Wilde Rose von Avialle ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 ----------------- Ein weiterer TwoShot von mir Die Idee dazu kam mir im Deutschunterricht, als unsere Lehrerin ein Zitat von Schiller brachte Welches das ist werdet ihr erst im zweiten Teil erfahren, Mutmaßungen werden aber gerne gelesen^^ Dies hier ist mehr der Vorlauf zur eigenen Geschichte. Richtig ab geht es erst im zweiten Teil Irgendwo im mittelalterlichen Japan rastete eine Gruppe. Ein kleiner, grüner Kappa briet sich einen Fisch über dem Feuer, den er im nahe gelegenen Fluss gefangen hatte. Unweit von ihm entfernt lag ein zweiköpfiger Drache im hüfthohen Gras und döste vor sich hin. Von ihrem gemeinsamen Herrn fehlte jede Spur, auf der Wiese war niemand sonst zu sehen. Die fehlende Person befand sich ein paar Kilometer weiter nördlich an einem Waldrand. Dort saß er an einen Baum gelehnt, das Gesicht der Sonne zugewandt, die goldenen Augen hinter den geschlossenen Liedern verborgen. Wenn man den silberhaarigen DaiYoukai so sah, konnte man meinen er schliefe – was jedoch nicht der Fall war. Er genoss lediglich die warmen Strahlen der Sonne, die mit jedem Tag stärker wurden. Es war ein langer und harter Winter gewesen, umso schöner war nun der Frühling. Um ihn herum herrschte Stille, was er sehr genoss. In dieser abgelegenen Gegend lebten kaum Menschen, die seine Ruhe hätten stören können und die Youkai machten einen großen Bogen um ihn. Sprich, nichts konnte ihn stören. Schließlich öffnete er doch seine goldenen Augen. Der Mittag wäre bald vorüber. Wo sollte er als nächstes hingehen? Er hatte kein wirkliches Ziel. Seitdem Naraku Geschichte war und Rin im Dorf bei seinem Halbbruder lebte, war er in einen Trott gefallen. Nachts rasten, weil es sein geschrumpftes Gefolge brauchte, Tagsüber scheinbar ziellos umherwandern, so sahen seine Tage aus. Er hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, auf sein Schloss zurückzukehren, doch konnte er diesem Gedanken partout nichts Positives abgewinnen. Sesshomaru entschied, dass es Zeit war, wieder zu Jaken und Ah-Uhn zu gehen. So erhob er sich in einer eleganten Bewegung und setzte sich in Bewegung. Der Wind blies in seinen Rücken und trug einen Geruch mit sich, der ihn augenblicklich innehalten ließ. Ein Hauch von Rose und noch etwas anderes… Blitzschnell wandte er sich um, sah in den Wald vor sich und atmete tief durch. Dann lief er los. Nahe eines kleinen Baches, mitten im Wald, stand eine kleine Hütte. Nicht viel besser als die Hütte eines armen Bauern, doch der Besitzerin genügte sie vollkommen. Im Winter war es zu kalt, im Sommer zu warm in der Hütte, doch das kümmerte sie ebenso wenig. Das war ihr zu Hause und ihr machten die Temperaturen nicht annähernd so viel aus wie einem Menschen. Es war Mittag und mit einem unguten Gefühl in der Magengrube schöpfte die junge InuYoukai mit einem Eimer Wasser aus dem Bach und brachte es in die Hütte, um sich einen Tee zu kochen. Während ihre letzten Kräuter des vergangenen Jahres im heißen Wasser zogen, verließ sie ihre Hütte wieder. Immer noch mit diesem unguten Gefühl machte sie sich wie jeden Tag auf die Suche nach ihrem Mittagessen. Großen Hunger hatte sie nicht, sie würde also nicht lange brauchen. Nur dieser Tag war nicht wie jeder Tag und sollte ihr Leben in entscheidende Bahnen lenken. Der Wind jagte durch den Wald und wirbelte ihre Haare auf. Unwohl runzelte sie die Stirn und wandte ihr Gesicht in Richtung des Windes. Leise flüsterte sie „Was bringst du mit dir, was mich so bedrückt, hm?“ Der Wind verschwand und ihr wurde flau im Magen. Schnell drehte sie sich um und ging zurück in die Richtung, aus der sie kam. Als Youkai brauchte sie nicht jeden Tag Nahrung und bei ihrem Gefühl … da verzichtete sie lieber einen Tag. Kaum auf der kleinen Lichtung – oder was irgendwann mal eine werden wollte – angekommen, zuckte ihr Kopf gen Süden. Ihr gesamter Körper spannte sich an und sie war unfähig sich zu rühren. Ihr Blick fiel auf die Gestalt, die aus dem Schatten des Waldes heraus auf sie zu trat. Vom Schock gelähmt war sie unfähig der Stimme in ihrem Kopf zu gehorchen, die schrie das sie fliehen sollte. Fliehen vor dem silberhaarigen Inu, der einen halben Kopf größer war und vor allem eines ausstrahlte: Gefahr. Wieder zog etwas Wind auf und trug seinen Geruch zu ihr. Sie erkannte den Geruch sofort, obwohl sie dem Mann zum ersten Mal in ihrem Leben begegnete. Er schoss zwischen den Bäumen hindurch, immer ihrem Duft nach. Doch die letzten Schritte, die ihn zu ihr bringen würden, ging er betont langsam. Sein kalter Blick musterte die Frau vor sich, eine InuYoukai wie unschwer zu erkennen war. Hüftlanges, silbernes Haar fiel ihr in wilden Kaskaden den Rücken herab. Klare, grüne Augen starrten ihn geschockt an. Sein Blick wanderte weiter über sie. Ihr Körper wurde von einem leichten Kimomo bedeckt, von dem er nicht sagen konnte, ob er einfach nur braun war oder vor Dreck so erschien. Trotz ihrer alles in allem eher ungepflegten Erscheinung hatte sie ohne es zu wollen soeben einen wichtigen Platz in seinem Leben eingenommen. Sein Blick ging zu ihren bloßen Füßen, dann zu ihren Händen. Die Youkai schien im Wald zu leben und abgehärtet zu sein. Augenblicklich missfiel ihm der Gedanke, dass sie hier auf sich allein gestellt lebte. Nachdem er seine Musterung beendet hatte, ging sein Blick wieder nach oben und suchte ihre Augen. Da er sich nicht gerührt hatte, hatte sie ihn anscheinend auch unter die Lupe genommen. Der geschockte Ausdruck war beinahe verschwunden und machte einer abweisenden Miene Platz, die von vor der Brust verschränkten Armen unterstrichen wurde. „Was willst du hier?“, ihre barsche Frage wurde von einem abweisenden Knurren unterstrichen. „Das solltest du wissen“, war seine einfache Antwort. Die Youkai vor ihm – die offenbar noch recht jung war – bleckte die Zähne „Was?“ „Du solltest es auch spüren“, kaum merklich verengte er die Augen, während die junge Frau zusammen zuckte und er in ihren Augen die Hoffnung schwinden sah, das ihr Treffen Zufall war. Seltsamerweise versetzte es ihm einen Stich im Inneren, derartig abgelehnt zu werden, obwohl sie sich gerade zum ersten Mal trafen. „Ich will es nicht spüren! Geh wieder dahin, wo du her kommst und lass mich in Frieden!“ Mit dieser patzigen Aussage veranlasste sie ihn lediglich dazu, eine Braue hoch zu ziehen. Eisige Stille herrschte zwischen ihnen. Hinter der Stirn der jungen Frau ratterte es unaufhörlich. Da zog sie sich schon so weit zurück, um ja niemandem und am allerwenigsten IHM zu begegnen und er fand sie trotzdem! Verdammtes Schicksal! Wenn sie jemals den Verantwortlichen hierfür treffen würde, konnte der sich auf Ärger gefasst machen! Ihr erster Gedanke war Flucht gewesen, aber ein Blick hatte ihr schnell gezeigt, dass der feine Herr vor ihr um einiges älter und stärker war. Diese Option fiel momentan also flach. Sesshomaru unterbrach die Gedanken der jungen Hündin „Wie ist dein Name?“ Der zuvor etwas entrückte Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwand „Wer will das wissen?“ Seine zweite Braue gesellte sich zur ersten. Nicht nur jung, sondern auch noch frech. Ein resigniertes Seufzen „Ich heiße Nobara. Darf ich nun wissen, wen ich vor mir habe?“ „Sesshomaru.“ Augenblicklich wich jegliche Farbe aus dem Gesicht Nobaras. Bis gerade eben hatte sie gehofft, das ihr vom Schicksal zugeteilter Gatte nur ein höherrangiger Youkai war, aber niemand wichtiges. Mit dem Fürsten der westlichen Länder und dem Inu no Taishou – und somit, genau genommen, auch ihrem Herren – hatte sie nicht gerechnet. Hinter der kalten Maske verfolgte er ihre Reaktion interessiert. Sie schien alles andere als begeistert. „Und was jetzt? Ich bin keine hundert Jahre alt, du wirst mich doch wohl kaum jetzt schon mitnehmen wollen!“ Wenn er sie hier lassen würde, dann könnte sie verschwinden und vor ihm fliehen. Sie wusste zu gut, was sie erwartete, sollte er sich anders entscheiden. Sie würde nicht die geringste Möglichkeit haben zu fliehen. Wahrscheinlich würde er sie auf sein Schloss bringen, wo sie ihm bis ans Ende ihrer Tage treu ergeben sein musste. Was hieß: im goldenen Käfig sitzen, sich immer perfekt benehmen und wie ein Schmuckstück eine Frau schmücken musste, so musste sie es bei ihm tun. Die Krönung des Ganzen wäre, das sie ihm so viele Kinder gebären musste, wie er wollte. Sie hatte, als sie noch nicht alleine im Wald lebte, viele Geschichten gehört. Ihr konnte man nichts vormachen. Das Leben einer Frau an der Seite eines so mächtigen Youkai konnte nur furchtbar sein, ohne irgendwelche Rechte oder die Möglichkeit eigenständig zu Leben und Handeln. Wenn sie sich den Mann vor sich ansah, war ihr auch sofort klar, dass er ihr wohl kaum irgendwelche Freiheiten lassen würde. Dazu war er eindeutig zu stolz. Da sie bereits einige Jahre weit weg von jeglicher Gesellschaft lebte, verriet ihre Körpersprache viel. Zu viel. „Du kommst jetzt mit.“ Nobara biss sich auf die Lippe „Ich-“ Weiter kam sie nicht. Kaum hatte sie den Mund geöffnet, um zu widersprechen, da hatte sie sich schon mit dem Rücken an einem Baum wieder gefunden. Erschrocken schnappte sie nach Luft, was gar nicht so einfach war mit einer Hand um den Hals. In einem verzweifelten Versuch sich zu wehren versuchte sie seine Hand von sich zu lösen, erreichte damit aber nur ein tiefes Knurren seinerseits und einen noch höheren Druck an ihrem Hals. Sie japste nach Luft, keuchte als er näher rückte und sie mit seinem Körper einengte. Er beugte sich zu ihrem Ohr und ihre Nackenhaare stellten sich auf, während er leise raunte „Du solltest lernen, wo dein Platz ist.