After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 35: Der unberührbare Traum eines Helden ----------------------------------------------- „Ich bin zurück!“, stieß Miceyla einen Freudenschrei aus und weinte Tränen der Erleichterung. 'Wie viel Zeit mag wohl verstrichen sein? Steht bald der finale Kampf bevor? Bin ich in der Lage Kristall Omega einzusetzen?' Fragen über Fragen schwirrten ihr durch den Kopf. Doch niemand würde antworten, ehe sie nicht selbst in Erfahrung brachte, wie die Lage momentan aussah. Eigentlich hätte es sie beruhigen sollen, einen Augenblick ungestört zu sein, da sie sich in ihrem Zimmer bei World Soldier befand. Dennoch sehnte Miceyla sich nach dem Kontakt mit realen Menschen, nach einer solch langen Reise durch Dimensionswelten. Noch immer konnte sie kaum glauben was alles geschehen war und warf einen Blick auf ihr Schwert, um sicherzustellen ob die Erlernung von Kristall Omega nicht bloße Einbildung gewesen war. Die acht kleinen Kristalle im Schwert bewiesen aber das Gegenteil. „Tatsächlich habe ich es also geschafft… Unglaublich!“ Sie brannte darauf zu erfahren, wie ihre Freunde reagieren würden, wenn sie von diesen guten Neuigkeiten berichtete. Sobald sie daran dachte endlich wieder Genesis sehen zu können, schlug ihr Herz freudig schneller. Merkwürdigerweise verspürte Miceyla dennoch das ungeduldige Verlangen, zu aller erst Ayko aufzusuchen und ihr Erlebnis mit ihm zu teilen. 'Ja…ich will sein Lächeln sehen. Niemand hat es mehr verdient motiviert zu werden, wie mein bester Freund!' Glücklich darüber spürte sie, wie eine innere Macht sie dazu antreiben wollte, schnellstens zu ihm zu eilen. Dies bereitete ihr Unbehagen. Auf Erfolgen sollte man sich nicht allzu lange ausruhen. Fest stand, dass Schwerste lag noch vor ihr, daran gab es keine Zweifel. Gleichgültig wer oder was sich ihr in den Weg stellen würde, nie gäbe sie auf weiterhin gegen den Strom anzukämpfen, einem Strom gefüllt mit Ungewissheit, Gefühlen und Erinnerungen. Und so öffnete Miceyla die Tür, dabei betrat sie einen Pfad, der für sie und Gaia einen neuen Geschichtsabschnitt herbeirief. Leise fielen vereinzelte Regentropfen von einem tristen Himmel und schon bald wurde daraus ein energischer Regenschauer. Die einheitlichen Schritte eines großen Soldatentrupps, gingen im Lärm des Regens unter. An deren Spitze kam Ayko zum Stehen und blickte zur dichten Wolkendecke empor, als wollte er zum klaren Blau vordringen. Dabei klebten ihm die durchnässten schwarzen Haare im Gesicht. Zu ihm gesellte sich einer der Soldaten und folgte seinem Blick. „Es scheint fast so, dass der Lebensstrom vor unserem Kampf weint. Wenn das mal nicht ein schlechtes Omen ist… Ha, ha! Verzeih… Aber ich bewundere deine Gelassenheit. Zum Glück stört uns der Regen in der Höhle nicht. Wir sind jeder Zeit bereit, alle warten auf deinen Befehl zum Angriff. Jeder hält sich an den Plan“, sagte dieser zuversichtlich und klopfte Ayko ermutigend auf die Schulter. Er schwieg und meinte Gestalten am Himmel zu sehen. 'Ich führe das Meisterschwert bei mir und habe Leviathans Kraft… Stimmt, eigentlich müsste ich gelassen sein, allerdings… Zack, was braucht es um ein wahrer Held zu werden? Muss man für eine besondere Tat denn alles Wichtige zurücklassen? Wenn ich dich nur fragen könnte… Wir sollten den Kampf hinter uns bringen. Einfach ein paar Dämonen austreiben… Das wird schon werden, du schaffst das! Zalona, steh mir bei, meine Liebste! Genesis, vor dir brauche ich mich nicht mehr zu verstecken! Miceyla, bleib weiterhin der strahlende Stern zu dem ich aufblicken kann!' Vor besagter Höhle in Nibelheim angekommen, wendete sich Ayko an die geduldig wartende Soldatengruppe. „Jungs, in Kürze beginnt unser Kampf gegen Wesen, wie sie ungewöhnlicher nicht sein könnten. Dennoch haben wir alles Nötige in Erfahrung gebracht, um zu wissen wie man gegen sie antritt. Seid also unbesorgt und führt euer Schwert mit Mut und Stolz. Beweist was es bedeutet, ein Soldat bei World Soldier zu sein. Gemeinsam besiegen wir Angst und Dunkelheit! Ich schätze jeden einzelnen von euch. Keiner ist allein. Und seid in Gedanken bei den Menschen die ihr liebt, dies tue ich ebenfalls, denn auch sie werden immer an uns denken. Keiner wird unsere Taten jemals vergessen… Folgt mir!