After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 38: Das Vermächtnis lebt weiter --------------------------------------- „Ich bin der Held und ihr seid die Bösewichte. Gegen mich habt ihr keine Chance!“ „Das ist unfair! Immer darfst du der Held sein!“ „Genau! Deine Regeln sind blöd, weil wir verlieren müssen. Dann sollen die Bösen auch mal gewinnen!“ „Wenn ihr meine Anweisungen nicht befolgt, muss einer als Strafe Sephiroth spielen!“ „Psst! Nicht so laut!“ Miceyla saß allein auf einer Bank in Edge und beobachtete belustigt ein paar spielende Kinder. Der Endkampf gegen die Hulax lag nun schon drei Monate zurück. Langsam gewöhnte sie sich wieder an einen normalen Alltag. Des Öfteren erledigte sie Aufträge gemeinsam mit Cloud oder half Tifa in der Bar aus. Ihr Leben von vor der Zeit bei World Soldier, schien zurückgekehrt zu sein. Zwar stimmte es, dass Miceyla die Gesellschaft ihrer Freunde gut tat, doch rückte eine Entscheidung näher. Nämlich ob sie Gaia verließ und ihre Pflichten in der eigenen Welt wieder aufnahm. Aber war es nicht feige, nur zu gehen weil die schmerzvollen Erinnerungen sie fesselten? Schließlich gab es auf jedem Planeten denselben Kreislauf. Dieses fürchterliche Gewissen plagte die tagtäglich. Der Ort zu dem mein Herz gehört Hier laufe ich nun allein, denke darüber nach wie es wohl wäre ein Held zu sein. Da kam ich zu dem Schluss, das es einfach so sein muss. Sieh mich an, noch immer renn ich hinter Verlorenem her, obwohl ich weiß mein Inneres ist leer. Meine Rufe kamen nicht an, dabei versuchte ich so stark zu sein wie ich nur kann. Vergaßen denn alle des Helden wahre Geschichte, wie eine Erinnerung die sich schweigend unter uns mischte? Doch vernahm das Leben seinen gewohnten Lauf, die Sonne ging weiterhin jeden Morgen auf. Etwas Wichtiges fiel mir plötzlich ein, zuerst schien es unscheinbar und klein. Der Ort wo mein Herz hingehört, die Gewissheit welche sich langsam gegen mich verschwört. Nun kam der finale Augenblick Und ich wählte meine Zukunft mit Geschick. Eine Entscheidung ist immer ein Abschied und ein Neuanfang zugleich. „Endlich hab ich dich gefunden, du kleine Träumerin!“ Miceyla meinte einen Herzstillstand zu bekommen, als sie plötzlich jemand von hinten umarmte. „Yuffie! Du meine Güte hast du mich erschreckt!“, meinte sie lachend und seufzte, dass es hier mit einem solchen Wildfang, wohl nie langweilig werden würde. „Schnell, komm zum Seventh Heaven! Ich konnte durch mühevolle Arbeit alle versammeln! Es gibt eine Überraschung! Los!“, sprach Yuffie aufgeregt und zerrte sie von der Bank hoch. „Ja, ja! Widerstand ist zwecklos!“ Damit wurde sie spielerisch gezwungen, an der Seite von Yuffie zum Seventh Heaven zu sprinten. Tatsächlich stellte sich heraus, dass alle Mitglieder von AVALANCHE dort versammelt waren. „Wer sagt’s denn! Und wir dachten bereits, du seist unauffindbar!“, meinte Cid vergnügt. „Findet hier ein wichtiges Gruppentreffen statt? Hab ich was verpasst?“, fragte Miceyla neugierig. „Keine Sorge. Yuffie hatte lediglich eine ihrer verrückten Ideen…“, beschwichtigte sie Vincent. „He, was heißt denn hier verrückt? Mein außergewöhnlicher Einfall war es, endlich unseren Sieg gegen die Hulax zu feiern! Mit einer riesengroßen Feier! Und zwar in Banora! Alles ist schon vorbereitet!“, verkündete Yuffie stolz. „Meinst du das sei klug, ausgerechnet Banora?“, warf Cloud ein und sah Miceyla besorgt an. 'Vielleicht ist das gar nicht so verkehrt, noch einmal Banora zu besuchen. Dies könnte mir dabei helfen, einen endgültigen Entschluss zu fassen.' „Nein, kein Ort wäre so wundervoll wie Banora. Ich freue mich sehr, zusammen mir euch ein Fest zu feiern. Wir haben es uns alle verdient!