“ Wieder schnappte sie nach Luft, doch der Druck an ihrem Hals war zu stark. Fast schon freute sie sich über die schwärze, die sich über ihren Verstand legte. Die Youkai sackte vor ihm zusammen. Ohne große Umschweife warf er sie sich über die Schulter und lief los. Es hatte eindeutig einen Wildfang erwischt, dem jede Erziehung fehlte. Aber das würde sich schnell ändern, dafür würde er sorgen. Immerhin war sie recht hübsch, wenn sie sich benehmen konnte, würde sie sicher eine gute Frau werden. Vielleicht auch ein Grund für ihn, wieder öfters in seinem Schloss zu verweilen. Denn das sie dieses nicht mehr verlassen würde, stand schon jetzt für ihn fest. Das Erste was sie spürte, waren gleichmäßige Bewegungen. Dann etwas Warmes unter sich, das sich bewegte. Was war das? Bei ihr in der Umgebung gab es niemanden, der- Kaum, dass sie die Erkenntnis traf, das sie ihrem zukünftigen Gefährten begegnet war, öffnete sie die Augen und ihr Oberkörper fuhr hoch. Als Erstes registrierte Nobara, dass sie auf einem zweiköpfigen Drachen saß. Als Zweites, dass dieser Drache von einem Kappa geführt wurde, der in der einen Hand die Zügel hielt und in der anderen einen seltsamen Stab mit Köpfen. Zu guter Letzt sah sie ihren persönlichen Albtraum in Form Sesshomarus, der ein paar Schritte vor ihnen lief. Es war früher Abend. Der Kappa bemerkte das sie wach war und drehte sich zu ihr um „Endlich wach? Das hat aber lange gedauert!“ Sie wollte etwas erwidern, aber nur ein Krächzen verließ ihre Lippen. Es war auch gar nicht nötig, dass sie etwas sagte – Sesshomaru übernahm dies „Sei still, Jaken!“ „Natürlich, entschuldigt, es wird-“ Ein eiskalter Blick über die Schulter genügte und ließ den kleinen Youkai noch kleiner werden. Nobara rieb sich mit der Hand über ihren schmerzenden Hals und bedachte den Rücken des Silberhaarigen mit tödlichen Blicken. Da dies auf Dauer nicht sehr befriedigend war, besah sie sich die Umgebung. Es ging eindeutig gen Westen. Ansonsten befanden sie sich auf einer offenen Fläche – eine Flucht schwierig, aber nicht unmöglich. Denn eines stand für sie fest: umso früher sie floh, umso besser. Sie durfte gar nicht erst anfangen, sich an ihn zu gewöhnen. „Jaken, wir fliegen.“ Der Drache hielt an und der Kappa zog sich vor Nobara in den Sattel. Wenige Sekunden später erhob sich der Drache in die Luft und schloss zum Anführer der Gruppe auf, der bereits aufgestiegen war. Hatte sie dem Mann vorher schon nichts Positives abgewinnen können, stand für sie jetzt fest: Sie würde niemals mit ihm auskommen! Da sie, wie die meisten InuYoukai, nicht fliegen konnte, waren ihre Erfolgschancen soeben auf Null gesunken – und er wusste das. Es war mitten in der Nacht, als sie auf einem Hof landeten. Sofort stieg die junge Youkai ab und rieb sich als Erstes ihre vier Buchstaben, bevor sie sich ausgiebig streckte. So einen Flug würde sie kein zweites Mal mitmachen! Den Blick mit dem sie von Sesshomaru bedacht wurde ignorierte sie getrost. „Kümmere dich um Ah-Uhn.“ Sofort verbeugte sich Jaken und verschwand mit dem Drachen. So standen sich die beiden Youkai auf dem Hof gegenüber. Schließlich verzog sie das Gesicht „Ganz schön schlecht bewacht hier, da kann ich ebenso gut im Wald wohnen und bin genauso sicher.“ „Auf der Mauer stehen Soldaten. Du kommst hier nicht raus, abgesehen ich erlaube es.“ „Ach ja? Wer gibt dir das Recht dazu?!“ Mürrisch stemmte sie die Hände in die Seiten und richtete sich möglichst gerade auf, um größer zu wirken. Ein Windzug und Sesshomaru stand direkt vor ihr „Du hast mir zu gehorchen!“ Obwohl er ihr dies ins Ohr zischte, schluckte sie ihre aufkeimende Panik herunter „Ich bin eine freie Frau und habe niemandem zu gehorchen!“ Sesshomaru schnaufte nur „Das mit dem ‚freie Frau‘ wird sich schneller ändern als du denkst. Wenn du dich weiter so anstellst, können wir das hier und jetzt abhaken.“ Nobara erstarrte. Selbst die Luft hielt sie an. Das würde er nicht wagen… Sie berichtigte sich selbst, als er einen Schritt zurück trat und sie mit einem siegessicheren Funkeln in den Augen ansah. Oh doch, er würde. „Komm mit, dies ist kein Ort für Gespräche.“ Sesshomaru drehte sich um und schritt auf den Eingang des Schlosses zu. Als sie nicht folgte blieb er stehen, sah sie über die Schulter hinweg an und schien sie mit seinem Blick zu durchbohren. Doch sie dachte nicht daran, sich so einfach und schnell geschlagen zu geben. Stur verschränkte sie die Arme vor der Brust und drehte sich weg. „Erspar uns beiden den Aufwand, das ich dich holen muss.“ Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Nach kurzem Überlegen entschied sie sich dafür, zu kooperieren. Vorerst. So folgte sie dem Älteren in das Innere des Schlosses, dessen Bewohner alle tief schliefen und dessen Gänge kaum erleuchtet waren. Daher fiel es ihr schwer, etwas Genaues zu erkennen. Aber auch ohne alles zu sehen wurde ihr eines schnell klar: an Gold mangelte es hier ganz sicher nicht. Irgendwann blieben sie auf einem breiten Gang stehen und sie starrte auf die Tür, als würde sie dahinter der Tod erwarten. Sesshomaru zog die Tür auf und bedeutete ihr, das sie zuerst eintreten sollte. Es kostete sie sichtlich Überwindung den Raum hinter der Tür zu betreten, doch hoch erhobenen Hauptes schritt sie an ihm vorbei. Er folgte ihr und schloss hinter ihnen die Tür. Durch die Fenster in der gegenüber liegenden Wand fiel genug Licht hinein, sodass sie sich umsehen konnte. Unter anderen Umständen würde ihr der Raum wohl gefallen. Rechts von ihr befand sich ein großes, einladendes Bett und links von ihr standen an der Wand mehrere Schränke. Zudem befand sich in der linken Wand noch eine weitere Tür, die aber geschlossen war. So in ihrer Musterung des Raumes vertieft bemerkte sie zu spät, dass Sesshomaru hinter sie getreten war. Daher zuckte sie augenblicklich zusammen, als sie seine Stimme neben ihrem Ohr hörte „Links befindet sich das Bad.“ Die Hündin vor ihm wagte nicht sich zu rühren, sogar das Atmen schien ihr zu gefährlich. Mit einem Stirnrunzeln nahm er all das war. Ihm war schleierhaft, warum eine so junge Frau wie sie alleine im Wald lebte und noch weniger verstand er ihren Widerstand. Er zumindest war recht zufrieden mit dem, was er als Gefährtin bekommen hatte. Etwas wild, aber das würde sich geben. Nobara schloss die Augen und versuchte krampfhaft sich zu konzentrieren. Ihr Instinkt hatte längst begonnen den Mann hinter ihr als Partner zu akzeptieren. Nur… sie wollte keinen Partner! Sie wollte nicht in einem Schloss sein! Sie wollte frei sein! „Was machst du jetzt mit mir?“, stellte sie schlussendlich die Frage, deren Antwort sie sich im groben denken konnte. „Vorerst nichts.“ Das überraschte sie doch etwas. Hatte sie sich geirrt und man konnte doch mit ihm reden? „Darf ich hier raus oder endet das in so einer Nummer wie die im Wald?“ Sie bekam nicht sofort eine Antwort. Da er nach wie vor dicht hinter ihr stand, konnte sie gerade zu spüren, wie er nachdenklich brummte. Ihre aufkeimenden Hoffnung wurde jäh zu Nichte gemacht „Das im Wald war nur ein Vorgeschmack auf das, was dich erwartet, wenn du nicht gehorchst.“ Nach einem Moment der Besinnung fügte er aber hinzu „Wenn du dich benimmst können wir darüber reden, das du in Begleitung stundenweise in den Garten darfst.“ „Das bedeutet, wenn ich mich benehme bekomme ich mehr Freiheiten?“, hakte sie nach. „Nicht genug, als das du verschwinden könntest.“ Sie biss sich auf die Lippen „Wie definierst du benehmen?“ „Das du deinen Pflichten als meine Frau nachkommst.“ „Wenn ich das nicht will?“ Gegen Ende hin war sie leiser geworden und schielte irritiert nach rechts, wo Sesshomarus Kopf neben ihrem war. Der Youkai schien ihren Hals recht interessant zu finden. Unwohl schluckte sie. Da sie sich immer noch nicht dazu durchringen konnte, sich auch nur einen Millimeter zu rühren, schloss sie die Augen, um seinen Blick nicht mehr sehen zu müssen. Besser wurde es nicht, sie spürte seinen Blick trotzdem auf ihr lasten. Nobara versuchte sich zu beruhigen und atmete tief durch – keine gute Idee. Dadurch sog sie seinen Geruch nur noch mehr in die Nase und der Widerstand in ihr wurde etwas schwächer. Nicht mehr lange und sie hätte ihn ganz akzeptiert, egal, was ihr Verstand wollte. Sie hasste diese Gefährtensache schon jetzt! Für ihren Körper war es einfach unmöglich sich dagegen zu wehren. „Du machst deinem Namen alle Ehre“, murmelte Sesshomaru und atmete tief an ihrem Hals ein. Dieses Mal zuckte sie nicht zusammen. Stattdessen verließ nur ein fragendes „Hm?“ ihren Mund. Anstatt einer Antwort, nahm sie wahr wie sich seine Arme von hinten um ihre Taille legten. Augenblicklich schoss ein angenehmes Kribbeln durch ihren Körper während ihr Verstand aufschrie. Genau das was ihre Instinkte wollten durfte nicht passieren! Sie wollte hier weg, raus in die Natur! Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten. „Ist das hier dein Zimmer?“ „Unser Zimmer.“ Still seufzte sie auf. Die zehn Jahre im Wald für nichts und wieder nichts. Nicht das sie ganz freiwillig in den Wald gezogen war, aber sie hatte sich bewusst so weit zurückgezogen. Überrascht sah sie auf als Sesshomaru sie los ließ und mit den Worten „Ruh dich aus“ den Raum verließ. Laut dem, was sie so von anderen Frauen gehört hatte, hätte sie nicht damit gerechnet, dass er sie jetzt einfach in Ruhe ließ. Aber ihr sollte es recht sein. Nobara sah zum Bett hin. Schlafen wäre wohl nicht das Schlechteste. Am Tag würde sie ihren goldenen Käfig unter die Lupe nehmen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit doch noch zu verschwinden. Wieder seufzte sie. Diese Zwickmühle war doch nicht zum Aushalten! Kopfschüttelnd überwand sie die Distanz zum Bett und ließ sich darauf fallen. Nach diesem ereignisreichen Tag gönnte sie sich nur zu gerne eine Mütze Schlaf. Was sie nicht wusste, war, dass auf dem Gang, an die Wand gelehnt und die Augen geschlossen, Sesshomaru stand und um seine Beherrschung rang. Es fiel ihm so verdammt schwer sein Biest zu bändigen, welches nur nach einem lechzte: Der Inu, die gerade in seinem Bett schlafen müsste. Als er sich wieder im Griff hatte verschwand er in seinem Arbeitszimmer. Es gab da ein paar Dinge, um die er sich kümmern musste. Vorsichtig wurde sie an der Schulter gerüttelt „Herrin, bitte wacht auf…“ Sofort hellwach fuhr Nobara auf und starrte die Dienerin an, welche eilig zurück wich und sich verbeugte. Eine InuYoukai mit grauem Haar und blauen Augen. „Was?