“, gab er seinen Kameraden die letzten Worte mit auf den Weg, Worte voller Wahrheit und einem Hauch von Bitterkeit. Mit in die Luft gestreckten Schwertern, ertönten zustimmende Rufe in der Soldatenmenge. Die Geräusche des Regens verstummten nach und nach, je tiefer sie in die Höhle eindrangen. Was blieb war eine nicht abschüttelbare Kälte, welche sich den Weg in ihre Herzen bahnte. Ayko lief weiter, mit dem Meisterschwert in der rechten Hand, welches ein außergewöhnliches Gefühl der Unerschrockenheit auf ihn übertrug. Er fühlte sich beschützt und einsam zugleich. 'Früher einmal hat Zack dieses Schwert gehört… Ich denke oft daran. Ob uns das vielleicht in irgendeiner Art und Weise miteinander verbindet?' Verträumt verlor er sich in Gedanken, bis der Schrei eines Soldaten ihn in die Realität zurückbrachte. Mit ernstem Gesichtsausdruck fuhr er herum und sah den Soldaten Blut spuckend zu Boden sacken. „Verdammt!“, schimpfte Ayko über seine späte Reaktionsfähigkeit und blickte sich angestrengt nach ihren hinterhältigen Gegnern, den Hulax um. Doch vergebens. Ein unruhiges Murmeln ging durch die Soldatengruppe und da wurde ein weiterer Soldat kampfunfähig und stürzte. „Unsere Materia scheint wirkungslos zu sein! Wir können die Hulax nicht sehen!“, schlussfolgerte einer eingeschüchtert. Und plötzlich schien selbst der mutigste Kriegerwillen gebrochen zu sein. „Unmöglich, nein! Das kann nicht sein! Das darf einfach nicht sein!“, versuchte Ayko sich verbissen davon zu überzeugen, dass dies eine Lüge war. 'Sind sogar solche Kreaturen im Stande sich weiterzuentwickeln? Haben sie uns hinters Licht geführt? Waren wir denn alle so dumm zu glauben, es würde alles schon glatt laufen und letzten Endes sind wir nichts weiter als Marionetten dieser Geister? Ich bin nicht hier um meine Kameraden sterben zu sehen oder aufzugeben, niemals! Sonst bin ich es nicht würdig, dass Meisterschwert bei mir zu tragen!' „Bewahrt Ruhe! Je mehr Angst ihr verströmt, desto eher fallt ihr denen zum Opfer!“, rief er tapfer damit keine Panik ausbrach, die alles nur noch verschlimmern würde. Dabei versuchte er jenen unverwechselbaren Luftsog zu spüren, welchen er bei seinen ersten Begegnungen mit den Hulax vernommen hatte. Jedoch packten ihn entsetzliche Schmerzen und Ayko taumelte verkrampft. 'Haben die Gegner uns bereits vollkommen im Griff? Ist es für einen Gegenangriff bereits zu spät?' Blutgeruch lag in der Luft, angsterfüllte Schreie ertönten. Während sein Bewusstsein langsam schwand, erklang in der Ferne eine leise Flötenmelodie und plötzlich meinte Ayko, er würde träumen. Die Luft war angenehm warm und Sonnenstrahlen ließen ein sagenhaft schönes Blumenbeet an einem Meeresstrand, in seiner vollsten Pracht erstrahlen. Ein kleines Mädchen saß dort am Meeresufer und spielte lieblich auf einer Flöte. Es war ein heiteres Lied und verströmte eine behagliche Wärme und Güte. Und dennoch weinte das Mädchen. Endlos rollten dicke Tränen über ihre zart rosafarbenen Wangen. Da erschien auf einmal wie aus dem Nichts ein gewaltiger Wasserdrache, als hätte die Flötenmusik ihn angelockt. Nun schwebte er vor dem Mädchen über der Meeresoberfläche und seine glänzenden Augen blickten forschend auf es hinab. „Sag, wieso weinst du mein Kind?“. Sprach er mit einer aufrichtigen Stimme und keinerlei Besorgnis oder Mitleid. Nun senkte das Mädchen ihre Flöte und richtete die trauernden Augen auf den Wasserdrachen. „Warum verlassen uns Menschen die wir lieben? Wieso musste meine Mutter sterben? Ich…ich will wieder ihre warme Hand halten und mit ihr gemeinsam singen und lachen können… Flöte spielen macht mir keinen Spaß mehr. Ich werde nicht mal glücklich, hier dem Meeresrauschen zu lauschen… Es ist mir auch gleichgültig, dass ich von hier fort muss…Wo bist du…Mutter…“ Schluchzend sank das Mädchen von einer starken Hustenattacke gepackt auf die Knie. „Früher oder Später verlangt das Leben von uns Lebe wohl zu sagen. Dem Herzen wird es nie leicht fallen, jedoch zeigt dies, dass du ehrlich mit deinen Gefühlen umgehst. Meine Kleine, Zalona heißt du, nicht wahr? Eine schlimme Krankheit macht dir schwer zu schaffen. Der letzte Wille deiner Mutter lautete, dass ich dich beschütze. Wenn es also dein Wunsch ist, werde ich deinen schwachen Körper ein Leben lang mit meiner Kraft stärken. Allerdings, niemals wäre es dir dann erlaubt, mich an einen neuen Träger weiterzugeben. Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Wie auch immer sie ausfällt, ich werde sie akzeptieren“, sprach der Wasserdrache in einer vertrauensvollen Stimme. Zalona rieb sich ihre tränenden braunen Augen, die jetzt neugierig emporblickten. „Meine Mutter hat mir von dir erzählt, du bist Leviathan, stimmt’s? Viele halten dich nur für eine Legende, aber ich hab stets daran geglaubt, dass du wirklich existierst! Also könnte ich durch deine Hilfe ein gesundes Leben führen… Ach, wie froh wäre meine Mutter! Trotzdem, was habe ich davon, wenn ich eines Tages erneut einen mir wichtigen Menschen verliere und ein einsames Dasein friste? Ein weiteres Mal überstehe ich diese grausame Qual nicht. So bitte, oh lieber Leviathan, erhöre meinen Wunsch! Sollte ich in meinem Leben einmal auf einen Menschen stoßen, der mir mehr als alles andere auf der Welt etwas bedeutet, beschütze ihn. Lasse nicht zu das er von meiner Seite verschwindet…und erfülle dessen Wunsch. Denn sollte sich der Herzenswunsch einer mir wichtigen Person erfüllen, hätte dies einen höheren Wert als meine Gesundheit…“ Mit einem zarten Lächeln faltete sie die Hände zusammen, als wolle sie inständig um die Verwirklichung ihrer Vorstellung beten. „Dein Wille ist stark, also werde ich deine Bitte annehmen. Jedoch sei dir darüber im Klaren, dass es die Aufopferung dieses Menschen für euer beider Wohl bedeuten könnte. Nämlich die innigsten Wünsche anderer, sind vielleicht nicht mit deinen Erwartungen vereinbar. Bist du trotzdem damit einverstanden, deine Gesundheit für das Glück einer anderen Person zu opfern? Ändern wirst du es nicht mehr können“, stellte Leviathan sie auf die Probe, während das Wasser um ihn herum im Sonnenlicht glitzerte. Kurz zögernd starte sie herab und gab einen Moment später entschlossen Antwort. „Ja! Zwar kenne ich meine Zukunft nicht, aber mein Herz sagt mir das ich gerade den richtigen Weg genommen habe!“ Das Meer begann wild zu sprudeln und Geysire schossen in die Höhe, welche die Vereinbarung der beiden besiegeln sollten. Ein wenig abseits stand Ayko, schweigend hatte er diesen Augenblick aus Zalonas Kindheit beobachtet. Nun verschwand seine geliebte Freundin, was zurück blieb, war dessen aufrichtig schätzende Erinnerung ihres Lächelns, bei der letzten Begegnung mit ihr. „Zalona… Ich ahnte ja nicht, dass du bereits damals so entschieden hattest. Warum nur… Zu welchem Zweck? Du könntest jetzt gesund sein… Und ich…ich suchte verzweifelt nach einem Heilmittel. Hätte ich das gewusst…dann…dann hätte ich dir gesagt, dass mir mein eigenes Glück völlig gleichgültig ist! Mir ist es egal, egal, egal! Sei du einfach nur gesund, lebe an meiner Seite… Zalona, warum…?“, schrie er in einer Welle aus Selbstmitleid und Verzweiflung. Todunglücklich ließ er sich auf die Wiese sinken, dabei verlor er vollkommen die Fassung und riss das Gras um ihn herum heraus und schleuderte es fort. Es half alles nichts um der Wirklichkeit zu entfliehen und anschließend weinte er einfach nur wie ein hilfloses kleines Kind drauf los. Leviathan betrachtete Ayko durch dessen klare und Ruhe ausstrahlenden Augen. Weit entfernt schien er, von der stürmischen Emotionswelt der Menschen. „Jenes Wissen ist endlich in deinem Bewusstsein verankert. Schätze Zalonas Willen, mein junger Freund. Die Zeit ist nun reif. Jede Reise findet einmal sein Ende. Was du daraus machst liegt bei dir selbst. Die Offenbarung unseres unumgehbaren Schicksals, ist zu deiner Erkenntnis geworden. So lass es mich dir noch ein letztes Mal erläutern: Ich bin der letzte Wassertropfen des Meeres, sollte es austrocknen. Ich bin der erste Regentropfen, wenn die Erde nach Wasser sich sehnt. Nenn mich keinen Kämpfer der Gerechtigkeit, denn ich führe weder Schwert noch Schild. Das Erleben eines Menschen, ist für mich bloß die Unvollkommenheit des Ganzen. Ich bin weder dein Eigentum, noch bin ich der Besitzer von irgendwas oder irgendwen. Das Wasser ist meine Seele, keiner kann sie mir jemals nehmen. Ich bin Leviathan, seit Urzeiten Schutzgott Wutais. Da du mein Träger bist, macht dich das zu einem Teil von mir bis in alle Ewigkeit.“ Langsam erhob Ayko sich, noch immer lauschte er in Gedanken der Flötenmusik. Das Meisterschwert in seiner Hand beschenkte ihn mit Kraft und der Anhänger von Leviathan erwärmte seine Brust. Plötzlich kam er zu Sinnen und war dazu in der Lage, den Blick des Wasserdrachen unerschrocken zu erwidern. 