Die Zauberin und der Fall der Arkana von Ghaldak (Die Abenteuer der Zauberin Freya, vierte Staffel) ================================================================================ Kapitel 2: Freya in: (22) Der Hauptmann von Punin (Karte: Manneskraft, umgekehrt) --------------------------------------------------------------------------------- Akt 2, Szene 1 – Ansage Im Empfangszimmer der Zaubererakademie von Grangor wartet Freya und liest ein Buch. Wilbrecht wartet zusammen mit ihr. Zeit vergeht. Wilbrecht: Fräulein Zauberin? Ist Euch auch langweilig? Freya: (im Lesen) Hmm? Wilbrecht: Unterhaltet Euch doch mit mir. Ihr interessierst mich. Freya: (setzt zu einer bösen Antwort an, verkneift sie sich aber, als sie über den Buchrand schauend den Stand ihres Gegenübers wahrnimmt. Sie legt das Buch weg und setzt die Lesebrille ab, die sie gleich verstaut.) Natürlich. Ich bin Freya, Herr Donator Lumini. Wilbrecht: Was beschäftigt Ihr Euch mit ketzerischer Hesinderei, Adepta Freya? Freya: Tue ich das? (Sie deutet auf ihr Buch.) ‚Firuna im Palast der Gräfin’. Sehr trivial, ziemlich unmagisch, in Adelsfragen völlig falsch und dafür ausgesprochen romantisch. Wilbrecht: Erzählt Ihr mir, warum Ihr eine Zauberin wurdet? Freya: Das ist wirklich eine lange Geschichte. (Pause) Die Kurzfassung? Ich wollte Menschen beistehen. Wilbrecht: Dazu musstet Ihr unbedingt zum Hexerstab greifen? Freya: Ich wäre sonst heute Eheweib, Mätresse oder Kurtisane. Wilbrecht: Vielleicht ist das Euer zugewiesener Platz. Freya: Wo wärt Ihr, wenn Ihr nicht Praios’ Willen gesehen hättet? Wilbrecht: Jagdmeister oder Kastellan oder Vogt irgendwo. Freya: Nun seid Ihr mehr, richtig? Wilbrecht: Bei aller Bescheidenheit, ja. Freya: Also, was wollt Ihr da noch wissen? Wilbrecht: Ich möchte ein guter und weltoffener Praiot sein, der den Menschen dient. Im Augenblick suche ich nach dem heiligen Licht, da dachte ich, die Illusionszauberer hier in Grangor könnten sich auskennen. Es klingt wie ein Scherz, ich weiß, doch bin ich verzweifelt. Auch der Praiosmond 1.034 BF ging vorüber und das Allerheiligste kehrte nicht zurück. Bald werde ich in meine Heimat zurückkehren müssen. Ich schäme mich so. Freya: (die Antwort erahnend) Und Eure Heimat ist… Wilbrecht: Andergast. In dem Moment tritt eine Statistenmagierin im Grau auf die Bühne und wendet sich an Freya und Wilbrecht. Magierin: Adepta Freya? Spektabilität Jikhbar lässt ausrichten, dass sich Euer Panzer nicht mehr auf dem Gelände befindet. Er wurde schon vor einer ganzen Zeit weiter nach Punin gesandt. Freya: Wie Ihr seht, werden wir nicht gemeinsam reisen. Vielleicht sehen wir uns jedoch in Andergast. Wilbrecht: Ich würde mich freuen… Fräulein Freya? (sie nickt) Mein Name ist Wilbrecht von Selmfeld. Habt keine Scheu, meinen Tempel aufzusuchen. Freya: Praios mit Euch, Wilbrecht. Ich muss mich erst einmal wieder an Aves halten. Sie steht auf und geht ab. Black. Akt 2, Szene 2 – Andergaster Grenzland, Gasthof Die Taverne befindet sich in einem typischen Zustand: Die Bedienung Iskara wird spielend mit den Gästen, darunter eine abgehalfterte Söldnergruppe fertig, ehe ganz plötzlich eine Gruppe des Heerbanns in voller Ausrüstung hereinpoltert: Lorana und Turike, die Amazone Chora, Immrade und weitere Frauen unter Waffen. Iskara beginnt mit einer gewöhnlichen Begrüßung, wird dann jedoch überrascht, während Immrade ebenfalls den ruhigen Weg wählen möchte, jedoch überspielt wird. Iskara: Willkommen im Weißen Ritter. Wir bieten alles für den müden Wanderer: Kühles Bier, herzhafte Speis und Zimmer für die Nacht. Immrade: Ihr habt einen Schlafsaal? Wir sind weit gereist. Lorana: (laut in die Menge) Hört her, Grenzvolk Andergasts. Die Stadt Eslamsbrück wurde den Mächten der Finsternis entrissen. Das ist ein großer Sieg! Turike: Siegreicher Heerbann! Dreimal Hoch auf den Heerbann! Dreimal Hoch auf den Wahren Kaiser! Die Soldatinnen geben sich selbst das Hoch und setzen sich dann um einen Tisch, während Chora noch kurz zu den Söldnern hinübergeht. Chora: Na, ihr Strohpuppen? Schmeckt das Dünnbier? Turike: Heerbann kämpft, Heerbann siegt – überall! Lorana: (nun auch lautstärkentechnisch nur noch auf die Runde bezogen) Außer, wo Keikin führt. Turike: Zugegeben. Dummes Weib. Soll verrecken! Lorana: Scheiß Keikin. Chora: (zu Iskara) He, Mädchen! Starre keine Löcher in die Luft und schaffe Bier ran, sonst klatscht es nach Amazonenart. Immrade: (zu Iskara) Ganz ruhig, sie meint es nicht so. Immrade setzt sich an den Tisch. Chora: (zu Immrade) Du bist weich! Der