Strenuous Days von Vienne (Enstpannung sieht anders aus...) ================================================================================ Kapitel 1: Strandspaziergang ---------------------------- Das Meer zog an ihr vorbei. Die Sonne ließ das Wasser glitzern und im Autoradio liefen aktuelle Sommersongs angesagter Bands. Das Fenster hatte sie nach unten gekurbelt und eine Meeresbrise bahnte sich ihren Weg in das Auto von Familie Tsukino. Endlich hatte Usagi Ferien. Ein Hoch auf Tanabata und darauf, dass ihr Vater tatsächlich ein paar freie Tage bei seinem Chef durchdrücken konnte. Das hatte er sich sowieso mal seit langem verdient. Zumindest war seine Frau Ikuko der Meinung. Usagi war sofort Feuer und Flamme gewesen, als ihre Eltern davon sprachen, die Tage außerhalb der Stadt zu verbringen. Die Entscheidung fiel auf die Izu-Halbinsel und den Ort Mishima. Das ganze wurde auch noch davon beeinflusst, dass ihre Mutter in einem Kreuzworträtsel eine Woche Familienurlaub in einem neu eröffneten Hotel gewonnen hatte. Es gab also gar keine andere Möglichkeit, als dieses Angebot nicht zu nutzen. Nur Luna musste zuhause bleiben. Aber das war nur ein kleines Übel. Zumindest in Usagis Augen. Nur allzu gut konnte sie sich an die lange Diskussion vor ihrer Abreise mit der Katze, dem Kater von Minako und ihren Freundinnen erinnern: Bis auf Ami hatten alle irgendeinen Einwand und angeblich guten Grund, warum sie nicht verreisen sollte. Rei war der Meinung, sie solle lieber in Tokio bleiben und sich auf die Schule vorbereiten. Makoto fand, dass sie sich mehr sportlich betätigen sollte und sie die Woche dafür nutzen sollte. Minako vertrat zwar die Auffassung, Usagi solle sich erholen, aber doch bitte nicht irgendwo am Meer sondern beim Shopping zusammen mit ihr. Luna und Artemis waren fest davon überzeugt, alle Kriegerinnen sollten sich am ehesten zusammen auf die Suche nach weiteren Regenbogenkristallen machen und somit auf die Suche nach der verschollenen Prinzessin und dem heiligen Silberkristall. Das Usagis Eltern das Hotel schon längst fest gebucht hatten mit ihrer gewonnen Ferienwoche, übergingen die Mädchen geflissentlich. Nur Ami stand auf Usagis Seite. Was alle überraschte. Sie fand, dass sich Usagi schon eine Auszeit verdient hatte. Wie alle Kriegerinnen. Schließlich war Neflite vom Königreich des Dunkeln selbst vernichtet worden. Und seitdem herrschte schon einige Zeit Ruhe. Warum also sollten sie alle diese wahrscheinlich kurze Zeit nicht für eine Erholungspause nutzen?! Amis Erklärung war wie immer sachlich und ruhig und sie musste auch nicht anders sein. Denn nach ihrer knapp zehnminütigen Rede waren die anderen überzeugt. Luna und Artemis überlegten kurz danach, wie sie im Falle eines Falles schnell Kontakt zueinander aufnehmen könnten. Aber keiner der Mädchen glaubte wirklich daran, dass es einen Notfall geben würde. Also konnte sich Usagi kurze Zeit später daran machen, ihre Sachen zu packen und in den Urlaub zu starten. „So, da sind wir!“, Kenji riss seine Tochter aus den Gedanken, als er eine lange Auffahrt hinauf fuhr, die sie näher ans Meer brachte. „Wow, ist das schön!“, Usagi staunte. Die Auffahrt wurde von einigen Bäumen gesäumt. Ein riesiger Park kam zum Vorschein mit Blumen in allen Farben und Formen. „Das ist ja gigantisch!“, auch ihr Bruder Shingo hatte seine Playstadion Portable beiseite gelegt und lies seinen Blick schweifen. „Da hast du echt Glück gehabt, Liebling!“ “Danke, mein Schatz!“, auch Ikuko war begeistert. Nie und nimmer hätte sie damit gerechnet, dass sie mal einen Urlaub gewinnen würde. Und erst recht nicht in so einem Palast. Denn so und nicht anders sah das Hotel von außen aus. Es war vollkommen neu errichtet wurden, aber man hatte sich am klassizistischen Stil des neunzehnten Jahrhunderts in Europa orientiert. Die Fenster waren lang gestreckt und dahinter konnte man lange Vorhänge erkennen. Einige Balkons lagen zur Vorderseite und somit in Richtung Auffahrt. Aber Familie Tsukino wusste schon, dass sie ein Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer auf der Meerseite hatten. Sie konnte es kaum noch erwarten, endlich einzuchecken. So war es auch wenig verwunderlich, dass sie alle nahezu aus dem Auto stürzten, als Kenji endlich eingeparkt hatte. Er streckte sich ausgiebig, als sein Blick auf einen roten Sportwagen fiel: “Holla, was ist dann denn für ein Schmuckstück. Da muss ja jemand wirklich Geld haben und Geschmack noch dazu.“ „Kenji, nun komm doch endlich. Die Kinder sind schon in der Lobby. Und vergiss das Gepäck nicht!“, Ikuko drängelte und wandte sich dann wieder dem Eingang zu, folgte ihren Kindern. Kenji beeilte sich, die drei Koffer und zwei Reisetaschen aus und vom Auto zu holen. Innerlich fluchte er. Warum mussten seine Frau und seine Tochter auch soviel einpacken. Sie würden nur sieben Nächte bleiben. Typisch Frau! Die Koffer hinter sich herziehend und die Taschen mehr oder weniger unter die Arme geklemmt, schlurfte er seiner Familie hinterher. Die stand schon an der Rezeption und seine Frau winkte ihn aufgeregt zu sich: “Nun beeil dich schon. Die nette Dame wollte gerade anfangen zu erklären.“ „Ich bin doch schon da.“ Die Empfangsdame stand hinter ihrem Tresen und nahm von Ikuko den Gutschein entgegen, den sie gewonnen hatte. Sie tippte einige Daten in ihren Computer und wandte sich nach wenigen Sekunden den Personen vor sich zu. „Willkommen im wunderschönen Hotel Naminone. Mein Name ist Umi Jamo. Sie können mich gerne Umi-san nennen. Ich bin hier die erste Empfangsdame und Ihr Ansprechpartner. Das Hotel ist ganz neu. Es ist sehr übersichtlich gebaut und sie finden ihre drei Zimmer im zweiten Obergeschoss. Wir verfügen im ganzen Hotel über kostenloses Internet. Unsere Bar finden sie da vorne, gleich neben den Aufzügen.“, sie deutete an der Familie vorbei, die ihrer Geste folgte, „Sie hat von elf Uhr mittags bis zwei Uhr nachts geöffnet. Gerne auch länger. Daneben befindet sich unser Restaurant. Dort servieren wir von halb acht bis halb elf am Morgen das Frühstück. Ab halb zwölf bis um zwei können Sie dort gerne zu Mittag essen und ab sechs Uhr servieren wir dort Abendessen. Hier sind die Keycards für Ihre Zimmer. Bitte bewahren sie sich nicht in unmittelbarer Nähe zu ihren Handys auf. Sonst löschen sie sich. Parken ist selbstverständlich kostenlos, genauso wie die Benutzung unseres Wellnessbereiches. Auf unserem Gelände finden sie außerdem eine Liegewiese zum Sonnen inklusive einem Abgang hinunter zum Privatstrand. Außerdem haben wir einen Tennisplatz. Hier noch einen Stadtplan von Mishima. Sie erreichen die Stadt in knappen dreißig Minuten zu Fuß, oder aber sie fahren mit dem Auto. Da Tanabata ansteht, möchte ich Sie noch darüber in Kenntnis setzen, dass wir das Fest mit einem Galadinner und einem Feuerwerk feiern werden. Haben Sie noch Fragen?“ Familie Tsukino hatte fasziniert zu gehört und nickte nun nur noch. „Prima. Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“ Ikuko nahm die Keycards entgegen und verteilte zwei davon an ihre Kinder. Dann ging sie zielstrebig auf die Aufzüge zu. Kenji folgte ihr so schnell es das Gepäck erlaubte. Schnaufend erreichte er seine Familie und zusammen fuhren sie zu ihren Zimmern. Usagi nahm erst kurz bevor sie ihr Zimmer erreichte, ihrem Vater den rosafarbenen Koffer mit den vielen Häschen-Stickern ab. „Danke Papa!“, sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand dann hinter ihrer Türe. Kaum war diese ins Schloss gefallen, riss Usagi ihre Augen auf. Ihr Zimmer war einfach wunderbar. Hell und freundlich eingerichtet. Ein Himmelbett an der einen Wand, gegenüber ein kleiner Schreibtisch. Der Schrank stand gegenüber der Badtüre. Usagi lugte hinein: Eine Wanne mit Dusche und einem großen Spiegel direkt über dem Waschbecken. Ein kleiner Traum. Ehrfurchtsvoll durchschritt sie den Raum. Ein Flachbildfernseher stand in der Ecke, in der anderen ein elfenbeinfarbener Sessel. Ein großes Fenster ließ viel Licht in den Raum fallen. „Wow, ein Balkon!“, Usagi riss die Türe auf und fand sich auf einem Balkon wieder. Der war zwar nicht groß, aber es reichte für einen kleinen Liegestuhl. Sofort lies sie sich darauf fallen. Die Aussicht war atemberaubend. Eine Brise wehte ihr um die Nase und die Sonne strahlte vom Himmel. Sie hatte es sich wirklich verdient, dessen war sich das Mädchen sicher. Soviel war in letzter Zeit passiert: Nicht nur das sie nun auch nach dem Silberkristall und der Prinzessin suchen mussten. Nein, im Grunde hatte sie kaum mehr ein Privatleben. Und das vermisste sie schon. Umso mehr, seit sie vor einiger Zeit mitbekommen hatte, dass sich ihre beste Schulfreundin Naru ausgerechnet in einen Feind verliebt hatte. Ausgerechnet in Neflite! Vor ihr musste Usagi den Schein waren und deutete nur ab und an mal an, dass er nicht der Richtige für sie sei. Sie wollte Naru auch nicht verletzten. Und dann wurde Neflite von seiner eigenen Seite vernichtet. Vor den Augen von Naru. Usagi hatte ihr in den Tagen darauf tapfer zur Seite gestanden. Hatte sie getröstet und ihr gut zu gesprochen. Sie wusste nur allzu gut, dass sich Naru sicher wieder verlieben würde. Irgendwann wenn der Schmerz vorbei war. Sie seufzte laut auf, als sie in ihrer Hosentasche nach ihrem Handy angelte. Sie wollte Luna anrufen, um ihr zu sagen dass sie angekommen sei. Sie hatte der Katze versprochen, dass sie sich zumindest einmal am Tag melden würde. Egal ob mit einem Anruf oder einer Nachricht. Usagi fand diesen Kontrollwahn zwar ein wenig seltsam, aber wenn sie so ihre Ruhe hatte, war es sicherlich das kleinste Problem. Kurze Zeit später wühlte sie auch schon in ihrem Koffer, kramte ein paar sommerliche Klamotten heraus. Sie wollte sich nach der Fahrt ein wenig die Beine vertreten. Am liebsten am Strand. Lange brauchte sie nicht zum Umziehen. Im Bad machte sie sich ein wenig frisch, öffnete ihre Haarknoten und kämmte ihre langen Haare durch. Sie wollte sie mal offen tragen. Das tat sie selten bis nie, weil sie geknotet oftmals einfacher zu händeln waren. Doch hier war es entspannter. Sie war im Urlaub. Usagi schlüpfte in ein Paar bequeme Schuhe und nahm ihre kleine Umhängetasche mit. Schnell schaute sie hinein, ob sie alles beisammen hatte: Handy, Keycard und ihre Brosche. Ihr Zimmer lag nur zwei Türen von dem ihrer Eltern entfernt. Nur Shingo trennte sie davon. Höflich klopfte sie an. Ihre Mutter öffnete einige Sekunden später. „Mama, ich geh ein bisschen spazieren. Zum Abendessen werde ich wieder da sein.“ “Geht in Ordnung, Liebes. Papa ruht sich ein wenig aus. Und Shingo hat wohl schon einige Jungs getroffen und hat sich mit denen verabredet. Pass aber bitte auf dich auf.“ “Sicher Mama. Dann bis später!“ „Bis später!“, Ikuko lächelte ihre Tochter an. Wenn sie ihre Haare so wie jetzt offen trug, sah sie so königlich aus. Wie eine Prinzessin. Leise schloss sie die Tür wieder. Der Weg zum Strand führte durch den Park. Usagi kam an alten Bäumen vorbei und gepflegten Rosensträuchern. Bei einem blieb sie stehen. Das Rot der Rosen erinnerte sie stark an die Rosen von Tuxedo Kamen. Sie beugte sich ein wenig hinab und schnupperte daran. „Sie riechen genauso wie seine.“, Usagi musste unweigerlich lächeln. Gedanklich bei ihrem fast täglichen Retter setzte sie ihren Weg fort. Eine kleine Holztreppe führte hinab zum Strand. Es war kein Mensch zu sehen. Fast keiner. Usagis Blick blieb an einem Mann von großer Gestalt und mit schwarzen kurzen Haaren hängen. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Sie wusste nur nicht woher. Aber das hielt sie auch nicht davon ab, nach unten zu gehen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die morsche Holzstufe. Das Holz war verwittert und knarrte bei jedem Schritt des Mädchens. Zwischen den einzelnen Stufen hatte sich Sand gesammelt, was das Herabsteigen ein wenig rutschig machte. Usagis Schuhe hatten keine Profilsohle und sie klammerte sich nicht gerade elegant an das Geländer. Nur ungern wollte sie die restlichen Stufen hinunter segeln. Bei den letzten zehn Stufen beschloss sie, ihre Ballerinas auszuziehen und barfuss zu gehen. Und das war mehr als nur eine gute Idee. Sie hatte einen besseren Halt und war viel schneller unten, als sie zunächst gedacht hatte. Der Sand unter ihren Füßen war weich und fast schneeweiß. Bei jedem Schritt sank sie ein Stückchen ein. Sandkörner drängten sich zwischen ihre Zehen und kitzelten sie. Der Wind blies ihr um die Nase, verwirbelte jede einzelne Haarsträhne. Sie genoss es. Beschwingt ging sie in Richtung Meer. Sie musste sich keine Sorgen darum machen, dass sie nass werden würde. Noch im Zimmer hatte sie sich für eines ihrer liebsten Sommerkleider entschieden. Das wehte ihr nun spielerisch um die Oberschenkel und ein bisschen musste sie es festhalten. „Huch, ist das kalt!“, sie wich ein wenig vor den Wellen zurück, als sie das erste Mal im Wasser stand. Es war zwar Anfang Juli, aber das Wasser hatte sich anscheinend noch nicht richtig aufgewärmt. Dann musste sie wohl doch mit dem Hotelpool vorlieb nehmen. Sie schaute sich um: Der Strand war grob geschätzt gute zweihundert Meter lang und hundert breit. Links und rechts wurde er von Felsen gesäumt und in der linken Ecke stand ein kleiner Holzverschlag. Usagi fand es einfach wunderbar. Die Größe des Strandes war vollkommen ausreichend. Immerhin war auch das Hotel nicht allzu groß. In der Broschüre, die ihr ihre Mutter zuhause gegeben hatte, stand, dass es nicht mehr als dreißig Zimmer gab. Und ein riesiges Hotel hätte hier auch nie und nimmer her gepasst. Sie beschloss ein Foto vom Strand und dem Meer zu machen und es ihren Freundinnen zu schicken. Sollten sie ruhig neidisch werden und sich schwarz ärgern, nicht selbst weggefahren zu sein. “Vielleicht kann ich den Typ fragen, ob er mich fotografiert.“, Usagi beobachtete den jungen Mann, der einige Meter von ihr entfernt stand und gedankenverloren auf das Meer starrte. Anscheinend hatte er sie noch gar nicht mitbekommen. Langsam setzte sie sich in Bewegung und ging in seine Richtung. Sie wollte ihn nicht erschrecken. Aber fragen kostete schließlich nichts und mehr als Nein sagen, konnte er ja nicht. „Entschuldigung?“, sie erreichte ihn schneller als gedacht und wartete seine Reaktion ab. Doch sie kam nicht. Usagi probierte es erneut, aber wieder geschah nichts. Anscheinend war er ein bisschen weggetreten. Vorsichtig, um ihm nicht gleich einen Herzinfarkt zu bescheren, berührte sie ihn am Arm. „Was?!“ Usagi fuhr, nun selber erschrocken über seine Reaktion, zurück und geriet ein wenig ins Straucheln. Beinahe wäre sie auch zu Boden gegangen. Aber ihr Gegenüber griff geistesgegenwärtig nach ihrer Hand und bewahrte sie so davor, sich in den feuchten Sand zu setzen. „Danke!“, Usagi strich sich ihr Kleid zu recht, „Und Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht erschrecken. Sie waren wohl sehr…“ Weiter kam sie nicht, als sie ihren Blick zu dem jungen Mann richtete und er genau in diesem Moment seine Sonnenbrille abnahm. „Baka?“, ihre Gesichtszüge entgleisten augenblicklich. „Hä? Warum beleidigen Sie mich?“ „Mensch Baka, du bist doch sonst nicht so begriffsstutzig!“, Usagi grinste ihn breit an. „Wenn Sie vielleicht die Güte hätten, mich aufzuklären, woher wir uns kenne?!“ „Gott!“, Usagi drehte sich mit ihren Händen provisorische Haarknoten und hielt sie aus Mangel an Haarnadeln nur fest. Ihrem Gegenüber ging in sekundenschnelle ein Licht auf: “Odango Atama! Was machst du hier?“ Sie ließ ihre Hände wieder sinken, die blonden langen Haare fielen ihr wieder in weichen Wellen über den Rücken. „Urlaub. Meine Mutter hatte die Reise gewonnen. Wir sind vor zwei Stunden angekommen. Und du?“ „Ich auch. Und wie deine Mutter habe ich auch die Reise gewonnen.“ „Okay.“, Usagis Blick zeugte von einer angestrengten Überlegung. Sie erinnerte sich an das Schreiben mit der Gewinnzusagen, was ihre Mutter der gesamten Familie unter die Nase gehalten hatte. Darin stand, dass sie als einzige den Hauptgewinn und somit den Familienurlaub über Tanabata gewonnen hatte. Wie konnte es also sein, dass auch Mamoru gewonnen hatte. Ihr kam das seltsam vor. „Odango? Alles okay?“ „Was? Ja. Ich hab nur gerade überlegt.“ “Lass das lieber sein. Du siehst dabei schon seltsam aus.“, Mamoru grinste sie an. Aber es war kein fieses Grinsen wie sonst. Viel mehr ein entspanntes. Anscheinend wollte er hier keinen Krieg herauf beschwören wie sonst immer im Crown. Usagi war es nur recht, wenn hier Ruhe herrschte. Sobald sie wieder zurück in Tokio waren, würden sie sich noch oft genug streiten. Sie erwiderte sein Lächeln. „Was wolltest du jetzt eigentlich?“ “Ach so, ja. Ähm, ich wollte dich fragen, ob du ein Foto mit meinem Handy von mir machen könntest. Ich wollte es den Mädchen schicken und sie ein bisschen neidisch machen.“ „Das ist echt nett von dir, Odango.“, er zog eine Augenbraue hoch. „Nicht wahr?!“, sie lachte und ihre Haare wehten im Wind, „Also, kannst du eines machen?“ „Klar. Gib mir dein Handy.“ Sie kramte ihn ihrer Tasche und drückte ihm dann ihr Handy in die Hand. Dann stellte sie sich mit den Füßen ins immer noch kalte Meerwasser. Sie neigte ihren Kopf ein wenig und strahlte glücklich in die Kamera. Genau in dem Moment als Mamoru den Auslöser drückte. Er achtete weniger auf das Bild als mehr auf das Mädchen vor ihm: So hatte er seine Odango noch nicht gesehen. Ihre langen Haare schimmerten wie gold im Sonnenlicht und der Wind spielte mit ihnen. Ihr Sommerkleid wehte ihr um die Beine. Waren die schon immer so lang? Ihre Haut hatte einen leichten sommerlichen braunen Ton angenommen. Und ihr Lachen war strahlend genau wie ihre Augen. Sie sah aus wie eine Prinzessin. Der junge Mann musste schlucken. Erst recht als sie ihm das Handy abnahm und sich ihre Finger kurz berührten. „Wow. Das ist toll geworden. Danke Baka!“, Usagi tippte wild auf dem Display herum und verschickte dann das Foto an ihre Freundinnen. Sie wünschte sich, sie könnte ihre Gesichter sehen. „Seid wann trägst du deine Haare offen?“ Mamorus Frage riss sie aus ihren Gedanken und sie schaute zu ihm auf. In seinem Blick lag Neugierde. „Seid heute. Wenn ich in der Schule bin oder so, hab ich sie immer zusammen, weil sie mir sonst im Weg sind. Du siehst ja, wie lang die eigentlich sind.“, sie erwischte mit ihren Fingern eine breite Strähne und fuhr sie entlang. Mamoru folgte ihren Fingern mit seinem Blick. Wenn sie ihre Haarknoten trug, waren sie um einiges kürzer. Aber jetzt reichten sie ihr bis fast in die Kniekehlen. Usagi bemerkte seinen Blick. Lag da so etwas wie Bewunderung drin? Nein, dass konnte nicht sein. Es war schließlich ihr Baka. Nie und nimmer würde er ihr Bewunderung zollen. Er war schließlich nicht Tuxedo Kamen. „Ähm, du.“ “Ja?“, er riss sich los und folgte ihrem Blick aufs Meer. „Also, ich möchte mich nicht mit dir vor meiner Familie streiten. Können wir für die eine Woche das Kriegsbeil begraben? Bitte!“ Erstaunt schaute er wieder zurück zu ihr. Aber sie wich seinem Blick aus. Stattdessen knetet sie nervös im Saum ihres Kleides. Starrte auf ihre von Wellen umspülten Füße. „Ja. Kein Problem. Ich will dir deinen Urlaub ja nicht vermasseln. Und mir auch nicht.“ “Danke! Und noch was.“ “Hm?“ „Kannst du mich für diese eine Woche nicht beleidigen?“ “Tu ich das denn?“ Ihr Blick schnellte zu ihm hoch: “Du nennst mich Odango Atama.“ Ihre Stimme klang empört und amüsierte Mamoru. „Ich nenn dich Usagi, wenn du Mamoru zu mir sagst. Einverstanden?“ “Einverstanden!“ „Hey Usagi.“, er lächelte sie schief an und kratzte sich doch leicht verlegen am Kopf. „Hallo Mamoru.“, sie lächelte zurück, „Ähm. Noch was. Mein Vater findet es nicht so toll, dass ich Jungs kenne. Für ihn bin ich immer noch ein kleines Mädchen.“ “Das stimmt doch auch.“ “Ich wurde vor einigen Tagen fünfzehn!“ „Aber nicht vom Verhalten her. Trotzdem alles Gute!“ „Baka!“, ihre Stimme wurde eine halbe Oktave höher. „Schon gut. Entschuldige. Also, was soll ich denn in der Gegenwart deines Vater tun?“ “Nichts. Also ich meine, wir können uns schon grüßen. Und falls er fragt, werde ich sagen, dass du ein Nachhilfelehrer meiner Freundin Amy bist. Er wird dich sympathischer finden, wenn ich ihm sage, dass du Medizin studierst. Stimmt doch oder?!“ “Ja. Stimmt. Im zweiten Semester.“ “Das ist gut. Dann wird er dich sicherlich nicht sofort umbringen. Außerdem sind wir ja nur Freunde. Mehr oder weniger.“ „Mehr oder weniger. Aber sicher. Begraben wir das Kriegsbeil für den Urlaub und ich bin nett zu dir.“ Usagi strahlte ihn an. Sie war froh, dass sie für eine Weile Ruhe haben würde von den Streitereien mit Mamoru. Denn manchmal ging es ihr schon ziemlich auf die Nerven. Natürlich würde sie das nie zugeben. Schon gar nicht vor ihm selbst. Doch innerlich musste sie sich eingestehen, dass sie es manchmal schöner gefunden hätte, mit ihm genauso normal reden zu können wie mit Motoki. Jeder konnte normal mit ihm reden. Nur sie nicht. Eine Weile standen sie nur schweigend nebeneinander. Usagi beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Im Gegensatz zu seinem Alltagsleben in Tokio trug er hier eine ausgebleichte Jeans, ein offenes rotes und kariertes Hemd und darunter ein weißes T-Shirt. Wie sie stand er barfuss im Sand. Ein wenig weiterhin hatte sie einfache Slippers entdeckt, die er wohl achtlos in den Sand geworfen hatte. „Warum machst du alleine Urlaub?“ “Einfach so.“ “Und deine Familie?“, kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, biss sie sich auch schon auf die Lippen. Wie konnte sie nur so blöd sein? Motoki hatte ihr schon vor einiger Zeit erzählt, dass Mamorus Eltern an seinem sechsten Geburtstag gestorben waren. „Tut mir leid.“ „Schon okay. Es ist schon lange her.