Die Zauberin und der Fall der Arkana von Ghaldak (Die Abenteuer der Zauberin Freya, vierte Staffel) ================================================================================ Kapitel 3: Freya in: (23) Die Schwarze Eiche (Karte: Vergeblichkeit, umgekehrt) ------------------------------------------------------------------------------- Akt 3, Szene 1 – Ansage Statisten finden sich ein, um im regnerischen Havena dem Rahjadienst beizuwohnen, dazu gesellen sich ein Priester, Freya in einer Akoluthenrolle, ein irgendwie auch anwesender Drajin und Rinn, die verunsichert wirkt. Tamara im Hintergrund rundet alles ab. Freya: (in die Menge) Meine Freundinnen, meine Freunde, willkommen. Es könnte nie leichter sein als bei diesem Wetter, hier in Rahjas Schoß die Welt dort draußen zu vergessen. Zu einer Göttin zu gelangen ist leider nicht so leicht, wie eine Tür zuzuschlagen. Rahja ist nicht so einfach wie andere Götter, die einem schon zu Füßen liegen, wenn man bloß eine Hundehütte zimmert; Rahja verlangt mehr. Rahja verlangt uns. Rahja verlangt Liebe zur Schönheit und zur Kunst, sie verlangt Liebe zu den Menschen – unseren Mitbürgern hier in Havena wie auch zu den Freundinnen und Freunden hier unter uns. Rahja bittet uns um Demut. Rahja bittet uns um Vergebung. Rahja bittet uns darum, im Hässlichen nach dem Guten zu sehen. Dann erst klopft sie uns auf den Hintern und sagt: Nun habt euren Spaß. Lasst uns diesen Abend nun Rahja weihen, doch vergesset nicht ihren Brauch: Tut, was ihr wünscht, doch tut nichts gegen der Anderen Willen. Pause. Freya tritt etwas aus dem Licht, während die Statisten damit beginnen, Dinge zu tun. Der Priester tritt daraufhin auf sie zu. Priester: Gut gemacht. Aillil wäre sicher stolz auf dich. Freya: Habt Dank. Es war mir eine Ehre. Freya tritt auf Rinn zu. Freya: Hallo. Trittst du zum ersten Mal vor Rahja? Rinn nickt. Freya: Du bist eine Kriegerin? Rinn: Ich hatte einen Schiffbruch. Freya: Du siehst auch aus wie frisch den Niederhöllen entronnen. Würdest du es mögen, wenn ich dich massiere und mit Rosenöl einreibe? Rinn nickt, legt sich auf eine Decke und lässt sich den Rücken massieren. Schließlich schläft sie ein – Black. Akt 3, Szene 2 – Dela, Takeas Hexenhäuschen Die Bühne ist dunkel. Von draußen wird geklopft. Schließlich öffnet Freya langsam die Tür. Schließlich geht sie auf und fühlt den Staub. Drajin und Rinn gehen ebenfalls auf, Letztere hält sich jedoch im Hintergrund. Drajin: Sagte ich doch. Freya: Ich hatte es ja auch befürchtet. (Pause, dann spricht sie ins Leere.) Takea, du wunderbare Elfe, ich hätte dich wirklich gerne wieder gesehen. Drajin: Es sieht aus, als würde schon seit Jahren niemand mehr hier leben. Freya: Ich weiß. Ich habe nur die Hoffnung, dass sie eines Tages zurückkehrt. Nicht nur, weil ich gerade ihre Hilfe für so einen Panzer benötige… (Pause) Ich möchte noch zum Grab meines Verlobten gehen. Wollt ihr so lange auf dem Schiff warten? Drajin: Wenn es dir nichts ausmacht, kommen wir mit. Wir verdanken dir so viel, da ist das das Mindeste. Freya: In Nostria werde ich um eine Audienz bei der Königin bitten. Gut möglich, dass es einige Tage dauern wird. Drajin: Darauf kommt es nicht an. Wenn wir gemeinsam und sie sicher in Andergast ankommt, ist viel gewonnen. Freya: Gut. (ins Leere) Takea, ich hoffe wirklich, es geht dir gut. Es gab in letzter Zeit viel zu viele Gräber für mich. Gemeinsam gehen sie ab. Akt 3, Szene 3 – Andergastisch-Nostrisches Grenzland, Hütte Es ist düster. Freya sitzt mit einer Lampe und ihrem Elfenpanzer auf dem Boden, während aus dem Nebenzimmer Kopulationsgeräusche zu vernehmen sind. Irgendwann enden sie… und etwas später geht Rinn auf. Rinn: Hey, Freya. Freya: Dima. Rinn setzt sich neben sie und legt den Kopf auf