Das Gesetz bin ich - Wilder Westen von CheyennesDream (Inu no Taisho & OC , Sango & Miroku, Kago & Inu, Sess &??, Kagura & ??) ================================================================================ Kapitel 1: Schmerzhafte Erinnerung ---------------------------------- Ich habe mich immer gefragt ob Sesshomaru, einen gefühllosen, harten Revolverhelden und Saloonbesitzer abgeben könnte. Ich bin sicher, er passt in den Wilden Westen genauso gut rein. Erst wollte ich alle Charas menschlich schreiben, doch meine Lösung ist besser. Sie bleiben, was sie sind oder doch nicht. Einige der Charas werden keinen leichten Beginn haben. Western: Sess & (ein wenig)Kagura, Kagura & OC, Sango & Miroku, Kago & Inu. Inu no Taisho & OC Asha Martinez, Kouga & Ayame Asha - Hoffnung Sly - Schlau, listig; hinterlistig Boardwalk -hölzerne Promenade/Holzsteg Das Gesetz bin ich Drama/ Western/Romanze AU-Geschichte Amerika ca um 1870 1. Kapitel - Schmerzhafte Erinnerung Sesshomaru trat durch die Schwingtür hinaus ins Freie. Kurz kniff er die Augen zu, aufgrund der gleißenden Sonne. Schnell hatten sich seine Augen von der Dunkelheit des Inneren an das helle Mittagslicht gewöhnt. Danach ging der schneeweiß gekleidete Saloonbesitzer über die Holzdielen bis zum Rand des Boardwalk, wo die einzelne Stufe direkt auf die staubige Straße führte. Doch der Dämon blieb stehen, lehnte sich gegen einen Pfosten, der das Vordach des Gebäudes bildete aber auch gleichzeitig den Balkon des Obergeschosses, stützte. Dann ließ er seinen Blick über die Häuser der Stadt schweifen, dessen Bewohner und die unzähligen Neuankömmlinge. Beinahe täglich kamen Viehtreiber mit ihren Herden, Auswanderer aus dem Osten oder der alten Welt, wie Europa genannt wurde, hier durch den Ort. Es war eine aufstrebende Stadt mit vielen Möglichkeiten. Das Weideland in der Gegend war saftig, das Holz der Wälder in den nahen Bergen reichlich vorhanden. In einigen Jahren würde ganz in der Nähe eine Eisenbahnlinie vorbeigehen. Gerüchte aus dem Osten darüber drangen jetzt schon bis hierher. Die Indianer, die ursprüngliche Bevölkerung von Amerika wurde immer mehr zurückgedrängt und teilweise hatte man sie schon in Reservate zusammengetrieben, wie Vieh. Menschen achteten einige Mitglieder ihre eigene Rasse wenig, nur weil sich ihre Hautfarbe unterschied. Dennoch interessierte es diesen silberweißhaarigen Dämon mit dem blaulila Sichelmond auf der Stirn nicht. Dessen Blick blieb auf einem anderen Saloon hängen. Obwohl es mitten am Tag war, gingen dort Männer ein und aus, um sich mit den Huren zu vergnügen, Alkohol zutrinken oder Karten zuspielen. Frauen kreischten auf, Betrunkene grölten, irgendwo dort im Inneren zerschellten Gegenstände und eine Schlägerei brach aus. "Erbärmliche Menschen", entfuhr es dem silberweißhaarigen Daiyoukai voller Abscheu. Doch dann drehte er sich ein wenig und sah sein eigenes Geschäft an. Der Taisho Saloon. Etwas worauf er stolz sein konnte. Vor Jahren, als er hierher kam, diese Stadt mit aufbaute, den ersten Saloon eröffnete, waren es Menschen wie diese Viehtreiber, Trinker und Gesetzlose, die auch ihm Geld brachten. Er hatte über die Jahre gut verdient, weiter investiert und sich einen Ruf erschaffen. Dann kam er in die Stadt. Sly Miller. Skrupellos versuchte er, alles an sich zu reißen. Doch er hatte nicht die Rechnung mit Sesshomaru gemacht. Viel Blut floss zwischen den Handlangern auf beiden Seiten. Doch während der Youkai sich nicht scheute seine Gegner persönlich aus dem Weg zuräumen, hatte Sly seine Männer dafür. Revolverhelden, die sich für wenig Geld verdingten. Dann eines Tages gab es einen Waffenstillstand zwischen den beiden Konkurrenten. Letztendlich erkannte der Mensch, es war wesentlich rentabler in einer Stadt zuleben, wo ein Youkai für Sicherheit und Ordnung sorgte, als auf dem Friedhof zu verwesen. Dieser Moment brachte Sesshomaru einen weiteren Vorteil. Während der grauhaarige kräftige Sly Miller sämtliches Gesindel der Gegend anzog, kehrte bei dem Youkai immer öfters die gehobene Bevölkerung oder betuchte Reisende ein. Bald hatte der Taisho Saloon den Ruf ein erstklassiges Etablissement zu sein. Die Mädchen waren sauber, freundlich und wurde nicht zu bestimmten Handlungen gezwungen. Der Whisky erlesen und die Speisen ebenso sorgfältig zubereitet. Bei Kartenspielen ging es immer ehrlich zu. Sesshomaru oder einer seiner Untergebenen passte in dieser Beziehung genau darauf auch. Wer eines der Mädchen zu hart anfasste, wurde vor die Tür gesetzt, jedoch nicht ohne Schläge am eigenen Leib zuspüren. Falschspieler erging es ähnlich. Es wurde jedoch nur ein paar Mal nötig. Sesshomarus Regeln wurden bald bekannt genug, sodass sich die Gäste daran hielten. Jetzt wurde der Saloonbesitzer aus den Gedanken gerissen. Ein Pferd näherte sich und hielt direkt vor dem Saloon. Kouga ein schwarzhaariger Wolfsdämon sprang ab, band die Zügel um das dafür vorgesehene Geländer und kam dann mit einem einzigen Sprung herbei. Er nickt kurz und lehnte sich dann auf die andere Seite an den zweiten Pfosten. Seit mehreren Jahrhunderten war der Wolf an Sesshomarus Seite, diente ihm als Leibwächter, wenn auch nicht ganz freiwillig. Dieser wurde jetzt gefragt: "Neuigkeiten?" Kouga seufzte und antwortete dann ausweichend: "Keine Guten." Ein kalter goldener Blick bohrte sich in seinen Körper. Der Hundedämon konnte es nicht leiden, wenn man mit der Sprache nicht herausrückte. Deshalb erzählte der Wolf schnell:" Asha ist zurück und hat einiges an Informationen mitgebracht. Es geht das Gerücht, die Regierung hat einen Bezirksrichter ernannt. Er soll für Gesetz und Ordnung sorgen. Es wird nicht lange dauern, dann haben wir auch einen neuen Sheriff hier." "Kennst du einen Namen?", wollte Sesshomaru wissen. Er hatte sofort das Gefühl, da steckte noch mehr dahinter, sonst würde Kouga nicht so lange zögern. Dieser nickte und sagte: "Taisho, Taro Taisho." "Mein Vater?", entfuhr es dem silberweißhaarigen Dämon halb fragend. Kouga konnte dem nur zustimmen: "So viele mit diesem Namen wird es wohl nicht geben. Es heißt, er greift hart durch und ist sehr konsequent." Das würde zu dem älteren Daiyoukai passen. Dennoch war es verwunderlich, sein Vater als Richter. Doch in einer Welt wie dieser, gab es viele Möglichkeiten für einen Dämon. Es war Inu no Taisho nicht mehr möglich zu herrschen, dennoch hatte dieser in den letzten Jahren nach einem Weg gesucht, die Dämonen vor den Menschen zu schützen. Weshalb dann nicht in so einer Position beginnen. Im Beisein von Kouga ließ sich Sesshomaru die Wirkung dieser Nachricht nicht anmerken. Er gab ihm noch einen Befehl: "Reite wieder zu Asha auf die Ranch und behalte alles im Auge!" Der Wolfsdämon nickte und schwang sich auf sein Pferd. Im wilden Galopp verließ er die Stadt. Sesshomaru sah ihm emotionslos hinterher, doch innerlich schüttelte er den Kopf. Seit sie hierher in den Wilden Westen, so wie die Gegend umgangssprachlich bei den Menschen hieß, kamen, hatte der Wolf eine Vorliebe für Pferde entwickelt. Er konnte gut mit ihnen umgehen und lernte ebenso schnell eine mehrspännige Postkutsche zu lenken. Vorerst verharrte der Youkai nicht länger bei dem Gedanken an Kouga, sondern betrat seinen Saloon. Für einen Moment schweifte sein Blick über die Einrichtung. Die Tische und Stühle waren aus edlem Mahagoniholz, ebenso die Theke und die Geländer der Treppen. Die Sitzpolster und schweren Vorhänge an den Fenstern aus Samt. Sorgfältig wurden die Teile aus Messing immer poliert. Gläser, Tische und Boden stets ordentlich gereinigt, sodass Sauberkeit herrschte. Seine Angestellten hatten immer ein Lächeln nicht nur für ihren Boss übrig, wenn dieser es auch nie erwiderte. Dennoch gab es keine Unzufriedenheit. Im Gegensatz zum Miller Saloon bekamen alle einen kleinen Anteil am Gewinn. Auch die Mädchen durften einen gewissen Prozentsatz vom Geld, welches sie jeden Tag einnahmen behalten. Nur wenig später betrat Sesshomaru sein kleines Büro, welches ebenso kostbar ausgestattet war. Er ließ sich in den weichen Sessel sinken und dachte an Kougas Information. Ein Bezirksrichter mit dem Namen Taisho. Ob es nur Zufall war? Nein, das glaubte er ebenso wenig wie der Wolf. Sicherlich sucht dieser demnächst jede Stadt in seinem Bezirk auf und würde früher oder später auch hierherkommen. Gerade fragte sich der Hundedämon, wie lange er seine Familie nicht gesehen hatte. Vierzig oder fünfzig Jahre bestimmt. Für Menschen eine lange Zeit, für einen Youkai der Hauch eines Augenblickes. Allein die Erinnerung an seine Familie brachte den Schmerz zurück, die Erniedrigung, den unbändigen Zorn auf diese verdammten Menschen aus der Zukunft. Niemand weiß wie sie es schafften durch den Knochenfresserbrunnen bei Musashi zu gelangen. Selbst nach mehr als 300 Jahren konnte es kein Dämon fassen, wie es schwache Menschen fertigbrachten, Heerscharen von Youkais in die Knie zuzwingen. Eines Tages kamen Gerüchte auf, das fremde Wesen gesichtet wurden. Männer mit seltenen todbringend Waffen. Doch diese suchten keinen Kampf, hatten nicht vor zu erobern, nein viel schlimmer, sie wollten vernichten. Jedoch ging der Plan nicht vollständig auf. Wissenschaftler wie die Wesen, in den weißen Kitteln, sich nannten, verbreiteten in ganz Japan eine Seuche. Davon wurden alle Dämonen betroffen. Primitive, denen es nicht möglich war eine menschliche Gestalt anzunehmen starben daran. Alle anderen Youkai verloren einen Großteil ihrer Fähigkeiten, konnten sich nie mehr in ihre tierische Gestalt verwandeln. Sesshomaru selbst war es nicht mehr möglich seine Giftklaue oder die Energiepeitsche zu nutzen. Außerdem büßten sie ihre ungeheure Schnelligkeit ein. Allein bei dem Gedanken knurrte, der sonst so beherrschte Daiyoukai, auf, ballte seine Klauen zu Fäusten, wobei es ihm egal war, wie sich seine langen Nägel in das weiche Fleisch bohrten. Es war wie Hohn. Natürlich behielten die Dämonen ihr Aussehen, die spitzen Ohren, die langen Nägel an ihren Klauenhänden und die dämonischen Markierungen. Immer noch lebten sie wesentlich länger, waren ausdauernder und etwas schneller als Menschen, dennoch war die einst so stolze und starke Rasse geschwächt. Sie konnten durch Distanzwaffen leichter den Tod finden, ein Stich mit dem Messer oder eine Kugel ins Herz, genügten. Um sich zu schützen, trugen sie nun auch menschliche Waffen, wie Messer, Gewehre und Pistolen. Im Nahkampf genügten jedoch immer noch die spitzen Klauen. Jetzt waren sie auf diese primitiven Fortbewegungsmittel der Menschen, wie Pferde oder Kutschen angewiesen. Sie brauchten Schiffe um über die Meere zukommen, da auch keiner der Drachen mehr existierte oder sie ebenso menschlich wurden. Denn die Vernichtung beschränkte sich nicht auf Japan, sondern erfasste die ganze Welt. Die einzigen Wesen, die davon profitierten, waren Hanyous. Da die dämonische Seite in den Wesen geschwächt war, konnte auch das stärkere Blut nicht mehr von ihnen Besitz ergreifen und sie damit dem Wahnsinn verfallen. Niemand wusste, welchen Zweck dies diente. Dennoch gab es diese Gerüchte, man wollte nur die dämonische Seite mit dem Virus vernichten. Vermutlich war die menschliche Seite der Youkai ihnen zu ähnlich und es bestand die Gefahr, das sich die Menschen dadurch selbst ausrotteten. Ob letztendlich ein Hanyou dahinter steckte? Nachdem sich eine vielzahl Dämonen, unter Sesshomarus Führung, gegen die Menschen aus der Zukunft stellten, sie vollständig vernichteten, kehrte eine Weile Ruhe ein. Nach der Zerstörung des Brunnens in Musashi kamen auch keine neuen Menschen herbei. Es vergingen einige Jahre, bis die Menschen im Mittelalter die Situation erfassten. Am Anfang merkten sie nur, dass weniger Dämonen sie plagten, die ganzen Primitiven verschwunden waren und von den Stärkeren sich kaum noch welche blicken ließen. Irgendwann wurde der Umstand dann aufgedeckt. Alle Dämonen hatten an Stärke verloren, waren menschlicher geworden und zwangsläufig weniger gefährlich. Diese neue Möglichkeit nutzten Mönche, Mikos und Jäger aus. Es wurden immer mehr und das Leben für Dämonen unerträglicher. Familien verloren Mitglieder und standen den unzähligen Menschen immer hilfloser gegenüber. Immer mehr drängten man die überlebenden Dämonen in Richtung des westlichen Reiches. Es kam zu einer großen Schlacht, auf der auf beiden Seiten unzählige Wesen starben. Inu no Taisho betrübte dieser Umstand. Somit tat er in diesem Augenblick das einzig Richtige. Er floh mit den Überlebenden von den japanischen Inseln. Für jemand wie sein Vater oder ihm selbst war dies die größte Niederlage. Zwar war Sesshomaru nicht einverstanden, er hätte am liebsten bis zum Schluss gekämpft und wäre glorreich in einer Schlacht gefallen, doch sein Vater schaffte es, ihn zu überreden. Die Kämpfe kosteten zu viele Opfer, darunter befand sich auch seine Mutter. Wenn sie etwas ändern wollten, gab es diese Möglichkeit nur in der Zukunft. Nach langen Jahren der Wanderungen über die Kontinente erreichten etliche Dämonen Amerika. Das Land der vielen Möglichkeiten. Die Familie Taisho ließ sich in San Franzisko, einer aufstrebenden Stadt nieder. Bald gab es große Goldfunde im Süden. Diese Trecks suchten oft Begleitschutz, sodass sich Inuyasha dort verdingte. Sesshomaru war es zuwider für Menschen zu arbeiten, außerdem wurde das Verhältnis zu Inu no Taisho oder Taro, wie er sich jetzt nannte immer angespannter. Deshalb ging Sesshomaru eines Tages fort. Er suchte sein Glück in den Rocky Mountains. Eine wilde unberührte Gegend, die ihn an die heimatlichen Wälder Japans erinnerte. Ein Goldklumpen, den er eines Tages am Ufer eines Flusses in den Black Hills fand, wurde zum Startkapital für seinen Saloon. Nun saß er hier und ließ die Vergangenheit Revue passieren. Der Daiyoukai holte, aus einer Schublade, eine Fotografie heraus. Erst vor wenigen Tagen kam dieses Paket, ohne Absender, hier an, jedoch konnte man auf dem Poststempel erkennen, dass es in San Franzisko abgeschickt wurde. Vermutlich entstand die Aufnahme erst kürzlich. Sie zeigte die Überlebenden seiner Familie, seinen Vater Taro, dessen jüngerer Bruder mit Gefährtin und Tochter. Auf der anderen Seite von Inu no Taisho erblickte man Inuyasha und ihre beiden Schwestern. Die ältere, Sesshomarus leibliche Schwester, ein Ebenbild ihrer Mutter Emi und das erstgeborene Kind seiner Eltern. Das letzte Wesen auf der Fotografie, war eine Hanyou, ein zweites Kind welches Taro mit der menschlichen Prinzessin Izayoi zeugte. Allerdings waren deren Haare dunkelgrau mit einzelnen schwarzen Strähnen. Weshalb man ihm diese Fotografie zukommen ließ, blieb ihm bis heute verborgen. Doch er hatte den leisen Verdacht, Kouga steckte dahinter. Dieser war schon seit Japan mit Inuyasha befreundet. Auch wenn Kouga es nie zugeben würde, Sesshomaru lag ihm am Herzen. Seine Sorge kam nicht allein von der Dankbarkeit, weil der Hundedämon ihm, nach ihrem Zweikampf, das Leben schenkte. Ein leichtes Grollen kam aus der Kehle des Saloonbesitzers bei dieser Erinnerung. Der Grund, weshalb beide Dämonen vor vielen Jahren erst gegeneinander kämpften, war ebenso schmerzhaft. Dann legte er die Fotografie zurück in die Schublade, schloss diese sorgfältig ab. Bald kamen die ersten Gäste und bis dahin hatte er noch viel zutun. ------------------ Dieses Kapitel ist wichtig, da ich damit die Notwendigkeit von Waffen, Pferden und Kutschen für Dämonen erkläre. Damit auch den Verlust ihrer enormen Fähigkeiten. Ob ich irgendwann eine FF schreibe, wo es speziell um die Zukunftsmenschen geht und die Hintergründe, kommt auf die Idee an. Bis jetzt habe ich nicht mehr als, was hier steht. Falls das jemand selbst aufgreifen möchte, dann nur nach Absprache mit mir. 2. Kapitel - Der Wert einer Frau Es geht um den Kampf von zwei Frauen, ihr Überleben in einer von Männern bestimmten Welt und das Los einiger Waisenkinder Kapitel 2: Der Wert einer Frau ------------------------------ Kato - der Schlaue 2. Kapitel - Der Wert einer Frau Einige Tage später, am frühen Morgen, als der Saloon noch offiziell geschlossen war, betrat eine junge Frau den Innenraum. Zielstrebig durchquerte sie ihn und hatte nach wenigen Schritten Sesshomarus Büro erreicht. Hier klopfte sie und trat dann, nach Aufforderung ein. Der Youkai begrüßte Asha knapp, übergab ihr die Bestellliste mit den benötigten Dingen, welche sie bei der nächsten Eisenbahnstation für ihn abholte. Außerdem nahm sie noch Briefe mit. Im Gegenzug brachte sie dann ebenso Post und etliche, wenn auch ein wenig veraltete, Nachrichtenblätter mit. Aus Fort Laramie im benachbarten Wyoming, Denver oder von der Ostküste gab es immer interessante Dinge zu erfahren. Selbst aus Kalifornien erreichten Neuigkeiten das abgelegene Städtchen dank der schwarzhaarigen Frau. Der Saloonbesitzer gehörte nicht zu den Gesprächigen seiner Rasse, doch mit Asha wechselte er gelegentlich einige Worte. So fragte er: "Wie geht es den Kindern?" Die blauen Augen des Menschen blitzten wissend. Es waren nicht alle Kinder, sondern ein bestimmtes Mädchen, dem Sesshomarus alleiniges Interesse galt. So antwortete sie: "Rin fragte immer nach dir." Der Hundedämon verstand nicht, weshalb das Kind so anhänglich wurde. Er hatte sie doch nur zu Asha gebracht, weil ein zehnjähriges Mädchen niemals den Winter in den Bergen allein überlebt hätte. Außerdem erinnerte die Kleine ihn an ein anderes Kind, welches er vor vielen Jahren kannte: "Törichtes Mädchen", murmelte Sesshomaru leise. Doch die junge Frau hat es gehört und so erklärte sie: "Sie liebt dich. Du bist ihr Onkel Youkai." "Sie weiß nichts über mich.", diese Worte klangen sehr verbittert. Im Stillen musste Asha ihm recht geben. Kaum jemand kannte sein wahres Wesen. Dennoch vermutete sie, Rin hatte so ein Talent, eventuell bedingt durch ihre einfach kindliche Unschuld, hinter die Fassade von Lebewesen zu schauen. Mensch und Dämon gingen zusammen hinaus ins Freie. Asha hatte bereits die Straße erreicht und wollte sich gerade auf den Kutschbock schwingen, als Sesshomaru fragte: "Was mögen Menschenkinder in Rins Alter?" Die Rancherin dachte kurz nach. Das kleine Mädchen hatte eigentlich alles, was sie benötigte. Luxus war nicht üblich, dennoch verstand Asha die Frage. "Puppen, Stifte zum Malen oder Süßigkeiten. Für Schmuck oder Haarbänder um den Jungen zu gefallen, ist sie noch zu klein." Nach dieser Antwort griff der Youkai in seine Innentasche, holte ein Bündel mit Geldscheinen heraus. Er zählte ein paar Noten ab und gab sie der jungen Frau: "Kauf Rin eine Puppe." Dies war eindeutig eine Anweisung. Doch ein wenig milderte der Youkai seinen Ton: "Falls du für dich oder die anderen Mädchen etwas benötigst, das Geld müsste reichen." "Wir haben alles", erklärte Asha und fügte dann hinzu: "Schippo braucht neue Kleidung. Er kommt ständig mit zerrissenen Sachen an. Seine Alten werden langsam zu klein." Zustimmend nickte Sesshomaru. Er kannte Ashas Stolz inzwischen zur Genüge, eine Eigenschaft, die er an ihr bewunderte. Nur wenig später rollte ihr Gefährt in Richtung Stadtrand. Der Youkai sah ihr nach, bis die junge Frau um eine Wegbiegung verschwunden war. Dann drehte er seinen Kopf und nickte jemand zu. Im gleichen Moment trat ein blonder Hundedämon in Wildlederkleidung aus dem Schatten des benachbarten Hauses. Er hob zwei seiner Finger, tippte mit den Spitzen an seine Hutkrempe und gab damit ein kurzes Zeichen, um anzudeuten, dass er die Anweisung verstanden hatte. Asha konnte gut auf sich selbst aufpassen und auch ihr Gewehr treffsicher benutzen, dennoch hielt Sesshomaru es für das Beste, wenn er einen seiner Vertrauten hinterher schickte. Dieser Dämon hatte bald darauf sein Pferd aus dem Mietstall geholt und trabte in gemächlichem Tempo der Kutsche hinterher. Außer Sichtweite seines Herrn beschleunigte er sein Pferd und hatte nur wenig später die Kutsche eingeholt. Wie immer lächelte die schwarzhaarige Frau nur. Es hatte nämlich am Anfang nur zwei Tage gedauert, bis sie zum ersten Mal ihren Verfolger entdeckte. Erst war sie sehr wütend gewesen, doch sie beschloss damals, Sesshomaru im Unklaren zu lassen. Seitdem waren der blonde Dämon und die menschliche Frau befreundet. Die weite Strecke gemeinsam zurückzulegen war viel angenehmer als allein. Noch lange nachdem die junge Frau mit dem Wagen, die Biegung passiert hatte, hing der Blick des silberweißhaarige Youkai an dieser Stelle. Seit zwei Jahren kannte er Asha nun näher und immer noch überraschte sie ihn. Als die junge Frau damals vor fünf oder sechs Jahren, kaum 18 jährig hier ankam, sah sie wie eine feine Lady aus dem Osten aus. Sauber und teuer gekleidet. Ein Mädchen, das noch nie gearbeitet hatte, sondern immer bedient wurde. Jeder im Ort schüttelte den Kopf, weil niemand verstand, wie sich Paolo Martinez, ein Rancher aus der Gegend, so eine Frau nehmen konnte. Der Wilde Westen und auch das Leben auf einer Farm war nichts für feine Ladys. Asha hatte alle Zweifler bald eine besseren belehrt. Paolos Ranch warf gute Erträge ab und ihre Pferde gehörten zu den Besten in der Gegend. Wenn Asha in die Stadt zum Einkaufen kam, wurde sie immer misstrauisch beäugt. Doch jeder sah ihre Schwielen an den Händen. Beim Beladen des Wagens, wenn sie Vorräte im Gemischtwarenladen kaufte, packte sie ebenso mit an. Außerdem trug sie die hier übliche Kleidung, eine Bluse aus undurchsichtigem, groben Stoff und einen Boden langen weit schwingenden Rock. An kühleren Tagen wurde die Kleidung der jungen Frau durch eine Jacke ergänzt. Sie wirkte wie eine Frau aus dem einfachen Volk, die ihr Leben nichts anders gekannt hatte. Nur am Sonntag, wenn sich viele der Bewohner in der Kirche zum Gottesdienst und dem anschließenden Picknick trafen, kleidete sich die schwarzhaarige Frau mit den blauen Augen in eines ihrer teueren Gewänder. Sesshomarus Interesse an ihr, zeigte er nie offensichtlich. Doch es war keine körperliche Zuneigung, die er empfand. Er wollte nur über jeden Bewohner der Gegend genau bescheid wissen, da man nie wusste, wann so etwas nützlich sein konnte. Sein Geschäftspartner, eigentlich ein Mensch mit französischen dämonischen Vorfahren verkehrt sehr oft an der Ostküste und kannte deshalb auch Ashas Vater. Dessen Pferdegestüt geriet an den Rand des Ruins, sodass der Vater für seine drei Töchter reiche Ehemänner suchte. Paolo hatte wohl mit seiner Herkunft geflunkert und vorgegeben, eine Hazienda in Kalifornien zu besitzen, Dort gab es eine Orangenplantage, die einer Familie Martinez gehörte, mit denen Paolo sogar weitläufig verwandt war. Doch schon seit Jahren gab es keinen Kontakt. Außerdem hatte der Mexikaner nur ein Anrecht auf das Erbe, wenn die anderen 7 oder 8 nicht mehr existierten. Für das Mädchen, in das er sich verliebte, war er wohl bereit alles zu tun. Asha erwiderte seine Gefühle und deshalb wagte Paolo diesen drastischen Schritt. Einige Jahre waren sie glücklich verheiratet. Nachdem Ashas Vater starb, eröffnete der Mexikaner auf den Namen seiner Frau ein Konto, wo er das Erbe, welches die drei Schwiegersöhne bekamen, deponierte. Mit diesem Geld wollte er seiner Frau, für den Fall seines eigenen Ablebens, ein unbeschwertes Leben ermöglichen. Vor zwei Jahren wurde Paolo bei einem Überfall getötet. Niemand weiß, woher die Kugel kam, die das Leben des Mexikaners beendete. Spät in der Nacht, Stunden nach der Beerdigung, ging Sesshomaru durch die Stadt. Trotz der Umstände benötigten Dämonen auch jetzt noch weit weniger Schlaf als die Menschen. Außerdem sah er nach dem Rechten. So führte sein Weg auch am Friedhof vorbei. Da dunkle Nacht herrschte und es stark regnete, war es ihm wohl nur durch seine besseren Sinne möglich, das Wesen bei den Gräben zu entdecken. Deshalb ging der Hundedämon näher. Direkt neben dem Grab von Paolo kniete Asha im Schlamm. Sie drehte sich nicht um und es blieb Sesshomaru ein Rätsel, woher sie wusste, welcher Youkai da auftauchte. Leise meinte sie: "Da ich keine Tränen mehr habe, weint der Himmel nun für mich." Erst wollte Sesshomaru diese Aussage als menschlichen Aberglauben abtun. Doch er änderte seine Wörter, welche er aussprach: "Du solltest nicht hier sein. Bei dem Wetter holst du dir den Tod." Den Youkai ließen die meisten Menschen völlig kalt. Doch bei Asha verspürte er, das Bedürfnis ihr zu helfen. Vielleicht weil sie anders war. Nur kurz dachte Sesshomaru darüber nach. Nein nicht ihre Person, sondern den nutzen, den sie für den Ort brachte, lag in seinem Sinn. Inzwischen entgegnete die junge Frau: "Was hat mein Leben noch für einen Sinn. Alles, was mir etwas bedeutet hat, liegt hier in dieser kalten nassen Erde begraben. Mir ist nichts mehr geblieben." "Was hätte sich Paolo für dich gewünscht?", wollte der Hundedämon wissen. Jetzt zum ersten Mal schaute Asha auf und drehte sich dem Youkai zu. Diese Frage hatte sie sich selbst nicht gestellt. Doch sie brauchte nicht lange nachzudenken. "Weiter zu leben und unseren Traum fortzusetzen. Die Besitzer der größten Kutschenlinie in der ganzen Gegend zu sein." "Was hindert dich daran?", kam die nächste Frage. Asha seufzte. Was? Das fragte sie sich gerade selbst. Ihre Trauer? Ihr Selbstmitleid oder einfach nur, weil sie eine Frau war? Sie hatte schon von Frauen gehört, die sich von ihrer Familie trennten oder durch einen bedingten Verlust, wie sie ihn erlitten hatte, ihr Leben selbst in die Hand nahmen. Einige scheiterten, andere setzten sich durch. Doch sie war nicht stark genug für so etwas. Unmöglich konnte sie allein eine Kutschenlinie aufbauen und eine Ranch führen, Pferde züchten. Dazu würde sie Hilfe brauchen. Einen starken Partner. In ihrem Kopf formte sich ein schwacher Widerstand. Sie hatte nicht vor sich von anderen abhängig zu machen, wenn dann schaffte sie das auch allein. Dennoch benötigte sie Hilfe. Es gab da so einen alten Kauz, der jahrelang in der Armee mit Pferdekutschen umgegangen war. Wenn sie ihn für sich gewinnen konnte, war das ein Anfang. Damit stand die Schwarzhaarige auf. Sesshomaru nahm sie einfach auf den Arm und brachte sie in den Saloon. Hier weckte er einige seiner Leute, ließ für Asha ein heißes Bad richten und einen Tee zubereiten. Der Barkeeper reicherte diesen noch mit einem ordentlichen Schuss Rum an. Später sank Asha in das weiche Bett. Bevor sie einschlief, wunderte sie sich. Sesshomarus Fürsorglichkeit überraschte die junge Frau ein wenig. Doch der Youkai tat nie etwas, das ihm keinen Nutzen brachte. Nach einem erholsamen Schlaf wachte die Schwarzhaarige am nächsten Morgen auf. Eines der Mädchen hatte ihr schon Frühstück auf den Tisch gestellt und ihr saubere Sachen über den Stuhl gehangen. Sie aß schnell, zog sich an und ging hinaus ins Freie. Sesshomaru sah sie nirgendwo, nur den Barkeeper, der aufräumte, traf sie an. Bei ihm bedankte sie sich höflich und dann suchte sie den alten Trinker, der gern neben dem Saloon herumlungerte. Er war ein sonderbarer Kauz, trank scheinbar viel und erzählte herrliche Geschichten. Eigentlich waren es Storys über den Bürgerkrieg zwischen 1860 und 1865, den er im Osten, auf der Seite der Nordstaaten, miterlebte. Doch bei seiner Erzählweise schmückte er alles so romantisch aus, dass von dem ganzen Grauen kaum etwas übrig blieb. Asha mochte den Mann und er tat ihr leid. Nach Ende des Krieges nahm er seinen Abschied von der Armee und zog durch den Wilden Westen, hier und da mal ein paar Gelegenheitsjobs. Jetzt war er hier in dem Ort gelandet. Obwohl nur noch bestimmte Leute im Taisho Saloon verkehrten, wurde der ältere Mann gern geduldet. Als an dem Morgen die Witwe Martinez vor ihm auftauchte, bekam er große Augen. Sie hatte ihre langen gelockten schwarzen Haare locker zu einem Zopf zusammengebunden. Außerdem trug sie die Kleidung der Saloonmädchen. Einen langen bunten Stufenrock mit kleinen Rüschen und eine gelbliche Bluse im Carmenstil. Allerdings gab es einen Unterschied. Asha verdeckte züchtig ihre Schultern, während bei den Mädchen oft eine der Schultern frei lagen oder die Verschnürrungen vorn offenblieben, damit Gäste einen tiefen Blick zwischen die Brüste der Girls werfen konnten. "Mädchen, du siehst aus wie die da", entfuhr es dem ehemaligen Soldaten. "Ich bin nicht wie die da", antwortete die Schwarzhaarige mit den blauen Augen. Dann kam sie sofort, auf ihr Anliegen zu sprechen. "Wenn du den Whiskey sein lassen kannst und endlich wieder ein paar Zügel in die Hand nehmen willst, habe ich einen Job für dich. Auf meiner Ranch gibt es eine Postkutsche aber keinen, der sie fahren kann." Jack, wie der Mann hieß, kratzte sich am Kopf, leckte sich über seine spröden Lippen und dann fragte er: "Vierspännig?" "Sechsspännig, wenn du willst. Pferde habe ich genug", lockte Asha. Ein breites Grinsen legte sich auf Jacks Züge, er wischte sich die Hand an seiner Hose ab und reichte sie der jungen Frau: "Mädchen wir sind im Geschäft. Da ich dich kenne, weiß ich auch das du mir einen ordentlichen Lohn zahlst." "Solange du die Finger vom Whisky lässt, bekommst du nicht nur Geld, sondern Essen, Kleidung und eine bequeme Unterkunft", bot die junge Frau mehr an. Es sollte sich herausstellen, das es die beste Entscheidung von Asha war. Jack wurde bald unentbehrlich und mit dieser Aufgabe blühte er förmlich auf. Wenige Tage später kam Asha zurück in die Stadt und begann Zettel aufzuhängen. Diese hatte sie in Denver drucken lassen und so warb sie nun für ihr Geschäft. Nicht diese Tatsache fanden einige streng gläubige Damen des Ortes skandalös, sondern Ashas neues Aussehen. Die junge Frau hatte ihre langen Haare abgeschnitten und trug sie nur noch knapp bis auf die Schulter. Einige Hosen und Hemden ihres verstorbenen Mannes hatte sie umgenäht und ihrer Figur angepasst. Zwar trug sie auch weiterhin ihre Kleider oder Röcke, doch wenn sie eine der Kutschen lenkte, fand sie die Männerkleidung viel bequemer. Als Asha nun zum Taisho Saloon kam, dort ihr Werbung aufhängte, warf sie einen Blick zum Inhaber. Sesshomaru saß auf der Veranda in der Nähe des Eingangs und beobachtete die junge Frau mit unbewegtem Ausdruck. "Danke Mister Taisho", mehr sagte sie nicht und ging einfach weiter. Sie schaute nicht zurück und deshalb erblickte sie auch nicht dieses kleine kalte Lächeln. Innerlich triumphierte der Youkai. Er hatte sie genau dort, wo er sie haben wollte. Irgendwann würde es Schwierigkeiten geben und dann würde er da sein, ihr helfen. Er hatte, im Gegensatz zu früher, sich in den letzten Jahren intensiv mit den Menschen beschäftigt. Nun wusste er genau, wo deren Schwächen lagen. Eine Frau in einem Männer Geschäft konnte nicht gut gehen. Nicht lange danach brachte Asha von einer Fahrt ein etwa 14 jähriges Mädchen mit. Zusammen mit vielen anderen Menschen wurden die Eltern des älteren Kindes bei einem Überfall getötet. Das schwarzhaarige Mädchen, japanischer Abstammung wurde anschließend verschleppt. Nach einigen Tagen gelang ihr die Flucht mitten in der Nacht. Sie hatte Glück und ein anderer Siedlertreck fand sie bald darauf. Im nächsten Ort ließ man sie bei einer Kirche zurück. Der Aussage von Kagome nach befanden sich noch weitere Kinder und junge Mädchen in ihrem Alter unter den Entführten. Bei Asha war Kagome gut aufgehoben und mit der hiesigen Landessprache hatte sie auch keine Schwierigkeiten. Obwohl ihre Familie aus Japan stammte, konnte sie sich auch in Englisch und französisch verständigen. Bevor sie in den Westen aufbrachen, hatte die Familie mehrere Jahre in San Franzisko gelebt. Der Ärger für Asha kam schneller als es Sesshomaru kalkuliert hatte, allerdings brachte sie sich selbst in Schwierigkeiten. Zusammen mit Kagome und Jack war sie in der Stadt um Vorräte zu holen. Während die beiden Älteren den Wagen beluden, sah sich das Mädchen um. Plötzlich flüsterte sie erschrocken: "Sango, Kohaku." Asha hörte es und folgte dem Blick. Aus einer Kutsche zerrte einer von Sly Millers Revolvermänner jetzt die beiden Kinder. Sie wehrten sich heftig. Kohaku biss dem einen sogar in den Arm. Dieser ließ den Jungen los, doch im nächsten Moment wurde er wieder gepackt und am Kragen seiner Kleidung hochgehoben. Kato war ein Mensch, dämonischer Abstammung und hielt den kleinen Burschen mit Leichtigkeit. Sly, der Besitzer des Millers Saloon kam nun lässig ins Freie geschlendert. Er nahm seine Zigarre aus dem Mund, drückte sie sorgfältig aus und warf sie weg. "Mein Neuerwerb ist eingetroffen. Die beiden sind so frisch und unverbraucht. Die Gäste haben sicherlich viel Spaß mit den beiden", schwärmte der skrupellose Mensch. Er sah sich beide Näher an. "Ich habe Kunden, die mögen kleine Jungs.", damit streichelte Sly über Kohakus Wange. Obwohl das Kind strampelte, konnte er sich aus dem Griff von Kato nicht befreien. Danach drehte sich der kräftige Besitzer des Saloons zu Sango, dem schwarzhaarigen Mädchen um. "Was dich angeht Kleine, Jungfrauen sind zwar auch beliebt aber ich denke, wir werden dich ein wenig auf deine neue Aufgabe vorbereiten müssen. Was ist dir lieber. Kato hat eine gute Ausdauer oder soll ich mich selbst mit dir beschäftigen." Eine Antwort erfolgte nicht. Sango spuckte dem Mann nur ins Gesicht. Dann forderte sie: "Lasst meinen Bruder gehen." Sly lachte laut los." Das kostet dich etwas. Was willst du für die Freiheit des Kleinen zahlen." Es war jedoch nicht Sango, die antwortete. Sly spürte deutlich, wie sich ein Gewehrlauf in seinem Rücken bohrte. Dann hörte er die Stimme einer Frau: "Eine Kugel. Für einen Bastard wie dich ist der Preis angemessen." Asha hatte das Geschehen verfolgt. Sie begriff schnell, was da drüben am Saloon vor sich ging. Sie musste einfach handeln. So ergriff sie ihr Spencer Gewehr, sah nach, ob alle 7 Patronen im Magazin steckten, lud durch und ging zu Sly Miller hinüber. Sie würde den Ort nicht ohne die beiden Kinder verlassen. Sie erreichte den Besitzer, gerade als dieser Sango nach dem Preis fragte. Der Besitzer des Taishos Saloon hatte, ebenso wie die halbe Stadt, dem Geschehen aufmerksam beigewohnt. Er hatte nicht vorgehabt, sich einzumischen. Leider bemerkte er etwas, was Asha entging. Einer von Slys Handlangern schlich sich von hinten an die junge Frau heran. Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser ihr die Waffe entriss. Dann konnte es richtig böse für Asha werden. Doch wenn Sesshomaru etwas unternahm, brachte er den brüchigen Frieden in der Stadt vielleicht zum Einsturz. Tief in seinem Innern rührte sich jedoch ein gewisser Besitzanspruch. War es ein Überbleibsel seiner dämonischen Hälfte oder der Hund in ihm. Asha gehörte zu seinem Rudel und schon deshalb musste er der jungen Frau helfen. "Närrin", entfuhr es Sesshomaru, weil sie so spontan und leichtsinnig handelte. Als Frau mit einem mütterlichen Beschützerinstinkt musste sie so handeln. Er stand auf und ging langsam zum anderen Saloon. Wer sah, wie er sich näherte, machte freiwillig Platz. Dann erklang die Stimme des Youkai: "Wenn ich du wäre, würde ich mir die ganze Sache noch einmal überlegen." Der Angesprochene erbleichte und rannte weg. Erst jetzt bekam Asha mit, welche Gefahr da hinter ihr gelauert hatte. Im nächsten Moment sprach Sesshomaru den anderen Saloonbesitzer an: "Die beiden Kinder taugen nichts. Du hast weit bessere Ware. Solche aufmüpfigen Menschen bedeuten nur Ärger." Slys Augen wanderten zwischen dem Dämon, Asha und den Kindern hin und her. Er wägte seine Optionen an. Der Besitzer des Taisho Saloons war länger im Geschäft, vermutlich hatte der schon früher ein Bordell besessen, als Sly selbst noch in die Windeln machte. Gegen die Erfahrung des Dämons kam er nicht an. Außerdem betrachtete Sesshomaru gerade demonstrativ seine spitzen Klauen. Was der Hundedämon damit anrichten konnte, hatte Sly selbst miterlebt, als einer seiner Revolvermänner damit zerlegt wurde. Youkai waren immer noch gefährlich. "Verschwindet." Es erstaunte ihn selbst, wie er jetzt einfach nachgab. Doch seine Rache würde kommen. Er ließ dies nicht ungeschehen an sich vorüber ziehen. Sesshomaru sah den andere Geschäftsmann intensiv an. Das Sly so leicht aufgab und jetzt nicht einmal Geld forderte, machte ihn misstrauisch. Besser er sorgte vor. Deshalb entließ er Kouga aus seinen Diensten und empfahl ihm einen neuen Job zu suchen. Der Wolfsdämon stand da, wie vor den Kopf geschlagen. Er begriff im Moment überhaupt nicht die Beweggründe seines Herrn. Es war jedoch die junge Frau mit den blauen Augen, die ihm einen Vorschlag unterbreitete. Es erstaunte Asha selbst, aus welchem Grund sie Sesshomaru durchschaute. Es sollte nicht allzu offensichtlich sein, wie der Youkai sich sorgte. Seine Feinde durften Sesshomarus Schwachpunkte nicht entdecken. So bat sie Kouga auf der Ranch auszuhelfen und sie wollte ihn ebenso als Lenker für eines ihrer Gespanne. Widerwillig stimmte der Wolf zu, denn er wollte Sesshomaru ungern in dieser Situation verlassen, da er von einer rachsüchtigen Aktion seitens der Millergruppe ausging. Als ihm der Besitzer des Taishos Saloon unauffällig zu nickte, verstand er plötzlich. Damit übermittelte ihm sein Herr einen stillen Befehl. Die Sicherheit von Asha und den Kindern hatte Vorrang. Kouga seufzte. Manchmal wünschte er sich, Sesshomaru war gesprächiger. Zu den Kindern gesellte sich Wochen später noch ein Fuchsdämon. Schippo wurde nach seinem Vater benannt und durch einen dummen Zufall ging er seinem Rudel verloren. Der Kleine wanderte dann einfach los, eigentlich auf der Suche nach seiner Familie. Er landete irgendwann in den Wäldern von Colorado, hier gefiel es ihm recht gut. Seine Besorgungen machte er, indem er andere bestahl. Eines Nachts versuchte er sich bei Sesshomaru. Doch dem Hundedämon entging es nicht. Er schnappte sich den Kleinen und lieferte ihn, ohne seine Absichten dem Fuchs zu offenbaren, bei Asha ab. Nur der jungen Frau teilte er befehlend und warnend mit: "Kümmere dich um ihn und besser, du passt auf dein Eigentum auf, er hat nämlich keinen Respekt davor." Schippo jedoch war so glücklich, glimpflich davon gekommen zu sein, nachdem er den Namen des Dämons erfuhr, dass er Asha selten Schwierigkeiten bereitete. Ihm gefiel es auf der Farm und er genoss die Nähe der Wälder. Später gesellte sich zu den Kindern noch Rin. So verging die Zeit, und während Asha nun gerade zur nächsten Eisenbahnstation unterwegs war, bekam der Sly Miller Saloon erneut Zuwachs. Es sollte die erste Dämonin sein, die in die Dienste dort trat. Allerdings tat Kagura das nicht freiwillig. Lange Jahre war sie die Geliebte eines reichen Mannes an der Ostküste, hatte ein gutes Leben und bekam fast immer ihre Wünsche erfüllt. Doch mit der Zeit wurde der Dämon sie überdrüssig und sah sich nach einer neuen Mätresse um. Kagura verkaufte er einfach an Sly, einem Freund aus alten Tagen. Die schwarzhaarige Dämonin sah zwar nicht schlecht aus, aber ihr ganzes Wesen war arrogant. In den letzten Wochen jedoch, seit sie zum ersten Mal Kato gegenüberstand, erfuhr sie, was Furcht bedeutete. Bis jetzt nahm sie an, dass sie diesem zwielichtigen Revolvermann gehörte. Doch sobald Kagura die Kutsche in der kleinen staubigen Stadt verließ, die primitiven Häuser sah, musste sie schlucken. Hier sollte sie die nächste Zeit verbringen. Danach lernte sie ihren neuen Herrn kennen. Ein Mensch? Was konnte noch schlimmer werden? Jeden Moment sollte sie es erfahren. Kurz vorher jedoch ließ sie ihren Blick schweifen und verharrte kurz beim Taisho Saloon. Äußerlich machte das Gebäude schon viel her und dann der Dämon neben der Tür. An ihm könnte sie Gefallen finden. Der sah in ihren Augen ganz manierlich aus. Im nächsten Moment erhielt Kagura einen Schubs und stolperte vorwärts gegen die Schwingtüren. Diese gaben nach, so das die Dämonin in das Innere stürzte. Der Geruch von Whiskey, schalem Bier, abgestandener Luft und Tabakqualm kam ihr sofort in die Nase. Sie rümpfte diese. Gleichzeitig wurde es ihr gewahr, jeder im Raum starrte sie an und amüsierte sich auf ihre Kosten. ------- Das Kapitel ist länger geworden, als ich dachte 3. Kapitel - Lebensschuld Wie kam Kouga in Sesshomarus Diensten und wo traf er die Waise Rin Kapitel 3: Lebensschuld ----------------------- Kleiner Hinweis. Die Tournüre sieht bei Frauen so aus, als ob sie ein mega dickes Hinterteil hätten ;) Falls es in der Beschreibung nicht ganz durchschimmert. 3. Kapitel - Lebensschuld Kaguras Erscheinung passte so gar nicht zu den Gästen. Ein Blick genügte der Dämonin, um zu sehen, dass sich hier nur der niedere Abschaum, die unterste Schicht der Bevölkerung tummelte. Zumindest wäre es in der Großstadt New York, wo sie herkam, die richtige Bezeichnung. Anders ausgedrückt, in Kaguras Augen, verkehrte hier nur Gesindel. Dessen ungeachtet, unterdrückte sie einen Fluch und versuchte sich hochzurappeln, was ihr jedoch misslang. Da packte sie jemand in einem harten Griff am Arm und zog sie hoch. Kaum stand Kagura, riss sie ihren Arm los, zog ihre Kleidung zurecht und wünschte sich einen Spiegel herbei. Sie brauchte ihren Blick nicht schweifen zulassen, das Getuschel der Menge genügte ihr. Ihr großer Auftritt ging völlig daneben. Außerdem wussten diese Menschen vermutlich nicht einmal, was Klasse bedeutete. Ganz kurz wanderten ihre Augen hinunter zu den Dielen, wo ihr Sonnenschirm lag. Doch dann straffte sie einfach nur ihre Schulter und stolzierte los auf die erstbeste Tür zu, hinter der sie gleich darauf verschwand. Kaum war sie fort, lachte der gesamte Saloon. Es war auch ein zu komischer Anblick gewesen. Viele der Anwendenden kannten zwar den Kleidungsstil, allein durch Ashas Sonntagsbesuche in der Kirche. Doch die junge Frau hatte sich noch nie blamiert. Kaguras teures Kleid aus dunkelblauer Seide war am Oberkörper eng anliegend. Unter dem Rock trug sie keinen Reifrock, sondern nach neuester Mode eine Tournüre. Sie war aus Draht, Stoff und türmte sich über den Hintern der Dämonin. Das Kleid selbst war vorne und an den Seiten ganz flach, am Ende des Rückens jedoch nähte man mehrere Schichten Stoff übereinander und schuf somit Falte über Falte. Während die Oberkleidung schlicht gehalten wurde und bis zum Hals hochgeschlossen, entdeckte man an dem Rock unzählige Verzierungen in feinsten Stickereien und Ornamenten. Zwar schränkte das Kleid die Bewegung nicht ein, solange Kagura kein Korsett trug. Als sie heute Morgen aus der Stadt abreiste, wo sie übernachtete, entschied sie sich jedoch für das Gestell aus Fischgebein, welches ihre schlanke Figur betonen sollte. Die Hände wurden geschützt durch fein gewebte Handschuhe aus zarten spitzen änlichen Stoff. Das Ganze wurde abgerundet mit einer kunstvollen hochgesteckten Frisur und einem kleinen Hut, der etwas schräg auf ihrem Kopf saß. Ihr Sonnenschirm, den sie in der Kutsche benutzte, hatte sie beim Aussteigen geschlossen und trug ihn in der Hand. Da er recht stabil war, konnte er auch als Spazierstock eingesetzt werden. Den Saloongirls hat es gefallen, wie die feine hochnäsige Dame den Boden beehrt hatte. Es gab da so ein feines Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall. Nachdenklich hatte Sly der Dämonin nachgesehen. Da hatte sein alter Freund, ihm eine menge über seine Geliebte verschwiegen. So wandte er sich jetzt an Kato und befahl ihm:" Kümmere dich um Kagura, treibe ihr die Arroganz aus und lege ihr nahe, welche interessanten Aufgaben sie erwarten." Der Angesprochene lächelte, hob den Schirm auf und sagte: "Es wird mir ein Vergnügen sein Boss." Damit folgte er der schwarzhaarigen Youkai. Kagura sah sich gerade in dem Raum um, wohin sie geflohen war. Offensichtlich ein Büro. Im Gegensatz zum Inneren des Saloons war dieser Raum sauber und teuer möbliert. Sobald man den Raum betrat, sah man auf der gegenüberliegenden Seite ein Fenster. Dennoch stand der Schreibtisch zusammen mit einem schweren Ledersessel rechts neben der Tür, sodass man den ganzen Raum und die beiden Wege ins Freie im Auge behalten konnte. An der anderen Wand entdeckte die Dämonin eine weitere Tür. Sie war schon versucht herauszufinden, wohin diese führte. Doch erst einmal wollte sie den Hut abnehmen und ihre Frisur in Ordnung bringen. Ihr Aussehen war Kagura sehr wichtig. Da öffnete sich die Tür und Kato trat ein. "Dieser Sly Miller ist also mein neuer Liebhaber?", Länger konnte sie nicht an sich halten und fragte, noch ehe ihr Begleiter der letzten Tage vollständig eingetreten war. Der Revolvermann nahm seinen Hut ab, fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen braunen Haare. Seine hellbraunen Augen blitzten belustigt. Der Gesichtsausdruck erinnerte Kagura fern an eine Katze, die auf der Lauer liegt. Da sie mehrere Tage zusammen mit Kato verbracht hatte, entging ihr auch nicht dessen schwache dämonische Ausstrahlung. Darauf sprach sie ihn jetzt an. Mit einem Lächeln antwortete der Handlanger: "Deine Vermutung ist richtig Kagura. Meine Großmutter war eine Pumadämonin. Wie ich hörte, sollen deine Vorfahren den Wind beherrscht haben.", er wartete keine Antwort ab und meinte beiläufig: "Deine Herkunft ist unwichtig. Eines solltest du dir merken. Hier bist du ein Nichts, ein Mädchen unter vielen." "Was soll das heißen?", fragte sie nach. Kato reagierte nicht, sondern packte sie am Arm und zog sie zu der zweiten Tür. Von hier betraten sie einen Gang, dieser führte zu einer Treppe in das obere Stockwerk. Bei einem der Zimmer blieb der Revolvermann stehen, öffnete diese und schubste die Dämonin dort hinein. "Hier ist dein Zimmer", erklärte Kato. Kagura sah sich um. Hier stand nur ein einfaches Bett, ein Tisch, zwei Stühle und wenige andere Möbel. Sehr zu ihrer Freude, entdeckte sie einen Spiegel über der einen Kommode. Ansonsten war das Zimmer für ihren Geschmack sehr spärlich eingerichtet. Selbst die Gardinen am Fenster wirkten sehr durchlässig. Was sie jedoch jetzt erschreckte, das Gitter daran. Als sie sich umwandte, entdeckte sie an der Außenseite der Tür einen Riegel. Wollte man sie etwa wie eine Gefangene hier halten? Der Handlanger war den Blicken der Dämonin gefolgt und sah ihre Gefühlsregungen: "Es liegt an dir Kagura ob die Riegel notwendig sind. Gehorche und dir wird es gut gehen." "Was genau ist meine Aufgabe. Ich dachte Mister Miller oder du ...", den Rest ließ sie ungesagt. Diesmal lächelte Kato: "Du kannst mir gern das Bett wärmen. Nichts spricht dagegen. Was deine Aufgaben angeht. Du gehörst dem Boss. Du kleidest dich wie die Mädchen, bedienst die Gäste, bringst ihnen Glück beim Würfelspiel. Wenn einer mehr will, wirst du ihm genau das geben." "Ich soll als Hure arbeiten", entfuhr es der Dämonin entsetzt. Beinahe hätte Kato die Augen verdreht. Es dauerte lange, bis der Groschen bei Kagura gefallen war. "Was hast du den gedacht. Dass dich Sly wie ein Pfau durch die Gegend stolzieren lässt." Diesmal schnappte die Dämonin nur nach Luft. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie musste hier weg. Doch wohin und ob ihr jemand helfen würde. Sie bezweifelte es. Flüchtig dachte sie an den Hundedämon auf der anderen Straßenseite. Sicherlich war der Ecksaloon auch ein Bordell, nur im gehobenen Milieu. Bevor sie ihre Gedanken sortiert hatte, verschwand Kato nach draußen. Als sie noch am gleichen Tag ein Bad nahm, stahl jemand ihre teuren Kleider und ebenso ihr Gepäck. Im Ort gab es genug Frauen, die diese feinen Kleider, entsprechend der neuesten Mode, kauften und Sly konnte sich bald über ein kleines Sümmchen freuen. Die Kleidung, die man der Dämonin hinlegte, war aus billigem dünnen Stoff. Es zeigte viel zu viel Haut, verdeckte kaum die Ansätze ihrer Brüste und der Rock war nur zur Hälfte vorhanden. Besser, vorn recht kurz gehalten, die Beine blieben dadurch nackt, während er hinten Bodenlang nach unten fiel. Wenn sie so im Saloon herumlief, konnte jeder sie begrapschen. Sie weigerte sich, ihr Zimmer zu verlassen. Da sie nicht arbeiten wollte, gab es auch kein Essen für sie. Lange würde Kagura ihren Streik nicht durchhalten. Während Kagura sich mit ihrem neuen, erzwungenen Leben vertraut machte, verließ Sesshomaru seinen Saloon durch den Hintereingang. Hier stand schon sein gesatteltes Pferd. Kurz überprüfte er, ob alle Waffen geladen waren. Danach verschwand er in der Dunkelheit. Nach dem Vorfall vor einem Jahr verließ er die Stadt heimlich, sobald er sich auf seinen Ritt in die Berge begab. Ashas kleine Rettungsaktion hatte Konsequenzen gehabt, nicht für die schwarzhaarige Frau, sondern für den Youkai. Über den Vorfall schwieg Sesshomaru jedoch. Damals verließ er die Stadt, ritt ebenso in die Wälder. Es gab einen Ort, den er gern aufsuchte. Ein höher gelegenes Felsplateau, mit wunderbarer Fernsicht. Hier in völliger Einsamkeit konnte er Ruhe finden, sich entspannen und musste seine Sinne nicht ständig anstrengen. Doch dies erwies sich als Irrtum. Auf dem Weg dorthin ließ ihn das Gefühl nicht los, verfolgt zu werden. Egel, wie sehr er sich bemühte, er fand keine Spur, die seinen Verdacht erhärtete. Als er jetzt die Stadt verließ, lenkte er sein Pferd, an den Ort wo die kleine Rin ihn nach dem Überfall gefunden hatte. Er war noch genau wie vor über einem Jahr. Unberührte Natur, hohe Bäume, die sich ihm Wind wiegten. Das leises Plätschern des Baches zu seinen Füßen, mutete wie eine Melodie an . Unverbrauchte Luft. Sesshomaru band seinem Pferd die Vorderbeine zusammen, damit es auf der Lichtung grasen konnte. Somit konnte der braune Hengst nur kleine Schritte zurücklegen und würde nicht fortlaufen. Danach schritt der Youkai einen Hang hinab zum Ufer des Baches. Hier zwischen Felsgestein war er damals wieder zu sich gekommen. Der Hundedämon suchte sich einen trockenen Platz, lehnte seinen Körper gegen einen Felsen und ließ die Vergangenheit Revue passieren. Doch er verharrte nicht bei den kürzlichen Ereignissen, seine Gedanken wanderten zurück in seine alte Heimat, nach Japan. Einige Jahre, nachdem die Zukunftsmenschen vernichtet worden waren, focht Sesshomaru auf dem Weg zum heimatlichen Schloss einen Kampf aus. Damals wurde er verwundet, schleppte sich davon und brach im Wald zusammen. Als er wieder zu sich kam, stand neben ihm frisches Wasser und ein wenig Nahrung. Seine Wunden waren notdürftig versorgt. Noch am selben Abend bekam der Youkai dann seine kleine Retterin zu Gesicht. Zwar war er zu stolz etwas von Rin anzunehmen, doch ihr Lachen verzauberte ihn. Sie wechselten in den darauffolgenden Tagen kaum ein Wort, so erfuhr er auch nichts über sie. Nachdem er sich kräftig genug gefühlt hatte, verließ Sesshomaru den Ort. Kurz darauf hörte er, dass ein Wolfsrudel das Dorf des Mädchens völlig zerstörte. Kein Mensch konnte dort überlebt haben. Eigentlich sollte es Sesshomaru kalt lassen, immerhin waren es nur schwache Menschen. Doch die kleine Rin ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er brach sofort auf um sich selbst zu überzeugen, dass es ihr gut ging. Er fand jedoch nur noch ihre Überreste. Als er Rin so liegen sah, erstaunte es ihn, wie nah ihm ihr Tod ging. Von seinem Leibwächter Takeo ließ er das Mädchen begraben, während sich der Prinz des Westens auf die Suche nach den Schuldigen begab. Er jagte das kleine Wolfsrudel, sehr zu seiner Überraschung bestand es nur aus sieben Wolfsdämonen und kämpfte mit jedem einzeln, bis nur noch ihr Anführer Kouga übrig blieb. Viel Zeit blieb dem silberweißhaarigen Dämon mit dem blaulila Sichelmond auf der Stirn nicht. Kouga hörte vom Tod seiner Letzten ihm noch geblieben Kameraden und suchte den Hund auf. Es kam zu einem heftigen Kampf zwischen beiden, der länge währte. Beide waren erschöpft, erlitten unzählige Verletzungen, gaben aber nicht auf. Sesshomaru gelang zuerst der tödliche Stoß mit dem Schwert. Wie durch ein Wunder verfehlte der Erbe des Westens das Herz des Wolfes. Ursprünglich wollte er Kouga liegen lassen, damit die Zeit ihr übriges tat. Bilder des Mädchens Rin huschten durch Sesshomarus Gedanken. Ihr Körper war von unzähligen Bissen übersät gewesen. Sie musste große Qualen erlitten haben, bevor sie starb. Doch dann erreichte ein Befehl seines Vaters ihn. Es gab ein Bündnis aller überlebenden Clans. Sie schlossen sich gegen Menschen zusammen und kein Youkai durfte mehr getötet werden. Deshalb versorgte der Hundedämon die Wunden des Wolfes, kümmerte sich um ihn. Es erstaunte Kouga, weil er immer noch am Leben war. Sobald er sich kräftig genug fühlte und eine günstige Gelegenheit fand, floh er. Seine neu gewonnene Freiheit entwickelte sich zu einer wilden Jagd. Deutlich bekam er seinen Verfolger mit. Obwohl es für Sesshomaru ein Leichtes war, den Wolf einzuholen, gönnte er ihm einen Vorsprung. Sein Ziel war es zu jagen und nicht zu erlegen. Tagelang genoss der Hundedämon das kleine Spiel. Wenn Kouga zu dem Zeitpunkt die Anweisung von Inu no Taisho gekannt hätte, wäre er sicherlich stehen geblieben, um aufzugeben. So geriet er nur erneut an den Rand der Erschöpfung. Nach etlichen Tagen brach er bewusstlos zusammen. Sobald der Wolf wieder bei Sinnen war, erstaunte ihn sein Retter. Kouga befand sich auf einer Wiese in der Nähe von Wasser. Wunden, die er sich in den letzten Tagen zugezogen hatte, waren versorgt. Von Sesshomaru fehlte jede Spur. Er ahnte nicht, dass der erstgeborene Prinz des Westens, unweit hinter einem Baum verborgen stand. Er überließ es Inuyasha, Taros Angebot zu unterbreiten. Sein eigenes würde der Wolf noch früh genug erfahren. Am Ende der Nacht, kaum graute der Morgen, fragte eine Stimme aus den Schatten des Waldes heraus: "Deine Zeit ist abgelaufen Kouga. Wie lautet deine Entscheidung." "Sesshomaru", in den Worten des Wolfes lag eher eine Feststellung als eine Frage. Der Hundedämon trat hinaus in das neue Licht des Tages. Da wollte Kouga von ihm wissen: "Weshalb bin ich immer noch am Leben?" "Den Tod des Menschenkindes habe ich zur Genüge gerächt. Dir biete ich einen Handel an. Dein Leben im austausch für deine Dienste." Lange dachte der Wolf darüber nach. Er machte sich keine Illusionen. Wenn er ablehnte, würde er erneut zum Beutetier eines rachsüchtigen Hundes werden. Inuyashas Darlegungen kam ihm in den Sinn. Jeder Dämon war nützlich im Kampf gegen die Menschen. So gab er seine Zustimmung und legte einen Blutschwur ab, für immer Sesshomaru zu dienen, ihn zu beschützen. Kouga blieb treu an seiner Seite und der Hundedämon musste es nie bereuen ihn am Leben gelassen zuhaben. Was erst unter Zwang erfolgte, daraus baute sich, Freundschaft und Respekt auf. Ohne das der Wolf etwas darüber verlauten, ließ, wusste Sesshomaru es hatte ihnen beiden gedient. Dennoch wünschte der Youkai bei seinen Ausflügen hierher in diese einsame Berggegend keine Begleitung. Ein Umstand, den ein Handlanger von Sly Miller ausnutzte. Sesshomaru hielt sein Pferd an und sah sich suchend um, weil er erneut das Gefühl beobachtet zu werden verspürte. Da fiel der erste Schuss und traf ihn in die Schulter. Ein Zweiter folgte gleich darauf und erschreckte das Pferd. Der Hengst bäumte sich auf. Der Schmerz an der Stelle, wo die Kugel eindrang, war erträglich. Obwohl Sesshomaru sein Pferd weg von der freien Fläche lenken wollte, brachte er es nicht unter Kontrolle. Dieser Moment genügte dem unbekannten Schützen, um erneut eine Kugel abzufeuern. Diesmal stürzte der Hundedämon zusammen mit dem Pferd. Er brauchte das Tier nicht unbedingt, so stand er wieder auf, um in den Schutz der Felsen zu suchen. Die nächste Kugel traf erneut. Gerade hatte der Youkai einen Ort erreicht, den er für sicher hielt, als es einen lauten Knall gab und etwas explodierte. Dynamit, war Sesshomarus letzter Gedanke, bevor alles um ihn herum dunkel wurde und er mit dem Berghang zusammen ins Tal rutschte. Wie lange er ohnmächtig war, konnte er nicht sagen. Doch der fröhliche Gesang eines Kindes drang in sein Bewusstsein. Bevor er jedoch seine Umgebung richtig wahrnahm, spürte er nur Schmerzen. Sein ganzer Körper war zerschunden, jede Bewegung war eine Qual, ein deutliches Zeichen der Schwäche. Vor Jahrhunderten konnte er so eine simple Verletzung in wenigen Augenblicken heilen lassen, doch jetzt musste er dem natürlichen Prozess abwarten. Bei dem Gedanken daran knurrte Sesshomaru gefährlich auf. Unbändiger Zorn erfasste ihn. Für einen Moment war es ihm, egal ob er sterben würde, dann bräuchte er sich nicht länger in der Welt der Menschen diesen Erniedrigungen ausgesetzt zu fühlen. Doch allein der Gedanke an die Zukunftsmenschen entfachte seinen Lebenswillen. Jemand wollte im Wasser reichen. Doch der Dämon hob seine Hand und stieß dieses Wesen von sich: "Verschwinde", befahl er. Danach lehnte er sich zurück. Vermutlich schlief er einige Zeit. Als Sesshomaru wieder wach wurde, er die Augen öffnete, sah er den Bach vor sich. Langsam hob er seinen Kopf und blickte sich um. Das Felsplateau, welches er gern aufsuchte, existierte nicht mehr. Dennoch war es reines Glück, weil er nicht auf der anderen Seite mit in die Tiefe gerutscht war, sondern den eher flachen Abhang hinab. Als er den Boden unter den Füßen verlor, gelang es ihm im letzten Augenblick zur Seite zu springen, was ihm auch das Leben rettete. Was ihn jedoch jetzt verblüffte, war das Wesen an seiner Seite. Eng an ihn gekuschelt, schlief ein kleines, höchstens neunjähriges Mädchen. Es wirkte so klein und verloren. Sie war vermutlich Japanerin oder Chinesin. Ihr Kimono war an vielen Stellen zerrissen, obwohl die Kleidung und auch das Kind einen sauberen Eindruck vermittelten. Über sie beide hatte das Mädchen eine Decke gebreitet und nur einige Schritte entfernt qualmten die Reste eines Feuers. Nichts deute auf die Anwesenheit einer weiteren Person. Mit Mühe stand Sesshomaru auf, ging zum Bach und trank Wasser. Danach sah er sich seine Wunde in der Schulter an. Offenbar steckte keine Kugel mehr im Fleisch. Der zweite Schuss streifte ihn nur und so blieb nur eine leichte Verletzung zurück. Mehrere Kratzer von scharfkantigen Felsen gab es noch an einigen Körperstellen. Die Kleidung war zerrissen und schmutzig. Suchend sah sich Sesshomaru in der Gegend um und strengte seine Sinne bis zum Maximum an. Außer einigen Tieren, dem Mädchen und ihm schien niemand in der Nähe zu sein. Dennoch ließ er seine Vorsicht nicht fallen. Er hatte nämlich eine vage Ahnung, wer hinter dem feigen Anschlag steckte. Bei einem der Schüsse hatte er weit entfernt auf einem anderen Bergkamm das Mündungsfeuer aufblitzen sehen. Der Schütze musste nicht nur zielsicher gewesen sein, sondern auch über recht gute Augen verfügen, wenn man aus dieser Entfernung noch treffen konnte. Wenn es sich Sesshomaru recht überlegte, kam da nur ein Wesen in Betracht. Als Nachkomme von Pumadämonen verfügte Kato über gute Augen. Sly Miller war der Einzige, der Grund hatte, ihn zu töten. Die Stimme des Kindes riss ihn jetzt aus seinen Gedanken. "Bist du noch böse Onkel Youkai?" "Wer bist du und wo sind deine Eltern?", wollte Sesshomaru wissen. Das Kind verschloss ihren Mund und sah ihn nur an. "Weshalb bist du allein?", fragte der Hundedämon und milderte dabei seinen Ton. "Mein Chichi ist letzten Winter gestorben", gestand das Kind dann. "Meine Mutter verschwand vor vielen Tagen. Böse Männer haben sie mitgenommen." Offenbar war das Mädchen doch japansicher Abstammung. Sie sprach zwar gutes Englisch, mischte aber in ihre Sätze einige Begriffe ihrer Muttersprache bei. Der Youkai zog einen Schluss, demnach hatte man die Mutter verschleppt oder sie getötet, jedoch nicht, bevor man sich an ihr vergangen hat. Ihren Namen verriet das Kind nicht. Ihre Eltern gaben ihr die Anweisung ihn zu vergessen. Erst Asha sollte von ihr die ganze Geschichte erfahren, nachdem sie zu ihrer Ersatzmutter vertrauen gefasst hatte. Die Mutter der Kleinen war Japanerin und ihr Vater ein chinesischer Arbeiter, der sich wie viele seines Volkes bei der Eisenbahn verdingte. Nachdem er jedoch einen Aufseher versehentlich getötet hatte, der sich an seiner Frau vergreifen wollte, floh die Familie drei Jahre zuvor in die Wildnis. Unweit der Stelle, wo Sesshomaru lag, gab es eine kleine Höhle, in der die Familie Unterschlupf fand. Wie er später feststellte, gingen die Vorräte des Kinds zur Neige. Der Winter war nicht mehr fern, hier oben in den Bergen kam er wesentlich früher als in den geschützten Tälern. Unmöglich konnte das Kind hier zurückbleiben. Sesshomaru erholte sich zusehend. Sobald er ohne schmerzen aufstehen konnte, ging er auf die Suche nach seinem Pferd. Der Hengst hatte überlebt und war nicht einmal verletzt. Er fand ihn friedlich grasend in einem der Seitentäler. So packte der Dämon einige Sachen des Mädchens ein und ging zu ihr. Gerade stand sie mitten im Wasser und versuchte Fische zu fangen. Sobald sie den Dämon sah, kam sie lächelnd aus dem Bach heraus ans Ufer gerannt. Lange sah Sesshomaru die Kleine an. Nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr Lächeln und mehrere Gesten erinnerten ihn an Rin. So bestimmte er jetzt: "Du kommst mit mir." "Weshalb Onkel Youkai?", fragte sie neugierig. " Du kannst hier nicht bleiben", entgegnete er. Um jede weitere Argumentation im Keim zu ersticken, packte er die Kleine und trug sie zu seinem Pferd. Obwohl sie lautstark protestierte, schwang sich der Saloonbesitzer auf seinen Hengst und verließ mit dem Mädchen das Tal. Er suchte zuerst Ashas Farm auf, ließ sich aus dem Sattel gleiten und ging auf das Haus zu. Das Mädchen hatte zwar die letzten Stunden Ruhe gegeben, doch jetzt fing sie wieder an: "Ich will nicht. Lass mich runter. Nicht zu Menschen. Sie sind böse." Dabei strampelte sie heftig und wand sich ohne Erfolg. Dann erfüllte der Youkai einen ihrer Wünsche, als er das Kind abstellte. Kurz verstummte sie, ließ ihren Blick schweifen. Als sie ihren Mund erneut öffnete, trat eine schwarzhaarige Frau herbei und fragte: "Ein weiteres Waisenkind Sesshomaru?" Der Hundedämon nickte nur und sagte zu dem Kind: "Du wirst hierbleiben!" Gerade wollte Asha zu sprechen ansetzen, als die Kleine mit dem Fuß aufstampfte, ihre Arme verschränkte und sich weigerte: "Ich schlafe nicht in einem Haus." Was immer sie noch äußern wollte, wurde ihm Keim erstickt, da Sesshomaru ihr einen warnenden Blick zuwarf, bei dem es sogar der jungen Witwe einen Schauer über den Rücken jagte. Sie schlug jetzt einen Kompromiss vor. "Zwar habe ich noch ein schönes weiches Bett frei, aber wenn du lieber unter dem Baum da drüben schlafen willst, richte ich dir dort dein Lager ein." Jetzt zum ersten mal schaute das Kind die Sprecherin an. Sie hatte ein freundliches Gesicht und ihr Lächeln gefiel ihr. Außerdem kannte sie offenbar ihren Onkel Youkai. Da gabe es aber noch einen Umstand. Noch nie hatte sie in einem weichen Bett geschlafen, immer nur auf Matten. Der Gedanke daran war schon verlockend genug. Als nun ein kleines Lächeln das Gesicht des Kindes erhellte, wussten die Erwachsenen, dass sie gewonnen hatten. Doch da hatte Asha noch eine Frage: "Wie ist dein Name?" Sofort verdunkelten sich die Züge des Mädchens wieder. Sie dachte an die Warnung ihres Vaters. Ihren Namen und ihr vorheriges Leben zu vergessen und mit niemand darüber sprechen. Außerdem war es schon drei Jahre her. Ihr Name fiel ihr beim besten willen nicht mehr ein. Sesshomaru hatte das Kind nachdenklich beobachtet. Ihm kam dann eine Eingebung: "Ihr Name ist Rin." Es dauerte nicht lange, bis Rin sich, in ihrem neuen Zuhause, eingelebt hatte. Sie lernte Schippo und Kohaku kennen. Dann noch die beiden älteren Mädchen Sango und Kagome. Außer Jack gehörte noch die jüngere Schwester des verstorbenen Paolos zum Haushalt. Alle waren lieb zu dem neuen Kind und es wurde ihr nie verwehrt, ihren Onkel Youkai in der Stadt zu besuchen. Sesshomaru erhob keine Einwände und duldete das Mädchen still. Der Besitzer des Taisho Saloon kehrte, nachdem er Rin zu Asha gebracht hatte, in die Stadt zurück. Sein erster Weg führte ihn zum Miller Saloon. Sly saß zusammen mit Kato vor dem Eingang und betrachtete das Geschehen in der Stadt. Als Kato den Youkai erblickte erbleichte er um einige Nuancen. Sesshomaru ließ kurz seinen Blick zu dem Handlanger schweifen. Danach sah er den grauhaarigen Menschen an: "Das nächste Mal schicke einen Schützen, der sein Ziel nicht verfehlt." Damit ging er. Sly sah grimmig auf Kato, warf seine Zigarre weg und trat sie wütend aus. Ohne dem Revolvermann noch eines Blickes zu würdigen, betrat er sein Reich. Das war vorerst der letzte Versuch etwas gegen Sesshomaru zu unternehmen. Dieser legte in Zukunft eine größere Vorsicht an den Tag. 4. Kapitel - Hiobsbotschaften. Für Asha bricht in Denver eine Welt zusammen Kapitel 4: Hiobsbotschaften --------------------------- Falls jemand einen netten Namen für die Stadt hat, ich brauche einen ;) In der Nähe von Denver gibt es zwar genug Ort aber mir ist was fiktives lieber. Etwas Geschichtliches: Etwa 1857 gab es die ersten Goldfunde und besonders mexikanische Goldgräber kamen in Hochebene, 1861 wurde die Stadt Denver gegründet. Daraufhin wurden, außer der Ost-Westverbindung (1869) im nördlichen Grenzgebiet Wyoming/Colordao von der Union Pacific Railroad und durch die Central Pacific Railroad.), so zirka im Jahre 1870 die Eisenbahnlinien der Kansas Pacific, Colorado Central Railroads und Denver Pacific bis nach Denver gebaut. Die Stadt hatte zu diesem Zeitpunkt fast 5000 Einwohner. 1880 brachte sie es bereits auf 35000. Colorado trat erst 1876 der USA als Bundesstaat bei. Bis dahin galt es als Territorium. Danke für die 6 Favos 4. Kapitel - Hiobsbotschaften An dem Morgen, als Asha erneut aufbrach, Vorräte einzukaufen und um noch andere Dinge in Denver abzuholen, trat Sly Miller aus seinem Saloon. Wie jeden Tag hatte er auch heute wieder ein makellos rasiertes Gesicht, war in eine saubere dunkle Hose und ein mit Rüschen besetztes Hemd gekleidet. Darüber trug er eine aus Jacquardstoff gefertigte Weste. Zwischen der linken Tasche und einem Knopf sah man die goldene Kette der Taschenuhr. Diese Uhr holte Sly heraus und schaute auf die Zeit. Er klappte gleich darauf den Deckel wieder zu und verstaute sie in der Westentasche. Ashas Pünktlichkeit war allgemein bekannt und auch heute war wieder Verlass auf die schwarzhaarige Frau. Danach sah sich der Besitzer des Miller Saloons kurz um, setzte sich dann auf einen Stuhl und beobachtete das kleine Schauspiel auf der anderen Straßenseite. Leise trat Kato zu ihm, reichte einen frisch gebrühten Kaffee seinem Boss und blickte sich ebenso um. Auch er war neugierig, was Slys Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Nur wenig später fuhr das Gespann der jungen Frau davon, gefolgt von dem dämonischen Leibwächter Takeo. "Sesshomaru benimmt sich recht freundlich Miss Asha gegenüber. Denkst du er hat Interesse an ihr?", begann Kato. Sly ließ den Hundedämon nicht aus den Augen. Dieser schaute kurz herüber, verschwand im nächsten Moment in seinem Ecksaloon. Der Besitzer des Millers Saloon schnaubte leise und brachte seine Vermutung auf den Punkt: "Eher an ihrer Kutschenlinie." Der Leibwächter sprach weiter: "Er braucht die Witwe doch nur als Gefährtin zu nehmen. Dann gehört sie ihm." "Richtig. Ich an seiner Stelle hätte das schon am Tag der Beerdigung gemacht", stimmte der grauhaarige Mensch zu. Sein Untergebener hatte jedoch einen Einwand: "Selbst Dämonen akzeptieren eine gewisse Trauerzeit. Außerdem wäre das dann wohl zu offensichtlich gewesen." Nach einer kleinen Pause fügte Kato hinzu: "Mich lässt der Gedanke nicht los, ob Sesshomaru für den Tod von Paolo verantwortlich ist." Diesmal konnte Sly das entkräften. So erklärte er: "Weder dieser Hund noch seine Leibwächter haben damit, etwas zutun. Sie waren an dem Tag alle in der Stadt und haben mich nicht aus den Augen gelassen." "Man kann jemand anheuern", warf Kato nachdenklich ein. Wenn die Taishobande in der Stadt war, dann vielleicht um den Verdacht abzulenken. Gegen den Pfosten des Verandadaches gelehnt stand einer von Slys Revolvermännern, der auch als Leibwächter fungierte. Er war noch relativ jung, vermutlich nicht älter als zwanzig. Seine dunklen Haare und die braunen Augen erbte er vom französischen Teil seiner Familie. Seine Eltern besaßen eine Baumwollplantage im Süden von Alabama. Durch den Krieg verloren sie alles und zogen auf gut Glück in den noch wenig besiedelten Westen. Eines Tages hatte er genug vom Leben eines Farmers, und da er gut mit dem Revolver umgehen konnte, landete er bei dem Saloonbesitzer. Er war oft draußen vor der Stadt und übte mit seiner Waffe, weil er schneller ziehen und treffsicherer werden wollte. Jetzt lauschte er dem Gespräch und dachte kurz nach. Damals als Ashas Mann getötet wurde, hatte er eine Beobachtung gemacht. Ob es da einen Zusammenhang gab? Er sprach es jetzt aus: "Dafür weiß ich, wer dort draußen in der Gegend war." Sofort besaß der Revolvermann die Aufmerksamkeit der beiden. So fügte er hinzu: "Juan Martinez." Kato kniff seine Augen etwas zusammen, stieß einen leisen Pfiff aus, während sich auf seiner Stirn eine Falte bildete. Bei ihm ein Zeichen des Nachdenkens. Dann meinte er: "Das ergibt einen Sinn. Er tötet seinen Cousin, lässt etwas Gras über die Sache wachsen und dann fordert er sein Erbe ein." "Schlauer Bursche", lobte Sly. Die Aussage brachte ihn jetzt zum Nachdenken. Bei diesem Juan ist sicherlich Vorsicht angebracht. Es gefiel ihm überhaupt nicht, wenn der Besitzer der Kutschenlinie wechselte. Immerhin belieferte Asha nicht nur den Taisho Saloon. Jeder in der Umgebung gab der jungen Frau Bestellung für Vorräte mit, so sparten sie sich den Trip nach Denver oder ins benachbarte Wyoming. Eine seiner Überlegungen äußerte er jetzt laut: "Da wird noch so einiges auf Miss Asha zukommen. Wie ich hörte, hat man Juan drüben in Fort Laramie beim Kartenspiel gesehen. Er soll eine Menge verloren haben." Hier unterbrach er für einen Moment und sprach weiter, sobald er sich den nächsten Kaffee eingeschenkt hatte. "Mir ist die junge Frau bei Weitem lieber. Juan könnte Ärger bedeuten. Preiserhöhungen, Unzufriedenheit und außerdem wird Er nicht ruhig danebenstehen." Sly brauchte den Namen nicht auszusprechen, seine beiden Revolvermänner wussten, wer mit Er gemeint war. Kato gingen noch andere Ideen im Kopf herum: "Hast du etwa selbst Interesse an der Linie. Bisher hast du doch noch nie in diese Richtung ...", damit hörte er auf zu sprechen. Sein Augenmerk war auf die andere Straßenseite gerichtet. Dort trat eine hellbraunhaarige Hanyou aus dem Saloon. Jane, wie die halbe Katze hieß, hatte schon länger sein Interesse geweckt. Sein Boss bekam davon nichts mit und antwortete: "Miss Asha wird sicherlich nicht so einen alten Mann wie mich haben wollen. Da hättest du eher Chancen. Genau genommen gefällt es mir so, wie es ist. Man sollte den Mund nie zu voll nehmen." Ohne weiter darauf einzugehen, wusste Kato bescheid. Selbst wenn Asha ganz ansehnlich war und die Kutschenlinie eine nette Zugabe, sehnte er sich doch eher nach dem kleinen Kätzchen auf der anderen Straßenseite. So äußert er nur: "Ich bin nicht lebensmüde. Wenn ich diesen Hund richtig einschätze, lässt er nicht zu das man Asha das Geschäft wegnimmt. Umsonst wirft er kein Auge drauf." Da konnte ihm Sly nur zustimmen. Wenn dieser Juan seine Finger nach dem Erbe ausstreckte, würde er ganz sicher kein leichtes Spiel hier haben. Es geschah ihm nur recht. Doch der Saloonbesitzer murmelte dann noch vor sich hin: "Lieber einen Feind, den man kennt." Wenn jemand wie Juan schon so kaltblütig war, seinen eigenen Verwandten umzubringen, was würde er dann mit der Konkurrenz tun. Damit würde es einen neuen Krieg in der Gegend geben. Bei Sesshomaru wusste er inzwischen, woran er war. Deshalb betrieb er die meisten Geschäfte außerhalb. Der Saloon diente ihm nur als Tarnung. In der Gegend gab es andere Städte, wo er seine Handlanger hatte und gewinnbringende Geschäfte tätigte. Besonders lukrativ wurde inzwischen der Handel mit den Indianern. Sie tauschten Gold und Felle gegen billigen Fussel. Dann fasste er einen Entschluss, rief den dunkelhaarigen Revolvermann zu sich. Er gab ihm den Auftrag nach Denver zureiten und sich etwas umzuhören. Sobald ihm etwas über Juan zu Ohren kam, sollte er sofort berichten. Asha ahnte nichts von den Gedanken eines Saloonbesitzer über ihre Kutschenlinie weder wusste sie, was in Denver auf sie wartete. Denn Kato hatte mit seiner Einschätzung von Juan Martinez nicht ganz unrecht. Der Mexikaner hatte sich genauestens erkundigt und wusste deshalb, an welchen Tagen Asha in Denver eintraf. Jeden Moment würde das Gespann der jungen Frau in die Stadt kommen. Die Zeiten waren abgestimmt mit der planmäßigen Ankunft des Zuges der Kansas-Pacific Railway, da sie etliche Güter aus Kansas City bezog. Dennoch kam es vor, dass die Eisenbahn Verspätung hatte. Bis zu mehreren Tagen betrug die Wartezeit oft, da technische Schwierigkeiten oder Überfälle nicht selten waren. Die Eisenbahn der Central Pacific Railroad, welche Reisende von der Westküste nach Cheyenne in Wyoming brachte, traf etliche Tage vorher pünktlich ein, sodass Jack in seiner Postkutsche mehr als einen Passagier beförderte. So eine bunte Mischung hatte er noch nie. Einen arroganten Mexikaner, der glaubte, ihm läge jede Frau zu Füßen, wobei er von dem Prediger oder was dieser auch immer darstellen wollte, heftige Konkurrenz bekam. Dem Dritten sah man eindeutig seine dämonische Herkunft an. Der Blick des alten Soldaten ruhte länger als angebracht auf ihm. Wie er fand, war dieser Youkai zwar erhaben und stolz, doch hatte er ein freundliches Auftreten. Schlucken musste Jack, als das Wesen mit den langen silberweißen Haaren sich als Richter Taro Taisho vorstellte. Jetzt wo er noch einmal einen Blick auf den Dämon warf, bemerkte der Kutscher auch die Ähnlichkeit zu dem Saloonbesitzer Sesshomaru. Nicht nur die Haarfarbe, sondern auch die goldenen Augen. Dennoch sah er einen Unterschied, die Augen des Richters hatten mehr Wärme im Blick. Jack verkniff sich einen Kommentar und tat sein möglichstes die Reisegruppe nicht nur sicher, sondern auch pünktlich in Denver abzuliefern, da der Richter und Miroku Nakamura mit dem Zug weiter nach Kansas City fahren wollte. Der andere Passagier Juan Martinez suchte nach seiner Ankunft das Anwaltsbüro Henderson & Söhne auf. Der für ihn zuständige Patrick Henderson hatte gute Neuigkeiten. Jede menge Papiere gab es, für den Mexikaner, zu unterzeichnen. Danach musste er einfach nur warten bis Asha in die Stadt kam. Da Juan ein ungeduldiger Mann war, fiel es ihm nicht leicht. Asha und Takeo waren noch nicht lange an dem großen Lager, wo sie die Vorräte übernehmen wollten, als ein etwa 12 jähriger Junge auf sie zukam und fragte: "Sind sie Asha Martinez?" Erstaunt drehte sich die schwarzhaarige Frau um: "Ja", gab sie freiwillig Auskunft. "Sie werden im Anwaltsbüro von Henderson & Söhne erwartet", erklärte der Bursche sein Anliegen. "Ich soll sie hinbringen." Die Betreiberin der Kutschenlinie runzelte etwas die Stirn. Die Anwälte waren hier in Denver recht bekannt aber sie selbst hatte nichts zu schaffen mit ihnen. Sie wollte schon der Aufforderung nachkommen, doch Takeo hielt sie am Arm fest. Leise bat er: "Warte!", danach wandte er sich an den Jungen, holte eine Viertel Dollar Münze heraus und lockte: "Burschen wie du sind doch ganz schlau. Bestimmt hast du das eine oder andere aufgeschnappt." Verlegen nahm der Junge seine Mütze vom Kopf, zerdrückte sie in seiner Hand. Als Nächstes drehte er sich um und warf einen Blick in die Runde. Nachdem er noch einen Schritt näherkam, flüsterte er leise: "Mein Name ist Jimmy und ich habe wirklich etwas gehört. Es geht wohl um ein Erbe, welches mit Mistress Martinez verstorbenen Mann zu tun hat. Da ist auch noch jemand aus Kalifornien bei Mister Henderson." Da Asha wusste ihr verstorbener Ehemann hatte Verwandtschaft in Kalifornien rätselte sie jetzt, was die Angelegenheit mit ihr zu tun hatte. Das Naheliegenden kam ihr nicht in den Sinn. Es gab nur einen Weg herauszufinden, um was es genau ging. Sie wandte sich an Takeo, der Jimmy gerade das versprochene Geldstück aushändigte: "Ich werde mir anhören, was die Henderson von mir wollen. Würdest du dich inzwischen um die Vorräte kümmern?" Der blonde Leibwächter dachte noch immer nach, etwas sorgte er sich. Ashas Bitte riss ihn aus den Gedanken. So ließ er sich die Liste geben und ging Richtung Lager davon. Die junge Frau indessen folgte dem Jungen. Nur wenig später betrat sie das Haus und wurde gleich darauf in ein Büro geführt. Es wirkte düster auf die junge Frau, bedingt durch die dunklen Möbel darin. Sobald sie in einem der schweren Ledersessel Platz genommen hatte, stellte Patrick Henderson ihr den anderen Gast vor. Sie betrachtete den Verwandten ihres verstorbenen Mannes neugierig und verglich beide miteinander. Die schwarzen Haare und dunklen Augen zeichneten beide aus und symbolisierte die mexikanisch spanische Herkunft. Ebenso der leicht dunkle Teint, etwas das Asha an ihrem Mann gemocht hatte. Eine durchschnittliche Größe, attraktive Gesichtszüge besaßen beide ebenso. Während jedoch Paolo immer ein freundliches Gesicht und einen sanften Blick hatte, fand die junge Frau jetzt ihren ersten Unterschied. Juan war vielleicht noch eine Spur attraktiver als ihr verstorbener Ehemann, doch dessen Auftreten zeugte von Arroganz. Sie mochte diese Überheblichkeit nicht. Außerdem strahlten Juans Augen Kälte aus. Wenn er lächelte, dann erreichte es nie die Augen. Etliche Frauen fanden so etwas vermutlich anziehend, doch bei Asha bewirkte es eher das Gegenteil. Sie konnte ihm nicht trauen und entwickelte eine starke Abneigung. Lange blieb ihr nicht mehr für ihre Überlegungen. Patrick kam auf sein Anliegen zu sprechen. Die junge Frau hörte ruhig zu. Sie wusste bisher nicht einmal, dass Paolo mehr als ein Testament hinterlassen hatte. Welches Juan besaß, sollte jüngeren Datums sein, niemals. Sicherlich war es nur eine Fälschung. Nach den Worten des Anwaltes sprach das Gericht ihr nicht nur den gesamten Besitz ab, weil sie nur eine Frau ohne Rechte war, sondern erklärte auch das Testament ihres Mannes als ungültig. Das Ganze kam ihr wie ein abgekartetes Spiel vor. Sie setzte einen grimmigen Ausdruck auf und erklärte bestimmt: "Damit kommt ihr nicht durch. Ich nehme mir selbst einen Anwalt und klage dagegen." Juan lächelte selbstgefällig und entgegnete: "Du wirst keinen finden, der für deine Sache eintritt. Es gibt kein Gesetz, das dir mein Eigentum zuspricht." Die schwarzhaarige Frau sah kurz zum Fenster hinaus. Selbst wenn der Mexikaner recht hatte, es gab andere Frauen, die Besitz hatten. Wenn sie so darüber nachdachte, war ihr in Colorado keine bekannt. In anderen Territorien oder Bundesstaaten gab es vereinzelt welche. Möglicherweise nur, weil es keinen Erben gab. Dennoch gab es einen Hoffnungsschimmer, sie hatte immerhin die Gelder auf der Bank. Sie würde einfach wieder von vorn Anfangen. Dass dies nicht ihr einziges Problem sein sollte, erfuhr sie im nächsten Moment. Der Anwalt überreichte ein Schreiben, eigentlich handelte es sich dabei um eine Aufforderung. Sie hatte genau 14 Tage Zeit die Farm zu verlassen, wenn sie nicht auf Juans Bedingungen einging. Sobald sie jedoch diese Forderung hörte, wurde Asha blass. Allein diese Bedingung schriftlich festzuhalten und ihre Zustimmung, in Form einer Unterschrift, zu verlangen, fand sie unerhört. Sie sollte sich geschmeichelt fühlen, weil Juan dies in Betracht zog. Doch Asha empfand es als Erniedrigung und Schmach. Eine große Wahl blieb ihr nicht. Entweder sie kehrte, mittelos zu ihrer Familie in den Osten, zurück oder Asha ordnete sich Juan unter, der bereit war, für sie die Vormundschaft zu übernehmen. Sie stand auf und rannte aus dem Raum ohne eine Antwort zu geben. Der Mexikaner folgte ihr und fing die junge Frau an der Außentür ab. Hier versperrte er ihr den Weg. Juan drängte sie gegen die Wand und hielt sie in einer festen Umklammerung, sodass Widerstand zwecklos war. Der Mexikaner erklärte: "Süße Asha. Jede Frau würde sofort mit dir tauschen und dieses Angebot annehmen. Sicherlich willst du nicht ein Leben lang in Abstinenz leben." Die junge Frau war wütend und angeekelt. Doch im Moment konnte sie nicht weg. Patrick Henderson folgte ihnen beiden nicht, also konnte sie auch keine Hilfe erwarten. Sie dachte kurz nach und kam zu dem Schluss, vielleicht war es ganz nützlich, wenn sie Juans Pläne kannte, nicht nur ihre Person betreffend. So erklärte sie: "Ich hatte auch nicht vor für immer ein einsames Dasein zufristen. Doch die Hure eines Mannes zu werden ist das Letzte. Ich habe es nicht nötig mich so zu erniedrigen." "Hast du nicht? Du stehst vor dem Nichts. Deine Waisenkinder werden obdachlos. Willst du das? Nehme mein Angebot an, werde meine Geliebte und es ändert sich nichts für dich. Du kannst die Ranch behalten und weiterhin deine Kutschen fahren.", damit fand er die richtigen Argumente. Denn Juan war nicht Unwissend. Ashas Unfähigkeit, was eigenen Nachwuchs betraf und die Liebe zu den Waisenkindern hatte er mitbekommen. Paolo, sein Cousin hatte in dieser Hinsicht zwar eine andere Theorie aber Juan brachte die Zeugungsunfähigkeit nicht mit seiner Familie in Verbindung, da er selbst etliche Kinder und Bastarde sein eigen nennen konnte. Da wollte Asha schon als Nächstes wissen: "Wie du selbst gesagt hast, es gibt genug Frauen, die dir zu Füßen liegen, weshalb willst du dann mich?" "Du gefällst mir. Du bist widerspenstig. Paolo hat so viel riskiert um dich zu bekommen, da siehst du es mir sicherlich nach, wenn ich deine Qualitäten selbst testen möchte. Meine Frau will in Kalifornien auf unserer Hazienda bleiben. Da ich ab jetzt mindestens die Hälfte des Jahres in Colorado zubringen werde, brauche ich jemand, der mir die Nächte versüßt." "Niemals", antwortete die junge Frau. Ihre Augen funkelten entschlossen: "Niemals werde ich deine Hure Juan", wiederholte sie mit Nachdruck. "So ein unschönes Wort. Einigen wir uns auf Mätresse", wollte er der Sache einen bessern Touch verleihen. "Ob Hure oder Mätresse, es ändert nicht meine Einstellung", konterte die junge Frau. Sie ahnte nicht, wie sehr gerade diese Widerspenstigkeit den Schönling anzog. Es erregte ihn. Er wollte keine Frau, die alles unwillig über sich ergehen ließ, so eine hatte er in Kalifornien. Seine Frau wurde mit ihm zwangsverheiratet, weil die beiden Familien sich dadurch Vorteile ausmalten. Sie lag jedes Mal steif wie ein Brett da und zeigte keine Initiative. Paolos Witwe war das völlige Gegenteil, genau das, was er sich von einer Frau erhoffte. Der Mexikaner ließ sie nun los, strich Asha über das Gesicht. Er lächelte, überzeugt von seinem Erfolg. Somit setzte er sie weiter unter Druck. "Wenn du nicht willig bist, dann vielleicht eines deiner beiden Mädchen. Wie waren gleich ihre Namen. Ach ja, Sango, ist die ältere und die andere heißt Kagome oder nicht?" Da Juans Griff leichter geworden war, hatte Asha eine Chance gesehen und versuchte sich zu befreien. Doch jetzt erstarrte sie. Um sich selbst hatte sie wenig Angst, doch die Kinder durften diesem Widerling niemals ausgesetzt werden. Diesen Moment nutzte der Mexikaner und er beugte sich vor. Die schwarzhaarige Frau drehte jedoch ihren Kopf, sodass der geplante Kuss nur ihr Ohr traf. "Ich mag temperamentvolle Frauen", gestand Juan aufgrund dieser Geste. Diesmal lief das Fass über. Asha hob ihre Hand, ohrfeigte den Mexikaner und spuckte ihm ins Gesicht. Juan wich zurück und damit rannte die Witwe ins Freie. Über all hier herrschte reges Treiben. Sie brauchte einen ruhigen abgeschiedenen Ort um nachzudenken. Da fiel Ashas Blick auf Takeos Pferd. Ohne dem blonden Dämon bescheid zusagen, schwang sich die junge Frau in den Sattel und galoppierte gleich darauf aus der Stadt. Hinter ihr trat Juan auf die Straße und sah ihr nach. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein überlegendes Grinsen, als er sich ein Zigarillo aus der Tasche holte und gleich darauf anzündete. Während er den Rauch genussvoll einatmete und danach in die Luft blies, malte er sich schon all die Dinge aus, die er mit Asha tun würde. Gewalt war nicht nötig, er trug nicht umsonst den Spitznamen Casanova. 