'Über etwas das nicht rückgängig gemacht werden kann, ist es reine Verschwendung zu trauern. Mögen meine Beine auch zittern, will die Angst mich auch zurückhalten, ich schreite voran. Dies beweist meinen Mut. Zu wissen, dass Zalonas Gefühle allein mir gelten und sie auf meine Rückkehr warten wird, stärkt mein Herz. Völlig gleichgültig wie meine Reise enden mag, unsere Liebe bleibt unsterblich. Mein Schicksal…ich glaube es stand von Anfang an fest…' „Zu bereuen gibt es für mich rein gar nichts. Ich fand unvergleichbares Glück… Das ich hier stehe als ein Soldat erster Klasse, mit dem Meisterschwert und Freundschaften, die meine Persönlichkeit gestärkt haben, erscheint mir ohnehin wie ein Traum… Wenn ich also wählen müsste…einen Wunsch…ja… Die Hulax in der Höhle von Nibelheim sollen allesamt verschwinden! Noch mehr Kameraden zu verlieren ertrage ich nicht. Koste es was es wolle, ich darf keinen enttäuschen und den Kampf beenden. Leviathan, ich hoffe du kannst mich bei meinem Vorhaben unterstützen. Aber…nichtsdestotrotz wünsche ich mir eine Lösung, die Zalonas Genesung verhilft…“, gab Ayko seinen Entschluss kund und ein Lächeln umspielte seine Lippen, welches jedes noch so kleine Fünkchen Trauer, in weite Ferne rücken ließ. „Allmächtig bin ich noch lange nicht, lass dir das nur gesagt sein. Was die Dämonen betrifft, da denke ich kann meine Hilfe dir von Nutzen sein…“, begann Leviathan und stoppte, als er den hoffnungsvollen Schimmer in Aykos Augen aufleuchten sah. „Wirklich? Das ist machbar? Wir können die Hulax bezwingen? Großartig!“, rief er erfreut, hielt jedoch abrupt inne. Der vermischte Duft des Meeres und der Blumen, trug Erinnerungen an Zalona mit sich und versetzte ihm einen Stich ins Herz. „Die Sache hat einen Haken… Habe ich recht?“, fragte er bitter, die Hoffnung wollte er dennoch um keinen Preis loslassen. „Richtig. Selbst meiner göttlichen Kraft gegen Kreaturen, die in unserer Welt überhaupt nicht existieren dürften, sind Grenzen gesetzt. Eine Chance wäre nur dann gegeben, bündelten wir deine Stärke mit meiner. Dies ist ein sehr aufwendiger Prozess. Ein Normalsterblicher übersteht das nicht ohne Folgen“, endete er ruhig, seine Stimme blieb weiterhin würdevoll. Ayko schluckte um seinen Schock zu verbergen. Tief in seinem Innern wusste er, allein war er auf keinen Fall. Er hörte ein Flüstern und ahnte, dass es vom Meisterschwert kam. „Träume erfüllen sich, glaube stets daran. Im Herzen bist du ein Held!“ Bist das etwa… Er wandte sich erneut an Leviathan, der verständnisvoll wartete. „Nicht ohne Folgen… Bedeutet das…“ Kurz innehaltend, schüttelte er den Kopf und schwang sein Schwert kraftvoll durch die Luft. „Lass uns gemeinsam die Hulax bekämpfen! Denn es geht hier nicht allein um mich, der Frieden eines ganzen Planeten steht auf dem Spiel! ...Gibt es letztendlich nicht eine andere Lösung Zalona zu heilen?“, fragte Ayko, sich an eine unsichtbare Zuversicht klammernd. „Du kämpfst also, obwohl dir die Konsequenzen bewusst sind… Aus dir ist wahrlich ein tapferer Krieger geworden. Für Zalona kann ich nicht mehr tun, als weiterhin über sie zu wachen. Die Erfolgsaussichten mögen zwar gering sein, aber vielleicht findet jemand anderes ein mögliches Heilmittel…“, verstärkte er den Glauben in Ayko. „Dann werde ich auf ein solches Wunder vertrauen…“ Das flüchtige Szenario aus Zalonas Kindheit verschwand wieder und er kehrte in ein Schlachtfeld der Höhle zurück, wo Soldaten verzweifelt gegen etwas anzukämpfen versuchten, das sie nicht zu sehen vermochten. Im selben Augenblick durchfuhr eine unsagbar starke Kraft seinen Körper. Er war in der Lage, Leviathans geschmeidige Bewegungen nachzufühlen und bemerkte, wie er Wasser für seinen Nutzen einsetzten konnte. Ayko meinte selbst zum Wasserdrachen zu werden. Mit einem Leuchten der Entschlossenheit in seinen blaugrünen Augen, hielt er das Meisterschwert vor sich gestreckt, bereit den Kampf zu beginnen, welchen sein Soldatenleben für ihn bereit gehalten hatte. „Ich kämpfe um meine Ehre als Soldat aufrechtzuerhalten! Und die Erfüllung meiner Träume!“ Das Gebäude von World Soldier war seltsam verlassen und ruhig. Nur vereinzelte Soldaten drehten ihre Runden. Schnellen Schrittes trat Miceyla aus dem Aufzug, um im Hauptquartier den Auftragsplan zu begutachten. Da fiel ihr auf dem Tisch, ein Brief mit ihrem Namen darauf ins Auge. „Der ist von Ayko…“ Ohne zu zögern öffnete sie ihn und schon nach wenigen gelesenen Zeilen, wünschte sie sich früher hier gewesen zu sein. 