Ketten von ZerosWolf ================================================================================ Prolog: Wochenmarkt ------------------- Noch regte sich nichts auf den Straßen Magnolias. Ein leichter Herbstnebel bahnte sich seinen Weg durch die Gassen und sammelte sich über dem Kanal in der Strawberry Street. Das Wasser lag still, nicht einmal ein Windhauch wagte es, die Nachtruhe zu stören. Bis auf einen Wecker, in einer kleinen Obergeschosswohnung, der einer jungen Frau sagte, dass es Zeit zum Aufstehen war. Flink hatte diese den Apparat zum Schweigen gebracht. Sie durfte ihre Vermieterin nicht wecken. Sie selbst bevorzugte es, den Tag langsam anzugehen. Aber an diesem nebelverhangenen Morgen huschte sie schnell wie ein Eichhörnchen unter ihrer Bettdecke hervor. Ein Schauder durchfuhr sie, als ihre nackten Füße den blanken Holzfußboden berührten. Die Wärme des Holzofens hatte sich in der Nacht verflüchtigt und dem Frost des Spätherbstes Platz gemacht. Auch wenn die Verlockung groß war, wieder ins warme Bett zu kriechen und noch ein paar Stunden zu schlafen, entschied sie sich dennoch aufzustehen. Denn Lucy Heartfilia hatte Pläne so früh am Morgen. „Was soll denn der Krach?“, fragte plötzlich eine männliche Stimme aus Richtung ihres Sofas und erschreckte die Stellargeistmagierin fast zu Tode. Schnell hielt sie sich die Hand vor den Mund, denn ihr spitzer Überraschungsschrei konnte auch außerhalb der Hauswände gehört werden. Mit angehaltenem Atem lauschte sie in die Stille hinein, doch sie konnte kein Anzeichen finden, dass ihre Vermieterin aufgewacht war. Erleichtert, aber auch wütend, wanderte ihr Blick zu dem jungen Mann, der unter einer Wolldecke auf ihrem Sofa zum Vorschein kam. Neben ihm saß sein blauer Kater und rieb sich die Augen. „Was hast du hier zu suchen, Natsu?“, zischte Lucy scharf und ihre braunen Augen funkelten vor Zorn. „Uns war langweilig, da wollten wir dich besuchen.“, erklärte ihr Teampartner leise. Ob er sie einfach nur nachahmte oder ihr Zorn ihn leise werden ließ, konnte Lucy nicht feststellen. „Aye!“, rief Happy bestätigend. „Aber du hast schon geschlafen.“ „Sei leise!“, fuhr Lucy den Kater an. „Wenn meine Vermieterin aufwacht, kriege ich Ärger!“ „Du bist grad' die Lauteste.“, bemerkte Natsu und tätschelte Happy auf den Kopf. Lucy hätte am liebsten etwas darauf erwidert, schluckte die bissigen Worte, die sie niemals hätte leise herausbringen können, jedoch herunter und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Und dann habt ihr beschlossen hier zu übernachten?“, fragte sie und Ärger schwang in ihrer Stimme mit. Auch wenn sie gemeinsam ein Team bildeten, Natsu war immer noch ein Mann und das hier die Wohnung einer Frau. Sie wusste, dass der Rotschopf in dieser Beziehung nicht so harmlos war, wie er einem weismachen wollte. Die unzähligen Versuche, den Frauen in den Umkleiden hinterherzuspionieren, die er mit diversen anderen männlichen Gildenmitgliedern unternahm, waren ihr nicht verborgen geblieben. „Eigentlich wollten wir warten bis du wieder aufwachst.“, erklärte Happy. „Aber dann ist Happy eingeschlafen.“, knüpfte der Dragonslayer an. „Da hab ich mich mit ihm unter die Decke gelegt und bin wohl selbst weggeratzt.“ Verlegen kratzte er sich am Kopf. Unverständig seufzte Lucy. Was hatte sie erwartet? Egal wie oft sie es den beiden Querköpfen verbot ihre Wohnung ohne ihre Erlaubnis zu betreten, es hatte ja eh keine Wirkung. Auch wenn ihr bis heute schleierhaft war, wie ihre Freunde bei verschlossenen Türen und Fenstern in ihre Wohnung kamen. „Dann könnt ihr ja jetzt nach Hause gehen und da weiter schlafen.“, schlug sie ihren ungewollten Gästen vor. „Aber dein Sofa ist so schön warm und bequem.“, protestierte Happy. „Außerdem bist du doch jetzt wach!