“ “Trotzdem sorry.“ Er konnte in ihre Stimmer leichte Verzweiflung hören. Sie hatte wahrscheinlich Gewissensbisse. So gut kannte er sie mittlerweile schon, dass er wusste, wie feinfühlig und schuldbewusst sie sein konnte. Langsam und leicht legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte unter dieser Berührung zusammen und schaute zu ihm auf. „Es ist okay, Usagi.“ „Okay.“ “Also ich hab die Reise zufällig gewonnen, weil ich bei einem Preisausschreiben mitgemacht habe, als ich eine Freistunde in der Uni hatte.“ “Aber die war doch für vier Personen.“ “Nein. Bei mir war sie nur für eine.“ „Komisch. Aber warum reist du überhaupt alleine?“ „Manchmal such ich auch mal Ruhe. Du gehst mir ja nur allzu oft auf den Geist.“ „Ja, aber dummerweise findest du die hier auch nicht.“, sie lachte ihn an, „Nein, Spaß. Meine Familie und ich werden zusammen was unternehmen. Wir sehen uns sicher nur zum Frühstück und Abendessen und ab und an mal zufällig.“ „Das beruhigt mich. Ich wollte ein bisschen in der Stadt umher schlendern und auch ein wenig lernen. Ich schreib Ende Juli schon wieder einige Prüfungen. Außerdem finde ich das Meeresrauschen angenehm.“ Sie nickte. Ihr ging es nicht anders. Sie fand das Meer beruhigend. Es wirkte gerade leicht aufgewühlt, die Wellen brachen sich schon einige Meter weiter draußen. Umspülten dann ihre und Mamorus Füße. Ein leichter Schauer überkam sie, als der Wind sie umwehte. Es hatte sich ein wenig abgekühlt und das Wasser tat sein übriges dazu. „Geh doch aus dem Wasser, wenn dir kalt ist.“, Mamoru war es nicht entgangen, dass Usagi die Arme um ihren Körper geschlungen hatte. „Okay.“, sie trat zurück. Sie besah sich ihre Füße und erkannte, wie rot sie schon waren. „Vielleicht ist es besser, du gehst zurück und ziehst dir was wärmeres an. Oder zumindest Socken. Die Nächte am Meer sind kühler als in der Stadt.“ „Ich weiß. Kommst du mit oder bleibst du noch hier?“ „Ich wird dich begleiten. Ich muss zugeben, dass ich meine Füße auch kaum mehr spüre.“ Sie sah auf seine Füße und kicherte: “Du solltest dir wohl auch Socken anziehen.“ “Ja. Ich denke auch. Na komm!“, er nahm seine Schuhe, die einige Meter entfernt im Sand lagen und stapfte dann mit Usagi zurück zur Holztreppe. Er ließ ihr den Vortritt, was sich als klug heraus stellte. Denn schon nach wenigen Stufen, rutschte Usagi weg und drohte ein zweites Mal an diesem Nachmittag zu fallen. Geistesgegenwärtig fing er sie auf, als sie nach hinten und direkt in seine Arme fiel. „Danke!“, sie hob ihren Blick und schaute ihm direkt in die Augen. Ein wohliger Schauer überkam sie. Sie konnte den Druck seiner Hände auf ihrer Taille spüren und ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. „Nichts zu danken, Tollpatsch!“, er war ein wenig verlegen und wusst nicht warum. Ihre Haare kitztelten seine Finger und sein Herz schlug beim Anblick ihrer Augen einen Takt zu schnell. Woher kam ihm dieser Ausdruck von Dankbarkeit nur so bekannt vor? „Du kannst mich jetzt wieder los lassen.“ „Oh ja. Entschuldige.“ „Alles gut.“, sie drehte sich von ihm weg. Seine Augen verwirrten sie. Waren die schon immer so tiefgründig wie der Ozean gewesen? Usagi spürte, dass er dicht hinter ihr ging. Wahrscheinlich wollte er vermeiden, dass sie erneut fiel. Und auch wenn seine Nähe sie beunruhigte, so genoss sie es auch ein wenig. Mamoru konnte nur auf ihre Haare starren, die bei jedem von Usagis Schritten leicht wippten. Das Mädchen vor ihm gab ihm Rätsel auf. Sie kam ihm mit einem Mal so anders vor. Lag das nur daran, dass sie im Urlaub war. Sozusagen privat. Das er und sie nicht von ihren Freunden umgeben waren. Er war tief in Gedanken, als er ihre Stimme wie durch einen Schleier vernahm: “Mamoru. Wir sollten unsere Füße im Gras vom Sand befreien.“ „Äh ja. Gute Idee!“ Er sah, wie sie durchs feuchte Gras spazierte. Sie sah anmutig aus und fremd. Aber gleichzeitig schien sie ihm so vertraut. Als würden sie sich schon ewige Zeiten kennen und er erst jetzt entdecken, wer sie wirklich war. „Na komm.“ Wie in Trance folgte er ihr. Es war wirklich eine gute Idee von ihr gewesen, ihre Füße im Gras zu säubern. Schon nach wenigen Schritten pickte kein einziges Sandkorn mehr an ihren Füßen. Usagi schlüpfte wieder in ihre Ballerinas, genauso wie er in seine Schuhe. „Wie spät ist es eigentlich?“ Mamoru schaute auf seine Armbanduhr: “Gleich viertel sieben.“ “Was? Wir waren so lange am Strand? Meine Familie wird sicher schon auf mich warten. Ich muss mich beeilen!“ „Na dann los!“, wie selbstverständlich ergriff er ihre Hand und zog sie schnellen Schrittes mit sich durch den Park. Usagi war etwas verwirrt von seiner Tat, aber nach einigen Sekunden umschlossen ihre Finger seine. Sie konnte die Wärme spüren, die er ausstrahlte und genoss es. Warum konnte der Baka nicht immer so sein wie jetzt? Warum musste er sie immer beleidigen und verletzen? Denn sie musste zugeben, dass ihr die momentane Situation um einiges mehr gefiel. Sie waren Freunde. Sie waren nett zueinander. „Usagi Tsukino, mit wem hälst du da Händchen?“ Erschrocken erwachte Usagi aus ihren Gedanken. Abrupt blieb sie stehen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Vater, der auf den Stufen der Hotelterrasse stand und vor Wut zu schnauben schien. In sekundenschnelle ließ sie Mamorus Hand los. „Ähm, Papa, das ist nicht so, wie du denkst.“ „Du hälst Händchen. Du bist noch viel zu jung dafür!“ „Aber…“ “Nichts aber junge Dame. Wenn ich das deiner Mutter erzähle, kannst du was erleben.“ „Also ich finde das niedlich!“ Kenjis Kopf wirbelte zu seiner Rechten. Ikuko war neben ihm aufgetaucht und lächelte erst ihm und dann ihre Tochter und deren Begleiter an. „Was? Aber sie ist doch erst fünfzehn. Noch mein kleiner Mondhase.“ „Sie ist alt genug. Sag mal Usagi, wer ist denn der nette Herr neben dir?“, Ikuko war die Stufen hinunter und auf ihre Tochter zugegangen. „Also, ähm, dass ist Mamoru Chiba. Er ist wie ich und die Mädels oft im Crown.“ “Guten Tag!“, Usagis Mutter reichte Mamoru die Hand. „Guten Tag Frau Tsukino. Ihre Tochter hat Recht. Wir kennen uns aus dem Crown. Und ab und an gebe ich ihrer Freundin Ami Nachhilfe.“ „Ami und Nachhilfe?“ “Sie will auf die Tôdai, Mama. Und Mamoru studiert dort selbst und weiß, was in den Aufnahmeprüfungen verlangt wird. Deswegen.“ „Sie studieren schon?“, Kenji stand neben seiner Frau, „Wie alt sind sie?“ “Ähm, neunzehn. Also ich werde Anfang August zwanzig.“, Mamoru schaute verwirrt. „Sie Lüstling. Dann suchen sie sich doch eine Freundin auf der Uni und lassen sie die Finger von meiner Tochter!“ „Papa! Wir sind kein Paar und zwischen uns läuft auch nichts.“, Usagis Stimme wurde laut, „Wir sind nur Freunde. Wir haben uns eben rein zufällig unten am Strand getroffen.“ „Usagi, verabschiede dich bitte.“, Ikuko hatte ihren Mann am Arm gepackt und zog den immer noch wutschnaubenden Mann mit sich, „Und dann treffen wir uns in einer halben Stunde vor dem Restaurant. Ich such nur noch Shingo. Auf Wiedersehen Herr Chiba!“ „Auf Wiedersehen.“, Mamoru blickte Usagis Eltern lächend hinterher und dann zu Usagi. „Gott war das peinlich!“, sie hauchte nur und starrte auf den Boden, „Entschuldige bitte. Er ist immer so. So werde ich sicherlich nie einen Freund bekommen.“ “Ach was. Irgendwann wird er es verstehen.“ „Ich hoffe es.“ “Na klar. Du solltest jetzt rein gehen.“ Sie blickte zu ihm auf: “Ist wohl besser so.“ Dann wandte sie sich von ihm ab. Als sie die Stufen erreichte, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Mamoru schaute in den Park. Der Wind zerzauste seine Haare und er warf einen langen Schatten über den Rasen. Erneut erfasste Usagi ein Schauer bei diesem Anblick. Sah er schon immer so majestätisch aus? „Warum beobachtest du mich, Odango?“, ihm war es nicht entgangen und sie fuhr bei seinen Worten ein wenig zusammen. “Nur so, Baka!“, sie grinste ihn an und ihre Blicke trafen sich, „Ich wollte dir nur danken für den netten Nachmittag.“ “Gerne!“ Sie wandte sich ab und fühlte seine Blicke auf ihren Rücken. Erneut musste sie grinsen. Als sie die Terrassentüre erreichte, bleib sie stehen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu: “Ich finde es schön, dass wir Freunde sind, Mamoru.“ Dann verschwand sie im Inneren des Hotels. Und ließ einen verwirrten Mamoru zurück. Was hatte sie da gerade gesagt? Sie fand es schöm? Anscheinend war sie doch nicht so zickig wie er immer dachte. Das ganze Gegenteil schien der Fall zu sein. Und an ihrer Stimme eben hatte er gehört, dass sie es ehrlich meinte. Er folgte ihr nach wenigen Minuten. Innerlich musste er sich eingestehen, dass er sich jetzt noch mehr auf diesen Urlaub freute. Kapitel 2: Annäherung --------------------- 2 Usagi ließ sich auf einen der Stühle fallen, die auf der Terrasse standen. Den ganzen Mittag und halben Nachmittag war sie mit ihrer Familie unterwegs gewesen. Mishima war nicht sonderlich groß. Vielleicht waren es ein bisschen mehr als einhunderttausend Einwohner, aber außer dem Hafen und wirklich vielen Läden mit Souvenirs hatte die Stadt nicht viel zu bieten. Ihre Mutter musste in jedes Geschäft unbedingt hinein. Und erstand dort erstaunlich viel Krimskrams. Ihr Bruder und ihr Vater eisten sich los und beobachteten die Fischerboote, die wieder zurückkamen. Mittags aßen sie alle zusammen in einem kleinen Restaurant, dann wurde wieder gebummelt und noch Eis gegessen. Weil ihre Eltern auch noch die großartige Idee hatten, die Strecke bis in die Stadt zu laufen, taten Usagi mehr als nur die Füße weh. Sie glaubte, ihre Beine würden in wenigen Sekunden einfach abfallen. Kaum waren sie am Hotel angekommen, verabschiedete sich Shingo schon wieder und ging zu seinen neuen Freunden, um mit ihnen Tischtennis im Untergeschoss des Hotels zu spielen. Und ihre Eltern wollten sich auf ihrem Zimmer erholen. So ging das Mädchen alleine zur Terrasse. „Guten Tag, Fräulein. Was darf ich ihnen bringen?“ Usagi schaute auf und in das freundliche Gesicht eines Kellners. „Haben sie eine Eisschokolade?“ “Ja gewiss doch.“ “Dann hätte ich bitte eine. Und schreiben sie es gleich auf die Rechnung von Familie Tsukino, Zimmer zweihundertzwanzig.“ „Sehr gerne.“, der Kellner wandte sich ab und ging wieder hinein. Usagi zog sich einen zweiten Stuhl heran, schlüpfte aus ihren Sandalen und legte die Beine hoch. Die Sonne schien warm auf sie hinab. Alles in allem war es ein sehr warmer Sommertag gewesen. Zum Glück hatte sie sich bereits am Morgen für eine Shorts und ein sommerliches Top ohne Ärmel entschieden. Ein Seufzer entwich ihrem Mund. Obwohl sie die Augen geschlossen hatte, bemerkt sie, dass ihr jemand die Sonne nahm. Blinzelnd schlug sie die Augen auf. „Hallo!“, sie lächelte nach oben und genau Mamoru ins Gesicht. „Hey Odango!“ „Wie bitte?“ “Sorry, ich sehe ja, dass du deine Beulen gar nicht trägst. Darf ich mich setzen?“ “Sicher.“, Usagi nahm ihre Tasche vom dritten am Tisch stehenden Stuhl. „Ihr ward den ganzen Tag unterwegs?“ “Ja. Wir sind gelaufen und gelaufen und gelaufen. Ich bin so was von fertig.“ „Die Eisschokolade.“ „Oh, danke!“, Usagi blickte freundlich zum Kellner, der ihr Lächeln erwiderte. „Was darf es für den Herrn sein?“ “Ein Eiskaffee bitte.“ “Sehr gerne.“ Mamoru schaute dem Kellner hinterher. Er kam ihm sehr seltsam vor. Seine Aura war merkwürdig. „Mamoru?“ “Äh, ja?“ “Ich hab dich gefragt, ob du den ganzen Tag nur gelernt hast.“ “Jein. Ich wollte. Aber dann habe ich mich dazu entschieden, die Küstenstraße entlang zu fahren.“ “Der Sportwagen ist deiner, oder?!“ “Ja. Warum?“ “Mein Vater findet den super.“, kicherte sie. „Echt?“ “Jepp. Wenn er wüsste, dass er dir gehört, könntet ihr vielleicht noch Freunde werden.“ “Ich glaube nicht, dass ich das will. Zumindest will ich noch ein bisschen weiter leben.“ “Es ist ja nicht so, als würdest du mich gleich heiraten wollen.“, Usagi wurde augenblicklich rot. Schon wieder und wie so oft hatte sie erst gesprochen und dann nachgedacht. Sie starrte verbissen auf ihre Eisschokolade. Sie musste an den vorherigen Abend denken: Sie hatte Mamoru nach dem Abendessen in der Lobby getroffen. Er saß dort über seinen Laptop gebeugt, und schaute erst auf, als sie direkt vor ihm stand. Als er sie anschaute, war sie rot geworden. Er lud sie ein, sich zu ihm zu setzen und spendierte ihr eine heiße Schokolade. Als wäre es nie anders gewesen, entwickelte sich zwischen ihnen ein ganz normaler Smalltalk. Sie lachten und scherzten zusammen und hatten einfach nur Spaß. „Seid wann kennst du Jungs?“, ihr Bruder Shingo war zu ihnen getreten und beide schreckten aus ihrem Gespräch auf. „Das geht dich nichts an, Shingo.“ “Papa wird ausrasten, wenn er dich mit einem Jungen zusammen sieht.“ “Er kennt ihn schon.“ „Echt?“ „Ja echt. Und nun verzieh dich, du Nervzwerg.“ „Du hast mir gar nichts zu sagen.“, Shingo steckte seiner großen Schwester die Zunge raus und wandte sich dann an ihren Gegenüber, „Warum magst du meine Schwester? Sie ist nervig, tollpatschig und total naiv.“ „Ich weiß.“, Mamoru antwortete ruhig und zog eine Augenbraue hoch. „Und du magst sie trotzdem?“ „Schon.“ Usagis riss die Augen auf bei Mamorus Antwort und schaute ihn an. Hatte er das gerade ernst gemeint? Er mochte sie?! „Du bist seltsam. Ich hab bis jetzt noch niemanden kennen gelernt, der meine Schwester mag.“ „Dann hab ich ja Glück.“ „Hm. Wahrscheinlich. Und starke Nerven. Bis dann!“, Shingo hob die Hand zum Gruß und verschwand dann in Richtung Aufzüge. Mamorus Blick traf den von Usagi, die ihn immer noch geradezu anstarrte. „Alles okay?“ “Warum hast du das gesagt?“ “Was meinst du?“ “Das du mich magst.“ “Ähm, also…“, er kam ins Straucheln. „Du musst meine Familie nicht anlügen. Wir haben beschlossen, uns nicht zu streiten, aber du musst nicht gleich so lügen.“ “Tu ich nicht. Ich mag dich Odango. Zumindest wenn du mal nicht rumzeterst und keifst. Ich mochte dich heute am Strand und ich mag dich jetzt.“ “Ehrlich?“ “Ehrlich.“ “Mamoru?“ “Ja?“ “Ich mag dich auch. Wirklich. Schon länger.“, erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. Das war mehr als sie sagen wollte. Als er hören und wissen sollte. Aber es stimmte: Sie mochte ihn schon eine Weile. Trotz aller Streitereien. Hastig stand sie auf: “Danke für die Schokolade. Bis dann!“ „Usagi!“, Mamoru war ebenfalls aufgesprungen und hielt sie am Handgelenk fest, zwang sie, ihn anzusehen. „Hm?“ “Ehrlich?“ “Ehrlich.“ Augenblicklich hatte er sie los gelassen. Sie eilte zu den Aufzügen. Ihr Haar wehte hinter ihr her wie ein goldener Schleier. Mamoru starrte ihr hinterher. “Sie mag mich.“ Usagi stand währenddessen im Aufzug und schallte sich selbst einen Dummkopf. Ohne Nachzudenken hatte sie ihm mitten ins Gesicht gesagt, dass sie ihn mochte. Das sie es ehrlich meinte. Er musste sie für geisteskrank halten. Schließlich stritten sie sich eigentlich nur. Und nun sagte sie ihm, dass sie ihn mochte. Hoffentlich würde er nicht noch einmal nachhaken. Das wäre einfach nur peinlich! „Odango Atama!“ Erschrocken fuhr sie hoch. “Dein Eis schmilzt noch, wenn du es nicht gleich isst.“ Leicht verwirrt schaute Usagi zuerst auf ihre Eisschokolade und dann zu Mamoru, der schon bald die Hälfte seiner Eiskugel im Kaffee vernichtet hatte. „Alles okay mit dir? Du hast doch wohl keinen Sonnenstich oder?“ “Was? Nein.“ “Zum Glück.“ Natürlich ahnte Mamoru, warum Usagi für kurze Zeit so weggetreten war. Ihre Blicke sprachen Bände. Wahrscheinlich war ihr das eben Gesagte schon wieder peinlich. Genau wie gestern Abend als sie nach ihrem unfreiwilligen Geständnis die Flucht ergriffen hatte. Aber er war Gentleman genug, um nicht darauf ein zu gehen und sie noch mehr in Verlegenheit zu bringen. Zumindest nicht im Urlaub. „Morgen ist Tanabata.“, Usagi hatte ihren Kopf auf die Hand gestützt und schaute hinüber zum Meer, „Meine Eltern wollen zum Galadinner gehen und sich dann das Feuerwerk hier im Park ansehen.“ „Ist doch nett.“ “Hm, ich mag so was nicht. Also Dinner und große Partys.“ “Warum nicht?“ “Weiß nicht. Aber Tanabata ist mein Lieblingsfeiertag. Ich mag die Geschichte von der Prinzessin und dem Hirten und am liebsten würde ich einfach nur am Strand sitzen und von dort aus das Feuerwerk genießen.“ “Ganz alleine?“ “Ja. Warum nicht? Ich bin ständig mit Leuten zusammen.“ „Das stimmt allerdings. Deine Freundinnen glucken immer um dich herum.“ “Ja.“, sie lachte auf, „Wie wirst du Tanabata verbringen?“ “Ich hab mir darüber noch keine Gedanken gemacht.“ „Magst du es mit uns feiern?“ “Und dein Vater?“ “Ich sag ihm, dass es dein Sportwagen ist.“, sie grinste ihn schelmisch an. „Na gut.“ „Super. Dann freue ich mich.“ Die beiden saßen noch eine zeitlang zusammen, bevor Usagi eine SMS ihrer Mutter erreichte. Sie schrieb, dass ihr Vater die beiden beobachten würde und es besser wäre, wenn sie rein käme. Usagi zeigte Mamoru die SMS. Er musste schmunzeln. Vor allem als sie ihrer Mutter schrieb, dass Mamoru der Sportwagen gehörte, den ihr Vater so bewunderte. Und sie solle es ihm sagen. Keine fünf Minuten später stand ihr Vater tatsächlich schnaubend auf der Terrasse. Aber dieses Mal nicht vor Wut sondern das ganze Gegenteil davon. Schnell kam er zu den beiden rüber und schnappte sich im Lauf einen Nachbarsstuhl. „Herr Chiba. Meine Frau sagte mir, dass Ihnen der Wagen gehört. Wahnsinnsauto!“ “Äh danke! Sie können mich Mamoru nennen.“ „Ich bin Kenji. Also sag mal, wie kannst du dir so einen Wagen leisten?“ „Papa, überfall ihn doch nicht gleich so.“ “Bitte Usagi, ich unterhalte mich gerade.“ “Ich seh’s, Papa. Ich lass euch auch gleich in Ruhe. Aber ich wollte dich vorher was fragen.“ “Was denn, Liebes?“, er schaute sie an. „Kann Mamoru morgen Abend mit uns feiern?“ “Ach klar. Sicher doch. So und nun erzähl mal.“ Usagi grinste Mamoru an: “Ich lass euch mal allein. Bis später.“ „Bis dann!“ Sie stand auf. Wollte nach ihrer Tasche greifen, aber sie verfehlte sie und die Tasche ging zu Boden. Usagi beugte sich nach unten. Als sie danach griff, berührten sich ihre und Mamorus Finger. Ihm war ihr kleines Missgeschick nicht entgangen und aus einem Drang heraus, wollte er ihr behilflich sein. Seine Augen erfassten ihre und für eine Sekunde blieb die Welt stehen. Wohlige Schauer durchfuhren seine Finger bis hinauf zu seinen Haarspitzen. Usagi errötete und war unfähig sich zu bewegen. Warum war er ihr plötzlich so vertraut? Sie wollte etwas sagen, aber die Stimme versagte ihr. Endlich, nach Sekunden die ihr wie Stunden vorkamen, erhob sie sich langsam und er folgte ihr. Noch immer konnte sie seinem Blick nicht ausweichen und ihre Finger berührten sich immer noch. Von Fern hörte Mamoru die Stimme von Usagis Vater. Er redete immer noch über das Auto, dass Mamoru fuhr. Abwesend nickte der junge Mann, doch hauptsächlich ertrank er gerade in Usagis Augen. Waren sie schon immer so blau? „Danke!“, ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Keine Ursache.“ Quälend langsam entfernten sie sich Zentimeter um Zentimeter. „Hey Mamoru? Alles klar?“ Der Genannte schreckte auf und wandte sich an Kenji. „Ja. Entschuldigung.“ “Ach ist schon gut.“, lachte Kenji. Er schaute zu dem jungen Mann und ihm entging nicht, wie dieser seiner Tochter hinterher schaute, als sie hinein ging. „Magst du sie?“ “Was?“, verdutzt wandte sich Mamoru erneut Usagis Vater zu. „Du magst meine Tochter, oder?“ “Sie erinnert mich an jemanden.“ “Aha. Hör mal, Freundchen, wenn du ihr wehtust, tu ich dir weh.“ „Schon klar. Also was wolltest du über mein Auto wissen?“, Mamoru setzte sich wieder zurück an den Tisch und schnell vertieften die beiden Männer ihre Unterhaltung. Sie Sonne stand noch am Himmel, als Usagi das Restaurant erreichte. Sie staunte. Überall standen Bündel aus Bambus an denen buntes Krepppapier hing. Die Türen zur Terrasse waren weit aufgezogen worden und die Sonne ließ den Raum noch heller wirken. Die Tische waren wunderschön eingedeckt und kleine Dekosterne waren darauf verteilt. Mit einem Beamer wurden die Sternenbilder der Wega und des Altair auf eine Wand projiziert. Im Hintergrund war leise Musik zu hören. Gedankenverloren durchschritt Usagi das Restaurant und trat hinaus auf die Terrasse. Sie schaute den Pyrotechnikern zu, wie sie das Feuerwerk anschlossen. Schon jetzt freute sich das Mädchen darauf. Sie hatte Feuerwerke immer geliebt. Mamoru konnte nicht anders, als sie an zustarrten. Er hatte Usagi aus dem Augenwinkel heraus bemerkt, als er wenige Minuten nach ihr am Restaurant ankam. Mehr als einmal hatte sie ihn darauf hingewiesen, dass er überpünktlich um neunzehn Uhr da sein sollte. Und er hatte es ihr versprochen. Jetzt starrte er auf das Mädchen, dass wenige Meter von ihm entfernt stand: Sie hatte sich wieder ihre Haarknoten gemacht. Die beiden Zöpfe wehten im Wind. Genau wie ihr bodenlanges, fließendes Kleid. Wie er trug sie Abendkleidung, einem Galadinner angemessen. Ihre Silhouette erinnerte ihn an jemanden. Er wusste nur nicht an wen. Wie von selbst trugen ihn seine Beine zu Usagi hin. Bis er dicht hinter ihr stand. Er widerstand dem Drang, sie zu umarmen. Aber es war schwer. „Hallo Mamoru.“ Er zuckte beim Klang ihrer Stimme zusammen: “Woher…“ “Ich dachte es mir. So nah stellt sich nur selten jemand zu mir.“, sie drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an. „Du schaust aus wie ein Prinzessin.“, seine Stimme klang rau. „Danke. Und du wie ein Prinz.“, sanft legte sie eine Hand auf die Fliege, die er trug und rückte sie ein wenig zurecht, „Wie ein richtiger Gentleman.“ „Danke.“ Ihm fiel auf, dass sie ihre Haarknoten mit perlenbesetzten Klammern aufgewertet hatte. Sein Blick glitt über ihren dezenten Haarschmuck, die Ohrringe und blieb an ihren Augen haften. „Du hast wieder deine Haarknoten.