'Hallo Miceyla. Also…ich bin nicht gerade gut darin jemandem etwas zu schreiben. Du solltest besser niemals meine Missionsberichte lesen. Die sind richtig schlecht, ehrlich! Ha, ha! Aber du musst mir doch zustimmen, dass wir nicht aufbrechen können, ohne uns vorher gegenseitig viel Glück für den Kampf gewünscht zu haben, oder? Erinnerst du dich noch an deine erste Mission, wo wir uns kennen lernten? Hach…das ist nun schon so lange her… Seitdem erlebten wir einiges. Eine verdammt aufregende Zeit ist das gewesen! Gewisse Dinge mag ich lieber vergessen… Jedoch bin ich dadurch stärker geworden und hoffentlich fällt dies auch anderen auf. Ich bin ziemlich aufgeregt, als ein Soldat erster Klasse einen Soldatentrupp in den Kampf zu führen. Jetzt wirst du wahrscheinlich sagen, wegen meiner Kommandantenposition sei ich darin geübt. Nur sehe ich plötzlich meine Verantwortung in einem neuen Licht. Und nun, wo ich den Schlüssel zum Tor meines Traumes in Händen halte, ist mir etwas Wichtiges klar geworden. Meine Absicht besteht nicht darin, von einer Masse an Leuten umjubelt zu werden und das meine Taten bis in den Himmel hoch gelobt werden. Nein, ich bin einfach nur Ayko, der aus einem kleinen, unbedeutenden Dorf aus Fort Kondor stammt und mit seinen Freunden lachen will, bis an sein Lebensende. Eigentlich sind wir alle gleich. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es jedem selbst überlassen ist, wie er sein Leben lebt. Ob er gute oder schlechte Dinge tut, wie er mit seinem Besitz umgeht. Solange ich nur mein Schwert bei mir trage und zum Vorbild nächster Generationen werden kann, bin ich rundum zufrieden. Mögen dies wohl die Gedanken eines Helden sein…? Oje…so viel hab ich nun schon geschrieben…Hoffentlich ließt den Brief keiner außer dir, dass macht mich ganz verlegen… Vergiss nicht, egal wie mein Kampf in Nibelheim ausgeht, du bleibst auf ewig die beste Freundin die es auf der Welt gibt! Du und Genesis werdet in Banora die Hulax ein für alle mal austreiben, daran glaube ich fest! Denn sollte alles auseinander brechen, dass Band welches euch beide unerschütterlich miteinander verbindet bleibt bestehen und wird niemals reißen. Das kann ich spüren… Herrje, nun schreibe ich schon so etwas! Miceyla…bitte mach jetzt kein verzagtes Gesicht. Ich möchte dein Lächeln immer sehen können, egal wo ich auch sein mag. Dein Ayko.' Mit zitternden Händen hielt sie den Brief. Eine böse Vorahnung holte sie ein. Solche Worte, die förmlich nach einem Abschied schrien, gefielen ihr überhaupt nicht. Ich muss sofort nach Nibelheim! Das war alles, was Miceyla nun in den Sinn kam. Ohne sich die Mühe zu machen, den Brief zurück in den Umschlag zu stecken, ließ sie ihn offen auf dem Tisch liegen und spurtete die Treppe zum Foyer hinunter, anstatt den Aufzug zu nehmen. Den ersten Soldaten, der ihr dort über den Weg gelaufen kam, hielt sie bei beiden Schultern, um diesen am Vorbeilaufen zu hindern. „Wann ist die Gruppe von Ayko aufgebrochen?“, fragte sie hektisch einen jungen, völlig überrumpelten Soldaten der dritten Klasse. „G-gestern am frühen Morgen, Sir!“, antwortete er etwas unvorbereitet. „Danke!“, meinte sie knapp und er schaute ihr verwundert nach, wie sie weiter die Treppenstufen hinunter sprang. Unten angekommen eilte Miceyla zum Ausgang, wo sie blindlings in jemanden hineinrannte. „Verzeihung!“, murmelte sie eine Entschuldigung, nicht darauf achtend um wen es sich überhaupt handelte und wollte weiterlaufen. Doch eine Hand packte sie am Arm und hielt sie davon ab. Gezwungenermaßen sah sie nach hinten über ihre Schulter und blickte in die roten Augen von Vincent, die ihr aufgebrachtes Gemüt ein klein wenig besänftigten. „Vincent…“ Sie war völlig durch den Wind und hielt nachdenklich inne. „Du hast es aber eilig. Ist alles in Ordnung?“, fragte er in einer Weise, die sie als eine Art Einfühlsamkeit interpretieren konnte. Er hakte nie konkret nach, wusste dennoch wie immer mehr als er zugeben würde. „Also…zumindest…ich bin mir nicht ganz sicher… Ich muss unbedingt nach Nibelheim…“, enthüllte sie nervös ihr Vorhaben und wusste nicht wie sie seinen unveränderten Gesichtsausdruck deuten sollte, der etwas zu verbergen schien. „Nach Nibelheim?“ Plötzlich tauchte Cloud hinter Vincent auf und gesellte sich zu den beiden. „Cloud! Du auch hier? Ich bin froh euch zwei sehen zu können, wirklich!