Strenuous Days von Vienne (Enstpannung sieht anders aus...) ================================================================================ Kapitel 3: Angriff ------------------ Der Wind am Strand frischte auf und suchte sich einen Weg durch die Ritzen des Holzverschlages. Die Kerzenflammen flackerten und drohten immer und immer wieder zu erlöschen. Das Meer schien zu Toben. Statt einer ruhigen und sternenklaren Julinacht, machten sich schwere Wolken am Himmel breit und die Temperatur sackte geradezu schlagartig ab. Usagi hatte ihre Beine an ihren Körper gezogen und mit ihren Armen umschlungen. Der Wind verursachte eine Gänsehaut auf ihren Armen und im Nacken. Schon vor einiger Zeit hatte sie ihre Haarknoten gelöst. Jetzt fielen ihre die dicken Strähnen ihres blonden Haares über den Rücken und wärmten sie zusätzlich ein wenig. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier in ihrem Versteck hockten. Aber ihr kam es wie Stunden vor! In ihrem Gehirn arbeitete es: Sie wusste, dass sie helfen musste. Sie musste dieses Monster besiegen und ihre Familie retten. Nur sie allein war dazu in der Lage. Sie war Sailor Moon. Innerlich fluchte sie laut darüber, ihre Brosche im Zimmer liegen gelassen zu haben. Sonst hatte sie sie immer bei sich. Warum nur dieses Mal nicht? War sie sich so sicher gewesen? Oder war sie einfach nur vergesslich und leichtsinnig geworden? Sie versuchte eine Lösung zu finden, wie sie hier raus kam, ohne das Mamoru es bemerken würde. Sicherlich würde er sie zurück halten. Aber sie konnte ihm schlecht sagen, wer sie wirklich war und das sie da raus musste. Ob sie wollte oder nicht. Doch sie musste zum Hotel und in ihr Zimmer gelangen. Nicht mal ein Handy hatte sie einstecken, um ihre Freundinnen anzurufen. „Ach verdammt!“ Erschrocken über Usagis plötzliches Fluchen, drehte er sich um. Mamoru hatte versucht, durch die Ritzen des Holzes zu schauen, um die Lage auszumachen. Sie konnten schon seit einer ganzen Weile nur noch das Meer und den Wind hören. Von dem Brüllen des Monsters gar nichts. Auch er hatte bis jetzt überlegt, wie er Usagi beibringen konnte, dass er zurückging. Seine innere Stimme befahl es ihm geradezu, dass er das Mädchen neben sich beschützen musste und sollte. Als sie hinter ihm laut fluchte, schaute er sie an. Ihr Blick sagte alles und nichts. Er konnte sehen, dass sie fror. Die winzigen Härchen auf ihren Armen hatten sich aufgerichtet. Mamoru sah sich in dem Verschlag um, hoffte eine Decke zu entdecken. Aber außer den Kerzen und spärlichen Möbeln war da nichts. Er ging auf sie zu und setzte sich neben sie. „Komm her!“, sanft zog er sie in seine Arme, rieb über ihre, „Ich kann keine Decke hier finden.“ „Schon gut. Es wird schon gehen.“, Usagis Zähne klapperten ein wenig. „Weißt du, ich kann zaubern.“ „Du kannst was?“, sie schaute ihn an und ihre Augen zeigten Erstaunen. „Ja, ich kann zaubern. Ich kann einen Umhang her zaubern. Dann wird dir wärmer, wenn ich dir den umlege.“ „Aha.“ „Aber dafür musst du deine Augen schließen.“ „Hm, okay.“, neugierig folgte sie seiner Anweisung und schloss ihre Augen. Mamoru konzentrierte sich ein wenig und sammelte seine Energien. Ein kurzes Aufflackern von Licht umhüllte ihn und sie und war keine zwei Sekunden später wieder vorbei. Mamoru löste die Schnalle, die seinen Umhang zusammen hielt. „Tata!“ Usagi öffnete die Augen und staunte nicht schlecht. In seinen Armen lag ein Umhang. Und keine Minute später hatte er ihr diesen um die Schultern gelegt. „Besser?“ „Ja danke!“, Usagi zog den Umhang enger zusammen. Er roch nach Rosen und Schokolade. Es kam ihr so vertraut vor. Wie ein Déja-vue. Sie schloss die Augen, zog den Duft tief ein. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Das erste Mal seit ihrer Flucht. Es gab ihr wieder ein bisschen Zuversicht. „Vielleicht sollten wir hier bleiben, bis der Tag beginnt.“ „Warum?“ „Na ja, ich denke mir, dass das Monster oder was das auch immer da oben ist, ja jetzt erst im Dunkeln aufgetaucht ist. Vielleicht kann es das nur in der Nacht.“, Mamoru starrte auf die gegenüber liegende Wand. Er fand es nur richtig, Usagi zumindest ein wenig die Angst durch seine Überlegung zu nehmen. Sie konnte es ja im Grunde wissen. „Und du meinst, tagsüber ruht es oder so?“ „Ja, vielleicht. Dann könnten wir zurück und fahren mit meinem Wagen zur Polizei.“ Eigentlich dachte er daran, dass er nur Usagi in Sicherheit bringen und dann selbst in Form seines Alter-Ego zurückkehren würde. „Wir könnten es probieren. Ich würde nämlich gerne was aus meinem Zimmer holen. Also wenn es geht.