Hätte ich sie gelesen... von Jinsoyun (Weil wir doch immer nur an unseren Schmerz denken...) ================================================================================ Kapitel 1: Hätte ich sie gelesen... ----------------------------------- Er legte sanft die Hände auf ihre Schultern, die Berührung fühlte sich gut an, es fühlte sich richtig an. Sie schloss die Augen, versank in ihre Gedanken, die Welt um sie herum wurde einfach ausgeblendet. Sanft strich er mit den Lippen über ihr Schlüsselbein hoch zum Hals. Sie hätte ewig so da stehen können, aber der Wecker wollte dies einfach nicht zulassen. Und so Piepste er freudig vor sich hin und zog Yuri aus dem Land der Träume... Völlig überfordert suchte sie mit zusammengekniffenen Augen den Wecker, doch erfolglos. Der Wecker wurde immer lauter und langsam bekam Yuri schlecht Laune. Wo war das Ding nur wieder? Mit einer ruckartigen Bewegung Richtung Geräusch, machte sie einen gekonnten Abflug vom Bett auf den harten Boden. „Autsch!“, kam es laut aus ihrem Munde. Nun öffnete sie doch die Augen, sah den dämlichen Wecker, der ihr das ganze eingebrockt hatte und schaltete das Gerät endlich aus. Seufzend hatte sie sich wieder aufgerichtet. „Na toll, was für ein Start in den Tag. Ich sollte langsam mal damit aufhören mir jeden Tag den Kopf über ihn zu zerbrechen, was hab ich den davon? Gar nichts. Aber, was soll ich denn nur machen? Ich kann ihn nicht einfach ausschalten, nicht einfach vergessen, auch wenn ich weiß, das ich ihn niemals haben kann“. Wie jeden Morgen, wurde ihr Traurig bewusst, dass jeder Tag, jede Stunde, jede Minute schrecklicher wurde, das es immer mehr tief in ihr weh tat. Doch nichts konnte sie von diesem schrecklichen Gefühl fern halten... Doch die Trauer half ihr jetzt nicht weiter, sie musste sich aufrichten, sie musste zur Arbeit und die nahm keine Rücksicht auf ihre Gefühle. So stand sie nach einer gefühlten Ewigkeit auf und begab sich ins Bad. Wie jeden Morgen machte sie sich Frisch, setze die Schminke auf, die, die jene traurigen Augen verschwinden lies, ihre Maske unter der sie sich verstecken konnte, alles was sie perfekt machte, war das Lächeln, was sie lange üben musste, die Stimme, die nicht verraten konnte das sie traurig war. Die Haare die sie offen trug, damit sie ihr Gesicht etwas verdecken konnte. Sie waren schon sehr lang geworden, bis zur Hüfte, das Pony lang genug um ihr Gesicht zu verbergen. Heute waren sie wieder Rot, manchmal auch Blond oder Schwarz, wie sie lustig war. Doch Rot gefiel ihr am Besten. Sie betrachtete sich noch einmal im Spiegel, ihre Grünen Augen mit einem Braunen Stich, sie sah, wie sie sich fühlten, sie wusste, wenn sie nun weinen würde müsste sie sich neu schminken. Und so schluckte sie den Schmerz herunter, blinzelte ein paar Mal und lächelte sich an. „Nicht weinen, das ist nicht gut! Jetzt muss ich doch erst mal an die Arbeit!“. Ohne etwas zu essen oder zu trinken nahm sie ihre Arbeitstasche und begab sich auf den weg ins Büro. Auch heute war wieder viel zu tun, zwischendurch lies sie es sich jedoch nicht nehmen mal in ihr Facebook zu spicken und sich auf seiner Seite um zu schauen. Natürlich stand da wie immer „verheiratet“ natürlich, wieso sollte es sich auch ändern. Jedoch war immer eine kleine Hoffnung da. „Hi Yuri, wie geht’s dir?“, fragte Sumiko die ihr gegenüber am PC saß. „Schaust du schon wieder auf Facebook nach ob er noch verheiratet ist?“. „Ach Sumiko, kannst du mal aufhören meine Gedanken zu lesen, das ist gemein“, antwortet diese und lächelte. „Ach Mensch, das ist doch nicht zu übersehen, ich kenne dich lange genug um zu wissen was mit dir ist, ohne zu sehen was du machst“. Sumiko ihre beste Freundin von Kindheitstagen, das sie mal irgendwann zusammen an einem Arbeitsplatz sein würden, hätte sie nie gedacht. Sie wusste einfach alles über Yuri, jedoch auch anders herum. „Du bist ja wenigstens glücklich vergeben, ich glaub bei mir kann das noch dauern“. Mit einem seufzen nahm sie einen Schluck aus ihrem noch viel zu heißen Kaffee. „Autsch! Ach das gibt’s doch ned!