“ Lächelnd begrüßte Miceyla ihre Freunde endlich angemessen. „Ja, wir kamen vorbei um dich abzuholen. Draußen warten die anderen mit Cid im Luftschiff. Dann brechen wir nach Banora auf. Genesis dieser Kerl ist bereits seit einer ganzen Weile dort… Fühle dich deshalb bitte nicht sofort unter Druck gesetzt, wir haben noch ausreichend Zeit uns vorzubereiten. Aber…du siehst blass aus. Geht es dir gut? Besser du ruhst dich noch etwas aus!“ Freundlich lächelte Cloud zurück und unterdrückte seine Besorgnis. „Mach dir keine Sorgen… Mir geht es gut. Ich gehe jetzt nach Nibelheim…“ Es war ihr wahnsinnig unangenehm, diese freundschaftliche Mühe zu ignorieren, dass man sie abholte. Für sie hatte es oberste Priorität, Ayko wohlbehalten vorzufinden. „Miceyla warte! Ich glaube es ist keine so gute Idee, jetzt noch einen Umweg zu gehen. Und ich weiß genau wovon ich da rede…“, versuchte Cloud sie vorsichtig davon abzubringen, nach Nibelheim zu reisen. Auch er dachte sich etwas dabei. „Nein! Ich muss dort hin! Es geht nicht anders! Sonst kann ich mich nicht auf den Kampf konzentrieren!“, schrie sie und wippte ungeduldig auf der Stelle hin und her, während sie langsam die Nerven verlor. Schockiert konnte Cloud nun überzeugt sein, dass die Situation ganz und gar nicht rosig aussah. Schweigend standen die drei einen Moment lang da, bis Miceyla die Stille brach. „Es tut mir leid…“, flüsterte sie und bemerkte, dass sie sich im Ton vergriffen hatte. „Keine Ursache. Geh nur nach Nibelheim…“, begann Vincent beschwichtigend. Über seine Zustimmung überrascht, sagte Cloud vorerst lieber nichts. „Ayko wartet dort auf dich. Zu ihm willst du doch, oder?“, fügte er noch hinzu. Das aufmunternde Lächeln, welches Vincent ihr schenkte, tat die gleiche Wirkung wie heilende Magie. „Er hat recht. Geh ruhig. Es war dumm von mir dich aufhalten zu wollen. Ich sollte am besten wissen, wie viel einem eine Freundschaft bedeutet“, schloss Cloud sich schließlich seiner Meinung an und nickte mit verträumt dreinblickenden Augen. „Ich kann auch gar nicht genug für euer Verständnis danken! Geht schon mal vor, ich komme so schnell wie möglich nach. Und falls ihr Genesis trefft, richtet ihm von mir aus, er soll bloß nichts Leichtfertiges anstellen und auf mich warten. Bis später!“ Die beiden gaben bestätigende Handzeichen, als Miceyla angespornt aus dem Gebäude von World Soldier rannte. Mit einer unergründlichen Miene, sah Vincent ihr noch lange hinterher. „Hast du nicht auch ein schlechtes Gewissen, sie alleine loszuschicken…? Ich habe da ein ungutes Gefühl…“, offenbarte Cloud sobald sie nur zu zweit waren. „Wir können ihr dabei keinen Beistand leisten. Gewisse Dinge muss man ohne die Unterstützung anderer durchstehen. Doch Miceyla hat an Stärke gewonnen…“, beharrte Vincent standhaft und die Freunde verließen ebenfalls World Soldier in Richtung des Luftschiffs. Nachdem Miceyla den schnellsten Weg nach Nibelheim genommen hatte, erkundigte sie sich vor Ort um den genauen Standpunkt der Höhle. Der Kampf gegen die Hulax war dort in aller Munde. Die Leute wussten Bescheid und waren im Voraus gewarnt worden. Alles schien jedoch friedlich. Das Einzige was sie störte war, dass es in Strömen regnete und der Boden so weit das Auge reichte, vollkommen matschig und aufgeweicht war. Hier musste es schon seit einer halben Ewigkeit geregnet haben. Mit einer getrübten Sicht preschte sie den direkten Pfad entlang und sprang dabei über große Pfützen hinweg. Beinahe wäre sie am Eingang der Höhle vorbeigerast. Noch rechtzeitig kam sie zum Stehen und blickte mit rasendem Herzen in das pechschwarze Innere. Die Aufregung ließ Miceyla zögern und nur gemächlich schaffte sie es, sich zur Höhle zu bewegen. 'Vielleicht sind alle längst zum Heimweg aufgebrochen und ich finde in den Tiefen bloß gähnende Leere vor. Hoffentlich bin ich umsonst hergekommen. Ayko wird bestimmt über mich lachen, wenn ich pitschnass vor ihm stehe. Bitte lass es einfach so sein…', redete sie sich eindringlich ein und wusste dabei selbst, dass dies zwecklos war. So schnell wie sie herbeigeeilt kam, umso langsamer lief sie dafür jetzt in die Höhle hinein. Drinnen wehte ihr sofort ein aggressiver Blutgeruch entgegen und sie musste reflexartig die Hand vor die Nase halten. Zitternd wartete sie, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten und rechnete instinktiv mit dem Angriff eines Hulax. Doch traf das Gegenteil ein und weiterhin umgab sie eine gespenstische Stille. Plötzlich trat sie auf etwas Weiches und sah erschrocken hinab. Es war der Arm eines leblosen, in Blut getränkten Soldaten. Seine Finger umfassten noch immer hilflos dessen Schwert. Entsetzt torkelte Miceyla zurück und fand einen weiteren Soldaten reglos am Boden liegend vor. Mehr folgten und schließlich stand sie inmitten eines Schlachtfeldes. Ein Schlachtfeld, das zum Schweigen gebracht worden war, bis in den letzten Winkel in ein blutiges Rot gefärbt. Sie wagte nicht zu ergründen, ob diese Soldaten lediglich schwer verletzt oder bereits verstorben waren. Die Wahrheit herauszufinden, würde sich garantiert nicht als sonderlich schwierig erweisen. „Ayko! Ayko! Antworte mir bitte!