ihre Schulter. Rinn: Das ist er also? Freya: Ja. Er wechselt von Fell zu Leder ohne Naht. Es ist Elfenarbeit. Rinn: Ist er verzaubert? Freya: Wahrscheinlich. Rinn: (Pause) Darf ich jetzt etwas Verrücktes sagen? Nur lache bitte nicht. Freya: (Pause) Versprochen. Sag. Rinn: Mein voller Name ist Wezyradima Icemna Rinn. Ich bin die Zauberkönigin und rufe durch die Sphären nach meinem Gefolge. Freya: Du bist die, die ich suchte? Rinn: Ich bin keine Elfe, keine Zauberin und… habe es mir auch nicht ausgesucht. Freya: Und nun? Soll ich den Panzer anlegen? Rinn: Ja, bitte. Freya zieht sich aus. In diesem Moment kommt Drajin aus den Tiefen der Hütte und lässt die Damen erstarren. Pause. Während diese noch nach Worten suchen, stürmt von draußen ein Trupp nostrischer Waldläufer mit Taja an der Spitze die Hütte. Black. Akt 3, Szene 4 – Andergast, Burgruine Ysraeth, Verließ Freya und Rinn sitzen in Kerkerkleidung gehüllt und gefesselt beieinander – Erstere bewusstlos, Letztere hellwach. Rinn: (leise) Wach auf. Freya erwacht langsam und sieht sich um. Rinn: In meinem Stiefel steckt ein Messer. Kommst du ran? Freya greift nach dem Messer und beginnt damit, sie zu befreien. Aus dem Off sind derweil Stimmen und Schritte zu hören. Jannis: „Diese Stiefel sind immer noch ein Alptraum. Wenn diese Nostriakin nicht bald ihre Köter besser im Griff hat, dann werde ich sie eigenhändig bis nach Salza prügeln. Hunde! Dumme Geschöpfe! Maßlos überschätzt.“ Im letzten Augenblick können sich die Frauen befreien und verstecken. Jannis, Drajin und einige weitere Andergaster Grenzwächter gehen auf – Drajin wird dabei deutlich behandelt wie ein Gruppenmitglied, nicht wie ein Gefangener. Jannis: Lina, Lina, Lina, sorgst du wieder für Probleme? Das ist schön. Das hatte ich beinahe gehofft. Drajin: Ich war es nicht. Jannis: Ich weiß. Damen! Herren! Nun geraten die Dinge in Bewegung. Der General wünscht sie sich lebend, doch ich würde meinen: Er ist nicht hier. Die Wachen gehen ab und Drajin folgt ihnen. Zuletzt bleibt Jannis, der sich noch einmal umblickt und erst dann die Tür bevorzugt. Dann erst treten Freya und Rinn aus ihrem Versteck. Sie tauschen Blicke aus und gehen dann ebenfalls ab. Akt 3, Szene 5 – Andergast, Burg Ysraeth, Thronsaal Wachen gehen auf, blicken sich um und gehen wieder ab – ein riesiger Thronsessel im Raum bleibt unbenutzt und unbeachtet. Nun gehen auch Rinn und Freya auf und unterhalten sich leise. Freya: Ich weiß, wo wir sind: Das ist Burg Ysraeth, die machtvolle Grenzfeste, bis Andergasts Zauberer vor Jahrhunderten ihre Mauern erschütterten. Ich hätte nicht erwartet, dass so viel von ihr die Zeit überdauerte. Rinn: Ist das gut oder schlecht? Freya: Beides. Rinn setzt sich auf den Thron, um etwas auszuruhen. Dabei fällt ihr ein daneben stehender Rucksack auf. Rinn: Schau mal. Das ist doch deiner. Freya: Ja, tatsächlich. Alles da. Freya wühlt sich durch die Ausrüstungsgegenstände und übergibt Rinn ihr Kurzschwert. Rinn: Wusstest du eigentlich, dass ich genauso so ein Schwert in der Heimat führte? Es könnte wirklich die Schwester meiner Klinge sein. Sie ist leider im Meer versunken. Freya: Der Panzer ist auch noch da. Rinn: Wir versuchen es noch einmal. Während Rinn weiter auf dem Thron sitzt und ihr zusieht, zieht sich Freya aus und legt dann ihren Königspanzer an: Ein mehr an ein modernes Superheldenkostüm erinnernder Catsuit-Overall aus Fell an Armen und Beinen und gepanzertes und verziertes Leder im Torso. Rinn erhebt sich erst, um ihr die Lederbänder am Rücken festzuziehen und zuzubinden. Dann verschnaufen sie einen Augenblick. Freya: Es fühlt sich komisch an. Rinn: Der Ruf wird all jene erreichen, für die er bestimmt ist. Bald wird sie erscheinen, meine Armee. In diesem Moment sind wieder