“, grinste Natsu und fing sich einen finsteren Blick von seiner Partnerin ein, da er zu laut gesprochen hatte. Diese ging unbeeindruckt zu ihrem Kleiderschrank. „Ich habe aber schon Pläne für heute.“, erklärte sie und öffnete die schweren Holztüren. Der Schrank war noch echte Massivholz-Qualitätsarbeit. Auf solche Details legte sie großen Wert. „Was hast du denn vor, dass du so früh aufstehen musst?“, fragte Natsu und gähnte hinter hervorgehaltener Hand. „Heute ist Wochenmarkt auf dem Platz vor der Kathedrale.“, erklärte Lucy und wählte eine Jeans. Sie brauchte nur etwas, um einkaufen zu gehen. Kein Grund sich zu stylen. So früh am Morgen würde sie schon keinem begegnen, der Interesse an ihrem Aussehen haben konnte. Ihr Mister Right ging nicht auf Wochenmärkte. „Der ist doch den ganzen Vormittag.“, bemerkte Natsu. Lucy wunderte sich, dass ihr Teampartner davon wusste. Andererseits musste auch dieser selbst für seine Nahrung sorgen. Da Lucy ihn jedoch meistens in der Gilde essen sah war ihr nie der Gedanke gekommen, er würde einkaufen gehen. „Einmal im Monat kommt aber jemand mit besonders guten Waren auf den Markt.“, erklärte Lucy und zog einen langen Strickpullover in rosa aus einem Stapel aus säuberlich zusammengelegten Oberteilen. „Um davon etwas abzubekommen muss man früh aufstehen.“ Sie drehte sich zu Natsu und Happy und verschränkte ungeduldig die Arme. Sie wollte sich endlich anziehen. Ihr Pyjama konnte die Raumtemperatur nicht angenehmer machen. „Ach, sojemanden gibt es?“, fragte Natsu verblüfft. „Ja.“, entgegnetet Lucy drängend. „Und wenn ihr nicht bald verschwindet, ist alles verkauft, wenn ich da ankomme.“ „Wir halten dich nicht auf.“, meinte Happy und Natsus Augen blitzten erwartungsvoll. Dachte er etwa ernsthaft, Lucy würde sich vor seinen Augen umziehen? Das Bad war zu unsicher, der dünne Vorhang konnte sie nicht vor diesem Spanner schützen. Ihr blieb nur die Installation einer Wache in Form ihrer Vertragspartner. „Öffne dich, Tor zum Steinbock: Capricorn!“, beschwor Lucy den treuen Geist, der schon ihrer Mutter gedient hatte. Dieser erschien sogleich, das perfekte Bild eines Butlers, wie Lucy ihn selbst in ihrem Leben als reiche Tochter nie treffen durfte. Wenn nur die Hörner und Hufe nicht wären. „Wie kann ich euch heute dienen, Fräulein Lucy?“, fragte Capricorn und verbeugte sich leicht. „Halte bitte Natsu in Schach, während ich mich im Bad umziehe.“, erklärte seine Beschwörerin den Auftrag. Der Ziegenbock verbeugte sich als Zeichen, dass er verstanden hatte. „Und bitte seid leise.“, fügte sie noch hinzu, bevor sie den Vorhang soweit zuzog wie möglich. „Du schummelst!“, beschwerte sich Natsu, doch Lucy reagierte nicht auf ihn. Mit dem sicheren Gewissen, dass sie ihrem Stellargeist vertrauen konnte, begann sie, die Kleidung zu wechseln. Sie schloss gerade ihren Büstenhalter, als sie hinter sich Happy hörte: „Heute trägt sie gelb!“ Dieser blöde, kleine Kater! Dieser blöde, lüsterne Feuerschopf! Da hatte doch Natsu Happy zum auskundschaften ihrer Unterwäsche geschickt! Nur mit Mühe gelang es Lucy, nicht nach den diversen Cremedöschen auf ihrer Ablage zu greifen und sie nach dem Blauling zu werfen. So schnell sie konnte schlüpfte sie in Jeans und Pullover und Riss den Vorhang zur Seite. „Natsu!“, zischte sie gefährlich. Wie konnte er nur! Was hatte er davon? Warum interessierte ihn das überhaupt? Aber wenn sie an den Gildenmeister und diverse weitere Gildenkollegen dachte, kam sie zu dem Schluss, dass das eine Männerkrankheit sein musste. „Du bist echt merkwürdig.“, kommentierte Natsu gelassen. „Wir sind doch Kameraden, da stellt man sich doch nicht so an.