Die Zauberin und der Fall der Arkana von Ghaldak (Die Abenteuer der Zauberin Freya, vierte Staffel) ================================================================================ Kapitel 6: Freya in: (26) 777 (Karte: Weltfülle, umgekehrt) ----------------------------------------------------------- Akt 6, Bild 4 – Die Hochzeit des Wahren Kaisers Dieses Bild zeigt eine riesige Menge, anwesend, um zu feiern, und sieht man von Freya, Sancide, Mineda und Marja ab, kann wirklich jeder darunter sein, den die Geschichte nicht für tot erklärte. Jannis tritt vor und klärt das Publikum auf. Jannis: Menschen des ganzen Derenrunds, hört mir zu, denn ich habe Großartiges zu verkünden: Der Zwist der Götter ist beigelegt. Die Ewigen Zwölf sind unteilbar und ewig und werden es wieder sein, da sich Atim-Suraq als Geringster aller Minderen Götter, kaum mehr als ein Heiliger, in Praios’ Gefolge einreiht. Die Provinz Alveran ist damit befriedet. Der Wahre Kaiser der Menschen, denen in neuer Zeit die Götter dienen, hält eine Hochzeit und feiert seine Vermählung mit einer Tochter der Allweisen Hesinde zur Bekräftigung der Eide. Das größte je erdachte Fest wird würdig die neue Zeit einläuten. Rufus trat währenddessen auf, unter seinem etwas zu engen Frack leidend. Sein Verhalten ist durchgehend ruhig und freundlich. Rufus: Erzählst du bitte noch, dass alles gut endete und keinerlei vorgebliche Heldinnen meine Pläne störten? Jannis: Natürlich. (zum Publikum) Damit war die Geschichte erzählt und er lebte glücklich und zufrieden bis ans Ende aller Zeit. Rufus: Danke sehr. Keikin! Keikin geht, eine Maschinenpistole führend, auf und erschießt Jannis. Rufus: Das waren doch schöne Abschlussworte. Danke dir. Rhian geht in einem Brautkleid in Hesindes Farben (Gelb- und Grüntöne) auf. Sie ist irgendwas zwischen acht und achtzehn, ganz wie der Regisseur es wünscht. Rufus: Aufgeregt? (sie antwortet nicht) Ganz ehrlich, deine Base wäre mir lieber gewesen, aber ich bin sicher, ich werde ihn heute Nacht irgendwie in dich reinbekommen. Rhian: Töte mich. Rufus: Es ist ganz natürlich, Veränderungen zu fürchten. Sind sie jedoch geschehen, merkt man, dass das Leben weitergeht. Vertraue auf uns, dann können wir ein glückliches und gesundes Paar werden. Zwölf Vertreter der Götter treten in ihrem Rücken auf. Sie sprechen in Vierergruppen. Vertreter von Praios, Rondra, Efferd, Travia: Freut euch! Ihr Gesegneten! Vertreter von Boron, Hesinde, Firun, Tsa: Das ist Liebe! Das ist Glück! Vertreter von Phex, Peraine, Ingerimm, Rahja: Wir wünschen euch Reichtum! Wir wünschen schöne Kinder! Rufus nimmt von Rahjas Vertreter eine Rose entgegen, taucht sie in Jannis’ Blut und übergibt sie Rhian. Alle Vertreter: Wie herrlich! Wie romantisch! Rufus: Ihr seid süß. Kämpft gegeneinander bis in den Tod! Derjenige von euch, der zuletzt noch lebt, hat seinen Gott als meinen Trauzeugen bestimmt. Die Vertreter beginnen zögerlich, dann jedoch immer entschlossener, gegeneinander zu kämpfen. Rufus interessiert es nicht. Er empfängt die nächsten Gäste. Vier Kaiser gehen auf. Sie beherrschen das Land, den Menschen, das Gesetz und die Hoffnung – ihnen sollten offizielle NSCs zugeordnet werden, doch die genaue Zuordnung kann sehr willkürlich geschehen. Erster Kaiser: Mein ist das Land des Derenrunds. Bitte belehne mich damit. Zweiter Kaiser: In meinen Händen liegt das Wohl der Menschen. Bitte belehne mich damit. Dritter Kaiser: Meine Stimme gebietet über Anstand und Sitte. Bitte belehne mich damit. Vierter Kaiser: Alles, was ich tue, ist, in der dunkelsten Stunde noch an die Erlösung zu glauben. Bitte belehne mich damit. Rufus: Die Welt dient nur einem Herrn, so seid ihr nun bloße Könige. Auch brauche ich euch nicht alle. Keikin! Erschieße zwei von ihnen – irgendwelche. Der Rest ist belehnt. Ein riesiger Kinderchor geht auf. Er wird von Elgarath und Lilim geführt. Diese sprechen im Chor. Elgarath und Lilim: Dies ist ein Fest. Wir möchten singen. Rufus: (zu Rhian) Magst du Gesang? Rhian: Töte mich. Rufus: Mir ist’s auch ziemlich gleich. Keikin, die hier wollen auch weg! Keikin erschießt den Chor. Nun treten vier Edelleute vor, die reiche Geschenke bringen. Allerdings wird diese Zeremonie durch Marinna (Amazonen-Herrin des Heerbanns und deshalb in typischer Gewandung; sie wird von Rinn gespielt) und der unendlich erscheinenden Streitmacht des Heerbanns des Wahren Kaisers unterbrochen. Rufus: Schön, euch zu sehen. So muss ich diesen Herren nicht erklären, dass alle Schätze schon von Rechts wegen Eigentum des Kaisers sind. Ich schätzte trotzdem deren Mut. Marinna, nicht wahr? Ich bin froh, dich zu treffen. Magst du nicht den Feldzug gegen das Elfenland anführen? Marinna: Für Sancide! Anlegen! Zielen! Schießen! Rufus: Ich bin unsterblich und unbesiegbar, wisst ihr das nicht? Wenn du es aber so willst: Keikin, töte sie alle! Im nächsten Moment sind Marinna und ihre Armee vom Erdboden verschwunden. Keikin tötet mit schnellen Schüssen die gesamte Gesellschaft. Rufus: Warte! Nein! Keikin entleert ihre Waffe in die Reihen des Publikums. Rufus: Du missverstehst mich. Keikin erschießt Rhian. Rufus: Wenn du denn so willst. Rufus zieht selbst eine Waffe und steht Keikin zum Showdown gegenüber. Von den Gästen ist niemand mehr am Leben. Black. Akt 6, Bild 4 – Kryptopolis Das Bild zeigt eine pulsierende Großstadt – Automobile und Schienenfahrzeuge quälen sich durch die engen Schluchten, die ihnen Giganten aus Beton und Glas übrig gelassen haben. In einer nahen Fußgängerzone drängen sich Menschen von einem schimmernden Warenhauseingang zum anderen. Dieses Gedränge wird vom Autor der Geschichte allerdings bloß am Rande wahrgenommen: Mit einem Bratwurstbrötchen in einer Hand und einer Zigarette im Mund steht er am Rand und erleichtert sich an einem Bauzaun. Schließlich dreht er sich um und zeigt dem Publikum eindrucksvoll, wie schwierig es doch ist, mit einer Hand den Hosenlatz zu schließen und dabei Senfflecken vom Inhalt der anderen Hand zu vermeiden. Freya geht auf, absolut fehl am Platz. Ghaldak: Na, Kleine? Bist du neu hier? Ich kann dir die Stadt zeigen. Freya: Ich komme aus Kuslik. Ghaldak: Dann… Moment… müssen wir das noch einmal aufziehen. Gehe noch einmal auf, während ich an den Zaun zurückkehre. Dann: Zur Säule. Dann: Blick zu mir. Schaue mich an… mit einem Ausdruck zwischen Ekel und Lust, den Selbstekel zu überwinden. Ich drehe mich währenddessen um, schließe meinen Hosenstall und frage dich dann: ‚Möchtest du mal mein Würstchen kosten?’ Freya: Wenn’s sein muss. Sie geht noch einmal ein Stück weg, kommt dann wieder auf und steht dem Autor gegenüber. Ghaldak: Mann! Wie gerne wäre ich jetzt ein richtig geiler Bishi! Freya: Warum? Ghaldak: Dann würdest du mich wollen und wir könnten richtig Spaß miteinander haben. So willst du nicht und ich könnte dich zwar zwingen, doch das wäre nicht dasselbe. Verstehst du, was ich meine? Freya: Ich will es nicht verstehen. Ghaldak: Auch gut. Gehen wir einen Kaffee trinken? Dann kann ich dir ein paar Fragen beantworten. Freya: Das kannst du auch so. Wo bin ich hier? Ghaldak: Frankfurt? Yol-Ghurmak. Der Ort, an dem alles einen Preis, aber nichts einen Wert hat. Freya: Wie komme ich hierher? Ghaldak: Die Antwort musst du selber finden. Ich möchte dir lieber etwas zeigen. (zu zwei Passantinnen) Hallo, ihr beiden. Marie und Tamara gingen vorbei, jeweils mit passenden Einkaufstüten behangen. Tamara: Fick dich! Marie: Moment, ist das nicht…? Ghaldak: Ja, sie hat ein Shooting in der Stadt. Marie: Ich habe alle Ihre CDs. Tamara: Ich kenne alle Ihre Filme. Marie: Sprechen Sie überhaupt deutsch? Bienvenue à Francfort. Je suis très heureux. Je suis Marie. Je vous adore tellement. Tamara: Geben Sie mir ein Autogramm? Auf… (sie blickt schnell durch ihre Sachen)… auf meine Brüste? Daraus mache ich mir dann ein Tattoo. Ghaldak: Ehe das jetzt in eine Orgie ausartet – nicht, dass ich da etwas dagegen hätte –, sagt mir bitte: Wen habt ihr vor euch? Marie: Je n'ai presque pas vous reconnaître. C'est un rêve. Allons prendre un café? Tamara: Ist das wirklich...? Marie: Genau. Es ist… ach, der Name liegt mir auf der Zunge. Verflucht, das ist irgendwie… Verzeihen Sie mir. Ghaldak: (zu Freya) Sage ihnen bitte, sie sollen dich allein lassen. Freya: (unsicher) Danke, ihr beiden. Es war schön, euch kennen zu lernen. Marie und Tamara gehen kreischend ab. Freya: Was war das? Ghaldak: Eine reine Idee trifft auf eine ziemlich geistlose Welt. Ihr Instinkt sagt ihnen, dass du eine Göttin sein musst. Freya: Das hast du doch arrangiert. Ghaldak: Nun überlege dir: Was würde wohl passieren, wenn At… ähm, Asq diese Welt erreicht. Sie würde ihm zu Füßen liegen, wenn bloß sein Name fällt. Mit einem Mal ist es Nacht. Ghaldak: Du musst dich erneut auf die Reise begeben. Ich werde dir einen Führer zur Seite stellen, den du bereits kennst. Ich hoffe, ihr vertragt euch… … und gibst du mir einen Kuss? Freya gibt dem Autor ein schnelles Bussi auf die Wange. Ghaldak: Danke, Lina. Ich hätte es sonst wirklich bereut… und nun geh. Freya: Wohin? Ghaldak: Einfach aus dem Bild, das passt schon. .. oder möchtest du lieber einen Spiegel? Schaufenster könnten sich dafür eignen. Freya: Eines deiner rauchbaren Stückchen hätte ich gerne. Ghaldak: Hier, bitte. Feuer musst du dir aber selbst geben, sonst bricht mir dein Kerl die Hände. Freya steckt sich mit einem Feuerzeug unbeholfen eine Zigarette an und tritt durch ein Schaufenster in eine andere Welt. Der Autor sieht ihr dabei nach. Ghaldak: Nur rauchende Frauen sind echte Vorbilder. Im Ernst: Ich habe noch nie eine Nichtraucherin getroffen, die so etwas wie Persönlichkeit hatte. … und trotzdem schäme ich mich für den Kuss. Das hätte ich wirklich nicht tun sollen. Es wird zappenduster. Akt 6, Bild 4 – The White Knight: Corsy vs. Tamara Das Bild zeigt Freya und Corsaia, die gemeinsam aufgehen. Die folgende Szene sollte geteilt gespielt werden und wäre sehr gut auch als Let’s Play umzusetzen. Corsaia: Wie geht es dir? Freya: Ich fühle mich, als wäre ich gerade aus einem Alptraum erwacht. Es ist sonderbar. Corsaia: Dann ist ja gut, dass ich da bin. Bereit? Freya lässt sich auf einen Sitzsack fallen und greift nach einem Controller. Freya: Bereit. Wie geht es dir denn? Ging das mit dem Meister der Macht gut aus? Corsaia: Das war doch Teil 1, wir sind hier in Teil 4. Du kommst zurecht? Freya: Hoffentlich. Corsaia: Springen mit W, Attacke mit N, Parade mit S. O für Magie brauchst du nicht, denn in dem Stand, den ich vorschlage, habe ich mein Stirnband verloren. Freya: Klingt nicht zu kompliziert. Sie testet einmal die Tasten an, was Corsaia zu den genannten Bewegungen veranlasst. Corsaia: Wir könnten nun neu anfangen, oder aber (mit breitem Grinsen) wir nehmen den Spielstand, der uns vorbereitet wurde. Du hast doch nichts dagegen, Albi zu heißen? Freya: Nicht wirklich. Corsaia: Dann geht es gerade bergab. Wir müssen den Hang herunterrennen und uns gegen diese Pinguine zur Wehr setzen. W und S zusammen lassen mich ausweichen, weißt du? Freya: Nein, aber… Corsaia: Du machst das großartig. Ich mache das großartig. Wir sind einfach toll. Freya: Ja, ja… Worum geht es eigentlich? Corsaia: Nicht so wichtig. Die Handlung wird immer dümmer. Dem Geldkoffer ausweichen, hörst du! Freya: Würde sie trotzdem gerne wissen. Corsaia: Es gibt Supermenschen-Klon-Soldaten, die von Dämonen besessen werden. Der sind erledigt, der vierte herrscht über eine Dunkelelfen-Stadt unter der Eiskappe. Freya: Wie passen die untoten Hunde da rein? Corsaia: Gar nicht. Die sind noch aus Teil 3 übrig. Siehst du den Rauch da? Dort müssen wir hin. Freya: Kann ich eigentlich auch Takea treffen? Corsaia: Klar, kann flachgelegt werden. Freya: Ich möchte nur mit ihr reden. Corsaia: Dafür gibt es keine Mehrheit. Die Jungs wollen mich ficken sehen: Eine Blonde, das ist mein Liebling, eine Dunkelelfe in knappen Leder, eine Prinzessin auf dem Weg und Takea für die, die Mitleid haben. Braucht man aber nicht. Jetzt sieht sie geil aus. Zeit vergeht. Freya gibt Befehle, Corsaia führt die Bewegungen aus. Corsaia: Denke ans Töten. Freya: Warum sollte ich? Corsaia: Wen du nicht tötest, den