Ungewissheit von Centaurea (Sei mein Augenlicht) ================================================================================ Kapitel 5: Der Schock --------------------- Natürlich kannte sie diese Stimme, so kalt und dunkel. Siedend heiße Wut stieg in ihr hoch und sie wirbelte auf dem Absatz herum. „Ach und wieso sollte ich?!“ schrie sie und trat einen Schritt nach vorne. „Weil ich es sage.“ Kam die ruhige Antwort. Irgendetwas an seiner entspannten Art trieb Yumi zur Weißglut. Was fiel diesem Dämon eigentlich ein, sie hier festhalten zu wollen!? „Ach und wie kommst du auf die Idee, dass ich mache was du sagst?“ zischte die Schwarzhaarige. Wäre sie nicht blind gewesen hätte sie vielleicht bemerkt, dass der Dämon sich etwas anspannte und seine Augen noch mehr Härte zeigten als sonst. Kein gutes Zeichen. „Hüte deine Zunge, ich habe dir zwar geholfen, aber das würde mich nicht daran hindern dich hier und jetzt zu töten.“ Sowohl Rin als auch Jaken traten ein paar Schritte zurück. Ihr Meister hatte selten derartige Ausfälle, aber wenn er sie hatte dann ging es für sein Gegenüber meistens schlecht aus. Yumi wusste natürlich ebenfalls, dass sie sich im Moment auf sehr dünnem Eis bewegte, aber einschüchtern würde sie sich nicht lassen. Wenn er jetzt seinen Willen durchsetzte, dann konnte sie ihre Freiheit vermutlich vergessen. „Ich bin dir dankbar, dass du mich vor den Dämonen gerettet hast, aber wenn du mich nicht sofort in Ruhe gehen lässt, dann wirst du es bereuen!“ Jaken entfuhr ein aufgebrachtes Keuchen. So hatte nun wirklich noch niemand mit Sesshouma geredet. Diese Menschenfrau musste vollkommen verrückt sein. Yumi schluckte, während sie auf eine Antwort wartete. Sie war zu weit gegangen, aber dieser aufgeblasene Schnösel war doch selbst schuld. Hätte er sie nicht so provoziert, dann wären sie sicher zu irgendeiner Einigung gekommen, aber so… Nein! Die Schwarzhaarige straffte entschlossen die Schultern, wenn sie schon sterben sollte, dann wenigstens mit erhobenem Haupt. Der Dämon beobachtete die schwächliche Menschfrau vor ihm, wie sie stolz ihr Kinn nach vorne reckte und ihn so gänzlich ohne Furcht in die Augen blickte. Normalerweise würde ein solcher Blickkontakt ausreichen, um seinem Gegner das Fürchten zu lehren, aber sie war blind und somit immun gegen seine erfolgreichste Waffe. Aber nichts desto trotz hatte sie ihn beleidigt und dafür würde sie die Konsequenzen tragen müssen. Er war immerhin ein Daiyoukai und sie nur eine Menschenfrau. Es ging alles so schnell, dass Yumi nicht mal aufschreien konnte. Im ersten Moment stand sie auf dem Waldboden und versuchte furchtlos zu wirken und im nächsten wurde sie gegen einen Baum gepresst, während ihre Beine in der Luft schwebten. „Du hast anscheinend immer noch keine Ahnung mit wem du hier sprichst Weib.“ Hörte sie den Dämon bedrohlich knurren. Er hatte sie mit nur einer Hand um den Hals gepackt und drückte sie gegen die harte Rinde des Baumes. „I…ich will doch nur Misaki helfen.“ Keuchte Yumi und spürte dabei ein Brennen in den Augen. Nicht losheulen, jetzt bloß nicht losheulen, nicht vor ihm und nicht in dieser Situation. Leider half das gut zureden überhaupt nichts. Sie konnte nicht mehr, erst wurde ihr Dorf überfallen, dann ihr Leben bedroht und schließlich wurde sie entführt und wusste nicht ob ihre beste Freundin noch am Leben war oder nicht, das war einfach zu viel. Lautlos liefen ihr die Tränen über die Wangen, bis zu der krallenbesetzten Hand, die sie immer noch im Würgegriff hatte. Ihr Stolz war nun vergessen, sie wollte nur noch nach Misaki sehen und wenn sie dafür vor diesem Dämon zu Kreuze kriechen musste sollte es eben so sein. „Ich flehe Euch an, lasst mich gehen.“ Schluchzte sie. Kaum waren ihre Worte verstummt löste sich die Hand von ihrem Hals und Yumi glitt überrascht zu Boden. „Du wirst diese Lichtung nicht verlassen Mädchen.“ Knurrte Sesshoumaru ehe er sich umwandte und im Wald verschwand. Die Schwarzhaarige zog ihre Beine an den Körper und umschlang sie fest, bevor sie sich erneut ihrer Trauer hingab. Sie würde es nicht alleine durch den Wald schaffen und wenn sie einfach so loslief würde dieser Dämon sie wiederfinden und vermutlich töten. Sie hatte also keine andere Wahl als sitzen zu bleiben und zu hoffen. Sesshouma derweil lief zwischen den Bäumen hindurch und betrat nach einer Weile erneut das zerstörte Dorf. Er brauchte sich nicht umzusehen, seine Nase verriet im alles was er wissen musste und somit auch, dass das kleine Mädchen, von dem die Frau gesprochen hatte nicht mehr im Dorf war. Der Dämon hatte keine Ahnung wohin sie verschwunden sein könnte, aber es war ihm auch herzlich egal. Er war lediglich in das Dorf gekommen, um noch einmal die Gerüche der Angreifer zu überprüfen und nicht etwa, weil ihn das Geheule dieser Frau erweicht hatte. Sie war noch nützlich für ihn und nur deshalb blieb sie am Leben, aber sollte er sie nicht mehr brauchen hatte er keinerlei Skrupel sie zu töten. „Hier sind Pilze, die hab ich gepflückt, willst du ein Paar?