Des einen Leid ist des anderen Freud von Peacer ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Aaah, es tut richtig gut wieder festen Boden unter den Füßen zu haben!“ Ace streckte sich genüsslich, ehe er sich grinsend in der kleinen Hafenstadt, an der sie soeben angelegt hatten, umsah. Er war einer der ersten, die an Land gegangen waren, erpicht darauf, die ihm noch unbekannte Insel zu erkunden. Ungeduldig drehte er sich zurück zur Moby Dick. „Oi, worauf wartet ihr?“ Thatch rollte die Augen, als er gemütlich die Laufplanke heruntergeschlendert kam, die Hände in den Taschen seines weißen Anzugs vergraben. „Wieso hast du es so eilig? Viel gibt es hier eh nicht zu sehen.“ „Davon will ich mich selbst überzeugen“, meinte Ace mit einem Funkeln in den Augen. Er mochte das Leben auf der Moby Dick lieben, aber nach ein paar Wochen war jede Abwechslung willkommen, und wenn es nur eine verschlafene kleine Insel war. Er wusste ganz genau, wie man sich hier am besten beschäftigen konnte, aber dafür musste man früh genug anfangen. Am besten sofort. Aber es fehlte noch immer jemand. Er runzelte die Stirn. „Wo bleibt Marco?“ „Der macht den Leuten Feuer unterm Hintern, die sich um das Aufstocken des Proviants kümmern sollen.“ Ace schnaubte. „Er hat sich doch gestern schon darum gekümmert.“ „Du weißt doch, wie pedantisch er ist“, sagte Thatch mit einem Schulternzucken. „Oi, das habe ich gehört!“ An der Reling erschien ein Kopf mit einer eigentümlichen blonden Haarpracht und blickte mit gerunzelter Stirn auf sie hinab. „Solltest du auch. Jetzt komm endlich!“, rief Ace dem ersten Kommandanten zu, welcher daraufhin kopfschüttelnd verschwand, hoffentlich um sich endlich zu ihnen zu gesellen. „Manchmal frage ich mich, ob er die Phönix- oder die Fledermausfrucht gegessen hat, mit seinem übernatürlichen Gehör“, murmelte Thatch. „Und ich frage mich, wann du endlich lernst, mein Gehör nicht zu unterschätzen.“ Ace grinste, als Thatch dank Marcos lautlosem Anschleichen erschrocken zusammenzuckte. Der Vizekapitän schmunzelte nur, als der Kommandant der vierten Division ihn verfluchte und wartete ab, bis dieser sich wieder beruhigte, ehe er sich an seine beiden Brüder wandte. „Was habt ihr denn vor?“ „Ace will die Stadt erkunden. Was er in zehn Minuten vorhat, weiß ich allerdings noch nicht.“ Die Feuerfaust grinste. „Eine Kneipe suchen und uns amüsieren, natürlich.“ Thatch wandte sich an Marco und hob demonstrativ eine Augenbraue. „Amüsieren, hörst du? Bist du dir sicher, dass das was für dich ist?“ Marco schmunzelte. „Lass dich überraschen.“ Dann nickte er Ace zu. „Los geht’s.“ Thatch behielt recht, was das Erkunden der Stadt anging: sie waren tatsächlich in einer halben Stunde fertig damit, aber das störte Ace nicht im Geringsten. Zufrieden an seiner Hähnchenkeule knabbernd, die er sich an einem Stand gekauft hatte (Marco hatte darauf bestanden, der Spielverderber hatte keine Lust auf eine Verfolgungsjagd) steuerten sie die Kneipe an, die sie vorhin gefunden hatten, um den zweiten Teil von Ace‘ Plan für den Tag in Angriff zu nehmen. Breit grinsend riss er die Tür auf und schwelgte kurz in der Aufmerksamkeit, welche die drei Piraten augenblicklich auf sich zogen, ehe er selbstsicher die Bar ansteuerte, Thatch an seiner Seite. Marco hingegen schlenderte zu einem freien Tisch an der hinteren Wand des Raumes, von wo man einen guten Überblick hatte und vor allem die Tür im Auge behalten konnte. Paranoider Bastard. Aber nun gut, der Platz hatte durchaus seine Vorteile. Ace zwinkerte einer hübschen Blondine zu, welche zusammen mit ihrem mutmaßlichen Freund an der Bar saß. Sie konnte ihr Lächeln kaum unterdrücken und wandte den Blick ab, während der Mann ihm einen äußert finsteren Blick zuwarf und einen besitzergreifenden Arm um ihre Schultern legte. Definitiv ihr Freund. Nicht, dass das Ace irgendwie stören würde. „Es ist schlecht angesehen, Essen von draußen mit rein zu bringen.