“, Usagi wusste, dass sie unbedingt an ihre Brosche rankommen musste. Sie würde Mamoru eine Notlüge auftischen und sich dann verwandeln. Es musste einfach so klappen. „Nein.“ „Was nein?“ „Nein. Du wirst nicht in dein Zimmer gehen. Wir gehen schnurrstraks und wenn wir wirklich die Möglichkeit dazu haben, zu meinem Wagen und verschwinden.“ „Aber meine Eltern und mein Bruder.“ „Darum wird sich die Polizei kümmern.“ „Nein.“ „Doch. Ich werde nicht dabei zusehen, wie du dich in Gefahr bringst.“ „Es ist meine Familie!“, Usagi war aufgesprungen, der Umhang fiel zu Boden, „Ich muss ihnen helfen, Mamoru!“ „Aber wie denn? Willst du dem Monster die Zunge rausstrecken und ihm eine schlechte Mathearbeit oder deinen Schuh an den Kopf donnern?“, er stand ebenfalls vor ihr und in seinen Augen funkelte es. „Zum Beispiel. Aber ich werde nicht davon laufen. Alleine das ich mich hier verstecken muss, kotzt mich an.“ „Dann geh doch. Wirf dich dem Monster zum Fraß vor.“ „Schön!“ „Schön!“ „Fein!“ „Fein!“ Noch ehe Mamoru reagieren konnte, riss sie den Verschlag auf und trat in die viel zu kalte Julinacht hinaus. Ihre Haare steckte sie mit flinken und geübten Kniffen wieder nach oben, während sie in ihren Pumps durch den Sand stapfte. Sie war wütend. Wütend auf das Monster, dass ihr ihren Lieblingsfeiertag ruiniert hatte. Wütend auf ihre Mutter, dass sie diese dämliche Reise gewonnen hatte. Wütend auf ihre Freundinnen, dass sie in Tokio geblieben waren. Wütend auf Mamoru, der sie gerade angeschrieen hatte. Wütend auf sich selbst, dass sie ihre Brosche vergessen hatte. Warum konnte sie nicht einmal in Ruhe einige Tage verbringen. Sie hatte sich so sehr auf den Urlaub gefreut. So sehr auf das Meer. Selbst das sie ihren liebsten Feind hier getroffen hatte, störte sie nicht. Noch nie zuvor hatte sie sich so gut mit Mamoru unterhalten. Hatte Spaß mit ihm gehabt. Ihr kam es wieder in den Sinn, wie sie beide kurz vorm Auftauchen des Monsters zusammen gestanden waren. Mitten im Park. Wie er sie angesehen und beinahe geküsst hatte. „Er wollte mich küssen.“, Usagi traf diese Erkenntnis wie ein Schlag. Sie bemerkte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ihre Beine gaben nach und sie sackte nur wenige Meter vor der Holztreppe in den kalten und feuchten Sand. Ihre Hände gruben sich in den Boden. Ein Schluchzen ihrerseits durchbrach die Stille. Ihr Herz trommelte gegen ihren Brustkorb. Sie atmete schwer. Wie konnte ihr das passieren? Warum ausgerechnet er? Sie hatte das nie geplant. Nie vor gehabt. Und nun sehnte sich ihr Herz danach, ausgerechnet in den Armen von Mamoru zu liegen. Unaufhörlich liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Sie hatte alles um sich herum vergessen. Ein Nebel kam auf. Schwer und dicht. Doch sie bemerkte ihn nicht. Sie bemerkte gar nichts. Noch immer war sie wie gefangen in ihrer Erkenntnis, dass sie ihr Herz an Mamoru verloren hatte. Das sie ihn liebte. „Usako!“ Mamoru sah ihre Umrisse. Sie saß im Sand. Er konnte sehen, dass ihre Schultern bebten. Weinte sie etwa? Warum? Anscheinend hatte er sie doch mehr verletzt, als er gedacht hatte. Dabei wollte er es gar nicht. Lieber wollte er sie lächeln sehen. So wie vorher beim Dinner. Oder im Park. Im Park. Was war da eigentlich zwischen ihm und ihr passiert? Seine Finger glitten an seine Lippen. Er hatte sie geküsst. Ganz sanft hatten sich ihre Lippen berührt. Sein Herz schlug in einem schnellen Takt. Mamoru wusste nicht so recht, warum er das getan hatte. Vielleicht weil sie ihn an das Mädchen aus seinen Träumen erinnerte. An die Prinzessin die ihn immer wieder rief. Er ging einen weiteren Schritt auf Usagi zu, die immer noch im Sand hockte. So gerne wollte er sie wieder im Arm halten. „Usako!“, seine Stimme war lauter. Fragender. Usagi hörte ihn. Nur er nannte sie Usako. Sonst niemand. Sonst war sie immer nur die Heulsuse oder einfach nur Usagi-chan. Aber nie Usako. Und sie wollte es auch nicht für die anderen sein. Nur für ihn. Nur für ihren Baka. Ihren Mamoru. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, richtete sich auf. Der nasse Sand klebte am Stoff ihres Kleides. „Das kann ich dann wohl entsorgen.“, sie seufzte, drehte sich um und sah, wie er auf sie zuging. Mamoru sah, wie sie sich aufrichtete. Sah, wie sie ihn anschaute. Wie sie versuchte zu lächeln. Und er sah noch etwas anderes. Aus dem Augenwinkel heraus. Es kroch schnell und flink über den Boden. Sah aus wie eine Schlange. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Es war keine Schlange. Es war ein Tentakel. Der gleiche wie oben im Hotel. Wie vom Blitz getroffen, rannte er los und war gerade noch rechtzeitig bei ihr, um sie wegzuziehen. Erschrocken über seine Reaktion, stolperte sie hinter ihm her. Fiel in seine Arme und zusammen mit ihm in den Sand. Ihr Kopf schnellte herum und sie sah die Gefahr, die auf sie zukam. „Es hat uns entdeckt.“, ihre Stimme war nur ein Flüstern, aber von Panik erfüllt. „Sie werden uns nicht kriegen.“, Mamoru war wieder auf den Beinen und zog sie hoch. Usagi schaute ihn an. Sein Blick war auf den Tentakel gerichtet und in seinen Augen konnte sie Entschlossenheit entdecken. Was hatte er vor? „Los komm, wir gehen zurück zum Verschlag.“ „Aber…“ „Kein Aber. Dieses Teil hat keine Augen. Solange der restliche Körper nicht hier ist, bleibt uns genug Zeit.“, er zog sie mit sich und zusammen rannten sie zurück zu ihrem Versteck, versperrten die Tür mit den wenigen Möbeln und löschten das Licht. Usagi lag immer noch in seinen Armen. Unfähig sich überhaupt zu rühren. Ihre Arme umschlangen ihn und sie konnte seinen Herzschlag hören, als sie ihren Kopf an seine Brust legte. Es beruhigte sie. Er hatte seine Arme um sie gelegt, strich ihr mit den Fingern über den Rücken. Obwohl sie in Gefahr waren, genossen beide die momentane Situation und die Nähe des anderen. „Danke!“, Usagis Stimme war so leise wie möglich. Mamoru senkte seinen Lippen auf ihre Stirn. Für sie war das Antwort genug und sie musste lächeln. Ihre Finger krallten sich ein wenig in sein Hemd und sie musste unwillkürlich die Augen schließen. Sie wiegten sich in Sicherheit. Doch die war trügerisch! Der Tentakel zog den Rest des Monsters mit sich. Ein großer blau-grüner Körper kam zum Vorschein. Sich auf sechs Tentakeln bewegend kroch es durch den Sand. Seine Gestalt war mindestens zwei Meter groß und der Kopf blickte sich suchend um. Umi Jamo entdeckte nach einigen Sekunden die Fußspuren im Sand. Es war nicht zu übersehen, wohin sie führten. Am Ende des Strandes stand ein kleiner Holzverschlag. Ein böses Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Ihre roten Augen funkelten wie Rubine. „Ihr entkommt mir nicht.“, ihre Stimme war leise und knurrend. Sie wandte sich durch den Sand. Es dauerte keine Minute bis sie an dem Verschlag ankam. Mit zwei Tentakeln holte sie aus, fegte das eh schon poröse Dach mit einem lauten Knall in die Luft. Einzelne Holzbretter schlugen einige Meter entfernt in den Sand. Usagis Beine gaben bei dem lauten Geräusch vor Schreck nach und sie sackte in sich zusammen. Mamoru kniete sich augenblicklich neben sie: „Alles okay. Ich bin bei dir!“ „Es hat uns gefunden.“, sie krallte ihre Finger noch mehr in sein Hemd, presste sich an ihn. Er zog sie näher an sich, legte eine Hand auf ihren Kopf. Er musste sie beschützen. Egal wie. Auch wenn es bedeutete, seine Tarnung auffliegen zu lassen. Er durfte Usagi nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht jetzt wo er sich selbst eingestanden hatte, dass sie ihm etwas bedeutete. Das er sie liebte. „Mamoru, ich hab Angst!“, sie sah zu ihm auf. In ihren Augen lag die blanke Angst und Verzweiflung. „Es wird dir nichts passieren. Ich werde dich beschützen. Versprochen!“ Zärtlich legte er eine Hand auf ihre Wange. Sein Kopf senkte sich zu ihrem. Wenigstens jetzt wollte er seine Chance nutzen. Vielleicht konnte sie ihm so verzeihen, wenn sich hinterher herausstellte, wer er wirklich war. Und bevor sie beide vielleicht ihr Leben ließen. Usagi spürte seine Lippen. Sie legten sich zärtlich und liebevoll auf ihre. Alles in ihr schrie nach ihm und sie erwiderte seinen Kuss. Legte all ihre Liebe und ihr Verlangen hinein. Ihr ganzer Körper sehnte sich nach ihm. Liebte ihn. „Ihr!“, ein Knurren erfüllte die Umgebung. Umi Jago grinste höllisch und schlug erneut Bretter beiseite. Usagi presste sich noch mehr an Mamoru. Ließ den Kuss, der ihr so richtig erschien, nicht versiegen. Und er tat das gleiche: Bestimmend umschlossen sie seine Arme. „Euch habe ich gesucht!“ Sanft lösten sie sich voneinander, schauten sich in die Augen. „Ich werde uns retten.“ „Ich weiß!“, Usagi wusste, dass er die Wahrheit sprach. „Ich liebe dich, Usako!“ „Und ich liebe dich, Mamo-chan!“ Zwischen ihrer beiden Körper bildete sich ein Licht. Weiß und magisch stand es zwischen ihnen. Verblüfft schauten beide hinab. „Was ist das?“, Usagi fand als erste ihre Stimme wieder. „Ich weiß es nicht.“ Schon wieder schlugen ihnen die Bretter um die Ohren. Umi Jago hatte noch nicht aufgegeben. Und auch erst jetzt realisierte das Paar, was da um sie herum geschah. Mit aufgerissenen Augen starrte Usagi das Monster an. Mamoru folgte ihrem Blick. „Wie schön, dass ihr mich endlich mal bemerkt habt.