“ “Ja, ich dachte es schaut gut aus. Gefällt es dir nicht?“ “Doch. Du siehst wunderschön aus.“ Kaum hatte er den Satz beendet, wurde er rot und schaute verlegen weg. Was sagte er nur? Und auch noch zu ihr. Seinem Odango Atama. Seit sie ihm vor zwei Tagen den Frieden angeboten hatte, fühlte er sich wohler und wohler in ihrer Nähe. Er suchte sie regelrecht. Und mit ihr Tanabata verbringen zu dürfen, war großartig. „Das ist nett von dir.“ Er schaute wieder zu ihr. Sie hatte ihren Blick gesenkt. Usagi wusste nicht, warum sie seit ihrem Treffen am Strand immer solch ein Herzklopfen in seiner Nähe bekam. Ein Herzklopfen das sie immer nur bei einem Mann verspürte. Ihrem geliebten Tuxedo Kamen. War sie etwa dabei, sich ausgerechnet in den größten Baka von Tokio und ganz Japan zu verlieben? Dann würde sie ja Tuxedo Kamen betrügen. Nervös biss sie sich auf der Unterlippe herum. Suchte gedanklich nach einer Antwort. „Usagi.“ Das Mädchen fuhr zusammen, als sie eine Hand auf ihrer Wange spürte. „Usagi, deine Familie ist da. Wir sollten zu ihr gehen.“ Usagi blickte Mamoru direkt in die Augen. Versank darin wie ein Stein. Erst nach Sekunden konnte sie sich losreißen und nickte ihm zu. „Natürlich.“ “Darf ich bitten?“, Mamoru reichte ihr den Arm und sie hakte sich lächelnd bei ihm ein. „Was für ein süßes Paar.“, Ikuko hatte zusammen mit dem Rest der Familie die Szene beobachtet. „Ich find’s eklig.“ „Warte nur Shingo, bis du ein Mädchen kennen lernst.“ „Aber sie ist doch noch viel zu jung. Er wird zwanzig, Ikuko. Zwanzig!“, stöhnte Kenji laut auf. „Du kannst ihre Gefühle nun mal nicht steuern. Sieh dir die beiden doch mal an. Sie gehen so vertraut und schüchtern zu gleich miteinander um. Als würde sie sich schon ewig kennen.“ “Meinst du, unsere Usagi hat sich in ihn verliebt?“ Gespannt schaute Shingo zwischen seinen Eltern hin und her. Auch dem Jungen war die Spannung zwischen seiner großen Schwester und dem Studenten nicht entgangen. „Ich denke schon. Vielleicht weiß sie es selber noch nicht. Aber mir scheint, als hätte unsere Tochter die einzig wahre Liebe gefunden.“ “Die einzig wahre Liebe?“ „Ja. Die einzig wahre Liebe. Liebe, die alles übersteht. Alle Höhen und Tiefen und die Jahrhunderte überdauern kann.“ “Und was ist mit ihm?“, Shingo schaute gebannt wie seine Mutter und sein Vater zu dem Pärchen auf der Terrasse. „Ihn hat der Blitz getroffen. Sein Schicksal steht in Form von Usagi vor ihm.“ Lächelnd beobachtete Ikuko ihre Tochter. Deren Blick für den jungen Mann als er sie an der Wange berührte. Wie sie bei ihm eingehakt in das Restaurant traten. Sie war sich sicher, dass Usagi ihr Glück gefunden hatte. Auch wenn sie es selber noch nicht wusste. Aber eine Mutter wusste es. Spürte es. Usagi und Mamoru traten zu Familie Tsukino. „Du siehst bezaubernd aus, Usagi.“, ihre Mutter blickte sie stolz an, „Und du auch Mamoru. Wie ein Königspaar.“ Die beiden Angesprochenen wurden rot und verlegen. „Wir sollten uns setzen. Schaut, die anderen Gäste kommen auch schon.“, Kenji zog seiner Frau den Stuhl zurück, sodass sie sich setzen konnte. Mamoru tat das gleiche bei Usagi. Als er sich neben sie auf den Stuhl gleiten ließ, berührten seine Fingerspitzen die Haut auf ihrem Rücken. Beide zuckten unbemerkt von den anderen zusammen und schauten sich verloren an. Erst durch das Räuspern von Kenji lösten sie sich aus ihrer Erstarrung. „Wie peinlich!“, murrte Shingo, wurde aber für diesen Satz mit einem mahnenden Blick seiner Mutter abgestraft. Das Abendessen verlief harmonisch. Es wurde ein Amuse geule geboten und als erster Gang ein Carpaccio vom Lachs. Dann folgte ein Suppe und als Hauptgang Filet vom Kobe-Rind. Dazu wurden die korrespondierenden Getränke gereicht. Am Tisch von Familie Tsukino herrschte eine ausgelassene Stimmung. Vor allem als Usagi davon erzählte, dass Mamoru und sie sich in Tokio eigentlich immer nur streiten würden. Ihre Mutter glaubte ihr zunächst kein Wort, aber als es Mamoru bestätigte, musste sie Tränen lachen. Ebenso ihr Vater. Shingo meinte nur lachend, dass es typisch seine Schwester sei. Auch an den anderen Tischen herrschte eine gute Stimmung. Man konnte Lachen hören und ab und an tanzten einige Paare auf der Tanzfläche. Nach dem Hauptgang beschloss Usagi, sich ein wenig die Füße zu vertreten. Vor allem deshalb weil sie sonst die angekündigte Dessertvariation sicherlich nicht mehr schaffen würde. Ihre Familie grinste sie an. Noch breiter wurde das Grinsen im Gesicht ihrer Mutter, als Mamoru anbot, sie zu begleiten. Gerade so konnte Ikuko ihren Mann davon abhalten, etwas zu sagen. Sowieso hatten sich die beiden schon erhoben. Usagi hatte sich erneut bei Mamoru eingehakt und schritt, begleitet von bewundernden Blicken der anderen Gäste, mit ihm durch das Restaurant und hinaus in die milde Julinacht. „Bin ich satt!“, Usagi stöhnte grinsend und lief die Stufen der Terrasse hinunter. „Nicht nur du. Ich bin froh, dass ich mich ein bisschen bewegen kann. Und die Luft da drinnen steht ja auch. Obwohl die Fenster offen sind.“ „Das stimmt.“ Zusammen gingen sie über den Rasen. Mamoru ein Stück weit hinter ihr, so dass er sie unbemerkt beobachten konnte. Sein Herz schlug wieder ein paar Takte zu schnell. Sein Inneres verzerrte sich nach ihrer Nähe. Hatte sie ihm tatsächlich den Kopf verdreht? Ausgerechnet sie? Leicht musste er schmunzeln. Usagi blieb neben dem Rosenbusch stehen, der ihr so gefiel. Ihr Blick glitt hinauf zum Mond. Er war am Zunehmen. Doch schon jetzt erhellte sein Licht die Meeresoberfläche in der Ferne und ließ sie glitzern. Ihr Schutzpatron sah so wunderschön aus. Mamoru folgte ihrem Blick. „Magst du den Mond?“ “Ich wurde in seinem Zeichen geboren.“ “Ach so?“ “Ja.“ “Ich finde ihn faszinierend.“ “Hm.“ „Manchmal träume ich von ihm.“ “Wirklich?“ “Ja. Schon komisch. Aber ich hab dann, wenn ich aufwache, immer das Gefühl, als würde mich dort jemand rufen. Verrückt oder?!“ “Nein.“, Usagi wandte sich ihm zu. Wieder standen sie dicht beieinander. Wieder spürte sie seine Nähe und Wärme. Und es macht sie nervös. Es trennten sie nur wenige Zentimeter. Das Rauschen der Wellen tönte zu ihnen rüber. Sie konnten ein Käuzchen hören. Und hinter ihnen die Musik die aus dem Restaurant drang. Sie war vermischt mit dem Lachen und Geschwätz der Gäste. „Es tut mir leid.“ Seine Stirn in Falten gelegt schaute er hinab zu Usagi, aber sie wich seinem Blick wieder einmal aus. “Es tut mir leid, dass wir uns so oft in den Haaren lagen. Das ich dich immer beleidigt habe. Das wollte ich nicht.“, Usagi hatte den ganzen Tag über an ihren Worten gefeilt, „Ich wollte dich nicht verletzen. Du warst der erste fremde Junge, der mich beachtet hat. Außer Motoki. Aber du hast mich von dir aus angesprochen. Einfach so auf der Straße. Wir rennen uns ständig über den Weg. Selbst hier, hundert Kilometer entfernt von Tokio, treffen wir uns. Ich hab das Gefühl, das wir wie zwei Magnete aufeinander reagieren.“ Sie musste bei ihren letzten Worten kichern. „Vielleicht ist es Schicksal.“, Mamoru hatte seine Hände in die Taschen seiner feinen Smokinghose gesteckt und schaute in die Ferne. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie sie in überrascht anschaute. Anscheinend hatte sie mit allen möglichen Antworten gerechnet. Aber nicht damit. „Schicksal?“ “Glaubst du dran?“ “Manchmal schon.“ Er schaute wieder zu ihr. Erneut erfasste ihn der Drang, sie in seine Arme zu ziehen. Und dieses Mal gab er ihm nach: Sanft griff er nach ihrer Hand und zog sie an sich. Er spürte, wie sie sich kurz versteifte. Aber das verflog binnen von Sekunden, als ihre Körper aufeinander trafen. Vorsichtig legte er seine Arme um sie, fühlte, wie sie ihre eigenen um ihn schlang. Hatte er sich in all den Monaten, die er sie nun schon konnte, nur etwas vorgemacht? „Mamoru.“, Usagi seufzte auf, als er sie in seine Arme schloss. Warum ließ sie das nur geschehen? Ausgerechnet bei ihm. Bei ihrem Baka. Er verwirrte sie mit seinem Tun. Doch sie wollte sich nicht dagegen wehren. Viel zu wohl fühlte sie sich in seinen Armen. Es kam ihr so vertraut vor, wie sie hier zusammen standen. In einem Park mit einem Fest im Hintergrund. . So als hätte sie das alles schon einmal erlebt. „Usako.“ So wie er es sagte, jagte es ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken. Sie schob sich ein wenig weg von ihm und blickte zu ihm auf. Direkt in seine Augen. Ihr Blick verwirrte ihn. Er konnte ihn nicht richtig deuten. Es lagen so viele Gefühle da drin. Alle erdenklichen Empfindungen. So wie sie vor ihm stand, erinnerte sie ihn an die Prinzessin aus seinem Traum. Nur Usagi war real. Fassbar. Langsam und behutsam beugte er sich zu ihr herunter. Sein Gesicht näherte sich ihrem. Stück für Stück. Usagi wusste nicht, was hier geschah. Was er hier mit ihr vorhatte. Aber sie ließ es zu. Zu sehr hatte er sie schon in seinen Bann gezogen. Schon seit so langer Zeit liefen sie sich über den Weg. Zogen sich magisch an. Leicht reckte sie ihr Kinn, stellte sich auf die Zehenspitzen. Ihre Augenlider schlossen sich ein wenig. Ihr Herz raste. Zärtlich legte Mamoru eine Hand auf ihre Wange. Es trennten sie nur noch wenige Millimeter. Er wusste nicht, was er hier tat. Aber es schien ihm das Richtige zu sein. Sie hatte ihn in den letzten zwei Tagen geradezu verzaubert mit ihrem Verhalten. So viele neue Seiten zeigte sie ihm. Und mit jeder neuen Seite verfiel er ihr mehr und mehr. Er war wie berauscht. Ihr Atem streifte seine Lippen. Sein Herz zersprang fast in seiner Brust. Usagis Lippen streiften seine. Ein Prickeln durchfuhr seinen Körper. Ein gellender Schrei durchbrach die Stille. Zu Tode erschrocken fuhren die beiden auseinander und blickten in Richtung des Restaurants. Augenblicklich vergaßen sie das eben fast passierte zwischen ihnen. Aus dem Restaurant drang gleißendes Licht nach draußen. Panische Menschen versuchten zu fliehen. Doch immer wieder wurden sie zurückgezogen von graublauen Tentakeln. Schreie drangen stetig wieder zu Usagi und Mamoru hinüber. „Was passiert dort?“, Usagis Stimme war tonlos. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie konnte sich einfach nicht abwenden. Nicht begreifen, was da vor sich ging. „Ich weiß es nicht. Aber wir sollten schleunigst verschwinden.“, Mamoru klang gefasster. In ihm arbeitete alles. Er ahnte nur allzu gut, wer oder was dahinter steckte. Aber dass das Königreich des Dunkeln gleich einen Anschlag auf mindestens sechzig Menschen startete, überraschte sogar ihn. Er wandte sich wieder zu Usagi. „Wir müssen hier weg.“ “Was?!“, erschrocken starrte sie ihn an, „Aber meine Eltern und mein Bruder sind da drin.“ Auch Usagi wusste nach einigen Minuten, dass nur ihr Feind dahinter stecken konnte. Sie musste ihn besiegen. Sie musste ihre Familie retten. Und die anderen Gäste die da drinnen waren. Sie war Sailor Moon. Es war ihre Pflicht. „Ich weiß, dass sie da drin sind. Aber es bringt ihnen nichts, wenn du da hinein rennst und dem Viech als weiteres Opfer dienst.“ „Ich muss ihnen helfen!“, sie versuchte los zu laufen, aber Mamoru hatte sie in sekundenschnelle zurück gehalten. „Usagi! Bitte!“ “Nein. Ich muss ihnen helfen.“, sie wandte sich in seinen Armen, während ihr Blick immer noch auf das Restaurant gerichtet war. Noch immer versuchten Leute sich zu retten. „Usagi. Noch weiß niemand, dass wir nicht da drin sind. Das wir hier sind. Lass uns ein Versteck suchen und versuchen, von dort aus Hilfe zu holen.“ Sie hatte Tränen in den Augen, nickte aber. Vor Mamoru konnte sie sich nicht verwandeln. Außerdem lag ihre Brosche in ihrem Zimmer. Und sie hatte keine Chance, dahin zu gelangen. Widerwillig wandte sie sich von dem ganzen Szenario ab. „Usagi?“ “Lass uns ein Versteck suchen. Ich hab am Strand einen Holzverschlag entdeckt. Vielleicht sind wir dort erstmal eine Weile sicher.“ “Okay.“, seine Stimme klang rau aber leise, „Komm!“ Er umfasste ihre Taille, legte einen Arm unter ihre Beine und hob sie so hoch. Mamoru spürte, wie erschöpft sie war. Schlaff lag sie in seinen Armen. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Ihr Blick war leer. Er musste nicht sehr auf den Weg achten. Instinktiv lief er schnellen Schrittes zu der Holztreppe, die sie hinunter zum Strand brachte. Kurz schaute er sich um, versuchte den Verschlag auszumachen. „Da hinten bei den Felsen.“, Usagis Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Danke!“ Er lief in die Richtung, die sie ihm gezeigt hatte. In wenigen Schritten hatte sie den Unterschlupf erreicht. Sanft setzte Mamoru das Mädchen ab, schob den Holzbalken beiseite, der die Tür verschlossen hielt. Die Tür klemmte ein wenig, sodass er sich dagegen stemmen musste. Aber es klappte. Er ging vor, Usagi folgte ihm. „Hast du Licht?“ “Warte.“, er kramte in der Innentasche seiner Smokingjacke und zum Vorschein kam ein Sturmfeuerzeug. Er knipste es an und schaute sich um: Die Hütte war nicht groß. Es war Platz für ein Regal und an einer Wand stand eine Art Klappbett. In dem Regal standen drei alte Stumpenkerzen. Er ging hinüber und zündete sie an, während sich Usagi vorsichtig auf die Liege setzte. Das warme Licht der Kerzen erhellte den Raum ein wenig. Sie konnten einige Risse in den Wänden ausmachen. Aber sonst war es ausreichend. Mamoru setzte sich neben Usagi: “Alles okay?“ “Ich korrigiere mich.“ “Hm?“ “Tanabata war mal mein Lieblingsfeiertag.“, eine Träne rollte ihre Wange hinunter. „Scht, es wird alles wieder gut. Versprochen.“, er zog sie erneut in seine Arme. Mamoru wusste zwar noch nicht wie, aber er würde sie um alles in der Welt beschützen. Um keinen Preis der Welt wollte er sie verlieren. Nicht seine Odango. Seine Usako. Kapitel 3: Angriff ------------------ Der Wind am Strand frischte auf und suchte sich einen Weg durch die Ritzen des Holzverschlages. Die Kerzenflammen flackerten und drohten immer und immer wieder zu erlöschen. Das Meer schien zu Toben. Statt einer ruhigen und sternenklaren Julinacht, machten sich schwere Wolken am Himmel breit und die Temperatur sackte geradezu schlagartig ab. Usagi hatte ihre Beine an ihren Körper gezogen und mit ihren Armen umschlungen. Der Wind verursachte eine Gänsehaut auf ihren Armen und im Nacken. Schon vor einiger Zeit hatte sie ihre Haarknoten gelöst. Jetzt fielen ihre die dicken Strähnen ihres blonden Haares über den Rücken und wärmten sie zusätzlich ein wenig. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier in ihrem Versteck hockten. Aber ihr kam es wie Stunden vor! In ihrem Gehirn arbeitete es: Sie wusste, dass sie helfen musste. Sie musste dieses Monster besiegen und ihre Familie retten. Nur sie allein war dazu in der Lage. Sie war Sailor Moon. Innerlich fluchte sie laut darüber, ihre Brosche im Zimmer liegen gelassen zu haben. Sonst hatte sie sie immer bei sich. Warum nur dieses Mal nicht? War sie sich so sicher gewesen? Oder war sie einfach nur vergesslich und leichtsinnig geworden? Sie versuchte eine Lösung zu finden, wie sie hier raus kam, ohne das Mamoru es bemerken würde. Sicherlich würde er sie zurück halten. Aber sie konnte ihm schlecht sagen, wer sie wirklich war und das sie da raus musste. Ob sie wollte oder nicht. Doch sie musste zum Hotel und in ihr Zimmer gelangen. Nicht mal ein Handy hatte sie einstecken, um ihre Freundinnen anzurufen. „Ach verdammt!“ Erschrocken über Usagis plötzliches Fluchen, drehte er sich um. Mamoru hatte versucht, durch die Ritzen des Holzes zu schauen, um die Lage auszumachen. Sie konnten schon seit einer ganzen Weile nur noch das Meer und den Wind hören. Von dem Brüllen des Monsters gar nichts. Auch er hatte bis jetzt überlegt, wie er Usagi beibringen konnte, dass er zurückging. Seine innere Stimme befahl es ihm geradezu, dass er das Mädchen neben sich beschützen musste und sollte. Als sie hinter ihm laut fluchte, schaute er sie an. Ihr Blick sagte alles und nichts. Er konnte sehen, dass sie fror. Die winzigen Härchen auf ihren Armen hatten sich aufgerichtet. Mamoru sah sich in dem Verschlag um, hoffte eine Decke zu entdecken. Aber außer den Kerzen und spärlichen Möbeln war da nichts. Er ging auf sie zu und setzte sich neben sie. „Komm her!“, sanft zog er sie in seine Arme, rieb über ihre, „Ich kann keine Decke hier finden.“ „Schon gut. Es wird schon gehen.“, Usagis Zähne klapperten ein wenig. „Weißt du, ich kann zaubern.“ „Du kannst was?“, sie schaute ihn an und ihre Augen zeigten Erstaunen. „Ja, ich kann zaubern. Ich kann einen Umhang her zaubern. Dann wird dir wärmer, wenn ich dir den umlege.“ „Aha.“ „Aber dafür musst du deine Augen schließen.“ „Hm, okay.“, neugierig folgte sie seiner Anweisung und schloss ihre Augen. Mamoru konzentrierte sich ein wenig und sammelte seine Energien. Ein kurzes Aufflackern von Licht umhüllte ihn und sie und war keine zwei Sekunden später wieder vorbei. Mamoru löste die Schnalle, die seinen Umhang zusammen hielt. „Tata!“ Usagi öffnete die Augen und staunte nicht schlecht. In seinen Armen lag ein Umhang. Und keine Minute später hatte er ihr diesen um die Schultern gelegt. „Besser?“ „Ja danke!“, Usagi zog den Umhang enger zusammen. Er roch nach Rosen und Schokolade. Es kam ihr so vertraut vor. Wie ein Déja-vue. Sie schloss die Augen, zog den Duft tief ein. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Das erste Mal seit ihrer Flucht. Es gab ihr wieder ein bisschen Zuversicht. „Vielleicht sollten wir hier bleiben, bis der Tag beginnt.“ „Warum?“ „Na ja, ich denke mir, dass das Monster oder was das auch immer da oben ist, ja jetzt erst im Dunkeln aufgetaucht ist. Vielleicht kann es das nur in der Nacht.“, Mamoru starrte auf die gegenüber liegende Wand. Er fand es nur richtig, Usagi zumindest ein wenig die Angst durch seine Überlegung zu nehmen. Sie konnte es ja im Grunde wissen. „Und du meinst, tagsüber ruht es oder so?“ „Ja, vielleicht. Dann könnten wir zurück und fahren mit meinem Wagen zur Polizei.“ Eigentlich dachte er daran, dass er nur Usagi in Sicherheit bringen und dann selbst in Form seines Alter-Ego zurückkehren würde. „Wir könnten es probieren. Ich würde nämlich gerne was aus meinem Zimmer holen. Also wenn es geht.“, Usagi wusste, dass sie unbedingt an ihre Brosche rankommen musste. Sie würde Mamoru eine Notlüge auftischen und sich dann verwandeln. Es musste einfach so klappen. „Nein.“ „Was nein?“ „Nein. Du wirst nicht in dein Zimmer gehen. Wir gehen schnurrstraks und wenn wir wirklich die Möglichkeit dazu haben, zu meinem Wagen und verschwinden.“ „Aber meine Eltern und mein Bruder.“ „Darum wird sich die Polizei kümmern.“ „Nein.“ „Doch. Ich werde nicht dabei zusehen, wie du dich in Gefahr bringst.“ „Es ist meine Familie!“, Usagi war aufgesprungen, der Umhang fiel zu Boden, „Ich muss ihnen helfen, Mamoru!“ „Aber wie denn? Willst du dem Monster die Zunge rausstrecken und ihm eine schlechte Mathearbeit oder deinen Schuh an den Kopf donnern?“, er stand ebenfalls vor ihr und in seinen Augen funkelte es. „Zum Beispiel. Aber ich werde nicht davon laufen. Alleine das ich mich hier verstecken muss, kotzt mich an.“ „Dann geh doch. Wirf dich dem Monster zum Fraß vor.“ „Schön!“ „Schön!“ „Fein!“ „Fein!“ Noch ehe Mamoru reagieren konnte, riss sie den Verschlag auf und trat in die viel zu kalte Julinacht hinaus. Ihre Haare steckte sie mit flinken und geübten Kniffen wieder nach oben, während sie in ihren Pumps durch den Sand stapfte. Sie war wütend. Wütend auf das Monster, dass ihr ihren Lieblingsfeiertag ruiniert hatte. Wütend auf ihre Mutter, dass sie diese dämliche Reise gewonnen hatte. Wütend auf ihre Freundinnen, dass sie in Tokio geblieben waren. Wütend auf Mamoru, der sie gerade angeschrieen hatte. Wütend auf sich selbst, dass sie ihre Brosche vergessen hatte. Warum konnte sie nicht einmal in Ruhe einige Tage verbringen. Sie hatte sich so sehr auf den Urlaub gefreut. So sehr auf das Meer. Selbst das sie ihren liebsten Feind hier getroffen hatte, störte sie nicht. Noch nie zuvor hatte sie sich so gut mit Mamoru unterhalten. Hatte Spaß mit ihm gehabt. Ihr kam es wieder in den Sinn, wie sie beide kurz vorm Auftauchen des Monsters zusammen gestanden waren. Mitten im Park. Wie er sie angesehen und beinahe geküsst hatte. „Er wollte mich küssen.“, Usagi traf diese Erkenntnis wie ein Schlag. Sie bemerkte, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen. Ihre Beine gaben nach und sie sackte nur wenige Meter vor der Holztreppe in den kalten und feuchten Sand. Ihre Hände gruben sich in den Boden. Ein Schluchzen ihrerseits durchbrach die Stille. Ihr Herz trommelte gegen ihren Brustkorb. Sie atmete schwer. Wie konnte ihr das passieren? Warum ausgerechnet er? Sie hatte das nie geplant. Nie vor gehabt. Und nun sehnte sich ihr Herz danach, ausgerechnet in den Armen von Mamoru zu liegen. Unaufhörlich liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Sie hatte alles um sich herum vergessen. Ein Nebel kam auf. Schwer und dicht. Doch sie bemerkte ihn nicht. Sie bemerkte gar nichts. Noch immer war sie wie gefangen in ihrer Erkenntnis, dass sie ihr Herz an Mamoru verloren hatte. Das sie ihn liebte. „Usako!“ Mamoru sah ihre Umrisse. Sie saß im Sand. Er konnte sehen, dass ihre Schultern bebten. Weinte sie etwa? Warum? Anscheinend hatte er sie doch mehr verletzt, als er gedacht hatte. Dabei wollte er es gar nicht. Lieber wollte er sie lächeln sehen. So wie vorher beim Dinner. Oder im Park. Im Park. Was war da eigentlich zwischen ihm und ihr passiert? Seine Finger glitten an seine Lippen. Er hatte sie geküsst. Ganz sanft hatten sich ihre Lippen berührt. Sein Herz schlug in einem schnellen Takt. Mamoru wusste nicht so recht, warum er das getan hatte. Vielleicht weil sie ihn an das Mädchen aus seinen Träumen erinnerte. An die Prinzessin die ihn immer wieder rief. Er ging einen weiteren Schritt auf Usagi zu, die immer noch im Sand hockte. So gerne wollte er sie wieder im Arm halten. „Usako!