine so schlechte Frage. Elena müsste sich doch daran erinnern können, das würde alles viel praktischer machen. „Elena und Tatia führen zwei verschiedene Leben, unterschiedliche Zeiten. Ihre Erinnerungen kompensieren nicht miteinander, verstärkt durch die unterschiedliche Sprache und die verschiedenen Personen. Die Hexen meinen, dass ihre Seele erst damit lernen muss umzugehen, bevor sie die beiden Leben miteinander verschmelzen kann, wie auch alle Erinnerungen. Das sollte eigentlich sanft geschehen, nach und nach durch Träume, doch irgendwie scheint es so nicht funktioniert zu haben.“ Ein Punkt der mich jetzt wütend machte, denn es gab jemand der daran schuld war. „Ja, weil deine Großmutter es vermasselt hat und dem natürlichen Verlauf einen Riegel vorgeschoben hat!“ Hexen waren manchmal lästiger, als das sie nützlich waren. Wenn sie das nicht getan hätte, wäre Tatia jetzt wahrscheinlich schon wieder komplett bei mir. Die Bennett-Hexe schien einen Moment überrascht zu sein, fing sich dann offensichtlich aber schnell wieder. „Der Tod aber löst immer alle Blockaden auf. Sozusagen wie ein Beschleunigungsmechanismus. Die Erinnerungen wollen mit Gewalt zu ihr und dazu nimmt es jeden Auslöser, alle Gesten und Zusammenhänge, die ihrem früheren Leben ähneln, versetzen sie in diesen Zustand. So schlimmer die Kopfschmerzen, die sie hat, umso näher ist sie daran, das sich ihre Erinnerungen bald verbinden werden. Zurück in ihr derzeitiges Leben versetzt sie eine starke Verbindung an ihre jetzigen Erinnerungen. Ich nehme an, der stärkste Auslöser, der sie zurückholen kann, ist ihr Bruder. Er ist ein nicht wegzuwischender prägnanter Bestanteil ihres Lebens.“ In üblicher Hexenmanie gab sie uns einen Vortrag über Elenas Zustand. „Das bedeutet sie wird bald, sowohl Elenas, als auch Tatias Erinnerungen haben, sich an beides erinnern“, stellte ich fest und die Hexe nickte zustimmend, wenn auch zögernd. „Beide Erinnerungen an ihre Leben, die Gefühl die sie in beiden Leben hatte, werden sich aufeinander abstimmen, sie wird beide Sprachen miteinander verbinden können und sprechen. Alles wird zusammen fließen.“ Das war ehrlich gesagt… krass. Aber es gefiel mir irgendwie. Tatia würde zurückkehren. Eigentlich war sie bereits zurück. Ich sah zu Elena, die beiden waren dieselbe Person, hatten die gleichen Charaktereigenschaften, zumindest im Grundwesen. Angewohnheiten und einzelne Dinge wichen vielleicht voneinander ab, aber das war leicht auf die verschiedenen Zeiten, als auch die Erziehung zurückzuführen. Ich bekam meine Liebe zurück, die mir meine Eltern entrissen hatten und die mein Bruder versucht hatte, mir zu nehmen. „Also, wie kann man das aufhalten?“, fragte Damon und ich widerstand dem Reflex ihn den Kopf abzureißen. Niemand sollte das gefälligst aufhalten! Die Hexe sah zu Boden, eindeutig mit schlechten Gewissen oder ihr gefiel das ganze einfach nicht. „Gar nicht“, gab sie zu und ich jubelte innerlich, äußerlich zeigte ich aber nur ein Grinsen. Umso besser. „Es ist nicht aufzuhalten, war es nie gewesen. Es ist eine Seele, die einfach versucht das zu bekommen, was ihr gewaltsam entrissen wurde. Ihr Leben.“ Stimmt, das wurde Tatia brutal von meinen Eltern genommen. Ihr wurde das Leben genommen und mir meine Liebe, nur um mich für die Fehler meiner Mutter zu bestrafen. „Bin absolut dafür, Liebes“, wandte ich mich an meine frühere Geliebte. Diese aber schien gar nicht mehr zu reagieren. Mit weit aufgerissenen Augen saß sie da und schien vollkommen schockiert zu sein. Ihr Herz schlug viel zu langsam und sofort trat ich besorgt zu ihr. „Ich halt das nicht aus!“, japste sie und schien auf einmal so hilflos, so wie es Tatia immer gewesen war. „ICH HALT DAS NICHT AUS!“, begann sie zu schreien und zwischen Tränen und offensichtlichen Kopfschmerzen begann sie in Ohnmacht zu fallen und Elijah und ich fingen sie gleichzeitig auf. Kapitel 8: Veränderungen ------------------------ Kapitel 8: Veränderungen „Wir wollen annehmen, dass wir alle teilweise Verrückt sind. Das würde uns einander erklären, es würde viele Rätsel lösen.“ (Mark Twain) Jeremys Sicht: Wieder stand ich hilflos den Symptomen meiner Schwester gegenüber, die immer schlimmer wurden. Auch wenn jetzt die Ursache dafür bekannt war, gab es immer noch nichts, was wir dagegen tun konnten. Sie war wieder bewusstlos und ich saß neben ihr, streichelte ihr durchs Haar und wünschte mir, wie schon so oft, dass alles wieder wie früher werden würde. Das war unmöglich und ein närrischer Wunsch, das war mir ganz klar, dennoch vermisste ich die sorglosen Zeiten. Jetzt war alles kompliziert und ich konnte meiner Schwester nicht helfen, musste es einfach geschehen lassen. Vielleicht würde sie, wenn ihre Leben zusammengefügt sind, ein ganz anderer Mensch sein. Auch wenn Bonnie gesagt hatte, das es sich um dieselbe Seele handelte, konnte sie nicht trotzdem anders sein? Ich hoffte es nicht. Meine größte Angst war es, das sich unsere Beziehung zueinander ändern würde. Elena liebte mich, aber für Tatia war ich gar nicht bekannt. Würde das nicht ihre Liebe für mich abschwächen? So genau hatte keiner von uns eine Ahnung, was da mit ihr geschah und was letztendlich dabei herauskommen würde. In ihrer Ohnmacht erlebte sie offenbar ihre Vergangenheit, ihr anderes Leben und prägende Ereignisse davon, die wichtig waren. Ich wollte einfach nur meine Schwester wiederhaben, schließlich war sie alles, was mir noch an Familie blieb. „Bitte wach auf, Elena“, flüsterte ich ihr zu und küsste sie auf den Kopf. Alle hatten Abstand zu Elena genommen, worauf ich bestanden hatte, weil sie keiner verwirren sollten. Klaus und Damon hatten das am wenigsten akzeptieren wollen, aber Elijah und Stefan hatten dafür gesorgt, dass sie sich zurückhielten und das ich alle dabei eingeschlossen hatte, ihr fernzubleiben, ließ sie einsehen. „Wie lange wird das eigentlich dauern, bis ihre Leben sich miteinander verbunden haben?