“ Die Feuerfaust blinzelte die rothaarige Barkeeperin verdutzt an, kurzzeitig abgelenkt von dem tiefen Ausschnitt, welchen diese zur Show trug, ehe er sich an seine Manieren erinnerte und ihr fragend in die Augen sah. Sie hob eine perfekt geschwungene Augenbraue und deutete auf die Hähnchenkeule in seiner Hand, welche er komplett vergessen hatte. „Oh. Tut mir leid, daran hatte ich gar nicht gedacht.“ Einen gigantischen Biss später war nur noch der Knochen übrig, den er zielsicher in die nächste Mülltonne schmiss. Er schluckte schwer, ehe er sich keck über die Lippen leckte und sein charmantestes Lächeln aufsetzte. „Das war kein besonders guter Start. Erlaube mir, uns vorzustellen. Das hier ist Thatch“, er kickte seinen Kameraden kurz, welcher völlig fasziniert von dem reizenden Oberteil der Barkeeperin war und erst jetzt aufsah. Ace grinste und deutete zu dem Tisch, an dem der erste Kommandant Platz genommen hatte. „Der Mann da hinten, welcher aussieht, als würde er jeden Augenblick einpennen, ist Marco und ich bin Ace.“ Er deutete eine Verbeugung an. „Mit wem habe ich die Ehre?“ „Lady Luck, aber die meisten nennen mich einfach Lady. Was kann ich euch Jungs bringen?“ Sie sah amüsiert aus, aber nicht sonderlich beeindruckt. Aber nun gut, als Barkeeperin musste man einiges gewöhnt sein, vor allem wenn man so ein heißer Fegen wie sie war. Aber die Nacht war noch jung (viel mehr war es erst später Nachmittag) und so leicht würde Ace sicher nicht aufgeben. „Drei Rum, bitte.“ Als Thatch und er sich wenig später mit den drei Gläsern zu Marco gesellten, konnte der Kommandant der vierten Division sich nicht länger zurückhalten und neckte den Jüngsten im Bunde: „Die hat dich aber schön abblitzen lassen, eh?“ „Wahrscheinlich hat sie mein Begleiter abgeschreckt, welcher die Augen nicht von ihren Brüsten abwenden konnte“, konterte Ace augenblicklich und Marco grinste, als er einen Schluck von seinem Rum nahm. Thatch plusterte sich entrüstet auf. „Eine Frau, die sich so anzieht, will dass man ihre Vorzüge bemerkt! Mal davon abgesehen hättest du eh keine Chance bei ihr gehabt. Die Braut war eine Spur zu heiß für dich.“ „Magst du wetten?“ Ace‘ Grinsen war selbstsicher, als er Thatch mit einem herausfordernden Blick fixierte. Er wusste genau, was sein Freund antworten würde. Thatch machte keine Rückzieher, vor allem nicht wenn es um Frauen ging, sein selbst ernanntes Spezialgebiet. Aber Ace war auch kein Unschuldslamm. „5000? Hast du überhaupt so viel?“ Die Feuerfaust ließ sich von dem spöttischen Ton nicht verunsichern und schenkte seinem Freund nur ein noch größeres Grinsen. „Das solltest du dich besser fragen.“ Er nahm seinen Rum und stand auf. „Sieh zu und lerne.“ Damit marschierte er selbstsicher entschlossen zurück an die Bar und setzte sich dort auf einen Hocker in der Mitte, von wo aus man ihn unmöglich übersehen konnte. Thatch lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und nahm einen großen Schluck. „Das schafft er nie und nimmer“, meinte er im Brustton der Überzeugung, runzelte aber die Stirn, als er Marcos amüsierten Gesichtsausdruck sah. „Was? Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass er das schafft, oder?“ „Mmh, wer weiß“, brummte der erste Kommandant und ließ seinen Blick demonstrativ durch die Kneipe schweifen. „Aber eins ist sicher: Ace hat sich gerade die einzige Frau hier unter den Nagel gerissen.“ Thatch starrte seinen Freund entgeistert an, ehe er sich selbst mit geweiteten Augen umsah und feststellte, dass dieser Recht hatte. Die wenigen anwesenden Frauen waren entweder zu alt oder vergeben. „Scheiße.