Der Ring der neun Welten von Vampire-fairy-chan ================================================================================ Kapitel 39: Lokis Eiszapfen --------------------------- Loki hatte gar nicht mitbekommen, dass er nun nicht mehr vollkommen allein in der Zelle war. Er spielte gerade eine todtraurige Melodie, die anlässlich einer Totenfeier für einen Helden Asgards komponiert wurde. Loki liebte dieses Stück und spielte es mit all seinem Herzen. Die Töne tanzten durch die Luft, füllten sie mit Trauer und Ehrfurcht, mit Anerkennung und Liebe zum Verstorbenen. Sie schlug sich die Hände auf den Mund, um ihn nicht durch irgendeine unbedachte Äußerung abzulenken. Sofort gefangen in der Melodie setzte sie sich still und leise und hörte ihm verträumt zu. Sie war unglaublich bewegt. Und schon wieder an diesem Tag lief ihr eine Träne aus dem Augenwinkel. Loki spielte weiter, seine geschickten Finger schlossen und öffneten die kleinen Löcher der Flöte und ließen die Musik entweichen. Sein Gesicht war vollkommen offen, keine Mauern, die er aufgebaut hatte, kein bissiges Lächeln, keine unnachgiebigen Augen. Nein, das hier war Loki… einfach nur Loki. Eine einsame, geschundene Seele, die einfach nur noch akzeptiert und geliebt werden wollte. Sein Gesicht war traurig verzogen und die Töne wurden immer höher, zogen am Herzen aller Zuhörer, ließen sie die Einsamkeit fühlen, die er nur mit der Musik ausdrücken konnte. Am liebsten wäre sie auf ihn zu gestürmt und hätte ihn in ihre Arme geschlossen, doch sie wagte es nicht. Denn jetzt, wo er sich ihr so vollkommen verletzlich und offen zeigte, war er doch weiter entfernt als jemals zuvor. Sie biss sich auf die Lippe und lauschte den letzten verklingenden Tönen, die ihr Herz so aufgewühlt hatten. Das Lied ging dem Ende zu und einige letzte verschlungene Klänge ertönte, bevor die letzte, hohe Note gespielt wurde. Sie hallte im Gefängnis nach und es war, als wäre sie ein letztes Aufbäumen gegen die Gefangenschaft, unter der Loki offensichtlich so sehr litt. Traurig seufzend nahm er die Flöte von den Lippen und öffnete die Augen. Doch als er in Sturmaugen blickte, weiteten sie sich und er krächzte “Robin?!” Sofort räusperte er sich, als er seine eigene Stimme hörte. Er sah kurz von ihr weg, verbarg sein Gesicht vor ihr. Er musste erst seine Mauern aufbauen, bevor er sich mit jemanden unterhalten konnte, sonst war er angreifbar. Sie brachte selber keinen Ton raus. Ihr Mund war leicht geöffnet und sie versuchte, so schnell wie möglich die Tränen zu verbergen, die er verursacht hatte. Wild wischte sie an ihren Augen herum. Loki atmete einmal tief durch und schloss die Augen. Sofort wurde das Gesicht, das Sekunden vorher noch so verletzt und traurig war, emotionslos, bevor sich ein schalkhaftes Lächeln auf seine Lippen legte. Es war fast unheimlich, wie schnell Loki seine wahre Gemütsstimmung verändern und andere somit hinters Licht führen konnte. Er drehte sich wieder zu ihr um und zwirbelte seine Flöte zwischen den Fingern. “Oh, habe ich Mylady zum Weinen gebracht? Tut mir außerordentlich Leid… nein, wartet… tut es nicht.” Sein Lächeln war amüsiert und Robin dachte, sie würde von der plötzlichen Veränderung ein Schleudertrauma bekommen. Kurz war ich noch verwirrt gewesen, weil er seine Stimmung so überzeugend schnell verändern konnte. Aber diesmal täuschte er mich ausnahmsweise mal nicht. Schnell schüttelte ich den Kopf. Nach diesem Lied war ich einfach nicht mehr zu Scherzen aufgelegt gewesen. Das rührte natürlich unter anderem auch daher, dass meine Stimme so belegt war, dass ich keinen Ton heraus bekam. Das würde nun etwas dauern, bis ich sie wiederfand und die Genugtuung