Früher Liebe, heute Hass? von Zoel (Zorro x OC) ================================================================================ Kapitel 1: Unerwartetes Wiedersehen ----------------------------------- Die warme Nachmittagssonne schien Zorro in die Augen und blendete ihn. Er wurde ein weiteres Mal von den Sonnenstrahlen geweckt. Jetzt rückte er schon zum dritten Mal ein Stückchen weiter nach rechts, um wieder im Schatten zu sitzen. Der Schwertkämpfer schloss seine Augen, legte seine Hände hinter seinem Kopf und wollte gerade seinen Schlaf fortsetzen, doch dazu kam er nicht; die Schreie seiner spielenden Nakamas wurden ihm nun deutlich zu laut. Da Lysop wieder zu den Strohhutpiraten zurückgekehrt war, war es nur verständlich, dass sie so gut gelaunt waren, aber alles hatte seine Grenzen. Zuerst tollten sie alle zusammen fröhlich und lachend wie kleine Kinder auf der Schaukel. Sie waren da noch nicht so laut wie jetzt. So konnte es für den Rest des Tages bleiben, aber leider war die Vorstellung doch zu schön, um Wahr zu sein. Jetzt hörte man größtenteils nur Geschreie und Geheule. „Ruffy! Du schaukelst zu dolle! Ich habe Angst!“, kreischte das kleine Rehntier. Sein Gesicht war bereits von Tränen überschwemmt. „Hahaha, warum denn? Kann doch nichts passieren! Wuhuuu!“ „Ruffy! Wir machen gleich einen Überschlag! Denkst du nicht, es reicht langsam?“, schrie Lysop panisch. Ruffy war derjenige, der vorne zwischen Lysops Beinen saß, Lysop saß hinter ihm und Chopper klammerte sich an Ruffys Strohhut fest, der an seinem Hals auf den Rücken hing. Die Chaoten waren tatsächlich dabei, einen Überschlag zu machen, darauf wollte der Kapitän auch hinaus, doch den anderen beiden schien es keinen Spaß zu machen. „B-bitte! Ich will noch am Leben bleiben!“, flehte Chopper ihn mit schriller Stimme an. Ruffy beachtete ihn nicht ein Mal und schaukelte lachend weiter. Zorro runzelte die Stirn. Warum konnte man hier auch nie in Ruhe schlafen? Gerade wollte er sich um die drei kümmern, da hörte er schon, dass Nami ihm den Gefallen tat und sie ihnen eine übergebraten hatte. Nun lagen sie halb-ohnmächtig auf den Boden, jeder hatte jeweils eine Beule auf den Kopf. Geht doch, dachte sich Zorro. „Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt leiser sein. Das habt ihr jetzt davon“, sagte die orange-haarige wütend, während sie schon von dannen ging. Sie blieb neben dem neuesten Crewmitglied stehen, der nachdenklich an der Reling auf die See starrte. Als er sie bemerkte, fragte er: „Und? Kommen wir bald in die neue Welt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir werden zuerst an einer Winterinsel anlegen. Das kann aber noch dauern, das merkst du ja daran, dass es noch sehr warm ist.“ „Hm, achso“, sagte der Cyborg nur ganz trocken. Nami merkte, dass er sehr niedergeschlagen war. Er dachte bestimmt an seine Männer, die jetzt ohne ihn auskommen mussten. Er tat ihr leid, denn sie wusste, wie es war seine Heimat zu verlassen. Heimweh war schon sehr belastend, erst recht wenn man wusste, dass man wahrscheinlich nie mehr wieder nach Hause zurückfand. Doch das hatte sie und die anderen schon alles hinter sich, also würde Franky auch bald nicht mehr daran denken. „Nami-chan, wie wäre es jetzt mit einem erfrischenden Cocktail?“, unterbrach Sanji Namis Gedanken. „Nein, danke“, rief sie zurück. „Wie du willst“, sagte der Koch mit zuckersüßer Stimme, „Robin-swan? Möchtest du vielleicht…“. Nami seufzte. Franky hatte schon so vieles für die Strohhüte getan, noch bevor er sich überhaupt bei ihnen angeschlossen hatte. Klar, er hatte ihre 200 Millionen Berry allesamt ausgegeben, aber er hatte ihnen geholfen, Robin zu retten und er hatte die Thousand Sunny gebaut, das beste Schiff aller Zeiten, ausgeschlossen der Flying Lamb natürlich. „Hey, was ist das?“, fragte der Cyborg. Er hatte sich die Sonnenbrille aufgesetzt, um nicht von der Sonne geblendet zu werden. Nami sah ebenfalls zum offenen Meer und zwar genau auf die Stelle, wo die Sonne gelb-rötlich schien. Sie kniff ihre Augen enger zusammen und legte ihre Hand an die Stirn, um etwas erkennen zu können. Sie beugte sich über die Reling, nach einigen Sekunden wusste sie, was da drüben auf der Wasseroberfläche schwamm. Sie rief für alle verständlich: „Nussschale auf zwei Uhr! Lysop, setze deine Brille auf und richte deinen Blick auf sie! Franky, bereite dich auf das Steuern vor!“ „Aye, aye“, kam es von allen Seiten. „Lysop, kannst du etwas erkennen?“ „Na ja, eigentlich fast gar nichts, wegen der Sonne sehe ich nur Umrisse. Aber ich glaube… nein, ich bin mir sicher, da winkt uns jemand zu!“ „Siehst du sonst noch jemanden?“ „Nein, nur diese eine Person.“ „Na gut. Franky, steuere darauf zu. Der Rest bereitet sich vor.“ Robin klappte ihr Buch zu, Sanji kam aus der Küche, nachdem er das Tablett mit den Cocktails aufgeräumt hatte und die anderen sahen alle zur kleinen Nussschale, an die sie sich näherten. Zorro stand widerwillig auf. Er verstand nicht, warum sich alle vorbereiten mussten, was sollte ein einziger Mensch schon ausrichten? Erfolglos versuchen, sie auszurauben? Da sollte wohl nicht jeder einzelne der Strohhüte gebraucht werden. Er schaute lustlos zur Nussschale. Das Schiff der Strohhüte war ihr schon deutlich näher gekommen, denn man konnte erkennen, dass der Mast der Nussschale in der Mitte komplett durchgebrochen war, mit anderen Worten: die Person war auf der Grandline in dieser Nussschale vollkommen verloren gewesen. Die komplette Mannschaft hatte inzwischen ihre Augen auf das Schiffchen gerichtet. „Diese Nussschale ist auf der Grandline vollkommen Fehl am Platz. Mit dem nächsten Gewitter würde sie untergehen, das steht fest“, sagte die Navigatorin ernst. „Argh, was für ein billiger Kasten! Die Qualität dieses Schrotthaufens kann ich schon von hier aus ausmachen. Diese Kiste ist es nicht einmal Wert, als eine Nussschale bezeichnet zu werden!“, beklagte sich der Neue. „Sie wurde bestimmt vom letzten Gewitter so zugerichtet. Es ist sogar ein Wunder, dass sie nicht komplett auseinander gefallen ist“, berichtete die Archäologin. „Leute, die Person auf der Nussschale ist offensichtlich eine Frau“, stellte Lysop fest, der wegen seiner Brille noch immer besser sehen konnte, als die anderen. „Eine Frau?!“, rief der Smutje mit hoher Stimme. „Nenn diese Kiste nicht Nussschale, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“, rief der Cyborg aggressiv. „Ist ja gut, reg dich ab!“, beruhigte ihn der Schütze. „Hmm… können wir die Frau vielleicht mitnehmen? Ich würde gerne wissen, wie es ihr gesundheitlich geht. Außerdem möchte ich nicht, dass sie beim nächsten Gewitter untergeht“, murmelte der jüngste traurig, der sich an der Reling festhielt und nicht mit den Hufen auf den Boden kam. „Was?! Das fragst du noch?! Wir werden sie auf jeden Fall mitnehmen!“ „Das entscheidest du nicht, du durchgeknallter Spinner.“ „Nenn mich nicht einen durchgeknallten Spinner, du Muskelprotz! Und deine Bemerkungen kannst du dir sonst wohin stecken!“ „Denkst du Muskelprotz beleidigt mich? Ich bin wenigstens keine Bohnenstange, wie du!“ „Das liegt daran, dass ich nicht so fett bin, wie du! Und ob du es glaubst oder nicht, du wirst mit jeden vergangenen Tag fetter, nicht stärker!“ Nun fingen die Streithähne auch noch an zu kämpfen, bis die Navigatorin ihnen eins überbratete und beide auf den Boden lagen. „Das reicht jetzt mit eurem absurden Kinderstreit! Ruffy, was würdest du sagen? Nehmen wir die Frau jetzt mit, oder nicht?“ Nami wusste, was der Käpten darauf antworten würde. „Na was denn wohl? Wir nehmen sie mit an Bord!“, rief er begeistert und dehnte seine Arme nach hinten sich aus. Jeder wusste, was er vorhatte. „Nein, Ruffy! Tu das nicht!“, riefen alle noch im Chor, doch es war vergeblich. Der schwarz-haarige wollte natürlich sein Ding durchsetzen und hörte nicht auf die Stimmen seiner Crew. Ruffy dehnte seine Arme immer weiter nach hinten aus, bis sie nach vorne flitzten und die Frau erreichten, sie packten und nun wieder mit ihr zurückkamen. „Du Vollidiot! Wir wollen ihr doch helfen und so verschreckst du sie nur! Nach dieser Aktion würde sie lieber ertrinken, als von uns mitgenommen zu werden!“, sprach die Navigatorin das aus, was alle, ausgeschlossen Ruffy, dachten. Doch dabei dachte sie nur daran, was die Frau alles auf ihrer nutzlosen Nussschale an Geld oder Juwelen dabei haben konnte. „Du Gummihirn! So geht man mit einer Lady nicht um!“, beklagte sich Sanji noch. Die Frau war nun am Schiff der Strohhüte angekommen, Ruffy schloss sie in seine Arme und rutschte wegen dem Aufprall einige Meter nach hinten. Er hielt sie noch immer in seine Arme. „Ups! War wohl doch zu viel Schwung. Alles O.K. bei dir?“ Ruffy ließ die Fremde los und sah sie mit einem breiten Grinsen an. Die angesprochene fing langsam an ein freundliches Lächeln in ihr Gesicht zu bringen, nachdem sie sich vom Schock erholt hatte. „Ja, alles bestens. War nur ein bisschen plötzlich für mich. Aber danke, dass ihr mich nicht einfach ignoriert habt.“ Sanji kniete sich elegant vor der jungen Frau nieder, die mindestens so groß war wie er selbst. „Meine Liebe, bitte entschuldige das Verhalten meines dummen Käptens, er hat keine Ahnung, wie man mit einer so wunderschönen jungen Lady wie dich umgeht.“ Er nahm ihre Hand und küsste diese. „Kannst du mir deinen Namen verraten?“ Die wunderschöne junge Lady, deren Oberweite ungefähr so groß war wie die von Nami, kicherte kurz, bevor sie sich als „Sonja“ vorstellte. Sie sah kurz durch die Gegend, bis ihre Augen auf dem Jolly Roger fielen, dann zu jedem einzelnen Piraten wanderten, bis ihr Blick bei Zorro anhielt, der sie schon die ganze Zeit über, seitdem sie auf dem Schiff gezogen worden war, fassungslos anstarrte. „Oh. Hallo, Zorro“, winkte sie ihm lächelnd zu, „Was für eine Überraschung, dich wieder zu sehen.“ Zum ersten Mal, seitdem Sonja auf der Sunny gelandet war, veränderte sich Zorros Gesichtsausdruck. Seine Augen verengten sich und sahen sie kalt an, er verschränkte arrogant seine Arme und dachte nicht ein Mal daran, sie ebenfalls zu grüßen. Sonja sah von Zorro weg und drehte sich wieder zu Ruffy um. „Du bist also Monkey D. Ruffy! Der Kapitän der Strohhutpiraten, der die Gummi-Gummi-Frucht gegessen hat!“ „Ja, richtig! Es heißt aber Gumm-Gumm…“ „Du und Zorro kennt euch?!“, unterbrachen Lysop, Sanji, Nami, Chopper und Franky Ruffys Korrektur. „Ja! Damals vor vier Jahren haben wir uns im Dojo kennen gelernt.“ „Zorro, wie kannst du es nur wagen so unverschämt zu Sonja-swan zu sein?! Sag ihr gefälligst auch hallo!“ „Von dir lasse ich mir nichts sagen“, sagte der grün-haarige trocken, ohne seinen starren Blick von Sonja abzuwenden. Einige Mitglieder der Crew sahen Zorro und Sonja nervös an, bis Chopper sich langsam hinter Zorros Beinen verstecken versuchte, indem er nicht einmal seinen ganzen Kopf hinter den Beinen versteckte und der restliche Körper neben den Beinen zu sehen war, er fragte schüchtern: „Kann es sein, dass ihr euch nicht ausstehen könnt?“ Er sah ängstlich zu Sonja, dann wieder zu Zorro hoch. „Ach, nein. Nicht doch, ich mag Zorro.“ „Ja.“ Zwei vollkommen unterschiedliche Antworten. Die eine gut gelaunt und freundlich, die andere jedoch kurz, knackig und schlicht gehalten. Sonja sah zu Chopper, da sie wissen wollte, von wem die niedliche Stimme kam. „Oooh! Bist du süß! Dich habe ich bis jetzt noch gar nicht gesehen, so klein bist du! Kann ich dich Mal knuddeln?“, fragte die Fremde aufgeregt, die sich schon hingekniet hatte. Chopper schrie erschrocken auf und versteckte nun seinen ganzen Kopf hinter Zorros Beinen. Er fragte sich, was es heißen konnte, dass Zorro sie nicht mochte. Vielleicht hieß es nichts gutes, wenn sie hier blieb. Lysop sah Sonja misstrauisch an. „Und warum mag dich Zorro nicht?“ „Ja, sag schon Zorro. Warum magst du Sonja-swan nicht?“ „Das geht euch einen feuchten Dreck an“, sagte der angesprochene kalt. Sanji sah Zorro aggressiv an, bildete eine Faust und wollte gerade auf ihn zustürmen. „Du kleiner…“ „Sanji, hier geblieben!“ „Ja, Nami-chan!“, rief er wieder verliebt und gehorchte wie ein Hundewelpe. Sonja stand wieder auf und sah Sanji fragend an. „Ist er immer so?