Professor Layton von -Kiara (und das Tor der Wünsche) ================================================================================ Kapitel 3: Die Bestehensprüfung ------------------------------- Ein neuer, grauer Tag brach über die nördlichen Landen von Schottland herein. Das Zierzen der frühen Vögel erklang nur leise aus den Bäumen, als beklagten sie sich unzufrieden über den Morgen, welcher nicht so richtig hell werden wollte, und drehten sich stattdessen lieber noch einmal um. Nichtsdestotrotz begann das Leben in den Golfbetrieben, wo der Rasen gemäht werden wollte, auf den Feldern, die abgeerntet wurden und auch das ruhige Furness wachte langsam auf. Die Menschen schlenderten über die Straßen und begrüßten sich freundlich, wenn sie einander begegneten. Man hielt Plausche über das typische Wetter, die Gesundheit der Familie und der Tagesplanung. Dann wünschte man sich gegenseitig gutes Gelingen für die Arbeit und ging weiter seines Weges, bis man den nächsten Bekannten traf. Oft stand man in Gruppen zusammen, um Zeit zu sparen. So hatte es sich in Furness eingebürgert, dass einige Leute jeden morgen auf dem großen Platz ein ruhiges Frühstück abhielten. Wer mochte konnte sich dazu gesellen. Professor Layton, Emmy und Luke fanden sich, teilweise noch verschlafen, um sieben Uhr auf dem großen Platz ein. Benz bestand darauf, dass die drei Besucher am alltäglichen Leben teilhaben sollten um die Stadt kennenzulernen. Sie hatte jedem von ihnen etwas Gebäck und eine Tasse Tee in die Hand gedrückt und sie losgeschickt. 
Und obwohl sie Fremde waren, begrüßte sie ein jeder auf die gleiche familiäre Weise, wie jeder andere Bürger von Furness. Es erweckte den Anschein, dass niemand überrascht war, neue Gesichter in der Stadt zu sehen. Man unterhielt sich auf ganz normale Weise mit ihnen und band sie in seine Gespräche ein. Vor der Mittagszeit würde die Finnamore Bar nicht öffnen, und so nutzte Benz die Gunst der Stunde und durchquerte rasch die Straßen um den Besitzer einer kleinen Werkstatt drei Blöcke weiter aufzusuchen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten konzentrierte sich die Infrastruktur von Furness auf das Soziale Leben. Wenn man durch das Tor in die Stadt trat gelang man direkt zum großen Platz, welcher von Gaststätten, Ateliers, Friseuren und verschiedenen Tante Emma Läden umringt war. Sie bildeten das Zentrum. 
An ihnen grenzten Boutiquen, Bäcker, eine Marktstraße und sonstige Etablissements. 
Dahinter bauten sich die ersten Arbeitsviertel auf, welche größtenteils aus Werkstätten bestand. Ob für Geräte, Schuhe oder Hüte - jedes Handwerk hatte seinen Platz. Auch Ärzte waren in diesem Teil untergekommen, da ihre Arbeit ebenfalls als ein zu erlernendes Handwerk angesehen wurde. 
Den äußersten Bezirk bildeten Bauernhöfe, Fischereien, Holzfällerbetriebe und alles, was sonst Platz und Nähe zur Natur benötigte. Die Idee, das Wohngebiet auf die zweite und eventuelle dritte Ebene zu bauen, war aus der Platznot hervorgegangen. Anfangs hatte man geplant, dass die Menschen in Wohnstuben über ihren Arbeitsplätzen lebten. Das ging auch einige Jahre gut. Doch dieses Prinzip beizubehalten wurde bei wachsender Bevölkerung zunehmend schwieriger. Zudem wurden, einige Jahrzehnte später, Betriebe nicht mehr, wie früher gewöhnlich, generationsübergreifend weitergegeben. Die Nachkommen wollten oft einen ganz anderen Beruf ergreifen, als den, welchen ihre Eltern ausübten. So wurde die Wohnsituation mit jeder Generation chaotischer und inzwischen war es zu einer Seltenheit geworden, dass ein Arbeiter in der Nähe seines Ladens oder seiner Werkstätte nächtigte. Toto O’Donnell war einer solcher Querschläger, mit dem unverschämtem Glück eine Wohnung über seiner Werkstatt zu besitzen. Seine Eltern waren Bäcker gewesen, doch schon in seiner Kindheit verstand er, dass Früh Aufstehen nicht zu seinen Stärken zählte. Lieber schlief er bis spät in den Tag und arbeitete dafür bis spät in die Nacht an seinen