“ Am liebsten hätte Lucy ihm das Grinsen mit einer deftigen Backpfeife vom Gesicht gewischt. Aber so weit würde es nicht kommen. Sie würde nicht die Fassung verlieren. Ihr Teamkollege wusste einfach nicht, was Taktgefühl war. Auch wenn er sich wie ein Kind benahm, zählte er doch zu den Erwachsenen. Es machte also keinen Sinn, ihm die Bedeutung von „Scham“ beizubringen. Aber er musste irgendwie dafür leiden. Ein Plan schoss ihr sogleich in den Kopf. „Dafür“, sagte sie mit Nachdruck, „wirst du jetzt mitkommen und mir die Taschen tragen.“ Ohne auf seine Reaktion zu warten zog sie sich einen warmen Mantel über und griff nach ihrer roten Handtasche. „Los jetzt! Ich hab's eilig!“ Auffordernd stand sie mit verschränkten Armen an der Tür. Ihr Blick ließ keine Widerrede zu. „Dann werde ich heute nicht mehr benötigt?“, fragte Capricorn. Unter normalen Umständen hätte er seine Meisterin begleitet und ihre Einkäufe sicher nach Hause gebracht. „Nein, du hast heute frei.“, lächelte Lucy. „Sehr wohl.“, entgegnete der Ziegengeist und verschwand in einer kleinen Rauchwolke. Nachdem diese sich verzogen hatte fiel Lucys Blick auf Natsu, der noch immer ungerührt auf dem Sofa saß. Happy hatte sich auf der Lehne niedergelassen. Anscheinend wusste ihr Freund jedoch, was gut für ihn war und mit einem Murren erhob er sich. Immer leicht bekleidet, es musste unglaublich angenehm sein, sich bei der Kleiderwahl nicht um Temperaturen scheren zu müssen. Den Weg zum Markt legten sie schweigend zurück. Selbst Happy schien von der Stimmung, die der Nebel in den Straßen verbreitete, beeinflusst und ließ sich von Natsu auf den Schultern tragen. Ein aufregendes Kribbeln spielte in Lucys Bauchgegend. So musste sich der Hauptcharakter in einem Gruselroman fühlen. Da kam ihr doch gleich eine Idee für ihr nächstes Schriftstück und ein selbstzufriedenes Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Hast du keine Angst überfallen zu werden?“, fragte Natsu plötzlich. Lucy sah zu dem Feuermagier zu ihrer Rechten. In der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht sehen. „Ich habe doch eine zuverlässige Eskorte.“, neckte sie ihren Partner. „Und wenn wir nicht dabei wären?“ War das Sorge, die da in seiner Stimme mitschwang? Ach was, sie musste sich verhört haben. Natsu machte sich nie um irgendetwas Sorgen. Er wurde nur tierisch wütend, wenn es jemandem nach einem Kampf besorgniserregend schlecht ging, aber wirklich besorgt – nein, so hatte Lucy den jungen Mann noch nie gesehen. „Ich nehme für gewöhnlich Capricorn und Loki mit.“, erklärte sie. „Die Zwei schrecken jeden ab, der mir zu nahe kommt.“ Bei der Vorstellung der beiden Stellargeister in schwarzen Anzügen musste sie grinsen. Hatte das Bild der beiden Kämpfer neben ihr doch etwas von Bodyguards, die einen Star beschützen. Natsu schien mit der Antwort zufrieden. Auf jeden Fall sagte er nichts mehr und schwieg, bis sie den Marktplatz erreichten. Für die frühe Stunde herrschte hier bereits reger Betrieb. Ein paar Stände lagen noch in Einzelteilen da, manche Händler werkelten gerade an ihren Aufbauten und nur drei Buden hatten schon mit dem Verkauf begonnen. Diese drei galten als die Könige des Wochenmarkts. Hier kaufte die Creme de la Creme der Küchenchefs die Waren für ihre Restaurants. Und nun würde sie, Lucy Heartfilia, den Kampf aufnehmen, um das Beste vom Besten zu ergattern. Durch die Menschenmassen vor den offenen Ständen konnte sie nicht sehen, welche Bude welchem Händler gehörte. Hier musste ihr Gehör Abhilfe schaffen. Die Verkäuferin, die sie suchte, begleitete ein ganz besonderes Geräusch. Wenn nur die Käufer nicht so laut wären! „Warum klirren denn hier Ketten?