Zivilist steht unter dem Soldaten, denn der Soldat hat eine Waffe! Lorana: (zu Chora) Sei nett zu ihr. Es war ihr erster Einsatz. Immrade: Ich meine ja nur: Bevor du eine Waffe nahmst, warst du auch ein Zivilist. Chora: Amazonen nie! Iskara erscheint mit Bierkrügen und verteilt. Iskara: Und ihr seid wirklich… ich meine… die Heldinnen vom Heerbann? Ich meine, euch gibt es tatsächlich? Chora: Und wie! Magst du mal meinen Schwertarm fühlen? (sie präsentiert ihren Bizeps.) Immrade: Setze dich doch. Iskara: Hier in Andergast dürfen Frauen nicht kämpfen. Hier müssen wir kochen, putzen und Bier zapfen. Immrade: Ich war einmal eine Fuhrknechtsfrau. Ich kenne Plackerei. Iskara: Ihr hingegen… Lorana: Turike und ich sind Lanzenreiterinnen aus Ferdok. Ein Hoch auf den alten Ardo von Eberstamm, der sie wieder ins Leben rief. Dann wollten wir jedoch nicht mehr bloß unsere Heimatstadt verteidigen und schlossen uns dem Heerbann an. Chora: Ich bin Chora von der Amazonenhälfte des Heerbanns. Im Namen der Königin verwandele ich hübsche Töchter in Ehrfurcht gebietende Löwinnenkrieger. Lorana: Wir sind Kämpferinnen aus ganz Aventurien, geeint durch ein Ziel: Das Böse zu vernichten, wo auch immer es sich zeigt. Turike: Sag, Mädchen, gibt es auch schöne Männer hier in Andergast? Was anderes als das da? Chora: Sie spricht nur für sich. Mein Kerl sitzt in Perainefurten, der genügt mir. Iskara: Wir haben Grenzwächter. Eine Gruppe sollte bald vorbeikommen. Iskara verlässt den Tisch, um neues Bier zu zapfen. Turike: (zu Immrade) Was ist mit dir? Gehen wir uns gemeinsam was suchen? Immrade: (nach einer Pause) Ich mag Frauen. Chora: Kein Makel unter Amazonen. Nur sag: Magst du Brüste? Lorana: Nicht schon wieder. Immrade: Ist das eine Falle? Lorana: Sie möchte wissen, welche unserer Kommandantinnen dir besser gefällt: Sancide oder Marinna? Immrade: Ich kenne beide nicht. (nach einem Zögern) Ich mag Brüste. Chora: Dann bist du eine Amazone. Ich gratuliere. Gunda und Marja gehen, zunächst in dunklen Mänteln schwer zu erkennen, auf. Iskara geht auf sie zu und spricht ihren Begrüßungsmonolog. Iskara: Willkommen im Weißen Ritter. Wir bieten alles, was der müde Wanderer begehrt. Gunda: (in die Menge) Räuber der Kasparbaldsbande sind auf dem Weg hierher und werden bald angreifen. Spart eure Kräfte, Mädels: Heute Nacht wird gekämpft. Black. Akt 2, Szene 3 – Punin, Magierakademie Freya und Leila gehen gemeinsam auf – Letztere ist eine tulamidische Scholarin (entspricht einer Oberstufenschülerin), die sie durch die Stadt führte. Leila: Willkommen in der Akademie der Hohen Magie. Jetzt können wir sprechen. Freya: Was ist nur los mit der Stadt? Ich war im besetzten Albernia und selbst dort war es sanfter und wärmer. Leila: (sarkastisch) Willkommen im von Kaiserlichen besetzten Almada. Hier fällt es schwer, zu sprechen. (Pause) Kaiser Selindian Hal hat sich umgebracht. Was immer auch von ihm zu halten war, nun kann man sehen: Keinen Kaiser zu haben ist schlimmer. Torja geht aus einer anderen Richtung auf. Torja: Die Garden in der Stadt kommen frisch von der Ostfront. Wehe uns, mit denen wir belohnt wurden. Freya: Torja! Torja: Freya, du angenehme Überraschung! Wie ist es dir ergangen? Freya: Am Stadttor wurde ich intensiv durchsucht, intensiv befragt und nur mit einer Abholung hereingelassen, in der Stadt durfte ich wegen Spitzeln nicht sprechen und ein Passant, den ich anrempelte, hätte mich beinahe abgestochen. Könnte also besser sein. (zu Leila) Was habt ihr nur aus dieser Stadt gemacht? Leila: Das waren nicht wir, das waren die Herren. Torja: Scholarin! Gehe und erstatte Meldung. Leila geht ab. Torja: Du bist also hier. Freya: Ja. Torja: Möchtest du deinen Panzer zurückfordern? Freya: Ja. Torja: Sprich es aus. Freya: Ich fordere meinen Panzer zurück. Pause. Torja: Das ist gut. Die Magier haben ihn sehr intensiv untersucht, doch sie verstehen ihn noch immer nicht. Nun werden sie beiwohnen, wenn du ihn anlegst. Das werde ich auch – offiziell, damit dir nichts passiert, doch tatsächlich… damit dir nichts passiert. (Pause) Du wirst dich ausziehen müssen. Freya: Verstehe. (Pause) Na, wenn’s den Magiern eine Freude macht. Du hast wenigstens eine Decke für mich? Torja: Ich hole eine. Torja geht ab, verschiedene Magier in ebenso verschiedenfarbigen Roben gehen auf und Freya entkleidet sich (vielleicht hinter der Säule). Kurze Gespräche werden geführt und ein paar Ritualvorbereitungshandgriffe getan. Dann sind laute Stimmen von draußen zu hören. Leila: „Sie dürfen hier nicht sein. Wer sind Sie?