kannst du nicht looten. Freya: Ich mag die. Scheint eine nette fünfköpfige Familie zu sein. Corsaia: Das sind Spielfiguren. Die kannst du töten, tut niemandem weh. Freya: Kann ich auch eine Frau spielen? Corsaia: Du kannst mit mir spielen! Hier und in deinen Träumen! Und jetzt pass auf, die Soldaten kommen. Wir müssen diese Meermänner mit Silberklingen für sie vermöbeln und von unserem Alkohol abhalten. Freya: Warum? Corsaia: Damit in der Zeit die Cops das Rauschgift in das Flugzeug schmuggeln können. Was wäre die hart arbeitende bürgerliche obere Mittelschicht ohne ihre Privilegien? Wir müssen ihnen entgegenkommen, immerhin bezahlen sie mit ihren Steuern unsere Angriffskriege. Freya: Langsam reicht es. Corsaia: Wollen wir nicht noch diese Höhle erkunden? Da gibt es eine tolle Zwischensequenz, in der wir eine nackte Nixe sehen. Brüste und Mondschein, das ist doch toll. Freya: Weißt du was? Mache doch alleine weiter! Das ist nicht mein Weg. Corsaia: Gehe nur. Du kommst wieder. Jetzt geht es mit dem Fallschirm herunter ins Meer. Bist du bereit, durch den Stahl zu brechen? Freya geht ab. Corsaia: Gut, dann mache ich es allein. N, S, S, S, W, W, S und… O! Durch! Er bleibt stehen und verschnauft für einen Augenblick. Dann geht eine kampfbereite Tamara auf. Tamara: Du suchst an der falschen Stelle. Möchtest du zum Rande der Welt? Hier findest du ihn nicht, denn zu deinem Schrecken sind wir weiterhin voll im Canon. Beide ziehen ihre Waffen und gehen aufeinander los. Es wird schwarz. Akt 6, Bild 4 – ASQs Reich Das Bild zeigt einen ramponierten Bahnwagen, der mit irrsinniger Geschwindigkeit durch die Nacht fährt. Nerva sitzt ziemlich einsam darin und Atim-Suraq, nur noch ein Schatten seiner Selbst, steht mit dem Gesicht zum Fenster und reagiert nicht. Fahrtgeräusche überlagern die Gespräche. Nerva: Hallo, Carro und Mineda von der Hand Borons! Hallo, Dejarra, aranische Zauberin. Warum seid ihr nicht hier zu diesem Treffen des Bunds der Goldenen Schlange? Der große General Atim-Suraq ruft schließlich seine Getreuen… und was für welche es sich. Ihr alle alten Recken. Ihr alle Vertreter einer neuen Generation… Bist du tot, Carro? Du Glücklicher. Bist du tot, Dejarra? Du Glückliche. Was ist mit dir, Mineda? Fielst du vom Glauben ab. Das taten wir doch alle. Niemand, der Atim-Suraq liebt, liebt Atim-Suraq. Er hat uns in diesen Dreck hineingezogen und ist zu erschlagen, tothauen sollte man ihn. Er sagte, er will uns nicht weiter hineinziehen. Das sagte er zu mir, genau. Wo bin ich jetzt? Warum bin ich hier? Wo ist mein versprochenes Königreich? Ich will sterben! Bitte, bringt mich jemand um! Gibt mir jemand die Hand! Lässt sich jemand Liebe fühlen, Hoffnung, Leben! Alles soll anders sein! Ich halte es nicht mehr aus! Er greift in seine Tasche und holt ein Klappmesser heraus. Dann beginnt er damit, die Sitzpolster aufzuschlitzen. Atim-Suraq dreht sich schließlich um und spricht ins Nichts. Atim-Suraq: Bürger dieser herrlichen Stadt, hört mich an! Senatoren, Grundherren, Bürger und Priester, ich mag ein Fremder sein, ein General des Reiches, doch ich bin einer von euch. In der Tat, nichts ist gerade so furchtbar, wie ein Elf zu sein. Furchtbare Menschen rauben uns im Süden unser Land, die Orks des Nordens sind wieder erwacht, im Osten finden die Verfluchten in den Sümpfen ein Heim und der Reichsfürst Rion im Westen ist schwach. Es ist wahr, die Hauptstadt musste aufgegeben werden und seine Linie musste in die Wälder fliehen. Noch besitzt er jedoch eine Armee, geführt von einem General, und als Solcher bin ich hier. Reicht mir die Hand, ihr Cithoren. Stehe Sethoy dem Tevoren, stehe Elf dem Elfen bei. Lasst mich euer Heim zu meiner Hauptstadt machen und eure Kräfte zu meiner Armee. Dann sehe ich goldene Tage auf euch zukommen. Rufus geht auf, gekleidet wie eine Mischung aus Kaiser und Schaffner. Rufus: Narren seid, ihr nichts als Narren, wenn ihr ihm folgt. Die Menschen von Neu-Gottesburg sind die Macht in dieser Zeit, denn ihnen gehört die Zukunft und euch bloß die Vergangenheit. Macht sie euch nicht zu Feinden, oder euch wird Gleiches widerfahren wie den alten Herren dieses Landes und Elf soll nur neben Elf verrotten. Gibt es keinen Kaiser, so mag ein General zum Kaiser werden, doch herrscht einer prunkvoll und mächtig, so tragen seine Amtleute nicht einmal Namen. Richtet Euch hier nicht ein, Vernal! Richtet hin. Der Cithorengeist muss gebrochen werden, einfach weil er da ist und ich keine Wahrheiten außer meiner dulde. Schluss mit dieser Jammervorstellung! Ich will nichts mehr von dir hören außer Erfolge in meinem Namen. Und du: Gehe töten oder sterben. Gib mir einen Grund, dich wahrzunehmen, oder tritt mir aus der Welt. Rufus geht ab. Es wird dunkel. Akt 6, Bild 4 – Pornoszene Das Bild zeigt einen Porno: Freya und Corsaia, nun nicht von Rinn gespielt, sind auf einem Schreibtisch bei der Sache: Sexy Sekretärin mit Corsage unter dem Blazer trifft auf ihren erstaunlich gut gebauten Boss im Anzug. Dann ruft sie: „Halt!“ und das Bild wechselt zur Produktion: Kameramann, Tonassistent und Beleuchter werden sichtbar, gehen aber sofort anderem Kram nach und auch Corsaia wendet sich, sich eine Zigarette ansteckend, ab. Zu Freya treten dafür zwei andere Personen, nämlich eine Maskenbildnerin (von Rinn dargestellt), die Freya wieder herrichtet, und die wenig begeisterte Regisseurin, die sich zu ihr setzt. Freya: Bitte, ich kann das nicht. Regisseurin: Mädchen, was ist dein Problem? Freya: Mein Poloch tut immer noch so weh. Regisseurin: Dafür kann ich doch nichts. Das war der Rufus, der uns vorher nicht Bescheid gegeben hat. Freya: Dagegen sage ich ja nichts. Es geht nur einfach nicht mehr. Können wir nicht küssen, kuscheln und zusammen einschlafen? Regisseurin: Ach, Mädchen… wie heißt du doch gleich? Freya: Freya. Also eigentlich Lina. Regisseurin: Ach, Lina. Niemand möchte das machen, was wir tun, aber trotzdem muss es getan werden. Ich habe ein Konzept für Schillers „Jungfrau von Orléans“ in der Schublade liegen und ein paar gute Ideen für den „Guten Menschen von