After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 30: Die verborgene Bedeutung ------------------------------------ Die Pfade schienen kein Ende zu nehmen, in einer Welt, die man weder als real noch als fantasievoll bezeichnen konnte. Es stimmte, hier spielte Zeit keine Rolle, sie brauste nur so an einem vorbei. Für einen Verstorbenen keine wichtige Erkenntnis, doch jemand der am Leben war, sollte Schwierigkeiten bekommen… Miceyla die ihren Weg ohne Angeal fortsetzte, suchte Hinweise, welche die zweite Prüfung ankündigten. „Laufen wir gemeinsam weiter?“ Da es ihr vorkam, ewig keine Stimme mehr gehört zu haben, reagierte sie irritiert. Als seien Wochen vergangen… Eine wunderschöne junge Frau, mit einem schlanken, zierlichen Körper, lief neben Miceyla her. Ihr langer brauner Haarzopf, wippte bei jedem ihrer Schritte. Das Mädchen begrüßte sie mit einem süßen Lächeln. „Bist du etwa…Aerith?“, fragte Miceyla, nachdem sie stehen geblieben war. Ihre erwartungsvoll funkelnden Augen, wollten das nicht so recht glauben. „Nein, du vertust dich nicht, ich bin Aerith! Mein Herz fühlt sich fast wieder lebendig an, jetzt wo ich dich kennen lerne!“, bestätigte sie vor Freude. „Wenn du in der Wirklichkeit vor mir stehst, bist du noch viel, viel hübscher!“ Aerith wurde von ihrem Kompliment ganz verlegen. „Ach…Du bist doch selber wunderhübsch! Wir sind uns sehr ähnlich, nicht nur äußerlich… Ich höre fernes Geflüster… Komm, deine zweite Prüfung beginnt bald!“ Sie nahm Miceyla bei der Hand und die beiden Mädchen, liefen auf einen plötzlich in der Ferne erschienenen Tempel zu. Nach der Hälfte der erreichten Strecke, drosselte Aerith ihr Tempo, um sich mit ihrer neuen Freundin unterhalten zu können. „In dieser Prüfung spielt die Liebe eine große Rolle, weißt du? Liebe kann man für viele Menschen empfinden, Familie oder Freunde. Doch hier ist Liebe gemeint, die man jemand ganz besonderem schenkt. Manche finden so eine Person früher in ihrem Leben, andere später. Also ich hatte in meiner kurzen Lebenszeit Glück. Wie steht es bei dir?“, fragte sie höflich, ohne die Antwort dabei aus ihr herausquetschen zu wollen. Miceyla konnte sich überhaupt nicht mehr erinnern, dass letzte Mal offen mit einem anderen Mädchen geredet zu haben. Sie bekam schon Bedenken, ihre Weiblichkeit zu verlieren, da sie die meiste Zeit als Soldatin unter Männern verbrachte. Jetzt ergriff sie die Chance, den Augenblick der frischen Jugendlichkeit genießen zu dürfen. „Mein Herz hat sich schon entschieden… In mir wurden ungeahnte Gefühle geweckt, seit dem ich Genesis kennen gelernt habe“, sprach sie verträumt und kräuselte dabei die Lippen wie ein schnurrendes Kätzchen. „So? Vielleicht will dir dein Herz ja auch nur einen Streich spielen. Die wirklich wahre Liebe bedeutet weitaus mehr, als nur eine kurzweilige Romanze." Was wollte ihr Aerith damit sagen? Gerade erreichten sie den Tempel. Eindrucksvoll sah er aus, mit seinen kräftigen Farben und geheimnisvollen Gravuren. Im Innern dagegen, erblickte man aber nur eine gespenstische Finsternis. „Weiter kann ich dich nicht begleiten. Du musst eine lange Treppe hinunter laufen. Wenn du unten ankommst, wirst du auf einen…eher ungewöhnlichen Gegner treffen. Mehr darf ich dir nicht verraten. Meine Gestalt bleibt hier, aber meine Stimme wird dich immer erreichen.“ Miceyla seufzte nach ihrer knappen Erläuterung. „Also läuft es wieder auf einen Kampf hinaus… Danke Aerith, ich gehe dann mal. Zeit ist an diesem Ort sehr kostbar…“, verabschiedete sie sich rasch von der fürsorglichen jungen Frau. Bei einer Prüfung mit dem Thema `Liebe`, hätte sie keine Kämpferei erwartet. 'Wäre es wohl doch klüger gewesen, den Heiltrank zu nehmen? Egal…Ich hoffe, dass es bei `einem` Gegner bleibt.' Nur eine gerade nach unten verlaufende Treppe, befand sich in dem Tempel. Nicht mal ein Geländer gab es. Je weiter sie hinab lief, umso mehr war sie auf ihren Tastsinn angewiesen. Denn das Tageslicht vom Eingang, reichte nicht weit. 'Es ist so düster… Und diese stickige Luft… Sind hier auch Hulax? ... Ich dachte, die ersten vier Prüfungen fallen unter den Titel: `Die Pfade des Lichts`? Wie sieht es wohl erst mit der Dunkelheit aus?' Die unheimlichsten Dinge, malte sie sich in ihrer Fantasie aus, während sie die ewig lange alte Tempeltreppe hinunter stolperte. Endlich, die Treppe endete und blitzartig erschienen Lichter, welche sie im Untergrund des Tempels empfingen. 'Unglaublich…' Kräftige glitzernde Farben, schmückten die Tempelwände. Im Hintergrund hörte sie leise Musik spielen. Sie fühlte sich wie in einem Palast und nicht wie in irgendeiner heruntergekommenen Ruine. „Du lässt dich aber schnell, von der Schönheit deiner Umgebung täuschen! Dein Gegner bin ich!“ Bevor sie eine Person ausfindig machen konnte, stellte sie fest, dass die Treppe hinter ihr verschwand. Diesen Rückweg musste sie also abhacken. „A- aber… Diese Stimme kenne ich doch!“ Erst jetzt dachte Miceyla darüber nach. 