Wunsch von pandine ================================================================================ Kapitel 4: Kampf ----------------  Nach meiner Zusage nahm Mami mich an die Hand und wir gingen raus. Ich hatte nur noch kurz Zeit, mich fertigzumachen. Mami wartete geduldig lächelnd auf mich, doch was sie wirklich dachte, wusste ich nicht. Nachdem ich fertig war, gingen wir los in die nun eisige Nacht.   Sie umschlang uns mit ihren frostigen Armen, ich zitterte, doch Mami schien es nichts auszumachen. Ob das auch eine Besonderheit von Magical Girls war? Wir schwiegen, Mami streckte ihre Hand aus und etwas blinkte an dieser auf. Es leuchtete und funkelte eine Weile, bevor Lichtstreifen sich in etwas verwandelten, das einem Tropfen glich. Es hatte im unterem Drittel eine goldene Halbkugelform, von der ebenfalls goldene Stränge nach oben gingen und sich dort trafen. In dem Hohlraum war ein glitzernder Stein.   "Ach, das habe ich dir noch gar nicht erzählt, richtig?", riss Mami mich aus meiner Faszination für das kleine Ding, welches auf ihrer Handfläche ruhte. Ich nickte schnell. "Das ist ein sogenannter 'Soul Gem', das Zeichen des Paktes mit Kyubei. Wenn man ihn nicht braucht, verwandelt er sich in einen Ring."   "Was kann es denn alles?", fragte ich neugierig das 'Soul Gem' musternd.   "Es kann zum Beispiel Böses aufspüren, es zeigt dir aber auch an, wieviel Zauberkraft du noch hast. Wenn er sich trübt musst du ihn dringend reinigen", erklärte sie und winkte mich weiter. Sie hielt den Soul Gem auf ihrer Handfläche, es schien fast so, als würde sie es balancieren. Wir gingen hier und dorthin, darauf wartend, dass das Soul Gem Alarm schlagen würde. Die Dunkelheit der Nacht begleitete uns immer.   Nachdem wir eine Weile gegangen waren, winkte Mami mich in eine Seitengasse.   "Warum biegen wir ab?", fragte ich, während ich ihr hinterhereilte.   "Die Monster lungern eher an dunklen Orten oder verlassenen Orten, wo man die Verzweiflung und die Trauer, den Hass am besten spüren kann und wo er am stärksten ist", antwortete sie ernst. Ihre Miene war angespannt. Ich starrte in die Finsternis vor uns, bekam jedoch keine Angst. Ich war, ehrlich gesagt, an Dunkelheit und dreckige Orte gewohnt. Und das, obwohl ich eigentlich eine verwöhnte Göre werden sollte, schlug ich eher den Weg einer ein, die an all das hier gewohnt war. Ich wusste nicht, wie es soweit gekommen war, und wollte es auch gar nicht wissen. Es machte mir kein Ort Angst, nur Weniges war dazu fähig, mich vor Angst zu lähmen. Wie die Wesen von letztem Mal.   Mich packte die Angst, die Furcht vor diesen Wesen.   Ich blieb ruckartig stehen, unfähig, einen weiteren Schritt weiterzugehen. Das Soul Gem blinkte auf, schlug Alarm. Mami war sofort in Licht gehüllt, sie verwandelte sich. Das Soul Gem in ihrer Hand wanderte in die Blumenspange an ihrem seitlich drapiertem, kleinerem und braunem Hut, der noch mit einem weißem Puschel verziert war. Sie trug ein Kleid, wobei der obere Teil weiß war und es so aussah, als wäre eine braune Korsage um ihre Taille gebunden. Das Kleid hatte Puffärmel in demselbem Weiß wie der oberer Teil und der Rock war Orangebeige mit einem braunem Saum. Sie hatte Strümpfe an, die etwas über das Knie gingen und in einem lilafarbenem Ton mit dünnen, weißen Streifen waren. Ihre Schuhe waren Stiefel, die dunkelbraun waren und oben am Saum beige waren. Der untere Teil ihrer Stiefel war ebenfalls orangebeigefarben.   