“ „Oh, ja“, antwortete Robin, „Zu allen Frauen, die er hübsch findet. Gewöhne dich daran.“ „Sonja, kommen wir zum Wesentlichen. Du weißt schon, dass du mit deiner Nussschale auf der Grandline nicht wirklich weit kommst?“, änderte Nami das Thema. „Das ist keine Nussschale!“, schrie Franky. Für einige Sekunden blieb es still, Nami sah Franky genervt an. „Tschuldigung“, sagte dieser kleinlaut, „Kommt nicht noch mal vor.“ „Das wollen wir doch hoffen“, sagte sie leise und drohend. Sonja ignorierte Frankys Wutausbruch und beantwortete stattdessen Namis Frage: „Ja, ich weiß, ich wollte aber nur fischen gehen, nicht in die See stechen. Ich habe leider die falsche Tageszeit erwischt und bin in einem Strudel geraten. Dann war ich auf einmal mitten auf der Grandline.“ „Verstehe“, sagte Nami nachdenklich, „Es scheint, als wäre es eine ausweglose Situation für dich. Und wie stellst du dir das jetzt vor? Wo wohnst du eigentlich?“ „Auf Edaphic Bay. Ich wollte euch fragen, ob ihr mich dorthin fahren könntet. Natürlich nicht ganz ohne Bezahlung“, fügte sie hinzu. Nami bekam für kurze Zeit ein Berry-Zeichen in den Augen. „Na gut! Und wie viel bietest du?“ Sonja sah nachdenklich nach oben. „Weiß ich nicht, ich würde bis jetzt 1 Million Berry für jeden Tag an Bord sagen, aber wenn ich doch mehr mit habe, als ich denke, könnte sich der Betrag auf höchstens 3 Millionen Berry pro Tag erhöhen.“ „Abgemacht!“, sagte Nami erfreut, sie drehte sich um und befahl: „Ruffy! Zieh die Nussschale an Bord! Zorro, Sanji und Lysop, ihr verstaut Sonjas Sachen in unserem größten Gästezimmer! Franky, repariere ihre Nussschale, ich möchte, dass du sie anschließend in Topform und in Höchstglanz bringst! Chopper, frage Sonja nach, ob sie irgendwelche Krankheiten, Verletzungen oder sonstige Beschwerden hat, wenn ja, untersuchst du sie und bringst sie ebenfalls in Topform!“ „Aye, aye“, kam es von Ruffy, Sanji und genervt auch von Lysop als Antwort. Franky brummte nur irgendetwas vor sich hin mit Nussschale und Chopper zitterte vor Angst, bis er den Gast an Bord schüchtern fragte, ob alles O.K. mit ihr sei. Er wollte keines Falls etwas mit jemanden zu tun haben, den Zorro oder wer anders seiner Nakamas nicht mochte. Zorro stand nur da und fragte sich, ob es Schicksal war, dass ausgerechnet sie wieder in seinem Leben auftauchen sollte. Oder hatte sie nach ihm gesucht? Und wenn ja, wollte sie ihm das Leben zerstören? Hatte sie denselben Plan wie damals? Auf die vielen Fragen kannte er keine einzige Antwort, er wusste nur, dass sie den anderen etwas vorspielte und auf irgendetwas hinaus wollte. Es konnte kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet bei den Strohhutpiraten gelandet war, da sie ein Mitglied dieser Piraten so gut kannte, sehr gut sogar. Seine Schwachstellen, seine Grenzen, alles wusste sie von ihm. Zorro wollte sich gerade in seinem Krähennest verkriechen, als er Robin sah. Neugierde, Misstrauen und vor allem Zweifel blitzten in ihren Augen auf, die auf der Neuen gerichtet waren. Sie wusste, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Zwar vertrauten Lysop, Chopper und Franky ihr auch (noch) nicht, doch im Gegensatz zu ihnen, hatte man bei Robin das Gefühl, als würde sie nach etwas Bestimmtes in Sonja suchen. Als würde sie abwarten wollen, bis der Neuen ein Fehler unterlaufen würde, damit sie herausfinden konnte, was an ihr falsch war. Damit ihr wahres verborgenes Gesicht zum Vorschein kam, nicht dieses unschuldige falsche aufgesetzte Lächeln. Also war Zorro nicht der einzige gewesen, der einen kühlen Kopf bewahrte. Diese Erkenntnis erleichterte ihn aber keinesfalls, denn sie, seine ehemalige Geliebte, die ihm einst seinen Traum und seinen Stolz geraubt hatte, konnte trotzdem zu allem fähig sein. Kapitel 2: Voller Überraschungen -------------------------------- Vor 4 Jahren…   Zorro spürte die Anwesenheit zweier Personen, die ihren Blick von weiten starr auf ihn richteten. Etwa sieben Meter von ihm entfernt, wahrscheinlich hinter dem dicken Baum versteckt, beobachteten sie ihn seid einigen Minuten.   Zorro schloss wieder die Augen und sprach in seinen Gedanken die letzten Worte aus, die er an Kuina richten wollte, dann stand er auf und drehte sich genau in die Richtung um, wo er die Beobachter vermutete. Der fünfzehn-jährige glaubte nicht, dass sie besonders schaulustig waren und darauf warten wollten, bis der beste Schwertkämpfer der Kendoschule am frühen Morgen mitten auf dem Friedhof vor dem Grab seiner ehemaligen besten Freundin etwas spannendes anstellen wollte. Nein, sie wollten etwas von ihm, da war er sich sicher.   „Wer seid ihr und was wollt ihr von mir?“, rief der Schwertkämpfer entschlossen. Kaum hatte er das gesagt, kamen die zwei tatsächlich aus ihrem Versteck raus. Im ersten Blick waren es für ihn ein Junge und ein Mädchen in seinem Alter gewesen, doch als sie näher kamen, erkannte er, dass beide größer und älter waren. Aber was ihm am meisten überraschte, war, dass er zum ersten Mal seid langem fremde Gesichter sah. Im Dorf Shimotsuki kannten sich alle von den Gesichtern her schon, da man sich ständig über dem Weg lief, aber sie sah er heute zum ersten Mal.   Kurz bevor die Fremden stehen blieben, sah er, wie der junge Mann Zorros aller heiligstes Schwert, das Wado-Ichi-Monji, ansah und wie sich dabei seine Augenbrauen anhoben. Erst nach einigen Sekunden ließ er seine verbrauchte Zigarette fallen, löschte diese mit seiner Fußspitze und richtete seinen Blick wieder auf Zorro. Seine gelben-goldenen Augen sahen ihn wesentlich desinteressierter an, als beim Anblick des Schwertes. Zorro mochte den Mann jetzt schon nicht.   „Bist du Lorenor Zorro? Der angeblich beste Schwertkämpfer hier in diesem Dojo?“, fragte der schwarz-haarige gelangweilt. Der Angesprochene beantwortete seine Frage mit einem Nicken. Er merkte, wie er vom Mädchen neben dem Mann von oben bis unten angegafft wurde. Ihr Blick blieb vor allem bei seinem gut durchtrainierten Körper stehen, der bei seinem hellgrünen offenen Mantel ein wenig zu sehen und der Rest gut zu erahnen war. Die grüne Bauchbinde trug er über seinem Mantel. Anscheinend mochte sie, was sie da sah. Als die lila-haarige merkte, dass er ihren Blick bemerkte, lächelte sie ihn kurz schüchtern an.   Zorro ließ sich nicht weiter von ihr irritieren und sah stattdessen wieder zum Mann, der sagte: „Ob du wirklich der beste bist, wird sich noch zeigen, da wir jetzt ebenfalls Koshiros Schüler sind.“   Der grün-haarige hob eine Augenbraue an. „Ach, ja? Seid wann?“ „Seid heute Morgen.“ „Und wer seid ihr?“, fragte Zorro genervt. Er mochte den Mann überhaupt nicht. Er fand es schon respektlos von ihm, dass er seine Zigarette einfach auf den Boden des Friedhofs hatte fallen lassen und ihn so abwertend ansah, als wäre er selbst etwas Besonderes und Zorro nur ein Stück Scheiße. Und jetzt hatte er Meister Koshiro nicht einmal mit Meister oder Sensei angesprochen, obwohl er nun auch sein Schüler war.   „Mein Name ist Heiden und das Mädchen neben mir heißt Sonja. Sonst noch irgendwelche Fragen?“, sagte Heiden unfreundlich.   Zorro biss seine Zähne zusammen und hätte Heiden am liebsten mit dem Wado-Ichi-Monji geköpft, welches er anscheinend ganz interessant fand. Er fragte sich, was das sollte, da es bis jetzt erst seine zweite Frage war und er die letzte Frage nur gestellt hatte, weil sie sich bis jetzt noch nicht vorgestellt hatten.   „Nein“, antwortete er und versuchte dabei sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen.   „Gut“, fuhr Heiden fort, „Was hältst du davon, dass wir hier und jetzt klären würden, wer der bessere von uns ist?“ Er nahm sein Schwert mitsamt der Scheide in die Hand und hielt sie auf der Schulter hinter seinem Kopf.   Zorro begutachtete sein Schwert. Es hatte ein hochqualitatives rotes Griffstück mit goldenen Schnörkeln, die Schwertscheide sah genauso aus. Das Stichblatt war aus reinem Gold angefertigt und Muster waren reingeritzt. Zorro vermutete, dass es zu den 80 Könnerschwertern gehörte.   Als er mit seiner kurzen Schwertanalyse fertig war, sagte er: „Hier und jetzt? Vergiss es.“ Noch etwas respektloses, dachte sich Zorro. Wie respektlos musste man auch sein, einen Kampf mit eventuellem Blutvergießen auf einem Friedhof zu veranstalten, wo doch unter ihnen Tote vergraben waren? Vor dem Grabstein von Kuina? Zorro musste bei diesen Gedanken innerlich den Kopf schütteln.   „Schade, ist wohl noch zu früh für dich, was?“, spottete Heiden, „Wie wäre es dann mit heute Nachmittag um drei? Am Strand beim großen Felsen? Oder bist du dann immer noch nicht ganz aufgetaut, kleiner?“   Zorro ballte seine Fäuste zusammen, doch überredete sich dazu, ruhig zu bleiben. Wie gerne er Heiden eine reingehauen hätte, da er aber ansonsten nur seine Provokation eingehen würde, musste er ruhig bleiben. Er wusste, dass Heiden seinen Kampf jetzt haben wollte.   „Um drei werde ich dich einen Kopf kleiner machen, verlass dich drauf“, sagte Zorro voller Vorfreude auf den kommenden Kampf. „Überschätze dich bloß nicht“, mit diesen Worten ging der ältere davon. Sonja schaute sich noch kurz Kuinas Grab an, bevor sie ihm folgte.   Einige Stunden später kam Zorro an ihrem Treffpunkt an. Die hohe Sonne ließ das klare Wasser und die schwachen Wellen glänzen, im weißen feinen Sand waren jegliche Arten von Muscheln vermischt und mitten drinnen ragte ein zwar nicht sehr hoher, aber langer schwarzer Fels hervor, der sich vom Strand bis zum Meer erstreckte. Es war ein schöner Strand und Zorros Lieblingsplatz zum Trainieren gewesen. Der einzige Nachteil war, dass er auch der wärmste Ort dieser Insel war und eine hohe Sonneneinstrahlung hatte. Man konnte hier im Kampf schnell außer Puste kommen und sich einen Sonnenbrand einfangen, wenn man es wie Zorro nicht gewohnt war, in der prallen Sonne zu sein.   Der Jugendliche war deutlich zu früh gekommen, das aber mit Absicht. Er setzte sich hin, benutzte den Felsen als seine Rückenlehne und schlief ein, bis er spürte, dass jemand in seiner Nähe war. Das erste was er wahrnahm, war ihr Atem, dann spürte er, wie einige Tropfen auf seinen Händen und Beinen fielen. Zorro öffnete langsam seine Augen und direkt vor ihm war Sonja gekniet. Sie war platschnass und starrte ihn mit großen Augen an. Von ihren Haarspitzen fielen noch weitere Tropfen, die auf Zorro landeten.   „Ist es schon so weit?“, fragte Zorro noch verschlafen. „Nein, noch zehn Minuten“, antwortete sie. „Und was starrst du mich dann so an?“ Er hörte sich etwas genervt an. „Du faszinierst mich irgendwie.“ Zorro wurde hellwach und bemerkte, dass ihre Gesichter sehr nahe waren. Schnell richtete er sich gerade hin und versuchte, etwas mehr Abstand von Sonja und sich zu gewinnen. Er bemerkte ebenfalls, dass sie ein Handtuch um ihren Körper gebunden hatte.   „Und warum rückst du mir so auf die Pelle?!“, rief er erschrocken. „Oh.“ Sonja rückte etwas von Zorro weg. „Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte sie unschuldig lächelnd. „Schon gut. Warst du grad schwimmen?“ Ihm blieb trotzdem noch die Frage im Kopf, warum sie so nah an ihm war, doch irgendwie war sie ihm doch nicht so wichtig, dass er weiter darüber denken musste. Dass er sie fasziniert, war ihm im Endeffekt auch egal.   Die junge Frau setzte sich neben ihn hin, wo Zorro auf dem Felsen ihre Klamotten jetzt erst entdeckte. „Du hast aber viele Fragen, aber ja, ich war schwimmen. Ich liebe es, hier schwimmen zu gehen, das Wasser ist so schön klar“, schwärmte sie.   Zorro drehte sich etwas mehr zu ihr hin. „Fang du jetzt auch nicht damit an, dass ich viele Fragen stelle“, sagte er mit einem leichten wütenden Unterton. „Ach, nein. Mach dir keine Sorgen, ich bin nicht so fies wie Heiden. Fragen stellen ist total O.K. für mich“, sagte sie freundlich. „Dann ist ja gut.“   Sonja sah kurz schüchtern nach unten, bis sie ihn wieder etwas beschämend lächelnd ansah und fragte: „Könntest du dich bitte wegdrehen? Ich würde mich gern anziehen.