“, willigte sie lächelnd ein. „Ja! Party, Party!“ Die ganze Gruppe lachte bei den Freudenrufen von Cait Sith. „Hach… Ist das nicht herrlich? Und welch angenehm warmes Wetter! Muss wirklich schön sein hier zu leben!“, sprach Tifa entspannt und legte einen Arm um Miceyla. „Oh weh… Ich glaube wir ziehen bald aufs Land!“, meinte Marlene während sie Blumen pflückte belustigt. Noch am selben Tag waren sie mit dem Luftschiff nach Banora geflogen. Die Gruppe hatte so viel leckeres Essen besorgt, dass sie dem nicht widerstehen konnte und kurz davor war zu platzen. Ihre Feier lockte einige Dorfbewohner an, die sich dank Yuffies redefreudiger Art dazu gesellten und nach und nach wurden es mehr. Eigentlich wäre Miceyla lieber mit ihren Freunden unter sich gewesen, dennoch war nichts gegen ein lebhafteres Treiben einzusetzen. Eine Abwechslung musste auch mal sein. „Ha, ha! Was wohl Cloud von dem Landleben halten würde? Nach all den Jahren in einer Großstadt, wieder in ein Dorf…“, lachte Miceyla und obwohl sie von Heiterkeiten umgeben war, bekam sie ein wehmütiges Gefühl. 'Apropos, wo steckt Cloud überhaupt?', fragte sie sich in Gedanken und versuchte heimlich etwas Abstand zu der Gruppe herzustellen, um unbemerkt jenen Hügel hinauf zulaufen, an dem sie damals gemeinsam mit Genesis den Sonnenuntergang betrachtet hatte. „Na, suchst du ein wenig Ruhe von dem Trubel?“ Da erschien Cloud plötzlich neben ihr und beide setzten sich in das weiche hohe Gras. „Und du ebenfalls, was? …Ich bin dir und Tifa sehr dankbar, dass ihr immer so verständnisvoll seid. In der letzten Zeit, war es bestimmt oft nicht so einfach mit mir. Bin ich eigentlich wirklich wieder ich selbst und werde ich es jemals wieder sein?“, sorgte sich Miceyla bekümmert und wusste, dass es darauf wohl eher keine genaue Antwort gab. „Ich wünschte mir, dass niemals einer meiner Freunde, ähnliche Erlebnisse wie ich durchstehen müsste. Doch trägt jeder sein eigenes schweres Schicksal im Herzen. Keiner kann einem vorschreiben, wie er sich in tragischen Situationen verhalten soll. Auch wenn wir uns verändern, prägt dies unsere Persönlichkeit. Wir sind alle für dich da und helfen einander. Nichts weiter zählt, oder?“ Sie lächelten sich an und bestätigten somit, dass sie derselben Meinung waren. Es war wahrhaftig das größte Glück, seine Sorgen mit einer Person zu teilen, die einen richtig verstand. Enthusiastisch stand Miceyla auf und schritt davon. „Wo gehst du hin?“, fragte Cloud verwundert. „Ein wenig spazieren“, teilte sie ihm knapp mit. In Wahrheit geht es dir doch überhaupt nicht gut. 'Dein Lächeln, ist es nicht bloß aufgesetzt? Ich weiß ganz genau, wie es in dir aussieht…', dachte Cloud besorgt und betrachtete den fernen Horizont. In ihren Vorstellungen lief Genesis neben ihr her und hielt ihre Hand. War sie dazu verdammt, nur noch davon träumen zu dürfen? Auf einmal entdeckte Miceyla jemanden nicht weit von ihr entfernt und musste zwei Mal hinsehen um festzustellen, ob sie es sich nicht einbildete. „Arjen! …Nach all der Zeit… Jetzt während dem Frieden nach dem Sturm erscheinst du. Wie typisch“, sprach sie ihn sofort an und konnte ihr Erstaunen kaum verbergen. 'Wie merkwürdig… Ich sehe die mir eigentlich vertrauteste Person wieder. Und dennoch… Es fühlt sich an, als hätte ich meine wahre Herkunft weit hinter mir gelassen.' „Wenn ich hier so stehe und die Landschaft betrachte, kann ich sehr gut nachempfinden, wie es dir ergeht. Man vergisst seine Pflichten, ist frei… Deine Augen…wie trüb sie geworden sind. Liegt dir diese Welt noch immer am Herzen? Du hast deine Aufgabe auf diesem Planeten mit Bravur gemeistert. Aber, wo ist dein wahrer Platz? Unsere Welt ruft nach dir. Lass mich dich nach Hause führen, zurück zu deiner Bestimmung und…zu mir. Katero ist schon stinksauer, ha, ha!