“ Reto: „Leutnant Reto von Angersberg, Zweiter Gardekommandant. Das ist eine Hausdurchsuchung… Was trägt sie da für einen Panzer? Darf sie ihn führen?“ Leila: „Der gehört der Zauberin Freya. (Pause) Firlina Galahan.“ Reto: „Gib sie ihn mir. (zu jemand anderem) Steht sie auf unserer Liste?“ Carro: „Nein, Herr Leutnant.“ Freya: Carro? Reto: „Dann ist dir ein Fehler unterlaufen. Trage sie nach.“ (Zielwechsel) „Dieser Panzer ist beschlagnahmt. (Pause) Ist sie eine Zeugin?“ Leila: „Nein, mein Herr, ich habe nichts…“ Sie wird unterbrochen von dem Geräusch einer Klinge, die Fleisch trifft. Reto: „Schwärmt aus. Ihr kennt die Liste. Findet und tötet alle, die es verdienen.“ Auf der Bühne macht sich Unruhe breit. Da geht Leila auf, mit einem Dolch im Körper. Leila: Sie töten… sie töten uns alle. Leila bricht zusammen. Black. Akt 2, Szene 4 – Almada, Straßen von Punin Freya eilt nackt und panisch auf einer dunklen Bühne herum. Aus dem Off hört man das Gemurmel einer Menge. Im Licht wird sie verschwunden sein, doch bauen Statisten eine Stadtkulisse auf – mit einem Prediger vor der linken und einem Ausrufer vor der rechten Säule. Freya: (in Eile) Verzeihen Sie, verzeihen… da sind Männer hinter mir her. Aus dem Weg, glotzt nicht so, habt ihr noch nie…? Nein. Ich brauche keine Garde, es geht mir gut, lasst mich… (sie geht ab) Prediger: Spürt ihr ihn nicht? Spürt ihr ihn? Das ist der Zorn des göttlichen Hal, der dieses Land bestraft… und warum? Weil ihr ihm gefrevelt habt wider ihn, wider sein Recht und wider seiner Enkelin. Euer Kaiser frevelte und ihr folgtet ihm dabei… doch es ist nicht zu spät. Die Gestraften und die, die gestraft werden, die verdienen ihr Schicksal, oh ja, doch die Reuigen… wie du, wie du, wie du… denen wird euer Kaiser im Himmel vergeben, er wird… Ausrufer: Bürger von Punin, schützt euer Geld vor der Kaiserin und vermehrt es dabei. Legt es an! Kauft Anteilsscheine für eine Fahrt ins Güldenland, jetzt bei den günstigen albernischen und al’anfanischen Bedingungen. Jeder eurer Dukaten bringt euch vier bei Rückkehr des Schiffes. Zeichnet, Leute, zeichnet… und denkt immer daran: Gold kennt jeder Gardist, Papier nicht! Eine Pause entsteht, dann geht Freya in der grünen Uniform eines Gardisten auf, die sie von einer Wäscheleine stahl. Mühsam rückt sie sie zurecht, bringt ihre Frisur in Form und verschnauft. Boronlieb, ein Gardist, geht auf. Boronlieb: Moment, wartet! Freya bleibt stehen und dreht sich langsam um. Boronlieb: Ihr seid es. (Pause) Wir hatten Euch erst in einigen Tagen erwartet. Freya: (überspielt ihre Unsicherheit) Ich wollte mir die Stadt ansehen. Boronlieb: Kennt Ihr bereits den Weg zur Commandantur? (Pause) Wenn Ihr mögt, führte Ich Euch dorthin, auch sofort. Ich möchte zur Eile raten. Freya: Gut. Wenn Ihr das meinen… Boronlieb: Ich setze Euch dann gleich ins Bild. (im Abgehen) Sagt, wo waren Ihr denn an der Ostfront eingesetzt? Unsere Angaben sind dazu sehr vage. Freya: Natürlich, es war ja auch geheim. Für Kaiser und Reich, Ihr versteht? Boronlieb: Natürlich. Freya: Aber ich kann Euch versichern, es war hart dort, sehr hart. Beide gehen ab. Black. Akt 2, Szene 5 – Almada, Punins Commandantur Reto, der stellvertretende Kommandant, lungert ebenso wie Carro auf der Bühne herum. Über den Offizier bleibt wenig zu sagen, er ist geradezu der Archetyp des militärischen Schurken. Weitere Stadtwachen halten sich je nach Statistenvorkommen im Hintergrund auf. Reto beginnt damit, seine Jacke auszuziehen und sie in den Raum zu werfen. Carro hebt sie auf und verstaut sie ordentlich. Reto: So. Ist doch schön, wieder zu Hause zu sein. So ein kleiner Spaziergang tut richtig gut, findest du nicht? Carro: Es gefällt mir nicht. Wir könnten zu weit gegangen sein. Die Magierschaft… Reto: Der Papiertiger hat anderes zu tun. (Er füllt ein Säckchen mit Goldmünzen.) Dein Anteil. Kannst davon ins Theater gehen. (Er wirft Carro das Säckchen zu.) Oder mit mir feiern. (Pause) Du weißt doch, dass meine Einsatzkräfte zurückkehrten. Unsere neue Kommandantin ging leider auf dem Weg nach Punin verschollen. Ist das nicht furchtbar? Carro: Irgendwann fällt es auf. Reto: Irgendwann ist auch genug. Dann folgt ein Zugriff gegen unseren Hehlerring und dann wird Leutnant Reto von Angersberg, Vertrauter des Fürsten Gawain und Held von Al’Muktur, die Garde ganz offiziell als neuer Kommandant übernehmen. Ach… (Pause) Ziehe nicht so ein Gesicht, Carro. Mir ist nach Feiern. Hole uns etwas zu trinken und dann lass uns über unsere Möglichkeiten sprechen. Es müssen