“   Dem jungen Schwertkämpfer wurde jetzt erst klar, dass ein nacktes Mädchen oder besser gesagt eine nackte Frau neben ihm saß. „Was? Ja, natürlich“, sagte er etwas perplex und drehte sich zur anderen Seite um. Er fragte sich, wie er das bis jetzt nicht erahnen konnte. Vielleicht weil es auch so etwas wie einen Badeanzug oder Bikini gab? Eines war ihm jedoch auf jeden Fall klar: Sie war seltsam.   „Danke“, sagte sie, während sie aufstand und sich das Handtuch entfernte, „Weißt du, ich habe gehofft, dass ich dich hier schon treffen würde.“ „Ja? Warum denn?“, fragte Zorro neugierig. „Ich muss dich unbedingend vor Heiden warnen.“ „Jetzt ehrlich?“ Der Jüngere hörte sich enttäuscht an. Wenn Sonja sich gerade nicht angezogen hätte, hätte er sie böse angeschaut. „Du unterschätzt mich, oder? Du denkst bestimmt, dass er mich platt machen wird.“ „Hm? Nein, so ist das nicht! Wie könnte ich das, bei deinem Aussehen…“ Sonja musste schmunzeln.   „Was hat das wieder zu bedeuten?!“ Man konnte in Zorros Stimme deutlich hören, dass er von ihren ganzen Anspielungen die Nase voll hatte.   „Ach nichts“, sagte sie schnell, bevor sie wieder zum Wesentlichen kam: „Ich wollte dir nur dringend sagen, dass du damit rechnen solltest, dass du vielleicht mit einer dicken Verletzung vom Kampf kommst. Heiden zeigt nie Gnade, das ist alles.“   „Th, und wenn schon. Denkst du diese Erkenntnis hält mich auf irgendeiner Weise vom Kampf ab? Bist du endlich fertig?“ Die Angesprochene sah ihn erstaunt an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Knirps so furchtlos sei. Allgemein hatte sie noch nie jemanden in seinem Alter gesehen, der so erwachsen und vernünftig war wie er. „Fast“, antwortete sie ihm.   „Beeil dich.“ Die besten Manieren hatte er aber auch nicht, musste sie gleichzeitig feststellen. „Da kommt er, wenn man vom Teufel spricht…“ „Was?! Verdammt! Sieht er uns?“ Zorro stand von seiner Sitzposition auf und klemmte seine Schwerter wieder in seine Bauchbinde ein. „Nein. Keinen Grund zur Panik, stell dich einfach hinter mir.“ „O.K., danke.“ „Keine Ursache.“ „Muss mir eh nur noch die Hose anziehen. Ich stütz mich Mal bei dir ab.“ „Mach was du willst.“ In der nächsten Sekunde spürte er, wie sich eine Hand an seiner Schulter abstützte. Zorro rollte die Augen. Die Frau hatte Nerven.   „Weißt du, du bist echt nett. Netter als ich dachte, als ich von dir gehört habe.“ „Ja, ja…“ Das meinte sie doch sowieso nicht ernst, dachte er sich. „Oh, du hast ja zwei andere Schwerter!“, stellte Sonja fest, als sie mit ihren Beinen dagegen kam. „Was du nicht sagst…“ „Wozu brauchst du so viele?“, fragte sie, während sie ihn wieder los ließ.   „He, was treibt ihr da? Willst du dich auf dieser Weise auf unseren Kampf vorbereiten?“, fragte Heiden egoistisch wie immer. Er stand mehrere Meter von den beiden entfernt und löschte gerade Mal wieder seine Zigarette aus.   Zorro sah ihn finster an. Er hatte keine Lust auf ihn, aber er musste ihn dringend zeigen, wo hier der Hase lang lief. Nicht um ihm zu gefallen, sondern um sein Gesichtsausdruck zu sehen, wenn er ihn besiegt hatte. Er wollte ihn so gedemütigt wie nur möglich sehen, nachdem der Kleine ihn fertig gemacht hatte, darauf freute sich Zorro schon tierisch.   Er drehte seinen Kopf zu Sonja um, die schon fertig war und beantwortete ihre Frage mit einem teuflischen Lächeln: „Das wirst du schon gleich sehen. Lehn dich zurück und genieß die Show.“ Dann lief er auf Heiden zu.   Sonja hatte das Funkeln in seinen Augen gesehen. Er war überzeugt davon, dass er Heiden besiegen würde. Wie konnte er sich da so sicher sein? Und wie schaffte er das nur, dass sie schon seid heute Morgen damit anfing, ihn immer mehr zu mögen, obwohl sie ihn noch gar nicht so richtig kannte? Außerdem musste sie noch feststellen, dass er verdammt sexy aussah, wenn er so lächelte. Die fast erwachsene Frau setzte sich hin und lehnte sich mit dem Rücken am Felsen. Sie wusste nicht warum, aber sie hoffte, dass der Knirps gewinnen würde.   Während Zorro noch auf Heiden zulief, holte er gleich alle seine Schwerter raus und steckte eines davon, wie er es sonst immer tat, in den Mund. Heiden hatte auch schon seinen Schwert aus der Scheide genommen und eilte ebenfalls auf Zorro zu. Beide kamen sich in rasender Geschwindigkeit immer näher, bis man nur noch das Geräusch der aufeinander treffenden Schwerter hörte, das sich noch lange durchsetzte. Fast als hätte jemand auf einer Triangel geschlagen.   Sonja stockte der Atem und kam aus dem Staunen nicht wieder raus.   Es sah so aus, als ob alle vier Schwerter zittern würden. Es viel beiden schwer, sich aus dieser Position zu befreien, da jede Seite alles Mögliche daran setzte, den Angriff seines Gegners zu blockieren. Bis Heiden den Kürzeren zog. Zorro stieß ihn mit den Schwertern von sich weg und eilte wieder auf ihn zu. Für Heiden war er zu schnell gewesen, er versuchte, Zorros Angriff spontan abzuwehren, doch Zorro schlug öfters und schnell zu. Der kleinere drängte ihn immer weiter zurück und amüsierte sich jetzt schon über Heidens verärgerten Gesichtsausdruck.   „Du miese Ratte!“, gab der größere von sich. Zorro beachtete ihn nicht und schlug weiter zu. Heiden wartete auf den richtigen Moment ab und nutzte die Stelle aus, nachdem er Zorros Angriff wieder abwehrte und spuckte ihn ins Gesicht. Er holte mit dem Schwert aus und wollte ihn gerade verletzen, doch dazu kam er nicht. Zorro ließ sich durch die Spucke keinesfalls aufhalten und hatte sogar noch die Zeit dazu, zwei seiner Schwerter wieder in die Schwertscheide zu stecken. Mit seiner freien Hand schlug er Heiden das Schwert aus der Hand und berührte mit der Spitze des Wado-Ichi-Monjis fast Heidens Hals.   Heiden stand nun regungslos und unbewaffnet da. Seine gelblich-goldenen Augen, die Zorro normalerweise durchsetzend angifteten, verrieten nun Sprachlosigkeit. Sonja konnte vor lauter Überraschung nicht ihren Mund zu halten. Der Kampf war vorbei.   Der Sieger steckte seine Waffe wieder ein und wischte sich mit dem Ärmel die Spucke vom Gesicht. „Schade, ich dachte, du würdest wie ein richtiger Mann kämpfen. Du hast mich angespuckt, weil du gehofft hast, mich dadurch abzulenken, oder? Du dachtest, du könntest so Zeit für deinen nächsten Angriff gewinnen. Aber wie du selbst festgestellt hast, war das wohl nichts. Wenn dir etwas Besseres eingefallen wäre, hätte der Kampf länger gedauert.“   Zorro ging da hin, von wo er zum Strand gekommen war. „Dabei bist du gar nicht Mal so schwach. Nur an Schnelligkeit müsstest du dazu gewinnen.“ Er hatte gesiegt, wie er es von Anfang an wusste. Nur war er jetzt nicht über den Sieg zufrieden, sondern über die Niederlage des Gegners enttäuscht. Er dachte, der Kampf würde spannender sein und der Abstand zwischen Sieg und Niederlage wäre knapper. Aber da hatte er sich wohl getäuscht, aber was konnte er auch, von einem Typen wie diesen erwarten?   „Beim nächsten Mal mache ich dich fertig, verlass dich drauf!“, hörte er Heiden noch nachrufen. Zorro schmunzelte. War ja klar, dass er jetzt wieder große Töne spucken musste. „Trainier noch ein wenig, bevor du wieder kämpfen willst!“, rief er zurück.   Vielleicht war Heiden doch nicht so schlimm, wie er es am Anfang dachte. Freunde würden sie zwar ganz bestimmt nicht werden, aber Konkurrenten, wenn Heiden demnächst stärker werden würde. Nein, er würde bald ganz bestimmt stärker werden, schließlich wollte er ihn doch besiegen, dachte sich Zorro. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, schaffte er das auch, in naher Zukunft.   Ganz gedankenversunken merkte der junge Schwertkämpfer nicht einmal, dass er schon im Wald war und verfolgt wurde. „Zorro?“, rief eine weibliche Stimme seinen Namen. Der Angesprochene drehte sich um. Sonja kam von der letzten Abbiegung hervor und sah ihn lächelnd an. „Entschuldigung, dass ich dich so unterschätzt habe.“ Zorro lächelte ebenfalls. „Kein Ding. Bin es gewohnt.“   Sonja kam ihm langsam näher und blieb direkt vor ihm stehen. Bis jetzt hatte der Junge all ihre Erwartungen übertroffen und wahrscheinlich steckte er noch voller Überraschungen. „Hättest du Lust, morgen nachmittags bei mir vorbeizukommen?“ Kapitel 3: Angspannte Angelegenheit ----------------------------------- „Ruffy! Das reicht langsam mit dir! Klau den Frauen niemals das Essen und dasselbe gilt natürlich auch für unseren weiblichen Gast!“ „Tschuldigung“, sagte dieser nur mit vollem Mund und meinte es nicht einmal ernst.   Sanji seufzte und stand von seinem Platz auf. „Sonja-swan, meine Blüte!“, sagte er als nächstes wie ausgewechselt, „Ich würde bis ans Ende der Welt gehen, um etwas Essbares für dich zu finden! Was hättest du noch gern?“   Sonja kicherte. „Nichts mehr, aber vielen Dank.“ „Was? Magst du mein Essen nicht?“ Der Koch sah sie erschrocken an und sah um einiges blasser aus. „Nein, ich liebe dein Essen sehr, aber ich bin leider schon satt“, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. „Na gut, wie du meinst!“, mit diesen Worten setzte er sich wieder hin und aß weiter.   Erst nachdem sich alle bei Sonja vorgestellt hatten, jeder seine Aufgabe erfüllt hatte und der Gast sich in ihrem neuen Zimmer eingerichtet hatte, gab es Abendessen. Außer Geklirre und Geschmatze war sonst nichts mehr zu hören, die Strohhüte waren heute Nacht ruhiger als sonst immer gewesen.   Woran konnte das nur liegen? Vielleicht an der schlechten Laune des Schwertkämpfers? Seine schlechte Laune war mit seinem hasserfüllten Blick mit einem Fluch zu vergleichen, der für eine angespannte und unterdrückte Atmosphäre im ganzen Schiff sorgte, seitdem sie hier war. Niemand traute sich mehr ihn anzusprechen, doch die Neugier über seine Vergangenheit mit ihr stand allen im Gesicht geschrieben.   Bis der jüngste den Druck nicht mehr aushielt. „Z-zorro? Dürfen wir wirklich nicht erfahren, warum du Sonja nicht magst?“, fragte das kleine Rentier schüchtern. „Nein“, antwortete Zorro schlicht und biss in seine Keule rein. „Oh“, sagte der Kleine traurig und sah geknickt nach unten. „Mach dir nichts draus, Chopper“, tröstete ihn der Schütze, „Ich werde Sonja gleich nach dem Essen nach allem möglichen befragen. Wie ich es bei Robin ganz am Anfang auch gemacht habe, weißt du noch?“ „Nein, das wirst du nicht“, mischte sich der Griesgrämige ein, noch bevor Sonja etwas sagen konnte.   „Aber, Zorro! Wir müssen einige Sachen über Sonja erfahren, ob du willst oder nicht. Wir werden sie für mehrere Wochen an Bord haben“, sagte Nami der Wahrheit ins Auge blickend. „Ja, dass sie so viel Geld mit hat, kommt mir schon sehr verdächtig vor. Vielleicht ist sie ja eine Diebin und hat vor, uns ebenfalls auszurauben“, vermutete Lysop, während er Sonja misstrauisch ansah.   „Ihr könnt mir so viele Fragen stellen wie ihr wollt“, kam Sonja zu Wort, „Ihr habt das Recht dazu, über mich einige Sachen zu erfahren und das akzeptiere ich auch. Ich werde all eure Fragen mit Vergnügen beantworten.“ Sonja lächelte freundlich in die Runde. „Das ist meine Sonja!“, rief Sanji verliebt.   „Das ist auch gut so“, sagte Lysop skeptisch, „Dann sag doch, warum du so viel Geld mit hast.“ Sonja nickte. „Natürlich. Wisst ihr, ich verdiene mein Geld mit den Waffen einer Frau“, sagte sie auf einmal ganz verführerisch. „Und wenn ihr wollt, könntet ihr Männer auch euren Spaß mit mir haben, aber nur mit Bezahlung“, zwinkerte sie.   Sanjis, Frankys und Lysops Münde gingen soweit auf, dass ihre Unterkiefer die Tischplatte berührten. Chopper blickte nur fragend zu Robin hoch, während Ruffy seinen Kopf schief hielt und seine und Choppers Gedanken laut aussprach: „Hä? Was meinst du jetzt damit?“   Zorro ging ohne ein Wort zu sagen aus der Kombüse. Nami stand von ihrem Stuhl auf und schlug auf den Tisch. „Na gut, Jungs, nur um eine Sache klar zu stellen: Hier wird niemand mit Sonja seinen Spaß haben, egal ob mit oder ohne Bezahlung!“ „Aber, aber…“ – „Kein aber, Sanji und Franky.“ Nami setzte sich wieder hin. „Und wenn ich doch einen von euch erwische, sorge ich dafür, dass derjenige die 5 Millionen Berry am Tag plus 500.000 Berry Zusatz aus eigener Tasche an mich zahlt!“, sagte sie zuckersüß, doch mit einem teuflischen Unterton. Wie schon erwartet wurde nach ihrer Drohung nicht mehr widersprochen.   „U-und warum haben wir dann ein Schwert zwischen deinen Sachen gefunden?