“, schrie sie panisch. Unterdessen ballte sie die Hand zu einer Faust zusammen und drückte diese aufs Herz. Mit ihrer momentanen Gefühlslage ging es drunter und drüber. Angst hatte sie, gewaltige Angst. Insgeheim ersehnte sie, lieber von Hulax umgeben zu sein, als diesen albtraumhaften Anblick zu erdulden und verzweifelt nach einem Lebenszeichen ihres besten Freundes zu suchen. „Miceyla…“, hörte sie aus dem Nichts heraus, eine zaghafte Stimme ihren Namen rufen. Kaum hörbar, aber egal an welchem Ort sie sich auch befinden mochte, Aykos Stimme würde sie sofort wiedererkennen. „Ayko! Wo bist du?“, rief sie aufgeregt und lief rasch tiefer in die Höhle hinein, darum bemüht, sich einen Weg durch die am Boden liegenden Soldaten zu bahnen. Ihr stockte der Atem, als sie nach langem Suchen, Ayko reglos auf dem kalten Höhlenuntergrund vorfand. Neben ihm in ein Bad aus Blut kniend, legte sie vorsichtig seinen Kopf auf ihre Beine. „Zum Glück habe ich dich endlich gefunden. Jetzt wird alles gut…“, sprach sie sanft und wischte Blut aus seinem Gesicht. „Miceyla… Du bist also tatsächlich gekommen…du kleines Dummerchen“, hauchte er in einem spielerischen Ton, während er die Augen halb öffnete und eine Menge an Blut spucken musste. Der Schock traf sie tief. Ihr wurde bewusst, dass er schwerwiegende innerliche Verletzungen davongetragen hatte. Das Meisterschwert lag unmittelbar an seiner Seite. Wehmütig blickte Miceyla es an. „Lass uns heimkehren und diesen Kampf vergessen. Du hast heldenhaft gekämpft und wolltest alle beschützen. Nichts weiter zählt. Ich heile dich und…“ Zum Weitersprechen kam sie nicht, denn Ayko hob den Arm und legte ihr lächelnd einen Finger auf die Lippen. Diese Bewegung vollbrachte er nur unter allergrößter Anstrengung. Denn bereits einen Wimpernschlag später, wollte sein Arm wieder energielos zurückfallen. Noch rechtzeitig packte Miceyla Aykos Hand und hielt sie entschlossen fest, als würde sein Leben davon abhängen. „Schau nicht so entsetzt. Ich mag es lieber wenn du lächelst. Was bin ich froh dich zu sehen… Nun kann ich nachempfinden, wie du dich damals gefühlt haben musstest… Du weißt schon, wo ich zu deiner Rettung geeilt kam, vor den Hulax. Meine Güte ist seit dem viel Zeit vergangen. Oder bilde ich mir das bloß ein…?“, schwelgte er in Erinnerungen und erneut hustete er Blut. Mittlerweile war seine schwarze Uniform komplett dunkelrot. Nicht darauf achtend, hielt sie seine Hand noch fester. „Wie könnte ich das nur jemals vergessen! Und heute ist der Tag, wo ich mich dafür revanchiere. Auch wenn das eigentlich bereits das zweite Mal ist…“, wisperte Miceyla und zwang sich zu einem Lächeln, das nicht kommen wollte. „Wie sehr wünsche ich mir, dies könnte wahr sein… Die aufregenden Missionen, welche auf uns warten. Und die Abenteuer…Freude… Ein Leben, dass mir für immer ein unerreichbarer Traum bleiben wird…“, ließ er seine Wunschvorstellungen zerplatzen. Doch schien er sich eher friedlich zu fühlen, anstatt zu trauern. „Was redest du denn da! Sobald wir den Kampf in Banora beendet haben, gehe ich mit dir zusammen Zalona in Fort Kondor besuchen! Lass uns zu dritt etwas schönes unternehmen! Du bist gerade erst zu einem Soldaten der ersten Klasse ernannt worden, genieße dein neues Leben. Und lege bitte das Meisterschwert ab. Es hat mir von Anfang an nicht wirklich gefallen das… Niemand soll einfach mehr ein solches Schicksal durchmachen…“, schluchzte sie und ihre Tränen waren nicht länger aufzuhalten. Weiterhin lächelnd, erwiderte Ayko mit allerletzter Kraft ihren Händedruck und löste mit der anderen Hand, die Kette mit Leviathans Anhänger von seinem Hals und hielt ihr diese entgegen. Zitternd schüttelte sie den Kopf, um all die grauenvollen Vorahnungen abzuwehren. „Nimm du meinen Anhänger. Er ist mir lange genug ein treuer Begleiter gewesen. Und bitte besuche Zalona, erzähle davon, dass mein Traum in Erfüllung gegangen ist. Sie wird glücklich sein, ganz bestimmt… Bewahre unsere gemeinsamen Erinnerungen wie einen Schatz, lass ihn dir von niemandem nehmen. Versprechen wir es uns…“ Seine Stimme war kaum noch zu hören, während er die schmerzlichen Worte, eines zu erahnenden Abschiedes aussprach. Vorerst verweigerte Miceyla es den Anhänger anzunehmen. „Nein! Wieso? Mag sein das du lebensbedrohlich verletzt bist, aber damals…beim Kampf gegen Genesis hast du es auch überstanden! Ich flehe dich an, bleibe stark Ayko!