doch in dieser Stadt noch irgendwo Dukaten zu finden sein. Carro: Natürlich. Reto: Habe ich dir eigentlich schon einmal erzählt, wie ich die kleine Rabenmund gerettet habe, damals in Al’Muktur? Carro: Ja, Herr Leutnant, doch ich höre Ihnen gerne zu. Boronlieb betritt die Bühne und grüßt knapp. Boronlieb: Meine Herren, stehen Sie stramm für unsere neue Kommandantin, Hauptfrau Helmberta vom Finsterwald und Schattengrund, freie Agentin der Kaiserin in geheimer Mission um Ysilien und Tobrien und Siegerin über den Heptarchen Xeraan, die Faust der Kaiserin aus glühendem Stahl. Achtung! Die Schauspieler auf der Bühne reagieren. Freya lässt sich einen Moment Zeit und geht dann auf. Reto: Frau Kommandantin, es ist mir eine Freude. Ich bin… Freya: (unterbricht ihn) Interessiert mich nicht! Was höre ich von einem Übergriff auf die Magier? Wer trägt dafür die Verantwortung? Reto: (nach einem Moment der Stille) Ich leitete diesen Einsatz, Frau Kommandantin, doch bewilligt… Freya: (unterbricht ihn) Gut! Jetzt möchte ich wissen, wer Sie sind. Reto: Leutnant Reto von Angersberg, stellvertretender Gardekommandant. Wir durchsuchten das Bauwerk nach Kollabor… Freya: (unterbricht ihn) Sie sind sich der rechtlichen Situation bewusst? Wie, Sie kleines Spatzenhirn, soll sich die Lage in Punin beruhigen, wenn Sie weiter Präzedenzfälle schaffen? Reto: Mein Fehler. Verzeiht. Freya: Wir müssen die Sache wieder ins Lot bringen, ehe sie weite Kreise zieht. Ich möchte alles sehen, alle festgesetzten Personen, alle einkassierten Gegenstände, und ich möchte einen ausführlichen Bericht über alle Ereignisse. Sofort! Reto: Natürlich, Frau Kommandantin. (im Abgehen) Carro, kommst du? Freya: Halt! Er bleibt. Reto: Der Mann ist mein persönlicher Sekretär. Ich brauche ihn für die Aufgabe. Freeze. Blickkontakt zwischen Freya und Carro. Schließlich nickt sie. Reto und Carro gehen ab. Freya macht es sich gemütlich. Boronlieb: Frau Kommandantin, erlaubt Ihr mir eine Frage? (Freya nickt knapp) Ihr seid eine Zauberin… aus Andergast? Freya: (lächelt) Mit einem Stipendium des Kaisers. Das geschieht häufiger, als man denkt. (sanft) Hättest du das nicht gedacht? Boronlieb: Nein, Frau Kommandantin. Freya: Du hast mir einen großen Dienst erwiesen. Danke dafür. Magst du dich nicht zu mir setzen und mir erzählen, was ich wissen muss? Boronlieb: Sehr gerne. Black. Akt 2, Szene 6 – Punin, Büro das Hauptmanns Das Büro des Hauptmannes zeichnet sich durch einen Schreibtisch mit großer Blumenvase und darin verdorrten Blumen aus. Das Zimmer wird dunkel bleiben, während von draußen Stimmen zu hören sind. Freya: „Schönen Feierabend und danke noch einmal.“ Boronlieb: „Haben Sie schon eine feste Wohnung hier in der Stadt?“ Freya: „Ich möchte noch nicht heim. Weist du mir noch den Weg zu meinem Büro? Die Schlüssel dafür bräuchte ich auch noch.“ Boronlieb: „Jetzt noch? Es ist nicht hergerichtet. Lassen Sie die Arbeit ruhen und geben Sie uns etwas Zeit. Morgen ist auch noch ein Tag.“ Freya: „Lass mich in die Lage mich einfühlen. Bitte.“ Boronlieb: „Natürlich. Einen schönen Abend noch.“ Die Tür öffnet sich und Freya tritt mit einem Stapel Akten in der Hand auf. Sie sieht sich in dem dunklen Raum um, spürt die Staubschicht auf dem Schreibtisch, legt den Aktenstapel darauf ab und setzt sich auf den Sessel. Bei dem Versuch, ganz herrschaftlich die Beine auf den Tisch zu legen, trifft sie jedoch die Vase, die auf dem Boden zerschellt. Sie steht etwas bekümmerter als beim Hereinkommen auf und blickt auf die Scherben, zwischen denen sie eine Pergamentrolle entdeckt, die sie ausrollt und liest. Carro tritt unbemerkt durch das Fenster und nähert sich ihr von hinten. Carro: Wann bist du eigentlich so verdammt dumm geworden? Ich kann den Schmerz nicht in Schreie fassen. Freya: (kalt) Hallo, Carro. Carro: Ist dir eigentlich bewusst, dass mehrere Gardisten nun den Auftrag erhielten, dich zu töten? Sie machen viel Geld mit dem, was geschieht, und wollen es nicht ändern. (Freya bleibt ungerührt.) Es kostet mich nur ein Wort und du bist dran. Spreche ich es nicht, wird alles für mich viel schlimmer. Angersberg ist nicht für seine Milde bekannt. Freya: Ich kenne dich, Carro. Warum bist du hier? Carro: (Pause) Alles begann mit dem Sturz des Kaisers. Ich saß im Kerker wegen gefälschter Wechsel und wartete auf meine Verhandlung, bis dann der Kaiser stürzte und Angersberg zu mir kam. Er schloss mit mir einen Vertrag: Er würde mich zum Widerstandskämpfer gegen das alte Regime erklären, wenn ich dafür in seine Dienste trete. Kaiserliche