“, seine Stimme war lauter. Fragender. Usagi hörte ihn. Nur er nannte sie Usako. Sonst niemand. Sonst war sie immer nur die Heulsuse oder einfach nur Usagi-chan. Aber nie Usako. Und sie wollte es auch nicht für die anderen sein. Nur für ihn. Nur für ihren Baka. Ihren Mamoru. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen, richtete sich auf. Der nasse Sand klebte am Stoff ihres Kleides. „Das kann ich dann wohl entsorgen.“, sie seufzte, drehte sich um und sah, wie er auf sie zuging. Mamoru sah, wie sie sich aufrichtete. Sah, wie sie ihn anschaute. Wie sie versuchte zu lächeln. Und er sah noch etwas anderes. Aus dem Augenwinkel heraus. Es kroch schnell und flink über den Boden. Sah aus wie eine Schlange. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Es war keine Schlange. Es war ein Tentakel. Der gleiche wie oben im Hotel. Wie vom Blitz getroffen, rannte er los und war gerade noch rechtzeitig bei ihr, um sie wegzuziehen. Erschrocken über seine Reaktion, stolperte sie hinter ihm her. Fiel in seine Arme und zusammen mit ihm in den Sand. Ihr Kopf schnellte herum und sie sah die Gefahr, die auf sie zukam. „Es hat uns entdeckt.“, ihre Stimme war nur ein Flüstern, aber von Panik erfüllt. „Sie werden uns nicht kriegen.“, Mamoru war wieder auf den Beinen und zog sie hoch. Usagi schaute ihn an. Sein Blick war auf den Tentakel gerichtet und in seinen Augen konnte sie Entschlossenheit entdecken. Was hatte er vor? „Los komm, wir gehen zurück zum Verschlag.“ „Aber…“ „Kein Aber. Dieses Teil hat keine Augen. Solange der restliche Körper nicht hier ist, bleibt uns genug Zeit.“, er zog sie mit sich und zusammen rannten sie zurück zu ihrem Versteck, versperrten die Tür mit den wenigen Möbeln und löschten das Licht. Usagi lag immer noch in seinen Armen. Unfähig sich überhaupt zu rühren. Ihre Arme umschlangen ihn und sie konnte seinen Herzschlag hören, als sie ihren Kopf an seine Brust legte. Es beruhigte sie. Er hatte seine Arme um sie gelegt, strich ihr mit den Fingern über den Rücken. Obwohl sie in Gefahr waren, genossen beide die momentane Situation und die Nähe des anderen. „Danke!“, Usagis Stimme war so leise wie möglich. Mamoru senkte seinen Lippen auf ihre Stirn. Für sie war das Antwort genug und sie musste lächeln. Ihre Finger krallten sich ein wenig in sein Hemd und sie musste unwillkürlich die Augen schließen. Sie wiegten sich in Sicherheit. Doch die war trügerisch! Der Tentakel zog den Rest des Monsters mit sich. Ein großer blau-grüner Körper kam zum Vorschein. Sich auf sechs Tentakeln bewegend kroch es durch den Sand. Seine Gestalt war mindestens zwei Meter groß und der Kopf blickte sich suchend um. Umi Jamo entdeckte nach einigen Sekunden die Fußspuren im Sand. Es war nicht zu übersehen, wohin sie führten. Am Ende des Strandes stand ein kleiner Holzverschlag. Ein böses Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht. Ihre roten Augen funkelten wie Rubine. „Ihr entkommt mir nicht.“, ihre Stimme war leise und knurrend. Sie wandte sich durch den Sand. Es dauerte keine Minute bis sie an dem Verschlag ankam. Mit zwei Tentakeln holte sie aus, fegte das eh schon poröse Dach mit einem lauten Knall in die Luft. Einzelne Holzbretter schlugen einige Meter entfernt in den Sand. Usagis Beine gaben bei dem lauten Geräusch vor Schreck nach und sie sackte in sich zusammen. Mamoru kniete sich augenblicklich neben sie: „Alles okay. Ich bin bei dir!“ „Es hat uns gefunden.“, sie krallte ihre Finger noch mehr in sein Hemd, presste sich an ihn. Er zog sie näher an sich, legte eine Hand auf ihren Kopf. Er musste sie beschützen. Egal wie. Auch wenn es bedeutete, seine Tarnung auffliegen zu lassen. Er durfte Usagi nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht jetzt wo er sich selbst eingestanden hatte, dass sie ihm etwas bedeutete. Das er sie liebte. „Mamoru, ich hab Angst!“, sie sah zu ihm auf. In ihren Augen lag die blanke Angst und Verzweiflung. „Es wird dir nichts passieren. Ich werde dich beschützen. Versprochen!“ Zärtlich legte er eine Hand auf ihre Wange. Sein Kopf senkte sich zu ihrem. Wenigstens jetzt wollte er seine Chance nutzen. Vielleicht konnte sie ihm so verzeihen, wenn sich hinterher herausstellte, wer er wirklich war. Und bevor sie beide vielleicht ihr Leben ließen. Usagi spürte seine Lippen. Sie legten sich zärtlich und liebevoll auf ihre. Alles in ihr schrie nach ihm und sie erwiderte seinen Kuss. Legte all ihre Liebe und ihr Verlangen hinein. Ihr ganzer Körper sehnte sich nach ihm. Liebte ihn. „Ihr!“, ein Knurren erfüllte die Umgebung. Umi Jago grinste höllisch und schlug erneut Bretter beiseite. Usagi presste sich noch mehr an Mamoru. Ließ den Kuss, der ihr so richtig erschien, nicht versiegen. Und er tat das gleiche: Bestimmend umschlossen sie seine Arme. „Euch habe ich gesucht!“ Sanft lösten sie sich voneinander, schauten sich in die Augen. „Ich werde uns retten.“ „Ich weiß!“, Usagi wusste, dass er die Wahrheit sprach. „Ich liebe dich, Usako!“ „Und ich liebe dich, Mamo-chan!“ Zwischen ihrer beiden Körper bildete sich ein Licht. Weiß und magisch stand es zwischen ihnen. Verblüfft schauten beide hinab. „Was ist das?“, Usagi fand als erste ihre Stimme wieder. „Ich weiß es nicht.“ Schon wieder schlugen ihnen die Bretter um die Ohren. Umi Jago hatte noch nicht aufgegeben. Und auch erst jetzt realisierte das Paar, was da um sie herum geschah. Mit aufgerissenen Augen starrte Usagi das Monster an. Mamoru folgte ihrem Blick. „Wie schön, dass ihr mich endlich mal bemerkt habt.“, keifte Umi Jago, „Und nun seid bereit, mir eure Regenbogenkristalle zu überlassen.“ Sie holte aus, aber Mamoru war schneller und riss Usagi weg. Wenige Meter von dem Monster entfernt, stellte er sich schützend vor sie. „Usako, bist du okay?“ „Ja.“, sie schaute zu ihm, dann zu dem Monster und schlussendlich auf ihre Hände. Weniger Zentimeter über ihren Handinnenflächen schwebte noch immer das Licht. Fasziniert starrte sie es an. Es war so warm und leicht. Sie kannte es. Von irgendwoher. „Wir müssen hier weg.“ „Warte, Mamoru.“ Er drehte sich ein stückweit zu ihr um. Das Monster immer noch halb im Blick. „Mamoru. Vertraust du mir?“ „Was? Usako, ich glaube nicht, dass das jetzt der richtige Augenblick für die Vertrauensfrage ist.“ „Mamoru. Bitte. Vertraust du mir?“ „Ja. Sicher. Warum?“ Doch statt einer Antwort tat sie nur das, was ihre Instinkte ihr sagten: Sie umschloss das Licht ganz mit ihren Händen, schloss die Augen. Sie konnte die Wärme fühlen. „Usako!“, seine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Seine Augen weiteten sich, als er sah, was mit dem Mädchen vor ihm passierte. Die Haare wirbelten herum. Ihr Kleid erstrahlte in einem sanften weißen Licht. Die Sandflecken verschwanden. Und auf ihrer Stirn erstrahlte in goldenem Licht eine Mondsichel. Das ganze dauerte nur wenige Sekunden, bis alles vorüber war. Usagi blinzelte. Sah das überraschte Gesicht von Mamoru. „Mamo-chan.“ Er trat nah zu ihr. Sie sah aus wie die Prinzessin, die ihn immer in seinen Träumen rief. Nein, sie war seine Prinzessin. Es gab keine Zweifel mehr. Sie war die, die er schon so lange gesucht hatte. „Was ist hier los?“, kreischte Umi Jago und ließ den jungen Mann wieder herumwirbeln. Jetzt wo er wusste, dass Usako seine geliebte Prinzessin war, musste er sie unbedingt schützen. „Egal was passiert, Usako. Ich werde dich mit meinem Leben schützen!“, er hatte ihr den Rücken zu gewandt, seine Stimme klang rau. „Ich weiß!“, sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. Und ihn durchzuckte es wie ein Schlag: Das warme Licht was noch vor kurzer Zeit sie umhüllt hatte, umfing nun ihn selbst. Sein Anzug wandelte sich. Statt normalen Schuhen trug er kniehohe Stiefel, eine Rüstung umschloss seine Schultern und seine Hüfte. Ein Schwert bildete sich an seiner linken Seite und ein Umhang wehte hinter ihm im Wind. Verblüfft schaute er an sich herunter. Fuhr dann zu Usagi herum. „Was passiert hier?“ „Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung.“, sie schaute ihn an. Strich über seine Brust, „Aber vielleicht sollten wir das später klären?!“ Sie nickte mit dem Kopf in die Richtung von Umi Jago, die gefährlich mit ihren Tentakeln um sich schlug und bereit war zum Angriff. Zwischen ihren Fangarmen bildeten sich Blitze, die ihren ganzen Körper umfingen. Sie war zu einem einzigen großen Blitzableiter mutiert. „Was soll der Karneval? Ich dachte, wir haben heute Tanabata und nicht den Karneval von Rio?“, lachte sie bösartig und laut auf, „Aber gut. Mir ist es egal. Ich werde euch auch so schlagen. Und dann hole ich mir eure Regenbogenkristalle. Zoisite wird so stolz auf mich sein.“ „Zoisite?“, Usagi horchte auf, „Hat das Königreich des Dunkeln etwa einen Nachfolger für Neflite gefunden, nach dem ihr ihn so grausam vernichtet habt, als er euch nicht mehr dienlich war?“ „Woher weißt du vom Königreich des Dunkeln?“, Mamoru schaute sie an. „Frag nicht.“ „Oh ja, Neflite. Er war nicht gut genug für uns. Er war schon immer der schwächste der vier Generäle gewesen. Aber nach dem er sich in dieses Menschenweib Naru verliebt hatte, war er verletzbar und unberechenbar geworden. Wir konnten ihn nicht mehr gebrauchen. Aber Zoisite ist stark. Er wird die Regenbogenkristalle und den Silberkristall finden und wir werden euch vernichten. Euch Sailorkrieger und dich, Tuxedo Kamen.“ „Woher weißt du…“ „Das brauchst du nicht zu wissen. Aber ist es nicht offensichtlich? Ihr zwei, du und Sailor Moon seid stadtbekannt. Und nur weil ihr jetzt ausschaut, als seid ihr einem Maskenball entsprungen, tut das eurer Kraft keinen Abbruch. Sie ist viel zu stark, als das ihr sie verstecken könntet. Und wenn ich Zoisite erzähle, wer ihr in Wirklichkeit seid, seid ihr eures Lebens nicht mehr sicher.“ Usagis Gesichtzüge entgleisten: Umi Jago wusste, wer sie eigentlich war. Sie hatte erkannt, dass sie trotz dieses Prinzessinenoutfits Sailor Moon war und ist. Ihr Blick glitt zu Mamoru. Er war Tuxedo Kamen. Warum war ihr das nicht früher aufgefallen. Deswegen fühlte sie sich auch so wohl in seiner Nähe. Sie hatte sich in Tuxedo Kamen verliebt und nun war es Mamoru. Unweigerlich musste sie lächeln. „Du wirst uns nicht bekommen.“, brüllte Mamoru dem Monster entgegen und zog instinktiv sein Schwert. Er richtete es genau auf das Monster. Nie und nimmer würde es ihn und vor allem nicht Usagi bekommen. „Was willst du schon mit diesem lächerlichen Schwert ausrichten?“ „Dreimal darfst du raten.“ Usagi trat zu ihm, legte ihre Hand auf seine, die das Schwert hielten. Sofort spürte der junge Mann erneut die Wärme, die ihn durch sie umfing. Kurz blickte er zu ihr: Ihr Blick war stark und geradeaus gerichtet. Entschlossen blickte sie ihren Feind an. Sie war zu allem bereit. Mamoru hatte sich in ihr getäuscht. Vielleicht war sie tatsächlich eine Heulsuse und etwas naiv. Aber viel mehr noch war sie eine starke und anmutige Frau. Sie war seine Prinzessin. So wie er sie aus seinen Träumen kannte, die er seit so lange Zeit hatte. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. „Bevor du überhaupt irgendwelche Kristalle bekommst, musst du erst mal gegen uns bestehen.“, Usagis Blick war wütend. Sie richtete all ihre Energie auf Umi Jago. Doch auch diese blieb nicht untätig: Sie sammelte immer mehr Blitze zwischen ihren Tentakeln und um sich herum. Bündelte sie alle zu einem riesigen Strahl und richtete diesen genau auf das Paar vor sich: “Das sollte kein Problem sein!“ Der mächtige Blitz schoss genau auf Usagi und Mamoru zu. Und das in einem fast unhaltbaren Tempo. Usagi konzentrierte sich. Sie wusste nicht, was sie hier tat. Aber eine innere Stimme riet ihr, an sich zu glauben. An sich. An Mamoru. An ihre Liebe zu ihm. Das Mädchen konnte die Energie spüren, die durch ihren Körper und in Mamorus Schwert fuhr. Sich dort praktisch kristallisierte. Mamoru spürte sie ebenso. Er umfasste den Griff seiner Waffe fester. Versuchte die Energie von Usagi in die Schwertspitze zu lenken. Dort zu bündeln. Der Blitz von Umi Jago raste immer noch und immer schneller auf sie beide zu. Sie konnten die böse Aura spüren. Sie beinahe fassen. Doch kurz bevor er sie erreichte, bildete sich am Schwert Mamorus ein gleißend heller Energieball. Er hatte es geschafft und die Macht Usagis gebündelt. Seinem Gefühl folgend ließ er sein Schwert zu Boden sausen und nur einige Millimeter über dem Sand stoppen. In jenem Moment löste sich die Energie und flog direkt auf den Blitz Umi Jagos zu. Ein riesiger Knall ertönte und eine Druckwelle folgte, als beides aufeinander prallte und sowohl das Monster als auch das Paar einige Meter nach hinten in den Sand schleuderte. „Ist alles okay?“, besorgt schaute Mamoru zu Usagi, die sich gerade mit den Armen im Sand abstützte. „Ja. Aber schau!“, sie zeigte in Richtung der sich bekämpfenden Energien. Sowohl der Blitz als auch der Energieball rangen um den Sieg. Der Blitz verlor allmählich an Kraft. Unkontrolliert entwichen ihm kleinere Blitze und schossen durch die Gegend. Usagis und Mamorus Kraft wanderte nahezu um den Angreifer. Umschloss ihn langsam aber stetig. Bis sie ihn ganz eingehüllt hatte. Ein weiterer Knall war zu hören. Er war ohrenbetäubend und der Sand wirbelte auf. Mamoru drückte Usagi an sich, die ihr Gesicht an seiner Brust vergrub. Er schlang seinen Umhang um sich und das Mädchen, um sie vor den Sandkörnern zu schützen. Eine erneute Druckwelle schwappte zu ihnen herüber. Und nur Sekunden danach war alles vorüber. Vorsichtig ließ Mamoru den Umhang sinken, schaute sich um. Die sich bekämpfenden Energien waren verschwunden. “Wo ist Umi Jago?“, auch Usagi blickte sich suchend um. „Warte hier.“, er sprang auf, schnappte sich erneut sein Schwert und lief in schnellen Schritten auf die Stelle zu, an der sich etwas im Sand wand. Sie konnte die Tentakeln sehen, die sich bewegten, aber nun nicht mehr wild sondern eher kraftlos. „Umi Jago!“, sie flüsterte. Hoffte inständig, dass Mamoru vorsichtig sein würde. Sie sah, wie er sein Schwert über den Kopf hob. Erneut kam ihr diese Szene so bekannt vor. Aber wieder versagte ihre Erinnerung. Sie sollte dringend bei ihrer Rückkehr mit Luna reden. Vielleicht konnte die ihr helfen. Fast schon fasziniert schaute sie dem Treiben, das sich ihr bot, zu. Mamoru entwich ein Knurren. Sein Schwert schnitt durch die Luft. Doch dieses Mal stoppte er es nicht ab. Ganz im Gegenteil: Er durchbohrte Umi Jago damit direkt das eventuell vorhandene Herz. Wie schon so oft in dieser Nacht erklang ein schriller Schrei. Umi Jago wurde in ein Licht gehüllt. Boshaft und grinsend schaute sie ein letztes Mal auf einen ihrer Gegner: “Ihr werdet sie nicht retten können.“ Dann schoss ein weiteres Licht durch das Loch in ihrer Brust, was durch das Schwert entstanden war. Breitete sich über den ganzen Körper aus und war binnen von Millisekunden verschwunden. Zurück blieb ein Häufchen glitzernder Staub, der vom Wind verweht wurde. Mamoru trat einen Schritt zurück. Sein Atem ging schwer, als er das Schwert zurück steckte. „Mamo-chan!“ Er wirbelte herum und das keine Sekunde zu spät. Usagi rannte auf ihn zu und direkt in seine Arme. Automatisch umarmte er sie und presste sie an sich. “Es ist vorbei, Usako!“ „Zum Glück.“, sie schaute zu ihm auf. „Wir sollten vielleicht zu den anderen zurückgehen.“ “So?“, sie schaute an sich und ihm herunter. Fasste sich an die Stirn. Das Zeichen in Form eines Sichelmondes prangte immer noch auf darauf. Sie konnte die Wärme spüren, die von ihm ausging. Zärtlich glitten seine Finger über ihr Zeichen. „Du bist also Sailor Moon, Usagi Tsukino?!“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Und du? Du bist Tuxedo Kamen.“ “Ja. Tut mir leid, dass ich es dir nicht schon eher gesagt habe.“ “Warum denn? Du hattest keine Grund dazu oder? Schließlich wusstest du auch noch nicht, wer ich bin.“ “Vielleicht hätte ich es mir denken können. Wir sind uns immer an denselben Schauplätzen über den Weg gelaufen, an denen kurze Zeit später das Königreich des Dunkeln zu geschlagen hat.“ “Stimmt. Aber eines verstehe ich noch nicht.“ „Was denn?“, er schaute sie an. „Das hier!“, sie trat einen Schritt zurück und ließ ihre Hände über das Kleid gleiten, „Warum trag ich das? Ich meine, normalerweise hab ich das Matrosenkleid an. Und selbst dafür brauche ich meine Brosche. Sonst kann ich mich nicht verwandeln. Und schau dich an. Wo ist dein Smoking samt Zylinder? Ich hab dich noch nie eine Rüstung und ein Schwert tragen sehen. Was hat das zu bedeuten, Mamo-chan?“ Er wusste genau, worauf sie hinaus wollte. Und er musste zugeben, dass er es selber nicht nachvollziehen konnte. Er umfasst den Griff des Schwertes, schaute an sich herab. “Ehrlich? Ich hab keine Ahnung.“, sein Blick suchte ihren, „Aber ich weiß, dass ich in letzter Zeit viel von dir geträumt habe.“ “Von mir?“ „Nicht direkt von die als die zivile Usagi. Sondern in der Form wie du jetzt vor mir stehst. In diesem Kleid und mit dem Sichelmond auf der Stirn. Genau so.“ “So?“ “So! Wie ein Prinzessin.“, er trat wieder einen Schritt auf sie zu und nahm ihre in seine Hände, „Du hast nach mir gerufen. Nein, nicht direkt nach mir. Eher nach Endymion. Aber irgendwie war ich dieser Endymion. Usako, sagt dir der Name irgendwas?“ Er schaute sie schon fast flehend an. Aber sie musste den Kopf schütteln. „Nein, tut mir leid. Ich habe den Namen noch nie gehört. Aber er klingt schön. So friedlich.“ “Ja, irgendwie schon.“, er grinste sie schief an. „Wenn du einen anderen Namen hattest, wie hieß ich dann?“ „Einmal bin ich schreiend aufgewacht.“ “Was?“ “Peinlich oder?“ “Nein.“, sie legte eine Hand auf seine Wange und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich glaub, der Name war Serenity.“ “Serenity. Auch nicht schlecht. Endymion und Serenity.“ “Ja.“ “Warum träumst du das überhaupt?“ “Ich weiß es nicht. Aber seid dem bin ich ebenfalls auf der Suche nach dem Silberkristall.“ “Luna zählt dich deswegen zu unseren Feinden.“ “Ach wie nett von ihr.“, lachte auf. „Nicht wahr?! Warum brauchst du ihn, Mamo-chan?“, ihr Blick war ernst. „Ich muss meine Erinnerungen wieder finden. Ich weiß nicht, was vor meinem sechsten Geburtstag war. Bevor meine Eltern gestorben sind. Und ich habe dieses seltsame Gefühl, als bin ich nicht der, von dem ich glaube es zu sein.“ „Als wärst du jemand anderes?“ “Ja.“ „Dieser Endymion?“ “Vielleicht.“ “Und die Prinzessin? Was hat es mit Serenity auf sich?“ „Einmal sagte sie mir, ich solle den Silberkristall finden. Ich solle sie retten.“ “Das klingt so verwirrend.“ “Allerdings.“, er seufzte laut auf, „Warum sollt ihr ihn finden?“ “Wegen der Prinzessin.“ “Was?“, Mamoru schaute sie erstaunt an. „Luna und Artemis sagen, dass wir den Silberkristall finden müssen, um unsere Prinzessin zurück zuholen. Nur sie kann uns gegen das Königreich des Dunkeln verteidigen.“ “Aber wenn ich von der Prinzessin träume und du hier gerade vor mir stehst, dann seid ihr ein und dieselbe Person.“ „Wie meinst du das?“ “Ich meine damit, dass ich von eurer Prinzessin träume, die mir sagt, ich solle sie retten und du aber haargenau wie sie ausschaust. Sogar das Zeichen auf eurer Stirn gleicht sich.“ „Willst du damit sagen, dass ich die Prinzessin bin, die wir schon so lange suchen?“ “Vielleicht.“ “Das ist doch Unsinn. Ich bin keine Prinzessin. Ich bin Sailor Moon. Wahrscheinlich ist das ganze hier nur eine Art Übergangslösung, weil ich nicht die Brosche zur Hand hatte.“ Mamoru schaute sie an. Erwiderte ihren Blick. Er überlegte hin und her und musste am Ende zugeben, dass sie wahrscheinlich Recht hatte. Wäre sie die Prinzessin, dann hätte sie sicherlich schon den Silberkristall und er seine Erinnerung zurück. „Wahrscheinlich hast du Recht. Aber du solltest es vielleicht Luna und deinem Team sagen.“ “Bloß nicht.“ “Warum?“ “Weil die mich auslachen würden.“ “Hä?“ “Na ja, weil ich aus Spaß mal gesagt habe, dass ich ja die Prinzessin sein könnte. Weil ich ja eh schon das Sailor-Team anführe und so. Aber die anderen brachen in schallendes Gelächter aus und ich hab den Gedanken auch schnell wieder verworfen.“, sie lachte dabei. „Alles klar.“, auch er grinste, doch innerlich dachte er sich etwas anderes. Vielleicht lag er mit seiner Behauptung doch gar nicht so falsch. Auch wenn es zunächst seltsam erschien, dass ausgerechnet Usagi die Prinzessin sein sollte. Aber sie sahen sich so ähnlich. Das konnte kein Zufall sein. „Mamo-chan. Kommst du?“ “Was?“ “Lass uns mal oben nachschauen.“ “Ich dachte, du wolltest nicht in dem Outfit aufkreuzen?“ “Ich denke mal, es wird von ganz alleine verschwinden. So wie immer.“, sie nahm in an die Hand und zog ihn mit sich. Würdevoll raffte sie ihren Rock und hob ihn ein wenig an, um besser laufen zu können. Kurz vor der Holztreppe zog sie sich die Pumps aus und begann nach oben zu steigen. Mamoru war wieder direkt hinter ihr. Nur allzu gut kannte er ihre Tollpatschigkeit. Aber dieses Mal passierte nichts. Ohne einen Zwischenfall kamen sie oben an. Usagi lief wieder ein Stück durchs Gras, um den Sand von den Füßen zu streifen und dann anschließend wieder in ihre Schuhe zu schlüpfen. Sie harkte sich bei Mamoru ein und ging mit ihm auf dem schnellsten Weg durch den Park und zum Hotel. „Schau, es brennt Licht.“, ihre Miene hellte sich auf. „Ja. Aber…“ “Was aber?“ „Sieh uns an. Du trägst immer noch das Kleid und dein Zeichen ist auch nicht verschwunden. Und bei mir hat sich auch nicht viel verändert.“ „Oh.