Die Prinzessin und der Schwertjunge von Zorrona ================================================================================ Kapitel 1: Tausend Sonnen ------------------------- Der Regen tropfte unaufhörlich auf seinen Kopf. Seine Kleidung war schon ganz durchnässt. Wäre es nicht noch zusätzlich so kalt, würde es ihn nicht so stören. Er hatte sich unter einen grossen Baum gesetzt, an dem es noch ein wenig Laub gab, welches ihn vor dem Regen schützen konnte. Es war Mitte November. Zorro war erst vor wenigen Tagen von einer langen Reise zurück gekehrt. Doch wurde er nicht, wie erwartet, von seinem Vater und seiner Schwester begrüsst. Am Hafen wartete niemand. Niemand kam. Nach einigen Anläufen fand er dann auch den Richtigen Weg zu seinem Haus. Besser gesagt, dorthin, wo mal sein Haus war. Schon seit einem Jahr stand dort keines mehr. Es war einem Brand zum Opfer gefallen. Genau so wie seine Familie... Seither hatte er kein Zuhause mehr, keinen Ort, an dem er bleiben konnte, Geld hatte er auch keines, mit dem er sich eine Unterkunft oder Nahrung bezahlen konnte. Er hatte gehofft, im Dojo seines Vaters arbeiten zu können. Er war ein guter Schwertkämpfer, wenn nicht sogar einer der besten. Keiner beherrschte den Drei-Schwerter-Stil so gut wie er. Huf Getrappel riss ihn aus seinen Gedanken. Dem Geklapper nach waren es zwei Pferde, die etwas zogen. Eine Kutsche. Wahrscheinlich Handelsleute. Kurz spielte er mit dem Gedanken, diese zu überfallen, verwarf den Gedanken aber sogleich wieder. Nur weil er kein Geld hatte, wollte er nicht kriminell werden. Ein Schrei lies ihn aufhorchen. Er hörte genauer hin. Dann hörte er einen weiteren Schrei. Den Schrei einer Frau. Er kam aus der Richtung, aus der er zuvor die Kutsche gehört hatte. Schnell sprang er auf und rannte in diese Richtung. Die Kutsche wurde gerade überfallen. Vereinzelt lagen ein paar Männer Tod am Boden. Wohl alles Männer, die zur Kutsche gehörten. Dann sah er die Frau, welche geschrieen hatte.Sie trug einen dunklen Umhang und eine Kapuze verhüllte ihr Gesicht, doch an ihrem zierlichen Körperbau erkannte er, das es sich um eine Frau handeln musste. Einer der Räuber hatte sie am Arm gepackt und wollte sie mitnehmen. Sie wehrte sich mit aller Kraft. Zwei weitere Räuber hatten einen Mann an den Armen gepackt, der auch zur Kutsche gehören musste und ein dritter Mann prügelte auf ihn ein. Zorro fackelte nicht lange. Er zog eines seiner Schwerter und griff als erstes den Mann an, welcher die Frau in seiner Gewalt hatte. Schnell schritt er auf diesen zu und noch bevor dieser ihn bemerkte, hatte ihn auch schon ein Schwert durchbohrt. Erschrocken drehte sich die Frau zu ihm um. "Habt keine Angst, Mylady. Ich bin hier, um Euch zu helfen!" Auch wenn sie ihn nicht kannte, sie vertraute ihm. Sie hatte die Ehrlichkeit in seinen Augen gesehen. Zorro wandte sich wieder von ihr ab. Es waren immer noch drei Männer übrig. Diese hatten in der Zwischenzeit Notiz von Zorro genommen. Sie liesen ihr Opfer los und stellten sich Zorro in den Weg. Dieser musste Grinsen. Er wusste, das sie ihn unterschätzten. Das war klar sein Vorteil. Er zog ein zweites Schwert. Alle drei würde er nicht gebrauchen. Er begab sich in Kampfposition. Die drei griffen gleichzeitig an. Dachten wohl, so hätte er keine Chance gegen sie. Sie irrten sich. So halbierten sie lediglich die Zeit, die er benötigte, um sie zu besiegen. Als sie dann so vor ihm am Boden lagen, steckte er seine Schwerter zurück und begab sich zu der Frau, die wie fest gefroren bei der Kutsche stand. "Ihr... Ihr habt mir das Leben gerettet! Ich stehe in Eurer Schuld! Sagt mir Euer Name, Edler Herr, damit ich weiss, wem ich meinen Dank aussprechen kann." Ihr Gesicht lag noch immer hinter der Kapuze, so das er nicht sah, wer da mit