'Sie klang ein wenig wie meine eigene…' Immer noch war niemand zu sehen, bis jemand durch einen großen, Diamantenumrandeten Spiegel an der Wand hindurch trat. Ungläubig kniff sie ihre Augen zusammen. „Äh… Aber… Das bin ja `ich`!“ 'Was soll das sein, ein lebendiges Spiegelbild?' , spekulierte Miceyla. „Ganz recht. Das bist du selbst.“ „Aerith!“ Tatsächlich war es ihr möglich, deren Stimme zu hören. „Nur liegen zwischen dir und deinem Gegenüber, vier Jahre“, ergänzte Aerith rasch. „Also bin das ich, von vor vier Jahren…“ Sie hatte sich unerwartet viel verändert, in der relativ kurzen Zeit. „Vor vier Jahren, warst du noch unsterblich in Arjen verliebt und hattest gegenüber der Welt, noch eine ganz andere Einstellung.“ Völlig überrascht wurde Miceyla rot. Für ihren Geschmack, wusste Aerith viel zu viel über ihre Vergangenheit. Mit einem festen Blick konfrontierte sie ihre Herausforderin und warf ihr beschämendes Gefühl ab. „Folglich besteht der Sinn der Prüfung sicherlich darin, festzustellen, ob sich meine Fähigkeiten zu damals verbessert haben!“ Langsam bekam sie richtigen Tatendrang, genau dies herauszufinden. „Nicht ganz. Der eigentliche Zweck ist, dass du selbst mal erkennst, welche Liebe stärker ist. Die für Arjen oder die für Genesis“, berichtigte Aerith ihre voreilige Schlussfolgerung. „Wie bitte?... Hm… Wie auch immer! Kommt beides auf das gleiche Ergebnis hinaus!“, meinte sie kühl und zog ihr Schwert. „Dich mache ich fertig! Ich werde dir zeigen, dass du den falschen Weg genommen hast!“, protzte die jüngere Miceyla. „Na hör mal! Du stehst hier gerade vor deinem zukünftigen `ich`! Also ein bisschen mehr Höflichkeit wenn ich bitten darf!“ 'Früher hatte ich bestimmt nicht so schlechte Manieren…' Während Miceyla sich ärgerte, wurde sie auch schon von ihrer Version aus der Vergangenheit angegriffen. Und das auch noch mit demselben Schwert… Mit einer enormen Wucht, klirrten ihre Schwerter gegeneinander. In den Augen der jüngeren Gegnerin brannte ein Feuer, welches ihr ungeheure Kräfte verlieh. Trotzdem konnte Miceyla jeden Angriff souverän abwehren, auch als sie begann Magie anzuwenden. Der Altersunterschied kam nicht sonderlich in dem Kampf hervor. Ihre Stärken waren auf demselben Level. Und doch war etwas anders. Sie schaffte es ihre Herausforderin am Bein zu verletzen, jedoch verspürte sie unerwartet eine kalte Schwertspitze, mitten in ihrer Schulter. „Aaah!“ Der Schmerz betäubte Miceyla und die Umgebung verschwamm vor ihren Augen. „Ich werde jetzt gehen…“ Bei dieser vertrauten Stimme, fand sie ihr Bewusstsein wieder. Die Schmerzen waren fort. In weniger Entfernung sah sie Arjen mit sich selbst, Miceyla reden. Direkt bei ihrem Lieblingsort, dem mystischen See. 'Das ist meine Welt! Schon wieder die Vergangenheit… Dieses Mal aber meine eigene…' Ihre Gedanken rasten. Wie sollte sie sich auf eine Situation einstellen können, wenn sie immer von Ort zu Ort wanderte? Glücklicher Weise sahen die beiden, die zukünftige Miceyla nicht, sonst hätten sie längst reagiert. „Ja, immer gehst du! Wir kennen uns schon seit über zwei Jahren, doch meistens bekomme ich dich eh nur in meinen Träumen zu Gesicht. Außer du bringst mir neue Magie bei… Wieso lässt du mich so oft allein… Ich hasse die Einsamkeit… Du bist ein Prinz Arjen und hast ein Königreich zu führen, seitdem deine Eltern nicht mehr da sind! Glaubst du, ich komme mit allem selbstständig im Schloss klar? Sag...sag irgendetwas…“ Die jüngere Miceyla schien ziemlich verzweifelt. „Miceyla… Niemals würde ich dich alleine lassen, auch wenn du mich nicht sehen kannst. Die Lage bessert sich leider nicht, ewig herrscht Krieg… Unsere Bestimmungen sind zwei verschiedene, bedenke das.“ Arjens besänftigende Stimme, legte sich einem über die Haut, wie ein warmer Schleier. „Ich will dich aber `sehen`! Wegen deinen vielen Missionen, werden wir wohl erst glücklich wenn wir alt sind. Du hast mir selbst gesagt, ich sei für dich die bedeutungsvollste Person in deinem Leben. Langsam glaube ich, dass ich dich nicht länger lieben kann…“ Mit diesen eisigen Worten, wurde auch ihr Blick kaltherzig. Arjens ruhiges Gemüt verwandelte sich ebenfalls. „Was sagst du da… Du musst lernen geduldiger zu sein. Würdest du aus meinem Leben verschwinden, ich könnte keinen Moment weiter existieren…“ Bevor sich Wehmut in ihrer eigenen Seele vergraben konnte, machte die andere Miceyla aus der Vergangenheit, vom See kehrt. „Der Tag wird kommen, an dem ich mir eine andere Welt suche. Eine, in der ich wenigstens gebraucht und…geliebt werde…“, sprach sie noch geistesabwesend. Der sonst so weise und erfahrene junge Magier, wirkte plötzlich verloren und verlassen. Nicht mal zum Weinen war er in der Lage. „Meine Liebe zu dir ist mein allergrößter Schatz… Ich bin einem Pfad aus Einsamkeit gefolgt, bevor ich dich kennen lernte. Auf ewig werde ich dich lieben…“, flüsterte er und lief mit den Füßen in den See. Miceyla, die ihr eigenes vergangenes Gespräch mit ihm, noch einmal erneut mit anhören musste, raste auf Arjen zu. „Ich flehe dich an, niemals hätte ich die Absicht gehabt, dich verletzen zu wollen! Es war eben…alles nicht einfach…“, schluchzte sie und klammerte sich mit beiden Händen an ihn. Gerade wollte sie durch ihre verweinten Augen, in seine blicken. Alles was sie jedoch zu sehen bekam, war das Gesicht von Genesis. „Kein anderer wird dich jemals so sehr lieben wie ich. Und ich bin derjenige, der ewig bei dir bleibt und dich beschützt. Du fühlst genauso…oder?