“, fragte Natsu und sah sich nach der Quelle des Geräusches um. Aber natürlich! Natsus feines Gehör konnte niemand überbieten. Lucy brauchte nur ihrem neugierigen Partner folgen, der sie zu dem Marktstand führte, der sich von ihnen am weitesten entfernt befand. Mehrere Personen stritten sich vor ihm um die Ware. Ohne die Verkäuferin zu beachten diskutierten sie über Qualität und Preis, als wollten sie sich die Auslagen gegenseitig verkaufen. Lucy brauchte nur dicht hinter Natsu bleiben und sich dann an ihm vorbei zwängen, um einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen. Der Feuermagier hatte einfach die Menge gespalten, ohne dass diese sich groß um ihn kümmerte. „Guten Morgen!“, grüßte Lucy die Frau hinter den Auslagen. Diese hob gerade eine Kiste mit Äpfeln auf das aufgebockte Holzbrett, das sie als Tresen verwendete, erblickte Lucy und nickte knapp. Außer zum Handeln führte die Dame, die geschätzte dreißig Jahre zählte, keine Konversation. Lucy hatte es schon so oft versucht, doch die Frau schwieg eisern. Dabei hatte die Stellargeistmagierin so viele neugierige Fragen an diese ungewöhnliche Person. „Trägt die ernsthaft Ketten als Schmuck?“, hörte Lucy ihren Teamkollegen spöttisch sagen. Sie verspürte erneut den Drang ihm eine zu pfeffern. Diese Frau zu beleidigen bedeutete Preise, die Lucy sich nicht leisten konnte. Also tat sie so, als würde sie Natsu nicht kennen und besah sich die Auslage. Nicht, dass sie sich nicht auch über die Ketten wunderte. Jeweils ein stabiler Eisenring schlang sich um Hals, Hand- und Fußgelenke. Die an ihnen befestigten Ketten führten verblüffender Weise nach oben und verschwanden etwa dreißig Zentimeter später im Nichts. Als wären sie nicht da. Aber bei jeder Bewegung der Händlerin klirrten sie und wenn man die Frau genauer betrachtete, kam man zu dem Schluss, dass diese die Ketten nicht abnehmen konnte. Ihre gesamte Kleidung war so geschnitten, dass sie nicht mit den Fesseln in Kontakt kam. Lucy fragte sich, ob die Frau wohl fror, denn sie trug weder lange Ärmel – nur ein ellenbogenlanger Umhang – noch eine Hose – dafür einen knielangen Wickelrock – geschweige denn Schuhe. Barfuß lief sie hinter dem Stand herum. Das ganze Jahr über trug sie die gleiche Kleidung, lediglich Farbe und Stoff änderten sich. Stoff. Das erinnerte Lucy daran, dass sie sich an einem Kissenbezug versuchen wollte. Die Jetzigen fielen der häufigen Nutzung durch ihre Besucher zum Opfer. Zum Glück konnte man auch dieses an diesem Stand bekommen. „Hey Lucy! Die Frau ist seltsamer als du!“, lachte Natsu und stieß Lucy an. Vorsichtig lugte die Blondine zu der soeben Beleidigten hoch. Deren Augen hatten einen missfallenden Ausdruck, als sie zu dem jungen Mann hinter ihrer Kundin sah. Spitz zulaufende Augen, wie Natsus, nur eine andere Farbe. Violette Augen, wie Amethyste, zu weißen Haaren. Gruselig. „Kannst du dich nicht einmal zusammenreißen?“, schimpfte Lucy mit dem Feuermagier. „Musst du immer gleich beleidigend sein?“ Die Wut kochte in ihr. Wenn das so weiter ging, würde sie bestimmt Standverbot bekommen! Das wäre eine Katastrophe! „Entspann dich.“, sagte zu ihrer Überraschung die Händlerin. „Ich höre das oft, da mache ich mir keine Gedanken mehr drüber.“ Sie warf den noch immer zankenden Köchen einen mitleidigen Blick zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Lucy, Natsu und Happy kommen ließ. „Was brauchst du heute?“, fragte sie geschäftlich. „Ich kann die Äpfel empfehlen. Frisch vom Baum. Der Regen in diesem Sommer hat sie wunderbar saftig gemacht.“ Als die Sonne über den Bergen Magnolias aufging, befanden sich Lucy, Natsu und Happy auf dem Weg zurück zu Lucys Wohnung. Der Nebel hatte sich verzogen und eine herrliche Frische lag in der Luft. Es versprach ein goldener Herbsttag zu werden. Gut gelaunt schlenderte Lucy die Strawberry Street wie immer am Kanalrand entlang. Doch heute hatte sie nicht Plue, sondern Natsu und Happy an ihrer Seite. Der Rotschopf und die Katze hatten schwer an den Einkaufstaschen zu schleppen. Damit es den Beiden auch ja eine Lehre war, hatte Lucy die Händlerin gebeten, jede Ware in einzelne Tüten zu verpacken. Amüsiert sah sie zu wie Natsu den Berg aus Taschen balancierte. „Lass bloß nichts fallen!