“ Zusammen glitt ihr Blick in Richtung Hotelterrasse. Mamoru zog erneut sein Schwert und nahm Usagi bei der Hand, zog sie langsam und vorsichtig hinter sich her. Etwas war ihm nicht geheuer. Er wusste nur nicht, was es sein konnte. Sie stiegen die Stufen hinauf. Klassische Musik drang zu ihnen herüber. Sie konnte sehen, dass die Menschen wieder an ihren Tischen saßen. Sie aßen und tranken und plauderten und tanzten. So als sei nie was vorgefallen. Kellner gingen zwischen den Tischen hindurch und servierten Getränke. Jemand kündigte den letzten Gang an: Das Dessert. „Alles normal. Sie sind so wie vorher.“, Usagi schaute zu Mamoru. „Scheint so. Lass uns trotzdem vorsichtig sein.“ „Okay.“ Langsam und bedacht traten sie durch die Terrassentüre in das Restaurant. Augenblick verschwand das Zeichen von Usagis Stirn und auch ihr Kleid wandelte sich. Es waren jetzt wieder einige Sandflecken zu sehen, die sie sich am Strand durch ihre Heulaktion eingefangen hatte. Das Mädchen schaute zu Mamoru. Seine Rüstung und das Schwert waren verschwunden. Er trug wieder seinen Smoking, lächelte sie an. Arm in Arm gingen sie zum Tisch hinüber, an dem Usagis Familie saß. Auf ihrem Weg dahin blickten ihnen die anderen Gäste wieder hinterher. Sie erreichten den Tisch und ihre Eltern schauten sie staunend an. Shingo war anscheinend schon wieder mit Freunden unterwegs. „Hallo Mama. Hallo Papa.“ ”Usagi, wo warst du?”, Ikuko blickte ihre Tochter streng an. ”Wir waren doch einen Verdauungsspaziergang machen.” „Wir?“, Kenjis Stimme nahm einen seltsamen Ton an. „Mamoru und ich.“ “Warum treibst du dich mit einem Jungen rum? Das gehört sich nicht und du bist noch viel zu jung.“ “Aber Papa, du hast doch gestern gesagt, dass er mit uns Tanabata feiern kann.“ “Ganz sicherlich nicht. Und nun setz dich.“ “Was? Und Mamoru?“ “Du hast deinen Vater verstanden, Usagi. Verabschiede dich von dem Mann. Es gibt keinen Grund für dich, dich uns zu widersetzen. Und wie schaust du überhaupt aus? Was sind das für Flecken auf deinem Kleid? Kannst du dich nicht einmal anständig benehmen.“ „Mama?!“, Usagi verstand die Welt nicht mehr und schaute fragend zu Mamoru. Doch auch er wusste keine Antwort. Was ging hier vor sich? Das Mädchen spürte einen festen Griff um ihr Handgelenk und schaute auf jenes hinab. Ihr Vater hatte sie grob gepackt und versuchte sie auf einen Stuhl zu zerren. „Papa. Lass das! Du tust mir weh!“, sie versuchte sich los zu reißen, „Mamo-chan!“ Er war augenblicklich bei ihr. Umfasste ihre Taille mit einem Arm, mit dem anderen riss er sie weg von ihrem Vater. Wieder spürten die beiden ein warmes Licht, was sie umschloss. Usagi konnte das erneute Aufflammen ihres Zeichens auf der Stirn fühlen. Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie wahr, wie Mamoru wieder die Rüstung trug samt Schwert. Er hatte Recht gehabt, es war noch nicht vorbei. „Usako!“ Noch ehe sie realisieren konnte, was da gerade vor sich ging, hatte Mamoru sie schon hinter sich geschoben und sein Schwert kam ihrem Vater gefährlich nah. „Mamo-chan. Nicht! Das ist mein Vater.“ “Nein. Momentan ist er das nicht. Es scheint mir eher, als wäre er von einem Dämon besetzt oder so etwas in der Art. Tut mir leid, Usako. Aber entweder schließt du jetzt deine Augen oder du musst gleich Schreckliches mit ansehen.“ Das Mädchen verstand erst einige Sekunden später, als sie spürte und sah, wie sich in Mamorus Waffe erneut eine Energie sammelte. Dieses Mal war es seine eigene. Sofort kniff sie die Augen zusammen. Sie ahnte und wusste, was er vorhatte. Sie wusste, dass es richtig war und krallte sich trotzdem in seinen Rücken. „Komm!“, er ergriff ihre Hand und sie rannten zusammen so schnell sie konnten durch das Restaurant. Usagi bekam nur halb mit, wie sich nun auch die anderen Gäste wandelten. Tränen verschleierten ihr den Blick. Was war nur mit ihrer Familie geschehen? Sie geriet ins Stolpern. Doch bevor sie fallen konnte, fing er sie auf und trug sie in seinen Armen. „Welche Zimmernummer hast du?“ “Zweihundertzwanzig.“ „Okay.“ Binnen weniger Minuten erreichten sie es. Mamoru stieß die Tür auf und verriegelte sie nach ihrem Eintreten wieder. „Usako. Deine Brosche.“ “Was?“ “Kannst du noch einmal die Energie wie vorhin am Strand aufbringen?“ “Ich denke schon.“ “Gut, dann leg diese Energie in die Brosche. Sie sollte uns eine Weile schützen. So wie eine Art Bannkreis.“ Usagi nickte und versuchte sich zu konzentrieren. Sie spürte, wie Wärme ihren Körper durchzog und sie umfing. Sie fühlte, wie ihr Mamoru seine Hand reichte und seine Energie in ihren Körper leitete. Sie fühlte sich stark und schwach zu gleich. Ihr Blick wurde glasig. Sie konnte kaum mehr was erkennen. Schwach sah sie, wie Mamoru ihr die Brosche reichte. Usagi versuchte die Energie zu bündeln und sie in die Brosche fließen zu lassen. Es war schwerer als gedacht. Sie brauchte all ihre Kraft, um es zu kontrollieren. Als sie ihre Macht verließ, konnte sie sie sehen: Ein leuchtendes Licht floss in einem breiten Strahl aus ihren Händen und direkt in das Innere der Brosche. Ließ sie kurz erstrahlen, bevor sie zuklappte. „Wow!“, mehr brachte Mamoru nicht hervor. Er nahm behutsam die Brosche und legte sie direkt an die Tür. So sollten sie erstmal in Sicherheit sein. Er hatte bereits kurze Zeit vorher sein Schwert vor die Balkontüre gelegt. Er war sich ziemlich sicher, dass es sie ebenso schützen würde. „Mamo-chan.“ „Ja?“, mit einem Lächeln drehte er sich zu Usagi um. „Mamo-chan.“, ihre Stimme war schwach und brüchig. „Usako.“, mit schnellen Schritten war er bei ihr und fing sie auf, bevor sie ganz zu Boden ging. „Mamo-chan. Mir ist so schwindlig. Alles dreht sich und mir ist kalt. So kalt.“ Mamoru hob sie in seine Arme und legte sie aufs Bett, deckte sie zu und legte sich dicht neben sie, um sie zu wärmen. Er sah, wie sich ihr Kleid erneut wandelte. Es war wieder fleckig und zerknittert. Ihre Haare waren widerspenstiger und standen etwas ab. Nur das Mondzeichen auf ihrer Stirn war noch sichtbar. Er wusste, dass sie kaum noch Energie hatte, um ihre Tarnung zu halten. Ihm ging es nicht unähnlich. Er konnte spüren, wie die Rüstung verschwand. Seine Stiefel streifte er sich ab, zog die Jacke aus. „Du solltest schlafen. Du hast dich ziemlich verausgabt heute Nacht.“ “Und der Feind?“ “Wir sind jetzt erstmal sicher. Für eine Weile. Schlaf du ein wenig und ich überlege mir den Rest.“ “Okay.“ “Brav.“, er küsste sie auf die Wange. „Mamo-chan?“ “Ja?“ “Bleibst du bei mir?“ “Natürlich Ich werde dich beschützen.“ Sie seufzte auf und kuschelte sich noch mehr unter die Decke und an ihn heran. „Schlaf gut. Ich liebe dich, Usako!“ “Ich liebe dich auch, Endymion.“ Kapitel 4: Rettung ------------------ Das Meer hatte sich noch nicht beruhigt, als in den frühen Morgenstunden die Sonne aufging. Der Himmel war immer noch verhangen. Grau und schwer drückten die Wolken auf den weit entfernten Horizont, über den man in knapper Höhe die Umrisse der Sonne erahnen konnte. Nichts deutete auf einen wunderbaren und warmen Julitag hin, wie er hätte sein müssen. Sie lag zusammen gerollt auf dem Bett. Die Beine an sich gezogen, eine Hand von sich gestreckt. Die andere ruhte auf einer anderen vertrauten Hand, die auf ihrem Bauch lag. Unter ihrem Kopf wandte sich ein Arm. Er lag dicht an sie geschmiegt. Sein Bauch an ihrem Rücken, das Gesicht an ihren Hinterkopf gelehnt. Einige Strähnen kitzelten ihn. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Langsam öffneten sich seine Augen. Versuchten den Kopf vor ihm zu erkennen. „Usako!“, Mamorus Stimme war leise und sanft. In seinem Kopf fügten sich die Erinnerungen der letzten Nacht zusammen: Das Galadinner anlässlich von Tanabata. Das Bewundern des Mondes zusammen mit Usako. Das Geschrei der Gäste, als Umi Jago angriff und wie er und Usagi sich vor ihr versteckten. An ihren Streit und das Auftauchen des Monsters am Strand. An die Erkenntnis das Usagi Sailor Moon war und sie wusste, wer er war. An ihren Kampf Seite an Seite gegen Umi Jago. Daran wie sie sich küssten. Daran wie sie sich ihre Liebe gestanden haben. Daran wie sie zurück gingen zum Restaurant und kurz darauf wieder auf der Flucht waren. Soviel war in diesen wenigen zurückliegenden Stunden passiert. Mamoru konnte es immer noch nicht alles fassen. Nicht begreifen. Und wenn dann nur schwer. Er wollte sich ein wenig aufrichten, als er bemerkte, dass Usagi auf seinem Arm lag. Ein Lächeln überkam ihm. Wie friedlich sie aussah. Vorsichtig nahm er seine andere Hand von ihrem Bauch, strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. Ihre Haare hatten sich während des Schlafens gelöst und ihr blondes Haar umgab sie wie ein schützender Schleier. Mamoru konnte immer noch das Zeichen des Mondes auf ihrer Stirn sehen. Anscheinend gab es ihr so den Schutz, den sie brauchte. Er erinnerte sich daran, wie sie ihn kurz vor ihrem Eintauchen in den erholsamen Schlaf genannt hatte: Endymion. Vielleicht glaubte sie an seine Theorie eines früheren Lebens. Und das er dieser Mann namens Endymion war. Und er musste zugeben, dass es ihm gefiel. „Mamo-chan.“ Ein wenig erschrocken, wich er mit seiner Hand zurück. „Mamo-chan. Nicht aufhören.“, Usagis Stimme klang ein kleines bisschen quengelig. „Womit nicht aufhören, Prinzessin?“ Usagi rollte sich auf die andere Seite und zu ihm. Langsam schlug sie die Augen auf. Ihr Zeichen auf der Stirn erstrahlte wieder ein wenig heller. „Nicht aufhören mit dem Kuscheln.“ “Aha.“ „Nur noch ein klein wenig. Ich will noch nicht aufstehen.“ “Ich fürchte, du musst.“, er begann wieder mit der Hand über ihr Gesicht zu streichen. „Wirklich?“, Usagi wusste, dass sie tatsächlich keine andere Wahl hatte. Noch immer schien ein Fluch auf diesem Hotel zu lasten. Und ihre Eltern und alle andere schienen sich in hirnlose Vollidioten verwandelt zu haben. Sie und Mamoru mussten dringend eine Lösung finden. „Hast du wenigstens gut geschlafen?“ “Ja. Ich hab zwar nichts geträumt, aber wahrscheinlich war das auch besser so.“, sie grinste schief. „Wahrscheinlich. Deine Brosche und mein Schwert halten die Feinde immer noch fern. Ich glaube, sie haben noch nicht mal gemerkt, wo wir uns verstecken.“ „Das ist gut. Wie lange haben wir überhaupt geschlafen.“ Mamoru bewegte sich ein wenig weg, angelte seine Smokingjacke und darin nach seinem Handy, schaute auf das aufleuchtende Display. „Als ich das letzte Mal drauf schaute, war es kurz nach zwei. Jetzt ist es kurz vor sechs.“ “Gott, nicht mal vier Stunden Schlaf. Wie grausam.“ „Allerdings. Wie fühlst du dich?“ “Matt. Und ich glaube nicht, dass das an dem wenigen Schlaf lag. Der Kampf war hart. Ich konnte nicht meine üblichen Waffen einsetzen. Und ohne die Mädchen ist es doppelt so hart. Auch wenn du dabei warst. Aber alleine ihre Fähigkeiten sind nun einmal nicht zu verachten.“ „Ich weiß, was du meinst.“, er zog sie in seine Arme. „Alleine hätte ich das nicht gepackt. Danke noch mal.“, Usagi reckte ihren Kopf ein wenig, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, „Für alles!“ Mamoru spürte die Wärme in sich aufsteigen: “Warum ausgerechnet so.“ “Was meinst du?“ „Warum müssen wir uns ausgerechnet so näher kommen? Uns unter diesen Umständen verlieben?“ “Weil es romantisch ist.“ “Romantisch?“, er schaute sie fragend und mit einer gehobenen Augenbraue an. „Ja, irgendwie schon. Ich glaube kaum, dass wir uns irgendwann mal in Tokio verliebt hätten.“ “Hm, aber warum muss uns dann diese Reise versaut werden?“ “Damit wir das hier erleben.“, sie schmiegte sich näher an ihn, ihr Zeigefinger glitt über seine Lippen, „Damit du mir beweisen kannst, dass du mein Prinz in edler Rüstung auf dem stolzen Pferd bist und mich rettest vor den größten Gefahren. Und damit ich dir beweisen kann, dass ich nicht nur ein tollpatschiges Mädchen bin, die auf Schokomilchshakes und Süßigkeiten steht, sondern auch eine Prinzessin sein kann und das in jeglicher Hinsicht.“ „Ich bin dein Prinz?“ “Ja. Für immer!“ Er legte eine Hand in ihren Nacken, seine andere auf ihren Rücken und zog sie bestimmend an sich. Ihre Lippen versiegelten sich in einem Bruchteil von Sekunden. Usagi spürte seine Leidenschaft und gab ihm all ihre Hingabe und Liebe zurück. Für einige Minuten blieb die Zeit stehen. Nichts konnte sie momentan auseinander bringen. „Ich liebe dich, Usako!“, er keuchte leicht zwischen den Küssen, „Und ganz egal was ich dir auch immer an den Kopf geworfen habe, vergiss es! Nichts ist wahr. Du bist das wunderbarste Mädchen, nein, die wunderbarste junge Frau, die ich je gesehen habe. Du bist meine Prinzessin. Und egal wer es wirklich am Ende sein wird, wen wir zusammen mit dem Silberkristall finden, du wirst es immer bleiben. Du, Usako, bist mein Ein und Alles! Für jetzt und immer und für die Ewigkeit.“ “Mamo-chan! Nein, Endymion.“, sie überrannte ihn förmlich mit Küssen und er musste erfreut auflachen. „Du bist dir wirklich sicher mit diesem Namen. Und du weißt schon, dass es auch nur ein Hirngespinst sein könnte?!“ “Ich weiß.“, sie schob sich ein wenig von ihm weg und stützte sich auf ihre Unterarme, „Aber ich finde, dass er besser zu dir passt. Also nicht, dass ich Mamoru nicht schön fände. Aber nach allem was in den letzten Stunden geschehen ist, wie du da vor mir gestanden bist in deiner Rüstung und mit dem Schwert, finde ich, dass es der Name ist, der in solchen Situationen eher zu dir passt. Ein Name wie für einen Prinzen. Für meinen Prinzen.“ „Also nennst du mich jetzt nur noch Endymion?“ “Nur wenn wir unter uns sind. Alles andere würde nur Fragen aufwerfen, die wir uns selbst noch nicht erklären können. Und ich möchte mich auch noch nicht vor den anderen erklären. Auch wenn die Mädels schnell eins und eins zusammen zählen werden, wenn wir beide wieder zurück sind.“ “Du willst es also nicht verbergen?“, er schaute sie erstaunt an. Gedanklich hatte er sich eigentlich schon damit abgefunden, dass sie sich nur im Geheimen treffen würden. „Ich könnte es wohl nicht mal, wenn ich es wollte.“, sie grinste breit und errötete, „Ich bin so verliebt in dich, dass man es mir wahrscheinlich schon an der Nasenspitze ansieht. Wie könnte ich dich da noch beleidigen und dir versuchen aus dem Weg zu gehen.“ “Deine Freundinnen werden dir Fragen stellen, warum du deine Meinung über mich so schnell geändert hast.“, auch Mamoru hatte sich nun aufgesetzt. „Ich werde ihnen alles soweit sagen, wie ich es für richtig halte.“ “Und das wäre? Willst du ihnen sagen, dass ich Tuxedo Kamen bin? Ich befürchte, dass dir allein schon deine Katze dann den Umgang mit mir verbietet. Sie zählt mich als mein Alter-Ego ja nun nicht gerade zu ihren Freunden, oder?!“ “Nein, davon werde ich ihnen nichts sagen. Das hat auch Zeit. Also solange du als Tuxedo Kamen mich in Form von Sailor Moon nicht vor ihnen küsst oder so. Aber ich denke, dass ich ihnen sagen werde, dass ich dich hier getroffen habe. Das wir erst nur für die Zeit des Urlaubs Frieden geschlossen haben und wir uns tagtäglich immer besser verstanden. Und dann kam eines zum anderen.“ “Vom Feind sagst du nichts?“ “Nein.“ “Rei wird eifersüchtig sein.“ „Ich weiß.“ “Sie wird toben.“ “Ich weiß. Ich weiß, dass sie auf dich steht. Das sie dich zum Freund haben will. Aber wo die Liebe hinfällt, nicht wahr?“, Usagi grinste und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. Mamoru grinste zurück, zog sie wieder an sich ran. Hauchte ihr erneut Küsse auf den Mund. Weitete sie über Usagis Gesicht bis zu ihrem Hals aus. Sie drückte sich an ihn, wollte das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit noch ein wenig genießen. In der weisen Voraussicht wie schnell ihr kurzes Glück brechen konnte. Ein Klopfen. Zunächst zaghaft aber nicht zu überhören. Erschrocken schaute sich das Paar in die Augen. „Wer?“, Usagis Stimme war zittrig. „Ich weiß es nicht. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nicht der Feind ist.“ “Wie kommt dein Bauch darauf?“ “Letzte Nacht haben wir uns von ganz alleine verwandelt, als wir angegriffen wurden. Auch unten im Restaurant. Und schau uns an, Usako. Dein Kleid ist genauso wie eben und meine Klamotten auch.“ “Oh.“ „Ich möchte, dass du dich trotzdem im Bad versteckst. Warte auf mich.“ Sie nickte und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Das Klopfen ertönte erneut. Nun nicht mehr leise als vielmehr fordernder. Flink huschte Usagi ins Bad, während Mamoru sein Schwert nahm und die Tür kaum fünf Zentimeter weit öffnete. Seine Augen weiteten sich bei dem Anblick, der sich ihm bot. „Shingo!“ „Mamoru, bin ich froh, dass du da bist.“ „Shingo!“, Usagi kam aus dem Bad gestürmt. Kaum hatte sie die Stimme ihres kleinen Bruders vernommen, hielt sie nichts mehr. Sie wusste, dass er es war. Frei von Dämonen. Ihr Zeichen auf der Stirn war augenblicklich verschwunden. Für das Mädchen ein untrügliches Zeichen davon, dass von Shingo keine Gefahr ausging. „Usagi!“ Mamoru hatte die Türe ein wenig weiter geöffnet und der Junge fiel in die Arme seiner Schwester. Ein Schluchzer entwich ihm: “Usagi! Usagi! Mama und Papa sind verflucht. Alle sind verflucht. Ich hab solche Angst. Usagi, bitte, bitte bleib bei mir!“ Das Mädchen schlang ihre Arme um ihren kleinen Bruder. Strich ihm tröstend über die Stirn, während sich Mamoru neben die beiden hockte und dem Jungen beruhigend über den Rücken fuhr. „Alles ist gut, Shingo. Wir sind bei dir.“ Schniefend schaute der Junge auf und in die zaghaft lächelnden Gesichter seiner Schwester und deren Freund. „Seid ihr wirklich auch normal?“ “So normal wie immer.“, Mamoru hatte sich aufgerichtet und zog den Jungen automatisch mit sich. Bot dann Usagi seine Hand an. „Wirklich?“ “Wirklich Shingo.“, Usagi lächelte ihn breit an und wandte sich dann an Mamoru, „Kann ich euch alleine lassen? Ich würde gerne und wenigstens für drei Minuten duschen.“ “Sicher. Ich pass auf ihn auf.“, Mamoru nickte und gab ihr einen liebevollen Kuss. „Danke! Bis gleich! Ach und in meinem Koffer sind noch Waffeln und Kekse. Falls ihr Hunger habt.“, damit verschwand sie erneut im Bad und ließ ihren verwunderten kleinen Bruder zurück. „Seid ihr zusammen?“, Shingo saß auf dem Bett und starrte den jungen Mann vor sich an, der Usagis Hinweis auf Nahrungsmittel gefolgt war. „Ja.“ “Echt?“ “Echt.“ “Du erträgst sie?“ “Mehr als das. Ich vergöttere sie.“ “Wow. Respekt. Aber ich mag dich und ich glaube, du schaffst das mit ihr.“, Shingo grinste breit und nahm Mamoru eine Waffel ab, die dieser im anbot. „Ich denke auch. Sag mal, wie bist du dem Monster entkommen?“ “Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Zimmer. Ich wollte mir meine PSP holen. Als ich aus dem Fahrstuhl kam, habe ich gesehen, wie sich diese Empfangsdame in diesen riesigen Krake verwandelt hat. Und dann schrieen alle und ich bin zurück in den Aufzug und wieder hochgefahren. Ich hab dieses Viech noch rufen hören, sie sollen die Zimmer durchsuchen. Also hab ich mich in verschiedenen Zimmern versteckt. Immer und immer wieder.“, Shingos Stimme war voller Angst. „Das war ganz schön mutig von dir.“, Mamoru klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Ich hab euch gesucht. Aber dann, als Ruhe eingekehrt war, bin ich eingeschlafen.“ „Wie hast du es zu uns geschafft? Woher wusstest du, dass wir hier sind?“, Usagi war wieder aus dem Bad getreten. Sie trug nicht mehr ihr Kleid sondern bequeme Jeans und ein T-Shirt. Ihre Haare waren noch halb in ein Handtuch gehüllt. Sie lief barfuss. „Ich weiß nicht. Ich dachte mir, ich klopf einfach hier. Wenn ihr nicht aufgemacht hättet, hätte ich versucht, mich raus zu schleichen und in die Stadt zu laufen.“ “Kluger Plan.“, Mamoru grinste Usagi an. Beide dachten das gleiche. Dachten daran, dass es auch mal ihr Plan war, bevor sie von ihren Identitäten wussten. „Wo wart ihr, Usagi?“, Shingo kaute auf der zweiten Waffel, seine Schwester setzte sich neben ihn. Ebenfalls mit einer Waffel in der Hand. „Am Strand.“ „Mein Stichwort. Mir pickt das Zeug überall. Ich geh auch schnell duschen.“ „Okay.“, Usagi lächelte ihm hinterher. „Was habt ihr am Strand gemacht? Ich dachte, ihr wolltet einen Verdauungsspaziergang machen.“ „Ja. Haben wir auch. Aber als wir im Park waren, da hörten auch wir diese Schreie. Ich wollte schon zurück und Mama und Papa suchen. Ihnen helfen. Aber Mamo-chan hielt mich zurück und wir sind zum Strand geflüchtet. Da war ein kleiner Holzverschlag. Dort haben wir uns versteckt. Wir sind gegen zwei zurück geschlichen und haben uns hier verbarrikadiert.“ „Oh.“, Shingo schaute sich um. Er erkannte Usagis typisches Chaos. Ihr Kleid vom Vorabend das in einer Ecke lag. Ihre Schuhe. Seine Schuhe. Seine Smokingjacke. Zwei verknitterte Kopfkissen. Der Junge musste grinsen. Ihm war klar, dass seine Schwester und Mamoru in einem Bett geschlafen hatten. Eng beieinander. „Wenn Papa das rausbekommt mit dir und Mamoru, bist du dran.“ “Ich weiß.“, sie grinste ihn schief an. „Lebenslanger Hausarrest wenn er erfährt, dass ihr in einem Bett geschlafen habt.“ “Sagst du es ihm?“ “Nein. Ihr habt mich gerettet. Und außerdem…“, seine Stimme brach. „Keine Sorge, wir finden einen Weg, um Mama und Papa zu retten.“ „Meinst du?“ “Ja. Ich bin mir ziemlich sicher.“, sie lächelte ihn zuversichtlich an. Shingo nickte und ließ seinen Blick schweifen. Er fiel auf das Schwert, das hinter Usagi lag. „Sag mal, woher hatte Mamoru eigentlich das Schwert?“ “Das?“, Usagi war aufgestanden und sie hielt das Schwert mit beiden Händen. „Ja.“ Sie ging damit zur Balkontüre und legte es wieder davor und drehte sich dann zurück zu Shingo, als Mamoru frisch geduscht aus dem Bad kam. Der Junge blickte ihn verdutzt an: “Hast du nicht eben noch deinen Smoking getragen?“ “Ähm, ja. Ach so…“ “Mamorus Zimmer ist drei Türen weiter. Wir waren noch schnell dort und haben seine Sachen geholt, bevor wir hier her sind.