“, sprach er zärtlich. Das `oder`, hängte er nach einer kurzen Verzögerung noch hinten dran. „Das ist nicht wahr! Du bist nicht der einzige, der…“ Ihre Empörung wurde jäh unterbrochen, als ihr Schmerz zurückkehrte und sie sich wieder in dem Tempel befand. Die jüngere Miceyla nutzte ihren abgelenkten Blick und stach noch einmal zu. „Urgh!“ Sie musste Blut spucken und taumelte nach hinten weg. 'Diesen Kampf habe ich wohl verloren…', dachte Miceyla beschämt. „Da liegst du falsch. Ich habe lediglich mein zukünftiges `Ich` besiegt.“ Schon vorher verschwand sie, ehe die letzten Worte verklungen waren. 'Kann sie Gedanken lesen? Richtig…das war ja ich selbst…Argh!' Im ganzen Körper verspürte sie schmerzvolle Zuckungen. Aber das war nicht das einzige, was sie noch spüren konnte. Plötzlich hatte sie eine nicht zu bändigende Sehnsucht nach Arjen. 'Bin ich die ganze Zeit vor meinen wahren Gefühlen davongelaufen?' „Ist die Barriere nun endlich aufgebrochen worden? Es scheint so. Dann nimm meine Kraft entgegen!“ Ein weiterer Kristall erschien. Dieses Mal in einem kräftigen rosa Farbton. „A-aber ich habe doch gerade versagt…“, keuchte sie dem Kristall entgegen, wagte jedoch nicht zu ihm aufzusehen, wegen des enormen Blutverlustes. 'Meine Güte… Andere verlieren in ihrem gesamten Leben, nicht so eine Menge an Blut.' „Du hast eine Einsicht gewonnen, die wertvoller ist als jeder Triumph. In deinem Herzen erstrahlt ein neues Licht.“ Nach diesen reinen Worten, verkleinerte er sich und füllte eine zweite Lücke in ihrem Schwert. 'Das ist doch lachhaft! Als ob ich das verdient hätte…' Es stimmte schon, dass ihr Herz leichter war und von einer erdrückenden Last befreit wurde. 'Arjen…' Nach einem kurzen Augenaufschlag, lag sie wieder auf der Oberfläche vor dem Tempel. Aerith kniete neben ihr und strich Blut von ihren Wangen. „Wenn sich dein Herz öffnet und du wirklich liebst, wird vieles leichter sein.“ „Noch ein bisschen länger und mein Herz schlägt überhaupt nicht mehr…“, meinte sie benommen durch einen krampfhaften Husten. „Das ist wahr. Deshalb solltest du nun den Heiltrank nehmen. Du warst sehr tapfer. Die Hälfte der ersten vier Prüfungen ist überstanden.“ „Ich will Arjen sehen…D-doch ich liebe immer noch Genesis…“ Miceylas Stimme wurde langsam so dünn, wie der Lufthauch der über sie hinwegwehte. Das verwirrte und erschreckend schwerverletzte Mädchen, tat Aerith furchtbar leid. „Komm, nimm erst mal den Heiltrank. Angeal hat ihn mir übergeben. Und lass deine ganzen Gedanken, für eine Weile ruhen.“ Ihre Kräfte verweigerten Miceyla, den Trank entgegenzunehmen. Also hielt Aerith ihr die kleine Glasflasche an den Mund. Die regenerierende Flüssigkeit floss durch ihren Körper, ließ jeden Schmerz verschwinden und beglückte sie mit einem vielversprechenden Tatendrang. „Danke Aerith, ich…“ Während sie aufsprang musste sie feststellen, dass Aerith verschwunden war. 'Nicht mal richtig bedanken konnte ich mich… Dann geht’s wohl auf zur dritten Prüfung!' Sie folgte einem Pfad, der am Tempel vorbeiführte und in einem großen Tal mündete. Eine angenehme Wärme lag in der Luft. Überall wuchsen die schönsten Blumen und kräftige begrünte Bäume. Trotzdem war nirgends ein Lebewesen zu erblicken. Nicht mal ein Insekt. „Wow…“ Staunend fand sie eine prächtige, schwebende Burg in dem Tal vor. Eine lange Brücke ließ zu, dass man dessen Tor passieren konnte. „Das sieht ja richtig einladend aus. Dann sollte ich mal nicht unhöflich sein!“ Hüpfend trabte sie die Brücke hinauf und nach jedem Schritt, verschwand eine Stufe hinter ihr. Unbeeindruckt lief sie mit rollenden Augen weiter. Knarrend öffnete sich das Burgtor. Außer unzähligen Türen in der Eingangshalle, war nicht sonderlich viel zu entdecken. Der Tempel war im unteren Teil, um einiges interessanter gewesen. „So trifft man sich wieder!“ Angeal, ihr erster Prüfer, wartete in der Hallenmitte. 'Wann sehe ich denn endlich Zack?' Miceyla versuchte ihre leichte Enttäuschung, vor dem erfahrenen Kämpfer zu verbergen. „Was kommt denn bei dieser Prüfung auf mich zu? Zum Glück bin ich gestärkt!“, machte sie sich bereit. „Ha, ha! Zumindest ist deine Motivation neu angestiegen. Diesmal verzichte ich auf viele Erklärungen. "Dürfte ich bitte dein Schwert haben?“ Unschuldig dreinblickend, bat er um ihre heilige Waffe. „M-mein Schwert?“, meinte sie skeptisch. Immer trug sie es bei sich. Der einzige Gegenstand, welcher sie an ihre wahre Herkunft erinnerte und daran, wer sie in Wirklichkeit war. Miceyla hatte es bisher noch nie jemand anderem, ohne weiteres überreicht. „Nein! Alles nur nicht das!