“, fragte Damon und seine Ungeduld war greifbar. Auch ich sah zu Bonnie, die unsere Ansprechpartnerin in diesem Thema geworden war. Sie sah ein wenig hilflos aus. „Das die Psychosen, oder wie auch immer du es nennen magst, sich jetzt auch im wachen Zustand zeigen, bis hin zur Ohnmacht gehen, zeigt eigentlich, dass es nicht mehr so lang dauern kann.“ Das war keine wirklich exakte Zeitbegrenzung. Keiner wusste wie lang das noch anhalten würde und auch sie nicht. Aber wie auf Bestätigung, löste sich ihre Ohnmacht wieder und sie schlug die Augen auf, fuhr erschrocken hoch. Hektisch sah sie sich um, aber ihr Blick blieb nicht lang bei mir hängen. Das musste Tatia sein. „Niklaus! Elijah! Ich… das Feuer… ich hab es gesehen… ich hab gesehen wie ich…“ Die beiden eilten zu ihr und verwirrt stand ich auf, betrachtete das Mädchen, das eigentlich meine Schwester war, doch mir so fern jetzt war. „Beruhig dich, Tatia“, sprach Elijah sanft zu ihr. Tränen liefen ihr Gesicht herunter. „Ich bin gestorben, oder? Es war so real, das kann kein Traum gewesen sein!“ Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung und Verzweiflung. Niklaus wischte ihre Tränen weg und ich hasste es, das dadurch ihr Zittern aufhörte, auch wenn es sich hierbei um Tatia handelte, nicht Elena. Obwohl eigentlich war das dasselbe, zumindest sollte ich mich an den Gedanken gewöhnen, dass es bald so sein würde. „Fällt euch denn nichts auf?“, fragte ich, als mir etwas ganz bedeutsames bei ihrer Sprach auffiel. Die Blicke wanderten zu mir und machten mir klar, dass ich sprechen sollte, weil ihnen das offensichtlich nicht aufgefallen war. „Sie spricht nicht mehr bulgarisch, obwohl sie gerade Tatia ist. Sie versteht uns!“ Überrascht weiteten sich die Augen und sie sahen wieder zu ihr, zu Tatia, die verwirrt schien und natürlich nicht wusste was hier vor sich ging. „Ihre Sprache vereinigt sich, aber ich denke sie wird beide Sprachen beherrschen“, überlegte Bonnie. Wenn Tatia jetzt Elenas Muttersprache konnte, bedeutete das dass Elena jetzt Bulgarisch sprechen konnte? Das wäre ja krass. „Razbirash li me, Tatia?“ Keine Ahnung was Elijah da sagte oder so, aber Tatia schaffte es auch darauf zu reagieren. „Razbira se, Iliya. Zashto ne?“ Gut, Tatia zumindest sprach beide Sprachen. „Weißt du wer Elena ist?“, fragte ich sie und sie sah mich verständnislos an. „Weißt du wer ich bin?“ Ihre Stirn legte sich in Falten und kurz nachdem sich Erkenntnis in ihre Augen schlich, fing sie an zu schreien und hielt sich ihren Kopf. Als es wieder aufhörte sah sie sich um, wich diesmal nicht von Elijah und Klaus weg. Sie rieb sich verwirrt ihren Kopf. „Ist etwas passiert?“ Mein Herz schlug wieder langsamer. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich aufgeregt war und das es deshalb schneller geschlagen hatte. „Elena, vie ste dobre?“ Diesmal war es Klaus der etwas zu ihr sagte und als wäre er ein ganz normaler Beteiligter in dieser Situation, nickte sie ihm zu. „Az sŭm dobre. Mozhe bi samo malko zamayan.“ Oh mein Gott. Meine Schwester sprach fließend bulgarisch! Das war doch wirklich nicht zu fassen. „Du sprichst bulgarisch, Elena!“, erklärte ich ihr und mit überraschten Augen sah sie mich an. Bekam sie etwa auch das nicht mit? „Pravya kakvo? Oh, entschuldige Jeremy.“ Nun, wenigsten bemerkte sie diese Diskrepanz diesmal, das war doch schon einmal etwas. „Kannst du dich an etwas erinnern? Irgendwas, das geschehen ist?“, fragte Damon und trat auf sie zu. Auch vor ihm wich sie nicht zurück. Elena schien nachdenklich und zumindest war das schon einmal etwas, nicht dieses abstreiten, das nichts passiert war und keine Zeit vergangen war. „Ich weiß nicht, alles scheint so verschwommen“, gab sie zu. Klaus packte sie auf einmal an den Schultern und sie wandte sich zu ihm, aber war nicht wütend, höchstens verwirrt. Wieso war sie nicht sauer auf ihn? „Das Feuer, woran erinnerst du dich dabei? Wer war dabei?“, fragte er sie eindringlich und völlig verstört und verzweifelt versuchte sie sich aus seinem Griff zu winden. Aber sie strengte sich dabei gar nicht wirklich an. Nicht so, wie sie sonst kämpfen würden. „Lass meine Schwester los!“ Ich wollte eingreifen, als sie es nicht allein schaffte, doch Elijah hielt mich auf und sah dabei selbst aufmerksam zu den beiden. „Ich weiß es nicht“, meinte sie schwach und das hörte sich gar nicht nach meiner Schwester an. Elena würde nicht so schwach sein, so reagieren. Leicht schüttelte Klaus Elena und jeder sah gespannt zu ihnen, denn bisher wich sie seinem Blick aus. „Denk nach! Denk genau nach, was ist geschehen? Was ist damals passiert?“, redete er wieder auf sie ein und auf einmal wurde ihre Haltung kämpferisch. Obwohl Tränen über ihre Wangen liefen, sah sie Klaus fest und schon fast wütend an. „ICH HAB GESAGT, ICH WEISS ES NICHT, NIKLAUS!“, schrie sie ihn an und jeder war geschockt, besonders als sie ihm dann weinend in die Arme fiel. Aber das war doch Elena, meine Schwester. Wie konnte sie dann gerade in diesem Zustand Klaus in die Arme fallen? Das war doch verrückt. Kapitel 9: Neue Empfindungen ---------------------------- Kapitel 9: Neue Empfindungen „Wer bin ich, wenn ich bin was ich habe und dann verliere was ich habe?“ (Erich Fromm) Elenas Sicht: Ich vergrub mein Gesicht an Niklaus Brust und es fühlte sich gut und falsch zugleich an, nur konnte ich gerade nicht sagen, welches Gefühl überwog. „Elena, was tust du da?