Sie streckte ihre Hand zur Seite aus und wie aus dem Nichts erschien eine Muskete in ihrer Hand, doch gleichzeitig kamen auch die Monster in Sicht. Riesige Ungetüme, schattenhafte Schemen in Schwarz gehüllt. Es wirkte so, als würden sie mit der Nacht verschmelzen, die Personifizierung von den negativen Gedanken und Gefühlen der Menschen. Wir, das wurde mir soeben klar, brachten diese Wesen hervor. Wir machten, dass Mädchen wie Mami gegen solche Wesen kämpfen mussten. Wir und niemand anders.   Ich fühlte keine Schuld, denn jeder und absolut jede Welt hatte seine Schattenseiten. Wenn unsere dies hier war, so musste ich dies akzeptieren. Ich bewunderte Mami unglaublich, wie sie so tapfer und mit eiserner Miene in den Kampf schritt. Ob sie wohl jemanden hatte, den sie unbedingt beschützen wollte? Vielleicht, doch die Antwort darauf werde ich vielleicht nie bekommen.   Sie lief los, in ihrer eben noch freien Hand hatte sie noch eine Muskete herbeigezaubert. Sie schoss auf das Ungetüm, es wurden immer mehr und mehr. Sie schoss immer weiter, zauberte Musketen aus ihrem Hut, sie konnte scheinbar von überallher ihre Waffen holen. Sie umschlang manche mit gelben Schleifenbändern, die plötzlich statt der Patronen aus der Waffe kamen, und schleuderte die Monster beinahe mühelos durch die Gegend. Sie verkrochen sich mit ihren Fetzen in die Schatten.   Langsam verschwanden einer nach dem anderen die Monster und langsam kehrte Ruhe ein, doch immer noch fielen vereinzelte Musketenschüsse. Ich hatte die ganze Zeit nur unschlüssig dagestanden, unfähig, etwas zu tun. Ich war nur ein einfacher Mensch, ich hatte nichts, womit ich ihr behilflich sein könnte. Sie schoss auf die Monster, in scheinbar endloser Zahl kamen sie nach und nach. Ihre Schüsse hinterließen Löchern in ihren Körpern, aus denen etwas noch Schwärzeres floss und tropfte. Es sah eklig, widerlich und klebrig aus.   Einige Monster kamen ihr sehr nahe, streckten ihre schwarzen Tentakel nach ihr aus und fügten ihr Wunden zu, aus denen Blut tropfte.   Doch sie schoss und schoss, kämpfte und kämpfte. Es war schrecklich. Sie bekam Wunden durch die dünnen Tentakelfinger der Monster, die ihre Haut zerschnitten, Blut rann an ihrer Haut herunter. Langsam, aber doch stetig, verschwanden die Monster. Ob gleich wieder eine Flut kommen würde, wie eben gerade? Ich wusste es nicht.   Mami stützte sich auf eine ihrer Musketen. Ich sah mich ängstlich um und wagte es dann zu ihr hinzulaufen. "Mami-san!", rief ich, wollte sie gerade an der Schulter berühren, als sie sich abrupt aufrichtete. Mit fast leeren Augen sah sie mich an, es war so, als würde sie durch mich hindurchsehen. "Mami-san?", fragte ich mit zögerlichem Unterton. Da schien sie aus ihrem tranceartigem Zustand zu erwachen.   "Ah, Lilith-chan, dir ist nichts passiert, ein Glück", atmete sie erleichtert aus. Sie hustete Blut, ihr Körper bebte und verkrampfte sich schmerzhaft.   "Geht es dir gut?", fragte ich nach, obwohl es offensichtlich war, dass mit es ihr ganz und gar nicht gut ging. Sie antwortete, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern : "Mir geht es gut, danke." Sie leuchtete wieder auf, verwandelte sich wieder in das normale Mädchen von nebenan. Erschöpft und ausgelaugt lehnte sie sich an die Wand, die Augen geschlossen.   "Mami-san, geht es dir wirklich gut?", fragte ich und sah das Soul Gem in ihrer Hand, es hatte sich ein wenig getrübt.   "Ja, es geht gleich wieder", versicherte sie mir, doch ob ich ihren Worten Glauben schenken sollte, wusste ich nicht. Ich stand neben ihr und sah zum dunklem Himmel hinauf, er wurde langsam wieder heller und heller, Licht erfüllte diesen Himmel. Er war Zeuge davon, was heute Nacht hier geschehen ist, doch ich war mir sicher, dass er schweigen würde. Mami war still, gab kein einziges Wort von sich. Ich blickte sie wieder an, Blut sickerte in den Stoff ihrer Uniform. Die Ursprünge, die Kratzer und Wunden, waren jedoch verschwunden.   Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Hatte ihr Körper sich einfach so regeneriert? Ist das eine Fähigkeit von Magical Girls? Es war für mich immer noch ein Rätsel, was Magical Girls eigentlich waren.   Ich wandte mein Gesicht dem Morgengrauen am Himmel zu, dessen Licht die Dunkelheit und dessen Gestalten mit sich nahm.     "Wo warst du denn die ganze Zeit?", fragte mich Yukiko als allererstes, als ich durch die Tür kam. Sie wirkte sehr erschöpft und müde, denn sie hatte dunkle Augenringe. Hinter ihr stand Jun, er lehnte sich an die Wand und sah besorgt aus.   "Ich war noch bei Freundinnen", antwortete ich ausweichend.   "Geht es dir gut?", fragte sie, ihre Stirn runzelte sich voller Sorge.   "Keine Sorge, mir geht es gut." Ich zog meine Schuhe aus, Jun und Yukiko gingen in die Wohnung hinein und machten mir Platz. Sorgfältig verstaute ich meine Schuhe und blickte auf die Uhr, die auf der anderen Seite der Wohnung angebracht war. Es war Frühstückszeit.   Das Erste, was mir sonst noch auffiel, war, dass der Frühstückstisch gedeckt war. Dampfwolken erhoben sich von den Schüssel und kondensierten. "Oh, entschuldige bitte, dass wir schon das Frühstück zubereitet hatten, wir waren uns aber sicher, dass du wieder herkommen würdest", beeilte Yukiko sich mit der Entschuldigung.   "Das macht doch nichts", meinte ich, setzte mich zu Tisch. Beklemmendes Schweigen lag in der Luft, ich spürte förmlich die Fragen im Raum, dankte den beiden jedoch dafür, dass sie sie nicht stellten.   Nach einigen Löffeln Reissuppe, fragte Yukiko mich: "Fühlst du dich denn fit genug für die Schule?"   Ich nickte, obwohl dem nicht so war. Ich fühlte mich todmüde, ausgelaugt und unglaublich hilflos, durfte aber den zwei lieben Menschen, die mich, die hastig aus Europa nach Japan aufgrund eines Traumes geflogen ist, nicht noch mehr Sorgen bereiten.   Sie sah mich skeptisch an, sagte jedoch nichts. Sie setzte sich und fing an zu essen. Jun hatte sich ebenfalls gesetzt, wir aßen alle schweigend. Nervös warf er immer wieder einen Blick auf die Uhr, ich bemerkte es und fragte mich, was er wohl hatte. Yukiko sah meine fragende Miene und setzte zu einer Erklärung an, doch bevor sie etwas sagen konnte, unterbrach er sie.   "Ich erwarte heute etwas sehr Wichtiges, lass dich von meiner Nervosität nicht aus der Fassung bringen oder so", erklärte er in einem schnellem Tonfall, der in mir eher weitere Fragen aufwarf als welche beantwortete. Ich beließ es bei dieser Erklärung.   Die letzten Happen der Reissuppe landeten in meinem Bauch und ich zog mich mit einem kurzem Nicken in mein Zimmer zurück. Ich packte die Sachen für heute ein. Mathe, Japanisch und... Sport. Das waren die Fächer für den Vormittag. Ehe ich das Zimmer verließ, riskierte ich noch einen kurzen Blick aus dem Panoramafenster. Es war wirklich wunderschön. Die Sonne stand am Himmel, leuchtete auf die hin und her huschenden Menschen hinab und weckte alle aus ihrem Schlaf. Die Stadt erwachte wieder zu neuem Leben, aber die Spuren der Nacht hingen immer noch an mir wie wabernde Schatten.  Hosted by Animexx e.V. 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