einer gebrochenen Stimme wollte ich ihm nicht geben. Musste er sich ausnahmsweise mal mit Schweigen begnügen. Ich schenkte ihm einen finsteren Blick, während ich die Kette seiner Mutter abnahm. Gut, dass ich sie mir umgelegt hatte, sonst hätte ich sie nur wieder vergessen. Feinsäuberlich legte ich sie und den restlichen Schmuck auf seinen Tisch. Dann schritt ich zu seinem Bett und machte mich darauf breit. Da fiel mir auch auf, dass ich meine Kamera wieder bei mir hatte. Haha, war wohl auch besser so, sonst hätte Tom nun alle Fotos. Ich schüttelte kurz den Kopf, um den Gedanken wieder los zu werden. Mit einer hochgezogenen Augenbraue deutete ich auf die Kamera. Loki wusste, was ich damit meinte. Sofort grinste er selbstgefällig. “Und? Hat dir meine Überraschung gefallen?” Ich verzog den Mund zu einer Linie und zuckte nur mit den Schultern. Ja, es hatte mir gefallen, zu sehr für meinen Geschmack, aber das brauchte er ja nicht zu wissen. Ich wollte den Mund öffnen und etwas Abfälliges von mir geben, aber ich merkte, dass meine Stimme mir ja eh nicht gehorchen würde, also ließ ich es. Mehr würde er von mir an Reaktion nicht bekommen. Loki sah mich mit einem verwirrten Blick an. “Was? Keine bissigen Kommentare? Keine schnippischen Bemerkungen über meine Eitelkeit? Habe ich dir wirklich so sehr die Sprache verschlagen?” Ich seufzte, ohne reden kam man der Silberzunge nicht wirklich entgegen. Also räusperte ich mich. “Na ja, hat schon gepasst, nichts Besonderes halt. Bist wirklich zutiefst gelangweilt, was?” Ich zuckte wieder gleichgültig mit den Schultern. Loki lachte. “Ja ja, spiel es nur herunter. Ich glaube, ich muss dich mal wieder daran erinnern, dass ich Lügen erkennen kann. Deshalb der Titel ‘Gott der Lügen’” Seine Augen blitzten schelmisch. Ich rollte noch mit den Augen. Er konnte doch bestimmt nicht erspüren, wie groß die Lüge war. Oder etwa doch? Irgendwie muss der Kerl doch zu täuschen sein…. Loki sah sie an und er wusste, das sie irgendetwas ausheckte. “Was geht in deinem hübschen Kopf vor?”, fragte er neugierig und etwas wachsam. Er wusste nicht, wie lange Robin ihm beim Spielen zugesehen hatte, wusste nicht, ob sie hinter seine Fassade blicken konnte. “Tja, das wüsstest du wohl gerne, aber Pech gehabt, du wirst es nicht erfahren, außer du kannst Gedanken lesen”, meinte sie nüchtern. Loki sah sie belustigt an. “Nun, das wäre natürlich sehr nützlich, aber leider kann ich das nicht. Deshalb muss ich auf die altbewährte Kunst des Ausfragens und Manipulierens zurückgreifen.” Seine Stimme war gespielt ernst. Sie zog interessiert eine Augenbraue hoch. “Na dann, fang mal an, vielleicht schaffst du es ja herauszufinden, was ich denke. Ich bin gespannt, Mr. Manipulation.” Sie blickte siegessicher direkt in seine Augen. Ohhh… wie sehr Loki das liebte. Eine Herausforderung! Er sah sie forschend an, ließ seinen Blick über ihren ganzen Körper wandern. “Hmmm… was hast du gedacht… du hast über mich nach gedacht, das ist schon mal klar. Du denkst ja immer an mich”, er grinste herausfordernd. Sie lachte auf. “Nein, da muss ich dich leider enttäuschen. Ich besitze auch ein Leben außerhalb und dem widme ich einen viel viel größeren Teil meiner Gedanken. Böööööp. Falsch! Der Kandidat hat 0 Punkte.” Loki schüttelte den Kopf. “Nein… ich formuliere es um. Du hast gerade vorhin an mich gedacht. Du hast ja immerhin schon zugegeben, dass du an mich denkst.” Sie verzog leicht ihren Mund. “Nun ja, das ist jetzt aber auch nicht dieeee Erkenntnis! Schließlich hängen wir ziemlich viel miteinander rum, da lässt sich das wohl kaum vermeiden. Und ich könnte wetten, dass du auch an mich denkst!” Sie zwinkerte mit einem Auge. Er