“ fragte sie unwillig. „Sesshomaru-sama schickt mich. Ich habe euch ein Bad eingelassen und frische Kleidung gebracht. Danach sollt ihr zum Frühstück kommen.“ Erwartungsvoll stand die Dienerin da und wartete darauf, dass sich Nobara bewegte. Die legte den Kopf schief. Baden und Essen hörten sich schon mal nicht schlecht an. Nur … würde sie damit genau das tun, was Sesshomaru wollte. Resigniert erhob sie sich. Als ob sie gerade eine Wahl hatte. Sie konnte nur versuchen gute Miene zu machen, bis sich eine Gelegenheit zum Abhauen ergab. Eine Stunde später stand sie frisch gebadet im Bad während Sunao – die Dienerin – ihre teilweise sogar verfilzten Haare kämmte. Ihr war es mehr als unangenehm gewesen das die Dienerin ihr beim Waschen half und nun an ihren Haaren war. Sie schielte auf ihre Hände, die noch rot vom Scheuern waren. Ihr letztes, richtiges Bad war eben eine Weile her, aber deswegen musste man ihr nicht die halbe Haut runter rubbeln… Ergeben ließ sie sich von der Dienerin in einen dreilagigen, grünen Kimono helfen und die, mittlerweile trockenen, Haare frisieren. Sunao kämmte ihr die Haare nach hinten und begann sie nach hinten zu einem Zopf zu flechten. Als die Dienerin – endlich – fertig war, führte sie diese hinaus auf den Gang. Wo zu ihrem Leidwesen zwei Soldaten warteten und ihr `unauffällig´ folgten. Der Mann dachte mit. Stumm lief die kleine Prozession durch die Gänge. Jetzt, im Licht des Tages, konnte sich die Hündin ein besseres Bild ihres Gefängnisses machen. Es musste sich um ein altes Schloss handeln, mit massiven Mauern und selbst die Fenster waren gesichert. Bei den wenigen Möglichkeiten, bei denen sie einen Blick nach draußen erhaschen konnte, wurde ihr das Herz noch schwerer. Eine hohe Mauer umschloss das gesamte Gelände, zusätzlich waren in regelmäßigen Abständen Soldaten positioniert. Ihr Versuch, sich den Weg zu merken, ging schief. Außer das sie eine Treppe ins untere Stockwerk nahmen, blieb nichts hängen. Sie entstammte einer einfachen Familie, hatte nie ein Gebäude dieser Größenordnung betreten – es war schlicht und ergreifend zu viel für ihren Kopf. Vor einer Tür blieben sie stehen. Die Wachen stellten sich links und rechts daneben, während die Dienerin sich an der Seite niederkniete und die Tür aufschob. Nobara betrat den Raum. Hinter ihr wurde die Tür zugezogen. Sie war allein. Allein in einem Raum, der so groß war wie der Grundriss ihres Elternhauses. Der Boden war mit Matten ausgelegt und die Wände mit Mustern verziert. In der Mitte des Raumes stand ein niedriger Tisch, an dem um die zehn Personen sitzen konnten. Jedoch lagen nur zwei Sitzkissen dort. Eines am Kopfende, sodass die Person, die dort saß, die Tür im Blick hatte, und eines auf dem Platz rechts daneben. Krampfhaft suchte sie in ihrem Gedächtnis nach den wenigen Regeln, die ihr von ihren Eltern in den Kopf gehämmert werden konnten. Dazu, wie man sich in diesen Kreisen benahm oder die Sitzordnung war, fand sie nichts. Somit trat sie an den Tisch heran, beugte sich vor und besah sich die glänzende Oberfläche. Himmel, das Teil musste ein Vermögen wert sein! Die ging auf die linke Seite des Tisches und hob das Sitzkissen hoch. Feiner Stoff, angenehm weich… Nein, sie wollte nicht wissen, wer für diesen teuren Kram aufkam! Interessiert schnupperte sie an dem Stoff, der nicht nur sauber war, sondern auch angenehm roch. Da war nicht nur Wasser am Werk gewesen. Nicht mal die Haare ihrer Mutter – die immer top gepflegt waren – hatten so eine Behandlung erhalten. Was ihre Eltern wohl machten? Ob diese sie vermissten? Wohl kaum, nach dem was sie sich alles geleistet hatte. Immerhin hatte sie rigoros alle Versuche ihrer Eltern sabotiert, aus ihr eine anständige und gehorsame Frau zu machen. Nachdem sie sich mit dem Sohn einer anderen Familie angelegt und fast eine Fehde losgetreten hatte, hatten ihre Eltern entschieden, dass keine Tochter besser war, als eine, die nur Probleme machte. Ein „Hm“ ließ sie zur Tür schauen. Sie hatte nicht registriert, dass die Tür wieder geöffnet worden war und Sesshomaru bei ihr im Zimmer stand, so sehr war sie in Gedanken gewesen. Der Szenerie vor sich schenkte Sesshomaru lediglich eine erhobene Augenbraue. Das Mädchen kannte wirklich nichts. Nobara verfolgte mit ihren Augen wie Sesshomaru an ihr vorbei lief und sich auf das Kissen am Kopfende sinken ließ. Sie selbst stand nach wie vor, das Kissen unbewusst an die Brust gedrückt. Mit einem viel sagenden Blick maß er sie. Gut, hier musste sie ihm zustimmen. Ein Sitzkissen war nicht zum Kuscheln da. Daher legte sie es wieder hin und setzte sich ebenfalls hin. Da sie nicht gewohnt war, einen solchen Kimono zu tragen stellte sie sich dabei mehr als nur ungeschickt an. Irgendwann saß sie endlich in einer halbwegs bequemen Position da. Sie ließ ihre Schultern nach vorne hängen und seufzte. „Setz dich richtig hin.“ Leicht drehte sie den Kopf und blickte ihn wenig begeistert an. Ein Blickduell entstand, welches er zu ihrem Leidwesen gewann. Also setzte sie sich wie verlangt auf und streckte den Rücken durch. Beleidigt schloss sie die Augen und saß mit aufeinander gepressten Lippen da. Wenn das jeden Tag so werden sollte… Da fiel ihr der Grund ein, warum sie überhaupt mitgegangen war. Einen Spalt breit öffnete sie das linke Auge um den Youkai zu ihrer Linken anzusehen. Keine Regung war auf seinem Gesicht zu erkennen. Konnte der Kerl noch anders gucken? Man sah ihm wirklich NICHTS an! Er wurde ihr noch unsympathischer. Ihrem Vater hatte sie es wenigstens angesehen, wenn er kurz davor war sie oder ihre Mutter zu schlagen – meistens fing sie eine, ihre Mutter kuschte vor ihrem Gefährten und gab ihm daher keinen Anlass, handgreiflich zu werden. Etwas, das sie nie wollte. Abermals wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als die Tür aufgeschoben wurde und mehrere Diener eintraten. Innerhalb kürzester Zeit stand der Tisch vor ihnen voll. Bis auf eine Dienerin verließen die anderen den Raum wieder. Die Verbliebene kniete sich neben Sesshomaru und schenkte diesem Tee ein, bevor sie aufstand und gleiches bei Nobara tat. Danach verließ auch sie den Raum. Sesshomaru hatte sich keinen Millimeter bewegt. Der Grund hierfür war, dass er sie genau beobachtete. Er wollte wissen, wie sie reagierte und wie sie sich benahm. Daher hatte er die Diener auch angewiesen, das Essen nicht sofort aufzutragen. Mit großen Augen besah sich Nobara die Speisen vor sich. Von zu Hause war sie eine dünne Suppe am Morgen gewohnt, seit sie im Wald lebte überhaupt nichts. Auf dem Tisch direkt vor ihr stand eine Schale mit duftender Suppe mir frischer Einlage, sie konnte auch gedämpften Fisch ausmachen, mit dem Rest auf den Tellern vor ihr konnte sie jedoch nichts anfangen. Nach einem Seitenblick zu Sesshomaru, der sich nicht gerührt hatte, zuckte sie mit den Schultern und fing an. Als Erstes nahm sie einen Schluck der Suppe, die um Einiges besser schmeckte als das, was sie als Suppe kannte. Danach griff sie sich die Stäbchen – natürlich mit rotem Lack überzogen, statt einfachen Holzes – vor ihr und probierte sich überall durch. Irgendwie mit den Stäbchen aufnehmen, vors Gesicht halten, begutachten, daran schnuppern und erst dann probieren. Wer wusste schon, was das alles war? Sie jedenfalls nicht. Wann hatte sie eigentlich zuletzt mit Stäbchen gegessen? Das war sicher ewig her – dementsprechend ungeschickt war sie im Umgang mit ihnen. Mit zunehmenden Missfallen beobachtete er ihr Testessen. Mit dem, was auf dem Tisch stand, schien sie nichts anfangen zu können. Wie sie alles unter die Lupe nahm und teilweise nicht wusste, wie sie etwas Essen sollte, bescherte ihm die wundervolle Erkenntnis, dass es Nobara an allem fehlte. Sie benahm sich fast schon wie ein Welpe. Apropos. „Wie alt bist du?“ Nobara, die gerade versuchte ein Stück Fisch zu lösen, hielt inne. Dann zupfte sie weiter herum, ganz nebenbei sagte sie „Dreiundachtzig.“ Da wurde Sesshomaru Einiges klar. Volljährig war sie, aber eben noch sehr jung im Kopf. Es war noch einiges an Arbeit zu leisten, bevor sie vorzeigbar wäre. Gelangweilt lag Nobara auf dem Boden ihres Zimmers, das Gesicht auf den Händen abgestützt und die Füße in Richtung Decke angewinkelt. Nach dem Essen war sie wieder hierher gebracht worden und seitdem allein. Da ihr der Kimono zu schwer war, hatte sie einfach die beiden oberen Schichten ausgezogen und trug nur noch die unterste, weiße Schicht. Der Stoff war einwandfrei, keine Frage, er juckte nicht und war sauber, aber ihr eigener Kimono war ihr irgendwie lieber. Von dem fehlte jedoch jede Spur. Wahrscheinlich war er längst entsorgt worden. Den Zopf hatte sie ebenfalls gelöst und ihre Haare standen nun wild in alle Richtungen ab. Sie hatte sich die Fenster und Türen des Raumes angesehen und feststellen müssen, das sie nicht nur verriegelt, sondern auch von einem ordentlichen Bannkreis gesichert waren. Einfach ein Fenster einschlagen und raus – einer ihrer Pläne für einen Fluchtversuch – hatte sie daher von ihrer Liste streichen können. Es klopfte und die junge Youkai blicke über die Schulter in Richtung Tür „Ja?“ Die Tür wurde aufgeschoben und eine InuYoukai trat ein. Ihre schwarzen Haare hatte sie in einem lockeren Zopf nach hinten gebunden, sodass ihr keine Strähnen ins Gesicht fielen und ihre gelben Augen deutlich zu sehen waren. Während sich die Tür schloss, wurde Nobara von der Youkai mit einem zunehmend missbilligenden Blick gemustert. Das konnte ja heiter werden. Sesshomaru saß in seinem Arbeitszimmer hinter dem Tisch und las Berichte, als es an der Tür klopfte. „Komm rein, Seion.“ Die schwarzhaarige InuYoukai schob die Tür auf und huschte in den Raum. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen sank sie zu Boden und verbeugte sich so tief, das ihre Stirn den Boden berührte. Er hatte nicht so früh mit der Frau gerechnet. Obwohl sie sich alle Mühe gab ruhig zu sein, nahm er den Geruch von Angst an ihr wahr. Er hatte sie zu Nobara geschickt, mit dem Auftrag dieser Benehmen einzubläuen. Seion war sehr zuverlässig und wenn sie jetzt Angst vor seiner Reaktion hatte, musste etwas schief gegangen sein. Die Schwarzhaarige fühlte den Blick ihres Herrn auf sich ruhen und wusste, dass umso länger sie schwieg, umso schlechter wäre es für sie. Daher nahm sie ihren Mut zusammen und presste hervor „Hoffnungslos.“ Augenblicklich verengte Sesshomaru die Augen und wartete darauf, dass sie weiter sprach und sich erklärte. Seion holte tief Luft „Als ich Euer Gemach betrat lag sie auf dem Boden, der Großteil des Kimonos daneben und nur noch im Untergewand. Wie ihre Haare aussahen erwähne ich erst gar nicht. Auf meine Versuche hin sie dazu zu bewegen sich anständig hinzusetzen reagierte sie nicht. Ebenso wenig auf meine Erklärungen, dass sie sich nicht so verhalten kann. Irgendwann ist sie einfach ins Bad verschwunden, ich hinterher und ehe ich reagieren konnte, hatte sie sich eine Flasche mit Duftöl gegriffen und nach mir geworfen. Ich konnte gerade noch den Kopf einziehen… Danach durfte ich mir eine Tirade anhören, die ich hier nicht wiederholen möchte. Um es kurz zu machen: Sie verweigert alles. Angefangen davon euch als Gefährten zu akzeptieren bis hin zum Schlossleben.“ Wäre Sesshomaru nicht darin geübt, immer die Kontrolle über seinen Körper zu haben, er würde das Dokument in seiner Hand zerknüllen. Aber beherrscht wie er war legte er es auf den Tisch und maß die Youkai mit scharfen Blicken „Du wirst ihr dennoch etwas beibringen müssen.“ Nicht das er nicht genug Leute hatte, die geeignet waren, seiner kleinen Hündin etwas beizubringen, aber nur Seion hatte die innerliche Ruhe, die man bei Nobara eindeutig brauchte. Eine aufbrausende Person war ganz sicher die falsche Wahl. Vor ihm am Boden zuckte Seion zusammen „Mein Herr, verzeiht-“ „Schweig. Gib die Anweisung weiter, dass keiner das Gemach betreten darf, egal was sie dort anstellt. Bis Morgen wirst du dir überlegt haben, wie du sie unterrichten kannst und dies auch tun.“ Wieder zuckte Seion zusammen „Ja, Herr.“ Während sie sich aufrichtete hielt sie den Blick weiter strikt gesenkt und ging Rückwärts zur Tür. Bevor sie diese erreichte sprach er sie aber an „Was meinst du.“ Eine Frage, die natürlich nicht als solche ausgesprochen wurde. Betreten sah die Frau zu Boden „Entweder ihr schafft es, auch ihren Geist von euch zu überzeugen, was mir unmöglich erscheint, oder ihr brecht sie. Anders werdet Ihr niemals Herr über sie werden.“ Sie zögerte, bevor sie auch ihren letzten Gedanken aussprach „Allgemein bin ich, wie ihr wisst, keine Befürworterin davon, die Gefährtenbindung einfach zu vollziehen, wenn nicht auch die Partnerin einverstanden ist, aber ich fürchte in ihrem Fall werden wir anders keinen Zugang bekommen. Wenn sie erst richtig an euch gebunden ist wird sie sich wahrscheinlich damit abfinden und aufhören aufzubegehren.“ Er nickte und eilig verließ Seion den Raum. Der Ansatz eines Stirnrunzelns zeigte sich bei Sesshomaru. Wenn selbst Seion der Meinung war, dass der jungen Hündin nicht anders beizukommen war, stand es noch schlechter als er annahm. Er hatte darauf gehofft es im Guten mit Nobara versuchen zu können. Eine gebrochene Frau wäre nicht annähernd so gut wie eine, die aus freiem Willen Gefährtin war. Er würde sehen, wie es heute Abend lief und dann entscheiden, ob sie morgen noch ungebunden war oder für immer ihm gehörte. Früher oder später würde sie das so oder so, aber er würde es vorziehen, wenn es nicht nur ihr Instinkt war, der sich ihm hingab. Nobara = wilde Rose Kapitel 2: Teil 2 ----------------- Es war bereits Abend und die letzten Strahlen der Sonne verschwanden, während Nobara in dem Zimmer saß und das letzte Kissen zerrupfte. Ihr war langweilig. Aber so was von. Im Schneidersitz saß sie auf dem Boden am Fußende des Bettes, um sich herum die anderen Kissen, die sie bereits massakriert hatte. Bei dem Reichtum hier wäre es nicht schwer, Neue zu kaufen. Daher hatte sie ihre Zurückhaltung was das feine Material anging schnell abgelegt. In einer trostlosen Bewegung ließ sie die Arme mit dem Bezug sinken. Kissen rupfen war nicht sehr befriedigend. Würden sie nach IHM riechen wäre es viel besser gewesen sie zu zerreißen, aber der feine Herr schien lange nicht zu Hause gewesen zu sein, sein Geruch hier war nur sehr schwach. Sie verzog das Gesicht als ihr Blick in Richtung Bad ging. Dort hing deutlich der Geruch des Öls in der Luft, das sie der Dienerin nachgeworfen hatte. Die sollten sie alle in Ruhe lassen! Ihrem Stand gemäß benehmen! Pah! Sie war keine hohe Dame – noch nicht. Hoffentlich würde das auch weiterhin so bleiben. Als die Tür auf ging wusste sie auch ohne hinzusehen, das Sesshomaru gekommen war. Stur blieb sie sitzen und widmete sich mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dem Kissen. Sesshomaru knurrte. Sie reagierte nicht auf ihn! Wenn sie wenigstens durch eine abwehrende Haltung zeigte, dass sie nicht erfreut war, aber sie tat nichts! Ignorierte ihn einfach und zerlegte weiter Kissen! Zumindest wusste er jetzt auch, dass sie anfing alles zu zerlegen, wenn ihr Beschäftigung fehlte… Auf sein Knurren hin sah sie doch zu ihm auf „Jetzt stell dich nicht so an, wegen den paar Kissen.“ Die Nasenflügel des Älteren bebten, doch NOCH zeigte er keine weitere Regung. Betont ruhig fragte er sie „War Seion da?“ „Seion? Die mit den schwarzen Haaren? So heißt sie also.“ Sie hatte sich nicht mal den Namen gemerkt. Machte sie das nur aus kindlichem Trotz oder war sie wirklich nicht gewillt, sich ihrem Schicksal zu fügen? Sesshomaru nickte nur. „Wenn du willst das ich den Buckel krumm mach und vor dir am Boden krieche, wie sie es anscheinend macht, hast du dich geschnitten.“ „Du spielst mit dem Feuer, pass auf das du dich nicht verbrennst.“ „Weil ich mich nicht einfach unterwerfe?!“ „Du solltest dich damit abfinden, dass dein altes Leben der Vergangenheit angehört. Gegen das Schicksal kann sich niemand wehren!“ Nobara sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd‘ er in Ketten geboren! Ich werde nicht zulassen, das mir mein Leben aus der Hand genommen wird!“ Langsam reichte es Sesshomaru. So war es unmöglich mit ihr auf einen grünen Zweig zu kommen! Ehe sie es sich versah stand er direkt vor ihr, die Augen von einem Hauch rot verschleiert. „Du wirst hier nicht weg kommen, ehe dich der Tod ereilt!“ Ihr erster Impuls war zurückweichen, doch ihr Körper gehorchte nicht. Vor Wut zitternd wartete sie ab, was er nun machen würde. Sie schlagen? Sie kannte es nicht anders. Wenn eine Frau sich so respektlos verhielt, wurde sie doch oft als Strafe geschlagen. Warum sollte es ihr nicht ebenfalls so ergehen? Innerlich machte sie sich daher darauf gefasst. Der Ansatz eines Lächelns stahl sich auf das Gesicht des Älteren. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Seine ‚Bestrafung‘ würde nicht so ausfallen, wie sie es erwartete. Langsam beugte er sich zu ihrem trotzig nach oben gerecktem Gesicht. Leider zu spät erkannte sie sein Vorhaben, bevor sie reagieren konnte passierten mehrere Dinge auf einmal. Zum Einen legte sich ein Arm um ihre Taille und hielt sie fest, während die freie Hand an ihrem Nacken lag, um sie dort zu fixieren. Das – für sie – Schlimmste von allem: Seine Lippen auf ihren. Sesshomaru zog sie näher zu sich, passte aber auf, das er sie nicht an seinen Brustpanzer drückte und somit verletzte. Dabei nahm er ihre zwei komplett gegensätzlichen Reaktionen wahr. Während ihr Körper sofort auf ihn reagierte und sich an ihn schmiegte, war in ihren Augen absoluter Widerstand zu sehen. Nur sie war noch viel zu jung, als das sie sich gegen ihren Instinkt hätte durchsetzen können. Die Hand an ihrem Nacken ließ los und fuhr ihre Wirbelsäule hinab. Selbst durch den Stoff hindurch konnte er jeden einzelnen ihrer Wirbel fühlen. Viel zu mager, sie würde zunehmen müssen, schon allein der Gesundheit wegen. Er ließ von ihr ab und musterte sie. Sie zitterte immer noch, aber nicht mehr vor Wut. Gut so. Bevor ihr Kopf wieder klar werden konnte, entledigte er sich seines Brustpanzers. Achtlos fiel dieser zu Boden. Er zog sie wieder bestimmend zu sich, da ihn nichts mehr behinderte und küsste sie abermals, fordernder als zuvor. Vorsichtig biss er ihr in die Lippe. Wie erhofft öffnete sie ihren Mund und er konnte mit seiner Zunge eindringen. Der Ansatz eines Knurrens formte sich in ihrer Kehle, war jedoch mehr zu spüren als zu hören. Warum tat ihr Körper nicht das, was sie wollte?! Sie kam sich wie eine Zuschauerin in ihrem eigenen Körper vor! Egal wie sehr sie sich auflehnte, sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Körper noch mehr an Sesshomaru schmiegte und sich ihre Hände wie von selbst um seine Schultern schlangen. Nobara zuckte zusammen, während seine Hände über ihren Rücken und Seiten strichen. Aber nicht weil es ihr missfiel – sie genoss es. Ihr Widerstand schwand. Gegen ihn hätte sie sich vielleicht etwas zu Wehr setzen können, es heraus zögern, doch gegen sich selbst war sie machtlos. Der Instinkt war einfach zu stark. Wohlig brummte sie auf als er mit seinen Lippen von ihrem Mund abließ und ihren Hals hinab wanderte. Mit einer letzten, halbherzigen Bewegung versuchte sie ihn daran zu hindern den Knoten ihres Obis aufzuziehen und ihr den Kimono von den Schultern zu schieben – aber wie nicht anders zu erwarten war es ein hoffnungsloses Unterfangen. Ohne das sie es wirklich bemerkt hatte, hatte er auch seinen Haori geöffnet. Der Stoff gesellte sich zu ihrem Kimono am Boden. Sesshomaru manövrierte sie nach hinten, bis sie mit ihren Beinen an den Rand des Bettes stieß. Ein erschrockenes Quietschen verließ ihren Mund, als sie keinen Moment später vor ihm auf dem Bett lag. Sein Blick wanderte über ihren Körper und kaum merklich verengten sich seine Augen. Sie schien wirklich nur aus Haut und Knochen zu bestehen – aber das würde ihn nicht an seinem Vorhaben hindern. Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Durch den derzeitigen Abstand war sie halbwegs bei Verstand, registrierte die Situation… Bevor sie weiter nachdenken konnte, hatte sich Sesshomaru über sie gebeugt und drückte ihre Arme neben ihren Kopf. Seine Lippen fanden ihren Hals, sachte biss und neckte er sie, bevor er weiter nach unten wanderte und eine feuchte Spur auf ihrer Haut hinterließ. An den sanften Wölbungen ihrer Brust angekommen hielt er inne, sein Blick wanderte in ihr Gesicht. Seine Hände ließen ihre wieder los. Eine wanderte unter ihren Körper und strich ihr über den Rücken, während die andere ihr über den Bauch nach oben strich und über die Brust fuhr. Zufrieden nahm er wahr, wie sie sich auf die Lippen biss, um nicht zu seufzen. Neckend strich er ihr wieder über ihre Brüste, bevor er seine Hand durch den Mund ersetzte. Unter ihm machte sie ein Hohlkreuz und drängte sich an ihn. Sie begann sich unter ihm zu winden. Eines ihrer Beine strich zufällig an seinem entlang und berührte dabei die Wölbung unter seiner Hose. Der Youkai über ihr knurrte tief auf. Irritiert sah sie auf, weil er von ihr abließ. Nur um dann mit geweiteten Augen zu sehen, wie er sich geschickt und schnell seines Hakamas entledigte. Ohne ihr die Möglichkeit zu geben in irgendeiner Weise zu reagieren, war er wieder über ihr und küsste sie fordernd. Eine seiner Hände schob sich unter sie und legte sie etwas anders hin, die andere fuhr ihr am Schenkel entlang, bevor er das Bein zur Seite zog um Platz zwischen ihren Schenkeln zu haben. Sofort ließ er sich dazwischen sinken und stieß mit seiner Spitze gegen ihre Mitte. Halb erschrocken, halb erregt keuchte sie in den Kuss, spannte sich an. Ablenkend strich er wieder über ihren Körper, neckte ihren Hals und brachte sie so dazu, sich wieder zu entspannen. Sie konnte sich nicht dagegen wehren. Was sie da unten spürte hatte sie nie gewollt und dennoch sehnte sie sich danach, war wie Wachs unter seinen Händen. Seufzend spürte sie ihn über ihren Körper streichen, seine Zähne an ihrem Hals. Unmöglich dabei bei Verstand zu bleiben – sie gab sich endgültig geschlagen. Sesshomaru wanderte wieder hoch zu ihr um sie zu küssen. Seine Hände wanderten zu ihren Hüften, hielten sie fest und mit einem Stoß war er in ihr. Mit den Lippen versiegelte er ihren Mund und ließ nicht den geringsten Laut heraus. Einen Moment gab er ihr, um sich an ihn zu gewöhnen, aber lange konnte er nicht an sich halten und begann sich mit festen Stößen in ihr zu bewegen. Die Frau unter ihm wand sich, passte sich automatisch seinem Rhythmus an und drängte sich ihm entgegen. Sie klammerte sich an ihm fest, hinterließ mit ihren Krallen Spuren auf seiner Haut. Automatisch schlang sie ihre Beine um seine Hüfte, ließ ihn noch tiefer eindringen. Schneller und schneller bewegten sie sich, nahmen nichts mehr um sich herum wahr. Mit einem lauten Stöhnen zog sie sich um ihn zusammen und auch er fand wenige Sekunden später die ersehnte Erlösung. Noch während sie beide ihren Höhepunkt hatten, gruben sich seine Zähne in ihren Hals. ~ Fünf Wochen später ~ „Nobara-sama, hört ihr mir zu?“ Die Angesprochene schreckte hoch und wandte sich vom Fenster ab zu Seion. „Was?“ Die Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf „Es reicht für heute.“ Damit verbeugte sie sich tief und ging. Nobara drehte sich wieder um und sah hinaus. Ihre Gedanken wanderten – wie so oft – zurück zu dieser Nacht. Sie hatte sich am nächsten Morgen miserabel gefühlt. Ihre vollkommen zufriedene Bestie war einfach nicht zum Aushalten gewesen! Ziemlich schnell hatte sie bemerken müssen, dass sie hier nie wieder raus kommen würde. In den letzten fünf Wochen war sie die meiste Zeit hier in diesem Zimmer gewesen. Das Schloss selbst hatte sie nicht verlassen. Keine frische Luft, kein Wind der ihr durchs Haar fuhr. Sie war kein Vogel im Käfig, oh nein. In einem Käfig hätte sie zumindest den Wind durch die Gitter hindurch spüren können. Ein einziges Mal hatte sie die Möglichkeit gehabt, durch ein offenes Fenster im Gang nach draußen zu gelangen. Sie hatte sie nicht genutzt. Warum? Weil Sesshomaru bei ihr gewesen war. Sie war sich sicher, das war Absicht gewesen, um zu testen, ob sie brav war. Sie hatte es in Erwägung gezogen, trotz seiner Anwesenheit raus zu springen, aber der nötige Befehl hatte nie ihre Beine erreicht. Es war einfach nicht zum Aushalten! Ebenso wenig wie, dass penibel darauf geachtet wurde, dass sie zunahm. Sogar ein Heiler war da gewesen und hatte gemeint, sie sei krankhaft untergewichtig. Was erwarteten die denn bitteschön?! Der Heiler hatte dummerweise eine Bemerkung gemacht, für die er anscheinend einen hohen Preis bezahlt hatte – sie hatte seither nichts mehr von ihm gehört und auf ihre Nachfrage hin, was mit ihm sei, bekam sie keine Antwort. Sesshomaru war im Raum gewesen, als der Heiler fertig war und sein Fazit abgab. Dabei war unter anderem die Bemerkung gefallen, wenn sie wirklich in absehbarer Zeit einen Welpen austragen solle, müsse sie zuerst etwas auf die Rippen bekommen. Für sie ein eindeutiger Hinweis, warum so genau darauf geachtet wurde, das sie zunahm. Für den Heiler wohl sein Todesurteil. So wie es in den gehobenen Häusern zuging, schien ihr eine andere Alternative, was sein Schicksal anging, unwahrscheinlich. Wo war sie nur gelandet? Still seufzte sie. Es wäre bald Abend. Gegen Abend kam ER. Das Schlimme daran war, dass sie nie wusste, was passieren würde. Mal ließ er sie in Ruhe und sogar allein im Bett schlafen, ein andern mal hielt er sie die halbe Nacht lang wach. Nobara hatte sich zumindest daran gewöhnt, das Lager mit ihm zu teilen – wohlgemerkt dann, wenn IHM danach war. Jegliche andere Situationen versuchte sie zu vermeiden. Sie badete nur dann, wenn sie wusste, dass er nicht kommen würde. Umziehen wenn er da war, war auch ein absolutes Tabu für sie. Gut, er hatte eh schon alles an ihr gesehen, aber… Nein, sie konnte es einfach nicht. Wer konnte auch sicher sagen, dass er nicht auf bestimmte Gedanken kommen würde? Sie ging vom Fenster weg zum Bad. Dort hing der einzige Spiegel ihres Käfigs. Ihre Mundwinkel zuckten bei dem Versuch, ein trauriges Lächeln zu Stande zu bringen. Lächeln konnte sie seit jener Nacht nicht mehr. Da stand sie nun. Die Haare nicht länger wild und ungepflegt, sondern seidig glatt und mit einer Schere war ein anständiger Schnitt rein gebracht worden. Sie öffnete den Obi ihres leichten Kimonos, den sie nachts trug, um ihren Körper betrachten zu können. Ihre Haut war weich und gepflegt, nicht mehr trocken und rissig. Ihre Rippen traten nicht mehr so deutlich hervor wie vor einigen Wochen noch. Ihre leicht eingefallenen Wangen waren ebenfalls verschwunden… Nach der Bemerkung mit dem Welpen hatte sie aufgehört zu Essen. Denn in ihren Augen war dies die einzige Möglichkeit gewesen, zu verhindern, dass er sie bei ihrer nächsten Läufigkeit deckte. Zwei Tage hatte er es still mit angesehen. Am Dritten hatte er sie höchstpersönlich Zwangsgefüttert. Das hatte er ein zweites und ein drittes Mal getan, danach brauchte er es nicht mehr machen. Sie hatte sich gefügt und angefangen selbst zu Essen. Abermals seufzte sie tief. Eine ganze Woche nach dieser Nacht war sie jeden Tag alleine in ihrem Zimmer gesessen, jede Nacht allein dort gelegen. Selbst das Essen war ihr gebracht worden, ohne ein Wort zu sagen. Tür auf, das Tablett mit Essen rein geschoben, Tür zu. Sesshomaru hatte alle zwei Tage die Spuren ihrer Zerstörung beseitigen lassen, aber nichts davon ersetzt. Selbst die zwei Diener, die aufräumen durften, hatten ihre Arbeit schnell und ohne ein Wort zu reden erledigt. Schnell war nichts mehr da gewesen, das sie auseinander nehmen konnte, bis auf eine Decke, die sie aber nicht anrührte, weil sie diese zum Schlafen brauchte. Irgendwann hatte sie nachgegeben, war zur Tür gegangen und hatte, wohl wissend, dass die Wachen vor der Tür sie hörten, gesagt das Seion kommen konnte. So verzweifelt war sie gewesen und hatte Beschäftigung gebraucht. Das war der Anfang von ihrem Ende gewesen. Nobara hatte sich gefügt, versuchte sich die Lektionen zu merken, die sie von Seion bekam. Tat sie es nicht, wurde sie wieder auf Entzug gesetzt. Benahm sie sich und machte etwas so, wie sie es sollte, wurde sie dahingehend belohnt, das sie sich Kleinigkeiten aufs Zimmer bringen lassen durfte. Ein Straus Blumen von draußen zum Beispiel. Der Duft der Freiheit in ihrem Gefängnis. Dafür tat sie so Einiges. Ihr Blick ging schon lange ins Leere. Sie kehrte erst wieder zur Realität zurück, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Augenblicklich bereute es die junge InuYoukai, sich zur Tür gedreht zu haben. Denn dort stand – natürlich – Sesshomaru, der dank des offenen Kimonos eine wunderbare Aussicht hatte. Schnell schloss sie den Kimono und sah ihm so trotzig wie sie es noch konnte entgegen. ~ Mitte Herbst ~ Stumm, mit gesenktem Blick, folgte Nobara ihrem Gefährten durch die Gänge. Sie kannte sich immer noch nicht aus, zu selten kam sie am Anfang aus dem Zimmer und jetzt interessierte sie es nicht mehr. Seine Stimme durchbrach unangenehm die Leere, die in ihrem Kopf herrschte „Benimm dich.