Blick in unsere Zukunft von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 2: Die Tragödie ----------------------- Kapitel 2: Die Tragödie „Man erkennt die Natur erst dann, wenn man versteht warum ein Kind seinen Eltern bei jeder Karussellrunde zuwinkt, und warum die Eltern jedes Mal zurückwinken.“ (William D. Tammeus) Gideons Sicht: Nie war mir etwas leichter gefallen, als mit dieser Frau zu reden, diesem Mädchen, das meine Mutter war. Es war eigenartig, sie war jünger als ich, viel jünger, aber das interessierte mich nicht. Sie hörte mir einfach nur zu und egal was ich sagte, ihr von mir erzählte, sie bat mich weiter zu erzählen, ihr jede Einzelheit zu verraten und ich hatte das Gefühl, sie überhaupt gar nicht enttäuschen zu können. Alles was ich erlebt hatte, schien ihr wichtig zu sein und ich betete darum, dass sie mich lieben würde. Natürlich hatte Finn und jeder seiner Geschwister mir versichert, dass sie mich geliebt hatte, aber das war tausend Jahre her, zumindest für mich, nicht für sie. Dennoch, ich war nicht einmal ihr richtiger Sohn und ich hatte gesehen, wie Niklaus aufgrund dieser Tatsache behandelt wurde. Tatia oder Elena, wie sie wirklich hieß, hörte mir zu und schien sich für alles zu interessieren. „Wir kamen in das neue Dorf und dort traf ich das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte, bis heute“, verriet ich ihr. Es fiel mir gar nicht schwer von Kyra zu erzählen. Das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Meist war es das auch, nur nicht bei ihr. „Sie hatte blonde wild gelockte Haare und dunkelblaue Augen, wie das Meer. Ich traf sie auf dem Markt, wo sie Obst und Gemüse gegen Fleisch und Fisch eintauschte. Irgendwie war ich wie verzaubert und folgte ihr, dabei versteckte ich mich wie ein kleiner Junge immer wieder hinter den Ständen. Das brachte gar nichts, sie bemerkte mich dennoch.“ Tatia, meine Mutter, sie strich über meinen Handrücken und brachte mich so dazu, einfach weiterzusprechen. „Ihr Name war Kyra und sie hatte noch zwei jüngere Schwestern. Sie lebten mit ihrer Mutter zusammen und pflanzten Gemüse, Obst und Kräuter an. Wir verliebten uns ineinander und ich wollte nicht mehr weiterreisen. Deshalb bauten wir dort ein Haus und ich heiratete sie. Sie war so wunderschön mit einem Blumenkranz in ihrem Haar und dem rosanen Kleid was sie trug. Wir bekamen einen Sohn, den ich Damon genannt hatte.“ Überrascht sah sie mich an. Sie wusste woher der Name stammte und ich hatte jeder Erzählung gelauscht. Wenn es ein Mädchen gewesen wäre, hätte ich sie natürlich nach ihr benannt, aber weitere Kinder waren nicht gekommen, dafür war keine Zeit mehr gewesen. Ich atmete tief durch und begann die schrecklichste Episode meines menschlichen Lebens wiederzugeben. „Wir waren alle zusammen gewesen. Finn, Elijah, Niklaus, Kol, Rebekah, Kyra, Damon und ich. Ich war nie glücklicher, als zu dieser Zeit gewesen, besonders als Kyra mir erzählte, das sie wieder schwanger war. Doch dann kam Mikael, auf der Suche nach Niklaus, um ihn zu töten, zweifellos. Ich weiß nicht mehr was geschehen ist, wie genau das passieren konnte, aber ich glaube… sie stand einfach in der Schusslinie. Rebekah hatte Damon in den Armen und verschwand bereits mit ihm, als sie Mikael sah. Ich erinnere mich noch daran, wie sie in meinen Armen lag, blutüberströmt. Es gab nicht einmal sowas wie letzte Worte für uns und ich… ich…“ Es war schwer zu sagen. Ich erinnerte mich so deutlich daran, an ihren leblosen Körper und ihr Haar war so schön wie immer. Ich hatte es berührt dadurch gestrichen und es mit meinen Händen blutrot gefärbt. Tatia nahm schlang ihre Arme um mich und sagte kein Wort, hörte einfach zu. „Ich war einfach voller Hass und zum ersten Mal, wusste ich nicht, wie ich dafür Vergebung aufbringen sollte. Es schien mir so unmöglich. Mikael wurde getötet, natürlich nicht für lange, aber es gab uns die Zeit zu fliehen, zusammen mit Kyras toten