lächelte sie an und sein Lächeln war entwaffnend. “Immer, zu jeder Zeit.” Nun war sie baff. Nach diesmalig verhältnismäßig kurzer Zeit fand sie ihre Sprache wieder. Aber besonders schlagfertig war es nicht. “Hast du nichts besseres zu tun?” Loki wusste, dass er sie mit solchen Sätzen am Besten aus der Reserve locken konnte, dass sie echt waren, musste sie ja nicht wissen. “Nein, habe ich nicht, denn du bis das Beste.” Sofort wie aufs Stichwort lief sie rot an und schaute ihn aus großen Glupschaugen fassungslos an. Schnell schüttelte sie sich. Natürlich glaubte sie ihm nicht und musste deswegen etwas dagegen sagen. “Na ja, wenn man mal meine Konkurrenz vergleicht… möchte ich das ja wohl auch behaupten. Wäre wirklich traurig, wenn du die Neandertaler von gegenüber besser findest als mich…” Loki sah zu den anderen Gefangenen herüber und schmunzelte, dann sah er sie offen an. “Du bist die Beste, der ich je begegnet bin. Wenn ich in einem Raum voller wundervoller, williger Frauen stehen würde, dann würde ich immer noch nur an dich denken.” “Weil ich die Einzige bin, die nicht willig ist und sofort vor dir kniet? Na ja, und die ganzen Besuche müssen ja was bewirkt haben, findest du nicht? Aber ernsthaft… worin bin ich die Beste? Im Wiedersprechen? Ja … darauf bilde ich mir was ein.” Sie grinste vielsagend, doch Lokis Blick veränderte sich nicht. “Weil du du bist. Du bist die Beste, weil du dich nicht verstellst, mir nicht etwas vormachen willst. Du mich behandelst, wie jeden anderen auch. Deshalb bist du die Beste… weil ich mich nicht vor dir verstecken muss.” Sie lachte wieder auf. “Warum sollte ich auch? Bringt mir doch nichts. Du hockst im Knast, was sollte ich schon von dir bekommen können? Na ja, außer, dass du mich nicht killst. “ Sie zuckte mit den Schultern. “Und ich bezweifle stark, dass du dich vor jemanden verstecken würdest, dein Ego ist dafür doch viel zu groß.” Innerlich dachte sie sich, dass das einfach nur dannach klang, dass sie eine gute Freundin war, so was wie seine beste Freundin. Wahrscheinlich war sie das auch, weil sie die Einzige war. Lokis Blick wurde etwas trauriger, den Grund für die Ausfrage, hatte er schon ganz vergessen. “Nun… den Meisten ist es egal, dass ich im Gefängnis bin… dennoch wollen sie meinen Tod. Du nicht… und damit bist du eine der Wenigen.” Seine Stimme war sanft und gespannt wartete er auf eine Antwort. Ich seufzte schwer. “Man kann es drehen, wie man will. Du hast einfach sehr Vielen auch das Leben genommen und hätte ich dich nicht kennen gelernt, würde ich auf ihrer Seite stehen, vielleicht würde ich nicht wollen, dass du stirbst. Denn meiner Meinung nach wäre das zu gütig… aber…” Ich brach ab, denn ich denke, er wusste, was ich damit sagen wollte. Es war nur die Wahrheit, so grausam und nüchtern sie auch nur war. Loki nickte. “Und doch fühlst du jetzt nicht so. Oder stimmst du mit ihnen überein? Dass ich ein Monster bin? Ohne Herz und kalt wie Stein? Dass ich nie hätte geboren werden dürfen?” Ich schüttelte bestimmt den Kopf. “Nein, du bist kein Monster, zumindest sehe ich keines in dir. Und du hast ein Herz. Allein dieses Flötenspiel von vorhin hat es bewiesen. Niemand ohne Herz wäre so gefühlvoll!” Ich stand auf und ging ein paar Schritte auf ihn zu, sodass ich direkt vor ihm stand. Dann legte ich eine Hand an sein Gesicht und schmunzelte leicht. “Ich glaube, im Moment ist sogar meine Hand kälter als dein Gesicht. Du bist eindeutig warm!” Loki atmete tief ein und nahm all seinen Mut zusammen. Er blickte auf den Boden und seine Haut wurde kühler. Sein Gesicht blau. Er verwandelte sich vor meinen Augen, aber ich konnte die Hand nicht von seiner Wange nehmen. Mit