Sezuan“. Es sind Geschichten von starken Frauen, doch leider möchte das niemand sehen. Deshalb drehe ich Pornos. Zigarette? Freya: Ich rauche nicht. Die Regisseurin lässt sich von Corsaia Glimmstängel und Feuer geben. Regisseurin: Aber es stört dich auch nicht, oder? So ist halt das Theater, will niemand sehen. Die Crux ist bloß die Illusion der Regisseurin: Die nämlich denkt sich, sie hätte es geschafft und dürfte endlich Geschichten erzählen. Damit liegt sie leider falsch. Höre zu, die Menschen sagen zwar, dass sie gefordert werden möchten, aber alles, was sie wollen, ist Lob. Sie wollen sich klüger fühlen als du – und wehe, du kommst dem nicht nach. Dann wird geschrieen. Deshalb drehe ich Pornos. Da fragen sich die Leute nicht, ob sie deiner Moral zustimmen können oder du etwas falsch gemacht hast. Da greifen sie in die Hose und holen sich einen runter. Ach, sage mir, dass du verstehst, was das für dich bedeutet. Freya: Ich weiß es nicht. Regisseurin: Es wäre so schön gewesen. Lina, es geht alles um Sympathiesteuerung. Gleich ob es um dich geht oder die Rolle, die du spielst, - und die Übergänge sind, wie du weißt, fließend –, du musst die Leute an deiner Seite haben. Du musst erreichen, dass sie sich deinen Erfolg wünschen, und das passiert, indem du ihnen etwas bietest. Die Szene mit Rufus war schön, aber er ist zu jung, also können wir sie nicht verwenden. Dann bleibt nur noch diese Lesben-Szene, ebenfalls wunderbar. Du magst es mit Frauen, oder? Freya: Ja. Regisseurin: Das spürt man. Mir gefällt das. Leider ist das in Summe noch zu wenig. Du musst mehr bieten – und dazu muss dieser Schwanz in deinen Arsch. Das finden die Kerle da draußen nämlich richtig geil. Tust du mir den Gefallen? Freya: In Ordnung. Regisseurin: Danke, Mädchen. Du bist so schön lieb. Mache weiter so und du bist auch für meinen fünften Teil gebucht… und jetzt lutsche ihm seinen Schwanz wieder steif, dann kommen wir zeitig nach Hause. Freya: Danke sehr. Regisseurin: (in die Runde) Los, in Position! Wir machen weiter! Wieder tritt hektische Betriebsamkeit am Set ein und all jene, die ihren Posten verließen, kehren dorthin zurück. Das Bild wird dunkel. Akt 6, Bild 4 – Provinz Alveran Das Bild zeigt ein Tor: Rinn steht davor, stolz ihre beiden identischen Kurzschwerter schwingend, und wacht. Rinn: Wenn mir das Ende einer Geschichte nicht gefällt, dann nehme ich es nicht hin. Dann höre ich auf, zu lesen, und blättere nur noch durch, ob es denn Bilder gibt. Bilder sind schön, denn selbst in eine brennende Stadt kann man sich Heldenmut und Hoffnung hereinträumen, und selbst Reiche kehren zu neuer Pracht zurück, wenn man einfach nur die Reihenfolge ändert. Blicke ich nun auf dieses Tor, sehe ich dahinter Götter, die angestrengt beraten, wie man das Volk der Menschen dem Wahren Kaiser wieder entreißen kann. Sie werden ihren Admiral vorgeladen haben und ihre Flotte mit Goldenen Segeln an die Küste befohlen. Im Hafen von Teleam Isaru werden Flüchtlinge entladen und Truppen aufgenommen. Bald schon wird alles wieder gut werden. Keikin geht auf, ein Maschinengewehr mit sich führend, doch unfähig, zu sprechen. Rinn: Trauriges Geschöpf! Versuchst du es? Du kannst an mir nicht vorbei. … aber was warne ich dich? Lasse ich dich lieber meine Flügel spüren. Werde Zeuge meiner ganzen Macht! Rinn stürmt auf Keikin zu, die wiederum ihr Gewehr in Stellung bringt. Der Blick verschiebt sich durch die Tür und damit in eine Sauna, in der Praios und Hesinde (dargestellt durch wenig beeindruckende Teenager) in Endlosschleife ein Stück proben. Atim-Suraq sitzt nur mit einem Handtuch bekleidet daneben, während Sancide ebenfalls in einem Handtuch aufgeht. Das Stück (in Endlosschleife und von Bewegungen und Laufwegen begleitet) sieht so aus: Praios: Das ist… Hesinde: Schändlich. Praios: Scheußlich. Hesinde: Ein Skandal. Praios: Die armen Narren, die denken, der Fürst der Götter hätte dem namenlosen König zu dienen… Hesinde: Sie ahnen nicht, wie schlimm es wirklich ist. Praios: Ein geheimes Unterwasserechsenkönigreich im Golf von Grangor, ein magisches Astralgift und geheime Technologie aus dem Borbaradkrieg. Hesinde: Tut das nicht weh? Praios: Manchen Menschen nicht. Hesinde: Uns schon. Praios: Frevel. Hesinde: Unverschämtheit. Praios: Nur leider unabänderlich. Wir sind zu schwach. Wir müssen uns fügen. Hesinde: Mir blutet das Hirn, wenn ich nur davon höre. Muss ich es wirklich sehen? Gibt es keinen Ausweg? Da die Antwort darauf fehlt, fangen sie daraufhin immer wieder von Anfang an und nehmen auch die beiden anderen nicht wahr. Sancide: Ehrwürdige! Atim-Suraq: Praios und Hesinde zum Gruße, Sancide! Sancide: Du! Atim-Suraq: Ja. Du trägst mein Handtuch. Sancide: Das kann nicht sein. Atim-Suraq: Und ich deines. Schau her: Goldgelber Stern auf Schwarz bei mir und goldgelbe Schlange im Dreieck bei dir. (Pause) Sollen wir tauschen? Sancide: Alles, nur das nicht. (zu den Göttern) Höchstwürdige, bitte! Atim-Suraq: Setze dich doch neben mich. Sancide: Die Lage ist ernst unter den Menschen. Wir brauchen Euch – oder alles ist verloren. Atim-Suraq: Was denkst du, wie lange ich das schon versuche? Wir könnten Kinder zeugen, bevor sie uns bemerken. Wir könnten diese Kinder sogar aufziehen. Sancide: Wir beide? Nein! Atim-Suraq: Du kannst dich immer noch zu mir setzen. Sancide blickt die Götter noch eine Weile an und gibt dann vorerst auf. Sie setzt sich neben ihn. Atim-Suraq: Ich weiß, was du denkst. Du fragst dich: ‚Dafür habe ich mich durch die Niederhöllen gekämpft?’ Ich kann es dir nicht verübeln. Sancide: Ich werde nicht an dich glauben! Atim-Suraq: Das ist schade. Ich hätte dich gerne in meinen Reihen begrüßt, die schöne Freya… Leute halt. Ich habe gehasst, was ich bekam. Sancide: Erwarte dafür kein Mitleid von mir! Atim-Suraq: Vergib mir den Tod deines Bruders. Sancide: Geschenkt. Atim-Suraq: Ist es jetzt vorbei? Sancide: Für dich schon! Keikin! Keikin! Keikin! Das Tor bricht auf und Keikin tritt herein. Mit einem Lasergewehr zielt sie auf Atim-Suraq, der panisch von der Bühne rennt. Ein Schuss folgt ihm, ehe ihm auch Keikin hinterher geht. Während die Götter ungestört ihrem Skript folgen, hebt Sancide das heruntergefallene Schwarzgilden-Handtuch vom Boden auf. Es wird dunkel. Akt 6, Bild 4 – Tempel der gefallenen Götter Das Bild zeigt zwei abgebrochene alte Säulen und einen Brunnen in der Mitte, den eine Inschrift ziert: Stein und Staub, dem Sinn beraubt, Staub und Stein, kann nichts sein. Freya geht – im Elfengewand der zweiten und dritten Staffel gekleidet und den Zauberstab mit sich führend – auf. Sie nimmt einen Schluck vom Wasser des Brunnens, würgt es wieder aus und bemerkt Jandora, die aus dem Schatten tritt. Diese wird vor ihr niederknien. Jandora: Herrin! Verzeiht mir! Ich irrte in allem! Die Zauberkönigin fuhr in die Niederhöllen herab, ihre Armee ist geschlagen und es gibt keinen Funken Hoffnung mehr weit und breit. Ich wollte Euch, ohne es zu wissen, in Euer Verderben führen. Freya: Verzeih du mir, Geist. Ich ließ dich nie die Wertschätzung spüren, die ich für dich empfinde. Jandora: Ich verdiene sie nicht. Eine schlechte Dienerin ist nichts wert, weniger als ein toter Hund. Freya setzt sich vor den Brunnen. Freya: Wir alle scheitern. Wichtig ist allein, wieder aufzustehen. Komm, setze dich zu mir. Isst du? Trinkst du? Brauchst du Liebe? Jandora: Euch du dienen ist mein größtes Glück. Jandora setzt sich zu ihr. Zeit vergeht. Freya: Verstehst du eigentlich irgendwas von dem, was gerade um uns herum passiert? Jandora: Nicht nur ein Leben wurde ausgelöscht, sondern ein Schicksal. Es ist gut, dass Ihr Euch davon löstet. Euer Leben ist wieder frei. Freya: Das ist schön. Jandora: Ihr könnt in die Welt zurückkehren. Auch unter dem Wahren Kaiser wird das Leben weitergehen. Für Euch… ganz gut sogar. Ich sehe zwei erstrebenswerte Möglichkeiten. Wollt Ihr sie hören? Freya: Bitte. Die Beleuchtung wandelt sich. Jandora: Ich sehe Euch in Andergast, wo Ihr von König Efferdan mit offenen Armen empfangen werdet. Während Ihr von der Stadt als Retterin und Heldin gefeiert werdet, wird er Euch als Reckin Ifirns in den Rat der Helden aufnehmen. Ich sehe auch in der Liebe eine glückliche Zukunft für Euch: Der Priester Wilbrecht wird Euch vor den Altar führen und zusammen werdet Ihr einen wunderbaren Sohn haben, Mataro. Eure Tochter Jandora hingegen wird nicht länger als neun Tage leben. Als die Rote Keuche Andergast erreichen wird, werdet Ihr mit heiligen Kräutern und der Weisheit der Druiden um jede Seele kämpfen und viele Leben retten, doch zu einem der letzten Opfer der Krankheit werden. Im Alter von 32 Götterläufen werdet Ihr mit Eurem ungeborenen dritten Kind bei der Asche Eures Vaters beigesetzt und von der ganzen Stadt betrauert. Wilbrecht geht auf und lehnt sich gegen die eine Säule. Jandora: Die andere Zukunft führt Euch in die neue Hauptstadt, wo Ihr als Freundin und Vertraute unseres neuen Kaisers an der Macht teilhabt, jedoch werdet Ihr sehr oft auf Reisen sein, gilt es doch das Monster zu bekämpfen, dass im Schatten der Ereignisse an Macht gewann. Letztendlich werdet Ihr euch zusammen mit Rufus und einem dritten Mann in die Niederhöllen aufmachen – und auch wenn Ihr dort sterben werdet, wird Euer Opfer die Seele einer Göttin mit neuem Licht füllen und sich alles, wirklich alles auf dem Derenrund, zum Guten wenden. Menschen werden Euch als Heilige verehren, nachdem Ihr gestorben seid – nach vier Jahren. Rufus geht auf und lehnt sich gegen die andere Säule. Freya blickt von einem zum anderen und zurück. Freya: Was denkst du? Jandora: Es sind sehr schöne Enden, eines für Euch als Heldin, das andere für Euch als Frau. Viele wären glücklich, mit Euch zu tauschen. Freya: Und… wie ist Wilbrecht so? Jandora: Wunderbar! Sehr verständnisvoll, sehr unterstützend, mutig, weise und – wie sage ich das am Besten? – jemand, mit dem Ihr Euch oft und gerne in den Laken wälzt. Freya: Ich möchte wirklich keine Heldin mehr sein. Freya steht auf und tritt langsam auf Wilbrecht zu, der sich sichtbar freut, ehe sie innehält. Freya: Was ist mit San? Jandora: Sorgt Euch nicht. Den unaufhaltsamen Fall, der Eure Tutorin erteilt, hat sie redlich verdient. Freya dreht sich um. Freya: (zu sich) Ich möchte sie retten. (lauter) Ich möchte sie retten! Gib ihr das Beste, was sie bekommen kann. Das hat sie sich nämlich verdient. Jandora: Dann ist ihr Schicksal nicht entschieden, doch ich kann nicht versprechen, dass es gut wird. Es kann sehr schnell enden – für Euch beide. Mögt Ihr nicht doch lieber einen der Herren? Freya: Es ist mein Wille. Sage mir nur: Kannst du ihn gutheißen? Jandora: Voll und ganz, Herrin. Voll und ganz. Die Herren gehen in unterschiedliche Richtungen ab, während es dunkel wird. Akt 6, Bild 4 – Stahlweide am Ende der Welt Auf diesem Bild wurde die Schlacht bereits geschlagen. Eine riesige Armee wurde besiegt – dabei ist völlig gleichgültig, ob es sich um die Reste des Heerbann des Wahren Kaisers, der bunt gemischten Truppe der Goldenen Schlange, den Unbesiegbaren Legionen mit ihren Panzern, Raumschiffen und Todessternen oder dem gesammelten Heer der Toten handelt – und Keikin ist nun dabei, von einem mit einem Sack über dem Kopf vermummten Gefangenen zum nächsten zu gehen und diesen mit einem Kopfschuss hinzurichten. Freya und Sancide hocken im Zentrum der Bühne, die Arme und Beine zusammengebunden und ebenfalls mit einem Sack über dem Kopf. Freya: Ich bereue es nicht. Sancide: Du bist ja auch dumm. Freya: Ich wusste, worauf ich mich einließ. Nach allem, was du für mich tatest und ich für dich, fühlt es sich nur so richtig an. Sancide: Wir haben nichts erreicht, das weißt du schon? Freya: Darauf kommt es nicht an. Betest du mit mir? Sancide: Mach dich nicht lächerlich… oder doch, mache es ruhig, aber lasse mich da raus! Freya: Wir werden bald frei sein. Schließe deine Augen und akzeptiere es für dich. Freya beginnt murmelnd in den Sack hinein zu beten, Sancide schweigt. Schließlich endete sie. Freya: Jetzt sprich es bitte aus. Keikin steht inzwischen hinter Freya. Sie legt an und erschießt sie. Die Bühne wird auf einen Schlag dunkel. Sancide: Ja, Lina, es war schön, dass du bei mir warst. Ich bin wirklich stolz auf dich. Keikin: Lass dir das noch einmal durch den Kopf gehen. Keikin legt auch bei Sancide an und erschießt sie. Kapitel 6, Bild 4 – Das Becken (2/2) In den Niederhöllen gibt es keine Bilder, denn die Existenz zwischen Sein und Nichtsein ist selbst aller Möglichkeiten beraubt. Überall sonst willst du sein, doch nicht in diesem Becken gefüllt mit warmem Schlamm oder ungewordenem Fleisch, dass dich umgibt und es dir unmöglich macht, zu sagen, wo dein Körper oder dein Panzer endet, denn alles scheint in diesem Moment zu verschwimmen. Bilder treten immer wieder in deinen Kopf und du kannst dich nicht wehren, so sehr du dich verkrampfst und schreist. Manchmal zeigen sie dir die Elfe auf den Klippen, manchmal einen Wesen namens Keikin, aber nichts erschreckt dich so wie Bilder von dir selbst. Du hattest einmal eine Gegenwart, eine Vergangenheit und eine Zukunft? Das kommt dir irgendwie unwahr vor. Das Becken frisst dich auf und absorbiert dich – und auch die Zweite Haut kann diesen Vorgang bloß verlangsamen. Stiefel sind das erste, was du bewusst wahrnimmst, dann eine feine schwarze Robe, von der silberne Knöpfe glänzen, und schließlich ist da diese Frau mit den braunen Haaren in einem erschreckend akkuraten Schnitt. Sie lächelt nicht, doch es verwundert dich nicht – in den Niederhöllen wäre das unangebracht. „Du bist Rinn“, sagt sie knapp, „Hast du Zeit, mich anzuhören?“ Du nickst. „Ich kann versuchen, dich zu retten. Ich erwarte dafür jedoch eine Gegenleistung – und diese ist nicht verhandelbar.“ Du hast nichts mehr. Natürlich, denn du bist nichts mehr. „Was?“, fragst du nur. „Ich muss zur Zauberkönigin werden. Das ist wichtig für meinen Weg.“ Da war doch etwas. Du erinnerst dich – das war dein Leben. „Ist nicht übertragbar.“ Sie schnaubt. Sie verliert nur ungern Zeit. „Sage mir nur, ob du dazu bereit bist.“ „Ja“, sagst du nur, denn du weißt, dass es sonst nicht weitergeht. Deine Besucherin setzt sich an den Rand deines Beckens und zieht eine schwarze Maske aus ihrer Robe hervor. Du kannst hingegen nicht den Blick von ihren Stiefeln lösen. Dieser Ort macht auch vor ihrem Sohlenleder nicht Halt. „Ihr Name ist Wezyradima Rinn – und das ist ihre Geschichte. Ihr Schicksal als Zauberkönigin führte sie durch das Regengebirge und nach Mugolsfall und ihre Sünden reißen sie in die Niederhöllen herab, doch um zu werden, was sie sein sollte, musste sie zuvor sterben. Erst in ihrem Becken liegend konnte sie zu der Fremden sagen: ‚Du bist die wahre Zauberkönigin. Solange ich lebte, war es mir eine Last, doch bin ich ihr entbunden, kann ich sie weitergeben.’ In diesem Augenblick erfüllte sich ihre Existenz, denn alles, was sie tat, geschah allein zu dem Zweck, damit sie zur rechten Zeit am rechten Ort sein konnte. So wurde sie zu einer reinen Seele und konnte ohne zu zaudern aus dem Becken steigen und ihren Weg in ein Paradies antreten.“ Nun gestattete sich die Fremde ein Lächeln, während sie dir eine Hand reicht und dich aus dem Becken zieht. Du verstehst es nicht, doch es ist dir gleich. Du bist errettet. Deine Retterin lässt dich los und nimmt ihre Maske ab. „Danke“, sagst du und fühlst dich schlecht, „doch muss ich gestehen: Das war ein schlechtes Geschäft für dich. Der Titel ist wertlos.“ Zum ersten Mal in diesem Gespräch erreicht ihr Lächeln ihre Augen: „Ich kam mit Zielen an diesen Ort und wurde enttäuscht. Nun habe ich nach einer Hand gegriffen und einen neuen Weg gefunden. Das ist nicht wertlos.“ Dann schweigt sie. Gemeinsam geht ihr durchs Nichts. „Es ist furchtbar, wie sie schreien“, platzt es aus ihr heraus, „Hörst du sie nicht?“ Du kannst jedoch nichts vernehmen. Akt 6, Bild 4 – Das Becken (1/2) Das Bild zeigt ein einfaches Herbergszimmer. Marja sitzt in einer Wanne und wird von Mineda gewaschen. Diese sieht gerade eine Phiole aus ihrem schwarzen, an Ordenstracht erinnernden Gewand und wird deren Inhalt mit in die Wanne gießen. Mineda: Dies hier ist Wasser aus der Neer. Es mag abgestanden sein, doch ich hoffe, dass du die Heimat fühlst. Marja: Ich muss mit dir reden. Mineda: Wie du möchtest. Verrate deine Freunde, wimmere, drohe, wonach dir ist. Marja: Ich wäre sonst nicht hier – und du wärst es auch nicht mehr. Mineda: Ach… Marja: Es geht um San. Du musst wissen, dass sie die Maske stahl. Mineda: Klug von ihr. Marja: Und, ja, das sollst du wissen. Mineda: Gut. Marja: Sie hofft auf dich, verstehst du das? Ich glaube, in all den Jahren, die ihr gegeneinander kämpftet, wollte sie dich nicht vernichten, sondern formen, um dir irg… Der Rest des Satzes geht in einem Quieken unter, als Mineda Marjas Kopf unter Wasser drückt. Tatsächlich wäscht sie ihr bloß die Haare. Marja: Warne mich gefälligst vor! Mineda: Verzeih. Marja: Hast du mich denn gehört? Mineda: Ja. Und? Marja: Schließt du Freundschaft mit mir? Bitte tue es. Ich hielt dich schon immer für eine nette Frau und fand es furchtbar, gegen dich zu kämpfen. Mineda: Dein Heerbann sieht das anders. Marja: Aber ich doch nicht! Ich habe vor einigen Tagen Rinn bei einer Jagd unterstützt, ich kann auch dir helfen. Du brauchst eine Magierin? Ich bin eine ganz großartige. Mineda: Ich brauche keine Magierin. Ich brauche eine Jungfrau… Marja: Da bist du bei mir ganz falsch. Mineda: Das macht doch nichts. Atim-Suraq gefällst du so, wie du bist. Atim-Suraq: (aus dem Off) „Kommt zu mir, meine Getreuen. Ich brauche euch!“ Mineda: Das macht dir nichts leichter. Marja: Das war ich nicht! Atim-Suraq: „Nerva! Carro! Dejarra! Mineda! Folgt meinem Ruf!“ Mineda: So leicht lasse ich mich nicht täuschen! Wütend stapft sie davon und holt ihr Messer. In Marja steigt spürbar die Panik auf. Atim-Suraq: „Seid bei mir in Gedanken! Ich brauche eure Seelen!