“ „Hai, mein Herr“, antwortete sie nur tonlos. Kaum sichtbar warf Sesshomaru seiner Gefährtin einen besorgten Blick über die Schulter zu. Sie so zu sehen gefiel ihm überhaupt nicht. Sie war zwar so, wie es sich für eine Frau gehörte, aber sie erinnerte ihn mehr an eine Blume, die gepflückt und in eine Vase gestellt worden war, um dort langsam zu verwelken. Das sie auf eine derart unnötige Aussage ohne nachdenken gehorsam antwortete war alles Andere als gut. Er hatte sie tatsächlich gebrochen. Zu spät hatte er begriffen, was er ihr damit antat. Das ausgerechnet IHM so ein Fehler passieren konnte! Denn ein Fehler war es ohne Zweifel, auch wenn er es niemals zugeben würde. Nur als er diesen Fehler beging, war er sich dessen nicht bewusst gewesen. Sie war läufig gewesen. Hatte sich alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass er es nicht roch. Natürlich hatte er es trotzdem gemerkt. Er hätte es lassen sollen, als sie weinte und flehte, er solle ihr Zeit lassen. Aber all ihr Flehen hatte nichts genutzt, gegen das was der Geruch in ihm ausgelöst hatte. Hätte er an dem Abend gewusst, was für Folgen sein Handeln hätte, er wäre zur Tür hinaus und hätte seine eigenen Räume so lange nicht betreten, bis es vorüber war. So aber war es dazu gekommen, dass er sie deckte. Seitdem war sie so. Willenlos. Eine Hülle, nicht mehr. Die Hülle, in der einmal seine Gefährtin gesteckt hatte. Vor zwei Monaten noch dachte er, dass sie sich wieder fangen würde, so unmöglich war es im erschienen, ihren Willen zu brechen. Doch auch in diesem Fall hatte er sich geirrt. Er hatte in der Zwischenzeit alles versucht, um sie aus ihrer Apathie zu reisen. Hatte, unter Anderem, seine Diener alles Mögliche heran schaffen lassen, das sie noch nicht kannte, in der Hoffnung, diese kindliche Neugier, die er am Anfang als störend empfand, wieder zu erwecken. Auch hatte er ihr massenhaft Blumen aufs Zimmer bringen lassen, deren Duft sie immer gemocht hatte. Die Wachen vor der Tür waren längst überflüssig geworden. Seion und Sunao hatten mehrmals versucht Nobara zu einem Rundgang zu bewegen, doch diese ließ sich zu nichts mehr motivieren. Das erhoffte Ergebnis trat einfach nicht ein. Wenn sein heutiger Versuch nicht gelang, wusste er endgültig nicht mehr weiter. Doch noch hoffte er. Immerhin sollte sie das bekommen, was sie zu Anfang mehr als alles andere wollte. Es musste einfach funktionieren. Er trat hinaus auf den Hof. Ihre Schritte verstummten. Sesshomaru drehte sich zu ihr um. Genau an der Schwelle war sie stehen geblieben. Er ahnte, wo das Problem lag. Immerhin hatte er selbst gesagt, dass sie das Schloss nicht verlassen durfte. „Du darfst raus.“ Zögerlich setzte sie einen Fuß heraus. Wartete dann auf seine Reaktion. Als keine kam folgte der Andere und sie stand nach so langer Zeit wieder außerhalb des Gebäudes. „Komm mit.“ Abermals ein Zögern, bevor sie wieder zu ihm aufschloss und folgte. Sesshomaru ging voran in den Garten, Nobara dicht auf den Fersen. Wind kam auf und spielte mit ihren Haaren. Ein vertrautes Gefühl für die Youkai und zum ersten Mal seit zwei Monaten zeigte sich eine Gefühlsregung in ihren Augen. Sie schloss die Augen, atmete tief den Geruch um sich herum ein und genoss dieses Gefühl. Irgendwann öffnete sie die Augen wieder und sah direkt in die ihres Gefährten, der sie aufmerksam beobachtete. Er schien auf irgendwas zu warten, doch von ihr kam Nichts. Stattdessen senkte sie hastig den Blick. Er blieb eine Stunde mit ihr draußen, beobachtete sie und suchte nach Anzeichen dafür, dass sie zurück war. Freude darüber, wieder an der frischen Luft zu sein, Gemecker weil er sie geschwängert hatte, Gezeter weil sie erst jetzt raus kam, wo der Sommer, die schöne, warme Jahreszeit, zu Ende war – ihm wäre alles recht. Eine Böe brachte eine frische Brise mit sich und ließ Nobara frösteln. „Ist dir kalt?“ Kurz sah sie auf, blickte aber sofort wieder zu Boden. Fast unhörbar hauchte sie „Können wir wieder rein?“ Wäre er kein gestandener Mann, er würde die Schultern hängen lassen und laut aufseufzen. So aber nickte er nur und ging mit ihr im Schlepptau zurück ins Schloss. In ihrem Zimmer angekommen beobachtete er, wie sie zum Bett ging und sich darauf nieder ließ, die Augen geschlossen. Sie brauchte wohl etwas Ruhe, daher verließ er den Raum. Kaum das er draußen war, richtete sich Nobara auf und ging ans Fenster. Es war gerade erst Vormittag. Die Zeit im Garten hatte gereicht, damit sie wieder teilweise zu sich selbst fand. Es war aber auch noch etwas Anderes in ihr erwacht. Mit der Hand strich sie sich über ihren Bauch. Noch sah man nichts. Der Welpe konnte nichts dafür. Doch das hinderte sie nicht an dem Plan, der in ihrem Kopf Gestalt annahm. Sie wollte nicht noch einmal eine willenlose Puppe werden. Nicht mit ihr. Sie hatte zumindest teilweise wieder ihren eigenen Willen und den würde sie durchsetzen, so lange sie konnte. Mit einem wehmütigen Ausdruck auf dem Gesicht wandte sie sich vom Fenster ab. Sie wusste genau, was sie jetzt tun würde. Was es für sie und ihren Welpen bedeutete. Doch für sie war es der einzige Ausweg. „Sunao!“ Es dauerte nicht lange und ihre Dienerin betrat den Raum, kniete sich nieder und wartete auf ihre Befehle. „Geh zu meinem Gefährten und sage ihm, dass ich mich über ein paar Rosen freuen würde!“ „Hai, Nobara-sama“, ohne weiter Fragen zu stellen verschwand Sunao aus dem Zimmer. Die junge Hündin ging wieder zum Fenster. Sie sah raus, über die Mauer hinweg. Bald wäre sie frei. Sie wusste nicht, wie lange sie wartete, doch schließlich betrat Sunao wieder den Raum. In den Händen trug die Dienerin eine Vase mit ein paar roten- und rosafarbenen Rosen darin, die ihre beste Zeit eindeutig hinter sich hatten, alles in allem aber noch recht annehmbar aussahen. Wie passend. „Verzeiht, aber mehr gibt es nicht mehr.“ Nobara winkte ab „Bitte richte meinen Dank aus. Des Weiteren möchte ich nicht gestört werden!“ Ohne ihre Irritation zu zeigen stellte Sunao die Vase ab und verschwand eilig. Bei ihrem Herrn angekommen richtete sie diesem den Dank seiner Gefährtin aus. Sesshomaru nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. Ein gutes Zeichen – glaubte er. Ohne es auch nur im Ansatz zu ahnen, irrte sich der DaiYoukai abermals. Nobara nahm die Rosen und drapierte sie auf dem Bett. Danach ging sie ins Bad, nahm sich eines der Tücher und legte es unter den Spiegel. Ein Weiteres wickelte sie um ihre Hand und schlug zu. Sie brauchte ein paar Versuche, doch schlussendlich wurde der Spiegel von genug Rissen durchzogen. Als Nächstes versuchte sie ein geeignetes Stück für ihr Vorhaben heraus zu lösen. Scherben lösten sich und fielen zu Boden, der Ton des Aufpralls wurde vom Tuch verschluckt. Endlich hielt sie eine Scherbe in den Händen, die den vorgesehen Verwendungszweck sicherlich erfüllen würde. Immer noch mit dem Tuch die Scherbe haltend ging sie zurück in das andere Zimmer. An der Scherbe schnitt sie sich einen Finger auf, kletterte aufs Bett und schrieb mit ihrem Blut eine Botschaft an die Wand. Danach ließ sie sich auf dem Bett, auf ihrer Seite, nieder und achtete darauf, dass die Rosen um sie herum lagen. Das Tuch ließ sie unter der Decke verschwinden, es sollte ihr Kunstwerk nicht ruinieren. Mit der bloßen Scherbe in der Hand legte sie sich hin, atmete tief durch. Wollte sie das wirklich? Noch konnte sie einen Rückzieher machen. Sie könnte sagen es sei ein Unfall gewesen, für die Worte an der Wand würde ihr sicher auch etwas einfallen... Nobara unterbrach ihre eigenen Gedanken. Sie war gerade Herr ihrer Sinne. Das musste sie nutzen, so lange sie konnte. Auch wenn sie damit dem unschuldigen Wesen in ihrem Bauch die Möglichkeit zu Leben nahm, auch wenn sie Sesshomaru um seine Familie betrog. Es war ihr Recht. Sie würde wieder frei sein. Mit diesem Gedanken schloss sie die Augen, umfasste die Scherbe fester und rammte sie sich selbst ins Herz. Sesshomaru sah aus dem Fenster. Er hatte am Mittag einen kurzen Schmerz im Herzen gespürt, der aber ebenso schnell ging wie er kam. Seitdem lastete eine bleierne Schwere auf ihm. Er schüttelte den Kopf. Alles Einbildung. Stunden nach diesem Schmerz erhob er sich also, um in das gemeinsame Zimmer von ihm und Nobara zu gehen. Mit jedem Schritt wurde die Last auf seinen Schultern größer, jeder Schritt schwerer. Irgendetwas war mit ihr geschehen, dessen war er sich jetzt sicher. Nur was war am Mittag passiert? Er schob die Tür auf. Der Geruch von Rosen und Blut lag im Raum, überdeckte alles andere. Unfähig sich schneller zu bewegen, ging er fast schon wie in Zeitlupe auf das Bett zu. Bevor er darauf sah, sah er die Worte an der Wand. Gefangen im Leben. Frei im Tod. Dann ging sein Blick nach unten, zu seiner Gefährtin. Sie hatte das, was er ihr in ihrer ersten Nacht sagte, wörtlich genommen. Nobara lächelte. Er hatte sie noch nie Lächeln gesehen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, sank er auf die Knie. --- Na, wer hat das Zitat von Schiller gefunden? Richtig. es ist dieser Satz hier: Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd‘ er in Ketten geboren. Des weiteren möchte ich anmerken, das ich mit dem Ende keinesfalls sagen will, das man Selbstmord begehen soll! Kapitel 3: Teil 2 zensiert -------------------------- Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, das ich das zweite Kapitel zensiert hochladen könnte... Hier ist die zensierte Version. Es war bereits Abend und die letzten Strahlen der Sonne verschwanden, während Nobara in dem Zimmer saß und das letzte Kissen zerrupfte. Ihr war langweilig. Aber so was von. Im Schneidersitz saß sie auf dem Boden am Fußende des Bettes, um sich herum die anderen Kissen, die sie bereits massakriert hatte. Bei dem Reichtum hier wäre es nicht schwer, Neue zu kaufen. Daher hatte sie ihre Zurückhaltung was das feine Material anging schnell abgelegt. In einer trostlosen Bewegung ließ sie die Arme mit dem Bezug sinken. Kissen rupfen war nicht sehr befriedigend. Würden sie nach IHM riechen wäre es viel besser gewesen sie zu zerreißen, aber der feine Herr schien lange nicht zu Hause gewesen zu sein, sein Geruch hier war nur sehr schwach. Sie verzog das Gesicht als ihr Blick in Richtung Bad ging. Dort hing deutlich der Geruch des Öls in der Luft, das sie der Dienerin nachgeworfen hatte. Die sollten sie alle in Ruhe lassen! Ihrem Stand gemäß benehmen! Pah! Sie war keine hohe Dame – noch nicht. Hoffentlich würde das auch weiterhin so bleiben. Als die Tür auf ging wusste sie auch ohne hinzusehen, das Sesshomaru gekommen war. Stur blieb sie sitzen und widmete sich mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dem Kissen. Sesshomaru knurrte. Sie reagierte nicht auf ihn! Wenn sie wenigstens durch eine abwehrende Haltung zeigte, dass sie nicht erfreut war, aber sie tat nichts! Ignorierte ihn einfach und zerlegte weiter Kissen! Zumindest wusste er jetzt auch, dass sie anfing alles zu zerlegen, wenn ihr Beschäftigung fehlte… Auf sein Knurren hin sah sie doch zu ihm auf „Jetzt stell dich nicht so an, wegen den paar Kissen.