“, Sumiko grinste: „Na noch zu heiß?“. Ein grummeln beantwortete ihre Frage. Sumiko musste lachen: „Ach süße nun mach dich nicht verrückt, das wird schon alles. Vielleicht muss der eine, der für dich bestimmt ist erst kommen, dann wirst du Ryu schon vergessen!“. „Ryu“, dachte sie und versank zurück in ihre Gedanken. Zurück zu ihrem Traum. Doch jeder Gedanke tat weh, so verdammt weh.... „Endlich!“, platze es aus Yuri heraus. „Feierabend“, freute sie sich und packte ihre Tasche dabei. „Hast du heute noch was vor? Oder wollen wir ein bisschen in der Stadt bummeln gehen?“, fragte Sumiko, die ebenfalls alles zusammen packte. „Nein heute kann ich nicht, ich bin im Skype verabredet“, grinste sie. „Ach so, mit Ryu?“, schmunzelte diese. „Ja, heute wollen wir mal ein neues Game testen und dann skypen wir immer gemeinsam, ach das wird wieder ein schöner Abend“, freute sie sich und begab sich fluchtartig nach Hause. „Oh man, 28 Jahre alt und führt sich auf wie ein verknallter Teenie, was soll man da noch machen?“, sprach Sumiko vor sich hin und verließ ebenfalls die Firma. Zuhause angekommen, schaltete sie sofort den PC ein, kochte nebenbei Kaffee und bereitete eine Kleinigkeit zu essen vor. Es dauerte keine 10 Minuten, da saß sie fertig am PC und wartete auf ihren Ryu, den sie heute endlich wieder hören konnte. Seine wundervolle Stimme seine Witze einfach alles. Es dauerte nicht lange, da machte ihr Skype das ersehnte Geräusch! Endlich. Glücklich nahm sie den Anruf entgegen: „Huhu“, kam es von ihr und eine „Naaaaaaa“, kam direkt als Antwort. „Wie geht’s dir so Ryu?“, fragte sie, währen das neue Spiel am installieren war. „Ich kann nicht klagen, war wieder ein stressiger Tag, aber wann habe ich den mal nicht?“, lachte er und installierte ebenfalls das Game. So begann eine dreistündige Unterhaltung, bis mal wieder Yuri´s ganze Laune in den Keller viel, als die verhasste Stimme im Hintergrund zu hören war: „Schatz, ich will ins Bett“. Natürlich kam die passende Antwort. „Yuri ich bin gleich wieder da, ich bringe nur schnell meine Frau ins Bett. Wieder Antwortete sie, wie immer: „Aber sicher lass dir Zeit“. Jedes mal, es war jedes Mal so. Sie hätte am liebsten geschrien, gesagt sie kann doch auch alleine ins Bett gehen, wieso holt sie ihn immer vom PC weg, wieso nur? Nach ein paar Minuten kam er wieder zurück. „So da bin ich wieder, tut mir leid dass es so lange gedauert hat, ich hab mir noch schnell ein Bier geholt! Prost!“. Yuri musste lächeln „Prost! Ist doch nicht schlimm, ich kenne das doch schon“, gab sie zurück. Nachdem er einen großen schluck genommen hatte, räusperte er sich: „Weist du Asuka und ich haben uns wieder gestritten, jetzt muss ich aufpassen das ich sie nicht noch mehr reize“. „Wieso? Was ist den passiert?“, wollte Yuri wissen, sie liebte es, wenn sie sich stritten. „Na ja, das ist ja egal, aber Fakt ist, das sie sehr wütend auf mich ist“. „Ach lass sie doch, kein Mensch ist perfekt! Egal was passiert ist“. Sie konnte hören wie Ryu die Flasche auf den Tisch stellte. „Ich hab Montag ein Seminar“, schweifte er vom Thema ab. „Ach ja? Cool, wo musst du den dieses mal hin?“, fragte sie. „Nach Yokohama“, gab er knapp zurück. Ihr stockte das Herz, die Augen wurden immer größer und ihre Hände begannen zu Zittern. „Was“, fragte sie völlig klug. „Nach Yokohama“, erwiderte er erneut, dieses mal mit einem lächeln in der Stimme. Sie konnte es nicht fassen, er hatte ein Seminar? Bei IHR in der Stadt! „Das ist ja cool!