“, keifte Umi Jago, „Und nun seid bereit, mir eure Regenbogenkristalle zu überlassen.“ Sie holte aus, aber Mamoru war schneller und riss Usagi weg. Wenige Meter von dem Monster entfernt, stellte er sich schützend vor sie. „Usako, bist du okay?“ „Ja.“, sie schaute zu ihm, dann zu dem Monster und schlussendlich auf ihre Hände. Weniger Zentimeter über ihren Handinnenflächen schwebte noch immer das Licht. Fasziniert starrte sie es an. Es war so warm und leicht. Sie kannte es. Von irgendwoher. „Wir müssen hier weg.“ „Warte, Mamoru.“ Er drehte sich ein stückweit zu ihr um. Das Monster immer noch halb im Blick. „Mamoru. Vertraust du mir?“ „Was? Usako, ich glaube nicht, dass das jetzt der richtige Augenblick für die Vertrauensfrage ist.“ „Mamoru. Bitte. Vertraust du mir?“ „Ja. Sicher. Warum?“ Doch statt einer Antwort tat sie nur das, was ihre Instinkte ihr sagten: Sie umschloss das Licht ganz mit ihren Händen, schloss die Augen. Sie konnte die Wärme fühlen. „Usako!“, seine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Seine Augen weiteten sich, als er sah, was mit dem Mädchen vor ihm passierte. Die Haare wirbelten herum. Ihr Kleid erstrahlte in einem sanften weißen Licht. Die Sandflecken verschwanden. Und auf ihrer Stirn erstrahlte in goldenem Licht eine Mondsichel. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden, bis alles vorüber war. Usagi blinzelte. Sah das überraschte Gesicht von Mamoru. „Mamo-chan.“ Er trat nah zu ihr. Sie sah aus wie die Prinzessin, die ihn immer in seinen Träumen rief. Nein, sie war seine Prinzessin. Es gab keine Zweifel mehr. Sie war die, die er schon so lange gesucht hatte. „Was ist hier los?“, kreischte Umi Jago und ließ den jungen Mann wieder herumwirbeln. Jetzt wo er wusste, dass Usako seine geliebte Prinzessin war, musste er sie unbedingt schützen. „Egal was passiert, Usako. Ich werde dich mit meinem Leben schützen!“, er hatte ihr den Rücken zu gewandt, seine Stimme klang rau. „Ich weiß!“, sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Und ihn durchzuckte es wie ein Schlag: Das warme Licht was noch vor kurzer Zeit sie umhüllt hatte, umfing nun ihn selbst. Sein Anzug wandelte sich. Statt normalen Schuhen trug er kniehohe Stiefel, eine Rüstung umschloss seine Schultern und seine Hüfte. Ein Schwert bildete sich an seiner linken Seite und ein Umhang wehte hinter ihm im Wind. Verblüfft schaute er an sich herunter. Fuhr dann zu Usagi herum. „Was passiert hier?“ „Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung.“, sie schaute ihn an. Strich über seine Brust, „Aber vielleicht sollten wir das später klären?!“ Sie nickte mit dem Kopf in die Richtung von Umi Jago, die gefährlich mit ihren Tentakeln um sich schlug und bereit war zum Angriff. Zwischen ihren Fangarmen bildeten sich Blitze, die ihren ganzen Körper umfingen. Sie war zu einem einzigen großen Blitzableiter mutiert. „Was soll der Karneval? Ich dachte, wir haben heute Tanabata und nicht den Karneval von Rio?“, lachte sie bösartig und laut auf, „Aber gut. Mir ist es egal. Ich werde euch auch so schlagen. Und dann hole ich mir eure Regenbogenkristalle. Zoisite wird so stolz auf mich sein.“ „Zoisite?“, Usagi horchte auf, „Hat das Königreich des Dunkeln etwa einen Nachfolger für Neflite gefunden, nach dem ihr ihn so grausam vernichtet habt, als er euch nicht mehr dienlich war?“ „Woher weißt du vom Königreich des Dunkeln?“, Mamoru schaute sie an. „Frag nicht.“ „Oh ja, Neflite. Er war nicht gut genug für uns. Er war schon immer der schwächste der vier Generäle gewesen. Aber nach dem er sich in dieses Menschenweib Naru verliebt hatte, war er verletzbar und unberechenbar geworden. Wir konnten ihn nicht mehr gebrauchen. Aber Zoisite ist stark. Er wird die Regenbogenkristalle und den Silberkristall finden und wir werden euch vernichten. Euch Sailorkrieger und dich, Tuxedo Kamen.“ „Woher weißt du…“ „Das brauchst du nicht zu wissen. Aber ist es nicht offensichtlich? Ihr zwei, du und Sailor Moon seid stadtbekannt. Und nur weil ihr jetzt ausschaut, als seid ihr einem Maskenball entsprungen, tut das eurer Kraft keinen Abbruch. Sie ist viel zu stark, als das ihr sie verstecken könntet. Und wenn ich Zoisite erzähle, wer ihr in Wirklichkeit seid, seid ihr eures Lebens nicht mehr sicher.