“ Seine Stimme war so sanft, die Worte die er sprach, so unglaublich gütig und seine Hand, welche er zu ihr ausstreckte, hatte etwas Beschützendes. Trotz all dieser Tatsachen, hielt sie ein unbekanntes Gefühl davon ab mit ihm zu gehen und flüsterte ihr zu, dass sie bereits Zuhause sei. „Wie grausam ich doch immer zu dir bin… Nie gibst du auf und kommst zu mir zurück… Verdiene ich diese Freundlichkeit? Mit dir habe ich in meinem Leben mehr erlebt, als mit all meinen Freunden auf Gaia zusammen. Sobald sich unsere Wege trennten und ich merkte, wie einsam ich bin… Meine Absicht war auf keinen Fall die Flucht! Aber wo bist du gewesen? Das was ich durchstehen musste war einfach…“ Sie schüttete ihm ihr Herz aus und wollte sich in seine beschützenden Arme werfen, tat es jedoch nicht. Seine Wärme würde sie nicht mehr erreichen. Bruder und Schwester waren sie beide, dass Schicksal hatte dies so eingefädelt. „Dann willst du deine Heimat nie wiedersehen und…“ „Nein, ich weiß. Das ist nicht möglich. Wir Lucassener haben eine Prophezeiung zu erfüllen. Dem kann ich mich niemals widersetzen. Nur…etwas hält mich noch hier. Ich werde danach suchen…“, unterbrach Miceyla ihn und wurde sich dieser Wahrheit schmerzlich bewusst. Arjen wandte sich langsam von ihr ab und folgte mit seinen glänzend grünen Augen, den zaghaften Meereswellen, wie sie an das Ufer schwappten. „Auch ich werde die Hoffnung nicht aufgeben. Schließlich haben wir uns das beide gegenseitig beigebracht. Und sollte es auch Ewigkeiten dauern, wir sehen uns wieder. Bleibe wachsam, Ricredoris wird erneut für Unruhe sorgen. Sei darauf vorbereitet…“ Das waren die letzten Worte, ehe er mit einem Lächeln verschwand. Dahinter verbarg sich das Verlangen, sie noch einmal in die Arme zu schließen. 'Arjen… Du bleibst auf ewig ein Teil von mir…' Geistesabwesend spazierte sie weiter und bemerkte erst jetzt, wie es langsam zu dämmern begann. Die Sonne färbte sich in ein kräftiges Rot und erleuchtete das Meer in dessen Flammenfarben. Plötzlich erhaschte Miceyla auf einem höher gelegenen Hügel, mehrere Gestalten. Waren es bloß die Schatten der Palmen oder Lichtsilhouetten der sich verabschiedenden Abendsonne? Sie rannte dort hin, um besser darüber urteilen zu können. Da traute sie ihren Augen kaum, als die Gestalten ganz deutlich zu erkennen waren, wenn auch etwas durchsichtig. „Zack…Aerith… Und…“ Ja, es war kein Traum, ihre Geister erschienen und daneben tauchte auch noch Ayko auf. Die drei lachten miteinander und sahen unbeschreiblich glücklich aus. Miceyla glaubte davon zu schweben, sobald Ayko sich von seinen neuen Freunden abwandte und sie mit einem solch strahlenden Lächeln ansah, dass für sie zu seinen Lebzeiten verborgen geblieben war. „Du hast Zalona gerettet. Danke Miceyla. Lass dich von deinen Träumen, in eine wundervolle Zukunft führen. Vergiss mich nicht, so wie du mir für immer in Erinnerung bleiben wirst…“ Diese Worte genügten, um ihr gebrochenes Herz zu heilen. Sie spürte seine tröstenden Arme, die sich um sie legten und wusste, dass ihre Freundschaft niemals enden würde. Nun lächelten Zack und Aerith sie ebenfalls zum Abschied an und verschwanden abermals in ihrer neuen Heimat, dem Lebensstrom. „Ayko…“ Tränen trübten ihre Sicht und direkt erschienen neue Gestalten. Dieses Mal Angeal und Sephiroth. Seite an Seite liefen sie mit dem Rücken zu Miceyla hinfort. Dabei fiel ihr wieder etwas ein. 