Schritte zu hören, vor denen sie fliehen. Dann geht Lontha auf und nimmt auf dem Thronsessel platz. Akt 3, Szene 6 – Andergast, Burg Ysraeth, Wachturm Freya und Rinn betreten den verlassenen Turm und legen eine Pause ein. Rinn übergibt Freya ihre Wasserflasche. Freya: Du bist wirklich… stark, doch vor allem schnell. Du erinnerst mich an einen Helden, den ich einmal traf. Rinn: Ist er noch am Leben? Freya: Ich denke schon. Er reiste zusammen mit der Elfe, die wir versäumten. Rinn: Dann möchte ich sein wie er. (Pause) Wie geht es dir in deinem Panzer? Freya:Ungewohnt. Er fühlt sich warm an, so als würde er leben, als hätte ich eine zweite Haut. Tarrin, sichtbar ein Geist, geht auf und singt. Sein Anblick wird Rinn zu Tode erschrecken und von der Bühne fliehen lassen. Freya jedoch ist fasziniert. Tarrin: "Ach, ich größter, größter Tor Ich ärmster aller Mannen. Ich bin auf meinem Derenweg schon viel zu weit gegangen. Die böse, böse, böse Welt Wie hat sie mich betrogen. Sie hat mir ach so viel erzählt Und jedes Wort erlogen. Und nun am Ende sitz' ich hier. Ich träum' von meinem Leben. Hab' nur noch Strick und vier Schluck Bier Wer wird mir noch vergeben?“ Freya und Tarrin gehen aufeinander zu und singen zusammen im Wechsel. Tarrin: Ich war ein Meister… Freya: Du warst so gut. Tarrin: Ich war ein Lehrer… Freya: Du warst so klug. Tarrin: Ich war ein Priester… Freya: Du warst so frei. Tarrin: Dann flogen Pfeile… Freya: Da war’s vorbei. Der Gesang endet. Sie sehen einander an. Tarrin: Hallo, Freya. Freya: Tarrin… Du hast schon wieder eine Königin vertrieben. Tarrin: Um die tut es mir nicht im Geringsten leid. (Pause) Du bist so schön, wie ich dich in Erinnerung hatte. Freya: Tarrin… Wache ich oder träume ich? Tarrin: Ein bisschen von beidem. In jedes alte Gemäuer gehört ein Geist. (Pause) Ich bin so froh, hier zu sein. Wie geht es dir in der Welt der Lebenden? Freya: Ich komme gerade von deinem Grab. (Pause) Ich bin jedoch nicht enthaltsam geblieben. Tarrin: Du musst dich nicht dafür schämen. Wir hatten eine wunderbare gemeinsame Zeit und das war mehr, als ich verdiente. Freya: Tarrin… Tarrin: Ich bin tot, da sieht man vieles gelassener. Viele Dinge, die mir damals wichtig waren, verblassen, sie verziehen wie Nebel. Wenn man mich fragt, was blieb, dann kann ich sagen, ich hatte eine wunderschöne Frau, die ich sehr liebte und der ich mein Seelenheil verdanke, wofür ich ihr nicht genug danken kann. (er setzt sich neben sie) Darf ich dich Lina nennen? Freya: Ja, natürlich… Tarrin: Ich liebe dich, Lina. Ich liebe dich, ich liebte dich und… wenn du eines Tages vor Boron trittst und niemand anderen hast… Freya: Ich liebe dich auch, Tarrin. Freya fängt an zu weinen und versinkt in seiner Schulter. Tarrin: Höre mir genau zu und merke dir meine Worte: Schiebe den Thron zur Seite und du findest einen Fluchttunnel. Greifst du unter seine linke Armlehne, liegt ein Schwert in deinen Händen. Ich habe daran ein Schicksal gebunden. Glaube mir, jetzt, wo du deines Feuers verlustig gingst, hängt wirklich alles an der kalten Klinge eines toten Eismagiers. Hast du das verstanden? Freya: Ja. Ja, habe ich. Tarrin: Gut. Dann wirst du in Sicherheit sein… (die beiden schmusen sich aneinander) Du trägst wirklich einen garstigen Panzer. Wie wirst du ihn los? Freya: Das ist kompliziert. Die beiden beschränken sich darauf, sich innig zu küssen. Schließlich geht Drajin auf und schlägt sie nieder. Tarrin muss zusehen, wie weitere Wachen erscheinen und die bewusstlose Freya mitnehmen. Akt 3, Szene 7 – Andergast, Burg Ysraeth, Thronsaal Sie kommen alle zusammen: Lontha sitzt auf dem Thron, Jannis, Taja und Drajin leisten ihm jeweils mit einer Gruppe ihrer Streiter (Andergaster Grenzer, nostrische Waldläufer und