Projekten. Sehr zum Argwöhnen seiner Nachbarn, welche sich durch das Schleifen von Holz und Hämmern zur vorangeschrittener Stunde belästigt fühlten. So kam es, dass Toto auch an diesem Morgen noch im tiefen Schlummer in sein Kissen sabberte, während seine Mitmenschen ihren Arbeitsweg bestritten. Lautes Klopfen riss ihn jedoch aus dem schönen Traum, in welchem er gerade von vielen kleinen Hundewelpen neugierig beschnüffelt, angeleckt und liebevoll angeknabbert wurde. Erschrocken fuhr der junge Mann auf, den Blick desorientiert und mit nur halb geöffneten Augen ungefähr in Richtung Tür gerichtet. „Wrsja?“, schoss es aus seinem Mund, ehe dieser die Worte richtig formen konnte. „Dein Weckdienst, wie’s aussieht“, klang die Stimme von Benz dumpf von der anderen Seite der Tür. „Wahte-imma-uf“, nuschelte Toto und schälte sich mühselig aus dem Laken und torkelte durch das Zimmer. Seine Finger tasteten blind nach dem Schlüssel und drehten ihn im Schloss herum. Mit der anderen Hand rieb sich währenddessen den Schlaf aus den Augen und gähnte herzhaft. Sein Mund war noch sperrangelweit geöffnet, als er die junge Frau hinein ließ und zur Begrüßung nickte. „Charmant, wie eh und je“, kommentierte Benz sein Verhalten trocken. „Ich bin ein Gentleman“, protestierte Toto und gähnte erneut. Er ließ die Tür zurück ins Schloss fallen und schlurfte zur kleinen Kochnische um Tee aufzusetzen. „Nur nicht bei Tageslicht“, stimmte Benz zu. Ausgiebig kratze sich Toto mit der einen Hand am Kopf, das brünette Haar kämmend, und mit der anderen am, mit einer gestreiften Schlafhose bedeckten, Hintern. Benz hatte noch nie im Leben einen Affen gesehen, aber wenn man ihr einen beschreiben müsste, bot sich dieser Anblick als einen schnellen und einleuchtenden Vergleich an. 
„Was kann ich also zu dieser unheiligen frühen Stunde für dich tun?“ Benz warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr. Ihre Zeiger überquerten gerade wacker die halb Neun Marke. Abfällig rollte sie mit den Augen. Sie unterdrückte einen genervten Seufzer und nutzte die Luft in ihren Lungen um stattdessen ihre Erzählung zu beginnen. „Ich bekam gestern Abend interessanten Besuch.“ Das schrille Pfeifen des Wasserkessels unterbrach die spannende Geschichte über die Außenseiter, welche sich Zugang in die Stadt verschafft hatten. Eilig nahm Toto das Kesselchen vom Herd runter und schüttete das kochende Wasser in zwei Tassen. Seine Gedanken kreisten um Benz’ Beschreibung der drei Personen. Ein Professor, eine Frau und ein Junge aus London. Ein hoher, brauner Zylinder. Irgendwie kam ihm das bekannt vor. Eine Zuordnung, woher er sie kennen könnte, schien ihm beinahe unmöglich. Obwohl, wenn er genauer drüber nachdachte, gab es überhaupt nur eine Möglichkeit. „Und dann habe ich- … hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Benz. Sein geistesabwesender Blick war kaum zu übersehen. Sie kannte diesen Phasen von ihm und sparte sich ihren Atem lieber, bevor sie später alles noch einmal erklären musste. Zylinder. Professor. Archäologie! Mit einem lauten Knall landete das Kesselchen wieder auf dem Herd und Toto stürmte in seinem Geistesblitz zu seiner Kommode. Er riss deren Schubladen auf und verteilte den gesamten Inhalt großzügig auf dem Boden. Interessiert beobachtete Benz das Treiben und rührte in ihrer Teetasse. Bemerkenswert, wie plötzlich er auf Hochtour laufen konnte. Und das ganz ohne einen Tropfen Koffein. Vorsichtig nahm sie einen Schluck und verbrannte sich trotzdem prompt den Gaumen. Papiere und Zeitungen wurden hektisch durchwühlt. Toto blätterte in einer Handvoll von ihnen und schmiss die Sammlung dann achtlos zur Seite. Auf einmal stieß er ein triumphierendes „Aha!“ aus und hielt einen zerfledderten Zeitungsartikel in die Höhe. Der junge Mann sprang auf und war mit einem Satz wieder bei Benz um ihr das Papier unter die Nase zu halten. „Hershel Layton, Professor für Archäologie an der Gressenheller Universität in London! Er ist dafür bekannt Mysterien aufzuklären!