'Die drei Freunde sollten sich doch vertragen! …Genesis…wo bist du?' Ganz unscheinbar, fast kaum zu erkennen, erschien er hinter den beiden. Er lief seinen alten Freunden nicht nach, sondern blieb alleine zurück. Einen kurzen Augenblick lang, sah er sie wie gebannt an. „Ich sagte doch… Das ist kein Lebe wohl, sondern nur ein auf Wiedersehen…“ Seine Lippen formten sich zu einem liebevollen Lächeln, bevor er zusammen mit der Sonne verschwand. „Genesis! Nein, warte!“ Hastig eilte sie zu ihm und wollte ihn am Fortgehen hindern. Aber sie rannte durch die Leere und stürzte kurzerhand zu Boden. Ein paar Tage später, ging Miceyla ihrem gewöhnlichen Alltag in Edge nach, konnte dabei jedoch nicht das Ereignis in Banora aus dem Kopf verdrängen. Das Erscheinen von Genesis’ Geist beschäftigte sie rund um die Uhr. Gerade bog sie in der Nähe wo Cloud und Tifa wohnten, in eine Seitenstraße ab und gelangte zu einem freien Platz, auf dem Denzel alleine Schwertübungen trainierte. „Du bist aber fleißig bei der Sache! Hallo Denzel!“, begrüßte sie ihn ausgelassen, beim Anblick seines Tatendrangs. „Oh, Miceyla! Hab dich gar nicht kommen sehen! Cloud hat mir schon wahnsinnig viel beigebracht. Von ihm erhielt ich auch dieses Schwert. Großartig, oder?“, erzählte er stolz mit leuchtenden Augen. 'Sein Blick gleicht dem von Ayko…', erkannte Miceyla und dachte darüber nach, ob dies bloß eine Einbildung war. „Dein Schwert gefällt mir, es passt gut zu dir! …Und wie groß du geworden bist! Wir sind beinahe auf Augenhöhe!“ Denzel wurde wegen ihrem Kompliment rot und fuhr sich verlegen durch die Haare. „Und weißt du was das Beste ist? Nächstes Jahr darf ich World Soldier beitreten! Ich bin bereits angemeldet!“, verkündete er freudestrahlend. 'Dann geht jetzt wohl auch dein Traum in Erfüllung…' Guten Gewissens holte Miceyla die Kette von Leviathan hervor und betrachte sie ein letztes Mal zum Abschied. „Lange habe ich nachgedacht. Doch bin ich der Meinung, dass es keinen besseren Nachfolger für die Kraft Leviathans gäbe, als dich. Sieh es wie eine Art Willkommensgeschenk, dass du nun zu unseren Reihen der Soldaten gehörst. Behalte immer dein aufrichtiges Herz und deinen Mut. Aus dir wird ein ehrenvoller Krieger werden, daran glaube ich. Leviathan begleitet dich von dem heutigen Tag an auf deinen Reisen und schenkt dir seine Weisheit. Gehe klug mit dessen Kraft um und lerne die Verantwortung davon zu übernehmen. Und wenn die Zeit gekommen ist, wirst du einen nächsten Träger auswählen. Sein vorheriger Besitzer ist niemand anderes als Ayko gewesen“, übertrug sie dem Jungen seine zukünftige Aufgabe und somit das Vermächtnis ihres verstorbenen besten Freundes. Denzel zitterte am ganzen Leib, er musste ungemein aufgeregt sein. „D-das gehörte Ayko? A-aber ist das denn nicht viel zu wertvoll für mich? Schließlich hast du ihn wesentlich besser gekannt, im Gegensatz zu mir…“, gestand er sich ein und dennoch sah sie ihm unverkennbar an, dass in Denzel Erwartungen an seine bevorstehenden Abenteuer schlummerten, „Ayko bleibt in meinem Herzen, daran wird sich nichts ändern, egal was passiert. Lebe du seinen Traum weiter. Damit machst du mich sehr glücklich, denn dank dir geht jene Geschichte noch weiter und gerät nicht in Vergessenheit.“ Vorsichtig nahm er ihr die Kette ab und legte sie sich an. Er fühlte sich wie ein neuer Mensch, wie neugeboren. „Danke! Ich trainiere hart, damit du stolz auf mich sein kannst und Ayko es auch sein würde! Niemanden werde ich enttäuschen, dass verspreche ich! Diesen besonderen Tag präge ich mir gut ein!“ Lebhaft schwang Denzel während er sprach, dessen Schwert durch die Luft. 'Jetzt siehst du wie ein echter Soldat aus. Willkommen Denzel. Mögest du deine eigenen Träume und Ehre, auf der langen Reise eines Soldaten finden…' Lächelnd schloss sie die Augen. Eine weitere Last war von ihren Schultern genommen worden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)