einem erneuten tiefen zittrigen Atemzug öffnete er die roten Augen und sah mich voller Angst an. “Sagst du das jetzt immer noch?” Seine Stimme war leise und verletzlich. Ich konnte es nicht ertragen, wenn er so traurig aussah. Es brach mir das Herz. Ja, es war unheimlich, aber er sah immernoch aus wie er. Die Gesichtszüge blieben die Gleichen, nur die Farbe änderte sich. Für mich war er nun eben ein blauer Loki. Ein Schlumpf oder Avatar. “Hmmmm, also du hast es tatsächlich geschafft, die Temperatur meiner Hand anzunehmen… ich glaube, ich sollte mir vielleicht doch Handschuhe besorgen… und.. ich finde dich nicht unheimlich, um das gleich mal klar zu stellen. An Halloween und Fasching könntest du sogar genau so auf die Straße gehen… mein Schlumpf! Aber, Hautfarben steht dir besser… außerdem hab ich Angst, dass du jeden Moment doch ´ne Unterkühlung bekommst….” Ich lächelte ihn an und tätschelte seine Wange. Ich hoffte, das riss ihn aus der Lethargie. Ich hoffte es so sehr. Loki stieß die Luft in einer Art ungläubigen Lachen aus, in dem man all seine Erleichterung heraushören konnte. Allmählich nahm seine Haut wieder den blassen Ton an, den ich gewohnt war. “Danke. Du weißt nicht, wie dankbar ich dir bin, dass du nicht schreiend davon gelaufen bist.” Selber auch erleichtert, dass er nicht mehr so traurig aussah, ging mir ein Stück weit das Herz auf. Schnell schüttelte ich den Kopf. ”Nein, so schlimm ist es doch gar nicht… außerdem hatten wir das mit dem Weglaufen doch schon.” ich zuckte mit den Schultern. “Frigga hatte mich ja schon vorgewarnt, aber ich glaube, auch ohne Warnung hätte ich nicht groß anders reagiert. Vielleicht hätte ich ein bisschen gegafft und das Bedürfnis gehabt, dich anzulecken, um zu sehen, ob meine Zunge kleben bleibt…” Shit! Das war zu viel der Ehrlichkeit. Prompt wurde ich rot und nahm meine Hand von seinem Gesicht. “Vergiss es! Vergiss einfach alles, was ich gerade gesagt habe, ok?”, meinte ich leicht panisch. Loki lachte über Robins Worte und als sie dann auch noch so panisch aussah und die Hand von seiner Wange riss, konnte er nicht mehr vor Lachen. “Du würdest mich ABLECKEN wollen? Um zu sehen, ob du kleben bleibst? Was bin ich?! Eine Straßenlampe?!?” Lachend ließ er sich in den Sessel zurückfallen. Sie schaute unschuldig in die obere linke Ecke. “Na ja… der Vergleich bietet sich an, oder etwa nicht?”, murmelte sie mit einem immer noch hoch rotem Kopf. Lokis Augen blitzten listig auf. “Ach, aber du hast meine Straßenlampe doch gar nicht in voller Pracht gesehen.” “Das muss ich auch gar nicht… die Andeutungen haben gereicht und sehen nicht alle ‘Straßenlaternen’ gleich aus?” Loki lächelte anzüglich. “Nun, es kommt auf die Größe an. Aber schön, wenn du dir ein Bild davon machen kannst. Das heißt ja, ich habe meine Arbeit gut gemacht.” Leicht verlegen kratzte sie sich sich am Kopf. “Das kann ich nicht beurteilen, solange sie ihre Arbeit tun, ist mir die Größe eigentlich egal….”, murmelte sie. Loki lachte wieder und irgendwie zweifelte er daran, dass Robin genau wusste, worüber sie sprachen. “Robin, du bringst mich noch um”, meinte er nach Luft schnappend. Verwirrt zog sie eine Augenbraue hoch. “Hä? Wieso denn? Was ist an diesen kalten harten Dingern denn so lustig?” Loki bekam sich nicht mehr ein vor Lachen und keuchend meinte er: “Vielleicht hast du ja Eis am Stiel lieber!” “Ja schon, da macht man sich wenigstens nicht so die Finger schmutzig… aber was hat das damit zu tun?” Sie stand nun total auf dem Schlauch. Loki musste sich den Bauch halten und meinte: “Nun, wenn du daran lutscht, dann machst du dir aber den Mund ganz schön schmutzig.” Auf den letzten Teil ihrer Frage ging