“ Marco schmunzelte nur und nippte gelassen weiter an seinem Rum. Ace öffnete schwungvoll die Tür zu seiner Kabine, ehe er sich mit einem Grinsen an seine Begleitung wandte und eine Verbeugung andeutete. „Willkommen in meinem bescheidenen Reich.“ Lady aber hatte wenig Interesse an dem Raum. Sie schloss die Tür hinter sich, ohne ihren hungrigen Blick von ihm abzuwenden und zog ihn mit ihren dunkelgrauen Augen förmlich aus. Wirklich viel blieb in der Hinsicht eh nicht mehr zu tun, da er doch schon vor längerer Zeit ein T-Shirt als überflüssig befunden hatte. Die Frauen schienen es genauso wenig zu vermissen, wie man an Ladys zufriedenem Lächeln erkannte, als sie provozierend die Konturen seiner Muskeln mit den Fingerspitzen nachfuhr. Dann schubste sie ihn zurück und Ace ließ sich willig auf seinem Bett nieder und sein Grinsen wurde nur breiter, als die hübsche Rothaarige sich rittlings auf seinen Schoß setzte, eine Hand in seinem Nacken, während die andere sich in sein Haar grub und ihn fordernd näher zog. Die Frau wusste, was sie wollte und Ace war mehr als nur gewillt, sich voll und ganz darauf einzulassen, als er ihre Hüften packte und sie in einen tiefen, leidenschaftlichen Kuss verwickelte, den sie ohne Umschweife erwiderte. Es dauerte nicht lange, bis jegliche Kleidungsstücke hinderlich wurden und wenig später auf dem Boden lagen und Ace seufzte genüsslich, als sich Lady mit ihren Küssen langsam aber sicher einen Weg über seinen Oberkörper nach unten bahnte. Er vergrub eine Hand in ihrer roten Haarpracht, als ihre vollen Lippen ihr Ziel fanden und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, als sie ihre Zungenfertigkeit aufs Neue unter Beweis stellte. Seine Augen rollten überwältigt nach hinten - und dann sank er etwas tiefer in seine weichen Kissen, vollkommen entspannt. „Ich kann’s immer noch nicht fassen.“ Ungläubig beobachtete Thatch, wie Ace zusammen mit der wohl heißesten Braut der Insel im Inneren des Schiffes verschwand. Dieser verdammte Glückpilz. Als sie ihn vor etwa einer Stunde in der Kneipe zurückgelassen hatten, um der Feier auf der Moby Dick beizuwohnen (schließlich gab es nichts mehr zu holen, dafür hatte Ace ja gesorgt), war Thatch schon beeindruckt gewesen, dass sie den Hitzkopf so lange geduldet hatte. Er hätte aber beim besten Willen nicht damit gerechnet, dass sie sich tatsächlich auf ihn einlassen würde. Wehleidig blickte er auf die kläglichen Reste seiner Ersparnisse hinab, die nach dem heutigen Pokerspiel noch übrig waren und schob diese seufzend zurück in seinen Geldbeutel. Es wurde so langsam Zeit, dass er die Gewinne seiner anderen Wetten einstrich. Oder sie an einem größeren Hafen anlegten, wo er Poker mit Leuten spielen konnte, die noch nicht alle seine Tricks kannten und selbst nicht zu fingerfertig waren. „Wie schafft Ace das jedes Mal?“, fuhr er fort, ein bisschen frustriert. Heute war wirklich kein guter Tag gewesen. Im Poker hatte er genau wie bei seiner Wette verloren und eine Frau hatte er in dem kleinen Kaff auch nicht auftreiben können. Nur der Sake konnte die Situation noch zum Positiven wenden, also schüttete er sich eifrig nach. Marco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hilft es ja, den Frauen in die Augen zu schauen anstatt auf die Brüste“, meinte er und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. Thatch runzelte die Stirn. Sein Freund hatte gut lachen, immerhin hatte er bei dem heutigen Pokerspiel richtig abgeräumt. „Eine Frau, die sich so anzieht, will doch, dass man ihre Titten bemerkt und nicht ihre Augen“, wiederholte er im Brustton der Überzeugung. Marco rollte die Augen, sagte aber nichts. Schließlich hatte Thatch ja vollkommen Recht. Immerhin war der vierte Kommandant der Frauenexperte hier und nicht der Ananaskopf. Ace