Körper. Ich vergrub ihn an ihrem Lieblingsort, auf einer Blumenwiese, wo ich ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Aber ich war immer noch voller Hass und konnte nicht loslassen. Ich wollte etwas tun und mich rächen. Ich bat Niklaus mich zu verwandeln, da ich glaubte, er würde mich verstehen, doch er weigerte sich. Ich bat sie alle darum und schlussendlich war es Kol, der mir das Blut gab. Du musst wissen, obwohl ich viel Zeit mit Kol verbracht habe, hatte ich immer das Gefühl, das er mich irgendwie hassen würde. Er sah mich so an, das ich manchmal diesen Gedanken hegte.“ Erst später verstand ich Kol, seinen Schmerz und das einen einfach alles an einen geliebten Menschen erinnern konnte, wenn die Liebe nur groß genug gewesen war. Bei mir war es so gewesen. „Ich wurde ein Vampir und ich trainierte. Der Hass trieb mich an und ich begab mich so oft in Gefahr, tötete Mikael mehrere Male, doch der Schmerz wollte einfach nicht vorüber gehen. Alle versuchten mich zur Vernunft zu bringen, aber am Ende konnte ich erst dann loslassen, als mein Sohn zum ersten Mal anfing zu sprechen. Er sagte nicht meinen Namen oder einen der anderen, sondern sagte „Mama“. Er fragte nach ihr und ich glaube nicht einmal bei ihren Tod hatte ich bitterlicher geweint. Danach sah ich ihn aufwachsen und bis er eine Familie hatte, ließ ich ihn nicht aus den Augen. Damit das alles nicht noch einmal passierte, ging ich, zusammen mit Finn und Kol zog ich weiter.“ Das war schrecklich gewesen, doch ich hatte gewusst, dass es das Beste sein würde. Ich hatte meinen Sohn nie wiedergesehen, doch ich wusste, dass es ihm gut ging. Später, nachdem er gestorben war, besuchte ich sein Grab und ich wusste es gab Kinder und Enkelkinder. „Ich war schrecklich. Zu dieser Zeit war ich einfach grauenvoll gewesen.“ Jetzt war es sie, die meine Tränen wegstrich und mich wieder auf die Stirn küsste und ich fühlte mich tatsächlich wie ein kleiner hilfloser Junge, der seiner Mutter von einem Albtraum erzählte. „Nein, warst du nicht. Es ist verständlich und niemand kann dir deswegen einen Vorwurf machen. Du hast das verloren, was du geliebt hast und dieses Gefühl will niemand erleben und keiner könnte sagen, dass er anders handeln würde“, sprach sie versöhnlich. Ich zwang mich zu einem Lächeln, das wohl sehr gequält aussehen musste. „Ich nehme an, Mütter müssen sowas sagen“, meinte ich. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wie es war, eine Mutter zu haben. Natürlich wusste ich von Finns Erzählungen alles über sie und wie sie mit mir umgegangen war, doch ich hatte keine eigenen Erinnerungen an sie. „Nein, müssen sie nicht. Ich sage es dir, weil das was du erlebt hast grauenvoll ist, aber es ist nicht deine Schuld und dein Hass ist verständlich. Außerdem hast du am Ende richtig gehandelt und das ist es worauf es im Leben ankommt. Es geht nicht um die Fehler die wir begehen, sondern darum sie wieder gut machen zu können, etwas hinzuzufügen, das dem Schlechten jegliche Kraft entnimmt“, verriet sie mir und ein wenig ungläubig sah ich sie an. War sie wirklich nur so alt, wie sie aussah oder hatte sie auch tausend Jahre Erfahrung hinter sich? Das erstere war gerade sehr schwer vorstellbar. Von unten kam ein Geräusch und sofort stand ich von Tatias Bett auf, auf das wir uns gesetzt hatten. War dieser Typ zurück gekehrt, der sie umbringen wollte. Tatia, nein meine Mutter… sie nahm meine Hand und zog mich mit nach unten, wusste anscheinend, wer da gekommen war und sie nahm mich mit. Wie versteinert sah ich allerdings die ganze Zeit auf unsere Hände. Ich fühlte mich geborgen und wenn ich an ihre Worte dachte, dann auch ganz einfach gut. „Gideon“, sagte sie meinen Namen und ich sah auf. „Darf ich dir meine Brüder vorstellen, Damon und Jeremy. Leute, das ist mein Sohn, Gideon.“ Mein Sohn. Sie sagte mein Sohn und ich wurde wohl noch nie besser vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)