er erst gar nicht ein. Nun schaute sie wie aus dem letzten Loch. “Na ja, nur, wenn das Ding zu groß ist, sodass es nicht ganz in den Mund passt, sonst ist das doch eine ganz saubere und leckere Angelegenheit… also nicht die Laterne, sondern das Eis!”, versuchte sie nutzloser Weise klar zu stellen. Loki liefen mittlerweile Lachtränen aus den Augenwinkeln. “Na, dann hoffe ich, dass es bei mir auch eine saubere und leckere Angelegenheit wird, wenn du es je versuchen solltest.” Er lag mittlerweile fast auf den Boden durch das Schütteln des Lachens. “Wieso bei dir? Du bist doch kein Eis… oder kannst du welches produzieren? Das wäre ja mal mega praktisch im Sommer… ach ja, stimmt, kannst du ja… hehehe, ein wandelndes Gefrierfach. Man lege einfach die Pizza unter deinen einen Arm und die Erbsen unter den Anderen und schon muss man sich keine Sorgen machen, dass es vergammelt. Heheheh, ich könnte schon die Werbung sehen. Der praktische Loki - jetzt im Tiefkühlfach”, laberte sie einfach weiter drauf los. Ungläubig sah er sie an. “Ein Gefrierfach? Das höre ich zum ersten Mal. Noch nie hat mich jemand als Gefrierfach bezeichnet. Nun, die Kühlflüssigkeit habe ich ja in meinem Eiszapfen.” Lokis Augen funkelten belustigt. “Du hast Eiszapfen? Das ist, glaube ich, nicht so gut… soll ich dir ein Taschentuch geben, damit du es abwischen kannst? Nicht, dass er am Schluss abbricht und ein Stück von dir mitnimmt. Stelle ich mir irgendwie schmerzhaft vor….”, murmelte sie ehrlich besorgt. Loki prustete erneut los. “Hahahahaha, hach… wie kannst du das alles mit einem so ernsten Gesichtsausdruck sagen?! Selbst ich müsste schmunzeln!” Er sog gierig die Luft ein. Immer noch ratlos blickte sie ihn an. “Wieso denn? Ich versteh’ nicht… also, mir ist schon klar, dass du gerade keinen Eiszapfen hast, der würde ja jetzt nur tropfen und das würde ich sehen… aber was ist denn so lustig daran? Also ich hab auch Fotos gesehen, wo mein Dad nen Eiszapfen hat, der war echt ganz schön groß und hing runter. Keine Ahnung, wie seine Nase das ausgehalten hat….”, brabbelte sie weiter. Das war für sie einfach noch nicht deutlich und offensichtlich genug. Loki hatte sich erst verschluckt, als Robin anfing zu erzählen und er konnte nicht mehr mit ansehen, wie sie sich immer weiter ins Verderben redete. Immer noch lachend meinte er: “Robin… ich glaube, du weißt nicht, was wir hier gerade machen…” “Doch! Wir reden über Straßenlaternen und Eiszapfen…”, sagte sie immernoch total unschuldig. Sie verstand nicht, was er meinte. Wie sollte man das denn anders interpretieren? Er nickte schmunzelnd. “Ja, aber das sind Methapern… genauso wie Lollipop, Laugenstange, Eisenstange und so ziemlich allen anderen, härteren, länglichen Sachen, an denen man lecken kann.” Er wartete auf ihre Reaktion. Mal sehen, ob sie verstand. Jetzt fiel der Groschen. Vollkommen perplex starrte sie ihn an, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Lange… harte… Dinge… die man leckte… Oh Gott! Wie kann man nur so dämlich sein? Unwillkürlich wanderte mein Blick hinuter zu dem Objekt, über das ich unwissentlich geredet habe. Mein Herz blieb ein paar Sekunden vor Schreck stehen. Sonst war ich doch auch nicht so begriffsstutzig. “Ich… äh… oh.. mein Gott… ich was… nein.. also… so war das nicht gemeint…. ich whaaaaaaa…. ich wollte nie damit sagen… dass dein…. also Laterne… ich ….” Panik machte sich in mir breit und ich wich zwei Schritte zurück. Heilige Scheiße! Konnte man wirklich so dreckig reden, ohne es mit zu bekommen? Hier der Beweis, ja man konnte. Und Loki, der Drecksack, lachte mich auch noch aus. “Ich fasse es nicht, dass du das Alles erst jetzt bemerkt hast. Ich dachte am