“, mehr konnte sie nicht dazu sagen, sie war einfach vor den Kopf geschlagen, zu geschockt. „Vielleicht können wir uns dann mal auf einen Kaffee Treffen?“, schlug Ryu vor, der sich sehr freute Yuri endlich mal wieder zu sehen, es war auch schon viel zu viel Zeit vergangen als sie sich das letzte mal gesehen hatten. „Aber gerne doch, ich freue mich sehr“, gab Yuri zurück und grinste sich halb tot. Somit war es beschlossene Sache, sie würden sich sehen. Nächste Woche schon genauer gesagt, in 3 Tagen... Er schaltet den PC aus, legte das Headset an seinen gewohnten Platz. Doch anstatt ins Bett zu gehen saß er noch eine weile einfach da. Seine Gedanken drifteten langsam davon... „So dann werde ich sie endlich wieder sehen“, dachte er und lächelte sanft. Als er seinen Kopf Richtung Tür drehte, konnte er den Durchgang ins Schlafzimmer sehen, wo Asuka schlief. „Ich sollte heute lieber auf dem Sofa schlafen“, dachte er. Und das war auch besser so. Sie war stinksauer auf ihn und das zu Recht. Denn es war schon zum zweiten Mal passiert. Er kam tot Müde von der Arbeit nach Hause, aß etwas und legte sich dann ins Bett. Asuka kam spät am Abend ebenfalls ins Bett, wo Ryu schon tief am Schlafen war. Leiste hatte sie sich dazu gelegt um ihn nicht zu wecken, kuschelte sich an ihn und wollte gerade ins Land der Träume verschwinden, als sie ihn Reden hörte, nichts Neues. Doch was sie hörte gefiel ihr gar nicht zumal es das zweite Mal war. Er flüsterte immer wieder den gleichen Namen, Yuri´s Namen. Er träumte von ihr, wie er sie Küsste, sanft im Arm hielt und wünschte die Zeit würde still stehen. Asuka wurde so wütend das sie ihn weckte und aufs Sofa verbannt hatte. Heute hatte sie nach zwei Tagen wieder mit ihm gesprochen und wollte ins Bett gebracht werden. Er hatte seine Frau immer geliebt, er hat sich für sie sogar verändert. Aber eines Tages kam eine Frau, und fragte ihn wieso er das getan hatte? Er verstand die Frage nicht, er liebte sie, deswegen. Doch diese Frau öffnete ihm die Augen ein kleines Stück. Sie sagte ihm, dass nicht er sich alleine verändern sollte, dass so was auf Gegenseitigkeit beruhte. Und nicht er alles tun müsse. Sie verstanden sich wunderbar, ergänzten sich in ihren Spielen immer wieder, hatten einfach Spaß, er lachte wieder oft und aus vollem Herzen, wenn sie mal wieder Unsinn im Skype machte. Nach einigen Monaten, hatten sie sich das erste Mal getroffen, es war das Wochenende vor Valentinstag. Er brachte ihr ein Geschenk mit, wieso wusste er auch nicht so recht. Sie hatte sich sehr darüber gefreut. Dass sie es heute noch hat, drei Jahre später, wusste er nicht. Langsam wurden ihm seine Gefühle bewusst, er wusste, das Asuka ihm nicht mehr das bedeutete was einmal war, er konnte nur noch an sie denken, an die Frau mit der er lachen konnte, ihr alles erzählen konnte und mit ihr weinen konnte, als ein schreckliches Ereignis seine Familie traf. Und so stand sein Entschluss fest. Er würde Asuka Morgen sagen, dass es vorbei sein wird... Nun war es soweit, heute würde er ankommen, sie wollten sich am Bahnhof treffen. Yuri konnte sich kaum auf die Arbeit konzentrieren, sie war so aufgeregt. Die Tage wollten einfach nicht vorbei gehen. Aber jetzt war es soweit, heute würden sie sich sehen. Aber, plötzlich stockten ihre Gedanken, die Realität holte sie zurück. Er hat eine Frau, er IST verheiratet und glücklich. Wieso also freute sie sich auf ihn? Wieso? Es würde doch einfach noch mehr weh tun! Sie würde wieder weinen, ihr Herz wird wieder zerbrechen, in so viele Splitter, das sie diese unmöglich noch einmal aufsammeln konnte. Bitter süße Tränen brannten in ihren Augen und so, nahm sie ihr Handy aus der Tasche, drückte auf 'SMS' und Ryu, dann begann sie zu Schreiben: Bitte vergib mir, wenn ich dir das nun schreibe. Wir können uns nicht sehen, es geht nicht ich