Nach einem Jahrhundert von RoseAkaShi (Elijah x Helena) ================================================================================ Kapitel 1: Wahrheit ------------------- Kapitel 1: Wahrheit „Vergangenheit ist es erst, wenn es nicht mehr weh tut.“ (Autor unbekannt) Elenas Sicht: Ich saß am Steg und schaute auf das weite Meer hinaus. An so einem Ort hatte ich mit Elijah sein wollen. Wir hatten es uns in unserer Fantasie ausgemalt und uns gefragt, ob es so einen Ort tatsächlich gab. Jetzt war ich hier, genau an diesem Ort aus unseren Träumen, allerdings war Elijah nicht bei mir und deswegen konnte ich auch nicht glücklich sein. Sowieso war mir das an diesem Tag einfach nicht möglich. Heute war der Tag, an dem wir zu Vampiren waren, heute war der Tag, an dem ich Elijah verloren hatte. Ich hörte die Schritte meiner Schwester, aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich wollte nicht von ihr hören, dass meine Liebe zu Elijah nur Illusion gewesen war oder zumindest, das er meine Gefühle nicht erwidert hatte. „Heute ist unser Geburtstag, Elena“, fing sie an. So in der Art konnte man es auch betrachten oder man könnte es ebenfalls unseren Todestag nennen. Ich schaute weiter aufs Meer, hoffte nur, dass sie aufgab. „Zumindest ist es der Tag, an dem wir zu Vampiren wurden. Es ist jetzt hundert Jahre her“, plapperte sie weiter, als glaubte sie, dass sie mich daran erinnern müsste. Aber ich sollte nicht solch böse Gedanken haben. Sie konnte auch nichts dafür, dass es so war, wie es war. „Wir sollten feiern oder glücklich sein.“ Glücklich sein? Feiern? Nichts lag mir ferner. Ich wollte wenn dann nur weinen oder meinen Schmerz herausschreien, nichts weiter. „Mir ist heute nicht danach. Das ist kein Freudentag für mich.“ Verstand sie mich denn nicht? Konnte sie nicht verstehen, dass es unmöglich war, für mich wieder glücklich zu werden? „Das ist es nie.“ Ihre Worte waren bitter und ich wusste, dass ich nicht die Gesellschaft war, die sie sich erhoffte. Aber die konnte ich auch nicht sein. „Bitte, können wir etwas zusammen unternehmen? Es hilft doch auch nicht, dass du die ganze Zeit aufs Meer hinaus siehst“, versuchte sie mich zu etwas zu bewegen und ich konnte es nicht einmal als guten Versuch auffassen. Ich konnte einfach nicht glücklich sein. Ich stand auf und drehte mich zu ihr um, sofort trat sie erschrocken einen Schritt zurück. Wahrscheinlich erkannte sie mich nicht wieder und manchmal, da tat ich das auch selbst nicht. Manchmal war ich mir selbst fremd. Außerdem hatte ich geweint, die Tränen waren sicher überall auf meinem Gesicht und ich hielt meinen Blick starr. „Tut mir leid, Katerina, das ich keine amüsante Gesellschaft für dich bin. Scheint als müsstest du dir eine andere Beschäftigung suchen“, meinte ich kalt zu ihr. Ich wollte noch so viel mehr sagen, alle meinen Frust hinauslassen und da war auch noch so viel mehr, einen kleiner Stoß und ich würde, wohl schreien. „Glaub mir, ich verstehe deine Gefühle. Aber…“ „NIEMAND KANN VERSTEHEN WAS ICH FÜR GEFÜHLE HABE!“ Ich hatte geschrien. Ich hatte gerade meine Schwester angeschrien. Vielleicht so wirklich das erste Mal in meinem Leben, in unserer Existenz. Noch nie hatte ich sowas gesagt, meinen Gefühlen so sehr nachgegeben, dass ich sie an sie ausgelassen hatte. Ich war zurückhaltend. Anderen zeigte ich meine Gefühle nicht. Ich belastete sie nicht mit sowas. Es war mein Schmerz und anderen mussten darunter nicht auch noch leiden, nur weil ich damit nicht klar kam. Dabei hatte ich das wirklich nicht gewollt. Nie wollte ich meine Schwester so anschreien, sie so verletzten und das was ich ihr gerade damit angetan hatte war nicht richtig. Nur weil ich Probleme hatte, konnte ich es noch lange nicht an ihr auslassen, egal wie unverstanden ich mich auch fühlte. Ich lief an meiner Schwester vorbei, weg, einfach nur weg, denn Schuld fraß mich auf, gesellte sich zu meiner unendlichen Trauer. Ewigkeit war eines der grausamsten Dinge, wenn man sie nicht mit der Person verbringen konnte, die man liebte. Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder beruhigt hatte und bis ich wusste, dass ich mich wieder so weit gefasst hatte, dass ich nicht wieder ausrasten würde. Meine Schwester nicht mehr verletzten würde. Die Sonne war untergegangen, als ich zu ihr ging, an den Ort, wo ich sie zurückgelassen hatte, weil ich einfach feige abgehauen war. Sogleich stand sie auf und drehte sich zu mir um, sah hundertprozentig meinen schuldigen Blick und die Schmerzen, die ich fühlte. „Es tut mir leid, Katerina“, erzählte ich ihr reuevoll, doch das war noch nicht genug. Kurz schüttelte ich den Kopf, bevor ich neu ansetzte, meine Worte richtig zu untermauern versuchte. „Es tut mir so leid. Das war nicht fair von mir. Ich hätte das nicht sagen dürfen. Natürlich verstehst du mich, du hast Klaus ebenso geliebt, wie ich Elijah. Ich darf meinen Schmerz nicht höher stellen als deinen.“ Auch wenn wir Zwillinge waren, wusste ich nicht exakt was sie fühlte und es war anmaßend von mir ihr zu unterstellen, nicht genauso stark gefühlt zu haben. Meine Schwester lief zu mir und nahm ich in den Arm und ich konnte in diesem Moment fühlen, das sie mir längst vergeben hatte, mir vielleicht gar nicht böse gewesen war. Nein, wir konnten in den anderen nicht hineinsehen, aber wir wussten was wir füreinander fühlten und wir konnten es erahnen. „Nein, ich sollte dich trauern lassen. Ich darf nicht von dir verlangen glücklich zu sein, wenn du Schmerzen hast. Ich möchte mit dir Spaß haben, aber das ist egoistisch von mir. Elijah war alles für dich, das ist nun mal etwas, das nicht einfach verschwindet. Ich werde das akzeptieren. Wenn du es willst, dann darfst du von mir aus immer um ihn trauern und ich werde an deiner Seite sein und dich dabei unterstützen!“, schwor sie mir. Nur hatte ich das Gefühl, dass das nie genug sein würde. „Helena?“, forderte sie meine Aufmerksamkeit und benutzte seit langer Zeit wieder meinen richtigen Namen. Ich schaute in die Ferne, nicht zu ihr. „Hmm?“ Ich schaffte es nicht wirklich, mich auf sie zu konzentrieren, es war so schwer. „Hasst du mich? Gibst du mir die Schuld für alles?“ Diese Frage schob sich mir so auf und ich hatte so oft darüber nachgedacht, mir selbst die Antwort aufgedrängt, die richtig war, die nur fair war. Denn sie konnte nichts dafür, egal wie verkettet die Umstände gekommen waren. Es war nicht ihre Schuld. Ein Teil der Schuld lag sogar bei mir. „Nein.“ Lüge, strafte mich sofort mein Gewissen und mein Herz. Mein Herz hasste sie manchmal und gab ihr für meinen Schmerz die Schuld, obwohl ich doch genau wusste, dass es nicht so war. Ich wusste nicht woher diese schrecklichen Gefühle kamen, diese vergifteten Gedanken. Aber wenn ich ihnen nachgehen würde… vielleicht würde ich daran zerbrechen. „Helena, ich…“, begann sie, doch dann brach sie ab, schluckte etwas hinunter, als ob es ihr schwer viel zu sprechen. Etwas neugierig sah ich sie an, fragte mich, was sie mir sagen wollte, denn ich hatte keine Idee. „Ich hab dich angelogen.“ Geschockt sah ich meine Schwester an, denn ich konnte nicht glauben was sie da gerade gesagt hatte und in welchen Zusammenhang ich das sehen sollte. Wann hatte sie mich angelogen? Worüber? Weshalb? Mein Herz tat weh und ich konnte nicht glauben, dass meine Schwester sowas tun würde. Ich wusste das Katherine nicht ehrlich war und das sie schrecklich sein konnte, aber sie war doch meine Zwillingsschwester. Wir waren Zwillinge, wir hielten immer zueinander, es gab keine Geheimnisse bei uns. Es war sie und ich. Das waren ihre Worte gewesen, wie auch meine, unsere. Nichts sollte uns zerstören. „Wegen Elijah. Er hat dich wirklich geliebt. Ich hab dich angelogen, das was ich gesagt habe, es stimmte vom Inhalt, aber er wollte das alles tun, weil er dich geliebt hat. Ich hab es nur so ausgelegt, dass das was euch verbunden hat nicht echt war.“ Ihr und mir rannten Tränen übers Gesicht und wir standen uns dann wieder gegenüber. Doch diesmal wusste ich, dass es nichts gab, was das so einfach reparieren konnte, das es vielleicht nie mehr so sein würde wie früher. „Wieso hast du das getan?“, fragte ich voller Schmerzen, denn in diesem Augenblick verlor ich meine Schwester. Ich konnte es fühlen. „Ich wollte dich nicht verlieren.“ Die Tränen ließen sich nicht verbannen. „Das hast du gerade.“ Und ich lief weg, vielleicht für immer und doch etwas entgegen, das sie mir genommen hatte und uns jetzt entzweite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)