“, hörte ich Stefans Stimme und zuckte zusammen. Ich sah zu ihm, auch in die verständnislosen Gesichter von Damon, Bonnie und Jeremy. Es war wie Peitschenhiebe. Tat ich etwas Falsches? „Das ist Klaus! Er hat dich getötet.“ Ich schaute hoch zu ihm und konnte kaum das Gesicht meines Mörders erkennen, wie sehr ich es auch versuchte. Doch dann erinnerte ich mich an die Opferung, wie er mir das Blut ausgesaugt hatte und langsam schob ich seine Hände weg, von meinem Körper. Die Wärme verschwand mit ihnen und als ich zurücktrat und in seine verletzten Augen sah, war das schlimmer als all die anderen Blicke zusammen. Was war nur los mit mir? Mein Verstand musste so hart kämpfen, um mir zu erklären wie Falsch dieses Gefühl war und doch ließ es nicht nach. Ich fühlte mich so unvollständig ohne ihn. Stefan trat zu mir, berührte mich und instinktiv wich vor ihm zurück. Ich begann zu zittern und versuchte mich anzustrengen. Das war mein Freund, Stefan war mein Freund und ich liebte ihn. Noch einmal versuchte ich es, atmete tief durch und versuchte meine Hand auszustrecken, doch Tränen liefen dabei über mein Gesicht. Stefan nahm meine Hand und umarmte mich dann, aber ich fühlte mich so schrecklich. Ich wollte nicht dass er mich berührte und ich zitterte. Ich hatte keine Angst, aber es war so schlecht, so falsch, so… eklig, das er mich berührte. „Lass sie los!“, hörte ich auf einmal Jeremys Stimme. „Fass sie nicht an!“ Zu meiner Überraschung war es tatsächlich Stefan mit dem er sprach. Wir alle sahen zu ihm. „Merkst du denn nicht, wie schrecklich sie es findet, dich zu berühren?“ Stefan ließ mich los und sah zu Jeremy. Ich kam nicht darum, mich erleichtert zu fühlen, dass wir uns nicht mehr berührten und mein Gefühl sagte, das ich von ihn Abstand nehmen sollten, dem ich nach ging. „Was soll das, Jeremy? Er ist ihr Freund!“, empörte sich Bonnie und ich hatte das Gefühl ihr Blick lag strafend auf mich. Sollte ich mich schlecht fühlen? Wahrscheinlich. Ich stieß gerade meinen Freund von mir, mit dem ich jetzt fast ein Jahr zusammen war. Jeremy schüttelte den Kopf. „Du hast selbst gesagt, es wird sich was verändern, alles wird zusammenfließen und ich will nicht dass irgendjemand meiner Schwester nahe ist, wenn sie deswegen in Heulkrämpfe zusammenbricht!“, verteidigte mich Jeremy und ich zuckte wegen der Erkenntnis zusammen. Schnell wischte ich mir über die Augen, aus den Tränen liefen. „Also bewirkt das Zusammenfließen, das sie Stefan jetzt hasst und Klaus liebt?“, fragte Damon verärgert und ich fühlte mich so schlecht. Schnell schüttelte ich den Kopf. „Ich hasse Stefan nicht!“, widersprach ich heftig. Da war ich mir sicher. „Aber, ich weiß nicht…“ Ich schlang meine Arme um mich und sah beschämt zu Boden. „Ich fühl mich so unwohl…“ Irgendwie wusste ich es nicht besser zu beschreiben. Ich wusste auch nicht woher das kam. Es war nicht so, dass ich es wollte, das beschlossen hatte. „Es könnte sein…“, überlegte Elijah und kam dann auf mich zu. „Elena, reich mir bitte deine Hand“, bat er mich höflich. Sofort reichte ich ihm meine Hand und erschrocken stellte ich fest, wie langsam ich ihn meine Hand hinhielt, die Handinnenfläche nach unten, alles so zögernd, zaghaft. Er legte seine Hand von unten in meine und führte sie dann zu seinem Mund und küsste sie. Sofort spürte ich, wie die Hitze in meinen Kopf stieß und Wärme sich in meinen Körper ausbreitete. „Oh“, hörte ich Niklaus neben mir sagen. „Was, oh? Was hat das zu bedeuten?“, fragte Damon verärgert und sofort hatte ich das Gefühl bei etwas intimen erwischt wurden zu sein. „Es bedeutet…“, begann Elijah und sah mir bei seinen Worten in die Augen. „Das Elena, Tatias Umgangsformen übernommen hat und betreffende Gefühle zu den Personen dem angepasst hat.“ Wie bitte? Was hatte das denn zu bedeuten? Meine Umgangsformen und Gefühle zu den Personen? Elijah wandte sich an die anderen, vor allem an Stefan, Damon, Bonnie und Jeremy. „In der Zeit, wo Tatia gelebt hat, berührte man sich sehr wenig. Das Schamgefühl war verstärkt und nur wenig Kontakt war überhaupt erlaubt. Die Gefühle vermischen sich und offensichtlich fühlt sie sich Niklaus mehr verbunden, als Stefan, wenn sie seine Berührungen nicht mag. Ihre Gefühle für ihn sind damals stärker gewesen, als die im Vergleich zu Elenas Gefühlen heute für Stefan.“ Oh, oh. Das war wirklich… nein! Ich konnte Niklaus doch nicht mehr gemocht haben, als heute meinen Freund, oder doch? War das nicht… verrückt? „Was für eine Beziehung hattet ihr damals?“, fragte mein Bruder an Niklaus gewandt. Er blickte zu mir und dann zu Elijah. „Wir liebten sie beide und wollten sie heiraten. Der Tag an dem unsere Mutter sie geopfert hatte, war der Tag an dem sie uns ihre Entscheidung mitteilen wollte.“ Ich stand zwischen Niklaus und Elijah? Ich meine Tatia stand zwischen ihnen? „Sie waren nicht zusammen und doch behauptest du, ihre Gefühle wären für Klaus stärker, als für Stefan, mit dem sie zusammen ist?“, fragte Bonnie nach, die das gar nicht verstehen konnte und ihre Stimme klang so verurteilend. Irgendwie fühlte ich mich so gefangen. „Gefühle waren in unserer Zeit was anders, viel heiliger und besonderer. Das ist mit heute nicht zu vergleichen. Damals gab es kaum Ehen aus Liebe, aber wenn es sie gab, wenn man wirklich verliebt war, dann war das etwas das stark war, mehr als das was ihr heute habt. Offensichtlich zeigen ihre Reaktionen, das sogar ich für sie wünschenswerter als Verehrer bin, als Stefan.“ Stefan reagierte auf Elijahs Worte sofort, verärgert packte er sie am Kragen und ich schrie vor Angst. „Damon!