“ Die Nasenflügel des Älteren bebten, doch NOCH zeigte er keine weitere Regung. Betont ruhig fragte er sie „War Seion da?“ „Seion? Die mit den schwarzen Haaren? So heißt sie also.“ Sie hatte sich nicht mal den Namen gemerkt. Machte sie das nur aus kindlichem Trotz oder war sie wirklich nicht gewillt, sich ihrem Schicksal zu fügen? Sesshomaru nickte nur. „Wenn du willst das ich den Buckel krumm mach und vor dir am Boden krieche, wie sie es anscheinend macht, hast du dich geschnitten.“ „Du spielst mit dem Feuer, pass auf das du dich nicht verbrennst.“ „Weil ich mich nicht einfach unterwerfe?!“ „Du solltest dich damit abfinden, dass dein altes Leben der Vergangenheit angehört. Gegen das Schicksal kann sich niemand wehren!“ Nobara sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd‘ er in Ketten geboren! Ich werde nicht zulassen, das mir mein Leben aus der Hand genommen wird!“ Langsam reichte es Sesshomaru. So war es unmöglich mit ihr auf einen grünen Zweig zu kommen! Ehe sie es sich versah stand er direkt vor ihr, die Augen von einem Hauch rot verschleiert. „Du wirst hier nicht weg kommen, ehe dich der Tod ereilt!“ Ihr erster Impuls war zurückweichen, doch ihr Körper gehorchte nicht. Vor Wut zitternd wartete sie ab, was er nun machen würde. Sie schlagen? Sie kannte es nicht anders. Wenn eine Frau sich so respektlos verhielt, wurde sie doch oft als Strafe geschlagen. Warum sollte es ihr nicht ebenfalls so ergehen? Innerlich machte sie sich daher darauf gefasst. Der Ansatz eines Lächelns stahl sich auf das Gesicht des Älteren. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Seine ‚Bestrafung‘ würde nicht so ausfallen, wie sie es erwartete. Langsam beugte er sich zu ihrem trotzig nach oben gerecktem Gesicht. Leider zu spät erkannte sie sein Vorhaben, bevor sie reagieren konnte passierten mehrere Dinge auf einmal. Zum Einen legte sich ein Arm um ihre Taille und hielt sie fest, während die freie Hand an ihrem Nacken lag, um sie dort zu fixieren. Das – für sie – Schlimmste von allem: Seine Lippen auf ihren. Sesshomaru zog sie näher zu sich, passte aber auf, das er sie nicht an seinen Brustpanzer drückte und somit verletzte. Dabei nahm er ihre zwei komplett gegensätzlichen Reaktionen wahr. Während ihr Körper sofort auf ihn reagierte und sich an ihn schmiegte, war in ihren Augen absoluter Widerstand zu sehen. Nur sie war noch viel zu jung, als das sie sich gegen ihren Instinkt hätte durchsetzen können. Die Hand an ihrem Nacken ließ los und fuhr ihre Wirbelsäule hinab. Selbst durch den Stoff hindurch konnte er jeden einzelnen ihrer Wirbel fühlen. Viel zu mager, sie würde zunehmen müssen, schon allein der Gesundheit wegen. Er ließ von ihr ab und musterte sie. Sie zitterte immer noch, aber nicht mehr vor Wut. Gut so. Bevor ihr Kopf wieder klar werden konnte, entledigte er sich seines Brustpanzers. Achtlos fiel dieser zu Boden. Er zog sie wieder bestimmend zu sich, da ihn nichts mehr behinderte und küsste sie abermals, fordernder als zuvor. Vorsichtig biss er ihr in die Lippe. Wie erhofft öffnete sie ihren Mund und er konnte mit seiner Zunge eindringen. Der Ansatz eines Knurrens formte sich in ihrer Kehle, war jedoch mehr zu spüren als zu hören. Warum tat ihr Körper nicht das, was sie wollte?! Sie kam sich wie eine Zuschauerin in ihrem eigenen Körper vor! Egal wie sehr sie sich auflehnte, sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Körper noch mehr an Sesshomaru schmiegte und sich ihre Hände wie von selbst um seine Schultern schlangen. Nobara zuckte zusammen, während seine Hände über ihren Rücken und Seiten strichen. Aber nicht weil es ihr missfiel – sie genoss es. Gegen ihn hätte sie sich vielleicht etwas zu Wehr setzen können, es heraus zögern, doch gegen sich selbst war sie machtlos. Der Instinkt war einfach zu stark. ~ Fünf Wochen später ~ „Nobara-sama, hört ihr mir zu?“ Die Angesprochene schreckte hoch und wandte sich vom Fenster ab zu Seion. „Was?“ Die Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf „Es reicht für heute.“ Damit verbeugte sie sich tief und ging. Nobara drehte sich wieder um und sah hinaus. Ihre Gedanken wanderten – wie so oft – zurück zu dieser Nacht. Sie hatte sich am nächsten Morgen miserabel gefühlt. Ihre vollkommen zufriedene Bestie war einfach nicht zum Aushalten gewesen! Ziemlich schnell hatte sie bemerken müssen, dass sie hier nie wieder raus kommen würde. In den letzten fünf Wochen war sie die meiste Zeit hier in diesem Zimmer gewesen. Das Schloss selbst hatte sie nicht verlassen. Keine frische Luft, kein Wind der ihr durchs Haar fuhr. Sie war kein Vogel im Käfig, oh nein. In einem Käfig hätte sie zumindest den Wind durch die Gitter hindurch spüren können. Ein einziges Mal hatte sie die Möglichkeit gehabt, durch ein offenes Fenster im Gang nach draußen zu gelangen. Sie hatte sie nicht genutzt. Warum? Weil Sesshomaru bei ihr gewesen war. Sie war sich sicher, das war Absicht gewesen, um zu testen, ob sie brav war. Sie hatte es in Erwägung gezogen, trotz seiner Anwesenheit raus zu springen, aber der nötige Befehl hatte nie ihre Beine erreicht. Es war einfach nicht zum Aushalten! Ebenso wenig wie, dass penibel darauf geachtet wurde, dass sie zunahm. Sogar ein Heiler war da gewesen und hatte gemeint, sie sei krankhaft untergewichtig. Was erwarteten die denn bitteschön?! Der Heiler hatte dummerweise eine Bemerkung gemacht, für die er anscheinend einen hohen Preis bezahlt hatte – sie hatte seither nichts mehr von ihm gehört und auf ihre Nachfrage hin, was mit ihm sei, bekam sie keine Antwort. Sesshomaru war im Raum gewesen, als der Heiler fertig war und sein Fazit abgab. Dabei war unter anderem die Bemerkung gefallen, wenn sie wirklich in absehbarer Zeit einen Welpen austragen solle, müsse sie zuerst etwas auf die Rippen bekommen. Für sie ein eindeutiger Hinweis, warum so genau darauf geachtet wurde, das sie zunahm. Für den Heiler wohl sein Todesurteil. So wie es in den gehobenen Häusern zuging, schien ihr eine andere Alternative, was sein Schicksal anging, unwahrscheinlich. Wo war sie nur gelandet? Still seufzte sie. Es wäre bald Abend. Gegen Abend kam ER. Das Schlimme daran war, dass sie nie wusste, was passieren würde. Mal ließ er sie in Ruhe und sogar allein im Bett schlafen, ein andern mal hielt er sie die halbe Nacht lang wach. Nobara hatte sich zumindest daran gewöhnt, das Lager mit ihm zu teilen – wohlgemerkt dann, wenn IHM danach war. Jegliche andere Situationen versuchte sie zu vermeiden. Sie badete nur dann, wenn sie wusste, dass er nicht kommen würde. Umziehen wenn er da war, war auch ein absolutes Tabu für sie. Gut, er hatte eh schon alles an ihr gesehen, aber… Nein, sie konnte es einfach nicht. Wer konnte auch sicher sagen, dass er nicht auf bestimmte Gedanken kommen würde? Sie ging vom Fenster weg zum Bad. Dort hing der einzige Spiegel ihres Käfigs. Ihre Mundwinkel zuckten bei dem Versuch, ein trauriges Lächeln zu Stande zu bringen. Lächeln konnte sie seit jener Nacht nicht mehr. Da stand sie nun. Die Haare nicht länger wild und ungepflegt, sondern seidig glatt und mit einer Schere war ein anständiger Schnitt rein gebracht worden. Sie öffnete den Obi ihres leichten Kimonos, den sie nachts trug, um ihren Körper betrachten zu können. Ihre Haut war weich und gepflegt, nicht mehr trocken und rissig. Ihre Rippen traten nicht mehr so deutlich hervor wie vor einigen Wochen noch. Ihre leicht eingefallenen Wangen waren ebenfalls verschwunden… Nach der Bemerkung mit dem Welpen hatte sie aufgehört zu Essen. Denn in ihren Augen war dies die einzige Möglichkeit gewesen, zu verhindern, dass er sie bei ihrer nächsten Läufigkeit deckte. Zwei Tage hatte er es still mit angesehen. Am Dritten hatte er sie höchstpersönlich Zwangsgefüttert. Das hatte er ein zweites und ein drittes Mal getan, danach brauchte er es nicht mehr machen. Sie hatte sich gefügt und angefangen selbst zu Essen. Abermals seufzte sie tief. Eine ganze Woche nach dieser Nacht war sie jeden Tag alleine in ihrem Zimmer gesessen, jede Nacht allein dort gelegen. Selbst das Essen war ihr gebracht worden, ohne ein Wort zu sagen. Tür auf, das Tablett mit Essen rein geschoben, Tür zu. Sesshomaru hatte alle zwei Tage die Spuren ihrer Zerstörung beseitigen lassen, aber nichts davon ersetzt. Selbst die zwei Diener, die aufräumen durften, hatten ihre Arbeit schnell und ohne ein Wort zu reden erledigt. Schnell war nichts mehr da gewesen, das sie auseinander nehmen konnte, bis auf eine Decke, die sie aber nicht anrührte, weil sie diese zum Schlafen brauchte. Irgendwann hatte sie nachgegeben, war zur Tür gegangen und hatte, wohl wissend, dass die Wachen vor der Tür sie hörten, gesagt das Seion kommen konnte. So verzweifelt war sie gewesen und hatte Beschäftigung gebraucht. Das war der Anfang von ihrem Ende gewesen. Nobara hatte sich gefügt, versuchte sich die Lektionen zu merken, die sie von Seion bekam. Tat sie es nicht, wurde sie wieder auf Entzug gesetzt. Benahm sie sich und machte etwas so, wie sie es sollte, wurde sie dahingehend belohnt, das sie sich Kleinigkeiten aufs Zimmer bringen lassen durfte. Ein Straus Blumen von draußen zum Beispiel. Der Duft der Freiheit in ihrem Gefängnis. Dafür tat sie so Einiges. Ihr Blick ging schon lange ins Leere. Sie kehrte erst wieder zur Realität zurück, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Augenblicklich bereute es die junge InuYoukai, sich zur Tür gedreht zu haben. Denn dort stand – natürlich – Sesshomaru, der dank des offenen Kimonos eine wunderbare Aussicht hatte. Schnell schloss sie den Kimono und sah ihm so trotzig wie sie es noch konnte entgegen. ~ Mitte Herbst ~ Stumm, mit gesenktem Blick, folgte Nobara ihrem Gefährten durch die Gänge. Sie kannte sich immer noch nicht aus, zu selten kam sie am Anfang aus dem Zimmer und jetzt interessierte sie es nicht mehr. Seine Stimme durchbrach unangenehm die Leere, die in ihrem Kopf herrschte „Benimm dich.