“ Marja: Bitte! Für dich! Für mich! Mineda: Keine Worte mehr! Dieses Zeitalter sei dein, Atim-Suraq! Mit diesen Worten schneidet sie Marjas Kehle durch. Es wird still im Raum – und nichts Weiteres passiert. Mineda blickt eine Weile lang ins Nichts, dann wird es dunkel. Akt 6, Bild 4 – Thalami Sora Das Bild ist für eine ganze Weile dunkel. Dann klingelt ein Telefon. Rufus: Du bist es? Rahjalein, was soll der Mist? Es ist mitten in der Nacht! Ich muss schlafen, morgen ist’s wichtig. Ja, ich stelle mir ja vor, wie du nackt vor mir liegst. Du hast wirklich fantastische Rundungen – und über die würde ich auch gerne mit der Hand drüberfahren… ach, verdammt, gibt es denn kein Licht in diesem Puff? Es wird gerumpelt, dann erhellt sich die Bühne. Rufus telefoniert. Rufus: Ja, Rahjalein, lutsch mir mein Zepter. Ja! Jaaaa! Das fühlt sich total toll an. Er legt das Handy zur Seite und wendet sich an das Publikum. Rufus: Ich verstehe wirklich nicht, was ihr an mir findet. Ich helfe euch nicht bei der Ernte, ich halte keine Krankheiten von euch ab, ich gebe euch weder Rat noch Hilfe und ich mache auch ganz sicher nichts besser. Ich mag euch nicht einmal – und glaubt mir, wenn dieses dumme Weib hier bei mir wäre, dann würde ich sie ganz sicher einem Gefolgsmann weiterschenken, denn sie nervt. Ich liebe sie nicht, kein kleines bisschen. Ich liebe niemanden. Wo sollte ich diese Liebe auch hernehmen? Ihr kleinen Menschen seid so erschreckend. Ihr reibt euch an mich und glaubt, etwas goldener Glanz würde auf euch herabrieseln, doch das ist nicht so. Ich habe keine Politik. Ich habe kein Konzept. Nichts wird besser, nur weil mein Name an der Spitze steht. Ich bin weder wert, dass man an mich denkt, noch, dass man mich liebt. Trotzdem errichtet ihr mir Statuen, schreibt Bücher über mich und schließt mich in eure Gebete ein. Dann schicke ich wieder Tausende in einen Krieg, lasse Zehntausende umbringen und bezahle das mit dem Geld von Hunderttausenden. Warum wollt ihr das? Warum sehnt ihr euch danach, dass ich ein Monster bin? Er greift nach dem Handy. Rufus: Ja, Rahjalein, ich spritze so total ab, du bist so geil. Backst du mir jetzt einen Kuchen? Er legt das Handy wieder zur Seite. Rufus: Wisst ihr eigentlich, was mich mit Atim-Suraq verbindet? Ich sage es euch: Nichts. Mich reizte einfach nur die Aufgabe. Er nimmt das Handy wieder. Rufus: Ja, Rahjalein, Mehl, Eier, Zucker und Fett hat mein Chefkoch im Keller. Was braucht man denn alles für diese… Cupcakes? Es wird dunkel. Akt 6, Bild 4 – Tamaras Zimmer Das Bild zeigt einen Tisch voll mit Charakterbogenblättern, Rollenspielbüchern, Würfeln, Getränken und Snacks in einem Zimmer mit Bett, Schrank, Bücherregal und Pferdeposter an der Wand – und tatsächlich kann es Freyas Burgkammer erschreckend ähnlich sein. Joachim und Marie sitzen am Tisch. Joachim: Der Wahre Kaiser lässt sich erstaunlich leicht abführen. Ihr tauscht Blicke aus und du fühlst deutlich, wie müde und hilflos er ist. Dem braun gelockten der beiden Schläger vom Adlerorden gefällt das allerdings nicht: „Zügeln Sie ihre Neugier, Fräulein Galahan!“, faucht er dich an. „Hier endet unsere Zusammenarbeit.“ Marie: Wichser! Joachim: Sancide scheint das genauso zu sehen, sie stattet den Schläger mit einem bösen Blick aus und kommt dann zu dir rüber. „Danke für deine Hilfe“, sagt sie und legt dir die Hand auf die Schulter. Marie: Freya kämpft mit den Tränen. Joachim: Sancide umarmt dich. „Er wird leben“, flüstert sie dir zu. „Er wird seinen Kerker nie wieder verlassen dürfen, doch es wird ihm nichts geschehen.“ Lächelnd fügt sie an: „Das weißt du aber nicht von mir.“ Marie: Er tut mir trotzdem leid. Joachim: Sie versteht deinen Blick: „Er hat sein Schicksal selbst gewählt, im Bösen wie im Guten. Respektieren wir es.“ Marie: Das muss ich wohl. Joachim: „Ich habe hier noch einiges um die Ohren, das kannst du dir sicher vorstellen.“ Marie: „Sehen wir uns in Perricum?“ Joachim: „Ich komme dich besuchen.“ Dann wendet sie sich ab. Du siehst sie nach, wie sie zu ihrem Pferd herübergeht, während die Schläger mit Rufus bereits vorausritten, doch da scheut ihr Pferd… In diesem Augenblick reißt Tamara die Tür auf. Tamara: Danke, dass du mich vom Klavier abholtest! Ich sehe, ihr hattet euren Spaß. Tamara begrüßt Joachim mit einem Kuss. Joachim: Tut mir leid, habe ich verschwitzt. Tamara: Macht nichts, Marcel hat mich mitgenommen. Kannst mir gleich mal deine Meinung zu meiner neuen Bluse geben – und ob ich die nachher anziehen kann. Auf Kommando zieht sie sich um und stört sich nicht daran, dass ihr Freund und ihre kleine Schwester noch im Zimmer weilen. Marie: Wir sind auch irgendwie hier fertig, oder? Joachim: Was noch fehlt, passt in eine halbe Stunde. Morgen zur dritten im SV-Raum? Marie: Klar. Abenteuerpunkte? Joachim: Überlege ich mir. Tamara: Kann ich mal sehen? Marie händigt Tamara Freyas Charakterbogen aus, den diese jedoch nur in mehrere Schnipsel zerreist. Tamara: Lege dir endlich mal ein Leben zu! Dann lernst du auch andere Kerle kennen als meinen! Marie: Nein! Marie kämpft mit den Tränen. Joachim: Das war jetzt wirklich gemein. Tamara: Sei du bloß vorsichtig und sage lieber was Nettes zu meiner Bluse. Joachim: Ganz nett. Tamara: Jetzt geh’ duschen. So nehme ich dich nicht mit. Joachim: Sind die Handwerker denn raus? Marcel geht auf. Marcel: Schon lange. Ich war gerade kacken. Hier, riech mal! Tamara: Geil! Ich freue mich schon total auf den Massenselbstmord heute Abend. Marcel: Und ich erst. Ich habe sogar noch den Wagen laufen. Tamara: Das Wichtigste ist eines: Sei nicht besser angezogen als der Priester! (zu Joachim) Kann dir nicht passieren. Gehe duschen. Joachim: Bis gleich. Marcel: Ich schaue mal, ob Marie die passende Musik hat. Beide gehen sie ab. Tamara und Marie bleiben allein zurück. Tamara: Tut mir leid, okay. Ich bin doch nur sauer auf ihn. (Pause) Ich meine es doch nur gut mit dir. Mein Leben wurde viel schöner, seitdem ich einen Freund habe. Weißt du was: Ich leihe dir meinen Vibrator. Du brauchst dringend etwas Entspannung. Wische ihn aber ab, ehe du ihn mir wiedergibst. Marie reagiert nicht darauf. Es herrscht drückende Stille. Tamara: Ich muss mal… dringend… aus diesem Zimmer raus. Wir sehen uns gleich. Marie durchwühlt die Schnipsel des Charakterbogens nach jenem oder jenen mit dem Charakterportrait darauf. Diese setzt sie sich zusammen, blickt