5. Kapitel - Der Dämon in ihm Ashas Flucht bleibt nicht unbemerkt und deshalb weckt es Takeos Unmut. Die Folge davon, jemand erscheint auf der Bildfläche, der eigentlich noch etwas inkognito bleiben wollte. Kapitel 5: Der Dämon in ihm --------------------------- Ich danke, wie immer den neuen Favoeinträgen und meinen Lesern. Nett das einige mir auch ihre Meinung hinterlassen haben. Habe mich jetzt für einen fiktiven Namen entschieden. Die meisten Städte im Süden von Denver entstanden erst später. Was Frauen und ihre Gerichtsbarkeit in Colorado um 1870 angeht, da habe ich bei google nichts gefunden. So gehe ich von der gesamten amerikanischen Lage aus. In England brachte man aber ein Gesetz heraus, das Witwen oder geschiedenen Frauen einen gewissen Besitz zusprach. Im benachbarten Wyoming und Utah erhielten Frauen 1870 das Wahlrecht und in Wyoming wurde die erste Frau zum Friedensrichter ernannt Westtown Westen- Ortschaft 5. Kapitel - Der Dämon in ihm Takeo lud gerade einen Sack Mehl auf den Wagen. Im gleichen Moment sah er, Asha im vollen Galopp, aus der Stadt preschen. Er schaute ihr nachdenklich hinterher. Sie musste einen guten Grund haben, wenn sie mit seinem Pferd, ohne ein Wort, davon ritt. Der Wind trug ihm den leichten Geruch nach Salz heran. Hatte die junge Frau geweint? Der blonde Hundedämon ließ seinen Blick, über den weitläufigen Platz, hinüber zu dem kleinen Anwaltsbüro, schweifen. Für menschliche Augen war es zu weit entfernt, doch Dämonen verfügten immer noch über eine bessere Sicht. Dort stand ein Mann, vermutlich mexikanischer Abstammung und feixte zufrieden. War dieser Unbekannte schuld an Ashas Traurigkeit? Wenn ja, würde er das gleich herausfinden. Entschlossen rief Takeo im nächsten Augenblick einen jungen Burschen heran, drückte ihm einen Dollar in die Hand und bat: "Lade den Wagen fertig auf! Danach bekommst du noch so einen Schein." Der Junge bekam große Augen. So viel verdiente er nicht einmal in einer Woche, wenn er den Boardwalk, vor dem Gemischtwarenladen, täglich fegte. So nickte er zustimmend und machte sich an die Arbeit. Takeo ging zu dem kleinen Büro, auf der Suche nach Antworten. In ihm loderte Zorn, wenn er auch nach außen hin kühl erschien. Es war seine Aufgabe Asha zu beschützen, außerdem mochte er die junge Frau. Die letzten beiden Jahre waren nicht leicht für sie gewesen. Zum einen musste sie ihre Trauer bewältigen, sich um einige Waisenkinder kümmern und die Kutschenlinie aufbauen. Ohne Freunde hätte sie es sicherlich nicht geschafft. In dieser Zeit begann die Witwe, selbstbewusster zu werden. Doch, wenn es jemand schaffte, sie aus dem Konzept zu bringen bedeutet es nichts Gutes. Allein das Auftreten des Mexikaners gab dem Leibwächter zu denken. Dieser wandte sich ab und wollte das Innere des Hauses betreten, als er plötzlich mitten im Flur am Kragen gepackt wurde. Sofort wollte der Hundedämon wissen: "Was hat Asha Martinez so aufgebracht?" Noch bevor Juan Gelegenheit hatte zu antworten, trat ein weiterer Mann herbei. "Wissen sie was sie da tun?", fragte der etwa dreißigjährige Anwalt und sprach weiter: "Sie greifen ohne Grund meinen Klienten an. Ich hole den Sheriff." Der Mensch in dem schwarzen Anzug wollte das sofort ausführen. Takeo hatte jedoch andere Pläne, wie er gleich mitteilte. "Ohne Grund? Asha Martinez ist gerade mit meinem Pferd auf und davon, ein Verhalten, welches ihr nicht ähnlich sieht. Grund genug für mich." Mit dem Fuß schob der Leibwächter die Tür zu, um neugierige Passanten fernzuhalten. Gleichzeitig ließ der Hundedämon mit einer Hand von dem Mexikaner ab. Damit zog er seine Waffe und bedrohte nun auch den Anwalt. Er deutete in Richtung einer offenstehenden Tür, offenbar das Büro von Patrick Henderson. Dieser folgte der Anweisung, weil er dort in einem Schubfach eine Pistole versteckt hatte. Doch Takeo war nicht dumm und stellte sich zwischen dem Schreibtisch und dem Anwalt. Juan hielt er weiterhin am Kragen gepackt, froh, weil dieser sich nicht wehrte. Der Leibwächter konnte ja nicht ahnen, dass Juan vermeiden wollte, mit den gefährlich aussehenden Klauen in Berührung zu kommen. Auf sein gutes Aussehen gab der Casanova viel und das wollte er nicht mit einer Narbe verunstalten. Um der ganzen Angelegenheit Nachdruck zu verleihen, warnte Takeo: "Niemand verlässt das Gebäude, bis ich meine Antworten habe." Damit verstärkte er den Druck seiner Klauen. Es fehlte nicht viel und die scharfen Spitzen verletzten Juans Haut. Der Anwalt räusperte sich jetzt. Er hatte schon früher mit Dämonen zutun gehabt und wusste, wie unglaublich schnell sie sein konnten, selbst wenn er es schaffte, an dem Leibwächter vorbeizukommen, dennoch würde er nie die Chance haben aus dem Gebäude zu gelangen. Außerdem sah er, wie sich ein weiterer Dämon näherte und erkannte in ihm, ihre Rettung. So gab der Anwalt jetzt bereitwillig Auskunft: "Juan ist der Cousin des verstorben Paolo Martinez und sein alleiniger Erbe." "Asha ist die Erbin", widersprach Takeo. Der Anwalt erläuterte: "Laut eines Testaments, das in ihrem Besitz ist. Doch es gibt noch ein weiteres. Deshalb hat Juan gegen die erste Verfügung geklagt und gewonnen. Das Gericht hat ihm alles zugesprochen. Die Ranch, die Kutschenlinie und die ganzen Gelder auf der Bank." Der blonde Hundedämon überlegte. Wenn er sich recht erinnerte, hatte die junge Frau bis vorhin keine Ahnung, was der Anwalt von ihr wollte. Dessen Name war ihr völlig unbekannt, ebenso die Angelegenheit. Das hieß, man hatte hinter Ashas Rücken entschieden, ohne überhaupt die schwarzhaarige Frau aussagen zu lassen. Diese Tatsache fachte seinen Ingrimm erneut an. Takeo Stimme klang nach einem knurrenden Unterton, als er sprach: "Durch eure Hinterhältigkeit habt ihr Miss Martinez hintergangen. Sie hatte nicht einmal die Möglichkeit ihre Angelegenheit vor Gericht selbst zu vertreten." Jetzt lachte Juan höhnisch auf, wobei er die Klaue an seiner Kehle völlig außer Acht ließ: "Wer zum Teufel sollte für Asha eintreten. Der einzige Vormund, den Paolos Witwe vorweisen kann, bin ich." Damit hatte der Mexikaner nicht ganz unrecht. Leider durften Frauen vor Gericht nicht persönlich erscheinen und musste durch ein männliches Familienmitglied oder gesetzlichen Vormund vertreten werden. Ihr Mann und auch ihr Vater weilten nicht mehr unter den Lebenden, deshalb kamen nur ihr beiden Schwäger im Osten infrage. Über Paolos Familienverhältnisse wusste niemand etwas. Wenn Juan tatsächlich der nächste Verwandte war, ergab es einen Sinn. Mit der Heirat gehörte Asha zur Familie Martinez. Leicht kratzte der Leibwächter mit seiner Klaue über Juans Hals. Es gefiel ihm, so viel Macht über diesen feigen Mexikaner zu haben. Nur ganz kurz rätselte Takeo, weshalb so viel dämonisches ihn gerade beherrschte. Solche Gefühle hatten, schon seit Jahrhunderten, eigentlich seit er an der Seuche erkrankte, nicht mehr von ihm Besitz ergriffen. Den Gedanken verscheuchte er sofort. Warnend flüsterte er Juan ins Ohr: "Welche Spielchen du auch treibst, lege dich nicht mit mir an. Du bekommst niemals Ashas Eigentum." Die Mundwinkel des Mexikaners verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Es war nur eine Frage der Zeit bis die Witwe seines Cousin verzweifelt genug war, sein Angebot anzunehmen. Er setzte schon zu einer Erwiderung an, als eine neue Stimme erklang. Niemand hatte die leisen Schritte gehört. Etliche Momente vorher, in der Nähe der Kutschenstation, stand ein Hundedämon. Dessen langen silberweißen Haare waren zu eine Zopf hochgebunden. Er kleidete sich in einen dunklen Anzug, trug darunter ein weißes Hemd und um den Hals hatte er eine dünne schwarze Schleife gebunden, was als Krawatte diente. Sein Kopf war entblößt, weil der Dämon nicht zu denen gehörte, die Hüte trugen. Zwar trug er eine Waffe, jedoch versteckt in einem Schulterhalfter. Gerade unterhielt er sich mit einem schwarzhaarigen Menschen. Sein Mitreisender zog viele Blicke auf sich. War es auch kein Wunder bei der ungewöhnliche Farbe seiner Kleidung. Fliederfarbene Stoffe sah man eigentlich nur bei Frauen. Der flache breitkrempigen Hut verbarg sein Gesicht und schützte gleichzeitig vor der Sonne. Dieser Mensch hatte um seine Hüfte einen Revolvergurt geschnallt. Die Waffe, vermutlich ein Smith & Wesson Kaliber 32, sechsschüssig mit 6 Zolllauf. Miroku bevorzugte die sechsschüssige Waffe. Sie war ihm wesentlich lieber als eine mit 5 Patronen von der Firma Colt. Plötzlich unterbrach der Dämon ihr Gespräch und sah sich suchend um. Er spürte ein Mitglied seiner eigene Art und sehr zu seiner Verwunderung war da noch mehr. Nicht nur das ihm dieses Wesen bekannt vorkam. Der Geruch von Takeo, einem der Leibwächter seine Sohnes lag in der Luft. Was den Richter jetzt die Stirn runzeln ließ, war die Höhe der dämonischen Energie, die er wahrnahm. Seit die Dämonen von der Seuche heimgesucht wurden, hatte er keine so hohe Konzentration erlebt. Dies weckte seine Besorgnis. Takeo gelang es eigentlich immer sich zu beherrschen, doch etwas schien in gerade richtig in Rage zu bringen. So ließ Taro den Gesetzeshüter, der als Tarnung die Kleidung eines Priesters trug, ohne Erklärung stehen und eilte dorthin, wo er Takeo spürte. Im letzten Moment sah er den blonden Hundedämon im Eingang der Anwaltskanzlei verschwinden. Nur wenig später fiel die Tür ins Schloss. Taro trat leise ein und lauschte den Worten. Sobald der Leibwächter, dem Mexikaner drohte, griff Inu no Taisho ein. "Takeo." Der blonde Youkai fuhr herum, erkannte den Vater seines Herrn und ließ Juan los. Er wich einige Schritte zurück. Da riet der Richter auf dämonisch: "Beherrsche dich!" Für einen Moment runzelte Takeo die Stirn, doch er gehorchte dem Befehl. Gleichzeitig war der Hundedämon dankbar für die schlechten Lichtverhältnisse im Büro. Einer der vielen Schränke besaß einen Einsatz aus Glas, der wie ein Spiegel wirkte. Als Takeos Blick dorthin wanderte, sah er den leichten Rotschimmer in seinen braunen Augen und deshalb verstand er auch die Anweisung des ranghöheren Dämons. Außerdem hoffte er mit dessen Anwesenheit auf eine Lösung des aktuellen Problem und somit Hilfe für Asha. "Wie es scheint, sind sie genau im richtigen Moment gekommen, Richter Taisho", fing Patrick dankbar an. Doch Taro hob seine Klauenhand und meinte: "Fangen sie jetzt nicht an, mir irgendetwas vorzulügen. Ich habe den ganzen Vorfall mitbekommen. In einem Punkt muss ich Takeo recht geben. In diesem Fall ging es nicht mit rechten Dingen zu", hier unterbrach sich der Richter kurz und versuchte die Minen der beiden Menschen zu deuten. Sie fühlten sich beide etwas ertappt. Bevor einer der beiden Männer etwas sagen konnte, setzte Inu no Taisho fort: "Es war zwar schlau, ein kalifornisches Gericht entscheiden zu lassen, doch es gibt hier einen kleinen Unterschied. Paolo Martinez war ein Einwohner von Westtown. Sein Tod ist noch immer ungeklärt oder? Damit fällt diese Angelegenheit in meine Zuständigkeit und ich werde der Sache nachgehen." Auf der Fahrt von Cheyenne bis hier her nach Denver hatte Jack ein wenig über seine Arbeitgeberin geplaudert. Vor allem betonte er immer wieder, wie rührend sie sich um die Waisenkinder kümmerte. Er berichtete auch von dem kleinen Fuchsdämon. Leider konnte Jack aber nicht sagen, ob es sich bei Schippo um den vermissten Enkelsohn des Herrn der Füchse handelte. Das Einzige, was der Kutscher über den Kleinen wusste, er war eine Waise. Des weiteren besaß Taro in seiner Eigenschaft als Richter viele Informationen seinen Bezirk betreffend, da er vieles von seinem Vorgänger erfuhr. Außerdem wusste der Hundedämon genug über die Bewohner von Westtown. Es hatte ihn immer interessiert, wo sich sein ältester Sohn Sesshomaru gerade aufhielt und welche Dinge dieser tat. Da die Kutschenlinie praktisch ihren Verwaltungssitz in Westtown hatte, betraf die Angelegenheit auch Sesshomaru. Dieser würde vermutlich nicht tatenlos zusehen, wie die junge Frau ihr Geschäft verlor. Über den andere Saloonbesitzer Sly Miller und dessen verbrecherische Tätigkeiten gab es genug Gerüchte. Bis jetzt fehlten dem Richter noch Beweise, um Sly zu Strecke zu bringen. Auch der Besitzer des Millers Saloon hatte sicherlich Interesse an der Kutschenlinie oder wer sie betrieb. Ob sich eigentlich Juan Martinez bewusst war, auf was er sich da eingelassen hatte? Vermutlich nicht. Taros Überlegungen wurden jetzt unterbrochen. Patrick Henderson verzog etwas sein Gesicht. Leider kam der Richter mit Argumenten, die er nicht widerlegen konnte. Dies teilte er seinem Klienten mit: "Ich fürchte Senior Martinez, dem kann ich nicht widersprechen. Sie hätten von Anfang an auf mich hören sollen und die Erbschaftssache einem Gericht in Denver übergeben sollen." Juan sah zwischen seinem Anwalt und dem Richter hin und her. Zwar sah er seine Erbe noch nicht verschwinden, dennoch verunsicherte ihn die Einmischung von Taro. "Wie lange wird das dauern", wollte der Mexikaner wissen. Sofort bekam er seine Antwort: "Wenn ich in zwei Wochen wieder hier bin, will ich alle Unterlagen haben, einschließlich der Gerichtsakte. Bis zu meiner endgültigen Entscheidung bleibt Asha Martinez auf der Ranch und sie betreibt weiterhin ihr Kutschenlinie." Der Ton, in dem das gesagt wurde, duldete keinen Widerspruch. Der Richter saß am längeren Hebel. So nickte der Anwalt. Juan verkniff sich einen Kommentar. Sein Blick fiel auf den blonden Leibwächter, von dem er die ganze Zeit grimmig angestarrt wurde. "Dann haltet mir auch diesen Dämon vom Leib", verlangte der gut aussehende Mexikaner. Taros Augen schweiften kurz zum Leibwächter seines Sohnes, danach nickte er und bestimmte: "Takeo wird so lange von Denver fernbleiben, bis ich ihm ein erneutes Betreten der Stadt erlaube." Dieser hatte ruhig zugehört, ohne sich weiter einzumischen. Sein vertrauen in Inu no Taisho war recht groß. Der blonde Dämon schien jetzt recht zufrieden. Selbst wenn Asha kein Recht bekam, so hatte er doch sein möglichstes versucht. Die beiden Dämonen traten hinaus ins Freie. Hier erklärte Richter Taisho, dem Leibwächter seines Sohnes: "Bevor in dir allzu viele Hoffnungen keimen, wenn dieses Testament echt ist, kann ich nicht viel tun. Doch es gibt eine Möglichkeit Miss Martinez zu helfen. Es liegt in meiner Macht einen anderen Vormund zu bestimmen und ich kann dafür sorgen, dass diese junge Frau nicht mittellos dasteht." Takeo berichtete jetzt: "Paolo war es immer wichtig, das Asha gut versorgt ist, falls er sterben sollte. Niemals hätte er dieses Testament aufgesetzt und Juan, als seinen Erben bestimmt. Beide Cousins hatten öfters Streit miteinander. Juan ist ein Spieler und ständig pleite. Wenn er nach Westtown kam, dann nur um sich Geld zu borgen, welches er in der nächsten Spielhölle gleich zum Einsatz brachte. Sicherlich erinnern sich einige Bewohner der Stadt an den letzten Streit der beiden, Paolo verweigerte seine Hilfe, nur wenige Wochen später fand man ihn erschossen in den Bergen." "Das wirft ein völlig neues Licht auf die Sache", gab Inu no Taisho leise von sich. Eine Weile dachte er nach und drehte sich etwas um einen Blick hinüber zum Fester des Anwaltbüros zu werfen. Er wandte sich dann mit langsamen Schritten ab, lief, gefolgt von Takeo, zur Kutschenstation. Hier wartete bereits Jack ungeduldig auf seinen Passagier. Wenn dieser, rechtzeitig den Zug nach Kansas erreichen wollte, konnte die Postkutsche nicht länger verweilen. Auf dem Weg dorthin fasste der Richter einen Entschluss. "Vorerst bitte ich dich in der Angelegenheit um Diskretion. Man weiß nie, ob Juan Bekannte in Westtown hat, die ihm Einzelheiten berichten. Dann wird dich Miroku begleiten, als einfacher Reisender. Er gibt sich als Prediger aus, ist aber inkognito. Ich habe ihn als stellvertretenden Sheriff von Westtown eingesetzt." Der Leibwächter sah kurz zu dem fliederfarbig gekleideten Mann hin. In dieser Gegend war es nicht ungewöhnlich, dass auch ein Mann Gottes eine Waffe trug. Doch so wie dieser mit den vorbeikommenden Frauen flirtet, kaufte man ihm schwer diese Tarnung ab. Außerdem stellte er den jüngeren Ausgaben, des anderen Geschlechts immer wieder die Frage: "Willst du mein Kind gebären." Somit fing er sich des öfteren eine Ohrfeige ein. Das hielt ihn aber nicht davon ab, weiterhin Frauen, den Po zu tätscheln. Dies bemerkte auch Taro, weil er nun zu dem Deputy ging, ihn am Arm packte und zu sich heranzog. Eindringlich warnte er ihn: "Miroku halte deine Gelüste ihm Zaum." Der verkleidete Gesetzeshüter setzte ein beinah unschuldiges Lächeln auf, betrachtete seine Hand und meinte entschuldigend: "Ihr wisst doch verehrter Richter, meine Hand ist von einem Dämon besessen." Während der silberweißhaarige Hundedämon sein Jackett öffnete, zu einem im Gürtel steckenden Messer griff, schlug Taro mit einem leichten Lächeln vor: "Dem können wir leicht abhelfen." Der Deputy schluckt, sah seine Hand kurz an und versteckte sie dann hinter seinem Körper. Leise murmelte er: "Was kann ich dafür, das habe ich von meinem Vater geerbt." Nach einem Blick zum Richter fügte er etwas lauter hinzu: "Ich werde versuchen mich zusammenzureißen." Damit ging Miroku zur Kutsche und ließ sich von Jack sein Gepäck geben. "Es ist wohl besser, wenn ich den Prediger im Auge behalte. Nicht dass er noch zum Problem wird", äußerte der Leibwächter indessen zu seinem Herrn. Dankbar nickte Taro und fragte dann: "Bis Westtown kannst du ihn als Begleitschutz ausgeben. In der Stadt ist Miroku dann auf seine Tarnung angewiesen. Er tut dies nicht zum ersten Mal." In dieser Gegend war es nicht ungewöhnlich, wenn sich ein Fuhrwerkbesitzer kurzzeitig einen Revolvermann anheuerte zum Schutz vor Überfällen. Immer wieder gab es Gesetzlose, die Postkutschen oder Händler überfielen Selbst vor Planwagen, Aussiedlern, die hier im Westen ihr Glück versuchen wollten, machten die Banditen nicht halt. So wurden schon ganze Familien ausgelöscht. Immer noch mit Zweifeln behaftet, kam der blonde Hundedämon auf eine andere Kleinigkeit zu sprechen: "Wenn der Prediger Deputy ist, wen habt ihr zum Sheriff ernannt?" Diesmal schmunzelte der silberweißhaarige Dämon, bei seiner Antwort: "Jemand der mit Sesshomaru bestimmt umgehen kann." Mehr Informationen gab der Richter nicht preis, sondern setzte sich in die Kutsche. Nur wenig später rollte sie davon. Takeo ging zurück zum Warenlager, während Miroku ihm folgte. Der Wagen war bereits fertig aufgeladen und so konnte er, nachdem er, den fleißigen Jungen bezahlt hatte, sofort aufbrechen. Den ganzen Weg erzählte Miroku von seinen Frauengeschichten. Der Leibwächter hörte kaum zu. Die einzige Frau, die ihn im Moment interessierte, war Asha. Er sorgte sich um sie und hoffte nur, sie wäre nach Hause geritten. 6. Kapitel - Geschäftliche Angelegenheiten Nachdem Asha sich wieder gefasst hat, trifft sie eine Entscheidung. Als ihr der Bankier von Westtown einen Strich durch die Rechnung macht, unterbreitet ihr jemand ein Angebot Kapitel 6: Geschäftliche Angelegenheiten ---------------------------------------- Jean=Gott war gnädig Emma bedeutet " gewaltig, groß, erhaben, allumfassend" "die Erhabene" oder "die Göttliche" althochdeutsch oder germanisch) 6. Kapitel - Geschäftliche Angelegenheiten Als Ashas aus Denver ritt wählte sie unbewusst den Weg nach Süden, der sie in Richtung Westtown führte. Ihre Gedanken kreisten immer wieder bei Juan und seinem Angebot. Es war nicht nur unverschämt, sondern völlig inakzeptabel für sie. Um so weiter sie sich von Denver entfernte um so größere Wut empfand sie. Inmitten des weitläufigen Waldgebiets wurde sie etwas langsamer um das Pferd zu schonen. Asha seufzte leise. Sicherlich war Takeo überhaupt nicht begeistert von ihrem überstürzten Aufbruch. Doch sie musste einfach eine Weile allein sein, ihre Gedanken ordnen. Aus diesem Grund setzte die junge Witwe ihren Weg fort. Dem Hundedämon blieb am Ende nichts anders übrig. Dessen Reise verlief ohne Probleme, selbst sein Begleiter schien ganz vernünftig zu sein, solange es nicht um Frauen ging. Miroku, der verkleidete Deputy verließ die Kutsche einige Meter vor dem Ort. Es war dunkel, sodass es niemand bemerkte. Der Leibwächter hatte ihm geraten im Taishohotel abzusteigen, wenn er keine Zuflucht in der Kirche suchen wollte. Als Takeo selbst dort ankam, stand Sesshomaru gerade draußen im Freien um die milde Nachtluft zu genießen. Der blonde Hundedämon hielt den Wagen beim Saloon an, sprang ab und ging zu seinem Herrn. Dessen kurzer Blick genügte, um zu wissen, dass er eine Erklärung wollte. Wenn man sich mehr als 500 Jahre kannte, genügten Blicke oder Gesten um sich wortlos zu verstehen. Ein Umstand, der in vielen Situationen schon nützlich war. Takeo stand dann Sesshomaru gegenüber und erklärte den Vorfall in Denver, ließ aber die Begegnung mit dem Richter aus. Immerhin war Taro der Ranghöchste und der Leibwächter hielt sich an den Befehl. Zum Schluss teilte der Leibwächter noch mit: "Eine Familie, die mir unterwegs entgegen kam, berichtete mir, Asha wäre an der Kreuzung hierher nach Westtown abgebogen. Ich vermutete, sie ist bei den Kindern auf der Farm. Das Beste wird sein, ich nehme mir ein Pferd und sehe nach." Sesshomaru äußerte sich nicht zu der Angelegenheit. Ob er sich sorgte, sah man ihm auch nicht an. Dennoch gab er seine Zustimmung, damit Takeo nach der Witwe suchte. Dieser wollte gerade zum Mietstall gehen, als aus dem Dunkeln leichtes Hufgetrappel ertönte. Die Straße herab lief Takeos gesatteltes Pferd und strebte dem heimatlichen Stall, neben dem Saloon zu. Beide Youkai schauten in die Richtung, aus der es gekommen war. Sesshomaru zog zuerst den richtigen Schluss. "Der Friedhof." Ohne weiter Zeit zu verlieren, gingen sie beide dorthin. Sie blieben am Eingang stehen und suchten mit den Augen die Reihen der Gräber ab. Vergebens? Takeo entdeckte Asha dann zuerst im dunklen Schatten des Baumes, unmittelbar neben dem Grab von Paolo. Sie hatte sich an den Stamm gelehnt und war eingeschlafen. Deutlich konnten die beiden Hundedämonen noch den salzigen Geruch nach Tränen wahrnehmen. De Leibwächter kniete sich besorgt neben die junge Frau und wischte ihr die letzten salzigen Tropfen von den Wangen. Diese Geste genügte, damit Asha eine abwehrende Bewegung vollführte und sie begann im Halbschlaf zu murmeln: "Geh weg Juan. Ich werde niemals deine Geliebte." Sesshomaru schmälerte seine Augen, während Takeo tief Luft holte, um sich zu beherrschen. Schon wieder wollte Zorn in ihm aufwallen. Doch jetzt wusste er die Anzeichen zu deuten. Darüber nachdenken konnte er nicht, da ihm sein Herr leise eine Anweisung gab: "Bring Asha in das Hotel." Er wartete nicht auf eine Bestätigung seines Leibwächters, sondern ging voraus. Der blonde Hundedämon wollte dem Befehl nachkommen und versuchte die schwarzhaarige Frau hochzuheben, doch sie wehrte sich. "Fass mich nicht an Juan", ließ sie dabei verlauten. Vermutlich plagte Asha ein Albtraum. Takeo strich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht der jungen Frau: "Asha du bist in Westtown, in Sicherheit. Juan ist nicht hier." Die bekannte Stimme zu hören genügte, damit die Witwe ihre Umgebung wahrnahm. Sie blinzelte den Schlaf fort, öffnete ihre Augen. "Der Friedhof", stellte sie fest und gleich danach murmelte sie: "Takeo." Ohne ein Wort zu verlieren, nahm dieser jetzt die junge Frau hoch und trug sie zum linken Eingang, dort wo der Saloon mit dem Hotel verbunden war. Ein ganzes Stück bevor sie ihr Ziel erreichten, fiel Asha noch etwas ein: "Dein Pferd Takeo." Dieser lächelte leicht und erklärte: "Keine Sorge, dieser Gaul ist ein ganz schlauer Bursche. Er weiß ganz genau, wo er sein Futter findet. Weil er am Saloon aufgetaucht ist, haben wir in der Stadt nach dir gesucht." "Shadow ist etwas ganz besonderes", lobte die schwarzhaarige Frau das Pferd. Daraufhin musste der Dämon schmunzeln. Er selbst hatte seinem Pferd nie einen Namen gegen. Doch Ashas Vorschlag gefiel ihm, er passte zu dem dunkelgrauen, fast schwarzen Hengst. "Damit hast du recht. Shadows Eigenheit hat mir einmal das Leben gerettet, als ich in den Bergen nach einem Erdrutsch unter Felsen eingeklemmt war." Gleich danach hatte sie das Hotel erreicht, wo Sesshomaru schon ein Zimmer für die junge Frau herrichten ließ. Hier wollten die beiden Youkai dann alles über die Begegnung mit Juan und dessen Forderungen wissen. Bereitwillig berichtete Asha die Begebenheit und teilte auch ihren Entschluss mit. Danach wollte sie erst einmal schlafen, da sie sich seit ihrem Aufbruch aus Denver kaum Ruhe gegönnt hatte. Kaum hatten die beiden Dämonen den Raum verlassen legte sich die schwarzhaarige Frau nieder und schlummerte gleich ein. Takeo war fest entschlossen etwas gegen Juan zu unternehmen, doch Sesshomaru bestimmte: "Wir finden eine Lösung." Der Leibwächter hielt seine Informationen weiter zurück, er äußerte nur: "Der zuständige Bezirksrichter ist Taro, euer verehrter Vater. Ich denke mal, wenn er die Hintergründe kennt, entscheidet er auch gerecht." Ohne es auszusprechen, hoffte Sesshomaru das Gleiche. Niemand ahnte, das der Richter, kaum in Kansas angekommen, ein Telegramm nach Kalifornien geschickte hatte, um Informationen über die Familie Martinez einzuholen. Eine Entscheidung, die später für alle Beteiligten zu einer guten Lösung führte. Am nächsten Morgen stand Asha auf und schaute einfach aus dem Fenster um die Bewohner der Stadt zu beobachten. Dabei fiel ihr ein Fremder in lilafarbener Kleidung auf, der sich höflich den Menschen näherte, jeden freundlich grüßte und mit den Frauen flirtete. Gelegentlich zuckte seine Hand merkwürdig, sodass die heimliche Betrachterin öfters den Kopf schüttelte. Eine Weile dachte die Witwe noch nach. Gerade in Momenten wie diese vermisste sie Paolo. Er war ein guter Zuhörer gewesen und fand immer Rat. Doch sie musste es allein schaffen. Bestimmt wäre ihr verstorbener Mann stolz auf sie. Asha verließ später den Saloon und sah sich kurz um. Sie hatte ausgiebig gefrühstückt und war nun wieder voller Tatendrang. In einigen Minuten würde die Bank öffnen und dann konnte sie ihren zweiten Versuch starten. Wenn Juan ihr alles nehmen würde, was sollte sie davon abhalten, noch einmal, von vorn anzufangen. Sie wusste mit großer Sicherheit, dass Jack und Kouga weiterhin für sie und nicht für den Mexikaner arbeiten würden. Das Augenmerk der jungen Frau richtet sich auf eine andere Frau in Nonnentracht. Sie kam gerade aus der Kirche, sah sich ebenso um und lief dann direkt die Strasse herunter auf den Taishosaloon zu. Erst vor Asha hielt die Schwester an und fragte: "Sind sie Asha Martinez?" Als die Schwarzhaarige bestätigte, fuhr die Nonne fort: "Ich bin Schwester Emma-Jean und zuständig für das Waisenhaus in Denver. Wie uns zu Ohren kam, beherbergen sie einige Waisenkinder ohne Genehmigung der Behörden. Man hat mich beauftragt, die Kinder abzuholen. Jemand der in einem Saloon verkehrt ist kein Umgang für unbescholtene Mädchen." Asha kam zu keiner Antwort. An der seitlichen Gebäudeecke, am Rand der hölzernen Plattform, saß Takeo auf einem Stuhl und genoss seinen morgendlichen Kaffee. Jetzt mischte er sich ein, wobei er nicht einmal zu den beiden Frauen herüber blickte, sondern weiterhin die Straße beobachtete: "Miss Asha ist keine Hure, sondern eine respektable Frau. Das wird ihnen sicherlich jeder in der Stadt bestätigen können." Die Nonne drehten ihren Kopf und sah den in Wildleder gekleideten Mann an. Sofort erkannte sie, dass es sich um einen Dämon handelte. Takeos Klauenhände umklammerten die Blechtasse, aus der er gelegentlich trank. Emma-Jean fröstelte etwas. In der Nähe eines Dämons fühlte sie sich immer unbehaglich. Es hieß zwar das vor Jahrhunderten bei ihnen das Böse erfolgreich ausgetrieben wurde und seither waren sie den Menschen ähnlich, hatten sich angepasst. Dennoch gab es genug Stimmen, die ihre völlige Vernichtung bevorzugt hätten. Anderseits waren sie nicht auch Geschöpfe Gottes. In den Augen der Nonne wohl eher Diener der Hölle. Doch sie äußerte nichts davon. Sie sagte nur: "Das bezweifle ich auch nicht. Doch eine alleinstehende Frau kann nicht für so viele Kinder sorgen. Vier Mädchen und ein Junge ist zu viel." "Es sind zwei Jungen und ich bin nicht allein", warf Asha jetzt ein. Sie wollte ihre Verteidigung nicht allein dem Leibwächter überlassen. Takeo bemerkte ihre Entschlossenheit, sie würde wie ein weibliches Tier um ihre Jungen kämpfen, wenn es darauf ankam. Eine Kleinigkeit, die in diesem Moment sicherlich helfen würde, gab es. So fragte er in einem lässigen Ton: "Dann haben sie bestimmt eine richterliche Verfügung." Da keine Antwort erfolgte, drehte der Leibwächter seinen Kopf und fuhr fort: "Falls sie keine haben, wird Richter Taisho ihnen sicherlich eine ausstellen. Soviel wie ich gehört habe, trifft er in zwei Wochen wieder in Denver ein." Die Nonne hatte schon von dem Richter gehört. Er sollte sehr gerecht handeln, vermutlich hatte er Verständnis für die Belange dieser Kinder und wusste, was das Beste war. Doch dann grübelte sie bei dem Namen Taisho nach. Da gab es doch einen Zusammenhang mit Westtown oder nicht? Emma-Jean Blick schweifte etwas nach oben zum Namen des Saloons, vor dem sie stand. Als die Erkenntnis durchsickerte, bekam sie große Augen und schnell bekreuzigte sie sich. Der blonde Hundedämon erhob sich, setzte seinen Hut auf und ging durch die Lücke zwischen den beiden Frauen hindurch. Als er sie passierte, hob er seine Hand an die Hutkrempe, zog diese etwas tiefer und sagte in einem grüßenden Ton: "Schwester Emma-Jean", dann wandte er den Kopf und zwinkerte der Witwe leicht zu: "Miss Asha." Beide Frauen schauten ihm hinterher, wie er die Straße hinunter zum Mietstall ging und alsbald hinter der Tür verschwand. Viele in der Stadt wussten das Sesshomaru Revolverleute regelmäßig in der Umgebung auf Patrouille ritten. Es dauerte nicht lange, bis die Nonne ihre Sprache wiederfand: "Ich werde das Ganze in Ruhe mit unserer Mutter Oberin besprechen. Möglicherweise sind die Kinder bereits in guten Händen.", damit drehte sie sich um und eilte davon, weil genau dieser Besitzer gerade durch die Schwingtüren heraus ins Freie trat. Etwas verwirrt blieb Asha zurück. Sie sah kurz Sesshomaru an. Doch im gleichen Moment öffnete die Bank, sodass die schwarzhaarige Frau dorthin eilte. Der Besitzer des Taishosaloons setzte sich nun neben den Eingang und beobachtet wie jeden Morgen, das Geschehen in der Stadt. Gleichzeitig ging ihm die Bemerkung seines Leibwächters durch den Kopf. Zwei Wochen, bis sein Vater wieder in Denver eintraf. Das hieß dann, der Richter war schon einmal dort gewesen. Jetzt verstand Sesshomaru weshalb Takeo letzte Nacht den Hinweis auf seinen Vater gab. Offenbar hatte sich Taro Ashas Erbschaftsangelegenheit bereits angenommen. Dennoch musste er einen Weg finden, wie er nicht nur Asha, sondern auch die Kinder schützen konnte. Genau genommen fühlte er sich nur für zwei Kinder verantwortlich. Schippo, weil er der Enkel des Herrn der Füchse war und für die kleine Rin. Ihr schuldete er etwas. Es gab nur einen Weg Juan fernzuhalten, wenn er ihn nicht umbringen konnte. Dazu brauchte der silberweißhaarige Hundedämon Ashas Einverständnis. Es dauerte nicht lange, bis die junge Frau aus der Bank herausstürmte, offensichtlich aufgebracht. Ständig murmelte sie dabei Verwünschungen. Sie rannte an dem Saloonbesitzer vorbei zu ihrem Wagen, bei dem ein Angestellter des Taishosaloons gerade fertig wurde, mit dem Anschirren der Pferde. Sesshomaru Stimme hielt sie jedoch auf: "Asha." Damit drückte er alles aus, ungestellte Fragen eingeschlossen. Die Witwe blieb stehen, dann seufzte sie und kam die wenigen Schritte zurück. Der Dämon stand auf und zog seine Augenbraue ein wenig in die Höhe. Erneut seufzte Asha und berichtete: "Ich bekommen kein Geld. Dieser verdammte Bankier hielt mir ein Schreiben der Anwaltskanzlei Henderson & Söhne unter die Nase, in dem stand, ein Richter hätte die Angelegenheit übernommen und niemand dürfte vorerst über die Gelder verfügen. " Für einen Moment war Sesshomaru überrascht. Doch dann erinnerte er sich an den Postreiter, der am frühen Morgen in der Stadt war und direkt aus Denver kam. Dieser hatte nicht nur für die Bank Briefe abgeliefert, sondern auch für ihn. Einer davon kam von seinem Geschäftspartner. Dieser musste noch einige Geschäfte tätigen und danach würde er hierher nach Westtown kommen. Sicherlich kamen da interessante Zeiten auf die Stadt zu. Raoul war immer für Überraschungen gut. Doch vorerst musste das Naheliegende geklärt werden. So wollte er wissen: "Weshalb brauchst du Geld?" "Um mir eine neue Postkutsche zu kaufen. Ich werde Juan das Feld nicht überlassen. Ich fange einfach von vor an und mache diesem Mexikaner Konkurrenz. Doch dieser verbohrte ...", sie suchte vergebens nach einem Wort. Dann setzte sie einfach fort: "Mein eigenes Vermögen wurde ebenfalls vorerst eingefroren. Der Bankier geht davon aus, dieses Geld ist auch Teil des Erbes." "Schwachsinn", gab Sesshomaru von sich. Danach kam er direkt auf sein Anliegen zu sprechen: "Würde sich Juan von dir fernhalten, wenn du verlobt bist." Asha runzelte die Stirn, während sie darüber nachdachte. So gut kannte sie den Mexikaner nicht. Nach Paolos Erzählungen war die Familie Martinez sehr stolz und Ehrgefühl wurde ihnen von klein auf beigebracht. Doch trafen diese Tugenden auf Juan zu? Sie wusste es nicht. Doch wenn sie davon ausging, wäre eine Verlobung eine gute Lösung. Doch woher sollte sie einen Verlobten nehmen, der nur zum Schein darauf einging. Wenn sie noch einmal heiraten würde, dann nur aus Liebe. Da immer noch eine Antwort ausstand, sagte sie nun: "Vermutlich kommt es auf den Verlobten an." Deshalb dachte Asha an Takeo. Schon seine Herkunft würde genügen, um Juan fernzuhalten. Viele Menschen fürchteten die Dämonen noch immer. Man begegnete ihnen zwar mit Freundlichkeit, sah sie aber lieber aus der Ferne. Sie selbst mochte den blonden Hundedämon. Er war ein Wesen mit dem sie sich vorstellen konnte die Ehe einzugehen, ihm würde sie genug Respekt und vertrauen entgegen bringen können. Da hörte sie Sesshomaru: "Wir sind jetzt verlobt." Die junge Frau schnappte überrascht nach Luft, wisch einen Schritt zurück und brachte für einen kurzen Moment kein Wort heraus. Dann protestierte sie: "Warte! So einfach geht das nicht. Ich werde wohl überhaupt nicht gefragt?" Der Besitzer des Saloons erinnerte: "In deiner Lage hast du kaum eine Wahl." Offenbar waren das aber die falschen Worte. Dadurch wurde die Witwe noch aufgebrachter: "Du bist genauso schlimm wie Juan. Wenn du denkst, du kannst so einfach über mich und meinem Körper bestimmen ...", weiter kam Asha nicht. "Das habe ich besser überhört", gab der Hundedämon leise von sich. Die junge Frau wusste, das er, damit die Anspielung auf den Mexikaner meinte. Doch allein der Ton jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sesshomaru trat näher an die Witwe. Da der Pfosten des Balkons in ihrem Rücken war, kam sie nicht weg. Deshalb beugte sich der Dämon zu Ashas Ohr und raunte ihr leise zu: "Es liegt nicht in meiner Absicht, das Lager mit dir zu teilen. Mein Angebot ist rein geschäftlich." Daraufhin legte Asha ihren Kopf etwas in ihren Nacken, suchte in den Tiefen der goldenen Augen nach einer Reaktion und versuchte darin zu lesen. Doch keine Gefühlsregung oder einen Hinweis ob Sesshomaru es ehrlich meinte, konnte sie darin finden. Sie schlussfolgerte in einem ruhigen Ton: "Wenn dich mein Körper nicht interessiert, bist du nur auf meine Kutschenlinie aus." Ganz so unrecht hatte die junge Frau damit nicht. Immerhin wartete Sesshomaru seit zwei Jahren darauf, das Asha in Schwierigkeiten geriet und er ihr Teilhaber werden konnte. Doch sie hatte wider erwarten alles gut gemeistert. Sein Vorschlag hatte mit seinen ursprünglichen Plänen nichts zu tun. Dennoch würde er sein Vorhaben nicht offenlegen. "Dieses Arrangement dient nur um deine Interessen zu wahren und damit dieser Casanova fern von Rin bleibt", ließ er nur verlauten. Dieses Argument fiel bei Asha auf fruchtbaren Boden. Um die Kinder zu schützen, war sie bereit für so einen Schritt. "Einverstanden. Bis dieser neue Richter diese Sache abgeschlossen hat, bleibt mir wohl keine Wahl. Danach werden wir unsere Vereinbarung neu überdenken." Der Blick des Dämons schweifte kurz über die Straße. Danach umspielte ein kleines Lächeln seine Mundwinkel. Er näherte sich Asha erneut und flüsterte: "Ist es bei den Menschen nicht üblich eine Verlobung mit einem Kuss zu besiegeln." Zu einer Antwort fehlte der Witwe die Zeit. Sofort packte Sesshomaru sie bei der Hüfte, zog sie näher an seinen Körper heran und erstickte jeden Widerspruch, den sie vielleicht plante, mit einem Kuss. Ein gut aussehendes Wesen, die beste Partie in der ganzen Umgebung, küsste sie gerade. Jede Frau würde sie darum beneiden, doch Asha spürte nicht das geringste Gefühl dabei. Der Kuss war angenehm und gefiel ihr aber es regten sich keine Schmetterlinge in ihrem Bauch. Sie war sich sicher das Sesshomaru genau so wenig dabei empfand. Der Kuss wurde unterbrochen und der Dämon trat einen kleinen Schritt zurück, hielt sie jedoch weiterhin in den Armen. Mit einem leichten Lächeln streifte sich die schwarzhaarige über ihre Lippen und murmelte: "Nicht schlecht. Der Kuss war ganz passabel." "Rein geschäftlich", kam als Antwort. Erst jetzt sah Asha, das Sesshomaru Aufmerksamkeit derzeit nicht ihr galt. Somit fühlte sich die Witwe dazu veranlasst sich umzudrehen und über die Straße zu schauen. Dort stand eine ältere grauhaarige Frau und starrte zu ihnen herüber, wobei ihr Mund etwas offen war. Der Dämon sagte deshalb etwas lauter: "Misses Clarks es wird mir wohl erlaubt sein meine Verlobte zu küssen. Sicherlich haben sie nichts dagegen." Was der Grund für ihre seltsame Reaktion war, konnte die beiden am Saloon nicht nachvollziehen. War es, weil Hazel ertappt wurde beim neugierig schauen oder weil Sesshomaru es gewagt hatte, sie anzusprechen. Die ältere Frau schnappte mehrmals nach Luft, wie ein Fisch, drehte sich abrupt um und ging mit geraden Rücken und erhobenen Kopf fort. Eigentlich hätte Asha wütend sein müssen, doch sie begriff die Handlung des Dämons. Hazel war das größte Klatschweib im Ort. Immer, wenn sie glaubte, Neuigkeiten zu haben, lud sie sich selbst bei den anderen Frauen im Ort zum Tee ein und verbreitete ihre Gerüchte. Normalerweise funktioniert das auch recht gut. Diesmal gab es aber zwei Umstände und somit glaubte ihr niemand. Kaum eine der anderen Frauen konnte sich vorstellen, dass sich Sesshomaru mit einem Menschen verlobte und das gerade aktuelle Gesprächsthema war der nette Priester. Kaum war Hazel Clarks verschwunden, löste sich der Dämon von der jungen Frau, strich ihr über das Gesicht und empfahl: "Jetzt geh in die Bank. Wenn dir Mister O'Connor immer noch das Geld verweigert, soll er mich persönlich aufsuchen und seine Gründe vorbringen." Dem kam die junge Frau sofort nach. Der Bankier schluckte mehrmals und sein Blick stahl sich hinüber zum Saloon. Es machte ihn ziemlich nervös, weil Sesshomaru seinen Blick auf die Bank gerichtet hatte. In seiner Vorstellung konnte der Dämon durch Wände blicken. Dem Besitzer des Taishosaloons seine Argumente für eine Ablehnung vorzubringen war er zu feige. Wie sah es denn aus, das er, ein gestandener Geschäftsmann, vor einem Youkai zu Kreuze kroch. Dann würde er lieber zu einer List greifen, der Witwe das Geld aushändigen und hinterher konnte er immer noch behaupten, den Brief der Anwälte, mit den Anweisungen des Richters, erst danach gelesen zu haben. Während Asha zu ihrem Geld kam, saßen beim Millersaloon, dessen Besitzer und Kato, vor der Tür und genossen ebenso den Vormittag. Um diese Zeit war es noch ruhig im Saloon, die meisten Gäste schliefen und Neue stellten sich oft erst abends ein. So beobachteten die beiden die Straße und bekamen auch den Vorfall mit. Kato und Sly sahen sich wissend an. Da begann Sesshomaru also langsam sein Interesse an Ashas Kutschenlinie deutlicher zu zeigen. Sicherlich hatte es auch etwas mit dem Mexikaner zu tun. Der junge Bursche, der in Denver Informationen sammeln sollte, war in den frühen Morgenstunden zurückgekehrt mit interessanten Neuigkeiten. Sly wollte das weitere Vorgehen des Hundedämons abwarten. Im Moment hatte sie beide ein anderes Gesprächsthema. So begann der Besitzer des Millersaloons: "Es gefällt mir nicht, wie diese Hure da drin herumstolziert." Kato wusste, dass damit Kagura gemeint war. Die Dämonin hatte es geschafft, einen besseren Job zu ergattern. Nachdem der Klavierspieler von einem der Gäste erschossen wurde, stellte sich heraus, dass die schwarzhaarige Youkai etliche Titel auf dem Klavier beherrschte. Außerdem sang sie sogar. Einer der Gäste ließ die Bemerkung los: "Kagura hat eine Stimme, wie das sanfte Rauschen des Windes der durch die Blätter der Bäume fuhr. Inzwischen hatte Sly einen neuen Klavierspieler gefunden, weil die Gäste auch einige andere Lieder hören wollten. So bediente die Winddämonin auch Gäste, hielt sich aber die Freier vom Hals. Mehrmals hatte sie Gäste mit ihren harten Fingernägeln verletzt. Dies brachte ihr nicht nur den Spitznamen Kratzbürste ein, sondern hielt alle mit der Zeit freiwillig auf abstand. Deshalb meinte Kato auch jetzt: "Wir können dagegen kaum etwas unternehmen oder willst du Bekanntschaft mit ihren Nägeln machen." In Slys Interesse war das ganz sicher nicht, er schlug aber vor: "Wir könnten sie ihr abschneiden." Das würde jedoch nur funktionieren, wenn Kagura fest schliefe. Weiter Überlegungen schafften sie nicht. Dem Saloon näherte sich ein Reiter auf einem ungewöhnlichen großen Pferd. Der Mann sprang ab und jetzt sah man noch deutlicher, weshalb auch der Gaul so groß war. Der Neuankömmling hatte eine kräftige, schwere Statur. Von der Größe her überragte er sogar noch ein wenig Kato. Er hatte dunkle, fast schwarze Haare und ebenso dunkle Augen. Einer seiner Vorfahren war ein schwarzer, hier ansässiger Pantherdämon gewesen. Allerdings waren die dämonischen Katzengene kaum noch vorhanden, da dieser Mensch eher ein Nachfahre der fünften oder sechsten Generation war. Kato mochte den Mann nicht, er war ihm unsympathisch. Dieser war nicht nur skrupellos, sondern sehr verschlagen. So stand er auf und ging fort. Er wollte erst einmal zum Fluss hinüber laufen, um sich zu sammeln. Diesem Gauner aus Kansas würde er am liebsten den Hals umdrehen. Kato hatte auch schon einige schlimme Dinge getan aber ein Monster, welches Frauen schlecht behandelte, war er nicht. Sly sah seinem Handlanger nach, verkniff sich sogar einen Einwand. Die Feindseligkeit zwischen seinem Geschäftspartner und seinem Leibwächter schwelte schon lange unter der Oberfläche. Es war ein Wunder, das es noch nicht zur Konfrontation kam. Kaum war Kato um die nächste Ecke gebogen stand er freudig auf: "Fergus Armstrong. Welcher Umstand führt dich wieder in diese Gegend?" Fergus begrüßte den anderen mit einem Handschlag auf die Schulter, welcher Sly leicht in die Knie zwang: "Geschäfte mein Freund", erklärte er und wurde dann noch genauer: "Jemand will mir eine Goldmine drüben in Kalifornien verkaufen. Deshalb bin ich auf den Weg nach Cheyenne um den Zug zu nehmen. Mir bleiben noch ein paar Tage Zeit, sodass ich mich ein wenig mit deinen Mädchen vergnügen will." Diesmal huschte ein Schatten über das Gesicht des Saloonbesitzers: "Du kannst eines der Mädchen haben. Es wäre nur ganz gut, wenn sie diesmal am Leben bleibt." Fergus seufzte und entgegnete: "Dabei bin ich mit der Letzten ganz sanft umgegangen." Sly stand auf, ging zum Eingang und sah sich im Inneren des Raumes um. Er dachte gerade nach, welches Mädchen er entbehren konnte, als sein Blick auf Kagura fiel. Sie war kein Mensch, ob sie mehr aushielt? Vorerst wollte sein Geschäftspartner erst einmal schlafen, da er die ganze Nacht durchgeritten war, somit konnte Sly noch ein wenig nachdenken. 7. Kapitel - Frau oder Handelsware Kagura in Schwierigkeiten. Sie sucht ihr Heil in der Flucht. Kapitel 7: Frau oder Handelsware? --------------------------------- Fergus die beste Auswahl; die richtige Wahl "Mann der Kraft", Armstrong Einer mit einem starken Arm. 7. Kapitel - Frau oder Handelsware? Nachdem Asha ihre kleine Abmachung mit Sesshomaru getroffen hatte, fuhr sie fröhlich nach Hause. Sie weihte ihre Familie in die Geschehnisse ein, da jeder ein recht darauf hatte zu wissen, welche Probleme auftraten. Inez, die jüngere Schwester von Paolo kannte Juan kaum. Als ihr Bruder mit ihr, nach dem Tod der Eltern, Kalifornien verließ, war sie noch ein Kind, viel jünger als Rin jetzt, gewesen. Kouga äußerte sich kaum dazu, Sesshomaru wusste sicherlich, was er tat. Obwohl er ahnte, dass bei dem Hundedämon noch andere Motive mitspielten. In Jack jedoch reifte ein Plan. Er war sich sicher, dass dieser Richter bald wieder zu seinen Passagieren gehören würde und da wollte er mal ein erstes Wort mit ihm reden. Dieser musste doch etwas für sein Mädchen tun können. Der Besitzer des Taishosaloons ging, sobald die schwarzhaarige Frau die Stadt verlassen hatte, in sein kleines Büro. Nur wenig später klopfte es an der Tür. Nachdem er, die davor stehende Person, hereingebeten hatte, setzte sich Sesshomaru in seinen bequemen Ledersessel und sah dem jungen Wesen entgegen. Jane, eines der Mädchen kam herein und bat ihn kurz sprechen zu dürfen. "Was willst du?", es klang nicht unhöflich, doch damit stellte er gleich klar, die Störung war nicht erwünscht. Die Katzenhanyou mit den hellbraunen Augen blieb stehen und blickte verlegen zu ihm hin, bevor sie tief Luft holte und fragte: "Ist es wahr, du hast dich mit Miss Asha verlobt, einem Menschen?" "Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig Jane", entgegnete der Inhaber des Saloons, wobei er die Hanyou nicht einmal anblickte. Die Botschaft dahinter verstand sie sofort, nämlich sich aus seinen Angelegenheiten rauszuhalten. Zögerlich fragte sie dann noch: "Es ist nur ... ", sie stockte kurz und nahm ihren ganzen Mut zusammen: "Hast du ernste Absichten?" Leise und mit einem warnenden Unterton sagte der Youkai: "Ich wiederhole mich nicht gern." Gleich darauf stand Sesshomaru auf und trat um den Schreibtisch herum, näher zu der Hanyou. Er betrachtete sie eingehend und dachte gleichzeitig nach. Die Gründe ihrer Fragen waren ihm nicht unbekannt. Vor mehreren Jahren hatte er Jane in den Bergen gefunden, wo ein alter Pelzjäger sie lange gefangen hielt. Ihr gelang die Flucht, dabei geriet sie Indianern in die Hände, konnte aber erneut fliehen und stürzte einen Felsen hinab. Es war reiner Zufall, das Sesshomaru die Stammeskrieger bei der Suche nach ihrer Beute überraschte. Es gab nur ein kleines Scharmützel, weil die Indianer schnell flohen, sobald sie mitbekamen, sie standen einem Dämon gegenüber. Jane jedoch dachte, der Fremde hatte ihr geholfen und so schleppte sie sich schwer verletzt ihm hinterher. Sie folgte dem Hundedämon bis zum Lager, wo Takeo und der Franzose Raoul auf ihn warteten. Damals war sie noch wesentlich jünger und weckte sofort mit ihrer Hilflosigkeit die ärztlichen Instinkte seines Geschäftspartner. Raoul hatte vor vielen Jahren eine Ausbildung in Frankreich zum Arzt absolviert, lange bevor es zu der Revolution kam. Auch jetzt noch, nach fast 100 Jahren, frischte der Nachfahre von europäischen Hundedämonen sein Wissen über die Heilkünste auf, obwohl er nicht praktizierte. Er genoss sein Leben und es gefiel ihm, Sesshomarus Geschäftspartner zu sein. Der Youkai war dem Franzosen in vielerlei Hinsicht dankbar, überwiegend profitierte er von Raoul Geschäftssinn und so verfügte er dadurch über ein großes Vermögen. Der Franzose schickte Jane auf eine Schule im Osten. Vor einigen Jahren kam sie dann zurück und versuchte sich im Saloon nützlich zu machen. Ihr standen so viel Möglichkeiten offen, doch sie war hier, weil sie glaubte, Sesshomaru zu lieben. In diesem Moment trat Jane näher, überwand die kurze Distanz, die sie trennte. Sie ließ ihre Hände sanft über die Brust ihres Arbeitgebers gleiten und wanderte tiefer. Sesshomaru trat einen Schritt zurück, ließ einen leisen Knurrlaut hören und fixierte sie mit seinem strengen Blick. Worte halfen offenbar nichts. Es war nicht das erste mal, das Jane ihm ein Angebot gemacht hatte. Sie war unberührt und stand unter dem Schutz seiner Leibwächter. Die Hanyou war die Einzige, die sich keine Männer mit auf ihr Zimmer nahm, weil sie sich für ihn aufsparte. Doch Sesshomaru hatte kein Interesse, weder an Jane noch an den anderen Mädchen. Über die Gründe munkelte man nur. Das hartnäckigste Gerücht, er trauerte immer noch seiner Gefährtin nach. Diese starb zusammen mit dem Kind, welches sie gerade gebar. Da der Hundedämon dem nie widersprach, war sicherlich etwas Wahres an der Angelegenheit. Es war ein Thema welches er nie persönlich anschnitt. Jetzt gab Jane nicht so leicht auf. Sie trat erneut näher und blickte ihn mit einem unschuldigen, beinahe kindlichen Ausdruck an. "Du weißt, wie ich empfinde und ich werde nie vergessen, weshalb dir meine Loyalität gehört. Mein Leben ist mir meine Unschuld wert." Sesshomaru schloss für einen Moment die Augen. Viele hätten dieses Angebot einfach angenommen, die Hanyou benutzt und sie danach weggeworfen. Doch Raoul wünschte sich ein gutes Leben für sie. So griff der Besitzer des Taishosaloons zu dem letzten Mittel, was ihm einfiel. Er packte Jane, drehte sie herum und schob sie mit dem Bauch gegen die Kante seines Tisches. Er fuhr ihr mit seiner Hand über den Rücken hoch bis zum Nacken. Dann drückte er die Hanyou nach unten und stellte sich eng hinter sie. "Ist es das, was du willst? Dass man dich wie eine Hure behandelt. Du verdienst Besseres. Such dir einen Ehemann!", diese Worte flüsterte Sesshomaru leise in ihr Ohr. Dann löste er sich von Jane. "Du bist frei und musst dich nicht mir oder Raoul verpflichtet fühlen. Hier im Saloon gehst du nur zugrunde", gab Sesshomaru noch von sich, bevor er sich in seinem Sessel niedersinken ließ. Deutlich konnte er beobachten, wie schwer es der Hanyou fiel, sich zu beherrschen. Sie drehte sich um und rannte hinaus, verschwand gleich darauf durch den Hinterausgang ins Freie und schlug den Weg zum Fluss ein. Erst jetzt erlaubte sie sich ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Jane fühlte sich abgewiesen und erniedrigt. Was für eine Närrin war sie doch, sich so anzubiedern, wie eine Hure. Doch sie sehnte sich einfach nach der Geborgenheit und Liebe eines anderen Wesen. Etwas was sie nie in ihrem Leben hatte. Ihre Mutter, eine Pumadämonin starb, als sie noch sehr klein war, ihren Vater hatte sie nie gekannt. Eine andere Familie kümmerte sich danach um Jane, doch es war nicht das Gleiche, wie die Liebe einer Mutter zu empfangen. Jemand beobachtete ihre überstürztes Verlassen des Saloons und folgte ihr heimlich. Er verbarg sich im Gebüsch und betrachtete Jane nur aus der Ferne. Kato getraute sich noch immer nicht, der Hanyou zu nähern. Als er sich nach einer Weile entschloss zu ihr zu gehen, hörte er wie Sly nach ihm rief. Aufgrund der Entfernung war dessen Stimme nur schwach zu hören. So blickte Kato noch einmal zu dem Mädchen hin. Er flüsterte: "Ein anderes Mal Jane. Mein süßes Kätzchen." Daraufhin ging er. Er sah deshalb nicht, wie sich die Hanyou ihre Tränen fortwischte, in seine Richtung blickte und ein zaghaftes Lächeln über ihr Gesicht huschte. Bei Katos Worten wurde es ihr ganz warm ums Herz. Seine Anwesenheit war irgendwie tröstend gewesen. Plötzlich wünschte sie sich, von dem Revolvermann in die Arme genommen zu werden. Das war der Moment, als sie endlich begann, Sesshomaru loszulassen. So verging der Tag und inzwischen kam auch Sly zu einem Entschluss. Nachdem Fergus zu ihm in sein kleines Büro kam, schlug er ihm Kagura vor. Der Nachfahre der Pantherdämonen hatte gut geschlafen, ausgiebig gegessen und als Nächstes stand ein Bad auf seiner Liste, jedoch dauerte es noch ein wenig, bis heißes Wasser zubereitet war. In dieser Zeit wollte er sich in der Stadt umsehen. Bevor er den Saloon verließ, warf er einen Blick auf die Winddämonin. Sie gefiel ihm auf Anhieb und vielleicht würde das etwas Längerfristiges werden. Zuerst wollte er aber ihre Qualitäten testen. So beauftragte er seinen Freund, die schwarzhaarige Youkai am nächsten Abend zu ihm zu schicken. Sly suchte daraufhin Kato auf und teilte ihm seinen Entschluss mit. Deutlich zeigte sein Revolvermann, wie wenig er davon angetan war, dennoch führte er den Befehl aus. Kagura schwankte immer noch zwischen Rebellion und aufgeben. Zwar hatte sie sich durchgesetzt und hielt jeden auf Abstand, doch sie wusste selbst, lange konnte sie das Spiel nicht mehr durchhalten. Nach einem Spaziergang in der Stadt, wo jeder ihr deutlich zeigte, was man von ihr hielt, nämlich gar nichts kehrte sie zum Saloon zurück. Sie blieb jedoch noch eine Weile in dem kleinen Garten dahinter. Hier setzte sie sich auf eine Bank, um nachzugrübeln. Während ihres Rundgangs durch die Stadt traf Kagura auch auf den Prediger Miroku. Dieser hatte sie nur abschätzig betrachtet und widmete sich gleich danach wieder der jungen Frau in seinem beisein. Die Dämonin wusste nicht, dass die Einwohner in ihr nur die Hure sahen, die für Geld mit Männern schlief. Solange es sie nicht persönlich betraf, würde ihr niemand helfen. Nur eine Frau war freundlicher. Die Besitzerin der Kutschenlinie hatte für jede Person nette Worte. Als sie zum ersten mal auf Kagura traf, gab Asha ihr einen Rat: "Du bist eine Frau Kagura, keine Handelsware. Wenn du dieses Leben nicht willst, kämpfe für deine Freiheit." Wie gern würde sie das tun. Slys Worten zufolge war sie hoch verschuldet bei ihm. Da sie sich weigerte, zuarbeiten, wuchs der Berg immer weiter, weil sie ja weiterhin Essen und Kleidung von ihm bekam. Die Dämonin war verzweifelt, suchte aber seit Tagen schon nach einem Ausweg. Immer wieder hoffte sie einen reichen Gast zu begegnen, der sie hier freikaufen konnte. In New York hätten sich bereits eine Handvoll Männer oder Dämonen gefunden, sie betören und auf ihre Seite ziehen, würde sie im Handumdrehen schaffen. Sie sah nicht hässlich aus und sie wusste, was Männern gefiel. Mit ihren geschickten Händen gelang es ihr so oft ihren Liebhaber um den Finger zuwickeln. Alle Männer waren doch gleich. Am frühen Morgen kam zwar ein Fremder, an dem sie sogar gefallen finden konnte, doch als Geschäftspartner von Sly, gab es keine Chance für sie. Ob ihr am Ende nichts anderes übrig blieb und sie musste sich doch noch auf die Gäste einlassen, nur damit sie zu Geld kam. Wie sollte dies funktionieren? Jede Einnahme kassierte Kato sofort ab oder die Männer zahlten direkt an Sly, bevor die Mädchen mit ihren Freiern auf ein Zimmer verschwanden. Jetzt seufzte sie, stand auf und ging durch den Hintereingang ins Haus. Kagura hörte ein Geräusch und wollte sich umdrehen, doch im nächsten Moment bekam sie einen Schlag gegen den Kopf und fiel in tiefe Schwärze. Stunden später kam sie mit bohrenden Kopfschmerzen langsam wieder zu Bewusstsein. Sie wollte sich bewegen und aufstehen, doch sie konnte sich nicht rühren, weil ihre Hände und Beine an das Bett gefesselt waren. Im nächsten Moment spürte sie eine scharfe Klinge an ihrem Hals. Sly Miller kniete sich auf das Bett über sie und bewegte den kalten Stahl über ihre Kehle: "Mit deinen kleinen Eigenheiten ist jetzt Schluss. Wie du siehst, kostet es mich nur eine Bewegung dir den Garaus zu machen. Mein Partner Fergus will dich als Betthäschen und du wirst ihm gefallen. Sei brav und tue, was er von dir verlangt. Er zahlt mir für eine Nacht mit dir mehr als du mir im ganzen Monat einbringen würdest." Danach stand er auf und ging zur Tür. Warnend richtete er von dort noch einmal das Wort an die Dämonin: "Fergus ist nicht so geduldig wie ich. Im Gegensatz zu ihm, bin ich noch sanft mit dir umgegangen." Im nächsten Moment verschwand der Besitzer des Miller Saloons. Die ganze Nacht und den folgenden Tag harrte Kagura gefesselt in ihrem Bett aus. Sehr zu ihrem Leidwesen stellte sie fest, jemand hatte ihre Nägel geschnitten. Am Anfang war sie wütend und zerrte heftig an den Stricken, weil sie sich dadurch nur selbst verletzte, beruhigte sich die Dämonin wieder. Die Nägel würden auch wieder wachsen. Am folgenden Abend öffnete sich die Tür erneut. Kato betrat den Raum. Er brachte Essen und Kleidung, eine Bluse und einen bodenlangen Rock. Der Revolvermann teilte ihr Fergus Wunsch sie zu sehen mit und gab den Rat, vorher noch ein Bad zunehmen. Fergus wünschte sich immer saubere Mädchen. Dieser Situation hatte die schwarzhaarige mit Bangen entgegen gesehen. Da ihr Sly oft genug deutlich gemacht hat, das sie nur gehen konnte, wenn sie sich freikaufte, musste sie dafür zwangsläufig Geld verdienen. Obwohl sie schon am vorhergehenden Tag drüber nachgedacht hatte, gingen ihr die Gedanken jetzt erneut durch den Kopf. Wenn ein Mann ihr gefiel, war das sicherlich nicht so schwierig, doch bis jetzt fand sie jeden dieser betrunkenen Grapscher widerlich. Ungewaschene, dreckige Halunken, selbst die erfolgreichen Goldsucher waren nicht besser. Kagura hatte schon mit dem Gedanken gespielt ihren Körper und Informationen an Sesshomaru zu verkaufen, um die beiden Konkurrenten gegeneinander auszuspielen. Doch vielleicht war Fergus Armstrong die bessere Wahl. Die Mädchen hatten getuschelt, und wie es hieß, musste er sehr reich sein, besaß eine Menge Saloons und sogar ein großes Kasino in Kansas City. Demnächst würde ihm sogar eine Goldmine gehören. Wenn der schwarzhaarige Pantherabkömmling mit ihr zufrieden war, ob er sie dann mitnehmen würde? Sie hoffte es. In gedankenversunken bekam sie erst mit, wie Kato sie mitleidig betrachtet, als dieser sie direkt ansprach, wobei in der Stimme des Revolvermannes Bedauern mit schwang: "Wenn du meine Geliebte geworden wärst Kagura, müsstest du nicht diesem Bastard zu Diensten sein. Du wirst es bereuen, mein Angebot ausgeschlagen zu haben. Jetzt kann ich nichts mehr für dich tun." Damit durchtrennte er Kaguras Fesseln. Er wartete draußen, bis sich die Dämonin umgekleidet hatte, und führte sie danach in einen Seitentrakt des Gebäudes. Hier gab es einen Raum, wo mehrere Badewannen standen. In einer davon wartete bereits warmes Wasser auf sie. Kagura zögerte nicht lange und ließ sich in der Wanne nieder. Es erfreute sie gerade, endlich wieder einmal ein richtiges Bad nehmen zu dürfen. Danach richtete sie ihre Haare her, zog sich an und ließ sich von Kato zu Fergus bringen. Gerade als Kagura das Zimmer betrat, entkleidete sich Slys Geschäftspartner. Erst als er in die Wanne stieg, drehte er sich ein wenig um Kaguras Reaktion zubeobachten. Die Winddämonin konnte tatsächlich nicht den Blick von ihm wenden. Zwar war der Gauner groß und kräftig, doch man konnte ihn nicht als fettleibig bezeichnen. Alles an ihm war muskulös, er strotze vor Kraft. Irgendwie hatte Kagura ein Faible für starke Männer. Fergus erinnerte sie an ihren ersten Geliebten, nur mit dem Unterschied der Schwarzhaarige glich eher einer geschmeidigen Katze in seinen Bewegungen. Sie leckte sich über die Lippen und stellte sich einiges in Gedanken vor. Ein leicht grollendes Lachen riss Kagura aus ihren Betrachtungen. Fergus Stimme erklang: "Komm her meine kleine Dämonin! Du kannst mir zur Hand gehen." Sie kam sofort auf ihn zu und wollte sich neben der Wanne niederknien. Doch der Geschäftsmann hielt sie auf: "Warte, vorher zeige mir deinen Körper! Ich will sehen, für was ich soviel Geld hinblättere." Im ersten Moment reagierte die Dämonin schüchtern, doch dann öffnete sie die Bänder ihrer Bluse und zog sie aus. Darunter trug sie ein einfaches Mieder. Sobald sie sich des Rockes entledigt hatte, war Fergus zufrieden, den Rest wollte er ihr selbst vom Körper entfernen. Er betrachtete Kagura, wie sie nur noch mit dem Mieder, welches die Ansätze ihrer Brüste zeigte und den Spitzenhöschen, dessen Länge bis fast an ihre Knie reichte, bekleidet war. Jetzt übergab er der Dämonin den Schwamm und ließ sich von ihr waschen. Ihn so aus der Nähe zu erleben, stellte Kagura fest, wie angenehm Fergus roch. Sobald er fertig gebadet hatte, abgetrocknet war, widmete er sich Kagura. Völlig nackt ging er zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie. Zwar ging er dabei nicht brutal vor aber von Anfang an dominierend. Nur wenige Frauen schaffte es Fergus zu erregen, Kagura hatte die Wirkung auf ihn. Oftmals musste er Gewalt anwenden, um Genuss zu finden, doch die Dämonin in seinen Armen gab ihm wesentlich mehr Befriedigung als jede Hure, die er bisher unter sich hatte. Fergus streifte mit seiner Hand über den Arm der Schwarzhaarigen mit den roten Augen, beugte sich näher und küsste ihre Schulter. "Du gefällst mir Kagura. Ich glaube, wir beide werden uns gut verstehen. Solange du meine Regeln befolgst, wirst du nicht zu beanstanden haben." Er verschwendete keine Worte weiter und ließ seine Hände über Kaguras Körper gleiten, streichelte sie, berührte ihre erogenen Zonen. Dann flüsterte er: "Du bist genau richtig für mich." Der Geschäftsmann hob die Dämonin hoch, legte sie auf dem Bett ab und verwöhnte sie weiter. Er trieb sie ständig an den Rand, ohne ihr jedoch Erfüllung zu schenken, Fergus genoss die Reaktion des weiblichen Wesens, ihr Wimmern. Der Nachfahre der Pantherdämonen besaß eine enorme Selbstbeherrschung. Auch dann noch, als er Kagura endlich in Besitz nahm, zögerte er das Spiel immer weiter hinaus. Erst am frühen Morgen als Fergus selbst von Müdigkeit übermannt wurde, erlangte Kagura die nötige Ruhe. Bevor sie einschlief, zeigte sich ein glücklicher Ausdruck. So eine Nacht hatte sie noch nie erlebt. Ihr früherer Liebhaber hatte sich immer zuerst seine Befriedigung geholt, bevor er ihr Genuss bereitete. Das Zusammensein mit Fergus war anders, vielleicht sogar noch besser. Dass er sich sehr dominant verhielt, störte sie nicht, wenn es immer so zwischen ihnen sein konnte. Sly war sehr überrascht, nicht nur von Kaguras williger Hingabe, dieser wunderte sich auch über seinen Partner. Dennoch kannte er ihn lange genug, um zu wissen, früher oder später würde Fergus in sein altes Verhaltensmuster zurückfallen. Jemand wie er änderte sich nicht. Dann würde das überhebliche Lächeln auf Kaguras Gesicht verschwinden. Um so länger Fergus in Westtown weilte, um so mehr Pläne schmiedete der Schwarzhaarige. Die Stadt gefiel ihm und würde ein gutes Sprungbrett für seine zukünftigen Geschäftsideen sein. Denver war eine Stadt, die täglich größer wurde. Die Nachfrage nach mehr Saloons, Bordellen oder einem Kasino war deshalb nur eine Frage der Zeit. Sly ahnte deshalb nicht, das sein Geschäftspartner sich jetzt schon als neuen Besitzer des Miller Saloons sah. Durch ihren neuen Stand fand Kagura wieder etwas gefallen an ihrem derzeitigen Leben. Als sie Tage später eine Entdeckung machte, riskierte sie eine Menge und beinahe traf sie eine falsche Entscheidung. An dem Morgen fiel ihr ein Ohrring herunter. Auf der Suche danach bückte sich Kagura und fand nicht nur ihr Schmuckstück. Unter dem Bett entdeckte sie eine halb geöffnete Tasche mit Geld. Neugierig, wie sie war, holte sie diese hervor und sah sich den Inhalt genauer an. Das mussten Hunderte von Banknoten sein. Praktische ein Vermögen lag hier vor ihr. Genug Geld um sich ihre Freiheit damit zu erkaufen. Einige Scheine hatte sie bereits in der Hand, als ihre kühle Überlegenheit zurückkam. Nein sie konnte nicht gleich verschwinden. Erst einmal musste sie Pläne schmieden und sie brauchte jemanden, der sie hier fortbrachte. Sehr zu ihrem Leidwesen konnte Kagura nicht reiten und mit einer Kutsche kam sie vermutlich auch nicht zurecht, da es noch nie nötig war. Deshalb schob sie ihren Fund zurück unter das Bett. Von da an lächelte sie leicht und wirkte wesentlich fröhlicher. Zu dem Zeitpunkt, als Kagura das Geld fand, war Asha auf den Weg nach Denver um ihre neue Kutsche zu bestellen. Einkäufe standen an und sie sollte einen Passagier mit nach Westtown nehmen, der sich nicht davor scheute, den unbequemen Sitz neben ihr einzunehmen. Richter Taisho benutzte zwar die Eisenbahn und Kutschen, um zu reisen, doch hielt er sich selten dabei im Inneren auf. Im Zug fand man ihn am Ende des letzten Waggons auf der Einstiegsfläche und bei Jack saß er immer neben ihm auf dem Kutschbock. Dies nutzte der alte Soldat, um beim Richter Hilfe zu suchen wegen der Kinder. Taro war ein guter Zuhörer, vor allem weil Asha ihn immer mehr interessierte. Obwohl er die schwarzhaarige Frau nicht kannte, fühlte er sich ihr durch Jacks Erzählungen bereits verbunden. Kaum kam die Postkutsche in Denver an, verabschiedete sich der ältere Hundedämon und nahm sich ein Zimmer im Hotel. Kurz suchte er an diesem Tag noch die Anwaltskanzlei Henderson & Söhne auf, wo er erfuhr, Juan befand sie drüben in Wyoming, um in Cheyenne Karten zu spielen. Patrick Henderson telegrafierte dem Mexikaner und dieser würde in einigen Tagen eintreffen. So nutzte Taro die Zeit des Wartens, um sich mit einigen angesehenen Bürgern von Denver vertraut zu machen. Immerhin war dieser Ort und die Umgebung sein zukünftiger Wirkungskreis. Eines abends beendete er einen der Besuche und befand sich auf den Weg zu seinem Hotel, als aus dem Dunklen einer Seitengasse jemand rief: "Vater." Kurz ließ der Hundedämon seinen Blick schweifen, danach verschwand er im Schatten der Häuser. "Inuyasha", begrüßte er gleiche darauf seinen jüngeren Sohn und kam ohne Umschweife mit der Frage: "Hast du etwas für mich!" Halb knurrend entfuhr es dem Hanyou: "Ich freue mich auch, dich zu sehen." Damit erntete er nur einen warnenden Blick aus den goldenen Augen. Deshalb berichtete Inuyasha nun: "Miroku zufolge ist in Westtown alles in Ordnung. Nur hier in Denver ziehst du die Aufmerksamkeit auf dich. Du bist das Stadtgespräch. Die guten Bürger hoffen, dass du dem Verbrechen einhalt gebietest und gleich, den einen oder anderen, Saloon schließt." "Das war nicht anders zu erwarten", äußerte der Richter nur. Dann bat er: "Komme in einer Stunde in mein Hotelzimmer. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten." Taro wandte sich schon ab, als der Hanyou von sich gab: "Da ist noch etwas. Ein Mexikaner ist seit gestern hier und stellt eine Menge Fragen über dich und eine Miss Asha." "Hast du einen Namen?", wollte der Hundedämon wissen. Informationen zu erfahren, war immer wichtig, besonders über seine Feinde. Das konnte man nur, wenn man wusste, wer diese waren. Sein Sohn antwortete sofort: "Klar. Don Rafael Jorge Martinez. Er ist ein älterer weißhaariger Mexikaner, offenbar sehr stolz und immer elegant gekleidet. Mit seinem Sombrero ist er gar nicht zu übersehen. In seiner Begleitung befinden sich zwei Pistoleros." "Das trifft sich gut. Somit bleibt mir die Reise nach Kalifornien erspart, wenn sich Juans Vater bereits hier befindet", war alles, was Taro dazu sagte: "Wir sehen uns", fügte er noch hinzu. Diesmal ging der Youkai wirklich. Am Ende der Gasse drehte sich Taro noch einmal um und ließ verlauten: "Inuyasha, ich freue mich immer, meine Söhne zu sehen." Gleich darauf war er verschwunden. Der Hanyou blieb doch eine Weile im Dunkeln stehen, ein Lächeln auf den Zügen. Die Anerkennung seines Vaters war ihm sehr wichtig. ... tbc... Pistoleros = mexikanische Revolvermänner 8. Kapitel - Familienangelegenheiten Richter Taro trifft auf Juans Vater und dieser äußert eine Bitte. Außerdem erfährt Taro unter dem Siegel der Verschwiegenheit sehr interessante Dinge. Hilft dies alles Asha? Kapitel 8: Familienangelegenheiten ---------------------------------- Bei einigen Viktoria-Kutschen gibt es die Möglichkeit den Bocksitz abzumontieren und damit zum Selbstfahrer umzuwandeln. Lange genug hat das Kapitel ja gedauert. Ich hoffe es findet euren Anklang und kommt nicht langweilig rüber. 8. Kapitel - Familienangelegenheiten Asha befand sich noch nicht sehr lange in der Stadt, als sie auch schon den Stellmacher aufsuchte. Vor wenigen Tagen hatte dieser ihr per Telegramm mitgeteilt, das ihre neue Postkutsche fertig war. So betrat sie den Hof, lief auf die kleine Werkstatt zu, wo sich das Büro befand, als ihr Blick magisch von einer Viktoriakutsche angezogen wurde. Sie musste neu sein. Alles glänzte und das Leder roch ebenso unbenutzt. Nicht nur ein Traum, sondern in Ashas Augen ein wahres Prachtexemplar. Damit könnte sie Passagiere befördern, die es vorzogen allein zu reisen und nicht auf ihrem unbequemen Frachtwagen mitfahren wollten. Vor allem wurde ihr damit die Möglichkeit eröffnet, ihr Geschäft zu erweitern. Somit konnte sie selbst Reisende abholen, denn leider schaffte sie es nicht, die mehrspännigen Postkutschen zu führen. Ihr fehlte die Kraft und das Geschick, weil dafür waren eher starke Männerarme von Nöten. Mit dieser kleinen Kutsche konnte sie zusätzlich Fahrten unternehmen und das nicht nur nach Denver. Noch während sie träumerisch neben dem Gefährt stand, trat der Stellmacher neben sie, wischte sich die Hände an einem Tuch ab und bemerkte beiläufig: "Der Spieler, der die Viktoriakutsche bestellt hatte, wurde letzte Woche von einem anderen erschossen. Es ging bei dem Streit wohl um Falschspielerei." Andächtig strich die schwarzhaarige Frau über das rötliche Leder des Sitzes und hörte weiter zu: "Gut gepolsterte Sitze, anständige Federungen, damit man nicht jedes Loch als Insasse merkt. Du kannst den Kutschbock abmontieren und sie auch als Zweisitzer fahren." "Die Kutsche ist perfekt. Genau richtig für mein Geschäft", schwärmte die Inhaberin der Martinezlinie. "Die Bequemlichkeit würde auch einem Richter gefallen", gab der Stellmacher einen weiteren Grund an um Asha die Entscheidung zu erleichtern. Die junge Frau seufzte und erklärte: "Liebend gern. Doch ich habe nur den vereinbarten Betrag dabei." Sie war sich nicht sicher, ob die Bank ihr den Restbetrag aushändigte und Sesshomaru um Hilfe bitten ging ihr gegen den Strich. Damit gab sie in ihren Augen einen gewissen Teil ihrer Eigenständigkeit auf. Einige Zeit überlegte der Handwerker, rechnete sich im Kopf das Ganze aus, bevor er sagte: "Du bist meine beste Kundin. Ich profitiere von deinem Geschäft ..." Plötzlich kicherte die Schwarzhaarige und fiel ihm ins Wort: "Du bist immerhin der einzige Stellmacher, da ist es kein Wunder." "Hier in Denver", konterte der ältere Mann sofort. Des Weiteren fügte er hinzu: "Drüben in Wyoming oder im Süden gibt es sicherlich andere meiner Zunft." Während Asha zwischen ihrer neuen Postkutsche und dem kleineren Gefährt im Wechsel hin und her schaute, kratzte sich der Stellmacher am Kopf. "Ach was soll es. Du bekommst beide Kutschen. Die Viktoria sogar zum Sonderpreis. Den Rest zahlst du aus deinen monatlichen Gewinnen", gab der grauhaarige Handwerker plötzlich seine Entscheidung diesbezüglich kund. "Geschäft", stimmte die Witwe mit dem Lieblingsspruch des Stellmachers zu. Nachdem sie alles miteinander geregelt hatten, verabschiedete sich Asha und ging zum Großlager um ihre Einkäufe zutätigen. Dies dauerte auch nicht sehr lange. Später traf sie dann mit Jack und Kohaku zusammen. Sie aßen gemeinsam zu Mittag. Kaum verließen sie die Gaststätte, näherten sich zwei Nonnen der jungen Frau. Eine war ihr nicht unbekannt. Sie begegnete Emma-Jean wenige Tage vorher in Westtown. Eine merkwürdige Ahnung beschlich die Witwe. Dann standen die beiden Dienerinnen Gottes vor ihr, grüßten höflich. Die Ältere stellte sich als Mutter Oberin vor und kam gleich auf ihr Anliegen zu sprechen. "Miss Martinez es geht um die Kinder. Schwester Emma-Jean hat sich diesbezüglich in Westtown umgehört. Offenbar haben sie einen ausgezeichneten Ruf in der Gemeinde und sie kümmern sich gut um die Waisen. Dennoch verstehen sie sicherlich, dass wir nicht ohne eine gründliche Prüfung der Umstände unsere Zustimmung erteilen können." Daraufhin antwortete Asha, wobei ein wenig Entrüstung in ihrem Ton mitschwang: "Natürlich müssen sie neugierige Fragen stellen. Genau deshalb ist es mir ein Rätsel, weshalb sie die wichtigsten Personen außen vor lassen." Weil der schwarzhaarigen Frau daraufhin zwei Gesichter, mit einem unwissenden Ausdruck entgegen blickten, fügte sie hinzu: "Ich spreche von den Kindern. Offenbar hat Schwester Emma-Jean es versäumt, sich mit ihnen zu unterhalten." Diesmal ließ die Betreiberin der Kutschenlinie den Nonnen keine Zeit zum Antworten. Sie drehte sich um und bat: "Kohaku, komm bitte her!" Der schwarzhaarige Junge folgte der Aufforderung. Asha fasste ihn bei den Schultern, stellte Kohaku vor die beiden Gottesdienerinnen und sagte: "Das sind Schwester Emma-Jean und ihre Mutter Oberin, zuständig für das hiesige Waisenhaus. Sie werden sicherlich einige Fragen an dich haben. Du wirst ihnen jede ehrlich beantworten und berichte ihnen auch von den negativen Dingen bei mir, falls es etwas gibt, was dir missfällt. Ansonsten bin ich sehr enttäuscht von dir." Im nächsten Augenblick ging die junge Frau einfach davon. Die beiden Nonnen verstanden nicht weshalb. Doch der Junge sollte nicht unter dem Zwang ihrer Anwesenheit stehen und dadurch beeinflusst werden. Die Witwe vertraute dem Kind. Der Einzige, der wohl Ashas Absichten erriet, stand die ganze Zeit verborgen hinter einer Mauer. Aufgrund seines guten Gehörs spielte die Entfernung keine Rolle. Nachdem Kohaku wahrheitsgemäß alles berichtete, welches Schicksal sie erlitten hatten und weshalb sich Asha um sie kümmerte, schickten die Schwestern ihn fort. Beide wollten sich wieder dem Waisenhaus zuwenden, als Richter Taisho auf die Straße trat und sich den Frauen näherte. "Verzeihen sie meine Einmischung. Ich denke die Kinder leben bei Miss Martinez unter guten Bedingungen", kam er ohne Umschweife auf das Wichtigste zu sprechen. Beide Nonnen drehten sich zu ihm um. Emma-Jean erbleichte sofort, als die den Dämon sah. Die Ältere besaß mehr Selbstbeherrschung und so merkte man ihr, den Schreck, plötzlich einem Dämon gegenüber zustehen, nicht an. Bevor eine Frage gestellt werden konnte, fuhr der Richter fort: "Wenn ich mich vorstellen darf. Inu no Taisho, der Herr der Hunde und der Herr aller Dämonen. Menschen nennen mich in der Regel Richter Taro Taisho." "Es ist uns eine Ehre", brachte die Mutter Oberin mühsam heraus. Sie ängstigte sich nicht wie die jüngere Nonne, aber solch eine Persönlichkeit traf man selten. In ihren Augen war Taro fast mit dem Präsidenten oder dem Papst vergleichbar. "Der Rat der Dämonen sieht Miss Martinez als fähig genug an, sich um den Enkelsohn des Herrn der Füchse zu kümmern. Das Leben auf der Farm der Witwe tut Schippo ganz gut. Deshalb denke ich, die menschlichen Kinder sind ebenso gut untergebracht." Weil eine Weile keine Antwort erfolgte und Taro die Angelegenheit etwas beschleunigen wollte, fügte er noch hinzu: "Zwar bin ich kein Buchhalter, aber selbst mir ist klar, wie viel Kosten dem Waisenhaus entstehen, wenn sie für den Unterhalt der Kinder aufkommen müssen." "Beträchtliche Kosten", murmelte die jüngere Nonne leise. Die ältere Frau stimmte zu: "Das ist ein Argument. Doch eine alleinstehende Frau ...", weiter sprechen konnte sie nicht, da Inu no Taisho sie unterbrach: "Miss Martinez hat genug hilfe und ein gutes Einkommen. Da ich auch ihr gesetzlicher Vertreter bin, steht dem sicherlich nichts mehr im Wege. Außerdem wäre ich zusätzlich bereit die Vormundschaft für die Kinder zu übernehmen." Diese letzten Worte überzeugten die Mutter Oberin endgültig. Obwohl der Richter ein Dämon war, so hatte er einen sehr guten Ruf. Unter seiner Aufsicht würde sicherlich keinerlei Problem auftreten. So gab sie dann ihr Einverständnis. Nur wenig später gingen die Nonnen zurück zur Kirche, wobei beide sehr erleichtert wirkten, jede Frau aus anderen Gründen. Noch eine Weile sah Taro den beiden Frauen hinterher. In der zwischen Zeit näherten sich drei Männer seiner Position und blieben etwas entfernt stehen. Noch bevor sich der Richter den Neuankömmlingen zuwandte, begann er zusagen: "Don Rafael Martinez nehme ich an?" "Senior Taisho", antwortete der Mexikaner. Taro hatte sich inzwischen umgedreht und musterte den Menschen. Er war schlank, recht groß für seine Rasse, seine Haltung aufrecht und stolz. Aufgrund seines Alters hatten die ehemals schwarzen Haare eine Weißfärbung angenommen. Dessen dunkle Augen betrachteten seinen Gegenüber sehr aufmerksam. Die Kleidung von Don Rafael entsprach der üblichen Tradition seines Landes. Eine enge schwarze Hose mit in gold bestickten Bordüren und eine ebenfalls reich dekorierte, westenförmige Jacke in der gleichen Farbe. Das Hemd war reinweiß und mit vielen Rüschen besetzt. Um den Hals trug der Mexikaner ein blaues Tuch. Die Schärpe, welches ihm als Gürtel diente, war ebenfalls blau. Allerdings fehlte der von Inuyasha erwähnte Sombrero. Obwohl der Mensch unbewaffnet aussah, gab es sicherlich eine versteckte Pistole oder ein Messer im Bund seiner Hose. Um so mehr Waffen trugen die beiden Pistoleros, Rafaels Leibwächter zur Schau. Der Don kam auf sein Anliegen zusprechen: "Wenn es keine Umstände bereitet, würde ich euch gern unter vier Augen sprechen Richter. Es geht um Asha ...", er unterbrach sich kurz, trat zwei Schritte näher und flüsterte, sodass seine Leibwächter ihn nicht hören konnten: "... und um meine Söhne." Der Hundedämon runzelte leicht die Stirn. Dieses Gespräch versprach, interessant zu werden. Er sah sich kurz um und überlegte, welcher Ort wohl sicher genug war, um sich diskret zu unterhalten. Er zog bereits eine der beiden Kirchen in Betracht, als sein Blick auf einen Saloon, der sich nur wenige Schritte entfernt befand, fiel. Zu dieser Tageszeit gab es noch keine Gäste. Der Einzige im Innern war einer der Barkeeper, der mit aufräumen beschäftigt war. Ein idealer Ort für ein Gespräch. Da der Richter mit ihr angesprochen wurde, eine unter Adligen häufig verwendete Geste, blieb auch der Dämon dabei. "Kommt", forderte Taro den Mexikaner auf und betrat das Innere des Saloons. Rafael gab seinen beiden Pistoleros eine Anweisung und folgte dem Richter sogleich. Der silberweißhaarige Youkai drückte dem Salooninhaber, denn dieser räumte persönlich auf, ein paar Scheine in die Hand und erklärte den Grund. Der Mann in mittleren Jahren sah auf seine beiden Gäste, ging zum Tresen, stellte außer zwei sauberen Gläsern, eine Flasche Tequila und eine Flasche Reiswein auf die Theke, bevor er durch den Vordereingang hinausging und den Saloon verschloss. Taro schmunzelte etwas. Dieser Inhaber verstand offenbar sein Handwerk oder er hatte schon früher, japanische Dämonen zu Gast. Eigentlich wollte der Don sich den Tequila einschenken, überlegte es sich dann anders und griff ebenso zum Sake. Nachdem er gekostet hatte, lobte er: "Vorzüglich. Dennoch andersartig. Habt ihr schon einmal Wein aus edlen Trauben gekostet?" "Um mich mit euren Worten auszudrücken. Ich finde den Rotwein aus der Gegend von Sacramento vorzüglich. Trotzdem mundet mir Reiswein immer noch am besten." "Selbst wenn man in der Fremde weilt, legt man die Traditionen seines Landes nur schwer ab. Mein Vater wanderte vor vielen Jahren aus und ließ sich in Kalifornien nieder. Danach nahmen die Amerikaner das Land ein und erklärten es zu einem Bundesstaat. Dennoch erzog er uns nach den alten Regeln seiner Familie. Er stammte vom hohen Adel ab. Einer unser Vorfahren soll sogar ein Berater des spanischen Königs gewesen sein." Rafael trank einen weiteren Schluck, und danach wollte er auf sein Anliegen zusprechen kommen, als sich die Tür öffnete und ein silberweißhaariges Wesen in weinroter Kleidung hereinplatzte. Der Hanyou begann sofort zu sprechen: "Vater ich habe gerade mit Takeo gesprochen. Juan, dieser Bastard ..." "Inuyasha du spricht von dem Sohn dieses Mannes!", rügte Inu no Taisho, sein eigenes Fleisch und Blut, bevor dieser noch mehr unangebrachte Sachen verlauten lassen konnte. Die Ohren des Halbdämons zuckten kurz. Er sah zu dem Begleiter seines Vaters und wollte zu einer Antwort ansetzen. Da äußerte Rafael: "Ist schon gut Richter. Juan scheint oft seine gute Erziehung zu vergessen und sich tatsächlich wie ein Bastard zu benehmen. Setzte deinen Bericht ruhig fort!" Weil auch Taro zustimmend nickte, erzählte Inuyasha dann: "Juan hat offenbar versucht, Asha zu erpressen. Er will sie zwingen seine Geliebte zuwerden. Im Gegenzug darf sie die Farm und die Kutschenlinien weiter betreiben." Im Anschluss berichtete er jede Einzelheit, die er von Takeo erfahren hatte. Der Ausdruck des Mexikaners verfinsterte sich zusehens. Er ballte seine rechte Hand zur Faust, mehr Reaktion zeigte er nicht. Dennoch war er sehr wütend und enttäuscht. An seinen Sohn gewandt bat der Richter danach: "Reite nach Westtown und setzte dich mit Miroku in Verbindung. Morgen früh werde ich dir folgen." Daraufhin verabschiedete sich der Hanyou und verließ den Saloon. "Hat eurer Sohn euch jemals enttäuscht?", wollte Don Rafael wissen, seine Stimme war dabei sehr belegt. Taro schüttelte leicht den Kopf und erwiderte: "Inuyasha ist manchmal etwas geradeheraus und impulsiv. Dennoch bin ich recht zufrieden mit der Entwicklung meiner vier Kinder. In jeder Familie gibt es Kleinigkeiten, die man als Vater sicherlich anders gehandhabt hätte." Bei diesen Worten dachte er an seinen erstgeborenen Sohn. Wie viel Leid dessen Gefährtin ertragen musste, nur weil Sesshomaru sich eine dumme Bemerkung über Schwäche erlaubte. Sein Sohn und seine Schwiegertochter waren zwei hartnäckige Starrköpfe und so litten sie beide unter ihrem Stolz. Doch dies gehörte nicht hierher. Vor allem sprach der Mexikaner bereits weiter. "Ich wünschte, ich könnte das von mir auch sagen. Wobei sich meine Ratlosigkeit nur auf Juan beschränkt. Vielleicht liegt es ...", der Don unterbrach sich selbst und sagte als Nächstes: "Ich sollte lieber am Anfang beginnen. Danach werde ich meine Bitte bezüglich Asha äußern." Damit trank er einen kleinen Schluck, nahm die volle Flasche in die Hand und betrachtete sie nachdenklich: "Tequila hat die dumme Nebenwirkung, wenn man zu viel davon genießt, verliert man schon einmal die Orientierung.", er seuftzte kurz und fuhr dann fort: "Wir waren nicht nur zwei Jungen, sondern Zwillingsbrüder, wobei ich der Ältere war. Unser Vater arrangierte eines Tages eine Verlobung mit einer anderen Familie. Zwei Schwestern vom Alter her gerade einmal ein Jahr auseinander und sich vom Aussehen und dem Charakter sehr ähnlich. Bei uns vieren war es keine Liebesheirat, was sich in späteren Ehejahren jedoch änderte. Während mir meine Frau, im Abstand von vier Jahren zwei Töchter schenkte, blieb die Ehe meines Bruders Kinderlos. Es kommt gelegentlich vor das in der Familie Martinez keine Kinder geboren werden, sodass wir nie an einen anderen Grund dachten. Bis zu dieser verhängnisvollen Nacht, als ich zwar die richtige Tür fand, aber mich im Stockwerk irrte. Statt in das Schlafzimmer meiner Frau, betrat ich deshalb das meiner Schwägerin. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, ich habe niemals einer Frau gegenüber Gewalt angewandt. Die Frau meines Bruders war mehr als willig und empfing mich mit offenen Armen. Sie glaubte ihr Mann wollte endlich die Ehe vollziehen. Es war für uns beide eine unglaubliche Nacht. Das Erwachen kam am nächsten Morgen, vor allem als ich bemerkte, dass meine Schwägerin noch unberührt gewesen war. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten wir beide den Vorfall verschwiegen. Doch bei mir siegte mein Ehrgefühl und so beichtete ich meinem Bruder die Verfehlung. Wäre es umgekehrt gewesen, ich hätte meinen Bruder sicherlich für diese Tat zum Duell gefordert um Genugtuung zu erlangen, doch er blieb völlig ruhig und verließ wortlos mein Arbeitszimmer. Erst Stunden später kam er zurück, leicht angetrunken und gestand mir, sich nur für Männer zu interessieren. Ich habe nie erwartet das mich mein Bruder noch mehr schocken konnte, doch er tat es, indem er mich bat, seine Frau zu schwängern, für den Fall, dass sie durch die erste Nacht noch kein Kind empfangen hat. Ich war wie vor dem Kopf geschlagen und grübelte wochenlang darüber nach. Mein Bruder bat mich noch einmal darum und meine Schwägerin war nicht abgeneigt, so tat ich ihm den Gefallen. Ich begann eine Affäre mit ihr, aus der zwei Kinder hervorgingen. Paolo und Inez. Meine Frau erlitt nach Juans Geburt zwei Fehlgeburten, sodass ich dann ihrem Bett fernblieb. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, sie zu verlieren. Nur wenig später wurde sie von einem Fieber dahingerafft. Obwohl Paolo mein erstgeborener Sohn, und damit eigentlich mein Erbe war, haben wir alle das Geheimnis gewahrt. Mein Bruder erkannte beide Kinder an und liebte sie wie seine Eigenen. Überraschenderweise änderte sich mein Bruder. Er wurde nicht nur ein fürsorglicher Vater, sondern ein zuvorkommender und liebevoller Ehemann. Dadurch stellte sich dann heraus, dass er tatsächlich keine Kinder zeugen konnte. Im Endeffekt waren wir eine glückliche Familie bis der verschmähte Liebhaber meines Bruder nach 10 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde und versuchte Rache zu üben. Paolos Eltern fielen ihm zum Opfer. Auf dem Sterbebett beichtete mein Bruder Paolo alles. Zufällig hörte Juan das Geständnis mit. Deshalb glaube ich, das ist der Grund für die Veränderung im Verhalten meines jüngeren Sohnes. Allerdings verließ Paolo Kalifornien, um in Colorado sich etwas Eigenes aufzubauen. Er träumte von einer Ranch hier in den Bergen und hatte auch die Geschäftsidee mit der Kutschenlinie. Es hat mich gefreut, weil er sich ein anständiges Mädchen gesucht hatte. Asha gegenüber hat er nie erwähnt, wie nah er, mit den kalifornisches Martinez verwandt ist. Ihm war es wichtig das Andenken seiner Eltern zu wahren und er wollte immer jeden Skandal von unserer Familie fernhalten. Auf Paolo bin ich sehr stolz und er ist der Sohn, den ich mir immer gewünscht habe. Vielleicht fühlt sich Juan deshalb zurückgesetzt und rebelliert gegen mich, obwohl ich ihm gegenüber es nie an Liebe mangeln ließ. Sein Handeln kann ich mir nur mit Neid auf Paolos Erfolg erklären. Juans Ehefrau ist sehr distanziert und entsprach überhaupt nicht seinen Erwartungen, sodass er die Gesellschaft anderer weiblicher Wesen bevorzugt." Taro hatte ruhig zugehört und vermied es Fragen zustellen. Mit diesem Geständnis des Mexikaners merkte er auch, welches großes Vertrauen Rafael ihm schenkte. Ein weniger verschwiegenes Wesen hätte die Information vielleicht zu seinem Vorteil genutzt. Alles, was der Richter jetzt noch wissen wollte: "Haltet ihr es für möglich das Juan skrupellos genug war, um Paolo zu töten?" Sofort schüttelte Rafael den Kopf und erklärte: "Vielleicht gab es in den letzten Jahren Streit zwischen ihnen, aber sie standen sich nahe. Dazu wäre Juan nicht fähig. Inez hat mir von dem Verdacht geschrieben, deshalb bin ich auch hier. Mir liegt viel an der Aufklärung des Mordes." "Soviel ich in Erfahrung gebracht habe, gab es am Todestag einen Streit, es ging um Geld, welches Paolo verweigert hat", gab der Richter seine Erkenntnisse preis. "Auf meine Anweisung hin", gestand der Don und erklärte: "Juan sollte nach Hause auf die Plantage in Kalifornien kommen, weil seine Frau kurz vor der Niederkunft stand. Sicherlich hat Paolo ihm ein Zugticket ausgehändigt. Wenn er den Zug genommen hat, müsste mein Sohn unschuldig sein." Taro konnte dem nur Zustimmen, aber ob man nach zwei Jahren noch Zeugen fand, die dies bestätigen konnten, war fraglich. Dennoch sollte diese Aussage zum Anlass genommen werden auch in eine andere Richtung zu ermitteln. Dennoch hatte Rafael noch mehr zu berichten: "Das Startkapital für die Kutschenlinie habe ich meinen Söhnen vorgestreckt. Während Juan seinen Anteil verspielte, hat Paolo den Grundstein gelegt und investiert. Das Problem ist eigentlich, Juan ist als Teilhaber eingetragen. Bevor die Pläne in die Tat umgesetzt werden konnten, starb Paolo. Doch da Asha die Kutschenlinie aufgebaut hat, ist sie meiner Meinung nach berechtigt Paolos Anteil zubehalten. Juan hat keinen Geschäftssinn, er würde in kürzester Zeit alles ruinieren oder die Linie verspielen." "Das ist nur gerecht", stimmte ihm der Richter zu: "Meinen Erkundigungen zufolge, versteht Asha etwas davon. Ich hatte vor das Erbe auf beide gleichmäßig zu verteilen, wobei die junge Frau weiterhin die Geschäfte führen wird. Da Asha für die Kinder und sich ein Heim braucht, wollte ich ihr auch die Farm lassen." "Damit entscheidet ihr in meinem Sinn. Immerhin lebt Inez dort und sie liebt den Ort. Sie hat genug in ihrem Leben durchgemacht. Für ein zehnjähriges Kind ist es schrecklich, ihre Eltern zu verlieren und noch dabei gewesen zu sein. Es war Paolo wichtig, das seine Schwester in Sicherheit aufwachsen kann. Inez ist ein scheues Wesen und die Ranch ist der ideale Ort für sie." Eine Weile blickte der Richter zum Fenster hinaus und dachte nach. Danach wandte er sich wieder an den Mexikaner und sagte: "Euch liegt viel an Asha. Habt ihr jemals in Erwägung gezogen, sie zu besuchen?" "Ich bin weder feige noch will ich mich vor der Verantwortung drücken, doch der Gedanke verunsichert mich. Praktisch war alles, was sie von Paolo erfuhr, eine Lüge." "Bis jetzt bin ich ihr noch nicht begegnet, doch den Erzählungen ihres Kutschers Jack nach, ist Asha sehr verständnisvoll und mitfühlend. Ihr solltet Vertrauen zu ihr haben", damit stand der Richter auf und ging zur Tür. Hinter ihm flüsterte Rafael: "Eines Tages Richter." Taro schaute zu ihm zurück und fragte noch: "Werdet ihr eurem Sohn die Angelegenheit nahe bringen? Meine Entscheidung habe ich bereits dem Anwaltsbüro mitgeteilt" "Ich spreche mit Juan. Es wird Zeit, das er die Strenge seines Vaters wieder einmal zu spüren bekommt", versprach der Don zum Schluss. Zufrieden mit der Angelegenheit verließ der Hundedämon den Saloon. Draußen lief ihm zu seinem Glück Jack über den Weg. So konnte er den Kutscher bitten, Asha von seiner morgigen Abreise zu berichten. Am nächsten Tag spannte die schwarzhaarige Frau ihre Kutsche an und summte dabei. Sie hatte allen Grund dazu, weil ihr Emma-Jean positive Nachrichten übermittelt hatte. Das Waisenhaus stimmte zu, das sie die Kinder behalten konnte. Nur eine Bedingung wurde genannt. Mehrmals im Jahr wollte eine Nonne nach dem Rechten sehen. Ein Kompromiss, mit dem auch sie zufrieden sein konnte. Somit entging es ihr, wie Juan aus dem Hotel kam, kurz stehen blieb und zu ihr herüber sah. Danach lief der Mexikaner zum Anwaltbüro Henderson & Söhne. Alsbald trat er in Patricks Büro ein und erstarrte, weil sein Vater dort lässig in einem Sessel saß. Der Anwalt begrüßte Juan zwar entschuldigte sich aber gleich darauf und verließ den Raum. Es genügten wenige Worte von Rafael, um Juan wütend werden zu lassen. So dauerte es nicht lange, bis der Jüngere aufsprang und hinaus ins Freie lief. In der Zwischenzeit beendete Asha ihre Arbeit. Noch einmal überprüfte sie alle Gurte und streichelte zum Schluss die beiden Pferde. Da erklang eine Stimme hinter ihr: "Miss Martinez. Wie ich sehe, ist meine Mitfahrgelegenheit bereit?" Die Witwe drehte sich voller Erwartungen um. Sie hatte vor Aufregung nur wenig geschlafen. Immerhin entschied dieser Richter über ihre Zukunft. Außerdem war er Sesshomarus Vater und den Erzählungen von Takeo nach das höchste dämonische Wesen. Kein Wunder, das sie Neugierig war. Als sie nun den Hundedämon jetzt zum ersten Mal erblickte, war sie sehr beeindruckt. Sie kannte bereits Dämonen, Takeo und Kouga oder die Mitarbeiter von Sesshomaru. Doch dieses Wesen stellte alle in den Schatten. Sein Erscheinung, sein Auftreten zeugten von großer Autorität. Bis jetzt hatte nur ein Mann sie so in den Bann geschlagen. Sie war damals viel jünger und besuchte mit ihrer Familie Washington. Dort sahen und hörten sie den amtierenden Präsidenten Abraham Lincoln eine eindrucksvolle Rede halten. Dennoch waren beide Wesen nicht miteinander zu vergleichen. Beim Anblick des Richters wirbelten unzählige Schmetterlinge in ihrem Bauch. Asha wurde es etwas heiß, während sie den Dämon betrachtete. Da sie Sesshomaru kannte und bereits, wenn auch eher unfreiwillig, von ihm geküsst wurde, war sie auch mit dessen Fell in Berührung gekommen. Nur deshalb verspürte sie vermutlich gerade das Bedürfnis Taros Rückenfell berühren zu wollen, nur einmal sachte darüber streichen, wünschte sie sich. Des Weiteren wurde ihr Blick magisch von den goldenen Augen angezogen. Der warme Schimmer darin faszinierte sie. Merkwürdigerweise war es ihr zeitgleich bewusst, dass Taro auch eine andere Seite, weitaus gefährlicher besaß. Sicherlich würden dann auch die Augen wesentlich härter erscheinen. Der Richter revanchierte sich, betrachtete die junge Frau ebenso eine Weile, sie war ihm sympathisch und er fand sie anziehend. In seinem Leben hatte es, seit dem Tod von Izayoi, keine Gefährtin mehr gegeben, wenn er von kurzen Affären absah. Dennoch interpretierte er vorerst nicht mehr in sein Interesse an Asha. So schrieb er seine Faszination eher der unaufhörlichen Schwärmerei von Jack zu. Nach einer Weile ging der silberweißhaarige Youkai näher auf die Witwe zu, streifte ihr kurz über das Kinn und flüsterte leise: "Vergiss nicht zu atmen Mädchen." Am liebsten hätte sie weiterhin mit offen Mund dagestanden nur, um noch einmal diese sanfte Berührung spüren zu dürfen. Asha schluckte kurz, holte tief Luft und ging zum seitlichen Aufstieg. Sie musste sich ernsthaft zusammenreißen, als sie auf den Kutschbock kletterte und die Zügel nahm. Das Gefährt rollt bereits Richtung Stadtrand, da stellte die junge Frau dann eine Frage: "Was ist mit Juan und seinem Anwalt." Der Richter legte den Kopf etwas schief, als ob er lauschen würde. "Ich denke, diesem Casanova wird gerade nahe gebracht, das er deine Kutschenlinie nicht bekommt." Im nächsten Moment, genau gegenüber des Anwaltsbüros befahl der Hundedämon: "Halt an!", gleichzeitig griff er nach Ashas Hand und unterstützte sie beim abbremsen. Im Geschäftshaus Henderson & Söhne öffnete sich gerade die Tür. Juan kam heraus gerannt. Erst auf der Straße drehte er sich um und rief jemanden zu: "Das hast du wieder fein eingefädelt. Selbst nach seinem Tod bevorzugt du Paolo noch immer." Gemächlichen Schrittes war Don Rafael Juan gefolgt. Mit ruhiger Stimme sagte er nun: "Ihr seid beides meine Söhne. Doch nur dich habe ich anerkannt. Das sollte deine Theorie widerlegen." Der einzige Grund, weshalb Juan nicht antwortete, beide Mexikaner entdeckten beinahe gleichzeitig die Kutsche und die schwarzhaarige Witwe. Leise fragte Asha gerade: "Richter was geht hier vor?" "Juans Vater Don Rafael Martinez und ich sind übereingekommen, dir die Geschäftsführung der Linie und die Ranch zu überlasen. Juan bekommt die Hälfte des Gewinns wöchentlich bar ausgezahlt. Ein unabhängiger, unbestechlicher Buchhalter wird das regelmäßig überprüfen", teilte der Angesprochene den gefassten Entschluss mit. "Und Asha ist damit einverstanden?", wollte Juan wissen. Sein Vater übernahm das Antworten: "Solange du dich von ihr, den Kindern und der Ranch fernhältst." Was immer Asha vielleicht äußern wollte, behielt sie für sich. Nur sie bemerkte, wie der Richter kurz ihre Hand drückte. Sie interpretierte es als Bitte um Vertrauen. Außerdem war sie froh über die Entscheidung. Dem stimmte Juan zu. Die Witwe seines Bruders hatte ihn zwar interessiert, doch solange sie widerspenstig war, würde er mit ihr keine Freuden genießen können. In seinem Kopf reifte aber noch ein Plan, denn er wusste genau, wo sein verstorbener Verwandter die Besitzurkunde für die Martinezlinie aufbewahrte. So erklärte er nur: "Ich erwarte meine Zahlungen pünktlich jede Woche." "Die Martinezlinie ist noch nie unpünktlich gewesen", kam es von der jungen Frau zweideutig. Dann brachte sie ihr Gefährt in gang und verließ die Stadt. Nachdem sie die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten, sagte der Richter leise den Namen der jungen Frau. Er wollte wissen, was sie über die Angelegenheit dachte. Die Witwe seufzte und gab dann zu: "Bevor ich nach Denver aufbrach, habe ich die Besitzurkunde hervor gesucht. Juan ist gleichberechtigter Partner der Linie. Als hat er jedes Recht seinen Anteil zu bekommen. Solange er sich nicht in die Geschäfte einmischt und sich von meiner Familie fernhält, bin ich zufrieden." "Dafür werden sein Vater und ich sorgen", versprach der Richter. Es gab da noch eine Kleinigkeit. Entweder hatte Asha diesen Umstand überhört oder sie schwieg absichtlich. Solange die schwarzhaarige Frau nicht danach fragte, würde er auch keine Auskunft geben. Doch er würde Don Rafael raten ihr alsbald die Wahrheit zu berichten. 9. Kapitel - Der Banküberfall Während Asha die Heimreise antritt, schmiedet Fergus Pläne. Außerdem glauben ein paar Banditen, in einer Stadt ohne Sheriff, leichtes Spiel zu haben. Kapitel 9: Der Banküberfall --------------------------- So habe das Kapi noch einmal gründlich überarbeitet und erweitert. Ehemänner, so lieb sie sind, können auch störend wirken ;) Danke für die Kommentare bisher. Langsam finden sich auch Leser ein, was mich richtig freut. Etsu Freude 9. Kapitel - Der Banküberfall Auf der Heimfahrt warf Asha immer wieder einen Blick zur Seite. Sie konnte einfach nicht ihre Augen von Taro lassen. Der Dämon faszinierte sie und gleichzeitig löste er etwas in ihr aus. Noch nie hatte sie in Anwesenheit eines anderen Wesen solche Gefühle empfunden. Immer wenn Taro sie zufällig berührte, spürte sie ein leichtes Kribbeln, ihr Herz klopfte wie wild und sie kam sich wie in der prallen Sonne vor. Da trafen sich kurz ihre Blicke und erneut begannen, unzählige Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern. Es war auch nicht besonders hilfreich, das ihre Hände feucht waren. Sie war doch kein junges Mädchen mehr, sondern eine verwitwetete Frau. Asha packte die Zügel fester, atmete tief durch, doch all dies half nicht sehr lange. Ein leichtes grollendes Lachen erklang nun neben ihr. Dann legte Taro seine Klaue auf eine Hand der jungen Frau und stellte fest: "Offenbar mache ich dich nervös. Bin ich so Furcht einflößend?" Asha, meistens nie um eine Antwort verlegen, brachte diesmal kein Wort heraus. Sie schüttelte nur den Kopf. Der Hundedämon ließ sie nicht aus den Augen und versuchte ihr Verhalten einzuschätzen. Mit seinen Fingern vollführte er eine zärtliche Geste über das Handgelenk der Kutschenbesitzerin. Hitze wallte in Ashas Körper auf, sie wurde von dem intensiven Gefühl selbst ein wenig überwältigt. Die junge Frau löste ihren Blick von der Hand, welche ihre hielt, und hob den Kopf etwas. Doch sogleich bereute sie es oder doch nicht? Der Wunsch von dem Dämon geküsst zu werden, schlich sich in ihre Gedanken. Wenn Taro seine Hand nicht reglos verharren ließe, sondern sie zärtlich über ihren Körper ... Sie stoppte sich selbst vor Verlegenheit. Es war besser dies nicht bis zum Ende nachzuvollziehen. Bei diesen unzüchtigen Gedanken keuchte Asha leise auf, dabei errötete sie leicht. Der warme Blick in den goldenen Augen war auch nicht gerade hilfreich, dennoch fand sie keine Antwort darin. Empfand der Richter ähnlich? Oder amüsierte er sich nur auf ihre Kosten. Taro genügte die Reaktion, welche seine kurze Berührung auslöste, um zu einem Schluss zu kommen, dennoch sprach er ihn nicht aus. Was er in Worten ausdrückte, traf nicht ganz zu: "Du fühlst dich in meiner Nähe unwohl." Der Richter legte eine kurze Pause ein und kam zu einer Lösung: "Dem kann leicht abgeholfen werden. Ich nutze einfach die Gelegenheit und übe meine Fähigkeiten ein wenig." Seinen Worten folgte die Tat. Inu no Taisho begann, sich auszukleiden. Er öffnete die Jacke, zog sie aus und knöpfte langsam sein Hemd auf. Danach legte er seine Pistole und das Messer ab. Kaum war er, außer bis auf die Hose, entkleidet, sagte er noch beruhigend: "Takeo ist in der Nähe. Er wird sofort merken, wenn ich mich von dir entferne." Dann sprang er einfach von dem fahrenden Wagen und verschwand im Wald. Sobald er den Hang erklommen hatte und außer Reichweite von Ashas menschlichen Wahrnehmungen, blieb er stehen. Im Gegensatz zu der jungen Frau konnte er das Gespann unten auf dem Weg noch erkennen und vermutete, dass der Blick der Witwe immer noch auf den Ort gerichtet war, wo er den Wald betrat. Damit die junge Frau nicht noch nervöser wurde und weil er selbst seine Gedanken ein wenig ordnen musste, hatte er erst einmal das Weite gesucht. Seine Sinne zu üben, war nur eine willkommene Ausrede gewesen. Der Dämon vermutete, dass sich Asha zwar nicht einsam fühlte, durch ihre Kinder und die Freunde bedingt, doch sicherlich sehnte sie sich nach der Zweisamkeit, welche nur zwischen Ehepartnern möglich war. Er selbst hatte lange nicht an diese Dinge gedacht. Erst die Trauer um seine beiden Gefährtinnen und danach seine Anstrengungen die letzten überlebenden Dämonen in Sicherheit zubringen, ließen ihm für persönliche Gefühle kaum Zeit. Jetzt wo sie in Amerika Fuß gefasst hatten und sogar von den Menschen, akzeptiert wurden, ob es da auch für sein privates Glück wieder Zeit wurde. Doch dazu musste er jemanden finden, der nicht nur an seiner Stellung interessiert war, sondern den Dämon, den er privat darstellte, zu schätzen wusste. Könnte möglicherweise Asha dieses Wesen sein? In den letzten Jahren, seit dem Tod von Inuyashas Mutter, gab es genug weibliche Wesen in seiner Umgebung. Viele hatten Interesse an ihm, welches die meisten sogar offen bekundeten. Wenn er die schwarzhaarige Besitzerin der Kutschenlinie richtig einschätzte, würde sie sich ihm jedoch nie an den Hals werfen, im Gegenteil, was immer sie empfinden würde, es brauchte andere Dinge, damit sie ihre Zuneigung zu ihm offenbarte. Ob Ashas Reaktion auch eine andere Ursache hatte, sie nur angetan von seinem Prestige war, wusste er nicht. Wenn das Interesse der jungen Frau schnell abflaute, war sie seine Bemühungen nicht wert. Er nahm sich für den Moment vor, nichts zu tun, um dies zu fördern, da er vorerst selbst mit seinen eigenen Empfindungen ins Reine kommen wollte. Um mehr über die junge Frau zuerfahren, musste er zwangsläufig Zeit mit ihr verbringen. Eine Aussicht, die ihm gefiel. Indessen hielt Asha den Wagen an und sah dem Dämon hinterher, wie der Richter, nicht nur in großer Geschwindigkeit, sondern mit relativer Leichtigkeit einen steilen Hang empor eilte. Es war nicht seine Handlung, dies kannte sie von Takeo zur genüge. Dieser ließ auch oft sein Pferd bei ihr und erklomm die steilen Felsen am Rande der Fahrstrecke, nur um dann weit vor ihr, mitten auf dem Weg wieder aufzutauchen. Nein es handelte sich um die Ansicht, welche sich der jungen Frau bot. War allein Taros Anwesenheit für sie schon erregend gewesen, so war der Anblick seines bloßen Oberkörpers regelrecht entzückend. Sie schwankte zwischen Scham und Versuchung. Immerhin entkleideten sich nicht alle Tage männliche Wesen direkt neben ihr. Eine ganze Weile später stand ihre Kutsche immer noch am gleichen Fleck. Erst Takeos bewundernde Stimme riss sie aus den Gedanken. "Ein beeindruckender Dämon, unser Herr." "Ja, das ist er", murmelte die junge Frau leise zustimmend. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, gefiel ihr Taro. Sie hätte nichts dagegen, ihre Bekanntschaft zu vertiefen. Es fragte sich nur, ob ein Dämon in seiner Stellung, mit so jemand unwichtigen, wie sie es war, Umgang pflegte. "Komm!", forderte der Leibwächter Asha auf. "Mein Herr wird uns sicherlich bald wieder einholen. Für ihn ist es ein leichtes unserer Spur zufolgen." Sofort setzte die junge Frau das Gespann in Bewegung. Als sie am frühen Abend den kleinen Rastplatz am Wegesrand erreichten, weilte der Richter schon dort und es brannte sogar ein Feuer im Kamin der kleinen Blockhütte. Dieser Ort diente Reisenden, um zu übernachten oder Schutz zu finden bei Unwettern. Am nächsten Morgen setzte die schwarzhaarige Frau ausgeruht ihre Fahrt fort. Diesmal blieb Taro, den restlichen Weg über, neben Asha sitzen und auch der blonde Dämon ritt direkt neben dem Wagen her. Takeos Nähe war ein wenig Balsam auf ihrer aufgewühlten Seele. Durch ihre langjährige Freundschaft zu dem Leibwächter fasste sie auch Mut, um mit dem Richter ein Gespräch anzufangen. Um nicht ständig mit ihren Gefühlen in Konflikt zukommen hatte die junge Frau Taro gebeten, Näheres über Shippos Familie zu erzählen. Dieser Bitte kam der Herr der Dämonen gern nach. Später erfuhr Asha noch einige Details aus der Vergangenheit. So verging der Vormittag unheimlich schnell. In etwa um die Mittagszeit erreichten die kleine Gruppe die Stadt Westtown. Vor dem Gemischtwarenladen hielt Asha und stieg ab. Nur wenig später trat der Richter neben sie und sagte mit sanfter Stimme: "Es war mir ein Vergnügen. Sicherlich werde ich noch öfters die Martinezlinie in Anspruch nehmen." Danach hob der Hundedämon seine Hand und streifte Asha leicht über die Wange. Plötzlich fror er in seiner Bewegung ein. Weil Taro angestrengt lauschte, verweilten seine Finger, sehr zu Ashas Freude, länger als es vielleicht angebracht war. Im nächsten Moment erklang ein Schuss. Takeo hatte ebenso etwas vernommen. Durch den Knall konnte er die Richtung bestimmen und vermutete: "Die Bank." Die Witwe hatte schon zu ihrem Gewehr gegriffen, als der blonde Leibwächter ihr die Waffe aus der Hand nahm. Er gab das Gewehr der schwarzhaarigen Frau jedoch augenblicklich zurück und äußerte eine gerade beobachtete Feststellung laut: "Die Kinder sind in der Stadt." Da Kohaku mit Jack auf dem Weg nach Cheyenne drüben in Wyoming war, konnte es sich nur um die drei Mädchen und Shippo handeln. Deshalb warf Asha einen Blick zum Saloon und so konnte sie sehen, wie Jane die kleine Rin an die Hand nahm und sie in das Innere des benachbarten Taishohotels zog. Kagome und Sango befanden sich jedoch unmittelbar in der Nähe. Die junge Frau hörte ihren Namen direkt in ihrem Rücken. Die Mädchen traten aus dem Laden heraus und wollten sie begrüßen. Der Richter riet: "Mädchen geht zurück in den Laden und Asha du solltest ebenso hier bleiben. Achte auf die beiden!" Eine Antwort wartete er nicht ab, sondern zog seine Pistole aus dem Halfter und eilte zur Bank. Takeo folgte ihm sofort, ebenso mit gezogener Waffe. Für den Leibwächter genügte ein Blick, um festzustellen das alle auf ihren Posten waren. Gleichzeitig sah er, wie Millers Handlanger aufsprangen und sich in das Innere des Saloons zurückzogen. Nur Kato blieb im Freien. Seelenruhig zündete dieser sich einen Zigarillo an, lehnte sich an einem Pfosten und überprüfte seine Waffe. Auf die Nachfrage, was er da zum Teufel tue, antwortete der Nachfahre eines Pumas lässig: "Nur das, wofür du mich bezahlst, Sly. Ich beschütze dein Eigentum und dich." Der Besitzer des Millers Saloon gab nur einen undefinierbaren Laut von sich. Danach entfernte er sich von der Tür. Sollte sich doch Kato den Kopf wegschießen lassen, ihm war es egal. Die wirklichen Motive des Leibwächters richteten sich jedoch allein auf Janes Sicherheit aus. Ein Stockwerk höher stand Fergus am Fenster und sah auf die Straße hinunter. Missmutig nahm er Richter Taishos Ankunft zur Kenntnis. Zwar vermutete er nicht, dass er wegen des Geldes unter seinem Bett gesucht wurde, doch Vorsicht war besser. Genau genommen durfte niemand wissen, dass sich die Tasche nun in seinem Besitz befand. Als er Kansas verließ, hörte er noch von dem großen Bankraub. Die drei Täter entkamen, einer von ihnen verwundet. Als Fergus später über die Banditen stolperte, hatten sie sich im Streit, vermutlich um die Höhe des Anteils ihrer Beute, gegenseitig umgebracht. So nahm er die Tasche an sich, tötete den einzigen Banditen, der zwar verwundet aber immer noch am Leben gewesen war, mit einem sauberen Stich in dessen Herz. Diese drei konnten niemanden mehr berichten, wo das Geld abgeblieben war. Somit brauchte Slys Geschäftspartner nur ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen. Wenn seine Informationen stimmten, waren die Nummern der Noten nicht einmal registriert. Im Bett rührte sich Kagura, setzte sich auf und sah Fergus an. Der schwarzhaarige Mann mit den dunklen Augen brauchte nur den Geruch der Winddämonin einzuatmen, schon erregte es ihn erneut. Was immer Kagura für ein Parfüm benutzte, es törnte ihn richtig an. Er kostete diese Momente immer völlig aus, und solange die Dämonin sich ihm nicht verweigerte, musste er auch keine Gewalt anwenden. Bezüglich Kagura hatte er schon etliche Pläne geschmiedet. Er wollte sie von Sly freikaufen, ihr ein Haus am Stadtrand von Denver schenken, wo sie als seine Geliebte ihm weiterhin zu Diensten sein musste. Ob sie das Gebäude, was er für diesen Zweck ins Auge gefasst hatte, als ein Bordell führte oder daraus eine Pension machte, war ihm gleichgültig. Fergus Pläne beinhalteten noch mehr. Er hatte nicht nur ein Auge auf Ashas Kutschenlinie geworfen. Den Erzählungen nach sollte die junge Witwe ganz ansehnlich sein, ein Umstand, der ihm entgegen kam. Die junge Frau zu umwerben stellte er sich zwar nicht so leicht vor, dennoch würde er es wagen. Hier in Westtown, mit Asha als seine Ehefrau und die Kutschenlinie, als legales Unternehmen, würde er den achtbaren Geschäftsmann herauskehren, während er in Denver Spielkasinos und Saloons betrieb. Die Winddämonin hing ebenso ihren Gedanken nach. Sie hatte schon nach der ersten Nacht einen Verdacht gehegt. Kato musste eine Substanz dem Badewasser zugefügt haben, um ihren Widerstand im Keim zu ersticken. Sicherlich mischte der Leibwächter auch bei Fergus irgendwelche Kräuter unter. Kagura hatte gehört, dass es etwas gab, was oft Huren zu sich nahmen, um sich ihren widerwillen auf Freier zu erleichtern. Ob sie nun mit ihrer Vermutung richtig lag oder nicht, ihr Interesse an Fergus hielt weiterhin an. Durch ihn hatte sie gewisse Annehmlichkeiten gewonnen und musste nicht mehr halb nackt im Saloon arbeiten. Dennoch wollte sie ihre Freiheit, vor allen lockte noch immer das Geld unter dem Bett. Als der Schuss draußen fiel, fuhr Kagura erschrocken zusammen: "Was geht da vor sich?", wollte sie wissen. Fergus richtete die Gardine, kam zum Bett herüber und sagte: "Ach nichts. Solange niemand auf uns schießt, kann es uns doch gleichgültig sein." Die Winddämonin brachte keine Antwort mehr heraus, sondern nur noch wollige Seufzer. Einige Zeit vor dem Überfall kam Inez Martinez zusammen mit den Kindern in die Stadt. Sie brauchten ein paar Vorräte, Dinge, welche Asha nicht aus Denver mitbrachte. Wie so oft, wenn Rin mitkam, ging sie gleich nach ihrer Ankunft zum Taishosaloon, begrüßte Sesshomaru und ließ sich dann still neben ihrem Onkel Youkai nieder. Diesmal brachte sie ihre neue Puppe mit. Nur selten sprachen Hundedämon und Menschenmädchen miteinander. Jedoch musterte der Inhaber des Taishosaloons an diesem Tag das Kind kurz. Beinahe beiläufig, in Bezug auf die Puppe, sagte er: "Sie gefällt dir. Offenbar hat Asha eine gute Wahl getroffen." Rin antwortete nicht sofort, sondern ordnete die Haare ihrer Puppe. Dann blickte sie den silberweißhaarigen Saloonbesitzer an, lächelte und sagte: "Sie ist wunderschön. Danke für das Geschenk Onkel Youkai." Sesshomaru lag eine Antwort auf der Zunge, war somit gerade im Begriff abzustreiten, dass die Puppe von ihm kam, als die nächsten Worte des Kindes ihm einen Stich versetzten. "Etsu möchte dir Guten Tag sagen", begann das Mädchen und hielt dem Dämon die Puppe entgegen. Der warme Schimmer, den er gelegentlich in Rins beisein zeigte, verschwand und wurde mit einer Eiseskälte ersetzt. Bevor der Youkai das Kind fragen konnte, wie sie auf den Namen seiner verstorbenen Gefährtin kam, erklang in der Bank ein Schuss. "Jane kümmere dich um Rin!", befahl der Hundedämon, während er aufsprang und nach seiner Waffe griff. Da er von seiner Position aus die Bank sehen konnte, hatte er auch mitbekommen, wie die Fensterscheibe splitterte. Die Bankräuber, welche im gleichen Augenblick das Gebäude verließen, waren noch maskiert, als sie sich auf ihre Pferde schwangen. Normalerweise würde ihn ein Überfall nichts angehen, doch dies hier war seine Stadt. Den Menschen gegenüber fühlte sich Sesshomaru nicht verpflichtet, doch er hatte einen Ruf zu verteidigen, so konnte er nicht zulassen, dass jemand, vor seiner Nase, einen Überfall beging. Vielleicht würde er die Banditen lebend aus der Stadt lassen, damit sie unter ihres Gleichen verbreiten konnten, niemand vergriff sich an seinem Eigentum. Aufgrund von Sesshomarus Reaktion waren zwei seiner Leibwächter sofort zur Stelle und auch Kouga erschien plötzlich neben ihm. Kurz nach Rins Ankunft bei ihm, waren mehrere Männer in die Bank gegangen. Sobald die Banditen mit dem Kassierer allein waren, zogen sie ihre Waffen und forderten die Herausgabe des Geldes. Der Angestellte wusste genau, weit würden die Räuber mit ihrer Beute nicht kommen. So ein Überfall geschah nicht zum ersten Mal. Während er das Geld in die Beutel stopfte, musste er über die Dummheit der Banditen lächeln. Nur wenig später überreichte er die beiden Geldsäcke, ging in Deckung und ergriff einen Revolver, der unter den Tresen lag. Damit feuerte der Kassierer einen Schuss durch das Fenster. Genau in diesem Moment stürmten die drei Männer aus der Bank hinaus, sprangen auf ihr Pferde und lenkten sie zum Stadtausgang. Sie kamen tatsächlich nicht weit, weil ihnen der Weg abgeschnitten wurde. Als sie ihre Gäule wendeten, mussten sie feststellen das dort zwei weitere Dämonen auftauchten. So überlegte sich der Anführer, welche Option besser war. Der silberweißhaarige Youkai vor ihnen oder die beiden auf der anderen Seite. Doch dann traten noch andere Wesen herbei, sehr zum Leidwesen der Bankräuber. Als Letztes kam ein Hanyou hinzu, an seiner rötlich gefärbten Wildlederkleidung glänzte das Abzeichen eines Sheriffs. Dem Anführer entwich ein derber Fluch. Seinen Informationen nach war der Sheriff des Ortes vor mehr als fünf Jahren in Ausübung seiner Pflicht erschossen worden und seit dem gab es niemand, der in Westtown das Gesetz vertreten wollte. Deshalb glaubten die Bankräuber, leichtes Spiel zu haben. Da riet auch schon Inuyasha: "Gebt lieber auf und lasst euch festnehmen, bevor es zum Blutvergießen kommt." Sesshomaru hatte seine Waffe gezogen und die Banditen mitten auf der Straße erwartet. Die Stimme von Inuyasha hinter sich zu hören, überraschte ihn jetzt. Ohne den Revolver auch nur einen Millimeter zu bewegen, gab Sesshomaru warnend von sich: "Verschwinde aus meiner Stadt Brüderchen. Das hier geht dich nichts an!" "Keh", begann der Jüngere in seiner üblichen Weise: "Und ob mich das etwas angeht." Zwar lag dem silberweißhaarigen Dämon eine passende Entgegnung auf der Zunge, und ihm kam der Verdacht, Inuyasha wollte ihn beschützen. Laut sagte er nur: "Ich werde keine Rücksicht auf dich nehmen." "Glaubst du, ich ziehe feige den Schwanz ein, wie Millers Revolvermänner gerade eben. Du kennst mich. Außerdem ist es meine Aufgabe hier für Ordnung zu sorgen." "Deine ...", mehr brachte Sesshomaru nicht heraus. Es war jedoch nicht der Hanyou, der ihn unterbrach und diesen Umstand genauer darlegte. Eine andere Stimme in unmittelbarerer Nähe sorgte für Aufklärung: "Er ist auf meine Anweisung hier. Inuyasha ist von heute an der neue Sheriff von Westtown." Nicht nur diese Aussage, sondern auch Taros Stimme veranlasste den Hundedämon herumzufahren und den Sprecher zu betrachten. Diesen Moment wollte einer der Bankräuber ausnutzen und zog seine Waffe. Es fiel zwar ein Schuss, doch der Schütze war zum Glück ein anderer. Asha stand beim Gemischtwarenladen und beobachtete das Geschehen. Sie musste kurz Schlucken, weil sie kaum die Bewegung nachvollziehen konnte, als Takeo seine Waffe zog und feuerte. Noch nie hatte sie einen Revolvermann so schnell reagieren sehen. Jetzt verstand sie auch, seine Bemerkungen, dass Dämonen wesentliche bessere Fähigkeiten und ein schnelles Reaktionsvermögen besaßen. Der Leibwächter sah ihren bewundernden Blick, zwinkerte ihr leicht zu und deshalb musste sie lächeln. Dennoch war sie etwas verwundert, weil Sesshomaru sich nicht einmal nach dem, an der Hand verletzten, Banditen umsah. Vermutlich vertraute er seinen Leibwächtern sehr. Aufgrund dieser Umstände streckten die Räuber nun ihre Waffen und stiegen freiwillig von den Pferden. Nur wenig später wurden sie im Gefängnis eingekerkert und der ältere Doktor der Stadt kümmerte sich um die Schussverletzung des einen. Einige der Bewohner hatten den Vorfall beobachtet. Sobald bekannt wurde, dass die Stadt endlich einen neuen Sheriff hatte, waren viele froh darüber. Weniger begeistert, zumindest die männliche Bevölkerung, schienen sie von dem angeblichen Prediger, der sich als Deputy herausstellte. Asha lief nur wenig später hinüber zum Taishohotel um nach Rin zusehen. Immerhin hatte das Kind ihre Eltern durch Banditen verloren. Im nächsten Moment waren alle Kinder um die schwarzhaarige Frau versammelt, begrüßten sie freudig und bestürmten sie mit Fragen. Nachdem die Witwe ihnen die Neuigkeiten mitteilte, brachen alle ausnahmslos in lauten Jubel aus. Da er klang hinter ihnen eine Stimme: "Kagome?", deutlich hörte man den fragenden Unterton darin. Zwar hatte der Richter das Mädchen bei seiner Ankunft kurz erblickt aber ihr Gesicht nicht gesehen. Das schwarzhaarige Mädchen drehte sich um: "Herr", mehr brachte sie nicht heraus. Der Dämon betrachtete sie einen Moment. Bis vor zwei Jahren war die Mutter des Mädchens in seiner Hazienda angestellt. Während Kagomes Vater sich um den großzügigen Park ähnlichen Garten kümmerte, kochte ihre Mutter bei den Taishos. Dann reichte ihr Erspartes um etwas Land zu kaufen und so wollten sie sich eine kleine Ranch aufbauen. Deshalb blieb Souta zurück, damit er weiter die Schule besuchen konnte, während das Ehepaar sich mit ihrer ältesten Tochter einen Siedlungstreck anschloss. Niemals hatte Taro vermutet, dass dieser sein Ziel nie erreicht hatte. Dies teilte er jetzt auch dem beinahe erwachsenen Mädchen mit. Inu no Taisho begann: "Ich hörte zwar, das Asha einige Waisenkinder hat und eines davon Kagome heißt aber dich hätte ich hier niemals vermutete. Ich kenne dein Schicksal und ich bedauere zutiefst den Tod deiner Eltern." "Souta?", mummelte Kagome, sie konnte gerade nicht sprechen, weil sie durch die Erinnerung an den schrecklichen Vorfall den Tränen nahe war. "Deinem Bruder geht es gut, er ist ...", hier unterbrach sich der Richter selbst und warf einen Seitenblick auf seinen ältesten Sohn. Danach sagte er nur: "... bei meiner Familie in Sacramento. Er weiß noch nichts davon." "Dann ist mein Brief nicht angekommen? Es muss fast ein Jahr her sein, das ich geschrieben habe?", berichtete die Schwarzhaarige. Taro konnte nur verneinen und erklären: "Sicherlich nach San Francisco. Da ich den Posten als Distriktrichter angenommen habe, zog meine Familie nach Sacramento zu meinem Schwiegersohn. Souta ist bei ihnen. Wenn es dir recht ist, werde ich ein Telegramm schicken." Da Kagome zustimmend nickte, wandte sich der Richter an Asha. Die junge Frau hatte schweigend zugehört. Nun überraschte sie die Frage des Hundedämons: "Hast du noch Platz für ein weiteres Kind auf deiner Ranch. Was den Unterhalt betrifft. Für Souta und Kagome sorge ich, Shippo übernimmt der Herr der Füchse." Lächeln entgegnete die Witwe: "Auch ohne Geldzuschuss würde ich Souta bei mir aufnehmen. Die Kinder sind eine große Hilfe für mich und jeder leistet freiwillig seinen Beitrag." Der Richter schenkte Asha einen dankbaren liebevollen Blick. Wieder einmal täuschte ihn sein Eindruck, den er von der jungen Frau gewonnen hatte, nicht. Im nächsten Moment fiel ihm etwas ein. Suchend sah sich der Herr der Dämonen um, weil er sich sicher war, den kleinen Fuchs gesehen zu haben vorhin. Doch jetzt schien er wie vom Erdboden verschwunden. Nicht weit von der Gruppe entfernt stand Inuyasha und hörte ruhig zu. Dann bemerkte er hinter sich jemand. Dieser versteckte sich offenbar, wenn der Hanyou das genau bedachte, vor seinem Vater. Einen Augenblick beobachtete er wie Shippo jede Bewegung und jeden Schritt mitvollführte, den er absichtlich tat. Dann reichte es Inuyasha. Er griff hinter sich und packte den Kleinen am Kragen: "Was soll das?", schnauzte er den Fuchs ungehalten an. "Vor wem versteckst du dich kleiner Feigling?" "Heh, hör auf damit!", forderte Shippo. Der Hanyou hatte ihm gerade eine leichte Kopfnuss verpasst und nun zappelte er wie wild um sich zu befreien. "Lass mich runter", bettelte der Fuchs und rief plötzlich mit sehr lauter Stimme: "Kagome." Im nächsten Moment wandte sich der neue Sheriff von Westtown an Taro: "Vater sieh mal, was ich hier habe!", damit warf er den kleinen Fuchs zu dem älteren Dämon hinüber. Dieser fing ihn mit Leichtigkeit auf. Im ersten Augenblick wollte der Enkel des Fuchsherrn protestieren, doch als er sah, wer ihn plötzlich hielt, wurde er ganz klein und duckte sich noch zusätzlich. Er fühlt sich in seiner Haut völlig unwohl. Jetzt wo der höchste Herr ihn gefunden hatte, gab es sicherlich Ärger, weil er fortgelaufen war. "Shippo. Ich soll dich von deinem Vater grüßen", hörte er Inu no Taisho auch schon sprechen. Dessen Stimme klang neutral. "Muss ich jetzt zurück?", fragte er leise, beinahe schüchtern. Der Richter lachte auf, eigentlich hörte es nur Shippo. Taro konnte sich gut vorstellen, wie dem Kleinen zumute war. So ließ er ihn nicht länger im Unklaren: "Nein", lautete die Antwort. "Du bleibst bei Miss Asha. Doch nur unter einer Bedingung. Sie bringt dir, lesen und schreiben bei. Und du hörst auf, andere zu bestehlen." Diesmal schielte Shippo zu Sesshomaru hinüber und murmelte: "Wenn ich es mir erlauben würde, wäre ich einen Kopf kürzer." Diese Antwort des kleinen Fuchses quittierte der Besitzer des Taishosaloons, mit einem kalten überlegenden und zugleich zufriedenen Lächeln. Kagome trat zu dem Hanyou und begrüßte ihn: "Hallo Inuyasha." Sie freute sich gerade ihn zu sehen. Schon als Kind hatte sie ihn gemocht und seine manchmal ruppige Art konnte dem keinen Abbruch tun. Dieser musterte das Mädchen kurz, schnupperte sogar etwas. Ihren Geruch hatte er sich gut gemerkt und durch die Angaben seines Vaters erinnerte er sich an die Kleine. Ihr letztes Treffen lag sicherlich schon mehr als zehn Jahre zurück, da er jedoch wusste wie schnell Menschen alterten, wunderte es ihn nicht sie so zu sehen. Im gegenteil, er fand sie sogar recht hübsch. "Kagome. Du bist groß geworden", stellte er laut fest. Damals reichte das Kind ihm nicht einmal bis zur Hüfte und Souta war ein neugeborenes Baby gewesen, als er seine Familie und San Franzisko verließ. Der Hanyou verdingte sich als Begleiter von Goldtransporten. Erst vor wenigen Wochen kam sein Vater auf ihn zu und bot ihm die Position des Sheriffs an. Er nahm ihn an, schon weil er genau wusste, sein älterer Bruder würde darüber nicht begeistert sein. Offenbar war dem auch so. Doch jetzt die kleine Kagome als fast erwachsene Frau wiederzusehen, erfreute ihn. Um so länger er die Schwarzhaarige betrachtete, um so mehr fand er gefallen an ihr. Da er in Westtown vorerst bleiben würde, konnte sich vermutlich mehr aus ihrer Bekanntschaft entwickeln. Jetzt sagte er: "Es ist schön dich wiederzusehen. Wir beide sehen uns sicherlich nun öfters." "Das würde mich freuen", gab Kagome etwas schüchtern zu. Zwar verabschiedeten sie sich gleich darauf, doch schon am Sonntag, wenn die Witwe und die Kinder zur Kirche kamen, gab es ein erneutes Treffen. Als das schwarzhaarige Mädchen zum Wagen ging, wo die anderen bereits auf sie warteten, fragte sich Kagome, was wohl aus der blondhaarigen Frau geworden war, welche unbedingt Inuyasha heiraten wollte. Zu fragen, getraute sie sich noch nicht. 10. Kapitel - Veränderungen Nicht nur Ashas Leben wird unwillkürlich in neue Bahnen gelenkt, sondern auch Kagome und Sango verlieben sich. Kagura verschiebt ihre Pläne vorerst. Kapitel 10: Veränderungen ------------------------- 10. Kapitel - Veränderungen Als Kagome beim Wagen ankam, hatte sie einen ganz versonnenen Ausdruck im Gesicht. Asha lächelte leicht und wissend. Auch sie war einmal verliebt gewesen. Unwillkürlich drehte sie sich um und warf einen letzten Blick auf den Richter, nur um festzustellen das die goldenen Augen auf ihrer Gestalt ruhten. Ihr wurde es richtig warm, dennoch gelang es ihr, ihre Nervosität zu vertuschen, indem sie sich dem jüngsten Mädchen zuwandte. Es lag in ihrer Absicht, die Kleine auf den Wagen zu heben. Das Kind stand da und hatte Tränen in den Augen. Plötzlich hielt sie die Puppe der jungen Frau hin und sagte: "Sesshomaru mag Etsu nicht. Wenn er sie nicht mag, will ich sie auch nicht haben. Bringe sie bitte zurück. Jemand anderes hat sie sicherlich viel lieber." Jeder Dämon in der Nähe blieb wie erstarrt stehen, alle Blicke wandten sich dem Saloonbesitzer oder dem Mädchen zu. Selbst die Menschen fanden die Atmosphäre plötzlich angespannt. Der Richter rührte sich als Erstes wieder, ging zu dem Kind, kniete sich mit einem Bein vor Rin nieder und schaute ihr direkt in die Augen. Zärtlich strich er ihr die Tränen weg und sagte zu der Kleinen: "Mein Sohn liebt Etsu vermutlich sehr. Doch sein Stolz hindert ihn daran, es zu zugeben." "Dann muss er ihn eben beiseite räumen. Den Berg hat er explodieren lassen, damit die bösen Männer weggehen, die auf uns geschossen haben", hatte das Mädchen sofort eine ungewöhnliche Lösung parat. Bei den Worten des Kindes schmälerten sich Sesshomarus Augen. Er erinnerte sich zwar an die Explosion, doch sie ging nicht von ihm aus. Bevor er darauf antworten kann, erklang in einer Seitengasse eine leise Stimme: "Das waren zwei Kopfgeldjäger, die hinter den Eltern des Mädchens her waren. Ich vermute mal, denen ist das Herz vor Angst in die Hose gerutscht, als in dem Tal plötzlich ein Dämon aufgetaucht war. Deshalb haben sie Dynamit eingesetzt, um zu entkommen. Mehr Gedanken hätten sie sich um die Indianer machen sollen, die sie durch ihren Krach angelockt haben." Dem Sprecher hatten sich sofort alle zugewandt. Inuyasha zog seinen Revolver, doch sein Vater hielt ihn zurück: "Er ist unbewaffnet." Dies entsprach der Wahrheit. Kato hatte seinen Waffengurt abgelegt und ihn auf einem Holzfass in der Gasse zurückgelassen, weil er keine Konfrontation mit den Dämonen, besonders nicht mit Takeo wollte. Jetzt blickte der Puma um die Hausecke, zog sich aber sofort wieder zurück, da am Millersaloon Fergus stand und neugierig in diese Richtung blickte. Die ungewöhnliche Ansammlung von Wesen schien seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben. Kato knirschte etwas mit den Zähnen, erklärend fuhr er gleich darauf fort: "Ich bleibe besser hier im Schatten. Sly wird es sicherlich nicht gefallen, wenn ich meine Karten hier so offen auf den Tisch lege." Für einen Moment unterbrach er sich, musterte den Hanyou und danach suchte sein Blick den des Richters: "Euer Sohn sollte sich mal die Steckbriefe ansehen. Nicht nur die Eltern der Kleinen werden gesucht, auch sie steht mit in dem Schreiben. Tod oder lebendig. Was das heißt, muss ich keinem erklären. Der ganze Schlamassel ist nur passiert, weil die Mutter des Kindes, Etsu nicht zur Hure werden wollte. Die Familie Feng Li hat nie etwas Unrechtes getan, schon gar nicht einen Mord begangen. Oder haben sich die Gesetze so geändert, wenn man jetzt versucht seine Frau und das Kind zu beschützen, wird man gleich zum Mörder." Taro hatte ruhig zugehört. Er versprach: "Ich kümmere mich darum." Was er verschwieg, es würde nicht einfach werden. Chinesische Arbeiter hatten so gut wie keine Rechte, jede Straftat, die sie begingen, wurde schwer geahndet. Im Gegenteil dazu, der Mord an einem chinesischen Einwanderer, begangen von einem Amerikaner, zog kaum Strafe nach sich. Sie wurde höchsten als geringe Geldstrafe verhängt. Doch er war nicht nur Richter, sein Einfluss in San Francisco zählte auch. Die Eltern des Mädchens waren gestorben und damit sollte die Angelegenheit leicht bereinigt werden können. Da Rins Mutter offenbar Japanerin war, gab es noch eine andere Möglichkeit. Chinesen war es verboten aus ihrer Heimat auszuwandern, doch mit Japan stand Amerika seit kurzen in Handelsbeziehungen. Auf lukrative Geschäfte wollte sicherlich niemand verzichten. Es war dann Kouga, der eine Frage stellte: "Mich würde interessieren, weshalb du so am Wohlergehen der Kleinen interessiert bist?" Kato zündete sich in aller Ruhe ein Zigarillo an, lächelte dann und sagte: "Ich mag Kinder und Rin erinnerte mich ein wenig an meine Schwester. Doch sie ist nicht der Grund, weshalb ich hier mit euch spreche. Es gibt etwas, das ich will. Mir liegt viel an Jane und deshalb verlange ich, dass sie in Zukunft nicht mehr im Saloon arbeiten wird." "Jane hat ihren eigenen Kopf", erklärte Sesshomaru. Doch davon ließ sich Kato nicht beirren: "Du bist ihr Boss und dein Geschäftspartner ist ihr Vormund. Meine zukünftige Gefährtin verdient etwas Besseres." Damit bestätigte der Pumaabkömmling nur einen Verdacht, den der Hundedämon seit einiger Zeit hegte. Zwar war es auch in seinem und Raouls Interesse, das die Hanyou nicht mehr im Saloon arbeitete, doch bis jetzt hatte er nichts gefunden, was angemessener für Jane wäre. Der Saloonbesitzer ließ seinen Blick zum Hotel schweifen und hatte eine Idee, welche er aber für sich behielt. Jetzt wollte er nur wissen: "Wenn ich darauf eingehe, was bietest du." Diese Frage veranlasste Inuyasha zu schnauben. Sein Vater verhinderte jedoch, dass er sich auch noch laut dazu äußerte. Deshalb schwieg er und wartete ab. Kato schüttelte leicht den Kopf, bot dann aber an: "Eine Warnung und eine Information. Sly ist sicherlich kein Chorknabe, doch das eigentliche Problem ist Fergus. Früher oder später wird er hier zum Problem werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er Sly erledigt und dessen Geschäfte übernimmt." "Weshalb sollen wir dir glauben?", begann Sesshomaru misstrauisch. Diesmal lächelte der Revolvermann leicht und antwortete: "Weshalb? Du hast keinen Grund dazu. Im Gegenteil ich habe auf dich geschossen. Doch ich bin ein guter Schütze und verfehle niemals mein Ziel." "Angeber trifft es wohl eher", murmelte Inuyasha leise. Ein Blick seines Vaters genügte auch diesmal um den Rest für sich zu behalten, dennoch musste der Hanyou noch etwas loswerden: "Keh, stimmt doch." Gerade setzte Taro zum Sprechen an, als Kato ihm zuvor kam. Slys Leibwächter sah zu Rin und bat: "Sag ihm das Geheimnis." Die Angesprochene verstand sofort und brauchte keine zweite Aufforderung. Plötzlich stand Rin neben dem Saloonbesitzer, zupfte ihn am Ärmel. Diese Geste kannte Sesshomaru von ihr. So beugte er sich zu ihr hinunter und das Kind flüsterte in sein Ohr, wobei es ihr entging, dass jeder Dämon und auch Inuyasha ihre Worte deutlich genug vernahmen: "Onkel Puma hat mich schwören lassen, dieses Geheimnis für mich zubehalten aber er hat dich aus den Felstrümmern befreit und dir die Wunden gesäubert. Danach wollte er die Kopfgeldjäger aufstöbern." Verständnislos kam Kouga näher und knurrte etwas. Ungehalten fing der Wolf an: "Erst versuchst du Sesshomaru umzubringen und danach rettest du ihm das Leben?" Auf diese Frage wollten sicherlich alle eine Antwort haben. Takeo schob sich jedoch jetzt in Kougas Blickfeld, warnte leise: "Kato verschwinde. Fergus ist auf den Weg hierher." Der Puma stieß einen Fluch aus, warf sein Zigarillo in den Dreck, trat ihn aus und wollte sich abwenden. Doch dann sagte er doch noch: "Ich sollte da mal etwas richtig stellen. Von Mord war nie die Rede. Mein Auftrag lautete, dir ein paar Kugeln auf den Pelz zu brennen. Genau das habe ich getan. Sly sollte eben genauer in seinen Anweisungen sein." Im nächsten Moment verschwand Kato blitzschnell in der Gasse. Takeo ging ihm einige Schritte hinterher und blieb dann stehen. Wenn Fergus näherkam, würde er glauben, man hätte sich mit ihm unterhalten. Der Richter handelte nun ebenso. Er hob Rin auf dem Wagen und fragte sie: "Passt du weiterhin auf Etsu auf?" Die Kleine nickte und lächelte sogar wieder, während sie die Puppe ganz eng an sich drückte. Danach ging Taro zu Asha, ergriff ihre Hand und drückte einen kleinen Gegenstand hinein. Dann riet er: "Verlasse lieber die Stadt, um der Sicherheit der Kinder willen. Man kann nie wissen was passiert." Die schwarzhaarige Frau stellte keine Fragen, sondern handelte sofort. Im Nu saß sie auf dem Kutschbock, ergriff die Zügel und lenkte das Gespann aus der Stadt. Inez folgte ihr sofort mit dem zweiten Wagen. Bevor sie die Kurve passierte, warf die Betreiberin der Kutschenlinie noch einen Blick zurück und so konnte sie sehen, wie Taro ihr hinterher sah. Erst als sie außer Sichtweite war, wandte der Youkai sich ab. Kaum hatte die Gruppe den Stadtrand passiert übergab Asha die Zügel an Sango und sah sich den Gegenstand in ihrer Hand an. Etwas festes, fast Rundes war in ein Stück Papier eingewickelt. Neugierig öffnete sie dies. Auf dem Blatt standen ein paar Zeilen und das andere war ein rosafarbener geschliffener Stein, vermutlich sogar ein echter Rosenquarz, durch den man ein Loch gebohrt hatte, um eine Kette befestigen zu können. Zwar handelte es sich dabei nur um ein schlichtes Lederband, doch die Geste zählte in den Augen der Witwe viel mehr. Danach las sie die Zeilen, wobei sie grübelte, wann genau der Richter Zeit hatte, dies zu schreiben. 'Ein kleines Danke für die angenehmen Stunden. Wenn du erlaubst, würde ich unsere Freundschaft gern vertiefen. Taro.' Das Herz der jungen Frau schlug schneller, da in den Worten ein kleiner Funken Hoffnung für sie loderte. Ob der Richter wusste, was dieser Stein für eine Bedeutung hatte? Er war nicht nur als Schutzstein bekannt, sondern soll auch Sanftmut und zärtliche Gefühle fördern. Aus den europäischen Ländern, wie Italien und Griechenland wurde überliefert, dieser Stein war eine Gabe der Liebesgötter Amor und Eros, um damit die Kraft der Liebe, der Versöhnung und des Vertrauens zu übermitteln. Beinahe die ganze Fahrt über grübelte die junge Frau darüber nach. Unmöglich konnte der Richter vorhersehen, dass er für Asha Gefühle entwickelte. Vermutlich war es eine rein zufällig gewählte Gabe, einfach nur ein Danke ohne Bedeutung. Dennoch sah die junge Frau mehr darin. Sie seufzte leise und dann ohne länger zu zögern band sie sich das Geschenk um den Hals. Mit diesem Rosenquarz würde ein Teil von Taro immer bei ihr sein. Derweil in der Stadt schlenderte Fergus näher an die Dämonen und den Hanyou heran, grüßte höflich, stellte sich vor. Seine Absicht war es den Richter in ein Gespräch zu verwickeln und ihn auszuhorchen. Doch Taro blockte sofort ab: "Mister Armstrong, da ich meinen ältesten Sohn seit einigen Jahren nicht gesehen habe, verstehen sie sicherlich meinen Wunsch, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Wenn sie mich sprechen wollen, morgen früh im Büro des Sheriffs." Damit drehte sich der Hundedämon um und strebte dem Taishosaloon zu. Alle folgten ihm wortlos. Fergus hob seine Hand, tippte grüßend an den Hut: "Selbstverständlich Richter", murmelte er halblaut. Danach wandte er sich zum Gehen und verbarg seinen Unmut dabei. Niemand wagte es normalerweise, ihn so zu behandeln und ihn stehen zu lassen. Doch da war er noch keinem Taisho begegnet. Inuyasha betrat als Letzter den Saloon, schaute jedoch noch einmal nachdenklich zu Slys Geschäftspartner hinüber. Zwar traute er Kato nicht, doch auch sein Instinkt sagte ihm, Ärger mit diesem Fergus war im Kommen. Zu diesem Zeitpunkt war der Taishosaloon fast leer, nur einige der Angestellten weilten hier. Sesshomaru gab ihnen allen frei und schloss den Saloon, an diesem Abend würden keine Gäste Zutritt haben. Danach ging er zu dem Regal und fragte: "Verehrter Vater was willst du trinken? Bier, Whiskey, kalifornischen Wein oder Sake?", zuletzt erklärte er noch genauer: "Japanischen Sake, keinen billigen aus China." Überrascht fragte der ältere Dämon: "Du hast Reiswein aus unserer Heimat?" "Es kostet fast ein Vermögen ihn zu importieren, doch seit Japan seine Isolation beendete und seine Grenzen der Welt wieder geöffnet hat, sind sie sehr bestrebt, mit Amerika Handel zu betreiben." Gleich danach schenkte der Saloonbesitzer mehrere Schalen ein und Jane stellte sie auf den Tisch, bevor sich die Hanyou dann zurückzog. Taro hatte Fergus gegenüber nicht gelogen, seinen Sohn sah er heute zum ersten Mal seit fast 30 Jahren wieder und deshalb gab es viel zu berichten. Überwiegend übernahmen das, Takeo und Kouga. Wenn Sesshomaru etwas sagte, dann nur, was ihn persönlich betraf, von dem die beiden Leibwächter nichts wussten. Eines vermieden jedoch alle, Etsu, Sesshomarus verstorbene Gefährtin, zu erwähnen. Der Richter hörte schweigend zu. Vieles hatte er bereits selbst gehört oder durch Kouga von Inuyashas erfahren. Was ihn jetzt stolz machte, Sesshomaru hatte die Verantwortung für eine Stadt voller Menschen übernommen und nahm die Sache sehr ernst. Seinen Sohn darauf ansprechen wagte er nicht, denn sicherlich hatte sein ältester männlicher Nachkomme genug passende Ausreden parat, Gründe um nicht zugeben zu müssen, dass er in Wirklichkeit tatsächlich Menschen beschützte. Denn im Prinzip tat er nichts anders, wenn in seinen Motiven dennoch Eigennutz lag. Doch auch Taro hatte seine Gründe, welche er noch für sich behielt. Inuyasha zum Sheriff von Westtown zu ernennen war einer davon. Normalerweise wurde ein Sheriff von der Bevölkerung gewählt, wie ein Bürgermeister. Doch bis jetzt verkörperte Sesshomaru dies alles. Er war das Gesetz der Stadt. Mit Inuyasha und dem menschlichen Deputy Miroku wollte der Richter Konflikte mit den amerikanischen Behörden vermeiden. Eine andere Sache war Sesshomaru. Der Dämon hatte sich von seiner Familie zurückgezogen, dies duldete Taro nicht länger, so bewarb er sich für die Stelle als Richter und wurde angenommen, konnte deshalb auch den Hanyou hier als Gesetzeshüter einsetzen. Wenn es jemand schaffte, den Ältere aus der Reserve zulocken, dann der jüngere Bruder. Ein weiterer Grund, die Zukunft, obwohl sie auch noch in weiter Ferne lag. Viele Dämonen vergaßen inzwischen, was sie einst waren, eine stolze mächtige Rasse, den Menschen weit überlegen. Viele Dinge und der Vorfall mit Takeo hatten ihm die Augen geöffnet. In Taros Sinn lag es für das Kommende vorzusorgen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch andere hinter das Geheimnis kamen. Doch um nicht erneut die Menschen gegen sich aufzubringen, brauchten sie eine starke Führung. In Dämonen wie Kouga oder Takeo und seiner Familie sah er Hilfe um seine Pläne umsetzen zukönnen. Nicht Rache an den Menschen durfte deshalb das Ziel sein, sondern ein friedliches Miteinander. Ein langer Weg lag somit vor ihnen. Bald darauf reiste der Richter wieder ab, da er noch andere Städte betreute. Fergus hatte nicht noch einmal versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Der Nachfahre der Pantherdämonen verließ Westtown nur wenige Tage nach dem Richter. Sein Weg führte ihn nach Denver, wo er zu seinem Leidwesen feststellen musste, das ein gewisser Juan Martinez ein höheres Gebot für den Saloon abgegeben hatte und den Zuschlag erhielt, den er eigentlich für sich haben wollte. Lange hielt sich Fergus nicht auf, sondern reiste weiter nach Cheyenne und von dort mit dem Zug nach Kalifornien. Ein zeitiger Wintereinbruch und viele Monate Schnee, das Fernbleiben seines ihm unbekannten Geschäftspartner, der verspätet aus Übersee kam, verzögerten seine Rückkehr nach Westtown bis zum Frühling. Da er jedoch die Goldmine haben wollte, die dieser Franzose zu verkaufen hatte, harrte er in San Francisco aus. Kagura wollte die Gunst der Stunde nutzen und verschwinden. Leider fehlte von dem Geld unter dem Bett jede Spur, so kam sie zu dem einzigen Schluss, Fergus trug die Tasche bei sich. Sie fluchte beinahe tagelang darüber. Später erfuhr sie von Sly, das sie wieder unten im Saloon arbeiten musste. Anfangs wollte sie sich weigern, doch dann kam Kato zu ihr, brachte ihr ein anständiges Kleid und erklärte ihr den Kompromiss, den er für sie bei seinem Boss ausgehandelt hatte. "Kagura, wenn du dich nicht selbst wie eine Hure aufführst, hast du in Zukunft von den Gästen nichts zu befürchten. Sie wollen nur dein Klavierspiel hören und den Fächertanz sehen. Welche Kleidung du dabei trägst, ist dir überlassen." Danach wollte sich der Puma abwenden und das Zimmer verlassen. Die Winddämonin hielt ihn auf: "Weshalb tust du das für mich Kato?", wollte sie wissen. Der Revolvermann blieb stehen, nur kurz huschte ein schmerzlicher Zug über sein Gesicht. Er ließ sich dennoch zu einer Antwort herab: "Ich habe kein Interesse an Frauen, die freiwillig ihren Körper verkaufen. Sagen wir mal, ich mag es einfach nicht, wenn man sie in ausweglose Situationen bringt und sie daraufhin dazu zwingt. Einer Frau Gewalt anzutun, sie zuschlagen, ist in meinen Augen das Letzte." Kagura konnte darauf keine Antwort geben, denn Kato ging sofort. In diesem Moment begriff die Dämonin, weshalb ihr der Revolvermann an ihrem ersten Tag in der Stadt dieses Angebot unterbreitet hatte. Er wollte, dass sie sich freiwillig für ihn entschied, um sie vor Sly zuretten. Ob er auch deshalb bei ihr und Fergus nachgeholfen hatte. Stimmten die Gerüchte möglicherweise der Nachfahre der Pantherdämonen, wendete oft Gewalt bei Frauen an. Sie wusste nur, was ihr selbst widerfuhr, in dieser Beziehung konnte sie nicht klagen. Trotzdem wollte sie noch immer fort von hier, weg aus der Stadt und irgendwo ein eigens Leben beginnen. Bis Fergus zurückkam, das Geld hoffentlich wieder im Zimmer deponiert war, musste sie durchhalten. Eines Tages jedoch würde sie frei sein. Im Taishosaloon grübelte Sesshomaru schon tagelang über den Revolvermann nach. Es passte ihm überhaupt nicht, dadurch praktisch in Katos Schuld zustehen. Doch von diesem Zeitpunkt an behielt er den Pumaabkömmling im Auge und musste einiges feststellen. Der Leibwächter hatte einen besseren Charakter, als der erste Eindruck vermittelte. Er hielt sich aus Schlägereien raus, außer eines von Millers Mädchen geriet in Gefahr, trank wenig und schlichtete oft Ärger, bevor er ausbrach. Seinen Job, Sly Millers Leben zu beschützen nahm er sehr ernst, dennoch waren dem Puma alle Mädchen im Saloon ebenso wichtig. Jeden Sonntag ging er zum Fluss und beobachtete Jane, näherte sich ihr aber nie. Er hatte sie als seine zukünftige Gefährtin bezeichnet und doch zögerte er mit dem nächsten Schritt. Doch Jane war nicht das einzige weibliche Wesen, was Aufmerksamkeit auf sich zog. Oft genug kamen Ashas Mädchen in die Stadt, erledigten Einkäufe oder nahmen an dem großen Picknick teil, was oft an Sonntagen nach der Kirche veranstaltet wurde. Als Miroku durch die Stadt schlenderte, er Sango sah, folgte er ihr unauffällig. Als er sie so im Gehen betrachtete, sein Blick auf ihre Rundungen fiel, zuckte es wieder verdächtigt in seiner Hand. Der Hilfssheriff ging etwas schneller, damit er die junge Frau einholen konnte. Sango blieb an einem Geschäft stehen und spähte in das Innere auf der Suche nach Kagome. Da sich die Scheibe etwas spiegelte, bemerkte sie Annäherung des Schwarzhaarigen, der sich immer noch wie ein Prediger kleidete. Gerade betrat Miroku den hölzernen Absatz, öffnete den Mund um Sango zu begrüßen, als diese herumfuhr, ihm eine Ohrfeige verpasste und: "Lustmolch", sagte. Danach ging sie einfach weiter. Im gleichen Moment bohrte sich ein Messer in den Pfosten unmittelbar neben dem Deputy. Miroku starrte die silberne Waffe mit den Kanji Schriftzeichen auf der Klinge an. Dieses Messer würde er überall wieder erkennen. So zog er es aus dem Holz, drehte sich der Straße zu, wo gerade der Richter von der Postkutsche sprang. "Du kannst es nicht lassen Miroku", begann Taro vorwurfsvoll. Der Schwarzhaarige verteidigte sich sofort: "Ich schwöre es. Ich habe nicht versucht, Sango anzufassen." Dies war nicht einmal eine Lüge. Der Gesetzesmann hatte seinen Hut abgenommen und hielt ihn in der besessenen Hand um nicht in Versuchung zugeraten. Inuyashas Vater lächelte jetzt ein wenig, nahm seine Waffe wieder an sich und sagte: "Ich weiß. Das war nur eine Warnung, damit du Miss Ashas Mädchen in Zukunft nicht mehr belästigst." "Aber Sango ...", stammelte Miroku etwas und senkte verlegen den Blick, da er gerade sah, das Mädchen stand in der Nähe und hörte jedes Wort. Der Richter verstand und sagte nur: "Dann wirb wie ein Kavalier um sie und benehme dich nicht wie ein Lustmolch, wenn du Chancen haben willst." Kaum endete Taro, nahm er ein in Ölpapier eingeschlagenes Päckchen vom Kutschbock, wickelte ganz vorsichtig etwas aus, das darin verborgen war. Gleich danach übergab Jack dem Richter dessen Reisetasche und nach einem kleinen Wortwechsel mit dem Kutscher der Martinezlinie ging Taro in Richtung Saloon davon. Der Deputy sah dem Hundedämon weiter nach, bekam dadurch mit, wie dieser die Blumen auf den Sitz von Ashas Kutsche legte und dann im Saloon verschwand. "Wildblumen", flüsterte er leise und grübelte, ob Sango so etwas mochte. Doch das schwarzhaarige Mädchen war inzwischen verschwunden. Erst später, als sie auf dem Heimweg am Büro des Sheriff vorbeifuhr, sah der ehemalige Prediger sie wieder. Sango hielt den Wagen an und schlug Miroku vor: "Komme doch morgen Mittag auf die Ranch. Ich koche etwas für dich." Eine Antwort geben konnte er nicht mehr. Die Kutsche verschwand im nächsten Augenblick. "Verstehe einer die Frauen", murmelte Miroku. Der Hanyou hatte den Vorfall mitbekommen und zuckte nur mit den Schultern. Er wurde aus ihnen auch nicht schlau. Er und Kagome sahen sich öfter in letzter Zeit. Zufällige Berührungen oder gelegentliche Nähe ließen immer sein Herz höher schlagen. Da Kagome oft errötete hatte er den Eindruck gewonnen sie mochte ihn. Mehrmals waren sie beide schon nahe dran gewesen sich zu küssen. Doch entweder platzte Schippo dazwischen oder Rin kam angelaufen. Irgendwann hatten sie sich dann deswegen gestritten, dies endete dann damit, Kagome sagte einfach: "Mach Platz!", und der Hanyou landete unwillkürlich auf den Boden. Inuyasha war tagelang wütend auf das Mädchen, vor allem weil er die Kette einst vor etlichen Jahren von ihr als Abschiedsgeschenk bekam. Von dem magischen Spruch hatte er keine Ahnung gehabt und fühlte sich dadurch jetzt verletzt. Ihr Streit endete mit dem Versprechen, das Kagome den Spruch nie wieder einsetzen wollte. Die Schwarzhaarige hatte auch ein Einsehen, weil es öffentlich in der Stadt, seinem Ansehen als Sheriff sehr schaden konnte. Kagome überlegte sich etwas Neues, doch ihr fiel einfach nichts ein. Alle, die sie diesbezüglich um Rat fragte, waren sich einig, sie sollte so etwas überhaupt nicht benutzen. Bald darauf kam der Winter. Trotz der teilweise schlechten Wetterbedingungen versuchte Taro, regelmäßig die Witwe zu besuchen. Er gab zwar vor nur nach den Kindern zusehen, doch die meiste Zeit verbrachte er mit Asha. Wenn es auch nur wenige Stunden waren, die junge Frau sehnte sich, sobald der Hundedämon die Farm verlassen hatte, bereits wieder nach seiner Rückkehr. Mit jedem Augenblick, den sie den Youkai näher kennenlernte, wurden ihre Gefühle stärker. Nachts träumte sie von ihm, und wenn sie sich sahen, hoffte sie, heute war der Tag, wo der Richter sie endlich küsste. Doch Taro blieb aus einem ihr unerfindlichen Grund zurückhaltend. Er umarmte die junge Frau gelegentlich, doch mehr wagte er nicht. Da sich weder Sesshomaru noch Asha in der Öffentlichkeit zusammen sehen ließen und das Gespräch auch nie wieder auf eine angebliche Verlobung zwischen ihnen beiden kam, wurde es als ein Gerücht abgetan, in die Welt gesetzt von einer Klatschbase, die sich nur wichtig machen wollte. So erfuhr auch Taro nie von diesem Umstand. Trotz das einige Wesen in diesem Winter schöne Momente erlebten, ereignete sich auch eine Tragödie. Der Arzt von Westtown, ein schon etwas älterer Mann, musste eines Nachts weit draußen in der Wildnis eine Farm aufsuchen, um einem Baby auf die Welt zu helfen. Auf dem Rückweg geriet er in ein Unwetter, sein Pferd stützte und der Doktor brach sich das Bein. Dies war eigentlich nicht so tragisch, da er sich selbst verarzten konnte. Bis man ihn vermisste und ihn dann in den Wäldern fand, vergingen etliche Stunden. Der lange Aufenthalt im nassen Schnee forderte später seinen Tribut. Der ältere Mann erkrankte an einer schleichenden Lungenentzündung. Im Frühjahr, zu Beginn der Schneeschmelze, wurde er zu Grabe getragen. Damit fehlte dem Ort jetzt ein Arzt. ... tbc ... Falls jemand eine Idee hat, für den Rosenkranz, nur her damit. Kapitel 11 - Ärger am Hals Kaguras Verhalten weckt Fergus Verdacht und er beginnt Interesse an Asha zu zeigen, mehr als es Sesshomaru lieb ist. Außerdem fällt Juan in sein altes Verhalten zurück. Kapitel 11: Ärger am Hals ------------------------- Weil mich die vielen neuen Favoeinträge erfreut haben, nicht zu vergessen meine treuen Kommischreiber, gibt es diesmal ein Kapitel in Extralänge Kapitel 11 - Ärger am Hals Noch nie zuvor hatte Asha das Gefühl empfunden, den Frühling so bewusst wahrgenommen zu haben. Die Düfte in der Luft oder das fröhliche Zwitschern der Vögel reichten bei ihr, um ohne Grund inne zu halten und ihren Blick durch die Gegend schweifen zu lassen. Jeden Tag hatte sie ein Lächeln auf den Lippen und steckte fast jeden mit ihrer frohen Art an. Sie summte oft und ihre Gedanken kreisten ständig um den Richter. Dieser hatte sich sehr schnell in seinem Distrikt zurechtgefunden, kannte nun jeden Ort, der dazugehörte. Viele der zuständigen Marshals oder die von den Einwohnern gewählten Sheriffs erwiesen sich als zuverlässige Gesetzeshüter, sorgten in ihren Ansiedlungen für Ordnung. Nur in den Goldwäschercamps oder entlang der fast fertiggestellten Eisenbahntrasse, zwischen Kansas und Denver, ging es etwas es rauer zu. Doch die Eisenbahn fiel nicht in Taros Aufgabenbereich. Obwohl er seiner Tätigkeit als Richter nachging, viel unterwegs war, verbrachte er dennoch Zeit mit seinen Söhnen. Außerdem behielt er Juan Martinez im Auge. Doch der Spieler schien sein Leben geändert zuhaben, investierte seine Einkünfte aus der Kutschenlinie in einen Saloon. Er nahm sich als Vorbild das noblere Etablissement von Sesshomaru und bot seinen Gästen ebenso nur anständiges. Tanz, Gesang und gelegentlich ein paar ehrliche Kartenspiele. Des Weiteren konnten die Gäste ihr Glück beim Roulette versuchen. Es gab zwar einige weibliche Angestellte, doch außer auf der Bühne mussten sie Juans Gäste nicht unterhalten. Was sie jedoch in ihrer Freizeit taten, war dem Mexikaner gleichgültig, solange es keinen Ärger gab. Den Spieltischen in seinem eigenen Saloon und auch in den Benachbarten blieb Juan fern. Sein ganzes Bestreben bestand darin seinem Vater zu beweisen, das er zu etwas taugte. Aus diesem Grund führte er auch ein längeres Gespräch mit Asha, entschuldigte sich bei ihr und versuchte ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Sein freundliches Benehmen behagte der schwarzhaarigen Frau anfangs überhaupt nicht, dessen Handlungen überzeugten sie jedoch später. Besonders was den Umgang mit Inez, seiner jüngeren Halbschwester und Cousine anging. Dieses Verhalten war für Asha ausschlaggebend an Juans Verwandlung zuglauben. Deshalb wurde sie auch von dem mexikanischen Mädchen oft nach Denver begleitet, damit sich die Halbgeschwister sehen konnten. Eine weitere Ursache, weshalb er plötzlich sein Leben änderte, konnte der Tod von seiner ungeliebten Ehefrau sein. Sie erkrankte im Winter schwer und starb Wochen später. Nach ihrem Dahinscheiden gab es keinen Grund mehr der elterlichen Plantage fernzubleiben und immerhin wollte Juan die Kinder, seine zwei Töchter und den fast dreijährigen Sohn sehen. Da er sich jedoch den Saloon gekauft hatte, dieser außerdem gut lief und er viel arbeitete, verzögerte sich seine Reise ständig. Seine Nachkommen nach Denver zu holen vermied der Mexikaner. Bei ihrem Großvater in Kalifornien lebten sie sicherer und erhielten eine gute Erziehung. Wenige Wochen nach der Schneeschmelze kam Don Martinez zu Besuch aus Kalifornien und suchte Paolos Witwe zum ersten Mal auf der Ranch auf. Dort traf der ältere Mensch auf den Richter und berichtete ihm, wie stolz er auf seinen Sohn jetzt war. Dennoch gab er auch seine Bedenken kund, vermutete das, dessen derzeitiges Verhalten nicht lange anhielt. Taro versprach, weiterhin auf Juan zu achten. Nachdem nun der Frühling Einzug gehalten hatte und Fergus per Telegramm seine Rückkehr ankündigte, wollte Kagura ihren vor langer Zeit gefassten Plan vorantreiben. Dazu musste sie jedoch mit Asha sprechen und deshalb sah man sie häufig in der Nähe des Taishosaloons spazieren gehen. Dass die Winddämonin dabei öfters einen Blick auf Sesshomaru werfen konnte, sollte ihr nur recht sein. Einmal, an einem recht sonnigen Tag kam sie wieder herbei. Sobald sie in den Schatten trat, schloss sie ihren Sonnenschirm und setzte sich uneingeladen auf den freien Stuhl neben den silberweißhaarigen Youkai. Als Nächstes bat Kagura: "Kann ich etwas zu trinken haben?" Der Besitzer des Taishosaloons schenkte ihr scheinbar bis zu diesem Augenblick nicht die geringste Aufmerksamkeit. Bei der Frage drehte er seinen Kopf, musterte sie abschätzig und sagte dann: "Da ich dich nicht eingeladen habe, kannst du hoffentlich wie jeder Gast auch bezahlen." Die Winddämonin hob etwas ihren Kopf und mit einem leicht arroganten Ton reagierte sie darauf: "Natürlich habe ich Geld." Als Sesshomaru nach einer Weile sich immer noch nicht vom Fleck gerührt hatte, um ihr aus dem Inneren ein Getränk zu holen, reagierte Kagura trotzig: "Vergiss es. Trinken kann ich auch woanders. Deswegen bin ich nicht hier. Wann kommt Miss Asha?" Diesmal kam die Antwort nicht von Sesshomaru, denn dieser hatte bereits desinteressiert seine Augen geschlossen und lehnte sich zurück. Takeo sagte an seiner statt: "Wenn du meinen Herrn nicht ständig mit deinen Augen verschlingen würdest, sondern vielmehr dein Augenmerk auf den Fahrplan der Kutschenlinie geworfen hättest, wüsstest du, dass sie morgen früh hierher kommt. Jeder im Ort weiß, danach bekommt sie von deinem Boss Mister Miller die Bestellliste, bevor sie nach Denver aufbricht. Deshalb ist deine Anwesenheit hier unnötig." Kagura hatte sich dem Neuankömmling zugewandt. Im ersten Augenblick wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Dann stand sie auf, zupfte ihre Kleidung zurecht und ging. Dabei murmelte sie etwas von höflich sein und Konversation betreiben. Der Leibwächter sah ihr nach und schüttelte den Kopf. Es war ihm nicht entgangen, das die Winddämonin Interesse an seinem Herrn hatte. Doch sie versuchte es, zu verschleiern. Ob Fergus etwas damit zutun hatte? Takeo grübelte noch über die andere Aussage von Kagura nach und er fragte sich, was sie von Asha wollte. Die schwarzhaarige Witwe verhielt sich der Dämonin gegenüber immer höflich. Selbst einige andere Frauen in der Stadt behandelten Fergus Geliebte des öfteren respektvoller als am Anfang. Dennoch hatte sich die Betreiberin der Kutschenlinie bestimmt nicht mit Kagura angefreundet. Es blieb deshalb nur ein Auftrag übrig. Entweder sollte Asha etwas aus Denver mitbringen oder die Tänzerin des Millers Saloon wollte selbst dorthin. Aufklärung brachte der nächste Tag noch nicht. Kagura war zu früh dran. Um die Wartezeit zu verkürzen, stolzierte sie auf der Straße vor dem Taishosaloon hin und her. Sicherlich trug sie absichtlich ihr vornehmstes Kleid, um einen anständigen Eindruck beim Betrachter zu hinterlassen. Die ganze Zeit versuchte sie erneut Sesshomarus Aufmerksamkeit zu wecken. Diesmal hielt nicht der blonde Youkai Wache, sondern Kouga. Dem Wolf ging das Getue der Windherrscherin auf die Nerven und so knurrte er mehrmals leise. Sein Herr riet deshalb: "Sie ist es nicht wert. Kouga." "Sie soll sich gefälligst in ihr Territorium scheren", gab er zurück. "Was will sie hier? Uns ausspionieren?" Sesshomaru glaubte nicht an die Möglichkeit, ging jedoch auch nicht auf den Verdacht seines Leibwächters ein, behielt sie jedoch weiterhin im Auge. Kagura hatte die Worte vernommen, zuckte zusammen und blieb etwas verunsichert stehen. Von der Feindschaft der beiden Saloons hatte sie gehört und auch das der Frieden brüchig war. Zwar waren ihre Absichten andere, doch sie wollte nicht die Ursache für einen Konflikt sein. Obwohl Fergus ihr gefiel, so hatte Sesshomaru ihr Interesse geweckt. Mehrmals spielte sie schon mit dem Gedanken dem Hundedämon etwas anzubieten, damit dieser sie aus dem Miller Saloon befreite. Doch bis jetzt konnte sie nur mit ihrem Wesen, ihrem Körper handeln. Da der Youkai offensichtlich keinen Gefallen an ihr fand, musste sie sich etwas Neues überlegen. Kougas Worte veranlassten sie, jetzt zu gehen. Unterwegs dachte sie darüber nach und fragte sich ob der Besitzer des Taishosaloon Informationen zu schätzen wusste. Damit ging Kagura ein Risiko ein, spielte womöglich mit ihrem Leben. Dennoch fand sie diese Option gut genug, um weiter darüber nachzudenken. Sollte ihr die Flucht nicht gelingen, konnte sie immer noch darauf zurückgreifen. Während sie so in Gedanken war, achtete sie nicht auf den Weg, gelangte dadurch in einen Teil der Stadt, der unbewohnt war. Viele dieser Häuser wurden von ihren Besitzern verlassen, als die Fehde zwischen den beiden Saloons tobte. Wer jetzt neu in die Stadt zog, baute oft auf der anderen Seite, sodass dadurch die Kirche nicht mehr am Rand des Ortes stand, sondern mit der Zeit zum Mittelpunkt von Westtown geworden war. Wie Fergus Armstrong in seinem Telegramm angekündigt hatte, kehrte er von seiner Reise alsbald aus Kalifornien zurück. Auf der ersten Etappe benutzte er den Zug, von Wyoming aus ritt er auf seinem Pferd, welches er auf die Fahrt an die Westküste mitgenommen hatte. Als er nun an diesem Morgen in Westtown ankam, begegnete er der jungen schwarzhaarigen Witwe wenige Meilen vor der Stadt an einer Wegkreuzung. Bereits mehrmals hatte er Miss Asha von Weitem gesehen. Doch als er nun ihre Kutsche unmittelbar passierte, höflich von der Lenkerin gegrüßt wurde, warf er einen längeren Blick auf sie. Die Betreiberin der Kutschenlinie besaß eine ganz eigene Schönheit, ihre Ausstrahlung hatte einen leichten Glanz. Da gab es eine gewisse Eleganz, ohne das Asha hochmütig auftrat. Dennoch konnte der Nachkomme von Pantherdämonen dies nicht in Worte fassen. Da er bisher nur mit Huren zutun hatte, entging es ihm, weshalb die Witwe Martinez so fröhlich auftrat und dadurch ihr Glück mit anderen teilte. Er bemerkte nicht, das Ashas Verliebtheit in einen Richter dies alles an ihr bewirkte und sie deshalb von innen heraus strahlte. Fergus bevorzugte schon immer schöne Frauen und jetzt faszinierte ihn die Betreiberin der Kutschenlinie. Mit den Gedanken sie zu umwerben hatte er bereits im letzten Jahr gespielt, doch erst jetzt fasste er den Entschluss, es wirklich zu versuchen. Ganz besonders attraktiv fand er als Beigabe ihr Geschäft. Als er die schwarzhaarige Frau an diesem Morgen traf, zügelte er sein Pferd und ritt eine Weile neben ihrer Kutsche her, um sich zu unterhalten. Wenn es auch belanglose Dinge waren, da Asha nicht zu den geschwätzigen Frauen zählte. Dennoch erfuhr er so einige Neuigkeiten, war somit auf den neusten Stand, was die Geschehnisse während seiner Abwesenheit anbelangten. Als nur wenig später ein Reiter ihnen entgegenkam, der mit der Witwe etwas zu besprechen hatte, verabschiedete sich der Pantherabkömmling und legte die Distanz bis zur Stadt in einem schnelleren Tempo zurück. Sein Pferd brachte er in den Mietstall und nachdem er seine Satteltasche und den kleinen Koffer, worin er das Geld aufbewahrte, an sich genommen hatte, begab er sich zum Millersaloon. Da der Stall am Ortseingang lag, weit genug von den Saloons entfernt, musste er ein ganzes Stück zu Fuß gehen. Kaum hatte er einen Schritt vor die Tür gesetzt, entdeckte Fergus Kagura in der Nähe der Hunde. Ihr Verhalten gefiel ihm gar nicht. Kaum lief die Winddämonin davon, folgte er ihr unauffällig, wobei er nicht die Hauptstraße benutzte, sondern sich am Rande der Gebäude in den Schatten fortbewegte. Offenbar war seine Geliebte in Gedanken, da sie die Richtung in den unbewohnten Teil der Stadt einschlug. Der Nachfahre der Panther überholte die schwarzhaarige Dämonin, legte sich in einer kleinen Gasse auf die Lauer und packte zu, sobald Kagura dort vorüber ging. Fergus zerrte seine Geliebte in die schmale Lücke zwischen den Häusern, warf sie gegen die Bretterwand eines Gebäudes und hinderte sie mit seiner kräftigen Statur an der Flucht. Unwillkürlich weiteten sich die Augen der Windherrscherin, als sie erkannte, wer da so brutal mit ihr umging. Zwar hatte sie sich durch die grobe Behandlung ihre Schulter gestoßen, dennoch kam sie recht glimpflich davon. Ihr Blick huschte umher, sie entdeckte das achtlos hingeworfene Gepäck ihres Liebhabers und verstand seine Absichten falsch. Deshalb fragte sie angetan: "Fergus, hast du mich so sehr vermisst?" Dieser reagierte nicht darauf, sondern fauchte sie abschätzig an und zeigte unverhohlen seine Abscheu: "Du verdammte Hure. Ich dachte, meine Regeln waren für dich glasklar. Kaum bin ich ein paar Monate fort biederst du dich diesem Hund an." Für einen kurzen Moment flackerte deutlich die Angst in ihren rotbraunen Augen auf. Dann hatte sich Kagura wieder gefangen und sie versuchte die Wogen zu glätten, indem sie sagte: "Das verstehst du falsch ..." Fergus unterbrach sie und forderte: "Lüge mich nicht an!", da die Dämonin zögerte, gab er einen ungeduldigen Laut von sich und drängte: "Erkläre dich endlich!" Das tat sie dann und versteckte ihre Lüge in einen Mantel aus Wahrheit: "Damit wollte ich dich eigentlich überraschen. Ich dachte an ein Picknick, nur wir beide draußen an einem schönen Ort." Ungläubig starrte der große Mann mit dem dämonischen Blut in seinen Adern seine Geliebte an. Ihre Worte waren in der Tat unerwartet. Ein Picknick? Eine gute Ausrede, das musste er zugeben. Dass er ihr nicht glaubte, bewiesen Fergus nächste Worte: "Ich kenne die Gepflogenheiten der verwöhnten und reichen Ostküsten Gesellschaft. Ich bin jedoch nicht wie dein früherer Liebhaber. Mit dem romantischen Zeug kannst du mich nicht ködern. Beantworte meine Frage. Was wolltest du bei dem Taishosaloon oder dachtest du einer von denen spielt den Anstandswauwau." "Um eine Anstandsdame ...", begann die Schwarzhaarige, wurde aber mit einem unbeherrschten Fauchen unterbrochen: "Kagura." "Schon gut", versuchte sie ihren Geliebten zu beschwichtigen und erklärte gleich im Anschluss, da sie deutlich merkte, der Zorn ihres Gegenüber wuchs weiter: "Meine Idee für das Picknick hat auch selbstsüchtige Gründe. Ich will aus dieser staubigen Stadt raus, etwas anderes sehen und riechen als diese dreckigen stinkenden Goldsucher. Doch ich kann weder reiten noch mit einer Kutsche umgehen. Asha besitzt eine Kutsche, einen Einspänner, den du führen kannst." Diesmal wurde sie lange angesehen. Obwohl Fergus immer noch seine Zweifel hatte, verstand er Kaguras Argumente durchaus. Auch er konnte nicht auf die Dauer in einer Stadt bleiben, das lag an seiner Herkunft. Als Winddämonin mochte sie sicherlich ebenso die Weite der Landschaft. Dennoch verbarg seine Geliebte etwas vor ihm. Immer noch grob drückte er sie jetzt gegen die Wand, küsste sie dominierend und ließ seine Hände über ihre Körper gleiten. Ja er hatte Kagura vermisst und ihr, von ihm beobachtetes Gehabe vor dem Taishosaloon weckte etwas in ihm. Besitzgier und Eifersucht. Am liebsten hätte er sie hier auf der Stelle genommen, um der Dämonin zu demonstrieren, wessen Eigentum sie war. Doch er beherrschte sich, ließ gleich darauf von ihr ab und sagte in einem leicht versöhnlichen Ton: "Du bekommst dein Picknick. Doch die Verhandlung mit Miss Asha wegen der Kutsche übernehme ich", hier legte er eine kurze Pause ein, änderte seinen Gesichtsausdruck und fügte hinzu: "Dafür hältst dich in Zukunft vom Taishosaloon fern. Sollte ich dich noch einmal dort erblicken, kommst du nicht so glimpflich davon. Du magst mich zwar im Bett erfreuen, doch wie man eine ungehorsame Frau züchtig habe ich nicht vergessen." Kagura erbleichte bei der Drohung. Dann wurde sie mit Nachdruck gefragt: "Haben wir uns verstanden?" Als Antwort erfolgte ein Nicken von der Windherrscherin. Etwas unsicher kam noch: "Ich wollte deinen Unmut nicht wecken. Ich dachte, du freust dich." Die dunklen Augen des Panthernachfahrens musterten sie eine Weile. Dann trat Fergus vor, hob seine Hand und streifte Kagura zärtlich über die Wange: "Das tue ich. Im Moment muss ich noch etwas erledigen, doch danach kannst du mir zeigen, wie sehr du mich vermisst hast. Ich kann es kaum erwarten, deine Hingabe zu spüren. Warte in unserem Zimmer auf mich!" Kagura gehorchte. Doch in ihrem Innern herrschte keine Freude. Zum ersten Mal nach so langer Zeit hatte sie Angst vor ihrem Geliebten. Seine Drohung, ihr Gewalt anzutun, würde er sicherlich nachkommen, sobald er einen Anlass sah. Deshalb musste sie erst recht fliehen. Es gab noch einen weiteren Grund, der sich später von Tag zu Tag verstärkte. Es war, als ob der Schleier vor ihren Augen verschwunden war und sie Fergus in einem anderen Licht sah. Sie entwickelte mit der Zeit immer mehr Abscheu vor ihm. Es kam anfangs schleichend, doch ein Ereignis war der letzte Tropfen. Da halfen nicht einmal mehr Katos Kräuter. Nachdem der dunkelhaarige Mann allein war, dachte er noch eine Weile über seine Geliebte nach. Seine lange Abwesenheit hatte bei Kagura zu einer Veränderung geführt. Tief im Inneren der Dämonin schlummerte eine Entschlossenheit, die er bisher noch nicht an ihr bemerkte. Sollte sie sich ihm gegenüber widerspenstig zeigen, musste er doch zu andern Mitteln greifen. Sie aus dem Millersaloon freizukaufen war vermutlich keine gute Idee. Wenn Fergus mit seiner Einschätzung richtig lag, gab er seiner Geliebten Selbstständigkeit, indem er für sie ein Haus kaufte, stieg es ihr zu Kopf. Nein, er musste sie weiterhin an der kurzen Leine halten. Vorerst jedoch fügte er sich ihrem Wunsch, lieh sich bei Asha die Viktoria Kutsche und sie verbrachten zwei Tage im nahen Wald miteinander. Weil der Pantherabkömmling in der Woche darauf noch einmal nach Denver wollte, entschloss er sich sogar Kagura mitzunehmen. Damit bekam die Windherrscherin Gelegenheit sich ein paar schöne Kleider zu kaufen und andere Dinge, die Frauen benötigten. Fergus sollte es jedoch bereuen, denn seine Geliebte tat etwas, das erneut seinen Unmut weckte. Die Dämonin beendete ihre Einkäufe und strebte dem Hotel zu, wo sie die Nacht verbringen wollten. Auf dem Weg dorthin fiel ihr bei einem Saloon ein Aushang ins Auge. So blieb sie stehen, las ihn und begann zu lächeln. Kagura zögerte nicht und trat in das Innere. Ein kurzer Blick durch den Raum genügte ihr, um festzustellen, alles sah sauber und gepflegt aus. Ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen könnte, falls sie hier Arbeit fand. Nur wenig später kam ihr ein schwarzhaariger adretter Mexikaner entgegen, begrüßte sie und fragte, was er für den Gast tun konnte. Kagura erkannte einen Casanova, wenn sie ihm gegenüberstand. Zwar hielt sich Juan zurück, flirtete nicht, dennoch lag es an seinem charmanten Auftreten. Die Windherrscherin lächelte unwillkürlich zurück und sagte: "Wie ich draußen an dem Plakat gelesen habe, sind sie auf der Suche nach einer Tänzerin, deshalb wollte ich fragen, ob sie Interesse haben. Außerdem kann ich singen und Klavier spielen." Eine Antwort wurde Juan Martinez erspart. Kaum hatte Kagura ausgesprochen, erschien neben ihr ein großer dunkelhaariger Mann. Dessen dunkle Augen verstärkten noch den düsteren Gesichtsausdruck, den er gerade zeigte. Fergus packte Kagura grob am Arm, zog sie etwas von dem Mexikaner fort und ließ in einem Ton verlauten, der deutlich seine Stimmung widerspiegelte: "Mister Martinez, sie müssen meine Kurtisane entschuldigen. Offenbar hat sie vergessen, dass sie bereits eine Anstellung in Westtown hat und ihr Vertrag ist weiterhin gültig. Sie steht deshalb leider nicht zur Verfügung." Juan lächelte freundlich und erklärte: "Keine Sorge Mister Armstrong, es lag nicht in meiner Absicht, das Eigentum des Miller Saloons anzuheuern. Ich suche eine Tänzerin, keine Hure." Damit nickte er Kagura zu, drehte sich um und verschwand im hinteren Teil des Raumes. Erst dort blieb Juan noch einmal stehen und sah zurück. Glücklicherweise besaß er durch seine jüngere Schwester Inez genug Informationen Westtown betreffend. Wenn sich sein Vater hier in seinem Saloon mit dem Richter traf und sie sich über die Stadt und einige der Einwohner dort unterhielten, hörte er aufmerksam zu. Bei einem seiner Besuche in dem Ort hatte er auch die Winddämonin gesehen und wusste deshalb, wem sie gehörte. Außerdem machte Fergus durch sein Auftreten deutlich, das es ratsam war, ihm nicht in die Quere zukommen. Dennoch bedauerte der Mexikaner ein wenig dessen Geliebte. Sicherlich hatte ihre Eigenmächtigkeit noch ein Nachspiel. Als Juan sie Hure nannte, zuckte Kagura zusammen, dabei schmerzte etwas in ihrem Inneren. Darüber nachdenken konnte sie nicht, weil sie erst einmal mit ihrem Geliebten fertig werden musste. Sie befürchtete das Schlimmste. So begann sie: "Ich will frei sein. Frei von diesem Bastard Sly. Es schadet meinem Ruf, wenn jeder denkt, ich bin sein Eigentum. Soviel wie du ihm bereits in den Rachen geschoben hast, müssten meine Schulden doch längst abbezahlt sein. Wenn ich selbst Geld verdiene, kann ich zusätzlich etwas drauflegen." "Du willst also frei sein?", murmelte Fergus leise. Sein Blick bohrte sich in die Augen der Winddämonin. Dann lachte er laut los. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich beruhigt hatte. Immer noch mit einem arroganten Lächeln erklärte er: "Du bist die größte Närrin, die ich kenne. Du selbst hast deine Freiheit verkauft, als du den Vertrag mit deinem ersten Liebhaber geschlossen hast. Wenn ich dich erinnern darf. Du hast dich ihm völlig ausgeliefert, wolltest lebenslang sein Mätresse sein. Die einzige Bedingung, die er gestellt hatte, dass er jederzeit das Verhältnis beenden kann. Im Gegenzug wollte er dafür sorgen, dass du dir niemals Gedanken um deinen Unterhalt machen musst. Jetzt wo Sly dich gekauft hat, ist er für dich verantwortlich. Sollte ich mich dazu entschließen, dich freizukaufen, ändert sich nur der Name deines Besitzers." Während er diese Dinge zu seiner Geliebten sagte, begaben sie sich auf den Weg ins Hotel. Immer noch wurde Kagura am Arm festgehalten und mitgezogen. Sie musste die Worte erst einmal verdauen. Das was sie vor vielen Jahren für ihre eigene Absicherung tat um nicht mittellos dazustehen, richtete sich nun gegen sie. Wie hatte sie nur den Umstand vergessen können und darauf vertrauen, das Fergus anders war. "Fergus ...", fing sie an. Doch der Pantherabkömmling reagierte nicht. Einige Schritte ging er noch, bevor er stehen blieb und sie ansah: "Im übrigen, Sly bekommt schon seit Monaten keinen Cent mehr von mir. Ich habe eine andere Vereinbarung mit ihm getroffen. Deshalb hast du dir dein Essen auch selbst verdienen müssen, während meiner Abwesenheit. Demnächst wird sich so wieso einiges ändern, doch das hat dich nicht zu interessieren." Er wollte nach diesen Worten weitergehen, doch etwas lag der Youkai noch auf dem Herzen. Sie fragte: "Was bin ich für dich? Ein Flittchen oder bedeute ich dir mehr?" "Ich lasse mir nie in die Karten gucken", bekam sie ungeduldig zur Antwort. Darauf folgte eine grimmige Aufforderung: "Komm." Gleichzeitig wurde sie weitergezerrt. Die ganze Nacht lag Slys Geschäftspartner wach und grübelte nach. Da sein geplanter Kauf der Goldmine nicht funktionierte, musste er sich neue Optionen überlegen. Er besaß zwar etwas Geld, doch um sich eine größere Anzahl an zuverlässigen Revolvermännern anheuern zu können und gleichzeitig in einen Saloon zu investieren war es nicht genug. Er hatte da schon ein paar Ideen. Dann gab es noch seine Geliebte. Zwar hatte Kagura in guter Absicht gehandelt, weil sie ein eigenes Einkommen haben wollte, doch es ging dem Pantherabkömmling gegen den Strich. Wenigstens war sie ehrlich zu ihm und hatte ein wenig über ihre Wünsche geplaudert. Dennoch durfte er sich nicht von ihr einlullen lassen. Er stellte die Regeln auf, nicht sie. Auf dem Heimweg bekam Kagura es deutlich zu spüren. Fergus hielt die Kutsche an, zerrte sie aus dem Inneren und warf seine Geliebte auf den Boden. Obwohl die Dämonin sich heftig wehrte, schnitt er ihr mit dem Messer die Kleider vom Leib. Um so heftiger ihre Abwehr um so mehr erfreute es Fergus. Dies teilte er ihr auch mit: "Ich mag es, wenn du dich sträubst, Kagura. Das törnt mich noch mehr an." Danach packte er ihre Arme in einem eisernen Griff, legte sich auf den Boden neben sie und sah sie einfach nur an. Sobald ihr Widerstand brach, sie regungslos da lag, fing er an sie zu berühren. Er nahm sie nicht mit Gewalt, sondern verführte sie mit Zärtlichkeiten. Danach, als sie beide ihre Befriedigung gefunden hatten, Kagura wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, kam sie sich schmutzig vor. Sie hatte sich Fergus völlig nackt hingegeben im Nirgendwo wie eine Hure. Jeder der zufällig auf dem Weg entlang kam hätte sie sehen können. Sie konnte vom Glück sagen, das zu diesem Zeitpunkt niemand den Ort passierte. Nach einer Weile stand der Schwarzhaarige zuerst auf, ging zur Kutsche und holte andere Kleidung für die Dämonin. Es war pure Absicht von ihm gewesen, ihr zu demonstrieren, dass sie nichts wert war. Vielleicht verstand sie seine kleine Warnung und benahm sich in Zukunft wieder als die gehorsame Geliebte. Denn eines ist ihm klar geworden. Dadurch wurde es schwerer seine Absicht durchzusetzen, beides zu haben. Eine Frau und eine Geliebte. Kaguras Gefügigkeit hatte ihm gefallen, bisher passte sie in seine Pläne. Inzwischen keimte bei ihm der Gedanke auf sich von der Windherrscherin zu trennen, sobald er mit Asha verlobt war. Immerhin wollte er bei der jungen Witwe als anständiger Mann in Erscheinung treten. Noch traf er deswegen keine Entscheidung. Eines war jedoch klar, er würde Kagura vermissen. Den restlichen Weg ließ Fergus kein Wort verlauten. Später sobald sie in Westtown angekommen waren, sie sich allein in ihrem Zimmer befanden, erweiterte der Panther Nachfahre seine Regeln um einen weiteren Punkt. "Halte dich von allen Saloons fern!" Selbst ihre Tanzauftritte mit dem Fächer verbot er ihr. Die Sache klärte er noch am selben Tag mit seinem Geschäftspartner. Obwohl Kaguras Angst immer größer wurde, änderte es nichts an ihrem Entschluss. Eines ärgerte sie, das Geld blieb verschwunden. Erst später sollte sie herausfinden, dass die Scheine Fergus Zimmer nie verlassen hatten. Zufällig bemerkte sie, jemand hatte offenbar das Bett verrückt. Als sie neugierig darunter nachsah, fiel ihr an der Kante einer Holzdiele eine leichte Abschabung auf. Ein wenig Dreck daneben brachte sie zur richtigen Erkenntnis. Ihr Liebhaber hatte seinen Reichtum unter den Dielen versteckt. Zuversichtlich atmete sie aus. Von da an fasste Kagura wieder neuen Mut, ertrug Fergus Aufmerksamkeit leichter. Zumal er erneut den zärtlichen, zuvorkommenden Geliebten spielte. Doch dann beobachtete sie etwas, das sie nur darin bestärkte ihr Vorhaben nicht mehr lange aufzuschieben. Kagura stand am Fenster und schaute auf die Straße. Ihr war langweilig, weil Fergus gegangen war und so beobachtete sie die Einwohner. Asha verließ die Bank, zufrieden über die Geschäfte und weil sie Juan eine beachtliche Summe zukommen lassen konnte. Dies würde dem Mexikaner sicherlich helfen, die Investition in seinen eigenen Saloon voranzutreiben. Niemals würde Juan es erfahren, das dieses Etablissement sich Fergus auserkoren hatte. Doch der Geschäftspartner von Sly steckte so eine Niederlage lässig ein. In einer aufstrebenden Stadt wie Denver war der Bedarf an Saloons groß. Da er bald über genügend Geld verfügte, konnte er sich ein größeres und vornehmeren Gebäude komplett neu bauen lassen, am besten gleich mit einem noblen Hotel. Mit diesen neuen Plänen im Hinterkopf begann der schwarzhaarige Nachfahre eines Panthers sein Augenmerk jetzt speziell auf die Witwe zurichten. Gerade lief besagtes Wesen auf der Straße genau auf ihn zu. So grüßte er höflich, nahm seinen Hut ab. Wie erwartet blieb Asha stehen und unterhielt sich mit ihm über ganz alltägliche Dinge, also ganz belanglos. Doch dann verstummte die junge Frau, sah ihn abschätzend an. Unverblümt fragte sie: "Was wollen sie wirklich Mister Armstrong. Ihre süßen Worte verschleiern nur ihre wahre Absicht." Unwillkürlich musste Fergus schmunzeln. "Ich hätte nicht erwartet, dass sie so klug sind", gab der Geschäftsmann ein Kompliment von sich. Er nahm die Hand der jungen Frau. Bevor sie diese Fergus entziehen konnte, hatte der Panthernachfahre ihr bereits einen Kuss auf den Handrücken gehaucht: "Wenn sie es erlauben Miss Martinez, würde ich sie gern umwerben." Diesmal trat Asha einen Schritt zurück und riss damit ihre Hand los. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich sofort. Doch eine Antwort wurde der Betreiberin der Kutschenlinie erspart. Wie aus dem Nichts tauchte Sesshomaru auf und ließ verlauten: "Sie hat kein Interesse. Verschwinde Fergus! Miss Martinez gehört bereits mir." Der Pantherabkömmling spürte deutlich die leicht gestiegene dämonische Energie des neu dazugekommenen. Sofort vermutete er mehr hinter der Angelegenheit. Deshalb fragte er den Hundedämon: "Miss Asha oder ihre Kutschenlinie. An was hast du wirklich Interesse Dämon?" So leicht ließ sich der Besitzer des Taishosaloon nicht aus der Reserve locken. Für einen winzigen Augenblick zierte ein kaltes Lächeln sein Gesicht. "Such es dir aus!" Darauf reagierte Fergus nicht gleich. Er blickte die Witwe an. Sie stand etwas verunsichert neben ihnen und man konnte deutlich erkennen, dass ihr ein Einwurf auf der Zunge lag. Außerdem war der Revolvermann niemand, der so einfach aufgab. Schon immer schaffte es Fergus, seinen Willen durchzusetzen. Da es auch nie Anzeichen gab, das Asha eine Vorliebe für den Hund entwickelt hatte, versuchte er es auf einem anderen Weg: "Soviel wie mir bekannt ist, Miss Martinez ist eine freie Frau und kann selbst entscheiden was sie tut und wem sie ihr Wohlwollen schenkt." Darauf antwortete Sesshomaru nicht, sondern bedachte die Betreiberin der Kutschenlinie mit einem Blick. Er kannte die Antwort, welche die junge Frau geben würde, im voraus. Immerhin hatten sie ihre Abmachung nie aufgelöst. Die Witwe seufzte unhörbar. Obwohl Asha sich höflich verhalten hatte, gab es da, eine kleine Stimme in ihr, die zur Vorsicht riet. Außerdem traute sie Fergus Freundlichkeit nicht. Obwohl sie nichts auf Gerüchte gab, hegte sie einen Verdacht. Sicherlich war er in kriminelle Machenschaften verstrickt. Schon allein dessen dunkle Augen genügten ihr um sie etwas frösteln zulassen. Sie sah in Fergus einen Mann, der kaltblütig töten konnte. Mit dem Erscheinen des Saloonbesitzers bekam sie eine Chance dem dubiosen Geschäftsmann zu entkommen, vor allem da Sesshomaru ihr freie Hand gab. Deshalb sagte sie jetzt mit fester Stimme: "Das ist leider nicht ganz korrekt. Mister Taisho hat vor einiger Zeit um meine Hand angehalten und ich habe eingewilligt. Aufgrund meiner guten Erziehung fühle ich mich deshalb an mein Versprechen gebunden, und weil ich mit ihm verlobt bin, bedeutet es für mich, nicht mehr frei zu sein. Sesshomaru respektiert meine Trauer und gibt mir die Zeit, welche ich dafür brauche. Deshalb halten wir das Ganze noch geheim." Daraufhin betrachtete Fergus die beiden, Dämon und Mensch eindringlich. Er sah bei beiden keine Lüge, weil sie sich erstaunlich gut im Griff hatten. Es war auch ein gutes Argument, was Asha da anbrachte und es gab ein halbes Jahr zuvor tatsächlich ein Gerücht über die Beiden. Für den Moment war es vermutlich besser sich zurückzuziehen. Das hieß jedoch nicht, das er einfach aufgab. Dennoch rang er sich nun ein Lächeln ab und sagte: "Siehst so aus, als ob ich aus dem Rennen bin." Im nächsten Moment bat die Witwe: "Wenn sie mich jetzt entschuldigen Mister Armstrong, mein Verlobter und ich haben noch einige Dinge zu besprechen." Damit reichte der Youkai ihr den Arm, worauf Asha sich bei Sesshomaru einhakte und zusammen mit ihm fortging. Fergus blieb am gleichen Fleck stehen und sah ihnen nach. Drüben am Saloon beugte sich der Hundedämon zu Asha, streifte ihr zärtlich über das Gesicht und flüsterte: "Damit setzten wir unsere außergewöhnliche Geschäftsbeziehung wohl noch eine Weile fort." "Danke", flüsterte die junge Frau ebenso leise zurück. Für den Beobachter sah es nach einem Kuss aus, was Sesshomaru auch beabsichtige. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte der älteste Sohn des Richters wie Fergus, seine rechte Hand zu einer Faust ballte, dann zuckte sie verdächtig nahe zum Griff des Revolvers hin. Doch der Panther beherrschte sich, drehte sich um und ging fort. Eines wusste der Besitzer des Taishosaloons, es war noch nicht vorbei. Wenn er Fergus richtig einschätzte, war dieser sehr nachtragend. Die Frage war nur, wer es büßen musste. Asha oder er selbst. Während dieser Zeit bekam es Juan in Denver mit einer Versuchung, der ganz anderen Art zutun. Oft beobachtete er die Spieler beim Kartenspiel. Bisher handelte es sich um Ansässige, die sich meistens aus Spaß an den Tisch setzten und den Einsatz niedrig hielten. Nichts was sich lohnen würde. Doch dann kam ein Gast, einer von denen die Glücksspiel als ihren Beruf ansahen. Der Mexikaner studierte ihn mehrere Abende lang, analysierte dessen Stärken und fand schnell seine Schwachstellen. Als er genug beobachtet hatte, forderte er den Anderen heraus. Obwohl Juan das Spiel vorsichtig anging, nie sehr hohe Beträge setzte, gelang es ihm trotzdem nach und nach den Mann auszunehmen. Bald verließ der Berufsspieler die Stadt, wesentlich ärmer als er sie betreten hatte. Mit dem Geld schaffte es Juan, seinen Saloon vollständig abzubezahlen. Was dem Mexikaner dabei entging, es gab längst einen weiteren Glückritter. Dieser ging genauso vor wie Juan, nur dass diesmal der Saloonbesitzer das Studienobjekt darstellte. Kapitel 12 - Gebrochene Regeln Juan sitzt des öfteren wieder am Spieltisch, während Kagura ihr Glück auf andere Art strapaziert. Der Richter hört ein Gespräch, was nicht für seine Ohren bestimmt war. Kapitel 12: Gebrochene Regeln ----------------------------- Kapitel 12 - Gebrochene Regeln Wieder einmal hatte Juan einen erfolgreichen Abend am Spieltisch verbracht. Nun ging er durch die Straßen von Denver, um seinem eigenen Saloon zuzustreben. Im oberen Stockwerk hatte er sich zwei Zimmer eingerichtet, wo er wohnte. Nur wenige Schritte schaffte er, bevor eine junge Frau neben ihm auftauchte. Den ganzen Abend war sie ihm schon aufgefallen und er bekam deutlich ihr Interesse mit. "Die Nacht ist noch jung Don Juan", versuchte sie, ihn zu locken. "Oder bist du weiblicher Gesellschaft abgeneigt?" Der Mexikaner blieb stehen und betrachtete sie abschätzig. Mit ihren circa fünfundzwanzig Jahren wirkte sie recht attraktiv. Ihr Äußeres war gepflegt und ihre Kleider nicht gerade billig. Die gelockten blonden Haare versteckte sie in einer hochgesteckten, kunstvollen Frisur, welche kompliziert aussah. Diese Frau wirkte nicht wie eine billige Hure, doch sein Instinkt riet zur Vorsicht. Deshalb löste er den Arm der Unbekannten von seinem, trat einen Schritt zurück und sagte: "Von schönen Frauen, die anschmiegsam sind, kann ich nicht genug bekommen. Huren jedoch interessieren mich nicht." Die Blondine zog ein wenig ihre Augenbraue hoch und deshalb fiel ihm das strahlende Blau ihrer Augen im Schein der Straßenbeleuchtung auf. In einem fragenden Ton begann sie: "Hure? Habe ich dir etwa einen Preis genannt, Caballero? Sagen wir besser, ich verbringe gern Nächte in den Armen von gut aussehenden Männern. Dafür verlange ich nichts, weil mir diese Momente kostbar genug sind." Der Casanova schnaufte nur, drehte sich um und setzte seinen Weg fort. Beinahe hatte sie ihn, das musste er zugeben, doch er entschied sich gegen sie. Diesmal schien die Blondine seine Ablehnung zu akzeptieren, es hinderte sie aber nicht daran, es in der nächsten Nacht erneut zu versuchen. Weil sie da immer noch erfolglos blieb, in der Nacht darauf ebenso. Das sich ihr Glück wendete, verdankte sie nur dem übermäßigen Alkoholgenuss des Mexikaners. Das Spiel war keine Herausforderung und deshalb brach Juan es beizeiten ab. Sofort war die Blondine zur Stelle und begann ein harmloses Gespräch um belanglose Dinge. Mit keinem Wort erwähnte sie ihre Absichten. Mit dieser Strategie hatte sie mehr Erfolg als mit ihrem direkten Vorgehen vom ersten Abend. Juans Interesse wuchs und so nahm er sie mit zu seinen Räumen. Hier ließ er sich von einem seiner Angestellten eine Flasche kalifornisches Rotwein bringen, den er mit Vivian, wie sie sich nannte, trank. Es entging ihm dabei völlig wie die Blondine etwas in sein Glas tat. Das Mittel zeigte bald darauf seine Wirkung und nur wenige Minuten später schlief der Casanova. Vivian betrachtete den Mexikaner noch eine Weile, diesmal konnte ein heimlicher Beobachter jedoch keine Spur mehr von ihrem verführerischen Lächeln entdecken. Im Gegenteil, die Miene der Frau wirkte kalt und mit Hass durchwachsen. "Ihr seid so leicht zu übertölpeln. Sobald euch eine gut aussehende Frau schöne Augen macht, mit euch flirtet, denkt ihr nur noch mit dem einen Körperteil", flüsterte sie ihrem schlafenden Opfer zu. Dann lächelte sie und begann in Juans Kleidung nach seiner Brieftasche zu suchen. Der Betrag war ganz ansehnlich, vor allem weil der Barkeeper seinem Boss noch die Tageseinnahmen ausgehändigt hatte. Sobald sie ihren Fund in der eigenen Tasche verstaut hatte, ging die Blondine zur Tür. Dort verharrte sie, betrachtete Juan noch einmal und seufzte. Der Mexikaner war in ihren Augen verdammt attraktiv und mit ihm hätte sie gern ein paar schöne Stunden verbracht. Doch ihre Zeit war knapp. Bevor der Saloonbesitzer wach wurde und wieder zu sich kam, musste sie etliche Meilen entfernt sein. Der Zeitpunkt war günstig, weil der Zug sich am Abend verspätete und sie dadurch nun noch mitfahren konnte. Es war schon später Vormittag als Juan mühsam erwachte. Sein Kopf fühlte sich schwer an, seine Sinne blieben ein wenig benebelt und kaum hatte er sich aufgesetzt, begann sich alles um ihn herum zudrehen. So blieb er einen Moment auf seinem Bett sitzen und wartete. Dann erst wurde ihm bewusst, er hatte in seiner Kleidung geschlafen. In der Luft hing ein würziges, süßliches Parfüm. Als er den Geruch erschnupperte fingen einige Teile an sich zusammensetzen. Eine Frau? Er war sich sicher letzte Nacht in Begleitung gekommen zu sein. Offenbar schlief er ein bevor sie beide sich nähergekommen waren und sie ging deshalb frühzeitig. Dennoch erklärte das nicht seinen schlappen Zustand. Der Wein hatte noch nie so eine Wirkung auf ihn. Mühselig stand der Casanova auf, läutete nach seinem persönlichen Diener und bestellte eine große Kanne Kaffee. Das Gebräu würde ihn sicherlich wieder auf die Beine bringen. Bis er das Fehlen seines Geldes bemerkte, Schritt der Tag voran und es war bereits wieder Abend. Noch immer fühlte er sich angeschlagen und deshalb verzichtete er in dieser Nacht auf ein Spiel. Aus diesem Grund wollte er den Gewinn auf die Bank bringen. Er fand ihn nur nicht. Leise fluchte Juan und entdeckte im nächsten Moment die weißlichen Überreste in seinem leeren Glas. Sofort zog er den richtigen Schluss, verließ den Saloon und eilte zum Sheriff. Dieser hörte sich den Bericht des Casanovas ruhig an. Danach zog sich seine Stirn in Falten, während er nachgrübelte. Nur wenig später schnippte der Gesetzeshüter mit den Fingern. Aus seinem Schreibtisch holte er einen Steckbrief und hielt ihn Juan sah nah vor das Gesicht, das dieser einen Schritt zurücktrat. Obwohl die Abbildung schlecht gezeichnet wurde, erkannte der Mexikaner sofort die Betrügerin. Offenbar zog sie ihre Masche in verschiedenen Städten ab, lockte Männer in ihre Venusfalle und beraubte sie. Wie die Behörden vermuteten, handelte es ich dabei nicht nur um eine Einzelgängerin, sondern mindestens zwei oder drei Frauen. Manchmal arbeiteten sie zusammen und gelegentlich traf man sie allein bei der Arbeit an. Bis jetzt stellten sie sich recht geschickt an und wurden noch nicht gefasst. Innerlich wütend verließ Juan das Büro des Sheriffs. Den Verlust musste er akzeptieren, da diese betrügerische Dame wohl Denver in nächster Zeit nicht wieder besuchen würde. Selbst wenn es einem Marshal gelingen würde Vivian zuschnappen, war es fraglich, ob er etwas von seinem Geld zurückbekam. In den nächsten Tagen versuchte der Casanova, seinen Verlust am Spieltisch wieder wettzumachen, offenbar war er am Ende seiner Glückssträhne angelangt und so verlor er jedes Spiel. Bald brauchte er seine Reserven auf. Den letzten Rest gab ihm ein professioneller Spieler, der ihn um sein letztes Geld betrog. Juan fluchte lange über sein Missgeschick. Am nächsten Tag hatte er einen Termin auf der Bank wegen seinen zukünftigen Investitionen, dem Bau des geplanten Hotels. Der Bankier wusste erstaunlich gut über Juans Situation bescheid und setzte ihn unter Druck. Solange der Mexikaner keine Sicherheiten bieten konnte, würde die Bank keinerlei finanzielle Mittel vorstrecken. Damit zerplatzte sein Traum und er konnte nur auf den monatlichen Gewinnanteil aus den Einnahmen der Kutschenlinie zurückgreifen. Das Geld vom Saloon brauchte er, um das bisher bestellte Baumaterial zu bezahlen. Irgendwann mitten in der Nacht, nach etlichen Gläsern Tequila hatte er eine Idee. Während Juan in Denver durch seine Spiele seine Einkommen schmälerte arbeitete Fergus intensiv an seinen eigenen Plänen. Es hatte nicht lange gedauert, bis er einen Weg fand, um Asha an einem Ort zutreffen den Sesshomaru nie betrat. Am Sonntag, die Kirche. Da er sein Prestige bei den Einwohnern von Westtown verbessern wollte, kam ihm der Ort sehr gelegen und so nahm er regelmäßig an den Predigen des Pfarrers teil. Dieser hatte sich zwar in letzter Zeit angewöhnt, des öfteren über die Sünde zusprechen und dabei jedes Mal Fergus anzusehen, doch den Ganoven interessierte es nicht. Seine Blicke weilten immer bei der jungen Witwe, welche in der ersten Reihe saß. Ein Umstand, der ihm zu Gute kam. Aus diesem Grund verließ die Betreibern der Kutschenlinie als letztes das Gebäude und somit fand er Gelegenheit, sie abzufangen. Sobald der Prediger den Gottesdienst, wie immer mit einem demonstrativen Blick in Fergus Richtung beendete, strömten die Kirchengänger sogleich hinaus ins Freie. Wenn das Wetter es zuließ, gingen die Menschen zu ihre Kutschen und trafen sich nur wenig später, etwas entfernt vor der Stadt, in der Nähe des Flusses, zu einem großen Picknick. An diesem Sonntag war das Wetter nicht nur sonnig, sondern die Temperaturen angenehm warm. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Prediger ging die schwarzhaarige Witwe den langen Gang zwischen den Sitzbänken entlang und strebte ins Freie. Unmittelbar neben der Tür wartete der Revolvermann auf sie und lud sie ein: "Würde mir meine zukünftige Frau die Ehre erweisen, mich zum Picknick zu begleiten?" Ohne zu überlegen antwortete Asha in einem uninteressierten, kühlen Ton, gleichzeitig setzte sie ihren Weg fort: "Nein, fragen sie doch ihre Hure Kagura." "Es bricht mir das Herz, wenn ihr mir immer die kalte Schulter zeigt, Miss Martinez", versuchte es der Panther Nachfahre erneut, sobald sie in unmittelbar an seinem Standort vorüberging. Damit erreichte er eines seiner Ziele. Die junge Frau blieb stehen und wandte ihre Aufmerksamkeit ihm zu. Ohne Freundlichkeit entgegnete Asha: "Sicherlich haben sie Verständnis, wenn es mich völlig kalt lässt." "Kann ich denn nicht ein klein wenig Mitgefühl in ihnen wecken? Sie sind eine interessante Frau und eine gute Partie für jeden Mann", gab der Verbrecher nicht auf. Die Witwe war schon im Begriff ihren Weg fortzusetzen, doch sie durchschaute Fergus Absichten schon länger, denn immerhin näherte er sich in den letzten Wochen nur noch, wenn Sesshomaru außer Reichweite war. Die Kirche bot dem dunkelhaarigen Mann eine gute Gelegenheit. Aus diesem Grund lächelte die junge Frau nun und antwortete: "Das Einzige, was sie wecken, ist der Zorn meines Verlobten. Glauben sie etwa, ein Gotteshaus hindert ihn daran, mir zu folgen?" "Vorausgesetzt sie sind mit diesem Dämon verlobt", zweifelte der Revolvermann. Seinen Beobachtungen zu Folge gab es da kaum Zeit, die beide miteinander verbrachten. Es herrschte zwar ein freundliches aber eher distanziertes Verhältnis zwischen ihnen. Die Erwiderung der Witwe war zweideutig, doch Fergus konnte es nicht ahnen:" Mister Armstrong, ich kann ihnen versichern das Mister Taisho mein Herz besitzt." Damit ging sie endgültig, ohne sich umzudrehen, aus dem Gebäude. In Gedanken fügte sie noch hinzu: 'Und ich hoffentlich das seine.' Wie sich das verhielt, wusste sie leider nicht. Obwohl der Richter um sie zu werben schien, gab er mit keinerlei Gesten einen Hinweis, der sie von ihren Fragen erlöste. Immer noch nachdenklich ging die schwarzhaarige Frau zu ihrer zweisitzigen Kutsche hinüber. Die Kinder und Inez waren schon nicht mehr zusehen und deshalb vermutete sie, das sich ihre Familie bereits auf der Wiese befand, wo das Picknick veranstaltet wurde. Sobald sie ihr Gefährt erreicht hatte, wollte sie auf den Bock klettern, doch sie spürte wie jemand sie beobachtete. Deshalb sah sich Asha um und ihr Blick wanderte zum Eingang des Taishosaloons. Halb in der Schwingtür stand Sesshomaru, sein Augenmerk auf etwas gerichtet. Deshalb versuchte die schwarzhaarige Frau herauszufinden, was die Aufmerksamkeit des Dämons fesselte. Eigentlich hätte sie sich den Grund denken können. Drüben bei der Kirche stand Fergus und ließ sie nicht aus den Augen. So seufzte sie nur leise und hatte gleich danach eine Idee. Sie kletterte auf ihren Wagen und legte den kurzen Abstand bis zur Ecke des Saloons, wo sich Sesshomaru befand, schnell zurück. Dann hielt sie an, blickte zu dem Inhaber des Etablissements und bat: "Würdest du mich zum Picknick begleiten?" Der silberweißhaarige Youkai sah Asha mit geschmälerten Augen an. Normalerweise hätte er abgelehnt. Doch die Schwarzhaarige zeigte sich hartnäckig: "Wenn wir schon verlobt sind, sollten wir uns auch hin und wieder so benehmen. Außerdem freut sich Rin bestimmt über deine Gesellschaft." In diesem Moment dämmerte es Sesshomaru und er fasste seine Erkenntnis in Worte:" Fergus. Macht der Abschaum Schwierigkeiten?" Weil die Betreiberin der Kutschenlinie keinen Ärger wollte, spielte sie die Angelegenheit runter: "Ein wenig." Der Hundedämon sah unauffällig zu dem Pantherabkömmling hinüber und beschloss danach auf Ashas Spiel einzugehen. Er setzte sich neben die junge Frau, nahm ihr die Zügel aus der Hand und beugte sich zu ihr. Obwohl es nur ein flüchtiger Kuss war, so weckte die Berührung den Unmut des Revolvermannes. Er drehte sich um, widmete der Kutsche nicht länger seine Aufmerksamkeit, sondern ging zum Millersaloon. Tage darauf fuhr die Witwe nach Denver, um persönliche Einkäufe zu tätigen. Auf ihrem Rückweg würde wieder einmal der Richter ihr Fahrgast sein. Sie traf ihn am Bahnhof und half dem Youkai, das wenige Gepäck, welches er mit führte, zu verstauen. Danach erkundigte sich Taro noch beim hiesigen Sheriff über besondere Vorkommnisse und erfuhr dadurch auch von Juans Ärger. Ein kurzes darauffolgendes Gespräch mit dem Mexikaner brachte keine neuen Erkenntnisse. Anscheinend nahm der Casanova die Angelegenheit lässig. Der Richter war sich jedoch sicher, Juan würde sich in Zukunft seine Liebschaften sorgfältiger auswählen. Unweit von der Kutsche traf Taro dann wieder auf Asha. Kurz blieben sie gegenüber stehen und sahen sich an. Der Hundedämon mit den silberweißen Haaren wusste genau, was in der jungen Frau vor sich ging, welche verborgenen Wünsche sie hegte. Nur allzugern würde er ihr näher kommen, doch bisher zögerte er immer noch. Weshalb wusste er selbst nicht. Sobald er einen Schritt weiterging, musste er die Witwe in Dinge einweihen, die zu offenbaren er sich noch sträubte. Eine Beziehung zu einem Dämon sollte niemand auf die leichte Schulter nehmen. Erst wenn er völlig sicher war, das Ashas Liebe zu ihm ernst gemeint war, würde er diesen Weg beschreiten. Die junge Frau spürte deutlich die leichte Spannung zwischen ihnen, es fühlte sich an, als ob der Richter mit einer Entscheidung rang. Dann trat dieser plötzlich näher zu ihr und sie fieberte dem entgegen, was gleich passieren würde. Jetzt nahm er sie in den Arm, um sie zu küssen. Beinahe automatisch schloss sie ihre Lider und ihr Körper kribbelte in Vorwegnahme. Doch der Richter streifte ihr nur über die Wange und flüsterte: "Wenn du alles erledigt hast, Mädchen, lass uns aufbrechen. Meine Zeit ist kostbar." Sesshomarus Berührungen ließen sie kalt, doch sobald dessen Vater nur in ihre Nähe kam, löste er ständig heftige Gefühle in ihr aus. Herzklopfen, Unsicherheit, Wärme und immer wieder die erregendsten Gedanken. Jedes Mal hoffte sie auf seine Umarmungen oder Küsse und wurde doch ständig enttäuscht. Diesmal machte es sie ein wenig wütend. Die Witwe hätte am liebsten vor Frustration mit dem Fuß aufgestampft. Obwohl sie sich zusammenriss, ballte sie ihre Hände zu Fäusten und es entfuhr ihr unbeherrscht: "Das tut ihr mit Absicht." Sie hatte leise gesprochen, es eigentlich nur gemurmelt und deshalb rechnete sie nicht mit einer Entgegnung. "Natürlich", wagte der Hundedämon zusagen und lachte leise. Selbst das leichte grollende Geräusch ging der Betreiberin der Kutschenlinie unter die Haut. Dann gelang es Sesshomarus Vater die Situation noch zu verschlimmern, indem er leise warnte: "Worauf wartest du noch Mädchen. Du ziehst bereits die Aufmerksamkeit der Bürger auf dich." Ohne es zu wollen, errötete die Schwarzhaarige und sie beeilte sich auf den Kutschbock zu klettern, nahm die Zügel in die Hand und lenkte das Gespann zum Stadtrand. Sie hatte es eilig fortzukommen, während in ihrem Inneren die Sehnsucht erneut wuchs. Taros Worte, was einer kleinen Rüge gleichkam, hatte Asha wieder zur Vernunft gebracht. Immerhin verhielt sich der Richter absichtlich anständig und versuchte ihren Ruf zu schützen, indem er es in der Öffentlichkeit vermied ihr näher zukommen. Diese Kleinigkeit durfte sie nie außer acht lassen. Die Reise zurück nach Westtown kam der jungen Frau viel zu kurz vor, ganz besonders weil Taro ankündigte, nicht lange bleiben zu können. Er wollte, nach einem kurzen Besuch bei seinen Söhnen, die Gelegenheit nutzen, um mit Jack nach Süden aufzubrechen. Asha bedauerte es zwar aber sie wusste auch wie wichtig die Arbeit eines Richters sein konnte. In einigen der südlich gelegenen Ortschaften mussten Verhandlungen geführt sowie Urteile gesprochen werden. Wenigsten, so hoffte sie, würde der ältere Youkai noch bis zum Ende des sonntäglichen Picknicks bleiben. An diesem Tag passierte ein kleiner Vorfall, der die zukünftigen Handlungen des Richters bestimmte. Zusammen mit Rin wollte die Witwe als Letztes die Kirche verlassen als in der Bankreihe bei der Ausgangstür sich Fergus erhob, sie wie immer freundlich grüßte. Selbst wenn dieser so feine Manieren an den Tag legte, täuschte es nicht über sein wahres Wesen hinweg. Irgendwie schien es auch Rin zu spüren, da sie sich gegen Ashas Beine drückte und ihre Hand ergriff. Bevor der Panther Nachfahre ein weiteres Wort herausbrachte, riet die Witwe: "Sparen sie sich es, Süßholz zu raspeln, Mister Armstrong. Egal wie oft sie es versuchen, meine Antwort wird weiterhin nein lauten." "Eine Witwe kann nicht für immer allein bleiben. Asha, vielleicht denkst du auch an die Kinder oder täusche ich mich. Bisher nahm ich an, sie sind dir sehr wichtig. Sie sollten beides haben, Mutter und Vater." Fergus senkte die Lautstärke seiner Stimme absichtlich, der Ton hatte sich ebenso geändert und der Revolvermann wurde sogar in seiner Anrede persönlicher. Diesmal fühlte sich die Schwarzhaarige unbehaglich. Sie wandte sich dem Bandit zu und sah ihm direkt in die dunklen Augen. Diese plötzliche Boshaftigkeit und Kälte erschreckte sie für einen Moment. Sie versuchte sich nichts anmerken zulassen. "Sie haben nicht gerade damit gedroht meinen Kindern etwas antun? Auf diese Weise erreichen sie nur das Gegenteil bei mir", gab sie dem Pantherabkömmling zurück. Deshalb grübelte Fergus über seine eigenen Worte nach und fühlte sich nicht schuldig, etwas falsches gesagt zuhaben. Er sah auf das kleine Mädchen, welches versuchte sich, hinter Asha zu verstecken. Deutlich erkannte er Angst in ihren Zügen. Deshalb lenkte er ein: "Das lag nicht in meiner Absicht." "Sie sollten besser gehen! Nicht das sie auf unbedachte Weise noch mehr Dinge sagen, die sie hinterher bereuen", riet die Betreiberin der Kutschenlinie eindringlich. Der Revolvermann nickte und mit den Worten: "Miss Asha, wir sehen uns wieder", ging er dann tatsächlich zur Tür hinaus. Dort schaffte er nur wenige Schritte, weil wie aus dem Nichts ein silberweißhaariger Dämon auftauchte, dessen Haare zu einem Zopf hochgebunden waren. Abrupt blieb der Verbrecher stehen, sah den Vertreter des Gesetzes an und harrte der Dinge. Taro musterte ihn kurz, warf einen Blick zur Kirche. Da die junge Frau aber nicht ins Freie kam, setzte er zum Sprechen an: "Ich kenne nicht deine Absichten ..." Fergus unterbrach ihn und spukte dem Richter entgegen: "Solange ich das Gesetz nicht breche, kannst du dich aus meinen Angelegenheiten raushalten Dämon." "Ich behalte dich im Auge", warnte Taro seinen Gegenspieler. "Sollte auch nur einem Kind ein Leid geschehen, wirst du dir wünschen, mich nie kennengelernt zuhaben. Asha und ihre Familie, sie stehen unter meinem Schutz", hier pausierte der Richter um die Worte sinken zulassen. Dann fügte er noch hinzu: "Ich hoffe wir haben uns verstanden Mister Armstrong." "Ich habe weder Miss Asha bedroht noch die Kinder. Fassen sie besser nichts falsch auf!", gab Fergus ärgerlich zurück, setzte seinen Hut auf und ging. Taro sah ihm kurz nach und näherte sich der Kirche. Er blieb an der Tür stehen und spähte in das Halbdunkle. Dort hatte sich Asha auf die Bank gesetzt und Rin kuschelte sich nun an sie. Die Kleine sagte leise: "Ich wünsche mir zwar einen neuen Papa aber Mister Armstrong macht mir angst. Er ist wie die bösen Männer, die meine Mutter mitgenommen haben." "Keine Sorge", tröstete Asha das Mädchen, streichelte über ihr Haar und sprach dann weiter: "Der Revolvermann ist der Letzte, den ich mir als Ehemann aussuchen werde. Ich mag ihn nämlich auch nicht." Rin schwieg einen Moment und dann fragte sie: "Magst du den Richter?" Die schwarzhaarige Frau seufzte und antwortete dann: "Ja, sehr sogar. Wenn er nur lange genug stehenbleibt, dann schnappe ich ihn mir. Bei ihm bin ich mir sicher, das er euch Kinder genauso gern hat wie seine eigenen." "Er ist stark und würde uns vor so bösen Menschen beschützen, damit uns niemand mehr weh tut", fügte Rin noch ihre eigene Ansicht hinzu, flüsterte zum Schluss: "So wie mein Onkel Youkai." Die Betreiberin der Kutschenlinie sah die Kleine erstaunt an. Sie wusste darauf keine Antwort. Doch sie fragte sich, ob es nicht eine Möglichkeit gab herauszufinden, was Taro für sie empfand. Vielleicht würde ihr etwas einfallen. "Komm, fahren wir nach Hause", schlug die Witwe vor. Ihr war die Lust auf das Picknick vergangen. Außerdem zogen am Himmel bedrohliche Wolken auf und es würde bald regnen. Besser sie kamen ins trockene, bevor das Unwetter anfing. Als Taro merkte das die beiden menschlichen Wesen im Begriff waren aufzustehen, verließ er seinen heimlichen Lauschposten. Eigentlich wollte er Asha nach Hause begleiten, doch nach dem Gehörten muste er seine zukünftige Vorgehensweise überlegen. Sesshomaru hatte zulange über seinen Büchern gesessen, als er dann die Uhrzeit mitbekam, sprang er auf und ging hinaus ins Freie. Der Gottesdienst war bestimmt schon seit einer Viertelstunde vorbei. Sein Augenmerk richtete sich sofort auf die Kirche und so bekam er noch mit, wie sein Vater mit Fergus sprach. Erleichtert weil sein Erzeuger offenbar Asha beigestanden hatte, erwartete er seinen Vater. Dieser würde jeden Moment zur Postkutsche gehen, sich aber vorher sicherlich noch von ihm verabschieden. Der nachdenkliche Gesichtsausdruck von Taro gab ihm zu Denken. Den Grund erfuhr Sesshomaru gleich. Der Richter hatte den Saloon erreicht, stellte sich neben den jüngeren Hundedämon und bat leise: "Beobachte für mich Fergus. Er plant etwas bezüglich Asha und ihrer Linie." Sobald er von seinem Sohn die Zustimmung erhielt, hatte er noch ein weiteres Anliegen: "Entschuldigst du mich bei Kagome und den anderen Kindern. Es zieht ein Unwetter herauf und deshalb sollte Jack die Kutsche nicht länger warten lassen. Besser wir überqueren die Furt bevor der Regen den Fluss anschwellen lässt." Sesshomaru antwortete darauf: "Sie haben dafür sicherlich Verständnis." Immerhin kam es schon oft zu Unfällen, wenn der Strom zu reißend war, deshalb überquerten Kutschen und Reiter, die Flüsse oder Bäche viel lieber bei niedrigerem Wasserstand. Nach lange sah der jüngere Youkai seinem Vater nach. Die Sache mit dem Revolvermann ließ ihm ebenso keine Ruhe. Offenbar benötigte dieser eine eindeutige Demonstration, weil Worte scheinbar nicht genügten. Dieser besagte Pantherabkömmling machte sich ernsthaft Sorgen wegen Taros eindeutiger Warnung. Den Richter gegen sich aufzubringen war gefährlich. Am liebsten würde er ihn aus dem Weg räumen. Doch wenn er Taro tötete oder es durch seine Handlanger erledigen ließ, würden sich seine Schwierigkeiten sicherlich mehr als verdoppeln. Dann hätte er nicht nur die Marshals auf dem Hals, sondern eine äußerst wütende Hundefamilie. Bis er eine bessere Idee hatte, wie er an Ashas Kutschenlinie kommen konnte, würde er sich erst einmal eine Weile bedeckt halten. Im nächsten Moment sah er einen seiner Handlanger, rief ihn zu sich und befahl: "Sattel mein Pferd!" Danach ging er zum Millersaloon, um sein Gewehr und einige Patronen zu holen. Er wollte sich den Nachmittag bei der Jagd vertreiben und einige seiner Kumpane treffen, welche in einem verborgenen Waldcamp auf Neuigkeiten und Befehle warteten. Bald darauf wurde sein Pferd vorgeführt, er verstaute seine Sachen in den Satteltaschen, schob das Gewehr in die dafür vorgesehene Halterung und wollte gerade aufsteigen. Mit einem Bein schon halb im Sattel verharrte er, sah nach oben zum Fenster. Ihm kam es so vor, als ob er Kaguras Gesicht gerade dort gesehen hatte. Eigentlich hatte er sich schon von seiner Geliebten verabschiedet und es lag nicht in seiner Absicht, den Raum im oberen Stockwerk noch einmal zu betreten. Sein Instinkt riet ihm, es zu tun. Gleichzeitig fiel ihm etwas ein, das er benötigte. Fergus hatte aber oben auf dem Schrank etwas liegen gelassen. So stieg der dunkelhaarige Mann mit Pantherblut in seinen Adern leise die Treppen empor, ging bis zur Zimmertür. Diese öffnete er leise und grübelnd. Er legte eine Vorsicht an den Tag, konnte sich aber den Grund nicht erklären. Die Winddämonin hatte innerlich gejubelt, als ihr Geliebter bekannt gab, die nächsten Tage allein außerhalb der Stadt verbringen zu wollen. So eine günstige Gelegenheit musste sie ausnutzen. Sie beobachtete noch wie Fergus sich in den Sattel schwang. Danach konnte sie es kaum noch abwarten, ging schnell zum Bett hinüber und legte sich auf den Boden. Zuerst lag es in ihrer Absicht, sich zu überzeugen, das sich ihre Beute noch vor Ort befand. Mit dem Oberkörper so halb unter dem Bett hatte sie einen guten Blick zur Tür. Sie bekam es nur aus ihren Augenwinkeln mit. Doch Kagura entging es nicht, wie sich plötzlich die Tür öffnete, beinahe völlig geräuschlos. Dann sah sie als Nächstes einen ihr sehr bekannten Stiefel und das dazugehörige Hosenbein. Der Winddämonin fuhr der Schreck in die Glieder, ihr Herz pochte wie wild vor Angst. Dringend brauchte sie eine passende Ausrede, den Fergus mochte es nicht, wenn sich jemand an seinem Eigentum vergriff. Das gehörte zu dessen Regeln. Aus diesem Grund nahm Kagura schnell ihren Ohrring ab, warf ihn etwas von sich und sagte laut: "Gut das du kommst Fergus. Mir ist mein Ohrring runtergefallen. Ich kann ihn nicht finden, hilf mir beim suchen!" Der Nachfahre der Panther blieb an der Tür stehen und schaute auf die Beine seiner Kurtisane. Worte konnten betrügen, doch seine Ohren konnte niemand täuschen. Deutlich hatte er das leise Geräusch vernommen, wie das Schmuckstück beim Aufprall auf den Boden klirrte. Mit zwei großen Schritten kam der Revolvermann beim Bett an, packte Kaguras Beine und zerrte sie gewaltsam unter dem Möbelstück hervor. Es interessierte ihn nicht, dass die Winddämonin verletzt wurde. Sie schlug sich den Kopf an, schabte ihre Handflächen auf und vermutlich würde der feste Griff noch den einen oder anderen blauen Fleck zur Folge haben. Kaum war seine Geliebte völlig unter dem Bett hervorgezogen stellte er sie auf ihre Beine, packte das Kleid der Windherrscherin vorn und zog sie ganz nah an sich heran. Nur wenig Platz herrschte zwischen ihren Körpern und ihre Nasen berührte sich beinahe. "Kagura", seine Stimme war leise aber klang unheilvoll. Der Dämonin huschte ein Schauer über den Körper und sie glaubte, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, wo Fergus seine Drohung, sie zu züchtigen wahr machte. Er sprach jedoch nur weiter: "Da ertappe ich dich beim herum schnüffeln und du lügst mich auch noch an. Zwei Regeln, die du brichst. Offenbar bist du Lebensmüde." "Fergus", versuchte sich, die Winddämonin zu verteidigen, wurde jedoch sofort unterbrochen. "Lass deine Ausreden! Falls du das Geld suchst, das habe ich vor Monaten schon auf die Bank gebracht", diesmal log er selbst, doch er wollte seine Geliebte daran hindern erneut danach zu suchen. Als sie fragte: "Welches Geld?", gelang es ihr tatsächlich ihre Angst zurückzudrängen und unwissend zu erscheinen. Darauf reagierte der Revolvermann nicht, sondern blickte der Windherrscherin einfach weiter in die rötlich braunen Augen. Ohne Vorwarnung stieß er sie dann von sich fort, sodass Kagura nach hinten geschleudert wurde und stürzte. Dabei stolperte sie über einen Hocker und prallte gegen den kleinen Schrank neben dem Bett. Verkrümmt blieb sie dort liegen, bemüht sich ihren Schmerz nicht anmerken zulassen. Ihr Geliebter kam näher, hob sie auf und legte sie aufs Bett. Erst an der Tür sagte er: "Meine allerletzte Warnung. Das nächste Mal kommst du nicht so glimpflich davon. Ich gehe jetzt auf die Jagd und bis zu meiner Rückkehr rührst du dich nicht von der Stelle!" Dann fiel die Tür ins Schloss und Kagura war allein. Kapitel 13 - Diebische Pläne Kagura will nicht länger warten. Juan setzt seine Idee um und gibt damit Fergus eine Möglichkeit auf andere Weise an die Kutschenlinie zukommen. Kapitel 13: Diebische Pläne --------------------------- Kapitel 13 - Diebische Pläne Es dauerte eine Weile, bis sich die Winddämonin wieder gefangen hatte. Sie unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich erhob. Mühsam erhob sie sich vom Bett und ging zur Tür, um zu prüfen, ob das Geräusch, welches sie vernommen hatte, tatsächlich von einem zuschnappenden Schloss stammte. Dann hatte sie ihre Bestätigung, weil er sichergehen wollte, damit sie nicht entfloh, sperrte Fergus sie ein. Kagura hoffte, dass es kein dauerhafter Zustand war, wie am Anfang, nachdem sie sich weigerte, für Sly zuarbeiten. Sie brauchte Geduld, bis sie es schaffen würde, wieder frei zu sein. Zur gleichen Zeit ritt Juan durch den nahe gelegenen Wald, strebte der Martinez Ranch zu. Da er als sich Mitbesitzer leicht Zugang zu den Fahrplänen der Kutschenlinie verschaffen konnte, wusste er, ob sich Jack, Kouga, Kohaku oder Asha auf der Farm aufhielten. An diesem Tag waren sie alle unterwegs, selbst seine Halbschwester Inez würde jeden Moment nach Westtown aufbrechen um die jüngeren Kinder zur neu eröffneten Schule zubringen. So bekam er es notfalls nur mit Kagome oder Sango zutun. Kaum war er auf dem Besitz angekommen, band er sein Pferd abseits des Weges an einen Baum und schlich sich getarnt durch Büsche näher zu den Gebäuden hin. Lange beobachtete er, bis er sicher sein konnte, niemand kam ihm in die Quere. Immer noch ausreichend Deckung nutzend, bewegte er sich dann auf das Hauptgebäude zu. Seit dem Tod ihres Mannes, seinem Blutsverwandten hatte dessen Witwe nichts verändert. Da Juan früher oft hier zu Besuch war, kam ihm das jetzt zugute. Die Hintertür ließ sich leicht öffnen und kaum hatte der Casanova das Innere des Hauses betreten, ging er sofort in Ashas Schlafzimmer. Sicherlich bewahrte sie die Dokumente immer noch in der eisenbeschlagenen Truhe auf. Er musste nur hoffen den Schlüssel zu finden und selbst das Unterfangen stellte sich als gar nicht schwierig heraus. "Du hättest deiner Frau mehr über Gewohnheiten erzählen sollen. Sie ist genau so dumm wie du", flüsterte der Mexikaner leise vor Freude, nachdem er das Versteck als das des verstorbenen Paolos ausmachte. Bis er die Besitzurkunde in der Truhe fand, verging kaum Zeit. Zufrieden las Juan den Inhalt, dann drehte er sich um und wandte sich zur Tür. Kaum öffnete er diese, trat hinaus in den Gang, als sich die Tür zu einem benachbarten Raum bewegte. Im nächsten Moment schwang sie auf und ein junges Mädchen war im Begriff aus dem Zimmer zustürmen. Ihr Schritt verharrte kurz, dann schrie sie erschrocken auf, als sie sich dem Mexikaner gegenübersah, den sie im Halbdunkel des Flurs nicht erkannte. "Rin, was ist los?", erklang irgendwo weiter entfernt im Haus eine besorgte Stimme. Dann schepperte ein Topf, und Schritte waren zu hören. Juan wartete nicht ab, sondern er beeilte sich die Hintertür zuerreichen. Erst dort schaute er zurück. Gerade erschien Inez in seinem Blickfeld und sofort erkannte sie ihn." Juan, was willst du hier? Du hast die Kleine sicherlich ...", sie verstummte. Die junge Frau sah ein zusammengefaltetes Papier in den Händen ihres älteren Halbbruder und zog sofort den richtigen Schluss. "Tue es nicht!", bat sie einfach, konnte aber ihre Verzweiflung nicht aus der Stimme heraus halten. Der Casanova warf ihr einen Blick zu, setzte seinen Weg fort, wobei er mummelte: "Inez, es tut mir leid. Ich kann nicht anders. Meine Zukunft ...", beendetet seinen Satz nicht, sondern eilte davon. Er musste fort, denn sonst hätte er es sich wirklich noch anders überlegt. Wenn er die Urkunde für die Kutschenlinie nicht als Sicherheit bei der Bank hinterlegte, verlor er alles und stand wieder vor dem Nichts. Er wollte seinen Saloon behalten, um seinen Vater zu beweisen, dass er zu etwas nützlich war. Während er sich auf sein Pferd schwang, davon galoppierte, fühlte er sich wie der größte Schuft. Noch vor einem Jahr wollte er Asha erpressen um seinen Anteil zubekommen und jetzt kam er sich mit seinem neu entdeckten Gewissen wie der letzte Abschaum vor. Er würde Asha das Geschäft nicht ruinieren, er wollte nur seine Eigenes retten. Die Witwe von Paolo würde es sicher verstehen, sobald er es ihr erklärte. Wenn Juan gewusst hätte, welchen Ärger er sich damit einhandelte, ob er dieses Risiko eingegangen wäre? Nachdem sie sich versichert hatte, dass Juan nur die Urkunde gestohlen hatte, kümmerte sich Inez um Rin. Dann dachte sie nach. Ihren Bruder selbst zu verfolgen würde sinnlos sein. Unmöglich konnte sie den Vorsprung noch aufholen, denn eine so gute Reiterin war sie nun auch nicht. Auf jedem Fall schnappte sich Inez das kleine Mädchen, spannte sofort den Wagen an um in die Stadt zufahren. Sie musste einen Weg finden, den Richter bescheid zugeben. Wer war dazu besser geeignet als dessen Söhne. Sesshomaru oder Inuyasha konnten ihr dabei sicherlich helfen. Kaum in der Stadt angekommen trat Takeo als Erstes aus dem Saloon. Ein Blick auf Inez genügte ihm, um zu ahnen, dass etwas passiert sein musste. Die schwarzhaarige Mexikanerin berichtete sofort und dabei entging es ihnen, wer in der Nähe stand und lauschte. Während Takeo seinem Herrn Sesshomaru nur wenig später über den Vorfall informierte, ging Inez in das Büro des Sheriffs. Inuyasha kannte die Reiseroute seines Vaters und schickte einige Telegramme ab. Keine der von Inuyasha abgeschickten Nachrichten erreichten den Richter. Dieser hatte nämlich bestimmte Pläne, deshalb wisch er von der geplanten Route ab. Total verdutzt stand der Hanyou im Postamt, als er wie er dachte, eine Antwort von Taro erhielt. Anstatt einer schnellen Rückkehr enthielt die Nachricht etwas ganz anderes. Nämlich das sein Vater wesentlich später zurückkommen wollte als beabsichtigt. Eine Nachfrage in der dortigen Stadt sorgte für noch mehr Verwirrung. Der Hundedämon hatte gebeten, die Nachricht erst drei Tage nach seiner Abreise an den Sheriff von Westtown weiterzuleiten. Dadurch, dass der Richter nun nicht eingreifen konnte, wollte Sesshomaru selbst handeln. Immerhin lag es in seinem Interesse, wer die Linie betrieb. Da es Takeo noch immer nicht erlaubt war Denver zubetreten und Juan ihn leider bereits kannte, schickte der Saloonbesitzer einen seiner anderen Dämonen, damit dieser den Casanova beobachtete, bis er eine Lösung fand. Fergus Handlanger, derjenige, der heimlich lauschte, eilte indessen zu seinem Boss. Doch erst nach dessen Rückkehr konnte er ihm die Details von dem mit angehörten Bericht darlegen. Der Nachfahre der Panther dachte lange nach, murmelte: "Interessant." Die Entwicklung war ganz nach seinem Geschmack. Wenn er diesem Juan den Anteil an der Kutschenlinie abkaufen konnte, würde er zu Ashas Teilhaber, ohne die Witwe heiraten zu müssen. Anderseits gab es ihm dann die Möglichkeit eher seinen Willen durchzusetzen. "Reite nach Denver, ich will, dass du alles über Juan Martinez herausfindest!", befahl er einem seiner zuverlässigsten Untergebenen. Dieser nickte kurz und verließ dann den Raum. Fergus rieb sich die Hände, da er allen Grund hatte zufrieden zu sein. Eine Stimme riss ihn aus den Gedanken: "Du legst dich mit den falschen Leuten an", warnte Sly seinen Geschäftspartner. "Glaubst du ich fürchte mit vor den Dämonen", kam es aufgebracht von dem Panthernachfahren. Der Saloonbesitzer schüttelte den Kopf und erläuterte: "Dummheit verwechsle ich nicht mit Furcht. Es gab eine Zeit, da habe ich mich selbst mit ihnen angelegt. Was hat es mir gebracht? Nichts. Doch seit dem Abkommen profitiere ich auf der ganzen Linie. Mein Saloon lief nie besser." "Du wirst schwach und feige", spottete Fergus. Er sah seinen Partner intensiv an und warnte ihn: "Halte dich einfach nur aus meinen Geschäften raus!" Danach wartete er keine Antwort ab, sondern ging einfach. Noch lange blieb der Besitzer des Miller Saloon stehen, blickte auf die belebte Stadt hinaus. Er hegte den Verdacht, das Fergus etwas mit den Überfällen zutun hatte. Er musste dem irgendwie einen Riegel vorschieben. Doch was konnte er schon tun, seinen Geschäftspartner töten? Einen neuen Krieg vom Zaun brechen, den er verlieren könnte? Fergus war ihm allein mit der Anzahl der Männer überlegen. Um Richter Taisho Hinweise zugeben, fehlten ihm ausreichende Beweise. Oder er wartete einfach ab, was vermutlich das Beste war, denn immerhin war es ihm nicht entgangen, das der Richter bereits großes Interesse an dem Verbrecher hegte. Der Saloonbesitzer drehte sich um und sah auf einen bodenlangen Wandbehang. Dahinter befand sich ein Safe, indem Fergus Gelder aufbewahrte. Er kannte die Kombination und deshalb war es ein Leichtes alles zu rauben und damit zuverschwinden, sich irgendwo eine neue Existenz aufzubauen. Doch es würde auch heißen, neue Konkurrenz, neue Feinde und keine Garantien. Vielleicht wurde er wirklich langsam zu alt, weil er sich nach Ruhe und Sicherheit sehnte. Er fluchte still vor sich hin. Sly fasste in diesem Moment noch keinen Entschluss, trotzdem würde er seinen Geschäftspartner weiterhin im Auge behalten. So strebte er dann seinem eigenen Büro zu, weil er noch etliche Bestellung zuschreiben hatte. Er wusste nicht, dass sein Leibwächter Kato in der Nähe war, nicht nur sein Gespräch mit Fergus, sondern auch das Vorhergehende mit bekommen hatte. Zum selben Zeitpunkt stand der silberweißhaarige Hundedämon, dessen Anwesenheit viele gerade in Westtown sich erhofften, auf einem kleinen, höher gelegenen Felsen. Mit seiner Reise in den Süden verfolgte er eine bestimmte Absicht. Mehrmals fanden im südöstlichen Bereich seines Zuständigkeitsgebietes Überfälle statt. Zwar arbeiteten zuverlässige Marshals für ihn, aber er wollte dem selbst Einhalt gebieten, besonders weil er persönliche Gründe hatte. Es war nicht schwer zu erraten, das er dabei an Asha und deren Kutschenlinie dachte. Die Existenz der jungen Frau stand auf dem Spiel, ein oder zwei Überfälle waren sicherlich zu verschmerzen, doch bei mehreren blieben dann am Ende die Fahrgäste aus. Da die beiden Kutschen der Witwe bisher noch nicht zu den Zielen zählten, wollte der Dämon dem zukünftig vorbeugen. Gerade deshalb keimte der Verdacht auf, dass der Drahtzieher des ganzen Fergus Armstrong war. Wer überfiel schon ein Geschäft, an dem man selbst Interesse hegte. Der Pantherabkömmling war natürlich schlau genug sich nicht selbst an den Raubzügen zu beteiligen. Immer wenn irgendwo die Banditen zuschlugen, stolzierte er durch die Stadt und sorgte dafür, dass er von vielen Einwohnern gesehen wurde. Früher oder später würde Taro ihm das Handwerk legen. Bei dem Gedanken an den Mann fiel ihm in diesem Zusammenhang das Gespräch ein, was er in der Kirche belauschte. Mit jedem Tag wuchs sein Interesse an der Witwe, er begehrte sie immer mehr und es fiel ihm schwer, sich zurückzuhalten. Jetzt wo er ihre Gefühle zu ihm kannte, sich dessen sogar sicher war, zögerte er immer noch. Erneut passierte Dinge, die seine Pläne durchkreuzten. Wenn er die Hintermänner der Überfälle überführt hatte, ob es dann nicht den nächsten Vorfall gab, der dann ebenso wieder seine Aufmerksamkeit verlangte. Ständig auf reisen zu sein, in Gefahr, konnte er das seiner zukünftigen Gefährtin zumuten? Eigentlich kannte Asha das Risiko und von Takeo erfuhr er inzwischen, das die junge Frau alles über Dämonen wusste. Nicht nur die Gegenwart betreffend, sondern auch vieles über die Vergangenheit, als seine Rasse noch mächtig war. Was stand jetzt noch zwischen ihnen, höchstens seine eigenen Zweifel. Für einen Moment schloss der stolze Dämon seine Augen, erinnerte sich an seine beiden verstorbenen Gefährtinnen, verspürte Sehnsucht nach ihnen. Doch wesentlich stärker zog es ihn zu Asha hin und in diesem Augenblick wusste er, dass der Moment gekommen war. Er hatte seine Entscheidung getroffen. Noch eine Weile genoss der Dämon die Aussicht, bevor er wieder hinunter in das Tal kletterte und sich zu einem seiner Marshals gesellte. Er gab dem Gesetzeshüter einige Anweisungen und wandte sich danach selbst westlich um das dortige Gebiet abzusuchen. So streifte der Richter einige Tage durch die Wälder, suchte einsame Bergtäler auf, doch vergebens. Als er beschloss sich wieder zurück nach Westtown aufzumachen, war er ein wenig enttäuscht. Vielleicht ging Fergus auch kein Risiko ein, solange der Richter im Süden war, oder gab es eine andere Gemeinheit, die der Revolvermann zurzeit ausheckte. Besser er beeilte sich, zurückzukommen. Aus diesem Grund rannte der Hundedämon mit hoher Geschwindigkeit durch die Berge, sprang von Felsen zu Felsen, wenn sich die Möglichkeit bot. Damit kürzte er eine große Strecke ab und kreuzte bald darauf eine öfters befahrene Straße. Da sie sich in vielen Windungen durch eines der Täler schlängelte, wollte Taro über die Höhe abkürzen, als er innehielt. Der Wind trug den Geruch nach Schießpulver und menschlichem Blut heran. Deshalb spitzte er seine Ohren, lauschte, doch nichts als das sanfte Säuseln des Windes, wenn dieser durch die Blätter der umstehenden Bäume strich, war zu hören. Dann erklang ein schwacher Laut, was sich wie das Wiehern eines Pferdes anhörte. Inu no Taisho musste der Sache auf den Grund gehen. So setzte er seinen Weg nicht fort, sondern wandte sich entschlossen nach Süden. Weit musste er nicht laufen, denn schon nach wenigen Biegungen endete das Tal und ließ den Blick auf eine breite, freie Fläche zu. Etwas entfernt konnte der Richter die Umrisse einer Kutsche ausmachen. In unmittelbarerer Nähe davon graste ein einzelnes Pferd. Von dort wehte der Geruch des Todes herüber, sodass sich das ungewöhnliche Wesen, der hiesige Vertreter des Rechts sich beeilte, da er das Schlimmste befürchtete. Auf das Grauen, welches er gleich darauf erblickte, war er nicht vorbereitet. Beide Kutscher lebten nicht mehr, einer von ihnen musste direkt von Gefährt gestürzt sein, während es sich rasant bewegte. Der Mann hatte eine Schussverletzung, die jedoch nicht die Ursache für sein Ableben darstellte. Sein Ende fand er, da er beim Aufprall auf dem ausgetrockneten harten Boden der Prärie sich das Genick brach. Der zweite Kutscher hielt noch immer krampfhaft die Zügel fest, obwohl er während seiner Todeszuckungen vom Bock gefallen war und nun seitlich neben dem Fahrzeug, an einem der großen Räder lehnte. Beim Näherkommen schnauften die vier Pferde, welches das Gespann bewegten, aufgeregt. Der Dämon nahm sein Messer heraus, zerschnitt das Leder der Zügel und entfernte die Halfter um die Tiere freizulassen. Danach sah er sich weiter um. Die beiden Männer erweckten zwar auch Taros Mitgefühl, doch sie kannten das Risiko, es war ihr Beruf sich auf gefährliche Abenteuer einzustellen. Nein, der kleine höchstens neun Jahre alte Junge am Boden, unmittelbar neben seiner ebenfalls hinterrücks getöteten Mutter, ließ den Dämon wütend aufknurren. Deshalb bückte sich der Richter, schloss beiden und auch dem Vater die Augen. Später würde er die Familie und die beiden Angestellten der Patterson Linie, zum Wald hinüber schaffen um sie dort in den weicheren Boden zubegraben. Felsen um die Stelle abzudecken, damit wilde Tiere sich an den Leichen nicht zu schaffen machten,  fand er bestimmt reichlich hier im Gebirge. Als er sich erhob und gerade im begriff war, gedanklich den Ablauf des Überfalls zu rekonstruieren, drang eine leise Stimme an sein Ohr: "Richter, sind sie das?" Erstaunt drehte sich Taro herum, ließ seinen Blick schweifen. Dann entdeckte er einen schwer verwundeten Revolvermann, vermutlich stellte er die bewaffnete Eskorte der Kutsche dar. Obwohl der Mensch ihm bekannt vorkam, konnte der Richter ihn nicht einorden. Das übernahm der Verletzte, während sich der Dämon um dessen Wunde kümmerte: "Kansas City, letztes Jahr. Sie haben mich aus Schwierigkeiten herausgeboxt." Taro konnte nur nicken, sein Gesichtsausdruck sagte aber mehr. Der Begleiter hob seinen Kopf etwas, gab einen undefinierbaren Laut von sich und äußerte schwerfällig: "Um mich steht es nicht besonders. Die Wunde ist tödlich. Ach verdammt, ich habe mir meinen Abgang schlimmer vorgestellt. Wenigsten sterbe ich nicht allein." Mehr als dessen Hand zu ergreifen konnte der Richter nicht tun. Dennoch musste er dem Mann Fragen stellen: "Was genau ist hier passiert. Bisher wurden doch noch nie Insassen getötet." "Toughe Frau, die Kleine", damit deutete der Verwundete mithilfe einer leichten Kopfbewegung zu der Mutter. "Einer der Bastarde wollte seinen Spaß haben, doch sie wehrte sich so heftig und hat ihm das Tuch vom Gesicht gerissen. Ihr Mann hat den Kerl erkannt, der verkehrte während seiner Reisen öfters in Westtown im Miller Saloon ein. Erst kürzlich heiratete er die Witwe und wollte nun mit seiner neuen Familie eine Heimstatt übernehmen. Er hatte sein ganzes Erspartes dabei. Diesen Bastard, der geschossen hat, den kenn ich auch. Der lebte früher Kansas." Für einen Moment hielt der Revolverheld inne, hustete und nachdem Taro ihm etwas zu trinken gab, bewegte er sich mühselig unter schmerzen. Er suchte sich eine bequemere Position, was jedoch nicht viel half. Besorgt sah der Dämon noch einmal nach der Wunde, aus der weiterhin Blut in einem dünnen Rinnsal sickerte. Die Hand des Silberweißhaarigen wurde fortgestoßen: "Lasst es gut sein Richter. Versprecht mir nur den Kerl nicht davonkommen zulassen." "Wenn ich weiter nichts für dich tun kann, ist dies das Mindeste. Dieser Räuber wird hängen. Mein Wort hast du darauf", versprach Inu no Taisho. "Verdammt, mir fällt sein Name nicht ein!", fluchte der Verletzte leise. Dann fasste er sich ein wenig und führte seine Erzählung fort: "Da er enttarnt wurde, fing er plötzlich an alle abzuknallen. Der Junge ..." Plötzlich verstummte der Erzähler erneut, denn ganz in der Nähe erklang ein leises Winseln. Es kam wohl direkt aus der Kutsche. "Der Hund des Jungen", begann der Verwundete zu erklären, doch Taro ging dem Geräusch bereits nach. Sobald der Richter die Tür öffnete, sahen ihn zwei traurige braune Augen an. Zusammengekauert hockte der Welpe unter der Sitzbank und ängstigte sich. Sobald der Dämon nach ihm fassen wollte, drückte sich der Hund noch weiter in die Ecke, als ob er sich dort sicher fühlte. Mit leisen Worten sprach der Richter auf das Tier ein, beruhigte es und gewann langsam dessen Zutrauen. Danach konnte er ihn mühelos aus der Kutsche heben. Kaum sah der Sterbende den Gesetzesmann wieder in seinem immer trüber werdenden Blickfeld, setzte er zum sprechen an. Dies war seine Art und Weise die Angst vor dem Tod zu überwinden. "Der Welpe hat noch nicht mal einen Namen. Erst bei unserer letzten Rast hat die Familie den Kleinen von einem deutschen Einwandererehepaar abgekauft. Er soll acht oder zehn Wochen sein." Mit jedem Wort, das er von sich gab, wurde seine Verfassung schlechter. Gleichzeitig fiel es ihm schwerer Luft zuholen. Dennoch zwang er sich weiterhin zureden. Immer längere Pausen legte der Verletzte ein. "Schone deine Kräfte!", riet Taro ihm vergebens. Er versprach außerdem: "Es gibt eine junge Witwe. Sie hat sich bereits einiger Waisen angenommen und dem kleinen Hund wird es dort sicherlich gefallen." Darauf blieb der Todgeweihte tatsächliche einen Moment ruhig, jedoch dachte er nun angestrengt nach. Dann auf einmal packte er mit letzter Kraft das Handgelenk des Dämons: "Richter, der Name laut ..." Die Wörter waren nur ein Hauch und das Letzte verstand nicht einmal Taro, obwohl sein Gehöhr wesentlich ausgeprägter als das eines Menschen war. Die Hand des Revolvermannes wurde schlapp und rutsche nach unten. Als letzte Geste schloss der Richter dem Mann die Augen. Nach in derselben Stunde begann er die Toten zum nahe gelegenen Wald zu schaffen und suchte dort eine größe Fläche, an der die Erde weich war, um sie ohne Hilfsmittel beiseite zuräumen. Dazu nutzte er seine Klauen, grub Löscher, die seiner Ansicht tief genug waren, damit Tiere nicht gleich Witterung aufnahmen. Zum Schluss legte er Steine obenauf und  fertigte aus zwei Holzstecken provisorische Kreuze, für jede Leiche eines, den Gepflogenheiten der Menschen entsprechend. Noch lange verweilte er an dem Ort, bis er sich abwandte, um die nächste Siedlung aufzusuchen. Dort gab er die Position des Überfalles an den Betreiber der Kutschenlinie durch, damit dieser sein Eigentum zurückbekam. Außerdem informierte er die Familie des Ehepaares, die er leicht anhand der Namen auf der mitgeführten Heiratsurkunde ermitteln konnte. Schlimm genug, dass sie kaum zwei Wochen ihr Glück genießen konnten, um dann im Nirgendwo zu sterben. Nachdem er diese Angelegenheit beendete, begab sich Taro zurück nach Westtown. Nach dem Erlebten musste er sich zu Wesen gesellen, die ihm wichtig waren, er verspürte das Bedürfnis seine Familie zusehen und besonders Asha hätte er am liebsten in den Arm genommen. Die Farm der Witwe erreichte er bei Nacht, schlich sich jedoch nicht an, sondern ging langsam den breiten Weg entlang. Das Pferd, welches er mitführte, ein Geschenk des sterbenden Revolvermannes an ihn verursachte genug Laute. Wie er es vermutete, knackte im Gebüsch kurz vor der Koppel ein Zweig und eine Stimme erklang: "Willkommen Richter. Gibt es einen Grund, weshalb ihr zu so später Stunde kommt?" "Guten Abend, Jack", begrüßte der Dämon den älteren Mann und erklärte als Nächstes: "Zwei Gründe. Für das Pferd hier hast du sicherlich Verwendung. Es trägt kein Brandzeichen und sein Besitzer wurde bei einem Überfall getötet. Außerdem will ich zu Asha." "Den Gaul nehme ich, aber zu dem Mädchen lasse ich um diese Uhrzeit niemand. Sie ist ein anständiges Ding", warf der Kutscher sofort ein, gewillt seine Weigerung notfalls mit dem Gewehr durchzusetzen. "Jack, deine beschützerischen Absichten nehme ich zur Kenntnis. Doch ich muss zu ihr." Taro holte den kleinen Welpen aus der Tasche hervor, welche er bei sich trug, zeigte ihn Jack und ging näher auf sein Anliegen ein: "Der Hund ist noch klein. Damit er ordentlich erzogen werden kann, sollte er von Anfang an auf eine Person geprägt werden. Mir fehlt leider die Zeit, meine ständigen Reisen sind nicht geeignet, um ihn großzuziehen." Er erzählte von dem Überfall und was er dort vorfand. Die Geschichte weckte Jacks Mitgefühl und ein Blick auf den Hengst zeigte ihm, was für ein Prachtbursche er war. An der Ostküste würde er als gehobenes Rennpferd durchgehen, welches sicherlich etliche Siege einheimsen konnte. Außerdem seine eigenen Beobachtungen stimmten den alten Mann weich. Er traute dem dämonischen Gesetzesmann nichts Schlechtes zu. Dessen letzte Worte erleichterten seine Entscheidung. "Deshalb will ich den Hund hierlassen, zusammen mit einer Nachricht. Falls sie wach ist, spreche ich persönlich mit ihr. Sieh es als ein Geschenk für Asha an ..." "Schon gut Richter Taisho", unterbrach der Kutscher den älteren Dämon. Er war einen Blick zum Haus hinüber und stellte eine Vermutung an: "Sie wird schon schlafen, deshalb seid leise. Ihr Fenster ist sicherlich wie immer einen Spalt offen." Kaum bekam er die Erlaubnis, setzte der Hundedämon sich in Bewegung und strebte dem Haus zu. Nur wenige Schritte hatte er zurückgelegt, als Jack noch einmal anfing: "Das Mädchen liegt euch am Herzen und es sieht ein Blinder, das sie euch zugetan ist. Also nehmt euch keine Freiheiten heraus, bevor ihr, ihr den Ring angesteckt habt!" Der silberweißhaarige Youkai gab darauf keine Antwort, sondern setzte seinen Weg stumm fort. Trotzdem schmunzelte er ein wenig und seine Klauenhand streifte über die Tasche seines Anzuges, wo er das kleine Kästchen schon seit geraumer Zeit mit sich herumtrug. Den Ring hatte er in Kansas City gekauft. Wenn er Jacks Wort anders auslegen würde, nicht so anständig wäre, würde es sicherlich eine Möglichkeit heute Nacht geben und die Witwe gehörte ihm. Bevor er diesen Schritt ging, wollte er jedoch noch etwas herausfinden. Kapitel 14 - Große und kleine Welpen Der familiäre Zuwachs sorgt für Wirbel und besonders bekommt das Inuyasha zuspüren. Er und Kagome kommen sich unbeabsichtigt näher. Kapitel 14: Große und kleine Welpen ----------------------------------- Kapitel 14 - Große und kleine Welpen Taro kletterte leise in den Raum. Ohne Licht zubrauchen schlich er sich zum Bett hinüber. Seine vorher geschriebene Nachricht legte er auf den kleinen Nachttischschrank ab und danach wollte er den Welpen in den Korb legen, der auf einem Stuhl stand. Der Hund wachte plötzlich auf, nahm ihm die Entscheidung ab, indem er zu Asha auf das Bett hüpfte und sich dort auf dem leeren Platz zusammenrollte. Still beobachtete der Richter das Gebaren, schmunzelte etwas. Dann entschloss er, sich wieder davonzustehlen. Die junge Witwe drehte sich, strampelte dabei ihre Bettdecke fort, welche zu Boden glitt. Der Hundedämon trat näher, hob sie auf und wollte sie wieder auf dem Körper der Schwarzhaarigen platzieren, als er verharrte. Ashas trug keine Kleidung, was ihn sehr überraschte, da er eigentlich ein hochgeschlossenes züchtiges Nachthemd erwartet hatte. Anderseits war die Witwe noch jung und aufgrund der nächtlichen hohen Temperaturen, war es durch aus nachvollziehbar. Vor allem hatte sie bestimmt keinen männlichen Besuch erwartet. Besser wäre es gewesen, die Decke loszulassen und zugehen, doch der Richter konnte sich einfach nicht von dem Anblick losreißen. Er beugte sich etwas vor, streifte mit den Spitzen seiner Finger über das Gesicht, den Hals und berührte Ashas Schulter. Mehr wagte er nicht, es genügte jedoch um sich mehr zu wünschen, sich neben sie zulegen und die junge Frau im Arm zuhalten. So legte er die Decke ab und ließ sich einen Moment neben der Betreiberin der Kutschenlinie nieder. Dann dachte er nach, während er sie im Schlaf beobachtete. Nach einer Weile nahm er den Ring aus seiner Tasche, sah ihn kurz an und ergriff als nächstes Ashas Hand. Langsam schob er ihn auf den Finger der jungen Frau und hoffte sie würde nicht aufwachen. Der Richter stand anschließen auf, um zu gehen, da wurde seine Hand gepackt. Leise und mit verträumter Stimme murmelte die Witwe: "Bitte bleib Taro!" Für einen Moment erstarrte der Hundedämon, wandte sich ihr wieder zu und sah sie an. Taro konnte nicht genau sagen, ob die Schwarzhaarige überhaupt wach geworden war, oder erfolgte ihre Handlung nur aus ihrem Traum heraus. Dennoch befolgte er ihre Bitte, legte sich nieder, jedoch sorgsam darauf bedacht, die Decke zwischen ihren Körpern zubehalten. Asha hatte ziemlich hart gearbeitet, deshalb wachte sie nicht auf wirklich, obwohl sie in Gedanken bei Taro weilte. Am nächsten Morgen, Sonnenaufgang war schon ein paar Stunden her, rührte sich die junge Frau zum ersten Mal. Wieder einmal hatte sie vom Richter geträumt, wie sie in seinen Armen lag. Diesmal fühlte es sich so real an und sie erinnerte sich noch an weiches Fell und einem ihr vertrauten Geruch. Als sie nun aufwachte, überkam sie das Gefühl etwas zuvermissen. Suchend sah sie sich im Raum um und konnte ihre Empfindungen nicht einordnen. Es verwirrte sie zu sehend, dass der Abdruck eines Körpers auf der zweiten Betthälfte zusehen war. Ob Rin oder Schippo in dieser Nacht bei ihr waren. Zumindest wurde es bei dem kleinen Fuchs, das Fell erklären. "Verrückt", murmelte sie und schüttelte leicht den Kopf. Im gleichen Moment bewegte sich Ashas Bettdecke und der Welpe kämpfte sich unter dem von ihr beiseite geworfenen Laken hervor. Die Augen der Witwe wurden immer größer, als sie nur wenig später den kleinen altdeutschen Schäferhund anstarrte. Dieser saß in ihrem Bett, als würde er dahin gehören. Deshalb stand Asha auf und so sah sie als Nächstes den Zettel. Weil du ein liebevolles Herz besitzt, für die Waisen, ein Heim geschaffen hast, hoffe ich du nimmst dich des kleinen Hundes an. Sein junger Besitzer wurde mitsamt seinen Eltern von Banditen getötet. Ich würde ihn gern selbst behalten, doch meine derzeitige Aufgabe fordert noch meine ganze Aufmerksamkeit. Sicherlich wird er dir ein treuer Begleiter sein und suche ihm einen guten Namen. Taro P. S Der Ring ist ein Dankeschön und sollte keinerlei Bedeutung haben. Deutlich erkannte die junge Frau, der Nachtrag wurde später hinzugefügt. Sie runzelte ihre Stirn, und als die Erkenntnis sank, hob sie ihre Hand. An einem ihrer Finger prangte ein schmaler Goldreif mit einem eingefassten Bernstein. Die Farbe erinnerte Asha sofort an die Augen des Richters. Obwohl Taro vermutlich anderer Ansicht war, für die Witwe bedeutete der Ring etwas. Genauso wie die Kette, die sie am Anfang ihrer Bekanntschaft erhielt. Zwar hatte sie die letzte Nacht nur für einen Traum gehalten, doch die längere Anwesenheit des Dämons gab ihr Rätsel auf. Sie murmelte leise: "Ich habe mich in euch verliebt Richter und ich wünschte, ihr würdet meine Gefühle erwidern." Danach seufzte sie und zog sich an. Sie ahnte nicht, dass ihre Worte von jemand vernommen wurden, den die Worte angenehm berührten. Draußen vor dem Haus löste sich Taro von der Wand und ging im Schutze des Gebäudes davon. Er erreichte den Wald und kaum war er unter den Bäumen verschwunden, steigerte er sein Tempo. Sein nächstes Ziel war die Stadt. Indessen hob Asha den Welpen vom Bett empor, sah ihm in die braunen Augen und schlug ihm vor: "Was hältst du von einem Frühstück. Bestimmt bist du hungrig. Etwas frische Kuhmilch treibe ich bestimmt auch auf." Als Antwort streckte der Hund seinen Kopf etwas vor und versuchte über das Gesicht seiner neuen Besitzerin zu lecken. Deshalb lächelte sie und dann verschwand die Witwe in der Küche, wo sie von den Kindern bereits erwartet wurde. Sobald sie den Welpen sahen, stellten sie alle viele Fragen, die Asha nur mühsam der Reihe nach beantworten konnte. Es dauerte lange, bis sie sich endlich von den neugierigen Kindern loseisen konnte und ins Freie trat. Da lief ihr Jack über den Weg. Hatte der ältere Kutscher nicht Wache gehabt? Dieser fragte auch schon: "Hey Mädchen. Hat der Richter gestern Abend noch mit dir sprechen können?" Die Betreiberin der Kutschenlinie schnappte überrascht nach Luft. "Du hast ...?, begann sie und deutlich änderte sich ihre Laune. Gerade erinnerte sie sich nämlich daran nackt geschlafen zuhaben. Wohl deshalb wurde sie jetzt rot. "Jack!", rief Asha aufgebracht und fügte hinzu: "Weshalb in Gottes Namen hast du einen Mann in mein Schlafzimmer gelassen?" Der alte Kutscher schmunzelte etwas und entgegnete: "Habe ich doch gar nicht. Es war ein Dämon." Die junge Frau stemmte ihre Fäuste in ihre Hüfte und wollte etwas erwidern, bis sie sich erinnerte, dass ihr Besucher ihr heimlicher Schwarm war. Da versicherte der ältere Mann: "Mister Taisho blieb auch nicht lange. Er kam gleich wieder heraus." "Dein Glück." Mit diesen Worten funkelte sie ihren Postkutschenfahrer an und ging ins Haus, erleichtert das der Ältere offenbar nicht mitbekommen hatte, wann Taro wirklich gegangen war. Verlegen kratzte sich Jack die Stoppeln seines Bartes, während er der Witwe nachsah, und murmelte vor sich hin: "Mädchen, wenn du wüsstest, dass der Richter erst nach Sonnenaufgang fort ist ..." Verschwörerisch schlunzte er zu den Bäumen hinüber, kicherte etwas und widmete sich danach seinem Tageswerk. "Verdammt schlauer Kerl der Richter. Setzt ihr einfach einen Ring auf den Finger, um den Ärger, mit mir zuentgehen. Verdammt sei ich, nicht einmal das schlechte Gewissen regt sich bei mir deswegen." Einer Sache war sich Jack bewusst, der Dämon hatte Asha nicht angerührt. Der Witwe entging das merkwürdige Verhalten des älteren Mannes nicht und sie wunderte sich. Sicher verschwieg Jack etwas. Was immer es war, eines bedauerte sie, nämlich das sie nicht wach war. Denn zu gern hätte sie mit dem Richter gesprochen, da sie ihm einen Vorschlag unterbreiten wollte. Dass um seine Person, sich Wesen etliche Gedanken machten, ahnte Taro nicht. Kaum erreichte er Westtown, ging er zum Saloon seines Sohnes. Dieser hatte seinen morgendlichen Rundgang durch die Stadt beendet. Dabei war es Sesshomaru nicht entgangen, wie Kagura am Fenster erschien und zu ihm herunter sah. Entgegen seiner Überzeugung hatte er im Vorbeigehen kurz seinen Kopf dem Millersaloon zugewendet und seinen Blick nach oben gerichtet. Die Winddämonin gab sich den Anschein völlig verzweifelt zu sein. Deshalb gab der silberweißhaarige Youkai ein unhörbares Schnaufen von sich und lief weiter. Die Mitleidstour beherrschte Kagura hervorragend, fand er. Weitere Gedanken konnte er ihr nicht widmen, da e seinen Vater eintreffen sah. So begrüßte er ihn: "Verehrter Vater, wie war deine Reise? Erfolgreich?" "Bitter, Sesshomaru", antwortete der Ältere. Dann wollte er wissen: "Gibt es Neuigkeiten?" "Wir sollten drin in meinem Büro sprechen", riet der Saloonbesitzer und winkte Takeo zu, damit er ihnen in das Gebäude folgte. Nur wenig später saßen sie im Arbeitszimmer von Sesshomaru. Dieser rollte eine Karte auf dem Tisch aus und forderte seinen Leibwächter auf: "Erläutere meinem verehrten Vater die Erkenntnisse." Der blonde Hundedämon befolgte den Befehl. "Fergus Handlanger verstecken sich in einem Tal. Er sucht sie jedoch selten auf, vielmehr reitet einer seiner Männer als Bote hin und her. Vorgestern Nacht kamen fünf Reiter an und die Stimmung bei ihnen änderte sich schlagartig. Etwas Unvorhergesehenes muss passiert sein. Leider war niemand nah genug um die Gespräche zu verstehen." Takeo zeigte noch den genauen Standort des Versteckes und Taro stellte mit Schrecken fest, wie nah das Tal bei Ashas Ranch lag. Der Richter folgte mit seinem Finger der Linie, welche den Weg anzeigte, die zu der Heimstatt der Witwe führte. Der Leibwächter verstand die Sorge seines ehemaligen Fürsten. Auf der Karte deutete er auf einen Punkt und berichtete: "Der Weg zur Martinez Ranch ist unzugänglich von dieser Seite. Hohe, unüberwindliche Felsen trennen die beiden Orte. Wenn jemand zu ihnen will, müssen sie den offiziellen Zugang nutzen. Für den Fall habe ich vorgesorgt und zwei zuverlässige Dämonen dort positioniert." Kaum hatte er geendet, wechselte Taro einen Blick mit Takeo, wo so etwas wie Dankbarkeit zu finden war. Der Richter bat daraufhin: "Bleibt weiter dran. Irgendetwas müssen wir doch finden um Fergus das Handwerk zulegen." Um die Dringlichkeit darzulegen, erzählte er von dem Überfall auf die Familie und die Begleiter der Kutsche. Der blonde Dämon schaffte es nicht, ein kurzes Knurren zurückzuhalten. Wenn Fergus Handlanger nun schon vor kaltblütigen Mord nicht zurückschreckten, was würde dann als Nächstes kommen. Das konnte niemand voraussehen. Nachdem Gespräch ging jeder dann seinen eigenen Aufgaben nach, besonders Taro hatte noch einen Besuch zutätigen. Sicherlich hatte auch Inuyasha Informationen für ihn und er musste außerdem eine Entscheidung treffen, wie er mit Juan Martinez verfahren sollte. Noch am selben Tag unterbreitete ihm Sesshomaru diesbezüglich einen Vorschlag, dem der Richter nach langem Zögern zustimmte. Deshalb ließ Taro sich am Tag darauf zur Ranch hinausbringen, weil er mit der Witwe sprechen musste. Dazu bot sich Inuyasha freiwillig an, Kagome wiederzusehen lag in seinem Interesse. Auf der Ranch sorgte der kleine Welpe für allerhand Trubel unter den Kindern, denn jeder wollte sich um ihn kümmern und mit ihm spielen. Taros Worte zu Jack waren aber der Betreiberin der Kutschenlinie wichtig, deshalb behielt sie den Hund selbst in ihrer Nähe. Es dauerte nicht lange, bis er sich eingewöhnt hatte und die junge Frau akzeptierte. Er war recht ruhig, bellte selten und lernte überraschend schnell. Als nun der Richter eintraf, freute sich Asha. Denn nun konnte sie endlich dem Dämon ihren Vorschlag zu unterbreiten. Sie gingen zusammen spazieren, liefen bis zu einem etwas entfernten Bach. Dort setzten sie sich ins Gras nieder. Dann fasste sich die Witwe ein Herz und erläuterte ihren Einfall: "Für einen Richter, der ständig die Orte wechseln muss, stelle ich es mir schwierig vor immer auf andere angewiesen zu sein." "Bin ich das?", fragte Taro etwas verwundert und damit verunsicherte er Asha. Sie versuchte sich nichts anmerken zulassen, sprach weiter: "Damit meinte ich meine Kutsche, die Eisenbahn ...", sie stockte, weil der Dämon ein wenig seine Augenbraue hob. "Immerhin habe ich euch noch nie auf einem Pferd gesehen. Sicherlich hat es seine Gründe, wenn ihr lieber zu Fuß geht. Ich stelle es mir nur auf Dauer sehr anstrengend vor, besonders bei großen Distanzen. Mein Vorschlag lautet deshalb, ich bringe euch bei, eine Kutsche zu lenken." Es erfolgte lange Zeit keine Antwort. Stattdessen schaute der Richter die junge Frau intensiv an. Es wäre einfach gewesen Asha die Wahrheit zu beichten, nämlich das er absichtlich ihre Hilfe in Anspruch nahm. Denn so konnte er ihre Nähe genießen ohne Verdacht zuerregen. Jedoch der Einfall der Witwe war noch besser, verhieß es doch weitere Momente des Beisammenseins. Ein wenig lächelte er nun: "Deine Idee ist großartig. Ich verspreche, ein gelehriger Schüler zu sein." Glücklich schlug Asha sofort vor: "Wir können heute schon anfangen." "Wann immer du willst", gab der silberweißhaarige Youkai sein Einverständnis, reichte der Betreiberin der Martinezlinie seine Hand und half ihr auf. Ohne das er diese losließ, schlenderten sie zu den Gebäuden zurück. Auf der Ranch versuchte Inuyasha vergebens sich von den jüngeren Kindern loszueisen, weil er mit Kagome allein sein wollte. Etwas missmutig beobachtete er den kleinen Schäferhund und wollte wissen: "Welchen Namen hat Asha ihm gegeben?" "Bis jetzt noch keinen", antwortete Sango. Dem fügte Kagome noch hinzu: "Miss Asha hatte im ersten Moment an Taro gedacht, es dann jedoch wieder verworfen." "Weshalb eigentlich, ich meine mein Vater fühlt sich sicherlich geehrt", fragte Inuyasha als Nächstes. Kagome zuckte mit der Schulter und vermutete: "Schon möglich. Anderseits ist es dann komisch, wenn sie 'Taro, mach platz!', ruft und beide reagieren." Kaum hatte die Schwarzhaarige Waise das 'Mach Platz' ausgesprochen sauste Inuyasha zu Boden. Sobald er seine Überraschung überwunden hatte, meckerte er los: "Manno, was soll das. Du hattest es versprochen." Dem Mädchen sah man es an, das es ihr leid tat. Verlegen begann sie sich zu verteidigen: "Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, Inuyasha. Stimmt ja, wenn ich Mach Platz ..." Da passierte es schon wieder. "Es tut mir leid", wollte sie den Hanyou beschwichtigen, der sich mühsam aufrappelte. "Ich sage nie wieder Ma ...", weiter kam sie nicht, denn der Sheriff sprang vor, hielt ihr den Mund zu. In diesem Moment kam Asha mit Schippo herbei. Der kleine Fuchsdämon war neugierig und wollte wissen, was passierte. Kagome berichtete es ihm. Als sie erneut die Zauberformel unbedacht benutzte, der Hanyou zu Boden gezogen wurde, wartet sie nicht ab, sondern rannte davon. Schnell rappelte sich der Sheriff auf und stürmte ihr hinterher: "Das war Absicht, gebe es zu!", rief er dem Mädchen hinterher. "War es nicht", gab sie zurück und rannte genau zur Scheune hinüber, in der Hoffnung sich im Inneren verstecken zu können. "Lüge nicht!", konterte der Hanyou. "Na warte!", drohte er noch. Dann erreichte er die Tür, schlüpfte hinein. Nur kurz hielt die Schwarzhaarige inne, um zu überlegen, wo ein geeigneter Ort war, damit sie untertauchen konnte. Dieses Zögern genügte Inuyasha, er sprang auf sie zu und gemeinsam landeten sie in einem weichen großen Heuhaufen. Erst strampelte Kagome, wollte sich befreien, doch dann blieb sie auf einmal still unter dem silberweißhaarigen Halbdämon liegen. Tief sah sie ihm in seine schönen goldenen Augen, die sie so liebte. Der Sheriff erwiderte den Blick und lange blieben sie so regungslos, bis er sich nach unten beugte, um Kagome zu küssen. Seine weichen Lippen trafen auf die des Mädchens, zärtlich liebkoste er sie. Dieser eine zärtliche Kuss weckte tiefere Bedürfnisse in ihnen beiden. Der Hanyou ließ sich hinreisen und schickte seine Hände auf Wanderschaft, den Körper des Mädchens entlang. Draußen vor dem Eingang erklang eine bekannte Stimme, gleich darauf wurde ein Flügel des Tores beiseitegeschoben. Aufgrund seiner Schnelligkeit gelang es Inuyasha sich zuerheben, bevor der Richter ein Wort herausbrachte. Kagome wurde vor Scham, leicht rot im Gesicht. Zwar wusste jeder, das sie den zweitgeborenen Sohn des Dämons mochte aber beim Küssen erwischt zuwerden war ihr peinlich, zumal ihre Kleidung ein wenig in Unordnung war. Taro erfasste die Situation mit einem Blick. Er schmälerte seine Augen und wollte wissen: "Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung für deine Zügellosigkeit?" Schnell versuchte Inuyasha alles richtig zustellen: "Es ist nicht so, wie es aussieht." "Wie sah es denn aus, Inuyasha?", sein Vater betonte jedes einzelne Wort in dem Satz. "Ich hatte nicht vorgehabt ...", verteidigte sich der Hanyou weiter, nur um einen vorwurfsvollen Einwand von der Seite des Mädchens zuhören: "Du hast nicht vorgehabt? Was? Ich dachte, ich bedeute dir etwas." Sie war von seinem Verhalten verletzt. Jedoch reagierte nicht der Sheriff, sondern der ältere Dämon. "Wenn dir an dem Mädchen etwas liegt, dann sorge dafür, dass mein nächster Enkel kein Bastard wird." Kaum hatte Taro das gesagt, wandte er sich zum Gehen. Inuyasha verschlug es für einen Moment die Sprache, denn gerade roch er etwas, was sein Vater wohl sofort bemerkte. Verlegen wollte er eine Entschuldigung stammeln, entschloss sich dann jedoch einen Schritt weiterzugehen. Mit fester Stimme bat er: "Warte Vater!", sobald er die Aufmerksamkeit seines Erzeugers wieder hatte, fuhr er fort: "Da ich mit Kagome den Bund eingehen will, brauche ich die Erlaubnis ihrer beiden Vormunde." "Meine hast du und ich bin überzeugt Miss Asha ...", der Richter konnte seinen Satz nicht vollenden, da hinter ihm eine weibliche Stimme erklang: "Miss Asha ist ebenfalls einverstanden unter einer Bedingung. Kagome bleibt weiterhin hier wohnen, da ich im Moment noch nicht auf sie verzichten kann. Außerdem ist hier viel mehr Platz für ein junges Paar als in einem Hotelzimmer in der Stadt." Kaum endete die Witwe, lief das Mädchen zu dem Hanyou, ergriff seine Hand und flüsterte: "Inuyasha." Dieser rang sich ein leichtes Lächeln ab und hoffte sein Vater würde bald verschwinden, weil er Kagome in die Arme nehmen wollte, um sie zu küssen. Außerdem hatte sie aufgrund der geänderten Umstände viel zu besprechen. Leider hatte Taro nicht vor sie aus den Augen zulassen, sodass sie ihr Gespräch dann im Freien führten, wenn auch mit einem diskreten Abstand zu den anderen. Die Freude in der Familie war groß und der Richter bemerkte etwas. In einem, wie sie glaubte, unbeobachteten Moment warf die Witwe einen sehnsüchtigen Blick zu ihm und drehte dann nachdenklich den goldenen Ring an ihrem Finger. Ihre Wünsche würden bald in Erfüllung gehen, doch bis dahin musste er sich noch zurückhalten. Jetzt hatte er noch einen weiteren Grund mit ihr zusammen zu sein. Kapitel 15 - Ein Zeuge klagt an. Einer von Fergus Handlanger verrät sich und Kagura sucht ihr Heil in der Flucht. Kapitel 15: Ein Zeuge klagt an ------------------------------ Ob die FF überhaupt noch bei den Leser ankommt, erfahre ich zwar nicht, dennoch gibt es ein neues Kapitel. Viel Spaß. Danke für die neuen Favos. Dann Danke ich, meiner Leserin Nanami. Deine Treue motiviert mich. Kapitel 15 - Ein Zeuge klagt an Das Gerücht von der bevorstehenden Hochzeit des Sheriffs verbreitete sich schnell in dem kleinen Städtchen. Inuyasha hatte deshalb kaum eine ruhige Minute mehr. Gratulanten kamen, Männer, die gute Ratschläge loswerden wollten und Frauen, die Geschenke brachten. Man lieferte alles bei ihm im Büro des Sheriffs ab, da der Weg hinaus zu Ashas Farm den meisten zu weit war. Doch auch das ging vorüber und der Hanyou konnte sich wieder seiner Arbeit widmen, da sein Vater ihm aufgetragen hatte, jeden Besucher des Miller Saloons mit seinen Steckbriefen zu vergleichen. Er betrat das Etablissement deshalb öfters, trank widerwillig eines der mit Wasser verdünnten Biere und sah sich um. Während Kato ihn immer freundlich grüßte, warf Sly Miller, der Besitzer ihm nur einem missmutigen Blick zu. Doch der ältere Mann konnte nichts dagegen tun, da es zu den Aufgaben eines Gesetzeshüter gehörte alles in der Stadt im Auge zu halten. Es war schließlich kein Geheimnis, wie rau es in diesem Saloon öfters zu ging. Durch die vermehrte Präsenz des Gesetzeshüters profitiere der Inhaber sogar, da kaum noch jemand eine Schlägerei anfing. Auch im oberen Stock entging es der Winddämonin nicht, wie oft der Hanyou das Gebäude betrat. Mehrmals hatte sie schon überlegt, auf sich aufmerksam zu machen, doch sie unterließ es. Immerhin lungerten ständig Fergus Kumpane unten auf der Straße vor der Tür herum. Sie seufzte und sah sich zum wiederholten Mal die Gitter vor dem Fenster an, ob sie eine Möglichkeit fand, einen der fest verankerten Stäbe zu lockern. Doch das war ebenso vergebens, wie die Tür aufzubrechen. Vermutlich würde der Lärm, den sie dabei verursachte nur andere anlocken und somit scheiterte ihre Flucht gleich am Anfang. Resigniert ließ sie sich auf dem Bett nieder und starrte einfach nur noch oben zur Decke. Sie änderte ihre Haltung nicht einmal, als der Riegel zurückglitt und jemand den Raum betrat. Erst Katos Stimme schreckte sie auf: "Kagura, ich bringe dir, etwas zu essen." Sie antwortete schnippisch: "Stelle es irgendwohin!" Der dämonische Abkömmling blieb mitten im Raum stehen, sah sie eindringlich an und fragte nach einer Weile in einem leicht besorgten Ton: "Ist alles in Ordnung?" "Mir fehlt nichts", antwortete die Winddämonin. Was keiner Lüge entsprang, da ihre Verletzungen inzwischen verheilt waren. Sie dachte kurz nach und fragte sich, ob sie von Kato Hilfe erwarten konnte, oder würde der Revolvermann zu Fergus laufen, um zu petzen. Doch wenn sie bedachte, das der Leibwächter manchmal versuchte sie heimlich zu beschützen, bestand eventuell doch Hoffnung für sie. Was konnte es schon schaden. Deshalb fragte sie einfach: "Kannst du mir den Weg zu Ashas Ranch beschreiben?" "Kann ich", antwortete der Revolvermann sehr zu ihrer Erleichterung. Dann zerstoben ihre Hoffnungen, als er noch anfügte: "Bei der Flucht bin ich dir jedoch nicht behilflich. Du musst schon sehen, wie du hier rauskommst." Die Dämonin sank zurück auf das Bett, deshalb wandte sich der Puma Nachfahre ab. Erst an der Tür äußerte er noch leise, nur für sie hörbar: "Aufhalten werde ich dich aber auch nicht." Nur wenig später kam er zurück mit einer Karte und erklärte den Weg. Kagura prägte sich alles sehr gut ein, da Kato die Landkarte zurückbringen musste, damit der Verdacht ihr geholfen zu haben, nicht auf ihn fiel. Die ganze Zeit überlegte der Revolvermann, wie er der Dämonin behilflich sein konnte, ohne sie direkt mit der Nase drauf zu stoßen. Deshalb schlussfolgerte er scheinbar: "Da du fliehen willst, nehme ich an, du kennst Fergus wahres Wesen inzwischen." Kagura warf ihm einen merkwürdigen Blick mit ihren rotbraunen Augen zu. Dann strich sie sich eine gelockerte Strähne aus dem Gesicht, steckte sie wieder mit ihrer Federhaarspange fest und es lag ihr eine arrogante Erwiderung auf der Zunge. Doch so konnte sie mit Kato nicht umspringen, denn sie erhoffte sich weitere Hilfe von ihm. "Schlägt er dich?", wollte Slys Leibwächter als Nächstes wissen. Diesmal schüttelte sie den Kopf, geschlagen ein wenig aber richtig verprügelt wurde sie bisher nicht, obwohl Fergus sie durchs Zimmer geschleudert hatte. Dennoch rieb sie sich ihre Handgelenke geistesabwesend. Der Griff ihres Liebhabers war in letzter Zeit sehr fest, und auch wenn er mit ihr intim wurde, nahm er weniger Rücksicht. Immerhin hatte sie seine Wut entfacht. Inzwischen sogar so sehr, dass er es mit einer anderen Hure direkt im Nebenzimmer trieb. Was sie jedoch wunderte, es war der einzige Raum aus dem Laute an ihr Ohr drangen. Das Zimmer auf der anderen Seite wurde ebenso jede Nacht benutzt und von dort hörte sie alles nur gedämpft. Es löste jedoch nicht ihr aktuelles Problem. Sie wandte sich an den Mann mit dem dämonischen Blut eines Pumas und stellte ihm eine für sie sehr wichtige Bitte: "Verrate mir, wo Fergus meinen Vertrag aufbewahrt!" Diesmal lachte Kato und erklärte: "Welchen Vertrag? Den Einzigen der existiert hat immer noch Sly. Allerdings weiß ich nicht, wo er zu finden ist." Sehr erstaunt kam es von der Winddämonin: "Weshalb?" Mit einem Schulterzucken vermutete der Revolvermann: "Um sich abzusichern. Damit Fergus dich nicht killt, was weiß ich. Sly geht gern auf Nummer sicher." Als Nächstes erhob er sich vom Bett und erläuterte: "Besser ich verschwinde. Es fällt sonst zu sehr auf, wenn ich zu viel Zeit bei dir verbringe." Er nahm das Tablett mit dem inzwischen leeren Geschirr auf und ging einige Schritte direkt zum Schrank, öffnete die Tür und gab einen Hinweis: "Immer wenn Fergus hierher kommt, besteht er darauf dieses Zimmer zubekommen. Es ärgert Sly mächtig das er deshalb den anderen Raum nicht vermieten kann. Dein Geliebter ist ein Verbrecher und Typen wie er, halten sich immer eine Hintertür offen." Noch lange, nachdem Kato gegangen war, starrte die Dämonin die Schranktür an. Lag dort die Erklärung, der Schrank war ein heimlicher Durchgang? Hörte sie deshalb ihren Liebhaber so deutlich? Kagura lächelte und ihr Entschluss stand fest. Da sie mitbekam, wann Fergus den Saloon verließ, musste sie den Augenblick nutzen und würde ebenso verschwinden. Bei Asha bekam sie bestimmt Hilfe, wenn sie ihre ganze Geschichte offenbarte. Denn die Witwe hatte ein mitfühlendes Herz. Deshalb stand die Dämonin auf, ging zum Fenster hinüber und schaute nach unten auf die Straße. Diesmal zeigte sich in ihrem Gesicht zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ein zuversichtlicher Zug. Während Kagura das Geschehen beobachtete, lief Miroku durch die Stadt und kontrollierte die Nebenstraßen und durchsuchte die leer stehenden Gebäude. Danach ging er zurück zur Hauptstraße, wo ihn die Einwohner der Stadt gelegentlich in ein Gespräch verwickelten. Oftmals ging es um die bevorstehende Hochzeit des Hanyou und manchmal suchte jemand geistlichen Beistand bei ihm, weil die betreffende Person sich nicht an den hier ansässigen Priester wenden wollte oder einfach nur eine zweite Meinung einholte. Miroku selbst hatte seit einiger Zeit auch ein kleines Problem und angefangen hatte es mit Sangos Einladung zum Essen. Seit diesem Tag konnte er sich keiner Frau nähern, ohne dabei an das schwarzhaarige Mädchen denken zu müssen. Entweder tauchte der Richter in seiner Nähe auf oder der Deputy drehte sich unwillkürlich um, blickte suchend in die Runde, weil ihn das Gefühl überkam, Sango stand mit erhobener Bratpfanne hinter ihm, bereit das Gusseisen auf seinen Kopf niedersausen zu lassen. Gerade eben traf er eine hübsche Fremde, welche neu in der Stadt war. Seine Hand zuckte verdächtig in Richtung dieser Frau, als er seinen Namen hörte: "Miroku." "Jetzt höre ich auch schon ihre Stimme", murmelte er überrascht. Litt er langsam an Verfolgungswahn? Doch es erklangen schnelle Schritte hinter ihm und erneut fiel sein Name, diesmal war es der kleine Fuchsdämon.  