“ Usagis Gesichtzüge entgleisten: Umi Jago wusste, wer sie eigentlich war. Sie hatte erkannt, dass sie trotz dieses Prinzessinenoutfits Sailor Moon war und ist. Ihr Blick glitt zu Mamoru. Er war Tuxedo Kamen. Warum war ihr das nicht früher aufgefallen. Deswegen fühlte sie sich auch so wohl in seiner Nähe. Sie hatte sich in Tuxedo Kamen verliebt und nun war es Mamoru. Unweigerlich musste sie lächeln. „Du wirst uns nicht bekommen.“, brüllte Mamoru dem Monster entgegen und zog instinktiv sein Schwert. Er richtete es genau auf das Monster. Nie und nimmer würde es ihn und vor allem nicht Usagi bekommen. „Was willst du schon mit diesem lächerlichen Schwert ausrichten?“ „Dreimal darfst du raten.“ Usagi trat zu ihm, legte ihre Hand auf seine, die das Schwert hielten. Sofort spürte der junge Mann erneut die Wärme, die ihn durch sie umfing. Kurz blickte er zu ihr: Ihr Blick war stark und geradeaus gerichtet. Entschlossen blickte sie ihren Feind an. Sie war zu allem bereit. Mamoru hatte sich in ihr getäuscht. Vielleicht war sie tatsächlich eine Heulsuse und etwas naiv. Aber viel mehr noch war sie eine starke und anmutige Frau. Sie war seine Prinzessin. So wie er sie aus seinen Träumen kannte, die er seit so lange Zeit hatte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Bevor du überhaupt irgendwelche Kristalle bekommst, musst du erst mal gegen uns bestehen.“, Usagis Blick war wütend. Sie richtete all ihre Energie auf Umi Jago. Doch auch diese blieb nicht untätig: Sie sammelte immer mehr Blitze zwischen ihren Tentakeln und um sich herum. Bündelte sie alle zu einem riesigen Strahl und richtete diesen genau auf das Paar vor sich: “Das sollte kein Problem sein!“ Der mächtige Blitz schoss genau auf Usagi und Mamoru zu. Und das in einem fast unhaltbaren Tempo. Usagi konzentrierte sich. Sie wusste nicht, was sie hier tat. Aber eine innere Stimme riet ihr, an sich zu glauben. An sich. An Mamoru. An ihre Liebe zu ihm. Das Mädchen konnte die Energie spüren, die durch ihren Körper und in Mamorus Schwert fuhr. Sich dort praktisch kristallisierte. Mamoru spürte sie ebenso. Er umfasste den Griff seiner Waffe fester. Versuchte die Energie von Usagi in die Schwertspitze zu lenken. Dort zu bündeln. Der Blitz von Umi Jago raste immer noch und immer schneller auf sie beide zu. Sie konnten die böse Aura spüren. Sie beinahe fassen. Doch kurz bevor er sie erreichte, bildete sich am Schwert Mamorus ein gleißend heller Energieball. Er hatte es geschafft und die Macht Usagis gebündelt. Seinem Gefühl folgend ließ er sein Schwert zu Boden sausen und nur einige Millimeter über dem Sand stoppen. In jenem Moment löste sich die Energie und flog direkt auf den Blitz Umi Jagos zu. Ein riesiger Knall ertönte und eine Druckwelle folgte, als beides aufeinander prallte und sowohl das Monster als auch das Paar einige Meter nach hinten in den Sand schleuderte. „Ist alles okay?“, besorgt schaute Mamoru zu Usagi, die sich gerade mit den Armen im Sand abstützte. „Ja. Aber schau!“, sie zeigte in Richtung der sich bekämpfenden Energien. Sowohl der Blitz als auch der Energieball rangen um den Sieg. Der Blitz verlor allmählich an Kraft. Unkontrolliert entwichen ihm kleinere Blitze und schossen durch die Gegend. Usagis und Mamorus Kraft wanderte nahezu um den Angreifer. Umschloss ihn langsam aber stetig. Bis sie ihn ganz eingehüllt hatte. Ein weiterer Knall war zu hören. Er war ohrenbetäubend und der Sand wirbelte auf. Mamoru drückte Usagi an sich, die ihr Gesicht an seiner Brust vergrub. Er schlang seinen Umhang um sich und das Mädchen, um sie vor den Sandkörnern zu schützen. Eine erneute Druckwelle schwappte zu ihnen herüber. Und nur Sekunden danach war alles vorüber. Vorsichtig ließ Mamoru den Umhang sinken, schaute sich um. Die sich bekämpfenden Energien waren verschwunden. “Wo ist Umi Jago?“, auch Usagi blickte sich suchend um. „Warte hier.“, er sprang auf, schnappte sich erneut sein Schwert und lief in schnellen Schritten auf die Stelle zu, an der sich etwas im Sand wand. Sie konnte die Tentakeln sehen, die sich bewegten, aber nun nicht mehr wild sondern eher kraftlos. „Umi Jago!“, sie flüsterte. Hoffte inständig, dass Mamoru vorsichtig sein würde. Sie sah, wie er sein Schwert über den Kopf hob. Erneut kam ihr diese Szene so bekannt vor. Aber wieder versagte ihre Erinnerung. Sie sollte dringend bei ihrer Rückkehr mit Luna reden. Vielleicht konnte die ihr helfen. Fast schon fasziniert schaute sie dem Treiben, das sich ihr bot, zu. Mamoru entwich ein Knurren. Sein Schwert schnitt durch die Luft. Doch dieses Mal stoppte er es nicht ab. Ganz im Gegenteil: Er durchbohrte Umi Jago damit direkt das eventuell vorhandene Herz. Wie schon so oft in dieser Nacht erklang ein schriller Schrei. Umi Jago wurde in ein Licht gehüllt. Boshaft und grinsend schaute sie ein letztes Mal auf einen ihrer Gegner: “Ihr werdet sie nicht retten können.