Dekrete, Verhaftungslisten, Vollmachten, Befehle… Meinen letzten Auftrag kannst du dir denken. Freya: Hat es mit der Akademie zu tun? Carro: (nickt) Aber nicht nur. Freya: Du sorgst auch für Dreck gegen mich. Du lässt mich auffliegen. Carro: Du oder ich, Lina. Bitte fliehe. Freya: Nein. Carro: Ich bezahle dich auch dafür. Hier. (er nimmt einen Beutel und wirft ihn ihr zu) Das war mein Anteil an der Akademiegeschichte. Das reicht bis… wo immer du hin willst. Für neue Ausrüstung, einen neuen Zauberstab, für… was weiß ich. Pause. Freya wirft ihm den Beutel wortlos zurück. Carro: Ich werde dir nicht helfen. Ich werde dich jagen lassen, bis dir nichts mehr bleibt, als davonzulaufen. Ich werde bestimmt nichts für dich riskieren. Verstehst du das? Pause. Freya legt das Pergament ab und breitet die Arme aus. Carro: Verstehst du das? Freya: Wenn du mich töten willst, tue es gleich hier. Einen Dolch kannst du sicher finden. Carro: Das ist kein Spiel. Tue nicht so, als wärst du eine Heldin. Das bist du nicht, das wissen wir beide. (Pause) Wie sehr wünschte ich, ich könnte es einfach tun. Freya: Gehe, Carro. Jetzt. Carro: (Pause, setzt zum Abgehen an, blickt aber zurück) Was ist nur aus uns geworden? Freya: Frage dich das selbst. Carro geht ab. Freya bleibt noch eine Weile stehen, lässt langsam die Arme sinken und tritt dann heftig gegen den Schreibtisch. Freya: Mistkerl! Sie setzt sich an den Schreibtisch, versucht sich auf ihre Akten zu konzentrieren, was ihr aber nicht gelingt, sie räumt die Schäden der Vase beiseite, was sie aber auch nur einen Moment beschäftigt, hebt eine vertrocknete Blume auf und betrachtet sie. Freya: Was ist nur aus uns geworden? Mistkerl! Freya setzt sich wieder an den Schreibtisch, möchte sich einlesen, kann sich jedoch nicht konzentrieren. Sie bettet den Kopf auf ihre Arme und schläft im Sitzen ein. Black… für eine Weile. Carro geht auf. Er streichelt die schlafende Freya; das Licht kehrt zurück, als sie erwacht. Freya: Carro? Was tust du da? Carro legt ihr einen Finger auf die Lippen, küsst sie und setzt an, sie ihrer Uniform zu entledigen. Black. Akt 2, Szene 7 – Punin, Vor der Commandantur (im Mondlicht) Die Bühne wird leer, Carro tritt niedergeschlagen auf, meidet jedoch den Boden und setzt sich ins Publikum auf den Boden. Carro: Als ich jung war, noch vor meinem Weg nach Andergast, kannte man mich in Al’Anfa als einen der heißesten Hübschler der Stadt. Es war mein natürlich blondes Haar, das in der dunklen Stadt die Sehnsucht nach dem Fleisch unter dem Gold weckte, und was da alles mein Laken durchwühlte… gefeierte Gladiatoren wie fremde Kapitäne, in die Jahre gekommene Hausfrauen, verklemmte Vorzeigeväter und ihre dicken halbwüchsigen Madentöchter, die endlich einmal dazugehören wollten, dazu ein paar der großen Gestalten, deren Namen heute die Bücher füllen, zum Beispiel… (er lächelt) Nein, das sage ich euch besser nicht. Vieles würdet ihr mir eh nicht glauben. (Er lacht und lehnt sich zurück.) Nie wieder in meinem Leben war ich so glücklich wie in diesen Jahren um die Zwanzig, wenn wieder ein Hoher Herr vor mir zum Jüngling wurde und es in meiner Hand lag, ihn zu allen Freuden zu bringen, und selbst in den kargen Zeiten war jede Widerlichkeit ein wundervoller Sieg über Ekel und Zauderei. Es war so schön, wenn sie mir… (lächelnd verliert er sich in den Gedanken) Ich verachte sie. Ich verachte sie zutiefst. Was ich auch erlebte an hässlichem Fleisch, unausstehlichem Benehmen und nichtswürdigen Existenzen, noch nie verachtete ich jemanden so sehr wie Firlina Galahan. Eines Tages ging es nicht mehr und ich rannte. Warum nur treffen sich unsere Wege immer wieder? Freya geht in ihrer Uniform (jene allerdings sichtbar schnell übergeworfen) auf und geht zu ihm. Freya: Das war furchtbar. Carro… Carro: Hmm. Freya: Warum hast du es getan? Carro: Ich muss dich doch irgendwie unter Kontrolle bekommen. Freya: Das musst du nicht. Du kannst mich nicht davon abhalten. Carro: Dann stirb halt. Wenn du mir was beweisen willst… Du bist nichts, du kannst nichts, das wissen hier doch alle. Freya: (Pause) So denkst du über mich? Carro: Das tun wir alle. Sancide, Mineda, der General selbst… Du bist verlacht bei Freund und Feind. Freya: Gehe und lass mich schlafen. Carro: (steht auf) Ich hasse dich, Firlina. Nächstes Mal, wenn wir uns sehen, tue ich Dere einen Gefallen und steche dich ab. Carro geht ohne zurückzublicken ab. Freya sieht ihm nach. Freya: Du warst meine erste große Liebe. Was du da sagst… So sterben wohl Träume. Freya