“, Usagi sprang Mamoru zur Seite. Sie ahnte und wusste, dass er seine Kräfte genutzt hatte, um sich neue Klamotten zu beschaffen. Deswegen stand er jetzt wie sie barfuss vor ihnen, bekleidet mit einer Jeans und einem Shirt. „Achso. Und das Schwert?“ “Das ist meines. Ich bin im Kendô-Club an der Tôdai und wollte hier ein bisschen den Schwertkampf trainieren. Ich dachte mir, es wäre nicht schlecht, es mit her zunehmen. Für den Fall der Fälle.“ “Ach so. Und warum hat es Usagi gerade so penibel vor die Türe gelegt?“ “Ich bin abergläubig. Ein älterer Herr aus Europa hat es mir verkauft und behauptet, es hätte magische Kräfte.“ “Jetzt weiß ich, warum du so gut zu Usagi passt.“, lachte Shingo. „Du bist echt fies.“, Usagis Blick war böse. „Stimmt doch. Immerhin schleppst du auch immer diese komische Brosche mit dir rum und sagst, sie wäre dein Glücksbringer und würde dich schützen. Und schau mal, was da bei der Tür liegt. Deine Brosche.“ „Reiner Zufall.“ “Usagi, du kannst mir nichts vormachen. Aber gut für euch. Habt ihr was gemeinsam.“ „Ich weiß nicht, ob wir dich nicht wieder rausschmeißen sollten.“, Mamorus Blick war undefinierbar, während er sich Socken und Turnschuhe anzog. „Ich denke, dass sollten wir tun.“, Usagi schlüpfte in ihre Ballerinas und band sich neue Haarknoten. „Usagi. Mamoru. Nein! Bitte nicht!“, Shingos Stimme war ein Flehen. Panisch schaute er zwischen den beiden hin und her. Solange bis diese in Gelächter ausbrachen. „So barbarisch bin ich ja nun auch nicht.“, Usagi umarmte ihn. “Ich nicht mehr.“, Mamoru grinste schelmisch. Shingo brauchte einige Zeit bis er es realisierte. Das Paar hatte ihn verarscht. Und er war drauf reingefallen. “Das kann ja heiter werden mit euch.“, Shingos Lachen kam zurück, „Aber was sollen wir nun wegen Mama und Papa machen?“ “Überlass das uns.“ Erstaunt schaute Shingo zu Mamoru. War dessen Blick bis eben noch freundlich, so war er jetzt entschlossen. Etwas flackerte in seinen Augen. Doch der Junge wusste nicht, was er darin lesen sollte. Dann blickte er zu seiner Schwester. Sie nickte entschlossen über die Aussage ihres Freundes. Shingo sah erstaunt, dass auch in ihrem Blick die gleiche Entschlossenheit lag wie in Mamorus. Nichts war mehr zu sehen von der Heulsuse, die er sonst als seine große Schwester kannte. Sie war wie verändert. Wie eine vollkommen neue Person. Ihm kam der Gedanke, dass er seine Schwester vielleicht weniger gut kannte, als er glaubte. „Wir kümmern uns darum.“, Usagi riss ihn aus seinen Gedanken, „Du bleibst hier. Egal was passiert und was du hörst.“ “Aber ich will nicht hier bleiben.“, Shingo war aufgesprungen und sah seine Schwester empört an. „Du bleibst hier. Und du wartest solange, bis wir dich holen. Entweder ich oder Mamoru.“ “Ich will aber nicht hier alleine bleiben.“ “Keine Widerrede.“ “Nein.“ “Doch. Du sagst doch immer, dass du keine Angst hast. Also beweise es.“ “Usagi. Bitte nehmt mich mit.“ „Hör mal, Shingo.“, Mamoru schob Usagi ein wenig beiseite, „Deine Schwester hat Recht. Usako und ich werden eure Eltern retten.“ “Aber wie denn? Ihr habt doch keine Chance gegen das Monster.“ “Lass das mal unsere Sorge sein. Hör zu, versprich uns, dass du hier bleibst. Und ich verspreche dir, dass dich mein Schwert und Usakos Brosche beschützen werden.“ “Wie denn? Das ist doch nur Aberglaube.“ „Dann glaube eben daran. Dieses eine Mal. Uns hat es auch geholfen.“ “Das funktioniert?“ “Ja. Ich verspreche es dir.“ “Okay.“, Shingo ließ die Schultern hängen. Er war noch immer leicht verzweifelt, als Usagi ihn eine weiteres Mal umarmte: “Wir sind bald wieder zurück. Versprochen. Iss ruhig meine ganzen Süßigkeiten auf. Aber geh nicht vor die Tür und verschieb nicht die Glücksbringer. Sie müssen da liegen bleiben, wo sie jetzt liegen. Verstanden?“ “Verstanden. Ich werd mich aufs Bett setzen.“ “Braver Shingo.“, Usagi hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, wandte sich dann ab. Sie wollte nicht, dass Shingo ihr Gesicht sah. Sah, dass sie daran dachte, vielleicht nicht mehr zurück zukehren. Mamoru ergriff ihre Hand. Er sah ihre Zweifel. Wusste, dass sie eventuell berechtigt waren. „Bis dann, Shingo!“, er grinste den Jungen an. „Bis dann.“, Shingo hatte sich bereits in die hinterste Ecke des Bettes verzogen zusammen mit Usagis Süßkram, „Ach Usagi!“ Das Mädchen drehte sich noch einmal um. „Du bist eine tolle große Schwester!“ Sie musste lächeln. Dann wandte sie sich ab. Shingo blinzelte. Konnte es sein? Hatte er das gerade wirklich gesehen? Dieses Zeichen in Form eines Sichelmondes auf ihrer Stirn. Als sie ihn anschaute und wieder Zuversicht in ihrem Blick lag. Er schüttelte den Kopf. Nein, er konnte sich doch nicht irren. Es war so deutlich. So hell. Fast schon magisch. Nie und nimmer war das eine Halluzination gewesen. Fieberhaft überlegte er, woher er das Zeichen kannte. Sein Blick wanderte erneut im Raum umher. Und dann wusste er es! Er wusste es in dem Moment, als sein Blick an Usagis Brosche haften blieb, die immer noch an der gleichen Stelle lag wie zehn Minuten vorher. „Das ist nicht wahr!“, er sprang schon fast aus dem Bett und überschlug sich dabei. Dunkel erinnerte er sich an die Worte von seiner Schwester. Er durfte die Brosche nicht verschieben. Langsam kroch er bis auf wenige Zentimeter an ihren Talisman heran. Betrachtete ihn auf dem Bauch liegend. Von allen Seiten. „Das kann nicht wahr sein.“, erneut murmelte er die Worte und immer mehr drang die Erkenntnis zu ihm durch, „Sie kann es nicht sein.“ Sein Gehirn arbeitet auf Hochtouren. War es tatsächlich wahrscheinlich, dass seine große Schwester die Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit war? Ihm kamen immer wieder Bilder in den Sinn, wie tollpatschig sie war. Was für eine Heulsuse sie sein konnte. Wie sie Unmengen an Süßkram in sich rein schaufelte. Und dann waren da die Bilder seiner geheimen Heldin. Klug und heldenhaft. Sportlich und elegant. So gar nicht wie Usagi es war. „Sie ist Sailor Moon.“, Shingo hauchte diese Worte nur. Er war überfordert mit der Erkenntnis. Wie sollte er nur damit umgehen. Jetzt wo er es wusste. Wie sollte er sie behandeln. Ihm kam Usagi plötzlich so fremd vor. So als hätte er sie nie wirklich gekannt. Was sollte er nur tun? Und warum war es ihm nie eher aufgefallen. Sie trugen die gleiche Frisur. Ihre Augen glichen sich haargenau. Selbst ihre Stimmen war ein und dieselben. Immer noch fasziniert starrte er auf die Brosche. Erst jetzt bemerkt er, wie ein sanftes Licht von ihr ausging. Es war warm und glänzend. Es gab ihm ein sicheres Gefühl. Dann überfuhr in eine neue Erkenntnis: Er wusste es. Mamoru wusste, wer Usagi war. Nur deswegen sagte er, Shingo solle die Bekämpfung des Monsters ihnen überlassen. Ihr Freund hing da mit drin. Neue Bilde formten sich in seinem Kopf: Er hatte Sailor Moon, nein, Usagi zwei oder drei Mal kämpfen sehen. Und immer war da dieser Mann im Smoking, wenn sie mal nicht weiter kam. Dieser Tuxedo Kamen. Shingo wandte seinen Blick ab von der Brosche. Zaghaft stand er auf, ging umher. Sein Blick fiel auf die Smokingjacke. Sie sah aus wie die von diesem maskierten Mann. Sein Blick glitt weiter. Blieb am Schwert haften, zu dem er vorsichtig ging und sich dann ebenso davor hockte, wie vor die Brosche. Langsam streckte er die Hand aus, verharrte nur einige Millimeter vor der scharfen Klinge. Der Junge kniff die Augen zusammen. Erst jetzt konnte sehen, dass auch von dieser Waffe etwas ausging. Wie eine Aura. Golden und warm wie das der Brosche. „Deswegen wussten sie, dass mich diese Teile beschützen.“, ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Er war plötzlich unglaublich stolz auf seine große Schwester. Und auf ihren Freund. Denn als er Sailor Moon und Tuxedo Kamen die paar Male kämpfen sah, waren ihm nicht diese zärtlichen Augenblicke zwischen den beiden entgangen. Sie liebten sich. Schon damals. Schon immer. Shingo wusste jetzt schon, dass er nie was gegen Mamoru sagen würde. Selbst wenn sein Vater Gift und Galle spuckte. Denn im Gegensatz zu ihm, wusste Shingo, dass Mamoru immer für Usagi da sein würde. Egal wann. Egal wie. Egal wo. Auf dem Weg zu den Aufzügen waren Usagi und Mamoru vorsichtig. Er ging vor, blickte um jede Ecke. Erst dann durfte sie ihm folgen. Er hielt sie zurück, ließ sie nicht in den Aufzug steigen. „Warum denn nicht?“ “Wer weiß, was die alles kontrollieren. Ich habe keine Lust, mich direkt ins Königreich des Dunkeln zu befördern.“ „Okay.“, sie erwiderte seinen Händedruck, als er sie mit sich schleifte und die Treppen hinunter schlich. Und sie waren schneller unten, als sie gedacht hätten. Es verschlug ihnen die Sprache: Nichts deutete auf die letzte Nacht hin. Keine Kampfspuren, kein verwüstetes Restaurant. Beide schauten zur Rezeption. Wo am Vortag noch Umi Jago gestanden hatte, stand nun ein Mann. Er war groß gewachsen, hatte helles und blondes Haar. Zusammen gebunden zu einem Zopf. „Guten Morgen!“, er lächelte freundlich. „Guten Morgen.“, Mamorus Stimme klang vorsichtig, „Wo ist die Dame von gestern?“ “Umi-san? Oh die ist heute leider nicht erschienen. Persönliche Gründe. Was kann ich für Sie tun?“ “Nichts. Danke.“ “Sie können gerne schon frühstücken, wenn Sie wollen. Wir haben so eben das Restaurant aufgesperrt.“ „Danke.“, Mamorus Blick war immer noch skeptisch. Langsam ging er mit Usagi in Richtung Restaurant. Sie blickten sich um. Die Tische waren eingedeckt fürs Frühstück: Teller, Tasse, Serviette, Löffel, Gabel, Messer. Leicht hilflos blickte Usagi zu ihrem Geliebten auf. “Setzen wir uns lieber. Wir dürfen kein Aufsehen erregen.“ „Okay.“, Usagi folgte ihn an einen Tisch, der gleich neben der Terrassentüre stand. „Hör zu, wir müssen uns so normal wie möglich benehmen.“ “Was geht hier vor, Mamo-chan? Wo sind meine Eltern beziehungsweise die Zombies, die meine Eltern spielten?“ “Ich habe keine Ahnung. Ich nehme an, dass sie sie irgendwo versteckt halten. Und das sie nun auf neue Gäste warten.“ „Verstecken?“ “Ja.“ “Du meinst, deine Theorie von gestern Nacht stimmt. Die, dass sie nur nachts genug Energie haben?“ “Möglicherweise.“ Sie sahen einen Kellner auf sich zu kommen. Es war der Gleiche, der zwei Tage zuvor Usagi die Eisschokolade auf der Terrasse serviert hatte. „Einen Kaffee?“ “Ja.“, Mamoru hatte für sie beide geantwortet. Setzte ein falsches Lächeln auf. Noch immer kam ihm der Kellner seltsam vor. Ihn hätte es nicht gewundert, wenn sich der Kellner vor seinen Augen in einen Zombie verwandelt hätte. „Kommt sofort.“ „Was sollen wir nur tun?“ “Wir essen jetzt. Da hinten checken neue Gäste ein.“, Mamoru hatte freien Blick auf die Rezeption, „Und dann durchsuchen wir das Hotel. Jeden Winkel. Jeden Quadratzentimeter.“ “Okay.“ “Wir werden eure Eltern finden. Sie und die anderen Gäste. Und dann retten wir sie. Du und ich. So wie heute Nacht.“ “Was ist mit Shingo?“, Usagi war aufgestanden, als Mamoru es tat und folgte ihm zum Buffet. „Er ist dort oben sicher. Das weißt du.“ „Hm.“, sie nahm sich eine Teller und ging am Buffet entlang. Sie nahm sich Rühreier und knusprigen Bacon. Dazu frischen Toast. Dann stellte sie den Teller beiseite, nahm einen neuen und legte sich Lachs darauf. Zusammen mit frischem Meerrettich und Kresse und einem Vollkornbrötchen. Auch diesen Teller stellte sie beiseite, direkt neben den anderen. Eine Schüssel mit frischem Obstsalat und Joghurt folgte. Alles zusammen und mit einem Croissant im Mund ging sie zurück zum Tisch. Mamoru saß bereits. Der bestellte Kaffee und zwei von ihm organisierte Orangensaft standen vor ihm. Er staunte über die Ansammlung von Essen, die Usagi vor sich abstellte. „Isst du das alles?“ “Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.“ „Du verschläfst es meistens.“ “Deswegen genieße ich die seltenen, die ich habe.“ „Das sehe ich.“ Usagi und Mamoru lächelten sich an. Für einen kurzen Augenblick kehrte Normalität ein. Für einen kurzen Augenblick gab es nur sie und ihn. Für einen kurzen Augenblick genossen sie ihren Alltag. Für einen kurzen Augenblick vergaßen sie ihre Sorgen. Für einen kurzen Augenblick war alles in Ordnung. Aber nur für diesen kurzen Augenblick. Nur kurz. Kapitel 5: Kampf ---------------- Das Restaurant füllte sich. Es kamen neue Gäste dazu, die hier ihr Frühstück einnehmen wollten. Usagi sah sich um. Sie erkannte keinen von ihnen. Aber alle verhielten sich, als wären sie schon längere Zeit Gäste hier. Sie schienen alles zu kennen. Bewegten sich selbstsicher am Buffet. Man konnte meinen, dass sie auch blind gewusst hätten, wo sie das Rührei und den Bacon finden konnten. Ab und an kam der Kellner zum Tisch, um nachzufragen, ob alles in Ordnung war. Mit der Zeit verkürzten sich die Abstände in denen er kam. Er war schon beinahe aufdringlich. Vor allem da er sich um Usagi mit einer Intensität kümmerte, die ihr schon die Verzweiflung ins Gesicht trieb. Sie wusste nicht, warum er das tat und ergriff jedes Mal instinktiv Mamorus Hand, wenn er sich ihrem Tisch näherte. Mamoru ahnte, was in ihr vorging. Auch ihm blieb dieser seltsame und intensive Blick des Hotelmitarbeiters nicht verborgen. Und er fand es unerträglich, dass dieser seine Freundin anschaute. Geradezu anstarrte. Jedes Mal wenn er zu ihnen trat, blickte ihn Mamoru böse an. Aber er wurde ignoriert und die Wut kroch in ihm hoch. „Ich hasse den Kerl.“, seine Stimme war leise, aber man konnte Kälte in hier hören. „Reg dich nicht auf, Mamo-chan. Ich esse nur noch schnell meine Pancakes und dann können wir auch schon los.“ Der junge Mann schaute sie an, dann auf ihren Teller. Nachdem Usagi schon ihre Rühreier mit Bacon, den Lachs samt Vollkornbrötchen und den Obstsalat plus Croissant verdrückt hatte, hatte sie sich an der Schauküche auch noch Pancakes mit Schokoladensauce bestellt. Er wusste nicht, wohin sie das packte. Und er nahm an, dass sie das wirklich brauchte, um ihre Energiereserven wieder aufzuladen. Er nahm einen Schluck Kaffee, schaute sie über den Tassenrand hinweg an: Trotz der langen Nacht und des wenigen Schlafes sah sie umwerfend aus. Ihre Haare strahlten in einem satten Goldton und ihre Augen blitzten. Anscheinend hatte sie nach den gestrigen Erlebnissen nicht ihre Freude am Leben verloren. Auch wenn keiner wusste, was mit ihren Eltern geschehen war. Usagi blickte auf und direkt in Mamorus Augen. „Was ist denn?“ „Wie bitte?“ „Wieso schaust du mich so komisch an? Hab ich irgendwo Schokoladensauce?“ „Nein. Entschuldige, ich war gerade in Gedanken.“ „An was hast du gedacht?“ Er setzte die Tasse an: „Daran wie stark du schon wieder bist.“ „Hab ich denn eine andere Wahl? Ich bin Sailor Moon und meine Aufgabe ist es, gegen das Königreich des Dunkeln zu kämpfen und die Prinzessin samt Silberkristall zu finden.“, sie seufzte. „Ich glaube, dass du die Prinzessin schon längst gefunden hast.“ „Hä?“, sie schaute ihn mit vollem Mund fragend an. „Ich bin immer noch der Meinung, dass du es bist. Nach allem was letzte Nacht geschehen ist und wie du vor mir standest. Du sahst aus wie die Prinzessin aus meinem Traum. Und ich bezweifle, dass es deine Gefährtinnen ohne ihre komischen Zauberfüller geschafft hätten, sich zu verwandeln. Aber in dir ruht irgendeine magische Kraft. Sonst hättest du mir nicht so zur Seite stehen können.“ „Aber wenn ich diese verschollene Prinzessin sein soll, wo ist dann der heilige Silberkristall?“ „Das weiß ich auch nicht. Vielleicht sollten wir einfach Geduld haben. Ich denke mal, dass er zum richtigen Zeitpunkt schon noch auftauchen wird.“ „Meinst du?“ „Ja.“, er lächelte sie zuversichtlich an, sah dann in ihr Gesicht und erkannte, wie sie überlegte, „Was grübelst du, Usako?“ „Ich überlege, ob es nicht doch besser wäre, den anderen von den Geschehnissen der letzten Nacht zu erzählen. Ich muss dann eh Luna anrufen und mich bei ihr melden.“ „Dann müsstest du ihnen sagen, wer ich bin und das du glaubst, dass du die Prinzessin bist.“ „Ich weiß. Aber das ist doch das, wovon du scheinbar felsenfest überzeugt bist.“ „Schon. Irgendwie. Aber wir haben bis auf diese Verwandlung und die neuen Klamotten keine Beweise. Ich meine, dass du das Zeichen des Mondes auf der Stirn trägst, bedeutet ja vielleicht in ihren Augen nichts. Immerhin flammen die Planetenzeichen ja auch bei den anderen Mädchen auf, wenn sie sich verwandeln oder?“ „Ja. Das stimmt. Und irgendwie muss ich zugeben, dass ich das Gefühl habe, dass uns noch etwas fehlt. So etwas wie eine wichtige Erinnerung, damit wir es beweisen können. Weißt du was ich meine?“ „Ich weiß, was du meinst. Ich glaube, dass wir aber dieses letzte Puzzelstück nur mit Hilfe des Silberkristalls bekommen. Es bleibt uns also nichts weiter übrig, als abzuwarten und Tee zu trinken.“ „Oder einen Schokomilchshake.“ „Oder das.“, er erwiderte ihr Grinsen und hauchte ihr einen Kuss auf die Hand, „Und solange wirst du eben im Geheimen meine Prinzessin Serenity sein.“ „Und du mein Prinz Endymion.“ Sie schauten sich verliebt an. Nie und nimmer hätte auch nur einer von ihnen mit solch einer Wendung in ihrer chaotischen Beziehung gerechnet. „Darf ich der jungen Dame noch was bringen?“ Das Paar schreckt auf und Mamoru schaute erneut wütend zu dem Kellner: „Nein. Wir waren eh gerade fertig.“ „Ja genau.“, Usagi erhob sich und harkte sich bei ihrem Liebsten ein. Sie drückte sich eng an ihn. Um alles in der Welt wollte sie dem Kellner nicht zu nahe kommen. Mamoru legte schützend einen Arm um sie und lotste sie aus dem Restaurant. „Ist dir aufgefallen, dass es ganz neue Gäste waren, die sich aber auszukennen schienen?“ „Ja.“, seine Antwort war knapp, als sie durch die Lobby gingen. „So, als sei es ihnen alles vertraut. Als wären sie schon mal hier gewesen. Wie in einem Paralleluniversum. Eine andere Dimension.“ „Das könnte sein. Oder aber es sind nur leblose Puppen, die den Schein wahren sollen. So wie gestern Abend. Komm.“, er wandte sich der Treppe zu, die hinunter zum Wellnessbereich führte. Usagi hielt Wache, während Mamoru versuchte die Türe aufzubrechen, die zu den Personalräumen führte. Ein Gefühl sagte ihm, dass es nicht falsch wäre, dort einmal nach zu schauen. Mit voller Wucht stemmte er sich gegen die Tür. Aber es klappte nicht. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Seine Liebste sah, wie er sich bemühte und ging zu ihm: „Lass mich mal.“ „Du solltest lieber Wache halten.“ „Willst du da rein oder nicht?“ „Ja, aber wie willst du die Türe aufstemmen, wenn nicht mal ich das hinbekomme?“ „Vertrau mir.“ „Hab ich eine andere Wahl?“ „Nein, eigentlich nicht.“, sie lächelte ihn an und hauchte ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange, ehe sie sich der Tür zu wandte. Sie konzentrierte sich und Mamoru konnte wieder den Sichelmond auf ihrer Stirn erkennen. Ihm wurde mit einem Schlag bewusst, was sie hier tat. Und er kam sich ziemlich dumm vor, weil er nicht selber auf die Idee gekommen war, seine eigenen Kräfte und Energien zu nutzen. Fast schon erstaunt beobachtete er, wie Usagi die gleiche Energie wie in der letzten Nacht herauf beschwor. Allerdings in abgeschwächter Form. Sie bündelte die Energie und lenkte sie auf das Türschloss. Nach nur wenigen Sekunden schwang die Tür leise auf. „Bitte schön, Majestät.“, sie grinste ihn an. „Danke sehr, eure Hoheit.“, er gab ihr einen Kuss auf den Sichelmond, „Du bist der Wahnsinn, Usako.“ „Nicht der Rede wert.“, sie trat langsam und bedacht mit ihm zusammen über die Türschwelle. Kaum eine Sekunde später wurden beide von ihrer ganz eigenen Aura umhüllt. Sie wussten, was passierte. So oft schon hatten sie diesen Prozess durchgemacht. Usagi spürte, wie sich das Zeichen des Mondes zurückzog und ihrem Diadem Platz machte. Ihre Alltagsklamotten wichen ihrem Matrosenkleid. Ihre bequemen Ballerinas den roten kniehohen Stiefeln. Als sie ihre Augen nur wenige Sekunden später öffnete, sah sie Mamoru vor sich. Er trug seinen Smoking samt Zylinder und Umhang. „Nimm die ab.“, sie trat an ihn ran und nahm ihm sanft die Maske ab, „Ich finde dich so viel schöner.“ „Ach Usako.“ „Bitte, nur jetzt. Nur heute. Anscheinend weiß dieser Zoisite eh schon, wer wir sind. Also warum dann verstecken? Wenn wir wieder in Tokio sind, lässt du sie eben auf. Aber bitte nicht jetzt. Bitte Endymion.“ Sie sah ihn durchdringend an. Es war ihm nahezu unmöglich, ihrem flehenden und bittenden Blick zu widerstehen. Langsam beugte er sich zu ihr, näherte sich mit seinen Lippen den ihrigen. Ihn kostete alles alle Überwindung, den Kuss nicht allzu lange dauern zu lassen. „Nur für dich, Prinzessin.“, er ertrank hoffnungslos in ihren Augen. „Danke!“ Sie traten beide ein Schritt zurück, schauten in den Gang, der vor ihnen lag. Beide wussten, dass sie hier richtig waren. Hier irgendwo waren Usagis und Shingos Eltern versteckt. Zusammen mit den anderen Gästen. Und vielleicht auch mit Menschen, die vor ihnen angereist waren. Die vielleicht schon vermisst wurden. Ein Surren ertönte. Erschrocken schaute sich Usagi um. Nicht wissend, woher das Geräusch kam. Angespannt lauschte sie. Und innerlich wünschte sie sich, dass auch ihre Gefährtinnen da wären. Sie griff nach Mamorus Hand. Sofort umschloss sie ihre eigene. „Keine Angst. Ich bin bei dir.“ „Ich weiß.“ „Wir haben es die letzte Nacht geschafft, und wir werden es auch heute schaffen.“ „Okay.“, sie flüsterte nur, als sie neben ihm hertapste. Auch Mamoru lauschte. Seine ganze Muskulatur war angespannt. Jederzeit bereit zum Kämpfen und um Usagi zu schützen. Er drehte seinen Kopf nach rechts. Neben ihm war eine Tür mit der Information, dass Unbefugte keinen Zutritt hatten zum Computerraum. „Dahinter scheint ihre Technik zu sein.“ „Und?“ „Wir sollten einen Blick hinein werfen.“ „Du meinst, dahinter könnte sich ihre Schaltzentrale verbergen?!“ „Vielleicht. Es schadet sicherlich nichts, mal hinein zu schauen.