halte das nicht aus. Ich Liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt! Du sollst es wissen. Aber mein Herz hält es nicht aus dich noch einmal zu sehen. Ich kann das einfach nicht, ich weiß du liebst deine Frau, ich werde nur eine Freundin bleiben, vielleicht auch nicht nach dieser SMS. Aber es tut einfach so weh, dich an zusehen mit dir zu schreiben, sprechen ohne dass ich dich haben kann. Verzeih meine Worte, aber ich weiß nicht weiter. Bitte komm nicht! Yuri.. Ohne zu zögern, ohne auch nur einen Wimpernschlag vergehen zu lassen, tat sie das wovon sie hoffte das ihr Herz danach nie wieder weinen würde, sie betätigte die Taste 'Senden'... Und so begab sie sich auf den Rückweg, weg von allem, vom Bahnhof, vom jetzt und hier einfach weit weg. Geistig und körperlich. An der großen Hauptstraße blieb sie stehen, eine kleine Ewigkeit war vergangen, als sie ihr Handy hörte. Eine SMS. Sie wollte nicht wissen was darin stand. Sie wollte es nicht lesen, wie sehr er seine Frau liebte, dass es ihm vielleicht leid für sie tat und so begab sie sich über die Straße Richtung nach Hause. Doch kaum war sie hinüber gegangen und die Autos wieder weiter fuhren, hörte sie ihn. „YURI!! WARTE! BITTE!“ rief die Stimme, seine Stimme. Sie weinte, sie hatte die Tränen nicht mal kommen spüren. Sie wollte sich nicht umdrehen. Nein sie wollte einfach weiter laufen, ihre Beine bewegten sich von ganz alleine. „YURIII!! Bleib stehen, geh nicht!“. Ihre Beine hielten Inne. Doch als sie sich umdrehen wollte, ihn sehen wollte, ging alles so schnell. Ein Hupen, ein Schrei ein Knall!. Und dann, war alles still. Das Bild was sich hier bot als sie sich umdrehte... Blut, soviel Blut, ein reglose Person am Boden, ein bewusstloser Mann im Auto, eine zerbrochene Fensterscheibe. Und ihr Herz blieb stehen: „Ryu...R...Ry....Ryu.... Nein....nein...NEIN!!“, sie rannte los, drängelte sich an den Menschen vorbei, und blieb abrupt stehen. Da lag er, voller Blut, regungslos am Boden, neben ihm sein Handy, es war völlig zerstört. Sie viel vor ihm auf die Knie, begann ihn zu schütteln an den Schultern: „Ryu....RYU....WACH DOCH AUF! HELFT MIR DOCH BITTE HELFT MIR DOCH“, schreiend und weinend rüttelte sie ihn immer und immer wieder, aber nichts geschah. Der Krankenwaagen war schon da, doch sie konnte ihn nicht wahrnehmen, sie wurde weggeführt, weg von ihm... Sie konnte nichts tun. Gar nichts. Ihr Herz war in tausend Teile zerbrochen, er war nicht mehr am Leben, Ihretwegen, wieso? Wieso ist sie nicht stehen geblieben? Wieso hat sie sich nicht gleich umgedreht? Wieso nur? Wieso... Und als sie dachte den Halt zu verlieren, spürte sie das leichte Vibrieren ihres Handys, was sie an die SMS erinnerte, die sie vorhin bekommen hatte. Ohne nachzudenken nahm sie das Handy, sah Ryu´s Namen, seine SMS und öffnete diese. Der Moment, als sie gelesen hatte, indem sie für immer gebrochen wurde, als sie Ihr Herz an den Himmel ab gab, da wo er nun war, denn das würde sie sich alles niemals verzeihen... Bitte Yuri, geh nicht! Ich habe Asuka verlassen, ich kann mich nicht länger belügen. Ich liebe dich genauso sehr wie du mich! Ich wollte es dir heute sagen, mein Herz würde es nicht aushalten, dich zu verlieren! Bitte bleib noch! Und ich hoffe und lässt dein Handy jetzt nicht in der Tasche ich hoffe du liest was hier steht! Aber egal, und wenn ich dir bis ans Ende der Welt hinterher rennen muss! Ich weiß das ich bei dir ankommen werde! Denn Ich liebe dich!! Wäre sie doch nur stehen geblieben.... Hätte sie doch nur diese Nachricht gelesen.... Hätte sie doch nicht nur an sich und ihre Gefühle gedacht! Dann würde er jetzt in Ihren Amen liegen, lebendig! Warm, weich.... Doch das Leben war grausam, eigensinnig und ohne Vorwahrungen.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)