“, fragte Lysop, nachdem er sich halbwegs vom Schock erholt hatte. „Ich bin auch Schwertkämpferin“, antwortete Sonja, die von ihrem Platz aufstand. „Ich gucke kurz, was mit Zorro ist. Entschuldigung, dass ich jetzt einfach gehe.“ „Kein Problem, meine Liebste!“, rief Sanji ihr noch nach, bevor sie nach draußen ging.   „Was ist eigentlich mit Zorro? Warum ist er gegangen?“, fragte Chopper traurig. „Keine Ahnung. Das würde ich auch gerne wissen“, antwortete ihm Robin. „Er benimmt sich schon so komisch, seitdem Sonja hier ist. Ich würde vorschlagen, dass wir ihn einfach in Ruhe lassen, was meint ihr?“, schlug Nami vor.   „Genau, irgendwann muss er sich doch abregen, oder? Er kann doch nicht für die nächsten Wochen so mürrisch bleiben!“, sagte Franky.   „Wahrscheinlich hatte er Mal was mit ihr gehabt und ist deshalb so“, meinte Sanji so daher. Er merkte, wie ihn nach dieser Aussage alle ansahen. „Was?!“ „Könnt ihr es euch vorstellen, dass Zorro Mal eine Freundin hatte?“, fragte Nami in die Runde.   „Nö“, antwortete Ruffy kurz und knapp und aß weiter. „Nie im Leben“, erwiderte Sanji, „Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe.“ „Ich eigentlich auch nicht“, gab Robin zu. „Steht Zorro überhaupt auf Frauen?“, stellte Lysop in Frage. „Natürlich tut er das! Schwul ist er ja nicht!“, bekam er von Nami als Antwort. „Und wenn er weder auf Frauen, noch auf Männer steht? So was soll’s ja auch geben“, sagte Franky.   Die Diskussion ging noch lange weiter, währenddessen bei Zorro und Sonja…   Zorro lag oben auf dem Krähennest und starrte Löcher in die Decke. Er konnte es einfach nicht wahrhaben, dass der Teufel höchst persönlich für lange Zeit bei ihnen ruhen sollte. Als sie erzählte, wie sie ihr Geld verdiente, wurde es einfach zu viel für ihn. Er musste sich irgendwo verkriechen und er wollte allein bleiben. Wahrscheinlich für den Rest der Zeit, an der sie hier war.   Auf einmal hörte er eine Tür aufgehen. „Hey, was machst du hier so allein im Dunkeln?“ Keine Antwort. Zorro setzte sich hin und starrte zum Fenster raus, wo der sternenvolle schwarze Himmel zu sehen war. Er dachte darüber nach, die Glasscheibe aufzubrechen und rauszuspringen. So konnte er von ihr entkommen. Andererseits wollte er wegen der kaputten Glasscheibe nicht noch mehr Schulden bei Nami haben.   Also blieb er doch einfach nur sitzen. Sonja nahm neben ihm Platz und starrte ebenfalls zum Himmel. „Deine Freunde sind ganz schön neugierig, was uns betrifft, was? Aber keine Angst, ich werde ihnen von uns schon nichts erzählen, das wird alles ein Geheimnis bleiben.“   Wieder keine Antwort. Der jüngere hatte nun daran gedacht, wie gerne er Sonja jetzt am Arm gepackt, zur Tür verschleppt und sie von Bord geschmissen hätte. Zum ersten Mal hätte er sich dann gefreut, ihre Stimme zu hören, die vor das Aufplätschern des Wassers verzweifelt nach Hilfe schrie. All seine Sorgen wären dann weg und er hätte endlich Ruhe von ihr gehabt. Doch leider war das nur ein Gedanke oder besser gesagt eine Vorstellung, kein Plan, den er durchgesetzt hätte.   Stattdessen sah er ihr nun hasserfüllt in die Augen und sagte finster: „Was machst du hier?“ Die Frau sah ihn auch in die Augen und ließ sich nicht von seiner Laune beeinflussen. Sie lächelte ihm warm zu und sagte: „Ich wollte nicht, dass du hier so alleine bist.“ Der Schwertkämpfer schüttelte leicht den Kopf. „Das meine ich nicht. Ich will wissen, warum du auf unserem Schiff bist.“   Sonja hielt ihren Kopf schräg. „Das habe ich euch schon gesagt. Der Strudel hat mich zufällig hier her gebracht.“ Zorro sah wieder zum Fenster. „Denkst du, das glaube ich dir? So naiv bin ich nicht mehr.“ Er hielt ihre Gegenwart jetzt schon nicht mehr aus. Er wollte einfach nur weg von ihr und konnte es nicht ertragen, ihr so nahe zu sein. Sie saßen zwar einfach nur nebeneinander, doch das war Zorro auch schon zu viel gewesen.   „Verpiss dich. Ich will alleine sein.“ Sonja ignorierte Zorros Aufforderung und musterte ihn. „Du bist gewachsen und siehst noch attraktiver als früher aus.“ „Halts Maul.“   Sonja kicherte und rückte näher an ihn heran. Als sie Zorros Arm berührte, zuckte er zusammen. „Fass mich nicht an!“, keifte er. Die Frau hörte nicht auf ihn und fuhr ihren Arm um seinen Hals. Kaum tat sie das, drückte der Griesgram ihren Arm gewaltsam weg und stand auf.   „Warum gehst du jetzt?“ Ihre Stimme hörte sich traurig an. Der Gereizte blieb vor der Tür stehen und drückte die Türklinke fest. „Du denkst, du kannst dich ewig durchs Leben verkaufen, oder?“ Er drehte sich um und sah in ihr verletztes Gesicht. Er war der Meinung, es war gefälscht. „Was? Ich verstehe nicht…“ – „Tu nicht so, als wärst du hier die Unschuldige. Du hast dich seit damals nicht verändert und wirst dich auch niemals ändern. Und um ehrlich zu sein habe ich auch nichts anderes von einer verfickten Schlampe wie dir erwartet.“   Der Schwertkämpfer drehte sich wieder um und öffnete die Tür. Gerade wollte er gehen, doch als er ein Schluchzen hörte, hielt er inne. Er drehte sich um und konnte zuerst nicht glauben, was er da sah. „Bitte, geh nicht“, schluchzte Sonja leise unter Tränen. In Zorros Augen sah sie gerade wie ein verlorenes Häufchen Elend aus. Wie sie sich verzweifelt mit den Armen auf dem Boden stützte und nach unten sah, so kannte er sie überhaupt nicht.   „Es tut mir so Leid! Du glaubst nicht, wie sehr ich mir wünsche, dass das früher niemals passiert wäre! Dabei war ich schon damals total in dich verliebt gewesen. Zorro, ich wünschte, wir hätten uns heute erst kennen gelernt! Ich würde mit dir so gerne wieder von vorne anfangen!“   Zorro sah sie nun wieder kalt an. „Ich wünschte, ich hätte dich niemals im Leben kennen gelernt“, nach dieser Aussage ging er endlich davon.   Wie konnte er sie für eine Sekunde nur geglaubt haben? Wie naiv war er eigentlich? Er dachte, er wäre endlich über sie hinaus gewachsen, doch anscheinend hatte er sich geirrt. Was er über sie auf jeden Fall noch herausfinden sollte, war, was sie hier bei den Strohhüten zu suchen hatte. War sie nur wegen ihm hier oder wollte sie die anderen jetzt auch noch mit einbeziehen? Was hatte sie vor?   Um das herausfinden zu können, konnte er nicht immer von ihr abhauen, ganz im Gegenteil: Er musste in ihre Nähe bleiben und sie beobachten. Wie ihm das nervte.   Die Nacht verging schnell und der nächste Morgen brach an. Alle außer Zorro saßen munter am Frühstückstisch, einschließlich Sonja. Es schien, als ob alles wieder in Ordnung wäre, die angespannte Atmosphäre war verschwunden. Sie aßen, redeten und lachten fröhlich, als ob niemals etwas gewesen wäre. Nur der Schwertkämpfer war neben der offenen Tür außerhalb der Kombüse gelehnt und hörte den anderen zu. Am meisten hörte er Sonja lachen. Natürlich dachten die anderen, dass er noch schlief.   Zorro konnte es nicht. Er konnte da nicht reingehen, weil er sie dann wieder sehen musste. Außerdem würde er dann wie gestern Abend allen anderen wieder die Laune verderben. Dabei hörte er jetzt fast nur ihr Lachen. Es war genau das Lachen gewesen, was ihn früher immer so verunsichert hatte. Was ihn so erröten ließ und indem er sich verliebt hatte.   Der grün-haarige sank langsam zu Boden. Was sollte er nur tun? Was konnte er dagegen machen? Er wollte nicht mehr an sie denken, er wollte sie weder lieben, noch hassen. Am liebsten wäre es ihm egal gewesen, dass sie nun für lange Zeit hier war. Er hätte es am liebsten einfach locker gesehen und es mit einem Schulterzucken angenommen. Aber warum tat er sich dann das Leben selbst so schwer? Was quälte ihn so, dass sie hier war?   „Hahaha! Hey, Sonja! Du bist cooler, als ich dachte! Ich verstehe gar nicht, warum dich Zorro nicht mag.“ Das war Ruffys Stimme, die ihn von seinen Gedanken ablenken ließ. „Sei nicht so laut, Ruffy! Zorro könnte dich vielleicht hören!“, wisperte Nami. „Können wir eigentlich erfahren, was mit Zorro gestern war?“, fragte Lysop.   Nein, das kam für Zorro auf gar keinen Fall in Frage. Er stand schnell auf und ging in die Kombüse rein, noch bevor Sonja ihm antworten konnte.   „Also… oh, guten Morgen, Zorro!“, rief sie erfreut auf, als ob gestern Abend niemals etwas passiert wäre. „Bist ein bisschen spät gekommen, was?“, sagte Franky, „Ruffy hat schon alles für dich aufgefuttert.“ Ruffy sah Zorro mit einem unschuldigen Lächeln an. An seinen Mundwinkeln klebten noch einige Krümel.   Der Langschläfer zuckte nur unbeeindruckt die Schultern und suchte als nächstes nach zwei Sakeflaschen im Kühlschrank. Die anderen sahen sich nun fragend an. So wie sie ihn kannten, hätte er jetzt ganz anders auf sein leergegangenes Frühstück reagiert. Auch Ruffy war überrascht davon gewesen, dass er verschont davongekommen war. Bis jetzt, dachte sich der Gummijunge hinterher. Ein weiteres dickes Grinsen setzte sich in seinem Gesicht, als ihm ein Einfall kam.   Währenddessen hörte der Nichtsahnende vor allem von Sonja, Lysop und Chopper ein unterdrücktes Gekicher, das ihm so langsam gehörig auf dem Zeiger ging. Er musste sich schon beherrschen, um seine Nakamas und Sonja nicht gleich anzuschreien. Erst als er mit seiner Suche Erfolg hatte und sich wieder umdrehte merkte er, wie er von allen Seiten beobachtet wurde. Jeder einzelne am Tisch sah den etwas verwirrten jungen Mann lächelnd an.   „Was glotzt ihr mich so an?!“, fragte er aufgebracht. Er klang wütender, als er eigentlich wollte. „Nichts“, antworteten einige und sahen von Zorro wieder weg. Ihr schmunzeln im Gesicht blieb allerdings. Ruffy und Sanji sahen ihn weiterhin grinsend an. Lysop und Franky prusteten los vor Lachen, ohne das sie es wollten.   Zorro war nicht dumm. Er wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Er hatte das Gefühl, verarscht zu werden. Sie machten sich auf irgendeiner Weise über ihn lustig, jedoch war er nicht in der Stimmung dazu um herauszufinden, was los war. Er hatte ganz andere ernstere Probleme im Kopf. „Wenn nichts weiter ist…“, meinte er mürrisch und war dabei, wieder den Raum zu verlassen.   „Hey, Zorro“, rief der Smutje heiter und hielt das Marmeladenglas hoch, das gerade noch in Ruffys Händen war, „Du kannst doch trotzdem bei uns bleiben und das Marmeladenglas auslecken, wenn du willst!“, sagte er provokativ. Es folgte noch mehr Gelächter.   Der Schwertkämpfer sah den Schiffskoch verständnislos an. „Was?! Hast du sie noch alle?! Mach du es doch!“ Der rote, böse guckende Smiley auf Zorros Hinterkopf verließ die Kombüse und das Lachen wurde unkontrollierbar. Kapitel 4: Der erste Schritt ---------------------------- Der heranwachsende junge Mann klopfte einen Tag später bei Sonjas Haustür an. Ihr Bungalow befand sich auf einer etwas höher liegenden Gegend und war zwar noch lange keine Villa, aber keinesfalls mit Zorros kleiner Holzhütte zu vergleichen, sodass er sich sicher war, dass sie mit ihrer Familie hier wohnte.   Hier im Dorf Shimotsuki hatten nur die meisten eine Familie, nicht alle. Zorro gehörte wie einige anderen nicht zu den meisten und da er noch nicht arbeitete, bekam er je nach dem wie hart er trainierte von Koshiro Taschengeld. Dasselbe tat Koshiro auch für zwei seiner anderen Schüler. Koshiros Geld war nicht gerade viel, aber so konnte der Jüngling gerade noch so seine Miete zahlen und für sich Essen und Trinken kaufen. Wenn es Mal knapp wurde, hatte er oft keine andere Wahl, als im Wald jagen zu gehen.   Die Tür öffnete sich und die junge Frau begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln. „Hallo, komm doch rein.“   Zorro folgte sie in ihrem ziemlich dunklen Haus hinein, sie gingen einen schmalen Flur entlang und erreichten die Küche. Dort angekommen öffnete sie die Hintertür, die zu einer großen Terrasse führte. Um die Terrasse herum befand sich ein dünner geschnörkelter Metallzaun, außerhalb des Zaunes ging es sehr steil bergab und von weiten konnte man das orange-rote glänzende Meer sehen. Die Sonne war kurz davor das Meer zu küssen. Ein beeindruckendes Panorama auf das Meer bot sich hinter das Haus.   „Du kannst dich schon Mal hinsetzten. Ich hole uns einen Drink.