Anfang, du wüsstest, worüber ich rede… aber nein… das war so unbeschreiblich komisch.” “Mein Gott, mobb mich nicht, nur weil ich nicht so dreckige Gedanken habe wie du!”, schrie ich und kniff dabei beschämt die Augen zusammen. Ich schämte mich ja selber und wenn das ihm passiert wäre, hätte ich nicht minder dreckig gelacht. “Du hast genauso dreckige Gedanken wie ich” , meinte er, “Du hast nur vergessen, deinen Kopf einzuschalten.” “Nein, scheinbar nicht! Ich bin ein totales Engelchen mit unschuldigen Gedanken, die du versuchst zu versauen, denn du bist der Teufel….” Ich streckte ihm die Zunge raus. Er spielte mit. “Ja, ich bin der das blaue Monster aus der Eiswelt, dass die Erde in eine neue Eiszeit stürzen will.” Er wackelte mit den Fingern in der Luft. Ich kicherte und rollte mit den Augen. “Dann rette ich die Erde, indem ich deine kalten Finger wärme.” Ich grinste mit einem Funkeln in den Augen. Nun, nachdem ich wieder auf pervers eingestellt war, bekam er den Dreck, den er wollte. Er lehnte sich erneut im Sessel zurück. “Ach, und wie willst du das anstellen?” Nun war ich es, die dreckig grinste. “Nun ja.. du wirst es kaum glauben, aber ich kenne da einen Ort, in mir, der richtig heiß ist, ich glaube, da bekomm ich deine kalten Finger schon wieder heiß, denkst du nicht? Und ich glaube, ich würde nicht nur deine Finger in mir aufheizen… deinen Eiszapfen würden da bestimmt auch ein zwei Orte das Tropfen lehren.” Loki grinste. “Ich liebe heiße Quellen.” Nun wurde mir an den angedeuteten Orten tatsächlich heiß. “Und ich steh’ auf Eiszapfen…” whaaaaaaaaaaaa, hatte ich das gerade tatsächlich gesagt? Oh mein Gott, war ich notgeil. Und seit wann stand ich auf Eiszapfen?... Na ja, ok, als Kind hab ich sie gefuttert… obwohl ich bin mir nicht so sicher, ob ich Lokis Eiszapfen essen wollen würde… wäre das überhaupt Kannibalismus? Weil genaugenommen ist er ja kein Mensch… er sieht nur aus wie einer…. und wie konnten meine Gedanken von Dirty talk zu Kannibalismus abdriften? Manchmal verwirrte ich mich auch einfach selber ganz einfach. Schlimm so was. Aber zurück zum Eiszapfen.. ich glaube auf seinen.. stand ich seit… gestern? Also.. ich kann das ja noch nicht mal sagen… weil ich hatte ja eigentlich noch nichts mit seinem Eiszapfen zu tun… Ich spürte, wie mein Kopf wieder rot anlief. Loki lächelte. “Ich glaube, wir sollten aufhören. Ich möchte ja nicht, dass mein Eiszapfen schmilzt und deine Quelle Frostbeulen bekommt.” Sein Mund war zu einem amüsiertem Grinsen verzogen und lässig stand er auf. Robin war noch nie aufgefallen, wie groß Loki eigentlich war. Er überragte sie mindestens um einen Kopf. “Also, Mylady, was wollt Ihr an diesem wunderschönen Abend machen?” Fast hätte sie gemurmelt: “Ihren Eiszapfen testen, Mylord”, aber in letzter Sekunde schaffte sie es noch, sich zurück zu halten. Sie hatte einen Plan gehabt. Und nun wieder nüchtern sagte sie leise: “Wir holen heute den ersten Splitter aus meinem Arm…” Sie schluckte schwer. Denn davor hatte sie tatsächlich große Angst. Loki sah sie verwirrt an. “Aber wir haben doch noch zwei übrig? Wieso schon mit denen in deinen Arm anfangen… und du weißt, dass du dann hier gefangen bist, oder?” “Ach stimmt, die hatte ich ganz vergessen!” Sichtlich erleichtert atmete sie aus. Heute war noch nicht der Tag der Schmerzen. “Aber warte… füge nichts am Großen an! … Bitte nicht! Das… das ist zu gefährlich! Und ein Spiltter weniger, lässt mich schon nicht auf ewig hier gefangen sein, ist ja nur einer!”, meinte sie leichthin. Obwohl sie unglaublichen bammel hatte. Loki nickte und holte die Schatulle mit dem großen Stück und den noch zwei übrigen Kleinen. Er nahm die zwei Stückchen