“, verweigerte sie die Aufforderung des Älteren. Angeal fand ihre feindliche Reaktion kein wenig verblüffend und seufzte nur. „Stell dich nicht so kindisch an. Glaubst du, ich wüsste nicht über die Bedeutung eines Schwertes Bescheid? Gib es mir, denke an die Zeit!“, überredete er sie eindringlich. Widerstrebend drückte sie ihm ihr Schwert in die Hand. „Danke! Ich werde es gut verwahren, bis du es wiederhaben darfst. Denn bei dieser Prüfung, ist es dir nicht erlaubt, eine Waffe oder Magie zu benutzen. Du besitzt ja ein Zeichen auf deiner Schulter. Diese wurde versiegelt, damit du keine Magie mehr einsetzen kannst“, unterrichtete Angeal sie in wenigen Worten. Überrascht tastete Miceyla an ihre linke Schulter. 'Ich habe gar nichts bemerkt… Dank dem Zeichen, das alle Lucassener besitzen, kann ich starke Magie verwenden. Nun bin ich also vollkommen wehrlos…' Nur noch eines blieb ihr… „Dein Verstand ist hier in erster Linie am gefragtesten. Denn die dritte Prüfung, ist die Prüfung des `Vertrauens`. Nur eine von den ersten Türen ist offen. Von da an, musst du dir den Schlüssel für den nächsten Raum ersuchen. Und immer so weiter. Du kannst gleich beginnen. Wir sehen uns!“ „Moment…!“ Es war ein ungerechter Anblick, Angeal mit ihrem Schwert wegmarschieren zu sehen. Besser sie blendete dies jetzt aus. „Eine Tür…“ Miceyla entschied, alle Türen von links nach rechts auszuprobieren. So vergaß sie auch keine. Die erste war verschlossen, mit der zweiten sah es genauso aus und die dritte… „Ja! Sie ist offen!“ Sich freuend, betrat sie den ersten Raum, welchen man nicht wirklich als Raum bezeichnen konnte. Sie stand inmitten einer Großstadt. „Äh…? Ein schlechter Scherz oder was? Wie soll ich hier den richtigen Schlüssel finden? Und vor allem, die dazu passende Tür?“, fragte sie sich in rasender Panik. Ein Auto kam hupend auf sie zugerast. „Argh! Dann auch noch gerade mitten auf einer Straße!“ Kreischend flüchtete sie sich Richtung Fußweg. Dabei rempelte sie versehentlich einen Mann an. „V-verzeihung!“, hauchte Miceyla eine Entschuldigung. „Folge mir unauffällig“, forderte dieser von ihr. 'Seine Stimme! Sie klingt wie…' Bevor sie von einem Menschenstrom, auf dem Weg mitgerissen wurde, folgte sie ihm. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, da eine tiefgezogene Kapuze es überdeckte. „Da vorne! Da ist das Mädel! Lasst sie nicht entkommen!“ Zuckend blickte sie sich um und sah, wie finstere Augen von ein paar streitlustigen Typen, sie anstarrten. 'Was wollen die denn? Die sollen mich bloß in Ruhe lassen, sonst…' Zu spät fiel ihr ein, dass sie vollkommen wehrlos war. „Bleib nicht stehen!“, wies der Mann sie auf ihr Zögern an und zog sie an der Hand in eine Seitengasse hinein. „Schnappen wir sie uns!“ Die üblen Gestalten waren ihr dicht auf den Fersen. „Ich kümmere mich um die Kerle. Bleib du etwas zurück!“, sprach der Mann und zog seine Kapuze runter. 'Ja! Es besteht kein Zweifel, dass ist Vincent!' „Aber…das sind zu viele für einen allein!“, hob sie besorgt an. „Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte Vincent trocken. Ob es sich wirklich um Vincent aus Gaia handelte, blieb offen. „D-doch… Natürlich tue ich das…“ Sicher, sie war froh, eine vertraute Person hier anzutreffen. „Dann ist ja gut… Sie kommen…“ Die Bande aus Rüpeln, stand nun vor ihnen in der engen Gasse. „Los!“, schrien sie und trampelten den beiden entgegen. Wie ein Blitz verschwand Vincent und tauchte hinter den Kerlen wieder auf. 'Hui… Ist der schnell!' , dachte sie beeindruckt. Die Deppen bekamen natürlich nichts mit und reagierten nicht weiter, als doofe Gesichter zu machen. „Wo ist diese unheimliche Gestalt denn hin?“, fragte einer kühl. „Ihr seid zu langsam für mich. Und wer ist hier `unheimlich`?“, antwortete Vincent gelassen und beförderte den ersten, mit einem hartnäckigen Faustschlag zu Boden. 'Nur noch vier…' Einer schmuggelte sich nach vorn und wollte Miceyla ergreifen. „Flieh über die Mauer hinter dir! Beeilung!“, dirigierte Vincent ihre Flucht. „Wie ruhig du bleibst, wenn Männer sich prügeln! Dabei bist du doch so eine zarte junge Dame! He, he!“, meinte der dickliche Rabauke vor ihr. 'In meinem Soldatenleben und auch bereits davor, habe ich schon genug Gewalt gesehen. Da kann ich über das hier ja nur lachen! Und was soll das… `Zart`?' Miceyla wollte beweisen, dass sie sich auch ohne eine Waffe verteidigen konnte. Aber Vincents eindringlicher Blick, belehrte sie eines Besseren. Nachdem sie herumgewirbelt war, begann sie mühselig, jedoch erfolgreich, die glatte Steinmauer zu erklimmen. „Wow! Wie flink! Sportlich, sportlich! Gleich leiste ich dir da oben Gesellschaft!“ 'Das dauert gewiss ein Weilchen bei deinem Gewicht!' Nach dieser belustigenden Erkenntnis, sah sie nach Vincent. Er war noch beschäftigt, kam trotzdem gut zurecht. Sie bekam einen Herzstillstand, als sie gerade auf der anderen Seite herunter springen wollte. Ein unerwartet tiefer Abgrund erwartete sie. 'Nie im Leben würde ich das überleben!' Vor Schreck vergaß Miceyla, ihr Gleichgewicht zu halten und rutschte an der Abgrundseite hinunter. „Oh nein!