Söldner) Gesellschaft und auch Rinn ist frei und bewegt sich unter ihnen, als gehörte sie dazu. Freya liegt in der Mitte der Bühne auf dem Boden. Sie wird erst langsam erwachen und sich umsehen. Lontha: Erwache mein Kind. Der General ist dein Herr und du bist sein Gast. So tönte der Ruf der Zauberkönigin durch die Sphären. Sage mir, Dima: Welche Zahl hat ihr Gefolge? Rinn: Viermal vier. Lontha: Sage mir, Taja: Welche Macht versammelt sich um die Mauern Ysraeths herum? Taja: Vierhundert Männer und Frauen in Waffen. Lontha: Sage mir, Jannis: Wie viele der Elfen Orimas folgten ihrem Aufruf? Jannis: Nicht einer. Lontha: Das hast du deine Antwort, mein Kind. Das ist die reine Wahrheit: Das Gefolge der Zauberkönigin existiert nicht mehr. Es verging mit den elfischen Länden und Heeren. Wir bereiteten einen Krieg vor, doch wie du siehst, kämpfen wir gegen eine Legende. Ich muss sagen, selbst der General war überrascht. Dieses Ergebnis soll einige Leistungen nicht schmälern. Danken wir also Wezyradima Rinn, die ihr Wissen um diese Prophezeiung an den General weitergab, und danken wir Jannis, der sie uns herbrachte. Der gewünschte Applaus folgt. Lontha: Kommen wir nun zum gefangenen Herold einer geschlagenen Armee. Was sollen wir nur mit ihr anstellen? Für eine Weile herrscht Stille im Raum. Dann tritt Rinn vor. Rinn: Bringen wir sie um! Drajin: Tut uns nicht weh. Jannis: Ausgezeichneter Vorschlag. Da wäre ich dabei. Bringen wir sie um. (Pause) Was denkst du, Taja? Taja: Sie hat mir nichts getan. Allerdings haben meine Hundchen Hunger. Lontha: Danke. Ich werde dem General euren Rat weitergeben. Lontha setzt seine Maske auf und wirkt für eine ganze Weile geistig in einer anderen Welt. Schließlich setzt er sie wieder ab. Lontha: Atim-Suraq reicht dir die Hand. Schließe dich uns an und dir soll nichts nachgetragen werden. Freya: Und wenn ich mich weigere? Lontha: Auch dann sollst du leben… wenn auch bei Wasser und Brot im Verlies bis ans Ende deiner Tage. Du hast die Wahl. Freya: So wie immer. Sie geht auf den Thron zu und deutet dann ein Niederknien an, greift jedoch in einer schnellen Bewegung nach dem Kurzschwert unter der Armlehne und hält es schon einen Augenblick später Rinn an die Kehle. Freya: Ist’s schön kalt, Zauberkönigin? Fürchte dich, denn auf der Klinge steht dein Name. Taja reagiert, indem sie zu ihrem Langbogen greift und damit auf Freya und Rinn zielt. Freya: Vom Thron runter und ihn zur Seite schieben. Dann geschieht ihr nichts. Taja: Glaube nicht, dass irgendeinen von uns das Blondchen kümmert. Lege die Waffe weg. Bei vier schieße ich. Freya: Dann wird ein General sehr unglücklich werden. Taja: Eins. Freya: Wer weiß, was nach ihrem Tod geschieht? Denke mal darüber nach. Taja: Zwei. Freya schweigt. Taja: Drei. Freya schweigt. Taja: V… Im letzten Moment lässt Freya die Waffe sinken. Jannis: Gratuliere, du hast gerade deine letzte Chance auf einen Heldentod verspielt. Rinn reißt sich los und schlägt zu. Dann nimmt sie Freyas Kurzschwert ab. Lontha: Dima! Gib es mir. Zögerlich überlässt Rinn Lontha die Klinge. Dann greift sich Taja Freya und geht mit ihr ab. Akt 3, Szene 8 – Andergast, Burg Ysraeth, Burghof Taja und Freya gehen auf. In der Mitte der Bühne lockert die Waldläuferin den Griff. Taja: Du sahst, was ich sah. Jetzt lauf. Dein Rucksack steht im Pförtnerhäuschen. Freya setzt zu einer Erwiderung an, doch bittet sie Taja, zu schweigen. Taja: Du hast eine mächtige Freundin. Danke es ihr, wenn du sie siehst. Nun geh. Bald wird es Nacht, doch das Mondlicht steht dir bei. Freya: Danke,… Taja? Taja: Ich werde dir bald meine Hunde hinterherschicken müssen. Sei lieb zu ihnen, ja. Freya: Sie werden mich nicht finden. Freya geht ab. Black. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)