“ Vergebliche Hoffnungen, völlig unsinnig. 'Weshalb ist der Schmerz in meinem Herzen so unerträglich und Ayko schafft es trotz seines Zustandes zu lächeln? Alles nur weil ich zu spät hier aufgekreuzt bin… Ich begreife es nicht… Diese Welt muss mich abgrundtief hassen… Gäbe es keine Hulax, dann würde Ayko keineswegs…' Bestürzt wagte sie nicht weiter solch traumatisierende Gedanken zu haben. „Es gibt Wunden, die niemals geheilt werden können. Solange du an mich glaubst, verschwinde ich nicht von deiner Seite. Du kannst es, nach vorne blicken und unter keinen Umständen aufgeben. Alleine wirst du nie und nimmer voranschreiten müssen… Sag mal, meinst du ich werde Zack im Lebensstrom begegnen…? Dir kann ich meinen heimlichen Wunsch ja verraten…“, vertraute er sich Miceyla ein letztes Mal an, mit immer kürzer werdenden Atemzügen. Ihre Tränen tropften nieder auf Aykos Wangen und sie nahm kummervoll nach ewiger Unschlüssigkeit, die Kette von seiner eiskalten Hand. Um jeden Preis wollte sie diesen Abschied verhindern, nur durfte sie ihm bei dessen kritischen Zustand, nicht weiter zur Last fallen. Und so kämpfte sie darum, dass ihre weinerliche Stimme die wertvolle Freundschaft, welche sie für ihn empfand, einigermaßen zur Geltung bringen konnte. „Natürlich wirst du das… Ihr beiden Helden werdet euch gut verstehen. Davon bin ich fest überzeugt… Unsere Reise war wunderbar und leider viel zu kurz… Ich will nicht glauben…dass ich schon morgen in ein Gebäude von World Soldier komme und du bist nicht dort… Für mich ist das unvorstellbar… Dich loszulassen ist…“ Weiterhin unaufhaltsam weinend, hielt Miceyla inne, als ein sachtes Leuchten seinen Körper umhüllte. „Ich werde gerufen… Eine neue Reise beginnt… Die Freiheit, ich kann sie deutlich spüren… Danke Miceyla, dass du mich einen Helden genannt hast… Lebe wohl…“ Obwohl seine Stimme verklang, wollte sein süßes Lächeln nicht verschwinden. Und während ihre Blicke sich trafen, hatte es den Anschein er sei hellwach und lebendiger denn je. Doch die grünlichen Fäden des Lebensstroms vereinnahmten Ayko vollends. „Nein! Nein…lass es nicht wahr sein… Bleibe am Leben…bitte… Lieber sterbe ich an deiner Stelle! Ayko!“ Ihre Augen brannten unerträglich und dennoch ignorierte sie es. So sehr wie nie zuvor weinte sie. Plötzlich wurde die gesamte Höhle von dem Strahlen erleuchtet und eine leicht unsichtbare Gestalt erschien. „Zack…“, wisperte Miceyla und fühlte seine Wärme die er herbeirief, trotz aller Entmutigung. Dann geschah etwas Unvorstellbares. Ja, sie konnte kaum glauben was sich da vor ihr abspielte. Mit einem begrüßenden Lächeln, reichte er Ayko die Hand. 'Zack…er holt Ayko persönlich ab…' Schweigend beobachtete sie in ihrer Machtlosigkeit das Geschehen. „Komm mein Freund!“, sprach Zack und Ayko packte voller Zufriedenheit seine Hand. Beide traten nun den Weg zum Lebensstrom an. Ayko ging fort, für immer. Auch das Leuchten verabschiedete sich und Miceyla blieb als ein klägliches Häufchen Elend, einsam zurück. „Legenden werden erzählen, von einem Opfer am Ende der Welt. Der Wind streicht über die Wasseroberfläche. Sanft, doch mit Gewissheit…“ Die letzten Worte waren gesprochen, welche sie ihrem besten Freund, der in ihren Erinnerungen unsterblich sein würde, mit auf seine unendliche Reise gab. Dabei schmiegte sie den Anhänger von Leviathan, liebevoll an ihr Herz. Ein unberührbarer Traum Ich meinte den Kampf verloren zu haben, wurde niedergestreckt und begraben, von all dem Spott und der Verachtung. Mein Körper in Nebel gehüllt, meine Seele ins Unendliche zerfällt. Ich bin gekommen um doch wieder zu gehen, des reinen Glaubens mir auf ewig verwehrt. In purer Verzweiflung, ohne Kraft und ohne Hoffnung, alles fließt gnadenlos hinfort. Ich verlor zwar des Lebens Willen, doch behielt ich den Gedanken, zu wissen das all jene Erinnerungen, die mir geschenkt und offenbart, Teil waren eines unberührbaren Traumes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)