Miroku seufzte und schloss die Augen. Gleichzeitig spürte er Sangos Blick. Deshalb drehte er sich um und ging dem Mädchen entgegen, welche gerade vom Wagen sprang. Er beeilte sich, fing sie halb in der Luft auf und küsste sie ganz spontan. Dann fragte er einfach: "Sango, willst du mich heiraten." Die Hand des Mädchens, bereits erhoben zum Schlag wegen der Dreistigkeit des Deputys verharrte in der Luft. Sie blickte den Schwarzhaarigen mit großen Augen an und wollte wissen: "Ist das dein ernst?" "Ja, werde meine Frau!", wiederholte er. Sango gab einen freudigen Laut von sich und diesmal war es der Mann in dem fliederfarbenen Gewand der spontan geküsst wurde. Nur wenig später rückte das Mädchen von dem Deputy ab und ihre Wangen verfärbten sich rötlich. Ihre unangemessene Reaktion öffentlich auf der Straße fand sie plötzlich peinlich. Denn auch Asha stand in der Nähe und beobachtete das Ganze. Die Witwe lächelte nur, sah dann hinüber zu der Kirche und ihre Gedanken weilten bei dem Richter. Genau in diesem Moment fragte sie sich, ob Taro auf etwas wartete, ein Zeichen von ihr oder Worte, die nicht nur ihre Gefühle andeuteten. In den nächsten Tagen würden sie sich sehen, denn er hatte zugestimmt sich von ihr, unterrichten zu lassen, um zu lernen, wie man eine Kutsche lenkte. Deswegen war sie nicht in die Stadt gekommen, sondern um einige Dinge einzukaufen. Noch am selben Tag gelang es Kagura, den anderen Raum auszuspionieren. In ihrem Zimmer musste sie feststellen, das Fergus das Geld fortgebracht hat. Doch sie gab nicht einfach auf, sondern untersuchte den zweiten Schlupfwinkel ihres Geliebten sorgfältig. Dabei wurde sie tatsächlich fündig und zufrieden malte sie sich ihre Flucht aus. Dafür benötigte sie noch einige Lebensmittel und Wasser. Deshalb zweigte sie von ihrem Essen etwas Brot ab. Solange es nicht schimmelte, konnte sie sich auch von dem hart Gewordenen ernähren. Bis zu Ashas Farm brauchte sie vermutlich zu Fuß ein paar Stunden aber sie musste vorsorgen, falls sie sich noch eine Weile im Wald verstecken musste. Wasser konnte sie leicht draußen am Fluss in eine Flasche füllen. Da Kato ihr immer Nahrung und Wein brachte, schwieg dieser, als er das leere Tablett ohne den Glasflakon abräumte. Über die bevorstehende Flucht der Winddämonin sprachen sie nie wieder. Die junge Frau, deren Hilfe bald in Anspruch genommen werden sollte, hatte inzwischen ganz andere Sorgen. Aufgrund der vielen Überfälle in letzter Zeit lag es in ihrer Absicht bewaffneten Begleitschutz anzuheuern. Doch sobald die Männer erfuhren sie mussten für eine Frau arbeiten, lehnten sie ab. Die gleiche Problematik eröffnete sich bei der Suche nach einem weiteren Kutscher. Zwar half ihr derzeit Sesshomaru mit seinen Dämonen aus aber auf die Dauer wollte sie die Posten mit Menschen besetzen, da manche Fahrgäste besonders die sehr Gläubigen Angst vor den ungewöhnlichen Wesen verspürten. Andere wiederum, welche bisher gute Erfahrungen mit Dämonen sammeln konnten, fühlten sich sehr sicher. Unerwartet bekam sie dann Unterstützung von Juan, ihrem Teilhaber. Dieser rückte zwar die Urkunde nicht heraus, versprach aber seinen Anteil an der Kutschenlinie niemals zu verkaufen. Ob sie ihm vertrauen konnte, wusste Asha nicht und sie entschloss sich deshalb, den Richter danach zu fragen. Dieser konnte ihr keine Antwort darauf geben, sprach aber später mit seinem Sohn. Noch lange sah Sesshomaru seinem Vater an dem bewussten Tag nach, als dieser die Stadt verließ. Juans Versprechen passte nämlich überhaupt nicht in seine Pläne. Er wollte dem Mexikaner demnächst ein sehr großzügiges Angebot unterbreiten, damit dieser an ihn verkaufte. Da der Spieler ständig Geld benötigte, hoffte der silberweißhaarige Hundedämon auf den Zuschlag. Er konnte in diesem Moment noch nicht ahnen, das Sly Miller von der ganzen Sache Wind bekam und selbst einige seiner Revolvermänner nach Denver schickte, um dem Angebot etwas Nachdruck zu verleihen. Der Besitzer des Miller Saloon wollte nämlich verhindern, das Asha ihren eigenen Anteil verlor und es lag nicht in seinem Interesse, Fergus als ihren neuen Teilhaber begrüßen zu müssen. In dieser Beziehung dachte er praktisch und wägte alle Konsequenzen ab. Die Leute, die er schickte, waren nur ihm verpflichtet und sehr verschwiegen. Bis sie jedoch in Aktion traten, verstrichen Tage ungenutzt, da der Besitzer des anderen Saloons erst mal nur Beobachter schickte. So verging einige Zeit und Westtown sah aufregenden Zeiten entgegen. In welcher Beziehung sollte sich bald herausstellen. Etwa zwei Wochen nach Inuyashas Verlobung besuchte der Richter erneut die Witwe und seine Familie. Diesmal konnte er mehrere Tage bleiben und schlenderte gemächlich durch die Stadt um sich hier und da mit den Bewohnern zu unterhalten. Das er gleichzeitig ein wenig Informationen sammelte bemerkte niemand, weil er sehr geschickt vorging. Asha stand gerade am Gemischtwarenlager und besprach mit dem Besitzer einige Details, besonders was er aus Denver beziehen wollte. Der kleine Welpe, der sich bei der Witwe inzwischen sehr heimisch fühlte und ihr kaum noch von der Seite wich, saß auf dem Wagen und betrachtete von dem höheren Standpunkt das Treiben in der Stadt an.  Er war noch immer ein wenig scheu und mochte nur wenige Menschen. Dennoch blieb er immer ruhig, wenn jemand unmittelbar an ihm vorbeiging. Instinktiv wusste er das keine Gefahr drohte. Dann jedoch verließ einer von Fergus Handlanger den Laden, wo er sich mit Munition, Zigarillos und anderen Kleinigkeiten, die er in der Wildnis benötigte, eingedeckt hatte. Er blieb noch auf dem Boardwalk stehen, zündete sich einen Zigarillo an und sah sich um. Dabei bekam er nicht mit, wie der Welpe seine Position änderte, in Deckung ging. Als der Schäferhund anfing zu knurren wich der Revolvermann erschrocken einen Schritt zurück. Die Witwe stand in der Nähe, bekam die Reaktion des Tieres mit und deshalb drehte sie sich ihm zu, rügte sofort: "Arrow, aus! Wirst du dich benehmen." Der Hund hielt nur einen klitzekleinen Moment still, nämlich nur so lange, wie er Asha im Blickfeld hatte. Sobald die junge Frau wieder zum Laden ging, fing er erneut an zu knurren. Langsam entfernte sich der Handlanger von Fergus. Er mochte noch nie Hunde, und seitdem er kürzlich Ärger mit so einem gleich aussehenden Exemplar hatte, noch weniger. Leider kam er nicht weit, denn jemand packte ihn am Kragen und hielt ihn fest. Der Bandit wandte sich dem Neuankömmling zu und erbleichte, weil er den Richter erkannte. Inu no Taisho hatte die Reaktion des Hundes mitbekommen, da er die ganze Zeit Asha beobachtete. Das Verhalten war merkwürdig und deshalb wollte er dem auf den Grund gehen. Manchmal erinnerten sich Tiere an ihre Peiniger, und wenn das der Fall war, so konnte er in seiner Eigenschaft als Gesetzesvertreter einen Mörder schnappen. Da er keine Beweise besaß, musste er den Mann überlisten und aus der Reserve locken. Er selbst hatte im Süden beim Ort des Geschehens die verschiedenen Gerüche in der Luft herausgefiltert und der des Mannes, den er gerade in seinen Klauen festhielt, war ihm vertraut. Demonstrativ schnupperte Taro leicht in der Luft und betrachtete den Revolvermann intensiv. Dann fragte er: "Du warst nicht zufällig kürzlich im Süden?" Der Mann versuchte einen Schritt nach hinten zu treten, doch der Griff des Richters blieb eisern. Sich unwohl fühlend in doppelter Hinsicht, schluckte er und versuchte Haltung zu bewahren. Er brauchte nicht seinen Kopf zu drehen, um zu sehen, dass sich nicht nur eine Menschenmenge auf der Straße sammelte, sondern er spürte den grimmigen Blick seines Bosses förmlich in seinem Rücken. Er schluckte schwer und erwiderte: "Was soll ich da gewollt haben? Das Weib dort kann bestätigen, dass ich gerade aus Denver komme." Taro sah zu Asha und sie nickte, fügte aber hinzu: "Seine Begleiter und er bezogen Zimmer im Gold Valley, kurz, nachdem der Zug aus Kansas eintraf." "Interessanter Zufall", murmelte der Richter nachdenklich. Der Ort des Überfalls lag zwar etwas westlich von der Eisenbahnstrecke aber unter Beachtung des Zeitfaktors konnten die Banditen durchaus rechtzeitig an einer der Eisenbahnstationen zu gestiegen sein. Innerlich fluchte der Verbrecher, weil sich sein Alibi gerade als wenig hilfreich erwies. Er hatte natürlich ein schlechtes Gewissen und warf einen ängstlichen Blick auf den kleinen Welpen. Der Hundedämon streichelte Arrow sanft und mehr beiläufig erläuterte er: "Hunde haben einen äußerst guten Geruchssinn und prägen sich viele Düfte ein. Meistens bestimmte Nahrung, den Geruch seines Besitzes. Doch manchmal erinnern sie sich auch an unangenehme Dinge. Scheinbar kennt dich Arrow. Ein merkwürdiger Zufall oder?" Der Bandit reagierte nicht, deshalb wandte sich der Richter direkt an die Witwe und fragte: "Dein Hund war mit in Denver?" Die Schwarzhaarige schüttelte ihren Kopf und erwiderte: "Nein, er hat heute zum ersten Mal die Ranch verlassen und dieser Mann war bei uns nicht zu Gast." "Das ist doch ein Witz, Richter. Woher soll ich den Kläffer kennen", versuchte der Verbrecher einzulenken, "oder er mich." Ein wenig schmunzelte Taro: "Das würde ich gern wissen. Tatsache ist, diesen Hund habe ich am Schauplatz eines Überfalles gefunden." Der Dämon schwieg und ließ den Mann gehen. Dieser entfernte sich nur wenige Schritte, blickte ängstlich zu dem Welpen hinüber. Gerade als er seinen Weg fortsetzen wollte, begann der Bundesbeamte erneut mit seinen merkwürdigen Fragen: "Wenn ich deinen Körper untersuche finde ich dann eine Bisswunde? Die Zähne des kleinen Hundes sind äußerst spitz. Ich nehme an, er hat ordentlich zu gebissen, bevor du ihn mit deinem Gewehrkolben geschlagen hast?" Froh aus den Klauen des Richters entkommen zu sein, entfernte sich der Bandit selbstsicher. Doch bei diesen Worten erstarrte er. Tatsächlich hatte sich die Begebenheit so abgespielt, doch woher wusste der Richter das. Er war doch nicht dabei. Während Taro Arrow immer noch über das Fell strich und scheinbar nur Augen für die Witwe hatte, sprach er einfach weiter: "Für den Fall, du hast davon noch nie etwas gehört aber ich bin ein Hundedämon und dadurch verbindet mich einiges mit dem Tier. Trotz das wir unsere dämonische Hälfte weitest gehend verloren haben, so spreche ich immer noch seine Sprache." Um seine Aussage zu untermauern, gab der Richter einige Töne ab, die einem Bellen glichen. Zur Überraschung aller Umstehenden antwortete der kleine Schäferhund mit einem winselartigen Laut. Dies genügte um den Banditen erbleichen lassen. Er drehte sich um und suchte nach einem Fluchtweg. Gerade als er losrennen wollte, trat Takeo in sein Blickfeld und der Richter befahl, ohne den Blick von Asha abzuwenden: "Inuyasha verhafte den Mann!" "Weswegen?", fragte der Sheriff neugierig. "Bewaffneter Überfall und in dem Zusammenhang, Tötung dreier Angestellter der Patterson Kutschenlinie. Außerdem dreifacher kaltblütiger Mord an ...", erläuterte der Angesprochene. Der Bandit dachte, dass der Welpe wirklich sprechen konnte und dem Mann des Gesetzes alles erzählt hatte. Deshalb suchte er nach einem Ausweg und begann sich zu verteidigen: "Es tut mir leid Richter. Ich wollte die Frau und den Jungen nicht umlegen, doch sie hätten mich identifizieren können. Ihr Mann kannte mich, es war reine Notwehr, denn er hatte eine Waffe." Inuyasha hatte schnell reagiert und auch Miroku stand nun bei dem Verbrecher. Der silberweißhaarige Hundedämon ging zu ihm, sah ihm lange in die Augen und lächelte plötzlich. Dann erklärte: "Du hast gerade vor vielen Zeugen ein Geständnis abgelegt, denn ich habe mit keiner Silbe erwähnt, das eine Frau und ein Kind zu deinen Opfern zählen. Das genügt für deine Verurteilung. Bisher hatte ich nämlich nur eine vage Beschreibung von dir und den Welpen als einzigen überlebenden Zeugen." Hilfe suchend drehte sich der Bandit zu Fergus um, doch sein Boss war verschwunden und deshalb ließ er sich willenlos abführen. Er musste nachdenken und dem Richter etwas anbieten, denn sonst starb er am Galgen. Anderseits stand es in den Sternen, ob er überhaupt bis zu seiner Gerichtsverhandlung am Leben blieb, denn sicherlich würde Fergus versuchen ihn zu töten, damit er nicht plauderte. Dieser würde sich die Hände nicht selbst schmutzig machen, sondern andere Handlanger schicken. Genau aus diesem Grund kauerte sich der Verbrecher in die hinterste Ecke, sobald er in seiner Zelle saß, da er einem Schützen kein Ziel bieten wollte. Miroku schlussfolgerte aufgrund des Gebarens richtig und nagelte das Fenster von außen zu. Er und der Hanyou würden sich bei der Wache abwechseln und bis zur Verhandlung, welche später, erst in einigen Tag angesetzt wurde, sehr aufmerksam bleiben. Nachdem der Mann im Gefängnis saß, ging Taro zu der Betreiberin der Kutschenlinie und verbrachte den restlichen Tag mit ihr. Er begleitete sie nach Denver und wieder zurück. Obwohl die junge Frau mit dem Dämon ihrer Träume sprechen wollte, blieb ihr Verhältnis eher distanziert. Vermutlich, weil den Richter etwas beschäftigte. Sobald Kagura erfuhr, Asha war wieder auf ihrer Ranch, entschloss sie sich nicht länger zu warten. Die letzte Nacht war Fergus bei ihr gewesen, hatte sie sogar recht nett behandelt und ihr Zärtlichkeiten geschenkt. Dann eröffnete er ihr, einige Tage abwesend zu sein, da er dringend Einiges erledigen musste. Kaum war ihr Geliebter fort, als sie die Flucht antrat. Sie holte sich einige dicke Bündel des Geldes, platzierte den Rest so, dass es nicht gleich auffiel, dass etwas fehlte. Danach schlich sie sich zur Tür hinaus, tappte im Dunkeln durch den Gang, die Hintertreppe hinunter und verschwand durch den Seiteneingang. Unbehelligt erreichte sie den kleinen Fluss und verschwand dort im Dickicht, nachdem sich die Winddämonin mit Wasser versorgt hatte. Obwohl sie dachte, ihre Flucht war unbemerkt abgelaufen, sahen ihr ein hellbraunes Augenpaar nach. Kato blieb noch lange hinter dem Baum stehen und sah der Dämonin nach. Er hoffte sie würde entkommen. Kapitel 16 - Der falsche Weg Wenn es die vielen Abzweigungen nicht gäbe, Kagura erwischt nämlich die Falsche. Außerdem bekommt Juan ein Angebot und Ärger in Denver. Kapitel 16: Der falsche Weg --------------------------- Heute mal kein Autorenkommentar.  Ich schweige mich aus. Kapitel 16 - Der falsche Weg Kagura verließ umgehend die Stadt und eilte davon, als ob jemand hinter ihr her war. Dass ihre Flucht, außer von Kato, überhaupt nicht bemerkt worden war, ahnte sie nicht. Fergus blieb nämlich außerhalb des Ortes aus einem ganz bestimmten Grund. Er reiste nach Denver und sorgte dafür, in zahlreicher Gesellschaft zu sein. Denn einer seiner Männer bekam den Auftrag, den Gefangenen zu töten. Dieser wurde gut bewacht und es gab für einen Schützen keinen Zugang. Deswegen nutzte der Beauftragte den Moment, als der Hanyou auf Patrouille ging, schlich sich zum Gebäude hin und legte ein, aus mehreren Stangen zusammengebundenes Bündel Dynamit gegen die Rückwand des Sheriffbüros. Die Lunte war lang genug, damit er sich selbst in Sicherheit bringen konnte, dennoch kurz genug um die Dauer gering zu halten. Dann zündete er sie an, rannte weg und stieß mit Miroku zusammen, der im selben Moment aus der Hintertür trat, um sich umzusehen. Der Bandit fluchte, doch einer seiner Kumpane, der ihm Deckung gab, griff ein und zog dem Hilfssheriff mit dem Knüppel eins über den Kopf. Danach verschwanden sie in einer angrenzenden dunklen Seitengasse. Inuyasha schlenderte indessen durch die Gegend, sah überall nach dem Rechten. Auf dem Rückweg blieb er an einer Hausecke stehen, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Holzwand des Gebäudes und beobachtete die Leute auf der Mainstreet, sah dann zum Schluss hinüber zum Saloon seines Bruders. Dort wurde er nicht benötigt, weil die Leibwächter des Älteren aufmerksam alles im Auge behielten. Der Hanyou dachte nach, da er seiner Meinung nach, eigentlich in Westtown fehl am Platz war. Sesshomaru sorgte seit längerer Zeit für Ordnung in der Stadt, hatte es sogar geschafft, sich mit dem Besitzer des Millersaloons zu arrangieren. Ihr gemeinsamer Vater hatte in dieser Beziehung jedoch andere Ansichten. Es war zwingend notwendig das jemand Offizielles das Gesetz vertrat. Inuyasha seufzte, denn der Richter besaß sicherlich noch persönliche Gründe. Vermutlich lag es in seiner Absicht seinem Erstgeborenen aufzurütteln, ihm damit mitzuteilen, dass er nicht allein war. Seine Überlegungen wurden unterbrochen, er hörte ein Geräusch, als ob ein Körper dumpf auf den Boden fiel. Seine Ohren zuckten nervös, und da ein ungutes Gefühl von ihm Besitz ergriff, rannte er los. Dass er es rechtzeitig bis zum Gefängnis schaffte, verdankte er seinen Fähigkeiten. Kaum umrundete er das Gebäude, stolperte er fast über Miroku und dann sah er die Lunte. Er würde nicht beides schaffen. Das Dynamit war zu weit entfernt, deswegen musste er sich entscheiden. Mit einer Hand packte er seinen Freund am Kragen, mit der anderen Hand schleuderte er einen Stein, um damit den Sprengsatz zu treffen. Wenn er ihn nur ein wenig von der Wand fortbrachte, genügte es möglicherweise, um dem Gefangen im Inneren das Leben zu retten. Leider war der Schwung unzureichend und das Dynamit rutsche nur wenige Handbreit fort. Er fluchte und dann eilte er selbst um die Ecke und ging mit dem bewusstlosen Freund im letzten Augenblick in Deckung. Danach gab es einen lauten Knall, der Boden wurde erschüttert und eine Hälfte des Gebäudes fiel in sich zusammen. Niemals würde Inuyasha den grässlichen Schrei des Banditen im Inneren vergessen, als Gesteinssplitter ihn trafen und er daraufhin starb. Takeo war der Erste am Explosionsort und kurz danach erschien ein ehemaliger Armeesanitäter, der zeitweise die Arbeit des im Frühjahr verstorbenen Doktors verrichtete. Doch die Suchenden zogen nur noch die Leiche des Eingekerkerten aus den Trümmern. Später stellte sich heraus, Miroku kam glimpflich davon, er hatte nur eine schmerzhafte Beule und genoss die Aufmerksamkeit einiger besorgter Frauen. Der Hanyou stand später vor den Überresten seines Büro. Ein Gebäude konnte wieder aufgebaut werden, doch ein Leben brachte niemand zurück. Trotz seiner Verbrechen war der Mann ein wichtiger Zeuge und hätte sicherlich viele Details über seinen Boss liefern können. Wenn er nur aufmerksamer gewesen wäre, vielleicht hätte er den Anschlag verhindern können. Er fluchte im Stillen, da er am liebsten den Millersaloon auseinandernehmen würde, solange suchen, bis er Beweise fand. Weil er aber glaubte, das Fergus dahinter steckte, dieser nicht da war, beherrschte er sich und unterdrückte seine Wut. "Dir ist nichts geschehen. Darüber ist unserer verehrter Vater sicherlich erfreut", lenkte ihn gleich darauf eine Stimme ab. Er reagierte nur mit einem leisen Knurren: "Sesshomaru, was willst du hier?" Für einen kurzen Augenblick ruhten die goldenen Augen des Älteren auf dem jüngeren Halbbruder. Er zeigte niemals seine Gefühle, sprach darüber erst recht nicht und versteckte deshalb seine Besorgnis. Dann lenkte er ab, ließ seinen Blick wieder über dass schweifen, was vom Gebäude übrig war und antwortete: "Mir einen Überblick verschaffen. Um dein Büro wieder aufzubauen, benötigst du Baumaterial. Ich kümmere mich darum." Eine Antwort wartete der Saloonbesitzer nicht ab, sondern ging davon. Der Hanyou wechselte mit Takeo einen Blick, den dieser mit einem verschmitzten Lächeln und einem Schulterzucken quittierte, bevor er seinem Herrn folgte. Noch in derselben Nacht musste Inuyasha seinem Vater Bericht erstatten. Der Richter hörte still zu, zeigte keine Regung und sprach danach seinen Sohn von jeder Schuld frei. Wenn dieser nicht so schnell reagiert hätte, würde der Hilfssheriff am nächsten Tag ebenso beerdigt werden müssen. Bis zum Morgen saß Taro auf dem Balkon des Hotels und lauschte nachdenklich den Geräuschen der Stadt. Fergus Armstrong steckte dahinter, doch der Richter würde ihm nichts nachweisen können. Deswegen musste er einen anderen Weg ersinnen, um ihm das Handwerk zu legen. Wenn er genügend Männer zur Verfügung hätte, würde er kurzerhand das Versteck in dem Seitental ausheben. Die dortigen Banditen verhören und hoffen, dass einer von ihnen genug Hinweise lieferte. Der Hundedämon hatte mit dem inzwischen getöteten Verbrecher nur kurz sprechen können und erhielt einen Tipp. Ein geplanter Überfall auf eine Kutsche im Norden, auf dem Territorium von Wyoming. Da es sich jedoch um einen Geldtransport der Armee handelte, war er in seiner Eigenschaft als Bundesrichter von Colorado nicht zu ständig. Sobald der Morgen graute, wollte Taro das Telegrafenbüro aufsuchen und die Warnung weiterleiten. Wenn der Raub vereitelt werden konnte und einer der Diebe überlebte, bat sich der Richter aus, die betreffende Person zu befragen. Der silberweißhaarige Dämon wandte seinen Blick in eine bestimmte Richtung und vor seinem geistigen Auge bot sich ein schöner Anblick. Er stellte sich vor, wie Asha auf ihrer Farm hantierte. Obwohl er es kaum für möglich gehalten hatte, sie fehlte ihm. Wieder einige Tage von ihr getrennt zu sein, förderte nicht gerade seine Pläne. Vielleicht sollte er ein wenig spontaner sein und sich nicht länger zurückhalten, denn damit schadete er sich selbst. Sein Entschluss stand fest, als die Sonne am Morgen des neuen Tages im Osten aufging. Kagura ahnte nichts von den Vorgängen in der Stadt. Sie schaffte nicht einmal eine Meile, bis sie erschöpft gegen den Stamm eines Baumes sank und Wasser trank. Sie hatte noch nie einen so langen Weg ohne Kutsche zurückgelegt und selbst ihre dämonische Herkunft gab ihr keine Kraft. Sie seufzte und sah sich um. Der Ort, an dem sie sich befand, war recht idyllisch. Über ihr ragten die Baumwipfel empor, spendeten Schatten. Weiches Moos lud am Boden zum Verweilen ein, während dünnes Gras oder Farne die Eintönigkeit unterbrachen. Es roch nach Harz, Nadelgehölzen und vereinzelt mischte sich der Duft von Blumen darunter. Doch so sehr sie sich an diesem Ort wohlfühlte, sie musste weiter. Die Winddämonin rappelte sich auf und lief zurück zum Weg. Lange blieb sie nicht auf demselben, da immer wieder Personen auftauchten. Sie versuchte parallel dazu zu laufen, musste aber bald feststellen, Dornengestrüpp, dichtes Unterholz und junge, wild gewachsene Bäume behinderten sie ständig. Ihre Umwege wurden deswegen immer größer, und erschöpften Kagura zunehmend. Früh legte sie die nächste Pause ein und beschloss an einer geschützten Stelle zu übernachten. Die Nacht war die Hölle für sie, da jedes Geräusch sie aufschrecken ließ. Da schlich etwas um sie herum, glühende Augen funkelten sie aus der Dunkelheit an und in der Ferne heulte ein einsamer Wolf. Ganz zu schweigen von den krächzenden Lauten, fiependen Stimmen und das Knacken im Unterholz. Sie zitterte am ganzen Leib und nur mühsam unterdrückte sie jedes Mal einen Aufschrei. Erst als am östlichen Horizont der erste rötliche Schimmer auftauchte, fand sie ein wenig Ruhe. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Kagura dann weiterwanderte. Da sie es satthatte, ständig irgendwo hängen zu bleiben, nicht wollte, dass ihr Kleid weiter zerriss, entschied sie sich wieder für die holprige Straße. Kaum erreichte sie diese, fing es an zu regnen. Deswegen blieb sie stehen, legte ihren Kopf in den Nacken und sah nach oben, wo der Wind dunkle, bedrohliche Wolken vor sich herschob. Alles deutete auf einen kurzen Schauer, sodass sie tapfer ihren Weg fortsetzte, bis sie zu einem Abzweig kam. Hier blieb sie stehen und grübelte nach. Nur einer davon führte zu Ashas Farm, doch welcher? In Gedanken rief sie den Plan auf, den sie sich angesehen hatte, vergebens. Einer Eingebung folgend, kauerte sie sich hin und untersuchte den Boden. Die Witwe betrieb eine Kutschenlinie und deshalb musste es Wagenspuren geben. Tatsächlich wurde sie fündig, doch leider in beide Richtungen. Verzweifelt drehte sie sich im Kreis, sah sich nach versteckten oder abgefallenen Hinweisschildern um. Irgendwann setzte sie dann den ersten Schritt und wandte sich südwestlich, betrat damit das Tal ohne Ausweg. Ashas Farm lag nämlich etwas mehr nördlich und hohe Felsen trennten den Bereich zwischen den beiden Orten. Den linken Abzweig, den sie nehmen musste, wartete erst eine halbe Meile später auf dem rechten Weg auf sie. Da der fallende Niederschlag nach einer Weile immer noch nicht nachließ, überlegte die Winddämonin, ob es eine gute Idee war, eine Pause einzulegen. Unmittelbar vor sich entdeckte sie dann eine Felsformation, deren eine Seite etwas überhing und so ein natürliches Dach bildete. Dort kroch Kagura unter. Obwohl der Bereich etwas eng war, bot er ebenso die Möglichkeit ein Feuer zu entfachen und noch genug Platz zum Schlafen. Sie bediente sich an ihren kärglichen Vorräten, wärmte sich an den heißen Flammen, welche, das hier gelagerte, trockene Holz verzehrten, auf. Selbst der kommende Tag blieb regnerisch und deshalb rührte sich die Dämonin nicht von der Stelle. Denn im Moment war dieser Ort in ihren Augen der gemütlichste und sicherste Platz in der gesamten Wildnis. Als Fergus den Tod seines Untergebenen plante, ritt er nach Denver und setzte sich dort in einen der Saloons um viel Aufmerksamkeit zu erregen. Er spielte Karten, gab großzügige Runden und entlohnte die Mädchen mit reichlichen Trinkgeldern. Jeder würde von ihm sprechen und genau das beabsichtigte er. Selbst Juan Martinez begegnete ihm, denn der Mexikaner bat ihn persönlich, seinen Saloon zu verlassen. Er hatte sich einen guten Ruf erarbeitet und Abschaum duldete er nicht in seinem Etablissement. Fergus steckte sich eine Zigarre an, lächelte nur und ging ohne Widerspruch. Sich bewusst beobachtet zu werden, betrat er einen der anderen Saloons auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier traf er auf den für Denver zuständigen Sheriff und verwickelte diesen in ein längeres Gespräch. Nachdenklich sah der Mexikaner ihm nach, wobei ein ungutes Gefühl ihn nicht losließ. Erst nach einer Weile widmete er sich seinen eigenen Geschäften, bis einer seiner Männer kam. "Senior, jemand möchte sie sprechen." Juan sah an seinem Untergebenen vorbei, betrachtete den braunhaarigen Fremden am Eingang und nickte dann zustimmend: "Führ ihn her!", befahl er kurz angebunden. Nur wenig später nahm der Dämon an seinem Tisch platz, holte aus seiner Tasche ein Schreiben und übergab es wortlos. Der Mexikaner las es, hob danach seinen Kopf und hakte leicht ungläubig nach: "Ich gebe zu, es ist ein großzügiges Angebot für meinen Anteil an der Kutschenlinie. Meine Antwort lautet dennoch nein." Der braunhaarige Leibwächter schmälerte ein wenig seine Augen, versuchte den Saloonbesitzer einzuschätzen. Da er zu keinem Ergebnis kam, befolgte er die Anweisungen von Sesshomaru. "Wenn die Summe zu niedrig ist, räumt ihnen mein Herr Verhandlungsspielraum ein und erhöht um 10 %." Der Mitbesitzer der Martinezlinie lehnte sich zurück, dachte einen Moment nach und entgegnete nach einem kurzen Zeitraum: "Selbst wenn er das doppelte bietet, ich verkaufe nicht, an niemand." Daraufhin musterte der Dämon ihn erneut, entdeckte wilde Entschlossenheit. Danach stand er auf und fragte: "Ist das ihr letztes Wort?" "Das ist es", beteuerte Juan, fügte unmittelbar im Anschluss hinzu: "Falls sie Asha treffen, richten sie ihr aus, sie muss sich keine Sorgen machen. Ich habe ebenso viel Interesse daran die Kutschenlinie zu behalten wie sie." Der Braunhaarige nickte freundlich und ging dann. Die Aussage genügte seinem Herrn, obwohl dieser es bei Weitem vorzog, wenn der Mexikaner seine Anteile hergegeben hätte. Nur ein paar Tische entfernt saßen einige Männer, unterhielten sich, spielten Karten und tranken Whiskey. Kaum tauchte Sesshomarus Bote im Saloon auf, verstummte das Gespräch zwischen den Revolvermännern und sie versuchten der Verhandlung zu lauschen. Alle Männer wechselten danach einen bedeutungsvollen Blick. Dem Saloonbesitzer entging die Aufmerksamkeit der Fremden, denn sonst hätte es ihm zu denken geben und er würde nach den folgenden Ereignissen nicht die falschen Schlüsse ziehen. Tief in der Nacht, nachdem Juan allein im Gebäude war, schlichen sich zwielichtige Gestalten an die Hintertür, brachen sie auf und drangen in den Schankraum ein. Im Obergeschoss hörte der Besitzer zerbrechendes Glas, leise, hektisch flüsternde Stimmen und deshalb griff er nach seinem Revolver, um nachzusehen. Vorsichtig ging er die Stufen hinab, blieb immer wieder stehen, um zu lauschen. Dann erreichte er den letzten Absatz und zündete die dort auf dem Sockel stehende Lampe an. Er ergriff den beweglichen Henkel mit der linken Hand, hielt die Sturmlaterne hoch um den Raum auszuleuchten, konnte jedoch kein Wesen in den sichtbaren Bereichen des Schankraumes entdecken. Er bot einem Eindringling ausreichend Verstecke, darum musste Juan das näher untersuchen. Vor allem da er jemand leise atmen zu hören glaubte. Er setzte vorsichtig den nächsten Schritt, um sein Ziel einen Tisch zu erreichen. Hier hatte er vor, die Laterne abzustellen und sich dann im Dunkeln fortzubewegen. Kaum ließ er die letzte Stufe hinter sich, nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung war und drehte sich der möglichen Gefahr zu. Aus dem Dunkeln tauchte erst eine Hand auf, dann deren Besitzer, der sofort den schussbereiten Revolver in Juans Richtung schwenkte. Reflexartig handelte der Saloonbesitzer, schleuderte die Lampe in die Richtung des Mannes ohne sie loszulassen. Dann wandte er sich zur Flucht. Weit kam er nicht, bis Juan den ersten Stoß erhielt, gleichzeitig riss ihm jemand das Licht aus der Hand. Taumelnd suchte der Mexikaner nach einem Halt, erhielt jedoch nur einen weiteren Schlag und stürzte zu Boden. Hände hielten ihn fest und eine Stimme näherte sich seinem Ohr. "Du hast ein großzügiges Angebot erhalten, deshalb bist du ein Dummkopf, wenn du es nicht annimmst. Deswegen solltest du noch einmal darüber nachdenken, sonst kommen wir wieder." Es war noch nicht vorbei. Die Einbrecher gaben ihren Worten noch mehr Nachdruck und erst vollkommene Schwärze befreite den Saloonbesitzer vorübergehend vom Schmerz. Bis Juan sich soweit erholt hatte, dass er reiten konnte, vergingen einige Tage. Er war auf jeden Fall fest entschlossen nach Westtown aufzubrechen, um Sesshomaru Taisho zur Rede zu stellen. Der Dämon würde seine Drohung büßen. Denn er hatte im trüben Schein der Öllampe mindestens die Gesichter von zwei Männern gesehen und einer davon bekam genug Ölspritzer ab, dass er mehrere Tage die Verbrennungen an der Revolverhand sichtbar mit sich herumtrug. Bei einem Dritten würde der Saloonbesitzer ein besonders Merkmal an dessen Kleidung identifizieren können. Somit hatte er genug Beweise um Anzeige zu erstatten. Er schätzte Sesshomaru Vater gerecht ein, als einen Richter der kein Verbrechen vertuschte, selbst wenn die eigene Familie es begangen hatte. Kapitel 17 - Geschäftspartner Kaguras Flucht nimmt ein jähes Ende und Asha bekommt einen interessanten Fahrgast. Kapitel 17: Geschäftspartner ---------------------------- Kapitel 17 - Geschäftspartner Kagura verzweifelte. Sie saß in ihrem natürlichen Versteck und verspürte wenig Lust weiterzuwandern. Von Anfang an hatte sie sich ihre Flucht einfacher vorgestellt. Doch hier bleiben wollte sie nicht ewig. Deswegen musste eine Lösung her. Als nun der folgende Morgen einen sonnigen, angenehmen warmen Tag verhieß, entschloss sie sich weiterzugehen. Sie erhob sich, strich ihre Kleider glatt und begab sich zurück auf den Weg. Dann setzte sie Schritt für Schritt vorwärts. Bald darauf, möglicherweise nicht einmal eine halbe Meile später, fand sie, sie hatte genug zurückgelegt und konnte durchaus eine kurze Pause vertragen. So ließ sie sich ohne nachzudenken im Moos nieder, was vollgesogen durch den Regen war und nun die Nässe durch den Druck abgab. Die Winddämonin blieb jedoch nur einen Moment sitzen, denn es klangen Töne an ihr Ohr, denen sie alsbald nachging. Unweit der Stelle, wo Kagura rastete, fiel ein Hang sanft ab und endete an einem der breiteren Bäche, die von den Bergen herab durch die Gegend flossen. Unmittelbar am Wasser stand ein Mann und bearbeitete einen gefällten Baum mit der Axt. Dabei sang er die Strophen mehrerer Lieder immer im Wechsel. Ob es der Yankee Doodle, Yellow Rose of Texas oder Amazing Grace war, spielte dabei keine Rolle. Dann mischte er noch My Country, ’tis of thee bei. Wenn er den Text nicht mehr wusste, pfiff er einfach die Melodien nach. Kagura lauschte eine Weile. Obwohl der Holzfäller mit volltönender Stimme sang und dabei nicht einen einzigen Ton richtig traf, war es für die Dämonin der süßeste Gesang, den sie je hörte. Erfreut endlich ein Lebewesen getroffen zu haben, ließ sie jede Vorsicht außer Acht, eilte quer durch den Wald, stolperte öfters aber erreichte ihr Ziel, ohne einmal zu stürzen. Dabei machte sie mehr Krach als eine Horde Bisons. Der Fremde hörte sie, unterbrach seine Arbeit und tauschte die Axt mit einem Gewehr. "Das ist nah genug!", warnte der den Neuankömmling und lud die Waffe hörbar durch. Dann musterte er die Dämonin, welche sofort langsamer wurde und dann erschrocken einen Schritt zurücktaumelte. Sie richtete das Wort an den Holzfäller: "Ich bin froh sie zu treffen. Vielleicht können sie mir helfen. Müsste Miss Ashas Farm nicht in der Nähe sein?" Der große, kräftig gebaute Mann mit dem dunklen Haaren und Vollbart betrachtete das weibliche Wesen in ihrem feinen Kleid misstrauisch. Dann ließ er seinen Blick in der Gegend schweifen um sicher zugehen, da kamen nicht noch andere aus den Büschen gesprungen. Erst danach stellte er das Gewehr beiseite und richtete sein Augenmerk wieder auf die Schwarzhaarige. "Hier gibt es nichts außer den Bäumen, Tiere und mich." Nachdenklich kratzte er sich am Kinn: "Miss Asha?", dann ereilte ihn die Erkenntnis: "Ah sie meinen die Martinez Ranch." Die Winddämonin nickte: "Es ist doch nicht mehr weit?" Kaguras Kleidung nach, ihren gepflegten Händen oder dem kostbaren Schmuck zufolge musste sie eine feine Dame sein. Was mochte sie hier draußen in der Wildnis verloren haben. Er schüttelte vor Verwunderung seinen Kopf und erklärte: "Den Weg haben sie eindeutig verfehlt." Als Nächstes beschrieb er den Richtigen. Fergus Geliebte bedankte sich, drehte sich um und begab sich auf den Rückweg. Diesmal beflügelt von der Hoffnung. Noch lange sah ihr der Holzfäller nach, bis er seine Tageswerk fortsetzte. Einen Baum musste er noch abholzen, ihn bearbeiten, dann hatte er genug für ein weiteres Floß zusammen. Dort wo der Bach in einen der größeren Flüsse mündete, hatte er weitere Stämme aufgeschichtet. Sobald er alles aneinandergebunden hatte, würde er damit flussabwärts reisen, wo er vom Sägewerk für die Stämme gutes Geld bekam. Kagura indessen folgte den Anweisungen und merkwürdigerweise schrumpfte die Entfernung diesmal viel schneller. Bald erreichte sie den richtigen Abzweig und scheltete sich selbst im Stillen. Dann erklang weit entfernt Hufschlag. Ein schnell näherkommender Reiter tauchte hinter einer Kurve auf. Die Dämonin erbleichte, unterdrückte einen Schrei und verschwand im Wald. Weit ging sie nicht, bis sie hinter einem besonders dicken Stamm Deckung suchte und ausharrte. In Fergus Absicht lag es Westtown aufzusuchen, da aber einer der Handlanger ihm entgegen kam und vom Erfolg der Dynamitaktion berichtete, entschloss er sich zuerst seinen Männern in dem versteckten Tal einen Besuch abzustatten. Dringend musste er ihnen Nahe legen, wie sie sich verhalten sollten beim nächsten Überfall. Zuviel ging in letzter Zeit schief und dumm konnte man den Richter sicherlich nicht nennen. Im Gegenteil, der Pantherabkömmling befürchtete weitere Niederlagen. Zwei Überfälle zog er noch durch, danach zahlte er seine Männer aus und schickte sie nach Süden. Oklahoma oder einer der angrenzenden Bundesterritorien, wo das eigene Gesetz noch mit der Waffe durchgesetzt wurde und nicht von Richtern der Regierung. Dennoch gab es dort Postkutschen, Geldtransporte und Banken. In den neu entstehenden Ansiedlungen oder Städten konnte er einen Saloon übernehmen, der ihm als Tarnung diente. Um den Schein zu wahren, nahm er sich vor noch eine Weile in Colorado zu bleiben, da sein Stellvertreter sehr  zuverlässig die Mannschaft führte. Dieser Bandit fiel ihm nicht in den Rücken, diese Gewissheit besaß er. Ärgerlich fand er nur, die Pläne mit der Martinezlinie aufgeben zu müssen. Über Kaguras Zukunft hatte er noch nicht entschieden. In letzter Zeit bereitete die Dämonin ihm Kopfschmerzen und so verschob er das leidliche Thema erneut. Nun in diesem Moment ritt er durch die Gegend, trieb sein Pferd zur Eile an, nachdem er die Biegung passierte. Mehr aus den Augenwinkeln nahm er eine Gestalt wahr und zügelte den Schimmel. Mit schmalen Augen musterte er die Gegend und lenkte seine Stute etliche Schritte zurück. Dann schob er seinen Hut nach hinten auf den Rücken, der nicht herunterfiel, weil er durch ein Band um seinen Hals gehalten wurde. Fergus beugte sich nach vorn, am Hals des Pferdes vorbei und betrachtete den Boden genauer. Spuren fand er keine und schon wollte er aufgeben, als er an einer noch etwas feuchten Stelle den zierlichen Fußabdruck eines Wesen sichtete. Seine Hand zuckte zu der Waffe im Halfter und schloss sich um den Griff, während er, mit einem seiner Finger, gekonnt die Sicherung entfernte. Er zog den Colt nur ein wenig heraus, verharrte plötzlich und schnupperte. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase. Im ersten Moment wunderte er sich, Wut packte ihn und schon wollte er dementsprechend eine Äußerung abgeben. Kühle Überlegenheit gewann diesmal, denn bald würde er Gelegenheit bekommen, seine Geliebte zu bestrafen. Der Verbrecher zog nun die Waffe ganz, überzeugte sich das keine Patrone in der Trommelkammer fehlte. Dann entsicherte er sie, indem er den Hahn zurückschob. "Kagura, für eine Dämonin, die den Wind beherrscht, glänzt du sehr mit Unkenntnis. Eigentlich solltest du wissen, wohin dein Geruch getragen wird. Nämlich genau in meine feine Nase, die wie du weißt, ich meinen raubtierhaften Vorfahren zu verdanken habe." Nichts rührte sich zwischen den Bäumen. Deswegen sprach er weiter, während er seinen Schimmel einige Schritte den Weg entlang führte: "Ich labe mich gerade an deiner Angst." Mit seinen Augen suchte er die Gegend systematisch ab und bald fand er die Gesuchte. Fergus hob seine Waffe und feuerte, traf den Baum hinter dem Kagura kauerte. "Da ich dich nun sehe, verlasse dein Versteck freiwillig. Die nächste Kugel trifft dich vielleicht." Kaum sprach der Banditenanführer die Worte aus, drückte er wieder ab. Diesmal zielte er genauer. Langsam schlich er sich an das weibliche Wesen heran. Holz splitterte ab und ein Stück traf die Dämonin. Sie schrie leise auf. Dann hörte sie, wie die Trommel des Revolvers sich drehte und eine weitere Patrone in die Kammer geschoben wurde. Ihr Leben bedeutete ihr viel und sie wusste, ihr Geliebter kannte keine Skrupel. Das Geräusch klang außerdem so nah. Deshalb sprang sie auf, wollte losrennen und stieß mit dem Schwarzhaarigen zusammen. Fergus reagierte, packte sie und stieß sie gegen den Baum. Dann hob er die Waffe und drückte sie an Kaguras Kinn. Bevor er seinen Unmut äußerte, entdeckte er am Boden die Tasche mit der spärlichen Verpflegung und seinem Geld. Da seine Geliebte keines besaß, zog er den einzig möglichen Schluss. "Erst bist du ungehorsam und nun wirst du zur Diebin. Mehrere Regelbrüche also. Offenbar bettelst du regelrecht nach einer Bestrafung." Er sprach leise, klang dadurch wesentlich gefährlicher als sonst. Seine Bettgenossin wollte sich verteidigen, setzte zu einer Antwort an, was er sofort unterband: "Schweig Kagura! Diesmal redest du dich nicht mit deinen schönen Worten heraus." Grob packte er sie am Arm, zog sie zu seinem Pferd, wo er dann das Lasso vom Sattelknauf nahm. Er fesselte die Dämonin, band das eine Ende am Knauf fest, schwang sich auf seinen Gaul und ließ diesen lostrappen. Kagura taumelt hinter dem Schimmel her, völlig verzweifelt über die Wendung. Ihre Freiheit, gerade noch so nahe, war nun weit in die Ferne gerückt. Vorerst brachte der Panthernachfahre seine Geliebte in das Tal, wo sie streng bewacht in der Hütte an einem Stuhl gefesselt ihr Schicksal bedauerte. Das Leben in Westtown ging weiter, wo niemand ahnte, was Kagura zu stieß, obwohl das Gerücht, ihres mysteriösen Verschwindens einige Tage lang sogar zum Gesprächsthema wurde. Kato traf sich heimlich mit Asha, von der er erfuhr, dass die Dämonin nie bei der Farm ankam. Lange Zeit überlegte der Revolvermann sich selbst auf die Suche zu begeben, doch Sly gab ihm nie frei, weil er seine Bitte nicht begründete. Noch in derselben Woche ereignete sich ein weiterer Vorfall. Gegen Mittag brachte Juan Martinez sein Pferd vor dem Taisho Saloon zum stehen. Mühsam stieg der Reiter ab und blieb kurz stehen. Der Ritt kostete ihn große Anstrengung und die Schmerzen waren fürchterlich. Alles tat ihm weh, dennoch ließ er sich nichts anmerken. Er behielt eine stolze, fast schon steife Körperhaltung bei. Nur an seinen langsamen Bewegungen konnte ein Beobachter seinen jämmerlichen Zustand vermuten. Dann sah er sich sorgfältig um, auf der Suche nach einem bekannten Gesicht. Sesshomaru, der vor seinem Gebäude stand, vertieft in einem Gespräch mit seinem Vater verstummte plötzlich und sah dem Neuankömmling entgegen, ebenso Inuyasha und Taro. Juan grüßte nicht, sondern brachte sein Anliegen sofort dem Richter vor: "Senior Taisho. Hiermit erstatte ich offiziell Anzeige. Euer Sohn hat mir seine Schläger auf den Hals gehetzt, da ich mich weigerte, meinen Anteil an der Kutschenlinie zu verkaufen." Taro warf seinem ältesten Sohn einen Blick zu, der mit einem leichten Kopfschütteln die stumme Frage beantwortete und somit alles von sich wies. Deshalb beobachtete der Richter den Mexikaner genau, während er sprach: "Das sind ernste Anschuldigungen, die ihr hoffentlich beweisen könnt." "Beweisen? Glaubt ihr etwa ich lüge? Dann seht mich an!", entfuhr es dem Mexikaner erbost. Nach einem Blick zu Takeo gab er der Anschuldigung noch mehr Gewicht: "Seit dieser Bastard mich bedroht hat, traue ich euch Dämonen alles zu." Nachdenklich wechselte der Richter einen Blick mit dem blonden Dämon, während Inuyasha konterte: "Spiel hier nicht das Unschuldslamm. Du hast es doch herausgefordert, indem du Asha bedroht und erpresst hast. Sein nur froh ..." "Schweig!", wurde dem Hanyou befohlen, der gehorchte, da die Anweisung von seinem Vater kam. Taro hatte für einen Moment Furcht in den Augen des Mitinhabers der Kutschenlinie aufflackern gesehen. An den Vorfall erinnerte er sich ebenso. "Takeo fühlt sich für Miss Martinez verantwortlich. Doch er hat seine Strafe widerstandslos akzeptiert, die im Übrigen immer noch in Kraft ist. Jetzt geht es um etwas anderes." Dadurch brachte er das Thema auf die eigentliche Sache, wandte sich direkt an Juan: "Den sichtbaren Blessuren nach stimmt euer Vorwurf des Überfalls. Deshalb gehe ich der Sache nach, dennoch ist der Sheriff von Denver dafür zuständig." Juan atmete erleichtert aus. Zum Teil hatte er schon gewonnen. "Dort habe ich bereits meine Aussage hinterlassen", erläuterte der Mexikaner und übergab dem Richter ein Schriftstück. Der Hundedämon studierte es gründlich, sogar ein wenig beeindruckt. Der Saloonbesitzer aus Denver schilderte jede Einzelheit. Er ließ nichts aus, nannte die mutmaßlichen Verletzungen, welche sich seine Gegner zu gezogen hatten und die Merkmale, womit er einen identifizieren konnte. Noch während er las, äußerte sein jüngster Sohn ein überzeugend klingendes Argument: "Keh, es gibt da nur ein Problem. Mein lieber Bruder gibt sich nicht mit Menschen ab, mit wertlosen Verbrechern erst recht nicht. Wenn er seinen Forderungen Nachdruck verleiht, spürst du seine Klaue persönlich an der Kehle. Suche besser woanders deine Schlägertypen." "Inuyasha", rügte der Vater leise und antwortete Juan direkt: "Mein Sohn hat sicherlich recht. Anhand deiner Beobachtungen dürfte es nicht schwer sein, die Schuldigen zu finden." Sesshomaru blieb still, warf dem Mexikaner nur einen kalten Blick zu und wandte sich dann um. Damit hatte er nichts zu tun, es tangierte ihn nicht. Weshalb dann noch Worte verschwenden. Sein Vater würde die Angelegenheit schon regeln. Nach wenigen Schritten hielt er an, ohne seinen Kopf der kleinen Gruppe zuzuwenden. Wer ihn nicht genau kannte, nahm an, der Silberweißhaarige mit der Mondsichel blickte in eine andere Richtung. Doch die leicht schräge Haltung seines Kopfes deutete auf Neugier. Der Saloonbesitzer wollte wissen, was sein Leibwächter bemerkt hatte. Denn in diesem Moment ergriff Takeo das Wort. Der blonde Dämon hörte den gewechselten Worten zu, widmete sich zeitgleich seiner Aufgabe und behielt alles genau im Auge. Er sah, wie sich einer von Sly Millers Männern in der Nähe herumtrieb, heimlich spionierte und dann wie der Blitz davonstürmte. Es dauerte nicht lange, bis an dem Saloon auf der andere Straßenseite Bewegung entstand. Die auf den, an die Wand gelehnten Stühlen, im Schatten dösende Revolvermänner von Sly, hörten kaum von Juans Anwesenheit, als alle fast ohne Ausnahme aufsprangen und in das Innere des Gebäudes eilten. Nur Kato und Fergus Banditen verließen ihre Plätze nicht, sahen aber verdutzt drein. Aufgrund dieses Vorfalles zog der Leibwächter die richtigen Schlüsse. Er ging die wenigen Schritte bis zu dem Menschen und mit einer Stimme, in der deutlich Verachtung lag, wies der Dämon auf etwas hin: "Casanova, bevor du falsche Verdächtigungen gegen meinen Herrn aussprichst, solltest du darüber nachdenken, wer noch Interesse haben kann, das die Martinezlinie nicht an Fremde verkauft wird." Bevor Juan etwas sagen konnte, kam ihm Takeo zuvor in dem er weitersprach: "Miss Asha sicher nicht, sie ist über jeden Zweifel erhaben. Sie würde eher selbst ein Angebot unterbreiten. Nein Bursche, du suchst definitiv am falschen Saloon." Mit einer Geste seines Kopfes deutete der Leibwächter hinüber zum Miller Saloon, wo die beiden letzten Männer durch die Tür huschten. Juan schaute tatsächlich dorthin und erbleichte, da er den einen Mann sofort erkannte. Weil er heftig nach Luft schnappte, die schrecklichen Erinnerungen versuchte niederzukämpfen, gab es Taro zu denken. Ohne zu zögern, befahl er: "Komm mit Inuyasha! Der Sache gehen wir sofort auf den Grund." Der Sheriff folgte seinem Vater. Ihnen schlossen sich außer dem Geschädigten noch Takeo an. Nur den Hauch eines Augenblicks zögerte Sesshomaru, bevor er ebenfalls zur anderen Straßenseite lief. Er wollte die Wahrheit, weshalb Sly sich trotz der Vereinbarung einmischte und welche Motive er wegen der Kutschenlinie vorbrachte. Der Saloonbesitzer hatte in seinem Büro im hinteren Teil des Gebäudes gesessen und wurde erst durch Kato informiert. Deshalb traf er bereits im Schankraum auf das Gesetz von Westtown. Inuyasha ließ es sich nicht nehmen und polterte gleich los, sobald er den kräftigen Mann sichtete: "Miller, wir sind hier um deine Männer zu verhaften." "Grundlos?", schoss es aus Sly heraus, da es ihn überraschte. Taro zeigte sein kühleres Wesen und nannte erst einmal die Gründe für ihr auftauchen. Ruhig hörte der Saloonbesitzer zu, obwohl er innerlich verdammt wütend wurde. Die Eigenmächtigkeit seiner Leute brachte ihn jetzt Ärger ein. Er dachte kurz nach und beschloss dann einen ungewöhnlichen Schritt zu wagen. Da er wusste, dass die Betreffenden längst ihre Pferde erreicht hatten und einen entsprechenden Vorsprung besaßen, konnte er ruhig die Wahrheit sagen. Mit einem Lächeln bot er an: "Bedauerlich Richter. Durchsuchen sie nur die Räume und falls sie diese Leute finden, stecken sie die Schuldigen ruhig ins Gefängnis. Ach ich vergaß, das wurde doch in die Luft gejagt." "Dir wird das Lachen noch vergehen", knurrte der Hanyou missmutig. An den nur wenige Tage zurückliegenden Vorfall wurde er nicht gern erinnert. Sein Vater legte ihm die Hand auf die Schulter, befahl: "Inuyasha, du wirst den Saloon und die ganzen Räume durchsuchen, wobei Senior Martinez dich begleitet. Seht euch jedes Gesicht genau an." "Keh, weshalb ich. Wenn die Dummköpfe fliehen, sollten wir alle ihnen nicht folgen." "Weil du der Sheriff bist und sich möglicherweise welche in den oberen Zimmern verstecken", konterte sein Vater streng, sodass der Hanyou sich fügte. Sly führte die beiden silberweißhaarigen Hundedämonen nach hinten, um zu warten, während er sich selbst Worte zur Verteidigung zurechtlegte. Es gab da eine kleine Sache, die er loswerden wollte, ohne es offensichtlich zu tun. Kaum setzte er zum sprechen an, als der Hanyou hereinplatzte: "Sie sind nicht mehr hier." Mit einem leichten Schulterzucken gab der Richter an: "Das war zu erwarten", und sah den Menschen eindringlich an. Dieser murmelte: "Es war ein Missverständnis. Meine Männer müssen da etwas falsch verstanden haben." Sesshomaru betrachtete Sly aus schmalen Augen, weil er ein merkwürdiges Gefühl hatte. Der andere Saloonbesitzer zeigte es nicht deutlich, trotzdem plagten ihn Sorgen, die nicht im Zusammenhang mit dem Verbrechen an den Mexikaner zusammenhingen. Sein Vater holte ihn jedoch aus seinen Überlegungen, denn dieser wandte sich an den blonden Leibwächter: "Takeo nimm dir ein paar Krieger, suche an der Hintertür nach Spuren und folge der Fährte. Jeder der geflohen ist, gehört zu denen, die am Überfall beteiligt gewesen sind. Schnappt sie euch!" Nur wenig später kam einer der jüngeren Dämonen zurück und berichtete. "Sie sind zum Bach hinunter und folgen dem Lauf des Wassers mit dem Wind. Takeo ist ihnen auf den Fersen." "Gut", sagte der Richter und wandte sich an den menschlichen Saloonbesitzer: "Es handelte sich um ein Missverständnis?", fragte er und ging auf die Bemerkung des Menschen ein. Sly seufzte und sagte wahrheitsgemäß in einem ruhigen Ton: "Meine Leute hatten den Auftrag zu beobachten." Plötzlich änderte sich seine Stimme, als er fluchend äußerte: "Verdammt Richter. Wenn der Mexikaner nicht verkaufen will, ist das in meinem Interesse. Weder ihr Sohn noch Fergus sollen irgendeinen Anteil daran haben. Sie müssen es doch selbst sehen, nur wenn Asha Besitzerin bleibt, wird da ein Schuh daraus." Taro hatte seinem Sohn freie Hand geben, weil er verhindern wollte, dass die Witwe ihr Geschäft verliert. Doch das der Besitzer des Millersaloons ebenso dachte, war ihm neu. Deswegen wandte er sich an seinen Erstgeborenen und bestimmte: "Mein Sohn wird keinerlei Kaufversuche mehr unternehmen, wenn das Gleiche für den Millersaloon gilt." Sly nickte zustimmend: "Vielleicht mögt ihr nicht viel von meinem Wort halten, aber ihr bekommt es." Zufrieden gönnte sich Taro ein kurzes Lächeln, während er über ein angemessenes Urteil nachdachte. Dann fällte er es: "Aus diesem Grund legen wir alles schriftlich fest. Zwei Wochen Gefängnis für jeden und der Anstifter verbüßt die doppelte Strafe. Außerdem zahlen die Beteiligten Schmerzensgeld an Senior Martinez. Über die Summe einigen wir uns noch." Länger hielten sie sich die Dämonen nicht auf, sondern gingen. Erst draußen im Freien, als niemand mehr zuhören konnte, äußerte Sesshomaru: "Ein ungewöhnliches und mildes Urteil verehrter Vater." Der Angesprochene schmunzelte etwas und erläuterte näher: "Es ist dir nicht aufgefallen aber Sly Miller hat mir gerade einen versteckten Hinweis gegeben. Er unterstützt Fergus Machenschaften nicht und will ihn ebenso loswerden wie wir." "Er hat angst. Früher mochten sie Freunde gewesen sein, doch in letzter Zeit belauern sie sich gegenseitig. Das Gleiche gilt langsam für die Revolvermänner. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Machtkampf zwischen den beiden Gruppen ausbricht", teilte der jüngere Dämon seine eigenen Erkenntnisse mit. "Du hast in der Stadt viel erreicht, Sesshomaru. Deswegen müssen wir Fergus zur Strecke bringen. Wenn ein neuer Krieg ausbricht, sind sie alle in Gefahr, Asha und die Kinder eingeschlossen", gab taro zu bedenken. In dem Punkt stimmten sie beide überein, wobei dem Jüngeren noch eine schnellere Lösung vorschwebte. Taro blieb plötzlich abrupt stehen, musterte seinen Sohn streng und demonstrierte, wie gut er ihn kannte. "In meinem Distrikt wird niemand ermordet, auch wenn ich oft selbst daran denke, Fergus zu erledigen. Haben wir uns verstanden!" Der Youkai mit der Mondsichel auf der Stirn erwiderte den Blick einen Moment, dann nickte er leicht. Er würde gehorchen, da er keine Wahl hatte. Als Nächstes sprach der Jüngere noch etwas an: "Hebst du Takeos Strafe auf? Ich würde ihn gern dem Mexikaner als Schutz zur Seite stellen." "Eher um ihn zu kontrollieren. Nein, das werde ich nicht. Deine Idee ist dennoch gut, schicke Kouga nach Denver, damit er die Augen offen hält", riet sein Vater. "Takeo sehe ich lieber in Ashas Nähe." "Einverstanden", stimmte der Besitzer des Taishosaloons zu. "Richter, ein Telegramm", rief eine schrille Stimme und störte die beiden. Sie gehörte einer älteren dürren Frau, die herbeigerannt kam und das genannte Schriftstück durch die Luft wedelte. Die Dame betrieb mit ihrem Mann zusammen das Telegrafenbüro, wo seit Kurzem auch die wöchentliche Ausgabe der Westtown News gedruckt wurde. Außer Atem blieb sie bei dem Dämon stehen, übergab das Papier und sah ihn dann erwartungsvoll an. "Danke." Taro las die wenigen Zeilen und ging dann davon, weil keine Antwort nötig war. Etwas enttäuscht entfernte sich die Frau, denn sonst hatte der Richter immer Wichtiges mitzuteilen. Unterwegs zum Taisho Saloon überreichte der Ältere seinem Sohn das Telegramm: "Die Nachricht betrifft eher dich. Der Comte beehrt deine Stadt demnächst mit seiner Anwesenheit." "Raoul", murmelte Sesshomaru. Sein Geschäftspartner wollte eigentlich bereits im Frühling kommen, doch wichtige Geschäfte hielten ihn auf. Sein Vater sprach schon weiter: "Zum Glück besitzt Miss Asha die bequeme Kutsche, eines Blaublütigen würdig. Ich werde sie unterrichten und besser warnen." Das tat er dann auch. Noch am selben Tag begab er sich zu Fuß auf den Weg zu der Ranch der Witwe. Diese freute sich und sie setzten ihren Unterricht fort. Später ließ der Dämon die junge Frau anhalten, hob sie vom Wagen und suchte ein schattiges Plätzchen. Er nahm eine Hand von Asha zwischen seine beiden Klauen und betrachtete sie eine Weile. Die ganze Zeit bedauerte er keineswegs, welche Scharade er aufführte. Dennoch überkamen ihn in den letzten Tagen immer öfters Zweifel zwecks seines Tuns. Wenn sie die Wahrheit erfuhr, wie würde sie reagieren? Konnte sie ihm dann überhaupt noch vertrauen. Auf jeden Fall war sein Handeln eine schlechte Grundlage für den Aufbau einer zukünftigen Ehe. Dennoch verschob er sein Geständnis erneut auf einen späteren Zeitpunkt und sprach nur seine Bitte an: "Asha, mit dem nächsten Zug aus Kalifornien kommt ein sehr enger Freund meiner Familie an. Comte Julian Dion Raoul le Vaillant oder einfach Raoul Vaillant. Er ist Sesshomarus langjähriger Geschäftspartner und Janes Vormund. Deshalb lege ich dir besonders nahe ihn persönlich von der Eisenbahn abzuholen. Trotzdem sollte ich dir noch einige Dinge berichten. Im Moment genügt sicherlich eine Kurzfassung. Raouls gesamte Familie wurde während der französischen Revolution getötet. Er musste gefesselt und hilflos schreckliche Gräueltaten an ihnen mit ansehen. Seine Großmutter eine Hundedämonin und deren Tochter, eine Hanyou wurden schnell umgebracht, da man sie am meisten fürchtete. Doch Raouls kleine Halbschwester, praktisch noch ein Kind hat man grausam misshandelt. Seit er seiner Familie nicht mehr seine ganze Liebe schenken kann, sucht er sich einsame ungebundene Frauen oder Witwen. Sein Äußeres, seine charmante Art nimmt Frauen sofort für sich ein. Sicherlich wirst du es selbst bemerken. Da deine Situation, im Besonderen dadurch das du dich um Waisenkinder kümmerst, ihn magisch anzieht, wollte ich dich warnen." Die junge Frau hatte dem Richter ruhig zugehört und erinnerte sich an ihre eigene Kindheit. Geschichtsbücher in denen sie Sachen über die Vorkommnisse des vergangenen Jahrhunderts gelesen hatte, bekam sie von ihrem Vater. Ihre Familie stammte selbst aus Frankreich, doch sie siedelten Jahre vorher bereits über. Raouls Vergangenheit berührte sie und sie ahnte, dass hinter Taros Bericht eine weit längere Erzählung steckte. Vielleicht erfuhr sie eines Tages den kompletten Hintergrund. Außerdem nahm sie sich die kleine Warnung des Richters zu Herzen. Obwohl sie annahm, dass kein männliches Wesen sie von ihrer Liebe zu Taro abbringen könnte. "Ein Casanova also", schmunzelte sie etwas und wurde nun erst recht neugierig. Der Richter hätte beinahe geknurrt, da sich plötzlich sein Besitzanspruch an der jungen Frau meldete. Er wusste, was nötig war, damit Asha zu seiner Gefährtin wurde, dennoch hielt er sich zurück. Vielleicht erfuhr er dadurch, wenn sie in Versuchung geriet, wie stark ihre Gefühle zu ihm waren. Das Risiko wollte er noch einmal eingehen, eine letzte Verzögerung. Da seine Antwort noch ausstand, erklärte er: "Raoul behandelt Frauen sehr zuvorkommend und er ist treu, solange das Verhältnis andauert. Mir ist kein Fall bekannt, in dem die Frauen es bereut hätten. Er findet sie reichlich ab und bisher hat er keine Kinder in die Welt gesetzt. Raoul ist in dieser Beziehung sehr Verantwortungsbewusst. Trotzdem möchte ich, dass du dich von ihm fernhältst." Mit diesen Worten beugte sich der Dämon etwas vor, hob seine Hand und legte sie an Ashas Wange. Dabei sah er ihr tief in die Augen. Die Witwe seufzte leise, schmiegte ihr Gesicht die Hand und erwiderte den Blick. Einen Moment lang sah sie, Verlangen und Sehnsucht bei Taro aufflackern. Sie öffnete bereits ihren Mund, um ihre Gefühle auszusprechen, aber der Richter beendete den Körperkontakt und stand auf. Mit einem kurzen Blick auf den Horizont, wo bald die Sonne unterging, erinnerte er an die Zeit. Deshalb stiegen sie auf den Wagen, den Asha gleich darauf zur Ranch zurücklenkte. Kapitel 18 - Charmeur und Wildkatze Während Asha mit ihrem Fahrgast nach Westtown unterwegs ist, trifft Kouga auf alte, längst tot geglaubte Bekannte. Kapitel 18: Charmeur und Wildkatze ---------------------------------- Ich weiß Leser sind immer für eine Überraschung gut. Nachdem die FF am Anfang kaum euer Interesse wecken konnte, stieg die Favo Zahl plötzlich mit 7 neuen Einträgen. Danke! Hoffentlich fessel ich euch weiterhin. Da ich leider nicht über französisch Kenntnisse verfüge, mit einem Wörterbuch nicht anfangen wollte und meine "Übersetzerin" inzwischen nicht mehr erreichbar ist, habe ich die Passagen in dieser Sprache nun doch weggelassen. Laudanum = Opiumtunktur wurde als Schmerzmittel und zur Ruhigstellung benutzt Kapitel 18 - Charmeur und Wildkatze Als sie sich an diesem Abend verabschiedeten, zog der silberweißhaarige Hundedämon die junge Frau in seine Arme und hielt sie länger als gewöhnlich fest. Es sollte nicht die einzige merkwürdige Handlung bleiben. Außerdem stieg in Westtown noch einen Passagier zu. Der Richter riet Juan in der bequemen Kutsche zu reisen, anstatt den mühseligen Ritt durchzustehen. Kouga wurde beauftragt, sie zu begleiten. Bevor sie aufbrachen, bat Sesshomaru die Witwe noch um eine kurze Unterredung. In dessen Büro angekommen schwieg er jedoch und zog Asha stattdessen in seine Arme. Der Dämon verwickelte sie in einen Kuss, der ihr weniger kalt und abweisend vorkam als die vorherigen. Irgendetwas fühlte sich anders an, vor allem da der Kuss nicht schnell endete. Zwar wollte sie erbost reagieren, laut ihre Meinung äußern, doch sie brachte kein Wort heraus. Sie blickte Sesshomaru verdattert an und sah, wie leichter Triumph kurzzeitig über dessen Gesicht huschte. Mit emotionsloser Stimme erinnerte er: "Wir sind immer noch verlobt." Die Aussage genügte, um ihre Sprache wiederzufinden: "Das habe ich nicht vergessen." Asha schüttelte den Kopf, legte einen ihrer Finger auf ihre Lippen und überlegte. Sollte sie dem Saloonbesitzer gestehen, in welcher Beziehung sie zu seinem Vater stand. Bisher nahm sie an, er wusste bereits davon. Bevor sie Gelegenheit fand, wurde sie erneut verblüfft. "Ziehst du eine neue Heirat in Betracht?", begann der Hundedämon, wartete die Antwort nicht ab, sondern fügte hinzu: "Wir beide könnten unser Arrangement dauerhaft angehen zum beiderseitigen Vorteil." Die Augen der Kutschenlinienbetreiberin wurden größer, gleichzeitig plumpste sie auf die nächste Sitzgelegenheit, einem Sofa, das Platz für eine weitere Person bot. Dieser Antrag kam völlig überraschend, genau wie dieser Kuss. Sie wusste, dass Taros Sohn eine Antwort erwartete, brachte aber keine heraus. Weder ein Nein, noch ein Ja. Dann setzte sich der Saloonbesitzer neben sie und sie lauschte seinen Worten: "Du musst nicht sofort eine Entscheidung treffen." Geistesabwesend, weil sie immer noch nachgrübelte, nickte die Witwe, stand auf und ging zur Tür. Dort angekommen lag ihre Hand schon auf der Klinke, da riet ihr Sesshomaru noch: "Nehme dich vor meinem Geschäftspartner in acht. Er neigt dazu schöne Frauen nicht nur mit Komplimenten zu überschütten." Die Ablenkung bildete den entscheidenden Wendepunkt. Die schwarzhaarige Frau erinnerte sich an die Wirklichkeit und überwand ihre Überraschung. "Taro hat mich bereits ausgiebig vor dem Comte gewarnt." Daraufhin schmälerte der Dämon seine Augen, lehnte sich zurück und ordnete seine Ärmel, welche bereits perfekt saßen. Er machte sich schon länger Gedanken über Asha und aufgrund ihrer Geschäftsbeziehung dachte er mehrmals daran, mit ihr eine Vernunftehe einzugehen. Er erhoffte sich davon Vorteile und nahm an, die Witwe war dem nicht abgeneigt. Für sie bedeutete es Schutz und er erhielt auf legalem Weg ihren Anteil an der Kutschenlinie. Doch die vielen Stunden, die sie mit seinem Vater verbrachte, weckte eine Art Eifersucht in ihm. Dagegen wollte er etwas unternehmen, da er zu den Wesen gehörte, die sich ungern ihr Eigentum stehlen ließen. Bis jetzt dachte er, Asha war nicht mehr als Taros Mündel. Wenn es notwendig war, würde sich sein Vater mit der Besitzerin der Martinezlinie vermählen. Deswegen wollte er seinem Erzeuger zuvorkommen und schlug der Witwe eine Heirat vor. Das Auftauchen seines Partners stellt eine weitere Gefahr dar. Zumindest bekam er durch Raouls Erwähnung den Grund für die Handlung des älteren Dämons präsentiert, was er aussprach: "Das erklärt den ungewöhnlich intensiven Geruch meines verehrten Vaters an dir." Asha wurde etwas verlegen, denn es steckte noch mehr dahinter. Sie schwieg darüber, brachte stattdessen etwas anderes vor. "Ich weiß nicht, wie meine Entscheidung unter anderen Umständen ausfallen würde. Wichtig ist nur, wir beide können nicht heiraten, da du nicht frei bist." Ein Schatten huschte über Sesshomarus Gesicht. Gefühlskalt ging er darauf ein: "Meine Gefährtin starb vor dreißig Jahren zusammen mit meiner Tochter bei deren Geburt." "Sie lebt", flüsterte die junge Frau leise mit der Befürchtung, sie riss alte Wunden auf. Dann durchquerte sie den Raum, griff nach einem der Fotos und drehte es so das der Youkai einen Blick darauf werfen konnte. Danach sah sie zu dem Gemälde an der Wand. "Wenn das dort Etsu ist, lebt sie." Der Saloonbesitzer hatte sich äußerlich gut im Griff. Nur ganz kurz ballte er seine Hand zusammen und schlug sie ungesehen von Asha in das Holz des Diwans. Danach stand er auf, trat zur Wand. Eine bedrückende Stille entstand im Raum, selbst die üblichen Geräusche im vorderen Bereich des Saloons schienen leiser zu werden. Erst die Stimme des Silberweißhaarigen unterbrach sie: "Wie kommst du zu der Annahme?" Während sie auf das Familienfoto deutete, erläuterte die Betreiberin der Martinezlinie: "Dein Vater zeigte mir ein Foto, was genau gleich aussah, selbst das handschriftliche Datum ist identisch, um mir die restliche Familie vorzustellen. Nur mit einem Unterschied. Bei dem anderen, am Rand ist noch eine Dämonin mit ihrer Tochter abgebildet." Daraufhin deutete Asha zur Wand: "Diese Dämonin. Mir gegenüber erwähnte dein Vater nur, es handelt sich um eine enge Freundin der Familie." Etwas leiser fügte sie noch an: "Doch wie viele Kinder besitzen den gleichen Sichelmond auf ihrer Stirn." Inzwischen wandte sich Sesshomaru vom Porträt ab und sah zum Fenster hinaus. Bei den Worten der jungen Frau schloss er seine Augen, dachte an den Tag zurück, an dem Etsu starb. Tatsächlich hatte er nie ihre Überreste gesehen, sondern einfach nur einem Heiler geglaubt, der ihm prophezeite, er könnte nichts mehr tun. Im nächsten Augenblick verließ er das Gebäude, lief umher um sich zu fangen, denn sonst hätte er wohl einen Mord begangen. Bei seiner Rückkehr verwehrte ihm Takeo den Zutritt und schickte ihn stattdessen zu Taro. Ohne seinen Vater aufzusuchen, packte er ein paar Habseligkeiten und verschwand. Erst einige Jahre, nachdem er fortlief, fand ihn sein Leibwächter Takeo. Sie sprachen nie über die Vergangenheit und deshalb zweifelte er, dass der blonde Dämon eingeweiht war. Weshalb sollte sein Vater über die Angelegenheit schweigen und seine Schwiegertochter verleugnen. "Für mich ist ein Foto, noch lange kein Beweis", sagte er halblaut, dennoch vernahm es die junge Frau. Er riet ihr noch: "Du solltest deinen Fahrgast nicht länger warten lassen." Daraufhin ging sie und ließ ihn allein. Sesshomaru lauschte noch dem Geräusch der davonfahrenden Kutsche, bevor er sich an seinen Schreibtisch setzte. Dort nahm er das betreffende Foto zur Hand und grübelte, bis einer seiner Angestellten ihn störte. In Denver bedankte sich Juan höflich für die Mitfahrgelegenheit und eilte sofort zu seinem Saloon, um nach dem rechten zu sehen. Zwar konnte er sich auf seine Mitarbeiter verlassen, dennoch war es ihm wichtig, selbst alles zu kontrollieren. Nachdenklich sah Asha ihm nach und erledigte im Anschluss einige Wege. Bevor sie mit der Kutsche zur Bahnstation hinüber fuhr, suchte sie noch einmal Kouga auf, der inzwischen an der Tür des Martinezsaloons Stellung bezogen hatte. Die Witwe musste immer wieder an den einen Umstand denken und so fragte sie den Wolf: "Kouga, hast du Sesshomarus Gemahlin gekannt?" Der Schwarzhaarige schluckte und sah mit starrem Blick die Straße hinab. Er befand sich in einem Zwiespalt und hoffte sich nicht zu verraten. "Ja", murmelte er dann. "Etsu", plötzlich unterbrach er sich. Gerade wandte er sich zu der jungen Frau zurück, als jemand aus dem Hotel gegenüber kam, sich umsah und dann direkt auf sie zusteuerte. Vorwurfsvoll begrüßte der Wolf den Neuankömmling: "Was tust du hier?" Es erfolgte sofort eine Antwort: "Noch immer der unhöfliche und arrogante Bastard Kouga? Natürlich habe ich von dir nichts anderes erwartet." Neugierig drehte sich die Betreiberin der Kutschenlinie der fremden Sprecherin zu und erblickte eine Dämonin, die sie hier an diesem Ort keineswegs erwartete. Nun konnte sie die Überraschung des Wolfes ebenso verstehen. Das Wesen, die angeblich verstorbene Etsu stand vor ihr. Edel gekleidet, stolz, die platinblonden Haare zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und eine unnahbare Miene, an der Asha nur schwer das wahre Alter ablesen konnte, musterte die Betreffende Kouga abschätzig und unterbrach den Blickkontakt mit ihm nicht. Dieser setzte gerade zu einer Entgegnung an, doch seine Herrin gebot ihm: "Schweig! Was immer zwischen mir und meinem Gemahl war, geht nur uns beide etwas an. Die Öffentlichkeit muss davon nichts erfahren." Doch der Wolf ließ sich den Mund nicht verbieten. Vieles lag ihm auf der Zunge, doch er äußerte nur: "Es ist falsch, was du tust. Das hat Se...", kurz unterbrach er sich und sprach dann nach einer Pause weiter: "Mein Herr nicht verdient." Damit drehte er sich um und wollte sich entfernen, doch vorher deutete er auf die Fremde: "Asha, ich habe Etsu gekannt und Sesshomaru hat sie stets sehr verehrt. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, was vorgefallen war, doch wir kennen nicht alle Details und mussten ein Schweigegelübde ablegen. Besser du klärst das Problem selbst mit ihr." Nach einem letzten abschätzigen Blick ging der Leibwächter einige Schritte bis zur Schwingtür des Saloons. Dort murmelte er noch: "Nur schade um die Verlobung Asha." Im nächsten Augenblick verschwand er im Inneren des Gebäudes und einzig die pendelnde Bewegung der Flügel deutete an, dass gerade jemand dort hindurchgelaufen war. Die Witwe hörte die zuletzt gesprochene Andeutung und fragte sich gerade ob Kouga die Abmachung kannte, die sie mit Sesshomaru hatte. Als Dämon mit guten Ohren vermutlich. Nie waren die Leibwächter des Saloonbesitzers aus Westtown zu weit entfernt von ihrem Herrn. Fragen über Fragen stellten sich der jungen Frau gerade, trotzdem wusste sie nicht, wo sie zuerst ansetzen sollte. Es war jedoch nicht mehr nötig, denn die Dämonin richtet das Wort an sie: "Asha", murmelte sie zuerst leise und fügte lauter hinzu: "Sie sind Asha Martinez?" Die Witwe nickte und deshalb setzte Etsu fort und gab gleichzeitig einem Jungen einen Wink mit der Hand, damit dieser näherkam: "Im Auftrag von Richter Taisho, soll ich dieses Kind in deine Obhut geben. Souta Higurashi." "Kagomes kleiner Bruder", schlussfolgerte die Betreiberin der Kutschenlinie und erhielt als Bestätigung ein leichtes Kopfnicken. Sofort wandte sich die Witwe dem Kind zu, sprach mit ihm, merkte dabei nicht, wie Sesshomarus Gefährtin einfach davonging. Sobald sie es mitbekam, bat sie den Jungen sich nicht von der Stelle zurühren und lief dem anderen weiblichen Wesen hinterher: "Etsu, bitte Warte!", rief sie. Nach anfänglichem Zögern blieb die Angesprochene tatsächlich stehen: "Was willst du?" Da sie vertraulich angesprochen wurde, zögerte Asha kurz, entschied dann es ebenso zu handhaben. Die menschliche Frau holte Luft, fasste sich und offenbarte: "Du hast zu Kouga gesagt, es geht niemand etwas an. Du irrst dich, mich schon. Ich bin Sesshomarus Verlobte." Etsus Augen wurden leicht größer und nur einen flüchtigen Augenblick lang zeigte sich Überraschung auf dem Gesicht der Dämonin, während ihr Unmut wuchs. Sie äußerte ihre Ansicht nicht laut, sondern dachte nur: 'Er bezeichnet mich als zu schwach um sein Kind zu gebären aber wählt einen noch schwächeren Menschen zur neuen Gemahlin.' Selbst jetzt, Jahre nach dem schweren Erlebnis und ihrem beinahe Ableben belastete sie die Erinnerungen noch. Asha sollte sie jedoch eines besseren belehren. Denn die Witwe sagte nun: "Er glaubt, du bist gestorben und seine ganze Familie hält ihm die Wahrheit vor. Weshalb?" Etsu schüttelte unwillkürlich den Kopf. Ein Missverständnis. Mehr steckte nicht dahinter? Sie fühlte sich gerade wie vor den Kopf geschlagen, dennoch gab es diese Aussage ihres Gemahls und seine Tat. In dem Moment, als es schlecht um sie stand, sie seine Nähe als wohltuend empfunden hätte, lief er fort und ließ sie allein sterben. "Komme mit mir nach Westtown und kläre die Angelegenheit!", forderte die Witwe und unterbrach die Grübeleien der anderen. Doch die Dämonin weigerte sich: "Ich kann nicht." Sie setzte ihren Weg fort, obwohl Asha ihren Arm packte und sie festhielt. Mit einem gefährlichen Ton und einem kalten Blick warnte Etsu: "Halte mich nicht auf!" Die schwarzhaarige Frau hatte dies jedoch nicht im Sinn, sondern nur eine letzte Bitte: "Gib mir dein Halstuch. Sesshomaru wird meinen Worten erst glauben schenken, wenn er einen Beweis hat. Dein Geruch wird ihn überzeugen." Die rechtmäßige Gefährtin des Saloonbesitzers erfüllte den Wunsch und schürzte Gleichgültigkeit vor. Sie saß bereits im Zug, der sie zurück nach Kalifornien brachte zu ihrer Tochter und ihrer Schwägerin, Sesshomarus älterer Schwester, als sie erneut an die Angelegenheit dachte. Jeden Moment ließ sie in Gedanken vorüber streichen und setzte das Puzzle zusammen. Wie konnte Sesshomaru nur annehmen sie war umgekommen. Dann erinnerte sie sich schwach an die Aussage des Kurpfuschers. Nach den von ihm verwendeten Worten bekam ein Zuhörer den Eindruck, dass sie bereits nicht mehr lebte. Der angebliche Arzt gab ihr Laudanum, was sie müde machte und die Schmerzen betäubte. Sie stand kurz vor einer Ohnmacht, als ihr Gefährte den Raum betrat, und war dadurch nicht mehr ansprechbar. Offenbar reagierte sie nicht auf die Worte ihres Gemahls und nur undeutlich hörte sie den Heiler etwas sagen, das sich anhörte, wie: "Es ist vorbei. Der Atem des Kindes versagte. Die Nabelschnur hat es erdrosselt." Danach nahm sie den Unmut des Silberweißhaarigen wahr, spürte deutlich seine Verärgerung und bezog es auf sich. In dem Moment dachte sie, Sesshomaru ärgerte sich, weil er sein Kind, seinen Erben nicht bekam. Zum Glück war es noch nicht vorbei. Sie hatte immer noch genug Kraft, um zu kämpfen, und hielt einige Minuten länger durch, bis kompetente Hilfe kam. Ihre Tochter war ebenso eine Kämpferin. Als draußen außerhalb der Scheibe die Landschaft vorüberzog und sie immer weiter fortbrachte von ihrem Gefährten, ballte die Dämonin ihre Klauenhände zu Fäusten, schloss die Augen und gönnte sich einen Moment der Schwäche. Sie sehnte sich nach Sesshomarus Umarmung und Ashas Worte weckten Eifersucht in ihr. Der silberweißhaarige Youkai gehörte ihr. Kein Mensch hatte das Recht sich einzumischen. Anderseits vielleicht war die Frau schlauer als sie es ihr zugestand. Zwar haftete ihr der Geruch von Taros Sohn an aber ebenso auch der des Richters. Sie erkannte den Ring wieder, den die Betreiberin der Kutschenlinie trug. Diesen kaufte sie zusammen mit ihrem Schwiegervater vor Monaten und seiner Aussage nach, wollte Taro ihn für seine zukünftige Gefährtin. Das brachte sie auf den nächsten Punkt. Es war des Richters Wunsch, das sie Souta nach Westtown brachte, sich im Büro des Sheriffs nach Miss Asha erkundigte. Da steckte eiskalte Absicht von Inu no Taisho dahinter. Sicherlich wollte dieser, dass sich die entzweiten Eheleute trafen. Doch stattdessen lieferte sie den Jungen bei der Witwe ab, weil sie dieser Person nicht zufällig in Denver über den Weg lief. Sie hatte Asha nämlich aufgelauert. Sie rang seit Tagen mit ihrem Gewissen, ob sie den Befehl des Richters nachkam. Da sie ihrem ehemaligen Gemahl nicht treffen wollte, suchte sie deshalb nach einer anderen Lösung. Dank einiger Erkundigungen wusste sie, das die Betreiberin der Kutschenlinie mehrmals im Monat das Gemischtwarenlager aufsuchte. Dort hatte sie einen dort arbeitenden Jungen bestochen, der sie sofort informierte. Jetzt aufgrund der neuen Erkenntnisse änderte sich vieles. Am liebsten würde Etsu an der nächsten Bahnstation aussteigen, doch ihr Stolz verhinderte das. Sie konnte sich nicht zu diesem Schritt überwinden. Meile um Meile legte der Zug zurück, ohne dass sie ihre Meinung änderte. Noch lange fragte sich Asha, ob sie nicht hätte, mehr tun oder sagen können. Es dauerte eine Weile, bis sie sich an ihren Fahrgast erinnerte. Eigentlich war es Souta, der ihre Gedanken unterbrach. Er zupfte sie am Ärmel und bat: "Kann ich etwas zu Essen haben?" Mit einem lächeln, strich sie dem Kind zärtlich durch die Haare und sagte: "Natürlich. In der Kutsche habe ich einen Verpflegungskorb." Während Kagomes Bruder mit großem Appetit in den Kanten Brot biss, gab die junge Frau dem Pferd eine Möhre. Dann hob sie Souta auf den Sitz, ließ sich selbst nieder und lenkte das Gespann zum Bahnhof. Der Zug aus Kansas hielt etwa eine halbe Stunde später, und während die Lok Wasser aufnahm, stiegen Passagiere aus und andere zu. Ashas Augenmerk richtete sich nur einen Moment auf Etsu. Die Dämonin zögerte, sah zu ihr herüber und kletterte dann die Stufen empor. Dann verschwand sie im Inneren des Waggons. Deshalb zuckte die junge Frau mit der Schulter, dachte an das Tuch in ihrem Gepäck und hoffte, das es ihrem Verlobten genügte, damit er um seine Gefährtin kämpfte. Danach musterte sie die eilenden Massen und es dauerte nicht lange, bis sie den Comte entdeckte, der aus der Menge hervorstach. Er hatte zwar nur eine durchschnittliche Größe, doch sie spielte keine Rolle. Die Witwe erkannte ihn durch seine Erscheinung, die aristokratische Haltung und sein ungewöhnliches jugendliches Aussehen. Viele Frauen blieben stehen, widmeten ihm ihre Aufmerksamkeit, wünschten sich durch das dunkelbraune weich anmutende Haar zu streifen oder tief in die blauen Augen zu blicken. Er ignorierte sie alle, denn Raoul schlussfolgerte sofort auf die einzige Person, die ihn im Moment interessierte. Er verließ den Strom der Menschen, steuerte auf die Betreiberin der Kutschenlinie zu und fragte: "Miss Asha Martinez?" Bevor er antwort bekam drehte er seinen Kopf schenkte dem Jungen ein Lächeln und begrüßte ihn: "Souta." Mit vollen Mund sprang der Kleine von seinem Sitz auf, verbeugte sich, wie es ihm einst seine aus Japan stammende Eltern beibrachten, und murmelte: "Onkel Raoul." "Schön dich wiederzusehen. Mir scheint es, du bist gewachsen", reagierte der Adlige und umarmte das Kind. Erst danach widmete er seine Aufmerksamkeit Asha, griff nach ihrer Hand, führte sie an seinen Mund und hauchte einen Kuss darauf: "Enchanté - Es freut mich, euch kennenzulernen. Der ehrenwerte Richter vergaß zu erwähnen, wie schön ihr seid, Madame." Die Witwe musste bei dem Kompliment unwillkürlich lächeln und war froh, gewarnt worden zu sein. Sie setzte zu einer Antwort an, doch der Comte kam ihr zuvor: "Vergebt mir, keine Titel. Ich bin Raoul oder Monsieur Vaillant." "Dann nennt mich Asha und es ist mir ebenso eine Ehre euch kennenzulernen. Ich habe schon lange keine Gespräche in Französisch geführt", entgegnete sie ehrlich und wollte ihre Hand zurückziehen. Der Geschäftsmann hielt sie weiterhin fest, fesselte ihren Blick und es hatte den Anschein, als hypnotisierte er sie. Mit einem heimlichen Gedanken an Taro entzog sich die junge Frau dem Bann, rechnete jedoch nicht mit Raouls nächstem Zug. Er änderte seine Taktik, zog die Hand, welche er immer noch gepackt hatte an seinen Körper, sodass sie stolperte und gegen ihn fiel. Asha schluckte und stellte plötzlich fest, wie viele düstere Blicke von weiblichen Wesen auf ihrer Gestalt ruhten. Deswegen wurde sie noch nervöser und murmelte: "Raoul ihr bringt mich in Verlegenheit. Man starrt schon. Als anständige Witwe habe ich einen Ruf zu verlieren." Vor allem befürchtete sie, dass zwei gewisse Nonnen sich zum Bahnhof verirrten und sie in dieser verfänglichen Situation erwischten. Als wenn das nicht genug war, schnupperte der Geschäftspartner vom Sesshomaru gerade an ihrem Hals, runzelte die Stirn und brachte Abstand zwischen ihre Körper. Gleichzeitig entschuldigte er sich: "Verzeiht Asha, ich habe mich hinreißen lassen. Schönen Frauen kann ich einfach nicht widerstehen." "Ein Casanova, wie er im Buche steht", murmelte die Witwe und entdeckte den Schalk in den Augen des Comte. Nach dem Erlebnis mit Juan im letzten Jahr legte sie Misstrauen an den Tag.  