After Crisis von Miceyla (Final Fantasy 7) ================================================================================ Kapitel 6: In Healin, alte Erinnerungen an Shinra ------------------------------------------------- In Strömen fing es gerade an zu regnen, als Miceyla zwei Tage später, ein weiteres Mal in Healin ankam. „So ein Mist! Bei diesem Wetter hier wird man doch verrückt! Ich wette Rufus plant schon den Umzug“, sagte sie belustigt über diesen Gedanken. Nun rannte Miceyla weiter und kam völlig durchnässt, am Haus von Rufus und den Turks an. Sie klingelte, aber es machte vorerst niemand auf und so war sie gezwungen, weiterhin im Regen stehen zu bleiben. Ungeduldig wippte sie auf den Füßen hin und her. 'Kommt, jetzt macht schon auf!' , dachte sie sich genervt. Endlich, nach einer halben Ewigkeit, so kam es ihr vor, ging die Tür auf und Reno lugte hervor. Er sah sie mit ernster Miene an. „Tut mir leid, aber Ihr persönlicher Beratungsdienst hat heute geschlossen! Kommen Sie ein anderes Mal wieder!“ Reno machte Anstalten die Tür wieder zu schließen, doch Miceyla drückte sich von außen dagegen. „Sehr witzig Reno! Jetzt lass mich schon rein!“, sprach sie und hatte wirklich im Moment keinen Nerv für seine Scherze, da sie unbedingt ins Trockene wollte. Reno fing laut an zu lachen und winkte sie herein. „Na komm schon rein, du nasser Waschlappen! Has’ wohl 'ne ordentliche Dusche abbekommen, huh?“, meinte er mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Schmunzelnd trat sie ein und schüttelte sich kräftig, direkt neben ihm und sagte dabei: „Nun, ich wette du hast bestimmt auch mal wieder eine verdient!“ „Hey! Was soll denn das!“, kam es von Reno und verzog dabei angewidert das Gesicht. „Ja, ja, bestraf mich ruhig dafür, dass ich dich so oft hab warten lassen! Und sorry, der Regen war so laut, da hat echt nich’ einer von uns das Klingeln gehört!“ „Die Ausrede kannst du dir sparen mein Lieber!“, sagte Miceyla und sah amüsiert in Renos verzerrtes Gesicht. Er seufzte. „Los, ich bring dich zum Präsident!“ Und mit zusammengekniffenen Augen fügte er noch hinzu: „Dann werd’ ich mir erst mal 'n Handtuch besorgen!“ Reno führte sie die Treppe hinauf und zeigte mit einer Kopfbewegung zu der Tür am Ende des Flures, die einen Spalt weit offen stand. „Gut, ich lass euch beide mal in Ruhe quatschen. Will ja nicht stören bei eurem Date!“, sagte Reno neckend und zwinkerte dabei mit dem Auge. Pfeifend verschwand er in einem Badezimmer. Miceylas Mund war zum Protest weit geöffnet und sie ballte ihre Hände zu Fäusten zusammen. Sie besann sich dann doch eines Besseren und blieb ruhig nach Renos Bemerkung und lief langsam, aber bestimmt, auf die Tür von Rufus’ Zimmer zu. Zwar stand sie leicht offen, dennoch hob sie die Hand für ein Klopfen, doch von innen erklang schon die ihr vertraute Stimme von Rufus. „Miceyla, komm nur herein, ich habe schon auf dich gewartet!“ Mit zwei Fingern öffnete sie die Tür nun komplett und erblickte Rufus, wie er an seinem Schreibtisch, über einen skizzierten Bauplan gebeugt saß. „Tag Rufus!“, begrüßte sie ihn in einem Ton, als ob sie sich schon Ewigkeiten kennen würden. „Du kommst nun also auch, um mit mir über die immer zahlreicher werdenden Probleme der Bevölkerung zu sprechen. Ist doch so?“, sagte er nüchtern und sah dabei nicht zu ihr auf. Einen Moment dachte sie nach, ob sie den ehemaligen Präsidenten des Shinra-Konzerns, siezen oder duzen sollte. „Warum denn ‚auch’, sind etwa schon Leute hier gewesen?