“, rief ich und mein innerster Wunsch sagte mir, das ich wollte das Damon eingriff, wieso auch immer. Er tat es auch. Er packte seinen Bruder und zog ihn von Elijah weg. Erleichtert trat ich zu Damon und klammerte mich an seinen Arm, legte meinen Kopf an seine Schulter. Das tat so gut. Es war Niklaus Lachen, das mir sagte, das ich gerade irgendetwas tat, was sonst nicht bei mir üblich war, aber für ihn logisch war und dann auch noch amüsierte. Ich war selbst von meinem Verhalten verwirrt, weil ich es nicht als fremd empfand, sondern die Reaktionen der anderen. Wann hörte das endlich auf? Wann ergab das alles einen Sinn? Ich wünschte mir so sehr ein Ende von dieser Tortur. Kapitel 10: Dasselbe -------------------- Kapitel 10: Dasselbe „Die Vergangenheit kann nicht geheilt werden.“ (Queen Elizabeth I.) Elijahs Sicht: Es war gut zu sehen, dass Elenas Gefühle denen von Tatias zu ihren Bruder Pero glichen. Zumindest klammerte sie sich gerade an ihm fest, wie sie es bei ihm immer getan hatten. Stefan dagegen, schien das gar nicht witzig zu finden, aber generell gesehen, kam er bei dieser Verbindung offensichtlich sehr schlecht weg. „Was soll dieses Lachen bedeuten? Findet ihr es witzig, das sie meinen Bruder auch mir vorzieht?“ Es schien beinah so, als würde bald vollkommen ausrasten, den letzten Funken seiner Kontrolle verlieren. „Bruder ist das richtige Stichwort“, meinte Niklaus unbekümmert und mit einem fetten Grinsen zu Damon und Elena. Damon schaute auf Elena herab und als er seine Hand auf ihre Wange legte, lächelte sie ihn selig an. Es tat wirklich nicht weh, die beiden so zu sehen. „Was soll das heißen?“, fragte Stefan ungehalten, offensichtlich noch saurer, weil niemand bereit war auf seine Frage einzugehen. Ich erbarmte mich seiner, damit dies hier nicht weiter außer Kontrolle lief. „Sie interagiert mit ihm so, wie mit ihren Bruder Pero damals. Die beiden hatten eine sehr enge und starke Beziehung zueinander. Ihre Geschwisterliebe ging weit über die damaligen Vorstellungen hinaus, aber sie waren nicht verliebt ineinander. Pero hat sie allerdings immer beschützt und für sie gesorgt und Tatia war sehr anhänglich zu ihm, ging mit all ihren Sorgen zu ihm, auch mit ihren Fehlern, weil sie wusste, dass er sie nicht verurteilen würde, sondern versuchen würde ihr daraus zu helfen.“ Damon sah am meisten geschockt aus, denn das war wohl nicht ganz das was er sich wünschte. Elena dagegen blinzelte nur, aber wie sie nach unten sah, schien es ihr wohl seltsam logisch zu sein. Ich hörte wie Bonnie Bennett einen Schritt nach vorn trat und dann war es Damon der auf einmal losschrie. Hilflos versuchte Elena mit ihm zu sprechen, doch zwischen dem permanenten wiederholen seines Namens kam eigentlich nur ein Schluchzen über ihre Lippen, sowie Tränen aus ihren Augen. Sie weinte und das zumindest würde Niklaus nicht weiter zu lassen, weswegen er Bonnie auch gleich an der Kehle packte und sie gegen die nächste Wand drückte. „Was soll das Hexe?“, zischte er sie an. Ihr Blick war steinhart. „Das soll jetzt ein Ende haben. Das ist doch nicht Elena! Es ist nicht richtig, dass sie dich, Elijah oder auch Damon mag. Ihr seid alle schlecht für sie!“, warf sie uns vor. Elena umarmte Damon schützend und sah weinend zu ihrer Freundin, während ihr Bruder sie ungläubig betrachtete. „Bonnie, aber du hast selbst gesagt, dass ihre Leben sich koppeln müssen, wie auch ihre Gefühle und das ihre Seele gleich bleibt.“ So in der Art hatte sie es wirklich gesagt. Dennoch strahlte sie gerade nur kalte Wut aus, wie es nur eine moralgebundene Hexe konnte. „Dann sind ihre Gefühle falsch! Mit ihr stimmt doch eindeutig etwas nicht und wenn sie der Meinung ist, Damon wie einen Bruder zu lieben oder zwei Urvampire als Verehrer zu betrachten, dann ist ihre Seele einfach schlecht!“ Wenn Niklaus es nicht getan hätte, wäre es auch gut möglich, dass ich mich dazu herabgelassen hätte. Er schlug Bonnies Kopf gegen die Wand und hielt dafür ein erschrockenes Keuschen von Jeremy und Elena. „Keine Sorge, sie ist nicht tot. Aber das ist wirksamer als, Halt die Klappe, zu sagen“, gab Nik eine wirklich sehr wenig befriedigende Entschuldigung, falls das überhaupt eine war. Doch so war es nun einmal. Stefan gab ihm einen tödlichen Blick. „Willst du jeden ausschalten, der etwas sagt, was dir nicht gefällt?“, fragte er unzufrieden und wütend von der ganzen Situation. Selbstsicher wie immer, trat Klaus einfach auf ihn zu. „Jeden der Elena beleidigt zumindest und jeden der sich zwischen uns stellt.“ Bei der letzten Anmerkung bekam ich eine Blendung. Natürlich, er vergab mir das nie von früher. „Wieso musst du nur immer in ihrer Nähe sein? Was willst du von ihr?“, feuerte Nik seine wütenden Fragen auf mich ab. Es war auf keinen Fall fair meinen Bruder gegenüber, das wusste ich selbst, aber ich konnte mich nicht gegen meine Gefühle wehren. „Ich liebe sie, Bruder, ebenso wie du“, versuchte ich es ihm zu erklärten. Dass ich sie überhaupt liebte, war nicht richtig. Ich hatte ihr nicht zu nahe kommen sollen, dann wäre das nie passiert, aber ich hatte auch nicht damit gerechnet. „Du hast sie nicht zu lieben! Du wusstest genau, was ich für sie empfinde, von Anfang an! Ich hab sie so lange geliebt, ich wollte sie heiraten und jetzt zögert sie, wegen dir! Weil du ihr hinterher schleichst!“ Ich ließ davon ab, dass er es war, der ihr hinterherschlich, denn wenn man es umformulierte, dann hatte er recht. Ich machte Tatia mehr als nötig meine Aufwartungen. Ihr und ihrer Tochter. Ich wollte sie, ich liebte sie und ich wollte mit ihr zusammen sein, eine Familie sein. „Es tut mir leid, ich hatte nicht beabsichtigt dir Schmerzen zuzufügen.