“ „Hai, mein Herr“, antwortete sie nur tonlos. Kaum sichtbar warf Sesshomaru seiner Gefährtin einen besorgten Blick über die Schulter zu. Sie so zu sehen gefiel ihm überhaupt nicht. Sie war zwar so, wie es sich für eine Frau gehörte, aber sie erinnerte ihn mehr an eine Blume, die gepflückt und in eine Vase gestellt worden war, um dort langsam zu verwelken. Das sie auf eine derart unnötige Aussage ohne nachdenken gehorsam antwortete war alles Andere als gut. Er hatte sie tatsächlich gebrochen. Zu spät hatte er begriffen, was er ihr damit antat. Das ausgerechnet IHM so ein Fehler passieren konnte! Denn ein Fehler war es ohne Zweifel, auch wenn er es niemals zugeben würde. Nur als er diesen Fehler beging, war er sich dessen nicht bewusst gewesen. Sie war läufig gewesen. Hatte sich alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass er es nicht roch. Natürlich hatte er es trotzdem gemerkt. Er hätte es lassen sollen, als sie weinte und flehte, er solle ihr Zeit lassen. Aber all ihr Flehen hatte nichts genutzt, gegen das was der Geruch in ihm ausgelöst hatte. Hätte er an dem Abend gewusst, was für Folgen sein Handeln hätte, er wäre zur Tür hinaus und hätte seine eigenen Räume so lange nicht betreten, bis es vorüber war. So aber war es dazu gekommen, dass er sie deckte. Seitdem war sie so. Willenlos. Eine Hülle, nicht mehr. Die Hülle, in der einmal seine Gefährtin gesteckt hatte. Vor zwei Monaten noch dachte er, dass sie sich wieder fangen würde, so unmöglich war es im erschienen, ihren Willen zu brechen. Doch auch in diesem Fall hatte er sich geirrt. Er hatte in der Zwischenzeit alles versucht, um sie aus ihrer Apathie zu reisen. Hatte, unter Anderem, seine Diener alles Mögliche heran schaffen lassen, das sie noch nicht kannte, in der Hoffnung, diese kindliche Neugier, die er am Anfang als störend empfand, wieder zu erwecken. Auch hatte er ihr massenhaft Blumen aufs Zimmer bringen lassen, deren Duft sie immer gemocht hatte. Die Wachen vor der Tür waren längst überflüssig geworden. Seion und Sunao hatten mehrmals versucht Nobara zu einem Rundgang zu bewegen, doch diese ließ sich zu nichts mehr motivieren. Das erhoffte Ergebnis trat einfach nicht ein. Wenn sein heutiger Versuch nicht gelang, wusste er endgültig nicht mehr weiter. Doch noch hoffte er. Immerhin sollte sie das bekommen, was sie zu Anfang mehr als alles andere wollte. Es musste einfach funktionieren. Er trat hinaus auf den Hof. Ihre Schritte verstummten. Sesshomaru drehte sich zu ihr um. Genau an der Schwelle war sie stehen geblieben. Er ahnte, wo das Problem lag. Immerhin hatte er selbst gesagt, dass sie das Schloss nicht verlassen durfte. „Du darfst raus.“ Zögerlich setzte sie einen Fuß heraus. Wartete dann auf seine Reaktion. Als keine kam folgte der Andere und sie stand nach so langer Zeit wieder außerhalb des Gebäudes. „Komm mit.“ Abermals ein Zögern, bevor sie wieder zu ihm aufschloss und folgte. Sesshomaru ging voran in den Garten, Nobara dicht auf den Fersen. Wind kam auf und spielte mit ihren Haaren. Ein vertrautes Gefühl für die Youkai und zum ersten Mal seit zwei Monaten zeigte sich eine Gefühlsregung in ihren Augen. Sie schloss die Augen, atmete tief den Geruch um sich herum ein und genoss dieses Gefühl. Irgendwann öffnete sie die Augen wieder und sah direkt in die ihres Gefährten, der sie aufmerksam beobachtete. Er schien auf irgendwas zu warten, doch von ihr kam Nichts. Stattdessen senkte sie hastig den Blick. Er blieb eine Stunde mit ihr draußen, beobachtete sie und suchte nach Anzeichen dafür, dass sie zurück war. Freude darüber, wieder an der frischen Luft zu sein, Gemecker weil er sie geschwängert hatte, Gezeter weil sie erst jetzt raus kam, wo der Sommer, die schöne, warme Jahreszeit, zu Ende war – ihm wäre alles recht. Eine Böe brachte eine frische Brise mit sich und ließ Nobara frösteln. „Ist dir kalt?“ Kurz sah sie auf, blickte aber sofort wieder zu Boden. Fast unhörbar hauchte sie „Können wir wieder rein?“ Wäre er kein gestandener Mann, er würde die Schultern hängen lassen und laut aufseufzen. So aber nickte er nur und ging mit ihr im Schlepptau zurück ins Schloss. In ihrem Zimmer angekommen beobachtete er, wie sie zum Bett ging und sich darauf nieder ließ, die Augen geschlossen. Sie brauchte wohl etwas Ruhe, daher verließ er den Raum. Kaum das er draußen war, richtete sich Nobara auf und ging ans Fenster. Es war gerade erst Vormittag. Die Zeit im Garten hatte gereicht, damit sie wieder teilweise zu sich selbst fand. Es war aber auch noch etwas Anderes in ihr erwacht. Mit der Hand strich sie sich über ihren Bauch. Noch sah man nichts. Der Welpe konnte nichts dafür. Doch das hinderte sie nicht an dem Plan, der in ihrem Kopf Gestalt annahm. Sie wollte nicht noch einmal eine willenlose Puppe werden. Nicht mit ihr. Sie hatte zumindest teilweise wieder ihren eigenen Willen und den würde sie durchsetzen, so lange sie konnte. Mit einem wehmütigen Ausdruck auf dem Gesicht wandte sie sich vom Fenster ab. Sie wusste genau, was sie jetzt tun würde. Was es für sie und ihren Welpen bedeutete. Doch für sie war es der einzige Ausweg. „Sunao!“ Es dauerte nicht lange und ihre Dienerin betrat den Raum, kniete sich nieder und wartete auf ihre Befehle. „Geh zu meinem Gefährten und sage ihm, dass ich mich über ein paar Rosen freuen würde!“ „Hai, Nobara-sama“, ohne weiter Fragen zu stellen verschwand Sunao aus dem Zimmer. Die junge Hündin ging wieder zum Fenster. Sie sah raus, über die Mauer hinweg. Bald wäre sie frei. Sie wusste nicht, wie lange sie wartete, doch schließlich betrat Sunao wieder den Raum. In den Händen trug die Dienerin eine Vase mit ein paar roten- und rosafarbenen Rosen darin, die ihre beste Zeit eindeutig hinter sich hatten, alles in allem aber noch recht annehmbar aussahen. Wie passend. „Verzeiht, aber mehr gibt es nicht mehr.“ Nobara winkte ab „Bitte richte meinen Dank aus. Des Weiteren möchte ich nicht gestört werden!“ Ohne ihre Irritation zu zeigen stellte Sunao die Vase ab und verschwand eilig. Bei ihrem Herrn angekommen richtete sie diesem den Dank seiner Gefährtin aus. Sesshomaru nahm dies mit einem Nicken zur Kenntnis. Ein gutes Zeichen – glaubte er. Ohne es auch nur im Ansatz zu ahnen, irrte sich der DaiYoukai abermals. Nobara nahm die Rosen und drapierte sie auf dem Bett. Danach ging sie ins Bad, nahm sich eines der Tücher und legte es unter den Spiegel. Ein Weiteres wickelte sie um ihre Hand und schlug zu. Sie brauchte ein paar Versuche, doch schlussendlich wurde der Spiegel von genug Rissen durchzogen. Als Nächstes versuchte sie ein geeignetes Stück für ihr Vorhaben heraus zu lösen. Scherben lösten sich und fielen zu Boden, der Ton des Aufpralls wurde vom Tuch verschluckt. Endlich hielt sie eine Scherbe in den Händen, die den vorgesehen Verwendungszweck sicherlich erfüllen würde. Immer noch mit dem Tuch die Scherbe haltend ging sie zurück in das andere Zimmer. An der Scherbe schnitt sie sich einen Finger auf, kletterte aufs Bett und schrieb mit ihrem Blut eine Botschaft an die Wand. Danach ließ sie sich auf dem Bett, auf ihrer Seite, nieder und achtete darauf, dass die Rosen um sie herum lagen. Das Tuch ließ sie unter der Decke verschwinden, es sollte ihr Kunstwerk nicht ruinieren. Mit der bloßen Scherbe in der Hand legte sie sich hin, atmete tief durch. Wollte sie das wirklich? Noch konnte sie einen Rückzieher machen. Sie könnte sagen es sei ein Unfall gewesen, für die Worte an der Wand würde ihr sicher auch etwas einfallen... Nobara unterbrach ihre eigenen Gedanken. Sie war gerade Herr ihrer Sinne. Das musste sie nutzen, so lange sie konnte. Auch wenn sie damit dem unschuldigen Wesen in ihrem Bauch die Möglichkeit zu Leben nahm, auch wenn sie Sesshomaru um seine Familie betrog. Es war ihr Recht. Sie würde wieder frei sein. Mit diesem Gedanken schloss sie die Augen, umfasste die Scherbe fester und rammte sie sich selbst ins Herz. Sesshomaru sah aus dem Fenster. Er hatte am Mittag einen kurzen Schmerz im Herzen gespürt, der aber ebenso schnell ging wie er kam. Seitdem lastete eine bleierne Schwere auf ihm. Er schüttelte den Kopf. Alles Einbildung. Stunden nach diesem Schmerz erhob er sich also, um in das gemeinsame Zimmer von ihm und Nobara zu gehen. Mit jedem Schritt wurde die Last auf seinen Schultern größer, jeder Schritt schwerer. Irgendetwas war mit ihr geschehen, dessen war er sich jetzt sicher. Nur was war am Mittag passiert? Er schob die Tür auf. Der Geruch von Rosen und Blut lag im Raum, überdeckte alles andere. Unfähig sich schneller zu bewegen, ging er fast schon wie in Zeitlupe auf das Bett zu. Bevor er darauf sah, sah er die Worte an der Wand. Gefangen im Leben. Frei im Tod. Dann ging sein Blick nach unten, zu seiner Gefährtin. Sie hatte das, was er ihr in ihrer ersten Nacht sagte, wörtlich genommen. Nobara lächelte. Er hatte sie noch nie Lächeln gesehen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, sank er auf die Knie. --- Na, wer hat das Zitat von Schiller gefunden? Richtig. es ist dieser Satz hier: Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd‘ er in Ketten geboren. Des weiteren möchte ich anmerken, das ich mit dem Ende keinesfalls sagen will, das man Selbstmord begehen soll! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)