Allerdings fühlte sie sich in Raouls Gegenwart eher umschmeichelt als bedrängt. Es war seine Art mit Frauen umzugehen, sie zu betören und sie für sich einzunehmen. Ob er jedoch ernsthaft Interesse an ihr zeigte, wusste sie nicht. Wenn würde er vermutlich offen sprechen und nicht mit ihr spielen. Es war noch nicht vorbei, wie sie gleich hören sollte. "Ich bin untröstlich und bedauere es. Wie ihr seht, bin ich ganz zerknirscht", versuchte Raoul die Situation zu seinen Gunsten zu entscheiden. "Es tut euch leid?", hakte die Betreiberin der Kutschenlinie nach. Mit einen Nicken bestätigte der Aristokrat und schmunzelte etwas. "Tut es nicht", widersprach die schwarzhaarige Frau: "Ihr seid ein Lügner, ein charmanter zwar aber ein Lügner." Jetzt erst wurde ihre Hand freigegeben und der Ausdruck des dämonischen Abkömmlings änderte sich, ein Schatten oder vielmehr ein trauriger Zug legte sich kurz auf sein Gesicht. "Wie jedes männliches Wesen sehne auch ich mich nach der Einen." Im nächsten Moment war die charmante Miene zurück. "Ihr habt nichts zu befürchten Asha, da ich die Ansprüche eines Taishos respektiere. Mir ist nur noch nicht klar, welcher euer Auserwählter ist." Ein Zugbegleiter mit dem Gepäck des Comte erschien und dadurch wurde die Witwe vorerst einer Antwort enthoben. Nach dem Beladen des Wagens brachen sie auch schon auf und unterwegs führten sie eine angenehme Unterhaltung. Irgendwann auf halben Weg, nachdem die junge Frau einen guten Eindruck von dem Adligen gewonnen hatte, sagte sie zu ihm: "Eines Tages werdet ihr die Richtige finden, die eine, die euch wirklich braucht, weil ihr sie, wie kein anderer, versteht." Den Blick weit in die Ferne gerichtet, antwortete Raoul: "Möglicherweise." Danach herrschte Schweigen und der Comte betrachtete den schlafenden Jungen auf seinem Schoß. Seine Gedanken schweiften ab, zurück in die Vergangenheit, während der Wagen Westtown entgegen rollte. Kouga hätte gern mit dem Comte ein paar Worte gewechselt, doch er blieb auf seinem Posten. Juan rief ihn später in sein Büro und besprach mit ihm seinen täglichen Ablauf. Der Saloonbesitzer genoss es zwar einen dämonischen Leibwächter zu besitzen und erhoffte sich dadurch weniger Ärger im Saloon, trotzdem zog er menschliche Gesellschaft vor. Der Wolf hielt sich zum Glück im Hintergrund und sprach nur das Nötigste. Bald verließ er den Arbeitsraum wieder, suchte sich einen Standpunkt, wo er den Schankraum ohne Einschränkungen überblicken konnte und stellte sich auf eine lange Nacht ein. Sobald lautes Getöse an der Tür erklang, verstummte jedes Gespräch im Raum, selbst der Klavierspieler hörte mitten im Lied auf. Zwei spärlich gekleidete Dämonen schoben ein Bündel zur Tür herein, welches sich heftig wehrte. Obwohl die Rothaarige gefesselt, wie ein Rollbraten fest verschnürrt und geknebelt war, schaffte sie es um sich zu treten und ihren Begleitern heftige Fußtritte zu verpassen. Diese fluchten, packten erneut zu. Diesmal wand sich die Gefangene wieder, kam halb frei und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Kouga brüllte durch den Raum: "Loslassen sofort!" Der zweite Wolf reagierte tatsächlich und so knallten die Füße als Nächstes auf die Dielenbretter. Der schwarzhaarige Leibwächter brauchte nur einige Schritte um den ganzen Raum zu durchqueren, packte im nächsten Augenblick Ginta an der Kleidung und zog ihn an sich heran, sodass sich ihre Nasen fast berührten: "Was tut ihr beiden hier Baka? Weshalb seid ihr nicht gestorben?" Beide Wolfsdämonen kreischten begeistert los: "Kouga, du lebst." Irgendwie schafften sie es beinahe gleichzeitig, ihrem ehemaligen Anführer um den Hals zu fallen. Dieser befreite sich missmutig, warf einen Blick zu Boden auf die Rothaarige. Es dauerte nur einen Lidschlag lang, bis er sie erkannte. Die Haarfarbe und die giftig grünen Augen hatte er nie vergessen. Aufgebracht bückte er sich, machte sich an den Fesseln zu schaffen und scheltete: "Wisst ihr überhaupt, wer das ist. Ayame die Enkelin des Herrn der Wölfe." "Nicht", riet Ginta erschrocken. "Wenn du sie losmachst, stürzt sie sich wie eine Furie auf dich." "Verwechsle mich nicht mit euch. Ich erwarte eine Antwort", erinnerte Kouga, hielt dann inne, weil ihm der Blick seiner ehemaligen Verlobten überhaupt nicht gefiel. Dann trat sie tatsächlich nach ihm. "Ist eine lange Geschichte", begann Hakkaku und bat: "Können wir irgendwo hingehen, wo wir nicht so viel Aufmerksamkeit erregen?" "Nehmt mein Büro", schlug Juan vor, der inzwischen dazu gekommen war. Da öffnete sich schon die Schwingtür und der Sheriff trat ein. Doch dem Saloonbesitzer gelang es, ihn abzuwimmeln. Entfernte Schüsse lockten den Gesetzeshüter zusätzlich fort. Dankbar bückte sich Sesshomarus Leibwächter erneut, riet Ayame: "Benimm dich und halte Still, wenn ich dich befreien soll!" Danach trug er sie in den hinteren Bereich, schüttelte den Kopf und fragte sich, weshalb sie sich selbst ihm gegenüber wie eine Wildkatze benahm. Es würde sicherlich eine interessante Geschichte werden. Kapitel 19 - Verkauft Während Ayame ihre Freiheit gewinnt, hat Kagura nicht so viel Glück. Wieder einmal wird sie wie eine Ware behandelt. Kapitel 19: Verkauft -------------------- Kapitel 19 - Verkauft Im Hinterzimmer nahm Kouga der Wölfin den Knebel ab. Statt jedoch Dankbar zu reagieren, schnellte sie hoch und biss ihm in den Arm. Dabei knurrte sie ihren ehemaligen Verlobten an, um ihn auf Abstand zu halten. Ihr Verhalten verwirrte den Wolf immer mehr. Er stand mit seinem gezückten Messer da, mit dem Vorhaben die Fesseln zu zerschneiden, doch jetzt zögerte er. Die grünen Augen der Dämonin behielten die Waffe genau im Blick und kurz flackerte Angst darin. Deshalb bückte er sich zu ihren Füßen nieder und setzte hier zuerst an. Der Besitzer des Saloons, in dessen Büro sie standen fuhr, aufgrund Ayames Reaktion zurück und flüsterte ängstlich: "Hat sie Tollwut?" Der Leibwächter betrachtete nachdenklich die Bisswunde, welche nicht sehr gefährlich wirkte und zuckte mit den Schultern. Ihm gegenüber hatte sich Ayame immer als anschmiegsames weibliches Wesen verhalten. Wenn sie jemand angriff, dann nur ihre Konkurrenz. Doch dies war lange her, und als er sie zuletzt sah, überschritt sie erst die Schwelle zwischen Kind und junger Frau. Seine Taten hatten ihn fortgetrieben und er diente gezwungenermaßen Sesshomaru. Was geschah nur in der Zwischenzeit. Die Geschehnisse der Vergangenheit und Ayames Stimme brachten ihn nun gleichzeitig in die Gegenwart zurück. Die Rothaarige wandte sich an Juan: "Ich habe keine Tollwut. Bleibt ruhig im Raum, es kann nicht schaden, einen Zeugen zu haben." Damit stockte sie kurz, schmälerte ihre Augen und mit einem leichten bösartigen Ton, sprach sie weiter und versteckte eine Warnung in ihren Worten: "Wenn ich jemand Übles will, dann sind es Wölfe." Diese Worte gaben Kouga den Stichpunkt und er trat vor Hakkadu hin: "Besser deine Erklärung ist gut. Zuerst jedoch, wie habt ihr überlebt?" Der Angesprochene druckste verlegen herum, kratzte sich am Kinn und nach einem Blick zu seinem Kumpan, berichtete er dann: "Wir beide haben uns versteckt. Der weißhaarige Köter war ja nur hinter dir her und so nutzten wir unsere Chance und sind abgehauen. Plötzlich hieß es, du stehst in den Diensten des westlichen Fürsten, und bevor wir zu dir stoßen konnten, verschwanden alle aus dem Land." "Ihr habt den Anschluss verpasst", spottete ihr ehemaliger Anführer. "War ja klar. Was ist danach passiert?" Diesmal übernahm es Ginta weiterzuberichten: "Ayames Onkel Nobu fand uns, als wie gerade Ärger mit Dämonenjägern hatten. Er half und stellte uns in seine Dienste. Seit dem folgen wir ihm, selbst bis hierher. Unser Rudel lebt nun schon einige Zeit im Norden, unmittelbar im kanadischen Grenzgebiet. Naja ...", unterbrach er sich, schielte zu der immer noch gefesselten Rothaarigen hinüber, die giftige Blick verteilte. Diese hielt den Moment für gekommen und sprach über den Teil, der sie persönlich betraf: "Mein Großvater starb vor einigen Wochen und Nobu riss die Macht an sich, obwohl er überhaupt nicht Führungsberechtigt ist. Da ich viele Wölfe auf meiner Seite habe und offen gegen ihn vorgehen wollte, gab er den Befehl mich zu ermorden." Das Gehörte wog schwer und Kouga beunruhigte es. Nobu war der Bruder von Ayames Mutter und hatte somit kein Recht auf diese Position, da er aus einer niederen Familie stammte. Allerdings gab es schon Fälle, wo die Stärke entschied. Ayame als weibliches Wesen konnte da schwer mithalten oder sie fand einen Gemahl, der ihre Interessen vertrat. Ein Machtkampf innerhalb des Wolfsrudels zu diesem Zeitpunkt war sehr brisant. Die Dämonen hatten nicht den verlustreichen Kampf gegen die Menschen geführt, um endlich anerkannt zu werden, nur damit sie sich plötzlich gegenseitig töteten. Davon musste der Richter dringend erfahren. Im nächsten Augenblick lachte der schwarzhaarige Leibwächter plötzlich los. Denn ihm fiel eine Tatsache ein: "Was denn. Dein Onkel beschließt deine Ermordung und beauftragt die beiden Nichtsnutze damit. Ohje er muss wirklich wenig vertrauenswürdige Anhänger besitzen." Er schwieg und betrachtete seine ehemaligen Begleiter. Beide waren nicht ganz helle aber sie besaßen eine Eigenschaft, Loyalität. Blind folgten sie ihm überall hin. Schaffte es der neue Rudelführer sie dazuzubringen, seine Befehle auszuführen? Wohl kaum, sonst gebe es eine tote Wölfin. Nicht er fragte, sondern der Mexikaner wollte wissen: "Die Grenze liegt einige Tagesreisen entfernt. Da eure Gefangene einen sehr lebendigen Eindruck vermittelt, was tut ihr hier in meinem Saloon?" Ginta wich zurück, hob abwehrend seine Hände und bat: "Nicht sauer sein Kouga. Wir brachten es einfach nicht über uns, sie zu ermorden. Deshalb wollten wir sie an ein Bordell verkaufen. Wir haben gehört einige Besitzer zahlen gut für schöne Wesen. Mit dem Erlös wollten wir uns dann auf die Suche nach dir begeben." Daraufhin erklärte Juan: "Meine Mädchen arbeiten freiwillig bei mir. Wenn sie eine Anstellung will gern, wobei ich mir durchaus ..." Ayame gab, Ayame gab ihm nicht die Gelegenheit seinen Satz zu vollenden. Sie fauchte los: "Komme mir nicht zu nahe Perversling, sonst wird dir Kouga, mein Verlobter ein paar auf die Nase geben." Während dieser nun die Fesseln vollständig löste, beruhigte er die Rothaarige: "Der Casanova mag Dämonen nicht besonders, deshalb wollte er ganz bestimmt keine intime Beziehung mit dir. Mach dir keine Gedanken, ich bringe dich an einen Ort, wo du sicher bist. Dein Onkel ist nicht dumm und der Letzte, mit dem er sich anlegt, ist Inu no Taisho. Seine Söhne vertreten in Westtown das Gesetz. Die Stadt gehört praktisch Sesshomaru und Inuyasha ist dort der Sheriff." Einen Moment überlegte Ayame, was sie tun sollte. In ihrem Inneren brodelte der Zorn und sie würde die beiden Dummköpfe am liebsten in der Luft zerreißen. Dennoch verdankte sie den beiden ihr Leben, ohne sie wäre sie nun nicht in Sicherheit. Sie musste lächeln, denn etwas verschwiegen die Handlanger. Zwar sollte sie verkauft werden, aber die beiden hatten vor sie wieder zu befreien. Den Plan hörte sie nämlich mit an. Die Wölfin seufzte und dachte weiter nach, konnte sie ihr Leben wirklich in die Hände von Kouga legen? Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste das Risiko eingehen, doch ihr Vertrauen verschenkte sie nicht, das sollte er sich ruhig verdienen. Sie hoffte, der Weg war nicht weit, da sie durch ihr Misstrauen nicht schlafen wollte, sondern stets wachsam blieb. Auf jeden Fall konnte nur der Herr der Hunde ihr jetzt noch helfen, denn sie trug etwas bei sich, was ihren Anspruch legalisierte. Darüber würde sie nur mit ihm sprechen. Als der letzte Strick von ihrem Körper abfiel, erhob sie sich, massierte ihre Arme um die Blutzirkulation anzuregen, die durch das straffe Leder stockte, und betrachtete ihren Verlobten. Da er nicht widersprach, besaß er vermutlich keine Gefährtin und deshalb wollte sie um ihn kämpfen. Er gehörte ihr. Denn Kougas Nähe hatte noch eine andere Wirkung auf sie. Deshalb packte sie den Wolf an seiner Kleidung, dirigierte ihn etwas in ihre Richtung und schaute in seine blauen Augen. Dann presste sie ihre Lippen auf seine, küsste ihn stürmisch. Im ersten Moment überraschte es den Leibwächter, doch dann schlang er seine Arme um den Körper des weiblichen Wesens und erwiderte den Kuss, bis sie ihn beide aus Atemnot unterbrechen mussten. "Das wäre dann wohl geklärt", murmelte der Mexikaner an der Tür, froh das die kleine Wildkatze besänftigt wurde. Er fürchtete nämlich ein wenig um seine Einrichtung. Später ließ er ein Zimmer für die Wölfin herrichten, sorgte für ein Bad und frische Kleidung. Am nächsten Morgen begaben sich die Wolfsdämonen auf den Weg, denn der Richter sollte so bald wie möglich von den Ereignissen Kenntnis haben. Juan hatte inzwischen zwei anständige Revolvermänner gefunden, ehemalige Soldaten, denen er sein Leben anvertrauen konnte. Inzwischen fuhr Asha mit mehreren Zwischenstopps weiter. Leider sprach Raoul nur wenig über sich, sondern wollte stattdessen alles über ihre Familie wissen. Einige Male dachte die junge Frau daran den Comte über die Taishos auszufragen, beließ es aber dann. Wenn sie mit jemand über Etsu sprechen konnte, vermutlich direkt mit Sesshomaru oder dem Richter. Sie entschied sich am Ende für Taro, denn er war gesprächiger als sein Sohn. Mit diesem Entschluss beseelt erreichte sie ihre Farm, wohin sie Souta brachte. Die Higurashi Geschwister lagen sich dann in den Armen, weinten vor Freude, erzählten und waren einfach glücklich. Während Kagome und Souta das Wiedersehen feierten, stand der Aristokrat abseits und trauerte um seine Familie. Asha kam später zu ihm, brachte ihm eine Flasche Wein mit den Worten: "Er stammt aus Kalifornien. Der Vater meines verstorbenen Mannes besitzt eine Orangenplantage und baut Reben an." Nachdem der Comte einen Schluck probierte, lobte er: "Ein vorzüglicher Jahrgang." Danach seufzte er kurz, setzte sich unter den großen Baum am Rande des Hofes und bat Asha neben ihm Platz zu nehmen. Nach einer kurzen Pause offenbarte er: "Meine Familie betätigte sich selbst im Weinanbau. Rot, weiß oder rose. Viele Adlige kauften bei uns und selbst der König hatte sich lobend darüber geäußert, obwohl er die Reben einer anderen Gegend bevorzugte. Wir beuteten die Bauer nicht aus, sondern unterstützte sie, wenn es ihnen schlecht ging." "Trotzdem hat man ...", begann die Witwe erst und unterbrach sich: "Bitte entschuldigt. Es liegt nicht in meinem Interesse, alte Wunde aufzureißen." Raoul nahm die Flasche, schenkte sich nach und trank das Glas in einem Zug leer. In diesem Moment sah er sehr verletzlich aus. Sie wollte deshalb das Thema auf etwas anders lenken. Asha deutete zum Haus und fragte: "Der schwarze Koffer, ich habe früher schon solche gesehen. Der Inhalt, besteht er aus wichtigen Utensilien, wie Ärzte sie gern benutzen?" Der Comte nickte und erklärte: "Um den Menschen, egal ob reich oder arm zu helfen wurde, ich Arzt. Solange ich jedoch für meine Taten keine Vergebung gefunden habe, kann ich nicht mehr praktizieren." Mit einem Blick, weit in die Ferne gerichtet, rieb sich der Adlige die Hände. Etwas unsicher griff Asha nach seiner Hand, hielt sie fest und versuchte ihm Trost zu spenden. "Ihr habt eure Familie gerächt", schlussfolgerte die junge Frau. "Erzählt mir davon, vielleicht hilft es!" Irgendetwas am Verhalten des Comte änderte sich, seit sie Denver verlassen hatten. Er ließ offenbar sein wahres Wesen durchschimmern und sie vermutete, der Charmeur war nur ein Teil seiner selbst. Die Vergangenheit belastete ihn sehr. Asha sollte gleich erfahren, welche Bewandtnis der Tag hatte. "Heute wäre ihr Geburtstag", murmelte Raoul. Er fing sich gleich darauf, griff erneut zum Wein. Diesmal schüttelte er nur leicht seinen Kopf und stellte beides wieder weg. Alkohol löste seine Probleme nicht und in seiner Stimmung konnte er den erlesenen Geschmack des Weines nicht genießen. Da er nun bereits einige Andeutungen verlauten lassen hatte, entschloss er sich den Rest zu offenbaren. "Bisher habe ich mich noch nie jemanden anvertraut. Mein Partner und seine beiden Leibwächter waren jedoch Zeugen des Geschehens. Genau genommen verdanke ich ihnen mein Leben. Ich sollte von vorn anfangen. In Frankreich flackerte das Feuer der Revolution auf und verbrannte das Land. Viele wurden hingerichtet oder einkerkert, nur weil in ihren Adern blaues Blut floss. Wir hatten Glück und konnten uns aufgrund unserer Einstellung dem einfach Volk gegenüber in Sicherheit wiegen. Diejenigen die uns plötzlich überfielen waren Gesetzlose, welche sich selbst bereicherten wollten und nicht im Namen des Volkes agierten. Trotz heftiger Gegenwehr überwältigten mich einige Männer, schlugen mich bewusstlos und banden mich mit starken Ketten an einen Pfahl. Danach töteten sie meine Mutter und meine Großmutter. Im Anschluss schändeten sie meine Schwester." Die Witwe griff erneut nach Raouls Hand und bat: "Ihr müsst nicht weitersprechen." Er widersprach sofort: "Das muss ich Asha. Es wird Zeit damit abzuschließen. Denn ich glaube, du hast recht. Früher oder später treffe ich ein Wesen und da darf mich die Vergangenheit nicht länger belasten. Mit einer Landsmännin zu sprechen, deren Familie selbst adliges Blut in den Adern hat, fällt mir leichter." "Sehr verdünntes", gab die Schwarzhaarige an. "Meine Vorfahren verließen Jahre vorher Frankreich, noch zur Regierungszeit von Ludwig dem XV. nachdem man ihnen das erfolgreiche Gestüt wegen angeblichen Verrates am König enteignete. Danach kämpften sie hier 1776 in den Kolonien mit gegen die Engländer und befreiten das Land. Noch heute züchten die Delacroix Pferde an der Ostküste." Mit einem schmunzeln und einer Handbewegung die Farm einschließend, entgegnete Raoul: "Inzwischen auch hier in Colorado. Meine Geschichte ist leider dramatisch. Erlaube mir weiterzusprechen?" Nach ihrem Nicken setzte er dann fort: "Nachdem sie von der Kleinen abgelassen hatten, plünderten die Verbrecher den Weinkeller, durchsuchten die Räumlichkeiten nach Wertgegenständen und feierten danach ihren Sieg in ohrenbetäubender Lautstärke. Dieses Getöse lockte Sesshomaru und seine beiden Leibwächter an. Trotz meiner vielen blutenden Wunden, meinem stark geschwächten Körper flehte ich den Hundedämon an, mich loszubinden, damit ich die Peiniger vernichten konnte. Dann bekam ich meinen Willen und stürzte mich auf die fünf schuldigen Banditen, bis keiner mehr übrig war. Offenbar beeindruckte ich Taros Sohn, denn nachdem ich zusammenbrach, gab er den Befehl sich um meine Verletzungen zu kümmern. Ich überlebte nur dank meiner dämonischen Abstammung, ein Mensch wäre daran zugrunde gegangen. Weil mir nichts mehr blieb, außer den Gräbern meiner Familie und eines halb niedergebrannten Anwesens, kehrte ich dem Ort den Rücken, schloss mich den beiden Hundedämonen und dem Wolf an. Wir verließen Frankreich bald und hier baute ich mir eine neue Existenz auf." Raoul schwieg plötzlich, sah seine Hände an, als ob er das Blut der Banditen noch immer daran kleben hatte. Der Wunsch sie zu waschen überkam ihn. Er verschwieg einige Sachen, nämlich das, was der Witwe Albträume beschert hätte. Die Peiniger seiner Familie starben eines qualvollen Todes. Als Arzt wusste er, wie er sie lange genug am Leben halten konnte, ohne ihnen einen vorzeitigen Tod zu bereiten. Allerdings hielten seine Gegner eine Waffe in der Hand und konnten sich zu Wehr setzen, ein Privileg, was den Frauen seiner Familie nicht zustand. Im Prinzip war er ebenso ein Monster und deshalb fühlte er sich nicht mehr berufen als Arzt zu praktizieren. Die einzigen drei Dämonen, die seine Bluttat kannten, würden schweigen. "Ich hatte kein Recht mich als Henker aufzuspielen", murmelte er, ohne daran zu denken, dass die Betreiberin der Kutschenlinie nah genug saß und es hörte. "Wie viele Leben habt ihr gewaltsam genommen und wie viele habt ihr gerettet? Wenn ihr sie nicht aufgehalten hättet, wären noch mehr Unschuldige gestorben", stellte Asha einen Vergleich an. Als Arzt hatte er etlichen Menschen oder Dämonen helfen können, er kämpfte um jedes Leben mit seiner ganzen Macht. Wenn er einen Verletzten sah, konnte er nicht an ihm vorbeigehen, ohne seine Kenntnisse einzusetzen. Banditen starben durch seine Hand nur diese fünf. Verbrecher, die weiterhin geraubt, geplündert oder gemordet hätten. Unwillkürlich musste er der jungen Frau recht geben und sah sein Handeln aus einem anderen Blickwinkel. Seit diesem schrecklichen Tag versuchte er noch intensiver anderen zu helfen, überschüttete sie mit seiner ganzen Liebe, darunter auch Jane. Alles, was er suchte, war selbst ein Wesen, das ihm Gefühle entgegenbrachte und er hoffte, Vergebung zu finden. Er musste kurz an Etsu denken, zwei Leben, die er dank seines Könnens bewahrte, als andere sie schon aufgegeben hatten. Vielleicht wurde ihm bereits verziehen und nur er selbst musste es noch begreifen. Ein wenig war ihm leichter ums Herz, die Sorgen drückten ihn nicht mehr so schlimm zu Boden. Nur wenig später zeigte Asha ihm seinen Schlafplatz, brachte etwas Essen und zog sich dann selbst ins Haus zurück. Er sah ihr lange nach und beneidete den Mann, der sie eines Tages bekommen würde. Zwar wusste er immer noch nicht, welcher Taisho sich für Asha interessierte, dennoch tippte er auf Taro. Sesshomaru würde sich wahrscheinlich von einem Menschen fernhalten. Er hoffte bald herauszufinden, wer das Rennen um die Gunst der jungen Witwe gewann. Da der Richter in Westtown wartete, würde er dessen Verhalten genau studieren. Kagura saß indessen noch immer in der Hütte fest und bereute den falschen Weg genommen zu haben. Obwohl es ihr zweimal gelang sich zu befreien und ins Freie zu flüchten schaffte sie es nie weit genug. Beim ersten Versuch eilte sie ins dichte Gebüsch und blieb nach wenigen Schritten mit ihrer Kleidung an einer Wurzel hängen. Sie stürzte zu Boden, rollte einen felsigen Abhang hinunter und sah sich dem Gespött der Banditen ausgesetzt. Beim zweiten Mal wollte sie schlauer sein, schnappte sich ein gesatteltes Pferd und quälte sich in den Sattel. Die Windherrscherin ergriff die Zügel und schlug ihre Fersen in dessen Flanken. Der Gaul blieb wie angewurzelt stehen, deshalb wiederholte sie das. Diesmal bockte er, warf die hinteren Beine in die Luft, sodass sie einen Salto nach vorn über den Kopf des Rappen machte. Schnell fing sich Kagura wieder, und obwohl sie Schmerzen verspürte, begann sie davonzurennen. Fergus sah ihren Bemühungen amüsiert zu und eilte ihr dann hinterher. Er holte sie ein, packte ihren Arm und schleuderte sie zu Boden. Drohend sagte er: "Die Unterhaltung ist vorbei Kagura. Noch heute bringe ich dich in die Stadt zurück. Dort werde ich dann deinen Vertrag kaufen. Als mein persönliches Eigentum bist du endgültig meiner Gnade ausgesetzt, also reize mich nicht länger." Die Dämonin schrie auf und rannte los. Lächeln blieb Fergus stehen. Vor der Windherrscherin tauchten zwischen den Bäumen Männer auf, drei von ihnen schnitten Kagura den Weg ab. "Das sind Freunde von mir", stellte der Verbrecher die Fremden neutral vor. Dann ging der Gauner auf die Schwarzhaarige zu, sah sie an. Im nächsten Augenblick hob er seine Hand und ohrfeigte Kagura. "Das war fürs weglaufen." Sofort erhielt sie eine Zweite: "Und das dafür, dass du mich bestohlen hast. Ich hätte das bereits früher tun sollen. Jetzt komm, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!" Brutal packte er ihren Arm und zerrte sie zurück zu der Hütte. Kurze Zeit später wurde die Youkai gefesselt. Fergus warf sich das Bündel über seine Schulter und legte sie danach quer über den Sattel seines Pferdes. Mit ihr ritt er zurück in die Stadt, brachte den Gaul in den Stall und lief bis zum Saloon hinüber. Während er durch die Straßen lief, sagte er mit lauter Stimme:" Sieht du! Einer Hure, wie du es bist, kommt niemand zu Hilfe. Jeder ist der Meinung, du verdienst dein Schicksal." Kagura schwieg und arbeitete weiter an ihren Fesseln. Dann hatte sie es geschafft, streifte sich die Stricke von ihren Gelenken und strampelte sich frei. Weil Fergus nicht mit ihrem plötzlichen Widerstand rechnete, verlor er die Kontrolle einen Moment. Das genügte der Dämonin, sie stürzte zu Boden. Doch Fergus zog sie hoch und schlug ihr erneut ins Gesicht. Irgendwie brachte sie die Kraft auf, sich loszureisen und auf Abstand zu gehen. Dabei stieß sie mit einem Betrunkenen zusammen, der torkelnd aus einer Seitengasse wankte. Dieser quiekte freudig auf und betatsche ihren Körper. Die Windherrscherin versuchte, sich zu befreien. Als sie plötzlich losgelassen wurde, hatte sie zu viel Schwung, kam selbst ins Stolpern und stürzte auf die Straße, genau vor Sesshomarus Füße. Missbilligend blickte der Youkai auf das weibliche Wesen. Er klopfte sich den Staub von seiner Hose und wollte weiter gehen, doch Kagura hielt sich an einem der Hosenbeine fest und zog ihren Körper in die Höhe. Leise und bedrohlich knurrte der Hundedämon warnend. "Verschwinde!" "Hilf mir bitte!", bettelte sie den Youkai an. Sesshomaru stand stolz vor ihr mit erhobenen Kopf, als ob er sie ignorierte. Bei Kaguras Bitte, drehte er seine Augen etwas zu ihr hin. Sein Gesicht blieb weiterhin emotionslos, nur seine Augenbraue bewegte sich in die Höhe. "Hilf mir! Sie prügeln mich sonst zu Tode", wiederholte sie hoffnungsvoll. In diesem Moment rief Fergus: "Geliebte, komm her!" Dem Besitzer des Taishosaloons entging nicht, wie viel Aufmerksamkeit sie plötzlich bekamen. Um seine Sicherheit musste er sich nicht sorgen, denn er wusste, dass seine Leibwächter sofort zur Stelle sein würden. Selbst Kouga, der gerade auf der anderen Straßenseite sein Pferd zum stehen brachte, zog sofort seine Waffe. "Hilf dir selbst!", entgegnete Sesshomaru, hob seine Hand um die Klaue der Dämonin von seinem Arm zu lösen, dabei rutschte der Ärmel des Kleides, welches sie gerade trug hoch. Da er etwas fest zupackte, stöhnte sie vor Schmerz auf. Sein Blick blieb am Arm von Kagura hängen. Wenn ihr ganzer Körper so aussah, musste man sie öfters geschlagen haben. Einige der blauen Flecken verfärbten sich schon gelblich und zeugte somit von früheren Handgreiflichkeiten. Verachtung stieg in dem Hundedämon auf. Nicht nur auf Sly und Fergus, sondern auch gegen Kagura. Zwar kannte er die Umstände nicht, doch in seinen Augen sollte eine Dämonin mehr stolz besitzen als sich so erniedrigen lassen. Wie wenig sie hatte, demonstrierte die Windherrscherin gleich darauf. "Bitte ich würde auch alles dafür tun!", flehte sie erneut verzweifelt. Dennoch rührte sich der Besitzer des Taishosaloons nicht von der Stelle. Vorsichtshalber vermied er jede Bewegung und beobachtete Fergus Armstrongs Revolvermänner. Wenn er jetzt nicht aufpasste, würde er gleich mächtigen Ärger am Hals haben. Es lag nicht in seiner Absicht irgendetwas für Kagura zutun. Dann erzählte sie einen weiteren Grund, weshalb sie Rettung suchte: "Wenn Fergus mich Sly abkauft, ist mein Leben kein Cent mehr wert." Mit schmalen Augen sah Taros Sohn zu dem Saloonbesitzer, der nachdenklich seinen Geschäftspartner taxierte. Dessen schlimmste Befürchtung bewahrheitete sich. Wenn er jetzt keinen Ausweg fand, würde Kagura Fergus lange Liste der Opfer bald vervollständigen. Schon immer war sein Partner skrupellos und er bereute es, sich mit ihm eingelassen zu haben. Mehrmals dachte er bereits daran, dem Richter den einen oder anderen Tipp zu geben. Sobald Fergus im Gefängnis saß, konnte er wieder ruhig schlafen. Ein weiterer Gedanke huschte ihm durch den Kopf, doch er ahnte, dass er die Dämonen nicht auf seine Seite bringen würde. Es sei denn, er bot ihnen etwas an. Noch während seinen Überlegungen wendete sich das Blatt. "Auch Slys Füße lecken?", höhnte einer der Umstehenden, ein Bandit. Aus den Reihen von Slys Männern und von den neugierigen Passanten ertönte Gelächter. Kagura erbleichte, sie wich minimal zurück. Doch da kam ihr eine Idee. Ihre Hand fuhr an Sesshomarus Seite hinab, bis zum Gürtel. Hier löste sie den Knopf zu der Schnalle und zog ganz langsam den Colt des Hundedämons heraus. Im nächsten Moment fuhr sie schnell herum und richtete die Waffe auf Fergus und drückte ab. Nur ein Klicken erklang, kein Schuss löste sich. Deswegen blickte sie entsetzt auf ihre zitternden Hände. Endlich fand sie den Mut zu dieser verzweifelten Tat und der Verbrecher wurde verschont. Sie wollte erneut abdrücken, doch im gleichen Moment wurde der Colt nach unten gedrückt, damit die Mündung auf den Boden zeigte. "Das nächste mal, wenn du jemanden erschießen willst, solltest du prüfen, ob die Waffe geladen ist", gab ihr der silberweißhaarige Youkai einen Rat. Fergus und einer seiner Handlanger griffen jetzt zu ihren eigenen Colts. Sly trat einige Schritte näher und gab seinen Leuten den Befehl sich zurückzuhalten. Kato deckte seinen Boss mit seinem Körper, denn er wusste, wenn die Leibwächter des Dämons eingriffen hatten, sie keine Chance. In früheren Kämpfen hatte er mehrmals besonders Takeos Geschick mit der Waffe bewundern können. Sesshomaru überließ seinen Schutz nicht nur seinen Untergebenen. Es genügte nur eine kurze Bewegung des Handgelenkes bei dem Saloonbesitzer und er hielt einen kleinen Deringer in der Rechten. Diese Waffe war an einem Eisengestell befestigt, welches er unter der Jacke am Arm trug. Durch die Bewegung des Handgelenks konnte er die Halterung lösen und damit rutsche die Waffe in die Hand des Trägers. Er war eine nette, kleine, nützlich Erfindung der Menschen. So konnte man dem Gegner glauben machen, waffenlos zu sein. Sobald Sesshomaru den Deringer gezogen hatte, eilten seine beiden treuesten Leibwächter an seine Seite. Kouga mit einem mehrschüssigen Gewehr bewaffnet und Takeo hatte beide Revolver gezogen. Der Besitzer des Taishosaloons bestimmte: "Ich werde Kagura jetzt mitnehmen." Damit holte der Hundedämon ein Päckchen Banknoten aus seiner Innentasche und warf sie Sly vor die Füße. Der Youkai gab noch warnend an: "Was du mit erwachsenen Menschen machst, ist mir gleichgültig. Von Dämonen und Kindern hältst du dich in Zukunft fern." Kapitel 20 - Eine neue Aufgabe Als Kagura zu einem Fremden aufs Zimmer geschickt wird, ist sie misstrauisch und denkt ihr Leben wiederholt sich. Sesshomaru unterbreitet Raoul einen Vorschlag. Wird er annehmen, und wieder als Arzt praktizieren. Kapitel 20: Eine neue Aufgabe ----------------------------- Kapitel 20 - Eine neue Aufgabe Ohne eine Antwort abzuwarten, schob der Hundedämon den Deringer zurück in seinen Ärmel und arretierte ihn dort. Als Nächstes nahm er Kagura den Colt mit dem Perlmutgriff ab, steckte ihn zurück, in sein Holster. Danach packte er die weibliche Dämonin, stieß sie Kouga in die Arme und befahl: "Bring sie in den Saloon!" Sesshomaru wollte ihm sofort folgen, doch der Besitzer des Millersaloons trat näher und reichte ihm einen Umschlag, der den Vertrag der Windherrscherin enthielt. Er nahm ihn wortlos an sich und setzte seinen Weg fort. Takeo deckte den Rückzug seines Herrn, erst danach wandte er sich selbst zum Gehen. Wusste er doch, das ein versteckter Schütze oben, auf dem Dach des Taisho Saloons, lag und alles im Auge behielt. "Boss?", fragte Kato besorgt. Sly zählte die Scheine und grinste danach: "Lass ihn gehen", fing er an. Er wedelte mit dem Geld und erklärte: "Das hier ist mehr als das doppelte, als was ich ursprünglich für Kagura gezahlt habe. Der Dämon hat recht. Es gibt andere Frauen." Somit rief Kato alle Revolvermänner des Millersaloons zurück. Bis auf die üblichen Wachen blieb niemand im Freien. Sly Millers Partner blieb jedoch an Ort und Stelle stehen, sah ihm grimmig hinterher. Dann ballte er seine Faust und schlug sie mit voller Wucht gegen einen Pfosten: "Bastard." Danach drehte er sich zu seinem Stellvertreter um und befahl: "Hole die anderen in die Stadt, ich will das wir eine übermächtige Präsenz darstellen. Sie sollen bei ihrer Ankunft Slys Leute isolieren. Es wird Zeit das wir die Macht hier übernehmen." "Was ist mit den Dämonen?", fragte der Untergebene besorgt mit einem Wink seines Kopfes zu dem vornehmen Eckgebäude. "Solange kein Schuss fällt und wir nichts Illegales tun, kann der Richter nichts machen", spottet Fergus und triumphierte leicht dabei. "Um Sly kümmere ich mich selbst. Wenn seine Leute nicht spuren, müssen wir sie heimlich beiseiteschaffen und ihnen die Kehle durchschneiden. Ich will keinen Unzufriedenen, der gegen mich aussagt." Er sah seinem Stellvertreter hinterher und ging erst danach zum Gebäude, suchte dort sofort sein Zimmer auf. Er ließ sich weder in dieser Nacht noch am kommenden Morgen unten sehen, verzichtete sogar auf weibliche Gesellschaft. Kagura wurde ein Zimmer zugeteilt, sie erhielt neue Kleidung und durfte ein Bad nehmen. Ihr stand es frei sich im Gebäude zu bewegen, Takeo riet ihr nur davon ab auf die Straße zugehen. Gerade noch verzweifelt wusch sie sich mit dem Wasser alles ab und gewann eine große Portion Selbstbewusstsein zurück. Sie stolzierte im Saloon umher, als wenn sie die neue Herrin wäre. Die anderen Mädchen flüsterten hinter vorgehaltener Hand, verwünschten sie. Jane drückte ihr einen Besen in die Hand, den Kagura mit zwei Fingern in die nächste Ecke stellte. Erbost stemmte die Halbdämonin ihre Fäuste in die Hüfte, fauchte und sagte zu ihr: "Wir alle müssen unseren Unterhalt verdienen. Du bildest keine Ausnahme." "Sesshomaru ist, der einzige von dem ich mir etwas sagen lasse", erwiderte sie schnippisch und setzte ihren Rundgang durch den Raum fort. Der silberweißhaarige Youkai sah die Szene und bat die halbe Katze in sein Büro, wo er ihr offenbarte, dass sie nicht länger im Saloon arbeiten, durfte. Bevor er ihr die neue Aufgabe mitteilen konnte, stürmte sie aus dem Raum. Er ließ den kleinen Hitzkopf vorerst gehen, sah ihr nur nachdenklich nach und beauftragte Takeo später damit, Jane seinen Wunsch auszurichten. In Zukunft sollte die Hanyou, die Führung des benachbarten Hotels übernehmen. Eine Aufgabe, der sie gewachsen war, denn immerhin erhielt sie eine gute Schulbildung. Danach ging der Dämon zum Schankraum, blieb jedoch etwas verborgen im Gang stehen und beobachtete seinen Neuerwerb. Ihm war bis jetzt nicht klar, in welcher Stellung sich die Windherrscherin sah. Den Worten nach, die sie den anderen Mitarbeiterinnen gegenüber fallen ließ, hielt sie sich wohl für seine neue Geliebte. Manchmal schimmerte weit mehr durch. Allerdings würde er lieber Asha heiraten als mit dieser arroganten Schnepfe ein einziges Mal das Bett zu teilen. Deshalb wollte er Kagura aufsuchen und ihr eine Lektion erteilen, denn ihr Benehmen hieß er nicht gut. Sobald die Windherrscherin ihren neuen Besitzer sah, verunsicherte sie seine reglose Miene. Der Dämon befahl: "Kagura, folge mir!", und ging voraus durch den Gang zu einem Hinterzimmer. Sie betrat den Raum und blieb stehen, weil Sesshomaru das ebenso tat. Er blickte sie mit einem eisigen Blick an, bevor er blitzschnell handelte. Der Saloonbesitzer drängte Kagura in dem Raum nach hinten, schob mit beiden Händen ihren Rock hoch und im nächsten Augenblick saß sie auf einem der hier gelagerten Tische. Während eine Klauenhand an den Innenseiten ihrer Schenkel nach oben fuhr, streifte er mit der anderen den Arm entlang und ergriff den Rand der Bluse, als ob er die Absicht hegte, sie ihr von der Schulter zu zerren. "Sesshomaru sollten wir dafür nicht einen diskreteren Ort aufsuchen", schlug die Winddämonin vor. Ihr war es peinlich, was der Hundedämon mit ihr machte. Die Tür stand offen und der Flur verband den Saloon mit der Küche, wo sicher bald jemand auftauchte. Der Saloonbesitzer unterbrach sich jedoch, da er nie die Absicht hatte, Kagura näherzukommen. Er taxierte sie aus schmalen Schlitzen: "Du bist eine Hure Kagura und mein Eigentum. Ich kann es mit dir treiben, wo es mir beliebt." Die Worte, leise gesprochen und mit einem gefährlichen Klang, ließen sie erschauern. Wollte er wirklich hier öffentlich seinen Spaß mit ihr haben. Sein Gesichtsausdruck verhieß jedenfalls nichts Gutes. Doch statt sein tun fortzusetzen, entfernte er sich von der Windherrscherin und befahl: "Verschwinde!" Er selbst richtete seine Kleidung und ging zur Tür hinaus als wäre nichts geschehen. Kagura blieb wie angewurzelt auf dem Tisch sitzen. Die Worte von Taros Sohn schmerzten innerlich. Zwar hatte er sie aus Slys Saloon geholt, doch auch in seinen Augen war sie offenbar nichts wert. Seine Stimme schreckte sie auf: "Lektion eins. Benimm dich wie eine Hure und du wirst so behandelt. Falls du dich besinnst, arbeitest wie alle anderen, werde ich dich auch so respektieren, wie jeden meiner Angestellten. Es spielt dabei keine Rolle, das ich dich gekauft habe. Du bist die Letzte, die ich mir in meinem Bett wünsche." Noch während Sesshomaru sprach stieg ihm ein bekannter Geruch in die Nase. Asha auf dem Weg in sein Büro stand plötzlich mitten im Gang, dabei entging ihr nicht, der Zustand der Dämonin, deren Haare wirr aussahen. Länger als sie sollte, starrte sie Kagura an. Was ihr dabei im Kopf herumging, ließ sie sich nicht anmerken. Immerhin hatte ihr der Silberweißhaarige erst wenige Tage zuvor die Vermählung vorgeschlagen. "Trotz ihrer Annahme ist Kagura nicht meine Konkubine", erklärte der Saloonbesitzer und schloss die Tür. Danach führte er die Witwe in sein Büro. "Mir musst du nichts erklären", milderte die junge Frau den falschen Verdacht ab, nahm etwas aus ihrer Tasche und überreichte es Taros Sohn: "Dein Beweis. Wenn du mehr Informationen willst, frage Kagomes Bruder. Souta hat das letzte Jahr bei deiner Gefährtin und deiner Tochter gelebt. Offenbar ist sie eine wunderbare liebevolle Mutter, seinen Worten nach." "So wie du", gab Sesshomaru an und Asha stutzte. Sie befand sich schon im Gehen und blickte zurück. Hatte sie da den Anflug von Bedauern gehört? Sie schüttelte ein wenig den Kopf, seufzte innerlich. Eher eine Täuschung schlussfolgerte die Witwe, bevor sie endgültig ging, da sie dringend mit dem Richter sprechen wollte. Deswegen sah sie nicht, wie der Youkai den Geruch des Tuches einzog und es lange an seine Nase hielt. Er brauchte dringend Antworten und die würde er bald bekommen. Am besten er fing bei seinen Leibwächtern an. Indessen verließ die Witwe das Gebäude, sah sich um und entdeckte Inu no Taisho im Gespräch mit Miroku. Sie ging dann langsam zu den beiden. Der Deputy verabschiedete sich nur wenig später und so konnte Taro sich der schwarzhaarigen Frau widmen. Indem er ihr den Arm reichte, bat er sie ihn auf einen Spaziergang durch den Ort zu begleiten. Irgendwann fanden sie sich dann vor der Stadt an dem kleinen Bachlauf wieder und setzten sich an das Ufer. Die Betreiberin der Kutschenlinie musste dem Dämon ihrer Träume etwas gestehen und es fiel ihr schwer anzufangen. Dann fasste sie Mut und sagte: "Sesshomaru hat mich vor einigen Tagen gebeten, seine Gemahlin zu werden. Wir sind ...", hier stockte sie kurz, erzählte dann weiter: "Wir sind verlobt, seit man mir die Kinder wegnehmen wollte." Es folgte keine Antwort. Taro sah sie nur abwartend an. Etwas irritiert wollte Asha wissen: "Du bist nicht sonderlich überrascht?" Der Richter zeigte ein kurzes, eher angedeutetes Lächeln: "Nein, denn es gibt da eine geschwätzige Dame, die mir die Neuigkeit über die Verlobung meines Sohnes unbedingt Nahe bringen wollte. Sesshomaru hatte seine Gründe und es geschah zu deinem Schutz." Die Witwe stimmte dem zu und deshalb fuhr er fort: "Wie lautete deine Entscheidung?" Sie antwortete nicht sofort, sondern spielte mit dem Ring an ihrem Finger, denn sie musste noch mehr offenbaren: "Selbst wenn ich Gefühle für ihn hätte, was nicht der Fall ist, kann ich nicht seine Frau werden. Etsu ist die Einzige die an die Seite deines Sohnes gehört. Sie hat in Denver gewartet und Sota mitgebracht." Erschrocken wich Asha im nächsten Moment ein Stück zurück, weil sich Taros Gesicht ein wenig verfinsterte. Er wirkte plötzlich gefährlich. Doch der Schatten verschwand wieder und das warme Schimmern kehrte in die goldenen Augen zurück. "Schlaue Entscheidung. Offenbar hat sie mich durchschaut. Eigentlich habe ich Etsu beauftragt, Sota hier in Westtown direkt im Saloon abzuliefern." "Sie schien sehr erleichtert, als sie mich traf." Von Taro kam kein Ton, stattdessen schweifte sein Blick in die Ferne zu einem der schneebedeckten Gipfel. Erst die weiteren Worte der Geschäftsfrau brachten ihn zurück zum eigentlichen Gespräch. "Da ist noch mehr. Ich habe Sesshomaru erzählt, das ich annehme, das sie noch lebt und als ich sie unerwartet traf, brachte ich dann einen Beweis mit." Im Anschluss berichtete die junge Frau alles, was damit im Zusammenhang stand, auch das sie Etsu gegenüber die angebliche Verlobung andeutete. Irgendwie fühlte sie sich schuldig und dachte nun, die Situation verschlimmert zu haben. Liebevoll nahm Taro ihre Hände, hielt sie fest und setzte einen flüchtigen Kuss auf die Haut. "Du hast dir nichts vorzuwerfen. Es ist gut, das Sesshomaru die Tatsachen kennt. Nun liegt es an mir dafür zu sorgen, dass sie wieder vereint werden." Wie er das anstellte, da sie recht stolze Dämonen waren, wusste er nicht. Denn sein erster Plan schlug bereits fehl. Seinem Sohn die ganze Wahrheit zu gestehen, war sicher ein Anfang. Asha hatte ihm damit sogar einen Gefallen getan. Jetzt erhob er sich, half ihr hoch und dabei stolperte die Schwarzhaarige über eine Wurzel. Er fing den Sturz der Witwe ab und hielt sie einen Moment im Arm. Ihre Lippen streiften absichtlich seine Wange, sie deutete den Kuss jedoch nur an, weil sie für mehr zu schüchtern war. Bevor der Richter darauf reagieren konnte, hatte sich Asha von ihm gelöst und klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Nachdenklich beobachtete er ihr Tun und er wünschte sich einen ruhigeren Ort, wo nicht alle Augenblicke lang Reiter oder Kutschen vorbeikamen. Nachdem sie sich für den kommenden Sonntag verabredeten, gingen sie danach getrennte Wege. Am Saloon war Sesshomaru zwischenzeitlich ins Freie getreten und näherte sich dem blonden Leibwächter. Dieser lehnte an der Gebäudewand, seinen Blick starr auf den gegnerischen Saloon gerichtet. Mehr als sonst herrschte dort ein ständiges Kommen und gehen. Die unzähligen Revolvermänner behagten ihm überhaupt nicht. Etwas war im Gange und er spürte es mit seinen Sinnen, dass sich eine Katastrophe anbahnte. Fraglich war nur, für wen. "Takeo", hörte der Leibwächter seinen Namen und zuckte zusammen. Der Klang gefiel ihm überhaupt nicht. Er drehte sich zu dem Comte um, der einige Zeit zuvor von Asha in der Stadt abgesetzt wurde. Dieser fragte ohne Umschweife: "Weiß er es?" Der blonde Hundedämon hätte am liebsten geseufzt, beherrschte sich jedoch und antwortete einfach: "Nein." Der Blick des Franzosen verfinsterte sich. Vorwurfsvoll begann er dann: "Er hat ein Recht es zu wissen", hier legte er eine kurze Pause ein. Dann sprach er weiter: "Wenigsten hätte er es ihm sagen können." Der Leibwächter ließ seinen Blick kurz schweifen. Obwohl keine Namen fielen, verstand er die Andeutung. Er sah seinen Herrn, Inu no Taisho in der Nähe der Kirche auftauchen. Was sein Ziel war, konnte Takeo nicht wissen aber nach einem Blick herüber, wohl der Saloon. Leider hielt ein Einwohner des Gesetzesmannes auf und verwickelte ihn in ein Gespräch. Der blonde Hundedämon schaute Raoul an und entgegnete: "Er ist der Letzte, der etwas verlauten lassen würde. In diesem Fall ist er auf ihrer Seite." Gerade war der dunkelhaarige Geschäftsmann dabei seine Meinung dazu zu äußern, als hinter den beiden Gesprächspartnern eine neue Stimme erklang: "Wo hält sich meine Familie auf?" Der blonde Youkai und der menschliche Nachfahre einer Hundedämonin fuhren zeitgleich herum und starrten Sesshomaru an. Keiner von beiden zeigte eine Gefühlsregung, obwohl sie überrascht waren. "Herr. Woher ...?", fing Takeo an. Der Besitzer des Taishosaloons unterbrach ihn: "Asha hat mir davon erzählt." Der Adlige entschloss sich sein Wissen preis zugeben. "Der Einzige, der weiß, wo sich deine Gefährtin aufhält, ist Lord Taro." Dann verstummte er, da sich der Blick seines Geschäftspartners verhärtete. "Schwachsinn. Ihr seid alle in das Komplott eingeweiht", konterte der Besitzer des Saloons. Obwohl er aufgebracht war, verbarg er seinen Zustand sehr gut. Raoul traf zuerst die Entscheidung. Indem er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht schob, forderte er den älteren Geschäftspartner auf: "Setz dich, dann berichte ich dir alles!" Sesshomaru warf ihm einen eisigen Blick zu, ließ sich jedoch nieder. Nachdem der Comte sich ebenso einen Stuhl geholt hatte und während der Leibwächter aufpasste, erfuhr der silberweißhaarige Youkai die näheren Umstände. "Etsu lag im Sterben, weil euer Kind falsch herumlag. Sie konnte nicht gebären. Der Kurpfuscher, dieser Wunderheiler hatte keine Ahnung und sie wäre umgekommen. Glücklicherweise tauchte ich auf und konnte ihr helfen. Als du von deinem Spaziergang zurückkamst und Takeo dir den Zutritt verweigerte geschah es auf meine Bitte hin. Ich wollte nicht gestört werden. Jeder Fehler meinerseits hätte deiner Gefährtin oder dem Baby trotzdem das Leben kosten können." Bei dieser Aussage richtete Sesshomaru sein Augenmerk auf den blonden Dämon. Dieser riskierte einen Blick auf seinen Herrn, doch er konnte in dessen Antlitz nichts lesen. "Was geschah danach?", drängte der Saloonbesitzer. Diesmal sprach der Leibwächter: "Nachdem ihr erneut gegangen seid, schickte mich euer Vater auf die Suche, während sich Inuyasha um den geflohenen Wunderheiler kümmerte. Dieser lernte nichts daraus, verkaufte seine Mittelchen in der nächsten Stadt. Dort wurde er von aufgebrachten Bürgern gelyncht, nachdem eine erkrankte Frau starb. Etsu nahm an, ihr habt sie verlassen und auf ihre Bitten hin, entschloss sich euer Vater den Irrtum nie aufzuklären. Sie will nichts mehr von euch wissen." "Doch da wir ihre einzige Familie sind, blieb sie bei deiner Schwester in Sacramento", schloss der Richter ab. Wenn jemand sein Näherkommen mitbekam, schwieg er. Taro hörte dem Gespräch bereits eine Weile zu und griff nun ein. "Mein Plan endlich eine Begegnung zwischen euch herbeizuführen ging leider nicht auf." Mehr zusagen war nicht nötig. Sein ältester Sohn verstand auch so. Sesshomaru schloss kurz seine Augen und drehte seinen Kopf, damit er sich nicht zufällig verriet. Ob seine Gefährtin wusste, dass er hier war. Bestimmt. Offenbar traf sie ihre Wahl, da sie die Chance nicht nutzte. Es wäre nämlich für sie einfach gewesen mithilfe von Asha herzukommen. Aufgrund dieser Tatsachen reizte es ihn nicht sonderlich, sie wiederzusehen. Allerdings hegte er den Wunsch, seine Tochter kennenzulernen. Der Richter beobachtete ihn schon die ganze Zeit und hoffte sicherlich auf eine Reaktion oder erwartete irgendwelche Fragen. Weil nichts geschah, holte er seine Brieftasche hervor, entnahm ein Foto und gab es seinem ältesten Sohn. "Sie trägt den Namen deiner Mutter", fügte dieser als kurze Erklärung hinzu. Danach bat sein Vater Raoul noch um ein Gespräch und verschwand mit dem Comte im Inneren des Gebäudes. Allein hing der silberweißhaarige Dämon mit der Mondsichel seinen Gedanken nach und betrachtete das Bild seines Kindes. Die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter war trotz ihrer jungen Jahre bereits deutlich zu erkennen. Vatergefühle und ein wenig stolz stellten sich ein. Trotzdem konnte er sich noch nicht überwinden, den ersten Schritt zu gehen. Vor allem gab es da noch ein Versprechen, was er halten musste. Juan Mendoza besaß immer noch die gestohlenen Eigentumspapiere, welche er zurückholen wollte. So vertieft bekam er nicht einmal die Rückkehr seines Geschäftspartners mit. Der Comte trat herbei, setzte sich neben Sesshomaru nieder und blickte in der Gegend umher. Um den silberweißhaarigen Dämon abzulenken, sagte er beiläufig und reichte ihm ein Bündel Scheine: "Unsere nicht mehr so ergiebige Goldmiene habe ich zu einem guten Preis losgeschlagen. Das hier ist dein Anteil." Der Saloonbesitzer betrachtete das Päckchen und steckte es ein, ohne nachzuzählen. Die Menge war für ihn nicht relevant. Sie vertrauten einander und Raoul würde ihn nie betrügen. Als Nächstes offenbarte der Franzose: "Dein Vater unterbreitete mir ein Angebot. Offenbar ist Westtown ohne Arzt." "Alles bloß das nicht", entfuhr es dem näherkommenden Sheriff bei den Worten. Inuyasha begrüßte den Adligen und malte sich bereits aus, wie Raoul mit Miroku um die unverheirateten Frauen wetteiferte. Weil sein älterer Bruder ihm einen Blick, der eine versteckter Warnung beinhaltete, zu warf, behielt er den Rest seiner Gedanken für sich. Stattdessen lief er weiter, da der Richter ihn erwartete. Ohne auf die Unterbrechung zu reagieren, wollte Sesshomaru wissen: "Gehst du darauf ein?" "Mir gefällt es hier und damit meine ich nicht nur die Auswahl an schönen Frauen", gab der Gefragte verschmitzt zur Antwort. Doch dann wurde der Comte wieder ernst: "Ich habe genug Zeit verschwendet. Es wird Zeit sesshaft zu werden und meiner Berufung nachzugehen. Ich wurde Arzt, um den Wesen zu helfen und das werde ich in Zukunft von hier aus tun. Wo wir gerade dabei sind, hast du ein Mädchen für mich?" Der Saloonbesitzer stand auf, ging zur Tür und warf einen Blick in das Innere, während er nachdachte. "Kagura", sagte er leise. Auf den Wunsch seines Partners eingehend fügte er hinzu: "Dein Bad wird bald fertig sein. Genieße es und danach schicke ich sie dir aufs Zimmer." Raoul nickte zustimmend und wollte gehen, als sein Blick auf ein weibliches Wesen fiel. So blieb er stehen und beobachtete sie eine Weile. Die Winddämonin blieb lange wie erstarrt auf dem Tisch im Hinterzimmer sitzen und dachte über Sesshomarus Motive nach. Seine ungewöhnliche Lektion ergab keinen Sinn am Anfang. Sollte sie sich die Hände schmutzig machen, arbeiten. Vielleicht sogar auf den Knien rutschen, um zu putzen, Wäsche waschen oder sonstige niedere Arbeit verrichten? Dafür hatte sie bei ihrem ersten Geliebten Diener. Viele Talente besaß sie nicht und Sesshomaru lehnte ihre Dienste ab. Mit der Zeit verzweifelte sie und gab auf. Sie strich ihren Rock glatt und ging zur Tür um den vorderen Bereich aufzusuchen. Zu dieser Tageszeit gab es kaum Gäste und deshalb wollte sie den Spiegel hinter der Theke benutzen, um sich um ihr Aussehen zu kümmern. Gerade steckte sie die letzte Haarsträhne fest, sonnte sich an ihrem tadellosen Anschein, als etwas schwarz Glänzendes ihre Aufmerksamkeit fesselte. Daraufhin drehte sie sich um und betrachtete das Klavier aus der Ferne näher. Niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit, deswegen lenkte sie ihre Schritte dorthin, setzte sich auf den Hocker und öffnete den Deckel. Am Anfang betätigte sie nur einige Tasten, um den Klang zu prüfen. Dieser gefiel ihr immer mehr und so spielte sie eine einfache Melodie. Weil sie niemand hinderte, probierte sie weitere Stücke aus, bis eine Stimme neben ihr erklang: "Das Klavier gehört dir, spiele jeden Abend so oft du willst und unterhalte die Gäste." Kagura schreckte auf und fühlte sich ertappt. Doch dem Angebot konnte sie nicht widerstehen. Mit einem Lächeln spielte sie weiter und der Barkeeper nickte anerkennend, bevor er die Theke aufsuchte, um noch Kleinigkeiten vorzubereiten. Dann wurde sie erneut gestört. Sesshomaru bat sie ohne besondere Erläuterung: "Monsieur Raoul Vaillant erwartet dich auf seinem Zimmer. Gehorche ihm!" Der Youkai verschwand, bevor sie zu einem Einwand fähig war. Sollte das eine weitere Lektion darstellen? Am besten sie fand heraus, was es mit diesem Franzosen auf sich hatte. Der Comte saß in der Wanne, die mitten im Zimmer stand, und wusch sich gerade, als es an der Tür klopfte. Dennoch bat er den Besucher herein und wurde mit der Winddämonin überrascht. Seit sie ihm vorhin im Saloon auffiel, dachte er an sie. "Du bist Kagura?", fragte er deshalb jetzt mit leichtem Erstaunen in der Stimme. "Ja", bestätigte sie knapp. Raoul hielt ihr die Bürste hin und forderte die Schwarzhaarige auf: "Schön. Dann kannst du mir gleich den Rücken waschen." Fluchtartig wich die Dämonin zurück, tastete nach der Klinke, verfehlte sie jedoch. Mit einem leichten Stirnrunzeln fuhr der französische Geschäftsmann mit seiner Reinigung fort. Beiläufig schlug er vor: "Wenn du mir nicht behilflich bist, geh zum Bett und kleide dich aus! Ich bin jeden Moment soweit." Die Windherrscherin fand Raoul anziehend und unter anderen Umständen, wäre sie sicherlich schwach geworden. Doch sie hatte sich lange genug von männlichen Wesen benutzen lassen. Das Maß war voll. "Nein, das werde ich nicht", weigerte sie sich beharrlich und hob ihr Kinn etwas empor. "Ich bin keine Hure." Irritiert unterbrach der hundedämonische Abkömmling das Waschen, sah zu ihr hin und öffnete bereits den Mund, als Kagura die Tür entriegelte. Mit einem Satz verließ er das Wasser, sprang zum Eingang und riss der Dämonin die Klinke aus der Hand. Danach verschloss er die Tür, wobei er gleichzeitig der Schwarzhaarigen den Weg versperrte. Als Nächstes sah er sie an, hob seine Hand und wollte ihr über die Wange streifen. Kagura rückte reflexartig, wie ein gequältes Tier, von ihm ab. Wie sie vor Schmerz zusammenzuckte als er ihren Arm packte und der ängstliche Ausdruck in den rötlich braunen Augen verriet Raoul mehr Wissen als mögliche Worte. Obwohl er es verabscheute so zu handeln, musste er Kagura erst einmal einschüchtern. Deshalb zog er sie zum Bett hinüber und zwang sie sich hinzusetzen: "Rühr dich nicht von der Stelle!" Er widmete ihr noch einen nachdenklichen Blick, bevor er ein Tuch ergriff und seinen Körper trocknete, um sich dann anzukleiden. Kapitel 21 - Ausgespielt Taro erfährt Ayames Geschichte, doch ihm sind die Hände gebunden. Raoul hat eine Idee, wie er Asha helfen kann, während Fergus mit einem "Mord" davonkommt. Kapitel 21: Ausgespielt ----------------------- Da ich einen kleinen Anstupser, in Form eines Kommentars bekam, habe ich die FF vorgezogen und präsentiere ich das neue Kapitel.   Kapitel 21 - Ausgespielt Nur mit einer Hose und einem Hemd bekleidet, kämmte sich Raoul die Haare, ohne scheinbar ein einziges Mal zu der Winddämonin zu blicken. Diese ahnte nicht, das sie die ganze Zeit im Spiegel sichtbar war. Obwohl sie sich nichts anmerken ließ, hatte sie Angst. Es irritierte sie, weil der Gast sie ignorierte. Er würde wohl kaum in seiner Kleidung Spaß mit ihr haben. Deshalb schaute sie ständig zu ihm hin, betrachtete den beinahe adonischen Körper und ertappte sich bei diversen Gedanken. Zeitweise redete sie sich ein, dass der Fremde sie genauso schlecht behandeln würde wie Fergus. Nein sie wünschte sich nur eins, ihre Freiheit und dafür musste sie selbst kämpfen. Der Comte lächelte still vor sich hin, knöpfte dann sein Hemd zu, schlüpfte in eine Weste und legte noch eine Seidenkrawatte an. Stets bemüht korrekt auszusehen betrachtete er seine Erscheinung noch einmal im Spiegel und drehte sich dann zufrieden um. "Was genau glaubst du, erwarte ich von dir? Du sollst dich nur ausziehen", sprach der Adlige die Dämonin an. Kagura schüttelte ihren Kopf und setzte zu einer Entgegnung an. Doch der Comte hob seine Hand und erläuterte: "Sesshomaru war sicher wieder sehr sparsam bei seinen Anweisungen. Er hat dich in mein Zimmer geschickt, damit ich deine Verletzungen untersuche. Ich bin Arzt." Verstehen glomm in den rotbraunen Augen auf, dennoch rührte sich die Windherrscherin nicht von der Stelle. Raoul ging indessen zu einem Koffer, öffnete ihn und holte ein kleines Gefäß heraus. Dann setzte er sich neben sie aufs Bett, hob seine Hand und streifte sanft über Kaguras Wange. Da sie erneut zusammenzuckte, zog er sich ein wenig zurück. "Vertraue mir!", bat er. "Noch nie habe ich einer Frau Schmerz zugefügt. Jede ist auf ihre Art einzigartig und kein Mann würde existieren, wenn es euch weibliche Wesen nicht gäbe. Deshalb müssen wir euch gut behandeln." "Ich habe es verdient", murmelte die Dämonin vor sich hin und da sie wieder erwarten gehört wurde entgegnete der Adlige daraufhin: "Niemand verdient es, gewaltsam behandelt zu werden." Die Dämonin fühlte etwas Merkwürdiges. Tief berührt regte sich eine Hoffnung in ihrem Inneren und sie flüsterte: "Ich wünschte, ich hätte euch eher getroffen." "Ach ja, bevor du diesen dummen Vertrag mit deinem Liebhaber geschlossen hast?", durchschaute der Comte sie, leicht spöttisch. Er holte das Dokument, was sein Geschäftspartner ihm aushändigte, gab es ihr und forderte sie auf: "Besser du vernichtest ihn, damit er dir niemals wieder schadet." Mit zittrigen Händen nahm sie das Papier an sich, prüfte den Inhalt und starrte den Comte mit großen Augen an. "Worauf wartest du? Tue es!", empfahl ihr der dämonische Abkömmling eindringlich. Leise fügte er hinzu: "Ich habe kein Interesse Dinge zu erzwingen, welche mir Frauen freiwillig geben." Kagura seufzte, sah sich um und wurde fündig. Eine weitere Aufforderung benötigte sie nicht. Die Winddämonin entzündete die Kerze auf dem kleinen Tisch und hielt das Papier in die Flammen. Sie sah zu, wie sich das Feuer hindurch fraß und als es zu Asche verbrannte, hatte es den Anschein eine große Last verschwand von ihrer Seele. Dankbarkeit durchströmte sie und beinahe machte sie erneut einen Fehler, als sie fast ihren Körper darbot. Wie konnte sie sich erkenntlich zeigen? Da sie nie anderen Umgang hatte, fühlte sie sich hilflos in der Situation, weil sie es gewohnt war, immer eine Gegenleistung zu erbringen. Doch Raoul erriet ihre Gedanken, blockte es ab, bevor sie damit herausrückte. Er stellte das kleine Gefäß auf den Tisch und schlug vor. "Wenn ich dich nicht berühren soll, reibe dich damit selbst ein." Danach nahm er sein Jackett aus feinstem Wollstoff vom Stuhl und ging zur Tür. Die leise leicht verzweifelte Stimme der Winddämonin hielt ihn auf: "Monsieur Vaillant, ich will als Frau respektiert werden. Wie schaffe ich das?" Der Comte zögerte und überlegte sich die Antwort: "Der erste Schritt, höre auf dich den Männern anzubiedern." "Nach allem, was passiert ist, habe ich Angst jemandem zu vertrauen. Wie kann ich daher sicher sein ...", jedes Wort, was sie sagte, wurde leiser, bis Raoul sie überhaupt nicht mehr verstand. Er näherte sich dem Bett, legte sein Kleidungsstück ab und bat: "Vertraue mir! Lass mich deinen Körper untersuchen. Ich gehe diskret vor und berühre keine intimen Stellen!" "Einverstanden", murmelte Kagura verlegen und wurde dabei rot. Dieses kribbeln, was sie dabei empfand, spürte sie bisher noch nie im Beisein eines männlichen Wesens. Der Adlige krempelte seine Ärmel hoch und untersuchte die Dämonin, ging dabei wie versprochen vor und brachte sie nicht einmal in Verlegenheit. Er stellte ausgiebige Fragen und erhielt auf jede eine ehrliche Antwort. Glücklicherweise hatte sie weder Knochenbrüche, noch ernsthaft Schaden genommen. Die meisten Blessuren heilten schon. Dennoch riet er der Windherrscherin die Paste aufzutragen und ließ sie dazu allein. Der Comte ging nach unten, obwohl er eigentlich ruhen wollte. Allerdings beschäftigte ihn eine weitere Angelegenheit. Vorher jedoch teilte er Sesshomaru das Ergebnis seiner Untersuchung mit. Danach geriet der blonde Leibwächter in den Fokus seines Interesses. Er wollte genauere Informationen über Asha. Während er ein Glas Wein genoss, suchte er nach einer Lösung. "Wenn dieser Juan ein Spieler ist, wieso versuchen wir dann nicht ihm auf diese Weise die Urkunde abzuluchsen", äußerte er seine Idee laut. Takeo antwortete nicht sogleich, sondern blickte zu seinem Herrn. Dieser murmelte nur: "Zwecklos." Deswegen wurde der Leibwächter genauer: "Miss Asha gegenüber, versprach der Mexikaner nicht leichtsinnig zu sein. Die Kutschenlinie bedeutet ihm offenbar viel, deshalb wird er sie nicht verspielen." "Es sei denn, wir bieten ihm etwas weitaus Lukrativeres an. Eine ertragreiche Goldmine zum Beispiel", schlug der Comte vor. "Du hast sie verkauft", erinnerte Sesshomaru. Mit einem verschmitzten Lächeln erwiderte seinem Gegenüber: "Ach vergaß ich, es zu erwähnen. Der Claim daneben ist wesentlich größer. Er wurde mir sozusagen vererbt. Der alte Mann hatte keine Nachkommen und setzte mich als neuer Besitzer ein." "Wenn du verlierst, hat Juan beides", gab Sesshomaru weiterhin zu bedenken. Daraufhin nickte Raoul zustimmend, erklärte jedoch: "Finanziell gesehen kann ich das verkraften. Was mich reizt, ist die Herausforderung und es dient einem guten Zweck. Einer Frau in Not kann ich einfach nicht widerstehen." "Hauptsache du nutzt es nicht zu deinem Vorteil aus!", knurrte eine Stimme und dann trat Inuyasha aus dem Schatten des Verbindungsganges. Er warf dem Franzosen einen warnenden Blick zu. Manchmal mochte man ihn unterschätzen, dennoch fielen ihm genug Hinweise ins Auge. Daher wusste er das sich zwischen der Witwe und seinem Vater längst eine Romanze anbahnte. Bis jetzt hielt sich Taro nur zurück, um deren Ruf nicht zu schaden. Der Franzose reagierte wissend: "Ich bin nicht blind. Sie hat ihr Herz bereits an einen anderen verloren." Während er das sagte, blickte er den silberweißhaarigen Hundedämon an. Sesshomaru verriet sich nur wenig. Dennoch schmälerten sich seine Augen ein wenig. Er bezog die Andeutung auf seine Person, schwieg jedoch. Raoul seufzte fast, seinem Partner fiel es augenscheinlich noch nicht auf oder er ließ sich nichts anmerken. Dann huschte ihm ein leichtes Schmunzeln über das Gesicht, weil er nicht lange gebraucht hatte, um die gleichen Symptome wie bei der jungen Frau ebenso beim Richter zu entdecken. Es reichte, wenn eine der betreffenden Personen den Namen des anderen erwähnte. Jedes Mal zeigte sich bei beiden ein ganz bestimmter Schimmer in den Augen. Im Moment jedoch hatte Taro andere Sorgen, denn er saß in einem der hinteren Räume des Saloons, in einem eigens für ihn eingerichteten Zimmer und ließ sich von den Wölfen die Geschichte über Ayames Entführung berichten. Danach bat die Rothaarige noch um ein Gespräch unter vier Augen und kaum waren sie allein, griff sie in den rechten Stiefel ähnlichen Schuh und holte ein Dokument hervor. Mit schmalen Augen lass der Hundedämon das Schreiben. Es bestätigte Ayames Anspruch an die Herrschaft und war nicht anfechtbar. Somit hatte ihr Onkel kein Recht auf die Führung. Taro zerstörte, die Illusionen der rothaarigen Wölfin, als er mitteilte: "Als Richter kann ich nicht intervenieren. Leider liegt das Gebiet der Wölfe außerhalb meiner Zuständigkeit, da Kanada ein eigenständiges Land ist. Von der dämonischen Seite her gesehen, gibt es einen bestimmten Vertrag. Dein Rudel unterstützte uns zwar damals in Japan im Kampf gegen die Menschen. Doch sie schlossen sich nicht dem Bund an, wie Kougas Vater. Eine Einmischung könnte dein Onkel, der derzeitige Führer als kriegerischen Akt ansehen." Die weibliche Youkai ließ ihren Kopf hängen und spielte nervös mit ihren Haaren. Sie dachte nach, suchte Argumente um den Herrn der Hunde doch zur Mitarbeit zu bewegen. Er hatte jedoch recht. Ein Krieg würde nur unnötige Opfer nach sich ziehen und zu viele starben bereits in der Vergangenheit. Bevor sie zu einem Ergebnis kam, klopfte es an der Tür und Kouga erbat Einlass. Er hatte den Auftrag wieder nach Denver zu reiten, damit er Juan Martinez im Auge behielt. Vorher jedoch wollte er wissen, was Sesshomarus Vater wegen Ayame unternahm. Unverblümt fragte er danach. "Kouga!", ermahnte der Richter leise, weil sich der junge Wolf dabei im Ton vergriff. Doch dann hatte er eine Lösung, was er sofort offenbarte. "Eine Chance gibt es. Wenn Ayame einen starken Gefährten findet, am besten den Sohn eines Anführers, hat dieser die Möglichkeit den Rudelführer zum Zweikampf herauszufordern. Mut und Stärke werden bei euren Clans hoch geschätzt." Niemand reagierte, deshalb fügte er hinzu: "Ich lasse euch beide allein, da ich denke, ihr habt eine Menge zu besprechen." "Aber", begann die Rothaarige und funkelte ihren früheren Verlobten mit ihren grünen Augen an, damit dieser schwieg. Doch das tat Kouga nicht. Dem Schwarzhaarigen entschlüpfte, ohne nachzudenken: "Niemals." Mit einem Schmunzeln erhob sich Taro und fügte hinzu: "Ihr beide müsst nicht sofort den Bund eingehen. Denkt in Ruhe darüber nach. Um den Ansprüchen mehr Geltung zu verleihen, wartet, bis der erste Welpe geboren ist." Beide beherrschten sich lange genug und harrten aus, bis der Richter den Raum verlassen hatte, erst dann fingen sie an zu streiten, warfen sich gegenseitig Dinge an den Kopf die der andere längst vergessen hatte. Zwischen beiden ging es heiß zu. Als danach im Raum stillschweigen herrschte, sahen die beiden vor der Tür Wartenden lieber nach. Vorsichtig öffnete Ginta die Tür und spähte in das Innere. Dann kicherte er leise und murmelte: "Wenn die so weiter machen, müssen wir auf den Welpen nicht mehr lange warten." Sein Kumpan stieß ihn an und drängte ihn zur Seite, was dazu führte, dass sie beide das Gleichgewicht verloren und der Zugang ganz aufsprang. Demzufolge plumpsten sie auf den Boden und der laute Krach riss die beiden Küssenden auseinander. Kouga fuhr seine Untergebenen an: "Was spioniert ihr hier. Macht euch fort!", dabei zeigt er einen finsteren Gesichtsausdruck. Die Wölfe rappelten sich auf und gingen. Ayame setzte sich nieder und starrte eine Zeit lang zu Boden. Obwohl sie noch ein wenig ihre Gefühle betreffend durcheinander war, zählte für sie nur das Rudel. Wenn es keinen anderen Weg gab, um ihren Onkel in die Schranken zu weisen ... Ihre Überlegungen wurden von ihrem ehemaligen Verlobten unterbrochen. "Taro hat recht. Hier bist du erst einmal in Sicherheit. Wie ich den Vater meines Herrn kenne, wird er Erkundigungen einziehen. Vielleicht gibt es trotzdem eine Möglichkeit, wie er helfen kann. Dann müssen wir beide nicht den Bund eingehen." Die Wölfin erhob sich, trat vor den Schwarzhaarigen, stemmte ihre Fäuste in ihre Seite und sagte dann wütend: "Kouga, du bist ein Dummkopf", und eilte im Anschluss aus dem Raum. Er blickte Ayame nach und fragte: "Was habe ich denn nun wieder Falsches gesagt?" "Denk mal darüber nach!", schrie diese nur zurück und knallte dann die Tür zu. Erst als er allein war, lächelte er spitzbübisch "Sie ist verrückt nach mir", triumphierte er leise, was jedoch nicht lange anhielt. "Kouga", hörte er seinen Namen rufen und erschauerte. Sesshomaru spielte ein wenig mit seiner Energie. Trotz das sie bei Weitem nicht die Stärke von früher aufwies, musste er verärgert sein. Deswegen sputete sich der Wolf, eilte ins Freie, vorbei an den beiden Geschäftspartnern, die auf dem Boardwalk neben der Tür saßen, und holte sein Pferd. Mehrere Augenpaare sahen ihm nach. Eher beiläufig fragte der Comte: "Wo ist eigentlich Jane. Seit meiner Ankunft vermisse ich sie. Bisher war sie stets die Erste, die mich freudig begrüßte." Sesshomaru warf einen Blick hinüber zum Millersaloon. Aus dessen Tür trat gerade Kato, sah kurz herüber und lief dann langsam zum Fluss hinunter. Deswegen erklärte Taros Sohn: "Sie ist am Flussufer und schmollt mit mir, weil ich sie aus dem Saloon verbannt habe. Ihre Fähigkeiten kann sie wesentlich nützlicher in der Führung des Hotels einsetzen. Doch ich denke ...", kurz schwieg der Silberweißhaarige und überlegte, wie er seinem Freund das diplomatisch beibringen konnte. Dann erwähnte er nur: "Unsere kleine Hanyou wird langsam erwachsen." Sofort zog Raoul den richtigen Schluss, sprang auf und wollte losrennen: "Du meinst, sie hat ein Rendezvous?" Im letzten Augenblick erwischte Sesshomaru den Zipfel der Jacke packte den Comte und hielt ihn so auf. Gleichzeitig erhob sich Takeo, der wie immer ruhig im Hintergrund saß und alles im Auge behielt. Währenddessen äußerte er seine Bedenken: "Jane sollte unser geringstes Problem sein. Ich denke, dort drüben braut sich etwas zusammen." Als ob er hellsehen konnte, fielen beinahe gleichzeitig zwei Schüsse. Inuyasha sprang auf, stürmte los und vom Büro des Sheriffs näherte sich Miroku, ebenso mit gezogenem Revolver. Taro trat nun aus dem Taishosaloon, verschaffte sich einen kurzen Überblick, winkte außer zwei Dämonen, noch Takeo zu sich heran und ging dann hinüber zu dem anderen Gebäude. Die Männer welche den Eingang belagerten schienen zu allem Entschlossen, nahmen womöglich einen Kampf in Kauf. Lässig sagte der Mann des Gesetzes: "Wer sich einem Richter entgegenstellt oder ihn tötet, macht sich nicht nur strafbar, sondern hat wahrscheinlich bald die Armee auf dem Hals. So oder so werde ich diesen Saloon jetzt betreten und meines Amtes walten." Zögerlich wechselten Fergus Revolvermänner einen Blick. Sie waren eiskalte Killer, trotzdem hatten sie großen Respekt vor dem Hundedämon. Deswegen gab einer ein Zeichen und dann räumten sie das Feld. Ruhig betrat Taro dann das Gebäude und stand wenig später im Büro von Sly. Der leblose Inhaber saß krumm auf dem bequemen Sessel, sein Kopf auf der Tischplatte. Eine seiner Hände lag oben, während die andere unter dem Tisch hing. "Ich schwöre Richter, es war Notwehr", verteidigte sich Fergus sofort. Inuyasha wollte wissen: "Du lässt ihn damit nicht davon kommen oder verehrter Vater?" Takeo, der sich gebückt hatte, um den Hergang aus den Gegebenheiten des Raumes zu interpretieren, erläuterte: "Noch gibt es kein Gesetz, was Selbstschutz verbietet. So wie es aussieht, liegt der Fall genauso." Taro beobachtete jede Geste des Pantherabkömmlings und forderte ihn auf: "Berichte!" Kapitel 22 - Ernsthafte Absichten Raoul setzt seinen Plan um und Kato wechselt den Arbeitgeber. Kapitel 22: Ernsthafte Absichten -------------------------------- Kapitel 22 - Ernsthafte Absichten Fergus schwieg noch einen Moment und dachte über die vorangehenden Ereignisse nach. Tatsächlich hatte er nur auf den einen bestimmten Moment gewartet, da er genau wusste, wann Kato zum Fluss ging, um über Jane zu wachen. Sobald der Leibwächter mit Slys Erlaubnis, an diesem Tag den Saloon verließ und die kleine Hanyou aufsuchte, erhob er sich, ging zu seinem Partner und bat diesen "Sly, kann ich mit dir reden." Der Saloonbesitzer nahm seine Zigarre aus dem Mund, musterte den Dunkelhaarigen und nickte dann: "In meinem Büro, allein." Weil Miller vorausging, sah er nicht, wie Kaguras ehemaliger Liebhaber seinem Stellvertreter zu nickte. Dieser gab das Zeichen weiter, da alle eingeweiht waren. Der Inhaber des Saloons setzte sich hinter seinen Schreibtisch, wobei er sehr wachsam war. Er hatte ein ungutes Gefühl, vertraute aber seiner eigenen Schnelligkeit und der Waffe unter dem Tisch. Sein Partner blieb an der Tür stehen, blickte kurz im Raum umher und fing mit sprechen an: "Kagura an den Dämon zu verkaufen war ein Fehler. Wenn du sie loswerden wolltest, ich hätte dir mehr geboten." "Du lebst lange genug in der Stadt und verstehst es immer noch nicht? Hin und wieder muss ich den Hunden einen Brocken zu werfen, damit ich sie bei Laune halte. Selbst mit deinen Leuten kann ich keinen Krieg gewinnen", erklärte Sly. Fergus berührten diese Argumente überhaupt nicht: "Du vielleicht nicht aber ich. Gibt die Führung ab und ich zeige dir, wie man das handhabt!" Die Forderung schreckte den Sitzenden auf. Er musterte seinen Partner und bewegte seine Hand langsam zu dem Revolver. In dem Moment, wo er den Hahn nach hinten zog, das leise Klicken erklang, griff der dämonische Panthernachfahre zu seinem Colt, zog ihn in einer fließenden Bewegung aus dem Halfter, lud durch und schoss. Slys Kugel verließ in dem Augenblick den Lauf des Revolvers, als er selbst getroffen wurde. Da er aus dieser Richtung nicht richtig zielen konnte und sich sein Gegner ein wenig bewegte, streifte die Kugel zuerst die Kante des Tisches, verfehlte dadurch das eigentliche Ziel, indem sie harmlos in das Holz der Tür eindrang, wo sie stecken blieb. So schilderte er jetzt dem Richter den Vorfall, verschwieg aber seine eigentlichen Mordpläne. Denn diese hätten ihm geschadet. Sobald er geendet hatte, drehte sich Taro um und ging zum Ausgang. Er blieb im Flur stehen, warnte eindringlich: "Ich bin nicht dumm. Obwohl du die Wahrheit gesagt hast, verbirgt sich dennoch eine Lüge in deinen Worten. Diesmal kommst du damit durch, beim nächsten Mal lege ich es auf eine Verhandlung mit Geschworenen an." Fergus lächelte nicht, denn sein scheinbarer Triumph schmeckte bitter. Er war eher etwas erleichtert, so glimpflich davon gekommen zu sein. Nur wenig später unterrichtete er die anderen und stellte Slys Angestellte vor die Wahl. Niemand wollte sich mit ihm oder seinen Leuten anlegen, im Gegenteil, sie willigten ein, in Zukunft für ihn zu arbeiten. Zufrieden ging er, nachdem die Leiche des vorherigen Besitzers abgeholt wurde, in das kleine Büro und durchwühlte alles. Glücklicherweise kannte er die Kombination des Tresors, wo er eine beachtliche Menge an Bargeld und einen Beutel mit Goldnuggets vorfand. Damit ließ es sich eine Weile gut leben. Anderseits mochte er die Stadt, da sie ein guter Ausgangspunkt für seine Raubzüge war. Die Kleinigkeit mit dem Richter und seiner Familie würde er demnächst auch aus der Welt geschafft haben. Der Richter ahnte, das der neue Salooninhaber dabei war Mordpläne zu schmieden. Doch er machte sich nicht allzu viele Sorgen, denn das versuchten schon ganz andere Wesen erfolglos. Einzig, über was er nachgrübelte, wie skrupellos der Revolvermann vorgehen würde und ob er für seine Ziele Asha benutze. Das durfte er nicht zu lassen, trotzdem wollte er sich der jungen Witwe bald offenbaren. Vorher gab es noch etwas anderes. Deswegen blieb er mitten auf der Straße stehen und wandte sich an seinen Sohn: "Inuyasha." Als Vater kannte er ihn gut genug. Daher entging ihm auch die Unruhe und versteckte Wut des Hanyou nicht. Der Angesprochene knurrte leicht: "Vater der hat das eiskalt geplant." Sehr zu seiner Überraschung stimmte der silberweißhaarige Hundedämon zu: "Ich weiß, nur gibt es keine Beweise. Wenn wir einen Zeugen hätten, der bestätigen kann, das Fergus die Übernahme plante und auf diese Weise seinen Partner aus dem Weg schaffen wollte, sähe es ganz anders aus. Leider wird niemand von denen reden. Deswegen können wir vorerst nur beobachten. Wenn mein Plan aufgeht, erledigen wir ihn auf einem anderen Weg und der Zeitpunkt ist nicht mehr fern." So einfach gab sich der Sheriff nicht zufrieden: "Was ist mit Kato? Der weiß sicherlich allerhand Nützliches." "Als Slys Leibwächter? Fergus hat erst zugeschlagen, als er fort war. Nein, ich fürchte, er kann uns nicht weiterhelfen", entgegnete Taro nachdenklich. Nachdrücklicher, in einem strengen Ton, fügte er noch hinzu: "Halte die Augen offen und berichte mir alles!" Ob er noch mehr sagen wollte, erfuhren die anderen nicht, denn Takeo flüsterte warnend: "Herr, Kato nähert sich." Deswegen nickte der Richter seinem jüngsten Sohn zu und ging danach von sich aus dem Leibwächter entgegen. Der Revolvermann hatte Janes Lieblingsstelle am Fluss aufgesucht und sie, wie so oft, heimlich beobachtet. Die Hanyou ärgerte sich wieder einmal über Sesshomaru und fühlte sich missverstanden. Allein Katos Anwesenheit besänftigte sie etwas. Sie fasste Mut und sprach ihn an: "Kato du musst nicht im Gebüsch hocken. Komm her!" Überrascht trat der Pumaabkömmling auf die Wiese und näherte sich. Es lag schon länger in seiner Absicht mit ihr zu sprechen, und um ihre Hand anzuhalten. Bisher verschob er das immer wieder. Bevor er jetzt dazu kam, hörte er zwei Schüsse. Es war seinem untrüglichen Instinkt zuzuschreiben, das er den richtigen Schluss zog und sofort losstürmte. Trotzdem kam er zu spät, hörte nur noch Takeos Einschätzung und Fergus Tatsachenbericht. Es steckte mehr dahinter und er erahnte einige Zusammenhänge, ganz besonders weil der neue Boss über die versteckte Waffe bescheid wusste. Jetzt überlegte er, ob er dem Richter einen Hinweis geben sollte oder doch lieber schwieg. Wie schnell der Gangster jeden Unliebsamen abservierte, hatte er von anderen gehört und es sogar einmal miterlebt. Da es sein Job war, Sly zu schützen, er in diesem Moment mit Abwesenheit glänzte und daher versagte, wollte er wenigsten dafür sorgen, dass dessen Mörder nicht ungeschoren davon kam. Aus diesem Grund folgte er den Vertretern des Gesetzes. Taro sah ihn kommen und trat ihm entgegen. Kato hob seine Hand und erklärte sofort: "Ich habe nichts von Belang gehört." "Das habe ich auch nicht erwartet. Mich interessiert dein weiteres Vorgehen", äußerte sich der Hundedämon. Der Pumanachfahre schaute kurz zum Millersaloon: "Dort habe ich nichts mehr verloren." Was er zukünftig tun würde, wusste er noch nicht. Doch wie sollte er Jane ein gutes Leben bieten ohne Einkommen. Ein Zustand, den er schnell ändern musste. Er fing sich wieder, blickte Taro erneut an, während er leise nur für ihn hörbar murmelte: "Wenn jemand sehenden Auges dem Tod gegenübertritt und lebend aus der Sache herauskommt, ist es dann Selbstverteidigung oder kalte Berechnung. Darüber solltet ihr nachdenken Richter." Im Anschluss ging er einfach. Kato erreichte gleich danach den Eingang des Saloons und wollte ihn betreten. Eine Mauer aus Lebenden hinderte ihn daran. Fergus scheuchte seine Handlanger beiseite und wollte wissen: "Hast du bereits das Lager gewechselt?" Ausweichend antworte der Gefragte: "Der Richter stellte mir tatsächlich ein paar Fragen, welche ich zu seinem Bedauern nicht beantworten konnte." Er trat noch näher an Slys alten Partner heran, schmälerte seine Augen: "Ich habe nicht die Absicht etwas auszuplaudern. Alles, was ich dafür verlange, meine Ruhe. Außerdem werde ich packen und in der Pension am Stadtrand unterkommen." "Du kannst bleiben und für mich arbeiten. Es kann nicht schaden einen guten Leibwächter zu haben", schlug Fergus vor. Der Pumaabkömmling schüttelte den Kopf, gab einen abschätzigen Laut von sich, der fast einem Fauchen ähnelte: "Du kannst dich sehr gut selbst schützen." Danach lief Kato an ihm vorbei und setzte sein Vorhaben um. Später schlenderte er durch die Stadt, dachte nach und schlug unbewusst erneut den Weg zum Fluss ein. Immer noch saß Jane hier am Ufer, badete jetzt ihre Füße in dem kühlen Nass und summte vor sich hin. Sobald sie den Leibwächter erblickte, wollte sie wissen: "Was ist passiert?" Kato gab ihr eine Zusammenfassung und fügte hinzu: "Jetzt bin ich ohne Job, da ich nicht für einen Mörder arbeiten will." Die Hanyou hörte ihm ruhig zu, bis zum Schluss. Die letzten Worte weckten ein wenig ihren Unmut: "Sly war wohl keiner? Oder hast du vergessen, wer dir den Auftrag gab, Sesshomaru zu töten!" "Mein Boss war anders, durchsichtiger und berechenbarer. Er hat Befehle erteilt aber niemals selbst die Waffe hinterrücks auf ein Wesen gerichtet. Fergus hingegen jagt dir grundlos eine Kugel in den Kopf. Nein Jane, ich will mich mit guten Gewissen im Spiegel betrachten können." Bei den Worten merkte er nicht, wie die Hanyou ihn plötzlich anlächelte. Sie war glücklich darüber, dass er ein Gewissen besaß und über seine Handlungen nachdachte. Sie ergriff seine Hand und in diesem Augenblick, drehte Kato seinen Kopf. Seine Reaktion erfolgte spontan und doch solange bereits herbeigesehnt. Ihre Lippen trafen sanft aufeinander, schüchtern und nur für den Hauch eines Augenblickes. "Kätzchen", murmelte der Revolvermann liebevoll. Jane strich mit ihren Fingern leicht über den Mund des Mannes. Sie war neugierig, wollte mehr von der Süße kosten. Leider hatte Kato andere Sorgen, die er noch einmal ansprechen wollte. "Asha", entfuhr es der Hanyou zuerst, indem sie ihrer plötzlichen Eingebung folgte. Sie erklärte weiter: "Aufgrund der ständigen Überfälle sucht sie für ihre Kutsche in den Süden bewaffneten Begleitschutz. Bisher wurde ihre Linie zwar verschont aber sie rechnet jeden Tag mit einem Angriff." "Ich werde sie fragen", versprach der Leibwächter und wechselte das Thema. "Heirate mich!" Janes Augen wurden größer, ihr Mund öffnete sich, aber kein Laut drang über ihre Lippen. "Deine Antwort musst du mir nicht sofort geben. Doch ich werde jeden Sonntag nach dem Gottesdienst an der Kirche warten, bis du dich entschieden hast." Damit erhob sich Kato. "Warte!", bat die Halbdämonin und sprang auf. Sie schlang ihre Arme um den Nacken des männlichen Wesens und küsste ihn, diesmal intensiver. Danach stürmte sie einfach davon und rief noch: "Ich werde darüber nachdenken." Gemächlich schlenderte der Revolvermann hinterher. Er hatte Geduld und die Belohnung am Ende versüßte ihm jetzt schon die Wartezeit. Nachdem Slys Beerdigung vorüber war, beschloss Raoul nach Denver zu reiten, um Juan Martinez persönlich zu treffen. Er wollte den Mexikaner studieren, seine Schwächen beim Poker und andere Kleinigkeiten herausfinden. Denn er wusste, das von ihm geplante Spiel würde eine große Herausforderung sein. Er sprach kurz mit Sesshomaru darüber, der in den letzten Tagen noch schweigsamer wurde und daher nicht mehr als ein Nicken zustande brachte. Der Comte kehrte auf der Schwelle um und musterte seinen langjährigen Freund. "Dein Vater wird wissen, was er tut", stellte er einfach so in den Raum. Der Hundedämon drehte ihm den Kopf zu, sagte ohne Emotionen: "Versuche nicht mich zu interpretieren. Kümmere dich besser um deine Angelegenheiten." "Sesshomaru", murmelte Raoul leicht aufgebracht. "Ich bin ganz deiner Meinung, Nachsicht ist bei dem Bastard fehl am Platz." Er klopfte mit seinen Fingernägeln nervös gegen das Holz, wartete jedoch vergebens auf eine Antwort, sodass er weitere Argumente vorbrachte: "Anderseits stehen Leben auf dem Spiel und ein offener Kampf endet im Blutbad. Wie viele der Toten wären unschuldige Opfer? Willst du Asha oder Rin beerdigen müssen." Taros ältester Sohn blieb weiterhin stumm, ballte aber seine Klauenhand zusammen, denn Raoul hatte fast dieselben Wörter benutzt wie der Richter bei ihrem Disput am Abend vorher. Merkwürdigerweise stand in diesem Fall Inuyasha auf seiner Seite. Weil der Comte sich zum Gehen wandte, hielt er ihn auf: "Mein verehrter Vater vertritt das Gesetz, ihm sind die Hände gebunden. Er war nicht dabei, als Sly mit mir um die Vorherrschaft in Westtown kämpfte. Fergus ist wesentlich schlimmer. Es wird daher zum Kampf kommen und wir sollten darauf gefasst sein." Mit einer Geste zum Knauf der Waffe nickte der Comte: "Jederzeit Sesshomaru. Wenn jemand bedroht was ich mag, kenne ich keine Gnade." Zwischen den Partnern wurden keine weiteren Worte gewechselt, nur noch ein letzter Blick. Indem Sesshomaru zu dem Adligen trat, ihm die Hand kurz auf die Schulter legte, gaben sie sich still ein gegenseitiges Versprechen. Nur wenig später ritt Raoul gefolgt von einem jungen Dämon, der ihm als Leibwächter dienen sollte, aus der Stadt. An der Biegung hielt er noch einmal kurz an, warf einen Blick zu den Häusern. Jetzt wo er als Arzt fungierte, war er ein Teil von Westtown. Wie früher, als er noch in Frankreich sein Gut und die Dörfer in der Gegend verwaltete, fühlte er sich verantwortlich. Während seines weiteren Ritts schloss er noch jemand in seine Gedanken ein. Kagura, ein faszinierendes Wesen, welches er hoffte eines Tages zu besitzen, ohne ihre Freiheit einschränken zu wollen. Denn den Wind konnte man nicht fangen. Am Tag darauf, in Denver mietete er sich in einem der besten Hotels ein Zimmer, schwelgte zufrieden in dem Komfort, den er geboten bekam, und suchte abends regelmäßig den Saloon des Mitbesitzers der Kutschenlinie auf. Gelegentlich wagte er ein Spiel, um seine eingerosteten Fertigkeiten zu trainieren. Es dauerte nicht lange, bis er die Aufmerksamkeit des Mexikaners weckte. Juan suchte mehrmals das Gespräch mit ihm und beide Männer genossen die gepflegte Konversation. Immerhin wurde ihnen beiden eine gute Erziehung zuteil. Hin und wieder spielten sie ein wenig, jedoch immer nur um kleinere Beträge, ein paar Dollar, die sie beide verschmerzen konnten. Raoul hielt sich vorerst absichtlich zurück, denn sein Plan sah vor noch einen dritten unbeteiligten Mann ins Spiel einzubringen, damit Juan keine Absicht dahinter vermutete. Leider dauerte es eine Weile, bis ein geeigneter Kandidat auftauchte. Während der Franzose in Denver ausharrte, genoss der Richter seine Unterrichtsstunden in vollen Zügen. Asha übernahm nach einer Weile wieder die Zügel, lenkte zur Farm zurück. Ihr gelang es nicht, ihre Unruhe zu verbergen. Deutlich merkte Taro, wie seine Nähe auf die Witwe wirkte. Allerdings beruhte das auf Gegenseitigkeit. Die Einsamkeit des Ortes, das Summen der Bienen am Wegesrand zwischen den dort blühenden Blumen, das sanfte Rauschen der Wipfel und leises Vogelgezwitscher verliehen dem Ort einen Hauch von Idylle. So friedlich, fernab der Hektik der Stadt und seinen vielen Bewohnern reizte es den Dämon und der Drang den Aufenthalt zu verlängern überkam ihn. "Halt an!", forderte er daher plötzlich. Die junge Frau brachte das Gefährt zum Stehen, worauf der Richter absprang, nach den Zügeln griff und sie um den Stab schlang, der seitlich als Haltegriff befestigt war. Er wusste, dass die Pferde nicht fortrennen würden. Danach packte er die Schwarzhaarige, hob sie vom Kutschbock und stellte sie auf den Boden. Asha sah ihn mit großen Augen an, in denen er Verwunderung und Neugierde las. "Stimmt es, was du zu Rin gesagt hattest? Du würdest dir den Richter schnappen, wenn er nur lang genug an einem Ort stehen bliebe?", sprach er sie an. Verlegen schaute die junge Frau zur Seite und wurde sogar rot an den Wangen. Das hatte sie tatsächlich geäußert. Immer wenn Taro in ihrer Nähe weilte, erregte sie sein bloßer Anblick und der Gedanke, wie sie beide sich liebkosten. "Worauf wartest du, ich stehe vor dir", neckte er sie ein wenig. Doch die Schwarzhaarige rührte sich nicht, denn in diesem Moment hatte sie leichte Panik und würde am liebsten weglaufen. "Dein Ausdruck ist mir Antwort genug", flüsterte der Dämon hob seine Hand und streifte damit über das Gesicht der menschlichen Frau. Durch diese Berührung erbebte ihr Körper, sie zitterte leicht, jedoch nicht vor Kälte. Asha hob ihren Kopf, ließ sich von seinem Blick fesseln, versank in den Tiefen der goldenen Augen und leckte sich unbewusst über ihre Lippen, ohne zu ahnen, was diese sinnliche Geste bei Taro auslöste. Er begehrte sie ebenso, nur hatte er zu anfangs nie gehofft, dass sie ihn wollte. Deswegen hatte er Asha in den letzten Wochen diese Prüfung auferlegt. Außerdem war es zu lange her, seit er einem weiblichen Wesen beiwohnte, und fürchtete zu unbeherrscht zu sein. Denn länger konnte er sein Verlangen nicht zügeln und wollte sie jetzt. So trat er einen Schritt vorwärts, riss sie an sich, küsste sie impulsiv und hob die Witwe danach hoch um sie zu einem trockenen Teppich aus älterem Laub weit abseits des Weges zu tragen. Den fand er unter einer Buche, deren weit ausladenden Äste viel Schatten spendeten. Einige Sträucher und junge Bäume verhinderten den Blick auf das natürliche Lager, ideal um vor neugierigen Blicken geschützt zu sein. Nur einem Moment ließ er Asha los, lief zurück zum Wagen und holte seinen schwarzen Staubmantel, den er auf dem Boden ausbreitete. Mögliche Nässe konnte er dadurch fernhalten. Als Nächstes zog er die junge Frau mit sich nieder, um sich ihr ausgiebig zu widmen. Kapitel 23 - Wie gewonnen ... Das Spiel beginnt. Auf wessen Seite wird wohl Fortuna sein. Im nächsten Kapi stellt sich mir die Frage, Lemon, ja/ oder nein. Ich schätze, diejenigen Leser, die diese FF tatsächlich noch verfolgen, bzw eine Meinung (per Kommentar oder per Mail) dazu haben, sind auch mit einer leichten Version zufrieden. Kapitel 23: Wie gewonnen ... ---------------------------- Es stand 1:1, deshalb der goldene Mittelweg ;)   Kapitel 23 - Wie gewonnen ... Die wunderbaren Gefühle, welche sie durchströmten genoss, Asha mit jeder Faser ihres Körpers. Hitze erfasste sie, ließ ihr Blut wie flüssige Lava wirken, und während sie leise Seufzer ausstieß, genoss sie die Berührungen. Obwohl immer noch überwiegend bekleidet, fühlte sie sich verrucht, geliebt und unendlich glücklich. Die Intensität des Zusammenseins hatte sie vollkommen überwältigt. Sie war dahingeschmolzen, hatte mehrere sinnliche Momente erlebt und sonnte sich nun in den Nachwehen. Der Richter hatte sich auf den Boden gesetzt, sie gebeten auf seinen Beinen Platz zu nehmen und war mit seinen Händen unter ihre Röcke gewandert. Später öffnete er ihr Mieder. Froh, weil sie kein Korsett trug, streichelte er ihr Dekolleté und verwöhnte die Spitzen ihrer Brüste. Allein diese Berührungen hatte in ihr Leidenschaft geweckt, von der sie nicht einmal wusste dazu fähig zu sein. Ihre Vereinigung erfolgte heftig. Mit Hingabe, etwas zurückgelehnt, mit geschlossenen Augen, durch sichere Hände an den Hüften gestützt, erlebte die junge Frau die Ekstase. Als die Witwe danach ihre Augen öffnete, erkannte sie zwei sorgenvolle Goldene, deren Ausdruck sich sofort in Zufriedenheit änderte. Seine Befürchtungen ihr Schmerzen zugefügt zu haben, waren offenbar unnötig. "Was war das?", wollte Asha wissen, nachdem sie ihre Sinne wiederfand. "Hast du nie mit deinem Mann ...", begann Taro ein wenig verwundert. Seiner Meinung hatte Asha weder schüchtern noch prüde reagiert, was ihm verriet, dass sie ein erfülltes Zusammensein mit ihrem früheren Gefährten gehabt haben musste. Allerdings gab es Ehen, wo Frauen den Akt steif wie ein Brett über sich ergehen ließen und keinerlei Lust dabei empfanden. "Oh", entfuhr es der Betreiberin der Kutschenlinie, wobei sie rot wurde. Sie sprach normalerweise nicht mit jedem offen über ihre Wünsche oder Erfahrungen im Bett. Doch nachdem gerade erlebten, stand sie dem Richter nun noch näher. Deswegen antwortete sie: "In dieser Beziehung konnte ich nie klagen. Paolo war immer sehr rücksichtsvoll und zärtlich. Mich hat nur die Heftigkeit eben überrascht. Wird es immer so sein?" Mit einer sanften Geste strich Taro ihr einige Haare aus der Stirn: "Wenn du es zulässt. Natürlich besitze ich die Fähigkeit, mich zu beherrschen." Sofort hatte Asha erotische Bilder im Kopf, schluckte und antwortete mit leicht belegter Stimme: "Du würdest mich nie verletzen. In dieser Beziehung vertraue ich dir." Der Dämon verspürte eine gewisse Zufriedenheit. Im Moment schwankte er zwischen einer Fortführung des Begonnen und einem ernsthaften Gespräch ihre gemeinsame Zukunft betreffend. Nach kurzem Zögern verschob er Letzteres, küsste stattdessen die Witwe. Lange Zeit genossen sie das, bis seine Sinne ihn warnten. Noch weit entfernt hörte er die Hufe eines Pferdes auf dem trockenen Boden aufschlagen. Der Reiter näherte sich ihrem Standort recht schnell. Deswegen erhob sich der Richter und riet: "Jemand kommt. Richte besser deine Kleidung!", und folgte seinem eigenen Rat. Mit wenigen Schritten ging er zum Weg zurück und kam dort an, als der Unbekannte an der Biegung auftauchte.   