“ Das war es was ich bereute und dennoch… Ich wehrte mich nicht dagegen, kämpfte nicht an, obwohl ich wusste, wie sehr er sie liebte, sie schon immer geliebt hatte. „Ich hab sie zuerst geliebt! Sie sollte mit mir zusammen sein! Du willst sie mir wegnehmen, doch das werde ich nicht zulassen!“ Wütend stampfte er davon und ich konnte sagen, dass ich ihn noch nie so gesehen hatte. Er war immer zurückhaltend und schüchtern, unterdrückt von unserem Vater. Wenn dieser nicht da war, dann war er lockerer, übermütiger, doch die Wut war neu und brach immer mehr an die Oberfläche. Es schien als wäre Tatia für ihn ein guter Grund sich aufzuregen. Sie war es auch. Sie war es wert für sie zu kämpfen und zu sterben. Das wusste ich wie er und deswegen stritten wir uns, weil wir beide dasselbe wollten, dasselbe Mädchen. Es war heute nicht anders als damals. Noch einmal oder immer noch, war da dieses Mädchen, für das unser Herz schlug und Niklaus sah in mir noch immer denjenigen, der ihm sie entreißen wollte. Er hatte sie zuerst geliebt, das war richtig. Dennoch, war ich der Böse, nur weil ich mich später ebenfalls in sie verliebt hatte? Zumindest sah das mein Bruder so und er würde es auch immer so sehen. Egal was danach geschehen war, wie viel wir zusammen durchgestanden hatten, das auf jedenfall hatte er mir nie vergeben und sein Blick sagte mir, dass es auch nie tun würde. Kapitel 11: Feuer ----------------- Kapitel 11: Feuer       „Der Zeitpunkt des Todes gibt, wie das Ende einer Geschichte, alles, was voranging, eine neue Bedeutung.“ (Mary Catherine Bateson)     Elenas Sicht: Mein Blick schweifte zwischen Niklaus und Elijah. Niklaus war wütend, mehr als das und in seinen Augen konnte ich praktisch das lodernde Feuer erkennen, das seine Wut zusammen fasste. Feuer. Ich schlang meine Arme um mich. Ich hatte Angst vor Feuer, wieso konnte ich nicht genau sagen, aber ich wusste, dass es da etwas gab, was mir den Magen umdrehte und mich den Gestank praktisch riechen ließ. Schwefel. Etwas Nasses lief mir übers Gesicht und als ich danach tastete, erkannte ich, dass es meine Tränen waren. Wieso weinte ich?   Dann kam dieser Schmerz, dieser unglaubliche Schmerz, der mich schreien ließ, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Er tat so weh und ich fühlte, wie meine Haut brannte. Es zerstörte mich und ich wünschte mir in diesem Augenblick nichts weiter als zu sterben. Ich krümmte mich und bekam nichts weiter mit, bis auf meine Schmerzen, als wollten sie mich fesseln oder als wollte ich mich aus ihnen befreien. Doch ich war mir nicht sicher, wie lang ich es noch aushalten konnte.   Ich schlug meine Augen auf und irgendwie fühlte ich mich schrecklich benommen, so als hätte mir jemand mit einem harten Gegenstand auf den Schädel geschlagen und jetzt war ich endlich wieder wach. Dennoch riss ich mich zusammen und sah mich um, sodass ich erfuhr in welcher Lage ich mich befand. Irgendwie hatte ich ein schrecklich ungutes Gefühl. „Tatia!“, hörte ich Niklaus verzweifelte Stimme mich rufen und sofort sah ich in die richtige Richtung. Er war da. An einen Baum gefesselt und konnte sich nicht befreien. Die Fesseln schnitten ätzend in sein Fleisch hinein. Eisenkraut. Dennoch kämpfte er dagegen an und deswegen war auch kein Schmerz auf seinem Gesicht zu erkennen, höchstens wegen der prekären Lage, in der wir uns offensichtlich beide befanden.   Ich versuchte loszulaufen, doch dann erst bemerkte ich, dass auch ich gefesselt war. Allerdings nicht an einen Baum, sondern an einem aufgestellten Pfahl und unter mir war ein Holzhaufen. Ich befand mich auf einem Scheiterhaufen! Tränen stiegen mir ins Gesicht, denn ich schaffte es nicht mich loszureißen. Meine Arme waren zu den Seiten festgeschnürt. Sie hatten mich gekreuzigt. Ich konnte auch meine Füße nicht bewegen, die Fesseln waren so fest, dass sie selbst in mein Fleisch schnitten, wenn ich mich nicht bewegte. „Ich kann mich nicht befreien!“, rief ich verzweifelt zu Niklaus.   Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt, um ihn, um mich, um uns. Was geschah hier bloß mit uns? Was sollte mit uns geschehen? Niklaus kämpfte noch stärker gegen seine Fesseln, sein Gesicht lief bereits rot an. Mein Herz schlug immer schneller. Tränen konnte ich mir wirklich nicht mehr verkneifen. „Ich hab Angst, Nik“, flüsterte ich und sofort hielt er inne, sah mir in die Augen und ich hatte das Gefühl die Zeit würde stehen bleiben. Das war kein guter Moment, wie sonst, wenn ich Niklaus in die Augen sah, wie in den Höhlen, wenn wir durch mehrere Menschen getrennt waren. Diese Stille prophezeite etwas viel schrecklicheres und grauenvolleres, das nicht ausgesprochen werden konnte.   Er sagte nichts und wir wussten in diesem Moment beide, das ich verloren war. „Endlich bist du wach“, hörte ich eine bekannte Stimme, die mich nicht zum ersten Mal zusammenzucken ließ. Es war Mikael, mit Esther im Schlepptau. „Wieso?“, fragte ich schwach, da ich es wirklich nicht begreifen konnte. Ich sollte sterben, aber weswegen und wieso sollte Niklaus auch noch dabei zusehen? Wie konnten sie nur so grausam sein? „Weißt du, Tatia, es ist wirklich nichts Persönliches. Die Werwolf-Seite unseres Sohnes muss gebannt werden und das kann nur durch das Opfer einer Person geschehen die er sehr liebt. Wer kommt da besser in Frage als du?“ Mein Herz zog sich bei Mikaels Worten zusammen. Ich sah weinend zu Niklaus. Mir leuchtete der Grund nicht ein, dass wir wegen so wenig getrennt werden sollten. Das ich wegen sowas sterben sollte.   „Eigentlich ist es doch etwas Persönliches“, korrigierte Esther, die Aussage ihres Mannes, und ich sah zu ihr herunter, traf ihren hasserfüllten Blick. Noch nie hatte ich so einen grauenvollen Blick gesehen, besonders nicht auf mir. „Du hast die Beziehung meiner Söhne zerstört. Sie sind dir verfallen und wie Hunde nachgelaufen. Du spielst mit ihnen“, meinte sie abfällig und ich schüttelte verzweifelt den Kopf, denn so war es doch gar nicht. Ich hatte das doch nicht gewollt. Ich hatte keinen gebeten sich in mich zu verlieben. Mit meiner Tochter hätte ich allein nach dem Tod meines Mannes gut und glücklich leben können. Ich konnte nichts dafür, dass sich Niklaus und später Elijah in mich verliebt hatten und ich hatte nicht gewusst, wie ich meine wachsenden Gefühle für sie hätte stoppen können. Das schien mir einfach nicht möglich. „HÖR NICHT AUF SIE, TATIA. ICH LIEBE DICH! ICH HAB MICH DAZU ENTSCHIEDEN DICH ZU LIEBEN UND NIEMAND HAT DARAUF EINFLUSS GEHABT!“   Ich sah zu Niklaus und es gab nur uns. Ich konzentrierte mich nur auf ihn, während Esther damit begann das Ritual zu vollziehen, mit Hilfe von Mikael. Ich versuchte die Schreie der anderen Opfer auszublenden. Ein Werwolf, ein junger frischverwandelter Vampir und dann nahm Mikael mein Blut. Er schnitt mir meinen Arm auf und ließ das Blut in eine Schale fließen, dann zündete er den Scheiterhaufen an und es wurde immer wärmer. Mikael schüttete das Blut über Niklaus, der sich verzweifelt schüttelte. „DAS WIRST DU BEREUEN! DAS WERDET IHR BEIDE BEREUEN! ICH SCHWÖRE ICH WERDE EUCH DAFÜR NIE VERGEBEN! ICH WERDE MICH RÄCHEN!“, schrie Niklaus sie an.   Ich konnte nur weinen und langsam konnte ich das alles nicht mehr ausblenden. Die Flammen schlugen höher, erreichten mich fast und ich wollte gar nicht daran denken, wie weh es tun würde. „Nik! Nik, bitte hör mir zu“, flehte ich und er wurde für einen Augenblick aus seiner Wut gerissen, sah zu mir. Ich sah ihn an und wusste dass er meinen Tod mit ansehen musste. Wir hatten dieses Ende nicht verdient. Es durfte nicht so enden, nicht so. Ich hatte mich doch noch gar nicht entschieden, ich wusste doch noch nicht mit wem ich mein Leben verbringen wollte, die Ewigkeit sogar. Ich wusste doch noch nicht für wen ich bestimmt war.   „Du darfst das niemanden erzählen, Niklaus.“ Seine Augen weiteten sich geschockt, allerdings lagen sie nicht auf mir. Ich folgte seinem Blick und bemerkte die Flammen, die jetzt nach meinem Kleid fassten und so gut brannten, wie man es sich bei einem normalen Feuer nur wünschen konnte. „Sag es niemand! Sag meiner Familie nicht, wie ich gestorben bin. Du darfst ihnen das nicht sagen. Sag… sag…“ Ich schluchzte und dann schrie ich, denn die Flammen erreichten meine Haut. Es tat weh, es tat so weh, das ich es nicht beschreiben konnte. „SAG IHNEN DAS ICH NICHT GELITTEN HABE! SAG IHNEN DAS ES NICHT WEH TAT!“, schrie ich verzweifelt. „BITTE LÜG!“ Der Schmerz war der letzte Gedanke den ich wirklich fassen konnte. Dieser unendliche Schmerz, der meinen ganzen Körper zerstörte. Kapitel 12: Entscheidung ------------------------ Kapitel 12: Entscheidung       „Alte Lieb‘ und alter Span brennen leichtlich wieder an.“ (Sprichwort)     Klaus Sicht: Jeremy hielt sie in den Armen, damit kamen wir alle am besten zurecht, und er versuchte sie aufzuwecken. Damon hatte sich Stefan in den Weg gestellt, als dieser zu ihr wollte. Er sollte es nicht weiter versuchen, denn ich hatte das Bedürfnis ihn sein Herz aus der Brust zu reißen, stärker denn je. Ich wollte einfach keinen in ihre Nähe lassen, egal wie viel sie sich selbst fern von mir fühlte. Meine Eifersucht, wie jedes andere Teil meiner Gefühle, war mit ihr wieder neu zum Leben erwacht. Dabei dachte ich das meine ganzen Gefühle, mit dem Feuer damals, das sie getötet hatte, für immer verbrannt wurden waren. Doch so war es nicht. Sie lebten, stärker denn je. Aber sie waren nicht nur für mich selbst eine Schwäche, sondern auch für die anderen. Wie Stefan und mein Bruder.   Auf einmal schrie sie und wir alle schreckten aus unseren Gedanken. Elena hielt sich den Kopf, sie sah geschockt und ungläubig aus, als hätte sie etwas Grauenvolles erlebt. Ich dachte, dass sie sich nicht an ihre Aussetzer, die sie zu ihrem Leben als Tatia führten, erinnern konnte. Aber es sah gerade nicht danach aus. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und dann traf ihr Blick mich. „Niklaus“, flüsterte sie. Sie stand auf und ich sah sie ungläubig an, denn sie ging tatsächlich auf mich zu, freiwillig, ohne Tatia zu sein. Zumindest glaubte ich nicht, dass sie es gerade war.   Stefan trat zwischen uns, versperrte ihr den Weg und fasste sie an die Schultern. Damon und ich wollten ihn zeitgleich von ihr reißen, doch als sie den Blick hob, hielten wir alle inne. Irgendetwas war anders. „Stefan“, begann sie und er zuckte unter ihren Worten zusammen. „Ich kann mich erinnern. An alles. An alles was damals geschehen ist. Das war mein Leben.“ Sie erinnerte sich! Sie erinnerte sich daran Tatia gewesen zu sein. Bitte, lass sie sich auch daran erinnern, dass sie mich geliebt hatte.   Ihre Hände glitten zu ihrem Nacken, allerdings konnte ich nicht sehen was sie tat. Doch dann bemerkte ich wie sie Stefans Hand nahm und etwas in sie hinein legte. Ihre Kette. „Meine Gefühle für dich, sie sind noch da. Aber sie sind so schwach… fast schon bedeutungslos, das ich dich nie mehr so ansehen könnte, wie ich es gestern noch getan habe. Es tut mir leid, Stefan, aber ich liebe dich nicht mehr. Nie mehr.“ Ich wollte ihn umdrehen, seinen Gesichtsausdruck sehen, aber es reichte eigentlich schon die Vorstellung aus, wenn sie sowas zu mir sagen würde. Dann wusste ich es.   