“, fragte sie und betrat sein verhältnisgemäß kleines Arbeitszimmer. Rufus lehnte sich jetzt in seinem Schreibtischsessel zurück und verschränkte die Arme ineinander. Nicht anders als Miceyla es erwartet hatte, zeigte er ihr seinen typischen Gesichtsausdruck, aus dem man nicht schlau wurde, in welcher gefühlsmäßigen Phase er sich gerade befand. „Ein paar Passanten, die sich darüber beschwerten, die Energiereserven zum Antrieb ihrer Fahrzeuge, seien dem Ende zugeneigt. Nichts, womit wir nicht fertig werden“, antwortete er gelassen. „Ich sehe…“, kommentierte sie das nur ruhig und schlenderte etwas in dem Zimmer umher. „Und wie es aussieht, hast du dich nun wohl auch World Soldier angeschlossen…Mmm, wundert mich nicht“, meinte Rufus mit einem kühlen Lächeln, sein Blick ruhte dabei auf ihrem Gürtel mit dem World Soldier-Symbol darauf. „Jeep, dass hab ich!“, sagte Miceyla, viel Selbstvertrauen lag in ihrer Stimme und sie stand kerzengerade da. „Selbstverständlich will auch ich mich erkenntlich zeigen, daran zu arbeiten, dass der Mensch in Zukunft im Einklang mit dem Planeten leben kann. Das liegt mir sehr am Herzen, weißt du, Rufus“. Nun wurde sie wieder etwas leiser und sah ihn intensiv an. „Und ich glaube bei World Soldier, kann ich darauf hinarbeiten, dieses Ziel zu verwirklichen. Vorausgesetzt, dort entwickelt sich weiterhin alles positiv“, sprach sie weiter. „Mmm…“, war das einzige, was darauf von ihm kam. Rufus sah Miceyla in Gedanken versunken an, er schien durch sie hindurch zu blicken. Sie war für ihn wie ein verschlossenes Buch, er kannte nicht ihre Vergangenheit, die Geschehnisse, die Miceyla zu diesem Weg den sie eingeschlagen hat, getrieben hatten. Er wusste nicht, woher diese willenstarke und hilfsbereite Ader herkam, die für einen starken Zusammenhalt in einer Gruppe sorgte. Ebenso, was sie mit dem Erreichen ihrer Ziele bezweckte, was Miceyla für sich selbst davon erhoffte. Aber gerade diese Aspekte waren es, die sie für ihn so unbeschreiblich interessant machten. Und eins wusste Rufus jedoch gewiss, sie war sehr klug. Gäbe es irgendwelche Machenschaften zwischen ihm und World Soldier, früher oder später, dies war nicht von Belang, kam sie sowieso dahinter. Er stand nun auf und lief um den Tisch herum. „Wir brauchen keine Geheimnisse voreinander zu haben, Miceyla“, sprach Rufus, setzte eine kurze Pause ein, während er auf einer kleinen Fernbedienung herumtippte und fuhr dann fort. „World Soldier hat sicherlich gute Chancen, eine neue starke Hand zu werden. Mit ihr im Rücken, macht sie vielleicht den Menschen neuen Mut, in ihre Zukunft zu blicken. Jedoch müssen dafür gewisse Voraussetzungen erfüllt werden, nicht zuletzt eine gewissenhafte Führung, welche die Struktur bei World Soldier festlegt“. So wie Rufus zu Ende gesprochen hatte, warf ein Beamer, ein dreidimensionales Bild auf die Wand hinter Miceyla. Sie sah es an, ein großes, kuppelartiges Gebäude, das in direkter Verbindung mit einem etwas kleineren Gebäude stand. Mitten auf dem größeren, stand auf einem wappenartigen Gebilde, ein W und ein S geschrieben. Einen kurzen Moment brauchte sie, um zu erkennen, dass es sich hierbei um das Gebäude von World Soldier handelte. Dabei fiel ihr auf, dass es einen gewissen Hauch vom alten Shinra-Gebäude hatte. „Das ist ja World Soldier!“, meinte sie nun, im Hintergrund lauschte Miceyla den Regentropfen, wie sie gegen die Fensterscheibe prasselten. Rufus nickte, lehnte sich an der Vorderseite seines Schreibtisches an und betrachtete ebenfalls das 3D-Bild. „So soll es einmal aussehen, wenn es fertig erbaut ist. Die Leute, die mit den Bauarbeiten begonnen haben, wussten nicht genau wie sie dies anstellen sollten. Da haben sie sich mit mir in Verbindung gesetzt und ich ließ ihnen einige Vorschläge zu kommen“; erklärte er ihr“. „Und das ist also dabei herausgekommen!“ Miceyla staunte nicht schlecht, über das Resultat. Wieder tippte Rufus auf der Fernbedienung und das Bild verschwand. „Tseng ist gemeinsam mit Rud los, um neue Materialien zu beschaffen“, sagte er etwas nachdenklich. 