“ Zorro setzte sich an einem kleinen Tischchen und sah zur schönen Abenddämmerung. Er fragte sich, als was ihre Eltern wohl arbeiteten, da diese sich ihr Haus an einem so schönen Platz leisten konnten. Sonja kam wieder und setzte sich zu ihm, sie brachte zwei Sektgläser mit unterschiedlichen Inhalten mit.   „Ich dachte, du wolltest früher kommen“, sagte sie, während sie Zorro sein Glas reichte. Dieser sah sich das orangefarbene Getränk kurios an. „Ja, das hatte ich auch vor, hättest du mir aber den Weg genauer beschrieben, hätte ich nicht so lange zum Suchen gebraucht.“   Sonja lachte. Es war ein schönes, makelloses Lachen. „Dein ernst? Ich habe dir gesagt, dass sich mein Haus auf dem Gipfel des Little Green Mounds befindet. Was soll daran so schwer sein, es zu finden?“ Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Getränk.   Der Jugendliche antwortete nicht. Er bewegte sein Glas hin und her und sah sich die fruchtig riechende Flüssigkeit genau an. „Kennst du dich außerhalb deines kleinen Dorfes nicht aus? Dabei kennt doch jedes Kind hier den Little Green Mound.“ Ohne von seinem Glas wegzuschauen spielte er damit weiter und entgegnete überzeugend: „Nein, ich kenne mich aus. Ich kenne auch diesen Berg hier.“ – „Wieso hast du also so lange gebraucht?“, hackte sie weiter an ihm herum.   Zorro runzelte die Stirn. „Weil ich mich nicht beeilt habe. Darf man sich nicht ein bisschen Zeit lassen?“ Man sah ihm an, dass er sichtlich genervt war. Er verstand nicht, was ihn gestern dazu antrieb, diese Einladung anzunehmen. Nur zwei Stunden konnte er heute wegen diesen Treffen trainieren und das nur um seine Zeit bei einer schamlosen Irren zu verschwenden.   Nun hob der Jüngling sein Glas hoch und trank den ganzen Inhalt in einem einzigen Schluck aus. Danach stellte er das Glas etwas enttäuscht wieder auf den Tisch ab. Es war Saft, nichts weiter als ganz normaler Saft, stellte er fest. Jetzt sah er zu Sonjas Getränk. „Was hast du da in deinem Glas?“   Ein bisschen von der Frage verwundert antwortete sie: „Rum. Wieso fragst du, stimmt etwas nicht?“ „Und mir gibst du nur einen Saft?“, fragte er entsetzt. „Ja. Was soll daran so schlimm sein? Trinkst du etwa schon alkoholische Getränke?“ „Natürlich tu ich das! Schon seid dem ich zwölf bin!“, rief er verärgert.   Für zwei Sekunden sagte Sonja gar nichts, bis es in ihrem Kopf plötzlich klick machte und sie wieder anfing zu lachen. „Tut mir Leid, ich durfte erst seid letztem Jahr anfangen zu trinken. Da dachte ich mir, dass du auch noch nicht trinkst.“   Zorro sah sie entsetzt an. Noch nie hatte er jemanden getroffen, der so nervtötend war wie sie. Alles was diese Frau sagte oder tat war nervtötend. Er konnte nicht in einer Million Jahre ein normales Gespräch mit ihr führen, ohne dass er sich bei ihr unwohl, angepisst oder genervt fühlen konnte. Er versuchte bei seiner Antwort etwas geduldiger zu klingen: „Schon gut. Was das Trinken angeht, sind deine Eltern wirklich streng.“   „Nein, da täuscht du dich“, sagte Sonja und schüttelte dabei ihren Kopf, „Meine Eltern haben damit gar nichts zu tun. Ich kenne sie nicht ein Mal. Heiden hat es mir verboten.“ „Was, Heiden?“ Zorro sah sie verwundert an.   „Ja, ich wohne mit ihm hier. Er ist für mich wie ein großer Bruder, wir kennen uns schon, seitdem wir kleine Kinder sind.“ Der ihr gegenübersitzende sah sie immer noch unverständlich an. „Was denn? Findest du es so merkwürdig, dass wir hier wohnen?“, fragte sie aufgrund seines Gesichtausdruckes. „Was arbeitet ihr?“, beantwortete er ihre Frage.   Sonja verstand: „Ach so meinst du das! Nein, wir arbeiten nicht, wir können uns das Haus nur leisten, weil Heidens Vater ihm immer eine Menge Geld zuschickt. Heiden und ich sind unzertrennlich, weißt du? Wir sind jetzt kein Paar oder so, aber halt wie Geschwister. Aber irgendwie spielt immer alles nach seiner Geige. Immer trifft er alle Entscheidungen, ich habe nie etwas zu sagen!“   Sie verschränkte ihre Arme und sah auf einmal richtig wütend aus. „Er muss immer seinen Willen durchsetzen und wehe es läuft Mal nicht so, wie er es wollte!“, schimpfte sie, „Er hat es sich auch ausgesucht, hier umzuziehen. Nur weil er meint, dass in unserer Heimat alle Schwertkämpfer Schwächlinge sind. Und er hat mir gesagt, dass wir spätestens in zwei Jahren wieder umziehen werden; und zwar auf die Grand Line! Ich meine, ich kann’s ja verstehen, dass er nach Herausforderungen sucht, aber mich vergisst er dabei vollkommen!“   Nun herrschte Stille. Zorro war überrascht davon, dass Sonja so schnell ihre Laune ändern konnte. Er hatte auch ein bisschen Mitgefühl für sie gehabt, aber die Tatsache, dass sie ihn jetzt von einer Sekunde zur anderen wieder anlächelte, war für ihn einfach nur krass. Zorro überlegte, was wollte er noch von ihr wissen? Dass Sonja ihn so abwartend ansah, machte es ihm nicht unbedingend leichter, sich wieder daran zu erinnern. „Du bist ja auch Meiser Koshiros Schülerin, oder? Also bist du auch eine Schwertkämpferin?“   „Ja, ich habe aber erst vor zwei Jahren damit angefangen, da Heiden wollte, dass ich mit ihm wenigstens ein bisschen mithalte. Warum erzählst du nicht auch etwas über dich?“ Jetzt kam das, was Zorro am meisten befürchtete. Er wusste, dass sie ihn irgendwann danach fragen würde, aber er wusste nicht, was er ihr sagen sollte.   „Ich wohne alleine, in einer kleinen Hütte am Fluss. Dass ich mit drei Schwertern kämpfe, weißt du ja schon.“ Sonja wartete. Eine Sekunde verging, zwei Sekunden vergingen, in der dritten Sekunde stellte sie fest: „Du redest nicht besonders viel, oder? Aber das ist nicht schlimm. Sensei hat uns eh schon sehr vieles über dich erzählt. Dass du vor Jahren den stärksten zum Kampf herausgefordert hast, dass du gegen seine Tochter immer verloren hast und so weiter. Auch über ihren Tod und deiner Reaktion hat er erzählt, was mir im Übrigen sehr Leid tut. Und ich weiß, wie du dein weißes Schwert bekommen hast.“   Das hätte er sich denken können. Wenn der Meister einmal anfing zu erzählen, war er nicht mehr aufzuhalten. „Aber soll ich dir Mal was sagen?“, sagte sie. „Ich finde, du solltest nicht immer dieses lange Gesicht machen. Lächel doch etwas öfters, so wie ich. Das kann dir nur gut tun.“   Jetzt verlangte sie ernsthaft von ihm, dass er dasselbe Dauergrinsen bekam wie sie? Das konnte sie so was von vergessen. „Nein“, sagte er nicht gerade freundlich. „Du hast aber ein so schönes Lächeln. Du wirst nicht nur dir, sondern auch den Menschen in deinem Umfeld damit einen Gefallen tun.“ „Nein, danke.“ „Also hast du kein Problem damit, den Menschen schlechte Laune zu machen?“ „Ja.“ „Soll ich versuchen, dich zum Lächeln zu bringen?“ „Schaffst du eh nicht.“ Musste sie so hartnäckig sein?!   Schweigen brach ein. Ratlos lehnte sich Sonja wieder gegen ihre Rückenlehne und war am Überlegen. Der Junge war einfach zu dickköpfig! „Kannst du nicht nur ganz kurz für mich lächeln?“, flehte sie ihn an.   Zorro stand auf und schlug vor Wut auf die Tischplatte, die sofort nachgab. Das kleine Tischchen brach in sich zusammen. „Was ist dein Problem?! Ich kann nicht auf Kommando lächeln, check das doch endlich Mal!“, schrie er sie an. Dann war seine Wut verflogen und er starrte auf den Boden zu den Überresten des Tischchens. „Das tut mir Leid“, murmelte er.   Er erwartete jetzt alles von ihr. Sie konnte Angst vor ihm bekommen und sich vor Angst sogar in die Hosen machen. Oder sie konnte ihn ebenfalls anschreien und ihn von ihrer Terrasse rausschmeißen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, er wüsste jedoch nur nicht, ob er das unverletzt überstehen würde. Nur mit einer einzigen Reaktion hatte er nicht gerechnet.   Sonja stand langsam von ihrem Stuhl auf und starrte ebenfalls die Überreste an. Dann sah sie ihn an. Und lachte ihn aus. Sie bekam sogar Lachtränen vor lauter Lachen. Der Ratlose schwieg weiterhin und wollte abwarten, bis sie sich endlich von alleine abregte, doch ihr Lachen fand einfach kein Ende. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er jetzt sauer auf sie sein? Es war nicht so, dass ihn das Lachen an sich störte. Ganz im Gegenteil, er mochte ihr Lachen sogar, aber er konnte es nicht ausstehen, so dazustehen. „Ich gehe dann Mal“, sagte er auf einmal und war dabei, die Küche zu betreten.   „Nein.“ Das Lachen verschwand und Sonja griff nach Zorros Arm. „Du musst nicht gehen. Bitte entschuldige mich, ich fand das eben einfach… göttlich.“ Zorro blieb stehen und drehte sich zu ihr um, doch er sah sie nicht an. „Das hat man gemerkt. Also… Entschuldigung, dass ich so ausgeflippt bin. Das war total dämlich von mir gewesen“, murmelte er etwas schüchtern. Es passierte nicht oft, dass er seine Schuld eingestand, selbst wenn er wusste, dass er Unrecht hatte, tat er das normalerweise nicht.   „Ist doch kein Problem“, sprach sie mit einem warmen Lächeln. Die beiden standen sich nun schweigend gegenüber und starrten sich einfach nur an. Dem Jungen wurde es langsam unangenehm, vor allem, weil sie ihn noch immer festhielt und er leicht zu ihr hochgucken musste, da er kleiner war als sie. Er sah, dass ihr Blick nach unten wanderte und sie ihn wie beim ersten Mal wieder durchforschte. Das mochte er nicht und er wollte auch gar nicht wissen, an was sie dabei dachte. Er ging etwas von ihr weg, sodass sie ihn loslassen musste. „Soll ich versuchen, den Tisch wieder zusammen zu flicken?“, sagte er, damit das Angucken endlich ein Ende hatte.   Tatsächlich schien es zu funktionieren, da die Neugierige zum kaputten Tisch sah. „Hm, ich weiß nicht. Sieht nicht so aus, als ob man den Tisch noch retten könnte. Du kannst es ja Mal versuchen, aber ich muss zuerst die Glasscherben entsorgen, sonst tust du dir noch weh. Kommst du kurz mit?“   Zorro nickte und folgte ihr erleichtert wieder in die noch dunkler gewordene Wohnung hinein. Sonja musste schon das Licht anschalten. Sie verschwand in einem sehr kleinen Lagerraum und Zorro wartete vor der Tür. Sie reichte ihm eine schwere Werkzeugkiste, die für ihn gewiss ein Fliegengewicht war. Sonja brauchte noch eine Weile, bis sie ein Besen und eine Kehrschaufel fand, dann ging sie wieder nach draußen, doch draußen angekommen war keine Spur vom talentierten Schwertkämpfer zu sehen.   Verwirrt sah sie durch die ganze Terrasse. Sie dachte, er wollte schon Mal nach draußen gehen, aber hier war er nicht. Wo konnte er nur stecken? Was sollte er noch drinnen machen? Vielleicht wollte er auch nur auf die Toilette gehen. Sie fing an, die Glasscherben aufzusammeln und entsorgte diese, indem sie sie von ihrer Terrasse runter schmiss. Als sie fertig war, kam auch schon Zorro.   „Wo bist du solange geblieben? Hast du den Ausgang nicht gefunden?“, fragte sie einfach nur zum Spaß. Zorro sah sie schief an und antwortete: „Nö, war aufs Klo.“ Dass Zorro so schnell, oder besser gesagt verräterisch schnell, wieder von Sonja wegsah, war ein Fehler gewesen.   „Das ist nicht dein ernst, oder? Kann es sein, dass du dich nirgends so richtig orientieren kannst?“, stichelte sie. „Was kann ich denn dafür, dass dein Haus wie ein Labyrinth ist?“, entgegnete er. Der Jüngling ließ sich neben dem Schrotthaufen nieder, nahm mehrere Werkzeuge aus der Kiste und begann damit, die einzelnen Metallteile voneinander zu trennen. Sonja beobachtete ihn.   Man sah ihm an, dass er kein Weltmeister im Reparieren war, da er noch immer nicht herausgefunden hatte, welche Teile zueinander gehörten. Aber vor allem sein konfuser Gesichtsausdruck verriet sein Unkönnen. Er nahm sich zwei Teile und guckte nach, ob man diese irgendwie vereinen konnte. Er drehte sie in allen möglichen Richtungen, aber sie passten einfach nicht zueinander. Dann kratzte er sich verwirrt am Kopf. Die Teile mussten zusammen passen, da sie die Tischplatte bildeten. Oder kam doch noch etwas dazwischen? Vielleicht sollte er doch lieber mit den Tischbeinen anfangen.   Sonja realisierte schnell, dass es nutzlos war. „Du kommst nicht wirklich voran, oder? Du musst das nicht machen.“ – „Gib mir noch ein bisschen Zeit. Ich schaff das schon.“ Zorro hielt ein Tischbein hoch, das fast schon komplett war. Es war aus dünnem Metall und geschnörkelt, doch total verbogen. Es sollte also kein Problem für den Durchtrainierten sein, ihn wieder gerade zu biegen. Das tat er auch und tatsächlich; er war dabei, das Tischbein mühelos wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen, jedoch brach es mitten in der Bewegung entzwei. Wie ärgerlich.   