“, er konzentrierte sich so wie Usagi kurze Zeit vorher und bündelte seine Macht, lenkte sie auf das Schloss. Es wurde binnen von Sekunden geknackt. Vorsichtig legte Mamoru seine Hand auf den Türknauf. Die Tür lies sich leicht öffnen. Er wagte einen Schritt hinein, Usagi dicht hinter sich. Das Mädchen lugte an ihm vorbei. Und sah erst einmal nichts. „Warum ist es hier drin so dunkel?“ „Ich weiß es nicht. Hast du irgendeine Lichtquelle dabei?“ „Nein.“, sie sprach gerade das Wort aus, als sich vor ihrer Brust wieder das seltsame und zugleich vertraute Licht der letzten Nacht bildete. Mamoru drehte sich zu ihr und grinste: „Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man nicht schwindeln darf.“ „Nein, in diesem Falle leider nicht.“, Usagi grinste zurück und griff sich an die Brust. Das Licht floss in ihre Hand und schwebte einige Zentimeter über ihrer Handinnenfläche wie eine kleine Flamme. Sie konnten mehr von dem Raum erkennen: Verschiedene mannshohe Schränke mit lauter Kabeln dran standen mitten im Raum. Aus jedem kam ein dickes Bündel mit Kabeln und traf kurz unter der Decke auf andere, um dann geschlossen in der Decke zu verschwinden. Kleine verschiedenfarbige Lichter blinkten hinter den Glastüren der Schränke. Das Surren war lauter und fast schon unerträglich. „Ist das ihre Zentrale?“, Usagis Stimme zitterte leicht. Angst überkam sie. „Ich denke schon.“, Mamorus Blick glitt zur Decke, „Wir sollten versuchen, den Hauptkabelstrang zu durchtrennen.“ „Um sie lahmzulegen?“ „Genau deswegen.“ „Aber mit was? Dein Schwert ist oben bei Shingo.“ „Was ist mit deinem Mondstein? Der sollte doch funktionieren. Ein Versuch ist es wert. Und ansonsten bündeln wir eben wieder unsere Kräfte.“ Usagi nickte entschlossen. Sie nahm das Diadem von ihrer Stirn. Augenblicklich begann es zu leuchten und sich in einen leuchtenden Diskus zu verwandeln. Der Mondstein verharrte wenige Zentimeter über ihrer Hand, während sie sich in Position stellte. „Mondstein, flieg und sieg!“ Sie holte ein wenig aus und ihre Waffe flog los. Usagi musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie treffen würde. Das hatte sie schon von Beginn an in ihrer Zeit als Sailor Moon getan. Es schien beinahe so, als würde der Mondstein ein Eigenleben führen und wusste, was er zu tun hatte. Und auch dieses Mal war es so. Er traf. Mitten in das Hauptkabel hinein. Mamoru zog Usagi hinter sich. Das Licht des Mondsteines war grell und als er auf sein Ziel traf, sprühten Funken. Es war wie ein Regen. Das Surren wurde lauter. Es knackte und knarrte an allen Ecken und Enden. Ein Aufheulen ertönte. Das Paar saß schutzsuchend in einer Ecke. Umgeben von Mamorus Umhang warteten sie, dass der Funkenregen aufhörte. Ein Knall erfüllte den Raum. Die bunten Lichter in den Schränken erloschen. Das Surren ebbte ab, verzerrte sich im Grundton und wurde schließlich immer leiser. Nur kurze Zeit später ließ auch der Funkenregen nach. Bis nur noch vereinzelte Funken aus dem durchtrennten Kabelstrang sprangen. „Es ist vorbei.“, Mamoru erhob sich, reichte Usagi seine Hand. „Ich denke auch.“ „Das hast du toll gemacht. Ich bin stolz auf dich, Prinzessin!“, er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Danke!“ „Komm! Wir suchen weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der einzige Schaltraum gewesen sein soll. Das wäre ziemlich und für meinen Geschmack zu einfach.“ „Und untypisch für unseren Feind.“ „Das außerdem.“ Das Licht in Usagis Hand erlosch. Hand in Hand gingen sie wieder hinaus auf den Flur. Hörten sich um. Ein weiteres Surren war zu vernehmen. Es kam von weiter hinten und die beiden eilten schnellen Schrittes dahin. Mamoru ließ Usagi den Vortritt beim Öffnen der Tür. „Brauchst du Licht?“ „Nein, ich kann mir denken, dass es hier nicht viel anders ausschaut wie in dem anderen Raum.“ Das Paar blickte sich um. Sie konnten erneut kleine bunte Lichter erkennen. Das Surren glich dem im Vorraum. Mamoru konzentrierte sich. In einem warmen roten Licht bildete sich in seiner rechten Hand eine Rose. Usagi kannte sie nur allzu gut. Schon oft hatte er ihr damit das Leben gerettet. Sie trat einen Schritt zurück, wohl wissend, was jetzt kommen würde. Mamoru blickte angestrengt in die Dunkelheit. Ihm war klar, dass dieser Raum genauso aufgebaut war wie der erste. Er fixierte ein Ziel, schoss seine Rose darauf. Wie wenige Augenblicke zuvor, begann es auch hier Funken zu regnen. Es gab einen Knall und das Surren ebbte ab. Es war nur ein kurzer Augenblick. „Super!“, Usagi freute sich. „Ja.“ Erneut traten sie auf den Flur. Schauten sich um und bemerkten, dass die Deckenlampen flackerten. Anscheinend hatten sie es beide geschafft, die Energiequellen des Hotels weit genug lahm zu legen. Angestrengt lauschten sie erneut. Ein Wimmern war zu hören. Zielstrebig ging das Paar noch einige Türen weiter. „Personalumkleiden.“, las Usagi vor, „Also entweder werden die schlechtbezahlt oder aber sie sind gekündigt wurden. Sonst würden sie nicht so jammern.“ „Oder aber dahinter verstecken sie die Gäste.“ „Oder das.“, Usagi versuchte erneut die Tür mit Hilfe ihrer Energie zu öffnen. Aber es misslang. Hilfesuchend schaute sie zu Mamoru. Auch er versuchte es, aber scheiterte ebenso. „Warum klappt es nicht?“ Er schaute zu ihr. Innerlich konnte er die Menschen hinter der Türe spüren. Es ging ihnen den Umständen entsprechend gut. Sie schienen nicht sonderlich stark verletzt zu sein. Eher erschöpft und ausgelaugt. Einige verängstigt. Er legte die Hand auf die Tür, sandte seinen Geist aus. „Sie sind da drin.“ „Meine Eltern?“, Hoffnung keimte in ihr auf. „Ja. Sie und noch andere Gäste. Alle von gestern Abend. Auch das eigentlich Hotelpersonal halten sie da drinnen fest.“ „Geht es ihnen gut? Sind sie verletzt?“ „Nein. Nur erschöpft und müde. Anscheinend hat dieser Zoisite ihnen die halbe Lebensenergie rausgesaugt. Und alles nur um Regenbogenkristalle zu finden.“ „Wir müssen sie da rausholen, Endymion.“, Usagis Stimme klang entschlossen. Sie war zu allem bereit. Hauptsache ihre Eltern mussten nicht länger leiden. „Versuchen wir es zusammen.“ „Okay.“, sofort konzentrierte sie sich, versuchte alle ihre Energiereserven hervorzuholen. Mamoru folgte ihrem Beispiel. Er stellte sich dicht hinter sie, umschloss sie von hinten und ließ seine Macht in sie hinein fließen. Er fühlte, wie sie sie aufnahm und weiterleitete in ihre Fingerspitzen. Sah, wie sie sich zu einem erneuten Energieball kristallisierte. Usagi lenkte ihre gemeinsame Macht auf die Tür. Mit alle Kraft. Sie prallte dagegen. Und nichts geschah. Gar nichts. Usagi riss die Augen auf. Wie konnte das sein? Warum funktionierte es nicht. Sie taumelte gegen Mamorus Brust. Ließ die Arme sinken. Sie konnte nicht begreifen, warum es nicht klappte. „Wieso?“, sie konnte nur mehr stammeln. Auch Mamoru schaute entsetzt zwischen Usagi und der Tür hin und her. Er verstand es ebenso wenig wie sie. „Vielleicht sollten wir es noch mal probieren.“ „Nein!“ „Aber meine Eltern.“ „Ich weiß, Usako. Aber du kannst nicht sinnlos deine Kräfte vergeuden. Und ich gehe davon aus, dass es auch beim zweiten Versuch nicht klappen würde.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. Verzweiflung wallte in ihr auf und schüttelte ihren Körper. Sofort zog Mamoru sie in seine Arme. Versuchte ihr Schutz und Halt zu geben. Strich ihr liebevoll über den Kopf. „Hab ich euch gefunden!“ Das Paar fuhr auseinander. „Wie könnt ihr es wagen, meine Zentralen auszuschalten.“ „Wer bist du?“, Usagis Stimme klang verunsichert. „Zoisite. Der dritte General des Königreichs des Dunkeln. Und euer personifizierter Tod.“, er lachte grausam. „Du warst vorhin am Empfang.“, Mamoru knurrte, „Was hast du mit den Gästen vor?“ „Oh, ich werde sie schwächen. Solange bis sie mir freiwillig ihre Regenbogenkristalle geben.“ „In dem Raum hinter mir sind mindestens sechzig Leute. Und es existieren nur sieben Regenbogenkristalle. Einen habe ich, drei hat das Sailor-Team. Und ihr habt meines Wissens nach zwei. Woher wollte ihr wissen, dass da noch drei sind. Oder oben im Restaurant?“ „Wir wissen es nicht.“ „Was?“, Überraschung schwang in Usagis Stimme mit, „Aber warum macht ihr dann so was?“ „Hör mal Häschen, irgendwo müssen wir ja anfangen zu suchen. Nicht wahr? Warum also dann nicht einige Menschen zusammen trommeln und alle in einem Abwasch durchschauen. Und so ein Gewinnspiel ist doch ideal dafür. Ihr Menschen seid so leichtgläubig.“ „Du hast das alles manipuliert. Dieses Gewinnspiel diente nur für euren dreckigen Trick.“, Mamoru war wütend. Und stinksauer. „Ist doch nichts dabei.“, Zoisite grinste. „Und da wir bis jetzt nichts gefunden haben, werde ich mal bei euch weitermachen.“ Er murmelte Worte, die das Paar nicht verstand. Sie sahen nur eine dunkle Aura, die ihn nur Sekunden später umgab. Die er wie Usagi ihre Macht vorher nun auch in seine Hände fließen ließ. Sich dort verband zu einem mächtigen schwarzen und gefährlichen Energieball. „Ihr werdet euch wünschen, mir eure Kristalle freiwillig gegeben zu haben.“ Er ließ die schwarze Aura los. In rasender Geschwindigkeit wurde sie geradezu auf Usagi und Mamoru zu katapultiert. „Pass auf!“, Mamoru riss sie von den Beinen, noch ehe Usagi selbst realisieren konnte, was da gerade geschah. Ungebremst landete sie beide einige Meter weiter hart auf dem Boden. „Alles okay?“, er sah sie besorgt an. „Ja. Nur eine Schürfwunde am Bein. Alles gut.“, sie lächelte ihn an, bevor sie sich aufrappelte und entschlossen zu ihrem Feind blickte, „Zoisite! Du wirst keinem Gast mehr ein Haar krümmen! Ich bin Sailor Moon und im Namen des Mondes werde ich dich bestrafen!“ Mamoru schaute sie an. War sie noch eben verzweifelt in seinen Armen gelegen, so stand sie nun auf ihren Beinen und er sah die Willensstärke in ihrem Gesicht. Er stellte sich neben sie, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Zeigen wir es ihm?“ „So wie gestern Abend!“ Beide konzentrierten sich erneut: Usagi legte die Hände auf ihre Brust. Sie versuchte die Energiequelle ihres Körpers auszumachen. Sie dachte an ihren Prinzen, der direkt neben ihr stand und ihr Kraft gab, das ganze hier durchzustehen. Sie dachte an ihre Eltern und Shingo, der alleine und voller Angst oben in ihrem Zimmer saß. Sie dachte an ihre Freundinnen, die ihr stets vertrauten und hinter ihr standen. Sie dachte an letzte Nacht und den Kuss von Mamoru. Da war sie. Sie konnte die Kraft in sich fühlen. Das Diadem auf ihrer Stirn wich dem Zeichen des Sichelmondes. Ihr Matrosenkleid wandelte sich in das Kleid von letzter Nacht. Strahlend weiß und schön. Verblüfft starrte Zoisite sie an. Er konnte nicht nachvollziehen, was da vor seinen Augen geschah. Mamoru bekam von Usagis Verwandlung nicht viel mit. Er sucht genau wie sie seine Quelle der Energie. Schnell konnte er sie ausmachen und konnte sie fast greifen. Er spürte, wie sich wieder die Rüstung auf seine Schulter und um seine Hüfte legte. Wie der Zylinder verschwand und ein Schwert an seiner linken Seite erschien. Fast zeitgleich mit Usagi öffnete er die Augen. Sie blickten sich an. Mussten lächeln. „Endymion!“ „Serenity!“ Sie nickte ihm zu, blickte dann zu dem immer noch überraschten Zoisite. „Was ist mich euch geschehen?“ „Lass dich überraschen.“, Usagi lächelte frech. Sie ergriff Mamorus Hand. Er umschloss sie augenblicklich. Wieder durchströmte sie ihre Macht. Sie sah, wie er sein Schwert zog. Wie er versuchte, wieder die Energie hineinzuleiten. Sie zu bündeln. Aber auch Zoisite war nicht untätig: Er erkannte die Macht die von beiden Gegnern ausging sofort. Auch er versuchte seine Aura zu formen. Eine Art Schutzschild bildete sich um ihn. Und das keinen Moment zu spät. Genau in diesem Moment traf ihn die helle und goldfarbene Energiekugel von Usagi und Mamoru. Sie lieferte sich einen Kampf gegen den Schutzschild. Usagi und Mamoru mussten die Augen zusammen kneifen. Eine noch nie da gewesene Helligkeit erfüllte den Flur. Lies die noch wenigen leuchtenden Glühbirnen platzen. Aber noch immer war es hell genug im Raum. Taghell. Und die beiden Mächte kämpften immer noch gegeneinander an. Usagi und Mamoru klammerten sich aneinander. Beide konnten Lärm aus dem Hotel über sich vernehmen. Es klang beängstigend. Wahrscheinlich dehnten sich die Energien gerade im ganzen Hotel aus. Das Mädchen hoffte, dass es ihrem Bruder gut ging. Aber die beiden Glücksbringer beschützten ihn sicherlich. Zoisite knickte ein wenig ein. Er spürte, wie seine dämonischen Handlanger in Form von falschen Hotelmitarbeitern nach und nach zerfielen. Aber es ging nicht anders. Er brauchte die Energie seiner Monster, um sich gegen den Angriff des Mädchen und des Mannes zu retten. Er knickte noch ein wenig mehr ein. Mamoru konnte sehen, wie der Feind etwas nachließ. Auch er hörte das bedrohliche Knacken über ihren Köpfen. Sein Schwert zitterte in seiner Hand. Immer noch floss Energie hindurch, schoss gerade zu aus der Spitze. „Endymion.“, ihre Stimme war leise. Aus dem Augenwinkel schaute er zu ihr. Sah, wie ihre Kraft langsam versiegte. „Endymion, ich kann nicht mehr.“ „Nur noch ein klein wenig, Serenity. Halte durch. Denk an deine Eltern. An deine Freundinnen. Denk an uns.“ Sie blickte zu ihm. Er erwiderte ihren Blick. Sie sah seine Zuversicht in den Augen. Seine Liebe zu ihr. Sie nickte. Blickte nach vorne. Mobilisierte noch einmal all ihre Kraft. Zoisite sah, wie der Sichelmond auf der Stirn des Mädchens aufleuchtete. Noch heller. Noch strahlender. Er spürte, dass sie ihre Kraft verstärke. Genau wie der Mann neben ihr, der sein Schwert fester umklammerte. Der General zog noch mehr Energie aus seinen Monstern. Fühlte wie sie alle nach und nach fielen. Gleichzeitig floss ihre Energie in ihn zurück. Seine schwarze Aura verstärkte sich. Mamoru zog Usagi näher an sich heran. Sie legte ihre Hände auf seine, die den Schwertgriff festhielten. Suchte in der hintersten Ecke nach ihren letzten Kräften. Versuchte sie in das Schwert zu leiten. Der Erschöpfung nahe keuchte sie auf. „Nur noch ein kleines bisschen.“ Sie spürte seinen Arm um ihre Schulter. Es gab ihr Zuversicht. Mamoru sah, wie Zoisite kämpfte. Seine Aura nahm ab. Stetig und immer mehr. Es musste einfach klappen. Sie mussten es schaffen. Zoisite knickte ein. Langsam gaben seine Beine nach. Alle seine Diener waren aufgebraucht. Und an die der wehrlosen Menschen, sowohl die eingesperrten im Raum neben seinen Gegnern als auch die oben im Hotel, kam er nicht ran. Es schien so, als würde das helle und warme Licht des Mädchens sie schützen vor seinen versuchten Zugriffen. Er fiel auf die Knie. Erst auf das linke. Dann auf das rechte. Sein Schutzschild wurde kleiner und kleiner. Umgab ihn kaum noch. Zoisite fühlte, wie die Macht seiner Feinde versuchte, ihn zu überwältigen. Er musste hier weg, bevor es ihnen gelang. „Für dieses Mal habt ihr gesiegt.“, er umschlang seinen Körper mit seinen Armen. Und verschwand. Usagi und Mamoru schauten auf die Stelle, an der bis eben noch ihr neuer Feind Zoisite stand. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Gesichtern. „Wir haben es geschafft.“, Usagis Stimme klang müde. „Du hast es geschafft.“, Mamoru schaute zu ihr, steckte sein Schwert ein. Gerade noch rechtzeitig. Um sie herum drehte sich alles. Ihre Augenlider flatterten. Es wurde schwarz um sie herum. Kraftlos sank sie auf den Boden. Sie rechnete mit einem harten Aufschlag. Aber nichts geschah. Stattdessen spürte sie die starken Arme ihres Prinzen. „Endymion!“ „Scht. Alles ist gut. Ich bin bei dir.“ Er hob sie vorsichtig auf seine Arme. Sah in ihr Gesicht. Auf ihrer Stirn war noch immer der Sichelmond zu sehen. Er hauchte ihr einen Kuss darauf. Schaute auf und der Sichelmond verschwand. Genau wie ihr Kleid. Ihre Alltagskleidung trat wieder hervor, ebenso seine. Langsam setzte er lief er los. Ging den Gang zurück, der nun wieder durch Lampen erhellt wurde. Alles schien wie vorher. Um die Gäste und Usagis Eltern würde er sich kümmern, nach dem er sie ins Bett geschafft hatte. Er stieg die Stiegen hinauf. In der Lobby sah er ohnmächtige Menschen liegen. Sie würden bald wieder erwachen. Sich wahrscheinlich an nichts erinnern. Mamoru stieg in den Aufzug, fuhr hoch zu seinem Zimmer. Als er hinein ging, legte er Usagi auf sein Bett. Zauberte eine Rose neben sie auf das Nachtschränkchen. „Ich bin bald wieder zurück. Erhol dich, Prinzessin.“ Usagi lächelte im Schlaf. Leise ging er wieder hinaus und machte sich daran, Shingo zu informieren und die Menschen zu befreien und sie auf ihre Zimmer zu verteilen. Er war froh, dass alles vorbei war. Kapitel 6: Verabredung ---------------------- Sie streckte sich und blinzelte. Das Licht der Sonne schien ihr genau in die Augen und sie musste sich eine Hand davor halten. Der Himmel war strahlend blau. Nicht so verhangen wie am Tag nach Tanabata. Usagi wollte sich strecken. Aber es ging nicht. Langsam drehte sie sich auf die andere Seite und musste lächeln, als sie in das schlafende Gesicht Mamorus sah. In ihrem Kopf fanden sich die Erinnerungen der letzten Stunden zusammen. Mamoru und sie hatten gegen Zoisite gekämpft. Den dritten General des Königreichs des Dunkeln. Sie hatten ihn besiegt. Aber nicht als Sailor Moon und Tuxedo Kamen. Nein, sie hatten wieder diese anderen Kostümen an. Diese königlichen. Liebevoll strich sie ihrem Liebsten eine Strähne aus dem Gesicht. Und bekam ein Murren als Antwort. „Dabei bin ich doch der Morgenmuffel.“ “Glaubst du.“, seine Stimme war rau. „Ich entdecke immer wieder neue Seiten an dir, Endymion.“ “Und das wird nicht die letzte gewesen sein.“, er rollte sich auf den Rücken und streckte sich genüsslich, während sich Usagi an seine Brust schmiegte. „Na das will ich auch hoffen.“ Er beugte sich zu ihr. Ihre Lippen trafen sich für einen kurzen Augenblick. „Ich hab deine Eltern und die anderen Gäste befreit und auf ihre Zimmer verteilt.“ “Alleine?“ “Nein. Vorher habe ich Shingo informiert. Er war so freundlich mir zu helfen.“ “Hat er dir keine Fragen gestellt?“, sie stützte sich auf ihre Unterarme und sah ihn fragend an. „Nein. Aber ich glaube, er ahnt etwas.“ “Was? Warum sollte er.“ „Also um ehrlich zu sein, ist dein Mondzeichen beim Verlassen des Zimmers aufgeleuchtet. Ich nehme an, er hat es gesehen. Zumindest sah er irgendwie so aus. Meinst du, er wird es ausplaudern?“ “Sicher nicht.“, sie grinste breit, „Er vergöttert Sailor Moon. Zumindest bis jetzt. Und weil du und ich Mama und Papa gerettet haben, wird er uns nicht verraten.“ „Meinst du?“ “Ich weiß es. Und wenn, dann rede ich mit ihm.“ “Wie du meinst.“ “Wie geht es meinen Eltern?“ “Ganz gut. Ich denke mal, sie werden sich an nichts erinnern können. Oder sie werden denken, es war nur ein schlechter Traum gewesen. Wir sollten ihnen erzählen, dass das Dinner ein wunderbarer Abend war. Das hab ich auch schon Shingo gesagt.“ “Hm, wahrscheinlich. Wie lange hab ich dieses Mal geschlafen?“, Usagi hatte sich mittlerweile komplett aufgesetzt und löste ihre Haarknoten. “Einen ganzen Tag.“ “Was?“, sie war aus dem Bett gesprungen, „Verdammt. Meine Eltern suchen sicher schon nach mir. Und ich hab mich gestern auch nicht mehr bei Luna gemeldet. Verdammt, verdammt, verdammt!“ Mamoru lächelte amüsiert. Jetzt setzte er sich ebenfalls auf und schwang die Beine über die Bettkante. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und sein Shirt war zerknittert. Noch einmal streckte er sich, bevor er sich zu Usagi umdrehte: “Usako, mach langsam.“ “Aber…“ “Nichts aber. Ich habe erst die Leute auf ihre Zimmer geschafft. War dann in deinem Zimmer und hab deine Brosche und dein Handy genommen und Luna eine Nachricht geschrieben.“ “Was?“, Usagi schnitt eine seltsame Grimasse. „Keine Sorge. Ich hab ihr geschrieben ‚Hey Luna! Bei mir ist alles okay. Ihr braucht euch keine Sorgen um mich zu machen. Ich erhol mich super hier. Und freu mich, wenn ich in einigen Tagen wieder bei euch bin. Liebe Grüße, Usagi-chan’. Passt das so?“ „Ja. Ja das ist okay. Hat sie geantwortet?“ “Ja. Kurz bevor ich eingeschlafen war. ‚Hallo Usagi-chan! Wir freuen uns auch schon auf dich. Liebe Grüße aus Tokio, Luna.’“, er gab ihr das Handy, sodass sie es nachlesen konnte. „Danke!“, sie ging um das Bett und gab ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund. „Gern geschehen.“ “Ich glaube, ich sollte jetzt trotzdem zu meinen Eltern gehen.“ “Ich denke auch. Wundere dich nicht. Im Hotel deutet nichts mehr auf den Zwischenfall mit Zoisite hin.“ “Okay.“, sie schmiegte sich an seine Brust, „Danke für alles. Ohne dich hätte ich das sicherlich nicht geschafft, mein Prinz.“ Er nahm sie in seine starken Arme. Atmete ihren Duft tief in sich ein. „Was hast du geträumt?“, ihre Stimme war leise, während sie mit ihrem Zeigefinger Kreise auf seiner Brust malte. „Nichts.“ “Nichts? Nicht mal von der Prinzessin?“ “Nein.“ “Komisch.“ “Finde ich nicht.“ “Hm?“ “Na ja, du lagst ja neben mir, Prinzessin. Ich musste sie ja nun nicht mehr suchen.“, er hauchte ihr einen Kuss auf den blonden Haarschopf. „Ich liebe dich, Endymion.“ “Und ich liebe dich, Serenity. Meine kleine Prinzessin.“ Sie schaute zu ihm hoch. Versank in seinen Augen und näherte sich mit ihren Lippen den seinigen. In Bruchteil von Sekunden verbanden sie sich und tauchten in einen tiefen Kuss ein. Usagi seufzte wohlig auf, während Mamoru in den Kuss lächelte. „Ich muss jetzt gehen.“, sie unterbrach den Kuss nur allzu ungern. “Ich weiß.“ “Sehen wir uns dann?“ “Sicher. Es ist jetzt kurz nach sieben. Ich kann ja an euren Tisch zum Frühstücken kommen.“ „Das wäre schön.“, sie ging einen Schritt von ihm weg. „Dann bis gleich.“ “Bis gleich.