Während die BBA nicht da war von Marron ================================================================================ Kapitel 3: Spionieren - keine gute Idee --------------------------------------- Enrico schob sich die Sonnenbrille noch höher und sah sich um. „Uns scheint keiner zu erkennen, eh. Fast schon schade, no?“ Verärgert funkelte Oliver ihn an. „Nicht schade! Wir sind nicht zum Fanservice hier!“, fauchte er leise. Tatsächlich hatten alle drei Majestics sich verkleidet – sofern man dies so nennen konnte. Johnny hatte sich in Jeans und einen schwarzen Kapuzenpulli gehüllt. Er hatte die Kapuze aufgezogen und verbarg so seine leuchtend roten Haare. Oliver hatte auf seine üblichen Mützen verzichtet und seine Haare in einen strengen Pferdeschwanz gebunden. Er trug eine dunkle Hose und ein weißes Hemd, plus dunklem Pullover. Enrico hatte eine Mütze auf seine blonden Haare gezwungen und hatte ebenfalls Jeans an. Ein dunkelblauer Rollkragenpulli und eine schwarze Lederjacke komplettierten das Bild. Insgesamt waren die Jungs nicht mehr als sie selbst zu erkennen, was bei ihrem Vorhaben ja der Sinn war. Hätten irgendwelche Fans sie erkannt, wäre auch Robert mit ziemlicher Sicherheit auf sie aufmerksam geworden und sie hätten sich das mit dem Spionieren abschminken können. Oliver ließ seinen Blick über die Menge wandern. „Laut Gustav müssten wir mit demselben Flug gekommen sein, wie Robert. Er müsste also hier sein. Sieht ihn einer von euch?“ Johnny wollte schon verneinen, als er einen ihm sehr bekannten lila Haarschopf in der Menge entdeckte. „Da!“, rief er und deutete nach vorn. Die anderen beiden Köpfe ruckten herum. „Stimmt“, meinte der Franzose. „Los, gehen wir hinterher! Bevor wir ihn aus den Augen verlieren!“ Sie waren fast ohne Gepäck gekommen, schnappten sich also die Taschen, welche als Handgepäck durchgegangen waren. Alles andere konnten sie sich kaufen, aber sie durften Robert jetzt nicht wieder verlieren. Sie hatten keine Ahnung, weshalb der Deutsche in Tokio war und kannten außer Tysons Dojo keine weitere Adresse, zu der er hätte gehen können. Mühsam quetschte sich Johnny durch die Menschen, welche einfach den Weg versperrten und ihm die Sicht nahmen. Er nahm einige empörte Ausrufe hinter sich war, die er jedoch gekonnt ignorierte. Er hatte wahrlich keinen Nerv, sich jetzt um verletzte alte Damen zu kümmern, die er angeblich umgeworfen habe. Mit hektischen Blicken suchte er nach seinem besten Freund und fand ihn nahe des Ausgangs wieder. Als er hinterhertrabte – und dabei einen kleinen Abstand ließ, um sich notfalls verstecken zu können -, bemerkte er, dass Roberts Hände zu Fäusten geballt waren. Nervös sah der Deutsche über die Schulter. Mehrmals. Befürchtete Robert etwa, dass ihn jemand sah? Er benahm sich beinahe schon wie ein Spion, der seinen Auftraggeber treffen will, um ihm Informationen zukommen zu lassen! Öfters sah er auf die Uhr und dann schweifte sein Blick über den Parkplatz. Wartete er auf eine Person, die ihn abholen sollte? „Robert! Wie schön, dass du so schnell warst!“, tönte eine dunkle Stimme mit rollendem "R" zu ihm hin. Robert direkt vor ihm zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen, bevor er sich wieder um eine neutrale Miene bemühte. Er drehte sich zu dem ebenfalls lilahaarigen Mann um, welcher mit großen Schritten auf ihn zueilte. Sein grüner Mantel wehte hinter ihm her und die schwarze Maske versteckte die hinterlistigen Augen. Johnnys Herzschlag setzte einen Moment aus. Er fühlte sich, als habe man ihm in den Magen geschlagen. „Unmöglich“, flüsterte er schockiert. „Boris“, meinte Robert nun halblaut und sein Ton war fast neutral – bis auf ein kleines Zittern, welches er nicht unterdrücken konnte. Der stämmige Russe schlang seine Arme um den Teamkapitän der Majestics und er umarmte ihn fest. Johnny sah, wie Robert sich komplett versteifte, als er leicht hochgehoben wurde. Boris` Lippen bewegten sich, er schien etwas zu sagen, aber Johnny konnte selbstverständlich auf diese Entfernung nichts verstehen. Dann setzte er den Deutschen wieder ab und gemeinsam verschwanden sie zu einem Wagen mit getönten Scheiben. Sie stiegen ein und fuhren los. Die Träger der Tasche rutschten Johnny über die Schulter und seine Tasche fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden. Er starrte auf die Stelle, an der Robert eben noch gestanden hatte und schluckte schwer. „Johnny? Johnny! Wo ist Robert?“ Oliver und Enrico hatten ihn im Gedränge verloren und jetzt erst aufgeschlossen. Ihnen war die Szene von eben folglich völlig entgangen. Erst, als eine Träne auf seinen Hals tropfte, bemerkte Johnny, dass er weinte. Hastig wischte er sich mit dem Ärmel seines Pullis über die Augen, aber es war schon zu spät. Oliver hatte seine Tränen gesehen. „Johnny...“, keuchte der Franzose schockiert. „Was hast du gesehen?“ „Es ist vorbei. Unser Team gibt es nicht mehr.“ Er war überrascht, wie ruhig seine Stimme klang, obwohl er sich fühlte, wie mit Eiswasser übergossen. „Robert arbeitet jetzt für Boris.“ Die zwei hinter ihm sahen sich verdattert an. Dann kreischten sie unisono los: „WAAAS?!“ „Ich hab`s gerade gesehen. Boris hat ihn persönlich abgeholt. Und ihn begrüßt, wie seinen besten Mitarbeiter. Wie einen Freund. Robert ist zu ihm ins Auto gestiegen.“ Das war der Moment, wo er sich setzen musste, weil seine Beine ihn nicht mehr trugen. Er schlug sich die Hände vors Gesicht und schluchzte auf. Wie konnte Robert sie alle nur so verraten? Warum tat er ihnen das an? Warum tat er Johnny das an? Sein bester Freund war ein Verräter. Er wünschte sich in diesem Augenblick, er hätte darauf verzichtet, allem auf den Grund zu gehen und dies nie erfahren. Wie sollte er Robert nun je wieder ins Gesicht sehen? Wollte er das überhaupt? Würde er es denn je wieder können? Es gab ihm ein unangenehmes Gefühl im Magen, dass er auf diese Fragen keine Antwort fand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)