“ Dann schoss ein weiteres Licht durch das Loch in ihrer Brust, was durch das Schwert entstanden war. Breitete sich über den ganzen Körper aus und war binnen von Millisekunden verschwunden. Zurück blieb ein Häufchen glitzernder Staub, der vom Wind verweht wurde. Mamoru trat einen Schritt zurück. Sein Atem ging schwer, als er das Schwert zurück steckte. „Mamo-chan!“ Er wirbelte herum und das keine Sekunde zu spät. Usagi rannte auf ihn zu und direkt in seine Arme. Automatisch umarmte er sie und presste sie an sich. “Es ist vorbei, Usako!“ „Zum Glück.“, sie schaute zu ihm auf. „Wir sollten vielleicht zu den anderen zurückgehen.“ “So?“, sie schaute an sich und ihm herunter. Fasste sich an die Stirn. Das Zeichen in Form eines Sichelmondes prangte immer noch auf darauf. Sie konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging. Zärtlich glitten seine Finger über ihr Zeichen. „Du bist also Sailor Moon, Usagi Tsukino?!“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Und du? Du bist Tuxedo Kamen.“ “Ja. Tut mir leid, dass ich es dir nicht schon eher gesagt habe.“ “Warum denn? Du hattest keine Grund dazu oder? Schließlich wusstest du auch noch nicht, wer ich bin.“ “Vielleicht hätte ich es mir denken können. Wir sind uns immer an denselben Schauplätzen über den Weg gelaufen, an denen kurze Zeit später das Königreich des Dunkeln zu geschlagen hat.“ “Stimmt. Aber eines verstehe ich noch nicht.“ „Was denn?“, er schaute sie an. „Das hier!“, sie trat einen Schritt zurück und ließ ihre Hände über das Kleid gleiten, „Warum trag ich das? Ich meine, normalerweise hab ich das Matrosenkleid an. Und selbst dafür brauche ich meine Brosche. Sonst kann ich mich nicht verwandeln. Und schau dich an. Wo ist dein Smoking samt Zylinder? Ich hab dich noch nie eine Rüstung und ein Schwert tragen sehen. Was hat das zu bedeuten, Mamo-chan?“ Er wusste genau, worauf sie hinaus wollte. Und er musste zugeben, dass er es selber nicht nachvollziehen konnte. Er umfasst den Griff des Schwertes, schaute an sich herab. “Ehrlich? Ich hab keine Ahnung.“, sein Blick suchte ihren, „Aber ich weiß, dass ich in letzter Zeit viel von dir geträumt habe.“ “Von mir?“ „Nicht direkt von die als die zivile Usagi. Sondern in der Form wie du jetzt vor mir stehst. In diesem Kleid und mit dem Sichelmond auf der Stirn. Genau so.“ “So?“ “So! Wie ein Prinzessin.“, er trat wieder einen Schritt auf sie zu und nahm ihre in seine Hände, „Du hast nach mir gerufen. Nein, nicht direkt nach mir. Eher nach Endymion. Aber irgendwie war ich dieser Endymion. Usako, sagt dir der Name irgendwas?“ Er schaute sie schon fast flehend an. Aber sie musste den Kopf schütteln. „Nein, tut mir leid. Ich habe den Namen noch nie gehört. Aber er klingt schön. So friedlich.“ “Ja, irgendwie schon.“, er grinste sie schief an. „Wenn du einen anderen Namen hattest, wie hieß ich dann?“ „Einmal bin ich schreiend aufgewacht.“ “Was?“ “Peinlich oder?“ “Nein.“, sie legte eine Hand auf seine Wange und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich glaub, der Name war Serenity.“ “Serenity. Auch nicht schlecht. Endymion und Serenity.“ “Ja.“ “Warum träumst du das überhaupt?“ “Ich weiß es nicht. Aber seid dem bin ich ebenfalls auf der Suche nach dem Silberkristall.“ “Luna zählt dich deswegen zu unseren Feinden.“ “Ach wie nett von ihr.“, lachte auf. „Nicht wahr?! Warum brauchst du ihn, Mamo-chan?“, ihr Blick war ernst. „Ich muss meine Erinnerungen wieder finden. Ich weiß nicht, was vor meinem sechsten Geburtstag war. Bevor meine Eltern gestorben sind. Und ich habe dieses seltsame Gefühl, als bin ich nicht der, von dem ich glaube es zu sein.“ „Als wärst du jemand anderes?“ “Ja.“ „Dieser Endymion?“ “Vielleicht.“ “Und die Prinzessin? Was hat es mit Serenity auf sich?“ „Einmal sagte sie mir, ich solle den Silberkristall finden. Ich solle sie retten.“ “Das klingt so verwirrend.“ “Allerdings.“, er seufzte laut auf, „Warum sollt ihr ihn finden?“ “Wegen der Prinzessin.“ “Was?“, Mamoru schaute sie erstaunt an. „Luna und Artemis sagen, dass wir den Silberkristall finden müssen, um unsere Prinzessin zurück zuholen. Nur sie kann uns gegen das Königreich des Dunkeln verteidigen.“ “Aber wenn ich von der Prinzessin träume und du hier gerade vor mir stehst, dann seid ihr ein und dieselbe Person.“ „Wie meinst du das?