'Aha! Elena geht mal nicht zusammen mit Tseng!', dachte sie. Normalerweise waren es Tseng und Elena, die gemeinsam auf Mission geschickt wurden, ebenso wie Rud und Reno Partner waren. Tseng war der Chef der Turks. Innerlich musste Miceyla kichern, dass der eigentliche Grund, warum Elena bei den Turks geblieben war, Tseng gewesen ist. Doch der ahnte immer noch nichts von ihren Gefühlen für ihn. „Ich wollte mich von World Soldier raushalten, aber es gilt einiges wieder gut zu machen, dass habe ich mir geschworen!“, setzte Rufus das Gespräch fort und ging dabei zum Fenster, wo er in den trüben Regen blickte. Miceyla lächelte, er hatte sich wirklich geändert, dass blieb ihr nicht verborgen. Vor eine paar Jahren, als sein Vater noch der Präsident des Shinra-Konzerns war, ist Rufus eine unglaublich kaltherzige Persönlichkeit gewesen. Jemand der die Menschen mit Gewalt dazu zwingen wollte, Shinra zu folgen. Seine Pläne waren noch grausiger, als die von seinem Vater das eh schon waren. Der Shinra-Konzern zog mit seinen vielen Mako-Reaktoren den Lebensstrom, der die ruhenden Seelen beinhaltete und den gesamten Planeten durchfloss, heraus und wandelte ihn in die damals so sehr befürwortete Mako-Energie um. Dies führte jedoch mehr und mehr, zu der Zerstörung des Planeten. Shinra bekam diese Folgen zu spüren und musste, mit dem auf ihm lastenden Sünden leben. Rufus selbst verspürte die Schmerzen am eigenen Leib, auch durch die Krankheit Geostigma, von der er nicht verschont blieb. Mittlerweile aber, so fand Miceyla, war er zu einem richtig sympathischen Kerl in dessen Zwanzigern geworden. Zwar tat er nach außen hin immer sehr emotionslos, doch im Innern, dass wusste sie ganz bestimmt, hatte auch Rufus seine Ängste. „Und ich werde so manches dafür tun…doch…gäbe es da nicht einen Cloud und seine Verbündeten, die immer wieder dafür sorgen werden, dass ich mich von allem raushalte. Das ist doch so?“, sprach Rufus weiter und lächelte sie an. Er wusste sehr wohl, dass Miceyla selbst verdammt gut mit Cloud und deren Freunde, von AVALANCHE, befreundet war. Dennoch legte sie am meisten Vertrauen in ihn. Sie begab sich neben Rufus zum Fenster, gab sich einen Ruck und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Gemeinsam können wir alles schaffen, es gibt immer einen Weg!“, sagte sie, wobei viel Zuversicht in ihrer Stimme lag. Leicht verwundert sah er sie an, dann sprach Rufus: „Der Weg ist das Ziel. Wenn das Ziel fern ist, ist der Weg lang“. Etwas verwirrt kratzte Miceyla ihren Kopf, diese Orakelsprache war normalerweise Arjens Part, dennoch verstand sie. „Mir kommen die ersten Zweifel, besonders was die Forschung von World Soldier angeht, weißt du. Geht dort wirklich alles mit rechten Dingen zu? Du bist der ganzen Sache am nächsten, ich dachte, du könntest sicher einiges in Erfahrung bringen“, meinte Rufus. „Also spionieren, huh? Mich interessieren die Dinge ja genauso. Gut, ich klemm mich mal dahinter!“, kam ihre Antwort auf seine Bitte. „Schön, ich gehe jetzt mal wieder und…das wird schon alles!“, sagte Miceyla zu ihm und lächelte, denn sie fand, dass es langsam Zeit wurde sich zu verabschieden. Nickend bestätigte er das was sie sagte und blieb weiterhin beim Fenster stehen. Dabei fragte sie sich, ob Rufus so offen auch mit den Turks sprechen konnte. Sie verließ sein Zimmer, lief die Treppe wieder hinunter und ging nun zur Haustür. Als Miceyla sie öffnete, sah sie, dass der Regen nachgelassen hatte, worüber sie ziemlich froh war. Da kam auf einmal hinter ihr Reno dahergelaufen. „Was denn? Du willst uns schon wieder verlassen? So ein Jammer aber auch!