“ Mit beiden Händen, krallte sie sich noch rechtzeitig an der Mauer fest. „Wieso denn jetzt so tollpatschig, huh? Du hast die Wahl, willst du von mir erschossen werden oder gleich in die Tiefe stürzen? Wie nett von mir!“ Ihr Verfolger war oben angekommen und drückte Miceyla eine Pistole an den Kopf. „Wie großzügig. Wenn es sich vermieden ließe, würde ich gern auf diese Wahl verzichten…“ 'Ich werde jeden Moment fallen… Ich muss Vertrauen haben…' Doch wem fiel dies in solch einer Lage schon leicht? „Vincent…!“ Sie unterdrückte den Drang, weiter klammernd hängen zu bleiben und ließ sich geradewegs hinabfallen. Wie ein Schatten tauchte Vincent neben dem Mann auf, schlug ihm die Pistole aus der Hand und schubste ihn nach unten. Dann stürzte er vor und packte Miceyla. Fest umklammerte sie ihn und hätte am liebsten nie wieder losgelassen. 'Ein Leben kann so schnell vorbei sein…' Diese Erkenntnis bekam sie nicht zum ersten Mal. Er schwang sich gemeinsam mit ihr, auf der niedrigeren Seite der Mauer hinunter. Zitternd wollte sie noch immer nicht von Vincent ablassen. „Du bist jetzt in Sicherheit. Aber komm, die Ruhe ist nur von kurzer Dauer“, redete er sanft auf sie ein. Mit seiner Hilfe erhob sie sich und folgte ihm in ein Haus hinein. Dort hielt er ihr einen Schlüssel hin. „Ist das…“ „Richtig. Dieser Schlüssel öffnet die nächste Tür für dich. Sie befindet sich im Keller unter uns. Dann wirst du deinen Weg allein fortsetzten. Sei weiterhin so stark, wie du es bisher gewesen bist. Folge dem Pfad einer Kriegerin.“ Vincent öffnete eine Klappe am Boden und bedeutete ihr hinab zu steigen. Unfreiwillig musste sie sich von ihm verabschieden. „Danke Vincent! Du bist ein wahrer Freund für mich!“ „Gib auf dich acht. In Gedanken begleite ich dich immer.“ Nach einem letzten Lächeln ging er auch schon. Auf allen Vieren, kletterte Miceyla rückwärts die steile Treppe hinunter. 'Das hier ist eine Dimensionswelt. Mit Sicherheit war es überhaupt nicht der wahre Vincent. Doch alles bleibt nach außen hin makellos echt…', bedachte sie und fand in dem Kellergewölbe, eine zerbrechliche Holztür vor. Ihre neue positive Einstellung, gab ihr den Mut, den ersten errungenen Schlüssel auszuprobieren. Nach öffnen der Tür, betrat sie den zweiten `Raum` oder viel eher den nächsten Abschnitt der Prüfung. Grelles Sonnenlicht schien ihr entgegen und sie lief über eine unfruchtbare, staubtrockene Erde. Die Geräusche eines fernen Motorrades, weckten ihre Aufmerksamkeit. Davon wurde sie angezogen, wie von einem Magnet. Während sie lossprintete, kamen die intensiv brummenden Laute näher. Keinen Augenblick später erschien Cloud mit Fenrir und wirbelte eine heiße Staubwolke auf. „Cloud!“, rief Miceyla und winkte unübersehbar. 'Na wer hätte das gedacht…' Er drosselte sein Tempo und fuhr ihr entgegen. „Miceyla… Ich…ich habe versagt. Meine Freunde konnte ich nicht beschützen. Ich bin der einzige, der übrig geblieben ist…, hob er an, als er in Hörweite war. Schwere Depressionen, zeichneten seine trüben Augen aus. Was sich hier wohl zugetragen hat…? Wenn sie jetzt auch noch Mitgefühl zeigte, würde sie ihn weiter runterziehen. Das wusste sie über Cloud. Er war Ayko unglaublich ähnlich. Nur das Ayko seine Emotionen ein wenig extremer zeigte. Besser sie zeigte ein ehrliches und optimistisches Lächeln. „Das stimmt doch nicht ganz, schließlich bin ich auch hier!“ Clouds Blick schien sich an neue Hoffnungen zu klammern. „Darf ich es dann sein, der dich zur nächsten Tür begleitet? Aber wir müssen dafür durch eine Höhle und dort… Egal. Schenkst du mir dein Vertrauen? Wenn ja, steig auf!“ Es brauchte nicht viel Zeit, da schwang Miceyla sich auch schon hinter Cloud auf Fenrir. „In dir steckt noch weitaus mehr, als du denkst. Ich verlasse mich auf dich, mein Freund!“ Sie hustete, während er mit vollem Tempo losfuhr und sie eine volle Ladung Staub einatmen musste. Vor ihnen tat sich ein großer Eingang, mit von oben herabbröckelnden Steinen auf, in dem es leicht hinab ging. „Mit einem Motorrad durch eine Höhle…ist dass nicht ein wenig zu…“ Doch sie sagte nichts weiter. Cloud würde schon wissen was er tat. Er behielt sein Tempo fast aufrecht und Miceyla umklammerte ihn, damit sie nicht in die Höhle purzelte. Bei einem schaurigen Geräusch, spannte sie reaktionsartig jeden Muskel ihres Körpers an. „Die Hulax! Sie sind hier, daran besteht kein Zweifel. Wir müssen sofort umkehren!“, versuchte Miceyla sich mit lauter Stimme, Gehör durch den tönenden Motor zu verschaffen. Keine Antwort kam. 'Was ist mit meinem Amulett? Wurde dessen Funktion etwa auch deaktiviert? Unmöglich…' Doch ihre Vermutung wurde bestätigt, da sie keines der Wesen erkennen konnte, dafür aber einen Angst verursachenden Sog verspürte. „Cloud!“ Ihr Kopf begann zu schmerzen und ihre Glieder wurden gelähmt. „Vertraust du mir?“ Die Worte hallten in ihren Gedanken wider, ohne das er sie aussprach. 