“ Rin setzte sich neben die schwarzhaarige Frau und hielt ihr ein Blatt mit Pilzen und Früchten hin. Yumi hob den Kopf und zwang sich ein Lächeln ab. Die Kleine konnte ja nichts für die Gemeinheit ihres Meisters. „Gerne, vielen Dank.“ Vorsichtig hob sie einen Pilz hoch und kostete. „Die sind wirklich lecker.“ Rin lächelte über beide Ohren. „Danke.“ Eine Weile verging, in der die beiden still vor sich hin aßen, ehe Rin wieder das Wort ergriff. „Äh, Yumi, diese Misaki, ist das das Mädchen von dem du vorhin gesprochen hast?“ Die Schwarzhaarige lächelte traurig. „Ja, sie müsste denke ich in deinem Alter sein. Sie war…ist meine beste Freundin.“ Yumi schluckte schwer. „Tut mir leid. Sesshoumaru ist eigentlich gar nicht so böse, weißt du. Man erkennt es nur nicht sofort.“ Versuchte Rin zu erklären. Anscheinend mochte die Kleine den Dämon wirklich sehr. Yumi fragte sich, was er wohl getan hatte um ihr Vertrauen zu gewinnen. Schließlich wirkte er auf sie nicht gerade wie der Süßigkeitenmann von nebenan. „Das würde ich dir nur allzu gerne glauben, aber zu mir war er bis jetzt nicht besonders nett.“ Antwortete die Schwarzhaarige bitter. „Ja, ich weiß, aber wenn du jetzt bei uns bleibst, dann wirst du es schon noch sehen.“ Erwiderte Rin aufgeregt. „Tut mir leid Rin, aber ich werde nicht bei euch bleiben. Ich muss unbedingt zurück und meine Freundin retten.“ Versuchte Yumi zu erklären. „Aber Sesshouma hat doch gesagt, dass du hier bleiben sollst.“ Rins enttäuschte Stimme ließen Schuldgefühle in der Schwarzhaarigen aufkeimen. Dieses kleine Mädchen war Misaki in vielen Dingen irgendwie ähnlich und in andern wiederum überhaupt nicht. „Ja, ich…weiß. Ein bisschen werde ich wohl schon noch bleiben.“ Versuchte Yumi die Kleine aufzumuntern. Es stimmte ja, sie konnte im Moment noch nicht weg, selbst wenn sie gewollt hätte. Außerdem schuldete dieser schnöselige Dämon ihr noch ein paar Antworten und ohne die würde sie sowieso nicht verschwinden. „Sag mal Rin, weißt du was dein Meister von mir will?“ fragte Yumi. Vielleicht wusste dieses Mädchen ja Bescheid. „Nein, keine Ahnung.“ Fehlanzeige, aber sie hatte auch nicht wirklich damit gerechnet. „Was ist mit dir kleiner Dämon, weißt du was Sesshouma von mir will?!“ brüllte sie über die Lichtung. Jaken saß so weit entfernt wie nur möglich und versuchte die Frau mit seinen Blicken zu erdolchen, was natürlich keinerlei Wirkung hatte. „Was fällt dir eigentlich ein Weib?! Sei gefälligst nicht so unverschämt!“ keifte er los und fuchtelte wie wild mit seinem Stock in der Gegend herum. „Na toll, von dem werde ich sicher keine vernünftige Antwort bekommen.“ Grummelte die Schwarzhaarige und ignorierte das andauernde Gezeter des Grünlings. „Jaken ist ein bisschen empfindlich, aber sonst ganz in Ordnung.“ Erklärte Rin und kicherte kurz, als der Froschdämon anscheinend über irgendwas gestolpert war. „Wir werden bis morgen hierbleiben.“ Erschrocken keuchte Yumi auf, als sie die dunkle Stimme direkt neben sich vernahm. Dieser Kerl konnte sich so lautlos bewegen wie sonst niemand den sie kannte. „Und was ist mit Misaki!“ Die Schwarzhaarige sprang auf ihre Füße und trat wie sie hoffte einen Schritt auf den Dämon zu. „Vergiss sie.“ War alles was er antwortete. „Nein. Du warst doch noch einmal im Dorf stimmt‘s? Ich kann den Duft einer Blume wahrnehmen, die nur am Rand der Felder unseres Dorfes wächst.“ Der Dämon erstarrte. Er hatte nicht geglaubt, dass ein gewöhnlicher Mensch so einen guten Geruchsinn haben konnte. „Woher weißt du das?“ fragte jetzt Rin, die ebenfalls aufgestanden war. „Da ich blind bin sind meine anderen Sinne etwas ausgeprägter als bei normalen Menschen, aber mit denen der Dämonen können sie leider nicht konkurrieren.“ Erklärte Yumi ruhig, ehe sie sich wieder zu Sesshouma umwandte. „Was ist mit Misaki?“ Sesshoumaru blickte sie ein paar Sekunden ausdruckslos an, bevor er an ihr vorbeischritt. Im gehen sagte er ein Wort, dass Yumi zu Salzsäule erstarren lies. „Tot.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)