“, sprudelte es stolz aus Totos Mund. Benz nahm ihm den Ausschnitt aus der Hand und studierte ihn eingehend. „Das ist er!“, gab sie erstaunt von sich, als sie ein kleines Bild des Gentleman mit Zylinder erblickte. „Hier steht, dass es Professor Layton und seinen Assistenten zu verdanken ist, dass Misthallery von dem Fluch des Phantoms befreit sei. Er entlarvte den Drahtzieher und hat außerdem noch den Goldenen Garten entdeckt.“ So recht wusste sie nicht, was das bedeutete, aber es klang großartig. Auch Totos Augen strahlten voller Erwartungen. „Er könnte uns helfen! All die offenen Fragen in dieser Stadt beantworten! Wem der Professor hilft, kann ein besseres Leben versprochen werden! Weißt du, was das heißt, Benz?!“ „Dass du dich erstmal wieder beruhigen solltest. Wir wissen nicht, ob er wirklich der Echte ist. Geschweige denn, ob er uns überhaupt helfen wird“, erwiderte die Angesprochene ruhig. Da sprach sie einen wunden Punkt an, mit dem sie leider Recht hatte. Es könnte sich bei dem Herren um einen Schwindler handeln, welcher sich für den Professor ausgab, um… tja, wozu eigentlich? Soweit Toto wusste, gab es nichts in Furness, was es sich lohnte zu stehlen. Warum sollte jemand freiwillig den Aufwand betreiben, sich Zugang in die Stadt zu verschaffen, wenn es hier eh nichts zu holen gab? Kein überragendes Wissen, keine unnachahmliche Technik, keine unzähligen Reichtümer. Toto kam zu dem Schluss, dass es sich höchstwahrscheinlich um den wahren Professor Layton handeln musste. Doch wie konnten sie sich dessen sicher sein? Für ihn war er ein Mann der Mysterien. Plötzlich hatte Toto einen grandiosen Einfall. Er schlug mit der Faust auf seine Handfläche und sein Gesicht erstarrte in diesem typischen Ausdruck der Erleuchtung. „Ich werde ihn ausfindig machen. Und dann stelle ich ihm ein Rätsel, welches nur er lösen kann“, sagte er entschlossen. „Und was soll das für eins sein? Versteh mich nicht falsch, aber nur weil du es nicht lösen kannst, heißt es nicht, dass es eine unglaublich schwere Knobelaufgabe ist“, entgegnete Benz trocken. Für diese Aussage erntete sie ein empörtes „Hey!“. Es führte immerhin eigentlich kein Weg daran vorbei, die unterschwellige Botschaft nicht zu bemerken. Benz zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Natürlich kenne ich bereits die Antwort auf das Rätsel! Er soll doch nicht meine Mathehausaufgaben machen.“ 
Außerdem hatte er als ausgelernter Mechaniker schon lange keine Hausaufgaben mehr, also bitte. Vor allem keine, die er inzwischen nicht mit Links lösen könnte! Wobei Mr Finnamore’s Prüfungsaufgaben ihn damals oft ins Schwitzen gebracht hatten.
„Ich weiß auch schon genau, welches Rätsel ich ihm stellen werde. Aber dafür brauche ich deine Hilfe.“ Keiner der anderen Bürger von Furness zeigte sich so neugierig wie Miss Finnamore. Als der Professor, Luke und Emmy durch die Stadt spazierten fragte sie niemand, woher sie kamen und was sie zu ihnen führte. Man gab sich die größte Mühe die Fremden zu behandeln, als lebten sie schon immer hier. 
Für Professor Layton gab es viel auszukundschaften. Wer hatte den Brief an ihn geschrieben? Und was hatte es mit diesem Schwarzen Mal auf sich? Die nötigen Informationen aus den Leuten zu kitzeln stellte sich als deutlich fordernder heraus, als zu Anfang gedacht. Es hatte den Anschein, dass nicht nur das Interesse an den Besuchern sehr gering war - mehr als den üblichen Small Talk beherrschten sie nicht. 
An jeder Straßenecke und in jedem Laden vernahmen sie die selben Gesprächsfetzen. Das Wetter ist heute nicht so besonders, wie geht es der Familie, was macht die Arbeit, Tommy hat sich gestern das Bein gebrochen. 
Luke beschlich das Gefühl, dass sie in einer Stadt gelandet waren, die ausschließlich von Robotern gewohnt wurde. Die Besucher nahmen sich Zeit und schlenderten durch die Straßen, sahen sich die Läden an und bewunderten die auffällig eigenartige Architektur. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)