Liebte sie mich? Ihre Gefühle sollten sich mit denen von Tatia mischen. Stefan kam dabei als bedeutungslos heraus, was war mit mir und Elijah? Es musste Elijah sein, sie konnte ihn hier leiden und damals hatte sie ihn geliebt. Mich hasste sie als Elena, das konnte doch niemals ihre Liebe als Tatia aufwiegen. Stefans Hand ballte sich um die Kette, die sie ihm gegeben hatte und bevor auch nur eine entfernteste Reaktion von ihm abzulesen war, zog Damon sie zurück, schützend in seine Arme und sah seinen Bruder warnend und wachsam an.   Schließlich drehte sich Stefan zu mir und sah mich hasserfüllt an. Bevor er eine Bewegung machen konnte, legte Elijahs Hand sich auf seine Schulter. „Du solltest jetzt gehen. Nimm Bonnie mit, ihr braucht Zeit euch an die neue Situation zu gewöhnen, wir alle brauchen das. Alles hat sich geändert, in viel zu kurzer Zeit, um es wirklich verarbeiten zu können. Wir sollten all die Veränderungen erst einmal auf uns wirken lassen, besonders du.“ Wütend wandte sich Stefans Blick an Elijah, doch dann befolgte er seinen Rat, nahm Bonnie mit sich und verschwand zusammen mit ihr.   Wir sahen jetzt alle zu Elena, Tatia, wie auch immer sie jetzt genannt werden wollte. Ihr Wort allein konnte uns jetzt sagen wie sie zu jeden von uns jetzt stand. Es war noch so viel Ungeklärtes und ich wurde ungeduldiger mit jeder Sekunde. Welche Chance besaß ich noch oder gab es gar keine mehr? Ich wollte sie nicht an meinen Bruder verlieren, nicht nach all diesen Jahrhunderten, in denen ich auch noch ohne sie leben musste. Schon vorher, als Mensch, war dieser Gedanke unerträglich gewesen.   Sie drehte sich in Damons Armen und sah ihn dankbar lächelnd an. War er für sie immer noch wie ein Bruder oder war es jetzt mehr? „Damon, ich…“ „Ich weiß“, unterbrach er sie seufzend, als hätte er sich bereits wirklich mit seinem Schicksal abgefunden. „Du liebst mich wie ein Bruder.“ Elena schwieg traurig, wahrscheinlich bedauerte sie seinen Schmerz, der nicht zu ändern war. Aber sie entfernte sich nicht von ihm. Doch das war gut. Nur ein Bruder für sie, das war gut. Es brauchte mich nicht in die Versuchung jemand den sie liebte, den Kopf abzureißen. „Ich werde der beste Bruder für dich sein, den du haben kannst. Das wird Jeremy vollkommen in den Schatten stellen.“ „HEY!“, empörte sich Jeremy sofort. Er schien gar nicht davon begeistert zu sein, aber Damon grinste nur und Elena lachte erleichtert, eindeutig glücklich.   Damon wandte sich an uns und Elena folgte seinem Blick. Die alte Frage, die ursprüngliche Situation, sie führte sie zu der anstehenden Entscheidung zwischen Elijah und mir, wie schon vor tausend Jahren. „Als dein Bruder hab ich dann doch ein Vetorecht bei deiner Freunde-Wahl, oder?“, fragte er nach und ich würde verlieren, wenn es so wäre. Elena aber schüttelte entschieden den Kopf und befreite sich sogar aus seinem Griff. „In deinen Träumen vielleicht“, wies sie seinen Einwand ab und trat auf uns zu.   Ihr Blick wanderte zwischen uns beiden hin und her. Ich glaub, dass ich noch nie solche Angst in meinem Leben gehabt hatte. „Ich hab mich entschieden“, offenbarte sie uns. Kein hin und her mehr. Ganz oder gar nicht. Alles oder nichts. Diesen Augenblick hatte ich immer ersehnt, wie auch gefürchtet. „Damals konnte ich es nicht sagen, wer von euch es ist, aber jetzt schon. Alles ist neu, aber definitiv klar. Ich liebe euch, euch alle beide, aber ich kann euch jetzt eine Antwort auf eure damalige Frage geben.“ Auf unsere Frage. Eine Entscheidung auf unsere Frage. Oh Gott, bitte… Kapitel 13: Neuanfang --------------------- Epilog: Neuanfang       „Das Leben ist unendlich viel seltsamer als irgendetwas, das der menschliche Geist erfinden könnte.“ (Sir Arthur Conan Doyle)     Elenas Sicht: „Findest du das Kleid in Ordnung, irgendwie bin ich mir nicht sicher“, meinte ich unentschlossen. Unsicher zupfte ich am Rock herum, der wirklich etwas länger sein könnte. Das Kleid zeigte meiner Meinung nach zu viel. „Zieh doch einfach eine Hose und ein Pullover an, das passt sowieso viel besser“, schlug Jeremy mir vor, schaute allerdings nicht von seiner Zeichnung hoch. Er hatte wieder damit angefangen, was ich für ein gutes Zeichen hielt. „Damit kann ich mich noch weniger anfreunden. Meine Instinkte sagen mir, dass fast alles in meinem Kleiderschrank obszön ist. Ich hab das Gefühl nichts Anständiges zu haben, was ich anziehen konnte.“ Meine Betonung lag dabei eindeutig auf das Anständig, denn das war mir sehr wichtig und vieles bekanntes, erschien mir auf einmal fremd.   Damon kam herein und nach einem kurzen Blick auf mich, setzte er sich locker neben Jeremy aufs Sofa. „Wieder Kleidungsschwierigkeiten?“, fragte er nach und ich konnte nur ein unglückliches Murren hervorbringen. Das war einfach so frustrierend. „Sie fühlt sich wie eine Hure mit dem Kleid“, informierte Jeremy Damon unbeeindruckt. Empört wandte ich mich zu meinen Brüdern. „Jeremy, sowas hab ich nie gesagt!“ Aber er hatte recht. Wie schwer es auch war, das zuzugeben. Etwas was schwer zwischen meinen Leben zu vereinbaren war, war der Kleidungsstil, so wie einige sittliche Umgänge. Caroline war davon begeistert, sie meinte fröhlich, dass ich einer anderen Zeit entsprungen war. Sie fand in der Situation, die allgemein von allen für eine Miesere gehalten wurde, gleich etwas banales, das ihr gefiel.   „Geh doch einfach mit deinem Verlobten einkaufen, sicher findet ihr etwas, das aus einem anderen Jahrhundert stammt.