Through bad and best von Velina (Durch Schweigen, Lügen und Missverständnisse) ================================================================================ Kapitel 1: Happiness -------------------- Daniel und ich steigen aufgeregt in den Zug. Das war der Beginn eines Neuanfangs. Wir zogen um, aus dem kleinen verkorksten Dorf Nordenglands, in dem wir geboren und aufgewachsen waren, in das große, wilde London. Daniel und ich waren beide Bi und seit knapp 1 1/2 Jahren zusammen. Beides hatten wir jedoch erst vor einem halben Jahr bekannt gegeben. Unsere Eltern waren vielleicht leicht geschockt, doch eine dramatische „wir verbannen euch“-Szene hatte es nicht gegeben. Daniels Mutter war verstorben als er 2 Jahre alt war, sein Vater reagierte recht gelassen. „Auch wenn es nicht unbedingt das ist was ich mir gewünscht hätte, habe ich nie mit etwas anderem gerechnet“, hatte er gesagt, uns beiden auf die Schulter geklopft und noch hinzugefügt: „Und wenn ihr beide euch so liebt wie ich damals Daniels Mutter könnte ich sagen, was ich will es würde nichts ändern. Also seid einfach glücklich.“ Meine Mutter war deutlich geschockter gewesen. Sie war weinend in die Arme meines Vaters gefallen. Dieser hatte die Lippen zusammen gepresst und dann kreidebleich ein „Es ist besser wenn du jetzt erst mal gehst“, herausgepresst. Ich war dann in mein Zimmer gegangen, hatte ein paar Klamotten zusammen gekramt und bin zu Daniel. Sein Vater hatte über eine Stunde mit meinen Eltern telefoniert, diese standen dann vor Daniels Tür, entschuldigten sich und erklärten dann, dass es nicht einfach für sie wäre, sich mit dem Gedanken anzufreunden nie Enkelkinder zu haben, jedoch würden sie uns immer unterstützen. Das hatten sie auch getan bei unserem Umzug in das große London. Und jetzt waren wir auf dem Weg in die Großstadt, wo ich eine Ausbildung zum Frisör und Daniel ein internationales Studium machen würde. „Auf dem Weg in unser eigenes Leben!“, sagte Daniel, küsste mich und lächelte mich breit an. Am Zielbahnhof drängelten wir uns mit unseren großen Reisekoffern durch die Menschenmassen, sprinteten zu einem der roten Doppeldeckerbusse und fuhren los. Nach nur wenigen Minuten stiegen wir wieder aus, gingen zu einer großen blauen Holztür direkt neben der Haltestelle. Ich kramte den Schlüssel aus meinem Koffer und schloss auf. „Geh schon mal hoch und schließ auf, ich trage die Koffer hoch.“, sagte Daniel. Ich nickte, ging hoch in die 3. Etage, schloss dort auf. Dann hüpfte ich die Treppe hinab, half Daniel meine Koffer hoch zu tragen. Oben ließen wir uns auf das große Sofa, das in dem sonst nur mit Kisten gefüllten Wohnzimmer stand, fallen. „Geschafft!“, seufzte Daniel zufrieden. Die nächsten Monate verliefen normal. Natürlich hatten wir hier und da kleine Auseinandersetzungen, doch es waren nie mehr als Diskussionen, es gab nie einen richtig Streit. Wir beide waren glücklich mit der Situation so wie sie war. Nach einem ¾ Jahr kam ich später als Daniel nach Hause, also so wie immer. Der Tisch war hübsch gedeckt, Daniel hatte mein Lieblingsessen gekocht – nicht wie immer. Ich bemerkte sofort, dass irgendetwas war. Wir aßen, beziehungsweise, ich aß. Daniel hingegen stocherte in seinem Essen herum und aß kaum. Ich tippte seine neben dem Teller liegende Hand an. „Was ist los?“, fragte ich. „Ehm… n..nichts?“, sagte Daniel leise. Ich verdrehte die Augen. „Okay…“, willigte er auf meine Reaktion ein. „Ich.. Ich hab das Angebot bekommen 4 Monate in Deutschland zur Uni zu gehen. Unsere Schule hat eine Partnerschule in Hamburg. Und.. das wird nur alle 2 Jahre angeboten und auch nur wenn sie sehen, dass es einen Schüler gibt, der wirklich sehr gute Noten hat…“ Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Wann?“ – „Im Frühling. Von Februar bis Juni.“ Ich sehe auf meinen Teller. In dieser Zeit lag mein Geburtstag, und wenn er erst Ende Juni wieder kommen würde, würden wir auch unseren Jahrestag verpassen. „Tony.. Ich weiß es wird schwer, aber es ist eine einmalige Chance. Bitte versteh mich doch… Ich..“ „Nein!“, unterbrach ich ihn hastig. „Also doch… Ich verstehe dich ja. Die Chance ist einmalig und selten. Und du wirst dort sehr viel lernen. Sag auf jeden Fall zu. Doch.. Es wird mir nicht leicht fallen.“ Daniel nahm meine Hand und lächelte mich aufmunternd an. „Ja, ich weiß. Mir auch nicht. Aber du schaffst das. Wir schaffen das!“ _____ Ende Kapitel 1 ♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)