Violettes Haar kam in seinem Blickfeld, Sonja hatte sich schräg über ihn gebeugt. „Lass es, das ist jetzt nur noch ein irreparabler Haufen Schrott. Es ist sinnlos, daran weiter seine Zeit zu verschwenden.“ Zorro seufzte. Normalerweise gab er sich nie so schnell geschlagen, aber er war auch ein nicht besonders geduldiger Mensch gewesen. „Vielleicht hast du Recht.“   Sonja lächelte und setzte sich neben ihm. Als Zorro sie ansah, waren sich ihre Gesichter sehr nahe. „Natürlich habe ich das“, flüsterte sie besserwisserisch. Zorro lächelte auch. „Tu nicht so, als ob es öfters so wäre“, widersprach er ihr. Die nicht sehr erfahrene Schwertkämpferin machte innen drinnen Luftsprünge. Sie hatte es geschafft! Er lächelte! Sie freute sich so sehr darüber, dass sie ganz automatisch ihre Hand sanft über sein Gesicht streichelte und ihm einen nicht zu kurzen, gefühlvollen Kuss auf den Mundwinkel gab.   Das war ein Fehler gewesen, oder vielleicht doch der erste Schritt? Sonja wusste genau, was sie für Zorro empfand. Spätestens nach dem Kampf gegen Heiden war sie sich sicher. Dieser Kuss war ihr wirklich nur ausgerutscht, darauf war sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Und jetzt? Jetzt musste sie das Beste daraus machen. Sie lächelte den vollkommen verwirrten Jungen einfach nur an.   Er hatte es inzwischen endlich geschafft, sein Mund auf zu machen: „War das... ernst gemeint?“, fragte er leise, ohne sie dabei anzusehen. Er spürte, dass sein Herz um einiges schneller schlug. Sonja kicherte. „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube schon“, sagte sie. „Weiß nicht, ich fand dein Lächeln gerade so schön.“   Zorro sah Sonja schief an. „Und deshalb küsst du mich?“ Diese lächelte ihn wiederum mehr an. „Dein Lächeln ist nicht das einzige, was an dir schön ist“, sprach sie verlegen. Dann stand sie auf und sah zur nun untergegangenen Sonne. Ihr lächeln verging. „Heiden müsste gleich kommen.“ Der Heranwachsende stand ebenfalls auf und antwortete: „Na und?“   „Er weiß nicht, dass du hier bist. Eigentlich hätte ich ihn vorher um Erlaubnis bitten sollen, ob du kommen darfst.“ „Ich war nicht einmal eine Stunde hier.“ Sonja grinste Zorro wieder an. Er sah nicht besonders froh darüber aus, schon gehen zu müssen. Er hatte ebenfalls nicht erwartet, dass sich der Abend so wenden würde. „Das hast du davon, wenn du so spät kommst“, sagte sie extra nachdrücklich. Da musste er ihr leider Recht geben. Zum zweiten Mal. „Und wie willst du ihm das mit dem Tisch erklären?“, fragte er.   Sonja dachte kurz nach, anschließend sagte sie schulterzuckend: „Mir wird schon spontan etwas einfallen.“ Kapitel 5: Seltsam und unglaubwürdig ------------------------------------ An Bord der Thousand Sunny schien alles nun beinahe wieder normal zu sein, als ob Sonja schon seid Ewigkeiten bei den Strohhüten beigetreten wäre. Der Vorfall von vor einigen Tagen, als Ruffy Zorros Hinterkopf mit Marmelade beschmiert hatte, war auch schon vergessen.   Ruffy hatte seinen Spaß daran gehabt, als er seinen Vize stinksauer und mit nassen Haaren (vom Abwaschen der klebrigen Masse) auf ihn zukommen sah. Daraufhin tat er das Beste, was er in dieser Situation jemals hätte tun können: abhauen. Doch er geriet schnell in einer Sackgasse und bekam vom Blindwütigen mehrmals einen auf die Glocke geschlagen.   Eine der wenigen Sachen, die nicht normal waren, war, dass Zorro mit seinen Nakamas nicht mehr zusammen frühstückte. Er ging jeden Morgen bloß in die Kombüse rein, um sich zwei Sakeflaschen zu holen. Den Rest des Tages verbrachte er im Krähennest und trainierte meistens. Wenn er Mal unten bei den anderen war und es kein Mittag- oder Abendessen gab, soff er ein wenig und schlief dann ein.   Aber auf dieser Weise schaffte er es wenigstens, Sonja aus dem Weg zu gehen, auch wenn er dabei auch den anderen aus dem Weg ging. Es kam ihm fast so vor, als ob sie gar nicht mehr da wäre, abgesehen bei den Mahlzeiten natürlich. Eigentlich hatte er nicht vor, sich jeden Tag von den anderen zu entfernen. Er musste ja schließlich noch herausfinden, was Sonja nun vorhatte. Also kam er heute zu dem Entschluss, an Deck diesmal nicht einzuschlafen und auch nicht zu saufen.   Nami und Robin lagen auf den Liegestühlen, während Lysop, Chopper und Franky daneben auf den Rasen saßen und sie alle zusammen einen Kreis bildeten. Sie redeten miteinander, außer Robin, sie las und saß auch etwas außerhalb des Kreises. Was Zorro erst später auffiel, war, dass sie ungewöhnlicherweise Mal ernste Gesichter hatten. Als er sich ihnen näherte, sprang ihm das Rehntier entgegen und noch bevor er sich an seinem Gesicht klammern konnte, ergriff ihn schon Zorro. „Ich bin ja so froh, dich wieder zu sehen! Und das ohne Flasche!“, weinte der Kleine.   Zorro seufzte und setzte ihn ab. Obwohl er Choppers Reaktion übertrieben fand, klopfte er ihn kurz auf die Schulter und tröstete ihn flüchtig mit einem „Schon gut“. Er setzte sich zu den anderen im Kreis und fragte: „Worum geht’s?“   „Guck Mal zu Ruffy“, antwortete Lysop, der schräg gegenüber von ihm saß und mit seinem Kopf die Richtung andeutete, wo er hingucken sollte. Zorro drehte seinen Kopf schräg nach hinten und suchte die Umgebung nach dem Jungen ab. Es dauerte eine Weile, bis er ihn endlich fand. Er war zwar wegen der großen Entfernung schwer zu erkennen, aber sein im Wind flatterndes rotes Hemd verriet dem Schwertkämpfer seine Position. Er lag auf dem Kopf der Galleonsfigur und schlief vermutlich.   Zorro sah wieder zu den anderen. „Und? Was ist daran so schlimm?“, wollte er wissen. Er kannte seinen Kapitän gut und wusste, dass ihm des Öfteren auch Mal so langweilig war, dass er einfach nur einschlief. Es war nichts Ungewöhnliches oder Besorgniserregendes gewesen. „Na, dass er das fast nur noch macht. Seid gestern“, erklärte die Langnase nochmal. Zorro runzelte die Stirn. Das war tatsächlich eigenartig, ging ihm durch den Kopf.   „Und das ist alles meine Schuld!“, weinte Chopper nochmals. Nami runzelte genervt die Stirn und stöhnte auf: „Wie oft soll ich dir das noch sagen, es ist nicht alles deine Schuld, sondern bloß ein Unfall. Und Unfälle passieren nun mal, kapier’s doch endlich!“ Zorro merkte schnell, dass ihre Laune sehr tief im Keller war. So wie sie jetzt drauf war, war sie für gewöhnlich kaum ansprechbar. „Was ist passiert?“, fragte er.   „Ruffy hatte wie schon oft genug den gesamten Inhalt des Esstisches mitsamt der Medizin leer gefressen, die Chopper versehentlich liegen gelassen hat“, klärte Franky auf. „Das ist aber nicht irgendeine Medizin gewesen“, sagte Chopper traurig, „In dieser Medizin war Seesteinpulver enthalten. Normalerweise wirkt das gegen Schwächeanfälle, doch für Teufelsfruchtnutzer kann das sehr gefährlich sein und böse enden. Die genauen Auswirkungen kenne ich leider nicht, aber ich weiß, dass das in einer großen Menge tödlich sein kann.“   Einige Sekunden lang herrschte Stille. Franky fing unkontrolliert an zu weinen und Lysop weitete geschockt seine Augen: „Was?! Du glaubst doch nicht wirklich…“ – „Nein, so meine ich das doch nicht!“, unterbrach ihn Chopper schnell. „Das seltsame ist einfach, dass er sich so erst seid einigen Tagen verhält, nachdem er die Medizin gegessen hatte. Diese Müdigkeit kam erst viel später und ich habe das Gefühl, als ob das noch nicht alles ist.“   Der grün-haarige sah wieder zum Strohhutjungen. Er war überzeugt davon, dass der Bengel schon einiges härteres durchgemacht hatte und so eine Medizin mit ein bisschen Seestein ihn eigentlich kaum etwas ausmachen sollte. Etwas anderes musste hinter sein Verhalten stecken. „Ich gehe ihn wecken“, sagte er entschlossen.   „Bist du verrückt?! Hast du noch nie davon gehört, dass schlafen die beste Medizin ist?!“, rief Lysop aufgebracht. „Du Blitzmerker! Das soll er doch gerade nicht tun, schon vergessen?!“, schrie der Cyborg zurück. Pong! Franky und Lysop rieben sich stumm ihre schmerzenden Köpfe, während Nami ihre Faust noch knacken ließ.   „Also ich bin der Meinung, dass wir ihn erstmals in Ruhe lassen sollten“, schlug sie selbstbewusst vor. „Vielleicht wird er sich demnächst von alleine wieder einkriegen. Wenn nicht, gucken wir schon, was mir machen. Kapiert?“ Zorro hasste es, wenn sie so bestimmerisch war. Doch er musste zugeben, dass sich ihr Vorschlag gar nicht Mal so schlecht anhörte. „Hm, vielleicht hast du Recht“, stimmte ihr Chopper zu.   „Gut, also ist das jetzt beschlossene Sache. Ach, und Zorro?“ Dieser wollte gar nicht erst wissen, was sie jetzt von ihm verlangte. „Du bist mit dem Abwasch dran“, sagte sie auffordernd. Sie sah ihn dabei erwartungsvoll an und wartete auf seine Reaktion. Dieser hatte im Grunde genommen keine andere Wahl, auch wenn er die Sache mit einem „Ist mir doch egal“ etwas hinauszögerte.   „Zorro, beweg jetzt deinen verfickten Arsch vom Boden und geh endlich!“, befiel sie aggressiver. Was er noch mehr hasste, als sie bestimmerisch zu erleben, war schwach neben ihr zu wirken. Und das war nun mal jedes Mal bei den beiden so. Noch nie konnte er sich gegen sie behaupten.   Als Zorro gerade rein gehen wollte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Ruckartig drehte er sich nach hinten um und stellte erleichtert fest, dass es nicht Nami oder Sonja, sondern Robin war, die ihn antippte. Todernst sah sie ihn mit ihren blauen Augen an. „Hast du auch das Gefühl, dass etwas anderes für Ruffys Verhalten verantwortlich ist?“, fragte sie fast flüsternd.   Zorro nickte. Er glaubte er wusste, was oder besser gesagt wen genau Robin meinte. „Ich kann verstehen, dass du nichts über deine Vergangenheit mit ihr verraten möchtest, aber lasst sie uns im Auge behalten. Erst recht du, da du sie am besten kennst.“ Als Robin gerade wieder gehen wollte, fügte sie noch hinzu: „Gib auch auf Sanji Acht. Ich habe ein Ungutes Gefühl zwischen den beiden.“   Verwirrt betrat er die Kombüse. Er verstand nicht, was Robin mit Sanji meinte, denn eigentlich war er davon überzeugt, dass die beiden nichts am Hut hatten. Oder doch? Sanji war Zorros Meinung nach ein Schwächling. Er hielt sich selbst für einen Playboy, obwohl sogar Chopper mehr Frauen angeln konnte als er. Na gut, das wegen seiner Niedlichkeit, aber das ließ er gerne Mal gelten. Es amüsierte ihn einfach nur daran zu denken, dass die Frauen Sanji auf dieser einen Insel damals immer einen Korb gaben und lieber nach dem verängstigten Chopper suchten.   Doch Sonja und Sanji? Nein, das konnte er sich nie im Leben vorstellen. Während Zorro noch in Gedanken versunken die Teller nacheinander einseifte und abwusch, nahm er nach und nach Stimmen wahr. Sie waren viel zu weit entfernt, um heraushören zu können, was sie sagten, doch der Schwertkämpfer war sich fast sicher, dass es sich um die beiden handelte. Nun hörten sie auf zu reden.   Es war nicht die Neugier, die ihn dazu antreiben ließ, nach den zweien gucken zu gehen. Sondern es war der Misstrauen, den er mit Robin teilte. Nachdem er aus der Kombüse raus gegangen war, stand er nun mitten im Flur. Sie konnten nicht zu weit weg sein, da er sie bis eben noch gehört hatte, also ging er einfach weiter den Flur entlang, bis er wieder etwas hörte. Er blieb stehen, zufälligerweise genau vor Sonjas Zimmertür. Da mussten sie drin sein. Und das Geräusch? Das Geräusch war wieder weg.   Zorro gefiel die Lage überhaupt nicht. Für seinen Geschmack waren sie viel zu ruhig. Er fragte sich, was sie da taten. Er musste es wissen. Sein Wissenshunger musste endlich gestillt werden, genauso wie die tausend Gedanken, die ihm quer durch den Kopf jagten. Wieder ertönte ein Geräusch. Diesmal war es… ein Atmen?   Nun konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Er öffnete die Tür und platzte mitten ins Geschehen rein. Dieser glaubte seinen Augen nicht: das erste was er wahrnahm, war die Kleidung, die zerstreut auf dem Boden lag. Am anderen Ende der Kajüte befanden sich Sanji und Sonja, beide halbnackt, vor der gegenüberstehenden Wand. Von Zorros Sicht aus erkannte man zuerst nur Sanji mit freiem Rücken, der zur Wand gedreht war; beim genaueren Hinsehen aber sah man auch Sonja, die sich hinter dem Koch verbarg. Sie befand sich in Unterwäsche und sah den ehemaligen Piratenjäger geschockt an.   „Zorro!“, rief sie überrascht. Sanji drehte sich um und sah ihn zornig an. „Siehst du nicht, dass du störst?!“ Der Angesprochene erholte sich vom Schock und sah beide ebenfalls wütend an. Irgendetwas in ihm, er wusste nicht was, brach zusammen. Er fühlte sich einerseits verletzt und anderseits verraten, obwohl er seiner Meinung nach nichts mehr für Sonja empfand.   „Könnt ihr mir sagen, was diese Scheiße hier soll?“, rief er, während er den Raum betrat. „Ist das für dich nicht eindeutig genug?!“, rief der Koch zurück. Er stand weiterhin vor Sonja und reichte ihr sein Hemd, da der am dichtesten dran war, dann ging er auf Zorro zu.   „Entweder du machst jetzt die Fliege oder ich schmeiße dich raus, hast du verstanden, Gorilla?“ „Du hast mir nichts zu sagen, Schmalzlocke!“ „Na gut, wie du willst! Dann eben mit Gewalt!“ Beide standen sich nun gegenüber und als Sanji sein Bein hoch hob und Zorro damit treffen wollte, zuckte dieser sein Schwert raus und wehrte die Attacke ab. „Wolltest du mich nicht rausschmeißen?“, sagte er provokativ.   Böse sah der Koch ihn tief in die Augen. „Du Idiot! Warum musst du mich gerade jetzt nerven?“, sprach er schon beinahe im Flüsterton und deutete auf Sonja, die sich tatenlos alles mit ansah. Sie hatte sich inzwischen schon das Hemd angezogen und stellte sich neben den Streithähnen hin. „Zorro? Bist du eifersüchtig?“, fragte sie teuflisch grinsend.   „Eifersüchtig?! Ich?!“, entgegnete Zorro. „Du bist eifersüchtig?“, fragte Sanji ebenfalls. Er hörte sich alles andere als erfreut darüber an. „Ist das wahr? Was hat das zu bedeuten?“, fragte er mit einem etwas härteren Unterton. „Ich bin nicht eifersüchtig!“, stellte Zorro endlich klar. „Ich will nur nicht, dass du auf sie weiter hereinfällst“, sprach er zu Sanji, „Sie will dich nur verarschen, glaub mir. Ich kenne sie nur zu gut, sie wird dich eiskalt ausnutzen“, nun wendete er sich zu der eher Schweigsamen. „Und was dich angeht…“   Weiter kam er nicht, da Sanji wieder nach ihn trat. Diesmal traf er ihn von oben auf der Schulter und riss ihn mit seinen Bein nach unten. Er schrie: „Ich glaub dir kein Wort, du Dreckssack! Sag kein falsches Wort mehr über Sonja-swan und sieh endlich zu, dass du hier weg kommst!“ Zorro stöhnte kurz leise auf und hielt sich die Schulter. Er stellte fest, dass es keinen Sinn machte, mit diesen verliebten Idioten weiter darüber zu reden. Ihm musste es aber trotzdem auf irgendeiner Weise gelingen, ihn von Sonja fernzuhalten.   Während er sich noch die Schulter fasste, kam er wieder hoch. „Nein, sieh du zu, dass du hier weg kommst und dich von ihr fernhältst. Oder ich erzähle Nami, was sich hier gerade abgespielt hat.“ Er lächelte diabolisch. „Du würdest dann noch weniger Chancen haben, um bei ihr zu landen und sie würde sich über die Millionen Berrys am Tag freuen, die sie von dir bekommt.“   Sanji lief blau an und machte ein erschrecktes Gesicht. „Stimmt ja, Nami-chan habe ich ja total vergessen!“, sagte er mehr zu sich selbst. Er seufzte und sprach traurig: „Vergib mir, liebes. Ich denke, ich muss jetzt wirklich gehen, sonst kann es eng für mich werden.“ Er sah ihr tief in die Augen und gab ihr einen letzten Kuss auf den Lippen. Eigentlich sollte er kurz sein, doch Sonja erwiderte seinen Kuss länger und intensiver, als von Sanji erwartet. Zorro wurde es immer unangenehmer, das merkte man daran, dass sich sein Gebiss anspannte und sich seine Augen immer weiter verengten. Er wollte gerade dazwischen kommen, da er es länger nicht ausgehalten hätte, als die Turteltäubchen sich schon von selbst lösten. Was in Wahrheit bloß fünf Sekunden dauerte, kam ihm wie eine Ewigkeit vor.   Als sich Sanji zu Zorro wendete, verfinsterte sich sein Gesicht von einer Sekunde zur anderen wieder. Er wollte sich eine Zigarette holen und merkte erst wieder, dass er seinen Anzug nicht anhatte, als er sich am Körper tastete. Er sah Zorro hasserfüllt in die Augen und sagte: „Das werde ich dir niemals verzeihen.“ Dann nahm er sich vom Boden seine Anziehsachen und sagte, als er kurz vorm Gehen war: „Leg mir das Hemd später ins Zimmer.“   Nun waren sie alleine. Zorro sah Sonja in ihrem eher unschuldigen Gesicht böse an. „Warum tust du das?“ Sonja sah ihn fragend an. „Warum fragst du mich das? Er hat doch damit angefangen, mir Komplimente zu machen!“, verteidigte sie sich. „Das ist mir egal. Ich will nur wissen, warum du ihn an dich heran gelassen hast“, sprach er lauter, sodass Sonja ein bisschen zusammen zuckte. „Was hast du vor?“, fügte er leiser hinzu.   „Ich habe nichts vor! Ich mag diesen Sanji halt, das ist alles. Darf man sich auf diesen Schiff hier nicht einmal ineinander verlieben?“, sprach sie wütend. Zorro glaubte ihr kein Wort. Er konnte es nicht fassen, für wie dämlich sie ihn gerade hielt. Als ob er es ihr tatsächlich abkaufen würde, dass sie sich in Sanji verliebt hatte. Nein, sie war unter keinen Umständen in ihn verliebt, nicht ein einziges Mal hatte sie Sanji so angesehen, wie sie Zorro jedes Mal ansah.   Der Kuss hatte noch lange keine Bedeutung, sie konnte mit jeden verdammten Kerl schlafen und es so aussehen lassen, wie wahre Liebe. Also sollte ihr das Küssen erst recht nicht schwer fallen. Sie war eine gute Schauspielerin; eine verdammt gute. Seid dem sie auf die Sunny gekommen war, schauspielerte sie nur noch. Nur lieben konnte sie einen einzigen Mann.   Zorro packte sie am Kragen von Sanjis zu großem Hemd und zog sie dichter an sich heran. Ihre Gesichter berührten sich schon fast. Drohend sah er ihr in die nächtlichen dunkel-blauen Augen und sprach leise: „Du bist nichts weiter als ein Gast, also benimm dich gefälligst auch wie einer. Wenn ich merke, dass du hier irgendetwas planst, was uns alle gefährdet, werde ich dich ohne zu zögern von Bord schmeißen, selbst wenn du dabei verrecken solltest.“ Sonja sah kein bisschen eingeschüchtert aus. Im Gegenteil; sie schien die Drohung überhaupt nicht ernst zu nehmen und war stattdessen nur froh, ihm so nahe zu sein.   „Ist ja gut, jetzt reg dich ab“, sprach sie ebenfalls leise, „Ich werde schon nichts tun. Aber lass mich dich stattdessen…“ Zorro zog sie sofort wieder weg und ließ sie auch wieder los. Geschafft hatte sie es aber trotzdem, ihn zu küssen oder zumindest seine Lippen zu berühren. „Warum verstellst du dich immer so? O.K., ich gebe es ja zu, in der ersten Nacht oben hatte ich es tatsächlich übertrieben mit dem Weinen. Ich war auch nicht ganz ehrlich…“, sie sah kurz beschämend nach unten, „Aber wir könnten doch trotzdem wieder so glücklich wie früher werden… so zusammen…“, sagte sie überzeugend.   Der Jüngere versuchte sich so wenig wie nur möglich anmerken zu lassen. In Wahrheit wäre er jetzt rot geworden und hätte sich die Lippen gefasst. Er musste sich selbst sogar zugeben, dass der Kuss sich gut angefühlt hatte und er sich jetzt zu ihr ein bisschen angezogen fühlte, doch das alles musste er jetzt unterdrücken. Ansonsten hätte sie schon gewonnen und ihr jetziges Ziel erreicht. Stattdessen hielt er etwas mehr Abstand von ihr und sagte: „Es ist vorbei, für immer. Versteh das doch endlich.“ Er drehte sich um und wollte ebenfalls die Kajüte verlassen. Beim Gehen fügte er noch hinzu: „Außerdem hast du jetzt Sanji.“ Kapitel 6: ----------- An einer wunderschönen Lichtung mitten im Wald stand Zorro mit zwei großen Steinen auf seinen Armen balanciert. Man konnte von da aus das wilde Plätschern des Flusses hören, dessen Wasser so klar und rein war, dass jeder einzelne Stein gut sichtbar war. Gleich war er fertig, bald konnte er sich endlich eine Pause gönnen. Er sehnte sich bereits nach diesem Moment, indem das kühle Wasser seine erhitzte Haut umschloss.   Schon zum gefühlten tausendsten Mal blinzelte er zu Sonja rüber. Sie lag im befleckten Schatten eines breiten Baumes und schlief friedlich, neben ihr lag ein selbst geflochtener Picknickkorb und eine karierte Picknickdecke, auf der sich noch einige Überreste des Essens befanden. Hinter ihrem Kopf war ein sehr auffälliges, edles, blaues Schwert am Baum gelehnt.   Da Zorro bei ihrem ersten Treffen schon sehr früh gehen musste, wollte Sonja es wieder gut machen, indem sie sich ein weiteres Mal zum Picknicken trafen. Solange er trainieren konnte, hatte er nichts dagegen einzuwenden, also trafen sich die zwei morgens hier.   Seid ihrem ersten Treffen, das schon einige Tage her war, musste er ständig an sie denken. Auch seine Meinung ihr gegenüber hatte sich stark geändert. Er hatte beschlossen, sie zu mögen, auch wenn sie ihm auf die Nerven ging. Sie hatte ein hübsches Lächeln und ein hübsches Lachen, hatte er festgestellt. Und sie fand auch, dass sein Lächeln schön war, zumindest hatte sie das behauptet. Um genau zu sein sagte sie, dass sein Lächeln nicht das einzige Schöne an ihm war. Genau, diese Worte hatten ihn zum Nachdenken gebracht. Und ihr Kuss… Zorro hatte keine Ahnung, was er damit nun anfangen sollte. Er mochte sie, jedoch nicht so sehr, vermutete er zumindest.   Gerade war sie ruhig, sehr ruhig sogar. So ruhig, dass sie total unschuldig aussah. Sonja und unschuldig? Niemals, dass passte nicht zusammen, aber beim Schlafen sah man ja schließlich immer anders aus, als man war. Zorro fing bei ihrem Anblick leicht an zu schmunzeln.   Er legte seine Gewichte ab und näherte sich ihr. Als er vor ihr stand, fiel ein noch dunklerer Schatten auf sie. Nun von Nahen sah sie sogar noch friedlicher aus. Sie hatte die Augen leicht geschlossen, den Mund leicht geöffnet und lag ziemlich gerade auf den Rücken. Einen Arm hatte sie unter ihrem Kopf, der andere lag kerzengerade neben ihrem Körper. Man konnte sie fast für tot halten. Aber auch nur fast, ihre Brust hob sich sanft mit ihrem leisen, langsamen Atem mit.   Zorro konnte es nicht fassen. Für ihn sah sie gerade so lächerlich engelhaft aus, dass er sich dachte, dass nur noch der Heiligenschein fehlte. Ungewöhnlicherweise prustete er leise los vor Lachen, fing sich aber relativ schnell wieder ein. Jedoch nicht schnell genug, um Sonja nicht zu wecken. Nachdem sie einmal leise aufstöhnte, sah sie Zorro mit ihren müden Augen an. Dann fiel ihr Blick kurz auf seinen nackten Oberkörper und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Zorro rollte die Augen.   „Statt mich so anzugaffen solltest du lieber zusehen, dass du deine Schwertkampftechnik ein wenig trainierst“, sagte er unfreundlich. Er hatte sie zwar noch nie kämpfen sehen, doch ihm war klar, dass zwei Jahre Schwertkampf nichts waren. Außerdem hatte sie sich selbst vorgenommen zu trainieren, aber statt sich an ihren Worten zu halten, schlief sie lieber.   „Was war so lustig? Hab dich noch nie lachen hören“, wechselte sie das Thema. „Ach nichts. Stehst du jetzt auf?“ Sonja gähnte einmal vor Müdigkeit, ohne sich die Hand vor dem Mund zu halten, und machte es sich auf dem Boden etwas gemütlicher. Sie hatte nun beide Hände hinter dem Kopf und lag nicht mehr so gerade wie vorhin. Vom friedlichen Engel war keine Spur mehr zu sehen. Auch vom Aufstehen fehlten jegliche Anzeichen.   „Ich komme gleich“, sagte sie noch einmal gähnend und sah Zorro müde an. Der Schwertkämpfer wusste, sie würde nicht mehr aufstehen. Wie konnte man nur so faul sein? „Verstehe schon. Ich gehe mich am Fluss erfrischen. Falls du es dir doch anders überlegen solltest, würde ich dir nicht empfehlen, mir nachzugehen.“ Er lehnte seine Schwerter ebenfalls gegen den Baum, zog sich Schuhe und Hose aus und ging in Boxershorts zum sehr steinigen Fluss zu.   Dort angekommen stellte er fest, dass die Strömung, wie er schon am Plätschern gehört hatte, ziemlich stark war, eigentlich schon gefährlich stark. Das machte ihm jedoch nichts aus, solange er in der Nähe der rausragenden Felsen blieb, der Fluss war voller Felsen.   