Sobald Takeo seinen Herrn entdeckte, drosselte er das Tempo und hielt an. Mit einem schnellen Satz sprang er aus dem Sattel, überreichte ein Telegramm und erläuterte: "Ihre Anwesenheit wird gefordert, Herr. Der Sheriff im Süden ersucht um Hilfe, da der Mob einen Unschuldigen lynchen will." Taro las fast die gleichen Worte auf dem Papier und nickte. Dennoch zögerte er einen Augenblick. Asha trat nämlich aus dem Gebüsch, legte sich das Schultertuch um und errötete, als sie den blonden Leibwächter erkannte. Als Hundedämon roch er bestimmt, was geschah. Dieser hatte tatsächlich leicht geschnuppert. Durch einen einzigen Blick aus Inu no Taishos goldenen Augen erhielt er eine versteckte Warnung. Auch aus anderen Gründen würde er die junge Frau niemals beschämen. Er nickte ihr nur zu und sprach den Richter an: "Nehmt mein Pferd! Shadow ist schnell und ausdauernd. Vergesst nur nicht ihn immer anzubinden." Indem er seine Hand auf die Schulter des treuen Soldaten legte, bedankte er sich: "Das werde ich Takeo. Sorge dafür das meine Gefährtin sicher nach Hause gelangt!" Die Augen des Leibwächters vergrößerten sich kaum sichtbar, ansonsten hatte er sich sehr gut im Griff. Weil der Richter sich an Asha wandte, bestätigte er alles zusätzlich. Er hatte es eilig, trotzdem ging der Silberweißhaarige zu der Witwe, ergriff ihre Hand und erklärte: "Aufgrund eines dringenden Falls werde ich anderweitig benötigt. Am Sonntag bin ich zurück, damit wir den Bund eingehen können. Triff du die Vorbereitungen und spreche mit dem Priester!" Eine Antwort wartete er nicht ab. Taro griff nach den Zügeln, schwang sich in den Sattel und galoppierte davon, eine sprachlose, erstaunte junge Frau zurücklassend. Diese blickte dem Richter nach, bis die Entfernung beziehungsweise die nächste Kurve ihn verbarg. Erst dann äußerte sie aufgebracht: "Taro kann nicht nur reiten, sondern ist noch gut darin. Und ich habe mich lächerlich gemacht, indem ich versuchte habe, es ihm beizubringen." "Mein Herr zähmte bereits vor meiner Geburt wilde Drachen und nutzte diese als Last oder Reittiere. Sein bevorzugter hieß Ah-Uhn, der dann dieser Seuche zum Opfer fiel", erklärte Takeo. Weil die junge Frau einen düsteren Ausdruck zeigte, nannte er den für ihn logischsten Grund. "Der Richter handelte in bestimmter Absicht. Es bot ihm Gelegenheit mit dir Zeit zu verbringen, ohne deinen Ruf zu schädigen. Immerhin hat er seine Absichten offenbart. Fragt sich, nur ob du gewillt bist." "Natürlich", offenbarte die Betreiberin der Martinezlinie, wobei ihr Herz aufgeregt klopfte. Der Antrag des Richters war ungewöhnlich, dennoch ernst gemeint. Erst später fragte sie sich, wie Sesshomaru darauf reagierte. Sie schob den Gedanken beiseite, ging zum Wagen um sich auf den Kutschbock zu setzen. Von dort blickte sie zu dem Leibwächter, der gedanklich abwesend, sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Eine Idee huschte ihr durch den Kopf, vielleicht etwas abwegig, trotzdem sprach sie diese beinahe laut aus: "Takeo, wenn du selbst ..." Da sie nie irgendwelche Anzeichen diesbezüglich bemerkte, stockte sie wieder. Der blonde Dämon reagierte und kam näher. Während er sich neben sie setzte, entkräftete er ihren falschen Verdacht: "Ich freue mich für euch beide. Mein Herr konnte sich keine bessere Gefährtin erwählen. Mich beschäftigt etwas anderes." Sein Ton änderte sich, wurde eine Spur zärtlicher: "Inez zieht sie eigentlich eine Heirat in Betracht?" Mit einen Schmunzeln entgegnete Asha verschmitzt: "Seit einiger Zeit. Offenbar hat sie da ein Wesen kennengelernt, bei dem sie sich geborgen fühlt. Er ist außerdem gut aussehend und wird in seinen Kreisen respektiert und sehr geschätzt." Mühsam unterdrückte der Hundedämon ein Knurren, weil er einen Moment in eine falsche Richtung dachte. Glücklicherweise hörte er weiter zu und wurde aufgeklärt. "Für euch beide freue ich mich ebenso. Inez hat wirklich Glück mit dir." "Dich auf meiner Seite zu wissen bedeutet mir viel. Juan zu überzeugen stelle ich mir als große Herausforderung vor", gestand der Leibwächter. Denn der Mexikaner hegte eine große Abneigung gegen den Dämon. Das brachte auch Asha ins Grübeln. Doch nicht er entschied letztendlich, sondern Inez Vater. Deshalb versprach sie ihrem Freund, dem Schwiegervater einen Brief zu schreiben. Dann kamen sie auf der Ranch an und vorerst gab es andere Dinge. Besagter Mexikaner verließ zum selben Zeitpunkt sein Büro und ging durch die frei zugänglichen Räume seinen Saloons. Wie jeden Tag um diese Zeit prüfte er alles, beanstandete oder lobte seine Mitarbeiter. Danach warf er Kouga einen undefinierbaren Blick zu. Seit der Dämon hier Präsenz zeigte, gab es weniger Vorfälle. Also war dessen Anwesenheit eine nützliche Bereicherung. Dennoch fiel es ihm schwer, freundschaftliche Bande mit dieser Rasse zu knüpfen. Obwohl er wusste, dass Raoul von einer Hundedämonin abstammte, empfand er ihm gegenüber Sympathie. Er genoss die Gespräche und erwartete dessen Anwesenheit jeden Abend. Selten enttäuschte der Comte ihn. So auch in diesem Moment. Eine junge Frau näherte sich dem Saloonbesitzer, blickte ihn fragend an. Doch er lehnte ihre Gesellschaft mit einem einfachen Kopfschütteln ab. Während er seinen Besitz durchquerte, auf den er stolz war, ging ihm durch den Kopf, wie sehr er sich in den letzten Monaten veränderte. Früher fehlte ihm ein Ziel, doch jetzt war vieles Lebenswerter. Sogar den Frauen gegenüber entwickelte er eine neue Art von Verständnis, was zum Teil an Asha lag. Ihr Mut hatte ihn beeindruckt. Trotz ihrer Verzweiflung hatte sie ihm getrotzt. Bei dem Gedanken blieb er kurz stehen, griff in seine Brieftasche und betrachtete die Besitzurkunde der Kutschenlinie. Hierbei handelte es sich um das Original. Erst kürzlich besprach er die Angelegenheit mit einem Anwalt, der beide Hälften trennen würde, sodass Asha ihre eigene Urkunde bekam, während die ursprüngliche Fassung sicher irgendwo in einem Tresor aufgehoben werden könnte. Zurzeit hielt er es für eine gute Lösung. Er steckte sie wieder ein, holte eine gute Flasche Wein, sowie zwei Gläser, und trat zu Raoul, an den Tisch. Beide Männer begrüßten sich, nahmen ihr Gespräch auf. Viele Themen wurden angesprochen, bis der französische Adlige beiläufig eine Frage stellte: "Senior, was ist ihr größter Wunsch?" Der Ausdruck des Mexikaners wurde ernst. Lange Zeit starrte er nachdenklich zum Fenster hinaus, bevor er antwortete: "Abgesehen davon, seinem Vater zu beweisen, dass man etwas taugt." "An meinen erinnere ich mich kaum, da er vor langer Zeit starb", entgegnete Raoul. "Er diente als Offizier der Musketiere dem Sonnenkönig und wurde im Kampf verwundet. Ein Arzt rettete ihm damals das Leben. Was mich aus Dankbarkeit veranlasste, denselben Beruf zu erlernen. Ich glaube, mein Vater hätte die Entscheidung begrüßt." Juan schwieg zu diesem Punkt, sprach die andere Sache an: "Davon abgesehen gibt es einen speziellen Traum. Habt ihr jemals an einem der großen Spiele auf einem Mississippi Schaufelraddampfer teilgenommen?" Der Comte schüttelte den Kopf und gestand ehrlich: "Leider nein. Bisher hat mir immer das nötige Kleingeld dazu gefehlt. Mit den größten Spielern an einem Tisch zu sitzen, stelle ich mir aufregend vor." "Das sind auch meine Argumente. Da es bisher nur erlesene Spieler schafften, ist es sicherlich eine große Ehre. Wenn es nicht um so hohe Einsätze ginge, hätte ich schon längst der Versuchung nachgegeben", verriet der Casanova mehr von sich, sehr zur Freude des Adligen. Er selbst gab zu bedenken: "Sie beugen sicherlich vor. Mit geringerem Einsatz ziehen sie eher den Abschaum an. Damit meine ich Falschspieler oder Mörder, anstatt wahre Gentleman." Nachdem er diese Bemerkung von sich gab, wendete Raoul seinen Kopf, tat so, als ob er sich im Raum umsah. In Wirklichkeit suchte er den Blickkontakt mit Kouga, nickte dem Wolf leicht zu, zeigte aber sonst keinerlei Anzeichen des Triumphes. Er sprach gleich weiter: "Einen Vorschlag. Soviel mir bekannt ist, darf ein Spieler eine Begleitperson mitbringen. Wir Reisen zusammen und teilen uns anschließend den Gewinn. Wer von uns beiden antreten wird, entscheiden wir vorab in einem Spiel." "Möge der Bessere gewinnen", gab der Mexikaner seine Zustimmung. Danach sprachen sie über ihre zur Verfügung stehenden Finanzen und welche Summe sie jeweils benötigten, um am Mississippi auf einem der Dampfer Eintritt zu erhalten. Beide Männer besaßen zwar ein kleines Barvermögen, doch es würde nicht reichen, sodass Raoul vorschlug, noch zwei Spieler einzuladen. Kouga, der absichtlich in Hörweite saß, bot sich an. Und nachdem das Vorhaben ein Spiel mit größerem Einsatz am kommenden Abend zu veranstalten unter den Gästen die Runde machte, fand sich noch ein weiterer Gast mit dem nötigen Kleingeld. Tags darauf spürte man in der Straße die Spannung und eine gewisse Nervosität. Weil solche Ereignisse selten waren, strömten mehr Gäste herbei als sonst an einem normalen Abend. Kurz entschlossen ließ der Saloonbesitzer die Stühle und Tische beiseite räumen, damit alle Zuschauer platz fanden. Whiskey, Bier oder Tequila flossen reichlich, sehr zu Juans Freude, da es mehr Umsatz bedeutete. Dann war es soweit. Die vier Spieler ließen sich an dem einzigen mitten im Raum stehenden Tisch nieder und ein vom Sheriff geschickter Deputy bestimmte einen Kartengeber. Außer dem Gesetzesmann bildete noch ein Bankier die unabhängige Jury, um sicherzustellen das keiner der Spieler betrog. So etwas gab es selten, doch der Comte war ein Ehrenmann und wünschte sein Ziel auf ehrlichen Weg zu erreichen. Er verließ sich dabei auf sein Geschick und Fortuna. Jeder Zuschauer war sich später sicher, eines der ungewöhnlichsten Spiele diesseits des Mississippi erlebt zu haben. Wenn sich nicht draußen in der Ferne die Rocky Mountains erhoben hätten, würde so mancher glauben, an einem anderen Ort zu weilen. Es zeigte sich bald das sie alle etwas von der Psychologie des Spielens verstanden. Gut verbargen sie ihre Emotionen, blufften oder studierten ihre Gegenüber. Der Wolf hatte vorher genaue Anweisungen von Sesshomarus Geschäftspartner erhalten, an die er sich größtenteils hielt. Dennoch runzelte er hin und wieder beinahe die Stirn, nämlich immer wenn er gewann. Bald wendete sich sein Blatt und seine zwei Paare wurden durch Raouls Straight, fünf Karten in Folge geschlagen. Von da an dezimierte sich sein Berg an Chips immer mehr, weil er weitere Runden verlor. Indem er den Rest setzte, das Spiel verlor, schied er dann aus dem Spiel aus. Bis sich nur noch Raoul und Juan gegenübersaßen, dauerte es nicht mehr lange. Der Mexikaner befand sich wie in einem Rausch, seinem Ziel so nah, konnte er unter keinen Umständen aufgeben. Der größte Reiz lag darin, hier in Denver zu gewinnen und dann auf dem Raddampfer anzutreten. Mit seinen Gedanken weilte er bereits in der Zukunft, als der Comte setzte, sich kurz unterbrach und schnell den anderen Stapel überschlug. Spontan setzte er seinen ganzen Pott. Juna schluckte, wurde ein wenig bleich und überlegte fieberhaft. Er konnte mitgehen, doch es verblieb ihm zu wenig. Wenn er ausstieg, hatte er verloren. "Ich muss nachdenken", erkaufte er sich Zeit und tat so, als ob er seine Chips zählte. Dann betrachtete er sein Blatt, versuchte herauszufinden, ob sein Mitspieler bluffte oder ein gutes Blatt hatte. Doch der Franzose bot ihm keinen Anhaltspunkt. Die Chance geschlagen zu werden war äußerst niedrig, aber aus eigener Erfahrung wusste er, dass es nicht unmöglich war. Deswegen haderte Juan mit sich, sodass der Comte nachhakte: "Senior." Daraufhin griff er zu seinem Stapel. Bevor seine Finger die Chips berührten, tat Raoul etwas Ungewöhnliches und erhöhte seinen Einsatz. "Vielleicht sollte ich das Ganze noch etwas attraktiver gestalten." Mit einer eleganten Bewegung zog er ein Papier aus seinem Jackett und schob es zu Juan hinüber: "Meine Goldmine, wo kürzlich eine ausgiebige Ader entdeckt wurde. Der Bericht des Geologen liegt bei." Der Salooninhaber brauchte sich die Untersuchungsergebnisse nicht ansehen, da er dem Adligen glaubte. Jetzt geriet er allerdings in Zugzwang und musste sich entscheiden. Doch was konnte er noch einsetzen? Daher drehte er sich der Theke zu. Der Barkeeper verstand die stumme Frage und nach einem schnellen Blick in die Kasse, schüttelte er seinen Kopf. Aus diesem Grund grübelte der Mexikaner weiter. Den Saloon wollte er auf keinen Fall einsetzen, da es ihm nicht behagte, einen weiteren Partner zu haben. Das schmälerte seine Einnahmen und dieser gehörte sowieso schon zur Hälfte der Bank. Wenn die guten abendlichen Einnahme die auf dem Tisch liegende Summe nicht deckte, blieb fast nur ein einziger Ausweg. Ihm lag viel daran aber weniger als an dem Saloon. Er hob seinen Kopf, musterte den französischen Edelmann, der es an verräterische Gesten fehlen ließ. Deshalb sah er noch einmal seine Karten an. Weil er ein gutes Gefühl dabei hatte, schadete es sicher nicht die Urkunde der Kutschenlinie als Sicherheit einzusetzen. In Gedanken versunken hatte er seine Brieftasche herausgeholt. Für einen Moment schloss er seine Augen und entschied den Schritt zu wagen. Trotz seines Versprechen an Asha, im Widerstreit mit seinen Gewissen, legte er das Papier auf den Tisch. Er wusste selbst nicht, weshalb er sich seines Sieges so sicher war. "Ich gehe mit und will sehen!", sagte er und legte sein Blatt, vier Mal die Neun auf den Tisch. Sein Gegner atmete still auf und begann dann langsam seine Karten der Reihe nach mit Worten unterlegt aufzudecken, wobei er mit der kleinsten anfing: "Zehn, Bube, Dame, König und Ass." Mit jeder offenbarten Karte, sank Juans Hoffnung und tiefe Enttäuschung ergriff von ihm Besitz. Die Gefühle lähmten ihn, lange gelang es ihm nicht, den Blick von dem Royal Flush abzuwenden. Ohne es zu merken, kratzten die Fingernägel seiner rechten Hand über den Tisch und er ballte eine Faust. Sein Ausdruck verdunkelte sich und er atmete schwer, um Beherrschung ringend. Irgendwann siegte seine gute Erziehung dank seiner Selbstkontrolle. Keiner im Raum gab einen Ton von sich. Wie oft bei solchen Spielen erwarteten die Zuschauer das schlimmste. Einige, die dem Eingang am nächsten waren, suchten schon das Weite. Der Deputy brachte seine Hand in die Nähe des Colts und öffnete die Lederhalterung, um schneller ziehen zu können. Dann erhob sich Gemurmel. Wörter, wie Falschspiel, nicht mit rechten Dingen bis hin zum Betrug drangen bis zu den Ohren der beiden Spieler. Dies veranlasste den Saloonbesitzer sich zu fangen und laut zu äußern: "Es war ein faires Spiel und ich akzeptiere meinen Verlust." Sehr zu seiner Überraschung erbat sich der von einer Hundedämonin abstammende Mann nur zwei Dinge: "Wenn ihr erlaubt, nehme ich meine Urkunde wieder an mich." Damit steckte er sie ein und griff nach den zweiten Dokument: "Das hier übergebe ich der rechtmäßigen Besitzerin. Mir ging es nicht um Gewinn, nur um die Kutschenlinie." Mit einer Handbewegung fügte Raoul großzügig hinzu: "Behaltet das Geld und erfüllt euch den Traum." "Wo lag mein Fehler?", fragte Juan den Comte in gutem Französisch. Dieser erhob sich und war im Begriff zu gehen. Jetzt blieb er stehen und warf einen Blick auf seinen Gegenspieler. Leise offenbarte er: "Beim Publikum", und wurde genauer: "Ihr habt versucht mich zu studieren, mit mäßigem Erfolg, wie ich annehme. Ein Blick auf die Umstehenden hätte euch wesentlich mehr verraten. Kaum einer hatte sich unter Kontrolle." "Ich verstehe. Daran habe ich nie gedacht", gestand der Mexikaner. Da es nichts mehr von Belang gab und die erwartete Schießerei ausblieb, zerstreuten sich die Zuschauer schnell. An der Tür angekommen pausierte Sesshomarus Geschäftspartner und überlegte. Er traf eine Entscheidung, näherte sich dem Mexikaner wieder und fragte: "Unabhängig von diesem Abend, der unserer Freundschaft hoffentlich keinen Abbruch tat, würde ich gern wieder meine Fähigkeiten testen. Ich hoffe daher bei meinem nächsten Besuch in Denver, hier im Saloon Willkommen zu sein." "Jederzeit", gab Juan seine Zustimmung und reichte seine Hand. Noch lange sah er dem Comte nach. Der Abend hatte ihm einiges gelehrt, Lektionen, die er nie vergaß. Raoul blieb noch zwei Tage in Denver, bevor er abreiste. Beide Abende verbrachte er in der Gesellschaft des Mexikaners. Er begab sich dann zeitig auf den Weg, ritt jedoch langsam und genoss die Umgebung. Von den Ereignissen der kommenden Tage ahnte er noch nichts. Kapitel 24 - Überraschungen Westtown wird vor vollendete Tatsachen gestellt, als der Richter sich vermählt. Kapitel 24: Überraschungen -------------------------- Sorry das es diesmal auch nur wieder eine Lite Version ist. Mir fehlt im Moment die Zeit für mehr.   Kapitel 24 - Überraschungen Die ganze Woche über glaubte Asha, vor Glück zu schweben. Alles ging ihr leicht von der Hand, sie lächelte fast ununterbrochen und konnte es kaum fassen, endlich Taro so nah gekommen zu sein. Ohne viel Federlesen hatte er ihr einen Antrag gemacht. Obwohl sie mit dem Prediger des Ortes sprach und ihn auf eine mögliche Heirat vorbereiten wollte, erzählte sie am Ende keiner Seele davon. Sie bat auch Takeo um Stillschweigen, der kommentarlos gehorchte. Es wurde spät, da viel Arbeit die Witwe auf Trapp hielt. Als Einzige im Haus blieb sie lange wach. Nachdem sie sich endlich zu Bett begab, schlief sie erschöpft ein, während sich der Welpe an ihren Rücken kuschelte. Arrow spitzte mitten in der Nacht die Ohren, lauschte und schnüffelte in der Luft um den heimlichen Besucher zu identifizieren. Er erkannte ihn, stieß ein leises, freudiges Winseln aus und wedelte mit dem Schwanz. Mit einem ernsten Blick schaute Taro auf das kleinere Wesen und deutete zur Tür: "Tut mir leid mein kleiner Freund, Asha gehört mir. Spende ruhig meine Gefährtin Trost und vertreibe ihr die Einsamkeit, wenn ich auf Reisen bin, ansonsten teile ich mein Eigentum nicht." Der Schäferhund sprang vom Bett, tapste zur Tür und sah den Dämon aus traurigen Augen an. Dann hatte er das Schlafgemach verlassen und hörte noch, wie drinnen der Riegel vorgeschoben wurde. Wenig später fand er einen neuen Platz bei der kleinen Rin. Taro indessen näherte sich dem Bett und betrachtete die junge Frau im Dunkeln. Er zögerte ein wenig, weil er Asha nicht wecken wollte, hatte aber keine Ambitionen wieder zu gehen. Eine schwache Bewegung forderte seine Aufmerksamkeit. Die Witwe wachte auf, spürte ein Wesen und wusste plötzlich, wer es war. Daher nahm sie die Hand wieder von ihrem verborgenen Messer fort. "Taro?" "Du wirst es nicht brauchen", bestätigte der Richter sein Eindringen mit dem Hinweis auf die Waffe. Halb richtete sich Asha auf, hielt ihre Decke dabei so fest, dass ihre Nacktheit verborgen blieb. Ihr wäre ein wenig Helligkeit lieber, doch es würde bedeuten der Dämon bekam mehr Haut zu sehen, als sie ihm zu stehen wollte. Taro erriet ihren unausgesprochenen Wunsch, nahm die Zündhölzer und hielt eines davon an den Docht der kleinen Lampe. Er drehte die Helligkeit auf ein Minimum, was ihnen beiden genügte. "Ich bin gekommen, um fortzuführen, was ich begonnen habe", erklärte er sein Erscheinen und zog sich den Staubmantel und das Jackett aus. Dann setzte er sich auf das Bett und blickte die Witwe einfach nur an. Diese lächelte plötzlich, beugte sich etwas vor und griff nach der kleinen Schleife am Kragen. Sie zog an dem Band und öffnete danach den ersten Knopf der Weste. Blitzschnell packte Taro zu und hielt ihre Hand fest, sein Ausdruck dabei unleserlich. Dann führte er sie an seinen Mund, hauchte einen Kuss auf die Haut und sagte: "Bis jetzt habe ich mich immer selbst entkleidet, trotzdem werde ich es dir diesmal gestatten!" Etwas zaghaft, ohne ihren Blick von den goldenen Augen abzuwenden, beschäftigte sich Asha mit dem zweiten Knopf. Nach und nach öffnete sie die anderen und wurde vom Richter noch unterstützte. Lange Zeit gab es im Raum keine anderen Geräusche als das Rascheln von Stoff und entrückte Laute. Viel später wollte Taro wissen: "Wird uns der Prediger vermählen?" Indem sie ihre Position änderte, ihren Oberkörper etwas in die Höhe schob, konnte Asha ihren Geliebten genau ansehen. Mit einem Ausdruck des Bedauerns schüttelte sie ihren Kopf und erklärte: "Schon bei meiner ersten Andeutung begann er, mir einen Vortrag zu halten. Von Höllenqualen, Sünden und Sonstiges. Dabei wusste er gar nicht, was ich tatsächlich wollte. Ich vermute daher, er denkt, es geht um mich und deinen Sohn. Wahrscheinlich sollten wir keinen katholischen Priester fragen. Doch wenn Gott unsere Verbindung nicht gutheißen würde, wieso hat er uns zusammengeführt?" Darauf hatte der Richter viele Antworten parat, die sicherlich auch die katholische Kirche anführen würde. Doch er wollte die Hoffnung der jungen Frau nicht zerstören. Glücklicherweise gab es einen Ausweg. Deswegen offenbarte er: "Damit habe ich bereits gerechnet und bat den Friedensrichter von Denver uns zu trauen. Er hat zugesagt und wird gegen Mittag eintreffen." Mit einem Seufzen gestand Asha daraufhin: "Takeo und ich, wir haben niemand eingeweiht. Wir werden deshalb alle überraschen." "Überraschungen sind immer gut, besser als ständig vorhersehbar", murmelte der Richter in das Ohr der Witwe und begann sie erneut zu verwöhnen. Sie beide schliefen danach erschöpft ein. Obwohl Taro nur eine kurze Ruhephase bekam, erholte er sich von den Anstrengungen der letzten Tage im Nu. Im Morgengrauen wachte er schon wieder auf und betrachtete seine Gefährtin. Er erhob sich spät und verließ sie ungern. Bis Mittag gab es jedoch noch einige Dinge, die er erledigen wollte. Unter anderem ein Bad zu nehmen, den Anzug zu wechseln und mit seinen Untergebenen bezüglich bestimmter Sicherheitsvorkehrungen zu sprechen. Sobald Asha offiziell seine Gemahlin war, stellte sie einen Schwachpunkt für ihn dar. Er kannte etliche Dämonen, die so eine Gelegenheit ausnutzen würden und dem wollte er vorbeugen. Als die junge Frau selbst durch die fröhlichen Stimmen der Kinder erwachte, fand sie das Bett neben sich leer. Allerdings hatte ihr zukünftiger Ehemann ihr eine verheißende Nachricht da gelassen. Deshalb beeilte sie sich und suchte als Allererstes ihr altes Hochzeitskleid hervor. Immerhin hatte sie die letzte Woche dazu benutzt, einige Kleinigkeiten daran zu ändern, um sich dadurch etwas Neues zu schaffen. Als Nächstes musste sie die Kinder einweihen. Wie erwartet brachen sie alle in lauten Jubel aus. Jack blieb als Einziger ruhig, lächelte still vor sich hin und murmelte: "Wurde auch Zeit." Festlich herausgeputzt begab sich dann die Familie einige Stunden später nach Westtown. Noch von den tragischen Ereignissen der letzten Tage überschattet, trafen sich die Bürger der Stadt wie jeden Sonntag an der Kirche. Etwas abseits wartete Kato wie versprochen, doch Jane zeigte sich nicht. Sie brachte es noch nicht über ihr Herz sich an den Revolvermann zu binden, sodass er sich dann abwandte und davon ging. Er ahnte nicht, wie schwer es der Hanyou fiel, ihn stehen zu lassen, da sie erst den Segen ihres Vormundes einholen wollte, der ihres Wissens nach immer noch in Denver weilte. Der französische Adlige ritt jedoch gemächlich der Stadt entgegen und traf nur wenige Minuten, nachdem Kato seinen Standpunkt verließ, in Westtown ein, wo er sofort sein Pferd versorgte und dann zum Saloon schlenderte. Sein Partner wurde bereits von seiner Rückkehr informiert und verließ gerade seinen Saloon. Raoul informierte Sesshomaru und übergab ihm die Besitzurkunde. Dieser nahm sie wortlos entgegen und schmälerte plötzlich seine Augen. Ein Fremder lenkte sein Pferd zu dem Holzbalken vor dem Saloon, stieg ab und band es an. Dann nahm er seinen Hut vom Kopf, klopfte sich den Staub notdürftig aus seinen Kleidern und steuerte nicht etwa den Eingang an, sondern direkt den Besitzer des Etablissements. "Mister Taisho, wie ich annehme?", sprach er den silberweißhaarigen Hundedämon an und wich zwei Schritte rückwärts. Denn statt in Sesshomarus Gesicht, blickte er plötzlich in das Ernste eines blonden Leibwächters. Er fing sich schnell, hob seine beiden Hände und bat, indem er die höflichen Floskeln beiseiteschob: "Verzeihung. Richter Taisho hat mich herbeordert, da ich heute seine Vermählung durchführen soll." Der Comte hatte den in Schwarz gekleideten gemustert, legte seine Hand auf Takeos Schulter, der nach einem Kopfnicken beiseitetrat. Raoul teilte seine Erkenntnis: "Sie sind der Friedensrichter aus Denver." Danach stellte er sich selbst vor und der Leibwächter fügte hinzu: "Da bisher kein Telegramm geschickt wurde, trifft der Richter vermutlich jeden Augenblick ein. Bis dahin können sie die Einzelheiten mit der Braut ..." Seinen Satz beendete Takeo nicht. Taro verließ nämlich gerade den Saloon und hörte die letzten Worte. Dem Leibwächter zugewandt mischte er sich ein: "Danke Takeo. Ich kläre alles selbst." Mit festem Händedruck begrüßte er den anderen Richter und besprach die Dinge von Belang, wobei sie vom Boardwalk heruntertraten und sich langsam entfernten. Einiges hörten die Zurückgebliebenen noch. Unter anderem: "Asha, meine zukünftige Gemahlin schlug vor, die Trauung drüben bei dem alten Schulgebäude durchzuführen. Ihrer Meinung nach ist dieser Ort idyllisch genug. Die dort wachsenden Blumen zaubern ein schönes Ambiente." Mit einem Ruck blieb Inu no Taisho stehen, murmelte eine Entschuldigung und kehrte plötzlich um. In seiner Aufregung hatte er etwas Wichtiges vergessen. Noch nie benahm er sich so zerstreut und er fürchtete sich eigentlich vor niemanden, weshalb spürte er diesmal eine leichte Nervosität. Immerhin vermählte er sich nun schon zum dritten Mal und der Vorgang sollte daher reine Routine sein. Trotzdem vergaß er den Umstand, Trauzeugen zu benennen. Vielleicht war der Grund, dass es sich um eine amerikanische Hochzeit handelte und sie nicht in japanischer Tradition stattfand. Er musterte seine Familienmitglieder, Freunde und die Untergebenen vor dem Saloon. Bevor er seine Entscheidung traf, passierte etwas anderes, womit er nicht rechnete. Sesshomaru schlussfolgerte richtig, das etwas Wichtiges an stand, wobei ihm seine Beobachtungen zugutekamen. Sein Vater hatte nicht nur seinen teuersten Anzug an, sondern badetet kürzlich, wie der Geruch und die immer noch etwas feuchten Haare bewiesen. Die Worte des Mannes aus Denver taten ihr übriges, um seine Verwunderung zu steigern. Was allerdings nicht in sein Bild passen wollte, der Grund. Denn er sah wie die Witwe ihren Wagen bei dem etwas entfernten, jedoch aus diesem Blickwinkel gut sichtbaren Platz zum stehen brachte. Sie sprang nicht wie gewohnt leichtfüßig ab, im Gegenteil eher sehr vorsichtig. Das Kleid, welches sie trug musste, sehr kostbar gewesen sein. Es schimmerte im Licht der Sonne hell wie edle Seide. Besaß zarte Stickereien und feinste Spitze. Dann noch die wunderbar frisierten Haare, der passende Schmuck, ließen keinen Zweifel offen. Er wollte Takeo um Auskunft bitten, aber mit Taros Rückkehr und seiner eigenen Herleitung erübrigte sich das. Sein Vater wollte sich mit der Witwe vermählen? Mit der Frau, mit der er selbst bis vor wenigen Tagen heimlich verlobt war. "Erst Etsu und jetzt Asha. Wolltet ihr mich um Vergebung bitten, verehrter Vater. Erspart mir das!", kam Sesshomaru den Worten seines Erzeugers zuvor, drehte sich um und ging davon. Der ältere Dämon blieb zurück, schmälerte seine Augen, weil nicht nur sein Sohn wütend war. Denn dieser benutzte die distanzierte Anrede in den seltensten Fällen, meistens nur bei wichtigen dämonischen Angelegenheiten in Anwesenheit anderer Clanoberhäupter. Trotzdem benahm sich sein Erbe unhöflich und zeigte wenig Respekt, was ihn nun störte. Doch im Grunde konnte er seinem Kind nichts vorwerfen, hatte doch er gefehlt. Mit dem Vorwurf traf er die Wahrheit. Ohne die sich entfernende Gestalt aus den Augen zu lassen, sagte der Richter zu den anderen Anwesenden: "Ihr seid herzlich eingeladen, der Zeremonie beizuwohnen." Inuyasha, der kurz vorher lässig herbeischlenderte, knurrte missmutig beim Verhalten seines Bruders auf. "Der beruhigt sich schon wieder", meinte er dazu, nahm sich aber vor mit Sesshomaru zu sprechen. Den gleichen Gedanken hegte Raoul. Der Comte zögerte und dachte nach. Um die derzeitigen Motive seines Partners zu verstehen, lebte er nicht lange genug in Westtown. Die Witwe kannte er ebenso wenig. Etwas musste den Silberweißhaarigen an ihr fasziniert haben, sonst würde er deren Verlust jetzt nicht so schwer nehmen. Oder lag die Ursache in der Vergangenheit. Mit einem Schulterzucken stimmte er dem Hanyou zu: "Wahrscheinlich." Zusammen mit Takeo folgte der französische Adlige dem Richter und nahm mit einem Schmunzeln zur Kenntnis wie Jane an seine Seite eilte, offensichtlich mit einer Frage auf dem Herzen. Da noch Zeit blieb, besprachen sie das Problem der kleinen Hanyou. Inuyasha blieb stehen und lief dann seinem Bruder hinterher. Mit Hilfe seines guten Geruchssinn fand er ihn am nahe gelegenen Fluss. "Kommst du mit?", fragte er den Älteren ohne Umschweife. Der Youkai reagierte nicht. Deswegen versuchte es der Hanyou erneut: "Er ist unser Vater. Wenn du wütend auf ihn bist, kläre das aber missgönne ihm nicht sein Glück." "Halte dich da raus Inuyasha!", warnte der Silberweißhaarige den Jüngeren. Dieser ließ sich nicht einschüchtern: "Oder bist du sauer, weil er sich wieder für einen Menschen entschied." "Lass Asha aus dem Spiel!", riet Sesshomaru und blickte den Hanyou zum ersten Mal an. Da er sah, wie Inuyasha wieder zu einer Entgegnung ansetzte, schnellte er vorwärts und packte seinen Bruder an der Kehle: "Du weißt gar nichts." Danach ließ er ihn los und entfernte sich einfach. Kagomes Verlobter rieb sich den Hals, schluckte und murmelte: "Keh." Diesmal gab er auf und schlug den Weg zurück in die Stadt ein, ohne zu wissen, dass seine Schritte genau überwacht wurden. Der Saloonbesitzer beobachtete den jüngeren Bruder und grübelte nach. Sein Zorn hatte nichts mit der Betreiberin der Kutschenlinie zu tun. Im Gegenteil sein Vater hatte mit Asha einen guten Fang gemacht. Ob sie sich überhaupt ihres Aufstiegs in der Rangordnung bewusst war. Vermutlich nicht. Während er noch darüber nachdachte, wie er damit umging, traf es ihn wie ein Blitz und seine Augen weiteten sich ein wenig. Mit einer schwachen Gefährtin an seiner Seite würde Taro Maßnahmen ergreifen. Beinhaltete es auch, zurückzutreten und seinen Sohn als Führer der Dämonen einzusetzen. Mit diesem Gedanken hatte sich Sesshomaru nicht mehr befasst, seit das westliche Schloss fiel und seine Mutter getötet wurde. Früher, in jungen Jahren hätte er die Macht begrüßt. Jetzt wo er reifer und älter war, fürchtete er sich davor der Verantwortung gewachsen zu sein.  Falls sein Vater dies vorhatte, würde er früh genug davon erfahren. Bevor das passierte, wollte er selbst, mit Etsu ins Reine kommen und seine Tochter anerkennen. Allein bei dem Gedanken breitete sich Sehnsucht in seinem Körper aus. Indem er seine Augen schloss, atmete er tief durch. Emotional zu sein, passte nicht zu ihm. Daher kämpfte er die Gefühle nieder und setzte seine kühle Maske auf. Als Nächstes ging er zum Schulgebäude. Ohne sich offen zu zeigen, wohnte er der Vermählung bei, wobei es ihn nicht störte, Raoul als Trauzeuge zu sehen. Asha hatte sich für ihre Schwägerin Inez entschieden. Ganz zum Schluss, bevor Taro seine neue Gefährtin küsste, flüsterte er ihr zu: "Sesshomaru steht versteckt hinter dem Gebüsch." "Danke", erwiderte sie, und sobald sie losgelassen wurde, raffte Asha ihr Rockteil und lief dem sich nun entfernenden Hundedämon nach: "Sesshomaru bitte warte!", bat sie. Die Stimme der jungen Frau ließ den Angesprochenen einen Moment zögern. Das reichte ihr schon, um ihn einzuholen. Sanft fasste sie nach seinem Arm und tatsächlich blieb der Salooninhaber stehen. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte den Vertrag heraus: "Gratuliere Asha. Mein Hochzeitsgeschenk." Statt die Papiere entgegen zu nehmen, betrachtete die frisch Vermählte sie nur kurz und schob die Hand dann von sich mit den Worten: "Wir sind doch Partner. Daher ist es nur richtig, wenn du sie aufbewahrst." "Unserer Vereinbarung ist hinfällig. Du brauchst mich nicht, jetzt wo du meinen Vater hast", widersprach Sesshomaru. Mit einem leichten Lächeln wies Asha hin: "Ich bin mir meiner neuen Stellung bewusst. Aber ich wünsche mir weiterhin eine geschäftliche Partnerschaft mit dir. Taro hat seine Aufgaben als Richter, während wir zusammen ..." "Meine Hilfe ist dir weiterhin gewiss", versprach der silberweißhaarige Hundedämon. Wenn er seine neue Stiefmutter nicht unterstützen würde, bekäme er nur Ärger mit seinem Erzeuger. Darauf verzichtete er freiwillig. Er dachte weiter und erneut zog er die voraussichtlichen Pläne des Richters in Betracht. Möglicherweise fehlte ihm später die Zeit. Weil die schwarzhaarige Frau nicht die alleinige Betreiberin sein wollte, ereilte ihn eine neue Idee, sobald er Takeo erblickte. Er ging zu seinem Leibwächter und drückte ihm das Papier in die Hand: "Nimm die Hälfte, vermähle dich mit Inez und diene der Gefährtin meines Vaters zukünftig!" Bevor Takeo ein Wort herausbrachte, fügte Sesshomaru noch an: "Das ist ein Befehl!" Er nutzte die Überraschung aller, um zu verschwinden, da er ein paar Tage brauchte, um nachzudenken. Weder Taro noch Asha konnten ihm folgen, da sämtliche Bewohner der Stadt herbeieilten, um zu gratulieren. Das übliche sonntägliche Picknick wurde zu einer Hochzeitsfeier und dauerte bis spät in die Nacht. Ausgelassen feierten fast alle Menschen mit Musik und Tanz, während die Dämonen eher am Rande Position bezogen. Nur im Millersaloon blieben die Stühle besetzt, da Fergus seinen Revolvermännern verbot an der Feierlichkeit teilzunehmen. Kapitel 25 - Wer tief fällt. Ein Armeecapitan bringt Kunde, für den Einen gut, den Anderen schlecht. Kapitel 25: Wer tief fällt -------------------------- Leider ist meine Wild West Vermählungsrecherche fehlgeschlagen, sodass ich ein wenig improvisiert und es einem Dämon angepasst habe. Hoffe es gefällt euch. Bin überglücklich, weil ich sehr treue Leser habe und zwei neuen Favo begrüßen durfte. Danke. Kapitel 25 - Wer tief fällt Der Friedensrichter Thomas Harper aus Denver übernachtete kostenfrei in Westton im Taisho Hotel und brach relativ zeitig am darauffolgenden Morgen wieder auf. Während seines langen Rittes ließ er die Hochzeit noch einmal Revue passieren. Wie er danach zum Bräutigam äußerte, war es eine außergewöhnliche Zeremonie. In seiner bisherigen Amtszeit hatte er bereits etliche Paare aus den unterschiedlichsten Gründen zusammengeführt aber nie ein dämonisches Wesen. Als der Richter ihn um den Gefallen bat, stimmte er ohne lange Überlegung zu. Einerseits durch die Freundschaft, ihres ähnlichen Berufes und einer großen Portion Neugier. Zum Glück für den Hund war er nicht konservativ. Der dämonische Richter verbarg es zwar geschickt, trotzdem war da der Hauch von Nervosität zu spüren gewesen. Deswegen musste Thomas jetzt etwas schmunzeln. Immerhin passierte das auch anderen Ehemännern. Wenn er da an seine eigene Hochzeit dachte. Auf jeden Fall bat Taro nicht den üblichen Text anzuwenden, sondern er wollte seine eigenen Worte benutzen. Irgendwie schaffte es die junge Verlobte des Silberweißhaarigen, ihren Zukünftigen anzusehen und gleichzeitig ihre adoptierte Kinderschar im Auge zu behalten. Die beiden Jüngsten, Shippo und Rin, streuten ein paar Blumen auf den Weg, bevor Asha an die Seite von Taro trat und ihm ein Lächeln schenkte. Dann leitete er selbst die Zeremonie ein und übergab wie vereinbart Richter Taisho das Wort. Dieser wandte sich zu seiner Braut, ergriff ihre beiden Hände und hielt sie zwischen seinen Klauen fest. Dann begann er, wobei er der Kutschenlinienbetreiberin in die Augen sah: "Asha, ich bin geehrt, wenn du am heutigen Tage zustimmst, meine dauerhafte Gefährtin zu werden. Ich biete dir meinen Schutz und die Geborgenheit meiner starken Arme, im Gegenzug nehme ich deine bedingungslose Liebe an." Ohne den Blick zu senken oder ihr Lächeln zu mindern, hörte die junge Frau zu und erwiderte danach: "Ich fühle mich gleichermaßen geehrt. Dein Schutz, sowohl deine Nähe, ist mir willkommen. Dafür biete ich dir Treue, Zuneigung und Vertrauen, in guten sowie schlechten Tagen, bis der Tod uns scheidet." Thomas nickte anerkennend und beendete die Zeremonie, nachdem sie beide die Ringe von Raoul entgegennahmen und sich gegenseitig ansteckten, mit den Worten: "Kraft meines Amtes erkläre ich euch zu Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, soll weder Mensch noch Dämon scheiden." Als er dachte, dass es nicht schöner werden konnte, bestürmte ihn eine junge Hanyou und bat darum, dass er ihre Hochzeit ebenso durchführte. Allerdings versprach sie, sich dazu persönlich mit ihrem Verlobten in Denver einzufinden. Dieses Erlebnis brachte den Friedensrichter auf eine neue Idee. Er strebte einheitliche Texte an, zugeschnitten auf die Herkunft der Paare. Dämon, Hanyou oder gemischt. Diesbezüglich würde er sich mit Inu no Taisho absprechen müssen aber Bedarf bestand seiner Meinung nach. "Verzeihung Sir!", erklang eine Stimme direkt neben Thomas und dieser fuhr erschrocken zusammen. Er griff nach seiner Waffe, pausierte aber kurz über dem Griff, sobald er den Fremden identifizierte. Offenbar war er so in Gedanken, dass ihm die Annäherung des Kavallerieoffiziers der US-Armee auf dem braunen Pferd überhaupt nicht bemerkte. "Captain?", fragte er daher schnell. Der Soldat salutierte und brachte sein Anliegen vor. "Welcher Weg ist der Richtige nach Westtown?" Mit einem Stirnrunzeln warf der Friedensrichter einen Blick in die Runde und schlussfolgerte: "Wie ich sehe, wurde wieder einmal der Wegweiser stibitzt. Sie müssen sich links halten." "Danke Sir", antwortete der Uniformierte und ritt sogleich weiter, wobei er ein schnelles Tempo einlegte. Thomas blickte ihm nach, und erst als der Mann hinter einer Biegung verschwand, erinnerte er sich. "Oh, ich Träumer. Der Richter ist sicherlich bei seiner Frau auf der Farm." Dann winkte er ab und fügte halblaut an: "Es wird ihn sicherlich jemand benachrichtigen." Damit lenkte er sein Pferd auf den Weg zurück und trappte davon. Nach einer wunderbaren Nacht erhob sich Taro zeitig, verließ das Haus und ging spazieren. Die Ruhe tat ihm ganz gut und er entspannte sich. Später wechselte er ein paar Worte mit Jack, half ihm bei einigen morgendlichen Routinearbeiten, bevor er wieder zu Asha ins Schlafzimmer zurückkehrte. Die junge Frau weckte gerade auf und schenkte ihm ein Lächeln. Leider musste er ihr mitteilen, dass er in der Stadt noch etwas zu erledigen hatte, denn für einen Richter gab es immer Arbeit. Nach einem langen Abschiedskuss verschwand er. Ungefähr zum selben Zeitpunkt wie der Soldat langte Inu no Taisho im Ort an und begab sich zum Saloon. Unterwegs musste er noch etliche Gratulationen über sich ergehen lassen und sich anderen Dingen widmen. Dennoch erblickte er den Captain bei dessen Ankunft, eiste sich von dem Ehepaar los, mit dem er sich gerade unterhielt, und strebte dem Geschäft seines Sohnes zu. Fergus verließ in diesem Augenblick das Gebäude und lehnte sich an die Wand neben der Tür. Mit Genuss zog er an seiner teuren Zigarre und beobachtet die Bürger der Stadt. Seit etwa einer Woche war er nun der alleinige Boss des Miller Saloons und die Männer respektierten oder besser fürchteten ihn. Kopfschmerzen bereiteten ihn nur, dass er noch keine Nachricht von seinen Leuten im Norden hatte. Er schickte einige los, um einen Goldtransport der Army zu überfallen. Während Fergus sinnierte, langte ein Reiter am Fluss an. Der müde, verletzte und staubbedeckte Mann, glitt aus dem Sattel, band sein Pferd an einen Baum und schritt dann langsam durch das Gebüsch. Dabei vermied er es Geräusche zu machen und verbarg sich weitestgehend, indem er jede Möglichkeit zur Deckung nutzte. Er erreichte ungesehen die Hintertür des Miller Saloon, trat ein und wartete im Dunkeln des Flurs. Erst als ein Revolvermann, dem er vertraute, auftauchte, gab er sich zu erkennen. Dieser informierte den Stellvertreter des Bosses und daraufhin erhielt er ein Zimmer, das er unter gar keinen Umständen verlassen durfte. Danach ging Fergus rechte Hand zum Vordereingang und suchte seinen Anführer. Er näherte sich ihm, aber dessen finsterer Blick ließ ihn innehalten. Deswegen sah er sich um und fand die Ursache. Denn gerade galoppierte ein Uniformierter in die Stadt, fragte den Ersten, denn er sah nach dem Richter und wurde zu Sesshomarus Besitz verwiesen. Vor dem Ecksaloon sprang der Soldat ab, ging bis zu Takeo und nahm Haltung an. Er bat den Leibwächter: "Ich bin Captain Monroe und habe dringende Nachrichten für Richter Taisho." Der blonde Hundedämon brauchte sich nicht zu bewegen, denn der Kavallerieoffizier wurde von der Zielperson gehört. Der Gesetzesmann trat herbei und wollte sofort wissen: "Sie haben einen Bericht vom Colonel für mich. War die Aktion erfolgreich?" "Ja, Sir", bestätigte der Captain und überreichte eine Depesche. Zusätzlich holte er aus seiner Tasche weitere Blätter. Der Richter las die kurze Nachricht und sah sich dann den Steckbrief an. Im Anschluss bedankte er sich bei dem Soldaten. Dieser salutierte und brach sofort wieder auf. Mit einem zufriedenen Blick, den er zu Fergus hinüber warf, gab Taro die Papiere an Takeo und befahl ihm: "Inuyasha soll die Steckbriefe in der Stadt verteilen. Am besten er hängt einen auch an den Millersaloon!" Der blonde Leibwächter entrollte ein Blatt, schaute sich das Abbild an und befürwortete das ganze auf seine Art: "Ein Schlag ins Gesicht für diesen Gangster." Bis Inuyasha dem Befehl seines Vaters nachkam, verging nicht viel Zeit. Noch immer stand der neue Saloonbesitzer vor seinem Eigentum und musterte grimmig die Gegend. Inzwischen hatte sein Stellvertreter berichtet und nun grübelte er über sein weiteres Vorgehen nach. Mit dem Auftauchen des Sheriffs unterbrach er seine Überlegungen und beobachtete dessen Tun aus schmalen Augen mit fest zusammengepressten Lippen. Dadurch wurde sein Ausdruck härter. Der Hanyou suchte sich den Balken direkt neben der Tür aus, schlug den Nagel ins Holz um den Steckbrief zu befestigen. Dabei grinste dieser selbstgefällig, mit einem gleichzeitigen Blitzen seiner scharfen Reißzähne und sagte beiläufig im Gehen: "Es wird nicht lange dauern, bis er gefasst ist." Fergus packte den Zettel, riss ihn ab und zerknüllte ihn, nachdem er den Inhalt studierte. In der Zwischenzeit hatte Taros jüngster Sohn das Gebäudeende erreicht und hämmerte dort provokatorisch einen weiteren Nagel ins Holz. In diesem Moment wünschte er sich eine Möglichkeit die Steckbriefe zu vervielfältigen, damit er täglich den Saloonbesitzer auf diese Weise erniedrigen konnte. Leider brauchte er dazu die Originaldruckplatten und die hatte dummerweise die Armee. Deswegen verteilte er die Restlichen an viel besuchten Orten in der Stadt, wie am Gemischtwarenladen, der Kirche, seinem Sheriffbüro und dem Postoffice. Im Saloon seines Bruders hing bereits ein Exemplar, sodass er das Letzte beim Barbier zurück ließ. Wenig später setzte er sich auf seinen Stuhl vor dem Gefängnis nieder und beobachtete den Millerbesitz, denn er hoffte auf eine Reaktion des Besitzers. Dessen Wut war nämlich beinahe greifbar, also wusste er vermutlich schon aus anderer Quelle von der Niederlage seiner Männer im Norden. Inuyashas Vermutungen waren nicht falsch. Fergus hatte seinen Untergebenen aufgesucht und verlangte einen detaillierten Bericht. Demnach war der Transport eine Finte und die Gruppe geriet in eine Falle. Selbstverständlich gaben sie nicht klein bei, sondern wehrten sich. Die Schießerei endete mit vielen Opfern auf Seite der Banditen, etliche wurden gefangen genommen und nur einer, der Berichterstatter, entkam. Dass sein Plan schief ging, beschäftigte den Boss weniger. Schlimmer fand er es, weil seine Männer lebend erwischt wurden. Wenn nur einer plauderte und ihn belastete, hatte der Richter eine handhabe. Ruhelos ging er deshalb die halbe Nacht in seinem Büro umher und legte sich Möglichkeiten parat. Am Ende verwarf er alles wieder. Wenn er doch nur einen Spion bei den Dämonen einschleusen konnte? Fergus hielt inne, nahm sein Glas und schenkte es mit Whiskey voll. Dann trank er den Inhalt in einem Zug. "Kagura", fiel ihm ein Name ein. Leider wusste er nicht, wie er an die Windherrscherin herankommen konnte. Nicht lange danach fiel ihm eine geeignete Person ein. Der Revolvermann, ein junger zuverlässiger Bursche und sein unehelicher Sohn, tat alles, um ihm zu gefallen. Der Vorteil, bisher hatte er Westton noch nie betreten und niemand dürfte ihn kennen. Sobald der Morgen graute und das Postoffice öffnete, schickte er ein Telegramm nach Kansas mit einer belanglosen Botschaft. Einige Tage musste er nur noch bis dahin ausharren. Es zauberte jetzt schon einen triumphierenden Zug auf sein Antlitz. Als der Saloonbesitzer das Gebäude danach verließ, begegnete er Inu no Taisho, der seine Post abholen wollte. Einen kurzen Moment lang taxierten sie sich und die restlichen Wesen in der Nähe spürten die unterschwellige Spannung. Ohne ein Wort setzten beide Ihren Weg fort. Taro schickte einige Telegramme ab, sah seine Nachrichten durch und schlenderte zum Gefängnis. Zwei Tage würde er noch in der Stadt bleiben, bis er seinem Beruf wieder nachgehen musste. Daher hoffte er, dass nicht plötzlich noch ein Notfall eintrat. Mit einer kleinen Überraschung im Gebäck ritt er am Abend auf dem Hengst, den er von dem ermordeten Kutschenbegleiter erbte, zu Ashas Ranch hinaus. Dort begrüßten ihn die Kinder, welche jedoch bald zu Bett gingen. Deswegen hatte er seine Gefährtin für sich allein und widmete sich ihr ausgiebig. Erst am anderen Morgen las Asha daher den Brief ihrer Schwester, den Taro mitbrachte. Um die Zeilen besser entziffern zu können, setzte sie sich dazu in ihren aus biegsamen Ästen geflochtenen Korbsessel ans Fenster. Danach sank ihre Hand in den Schoß und sie starrte aus dem Fenster, ohne wahrzunehmen, was draußen passierte. Besorgt erhob sich der Richter, weil sie sich auch nach einer ganzen Weile nicht rührte. Er legte seine Klauenhand sanft auf die Schulter seiner Gemahlin und nannte sie beim Namen: "Asha?" "Oh", fing sie sich und lächelte den Dämon an. "Schlechte Neuigkeiten?", wollte Taro wissen, hob sie hoch und trug sie zum Bett. Er nahm die junge Frau in die Arme und hielt sie fest. Hier erklärte sie: "Wie man es nimmt. Mein Schwager, der Mann meiner ältesten Schwester wurde bei einem Überfall getötet und sie zum Glück nur leicht verletzt. Jetzt steht sie ganz allein mit ihrem Kind da. Ihrem Brief nach muss sie wohl kürzlich niedergekommen sein." "Ist das bereits alles?", fragte der Hundedämon, denn er spürte es in seinem Blut. Langjährige Erfahrung lehrte ihm bestimmte Anzeichen zu deuten, selbst wenn es sich um feine Nuancen in der Stimme handelte. Da berichtete die Schwarzhaarige schon: "Nein. Die Banditen wurden gefasst und belasteten den Ehemann meiner anderen Schwester. Offenbar gibt es Zeugenaussagen, die diese Vorwürfe untermauern. Er wurde angeklagt und sein Prozess läuft offenbar zurzeit. Wenn er hingerichtet wird, bist du, laut ursprünglicher Verfügung meines Vaters, der alleinige Erbe unseres Pferdegestüt, falls meine älteste Schwester keinen Sohn bekommen hat, beziehungsweise der offizielle Vermögensverwalter bis zur Volljährigkeit des ersten männlichen Nachkommen." Selten gab es Dinge, die den Richter überraschen konnten. "Des Gestüts", murmelte er. Er dachte an die Unterlagen, welche er schon vor Monaten anforderte. Seine Anfrage erreichte vermutlich nie die Ostküste oder es gab keine Anwälte, die dafür zuständig waren. Anderseits kristallisierte sich ein Verdacht heraus. Vielleicht hatte der Gemahl der mittleren Schwester nur eine Einsicht zu seinen Nutzen verhindert. Daraus schlussfolgerte er mehr. Wagte es aber noch nicht die Anschuldigung auszusprechen. Aufgrund des merkwürdigen Blickes der vielfachen Adoptivmutter schob er es erst einmal beiseite. "Deswegen habe ich mich nicht mit dir vermählt. Ich nahm eher an, dass Paolo sich damals auszahlen ließ und auf das Erbe verzichtete", verteidigte sich Taro, jedoch unnötig, wie er erfuhr. "Nein, das weiß ich. Über diese bestimmte Klausel im Testament meines Vaters habe ich nie mit dir gesprochen. Er wollte, dass wir drei abgesichert sind, falls nicht nur eine von uns Witwe wird. Immerhin besteht die Möglichkeit einer erneuten Heirat, wie bei mir. Die Gelder, die unter meinen Namen auf der Bank deponiert worden sind, sind ein Drittel des Barvermögens gewesen, unabhängig vom Gestüt. Was Paolo betrifft, er wusste vermutlich, dass wir nie Kinder zusammen haben werden. Scheidung kam für ihn nicht infrage aber er bedachte sicherlich andere Umstände." Mit einem nachdenklichen Ausdruck nahm Taro Ashas Hand und zog ihren Körper an seine Brust. "Besitzt du eine Kopie der Verfügung?" Daraufhin drehte seine Gefährtin ihren Kopf, sah ihn kurz an und bestätigte: "Ja, natürlich." Dann erhob sie sich, ging zu einem Schrank und kramte zwischen ihrer Kleidung. Nur wenig später holte sie ein kunstvoll verziertes Kästchen her. Von da entnahm sie die Papiere und reichte sie dem Richter, der sie sofort studierte. Im Anschluss versank er in Schweigen und wurde bei seiner Grübelei nicht gestört. Die junge Frau schmiegte sich an seinen Körper und streichelte mit ihren Fingerspitzen seine Brust. Taro küsste ihre Schläfe und offenbarte ihr: "Unter diesen Umständen muss ich sofort meine Termine verschieben und abreisen. Jetzt weiß ich nämlich, wer wahrscheinlich Paolo ermordete. Falls dein Schwager verurteilt wird, muss ich unbedingt mit ihm sprechen, bevor sie ihn hinrichten. Außerdem würde es mich nicht wundern, wenn du noch dieses Jahr zum zweiten Mal Tante wirst." "Du meinst ...", murmelte Asha und seufzte. Aufgrund der Andeutung lagen die Zusammenhänge klar vor ihr. Weil sein eigener Sohn der alleinige Erbe des Gestüts werden sollte, ließ der Gemahl ihrer mittleren Schwester die anderen Männer ermorden. Damit es keinen Verdacht erregte, wartete er einige Zeit bis zur zweiten Tat. Es würde ihr Paolo nicht zurückbringen, wenn nun nach drei Jahren der vermeintliche Raubüberfall Aufklärung fand. Trotzdem machte es sie glücklich endlich Gewissheit zu haben. Trotzdem wog das Verbrechen nicht weniger schwer. Im Gegenteil, wie mochte sich ihre mittlere Schwester fühlen, ihr Mann ein Mörder. Gern würde sie ihren Gemahl begleiten, doch sie konnte nicht fort. Daher setzte sie großes Vertrauen in den Richter, was sie ihm auch mitteilte. "Immerhin überbringe ich deiner Familie auch gute Nachrichten", milderte der Dämon. Die Betreiberin der Kutschenlinie lächelte sanft und gab einen Tipp: "Meine beiden Schwestern sind durchaus in der Lage das Gestüt ohne fremde Hilfe zu führen." "Ich habe bereits angenommen, dass deine Mutter nicht nur eine tüchtige Tochter in die Welt gesetzt hat. Sie muss eine ebenso großartige Frau gewesen sein", lobte der Richter. Leicht melancholisch äußerte die Schwarzhaarige: "Das war sie. Leider starb sie vor vielen Jahren an einem heftigen Fieber. Wie unser Vater immer behauptete, sind wir drei ihr sehr ähnlich. Sicherlich hängt ihr Bild noch im grünen Saloon. Deswegen kannst du dich selbst überzeugen, wenn du dort bist." Danach besprachen sie noch einige Kleinigkeiten, bevor Taro abreiste. Sie beide bedauerten zwar ihre schnelle Trennung, aber um so größer würde sich das Wiedersehen gestalten. Kapitel 26 - Schießerei im Saloon Kagura wird bedroht und sie trifft einen alten Bekannten. Beide Vorfälle lösen bei Raoul, in erster Linie für ihn selbst, unerwartete Reaktionen aus Kapitel 26: Schießerei im Saloon -------------------------------- Danke für eure Geduld. So langsam finde ich mich wieder in meine Geschichten rein und schaffe es die Sorgen beiseite zu rücken. Kapitel 26 - Schießerei im Saloon Taro begab sich eilig nach Denver, da er den nächsten Zug nach Osten noch bekommen wollte. Er benutzte selten Pferde, aber für den Weg hatte ihm, seine Gefährtin den schwarzen Hengst gegeben, der praktisch ihm gehörte. Der Rappe war ein schönes Tier, schnell und ausdauernd, sodass die kurze Reise bald vollbracht wurde. In der Stadt angekommen, übergab er die Fürsorge für das Pferd an Kouga weiter, der sich sofort darum kümmerte. In der Zwischenzeit eilte der Richter zum Bahnhof, und als er sich gerade eine Fahrkarte besorgte, trat ein junger Bursche herbei, der schon für ihn Botengänge unternommen hatte. "Richter Taisho. Mister Henderson möchte euch dringend sprechen." Der Hundedämon runzelte die Stirn: "Der Anwalt? Der Zeitpunkt ist ungünstig, ich muss den Zug erreichen", wimmelte er den Jungen ab. Dieser begriff die Eile des Gesetzesmanns, aber seine Anweisung war deutlich. Deswegen blieb er hartnäckig und ließ ein Detail verlauten: "Genau genommen möchte dessen Besucher, der heute Morgen mit der Postkutsche ankam, zu euch. Für diesen Pinkertondetektiv habe ich bereits ein Pferd besorgt, damit er nach Westtown reiten kann, als ich euch kommen sah." Aus Erfahrung wusste Taro, dass der Detektiv ihm überallhin folgen würde, falls die Notwendigkeit bestand. Es interessierte ihn brennend, was er wollte, aber in diesem Moment ertönte in der Ferne das Tuten der näherkommenden Dampflok. Er wog seine Optionen ab. Aufgrund seiner Fähigkeiten hatte er die Möglichkeit dem Zug zu folgen und würde ihn in einem rasanten Lauf einholen, denn es dauerte immer ein wenig bis dieser genügend Fahrt aufnahm. Außerdem würde die Lok vor der Weiterfahrt noch Wasser aufnehmen, was ihm einen weiteren Vorteil einbrachte. Mit dem Vorsatz, die Verzögerung zu riskieren, drehte er sich um. Weil er die Neugierde des Knaben kannte, fragte er: "Hast du zufällig etwas belauscht?" Mit einem verlegenen Blick in die Runde offenbarte der kleine Bote: "Es geht vermutlich um einen kürzlich aufgeklärten Mord im Osten. In dem Zusammenhang fiel der Name Martinez und da Mister Henderson ..." Den Rest wartete der Richter nicht mehr ab. Er schnellte los, warf aber dem Burschen noch eine Münze zu, die dieser geschickt mit einem Lächeln auffing. Es zahlte sich eben immer aus, genau zuzuhören. Aufgrund seiner schnellen Schritte erreichte Taro das Büro des Anwaltes geschwind. Dort klopfte er und wartete dann geduldig, bis er eingelassen wurde. Kurz darauf stand er dem Detektiv gegenüber, er ihn höflich begrüßte und erkannte ihn. Denn dieser war nicht nur einen Angestellten der Pinkertons, sondern auch der Nachfahre eines Hundedämons und somit ihm untergeordnet. Der Richter kannte ihn nur flüchtig, wusste allerdings, dass es sich um einen der tüchtigeren Mitarbeiter der Firma handelte. Obwohl Inu no Taisho anfangs noch ungehalten blieb, weil er aufgehalten wurde, besserte sich seine Laune und er freute sich innerlich, da er Asha endlich Gewissheit über den Mörder ihres Ehemanns vermitteln konnte. Denn ihr Schwager gestand seine sämtlichen Taten, in der Hoffnung nicht am Strick zu enden. Trotz der Reue des Delinquenten zeigte sich der zuständige Richter nicht gnädig, sondern verurteilte ihn zum Tod. Am Ende des Gesprächs händigte der Detektiv noch sämtliche Zweitschriften des ganzen Verfahrens aus, bestehend aus Zeugenaussagen, Protokolle der Verhandlungen und dem abschließenden Bericht des Gerichtsmediziners nach der Hinrichtung. Kurz danach verabschiedete sich der silberweißhaarige Hundedämon, weil er später die Unterlagen in Ruhe studieren wollte. Trotzdem beschloss er noch eine Nacht in Denver zu bleiben, bevor er nach Westtown zurückkehrte. Daher nahm er sich ein Hotelzimmer, zog sich beizeiten zurück und genoss die Ruhe. In der südlich von Denver gelegenen Kleinstadt stand Raoul zum gleichen Zeitpunkt vor dem Spiegel und prüfte den perfekten Sitz seiner Kleidung. Als im Saloon unter seinem Zimmer die ersten Töne des Klavierspiels erklangen, zauberte der angenehme Klang ein Lächeln auf sein Gesicht. Durch seine Arbeit als Arzt in der Stadt oder den ständigen Ritten auf abgelegene Farmen fühlte er sich abends immer müde. Statt zu ruhen, ging er in den Saloon seines Geschäftspartners um Kagura zu sehen, wie sie auf dem Klavier spielte. Nur noch selten setzte er sich an die Spieltische, denn das würde ihn ablenken und er wäre ein leichtes Opfer für den Gegner. Nachdem er nun die hintere Treppe hinabging, im Hof ein paar Worte mit seinem Mündel Jane wechselte, betrat er anschließend den Gang, welcher ihn nach vorn zum Schankraum führte. Bereits nach dem ersten Schritt verharrte er, lauschte und runzelte seine Stirn. Unbewusst griff er nach dem Knauf seiner Waffe und hätte beinahe geknurrt. Er beherrschte sich und hörte weiter zu, vielleicht ergab dann das Gehörte einen Sinn. Ein Fremder erwartete Kagura im Gang, nachdem sie sich im Hof erleichtert hatte. Irritiert blickte sie ihn an. Obwohl er seit einigen Tagen den Saloon regelmäßig als Gast aufsuchte, hatte der junge Mann sie bisher noch nicht angesprochen. Im ersten Augenblick dachte sie daher, er wollte ihr, wie die Anderen, nur ein Kompliment machen. Sie sollte sich täuschen. Ruhig sah sich der Revolvermann um, dann trat er zufrieden, mit einem hämischen Grinsen, näher, packte sie am Arm und drückte sie gegen die Wand, ihre Gegenwehr dabei ignorierend. Er beugte sich nah zu ihr und flüsterte: "Ich soll dich von meinem Vater Fergus grüßen und dich erinnern, was du ihm schuldest. Du kannst bleiben, wo du bist, er will nur Informationen." "Lass mich in Ruhe. Ich schulde diesem Mistkerl gar nichts", fauchte sie dem jungen Mann entgegen und versuchte sich loszureißen. Der Revolvermann zog ein Messer, drückte es der Winddämonin an die Kehle: "Halt still, sonst zerschneide ich dein hübsches Gesicht. In einer Stunde, in der Gasse neben dem Hotel und wehe du bist nicht da!" Der heimliche Lauscher, zog in diesem Moment leise seinen Revolver, drückte den Hahn zurück und mischte sich ein: "Finger weg von ihr. Kagura wird nämlich nirgendwo hingehen." Fergus Sohn ließ die Dämonin überrascht los, um zu seiner eigenen Waffe zu greifen. Den Augenblick nutzte die Schwarzhaarige und flüchtete in den Schankraum, wo sie mit Takeo zusammenstieß und ihm berichtete. Der Leibwächter reagierte schnell und konnte den Fremden bald darauf entwaffnen. Obwohl der Comte ihn gern an Inuyasha übergeben hätte, damit Fergus Sohn im Gefängnis vergammelte, lag kein wirkliches Verbrechen vor. Er bat eindringlich: "Lass mich mit ihm allein!" Takeo kam der Bitte nicht nach, schüttelte seinen Kopf, denn er konnte sich bereits denken was der Geschäftspartner seines früheren Herrn vorhatte. Weil der Leibwächter nicht ging, zuckte Raoul mit der Schulter, sprang blitzschnell vorwärts und drückte den jungen Mann gegen die Wand. Mit der Klinge eines kleinen Stiletts fuhr er Fergus Sohn leicht kratzend über die Wange und warnte ihn: "Komm Kagura noch einmal zu nahe und du wirst am eigenen Leib erfahren, wie gut ich ein Skalpell handhaben kann." Dann ließ er von ihm ab, richtete seine Kleidung, als ob nichts gewesen war, und setzte seinen ursprünglichen Weg fort. Der blonde Hundedämon schob Fergus Sohn zur Hintertür und riet: "Verschwinde!" Sesshomaru, der später über den Vorfall in Kenntnis gesetzt wurde, erteilte dem Revolvermann Hausverbot. Der junge Mann, wissend das der Comte seine Drohung ernst meinte, eilte sofort zu seinem Erzeuger, berichtete dem neuen Besitzer des Millersaloons eilig. Fergus sah seinen Sohn an und wartete ohne eine Gefühlsregung, bis dieser endete. Dann ballte er seine Faust und schlug zu. Er erwischte den Jüngeren am Kinn, der zu Boden ging, und warf ihm vor: "Du hast deinen Auftrag versaut, schwachsinniger Idiot. Geh mir aus meinen Augen nichtsnutziger Bastard einer billigen Hure." Der gerügte Revolvermann wollte sich verteidigen, aber der Ausdruck des hartherzigen Verbrechers ließ ihn stumm bleiben. So kam er dem Wunsch seines Vaters nach und verschwand aus der Stadt. Später schloss er sich einer Bande an und zog mit ihr nach Süden. Fergus sollte nie wieder von ihm hören. Obwohl der erste Plan schief ging, war es nicht der Einzige, den der Besitzer des Millersaloons hatte. Sein zweiter Mann ging wesentlich diskreter vor und trat nicht offiziell in Erscheinung, sondern beobachtete nur das Geschehen. Da er von den Lippen lesen konnte, schnappte er hin und wieder etwas Nützliches auf. Trotzdem musste er sehr vorsichtig zurande gehen. Nicht nur Raoul betrachtete nach diesem Vorfall jeden Fremden misstrauisch. Takeo hielt sich die meiste Zeit in Kaguras Nähe auf und Sesshomaru verstärkte die Wachen am Tag und in der Nacht. Der französische Adlige verbrachte nun noch mehr Zeit im Saloon und hatte deswegen seine Praxis vorübergehend geschlossen, jedoch mit dem Hinweis, wo er bei Notfällen zu finden war. Das Ganze wurde erschwert, weil die Winddämonin mit der Zeit immer mehr Bewunderer um sich scharrte. An diesem Abend saß sie jedoch allein am Klavier, tippte unentschlossen ein paar Tasten an und konnte sich für kein Lied entscheiden. Sie blätterte ein Notenheft auf und erwischte auf Anhieb Yellow Rose of Texas, eines ihrer Lieblingslieder. Mit einem nicht definierbaren Blick zu dem Comte, der sie unentwegt anstarrte, begann sie diese Melodie zu spielen. Kaum erklangen die ersten Töne, stimmte ein Mann ein und rezitierte den Text. Kagura vervollständigte den Gesang, indem sie beim ersten Refrain mit einfiel. Sobald die letzte Strophe verklang, lüftete der Neuankömmling seinen Hut, verbeugte sich ein wenig und grüßte: "Mam', schön sie wiederzusehen. Wenn ich mich vorstellen darf? Ben Harper." Die Windherrscherin hatte schon nach den ersten Wörtern den Holzfäller an der Stimme erkannt, obwohl er jetzt andere Kleidung trug, frisch vom Barbier, ohne Bart und mit kurzen Haaren auftauchte. Deswegen nannte sie ihren Namen, lächelte den breitschultrigen Mann an und lud ihn zu einem Trink ein. Sie wollte sich damit für dessen höfliche Art revanchieren, als er ihr bei ihrer Flucht den richtigen Weg gewiesen hatte. Als Ben über ein Abenteuer mit einem diebischen Waschbären berichtete, lachte die schwarzhaarige Dämonin und legte dabei unbewusst ihre Hand auf den Arm des Holzfällers. Erschrocken zuckte sie zurück, sobald jemand nah bei ihr ein Geräusch, ähnlich einem Knurren verursachte. "Monsieur Vaillant", erkannte sie den Comte, der die ganze Zeit schon, unbemerkt von ihr, auf ihrer anderen Seite, an der Theke gestanden hatte. Sie erinnerte sich ihrer guten Erziehung und stellte den Holzfäller vor, dabei erläuterte sie auch, wie sie sich begegneten. Es ergab sich gleich darauf, das die Windherrscherin beim Klavier verlangt wurde und deswegen entfernte sie sich. Ihr entging die unterschwellige Spannung, die an der Theke herrschte. Die zurückgebliebenen Männer taxierten sich eine Weile. Ben brauchte nicht lange um die richtigen Schlüsse zuziehen und das sagte er dem französischen Adligen frei heraus. "Guter Mann, ich bin kein Konkurrent. Meinem Schwiegervater gehört südlich in einem der Täler eine Sägemühle. Dort wartet meine Frau und unseren beiden Kinder. Nur weil ich einer der besten Holzfäller bin und als einziger Miss Martinez Forst lichten darf, zieht es mich immer wieder hierher in den Norden." Raoul hatte tatsächlich Mühe sich zu beherrschen und wohl für einen Moment seine Gefühle viel zu deutlich gezeigt. Er atmete tief durch und fing sich wieder. Eifersüchtig zu sein, diese Eigenschaft war ihm bisher fremd, ebenso wie der Wunsch die Schwarzhaarige zu besitzen. Ganz zu schweigen von den anderen Empfindungen, die ihn packten, sobald er Kagura sah oder an sie dachte. Dummerweise ließ Ben noch eine Bemerkung fallen und schürte erneut den Missmut des hundedämonischen Abkömmlings: "Behaltet lieber den Rest im Auge oder offenbart euch dich dieser Frau, bevor es ein anderer tut!" Nach diesen Worten trank der Holzfäller seinen Whisky aus, setzte seinen Hut wieder auf und ging: "Ich empfehle mich." Der Comte sah ihm nach und entdeckte, wie recht der Mann hatte. Beim Klavier standen jetzt zwei junge Burschen, Farmarbeiter, die Kagura lauschten und sie mit großen Augen anhimmelten. Der Barkeeper schmunzelte etwas, stellte eine Flasche Wein zusammen mit einem sauberen Glas auf den Tresen und ließ verlauten: "Mister Harper hat recht. Die beiden dort sind nicht die Einzigen." "Als sich kürzlich einer der Köche mit dem Messer geschnitten hatte und ihr unterwegs ward, hat Kagura ihn verbunden. Ihren eigenen Worten nach hat sie während des Bürgerkrieges manchmal in einem Lazarett ausgeholfen. Eine Krankenschwester bereichert sicherlich die Praxis eines guten Arztes und mit einem Ehemann besteht keine Gefahr ...", Takeo konnte seinen Hinweis nicht beenden. Raoul fuhr zu ihm herum und beschloss Folgendes: "Selbst wenn ich mich mit Kagura vermähle, ich werde ihr nicht das Klavierspiel verbieten. Wenn sie mir in der Praxis aushilft, ist das ihre freie Entscheidung. Allerdings hast du recht. Als Arztgattin wird sie hoffentlich weniger Verehrer haben." Der Comte nahm seine Flasche und zog sich zurück. Am kommenden Morgen musste er einen weiten Ritt absolvieren, denn in einem der abgelegenen Hochtäler sollte bald eine Frau niederkommen und er wollte noch vor der Geburt des Kindes dort eintreffen. Danach nahm er sich vor mit der Windherrscherin zu sprechen und hoffte die richtigen Worte zu finden. Sein Amtskollege indessen, froh, weil Westtown nun wieder einen eigenen Arzt hatte, musste Tage später, notgedrungen Denver verlassen. Bei ihm handelte es sich nicht um eine Geburt, sondern um einen Farmer der von einem Pferd, das er zuritt, abgeworfen wurde. Dabei fiel er so unglücklich, dass er sich einen komplizierten Oberschenkelbruch zuzog. Der Doktor sollte die ganze Nacht mit der Behandlung beschäftigt sein und erst auf darauffolgenden Morgen zurückkehren. Zwar gab es in der aufstrebenden Stadt noch einen Zweiten jedoch sehr unzuverlässigen Arzt, der ließ sich nämlich zu diesem Zeitpunkt wieder einmal in einem Saloon voll laufen und schlief danach beim Sheriff in der Zelle seinen Rausch aus. Kouga schlenderte durch die Straßen, sah ihn der Gasse und im Hinterhof des Martinezsaloons nach dem Rechten, bevor er das Gebäude wieder durch den Vordereingang betrat. Seine Aufgabe als Juans Aufpasser hatte sich bereits seinem Ende genähert, der Wolf blieb jedoch auf eigenen Wunsch noch in der Stadt. Kürzlich tauchten nämlich einige Wölfe auf und stellten Fragen, vermutlich über Ayame, obwohl dieser Name nie fiel. Zum Glück schickte irgendjemand die Schnüffler auf eine falsche Spur. Dennoch wollte der Anführer der hiesigen Wolfsdämonen auf Nummer sicher gehen und wartete ab. Beim Betreten des Raumes musterte Kouga die Gäste und zog sich als Nächstes an einen für ihn reservierten Tisch zurück. Hier hatte er alles im Auge, den gesamten Raum und beide Türen. Kaum saß er auf seinem Stuhl, goss sich Tee ein, als am Pokertisch Lärm entstand. Worte wie Betrüger, Lügner und Falschspieler fielen. Dann ging alles sehr schnell, da die beiden Männer, die sich gegenseitig beschuldigten, ihre Waffen zogen. Beide drückten ab, allerdings drehte sich einer von ihnen leicht zur Seite und die Kugel, die ihm galt, setzte ihren Weg fort, bis sie ein anderes Ziel fand. Der Wolf sprang zwar sofort auf, konnte aber die Katastrophe nicht mehr verhindern. Dennoch preschte er quer durch den Raum, ohne darauf zu achten, wen er dabei zur Seite stieß. Von dem Lärm angelockt verließ der Besitzer des Etablissements sein Büro. Er trat in den großen Raum, wurde zurück an die Wand geschleudert und spürte einen großen Schmerz in der Gegend seines Herzens. Zwei Arme umfassten ihn, stützten Juan und legten ihn vorsichtig am Boden ab. "Holt den Arzt!", knurrte Kouga ungehalten und ein Revolvermann eilte davon. "Was?", begann der Mexikaner und spukte schaumiges Blut. Dann röchelte er nur noch. Der Wolf presste seine Hand auf die Wunde, allerdings vergebens. Mühsam quälte sich der Saloonbesitzer weitere Worte ab. Kaum verständlich flüsterte er: "Asha ... Erbe ... Saloon." "Nicht sprechen!", warnte ein älterer Mann. "Die Lunge wurde vermutlich getroffen." Obwohl Juan es versuchte, brachte er keinen Laut mehr über die Lippen. Er umklammerte nur Kougas Arm und blickte ihn eindringlich an. Deshalb stellte der Wolf mutmaßend fest: "Asha Martinez, deine Schwägerin, soll sie den Saloon erben und treuhänderisch verwalten, bis dein Sohn erwachsen ist?" Der Mexikaner nickte und dann wurde seine Hand schlaff. Ein weiterer Schwall Blut lief aus seinem Mund und dann wurde Kouga beiseite gedrängelt. Lallend und total schwankend, zum Teil vom Sheriff gestützt erschien der Säufer. Bevor er am Boden vor dem Verwundeten kniete, war es schon zu spät. Juan starb an den Folgen der Kugel. Der Wolf fluchte leise und funkelte den Gesetzeshüter an, der jedoch sofort erklärte, wo sich der zweite Arzt zum jetzigen Zeitpunkt aufhielt. Wütend und leicht zornig entdeckte er den verantwortlichen Schützen, der von den restlichen Anwesenden Gästen festgehalten wurde und wie durch ein Wunder nicht durch die Kugel seines Gegners getroffen worden war. Kouga ballte seine Faust und wollte sich auf den Spieler stürzen, doch seine Hand wurde abgefangen. "Er wird dafür bezahlen", versprach Taro und fügte hinzu. "Beide bekommen eine angemessene Strafe." "Ihm nützt es nur nichts mehr", murmelte der Dämon mit den blauen Augen. Juan zählte zwar nicht unbedingt zu seinen Freunden, allerdings fühlte er sich schuldig und hasste die Menschen dafür. Leichtsinnig griffen sie zu ihrem Colt, egal ob im Kugelhagel dabei Unschuldige starben. Am liebsten würde er den Spieler massakrieren, aber er beherrschte sich und nickte dem Richter dankbar zu. Zum Glück hatte Taro in der Stadt zu tun, da er sich mit einem Abgesandten der Armee traf. Denn inzwischen lagen einige Aussagen der Verbrecher vor, die wenigen Wochen vorher bei dem Überfall auf den getürkten Goldtransport geschnappt wurden. Allerdings belastet keiner von ihnen Fergus, sondern nur dessen zweiten Stellvertreter. Worte konnte der Wolf keine mehr mit Inu no Taisho wechseln, denn einer der Umstehenden nutzte die Gelegenheit, trat herbei und berichtete den Vorfall aus seiner Sicht und was er von Juans letztem Willen mitbekam. Diese Aussage bestätigten weitere Anwesende. Kapitel 27 - Familiäre Angelegenheiten Asha bekommt unerwarteten Besuch und das wird nicht die einzige Überraschung sein. Kapitel 27: Familiäre Angelegenheiten ------------------------------------- Für die drei Schwester habe ich beim Namen absichtlich den gleichen Anfangsbuchstaben gewählt. Aimie-französisch "die Geliebte Amalie - die Tüchtige Cassy (Kurzform von Cassandra) - Mutig, Tapfer, Wachsam Dalvin  - Ein treuer Freund" Kapitel 27 - Familiäre Angelegenheiten Aufgrund der Vorfälle in Denver und dem Treffen mit dem Detektiv fuhr der Richter nicht nach Osten, sondern ging als Nächstes zum Telegrafenamt. Als Vater fiel ihm der Gang besonders schwer, denn er musste jemanden mitteilen, dass sein Sohn durch eine fehlgegangene Kugel zu Tode kam. Don Rafael Martinez reiste wenige Tage später als Einziger von der Familie an. Für Juans Kinder war die Reise zu anstrengend, da der Sohn noch nicht einmal vier Jahre zählte und die beiden älteren Mädchen sechs beziehungsweise sieben Jahre alt waren. Die beiden verheirateten Schwestern des Verstorbenen lebten mit ihren Familien im Ausland, die eine in Brasilien und die andere in Europa. Vermutlich erreichte sie die Nachricht, über das gewaltsame Ableben des Bruders, erst in einigen Wochen. Deswegen kümmerte sich der Don um alle Formalitäten und dann fand die Beerdigung statt. Juan wurde in Westtown neben seinem Bruder Paolo beigesetzt. Der Himmel war bedeckt aber es regnete nicht. Dennoch blieb die Stimmung betrübt, auch in den darauffolgenden Tagen herrschte in Ashas Haushalt eine unnatürliche Stille. Die Kinder schlichen umher, wagten kaum ein lautes Wort zu äußern, da sie spürten, dass die Erwachsenen die Ruhe benötigten, um mit ihren Sorgen ins Reine zu kommen. Obwohl die spontan geplante Vermählung von Takeo und Inez kurz bevor stand, sagte sie diese ab, ohne einen neuen Zeitpunkt festzulegen, etwas, das unter diesen Umständen nur allzu verständlich war. Ebenso passte sich der Richter den Umständen an, verschob absichtlich einige Termine, um für seine Gefährtin da zu sein, ihr Halt zu geben, wenn sie in der Nacht ihre Maske fallen ließ und in seinen Armen weinte. Obwohl der Tod ihres Mannes nun über drei Jahre zurücklag, wühlte die Erinnerung an seinen Verlust sie innerlich auf. Außerdem trauerte sie gleichzeitig um ihre beiden Schwäger im Osten. Dann noch Juans unerwartetes Ableben traf sie hart, trotz das sie mit ihm am Anfang Schwierigkeiten hatte. Den Kindern gegenüber zeigte sie sich stark, doch in der Nacht hielt nur Taros Nähe sie aufrecht. Es dauerte noch einige Tage, bis Asha sich wieder fing und regelmäßig ihrer Arbeit nachgehen konnte. Doch nicht nur in Westtown wurde getrauert. Viele Meilen entfernt, nahe der Ostküste auf einem Pferdegestüt, lief fast zum selben Zeitpunkt eine circa 32 jährige, schwarz gekleidete Frau über die vom Regen nasse Wiese ihres Anwesen. Ihr Ziel ein kleiner mit weißem Holz abgegrenzter Bereich, der unter großen alten Eichen angesiedelt war. Dort angekommen schob sie die kleine Tür auf und betrat den umzäumten Friedhof der Familie Delacroix. Hier wurden ihre Ahnen und deren Verwandte, seit mehr als 100 Jahren beigesetzt. Amalie, Ashas zweitälteste Schwester, verwitwete Misses Norris fröstelte und zog das um ihre Schultern geschlungene Tuch enger. Dann bückte sie sich und legte eine Blume neben den frisch gravierten Grabstein nieder und wischte sie sich ihre Tränen aus den Augen. Obwohl nur eine kleine Leiche in der kühlen Erde ruhte, hatte sie den Steinmetz gebeten, den Vornamen ihres gehängten Ehemannes mit darauf zu meißeln. Trotz seiner schrecklichen Tat, die sie ihm niemals verzeihen wird, hatte sie ihn geliebt. Sie trauerte um den Mann, der er einst gewesen war und sie trauerte um ihr geliebtes Kind. Während des Mordprozesses setzten bei ihr frühzeitig die Wehen ein und sie gebar einen Sohn, der nur wenigen Minuten später starb. Ihr Verlust wiegte um so schwerer, weil sie täglich ihre fast vier Monate alte Nichte sah, die ohne Vater aufwachsen musste, weil ihr Ehemann egoistisch zwei Menschen ermordete. Paolo tötete er persönlich, und damit der Verdacht nicht auf ihn fiel, heuerte er bei seinem anderen Schwager ein paar Banditen an, wartete allerdings mehr als zwei Jahre auf einen geeigneten Zeitpunkt. Während des Überfalls wurde er selbst verwundet, ebenso wie seine Schwägerin, die älteste der drei Delacroix Schwestern. Das Tragische an der ganzen Sache, die Morde waren sinnlos. Paolo konnte, wie sie jetzt wussten, keine Kinder zeugen und den Erben trug sie bereits unter ihrem Herzen, als der Überfall auf Aimie und ihren Mann stattfand. Glücklicherweise gab es eine gewisse Gerechtigkeit. Die Räuber wurden geschnappt und einer von ihnen plauderte seine Schandtaten aus, um sein eigenes Leben zu retten. Amelie seufzte, tupfte sich mit einem Spitzentaschentuch die Tränen aus den Augen. Die letzten Wochen waren schwer für sie, doch sie meisterte die Hürden, vor allem weil sie große Unterstützung durch ihre Schwester fand. Obwohl die Ältere sie hassen müsste und jedes Recht hatte sich abzuwenden, tat es Aimie nicht. Gerade in einer Situation wie dieser, hielt die Familie zusammen. Nach einem Seitenblick auf den zweiten, kürzlich gesetzten Grabstein, schloss die Witwe kurz ihre Augen, steckte sich eine zerzauste Haarsträhne wieder fest und erhob sich dann. Als sie sich umdrehte, blickte sie in das besorgte Gesicht ihrer Schwester, die fast lautlos herbeigekommen war. "Ich wünschte, Asha wäre hier", flüsterte sie ihr traurig zu. Die Älteste nickte und dachte ebenso an die Jüngste, während sie, die um Mann und Kind trauernde Frau in den Arm nahm. Vom Zeitpunkt her musste der Pinkerton Detektiv inzwischen in Denver sein und womöglich kannte Asha nun alle Details. Wie sie sich an ihre Schwester erinnerten, würde diese froh sein, weil der Mörder ihres Mannes Paolo endlich überführt wurde. Die Drei standen gelegentlich im Briefwechsel und daher wussten die beiden Älteren, dass die Jüngere viele Verpflichtungen hatte. Im Besonderen kümmerte sie sich um eine Schar Waisenkinder und konnte deswegen nicht einfach so verreisen. Weil sie selbst auf andere Gedanken kommen wollte und einen zeitweiligen Ortswechsel für gut hielt, hatte Aimie sich entschlossen, die weite Reise bis in den Wilden Westen anzutreten. Die erste Strecke musste sie zwar mit der Postkutsche zurücklegen aber, sobald sie auf die Bahnlinie traf, stieg die älteste Frau in den Zug um. Am nächsten Tag, bereits sehr früh am Morgen, ging Ashas älteste Schwester die Treppe vom Obergeschoss hinab mit einem gepackten Koffer. Eine Dienerin trug den Weidenkorb in dem ihre Tochter Cassandra, die alle nur Cassie nannten, schlummerte. Koffer und Baby wurden in der Kutsche platziert, bevor sich Aimie an Amalie wandte. Trotz das sie alles bereits in den letzten Tagen ausführlich besprochen hatten, zögerte sie ein wenig. "Und du kommst wirklich zurecht?", wollte die Ältere von der Jüngeren wissen. Weil sie die Erstgeborene war, fühlte sie sich für ihre jüngeren Schwestern verantwortlich und hatte in gewisser Weise vor Jahren schon den Platz ihrer Mutter eingenommen, als diese damals starb. Die Gefragte lächelte melancholisch, griff nach der Hand, die auf ihrer Schulter ruhte und bestätigte: "Natürlich. Die Arbeit wird mir helfen zu vergessen und Dalvin gibt mir halt." Aimie warf dem freundlichen gut aussehenden Anwalt einen Blick zu. Der Mann, schon seit Jahren in den Diensten der Familie, hatte die Verteidigung für den Mörder übernommen, obwohl es keine Chance gab, den Übeltäter freizubekommen. Während dieser Zeit war er der mittleren Schwester ein Trost. Zwischen den beiden bahnte sich etwas an, eine zarte Romanze, die sie aufgrund der Trauerzeit noch geheim hielten. Nach Ablauf einer bestimmten Frist würden sich die beiden gewiss vermählen. Sie wäre darüber sehr glücklich, denn sie gönnte der Schwester das Glück. Ihre jüngere Schwester trat einen Schritt vor, umarmte sie und riet: "Unternehme die Reise ruhig und besuche unser Nesthäkchen. Wenn Asha so beschäftigt ist, muss eben eine von uns ihr einen Besuch abstatten. Die Fahrt wird dich auf andere Gedanken bringen." "Das wird es bestimmt", gab Aimie eine Vermutung ab und war froh, dass die Jüngere so tüchtig war. Von ihnen Dreien hatte die Mittlere seit Kindesbeinen an, das größte Interesse an dem Pferdegestüt gehabt, lernte alles und konnte es völlig allein führen. Da Dalvin White sich um die Buchhaltung und Bankkonten kümmerte, war sie, durch ihn, als Frau geschäftlich niemals eingeschränkt. Nur wenig später schnalzte der Diener mit der Zunge, setzte das Gefährt in Bewegung und schon rollte die Kutsche den langen Weg zwischen den Koppeln entlang, damit sie die Hauptstraße erreichte, welche in die nahe gelegene Stadt führte, wo die Stagecoach auf Aimie wartete. Solange es die Sicht erlaubte, winkten sich die Schwestern zu. Einige Tage darauf bestieg die Älteste in Kansas den Zug, der sie nach Denver bringen sollte. Am Anfang verlief der Fahrt recht ruhig, doch kurz bevor sie die Grenze zu Colorado überquerten, gab es einen kleinen Zwischenfall. Aimie verließ mittags ihr Abteil, begab sich zum Speisewagen. Noch einen Waggon davon entfernt, ertönte ein lang gezogenes Signal, ein Zeichen, das die Strecke nicht frei war. Vermutlich befand sich ein wildes Tier oder sogar eine ganze Herde auf den Schienen. Das, dem so war, merkten die Reisenden im Anschluss. Der Zugführer betätigte urplötzlich die Bremse, sodass Ashas Schwester ihr Gleichgewicht verlor. Normalerweise hätte sie sich einfach irgendwo festgehalten aber sie trug ihr Kind auf den Armen und versuchte es mit ihrem eigenen Körper vor Schaden zu bewahren. Doch sie stürzte nicht zu Boden. Zwei Hände fingen sie auf und verhinderten ihren Fall. Sofort entschuldigte sie sich: "Verzeihen sie ...", Aimie stockte kurz, betrachtete ihren Retter und stufte ihn als Mann spanischer Herkunft ein, was vor allem an seiner vornehmen Bekleidung lag. "Senior", setzte sie fort, "Vielen Dank für die Hilfe." Der mexikanische Don, vollkommen in Schwarz gekleidet, mit nur wenigen Verzierungen am Stoff, ein Zeichen seiner derzeitigen Trauer, beugte leicht seinen Kopf. Obwohl er kurz höflich lächelte, erreichte der Ausdruck nicht seine Augen. "Gern geschehen", sagte er ehrlich und musterte die etwa 10 bis 15 Jahre jüngere Frau. Deren dunkle Augen, der Ausdruck darin, das Lächeln oder die schwarze Haarfarbe kam im seltsam vertraut vor. In diesem Moment ruckte der Zug wieder an, nahm langsam Fahrt auf, da die störende Rinderherde von den begleitenden Cowboys weitergetrieben wurde. Aimie, die ihren Retter länger, als es die Höflichkeit gebot, anschaute, nun im Begriff ihren Weg fortzusetzen, stieß erneut auf ein Hindernis. Diesmal strömte eine größere Menschenmenge aus der Gegenrichtung, jeder von ihnen, mit der Absicht, nach dem eingenommen üppigen Mahl, seinem eigenen Abteil zu zustreben. Der Fremde reagierte, packte ihren Arm und schob sie in sein eigenes Abteil. "Setzen sie sich!", forderte er Ashas Schwester auf: "Ich schicke nach dem Steward und lasse etwas zu Essen kommen." Sie