sie an und weint. Es wird dunkel. Akt 6, Bild 4 – Tempel der gefallenen Götter (Reprise) Das Bild bleibt das Gleiche. Freya geht in ihrem fleckigen Schweineborstenwappenrock auf, legt ihr Gepäck am Brunnen ab, holt eine Querflöte daraus hervor und beginnt, ein trauriges Lied zu spielen. Jandora taucht aus dem Schatten auf und folgt ihrem Vortrag gebannt. Schließlich endet sie und packt die Flöte fort. Freya: Du bist da. Komm bitte zu mir und knie nieder. Ich möchte dir etwas schenken. Sie nimmt ihren Stab und gibt ihn Jandora, die daraufhin aufsteht. Jandora: Ihr wisst, was Ihr tut, Herrin? Freya: Du bist Teil dieses Stabs, also schenke ich dir meine Freiheit. Meine Kraft ruht in diesem Stab, also schenke ich dir meine Zauberei. Hier oben, siehst du, steht mein Name. Auch diesen schenke ich dir. Freya kniet sich vor Jandora hin. Jandora: Stehe auf. Bitte. (Freya kommt dem nach) Wisset, ich habe bereits einen Namen. Ich heiße Jandora. Freya: Ich bin Firlina, Lina für meine Freunde. Beide umarmen sich lange. Jandora: Ich liebte Euch und verehrte Euch, als Ihr noch meine Herrin wart, doch nun liebe und verehre ich Euch umso mehr. Freya: Ich liebe und verehre dich auch, Jandora. Schließlich lösen sie sich voneinander. Freya: Siehst du diese Holzkugel hier oben im Stab? Die war bisher nur als Platzhalter für etwas Beeindruckendes gedacht, buntes Glas oder – bei viel Glück – ein Edelstein. Ich kam damals nicht dazu und… ach, die Entscheidung liegt bei dir. Leb wohl. Jandora: Lebt wohl. Freya springt in den Brunnen hinein. Es wird dunkel. Akt 6, Bild 4 – Phönix Das Bild zeigt das Innere eines kleinen Raumschiffs auf seinem Flug durch das All. Sancide sitzt am Steuer und geht ihrer Arbeit nach, während am anderen Ende sich eine Stasiseinheit mit Geräusch und Nebel öffnet und Freya in zerrissenem Kostüm heraustapst. Sancide wendet sich nicht um. Sancide: Ich liebe diesen Mann. Ich weiß es. Manchmal erschrecke ich selbst davor, was ich alles tue, um ihm zu schaden, doch… es ist meine Pflicht. Wie gerne würde ich ihm die Hand reichen, ihn küssen, seinen wunderbaren Körper erkunden, mit ihm an den Rand der Wirklichkeit fliehen und das Universum untergehen lassen… und doch weiß ich: Genau das wird dann geschehen. Das Menschenvolk wird keine Zukunft haben, wenn ich beginne, zu lieben. Ich habe mir die Rolle nicht ausgesucht, ich erfülle sie nicht und passe nicht hinein, doch ich fürchte… ich fürchte mich sehr. Wenn ich nicht bin, wird nichts mehr sein. Nun dreht sie ihren Sessel zu Freya um und blickt sie an. Sancide: Ich mag diese Rolle, du nicht? DaSorca wird fortfahren, sich einen Heerführer zu suchen, der seine geheimen Armeen befehligt, und ganz allein mit seinen Schätzen dem Auge des Sturms entgegentreten. Schau mal! Sie erhebt sich aus ihrem Sessel und schwingt die Hüften: Auf der einen Seite trägt die die Maske, auf der anderen ein dünnes Hochelfenschwert aus Illuminium, einem Material, das aus eigener Kraft wie die Sterne leuchtet. Sancide: Das hier ist ‚Sternträger’, Atim-Suraqs Schwert aus seiner Zeit als Reiterkommandant der Schwarzen Perle. Ich möchte nicht wissen, wie er daran kam, doch ihr verstehe, was ihn daran reizt. Es macht ihn zu etwas ganz Besonderem. Sie gurtet das Wolfsmesser ab und reicht es Freya. Sancide: Teste mal, ob du dich damit wohl fühlst. Ich gebe es gerne ab. Es ist zum Sitzen so furchtbar unbequem. Freya schwenkt die Klinge lustlos ein wenig umher. Freya: Warum tust du das? Sancide: Ich war einmal ein braves kleines Mädchen, bis das Dunkel in mein Leben drang. Der Dämon nahm mir meine Geschwister bis auf eines und ließ mich hilflos zurück. Alle sagten sie, dass das Leben weitergehen müsse, doch das wollte ich nicht akzeptieren. Ich erweckte meine Magie und ging nach Andergast, um zur Waffe gegen das Böse zu werden. Später verstand ich jedoch: Warum sollte ich bloß eine Waffe sein, wenn ich diese auch befehlen kann? Da hatte das Übel sich bereits selbst vernichtet. Du verstehst, dass das ganz schön lehrreich war? Freya: Allerdings. Sancide: Es war die Zeit, meine kindischen Rachepläne beiseite zu legen und erwachsen zu werden. Es lag eine Chance in dem, was ich geworden war und noch werden konnte, und die bestand darin, ein Zeichen zu setzen: Niemals mehr würde ein vorgeblich Großer sich an den Kleinen vergreifen, nachdem eine der kleinen aufstand und ihrem Peiniger den Kopf abschlug. Die Nachricht musste durch die Sphären gehen: Denkt vom Menschengeschlecht, was ihr wollt, doch vergesst niemals, es zu fürchten. Atim-Suraq! Ich hasse ihn keineswegs, ich bewundere ihn sogar für das, was er als Mensch tat, doch darauf kann ich keine Rücksicht mehr nehmen: Er ist da, er ist sichtbar, er muss weg. Freya: Du erschreckst mich. Sancide: Das ist ein Opfer, das ich bringen muss. Gibt es einen Fehler in meinem Gedankengang? Freya: Nein. Ich finde ihn trotzdem abscheulich. Sancide: Das tue ich auch, mehr als du ahnst. Wirst du mir beistehen? Freya: Ich werde zwischen dir und Mineda vermitteln, alles andere lehne ich ab. Sancide: Dann kannst du gehen. Freya: Du brauchst mich. Ich weiche nicht von deiner Seite. Sancide: Schön. Und nun? Freya: Lass uns eine Münze werfen: Wenn ich verliere, dann werde ich dir mit… wenig… Freuden, aber doch willig, die Palette halten, während du deine Nachricht kritzelst, doch wenn ich gewinne, dann hat es sich ausgekämpft. Dann kehrst du mit mir in die Realität zurück, nach Andergast! Sancide: (nach einer Weile) Einverstanden. Freya greift in die Tasche und holt eine Silbermünze hervor. Freya: Kopf oder Zahl? Sancide: Der Wahre Kaiser ist mein Feind! Zahl! Freya wirft, fängt und deckt nach einer Weile auf. Freya: Zahl. Du entscheidest. Sancide: Sowieso. Dann sage ich… wir beenden den Kampf und kehren nach Hause zurück. Freya: Ich wusste es. Schau mal. Sancide: Die Münze besitzt zweimal Zahl? Du wusstest, was ich wählen würde? Kluges Mädchen. Freya: Nein. Ich war mir sicher, ich konnte dir vertrauen. Atim-Suraq? Sancide: Atim-Suraq. Es wird dunkel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)