Also tauchte er nun bedacht kopfüber ins kalte Wasser, wäre er zehn Zentimeter tiefer gekommen, hätte er sich seinen Kopf gegen eines dieser kantigen Steine gestoßen. Manch anderer hätte jetzt vielleicht einen Kälteschock bekommen, da seine Haut eben noch von der heißen Sonne erhitzt war, aber nicht Zorro. Zorro war dagegen abgehärtet. Der klebrige Schweiß löste sich von seiner Haut, das kalte Wasser fühlte sich einfach nur herrlich erfrischend an.   Sicher folgte er der Felsenkette, die ihm den einzigen Schutz gegen die Strömung bot. Wäre sie nicht hier, wäre er schon längst von der wilden Strömung weggerissen worden. Er wusste genau, was er tat. Er kannte diesen Fluss und die Strömung wie seine Westentasche. Mit langen und schnellen Zügen kraulte er den Fluss entlang, tauchte abwärts ins Wasser bis zu den spitzen Steinen und kam dann wieder hoch, immer an der Felsenkette entlang schwimmend.   Immer weiter entfernte er sich vom Ufer. Zorro mochte diese natürliche Atmosphäre. Sie musste nicht immer ruhig sein, sondern konnte auch so laut wie das Plätschern des Wassers sein, welches er geradezu genoss. Zu einer natürlichen Atmosphäre gehörte nun Mal so etwas wie ein Vogelzwitschern zwischendurch oder das Rauschen von Wellen dazu. Er mochte diese Geräusche, da sie ihn immer daran erinnerten, dass er nie ganz einsam war. Nur den von Menschen verursachten Lärm verabscheute er zutiefst.   Früher, bevor er im Dojo war, fühlte er sich einsam. Nachdem er geboren worden war, hatte man ihn sofort in einem Waisenhaus gebracht, da seine Eltern ihn nicht behalten konnten. So hatte man ihm das damals auch erklärt. Doch Zorro war schon immer anders als die anderen Kinder gewesen, er war ein Tagträumer.   Schon von klein an träumte er von der Welt außerhalb des Waisenhauses und grenzte sich so von den anderen Kindern aus. Spielen tat er nie, singen und malen ebenfalls nicht, er saß lieber am Fenster und beobachtete die Welt da draußen. Außerdem war er immer dickköpfig und frech gewesen. Egal was ihm die Betreuer sagten, nie gehorchte er und so gaben sie ihn irgendwann auch auf und schlossen ihn ebenfalls aus.   Alle waren gegen Zorro, nur weil er unabhängig und frei sein wollte. So wuchs in ihm die Einsamkeit. Mit neun Jahren fasste er den Entschluss, vom Waisenhaus zu gehen und die Welt zu sehen. Niemand hielt ihn auf. Er wollte später ein ganz Großer werden und ein spannendes Leben führen, und zwar kämpfend und mit sehr viel Abenteuer. So ging er von Dojo zu Dojo und forderte den stärksten zu einem Kampf auf, bis er die Kendoschule besuchte. Hier bereitete er sich für seinen Traum vor, der stärkste Schwertkämpfer der Welt zu werden.   Für nicht mehr lange, dachte sich Zorro. Er war st­ehen geblieben und hielt sich an einem Felsen fest. Bald würde ihn Meister Koshiro rausschmeißen, weil er zu stark war. Du wirst reif genug, um deinen eigenen Weg zu gehen, waren seine Worte. Der Meister hatte auch Erwachsenenschüler. Er wollte ihn nur rausschmeißen, weil er ihm nichts mehr beibringen konnte, ging es Zorro durch den Kopf. Er war kurz davor zu lernen, wie man Steine durchschneiden konnte. Sobald er das konnte, würde er die Kendoschule verlassen müssen.   Wenn es dann soweit wäre, müsste er zum Nachbarsdorf ziehen, da war es wenigstens nicht so langweilig wie hier im Dorf Shimotsuki. Dort gab es ab und zu Piraten, die die Gegend etwas unsicher machten. Er sollte einige Auseinandersetzungen mit Piraten haben, um etwas Vorgeschmack auf sein neues Leben zu bekommen. Falkenauge war nämlich ein Pirat und sein Ziel.   Nach einiger Zeit würde er sich einen Schiff klauen und aufbrechen. Vielleicht hatte er in der Zwischenzeit Komplizen gefunden, die ihn auf seiner Reise begleiten würden. Wenn nicht, musste er wohl alleine in die offene See stechen, wie er es schon gewohnt war. Irgendwann käme er auf die Grand Line. Nachdem er sich bereits einen Namen gemacht hatte und stärker geworden war, würde er endlich nach Falkenauge suchen und ihn besiegen.   Zorro dachte nach. Hatte er nicht irgendetwas vergessen? Natürlich, wie sollte er denn an Geld kommen? Würde er ständig Menschen bestehlen, wäre er nicht besser als ein Pirat. Und wenn er stattdessen in einer Organisation beitreten würde und da berühmt werden würde? Nein, es brachte ihm nichts, sich jetzt schon darüber den Kopf zu zerbrechen. Im Nachbarsdorf würde er sich schon spontan für einen Weg entscheiden.   Von sehr weit weg hörte er eine Stimme. Zuerst dachte er, er hätte sie sich nur eingebildet, doch beim zweiten Mal verstand er, dass Sonja nach ihm rief. Er drehte sich um und stellte zu seiner Überraschung fest, dass er sich sehr weit vom Ufer entfernt hatte. Gerade noch so erkannte er sie. Sonja stand vor dem Fluss und winkte ihm zu, dann hielt sie ihre Hände trichterförmig vor ihrem Mund und rief nochmals nach ihm.   „Heeey! Zorro!“, konnte er verstehen. Dieser sah sie nur stumm an. Er wusste nicht, was sie von ihm wollte und wollte lieber ein paar Minuten von ihr in Ruhe gelassen werden. Also drehte er sich wieder von ihr weg und wollte gerade weiter schwimmen, aber als sie etwas anderes rief, hielt er mitten in der Bewegung inne. Das laute Plätschern machte es ihm nicht unbedingt leicht sie auf dieser Entfernung zu verstehen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass sie etwas mit „komme“ gesagt hatte. Vielleicht hatte sie gerade „Ich komme“ gesagt, das wäre durchaus möglich gewesen.   Zorro stockte kurz der Atem. Auf gar keinen Fall konnte er zulassen, dass sie den Fluss betrat. Kaum drehte er sich wieder um, sah er, wie sie zu ihm zu geschwommen kam. Glücklicherweise benutzte sie genauso wie Zorro den sichersten Weg an der Felsenkette entlang, doch sie würde es unmöglich bis zu ihm rüberschaffen. Dafür hatte sie einfach nicht die körperliche Kraft dazu. Die Strömung würde sie sofort mitreißen, sobald sie etwas ermüden würde.   „Sonja! Kehr wieder um!“, schrie er ihr aus vollem Halse entgegen. Mit allen möglichen Gesten und weiter nach ihr rufend versuchte er, sie davon abzuhalten, weiter zu schwimmen. Doch Sonja ignorierte Zorros Aufforderungen einfach. Kraulend und mit hoher Geschwindigkeit schwamm Zorro ihr entgegen. Die Angst um Sonja wuchs in ihm immer mehr. Er kam kaum mehr zu Atem und fing an immer mehr Wasser zu schlucken, aber das war ihm egal. Hauptsache er schaffte es noch, sie rechtzeitig zu retten.   Zorro guckte nach vorne zu Sonja, er war fast da. Wie er es sich schon gedacht hatte war sie vollkommen erschöpft gewesen. Aber sie kämpfte hartnäckig gegen die Strömung an, wie eine Kriegerin. Ihre Blicke trafen sich. Freude und Erleichterung war in ihrem Gesichtsausdruck zu sehen. Auch Zorro lächelte sie vor Erleichterung an. Sie streckten gleichzeitig ihren Arm aus und hielten sich fest, während er sich mit dem anderen Arm um den Felsen hielt.   Zorros Arm konnte nun jedoch jeden Augenblick vom kantigen Felsen wegrutschen, da die Strömung zu stark nach Sonja zog. Er versuchte Sonja mit aller Kraft zu sich zu ziehen, jedoch machte es ihm die starke Strömung nicht leicht, sie herzugeben.   „Zorro, halt dich fest!“, rief sie verzweifelt, als sein Arm bereits wegzurutschen drohte. „Lass mich los! Ich schaff das schon irgendwie!“ Auf gar keinen Fall kam es für ihn in Frage, sie loszulassen, damit er sich selbst retten konnte. Sollte ihr etwas passieren, würde er es sein Leben lang bereuen. Er musste sich an seinem Ziel halten, sie zu retten. Mühevoll zog er weiter und ignorierte den Schmerz, den der scharfkantige Fels an seinem Arm und an seiner Hand verursachte.   „Bitte, Zorro“, wiederholte sie wesentlich ruhiger, „Bitte lass mich los. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich retten willst, aber uns würde es gleichschlecht ergehen, wenn du es nicht schaffen solltest.“ Zorro wusste schon, ohne dass er zu ihr hinsah, dass sie ihn anlächelte. „Vertrau mir doch einfach“, antwortete er angestrengt, „Ich kann uns beide retten. Warte nur ab… ich schaffe das.“   Leise stöhnte er vor Schmerz auf und das Wasser färbte sich an einer kleinen Stelle leicht rötlich. Tatsächlich, der Fels hatte die Unterseite seines Armes aufgeschlitzt. Aber es lohnte sich dafür zu leiden, er konnte es schaffen, er besaß sowohl die Kraft als auch die Willensstärke dafür, davon war er überzeugt. Endlich kam er dem Fels näher, doch irgendetwas stimmte nicht. Es war viel zu leicht. Warum spürte er Sonjas Hand nicht mehr? Er drehte sich um und… sie war weg.   Zorros Herzschlag beschleunigte sich. Er konnte sie nirgends finden. Irgendwann musste er sie aus versehen losgelassen haben, aber wann? Entschlossen schwamm er zum Ufer, denn nur von da aus hatte er eine Chance, sie jemals wieder zu finden. Würde er sich von der Strömung mitreißen lassen, würde er gegen mehrere rausragende Felsen knallen und schnell das Bewusstsein verlieren. Also rannte er nun immer der Strömung folgend am Ufer entlang.   „Sonja!“, schrie er verzweifelt durch die Gegend, während er die Augen starr auf den Fluss gerichtet hatte. Er stellte fest, dass die Strömung schneller war als er. Das war gar nicht gut, obwohl er total entkräftet war, musste er noch schneller rennen. Dabei gab er schon alles.   Während er weiter rannte und noch immer nach ihrem Namen rief, wurde ihm nach und nach schwarz vor Augen. Ihm war klar, dass er jetzt nicht aufgeben durfte, Sonjas Leben war schließlich in Gefahr! Er musste weiter nach ihr suchen, doch ihm war, als ob er gleich umfallen würde. Sein Tempo ließ immer mehr nach, bis er stehen blieb und sich an den Knien stützte. Das war’s, bald würde er das Bewusstsein verlieren, dachte er sich. Das Blut rann noch immer literweise seinen Arm hinunter.   Er warf noch einen letzten Blick zum Fluss und erkannte von weiten irgendetwas Dunkles im Wasser, in der Nähe des Ufers vor einem Felsen. Zorro rappelte sich wieder auf. Das musste Sonja sein! Sie war am Ertrinken! Schnell näherte er sich dem Fluss, stieg mit einem Bein auf einen Stein und zog sie aus dem Wasser. Wäre dieser eine Fels, der sie gehalten hatte, nicht hier in der Nähe des Ufers gewesen… hätte er sie dann wahrscheinlich niemals gefunden. Zwar glaubte Zorro an so etwas normalerweise nicht, aber dieser Fels musste ein Geschenk Gottes sein.   Als er sie raus zog, schmerzte ihm das Herz bei ihrem Anblick: Sie war bewusstlos und hatte sämtliche offene Wunden am ganzen Körper, kaum zu schweigen von Knochenbrüche und Hautabschürfungen. Nun sah sie tatsächlich tot aus, nach einem langen, harten Kampf. Er hatte das Gefühl, er würde sie bei jeder Berührung nur noch mehr verletzen, also legte er sie so sachte wie nur möglich auf den Erdboden ab.   Nun musste das ganze Wasser, das sie runtergeschluckt hatte, aus ihrem Körper raus. Er hatte keine Ahnung, wie man das am besten anstellen sollte, aber irgendwie musste ihm das gelingen. Also hob Zorro etwas unbeholfen ihr Oberkörper hoch und drückte ganz leicht an ihrem Bauch, da er sie nicht noch mehr verletzen wollte. Jedoch wollte das Wasser einfach nicht aus ihr raus. Er hielt seinen unverletzten Arm um ihre Hüfte, hob sie höher, sodass sich ihr Oberkörper über ihren Beinen befand und rüttelte sie ein bisschen.   „Na komm schon“, flehte er im Stillen. Wie auf Kommando hörte er sie würgen und das ganze Wasser floss raus. Sie hatte eine Menge geschluckt, doch Zorro war erleichtert, dass ihm das gelungen war. Nun überprüfte er, ob sie atmete. Ganz entgegen seiner Erwartungen tat sie das nämlich nicht. Panik kroch in ihm hoch, dennoch schaffte er es sich einzureden, die Ruhe zu bewahren. Er durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Normalerweise sollte er, um sie wieder zum Atmen zu bringen, ihren Brustkorb auf und ab drücken. Aber er musste nach einer sanfteren Methode suchen, was wäre nämlich, wenn ihre Rippen gebrochen wären und er ihr dabei eine Rippe ins Herz stechen würde? Dieses Risiko sollte er nicht eingehen.   Das einzige, was ihm noch einfiel, war eine Mund-zu-Mund-Beatmung an ihr durchzuführen. Er öffnete ihren Mund und hielt kurz inne, dann beugte er sich langsam zu ihr runter, bis er ihre Lippen berührte. Zorros Herz raste und für einen kurzen Moment dachte er daran, Sonja zu küssen, doch schnell verwarf er diesen dummen Gedanken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)