herraus und und legt sie auf den Tisch. Den Rest ließ er in der Schatulle. “Nun, das müsste eigentlich genauso wie beim ersten Mal sein, also brauche ich keine von diesen Präparaten.” Tief atmete er durch und konzentrierte sich. Es kam ihm wie Ewigkeiten vor, seidem er das das letzte Mal gemacht hatte. Er schloss die Augen und sammelte wieder Energie. Diesesmal würde er nicht so viel brauchen, das hieß, er musste sie nicht aufstauen, bis es sich anfühlte, als würde er platzen. Als das Kribbeln der Energie unangenehm wurde, sagte er die Worte und wieder fühlte er den vertrauten Fluss der Magie, die die Stücke zusammenfügte. Es dauerte nicht lange und als sie verbunden waren, war Loki nur etwas außer Atem. “Nun, wenn das doch nur immer so gut klappen würde.” Besorgt schritt sie auf ihn zu. Nach all den letzten schrecklichen Malen, konnte sie es kaum fassen, dass es diemal wirklich so einfach war. “Du musst nichts vorspielen, wenn es dir nicht gut geht, dann leg’ dich hin und ich kümmere mich um dich, ja?” Loki lächelte sie gerührt an. “Nein, wirklich, mir geht’s blendend. Und ich würde auch noch diese Stücke zusammenfügen, wen ich nicht wüsste, wie das Enden würde.” Sie schüttelte bestimmt den Kopf. “Nein, das reicht für heute” Das Nächste konnte sie sich einfach nicht verkneifen. Sie kraulte ihm hinterm Ohr und sagte breit grinsend: “gut gemacht”. Doch anstatt sie zu rügen, schnappte Loki mit seinen Zähnen nach ihrer Hand. “Es ist nicht gut, einen Hund zu kraulen, den man nicht kennt.” Ich zog schnell meine Hand weg und kicherte wie ein kleines Mädchen. “Aber ich kenne dich doch, damit habe ich nämlich schon gerechnet!”, posaunte ich stolz heraus. Loki grinste, bevor sein Gesicht wieder etwas ernster wurde. “Du möchtest also ein Stück aus deinem Arm holen?” Ich lachte trocken auf. “Von Wollen kann nicht die Rede sein, aber ich weiß, dass es gemacht werden muss…” Ich wollte es absolut nicht. Ich hasse Schmerzen, aber was getan werden musste, muss getan werden. Mein Herz schnürte sich bei dieser Vorstellung allein schon kräftig zusammen, sodass ich nurnoch schwer atmen konnte. Das gefiel mir gar nicht. Aber wenn wir weiter kommen wollten, wenn wir wollten, dass das Ding wieder richtig funktionierte dann mussten wir das tun… aber wollten wir das überhaupt? Ich erinnerte mich daran, woran ich schon den ganzen Tag gedacht hatte, womit ich schon den ganzen Tag kämpfte. Ja, es musste sein… Zögerlich blickte ich in seine Augen. Ich glaube, er wusste genau, was mir gerade durch den Kopf ging. Er lächelte mich beruhigend an. “Keine Sorge, es wird nur Ziehen. Es wird nicht weh tun.” Sanft fuhr er mit seinen Fingern über meinen Unterarm und ein Kribbeln breitete sich aus. Ein kleiner Splitter fing unter meiner Haut an zu leuchten und mein Arm schien wie taub, als er wie durch unsichtbare Fäden von Loki mittels Magie herausgezogen wurde. Eigentlich hatte ich gar nicht vor gehabt, es sofort zu tun, aber wenn er eh schon dabei war, konnte ich auch einfach die Zähne zusammen beißen und es ertragen. Fasziniert schaute ich mir das Spektakel an. Es war nicht so, als wäre es mein eigener Arm. Es war wie bei einer TV-Show. Man schaute unbeteiligt zu. Sobald der Splitter nun draußen war, schloss sich auf unheimliche Weise meine Haut wieder von selber und nichts, außer das bisschen Blut, dass verschmiert um die Stelle war, erinnerte noch an das eben Geschehene. Überraschend schnell war es vorbei und ich stieß die angehaltene Luft aus. Ich hatte noch nicht einmal bemerkt, dass ich den Atem so lange angehalten hatte. Anders fühlte ich mich auch nicht, was mich doch ein bisschen irritierte, aber nicht sonderlich störte. Ich brachte