“ “Ich meine damit, dass ich von eurer Prinzessin träume, die mir sagt, ich solle sie retten und du aber haargenau wie sie ausschaust. Sogar das Zeichen auf eurer Stirn gleicht sich.“ „Willst du damit sagen, dass ich die Prinzessin bin, die wir schon so lange suchen?“ “Vielleicht.“ “Das ist doch Unsinn. Ich bin keine Prinzessin. Ich bin Sailor Moon. Wahrscheinlich ist das ganze hier nur eine Art Übergangslösung, weil ich nicht die Brosche zur Hand hatte.“ Mamoru schaute sie an. Erwiderte ihren Blick. Er überlegte hin und her und musste am Ende zugeben, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. Wäre sie die Prinzessin, dann hätte sie sicherlich schon den Silberkristall und er seine Erinnerung zurück. „Wahrscheinlich hast du Recht. Aber du solltest es vielleicht Luna und deinem Team sagen.“ “Bloß nicht.“ “Warum?“ “Weil die mich auslachen würden.“ “Hä?“ “Na ja, weil ich aus Spaß mal gesagt habe, dass ich ja die Prinzessin sein könnte. Weil ich ja eh schon das Sailor-Team anführe und so. Aber die anderen brachen in schallendes Gelächter aus und ich hab den Gedanken auch schnell wieder verworfen.“, sie lachte dabei. „Alles klar.“, auch er grinste, doch innerlich dachte er sich etwas anderes. Vielleicht lag er mit seiner Behauptung doch gar nicht so falsch. Auch wenn es zunächst seltsam erschien, dass ausgerechnet Usagi die Prinzessin sein sollte. Aber sie sahen sich so ähnlich. Das konnte kein Zufall sein. „Mamo-chan. Kommst du?“ “Was?“ “Lass uns mal oben nachschauen.“ “Ich dachte, du wolltest nicht in dem Outfit aufkreuzen?“ “Ich denke mal, es wird von ganz alleine verschwinden. So wie immer.“, sie nahm in an die Hand und zog ihn mit sich. Würdevoll raffte sie ihren Rock und hob ihn ein wenig an, um besser laufen zu können. Kurz vor der Holztreppe zog sie sich die Pumps aus und begann nach oben zu steigen. Mamoru war wieder direkt hinter ihr. Nur allzu gut kannte er ihre Tollpatschigkeit. Aber dieses Mal passierte nichts. Ohne einen Zwischenfall kamen sie oben an. Usagi lief wieder ein Stück durchs Gras, um den Sand von den Füßen zu streifen und dann anschließend wieder in ihre Schuhe zu schlüpfen. Sie harkte sich bei Mamoru ein und ging mit ihm auf dem schnellsten Weg durch den Park und zum Hotel. „Schau, es brennt Licht.“, ihre Miene hellte sich auf. „Ja. Aber…“ “Was aber?“ „Sieh uns an. Du trägst immer noch das Kleid und dein Zeichen ist auch nicht verschwunden. Und bei mir hat sich auch nicht viel verändert.“ „Oh.“ Zusammen glitt ihr Blick in Richtung Hotelterrasse. Mamoru zog erneut sein Schwert und nahm Usagi bei der Hand, zog sie langsam und vorsichtig hinter sich her. Etwas war ihm nicht geheuer. Er wusste nur nicht, was es sein konnte. Sie stiegen die Stufen hinauf. Klassische Musik drang zu ihnen herüber. Sie konnte sehen, dass die Menschen wieder an ihren Tischen saßen. Sie aßen und tranken und plauderten und tanzten. So als sei nie was vorgefallen. Kellner gingen zwischen den Tischen hindurch und servierten Getränke. Jemand kündigte den letzten Gang an: Das Dessert. „Alles normal. Sie sind so wie vorher.“, Usagi schaute zu Mamoru. „Scheint so. Lass uns trotzdem vorsichtig sein.“ „Okay.“ Langsam und bedacht traten sie durch die Terrassentüre in das Restaurant. Augenblick verschwand das Zeichen von Usagis Stirn und auch ihr Kleid wandelte sich. Es waren jetzt wieder einige Sandflecken zu sehen, die sie sich am Strand durch ihre Heulaktion eingefangen hatte. Das Mädchen schaute zu Mamoru. Seine Rüstung und das Schwert waren verschwunden. Er trug wieder seinen Smoking, lächelte sie an. Arm in Arm gingen sie zum Tisch hinüber, an dem Usagis Familie saß. Auf ihrem Weg dahin blickten ihnen die anderen Gäste wieder hinterher. Sie erreichten den Tisch und ihre Eltern schauten sie staunend an. Shingo war anscheinend schon wieder mit Freunden unterwegs. „Hallo Mama. Hallo Papa.“ ”Usagi, wo warst du?”, Ikuko blickte ihre Tochter streng an. ”Wir waren doch einen Verdauungsspaziergang machen.” „Wir?“, Kenjis Stimme nahm einen seltsamen Ton an. „Mamoru und ich.“ “Warum treibst du dich mit einem Jungen rum? Das gehört sich nicht und du bist noch viel zu jung.“ “Aber Papa, du hast doch gestern gesagt, dass er mit uns Tanabata feiern kann.“ “Ganz sicherlich nicht. Und nun setz dich.“ “Was? Und Mamoru?“ “Du hast deinen Vater verstanden, Usagi. Verabschiede dich von dem Mann. Es gibt keinen Grund für dich, dich uns zu widersetzen. Und wie schaust du überhaupt aus? Was sind das für Flecken auf deinem Kleid? Kannst du dich nicht einmal anständig benehmen.“ „Mama?!