'Na gut… Das hier ist doch längst kein unbekannter Albtraum mehr.' Mit geschlossenen Augen bemühte sie sich, Cloud um keinen Preis loszulassen. Dieser bahnte sich einen Weg, durch die unterirdischen Höhlengänge und umging Kontakte mit den Hulax. Zumindest versuchte er das… „Verdammt!“ Sein schmerzerfüllter Schrei, ließ Miceyla ihre Augen aufreißen. „Was ist los?“ Sie sah nur kurz, die Erscheinung eines der Dämonen und darauf Clouds Blut ihr entgegenspritzen. Beide stürzten vom Motorrad und waren somit den aufdringlichen Geistern, hilflos ausgeliefert. Cloud rührte sich nicht. „Wenn ich doch bloß etwas tun könnte!“ Viel mehr war sie über ihre Machtlosigkeit verärgert, als das sie sich fürchtete. „Ich werde kämpfen, auch wenn…“ Da packte Cloud sie beim Arm. „Nein! Ich versage kein weiteres Mal! Um die Dämonen kümmere ich mich. Du musst die Tür am Ende der Höhle erreichen. Den Schlüssel findest du vorher in einem kleinen Teich“, opferte Cloud sich entschlossen für ihre Rettung auf. Ruckartig erhob sie sich wieder und rannte, ohne Clouds Plan in Frage zu stellen, tiefer in die Höhle hinein. „Cloud du hast sie, die Kraft alle zu beschützen!“, diese letzten Worte rief Miceyla ihm noch hastig zu, bevor er in einem Kampf verwickelt wurde. 'Diesmal soll ich den Schlüssel also selbst suchen. Aber wo befindet sich hier wohl ein `Teich`?' Mal wieder hoffte sie auf das Glück. Da schlitterte sie plötzlich über rutschigen Boden und fiel der Länge nach ins kühle Nass. „Nein, nein, nein! Das habe ich jetzt nun wirklich nicht mit eingeplant!“ Während sie fluchend das Wasser abschüttelte, sah sie in weniger Entfernung, etwas Silbernes glitzern. 'Der Schlüssel!' „Und wer ist nun der glückliche Finder?“ Ihre Freude verflog, als ein eisiger Luftzug sie umgab. 'Weg hier!' Nach einer Tür suchend, rannte sie weiter über den glitschigen Boden. „Dort ist eine!“ Sie konnte gerade noch so, in einer Felswand einen Türgriff ausmachen. Die Gewissheit, dass hinter ihr bereits die Hulax lauerten, verdoppelte ihr Tempo. 'Ich kann es schaffen! Ich werde es schaffen! Ich `muss` es einfach schaffen!' Mit dem verrosteten Schlüssel vorne weg in ihrer Hand, erreichte sie die Tür und schloss diese rasch auf. Sobald Miceyla die Höhle verließ und der letzte `Raum` somit hinter ihr verschwand, versuchte sie noch einmal die Bilder des vorherigen Geschehens, vor ihrem geistigen Auge abzurufen. Unterdessen blickten sie große braune Augen erwartungsvoll an. „Na Miceyla? Bereit mit mir die letzte Tür zu suchen?“, fragte eine Stimme, in der die Sehnsucht nach Abenteuern lag. „Tifa! Ja, natürlich! Wirklich, die letzte? Das erleichtert mich irgendwie…“ Den ruhigen Moment nutzte sie, um sich mal ihre Umgebung näher zu betrachten. Konnte aber nichts sonderbareres ausmachen, als offene Landschaft und einige Berge. „Das klingt gut! Soweit ich weiß, führt unser Weg dafür diesen Berg hinauf. Er ist allen bekannt als der `Mako-Berg`“, sprach Tifa aufgeregt und zeigte mit ausgestrecktem Finger, auf ihr Zielobjekt. Den höchsten Berg weit und breit. „Mako-Berg? Du machst Witze…“ 'Mako existiert in dieser Dimensionswelt also auch…', dachte sie und bei den Aussichten auf Bergsteigen, sank ihre Motivation. „Ausgerechnet ein Berg… Was für ein unheimlich passender Ort für eine Tür!“ Miceylas Stimme bekam einen genervten Tonfall. Tifa zog streng die Augenbrauen nach unten und packte sie bei beiden Schultern. „Hör mal zu, ich hätte mir auch lieber einen bequemeren Weg ausgesucht! Doch was erwartest du eigentlich von einer Prüfung…?“ Tifa brach ab, als sie den Ausdruck in ihren Augen bemerkte, der darauf hinwies, was sie schon alles durchstehen musste. „Meine Anschuldigungen waren falsch… Bitte verzeih mir…“ Sie schien ihren Gefühlsausbruch bitter zu bereuen. „Ach, genau wie ich, versteckst du deine inneren Emotionen nicht. Das ist gut so. Irgendwann bekommt jeder mal schwache Nerven. Unsere Lage fördert das ja auch nur noch mehr…“ Miceyla lächelte gelassen. Tifas Blick bohrte sich in sie. „Du hast dich verändert…“ Ihre Stimme war weniger als ein Flüstern. „Hast du etwas gesagt…?“ Miceyla versuchte bereits eine Route ausfindig zu machen, die den Berg hinaufführte. „Ach nichts! Komm, wir haben ohnehin schon zu viel geredet! Ich wollte noch vor Cloud wieder zu Hause sein!“, rief Tifa und stürmte vorneweg. „Also ich weiß nicht ob er…“ Mit einem Kopfschütteln brach sie ab. 'Das hier ist eine andere Welt. Denke immer daran!' Sie folgte ihr hastig. „Sag mal, auf dem Weg nach oben, begegnen uns doch bestimmt einige Monster, oder?“, fragte sie im Rennen. „Ha! Die sollen nur kommen! Ich mache sie einen nach dem anderen fertig!“ Tifa boxte enthusiastisch mit ihren Fäusten durch die Luft. 'Das versteht man also unter Frauenpower…' Es war eine Erleichterung, dass es sich um einen ziemlich breiten Berg handelte. Somit gab es zahlreiche Pfade, die dennoch mit zunehmender Höhe, immer steiler wurden. Für die Tifa, welche sie eigentlich gewohnt war, blieb diese hier auf ihrem weiteren Wege, relativ ruhig. Ununterbrochen kundschaftete sie ihre Umgebung aus. Tifa nahm ihre Rolle wohl verdammt ernst, eine unbewaffnete Person beschützen zu müssen. Je weiter sie kamen, umso häufiger wurde von ihnen abverlangt, auf allen Vieren voran zu kommen. Da ertönte über den beiden ein lautes Brüllen. Beinahe wäre Miceyla deswegen fatal abgerutscht. 