wollte protestieren, da weder der Anstand gewahrt sein würde, noch wollte sie einem Fremden vertrauen, denn der Mann nannte noch nicht einmal seinen Namen. "Señora hier drin sind sie vorübergehend besser aufgehoben, da ich das ganze Abteil für mich allein gemietet habe und falls sie sich fürchten, werde ich gehen, bis sie ihr Mahl beendet haben." Der Mexikaner unterbrach sich, wartete auf eine Reaktion. Doch nur ein ängstlicher Blick schweifte zur Tür, während Aimie begann zu hadern. Dann gab sie sich einen Ruck und mit leicht grimmiger Miene und blitzenden Augen, drehte sich die schwarzhaarige der Tür zu: "Entschuldigen sie mich", begann sie mit fester Stimme und wollte sich an ihm vorbeidrängen. In diesem Moment sprach der Fremde wieder, denn er verstand die Gründe für das Misstrauen: "Der Verlust meines Sohnes muss meinen Verstand benebelt haben. Ich bin derjenige, der um Verzeihung bitten muss. Wenn ich mich vorstellen darf. Don Rafael Martinez." "Martinez?", wiederholte die Witwe und betrachtete den weißhaarigen Mexikaner näher. Sie hegte bereits einen Verdacht, dennoch gab es die Möglichkeit einer reinen Namensgleichheit. Sie stellte sich dann selbst vor: "Aimie, geborene Delacroix, verwitwet Montfort." Rafe hörte den bekannten Namen, zog dann aufgrund der ihm aufgefallene Ähnlichkeit den richtigen Schluss: "Eine Schwester von Asha." Aimie nickte und deshalb erläuterte Rafe genauer: "Paolo, Ashas Gemahl war mein Neffe." Zu viele kannten zwar inzwischen die Wahrheit, aber er blieb trotzdem bei der bisher offiziell bekannten Version der Familienverhältnisse. Diese Worte brachen jedoch das Eis endgültig. Beide kamen dann ins Gespräch und so erfuhr die Witwe, während sie speiste, der Don besuchte nach der Beerdigung seines Sohnes einen Kunden, ein vornehmes Hotel in Kansas, verhandelte wegen einer neuen Weinlieferung und befand sich nun wieder auf dem Weg nach Hause. Da sie beide sich getroffen hatten, machten sie das Beste daraus. Auf diese Weise verlief der Rest der Reise angenehm. In Denver trennten sich ihre Wege. Rafe blieb im Zug sitzen, der ihn in das heimatliche Kalifornien brachte, während die französisch stämmige Frau ausstieg. Aimie ging dem Mexikaner nicht mehr aus dem Kopf, und sobald seine Geschäfte es ihm erlaubten, bestieg er den Zug nach Osten um sie wiederzusehen. Bei Ashas ältester Schwester hatte Rafe ebenfalls einen bleibenden Eindruck hinterlassen, doch auf sie warteten erst einmal viele neue Eindrücke. In Denver am Bahnhof dachte sie einen Moment lang nach, wie sie am schnellsten nach Westtown gelangen konnte. Am Schalter riet man ihr, die Martinezlinie zu nehmen oder eine eigene Kutsche zu mieten. Sie hatte jedoch Glück und musste sich nicht entscheiden, denn ihre Ankunft fiel auf Ashas Einkaufstag. Beim Gemischtwarenlager entdeckten sich die Schwestern beinahe gleichzeitig, riefen sich beim Namen und lagen sich nur wenig später in den Armen. Wie lange sie so umschlungen dastanden, bekamen sie nicht mit, zu sehr bewegte sie der Moment, da spielte Zeit keine Rolle. Erst die dunkle Stimme eines Dämons unterbrach das Wiedersehen der Schwestern. Taro beendete eine Gerichtsverhandlung, verließ das Gebäude und schaute sich suchend um. Deswegen bekam er das Treffen der beiden Frauen mit. Nur weil seine Zeit knapp bemessen war, störte er sie. Niemand nahm es ihm übel und stolz stellte Asha ihren Gemahl der Älteren vor, die nicht dachte, dass es etwas geben könnte, was sie noch überraschen würde. Diese Offenbarung von der Vermählung der Jüngeren erstaunte sie allerdings. Denn der Brief mit diesen Informationen hatte zwar inzwischen den Osten erreicht, wurde bereits von Amalie gelesen, allerdings erst eine Woche nach Aimies Abreise. Danach sprachen die Gefährten kurz miteinander, bis der Richter sich verabschiedete. Einige liegen gebliebene Fälle warteten außerhalb auf sein Urteil, deswegen würde er mindestens zwei Wochen unterwegs sein. Da seine Gemahlin erwähnte, Aimie wollte zusammen mit ihrem Baby etliche Wochen, womöglich sogar Monate bleiben, mussten Maßnahmen ergriffen werden. Dieser Umstand, die bevorstehende Vermählung seines Sohnes mit Kagome und da Asha bestimmt ein eigenes Kind haben wollte, stellte sie vor ein kleines Problem. Allmählich wurde das Haus zu klein. Ursprünglich sprachen sie davon einfach anzubauen, doch nun hatte der Richter eine neue Idee. Die Ranch war groß genug und südlich vom Haus gab es einen freien Platz, ideal um dorthin einen größeren Neubau zu setzen. Deswegen bat der Dämon an Asha gewandt: "Wenn du in Westtown bist, sprich mit dem Holzfäller Ben Harper und bitte ihn sich die Bäume anzusehen. Mit seinen Kenntnissen kann er uns beim Hausbau hilfreich zur Seite stehen." Die Kutschenlinienbetreiberin hatte selbst schon daran gedacht und versprach sich um alles zu kümmern. Gleich nach Taros Rückkehr würden sie gemeinsam den Bau genau planen und alsbald in Auftrag geben. Kurz darauf verabschiedete sich der Hundedämon von seiner Gefährtin. Weil sie eine nahe Verwandte nun um sich hatte, fiel es dem Dämon leichter Asha allein zu lassen. Sicherlich hatten beide Frauen tagelang Gesprächsstoff, immerhin sahen sich die Schwestern mehrere Jahre nicht. Er selbst hatte schon einige Meilen zurückgelegt, als die Schwestern aufbrachen. Fast den ganzen Weg unterhielten sie sich, besonders die Jüngere hatte viel zu berichten. Es wurde nicht langweilig und die Zeit verging wie im Flug. Ein wenig beneidete Aimie die Jüngere um ihr Glück. Immerhin war Ashas Leben recht turbulent und es verging kaum ein Tag ohne irgendein Abenteuer. Doch wenn die Schwester Don Rafaels Namen aussprach, musste die Witwe aus dem Osten an den Mexikaner denken, sah sein aristokratisches Gesicht vor sich und verspürte eine schwache Sehnsucht. Noch ahnte sie nicht, dass sie durch Ashas intrigante Vermittlung ein halbes Jahr später die Stelle als Gouvernante bei Juans drei Kindern bekam. Aus diesem Arbeitsverhältnis und der ständigen Nähe zu Don Rafe entwickelte sich im Laufe der Zeit zwischen ihnen eine tiefe Liebe, die in ihrer Vermählung gipfelte. Doch bis dahin verging noch Zeit, die Aimie mit ihrer Schwester verbrachte. Leider sollte sich der Zeitraum ihres Besuches als ungünstig herausstellen. Denn, ohne dass jemand etwas ahnte, glimmte unter der Oberfläche ein Feuer, das jeden Moment auszubrechen drohte und viele in Gefahr brachte. Im Millersaloon saß ein Gauner und unterwies gerade einige seiner Handlanger. Die meisten hatten sich in der Vergangenheit selten in der Stadt gezeigt und es gab nie eine direkte Verbindung zu dem Saloonbesitzer. Deswegen suchte er einen jungen Mann aus, musste ihn nicht einmal lange überreden, um ihn für seinen Plan zu gewinnen. Er war eher einer von denen, die eine Herausforderung nie abschlugen. Genau so jemanden brauchte der Pantherabkömmling, damit die Ablenkung wirkte. Währenddessen sah sich eine schlanke Dämonin in ihrem Schlafzimmer um, packte die letzten Sachen in ihren Koffer und begab sich danach zu ihrer Tochter. Hier überprüfte sie, die durch das Kindermädchen zusammengestellte Kleidung ihres Kindes, nickte zufrieden und rief dann einen Diener herbei, damit dieser das Gepäck zur Kutsche bringen konnte. Nachdem sie solange gezögert hatte, stand ihr Entschluss nun fest. Weder konnte, noch durfte sie ihrer Tochter den Vater länger vorenthalten. Nicht nur ihre eigene Sehnsucht nach dem Gemahl trieb sie an, sondern seit ihrem Treffen mit Asha auch eine leichte Eifersucht. Sie wollte um Sesshomaru kämpfen und verhindern, das dieser sich, wie sein Vater, töricht benahm und womöglich dem nächsten Menschen verfiel. Denn die tatsächlichen Gründe für sein Handeln in den vergangenen Monaten kannte sie nicht. Kapitel 28 - Wer schneller zieht. Kapitel 28: Wer schneller zieht ------------------------------- Anders als erwartet, nehme ich an. Hoffe es gefällt euch. Das Kapitel wollte mir nicht so recht gelingen. Aber mit einer selbst verpassten Dosis Wild West ging es dann leichter. Kapitel 28 - Wer schneller zieht Der Richter kümmerte sich um die Gesetzlosen, denn er konnte seine Gefährtin mit ruhigem Wissen allein lassen. Durch den Besuch ihrer Schwester war sie abgelenkt und vermisste ihn weniger. So widmete sich Taro den Banden in der Gegend und hatte etliche Erfolge zu verzeichnen. Aufgrund der, dabei gewonnen, Erkenntnisse, zog sich der Kreis um Fergus Armstrong immer enger. Mit einigen Vertrauten plante der hiesige Vertreter des Gesetzes voraus. Sie verabredeten sich in einem kleinen Ort, weitab von Denver, weil sie vorhatten, heimlich Maßnahmen zu ergreifen. Um die Bande für immer zu zerschlagen, wollten sie gleichzeitig an verschiedenen Orten Verhaftungen vornehmen. Bis dahin waren es noch ein paar Tage und deshalb kehrte der Hundedämon nach Westtown zu seiner Familie zurück. Hier fand er Zeit, zusammen mit Asha, ein neues, größeres Ranchhaus zu planen. Am Tag darauf gab er in der Stadt erste Materialbestellungen auf und ging anschließend in den Saloon. Es war fast Mittag und in bald wollte seine Gefährtin da sein, damit sie in der nahen Gaststätte zusammen ein Mahl einnehmen konnten. Inu no Taisho grüßte kurz seinen ältesten Sohn und setzte sich dann an einen Tisch, der unmittelbar neben dem Fenster stand, sodass er die Hauptstraße im Blickfeld hatte. Von dem gewählten Standort konnte er zahlreiche Gebäude überblicken. Das Sheriffbüro, den Miller Saloon, die Gemischtwarenhandlung, die Schmiede und das Telegrafenamt. Zwar würde er auf diese Weise die Ankunft der schwarzhaarigen Frau erst im letzten Augenblick mitbekommen aber das lag auch nicht in seinem Interesse. Wichtig für ihn war, zu sehen, wann sie ihren Einkauf beendete und Zeit für das Essen hatte. Sein eigenes Eintreffen in der Stadt ging nicht heimlich vonstatten, denn kurz nach ihm kam Inuyasha in den Saloon, berichtete ihm kurz, übergab etliche Steckbriefe und gesellte sich danach zu Kouga an den Tresen. Taro nutzte die verbliebene Zeit, sich mit den Gesichtern der Verbrecher auf den Papieren vertraut zu machen. Offenbar gehörte keiner der Gesuchten zu Fergus Bande oder hatte sich bisher noch nicht in der Stadt sehen lassen. Nachdenklich warf der Richter einen Blick zu dem Gebäude, das schräg gegenüberstand, wobei ein merkwürdiges Gefühl ihn beschlich. Etwa zur gleichen Zeit nahm der Angestellte im Telegrafenamt eine Nachricht entgegen. Ohne zu zögern, rief er einen Botenjungen herbei und ließ diese sofort zustellen. Da der Richter der Empfänger war, lenkte der Inhalt des Telegramms diesen, nach Erhalt, ab. Bevor er seinen Sohn davon berichten konnte, wurden von einer fremden Person Ereignisse in Gang gebracht, die beinahe für den Ort katastrophal geendet hätten. Der Besitzer des Saloons, Taros Sohn hatte vor, sich in seine Räume, im hinteren Bereich des Gebäudes, zurückzuziehen. Durch das Eintreffen seines Vaters änderte er seine Meinung, blieb im Schankraum sitzen und erledigte die Abrechnung vom Vortag dort. Ein Schatten fiel auf den silberweißhaarigen Youkai und ohne sich umzudrehen, fragte Sesshomaru: "Was gibt es Takeo?" Der blonde Hundedämon senkte seinen Blick zu Boden, schwieg einen Moment, obwohl es nicht zu seinem sonstigen Verhalten passte. Die Pause und die spürbare unterschwellige Anspannung fielen dem Saloonbesitzer auf, und so wandte er leicht seinen Kopf. Allein die winzige Geste darin sollte dem Leibwächter als Warnung dienen. Der verstand das versteckte Zeichen, fing aber trotzdem nur zögerlich an mit sprechen: "Da ist ein junger Mann. Er fordert euch heraus Herr." "Jemand der seine Schnelligkeit an mir testen will? Lächerlich", spottete der Saloonbesitzer. "Schicke ihn fort!", befahl er anschließend. Da sich Takeo aber nicht rührte, sah sich der silberweißhaarige Dämon genötigt seinen Kopf vollständig zu wenden und den Leibwächter diesmal direkt anzublicken. "Er wird nicht gehen. Diesen Standpunkt hat er nicht nur mir, sondern bereits vor einer Stunde Kouga dargelegt", erklärte Takeo. Der Wolf hörte die Worte, bestätigte mit einem genervten Unterton und fragte: "Hat er es immer noch nicht begriffen?" Daraufhin verließ der Dämon mit den blauen Augen den Tresen und wollte sich der Tür zu wenden. Vorher bat er: "Lass mich ihm zeigen, was ..." "Nein Kouga!", unterbrach Sesshomaru den Wolf, der sofort verstummte und stehen blieb. Leise berichtete Takeo, welche Argumente der Revolverheld vor der Tür noch anführte, um seinen Willen zu bekommen: "Er nannte euch feige, Herr." Menschen hätten die Worte kaum vernommen, aber da außer Inuyasha und dem Barkeeper alle Dämonen waren, hörte sie jeder. Schlagartig verstummten die Gespräche, alle warteten ab, was der Saloonbesitzer unternehmen würde. Für einen kurzen Moment schmälerte Sesshomaru seine Augen, während sich seine Hand um den Griff  seiner Waffe legte. Er zog sie aus dem Halfter und drehte die Trommel. Im nächsten Moment steckte er sie zurück in die Gurttasche. Danach stand er auf: "Du hast ihm gesagt, ein Kampf mit mir führt unweigerlich zu seinem Tod." "Ja", bestätigte der Leibwächter leise und sein Herr ging darauf ein: "Wenn er unbedingt sterben will, tue ich ihm den Gefallen." Jedoch kam der Hundedämon keine drei Schritte weit. Inuyasha sprang, auf einen Wink des Richters hin, auf und stellte sich ihm in den Weg. Der Ältere musterte den Hanyou mit einem eisigen Blick: "Willst du dich etwa für diesen Menschen opfern. Ob er mein Gegner ist oder du, spielt für mich keine Rolle. Jemand wird heute sterben." "Keh", murmelte der Sheriff von Westtown und hatte das 'spinnst du?', schon auf den Lippen. Stattdessen sagte er: "Warte!" Obwohl der Jüngere manchmal nicht gleich begriff, schaltete er diesmal wesentlich schneller und reagierte nicht wie sonst spontan. Ein Streit zwischen den beiden Brüdern zog Taro vor. Besser die beiden kämpften miteinander, als das womöglich ein Unschuldiger starb. "Weißt du, ich wollte schon immer wissen, wer von uns beiden der bessere Schütze ist", ging der Hanyou darauf ein und stürmte zuerst hinaus ins Freie. Nach einem ernsten Blick zu dem Richter folgte Sesshomaru ihm. Auf der Straße trat er auf den jungen, sichtlich nervösen Mann zu. "Sobald ich dem Hanyou eine Lektion erteilt habe, kümmere ich mich um dein erbärmliches Leben." Kaum hatte er die Worte gesprochen, entfernte sich der Silberweißhaarige, dabei raunte er dem Revolvermann weiter zu: "Falls du dann nicht schon feige in das nächste Loch gekrochen bist."   Ashas Gefährte blieb im Inneren des Gebäudes und gab seinen dämonischen Untergebenen einige Anweisungen. Erst nachdem sie sich heimlich aus der Hintertür geschlichen hatten, um an den strategisch wichtigsten Punkten Stellung zu beziehen, folgte er seinen Söhnen. Die Angelegenheit war heikel, so vieles konnte schief dabei gehen. Trotzdem vertraute er ihnen beiden. Vor allem war er sich sicher, dass sie beide seine tonlose Warnung mitbekommen hatten. Kurz, nachdem er das Telegramm gelesen hatte, schaute er nämlich wieder zum Fenster hinaus, hörte dabei kaum auf Takeos Worte. Sein Instinkt warnte ihn plötzlich. War es erst nur ein unbestimmtes Gefühl, läuteten nun sämtliche Glocken. Es war nicht sehr auffällig, doch beim Miller Saloon regte sich etwas. Seiner Ansicht nach entsprach es nicht dem normalen Betrieb dort. Zwei Männer mit Gewehren bewaffnet verschwanden im nahen Gebüsch und auch sonst wirkte alles ruhiger. Die üblichen Gäste fehlten völlig. Fergus selbst stand vor seinem Besitz, den Blick zum Taishosaloon gerichtet, als ob er auf ein bestimmtes Ereignis wartete. Deswegen glaubte der Richter nicht, dass die Forderung des jungen Mannes zufällig geschah. Der Verbrecher hatte bestimmt seine Hand im Spiel, sorgte für Ablenkung, damit er seine ausgeheckte Teufelei ausführen konnte. Zum Glück hatte Inu no Taisho ihn noch rechtzeitig durchschaut und sorgte für Gegenmaßnahmen. Jetzt wo er ins Freie trat, beobachtete er Takeo. Der blonde Leibwächter zeigte sich offen, mischte sich dann unter die schnell größer werdende Zuschauermenge und verschwand in einer Seitengasse. Kouga war direkt zu dem jungen Burschen gegangen, da er dafür sorgen sollte, dass sich dieser nicht einmischte. Der Rest von Fergus Leuten war ein Unsicherheitsfaktor. Bis die ausgeschickten Dämonen alle lokalisiert und unschädlich gemacht hatten, konnte viel geschehen. Taro widmete sich nun seinen beiden Söhnen und beobachtete sie. Sie gingen vom Gebäude aus jeweils in eine andere Richtung und blieben nach wenigen Schritten stehen. Auf diese Weise standen sie sich gegenüber, konnten aber auch ihren Vater sehen. Inuyasha hatte den Saloon seines Bruders betreten, weil er seinen Vater berichten und danach ein wenig entspannen wollte. Als dann die Herausforderung gestellt wurde, sein Bruder darauf einging, blickte er zu seinem Erzeuger. Der formte mit seinen Lippen nur ein Wort: "Falle." Er hatte deswegen den Älteren aufhalten wollen, musste aber feststellen, das Sesshomaru den Hinweis ihres Vaters verstanden hatte. Er wurde kaum hörbar aufgefordert: "Spiel mit!" Das tat er jetzt. Um Zeit zu gewinnen, zog er seine Jacke aus und warf sie von seiner Position aus zur Seite, wo sie über einem Balken, an den sonst die Pferde angebunden wurden, liegen blieb. Er betrachtete seinen Bruder, behielt gleichzeitig die nähere Umgebung im Auge. Nicht viel weckte seine Besorgnis, einzig die zahlreich erscheinenden Bewohner. Die Kunde musste sich wie ein Lauffeuer verbreitet haben. Das behagte ihm nicht, dennoch blieb er stehen und wartete auf die Reaktion des Älteren. Sesshomaru fragte auch schon: "Bereit", und er antwortete: "Mach schon!" Regungslos blieben sie eine Zeit lang stehen, kaum ein Muskel zuckte in ihren Gesichtern. In diesen Sekunden, die sich wie die Ewigkeit anfühlte, herrschte vollkommene Stille auf dem Platz. Kein Wort fiel, kein Lüftchen regte sich, niemand bewegte sich in der Menge. Selbst die Vögel verstummten, als ob sie die Wichtigkeit des Moments spürten. Dann zogen beide Kontrahenten ihre Waffen. Sesshomaru war den Bruchteil eines Augenblickes schneller. Doch da seine Waffe absichtlich ungeladen war, löste sich kein Schuss, sondern es klickte nur. Daraufhin raunten viele Gaffer oder äußerten ihr Erstaunen auf andere Weise. Keine Munition im Lauf zu haben war leichtsinnig oder lebensmüde. Aufgrund dessen riss Inuyasha vor Überraschung seine Augen auf und senkte seinen Revolver. Sein Bruder höhnte: "Worauf wartest du, schieß endlich! Oder bist du zu feige Hanyou?" Deshalb hob der Sheriff den Revolver und zielte auf den älteren Bruder. Nur kurz wagte er es, einen Blick zu seinem Vater zu werfen. Sollte er wirklich feuern? Der Richter nickte unmerklich, gab somit sein Einverständnis den Schein eines Duells weiterhin zu wahren. Deshalb zögerte der Halbdämon nicht länger und drückte ab. Sesshomaru verharrte regungslos und beobachtete die Gesten des Jüngeren genau. Er wusste, das Inuyasha seine Waffe im letzten Augenblick bewegen würde, um einen Treffer zu verhindern. Mithilfe seiner dämonischen Fähigkeiten konnte er der Kugel ausweichen. Dazu musste er genau die Flugbahn verfolgen. Sobald sein Bruder abdrückte, reagierte er, stieß aber auf Widerstand, gleichzeitig rief jemand verzweifelt seinen Namen. Nachdem Etsu in Denver den Zug verließ, musste sie erfahren, dass in den nächsten Tagen keine Kutsche nach Westtown fuhr. Kurzerhand kaufte sie sich ein Pferd und ritt mit ihrer Tochter dorthin, obwohl sie es hasste, sich im Damensattel längere Strecken fortzubewegen. Ausgerechnet gegen Mittag erreichte sie ihr Ziel und traf auf Asha, die sich ebenso auf dem Weg in die Stadt befand. Die weiblichen Wesen begrüßten sich höflich und setzten die Fahrt gemeinsam fort, während das Pferd an den Wagen gebunden wurde. Kaum passierten sie die Stadtgrenze, sahen sie den Auflauf und Taros Gefährtin erkundigte sich bei einem Bekannten nach dem Grund. Etsu hörte die Geschichte und näherte sich dann dem Geschehen. Ein Blitzen weckte dabei ihre Aufmerksamkeit und sie sah den Lauf eines Gewehres, was in die Richtung ihres Gemahls zeigte. Dieser konnte den Fremden auf dem Dach des Mietstalles nicht ausmachen, da er mit dem Rücken zu ihm stand und der Schütze hinter einem Schild verborgen war. Lange unterdrückte Emotionen, Sehnsucht und Angst packten sie und sie handelte. Schnell bat sie ihre Tochter bei Asha zu bleiben, dann rannte sie los. Wenige Sprünge genügten, um ihr Ziel zu erreichen. Kaum dort angekommen sah sie, wie der Fremde oben auf dem Dach den Finger krümmte. Etsu warf sich gegen den Körper des silberweißhaarigen Dämons, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Tatsächlich ließ sich Sesshomaru fallen, während er gleichzeitig, das vermeintlich fremde Wesen was gegen ihn prallte, identifizierte. Aufgrund der Schüsse reagierte er schnell, umklammerte seine Gefährtin, drehte sich mit ihr, sodass sie nun unter ihm lag. Beinahe im selben Augenblick wurde er fast von zwei Kugeln getroffen. Eine passierte sein Fell und landete dann harmlos im Dreck. Die andere streifte den Youkai am Kopf. Eine dritte, danach abgefeuerte Kugel wehrte er unbewusst mit seiner dämonischen Energie ab. Weil er aber mit seiner Gefährtin zusammen hinter eine Pferdetränke fiel, befand er sich nicht länger im Schussfeld irgendeines gedungenen Killers und somit in Sicherheit. Der erste Schütze konnte schnell ausgeschaltet werden, doch es gab noch einen Zweiten. Dieser zielte direkt auf den Richter, nachdem Sesshomaru aus seiner Blickrichtung verschwand. Allerdings wurde er gestört, den Takeo entdeckte ihn, nahm ihn ins Visier und daher ging die Kugel fehl. Zum Glück schlug sie weit über den Köpfen der Schaulustigen in den Balken zum ersten Stock ein. Holz splitterte und jemand rief: "Knallt sie ab!" Dies war der Auslöser für eine Panik unter den Umstehenden. Weitere Schüsse fielen und viele Menschen rannten schreiend in Deckung. Obwohl Taro das Ganze vorhersah, hatte er wenig Einfluss auf die Entwicklung. Plötzlich wimmelte die Stadt von Fergus Handlangern. Sie tauchten aus allen Richtungen auf und nahmen Dämonen ins Visier, ohne dabei auf die Menschen Rücksicht zu nehmen. Kugel um Kugel wurde abgefeuert und die Luft roch nach Schießpulver. Der Richter wusste, es gab nur einen Weg die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Er wollte die Aufgabe niemand übertragen, sondern selbst handeln. Taros Zielobjekt stand vor seinem unrecht erworbenen Besitz und freute sich über die Entwicklung. Er hatte jedes Detail genau geplant und gehofft das Sesshomaru auf die Forderung des jungen Heißsporns einging. Die neue Entwicklung schadete seiner Idee nicht, im Gegenteil, ein Streit zwischen den beiden Brüdern war sogar noch interessanter. Nach und nach schickte er seine Männer auf die Positionen. Währenddessen suchte der Revolvermann den dunkelhaarigen Leibwächter des Dämons auf, blitzte aber beim ersten Mal ab. Deswegen riet ihm Fergus, es bei Takeo zu versuchen. Diesmal wurde der Versuch vom Erfolg gekrönt. Der Pantherabkömmling blieb vor seinem Saloon stehen, zündete sich eine Zigarre an und zog genüsslich den Rauch ein. Einer seiner Handlanger störte ihn mit schlechten Nachrichten: "Richter Taisho ist in der Stadt." Der Anführer der Verbrecher runzelte seine Stirn und kniff seinen Mund zusammen. In diesem Moment trat der Richter ins Freie und die Blicke der beiden Feinde begegneten sich. Was der Pantherabkömmling in den eisigen Augen las, gefiel ihm überhaupt nicht. Da war keine Warnung mehr drin, wie früher, sondern ein tödliches Versprechen, falls er nicht abhaute. Furcht packte ihn und er zauderte. Gleich darauf holte er tief Luft und die Zweifel fielen von ihm ab. Sein waghalsiges Unterfangen durfte nicht an diesem Umstand scheitern. Er wollte aufs Ganze gehen. Immerhin hatte er noch einen Trumpf im Ärmel, den er ausspielen konnte. Deswegen befahl er: "Erledige ihn und seine Brut!" Der Mann lächelte, wobei ein Goldzahn blitzte und holte dann sein Gewehr. Im Krieg diente der Bandit als Scharfschütze und er liebte es, auf größere Distanz seine Opfer auszuschalten. Daher pflegte er seine Waffe, die mit einem speziellen Visier und einem Fernrohr ausgestattet war, sehr. Fergus hatte keine Zweifel, sein Untergebener, ein eiskalter Killer ohne Skrupel, würde nicht versagen. Erst danach musste der Mensch mit den Panthergenen feststellen sein Gegner war nicht so überrumpelt, wie er dachte. Von da an lief leider nichts mehr nach Plan. Sein Gegner reagierte entweder schnell oder jemand musste sein Vorhaben aufgedeckt haben. Die Erkenntnis verloren zu haben, ereilte den Gangster und er sah nur einen Ausweg. Er verdrückte sich, rannte in das Innere seines Etablissement, raffte sein ganzes hier gelagertes Geld zusammen und floh durch den Hinterausgang. Als Nächstes brauchte er ein Pferd. Dabei war er wählerisch. Es musste Ausdauer haben und ausgeruht sein. Die Gäule seiner Mitarbeiter taugten nur wenig, daher schlug er sich durch die Büsche und schlich bis zum Mietstall, wo er seine eigenen Pferde stehen hatte. Unter anderem besaß er einen Schimmel, den er speziell für diesen Zweck trainierte. Dummerweise befand sich am Ziel von Fergus Asha mit Sesshomarus Tochter. Nachdem Etsu ihr Kind in ihre Obhut gab, hatte sich die junge Frau bis zum Stall zurückgezogen, damit nicht eine verirrte Kugel zufällig Emi traf. Die Kleine hatte Angst und weinte, während die Kutschenlinienbetreiberin sie im Arm hielt und Worte der Beruhigung flüsterte. Als sich die Seitentür zum Stall öffnete, fuhr Asha herum und hob ihr Gewehr, doch der Neuankömmling reagierte schneller und schlug ihr die Waffe aus der Hand. Mit einem breiten Grinsen bedrohte der Bandit Taros Gefährtin und wollte wissen: "Hast du deinen Wagen da?" Zuerst dachte die Schwarzhaarige daran, die Auskunft zu verweigern. Allerdings packte der Saloonbesitzer den Arm des Kindes, riss es gegen seinen Körper und drückte ihr den Lauf des Revolvers in die Seite, sodass Emi aufschrie. Schnell antwortete Asha: "Draußen vor dem Tor." Er fuchtelte mit seiner Waffe in Richtung einer Box und befahl: "Sattel den Schimmel und führe ihn dann hinaus, währenddessen leiste ich der Kleinen Gesellschaft." Emi rief ängstlich: "Mami", doch niemand hörte sie. Asha versuchte sie zu beruhigen: "Er wird dir nichts tun. Das wagt er nicht!" "Versuche mich nicht", spotte der Pantherabkömmling und zielte in die Richtung der Kutschenlinienbetreiberin. "Los!", forderte er sie erneut auf. Die Besitzerin der Martinezlinie zögerte nicht länger und kam der Aufforderung nach. Während sie die Stalltür öffnete, hoffte sie gesehen zu werden. Denn sie glaubte fest daran, jemand würde zu ihrer Rettung eilen.   Kapitel 29 - In letzter Sekunde Kapitel 29: In letzter Sekunde ------------------------------ Leider nähert sich die FF dem Ende. Kapitel 31, wird definitiv das Letzte werden. Kapitel 29 - In letzter Sekunde Ashas Ahnung bewahrheitete sich. Noch während sie die knarrende Tür aufschob, schlüpfte auf der anderen Seite eine Person durch die Seitentür herein, sah sich kurz um, erfasste die Situation und handelte dann. Der Banditenanführer stand nämlich, mit dem Rücken zu ihm gewandt, da. Deswegen zog er seine Waffe, richtete sie auf Fergus und sagte: "Nur ein Feigling schleicht sich davon oder versteckt sich hinter Kindern." Der Angesprochene fuhr herum und feuerte blind einen Schuss ab, der den Schimmel erschreckte, sodass das Tier scheute. Weil die schwarzhaarige Frau nicht auf die Reaktion des Pferdes gefasst war, verlor sie die Zügel und konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite eilen, um nicht vom dem, durch die offenstehende Tür, davonrasenden Gaul überrannt zu werden. Zum Glück achtete der Saloonbesitzer nicht mehr auf sie, deswegen nutzte sie die Gelegenheit und trat in eine leere Pferdebox. Hier wollte sie versuchen einen Weg zu finden, die kleine Dämonin zu befreien und hoffte eine Mistgabel greifen zu können. Außerdem musste ihr Gewehr hier irgendwo in der Nähe liegen. Indessen verhöhnte der überraschend aufgetauchte Revolvermann Fergus. "Du warst schon immer ein schlechter Schütze. Ist das der Grund, weshalb du deine Handlanger vorschickst?" Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck identifizierte der Verbrecher den anderen: "Kato", und stockte, denn er erinnerte sich an seinen Auftrag, den er seinen Männern erst kürzlich gab. Ihre Aufgabe war es eine Kutsche von Asha zu verfolgen und im Süden den ehemaligen Leibwächter seines verstorbenen Partners zu erledigen. Was er nicht wissen konnte, seine Untergebenen legten ihren Auftrag nach Belieben aus, wollten erst noch ein wenig Spaß mit dem Pumanachfahren haben, bevor sie ihn killten. Kato wusste sich zu wehren und kämpfte um sein Leben. Zum Glück kamen dem Kutschenbegleiter zwei Männer zu Hilfe. Der eine, ein Marshal, unterwegs auf Richter Taishos Befehl und der andere, Jack, auf der Suche nach seinem Mitangestellten. Zwar hatte sich der Pumanachfahre, bei der Rangelei, etliche Blessuren zugezogen, welche jedoch aufgrund seiner dämonischen Gene schneller verheilten. Nun zurück in der Stadt hegte er nur einen Gedanken, Rechenschaft zu fordern. Das Chaos, was zurzeit in Westtown herrschte und Fergus Fluchtversuch halfen ihm dabei. Außerdem suchte er schon länger einen Weg eine Schuld bei der Familie Taisho zu begleichen. Daher machte Kato den früheren Partner seines ermordeten Bosses ausfindig, folgte ihm und hatte nun nicht vor, ihn davonkommen zu lassen. Allerdings rechnete er nicht damit, ihn mit zwei Geiseln anzutreffen. Während er Fergus ablenkte, konnte Asha sich verstecken, doch die Kleine blieb im Griff des Panthernachfahren gefangen. Der benutzte sie wie einen Schutzschild und es erleichterte den Gangster die Sache, weil Emi, starr vor Angst, stillhielt. Kato war nicht dumm. Dem Geruch nach musste das Mädchen Sesshomarus Tochter sein und mit dem Dämon wollte er sich nicht anlegen. Deswegen zögerte er, zu schießen. Außerdem behielt er Asha im Auge und hoffte das seine Arbeitgeberin eine Idee hatte und für weitere Ablenkung sorgte. Draußen auf der Straße ging die Schießerei weiter, dennoch zeichnete sich auf der Seite der Dämonen langsam der Sieg ab. Weil er nicht mehr gebraucht wurde, nutzte Takeo die günstige Gelegenheit, um zum Mietstall zu gehen, denn er ahnte, dass sich der Saloonbesitzer verdrücken wollte. Wie schon Kato vor ihm konnte er unbemerkt durch die Seitentür eintreten. Hier wurde er von einer kräftigen, mit scharfen Klauen besetzten Hand gepackt. Nur sein Geruchssinn und seine Selbstbeherrschung hinderten ihn daran sich, wie in so einer Situation üblich, zur Wehr zu setzen. "Herr?", begrüßte er den Richter leise. Dieser legte einen Finger auf die Lippen und gab ihm per Handzeichen Anweisungen und der blonde Hundedämon handelte. Über eine Leiter gelangte er nach oben, bewegte sich fast lautlos über den Zwischenboden, wo Heu und Stroh gelagert wurden. Da es hin und wieder Luken gab, durch die man das Futter und die Einstreu nach unten werfen konnte, besaß er die Möglichkeit auf der anderen Seite wieder runter zu klettern. Das tat er, ausgerechnet in der Box, wo die Gefährtin seines obersten Herrn Zuflucht suchte. Da Asha nichts fand, was sie als Waffe missbrauchen konnte, blickte sie gespannt auf Kato und wartete ab, was dieser als Nächstes unternehmen wollte. Deswegen bemerkte sie nicht, wie der Leibwächter hinter ihr langsam zu Boden glitt, seinen Revolver zog und zielte. Er hatte eine gute Chance den Verbrecher zu treffen, und da er ein guter Schütze war, wollte er das Risiko eingehen. Ausgerechnet in diesem Moment fing das Kind an, sich zu wehren, denn der feste Druck an ihrem Arm verursachte ihr Schmerzen. Demzufolge bewegte sich die Betreiberin der Kutschenlinie in das Schussfeld und behinderte Takeo. Der blonde Hundedämon fluchte im Stillen, wartete aber weiter ab, ohne seine Anwesenheit mitzuteilen. Kato war es nicht entgangen, wer da plötzlich auftauchte und normalerweise müsste es auch Fergus bemerken. Doch der Saloonbesitzer hatte andere Sorgen. Mühsam schaffte er es Emi zum Stillhalten zu nötigen, zog sich mit ihr bis zur einer Ecke zurück, wo er seitlich gedeckt wurde und dann befahl er: "Worauf wartest du Asha? Sattel mir ein anderes Pferd!" "Miss Asha bleibt dort stehen", bat sie ihr Kutschenbegleiter höflich und daher rührte sich die Schwarzhaarige nicht. Mit einem leichten Fauchen reagierte der Anführer der Verbrecherbande darauf und warf seinem Gegner vor: "Du wirst mich nicht töten. Ein Mord lastet zu schwer auf deinem Gewissen, denn sonst hättest du damals diesem verdammten Hund eine Kugel ins Herz gejagt, anstatt ihn nur zu verwunden." Fergus unterbrach sich, runzelte die Stirn und schnupperte in der Luft. An einem öffentlichen Ort, wo täglich viele Personen verkehrten, war es schwer Gerüche zu unterscheiden. Doch nach Hund roch es vorher nicht. Er wurde unruhig, suchte die Umgebung ab und tat sein Mögliches mit seinen Augen die dunklen Ecken zu durchdringen. Ashas Angestellter versuchte herauszufinden, ob das Getue des Revolvermanns Ablenkung war oder es bestimmte Gründe gab, die dahinter steckten. Da er die günstigere Position hatte, sah er flüchtig einen Schatten und seine Nase wurde ebenso von einem neuen Geruch gekitzelt. Was Fergus vergebens suchte, fiel ihm auf. Goldene Augen blitzten kurz im Dunkeln und silberne Haare schimmerten in einem Sonnenstrahl, der durch eine Lücke in der dünnen Bretterwand hereinschien. Mit einem Lächeln hob er seine Waffe wieder, zielte erneut auf den früheren Partner seines ehemaligen Bosses. "Du solltest aufgeben, denn entkommen kannst du nicht!" "Um zu hängen? Niemals", entfuhr es Fergus. Jede Minute, die er hier weiterhin zubrachte, verringerte seine Chancen zu verschwinden. Deswegen setzte er sich in Bewegung, tastete sich Schritt für Schritt Richtung Ausgang und stieß dabei mit dem Fuß gegen das Gewehr der jungen Frau, beförderte es seitlich, während er gleichzeitig Kato gegenüber äußerte: "Du bist sowieso der Letzte, der mich aufhalten kann. Übrigens habe ich immer damit gerechnet, dass du nicht den Mumm hast, mich zu töten. Deswegen habe ich Sly erledigt." "Meine Aufgabe ist es Leben zu beschützen und nicht zu nehmen", verteidigte sich der Pumaabkömmling, jedoch so leise, dass nur ein Wesen ihn hörte. Zwar konnte er damals Sly nicht helfen aber jetzt würde er das Richtige tun. Sein Finger krümmte sich schon am Abzug, als etwas anderes geschah. Im schnellen Lauf stürmte ein Revolvermann durch das halb offene große Tor herein, feuerte einige Schüsse nach draußen ab und drückte dann den Eingang zu. Erst danach drehte sich der Mann um und staunte nicht schlecht, als er seinem Boss gegenüberstand. "Lass uns hier abhauen!", riet er seinen Anführer. "Mein Gaul ist auf und davon, und meine widerspenstige Geisel weigert sich mir ein neues Pferd zu satteln", berichtete Fergus innerlich erleichtert nun nicht mehr allein gegen Kato antreten zu müssen. Sehr zu seiner Überraschung berichtete der Mann: "Der Schimmel steht direkt vor der Tür und labt sich an den Futterrüben. Außerdem steht ihr Wagen", damit deutete er auf die schwarzhaarige Frau, "gleich daneben, zusammen mit einem weiteren gesattelten Pferd." "Das trifft sich hervorragend", freute sich der Saloonbesitzer und setzte sich in Bewegung. "Ihr beide kommt mit!", forderte er dann noch Asha auf und meinte ebenso Emi. Ohne auf den Pumaabkömmling zu achten, ging der Untergebene zu der Box um sich der Betreiberin der Kutschenlinie zu bemächtigen. Leider ging nicht alles so glatt wie geplant. Die junge Frau hatte genau aufgepasst, und als der Verbrecher die Waffe versehentlich wegstieß, bückte sie sich danach. Dann tauchte der andere Revolvermann auf und sie lauschte dem Gespräch, sah im selben Moment in der Mitte des Stalls, bei einer halbhohen Zwischenwand den silberweißhaarigen Dämon, ihren Gefährte stehen. Taro rief: "Jetzt!", und dann passierte alles gleichzeitig. Bevor Asha den Schaft der Waffe greifen konnte, wurde sie am Arm gepackt und mit Wucht hinter einen Heuhaufen geschleudert, dabei schrie sie erschrocken auf. Da sie jedoch sanft landete und den Verursacher erkannte, beruhigte sie sich schnell. Dadurch wurde Fergus ebenso abgelenkt, der sich zur Seite drehte und somit dem Richter fast seinen ganzen Körper darbot. Gleichzeitig verriss der Gangster den Lauf seines Revolvers und bedrohte nun nicht mehr Emi. Die Kleine biss in die Hand, die sie festhielt, riss sich gleich darauf los, rannte zu der Kutschenlinienbetreiberin, nicht ahnend, was der Gangster als Nächstes unternehmen würde. "Du kleine Missgeburt!", schimpfte Fergus aufgebracht und zielte auf das dämonische Kind, denn deren spitze Fangzähne drangen tief in sein weiches Fleisch ein. Taro dachte nicht nach, sondern drückte den Abzug seines Revolvers, rettete seine Enkelin und tötete den Saloonbesitzer, indem er ihn genau ins Herz traf. Eine zweite Kugel, abgefeuert von Takeo landete mitten in seiner Stirn und hinterließ ein hässliches schwarzes Loch. Da Kato den Banditen nicht aus den Augen verloren hatte, sah, wie dieser in Deckung ging und auf den Richter zielte, schob er seine Bedenken beiseite und schoss. Zwar traf er nur dessen Schulter, aber sein Eingreifen verhinderte, das die Kugel des Verbrechers ihr Ziel fand. So zischte sie nur harmlos in die Luft. Gleich danach wurde der Mann von Takeo entwaffnet und anschließend gefesselt. Ashas Angestellter steckte seinen Revolver ein und entschuldigte sich: "Verzeiht mein zögern Richter, doch ich wollte das Leben des Kindes unter keinen Umständen gefährden." "Dafür habt ihr soeben meines gerettet", entgegnete Taro, legte dem Pumaabkömmling seine Klaue auf die Schulter und nickte ihm aufmunternd zu. "Zum Glück ist alles gut ausgegangen. Zum Teil haben wir das dir zu verdanken, denn du gabst uns Zeit zu handeln, indem du Fergus aufhieltest." Danach drehte sich der Richter um, denn jemand anderes forderte seine Aufmerksamkeit ein. Emi rief erfreut: "Großvater", und lief zu ihm hin und wurde sofort hochgehoben. "Ist dir etwas passiert?", wollte der Richter wissen. Das Kind wischte sich die Tränen weg und schüttelte den Kopf. Danach blickte er sich mit seinen goldenen Augen im Mietstall um, entdeckte seine Gemahlin, der gerade von Takeo aufgeholfen wurde. Leicht beschämt entschuldigte sich der Leibwächter sofort für sein Verhalten bei der jungen Frau, denn Taro sandte ihm einen strafenden Blick zu. Allerdings ließ er es bei dieser Geste bewenden, denn immerhin handelte der blonde Hundedämon in guter Absicht. Außerdem trug Asha keine Verletzung davon. Nachdem der Richter seine Gefährtin kurz an sich drückte, ließ er seine Enkelin und sie bei dem Leibwächter zurück, um sich draußen umzusehen. Doch das Geschehen in der Stadt hatte sich beruhigt. Weil die Dämonen die besseren Schützen waren und sich wesentlich schneller zwischen den Häusern bewegten, konnten sie die gegnerischen Revolvermänner überrumpeln und zur Aufgabe zwingen. Nur wenige zogen es vor zu sterben. Der Rest wurde vom Sheriff und seinem Gehilfen gerade in das neu gebaute und sehr solide Gefängnis eingeschlossen. Da er offenbar nicht gebraucht wurde, wollte Taro wieder in den Mietstall eintreten, als ein Untergebener auf ihn zu eilte. "Herr, euer Sohn wurde am Kopf verletzt. Wir haben ihn in den Saloon gebracht." Der Richter hatte Inuyasha soeben gesehen und da gab es nur einen Schluss, sein Erstgeborener war gemeint. Er eilte daher sofort zum Gebäude, um nach seinem Kind zu sehen. Takeo, Kato, Asha und Emi folgten ihm, da nun keine Gefahr mehr im Freien drohte. In einem Hinterzimmer fand Inu no Taisho sein Kind auf einem provisorischen Lager, aus Kissen und Decken bereitet, liegend vor. Daneben kniete Raoul, tupfte Blut von der Wunde und untersuchte die Schwere der Verletzung. Dieser gab schon Entwarnung: "Er müsste gleich wieder zu sich kommen." Deswegen ließ sich der Richter den Vorfall berichten, was Etsu übernahm, denn sie erlebte die Situation hautnah mit. Erleichtert, jedoch sehr nachdenklich, ging der silberweißhaarige Hundedämon anschließend in das Nebenzimmer, Sesshomarus Büro und öffnete den dort stehenden Tresor. Außer Geld und Papiere enthielt er noch ein geheimes Fach. Aus diesem speziell angefertigten Versteck holte Taro einen länglichen Kasten, brachte ihn in das Nebenzimmer und entnahm ihm einen der beiden darin liegenden Gegenstände. Als der Besitzer des Taishosaloon zu sich kam, sah er in erleichterte Gesichter und setzte sich verwirrt auf. Das Letzte an was er sich erinnerte, mehrere Kugeln wurden in seine Richtung abgefeuert. "Etsu?", flüsterte er leise, fast tonlos, dennoch hörte ihn die Dämonin, denn sie hatte neben ihm gesessen und seine Klaue festgehalten. "Ich bin hier", gab sie ihre Position zu erkennen. Seine Gefühle verbergend wandte sich Sesshomaru an seinen Vater, denn er stellte etwas fest. "Tenseiga?", drückte er sein Erstaunen mit nur einem Wort aus. Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf, legte die Waffe zurück in die, mit Samt ausgeschlagene, Kiste und verschloss die untere Hälfte sorgfältig, bevor er antwortete: "Nein, ich habe es nicht gebraucht. Du hast dich selbst geschützt." "Wie kann das sein?", rätselte der Erbe des Richters und kam gleich darauf selbst auf die Lösung. Weil die Mutter seiner Tochter auftauchte, suchte er mit ihr zusammen Deckung und normalerweise hätte die letzte Kugel ihn im Rücken treffen müssen. Dort verspürte er keinen Schmerz. Bevor sie einschlug, hatte er seine dämonische Energie eingesetzt, offenbar so stark, dass er eine Art Schutzwall aufbaute. Etwas vom dem er seit Jahrhunderten dachte, dazu nicht mehr fähig zu sein. Während langsam die Erkenntnis durchsickerte, weiten sich Sesshomarus Augen. "Unmöglich", verdrängte er die Wahrheit, doch sein Vater belehrte ihn eines Besseren, indem er erklärte: "Doch es passierte tatsächlich. Zuerst fiel es mir bei Takeo auf, als dieser in Denver wegen Asha fast in Rage geriet. Danach stellte ich das Phänomen an mir selbst fest und anschließend beobachtete ich es an den nachfolgenden, später geborenen Nachkommen, wie Emi oder Shippo." "Von was redet ihr da?", drängelte Inuyasha zu wissen. "Einem Hanyou ...", begann Sesshomaru an seinen Bruder gewandt, wurde aber sofort gestoppt. "Unterschätze Inuyasha nicht!", rügte Taro seinen ältesten Sohn und schob den Deckel der obersten Schublade in der Kiste auf, nahm die rostige Waffe darin, heraus und reichte es mit dem Griff voran seinem jüngeren Kind, indem er bat: "Zieh es aus der Scheide!" "Was soll ich mit dem nutzlosen Schwert?", blaffte der Hanyou, was ihm einen strengen Blick von seinem Vater einbrachte. Bevor sich Inuyasha rühren konnte und dem Befehl seines Vaters nachzukommen versuchte, beugte sich Sesshomaru vor, legte seine Klauenhand um den Griff von Tessaiga und zog die Waffe aus der Scheide. Der Bann, den sein Vater einst darüber legte, war noch immer aktiv und wollte ihn hindern. Schmerz durchzuckte seinen Körper, trotzdem blieb Sesshomaru lange genug eisern und hielt die Waffe in der Hand. Sie verbreiterte sich nur wenig, jedoch genug um den Beweis zu erbringen, den die Familie brauchte. Erst dann ließ er sie fallen und betrachtete seine gerötete Handfläche. Sein Bruder murmelte eine Verwünschung zu dem Älteren, hob Tessaiga auf und starrte die breite Klinge verdattert an. Sie hatte noch nicht wieder ihre alte Größe, dennoch reagierte das Schwert auf die dämonische Energie ihres Halters. Dabei fühlte er sich unbehaglich. Die Mitglieder seiner Familie mochten ihre alten Kräfte zurückhaben wollen, doch er konnte gut auf seine dämonische Hälfte verzichten. Es würde nämlich nur bedeuten, wenn sein Leben in Gefahr geriet, konnte er leicht die Kontrolle verlieren. Nicht wissend, wie er mit der gewonnenen Erkenntnis umgehen sollte, schnappte sich Inuyasha die Hülle, schob die Waffe hinein und verstaute sie wieder in der Kiste, mit der Hoffnung, sein Vater würde schon einen Rat wissen. Erst nachdem die Aufbewahrungsbox sicher wieder im Tresor lag, setzte der Richter zu einer vollständigen Erklärung an. "Es hat den Anschein, wir Dämonen regenerieren uns. Offenbar gibt es etwas, das die Zukunftsmenschen nicht in uns vernichtet haben, unsere Selbstheilungskräfte. Eine andere Möglichkeit habe ich nicht dafür." Der französische Adlige hatte genau zugehört und dachte über die ganze Sache nach. Als Arzt hatte er sich oft mit Dämonen befasst und kam durch Taro in den Genuss einige der älteren Schriften zu lesen. Dessen Erklärung ergab durchaus einen Sinn, wie er bestätigte. Weshalb der heilende Vorgang bei der anderen Rasse solange gedauert hatte, dafür hatte er leider keine Antwort, vermutete jedoch: "Eventuell liegt es daran, niemand hat versucht seine dämonischen Kräfte zu benutzen oder bei jedem Fall gab es einen bestimmten Auslöser, um sie zu reaktivieren." "Du könntest recht haben", stimmte Taro dem befreundeten Arzt zu und riet dann eindringlich: "Wir müssen diese Tatsache geheim halten. Vor allem dürfen die Menschen nichts davon erfahren. Des Weiteren sollten wir unsersgleichen genau im Auge behalten und wir müssen auf jeden ungewöhnlichen Vorfall sofort reagieren." Der Richter brauchte den Anwesenden nicht näher zu erläutern, wie wichtig die Geheimhaltung war. Alle außer Raoul hatten die Hysterie miterlebt, die damals in Japan um sich ging. Niemand wollte diese Zeit noch einmal durchmachen. Nachdem sie einige Dinge diesbezüglich besprochen hatten, verließen sie, abgesehen von Etsu, das Zimmer, da Sesshomaru mit seiner Gefährtin allein sein wollte. Taro suchte Asha auf, nachdem er Kouga zu sich bestellt hatte, denn er musste mit dem Wolf noch etwas klären. Währenddessen blieb Raoul auf dem Boardwalk stehen, lehnte sich gegen einen Pfosten und dachte über Kagura nach, ließ die Momente während und kurz nach der Schießerei noch einmal Revue passieren. Kapitel 30 - Friedliche Zeiten Kapitel 30: Friedliche Zeiten ----------------------------- Wundere mich immer wieder, weil die die FF nur so wenige Leser und Favos hat. Denn erst neulich bekam ich wieder eine E-Mail, wie toll und ungewöhnlich doch diese Geschichte ist und ich sollte doch noch viele Kapitel schreiben. Obwohl ich mein Werk mag und im Großen und Ganzen mit der umgesetzten Handlung bisher zufrieden bin, geht es langsam zu Ende und das Nächste ist dann definitiv das letzte Kapitel. Daher tut es mir leid, euch enttäuschen zu müssen. Kapitel 30 - Friedliche Zeiten "Lasst mich mit Etsu allein!", bat Sesshomaru, jedoch mit so einer eisigen Stimme, dass der betreffenden Dämonin ein Schauer über den Rücken lief. Deswegen sah sie zu ihrem Schwiegervater, der nur kurz verharrte. Dieser nickte und durch eine Handbewegung gab er den Befehl an alle. Er schloss danach als Letzter selbst die Tür. Durch den Einzigen, der ihr in dieser Situation hätte beistehen können, allein gelassen, scheute sich die Mutter von Sesshomarus Tochter ihren Gemahl anzublicken. Sie fürchtete sich nicht vor einer Strafe, sondern nur vor der möglichen Ablehnung. Dennoch musste sie sich dem stellen. Schweigend ließ sie sich zu Boden nieder, beugte ihren Kopf und wartete ab. Sie hörte und erahnte es nur, wie sich der silberweißhaarige Saloonbesitzer erhob, auf sie zu ging und dann auf sie niederblickte. "Etsu", sprach er ihren Namen leise aus und verbarg dabei geschickt seine Empfindungen. Die Kniende konnte nicht wissen, was er dachte. Er zog nämlich gerade einen Vergleich mit den Menschen, wie sie sich in so einer Situation verhalten würde. Bestimmt würden sie lange Gespräche führen, sich gegenseitig Vorwürfe an den Kopf werfen, um damit lange die Chance auf Versöhnung sinnlos zu verbauen. Warum sollte er die Vergangenheit, die er sowieso nicht mehr ungeschehen machen konnte, ausdiskutieren. Daher beugte sich der Dämon vor, packte Etsu bei den Armen, zog sie hoch und nahm sie einfach in die Arme, um ihr mit einfachen Worten, die allerdings keinen Widerspruch duldeten, mitzuteilen. "Du bist da. Dein Platz ist hier an meiner Seite." Einen weiteren Moment herrschte Schweigen zwischen den Gefährten, bevor die Youkai ihrem Gemahl versprach: "Noch einmal werde ich dich nicht enttäuschen." Daraufhin schmälerte er seine Augen, schweifte mit seinen Gedanken unwillkürlich zurück zu dem bewussten Tag, der ihr Leben veränderte. Diese eine Sache musste er klarstellen: "Du hast mich nicht enttäuscht, sondern meiner Tochter unter erschwerten Bedingungen das Leben geschenkt. Deswegen bin ich stolz auf dich und ich erhoffe mir von dir in absehbarer Zeit weitere Nachkommen." Raouls Anteil an der ganzen Sache erwähnten sie beide nicht, doch im Stillen dankten sie dem Franzosen, denn ohne sein Eingreifen würde weder Etsu hier in Westtown sein, noch die kleine Emi existieren. Die Bitte hinter den Worten des Saloonbesitzers berührte Etsu in ihrem Inneren und sie blickte ihrem Gefährten erwartungsvoll in die Augen. Dieser löste sich kurz von ihr, ging zur Tür und verriegelte sie. Obwohl Sesshomaru väterliche Bande mit seinem Kind knüpfen wollte, musste er sich erst ausgiebig deren Mutter widmen. Stundenlang wurde sie von niemandem gesehen, da sie ihrer lange Zeit unterdrückten Leidenschaft frönten. 'Eine Weile mit einem Menschen verlobt gewesen zu sein, hatte wohl doch etwas Gutes', dachte Etsu am Abend, wagte aber nie die Worte im Beisein ihres Gemahls auszusprechen. Zwischenzeitlich hatte Taro den Saloon verlassen und vor der Tür noch einen Moment gelauscht. Da aus dem Inneren des Gebäudes kein Streitgespräch erklang, schmunzelte er zufrieden und ging dann zu seiner eigenen Gemahlin. Er bat sie um ein wenig Geduld, da er noch eine Angelegenheit klären musste. Während die schwarzhaarige Frau einige Einkäufe tätigte und Bestellungen sammelte für ihre nächste Fahrt nach Denver, wandte sich der Richter wieder dem Saloon zu, in dessen näheren Umgebung sein Ziel auftauchte. Der schwarzhaarige Wolf mit den eisblauen Augen wurde gleich nach der Schießerei von Ayame in Beschlag genommen. Die Dämonin zeigte ihre Besorgnis zwar nicht direkt, aber ihr Verhalten deutete ihre ausgestandene Angst an. Sie hängte sich an seinen Arm, lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und blickte ihn mit ihren grünen Augen erwartungsvoll an. Kouga seufzte innerlich und malte sich sein zukünftiges Leben mit einer, zur Eifersucht neigenden und besitzergreifenden, Gefährtin aus. Doch Taros Vorschlag einige Wochen zuvor, war fast die einzige Lösung, dem Clan zu helfen. Daher hoffte er, dass sich Ayame ändern konnte. Dennoch schwieg er. Noch wollte er seine Entscheidung nicht publik machen, legte aber seinen Arm um die Rothaarige und murmelte beruhigend: "Niemand hat mein Leben bedroht." "Da bin ich mir nicht so sicher", antwortete ihm überraschend eine andere Stimme und das völlig unerwartet, weil er nicht wusste, weswegen Inu no Taisho herbeikam und das er ihn zur Rede stellen wollte, sein Verhalten am Vormittag betreffend. Kouga zuckte dennoch zusammen, drehte sich um und wartete auf den Grund. "Dieser junge Heißsporn hat zuerst bei dir vorgesprochen?", offenbarte Taro sein Wissen. Mit einem Nicken bestätigte der Leibwächter und Ashas Kutscher, ohne zu ahnen, worauf der Herr der Dämonen hinauswollte. Dieser fragte weiter: "Weshalb hast du meinen Sohn nicht darüber informiert?" "Herr", versuchte sich Takeo einzumischen, zögerte jedoch und wartete, bis er die Erlaubnis dazu erhielt. Da Inu no Taisho mit Kougas Antwort rechnete, warf der Wolf dem blonden Leibwächter einen Blick zu und erläuterte die Gründe: "Sesshomaru möchte von diesen leichtsinnigen Burschen nicht behelligt werden." "Sein Befehl?", hakte Taro nach, diesmal mit dem Gesicht zu Takeo gewandt, wobei er seine leichte Verwunderung verbarg. So ein Verhalten sah seinem ältesten Sohn ähnlich, aber er selbst hätte nie geahnt, dass es schon mehrere dieser Vorfälle gab. Der blonde Hundedämon bestätigte Kougas Aussage und fügte hinzu: "Normalerweise wagte es niemand, seine Forderung zu wiederholen. Jetzt wissen wir, das alles diente nur zur Ablenkung." Der Richter drehte sich etwas, richtete seinen Blick auf den Horizont und dachte nach. Er suchte nach einer Lösung, um Vorfälle wie diese zu verhindern. Bald hatte er eine parat, machte sich aber keinerlei Illusionen, um seine Idee durchzusetzen, würde er auf viel Widerstand vonseiten der Bevölkerung stoßen. Daher, schnell, mit den frischen Erinnerungen an die heutige Schießerei, sollte er alsbald eine Bürgerversammlung einberufen und sein Anliegen vorbringen, ein Waffenverbot im Ort durchzusetzen. Natürlich musste es Ausnahmen geben. Zum Beispiele der Sheriff, seine Gehilfen, die Saloonwächter und diverse Leibwächter brauchten weiterhin Revolver um ihre Arbeit zu verrichten. Alle anderen hatten beim Betreten von Westtown ihre Waffen abzugeben. Aufgrund der Todesfälle unter den Zivilisten hatte Taro ein leichtes Spiel und konnte die Bewohner schnell von der Notwendigkeit überzeugen. Mit den neuen Bestimmungen kehrte Ruhe in der Stadt ein. Das zweite Problem, was der Dämon lösen musste, entpuppte sich als ebenso zufriedenstellend. Während einer Durchsuchung des Millersaloons fand Inuyasha Slys Testament, in dem er seinem einzigen ehelichen Kind, einer Tochter seinen Besitz und das ganze Vermögen vermachte. Die geschäftstüchtige robuste Frau reiste Wochen später an, übernahm den Saloon ihres Vaters, brachte ihn bald auf Vordermann und tilgte durch den guten Ruf, den sie sich bald erwarb, die schlechten Erinnerungen an Fergus Armstrongs kurze Periode. Doch das alles lag noch in naher Zukunft. Mit wenigen Worten, ohne eine direkte Erklärung abzugeben, gab der Richter kund, die nächsten Stunden ungestört sein zu wollen. Dabei blickte er Takeo an und betonte das Wort ungestört besonders. Der blonde Leibwächter verstand. Diesmal würde er seinen Herrn nicht suchen, falls die Notwendigkeit eintrat. Danach entfernte sich der silberweißhaarige Dämon, kletterte zu Asha auf den Wagen und strebte mit ihr der Farm zu. Dort blieben sie nicht, sondern zogen sich in die Wildnis zurück. Taro führte seine Gefährtin immer tiefer in den Wald hinein bis zu einer Stelle, die seinen Wünschen entsprach. Die Bäume standen hier dicht und ragten hoch in den Himmel empor. Ihr Blätterdach schützte vor der Sonne und die Wipfel rauschten sanft, wenn der Wind hindurchfuhr. Am Boden wuchsen reichlich Sträucher und bildete eine natürliche Mauer. Inmitten der kleinen Lichtung gab es etliche Gräser, einige Blumen und weiches Moos. Obwohl es trocken war, breitete der Dämon die mitgenommene Decke aus und ergriff danach Ashas Hand. Er zog die schwarzhaarige Frau gegen seine Brust und sagte: "Nicht nur dieser Platz ist ideal für uns beide, sondern auch der Zeitpunkt um eigene Nachkommen zu zeugen." Obwohl die Kutschenlinienbetreiberin die Offenheit ihres Gemahls kannte, errötete sie in diesem Moment. Nur langsam sank die Bedeutung seiner Worte und sie sah ihn an. Seine Haltung verriet ihr, er wartete auf Zustimmung oder ihren Einwand. War sie überhaupt bereit für weitere Kinder? Sie musste nicht lange darüber nachdenken, ihre Entscheidung stand fest, wie sie mitteilte. Dennoch nagten noch die Zweifel an ihr, ob sie überhaupt fähig war zu empfangen. Daher gab es nur einen Weg, herauszufinden, ob die Möglichkeit gegeben war und sicher hatten sie bald Gewissheit. Nicht mit Worten, sondern mit Taten erteilte sie ihr Einverständnis und genoss die Zeit mit ihrem Gemahl. In der Stadt hatte sich Raoul wenig später auf sein Zimmer zurückgezogen, da er auf der Straße öfters von den Bewohnern angesprochen wurde, die ihm ihre Dankbarkeit zeigen wollten. Deshalb lag er nun auf dem Bett und starrte an die Decke. Das Muster interessierte ihn jedoch nicht, stattdessen befand er sich mit seinen Gedanken bei den Ereignissen am Mittag. Außer bei den Kämpfen, während der Revolution, gab es selten Zeiten in denen er so viele Opfer auf einmal behandeln musste. Innerlich wurde er dann immer von einer leichten Panik erfasst, hatte Angst, dass er einen Patienten nicht retten konnte, weil er gerade einen anderen behandelte. Als Kagura wortlos an seine Seite eilte, ihm geschickt zur Hand ging, breitete sich Ruhe in seinem Körper aus. Niemand, den er an diesem Tag behandelte, starb, trotz das einige Kugeln schwierig zu entfernen waren. Dennoch gab es bei der Schießerei menschliche Tote. Bis auf zwei, handelte es sich ausschließlich um Fergus Männer. Von den unschuldigen Opfern, ein älterer Mann, der vermutlich an einem Herzanfall starb und ein Kind, welches unachtsam auf die Straße rannte und ins Herz getroffen wurde, erfuhr der Comte erst viel später. Es vorher zu wissen, hätte womöglich seine Arbeit negativ beeinflusst. Er bedauerte jetzt die verstorbenen Menschen, dennoch verspürte er starke Erleichterung, denn die Wesen, die ihm wichtig waren, lebten und blieben glücklicherweise unverletzt. Es klopfte an seine Tür und er bat den Besucher herein. Zu seiner eigenen Freude brachte Kagura sein bestelltes Essen, setzte das Tablett wortlos auf dem Tisch ab und wollte sich gleich darauf entfernen. Doch der Adlige bat: "Setze dich zu mir!" Die Dämonin zögerte. Unschlüssig überlegte sie, sollte sie besser gehen oder gehorchen. Es war immerhin keine Anweisung, sondern eher als Bitte formuliert. Schnippiger als beabsichtigt fragte sie: "Weshalb?" "Um zu reden", erklärte Raoul und fügte an, "ohne dich dabei anzufassen." Gleichzeitig wunderte er sich selbst über sein Verhalten. In den letzten Wochen wurde er immer zurückhaltender den weiblichen Wesen gegenüber und flirtete nur noch selten. Das gab ihm schon länger zu denken und seit Kurzem kannte er den Grund. Ihn interessierte nur noch eine. Kagura. Während sie die Verletzten versorgten, warf er immer wieder Blicke zu ihr und bewunderte ihr Geschick. Später schlich sich der Gedanke bei ihm ein, das er das wahre Gesicht der Dämonin gerade sah. Da gab es weder Hochmut noch zeigte sie sich pikiert aufgrund des Blutes, welches gerade ihre Hände oder die kostbare Kleidung benetzte. Sie hatte Talent Kranke zu versorgen, konnte, wenn sie es wollte, einfühlsam sein und diese Eigenschaften machten sie zu einer perfekten Arztfrau. Aufgrund seines Geldes besaß er natürlich die Möglichkeit, ihr ein unbeschwertes Leben in Denver, San Francisco oder New York zu bieten, doch der Reichtum würde ihren wahren Charakter verderben. Er selbst hatte den Entschluss gefasst die nächsten Jahre hier in Westtown zu verbringen und er erwartete von seiner zukünftigen Gefährtin, bei ihm zu sein. Nun hoffte er, dass Kagura seine Wünsche respektierte. Obwohl die Dämonin sich nicht von der Stelle rührte, setzte sich der Comte auf, griff in eine Schublade seines kleinen Schrankes, der direkt neben dem Bett stand, und holte einen Gegenstand heraus. Dann begann er zu sprechen: "Du möchtest frei sein und ohne Zwänge leben, trotzdem hege ich die Absicht dir die Vermählung anzutragen, wobei ich mich stets bemühen werde, deine Freiheiten nicht zu sehr einzuschränken." Die Windherrscherin stand mit dem Rücken zum Bett. Bei den Worten drehte sie sich um, strich unnötigerweise ihr Kleid glatt und hielt ihren Blick zum Boden gesenkt. In ihrem Leben hatte sie schon etliche Versprechungen und verführerische Angebote erhalten, doch noch niemand meinte es ernst oder wollte sie zur Gemahlin. Selbst diesmal würde sie an eine Finte denken, wenn sie den französischen Adligen in den letzten Monaten nicht genau beobachtet hätte. So viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, aber sie äußerte nur einen unvollständigen Satz: "Monsieur Vaillant, ihr habt noch nie ...?" "Raoul", verbesserte er sie und fuhr knapp fort, "Es gab bisher kein weibliches Wesen." Dann näherte er sich der Schwarzhaarigen, nahm ihre Hand und steckte ihr den Ring an den Finger. "Es muss nicht heute sein. Denke über mein Angebot in Ruhe nach und teile mir deine Entscheidung mit, sobald du sie getroffen hast." Sie brachte keinen Ton über die Lippen, starrte nur das dezente Schmuckstück an ihrer Hand an. Erst nach einer Weile hob sie ihren Kopf, doch der Comte lag wieder auf dem Bett und beachtete sie nicht länger. "Geh!", bat er und schickte sie damit fort. Kagura hätte den Raum verlassen können aber sie blieb. Ihr lag nicht der Sinn nach körperlicher Nähe, dennoch setzte sie sich auf den Rand des Bettes und betrachtete den vierteldämonischen Hund, der leicht seine Augenbraue hob und sie abwartend ansah. "Du bekommst meine Antwort später, denn jetzt, in diesem Augenblick, stimme ich womöglich ohne Zögern zu und bereue es später", gestand sie. "Das ist gut zu hören", antwortete der Comte, während er versuchte, die Absicht der Windherrscherin herauszufinden. Es wäre ein Leichtes ihre Bereitwilligkeit auszunutzen, sie einfach zu verführen und damit seinem Ruf gerecht zu werden. Spontan schnellte er vor, packte sie bei den Hüften und zog sie näher zu sich. Überrascht von der Tat schrie sie erschrocken auf. Jeder weitere Protest wurde im Keim erstickt, da der Arzt von Westtown sie leidenschaftlich küsste. Die Gefühle, die er dabei in ihr auslöste, das Kribbeln und heftiges Verlangen empfand sie noch nie. Er hätte weiter gehen können und sie wäre dahingeschmolzen vor Lust. Doch der Comte unterbrach den Kuss, schob sie von sich und wiederholte seine Bitte eindringlicher. "Geh endlich, sonst kann ich mich nicht länger zurückhalten! Wenn wir das Lager teilen, dann erst nach unserer Vermählung, denn du hast das Recht anständig von mir behandelt zu werden." Dummerweise verschätzte sich der Adlige und Kagura verlor ihr Gleichgewicht. Dadurch plumpste sie auf den Boden, rappelte sich gleich wieder auf und sah, wie leid es Raoul tat, der bereits zu einer Entschuldigung ansetzte. Sie kam ihm zuvor, murmelte: "Das war mein Fehler", und eilte zur Tür. Dort versprach sie: "Ich denke über das Angebot nach und teile dir morgen meine Entscheidung mit." 'Einen besseren Gemahl werde ich nie finden',dachte sie draußen auf den Gang. Obwohl sie in den letzten Monaten stets von dem eher kühlen Wesen des Saloonbesitzers angezogen wurde und daher Sesshomaru heimlich verehrte, musste sie noch am selben Tag erkennen, das dieser bereits eine Gefährtin und Tochter besaß und somit für sie nicht mehr infrage kam. Sie wäre dumm, wenn sie Raouls Angebot ausschlagen würde und so stimmte sie zu. Als er ihr jedoch mitteilte, dass er sich endgültig in Westtown niederlassen wollte und vorhatte, das eher bescheidene Leben eines Arztes zu führen, bereute sie ihren Entschluss fast. In Gegenden wie dieser wurden Ärzte selten mit Geld bezahlt, sondern nur in Naturalien. Bei dem hilfsbereiten Charakter des Franzosen konnte es passieren, das er seine Dienste umsonst den Kranken offerierte. Dennoch machte sie keinen Rückzieher, stand zu ihrer Entscheidung, ohne zu ahnen, dass sie nur auf die Probe gestellt wurde. Ein wenig spielte es auch eine Rolle, dass der Comte fast seinen guten Ruf ruinierte, weil er eine Hure ehelichen wollte. Die Wogen darüber glätteten sich bald und niemand sprach mehr über Kaguras Herkunft, nachdem sie vermählt waren. Erst im Laufe der Zeit und mit der Geburt ihrer ersten Tochter fand sie heraus, wie glücklich sie es tatsächlich getroffen hatte. Denn durch die Arbeit an der Seite ihres Gemahls traf sie viele andere Frauen, die mit ihren Familien weiter nach Norden und gen Westen zogen, und stellte fest, wie schlecht es Einigen von ihnen ging und welches entbehrungsreiches Leben diese führen mussten. Trotz der Bindung an ein männliches Wesen besaß sie die Freiheit selbst zu entscheiden, brauchte nie Hunger leiden, konnte sich anständig kleiden und wurde stets gut behandelt. Nicht nur Kagura konnte sich glücklich schätzen, denn bald ging Inuyasha ebenso mit Kagome den Bund ein. Andere Paare folgten und es brachen überwiegend friedliche und wesentlich zivilisierte Zeiten an. Den Fortschritt konnte niemand mehr aufhalten, und im Laufe der Zeit verschwanden die Kutschen von den Straßen und wurden durch Lastwagen und Automobile ersetzt, was Asha nicht daran hinderte, ihr Geschäft auszubauen. Das Glück der Familien Taisho & Martinez wurde nur durch ein Ereignis überschattet. Denn mit jedem Tag, der verging, rückte ein bestimmter Zwischenfall immer näher ... Kapitel 31 - Epilog Am Wendepunkt der Geschichte Drei männliche Mitglieder der Familie Taisho stehen vor der größten Entscheidung ihres Lebens, denn 500 Jahre kann man nicht einfach auslöschen. Kapitel 31: Epilog Am Wendepunkt der Geschichte ----------------------------------------------- Ich habe es genossen die FF zu schreiben und ich hoffe, sie gefiel Einigen. Dieses letzte Kapitel war das Schwerste, vor allem durch die Zeitlinien. Ich hoffe, es ist okay so. Viel Spaß beim Lesen und schaut auch in meine anderen FFs rein. Dort geht es ebenso bald weiter. Kapitel 31 - Epilog Am Wendepunkt der Geschichte In den 50 ziger Jahren, in einem südlichen Vorort von Denver, dem ehemaligen Westtown Taro, unter den Dämonen hauptsächlich als Inu no Taisho oder nur als Herr bekannt, lehnte am Rahmen seiner Schlafzimmertür und betrachtete seine Ehefrau, die schlummernd zwischen den beiden Hanyoumädchen, seinen jüngsten Töchtern, lag. Die beiden Kinder hatte er am Tag ordentlich beschäftigt, sodass sie nun tief schliefen. Ihre Mutter, seine Gefährtin ermüdete aufgrund ihres Alters schneller als früher und würde daher sein Vorhaben ebenfalls nicht stören können. Seit neunzig Jahren war sie nun seine Gefährtin, zählte bereits über einhundert, genoss jedoch, durch den Kontakt mit dämonischer Energie, der zwangsläufig entstand, wenn ein Mensch, halbdämonische Kinder austrug, ein jüngeres Aussehen. Sie wirkte daher wie eine Frau, die sechzig Lenze zählte. Trotz allem lief ihre Zeit ab und vermutlich waren ihnen beiden nur noch wenige Jahre vergönnt. Obwohl er Asha nie von seinem Vorhaben erzählt hatte, ahnte sie sicherlich etwas davon. Oft genug hatte sie angedeutet, man sollte die Vergangenheit ruhen lassen, denn womöglich verschlimmerte man dadurch die Gegenwart. Deswegen wollte er sich wie ein Dieb davonschleichen, verharrte aber an der Tür und ließ das Bild, was sich ihm bot, auf ihn einwirken. Asha und die beiden Kinder waren sein Leben. Soviel hatte er mithilfe seiner Gefährtin erreicht. Er war das Oberhaupt der Dämonen, der Vorsitzende des Friedensrates und besaß dadurch auch bei den Menschen großen Einfluss. Trotzdem hatte er nur auf diesen einen Tag hingearbeitet, das Wesen zur Rechenschaft zu ziehen, welches es wagte, die dämonische Rasse der Vernichtung preisgegeben zu haben. Niemand, nicht einmal seine Söhne wussten, von der Information, die er einen sterbenden Wissenschaftler aus der Zukunft, vor 500 Jahren entlockte. Nämlich, den Namen und den genauen Standort des Labors, wo der Virus entwickelt werden würde. Dort wollten sie in einigen Stunden sein und er hoffte, dass sich die Zeitlinien trafen, damit er Rache üben konnte. "Herr, es wird Zeit", erinnerte ihn eine leise Stimme und riss ihn damit aus den Gedanken. Der silberweißhaarige Dämon wandte seinen Kopf Takeo zu, nickte und warf noch einen letzten Blick in den Raum, bevor er die Tür schloss. Die leise Stimme seiner Gefährtin drang noch an seine Ohren, doch sein Schritt zauderte nicht, als er den Gang entlang schritt und wenig später auf dem Vorplatz des Hauses anlangte. Hier stiegen sie in zwei Automobile und strebten dann auf der neu gebauten Straße dem nördlichen Stadtgebiet von Denver zu. Am Sammelpunkt wurde Taro überrascht, denn es tauchten nicht nur die angeforderten Krieger auf, sondern Raoul und Kato. Der französische Adlige kannte zum Teil das Vorhaben, doch der Pumanachfahre hatte keine Ahnung. Er erklärte seine Anwesenheit: "Da ich euch und besonders eurer Gefährtin zu Dank verpflichtet bin, möchte ich meine Unterstützung anbieten. Obwohl ich nicht weiß, um was es hier geht, vermutete ich eine wichtige Angelegenheit und da werdet ihr sicherlich jede Hilfe zu schätzen wissen." Ohne ein Wort legte der ehemalige Richter, dem dämonischen Abkömmling seine Hand auf die Schulter, nickte und wandte sich dann ab. So wie seine Gefährtin vertraute er Kato, denn der ehemalige Kutschenbegleiter war längst der Geschäftsführer des Martinez Transportunternehmens. Bis Ashas Töchter erwachsen waren, würde der Pumanachfahre die Firma führen. Jetzt schüttelte Taro erneut die Gedanken ab und kam auf das Wesentliche zu sprechen. Er teilte jedem eine Aufgabe zu und begab sich dann mit seinen beiden Söhnen und Takeo direkt zum Zielort. Hier trafen sie auf Kouga, der sofort berichtete: "Wie ihr vermutet habt, gibt es keinerlei verdächtige Aktivitäten. Allerdings ist der Besitzer des Labors kein Mensch, sondern ein Dämon. Hundedämon." "Keh", warf sofort Inuyasha ein, allerdings leise genug, dass der Vater es nicht hörte. "Ob Mensch oder ..." "Sei ruhig", rügte sein Bruder Sesshomaru, der neben ihm stand. Beide Brüder fixierten sich kurz, bevor der Hanyou seine goldenen Augen zuerst abwendete. Seine anschließend leise gemurmelten Worte vernahm zum Glück niemand. "Seine Herkunft spielt keine Rolle", teilte der älteste Dämon in der Runde mit und befahl dem Wolf: "Gehe auf deinen Posten zurück und berichte sofort jede Änderung!" Dann suchten sich die Mitglieder der Familie Taisho eine geeignete Stelle und warteten. Mitten in der Nacht spürten die Verschwörer ein leichtes Kribbeln auf der Haut, die Luft um sie herum flimmerte etwas, und obwohl sie sich nicht von der Stelle rührten, schien sich der Schauplatz zu ändern. Lärm erklang, Stimmen die Anweisungen gaben, schallten zu ihnen herüber. Dann, als ob Nebel sich lichtete, schälte sich ein anderes Bild aus der Dunkelheit. Männer in weißer Kleidung, mit schwarzen Koffern, rannten zu einem wartenden Flugzeug, was auf der firmeneigenen Lande- und Startbahn stand, stiegen ein und bestimmt würden sie gleich starten. "Schnappen wir sie uns!", knurrte Inuyasha, sprang auf und rannte los. Er stieß gegen ein dämonisches Hindernis, wurde schmerzhaft am Arm gepackt, bekam jedoch nicht sofort eine Erklärung. "Verehrter Vater", mehr äußerte Sesshomaru nicht, dennoch hatten die beiden Wörter einen fragenden Unterton. "Wir lassen sie gehen", bestimmte der Herr der Dämonen. "Aber", warf der Hanyou ein, konnte allerdings nicht weitersprechen, denn das Funkgerät in seiner Hand knackte. Kouga fragte nämlich ebenso nach und erbat sich Anweisungen. Taro schloss kurz seine Augen, atmete tief ein und wandte sich dann an seine beiden Söhne. "Nichts würde ich lieber tun und diese Männer aufhalten. Doch damit verändern wir unsere Vergangenheit. Womöglich würdest du deine Mutter retten, doch kannst du auf Etsu und deine Kinder verzichten? Ich möchte meine Gefährtin und die Kinder nicht mehr missen." Der Jüngere der beiden Taishobrüder rieb sich das rechte Ohr, sah beiseite und murmelte leicht verlegen, weil ihn tiefe Gefühle übermannten: "Kagome." Sesshomaru, der seine Gemahlin erst in Amerika kennenlernte, hätte ihr gern das ganze Leid erspart und würde die Dämonin, die ihm das Leben schenkte, wieder haben wollen, verstand aber die Beweggründe seines Vaters. Seine Mutter war tot aber Etsu und seine Tochter Emi lebten, ebenso wie sein kleiner, nur wenige Monate alter Sohn. Ihnen gegenüber hatte er die größere Verantwortung. Deshalb gab er auf seine Weise, seine Zustimmung: "Die Weißkittel bekommen bald, beziehungsweise haben schon, ihre gerechten Strafen erhalten." Denn sie alle wussten, keiner, von denen die ihn die Vergangenheit reisten, schafften den Weg zurück. Die Wartenden mussten sich noch etwa 24 Stunden gedulden. Dazu bezogen sie Posten in einem nahe gelegenen Park, der tagsüber gut besucht war und deswegen fielen die ganzen Wesen nicht auf. Etwa gegen Mitternacht des kommenden Tages wurde der Posten am Tor überrumpelt und danach drangen mehrere Dämonen in die Zentrale des Wachschutzes ein, setzten die dort arbeitenden Männer außer Gefecht, fesselten und knebelten sie. Dann prüften sie sorgfältig die Umgebung. Wenig später gaben sie Entwarnung, außer dem Inhaber der Firma befand sich kein weiterer Mitarbeiter mehr auf dem Gelände. Takeo gab die Information an Inu no Taisho weiter: "Die Firma ist jetzt unter unserer Kontrolle." Daraufhin erhob sich Taro von der Bank und schritt dann quer über die Grünfläche bis zum Parkplatz. Nach einem kurzen Rundblick, über das vor ihm liegende Gelände, setzte er den Weg fort. Seine beiden Söhne folgten ihm mit einem Schritt Abstand, der eine zu seiner linken Seite, der andere zur Rechten. Dahinter liefen Kouga und Takeo, denn die beiden Leibwächter sicherten die Rückseite. Am Eingang war der Franzose da und erbat sich stumm die Erlaubnis mitzukommen. Weil er nicht nur Arzt, sondern inzwischen so etwas wie ein Wissenschaftler war, genehmigte Taro Raouls Bitte. Dann traten sie ein, durchquerten das Foyer und strebten einer Tür im hinteren Bereich zu. Dazu mussten sie einen langen, in diesem Moment spärlich beleuchteten Gang entlang gehen. Später setzte sich der blonde Hundedämon an die Spitze der Gruppe, denn er hatte die Pläne des Gebäudes genau studiert und führte seinen Herrn zu einem bestimmten Raum im Labor. Mehrmals benutzten sie eine Sicherheitskarte, die sie dem Anführer des Wachschutzes abgenommen hatten. Dieser spezielle Ausweis öffnete ihnen alle Türen, selbst die zum Hochsicherheitsbereich. Der Hundedämon im Inneren, der Besitzer dieser Firma, ein schlanker braunhaariger Dämon, beendete gerade sein Telefongespräch, das er mit einem Untergebenen in Tokio geführt hatte. Er war nervös, zweifelte am Gelingen seiner Idee und verspürte eine immer stärker werdende Unruhe. Seit einigen Stunden kribbelte seine Haut merkwürdig und er fragte sich, lag die Ursache an den Veränderungen, die er mit seinem Virus anstrebte. Da hörte er das Klicken an der Tür und sein ungutes Gefühl steigerte sich ins Unermessliche. Es genügte ihm, den silberweißhaarigen Schopf des ersten Eintretenden zu sehen, um Maßnahmen zu ergreifen. Nur wenige Schritte reichten ihm und er gelangte in einen hermetisch abgetrennten Bereich, wo die meisten der gefährlichsten Bakterien und Vieren gelagert wurden. Von hier gab es für ihn kein Entkommen, doch das lag nicht in seinem Sinn. Takeo und Kouga hatten ihre Waffen gezogen und richteten sie auf die Glasfront. Der blonde Dämon ließ seine Pistole als Erstes sinken und äußerte: "Verstärktes Panzerglas." Der ehemalige Richter nickte, denn er las die Aufschrift neben der Tür. Keine Kugel konnte das Glas durchdringen und es war zudem feuerfest. Denn sollte im Inneren ein Flacon zerbrechen, konnte man notfalls den Raum durch Feuer sterilisieren. Deswegen trat er nun bis zur Sprechanlage, betätigte sie und forderte den Dämon auf: "Komme heraus, damit wir in Ruhe über die Angelegenheiten sprechen können." Der Braunhaarige schüttelte seinen Kopf , blickte den Sprecher irritiert an und drehte sich dann etwas zur Seite. Er wandte sich an Sesshomaru: "Wir beide, Herr, wissen, dass mein Leben verwirkt ist. Doch ich hatte meine Gründe." Taros erstgeborener Sohn zog den richtigen Schluss, näherte sich der Scheibe und forderte, zu wissen: "Wir kommen aus der Vergangenheit, die du gerade erschaffen hast, deswegen ist uns deine Gegenwart nicht vertraut. Berichte!" Der Hundedämon, der sich Peter nannte, riss seine Augen etwas auf, musterte Taro noch einmal, entdeckte dann den Hanyou und ihm entglitt leise: "Ich verstehe. Dann hatte ich Erfolg." "Erfolg", knurrte Inuyasha los, wurde aber sofort von seinem Vater gestoppt. "Ich rede!" Inu no Taisho erklärte dann lauter: "Vorübergehend. Allerdings hast du unserer Rasse viel Leid beschert und das können wir nicht ungestraft hinnehmen. Nenne uns deine Gründe und dann stelle dich deiner Verantwortung!" Der braunhaarige Hundedämon schluckte, schloss für einen kurzen Moment die Augen und erklärte: "Mein Sohn war ebenfalls ein Hanyou. Nachdem er die Kontrolle verlor, riss er erst unzählige Wesen mit in den Untergang, bevor er von euch Herr gestoppt wurde. Damals war sein Tod für ihn die Erlösung." Wieder fixierte er Sesshomaru und sprach weiter: "Ihr habt das Gleiche erlebt und durch euren Bruder den Vater und die Gefährtin verloren, bevor ihr, Inuyasha stellen konntet. Ich gebe zu, meine Idee, einen Weg zu finden um die dämonische Seite bei Hanyou zu unterdrücken gefiel euch nicht. Ihr vollführtet eine wegwerfenden Handbewegung, wandtet euch ab und sagtet: 'Zwecklos.' Doch ich musste etwas unternehmen und begann die Forschung auf eigene Faust." Hier endete der Dämon, senkte seine Augen zu Boden und zeigte kurz einen schmerzlichen Zug. Kurz bevor die hochrangigen Wesen den Raum betraten, hatte sich seine nach Japan geschickte Gruppe, ein aus Wissenschaftlern und Soldaten bestehender Zug gemeldet. Während des Gespräches hatten bereits Etliche, die Vorhut und sämtliche Laborangestellte, den Weg angetreten. Inzwischen mussten schon die Letzten in den Brunnen hinein gesprungen sein, um in die Vergangenheit zu reisen. Er konnte sie nicht mehr aufhalten und die neue Geschichte nahm ihren Lauf. Damit hatte sich die Zeitlinie unwiderruflich verändert. Ein wenig bedauerte er nun seine Vorgehensweise. Peter hob seinen Kopf, sah die Besucher an und fragte dann: "Der Effekt ist nur vorübergehend?" Ashas Gefährte nickte und erläuterte: "An die neunzig Prozent der Schwächeren, hauptsächlich die tierischen Dämonen, starben an dem Virus. Bei uns verringerte sich die dämonische Energie. Da wir eine höhere Selbstheilungskraft besitzen, wurden wir nur geschwächt. Das nutzten die Menschen in Japan aus und führten Krieg gegen uns. Erst vor zehn Jahren, mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg beendeten wir den Zwist und unterzeichneten einen dauerhaften Friedensvertrag. Inzwischen sind beinahe alle Dämonen, die vor 500 Jahren infiziert wurden, wieder im Vollbesitz ihrer alten Kräfte." "Es war alles umsonst", murmelte der Laborbesitzer fast schon verzweifelt, "jahrelange Forschung, die Unmengen an Zeit und Gelder die dieses Projekt verschlungen hat. Umsonst." Er bewegte sich im Raum, öffnete einen Behälter, entnahm ihm etwas und bat dann: "Vergebt mir Herr!" Im Anschluss warf der Braunhaarige das Glas in seiner Hand zu Boden und eine Flüssigkeit verdampfte. "Was zum ...", entfuhr es Takeo, der zuerst das Vorhaben des Firmeninhabers erahnte. Doch er konnte nichts tun. Ein Alarm schrillte los, das Licht wechselte und blickte plötzlich bedrohlich rot. Gleichzeitig erklang eine monotone Stimme aus dem Lautsprecher und forderte die Mitarbeiter auf das Gebäude unverzüglich zu evakuieren. Peter riet den Anwesenden: "Geht, sonst gibt es kein Entrinnen! Der Raum, indem ich mich befinde, wird, sobald ich leblos auf dem Boden liege, durch ein Feuer gesäubert. Da niemand den Code eingeben wird, da nur ich ihn kenne, werden in etwa fünf Minuten Sprengladungen gezündet, die das gesamte Gebäude in die Luft jagen. Das ist meine Art, dafür zu sorgen, das meine Forschungen niemals in falsche Hände geraten, denn ich ahne, mein Team wird nie den Weg aus der Vergangenheit zurückfinden. Mehr kann ich nicht tun, um den angerichteten Schaden wieder gut zu machen." Die letzten Worte brachte er nur noch mühsam heraus. Gleich danach fiel der Dämon zu Boden. "Ist er tot", wollte der Hanyou wissen und sein Vater erwiderte: "Vermutlich." Taro betrachtete den Dämon nachdenklich, bevor er die anderen aufforderte: "Gehen wir!" Eilig verließen die Besucher den Raum und erst auf dem Gang fiel Takeo auf, jemand fehlte. "Wo ist Raoul?" "Hier", antwortete der Vermisste im Rücken der kleinen Schar. Taro musterte den Franzosen intensiv, der den Blick standhielt. Langjährige Erfahrung mit der Familie Taisho zahlte sich aus und er verriet mit keinem Muskelzucken, was ihn gerade bewegte, beziehungsweise was er in der Zwischenzeit getan hatte. Er kam als Letzter der Gruppe an, betrat den Raum nicht, sondern sah sich nach so etwas wie einem Büro um. Er hoffte, dort Peters Aufzeichnungen zu finden. Bereits eine Tür weiter hatte er Glück. Raoul durchsuchte den Schreibtisch, fand sogar die Schlüssel zu einem Safe und konnte ihn öffnen. Ihm entnahm er einen kleinen Koffer und diverse Aufzeichnungen. Zwar blätterte er kurz in den Papieren, konnte aber keine direkten Zusammenhänge mit dem ganzen Geschreibsel ziehen. Dazu brauchte er mehr Zeit und daher packte er so viel ein, wie er tragen konnte. Erst später draußen auf dem Parkplatz erfuhr er, was der Besitzer des Labors vorhatte. Leider fehlte die Zeit weitere Unterlagen zu sichern, denn, wie angekündigt, gab es mehrere laute Explosionen und das mehrstöckige Gebäude fiel in sich zusammen. "Hoffentlich war wirklich niemand mehr im Inneren", musste der französische Adlige sagen, sobald sich der Staub gelichtet hatte. Die Gruppe hatte sich unter die Schaulustigen gemischt und sie sahen der Feuerwehr dabei zu, wie diese den entstandenen Brand löschte. Erst Tage später wurde Peters verkohlte Leiche gefunden und ein, von ihm aufgezeichnetes Tonband, auf dem er seinen Selbstmord ankündigte und Gründe nannte, weshalb er seine Firma ebenfalls dem Erdboden gleichmachte, ging bei der größten Zeitung der Stadt ein. Niemand wusste, wann er dieses abgeschickt hatte. Das blieb für immer ein Rätsel. Taro vermutete, er traf die Vorbereitungen bereits wenige Stunden, nachdem die Wissenschaftler mit dem Flugzeug starteten. Die Wachmänner fand man leicht verletzt im Park. Leider konnte sich keiner von ihnen erinnern, wer sie überrumpelt hatte und die Vermutung lag nahe, es war ihr Arbeitgeber um sie in Sicherheit zu bringen. Der Kreis hatte sich geschlossen, das verantwortliche Wesen war gestellt aber die erhoffte Genugtuung blieb aus. Niemand konnte so recht Freude empfinden. Vor allem Inuyasha fühlte sich in seiner Haut unbehaglich, denn immerhin war er mit seinem starken dämonischen Blut, ein Risiko. Niemand ahnte zu dem Zeitpunkt, Raoul suchte schon länger danach, wie er auf medizinischen Weg einem Hanyou Einhalt gebieten konnte. Deswegen nahm er die Unterlagen mit, fing an das Virus zu erforschen und schloss sich dazu tagelang in seinem eigenen Labor ein. Später weihte er Inu no Taisho ein, der ihn finanziell unterstützte. Er hatte aber noch einen Grund Geheimnisse zu wahren. Der kleine Koffer enthielt eine interessante Substanz, eine Art dämonisches Serum, welches menschliches Leben um Jahrzehnte verlängern konnte. In gewissen Abständen spritzte er den drei menschlichen Frauen, Inez, Kagome und Asha etwas davon. Er hielt die Dosis gering und es dauerte Jahre, bis Taro etwas merkte. Resignierend klappte Raoul das kleine Büchlein zu, schloss den Ordner mit seinen eigenen Notizen und starrte auf einen imaginären Punkt an der Wand. Die leisen Schritte des Eintretenden vernahm er dennoch. "Raoul", erklang die Stimme des Wesen kalt. Bevor eine Frage gestellt wurde, erahnte der Arzt den Grund des Besuches. "Ich kann es nicht replizieren", äußerte er nur. "Dadurch schiebst du nur das Unvermeidliche auf", gab der ehemalige Richter von sich. "Schon möglich. Doch die Kinder sind über jedes Jahr, das ihre Mutter mit ihnen noch verbringen kann, glücklich", argumentierte der Arzt und dem hatte Inu no Taisho nichts entgegenzusetzen. Dennoch rügte er: "In Zukunft, will ich über alles informiert werden. Ein unbekanntes Serum einzusetzen birgt Risiken. Du solltest es wissen." "Es wurde erfolgreich getestet. Das konnte ich den Aufzeichnungen entnehmen. Sonst hätte ich es nie gewagt eure Gefährtin zu gefährden, Herr", erläuterte Raoul, kramte in den Unterlagen und reichte das entsprechende Dokument dem älteren Hundedämon. Dieser las sorgfältig den Bericht und nickte im Anschluss zufrieden. Danach fragte er nach den Fortschritten des Comte, den Virus betreffend. Bevor er davon berichtete, gab er zu bedenken: "Er war ein brillanter Wissenschaftler und er hat sich viele Notizen gemacht. Doch ohne sein Wissen, die Details, die nicht in den Unterlagen stehen, ist die ganze Forschung nutzlos. Das hat Peter gewusst und daher stets darauf geachtet, was er zu Papier bringt. Das Serum kann ich daher nicht herstellen. Doch ich habe einen Weg gefunden, wie wir Hanyou schützen können. Indem ich dem Virus verändere, die Ansteckung ausgrenze und die Wirkung verharmlose, dämpft es die dämonische Seite. Zwar sind Hanyou dadurch schwächer, aber sie verlieren nicht mehr die Kontrolle." "Es ist ein Anfang", lobte der Herr der Hunde. Sie besprachen noch einige Dinge, bevor er zurück zu seiner Gefährtin ging. Schmunzelnd sah er beim Verlassen des Gebäudes, wie Kagura mit ihrer kleinen dämonische Tochter in einem Automobil ankam. Sicherlich wollte die Windherrscherin ihren Gemahl daran erinnern, dass er Familie hatte. Auf dem Heimweg saß Taro stumm, neben Takeo, der den Wagen steuerte, und dachte nach. Rasant veränderte sich die Welt, der Fortschritt und die industrielle Entwicklung nahmen zu. Womöglich würde es seine Gefährtin nicht mehr erleben, aber Taro ahnte, dass die Menschen nicht ewig Dämonen dulden werden. Daher hoffte er, sollte der Tag kommen, wenn der Zwist erneut ausbricht, dass er genügend darauf vorbereitet war. Bis dahin würde er jeden Moment mit Asha und den Kindern genießen. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)