“ Langsam lösten sich ihre Hände. Ihre Finger entknoteten sich. Sie blickten sich noch einmal tief in die Augen, bevor sich Usagi abwandte und das Zimmer summend verließ. Mamoru schaute ihr hinterher, wuschelte sich durch seine schwarzen Haare und beschloss erst einmal unter die Dusche zu gehen. Usagi schlenderte den Korridor hinab. Es waren nur einige Meter bis zu ihrem Zimmer. Tatsächlich lag Mamorus im selben Stockwerk wie ihr eigenes. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie war unsagbar glücklich. Weil ihre Eltern gerettet waren. Weil es ihrem Bruder anscheinend gut ging. Weil sie Mamoru liebte. Weil er ihr Prinz war. Schneller als sie gedacht hätte, stand sie vor ihrer Zimmertüre, kramte in ihrer Hosentasche nach der Keycard. Sie schob sie durch den Schlitz und wollte gerade hinein schlüpfen, als Shingo aus seinem Zimmer trat und sie erblickte. „Hey Schwesterherz.“ Sie wirbelte herum. „Darf ich mit reinkommen?“ “Sicher.“, sie ließ ihm den Vortritt, folgte ihm. „Usagi.“ “Hm.“ „Danke!“ “Wofür?“, sie versuchte nicht allzu klug auszusehen. Aber sie wusste sofort, was ihr kleiner Bruder meinte und worauf er hinaus wollte. „Für Mama und Papa. Und die anderen.“ “Ich weiß nicht, was du meinst.“, sie ließ sich aufs Bett fallen, schob sich die Ballerinas von den Füßen. „Ist ja auch egal. Aber danke. Ihr beide, du und Mamoru, ward echt spitze. Ich bin stolz darauf, dass du meine Schwester bist.“ Usagi schaute ihn überrascht an. Am liebsten hätte sie Shingo für diesen Satz in die Arme genommen. Aber sie wollte ihm nicht die Bestätigung seiner Vermutung geben. Vielleicht später einmal. Irgendwann. Aber jetzt noch nicht. Nicht solange ihr Feind immer noch da draußen sein Unwesen trieb. Also widerstand sie ihrem Drang und grinste ihn schief an. „Okay. Danke!“ „Wo ist Mamoru?“ “Bei sich im Zimmer.“ “Ihr habt einen ganzen Tag verschlafen.“ “Ich weiß. Tut mir leid. Haben Mama und Papa schon nach mir gefragt?“ “Nein. Nach dem Mamoru und ich sie in ihre Betten gelegt haben, war ich ab und an mal nach ihnen sehen. Aber erst vor einer halben Stunde habe ich Stimmen gehört. Ich wette, sie werden in der nächsten halben Stunde an unsere Türen klopfen und uns zum Frühstück bitten.“ “Ich glaub auch. Na gut, dann werde ich mal duschen gehen. Sonst schimpft Mama wieder.“ “Sicherlich. Bis gleich Usagi.“ „Bis gleich.“, sie lächelte ihn an, als er aus der Zimmertüre und wieder auf den Korridor trat. Usagi war erleichtert, dass er es einfach hinnahm, dass sie nicht darüber sprechen wollte. Immer noch etwas müde ging sie ins Bad. Sie schälte sich aus ihren Klamotten, warf sie in die Ecke und nahm sich vor, sie gleich nach dem Duschen in den Koffer zu packen. Dann drehte sie das Wasser auf. Warm kam es aus dem Duschkopf. Vorsichtig stieg sie in die Duschkabine, genoss das Wasser, das auf sie nieder prasselte. Ein Seufzer entfuhr ihr, als sie sich mit ihrem Vanilleduschbad einschäumte. Sie konnte fast schon spüren, wie sie den Schmutz des Kampfes aus ihren langen Haaren wusch. Wie er an ihrem Körper hinunter floss und in den Abfluss gespült wurde. Usagi hatte keine Ahnung, wie lange sie unter dem warmen Wasserstrahl stand. Erst als es an der Tür klopfte, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen und stellte das Wasser ab. „Bin gleich da. Einen Moment bitte.“ Sie angelte nach dem Badetuch und wickelte es sich um den Körper. Ein kleineres Handtuch nutzte sie, um ihre Haare darin einzuwickeln. Barfuss schlenderte sie zur Tür. Öffnete sie und wandte sich gleich wieder ab. Mamoru stockte der Atem, als ihm die Türe geöffnet wurde und er auf eine fast nackte Usagi blickte. Kleine Wasserperlen schimmerten auf ihrer nackten Haut. Eine blonde Haarsträhne hatte sich aus dem Handtuch gestohlen, klebte ihr nun im Nacken. Das Handtuch reichte nicht ganz bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel. Er musste schlucken. Natürlich war ihr Rock als Sailor Moon nicht länger und sogar noch kürzer als das Handtuch. Aber gerade hatte sie nichts weiter an, als dieses Handtuch. Darunter war sie splitterfasernackt. Mamoru war noch nicht so weit, als das er sich um diesen einen Punkt in der frischen Beziehung zu Usagi Gedanken machte. Immer noch irritiert trat er in ihr Zimmer und schloss die Türe hinter sich. Sie fiel nicht so leise ins Schloss, wie er gehofft hatte. Das Mädchen drehte sich herum, als die Tür schloss. Und sie kam ins Stocken. „Mamo-chan.“ „Hey.“ Gedanklich schallte er sich einen Vollidioten für diese dämliche Begrüßung. „Was machst du hier?“, instinktiv zog sie das Handtuch fester um sich. “Ich, ähm, ich wollte dir dein, ähm, dein Handy bringen.“, er zog es aus seiner Hosentasche hervor und legte es ihr neben den Fernseher auf die Kommode. „Oh. Danke. Ähm, willst du hier warten? Ich bin, ähm, ich bin gleich fertig.“ “Ja. Danke.“, er nickte. Sein Mund war trocken und er setzte sich nervös auf ihr Bett. Sah, wie sie zu ihrem Schrank ging und sich frische Kleidung heraus nahm. Nichts war mehr von seiner Selbstsicherheit zu sehen, die er noch vor einiger Zeit an den Tag gelegt hatte. So wie sie sich gerade vor ihm bewegte, kam er sich eher wie ein kleiner Schuljunge vor. „Ich geh kurz ins Bad. Wenn es klopft, sind es meine Eltern. Sag mir im Bad bescheid, dann kann ich ihnen antworten.“ Er nickte nur. War nicht im Stande, auch nur irgendetwas Gescheites zu sagen. Seine Augen folgten ihr, bis sie im Bad verschwunden war. Usagi lehnte sich von Innen an die Badezimmertür. Dass er plötzlich hier auftauchte, verwirrte sie. Vor allem weil sie ihn, ohne nur einmal aufzusehen, in ihr Zimmer gelassen hatte. Gut, sie hatten zwei Nächte in einem Bett verbracht. Aber jetzt war es vollkommen anders. Sie war nackt. Nicht ganz. Sie hatte ein Handtuch um. Aber sie kam sich nackt vor. Sie hatte seinen Blick gesehen. Er war nicht lüstern oder ähnliches. Vielmehr lag Neugierde darin und ein kleiner Schock. Doch der schien positiv. Ein Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Sie trocknete sich weiter ab und zog sich ihre frischen Sachen an. Kurz bevor sie sich ihre Haare föhnen wollte, klopfte Mamoru an die Tür. Sie kam heraus und schob ihn kurzerhand ins Bad. Bedeutete ihm, ruhig zu sein. Er nahm es nickend zu Kenntnis. Dann erst öffnete sie ihre Türe. „Guten Morgen, Mama.“ „Guten Morgen, Liebes. Bist du fertig fürs Frühstück?“ “Ich muss noch kurz meine Haare etwas trocken föhnen. Ist es okay, wenn ich gleich nachkomme?“ “Ja. Sicher. Aber so warm wie du immer duschst, wäre es vielleicht schlauer, den armen Mamoru aus dem Bad zu lassen, bevor er darin vor Hitze kollabiert.“ Usagi erstarrte. Ihre Mutter grinste. „Ähm, wovon redest du, Mama?“ “Usagi. Ich war auch mal jung.“ “Sagst du es Papa?“ “Bin ich wahnsinnig?!“ „Danke.“, Usagi umarmte ihre Mutter, die ihr zuzwinkerte und den Gang hinunter verschwand. Das Mädchen schloss die Tür und öffnete dafür die vom Bad. „Woher wusste sie, dass ich hier drin bin?“, Mamoru wirkte erstaunt. „Sie ist meine Mutter. Sie weiß irgendwie viel zu viel.“ “Aha.“ “Nein, das weiß sie nicht. Zum Glück.“ „Oh ja. Wie weit bist du?“ “Nur noch die Haare.“ „Dann beeil dich. Ich hab Hunger.“, er grinste schief. „Ach du auch?!“, sie gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und verschwand erneut im Bad. Familie Tsukino saß am Tisch und frühstückte. Sie unterhielten sich ausgelassen. Shingo unterstützte Mamorus Idee, dass alles nur ein langer Traum gewesen sei und sie so fertig waren von dem ausgelassen Fest an Tanabata, dass sie eben einen Tag komplett verschlafen hätten. Erstaunt blickten seine Eltern den Jungen an. Sie konnten es kaum glauben und Kenji meinte fast schon sprachlos, dass er seit seiner Zeit an der Uni nicht mehr so sehr gefeierte hatte, dass er im Anschluss einen Blackout und Durchhänger hatte. Auch Ikuko war überrascht. Vor allem da sie nie eine große Freundin von Partys gewesen war. Doch anscheinend war das Galadinner ausgeufert. Sie fragten nach Usagi. Shingo erzählte, dass sie sich mit ihm zusammen um die Eltern gekümmert hätte. Ebenso Mamoru. „Es scheint mir, als ob nur ihr drei nüchtern geblieben seid.“, murmelte Kenji über seine Kaffeetasse hinweg. „Ja, das stimmt. Aber keine Sorge: Mamoru und Usagi haben darauf geachtet, dass es mir gut ging.“, grinste der Junge. Und er sagte ja mehr oder weniger die Wahrheit. „Mamoru scheint sehr pflichtbewusst zu sein.“ “Ja Papa, das ist er.“ “Das ist doch gut. Vielleicht treibt er unsere Usagi ein bisschen an.“ “Hm, also ich weiß nicht. In meinen Augen ist sie immer noch viel zu jung für Jungs.“ “Ich dachte du magst ihn, Liebling?“, Ikuko blickte ihn fragend an. “Schon. Ich mag sein Auto. Aber wenn ich daran denke, dass unser kleiner Hase in dem Wagen sitzt, wird mir ganz schlecht. Der geht von null auf hundert in fünf Sekunden. Da kann sonst was passieren.“ „Ich glaube, sie sind ineinander verliebt.“ Erstaunt über den Satz ihres Sohnes schauten Ikuko und Kenji ihn an. „Sie blicken sich die ganze Zeit so vertraut an.“, sprach Shingo weiter, „So wie es Mama schon beim Dinner sagte. Sie verbindet etwas. Sie scheinen sich Halt zu geben.“ “Sag mal, was ist während unseres Durchhängers passiert?“, Kenji schaute seinen Sohn durchdringend an. „Nichts.“ „Nichts?“ „Nichts!“, bekräftigte Shingo seine Aussage. „Na dann ist es ja gut.“, Kenji lehnte sich entspannt zurück und nahm sich eine Zeitung, „Trotzdem fände ich es gut, wenn sie nicht permanent aufeinander hocken würden.“ „Aber Schatz, lass sie es doch genießen. Ich denke wie Shingo in der Sache. Irgendein Band verbindet die beiden. Als hätten sie sich schon einmal getroffen und sich verliebt. Vielleicht in einem früheren Leben.“, sie nippte an ihrem Kaffee, „Vermies es ihr nicht.“ “Schon verstanden.“ “Akzeptiere es einfach.“ “Hm. Auch wenn…“ “Auch wenn sie sich küssen.“, beendeten Shingo und seine Mutter lachend den Satz. „Na gut.“ „Oh da sind sie ja.“, Ikuko wedelte wie eine Besessene mit der Hand, als ihre Tochter und ihr fescher Freund in das Restaurant kamen und sich suchend umblickten. Händchen haltend. Und das ließ Ikuko fast quietschen vor Freude. „Da sind sie.“, Mamoru winkte Usagis Mutter zu und ging mit seiner Liebsten zu deren Familie, „Guten Morgen allerseits.“ „Guten Morgen, Mamoru. Hallo Liebes.“, Kenji hatte die Zeitung beiseite geräumt und blickte zu dem Pärchen. Innerlich gestand er sich ein, dass seine Tochter keinen besseren als Mamoru hätte finden können. Er war klug und studierte an einer der besten Unis Japans. Warum sich also Sorgen machen. Usagi und Mamoru holten sich am Buffet ihr Essen. Ihres war reichhaltig und so viel wie die Tage vorher. Er genoss es beinahe schon. Sie saßen mit Familie Tsukino am Tisch und lachten zusammen. Es wurden Pläne geschmiedet. Kenji lud Mamoru ein, bei den Familienausflügen dabei zu sein. Der junge Mann willigte ein. Er fühlte sich in Usagis Familie willkommen. Angekommen. So vergingen die Tage. Sie machten noch einmal einen Ausflug nach Mishima. Usagi ließ sich von Mamoru ins Stadtgeschichtliche Museum bringen und fand es im Nachhinein interessant. Sie bummelten alle zusammen und ab und an und durch Ikukos Hilfe auch mal nur für sich alleine durch die Straßen. Sie aßen Eis und Mamoru kaufte Usagi eine Kette mit einem sichelförmigen Mondanhänger. Das Mädchen wusste, was es bedeutete. Am Tag der Abreise schmiegte sie sich in Mamorus Arme, der gegen seinen Wagen gelehnt stand. Ihr Vater ertrug es mit stoischer Gelassenheit. „Sehen wir uns morgen?“ “Am Nachmittag bin ich eigentlich mit den Mädchen verabredet.“ “Wann?“ “Um halb vier im Crown. Warum?“ “Ich dachte, wir könnten vielleicht ins Kino gehen? Also sofern uns nicht Zoisite oder so dazwischen kommt.“ “Ich denke, dass sollte gehen.“, sie lächelte ihn an und wandte sich ihrem Vater zu, „Papa, ist es okay, wenn ich morgen mit Mamoru ins Kino gehe?“ “An welche Vorstellung habt ihr denn gedacht?“ „Ich dachte an die Vorstellung um zwanzig Uhr. Ich würde gerne vorher mit Usako etwas gehen.“ „Wann bringst du sie heim?“ “Ist halb zwölf okay? Ich weiß nicht, wie lange der Film geht.“, gestand Mamoru ehrlich. Er hatte sich an den kleinen Kontrollwahn von Kenji gewöhnt. „Bis vor die Haustür?“ “Ja. Direkt auf die Schwelle.“ “Dann ist halb zwölf okay. Sind ja auch Ferien.“ „Danke Papa.“, Usagi strahlte über das ganze Gesicht. Nie und nimmer hätte sie gedacht, dass ihr Vater die Beziehung akzeptieren würde. Aber solange Mamoru ihm zeigte, dass er verantwortungsbewusst war und sich an die Kenjis Regeln hielt, gab es keinen Einwand. „Usagi komm jetzt. Ihr seht euch ja morgen.“, Ikuko lächelte ihrer Tochter zu. „Ja Mama. Papa!“ „Hm?“ „Umdrehen.“, grinsten Usagi und Mamoru ihn an und Kenji wusste sofort warum und tat es auch. Das Mädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und er senkte seinen Kopf. Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen miteinander. Und erst das ungeduldige Hupen aus dem Familienauto der Tsukinos brachte sie auseinander. „Bis morgen, Serenity.“ “Bis morgen, Endymion.“ “Ich ruf dich am Abend an.“ “Ich freu mich darauf.“ “Ich liebe dich.“ “Ich liebe dich auch.“ Usagi hauchte ihm noch einen Kuss auf die Wange und schlenderte dann lächelnd zum Auto ihrer Familie, während Mamoru in seinen Wagen stieg. Zeitgleich wurden die Motoren angelassen, wobei Mamorus Sportwagen eleganter und kraftvoller klang. Er winkte Usagi zu, bevor er aus der Torausfahrt fuhr und davon brauste. Kenji dagegen zuckelte mit dem Familienauto im mittelmäßigen Tempo hinterher. Usagi kam am nächsten Tag gut gelaunt im Crown an. Sie war pünktlich. Sehr zum Erstaunen ihrer vier Freundinnen. „Hallo!“ „Hey Usagi!“, Minako fiel ihr um den Hals. „Wie war der Urlaub?“, Makoto klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. „Hast du dich gut erholt?“, Ami lächelte sie an. “Hast du nur faul rum gelegen?“, Rei stichelte grinsend. „Danke für deine Nachrichten.“, freuten sich Artemis und Luna im Chor. “Das gleiche wie immer?!“, Motoki serviert bereits ihren Schokomilchshake. Usagi setzte sich fröhlich hin. Nahm eine großen Schluck ihres Getränkes, bevor sie alle Fragen zu beantworten versuchte: “Hallo zusammen. Ja der Urlaub war wirklich toll. Ich hab fast nur rum gelegen. Wir haben auch viele Ausflüge gemacht. Und das mit den Nachrichten war ja ausgemacht. Kein Ding also.“ „Und, hast du ein paar hübsche Jungs am Strand kennen gelernt?“, Minako schaute sie neugierig an. „Ja, da gab es schon einige.“ “Und?“, Makoto rückte ihr auf die Pelle. „Da gab es diesen einen.“ “Aha?“ “Ja ‚Aha’, Ami. Ich dachte ja erst, dass er ziemlich steif wäre und ein Idiot. Aber im Nachhinein stellte sich heraus, dass er sehr nett ist.“ “Du verarschst uns doch.“, Rei blickte sie skeptisch an. „Nein, Rei. Tu ich nicht. Den Mondanhänger hat er mir geschenkt.“ „Das heißt, ihr seid zusammen?“ „Jepp. Seit Tanabata.“ “Wie romantisch.“, seufzte Minako. „Aber vergiss deine Pflichten nicht.“ „Keine Sorge, Luna.“, Usagi nahm noch einen weiteren Schluck. „Magst du ihn?“ “Oh ja, Artemis. Sehr sogar.“ “Und er dich auch?“, Ami schaute sie an. „Ja. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt. Und hat mich Prinzessin genannt.“ „Was ist das denn für ein Typ?“, schnaubte Rei ein wenig verächtlich, „Der scheint ja Tomaten auf den Augen zu haben. Du und eine Prinzessin.“ “Hm, ist halt so. Er ist ja auch mein Prinz in einer strahlenden Rüstung.“ “Scheint mir, als wärst du echt verliebt in den Kerl.“ “Ja das bin ich.“, Usagi grinste Makoto an. „Na dann hab ich ja jetzt freie Bahn bei Tuxedo Kamen.“ „Aber Rei, ich dachte, du willst Mamoru erobern.“ „Ja den auch, Ami. Aber wenn der eine nicht will, hab ich immer noch eine Option.“ „Viel Glück.“ “Danke Usagi.“ Die Genannt grinste in sich hinein. Sie malte sich alle Szenen aus, wie Rei reagieren würde, wenn sie Mamoru in einigen Minuten abholen würde. „Wann lernen wir denn deinen Traumprinzen kennen?“ „Oh, er holt mich gleich ab, Mina. Wir sind zum Kino verabredet. Aber vorher gehen wir was essen.“ “Na da bin ich mal gespannt, wer das ist.“, die Schwarzhaarige war immer noch skeptisch. Sie konnte sich einfach keinen Mann vorstellen, der freiwillig mit Usagi zusammen sein wollte. Die Mädchen saßen noch einige Zeit zusammen und ließen Usagi von ihren Urlaub erzählen. Die redete bereitwillig. Verschwieg jedoch den Angriff von Zoisite. Das würden sie noch früh genug erfahren. Aber warum sollte sie jetzt schon Unruhe stiften, wenn sie gerade so gut gelaunt war. „Oh, da ist Mamoru.“, Rei hatte aus dem Fenster gesehen und war bei seinem Anblick sofort aufgesprungen, „Wie gut er ausschaut.“ Die anderen Mädchen folgten ihrem Blick. „Er trägt eine Jeans und Schuhe und ein T-Shirt.“, runzelte Ami die Stirn. „Ich find ihn sexy.“ „Dachten wir uns.“, grinste Makoto. „Und nun?“ “Nun, liebe Mina, werde ich ihn nach einem Date fragen.“ Usagi schwieg und trank den letzten Schluck ihres Shakes. Sie musste sich zusammen reißen, nicht sofort laut loszulachen. Mamoru betrat sein Stammcafé, warf seinem besten Freund ein ‚Hallo!’ entgegen, das erwidert wurde. Dann sah er sich um. Als sein Blick in die Ecke fiel, in der Usagi mit dem Rücken zu ihm zusammen mit ihren Freundinnen und den Katzen saß, musste er grinsen. Er wollte gerade zielstrebig dahin gehen. Doch genau in diesem Moment fiel ihm Rei praktisch in die Arme. “Oh Mamoru. Ich hab dich gar nicht gesehen.“, sie lächelte und ein Rotschimmer trat auf ihre Wangen. „Hallo Rei. Hallo Mädels.“ Sie begrüßten ihn freundlich. „Also Mamoru, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht umrennen.“ “Glaub ihr kein Wort.“, Usagi drehte sich zu ihm um und grinste. „Halt die Klappe Usagi!“, Rei zischte sie böse an, aber ihre Freundin grinste noch breiter. Was Rei aber nicht weiter beachtete und sich wieder ihrem Schwarm zuwandte: “Ach Mamoru. Vergiss, was sie gesagt hat. Ich, ähm, also ich wollte dich was fragen.“ Mamoru zog eine Augenbraue hoch und lächelte sie fragend an: “Ja?“ “Also ich wollte dich fragen, ob du heute schon was vorhast? Weißt du, unser Treffen hier ist eh gleich beendet. Wir warten nur noch darauf, Usagis angeblichen Freund zu sehen. Aber dann können wir gerne etwas zusammen unternehmen.“, sie schaute ihn hoffnungsvoll an. „Hm, also weißt du, Rei. Das ist wirklich sehr nett von dir, mich zu fragen. Aber ich wollte nur kurz ‚Hallo!’ sagen und selbst bin ich auch schon verabredet.“ „Oh. Du hast schon ein Date?“ “Ja, so kann man das wohl nennen, wenn man was Essen und dann ins Kino geht.“ „Heißt das, du hast eine Freundin?“ “So leid es mir tut, Rei. Ja die habe ich.“ “Seit wann?“ “Seit Tanabata.“ „Aha. Und wie ist sie so?“ “Wie eine Prinzessin.“, er lächelte bei seinen Worten. „So, das ist mein Stichwort.“, Usagi war zu Verwunderung aller aufgesprungen und schnappte sich ihre Tasche, kramte nach ihrer Geldbörse und legte Motoki das Geld auf den Tisch für ihren Schokoshake. Dann ging sie gut gelaunt und lächelnd in Richtung Mamoru und Rei. Ihre Freundinnen schauten ihr überrascht nach. „Gehst du schon?“ „Ja Ami. Wir sehen uns morgen.“ “Aber wollte dein Freund dich nicht abholen?“, Makoto schaute verwirrt. „Nicht gerade gentlemen-like, wenn du ihm hinterher rennen musst.“, erwiderte Minako. „Ich sag’s ja: Usagi hat gar keinen und wollte sich nur wichtig machen.“, Rei grinste triumphierend und selbstsicher. „Warum sollte ich? Er hat mich doch abgeholt.“, Usagi ergriff Mamorus Hand und lächelte ihn an, als er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. Genau auf die Stelle, wo vor einigen Tagen noch der Sichelmond zu sehen war. „Was?“, die Mädchen fragten zeitgleich im Chor. „Bis morgen!“, Usagi ging nicht darauf ein. Mamoru winkte den Mädchen zu und zog seine Prinzessin dann aus dem Café. Motoki trat zu den Mädchen: “Sind die beiden jetzt zusammen?“ “Ja.“, Amis Stimme klang gefasst. „Seit Tanabata.“, beantwortete Minako die Frage. „Wow.“, mehr konnte Makoto dazu nicht sagen. „Es stimmte, was sie uns erzählte.“, alle Augen richteten sich auf Rei, „Sie sagte, sie dachte erst, er sein ein Idiot. Und das sie seit Tanabata zusammen wären und er sie Prinzessin nennen würde. Sie wollte mit ihrem Freund Essen gehen und dann ins Kino. Und als ich Mamoru eben bat, mir von seiner Freundin zu erzählen, sagte er, dass sie seid Tanabata ein Paar wären und sie seine Prinzessin sei. Und Kino und Essen bestätigte er mir auch.“ “Deswegen sagte Usagi, Prinzessin sei ihr Stichwort.“, schlussfolgerte Ami. „Hm, scheint, als hätte dieses Gewinnspiel ihn in denselben Ort wie Usagi verschlagen.“, murmelte Motoki und erklärte den weiterhin verwirrten und überraschten Mädchen, dass Mamoru eine Reise gewonnen hätte. Langsam fügten sich für alle die Puzzelteile zusammen. „Am Strand…“, begann Minako. „…beim Sonnenuntergang…“, ergänzte Makoto. „…haben sie Händchen gehalten…“, sprach Ami. „…sich geküsst…“, meinte Rei. „…und sich ihre Liebe gestanden.“, vollendete Motoki, der kurze Zeit später wieder zum Tresen ging. „Na gut. Mamoru ist also vom Markt. Dann schnapp ich mir eben doch Tuxedo Kamen.“, lächelte Rei unwissend selbstsicher und die anderen nickten ihr eifrig und bestätigend zu. Außer Artemis und Luna. Alleine das Wort ‚Prinzessin’ und ‚Prinz’ ließ sie nachdenklich werden. Mamoru und Usagi waren einige Meter gelaufen, bevor sie sich sicher waren, außer Hörweite zu sein und sich vor Lachen schüttelten. Beide meinten es nicht böse mit Rei. Aber die Situation war einfach zu komisch gewesen. Sie beruhigten sich beide erst nach einigen Minuten. Mamoru zog seine Prinzessin an sich, hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Ich hab dich vermisst letzte Nacht.“ “War ich nicht in deinen Träumen?“ “Schon, aber wenn du neben mir liegst, ist es schöner.“ “Mein Prinz. Ich liebe dich Endymion.“ “Und ich liebe dich, meine Prinzessin Serenity.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)