“, mahnte sie grinsend. „Dann nimm mir was ab!“, beschwerte Natsu sich. Er musste einen Ausfallschritt nach Rechts machen, um zu verhindern, dass der Stapel zusammenbrach. „Dann wäre es ja gar keine Strafe mehr.“, neckte Lucy. Sie hatten ihre Wohnung erreicht und sie schloss die Haustür auf. „Ab nach oben mit euch!“ Widerwillig erklomm Natsu die Stufen zum Ende des Martyriums. Endlich in Lucys Wohnzimmer stellte er die Einkaufstaschen einfach auf dem Tisch ab. Happy landete mit seiner Tasche auf dem Couchtisch. Natsu nahm wieder seinen Platz auf dem Sofa ein. „Ihr braucht es euch gar nicht gemütlich zu machen.“, sagte Lucy streng. Kaum zu glauben, wie der Dragonslayer sich anstellte! Im Kampf zeigte er Ausdauer wie sonst keiner, aber die paar Taschen tragen waren dem feinen Herrn wohl zu viel. Ungläubig schüttelte Lucy den Kopf und begann ihre Einkäufe wegzupacken. Die vier Tüten Äpfel legte sie besonders gut weg. Die Händlerin hatte ihr ein Rezept für Apfelkuchen gegeben, dass sie unbedingt nachbacken musste. „Diese Frau.“, murmelte Natsu. „Sie kommt mir bekannt vor.“ Überrascht sah Lucy zu ihrem Partner. Ein solch nachdenkliches Gesicht konnte man selten bei ihm sehen. Es war schon wunderlich genug, dass er überhaupt nachdachte. „Sie heißt Narcy und hat einen Hof mit einer Apfelplantage.“, erklärte Lucy. „Aber niemand weiß, wo dieser Hof liegt.“ Sie zuckte mit den Schultern und nahm sich einen Apfel. Nach dem Lob der Züchterin musste sie testen, ob die Frucht wirklich so gut war. Er sah ja gut aus, wohl geformt mit einer satten, roten Farbe. Erwartungsvoll biss sie in das Kernobst und wurde von ihrem Geschmackssinn überwältigt. Narcy hatte nicht gelogen. Happy kam zu ihr und wollte auch einen Apfel. Gnädig gab sie ihm einen, immerhin hatte der Blauling ja nur Natsus Anweisungen befolgt. „Wenn ich nur wüsste woher ich sie kennen.“, überlegte Natsu laut und raufte sich den Kopf. „Ich habe das Gefühl, dass es wichtig ist!“ Mitleidig sah Lucy zu ihrem Teamkollegen. Es schien ihn wirklich sehr zu beschäftigen. Sie wünschte, sie könnte ihm weiterhelfen, jedoch hatte sie bereits alles gesagt, was die Blondine über die Frau mit dem Ketten sagen konnte. „Frag sie doch das nächste Mal.“, schlug Happy schmatzend vor. „Sie kommt ja jeden Monat.“ „Das ist sehr lange hin.“, schmollte Natsu. Lucy hatte fast Mitleid mit ihm und entschied sich, ihm auch einen Apfel zu geben. Mit einem „Fang!“ warf sie das runde Obst dem jungen Mann zu. Dank seiner guten Reflexe fing er dieses trotz seiner Überraschung. Fragend sah er kurz zu Lucy, dann zu dem Apfel und schnupperte an der roten Frucht. Zögerlich biss er ein kleines Stückchen ab, hielt dann kurz inne, mit einem sichtlich verblüfften Gesichtsausdruck, bevor er den Apfel in weniger als einer Minute komplett verschlang. Nur der Strunk mit dem Kerngehäuse blieb über. „Krieg ich noch einen?“, fragte er breit grinsend. „Auf gar keinen Fall!“, bestimmte Lucy und schloss den Schrank ab, in dem die Äpfel lagerten. Sie hatte sich angewöhnt alle Schränke abzuschließen, vor allem, wenn sie Lebensmittel enthielten. Natsu schreckte nicht davor zurück alles zu plündern. „Natsu, du magst doch gar keine Äpfel.“, bemerkte Happy, der zu seinem Ziehvater gelaufen war. Dieser leckte sich gerade den Apfelsaft von den Fingern. „Eigentlich nicht.“, bemerkte dieser, anscheinend von sich selbst überrascht. „Aber dieser war irgendwie lecker.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)