Verfluchte Verwandtschaft! von BluejayPrime (MSTing zu "Ein Zwerg der mich liebt") ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Das Erwachen in einer fremden Umgebung ruft nur selten so klischeehaft erschrockene Reaktionen vor, wie manche Leute es einem weismachen wollen; gerade, wenn man ohnehin von nichts überrascht sein kann, da man immer weiß, was überhaupt passiert. Und das blonde Mädchen im langen weißen Seidenkleid, das sich wortlos aufrichtet, ist mit eben diesem Talent gesegnet, und blickt sich wenig interessiert um. Sie ist in einem Hain, wie sie schnell merkt, riesige Bäume lassen diesen ganzen Ort durch natürliche Gelassenheit zu einer Oase der reinen Ruhe werden. In die gigantischen Wurzeln der Bäume sind Mauern gebaut – die perfekte Symbiose aus Natur und Baukunst, die von Moos, Gras und herabgefallenen Blättern nur untermauert wird. Direkt vor ihr erhebt sich ein steinernes Podest, in das eine Schale eingelassen ist, einige ebenso steinerne Hocker sind darum herum aufgestellt worden. Eine Treppe mag anderswo hinführen, doch wohin interessiert sie nicht – sie würde hierbleiben. Im Zusammenspiel mit der Szenerie, in der sie gelandet, wirkt sie beinahe ätherisch, als würde sie von innen heraus in einem Spektrum des Lichtes scheinen, das für das normale Auge nur auf subtilste Art und Weise sichtbar ist. Sie scheint sich dieser Wirkung bewusst zu sein, denn sie kichert kurz mädchenhaft auf – nur ganz leise mag man einen Unterton heraushören, der von leichtem Wahn spricht. Aber das muss ja keiner der anderen Anwesenden, die sie mit großen Augen beobachtet, wissen. „Oh…” Ein Stöhnen von der Seite erregt ihre Aufmerksamkeit. „Die Muffins waren verdammt gut”, hört sie den Mann sagen, der so wirkt, als würde er gerne noch ein bisschen dösen. „Waren sie nicht”, widerspricht das Mädchen gelangweilt, während sich der Mann mit einer Hand kurz durch die schulterlangen, schmutzig blonden Haare fährt. Sie tritt langsam auf ihn zu, lächelt amüsiert und bietet ihm eine Hand an, um ihm aufzuhelfen. Er nickt kurz dankend und sieht sich ebenfalls um, scheint aber um Einiges verwirrter als sie. „Wo sind wir, Ella?”, fragt er sie, was ihr ein weiteres Kichern entlockt. „Zuhause, Fjonn”, erwidert sie, erwägt aber gar nicht erst, diese Aussage ausführlicher zu gestalten. Mit einem sehnsüchtigen Blick scheint sie jedes Detail der Umgebung in sich aufzusaugen. „Ich war lange nicht hier”, murmelt sie und seufzt kurz auf, man mag sogar einen Anflug von Nostalgie heraushören. Es herrscht Schweigen, auch wenn Fjonn gerne mehr fragen würde; doch er weiß, dass die Blonde vor ihm ohnehin keine Antwort geben wird. Wenn sie etwas weiß, dann wird sie wohl, wie immer, irgendwann von selbst damit herausrücken. Und wenn nicht… nun, normalerweise kommt das nicht vor. Wobei es ja keine Seltenheit mehr ist, dass auch Ella mal falsch liegen kann. Und es auch öfter tut, als die meisten denken. „Was zum… was machen wir bei den verdammten Elben?”, flucht eine weitere Stimme, doch weiter entfernt. Fjonn sieht sich skeptisch um und entdeckt schon bald den Unbekannten. Ein Zwerg – der anders auch nicht zu bezeichnen sei – hat sich aufgerichtet, dessen langes dunkelbraunes Haar seinem nicht unähnlich bis zu den Schultern fällt, auch ähnlich wild. Hinter ihm steht gleich ein weiterer Zwerg, der ruhiger und älter wirkt und sich kurz den Staub von seinem Mantel klopft. Seine schwarzen Haare sind bereits von einigen hellen Strähnen durchzogen, doch er wirkt keinesfalls gebrechlich. Sein Gesicht spricht von Intelligenz, doch gleichermaßen ist es das Gesicht eines Kriegers. Ella beobachtet ihn aus den Augenwinkeln interessiert, scheint sich aber nicht wirklich zu den vielen Fragen äußern zu wollen. „Das frage ich mich auch”, meint er mit ebenso unverhohlener Abneigung, jedoch um einiges gemäßigter. Schneller als sein Gefährte jedoch merkt er, dass sie nicht alleine sind – denn ihm fällt sofort der braunhaarige Mann auf, der vielleicht fünf Meter vor ihm steht. Keinen Moment später registriert er ein blondes Mädchen, das seiner Meinung nach überhaupt nicht hier hingehört. „Und wer seid ihr”, brummt er, scheint die beiden Menschen einschüchtern zu wollen. Wenn das jedoch sein Ziel ist, dann misslingt es – Fjonn rollt kurz mit den Augen, während Ella überhaupt nicht reagiert. „Was glaubst du denn?”, erkundigt sich Fjonn gelangweilt, während der Gesichtsausdruck des Fragestellers stetig ungläubiger wird. Er ringt offensichtlich nach Worten, bringt aber kein einziges heraus. Ella hat in der Zwischenzeit eine Karaffe entdeckt und bewegt sich langsam und wie in Trance auf das Podium in der Mitte des Haines zu. „Was geht hier vor, Onkel?”, fragt der jüngere Zwerg nun eindeutig verstört und beobachtet, wie Ella Wasser von der Karaffe in die eingelassene Schüssel fließen lässt. „Ich weiß es nicht, Kili…” Thorin Eichenschild klingt entgeistert. Er sieht auch ebenso entgeistert aus und steht, wie versteinert, auf einer Stelle, immer nur Fjonn anstarrend. „Ich weiß es wirklich nicht.” Das letzte Rinnsal Wasser tropft in die Schale und zum ersten Mal sieht Ella die Anderen der Reihe nach offen an. Ein ruhiges Lächeln huscht über ihre Lippen, als sie die Karaffe auf den Boden stellt. „Setzt euch doch, bitte”, spricht sie und macht es denen, die sie wohl als ‚Gäste‛ bezeichnen würde – denn sie hat sich ebenso kurzerhand zur Gastgeberin ernannt –, gleich vor, indem sie sich auf einem der Hocker niederlässt. „Es gibt da so Einiges, das ich euch zeigen will und muss.” Und ob es nun schiere Überzeugungskraft ist oder nur die geschickte Nutzung des Faktes, dass keiner so ganz zu wissen scheint, was hier vor sich geht, es ist im Endeffekt egal, denn sie sammeln sich alle vor der gefüllten Wasserschale, die eindeutig mehr spiegelt, als die hohen Äste der Bäume, und setzen sich hin… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)