kein Wort heraus, sondern blickte nur stumm auf das blutverschmierte Stück Ring, dass bis eben noch in meinem Arm gehaust hatte. Loki sah sie abwartend an. “Und? Hat es weh getan? War nicht so schlimm, oder?” Ich schüttelte den Kopf. “Nein, es ging… aber ich muss zugeben, ich hatte trotzdem rießen Schiss… aber ok… so lässt sich’s machen und echt praktisch, dass keine Wunde zurück bleibt, findest du nicht auch?” Ich lächelte nervös. Meine Nerven waren von dem eben erlebten nämlich immer noch zum Zerreißen gespannt. Loki lächelte erfreut. “Na, dann. Ist doch gut. Wir können ja dann irgendwann die ganzen Stücke herausholen. Du musst dir nur genug Zeit freinehmen, denn du wirst nicht springen können.” Ich nickte. Ja, das war verständlich. Das ging nur, wenn wieder Ferien waren und oder ich bei jemanden angeblich war, als Tarnung. Denn wenn ich für einige Tage verschwinde, würde das bestimmt auffallen. “Tom!!!!” der war die Lösung. Er hatte sowieso angeboten zu helfen. Freudestrahlend nickte ich. In den nächsten Ferien würde ich mich einfach bei ihm einquatieren und keiner bemerkte etwas. Ja, das war die Lösung! “Tom?”, fragte Loki etwas erbost und sah mich grantig an: “Eigentlich heiße ich ja Loki.” Ich lachte auf. “Ja, ich weiß, dass du Loki heißt, mir ist nur die Idee gekommen, dass ich in den Ferien zu Tom ziehen könnte, als Tarnung, weißt du. Er weiß nämlich Bescheid und ähm… ja steht… ähhhh, na ja, er findet’s halt ok…” Ich konnte Loki ja wohl kaum gestehen, was ich für ihn empfinde und das Tom das auch schon weiß. Loki mochte das aber natürlich ganz und gar nicht. “Wieso hast du ihm von uns erzählt? Von mir?” Nun kam ich ein bisschen in die Bredouille, aber was sollte ich schon groß tun? “Na ja, ich brauchte jemanden zum Reden und da ist er halt zu mir gekommen und dann hatte er die Kamera gefunden….. und nun weiß er Bescheid…”, gestand ich. Ich verschwieg ihm besser, dass Tom genau die gleichen dreckigen Gedanken bei den Bildern hatte wie ich. Lokis Augenbrauen gingen hoch bis zum Haaransatz. “Er hat die Bilder gesehen?! Wieso, beim Namen der Götter, sollte er das tun?!?!” Ich zuckte mit den Schultern. “Neugier?” Gerade wüsste ich zu gerne, was mein Gegenüber dachte. So eine Schande, dass ich keine Magie beherrschte, wäre gerade einfach nur zu cool gewesen. “Gut, aber Neugier würde mich ein, zwei Bilder sehen lassen… und ich habe das Gefühl, dass war hier nicht der Fall… wieso?”, fragte Loki, sein Blick ließ sich nicht deuten. “Interessantes Gefühl, dass du da hast… wie wäre es mit sehr großer Neugier? Außerdem, siehste, so was passiert, wenn man sich unerlaubt an der Kamera einer Freundin vergreift! Geschieht dir nur recht!“, meinte ich nur. Keine Ahnung wieso, aber ich wollte nicht, dass Loki erfuhr, dass Tom schwul war. Bestimmt war das hier in Asgard ein Verbrechen und ich wollte nicht, dass er ihn schon hasste, bevor sie sich jemals begegnet sind. Loki zuckte mit den Schultern. “Ich habe manchmal solche Gefühle und sie sind normalerweise richtig. Und ich habe mich nicht an deiner Kamera vergriffen, ich habe sie benutzt und… warte mal… hast du gerade Freundin gesagt?” Lokis Stimme könnte man fast als hoffnungsvoll bezeichnen. “Hmmm, ich glaube, diese Gefühle sollte man mal untersuchen… und vergriffen und benutzt… ist doch das Gleiche”, sagte ich mit einer abfälligen Handbewegung. Vorsichtig lächelnd blickte ich auf. Ich hoffe, damit war ich nicht zu weit gegangen. “Ähm ja… sind wir doch, oder nicht? Ich denke, nach der ganzen Zeit, die wir so miteinander verbracht haben… könnte man uns als das bezeichnen… oder? Nur Freunde halt…..”, murmelte ich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)