ihm redete. "Lorenor Zorro ist mein Name und ich kein Edler Herr. Ich hätte es nur nicht verantworten können, hätte ich Euren Hilferuf nicht beachtet und diese Männer hätten schlimmes mit Euch angestellt. Ich muss ehrlich gestehen, ich hatte selbst kurz mit dem Gedanken gespielt, Eure Kutsche zu überfallen. Es blieb aber bei dem Gedanken. Hunger und Kälte sollten mich nicht zu so etwas treiben müssen." Sie war schockiert und beeindruckt zugleich. Er sagte ihr direkt ins Gesicht, dass er sie hatte überfallen wollen. Ein Blick in seine Augen zeigten ihr, das er ehrlich war. "Herr Lorenor... Dann muss ich Ihnen wohl mehr als einmal danken. Danke, dass Sie mich gerettet haben und danke, das Sie den Pfad der Ehrlichkeit gewählt haben. Ich finde, dies macht einen Ehrenmann aus. Ich weiss aber nicht, wie ich Ihnen danken kann. Meine Worte allein können nicht zeigen, wie gross mein Dank ist." Eine Bewegung lies sie inne halten. Der Mann, der zuvor noch verprügelt wurde, rührte sich etwas. "Oh mein Gott! Ace!" Sie rannte zu dem Mann hin. Sie kniete sich bei ihm in den Schlamm und nahm seinen Kopf auf ihre Schoss. Er musste husten. Blut kam aus seinen Mundwinkeln. "Miss... Was ist geschehen?" Er hatte Mühe, zu sprechen. "Bleiben Sie ruhig. Ich hole Hilfe für Sie. Herr Lorenor! Bitte helfen Sie mir!" Ihre Stimme klang brüchig. Zorro machte sich auf den Weg zu der Frau und kniete sich auch zu ihr hin. Er sah den Mann an. Dann stand er auf und nahm den Mann auf seine Arme. Er machte sich auf den Weg zu der Kutsche. Dort öffnete er umständlich die Türe und legte den Mann hinein. Dann drehte er sich wieder zu der Frau um. "Kommen Sie. Ich weiss nicht, wohin ich muss. Wo wohnen Sie und Ihr Mann? Oder wo ist ein Arzt?" fragte er sie und half ihr auf den Kutschbock. Sie setzte sich neben ihn und deutete gerade aus. "Wir müssen etwa 50 Meilen in diese Richtung. Ich werde Ihnen dann sagen, wann Sie abbiegen müssen. Und er ist nicht mein Mann. Er ist der Oberste Berater meines Vaters." Bei diesen Worten zog sie ihre Kapuze vom Kopf. Ihr langes oranges Haar fiel ihr auf die Schultern und umrahmte geschmeidig ihr Gesicht. Auch wenn er lange im Ausland gewesen war, so kannte er doch die Frau. Neben ihm sass Prinzessin Nami, die älteste Tochter des Königs, diejenige, die bald selbst zur Königin gekrönt werden sollte... "Pri~ Prinzessin! Ich... Es tut mir Leid! Ich wusste nicht, das Ihr das seid!" Ihm war es etwas unangenehm. Vor wenigen Minuten erst hatte er ihr gestanden, dass er sie hatte ausrauben wollen. Ausserdem hatte er sie schon einmal getroffen. Vor vielen Jahren. Als sie noch Kinder waren. Er hatte ein gutes Gedächtnis, was Gesichter anbelangte. Wieso also hatte er sich erst jetzt an sie erinnert? Er war mit seinen Gedanken an einem ganz anderen Ort, weshalb er zuerst nicht verstand, was sie ihn zu fragen versuchte. "Entschuldigt. Ich habe gerade Nachgedacht. Was habt Ihr gefragt?" "Ich wollte von Euch wissen, wo Ihr lebt. Ich habe Euch hier noch nie gesehen und doch kommt Ihr mir bekannt vor!" Sie musterte sein Gesicht. Er hatte ein sehr markantes Kinn, keinerlei Gesichtsbehaarung, dunkle Augen, in denen man versinken konnte und ungewöhnlicher weise grünes Haar. Sie kannte nur einen mit dieser Haarfarbe. Dies war ein Junge gewesen, der sie vor etwas mehr als zehn Jahren aus einem Fluss gerettet hatte. "Ich lebe an keinem Ort. An manchen Tagen hier, an manchen Tagen dort. Ich war etwas mehr als zehn Jahre auf reisen, um mehr über den Schwertkampf zu lernen. Ab meinem 21 Geburtstag hätte ich den Dojo meines Vaters in dieser Stadt übernehmen sollen. Aber sowie ich hier angekommen bin, erzählte man mir, der Dojo wäre abgebrannt, zusammen mit meiner Familie." Langsam hörte es auf zu regnen und der Mond schien durch die Wolken. Nach endlosen Minuten des Schweigens blickte Zorro auf die junge Frau neben ihm. "Mylady... Wieso weint Ihr? Habt Ihr Euch verletzt?" fragte er sie besorgt. Im Licht des Mondes hatte er ihre Tränen glitzern sehen. "Nein, bei mir ist alles gut. Aber Ihr, Ihr tut mir Leid. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist, wenn man die liebsten verliert. Nun verstehe ich Euch. Bei diesen Temperaturen muss es eine Qual sein, auf der Strasse zu Leben. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr eine Unterkunft zum Leben bekommt! So kann ich Ihnen meinen Dank wenigstens ein kleines Stück zeigen." Sie hatte einen Entschlossenen Blick in den Augen. Sie bewunderte ihn. Auch nachdem er Haus und Familie verloren hatte, besass er noch die Courage, für eine Frau in Nöten sein Leben zu riskieren. Auch von seiner Ehrlichkeit war sie beeindruckt. Wenn sie sich recht entsinnen konnte, war der Dojo, der damals abgebrannt war, der von Meister Koshiro, dem Mann, welcher die Leibgarde des Königs im Kampf unterrichtet hatte. Seit er verstorben war, hatten etliche Männer versucht, seinen Platz ein zu nehmen. Aber mit keinem war der König zufrieden. "Wenn Sie Interesse haben, können Sie ihr Können im Kampf beweisen. Seit dem Tod von Meister Koshiro gab es niemanden mehr, der dessen Aufgabe würdig war. Ich habe gesehen, wie Sie kämpfen. Ich denke, Sie haben eine gute Chance, meinen Vater zu überzeugen." Durchbrach sie die Stille. "Ihr sagt das jetzt aber nicht nur, weil Ihr Mitleid mit mir habt?" Er wollte nicht auf das Mitleid anderer Menschen angewiesen sein. Auch wenn er arm war, sein Stolz war noch nicht gebrochen. Kälte und Hunger konnte er überstehen, nicht so Mitleid. "Habt keine Angst, ich tue nichts aus Mitleid. Ich bin ein Mensch, der mehr auf sich selber achtet als auf andere." erzählte sie, doch klang es nicht so, als ob es ihre Worte wären. "Wer hat Ihnen denn das in den Kopf gesetzt? So wirkt Ihr überhaupt nicht auf mich. Ihr hättet mich sonst nicht darum gebeten, dem Berater Eures Vaters zu helfen. Ihr habt Euer Herz am Rechten Fleck. Dies sage ich Euch nicht, um Euch zu schmeicheln. Ihr habt sicher genug Menschen um Euch herum, die aus Angst vor Eurem Vater die Sterne vom Himmel herunter lügen." Er sprach mit ihr, als würden sie sich schon seit langer Zeit kennen. Sie wusste, das seine Worte der Wahrheit entsprachen. Selten hatte jemand ein wahres Wort an sie gerichtet. Für ihn war die Wahrheit so selbstverständlich wie für sie das Atmen. "Ihr sprecht Worte der Wahrheit. Wir verlangen von unserem Volk, dass es sich ehrlich uns gegenüber verhält, doch selbst die Wahrheit sprechen getraut sich am Hofe kaum einer. Dies ist mitunter ein Grund, weshalb ich Euch am Hofe haben wollte. Eure Worte sind eine Linderung des Schmerzen, welche die Lügen auf meinem Herzen hinterlassen." Sie wirkte traurig, als sie dies sagte. Zorro sah besagten Schmerz in ihren Augen. Für ihn war die Wahrheit immer Selbstverständlich gewesen. Ihm war nie in den Sinn gekommen, zu lügen. "Herr Lorenor, bei dem grossen Baum zu Ihrer linken müssen wir rechts abbiegen. Dort oben ist unser Schloss." sie deutete nach rechts. In der Ferne erkannte er ein hell erleuchtetes schloss. Dies war also das Schloss der Tausend Sonnen. Er sah es zum ersten mal, aber er verstand, woher es seinen Namen hatte. Das Schloss hatte eine beachtliche grösse und viele kleine Fenster zierten die Fassade. Und aus jedem der Fenster schien ein Licht. Es sah aus wie Tausend kleine Sonnen... <><><><><><><><><><><><><> Das erste Kapitel wäre mal geschafft :) Ich weiss, Zorro und Nami würden NIE so höflich miteinander reden, aber das gehört hier halt zur Geschichte dazu. Hier redet JEDER so! ^^ Zorrona Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)