“, meinte Reno. „Ich habe lange genug ‚gequatscht’. Und sei unbesorgt, dass ist garantiert nicht das letzte Mal gewesen, dass ich bei euch war“, sagte sie grinsend, dass er sie gerne weiter hier behalten hätte. „Na also gut. Auf ein baldiges Wiedersehen! ...Ach warte! Pass ja auf, dass du dich nicht auch noch in Luft auflöst! Hörst du?“, rief er noch. Miceyla, die sich schon ein paar Meter vom Haus entfernt hatte, blieb jetzt stehen. Mit den Händen auf die Hüfte gestemmt sah sie ihn an. „In Luft auflösen? Warum sollte ich das tun?“ Elena, die sie von drinnen gehört haben musste, gesellte sich zu ihnen. „Vor einigen Tagen, wir waren gerade in Nibelheim um manche der Vorräte wieder aufzufrischen, da haben uns drei der Bewohner aus dem kleinen Dorf, zu einem verlassenen Schuppen geführt, in dem die Sachen gelagert wurden“, berichtete Elena. „Einer dieser Typen war voll unfreundlich, dass sag ich dir! Hat einfach mal so gemeint, ich wüsste ja gar nicht, wie man mit dem Zeug umgeht!“, kommentierte Reno wichtigtuerisch. „Sei doch nur einmal still Reno! Ich will Miceyla erzählen, was sich dort zugetragen hat!“,beharrte Elena wütend über Renos große Klappe. Miceyla war zu den beiden zurückgekehrt und lauschte gespannt, was Elena ihr zu sagen hatte. „Also…wir nahmen uns schon einmal welche der Utensilien und liefen zum Helikopter, um sie darin zu verstauen. Die zwei Männer und eine Frau, die uns halfen, blieben im Schuppen zurück, um weitere Kisten auszupacken. Ein Stück weit waren wir schon entfernt, da hörten wir plötzlich grässliche Geräusche aus dem Inneren des Schuppens. Hastig legten wir die Sachen ab und rannten zurück, damit wir erfuhren was passiert war. Und…na ja, viel war da nicht zu sehen…denn sie waren verschwunden“. „Sag’s ja, sie haben sich einfach in Luft aufgelöst!“, meinte Reno verächtlich. „Das einzige, was Reno und ich spürten, war ein leichter, doch irgendwie an einem zerrender Luftzug. Keinen blassen Schimmer, worum es sich dabei handeln könnte, sind wir beide geflohen“, sprach sie zu Ende. „Ich weiß schon, eigentlich ist das nicht die Turks-Art einfach abzuhauen, aber das war bestimmt besser, als uns den drei anzuschließen!“, kommentierte Reno, ausnahmsweise mal etwas ernster ihre Worte. Elena konnte dem nur zustimmen und wendete sich wieder Miceyla zu. „Weißt du vielleicht was darüber, welches Ereignis sich im Schuppen abgespielt hat?“, fragte sie sichtlich besorgt. 'Davon hatte mir Rufus ja gar nichts erzählt!' Miceyla trat zwei kleine, wacklige Schritte zurück. In ihrem Kopf erschienen wieder die Bilder ihres schrecklichen Traumes, diese Kreaturen, wie sie ihr das Bewusstsein raubten, dieses Gefühl vollkommen wehrlos zu sein. 'Nein…Neeeiiin! Das darf es einfach nicht sein! Es muss eine andere Erklärung dafür geben!' , dachte sie und sah mit weit geöffneten Augen zu Boden. Und sie bemerkte, wie sie langsam zu zittern begann. Feste biss Miceyla auf die Lippe, sie wollte sich vor den zwei nichts anmerken lassen und verscheuchte die Erinnerungen an den Albtraum. Auf Miceylas Antwort wartend, blickte Elena etwas verunsichert um sich, als meinte sie von überall fremde Geräusche zu hören. „Nein…noch nicht!“, sagte Miceyla und versuchte nicht allzu leise zu sprechen. „Oho! Sieht wohl ganz danach aus, als ob sich unsere Wege in Zukunft was öfters kreuzen würden!“, meinte Reno, worüber er sich anscheinend freute. Miceyla war bemüht den beiden ein Lächeln zum Abschied zu schenken und lief langsam den Weg, der von ihrem Haus wegführte, entlang. Als sie hinter ihr, die Tür in das Schloss fallen hörte, blieb sie stehen. In ihrem Herzen vernahm sie eine dunkle Bedrohung, aber da war auch noch etwas anderes. Zwei total gegenwärtige Gefühle rangen miteinander. Was hatte dies nur zu bedeuten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)