'Ich will gar nicht wissen, wie hoch wir schon sind…' Ein muskulöses wolfsartiges Tier, sprang auf ein Felsplateau neben ihnen. Leere weiße Augen starrten die Mädchen an. „Ist es…blind“, sprach Miceyla ihre Gedanken laut aus. „Lass dich davon nicht täuschen! Klettere du weiter, während ich den Flohball ablenke!“, ertönte Tifas Strategie und sprang dem Wolf gegenüber. „Ich lass mich nicht täuschen! ... Gut, gut. Ich überlasse es dir. Komm aber schnell nach, hörst du?“ Nachdem Tifa bereits eifrig auf das Monster einschlug und keine Antwort kam, seufzte sie nur und richtete ihren Blick wieder bergaufwärts. Plötzlich spritze eine grünliche Fontäne, zwischen den Felsen hervor. „Ist das etwa…?“ Miceyla bekam die volle Ladung im Gesicht ab. „Nein! Atme das bloß nicht ein! Das ist Mako!“ Tifas Warnung lenkte sie von ihrem Kampf ab und eine monströse Tatze schlug sie um. Nun hing sie benommen an einer Felskante hinab. „Ich helfe dir! Noch mal renne ich nicht weg!“ Furchtlos stieg Miceyla das ganze Stück, das sie weiter gekommen war wieder hinunter und ignorierte dabei den Makostrom. Das Wolfsmonster knurrte sie angriffslustig an. Tatsächlich reagierte es nur auf Geräusche und war vollkommen blind. Da ein Kampf für sie unmöglich wäre, bekam sie eine andere Idee. Kurz bevor sie mit dem Monster auf einer Höhe war, lockerte sie so schnell und gut es ging, einzelne Felsbrocken. Solange, bis mit hohem Druck Mako herausgesprudelt kam. Der riesige Wolf verlor die Geduld und sprang in ihre Richtung. Nervös schloss sie ihre Augen und wartete ab. Doch sie konnte sich rasch wieder beruhigen. Denn er wurde vom Mako erwischt und purzelte irritiert kopfüber den Berg hinab. 'Ich will jetzt nicht an seiner Stelle sein… Nun aber schnell zu Tifa!' Sie stürmte zu der Felskante, wo sie gerade noch deren Fingerspitzen erkennen konnte. „Nimm meine Hand, ich zieh dich hoch!“ Miceyla streckte hilfsbereit ihren Arm zu ihr aus. Tifa sah sie ausdruckslos an. „Warum…warum willst du mich retten? Das ist Zeitverschwendung… Ich bin nicht die echte…“ „Aber ich lasse eine Freundin niemals im Stich! Egal ob in der Wirklichkeit oder in einer Dimensionswelt. Trotzdem komme ich weiter, auch wenn ich anderen helfe. Jetzt nimm endlich meine Hand!“ Die letzten Worte schrie sie in einer Mischung aus Wut und Beharrlichkeit hinaus. Schweigsam reckte Tifa sich nach oben und bekam ihre Hand zu packen. Nachdem sie erfolgreich hochgezogen wurde, ließen die beiden sich geschwächt auf dem schmalen Felsplateau nieder. Ein kurzer Augenblick der Stille kehrte ein. „Nun wird mir einiges klar… Dein Ziel ist es ebenfalls ein Held zu werden. Oder vielmehr ist dies deine Bestimmung…“, suchte Tifa wieder das Gespräch mit ihr. Ein Lächeln huschte ungewollt über Miceylas Lippen. „Red keinen Unsinn. Ich habe nicht das Recht, mich einen Helden zu nennen, wo ich ja noch nicht einmal von Gaia stamme. Jedoch gehört es zu meiner Pflicht, den Planeten zu retten, egal um welchen Preis! Dafür nehme ich sogar in Kauf, mich selbst zu opfern. Wahrscheinlich ist meine Existenz, sowieso an dem Erscheinen der Hulax schuld. Von daher…“ Überrascht hielt sie inne. So viel wollte sie überhaupt nicht sagen. Doch diese Worte schlummerten schon so lange in ihrer Seele. Verunsichert blickte sie zu Tifa. Wie reagierte sie? Akzeptierte sie diese Einstellung? „Dazu fällt mir nur eines ein. Nimm keine Bürde auf dich, die du nicht wieder rückgängig machen kannst. Denke auch an die Menschen, die dich lieben. Wie es ihnen dabei wohl ergeht… Aber ich glaube an deine Entscheidungen! Los, jetzt nicht schlappmachen! Noch ein klein wenig anstrengen, dann haben wir den Gipfel erreicht!“, kündigte sie aufmunternd ihr baldiges Ziel an und kletterte bereits munter weiter. 'Na, Erschöpfung verfliegt bei ihr aber wirklich unnatürlich schnell…' „Also gut! Genug Pause gemacht!“ Die letzten Reserven ihrer Kräfte aufbrauchend, befand sie sich endlich mit Tifa auf der Spitze des Berges. Dort schwebte eine zerbrechlich aussehende Tür, über dem Berggestein. „Was für ein gutes Gefühl es doch ist, nach einem harten Weg sein Ziel erreicht zu haben!“, meinte Miceyla stolz. Tifa hingegen senkte schuldbewusst den Blick. „Du…sei bitte nicht böse… Ich hatte den Schlüssel bei mir…und nun…“ „Nein! Sag mir nicht, dass du ihn verloren hast!“ Panik stieg in ihr auf. „Doch… Es ist unverzeihlich, ich weiß…“, flüsterte Tifa verlegen. Miceyla sackte zu Boden und meinte, sie würde zwischen Himmel und Erde eingequetscht werden. „Soll das die Belohnung, für die ganze Anstrengung sein? Ist damit die nächste Prüfung gesperrt? Wenn ich Kristall Omega nicht erlerne, geht Gaia unter! ... Vom Morgen träumt die zerbrochene Seele, ihrer Ehre beraubt, ihrer Flügel entrissen. Das Ende ist nah…“ Tifa musste aufpassen, nicht laut loszuprusten, als sie bei ihrem theatralischen Gehabe zusah. „Du, ich glaube ich kann dich vor dem Weltuntergang bewahren. Sieh her.