“ Jetzt war es an Damon, über Jeremys Aussage einen unglücklichen Laut von sich zu geben. Nicht wegen der Aussage an sich, sondern wegen dem Verlobten darin. Es war eine Untertreibung, wenn ich sagte, er war schockiert über das Anhängsel in meiner Entscheidung gewesen. Für mich war es nur logisch. Ich liebte ihn, also war der Gedanke ans Heiraten nicht weit fern. Gut, möglicherweise nicht in diesem Jahrhundert, aber ich hatte zwei verschiedene Vorstellungen und die hatten sich darauf einigen können. Das war auch das Detail mit dem ich Caroline von der ganzen Sache nicht nur hatte überzeugen können, sondern auch begeistert. All die neuen Umstände hatten sie wie bei jedem anderen auch verwirrt und in ein Chaos gestürzt, doch das fand sie toll. Besonders als ich ihr erlaubt hatte die Hochzeit zu planen, wie auch meine Brautjungfer zu sein. Bonnie kam nicht mehr dafür in Frage, sie fand meine Entscheidung nämlich schlimmer als schlimmer.   Ich wandte mich zu den beiden. „Ich werde mich schon daran gewöhnen, mit der Zeit. Was habt ihr beide heute vor?“, fragte ich interessiert, während ich mir Ohrringe ansteckte. Die beiden hingen neuerdings zusammen rum, seit Stefan die Stadt verlassen hat und Alaric sich in den Alkohol gestürzt hat. „Ich nehm Jeremy mit in eine Bar. Wer weiß, vielleicht geschieht ein Wunder und er findet ein Mädchen, das ihn über Bonnie hinwegtröstet.“ Wie immer drückte sich Damon unglaublich charmant und sensibel aus. Musste einer seiner besonderen Fähigkeiten sein. „Mich muss niemand trösten, schließlich hab ich mit ihr Schluss gemacht!“ Wie es auch war, Jeremy war dennoch fertig deswegen. Wie die Sache geendet hatte war nicht sehr schön gewesen, aber ich konnte seine Entscheidung sehr gut verstehen.   „Ärger ihn nicht, Damon!“, ermahnte ich ihn. „Ich will mir darum heute wirklich keine Gedanken machen.“ Das musste nicht auch noch sein. „Ja, weil du eine schöne Zeit mit ihm haben willst. Keine Sorge, das hast du oft genug betont.“ Ich erkannte ganz genau seinen Sarkasmus und den Missfallen in seinen Worten und zum Teil verstand ich ihn sogar. „So schlimm ist er gar nicht.“ Damon zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nicht, das er dagegen war. „Gut, dann bist du mit ihm zusammen, aber wieso musst du ihn gleich heiraten? Das finde ich am schlimmsten.“ Bei dem einen so, dem anderen so. Ich konnte es wirklich keinem Recht machen. „Nur gut, dass es nicht deine Entscheidung ist, sondern meine. So ist das, was du findest, wirklich unwichtig“, schloss ich das Thema ab.   Als hätte er das geahnt, klingelt es an der Tür und freudig öffnete ich sie. Ich lächelte glücklich, als ich Niklaus sah. Er küsste mich und ich wusste genau, dass spätestens jetzt, Damon und Jeremy sich vollkommen von uns abwandten. Glücklich erwiderte ich seinen Kuss, ließ mich in meine Gefühle hinein versinken. So lange liebte ich ihn schon und endlich waren wir zusammen. Aber sagte man das nicht auch so? Was zusammengehörte, kam letztendlich auch zusammen. Zumindest traf es auf uns zu, glücklicherweise. Er betrachtete mich und strich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Hallo, schöne Frau“, begrüßte er mich und er sah mich so an, als wäre ich das, worauf er tausend Jahre gewartet hatte. Vielleicht war es auch so. „Hallo, schöner Mann“, erwiderte ich seinen Gruß lächelnd. „VERSCHWINDET!“, riefen Damon und Jeremy gleichzeitig. Ein Kissen verfehlte uns, das wohl von Jeremy stammte, denn Damon hätte sicher getroffen. Lachend ließ ich mich von Nik nach draußen ziehen.   „Ich hab mich entschieden“, sagte ich ernst, denn ich wusste, dass dieser Moment bedeutend war.  Ich wollte genau auf meine Stimme achten, damit ich es genau so rüber brachte, wie ich es meinte und keine falschen Vorstellungen entstanden. Dennoch wollte ich ihnen meine Gefühle ehrlich offenbaren.  „Damals konnte ich es nicht sagen, wer von euch es ist, aber jetzt schon. Alles ist neu, aber definitiv klar. Ich liebe euch, euch alle beide, aber ich kann euch jetzt eine Antwort auf eure damalige Frage geben.“ Damals als sie mir beide gestanden hatte, das sie mich liebten und mich heiraten wollten. Von Niklaus hatte ich das immer gewusst, aber bei Elijah war es neu. Und vielleicht war es genau das, was mich meiner wahren Liebe gegenüber zögern ließ, das Neue und die Sorgfalt und Ehrfurcht mit der er mich behandelte. „Es tut mir leid, Elijah, aber es war von Anfang an Niklaus.“ Elijah schlug die Augen nieder, als hätte er es gewusst. Ich sah in Niklaus geschockten Gesichtsausdruck. „Nik, verzeih mir, das ich gezögert habe. Ich hab eine Antwort auf deine Frage. Ja, Nik. Ich will dich heiraten“, offenbarte ich ihm die einzige Wahrheit, die für mich zählte. Die Erinnerung an unsere letzten Augenblicke, das Feuer… Im Nachhinein, mit dem Blick von jetzt auf das Vergangene, war es dämlich von mir Elijah nur eine Chance einzuräumen. Es war immer Niklaus gewesen, von Anfang an.   Ich legte Blumen an die Stelle, die Niklaus mir gezeigt hatte. Ein winzig kleiner Hügel, unter dem höchstens noch Staub von meiner Tochter lag. „Sie war glücklich. Ich hab nur zugelassen, dass sie einen Mann heiratet, der sie auch wirklich verdient hat.“ Ich lächelte über seine Aussage, versuchte aber nicht darüber nachzudenken, wie er das bewerkstelligt hatte. „Ich vermiss sie“, gab ich zu. Als Tatia allein hätte ich es niemals verkraften können, das sie tot war. Aber ich war auch Elena und so war es nicht schön, aber ich würde damit leben können. Meine beiden Leben in einer hatten Vorteile, als auch Nachteile. Ich tat meinen Mitmenschen weh und andere machte ich glücklich. Jeder aus seiner Sicht. Niklaus drückte meine Hand und dankbar lächelte ich ihn an. „Ich bin bei dir“, versprach er mir. Ich allerdings, ich war wunschlos glücklich. Denn ich hatte den Mann an meiner Seite, für den ich bestimmt war, mit dem ich die Ewigkeit verbringen würde. Deswegen war ich wiedergeboren wurden, damit wir zusammen sein konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)