“, Usagi verstand die Welt nicht mehr und schaute fragend zu Mamoru. Doch auch er wusste keine Antwort. Was ging hier vor sich? Das Mädchen spürte einen festen Griff um ihr Handgelenk und schaute auf jenes hinab. Ihr Vater hatte sie grob gepackt und versuchte sie auf einen Stuhl zu zerren. „Papa. Lass das! Du tust mir weh!“, sie versuchte sich los zu reißen, „Mamo-chan!“ Er war augenblicklich bei ihr. Umfasste ihre Taille mit einem Arm, mit dem anderen riss er sie weg von ihrem Vater. Wieder spürten die beiden ein warmes Licht, was sie umschloss. Usagi konnte das erneute Aufflammen ihres Zeichens auf der Stirn fühlen. Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie wahr, wie Mamoru wieder die Rüstung trug samt Schwert. Er hatte Recht gehabt, es war noch nicht vorbei. „Usako!“ Noch ehe sie realisieren konnte, was da gerade vor sich ging, hatte Mamoru sie schon hinter sich geschoben und sein Schwert kam ihrem Vater gefährlich nah. „Mamo-chan. Nicht! Das ist mein Vater.“ “Nein. Momentan ist er das nicht. Es scheint mir eher, als wäre er von einem Dämon besetzt oder so etwas in der Art. Tut mir leid, Usako. Aber entweder schließt du jetzt deine Augen oder du musst gleich Schreckliches mit ansehen.“ Das Mädchen verstand erst einige Sekunden später, als sie spürte und sah, wie sich in Mamorus Waffe erneut eine Energie sammelte. Dieses Mal war es seine eigene. Sofort kniff sie die Augen zusammen. Sie ahnte und wusste, was er vorhatte. Sie wusste, dass es richtig war und krallte sich trotzdem in seinen Rücken. „Komm!“, er ergriff ihre Hand und sie rannten zusammen so schnell sie konnten durch das Restaurant. Usagi bekam nur halb mit, wie sich nun auch die anderen Gäste wandelten. Tränen verschleierten ihr den Blick. Was war nur mit ihrer Familie geschehen? Sie geriet ins Stolpern. Doch bevor sie fallen konnte, fing er sie auf und trug sie in seinen Armen. „Welche Zimmernummer hast du?“ “Zweihundertzwanzig.“ „Okay.“ Binnen weniger Minuten erreichten sie es. Mamoru stieß die Tür auf und verriegelte sie nach ihrem Eintreten wieder. „Usako. Deine Brosche.“ “Was?“ “Kannst du noch einmal die Energie wie vorhin am Strand aufbringen?“ “Ich denke schon.“ “Gut, dann leg diese Energie in die Brosche. Sie sollte uns eine Weile schützen. So wie eine Art Bannkreis.“ Usagi nickte und versuchte sich zu konzentrieren. Sie spürte, wie Wärme ihren Körper durchzog und sie umfing. Sie fühlte, wie ihr Mamoru seine Hand reichte und seine Energie in ihren Körper leitete. Sie fühlte sich stark und schwach zu gleich. Ihr Blick wurde glasig. Sie konnte kaum mehr was erkennen. Schwach sah sie, wie Mamoru ihr die Brosche reichte. Usagi versuchte die Energie zu bündeln und sie in die Brosche fließen zu lassen. Es war schwerer als gedacht. Sie brauchte all ihre Kraft, um es zu kontrollieren. Als sie ihre Macht verließ, konnte sie sie sehen: Ein leuchtendes Licht floss in einem breiten Strahl aus ihren Händen und direkt in das Innere der Brosche. Ließ sie kurz erstrahlen, bevor sie zuklappte. „Wow!“, mehr brachte Mamoru nicht hervor. Er nahm behutsam die Brosche und legte sie direkt an die Tür. So sollten sie erstmal in Sicherheit sein. Er hatte bereits kurze Zeit vorher sein Schwert vor die Balkontüre gelegt. Er war sich ziemlich sicher, dass es sie ebenso schützen würde. „Mamo-chan.“ „Ja?“, mit einem Lächeln drehte er sich zu Usagi um. „Mamo-chan.“, ihre Stimme war schwach und brüchig. „Usako.“, mit schnellen Schritten war er bei ihr und fing sie auf, bevor sie ganz zu Boden ging. „Mamo-chan. Mir ist so schwindlig. Alles dreht sich und mir ist kalt. So kalt.“ Mamoru hob sie in seine Arme und legte sie aufs Bett, deckte sie zu und legte sich dicht neben sie, um sie zu wärmen. Er sah, wie sich ihr Kleid erneut wandelte. Es war wieder fleckig und zerknittert. Ihre Haare waren widerspenstiger und standen etwas ab. Nur das Mondzeichen auf ihrer Stirn war noch sichtbar. Er wusste, dass sie kaum noch Energie hatte, um ihre Tarnung zu halten. Ihm ging es nicht unähnlich. Er konnte spüren, wie die Rüstung verschwand. Seine Stiefel streifte er sich ab, zog die Jacke aus. „Du solltest schlafen. Du hast dich ziemlich verausgabt heute Nacht.“ “Und der Feind?“ “Wir sind jetzt erstmal sicher. Für eine Weile. Schlaf du ein wenig und ich überlege mir den Rest.“ “Okay.“ “Brav.“, er küsste sie auf die Wange. „Mamo-chan?“ “Ja?“ “Bleibst du bei mir?“ “Natürlich Ich werde dich beschützen.“ Sie seufzte auf und kuschelte sich noch mehr unter die Decke und an ihn heran. „Schlaf gut. Ich liebe dich, Usako!“ “Ich liebe dich auch, Endymion.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)