natürlich auch nicht, der hatte nur eine Glückssträhne, davon war er überzeugt. Welche eine Viertelstunde später anscheinend ihr Ende gefunden hatte, wenn man denn Ace‘ aufgebrachte Braut, die mit blitzenden Augen aus dem Inneren des Schiffes gestürmt kam, so interpretieren konnte. Thatchs Augen leuchteten auf und ein Grinsen erhellte sein Gesicht, als er augenblicklich seine Chance erkannte und hastig aufsprang. Keine allzu gute Idee, wie er feststellen musste, als ihm der Kopf drehte. Huh, er schien wohl doch etwas mit dem Sake übertrieben zu haben. Andererseits war dieser bisher der einzige Lichtpunkt an diesem Abend gewesen. Wie gesagt, bisher. Auf jeden Fall schaffte er es ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Mission erfüllt, ob auf gute oder schlechte Art und Weise. Grinsend winkte er sie herüber und hielt eine frische Flasche Sake als Einladung empor. Es schien zu wirken, denn nach kurzem Zögern kam sie entschlossen hinübergestapft. Sie schnappte sich die Flasche, öffnete sie mit einem gekonnten Handgriff (Barkeeperin eben) und nahm einen großen Schluck, bevor sie sich mit einem Seufzen auf den einzigen freien Stuhl fallen ließ, direkt neben einen glückseligen Thatch. „Was ist denn los, Schätzchen?“, fragte er mit einem kecken Lächeln und nippte an seiner eigenen Flasche. Lady schnaubte frustriert. „Dieser Arsch ist einfach eingeschlafen.“ Marco hob amüsiert eine Augenbraue, während Thatch unbekümmert mit den Schultern zuckte. „Der Junge hat halt keine Ausdauer.“ Er zwinkerte ihr verführerisch zu. „Nicht so wie ich.“ Lady aber ignorierte ihn, als ihre Wut erneut aufloderte. „So weit sind wir nicht einmal gekommen. Er ist mittendrin eingepennt“, knurrte sie und leerte die Flasche in einem langen, frustrierten Zug. Da schien wohl Ace‘ Narkolepsie in einem sehr ungünstigen Augenblick zugeschlagen zu haben. Aber wie hieß es doch so schön: des einen Leid war des anderen Freud. Thatch schob eine weitere Flasche hinüber, dann streckte er sich und legte seiner auserkorenen Braut vollkommen unauffällig einen Arm um die Schultern. Um sie zu trösten, verstand sich. „Das würde mir garantiert nicht passieren“, versicherte er ihren Brüsten, auf die er von seinem Platz aus eine blendende Aussicht hatte. Ihre Besitzerin schien das allerdings relativ wenig zu interessieren, als sie seinen Arm entschieden abschüttelte und einen weiteren tiefen Schluck nahm. Die Piraten in der Nähe sahen Lady allesamt bewundernd an; sie hatten sehr viel übrig für eine Frau, die trinken konnte. Daher wurde sie auch herzlich in ihrer Mitte aufgenommen und mit reichlich Getränken und noch reichlicheren Anmachsprüchen versorgt. Ersteres nahm sie dankend an, während letzteres vollkommen an ihr abprallte, sehr zu Thatch’s Leidwesen, dessen sehr umfangreiches Repertoire nach einer erfolglosen Stunde erschöpft war. „Hat es sehr weh getan, als du aus dem Himmel gefallen bist?“ Aber auch dieser Versuch scheiterte als Lady ihn zugunsten von Marco ignorierte. Er blinzelte. Moment mal. „Ich bringe dich besser nach Hause“, sagte der erste Kommandant gerade bestimmt. Lady nickte und hakte sich sogleich bei ihm ein. Sie schien wohl doch nicht ganz so trinkfest zu sein, vermutete Thatch. „Vielen Dank“, flüsterte sie und sah unter vollen Wimpern zu dem Phönix auf, während ihre Fingerspitzen das Tattoo auf seiner Brust nachfuhren. Marco lächelte zufrieden, als er mit ihr das Schiff verließ und einen verdatterten Thatch zurückließ, welcher beim besten Willen nicht verstehen konnte, was die Frauen wohl an einer verschlafenen Ananas fanden. „Vielleicht sollte ich auch damit anfangen, halb nackt rumzulaufen“, entschied Thatch grummelnd und griff nach einer weiteren Flasche Sake. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)