versucht, sich zusammenzureißen, bricht dann aber in Tränen aus. Es wird dunkel. Akt 2, Szene 8 – Punin, Commandantur Als es hell wird, befinden sich Freya, Carro, Boronlieb und weitere Gardisten in der Commandantur. Freya hält in Uniform eine Rede. Freya: Hört her. Ich habe Punin erlebt und ich denke, ihr alle kennt das Bild, welches sich mir offenbarte: Diese Stadt ist ein Hort von Unrecht und Gewalt, in der die Schwachen den Starken und Ruchlosen hilflos ausgeliefert sind. Das ist so, daran kann man nicht diskutieren… doch nun gilt für uns, alles daranzusetzen, dass es nicht so bleibt. Will diese Stadt heilen, so braucht sie die Garde als starke Stütze, und ich werde alles daransetzen, dass sie dies wieder sein wird. Meine Herren, wer jetzt zu mir kommt, um Vergangenes zu beichten, für den werde ich mich mit ganzer Kraft einsetzen, doch wer von euch in Zukunft bei irgendwas erwischt wird, was dem Ansehen der Garde schadet, der sollte lieber rennen, so schnell er kann, denn mein Zorn wird keine Grenzen kennen. Habt ihr das verstanden? (Pause, sie lächelt) Lassen wir es keine leeren Worte bleiben. Gardisten, nehmt diesen Mann fest! (Sie zeigt auf Carro.) Die Anklage lautet Hehlerei in mehreren Fällen. Sperrt ihn weg. (Pause, dann nehmen sich einige Gardisten Carros an, und führen ihn ab.) Ihr drei (sie zeigt auf einige Statisten), sucht seine Bleibe auf und forscht nach Beweisen. Ihr anderen: An die Arbeit. Unter den Statisten entsteht Bewegung, nur Boronlieb wartet, ehe er zu Freya herüber tritt. Boronlieb: Das war Leutnant von Angersbergs Sekretär. Das wird ihm nicht gefallen. Freya: (lächelt) Das hoffe ich doch. Begleitest du mich auf dem Weg durch die Stadt? Ich möchte den Gardistenalltag erleben. Freya macht sich ausgangsfertig und möchte gerade mit Boronlieb zusammen das Gebäude verlassen, als vier Schläger hereinstürmen und mit den beiden einen Kampf beginnen, die jedoch – Rücken an Rücken kämpfend – so lange durchhalten, bis weitere Gardisten eintreten und durch ihre reine Präsenz den Kampf beenden. Die vier Schläger müssen sich ergeben. Akt 2, Szene 9 – Punin, Kerker Carro beginnt auf der Bühne, es sitzt an Ketten an eine Säule gefesselt auf dem Boden und muss sich anhören, was in der Nachbarschaft geschieht. Freya: „Wissen Sie, wie ich zu meiner Zeit in den Schwarzen Landen an das Wissen kam, welches andere mir nicht preisgeben wollten? Da habe ich einfach eine Zange wie diese hier erhitzt und mit ihr… eine Region berührt…, die Männern besonders am Herzen liegt.“ Schläger: „Bitte nicht, nein. Wir gestehen alles. Es war das Haupt der Garde, der Leutnant von Angersberg. Der wollte, dass wir dich totschlagen.“ Freya: „Hmm, wenn ich darauf hätten wetten müssen… Danke, verwahrt die Männer gut, bis entschieden wird, was mit ihnen geschieht.“ Pause. Dann geht Freya auf und blickt zu Carro herab. Carro: Du… Freya: Wo sind meine Sachen? Wo befindet sich der Panzer der Zauberkönigin? Carro: Das war der Königspanzer? Oh je. (Pause) Der ist fort. Den Rest weiß ich nicht. Freya: Wo ist mein Stab? Du kennst ihn, der mit meinem Namen. Carro: (lacht schwach) Fordere doch ihn zurück und alle wissen, wer du bist. (Pause) Ich weiß es nicht. Verkauft, zurückgelassen, verfeuert, von Hunden zerkaut? Pause. Freya setzt sich zu ihm und blickt ihn lange an. Freya: Weißt du, Carro, ich gelange gerade an die Grenzen meiner Macht. Natürlich steckt Angersberg hinter den Schlägern, das weiß jeder, doch mir fehlen die Beweise. Ich kann ihm nicht die Garde auf den Hals hetzen. Nun bin ich ratlos… Sage mir: Wenn ein Meister der Täuschung, der zum Beispiel… sagen wir… ein ganzes Königreich rettete, indem er Verschwörer glauben ließ, er sei ein Attentäter, und das, obwohl er Tsa friedlichen Geboten folgt, von seiner Schülerin, die… vielleicht… im falschen Garderock über Zellenschlüssel entscheiden kann, gefragt wird, wie sie gemeinsam ein Schlachten innerhalb der Stadt verhindern können, was würde er wohl sagen? Carro: Die gleiche Geschichte, immer und immer wieder… Freya: Das ist keine Antwort. Carro: Doch, ich bin es müde. Ich bin es leid. Wann immer jemand gegen den General zieht, steht er vor meiner Tür, und dann sage ich ihm das Gleiche, was ich dir jetzt sage: Ich konnte Atim-Suraq damals besiegen, weil er mir vertraute und ich ihm erst den Krieg erklärte, als er sich nicht mehr wehren konnte… und weil ich die meiste Zeit über selbst nicht einmal ahnte, dass ich am Ende diesen Weg beschreiten würde. Wäre ich in deiner Lage, wäre ich wohl genauso untergegangen. Freya: Das hilft mir nicht. Carro: (in Gedanken) Alle kamen sie zu mir. Dejarras Briefe, Keikin… damals, als er noch ein Mann und mit Haaren in der Farbe von fallendem Herbstlaub und einer Haut wie Honig auf Pergament… und dann kam auch Mineda, diese garstige Frau, die kann einen wirklich aus Träumen reißen… Freya: Wenn ich dir Tinte und Pergament hinterlasse, wirst du dann einen Brief an die Kaiserin verfassen? Sie muss erfahren, was hier geschieht. Carro: Nicht an die Kaiserin, an den Paligan an ihrer Seite. Freya: Warum? Carro: Der stammt aus Al’Anfa. (Pause) Reiche mir zwei Pergamente, dann schreibe ich dir auf, wofür die Zeit im Gespräch nicht reicht. Freya: Was uns aber zurück zu meiner Frage führt: Wie verschaffe ich uns Zeit? Carro: Er benutzt einen Hehler, Eslamo Pitanza. Suche nach ihm in der Kneipe in Unter-Punin „Räudiger Köter“. Er kennt mich. Freya: Danke, Carro. (Pause) Findest du es nicht schön, etwas zu tun, woran man glauben kann? Freya geht ohne auf eine Antwort zu warten ab. Carro: (zum Publikum) Wenn ich in der Zeit zurückreisen könnte, dann würde ich an den Tag zurückkehren, an dem ich in Andergast die Wahrheit über die Göttinnentochter erfuhr, die unerkannt unter uns lebt. Hätte auch die Stadt gebrannt und wenig später Al’Anfa selbst, ich hätte nicht Tag für Tag in Angst gelebt, er könne sich erinnern und mich finden. Es war furchtbar, zu erkennen, dass ich ihn nicht besiegen konnte… und nun wird er immer mächtiger und die verrückte Mineda geht um, um jeden seiner unausgesprochenen Wünsche zu erfüllen. Es ist ein furchtbares Leben mit rastlosem Blick. Manchmal wünschte ich, sie käme endlich zu mir und alles wäre vorbei. Ja, so spricht jener, der zuerst die Stimme gegen Atim-Suraq erhob. So ergeht es den Helden in unserer Zeit. Black. Akt 2, Szene 10 – Punin, Räudiger Köter Der Räudige Köter wird von Eslamo Pitanza, einem Wirt und einigen zwielichtig wirkenden Statisten bevölkert. Freya geht in Alltagskleidung auf, zaudert eine Weile, überdeckt dann noch mit Handschuhen ihr Magiersiegel und tritt dann auf den Wirt zu. Freya: Eslamo Pitanza? Der Wirt deutet auf einen Gast und wendet sich wieder sich selbst zu. Freya geht zu dem Mann, der vor der anderen Säule sitzt. Über Eslamo bleibt nicht mehr zu sagen, als dass er eine schmierige Hehlerfigur ist. Freya: Eslamo Pitanza? Eslamo: Wer will das wissen? Freya: Yppolita von Gareth mit der schweren Reiterei. Sie bedürfen einer Rettung und wissen es noch nicht. Eslamo: Ach? Freya: Der Leutnant der Garde, Reto von Angersberg, sammelt Beweise gegen Sie, um Sie hochzunehmen, sobald er Ihrer nicht mehr bedarf. Ein herrlicher Aktenstapel, so hoch, dass er einen eigenen Schatten wirft… wenn sich nicht jemand seiner annimmt. Eslamo: Bist du betrunken? Freya: Wir müssen keine Feinde sein, wenn es da nicht eine Sache gäbe, die zwischen uns stände: Sie besitzen etwas, was mir gehört. Es ist ein elfischer Panzer aus Fell und weichem Leder, der beim Übergriff auf die Akademie verloren ging. Überlassen Sie ihn mir und Sie bekommen alles, was von Gardeseite aus Ihnen droht. Eslamo: Ich weiß nichts von einem Panzer. Freya: Wir sehen uns morgen zur Geisterstunde unter der Brücke bei der Alten Abtei. Bis dann. Freya steht auf und geht ab. Black. Akt 2, Szene 11 – Punin, Lazarett Boronlieb liegt in einer Feldbett-Liege mitten auf der Bühne. Freya erscheint, inzwischen wieder in Uniform. Freya: (nähert sich, bleibt aber an der Säule) Boronlieb? Wie geht es dir? Boronlieb: Ich bin schon durch Schlimmeres durch. Diese Schläger konnten nichts. Freya: Ich muss dir etwas gestehen. Ich bin nicht eure Kommandantin. Boronlieb: Ich weiß. Freya: Ich heiße Firlina Galahan und bin eine reisende Zauberin, die seit dem Übergriff um ihr Leben fürchten muss. Boronlieb: Ja. Freya: Ich lüge ungern, doch ich konnte nicht zulassen, was hier passiert. Boronlieb: Komm her und setze dich. Ich weiß das doch längst. Freya: Seit wann? Boronlieb: Von Anfang an. Freya: Dann ist ja gut. (Sie entspannt sich.) Höre zu, es gibt da etwas, was du wissen musst, und da musst du mir vertrauen. Ich brauche meinen Panzer zurück, der aus der Akademie entwendet wurde. Ich brauche ihn, weil… ich ihn von einer Elfenkönigin vor tausend Jahren geschenkt bekam, um damit eine Prophezeiung zu erfüllen, die die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Ich weiß, das klingt verrückt. Boronlieb: Vollkommen. Freya: Ist so ein Helden-Ding. Ich verstehe es auch nicht, aber ich vertraue darauf. Bitte vertraue mir. Boronlieb: Tue ich. Freya: Ich sprach gerade mit Angersberg. Er denkt nun, ich sei eine KGIA-Agentin. Ich versprach ihm den Ruhm für den Hehler Pitanza und mein Weiterziehen für den Panzer. Zugleich treffe ich mit heute Nacht mit diesem Herrn unter der Brücke unter der Alten Abtei. Boronlieb: (niedergeschlagen) Der Leutnant wird davonkommen. Ich hatte mir mehr erhofft. Freya: Wenn ich mehr geben könnte… Wenn aber nun etwa eine Abordnung der Garde plötzlich in dieser Nacht auftauchen und alles verhaften könnte, was dort erscheint, dann könnte es richtig Staub aufwirbeln… und der Stadt etwas Ruhe verschaffen, bis die Kaiserin erscheint und alles klärt… und vielleicht einer reisenden Zauberin mit einem elfischen Panzer im Gepäck die Möglichkeit zur Flucht bieten, wer weiß. Boronlieb: Ja, das könnte geschehen. Freya: Wenn alles gut geht, dann hast du auch etwas davon. Wenn nicht, dann habe ich zumindest schon alles gebeichtet. (Freya steht auf, um abzugehen) Halte dich an Carro. Du kannst ihm vertrauen. Lebewohl. Boronlieb: Warte. Ist der Panzer so wichtig? Wichtiger als dein Stab? Freya: Ja, leider. Ich kann wohl nicht beides bekommen. Boronlieb: Nicht? Komm zurück. Greife unter mein Bett. Freya tut wie geheißen und zieht ihren Stab hervor. Boronlieb: Du solltest nicht so abfällig über ihn sprechen. In ihm wohnt ein Geist mit einer wunderschönen Stimme. Freya: (zu ihrem Stab) Dann verdanke ich dir alles? Boronlieb: (antwortet stattdessen) Nicht alles, aber viel. Freya: Danke euch beiden. (sie entfernt sich einige Schritte) Gehen wir es an. Freya lauscht einer unhörbaren Antwort und geht dann ab. Akt 2, Szene 12 – Punin, Geisterstunde Personen spielen auf einer dunklen Bühne die Ereignisse der Nacht im Schnelldurchlauf durch. Freya: „Sie sind hier. Ich habe die Akten. Haben Sie den Panzer?“ Eslamo: „Allerdings… doch beantworte mir noch eine Frage: Warum sollte ich ihn dir überlassen, Firlina Galahan? Du bist eine Betrügerin und du stehst auf der Liste. Bewege dich kein Stück.“ Reto: „Keiner rührt sich. Sieh mal einer an… weißt du kleines Miststück eigentlich, was für eine Freude es für mich ist, das jetzt zu sagen? Nehmt sie fest und zerrt sie in den Kerker… und keiner rührt sie an, bis ich nicht mit ihr fertig bin.“ Freya: „Zurück, oder ihr erfahrt, warum man mich die Feuermagierin nennt.“ Reto: „Vorwärts!“ Eslamo: „Augenblick. Was ist eigentlich dran an der Geschichte, dass du Material gegen mich sammelst?“ Reto: „Nichts. Die lügt doch nur. Die log doch die ganze Zeit.“ Eslamo: „Ich will sie durchsuchen. Dann könnt ihr sie haben.“ Reto: „Nein, keinesfalls.“ Eslamo: „Warum nicht, wenn nichts dran ist? Mir scheint…!“ Reto: „Du Hund! Männer, tötet sie alle!“ Eslamo: „Verräter! Macht sie nieder.“ Boronlieb: „Halt! Im Namen der Garde, die Waffen runter.“ Waffengeklirr ertönt, während Freya mit einem Pack unter dem Arm aus dem Dunkel auftaucht und von der Bühne rennt. Reto: „Im Namen der Garde, haltet sie auf. Sie ist eine Betrügerin. Sie entwischt uns!“ Boronlieb: „Vielleicht, aber du entwischst uns nicht.“ Pause. Es wird Licht und auf der Bühne bleibt einzig ein an die Säule geketteter Carro zurück. Von draußen unterhalten sich Gardisten namens Ali und Rick. Ali: „Hast du schon gehört, unsere neue Anführerin war eine Schwindlerin. Ich habe ja gleich gewusst, dass an ihr etwas faul war.“ Rick: „Eine Andergasterin im Dienste des Kaiserhauses, was für ein Blödsinn.“ Ali: „Ich meine, eigentlich wussten wir es alle, aber sie war… so zart. Welcher Mann kann einer so empfindsamen Frau schon etwas antun?“ Rick: „Und sie hatte Glück. Ganz viel Glück. Sie wäre niemals entkommen, wenn an der Vinsalter Pforte noch Wachen gestanden hätten. Aber was will man machen?“ Ali: „Jetzt wird sie nicht einmal verfolgt. Gut, dann sehen wir nicht so dumm aus.“ Rick: „Schlecht. Ich hätte sie gerne hier im Kerker gehabt.“ Ali: „Was du alles willst…“ Schritte entfernen sich. Carro: Sie hat es also geschafft. Lina, du bist davon… und ich habe doch noch dieses Pergament für dich vorbereitet. Du musst doch noch wissen, wofür die Zauberkönigin steht und wer zu ihrer Gegnerschaft zählt. Du kannst doch nicht einfach… Immerhin ist das Pergament an den Kaiserhof unterwegs. Sollen die etwas tun. Das Pflaster scheint ja bereitet zu sein. An deinem Sieg haftet ein Makel. Ich bin noch hier. Die Guten sollten doch frei sein. Ich bin nicht frei. Willst du mir damit etwas sagen? Hör mal, es tut mir leid. Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Black. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)