“ Missmutig suchte Miceyla ihren Augenkontakt und sah, wie ihre Hand die Türklinke runterdrückte. „Das gibt es nicht! Sie ist ja offen!“, rief sie mit einem verdutzten Blick. „Also, was sagt uns das? Niemals aufgeben, ehe man nicht das Unmögliche ausprobiert hat!“, meinte Tifa und ein Lächeln befand sich auf ihren Lippen. Den positiven Gesichtsausdruck erwidernd, lief Miceyla zu ihrer Freundin und gab ihr einen dankbaren Klaps auf die Schulter. „Es ist keine Schande, dass dir der Schlüssel abhanden gekommen ist. Muss ja nicht jeder so akribisch auf seine Sachen Acht geben, wie ich es tue… Bestimmt müssen wir uns an dieser Stelle verabschieden. Zwar weiß ich nicht, was mit dieser Welt passieren wird, trotzdem wünsche ich dir von Herzen alles Gute. Und pass auf Cloud auf!“ Tifa schlang ihre Arme um sie und gab damit diesen gesprochenen Worten, einen ganz eigenen Ausdruck. „Das werde ich. Du wirst mein wirkliches `Ich`, ja wieder auf Gaia treffen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass du auch die Pfade der Dunkelheit bewältigst und Kristall Omega dein Eigen nennst!“ Glücklich schritt Miceyla durch die schwebende Tür, aus der ein strahlendes Licht erschien. „Danke. Dein Glaube gibt mir sehr viel Kraft! Ich werde weiter voranschreiten und bis zu meinem allerletzten Atemzug nicht aufgeben! Das ist mein Schwur, der meine Ehre als Soldatin und als die Person die ich bin, besiegelt!“ Sie genoss das wärmende Kitzeln, des hellen Lichtstrahls auf ihrem Gesicht und ließ sich hinfort teleportieren. Doch sie blieb an Ort und Stelle, nur die Tür hinter ihr verschwand. Es war wie in einem leeren, hellen Raum. „Na, konntest du deinen Mitmenschen vertrauen? Wenn dem so ist, habe ich keine Bedenken, dir auch meine Macht anzuvertrauen!“ Ein saphirblauer Kristall erschien kurz, ehe er sich auch schon in Miniaturform, in ihrem Schwert befand. Dieses lag wenige Schritte von Miceyla entfernt. „Mein Schwert!“ Sofort hob sie es auf und drückte es an sich, als hätte sie ihre Waffe schrecklich vermisst. „Danke für deine Kraft! Langsam setzt sich das Puzzle zusammen…“, sprach sie dem Kristall ihren Dank aus und strich mit den Fingern, über die ersten drei Kristallsteine in ihrem Schwert. Ein Windstoß hüllte sie ein und riss sie mit sich. Nach wenigen Sekunden, konnte Miceyla sich daran erfreuen, wieder am Ursprungsort zu sein, wo Angeal ihr die erste Prüfung erklärt hatte. Dieser erwartete sie bereits. „Willkommen zurück! Der dritte Pfad des Lichts liegt hinter dir. Du hast deine Talente würdig unter Beweis gestellt!“, lobte er sie herzlich. 'Aber in der dritten Prüfung habe ich doch kaum etwas gemacht… Dafür waren die anderen da…' Sie sparte es sich, ihren Gedanken laut auszusprechen. „Und? Kannst du dich selbst, deine Persönlichkeit und Fähigkeiten nun besser einschätzen?“ Etwas verwirrt legte sie den Kopf schräg. 'Waren die ganzen Prüfungen dafür da, um…' „Die wahre Bedeutung der vier Pfade des Lichts besteht darin, dass du selbst einmal erkennst, wer du eigentlich bist. Außerdem sollst du im Einklang werden, mit deiner spirituellen Energie und der übernatürlichen Kraft. Letzten Endes musst du dich mit den vier Lichtkristallen, perfekt synchronisieren können. Nur so kann dich die Finsternis der Dunkelkristalle im Herzen nicht erreichen. Es ist der ewige Kreislauf des Lebens. Wo Licht ist, gibt es nun mal Schatten. Liebe existiert nicht ohne Hass. Finde das Gleichgewicht in diesem Kreislauf. Dann hast du Kristall Omega erlernt. Die Rettung des Planeten wird zwar in deine Hände gelegt, aber du weißt ja, deine Freunde unterstützen dich wo es nur geht“, endete Angeal und suchte in ihrem Blick eine Bestätigung für seine Worte. Miceyla fühlte sich wie hypnotisiert, als wäre es gar nicht Angeal gewesen, der gesprochen hatte. 'Ich kenne nur einen, der sich so ausdrückt… Arjen, warst du das?' Vielleicht war es ja dessen Absicht, durch Angeal zu sprechen. 'Er war sowieso bereits verstorben. Arjen traute sie alles zu. Gerade das machte sie mal wieder umso wütender. Warum zeigst du dich nicht endlich selbst?' Jedoch beruhigte sie Angeals gütiges Lächeln. „Richtig, ich habe mich verändert und bin stärker geworden! In mir ist ein neues Vertrauen, das mich bei den Pfaden der Dunkelheit beschützen wird! Alle auf Gaia können sich auf mich verlassen!“ Ihre Hoffnungen leuchteten in einem Glanz, der das Zeichen auf ihrer Schulter erstrahlen ließ. „Du bist soweit. Die letzte Prüfung wird angenehmer verlaufen. Das kann ich dir vorher verraten. Und ein lang ersehntes Wiedersehen wartet auf dich!“ Angeal grinste verschwiegen und wurde langsam durchsichtig. „Hier endet meine Aufgabe. Ich hoffe du erlebst eine glorreiche Zukunft!“ „Vielen Dank, Angeal!“ 'Zack! Ich werde ihn wirklich noch einmal treffen! Die Zeit dafür, ist nach langem ungeduldigem Warten also gekommen!' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)