No matter where I go... von Vienne (...I always feel you so) ================================================================================ Kapitel 1: Widerstand --------------------- Der Himmel war grau. Schon seit Tagen hatte sich die Sonne nicht mehr blicken lassen. Man war gut beraten, wenn man immer einen Regenschirm dabei hatte. Mindestens einmal am Tag konnte man mit einem Schauer rechnen. So wie jetzt. Usagi hatte keinen dabei. Sie tapste durch den Regen. Die Menschen eilten an ihr vorbei, während sie mehr und mehr nass wurde. Ihre Kleidung klebte ihr am Körper. Sie mochte es nicht, konnte es in diesem Moment aber auch nicht ändern. Natürlich könnte sie ihren Verwandlungsfüller nutzen. Aber sie hatte keine Lust. Wollte es nicht. Das Wetter schien sich ihrer Stimmung anzupassen. Ihrem Tagesablauf. Als sie an der Kreuzung stehen blieb, blickte sie zu der Uhr, die in der Mitte auf einer Verkehrsinsel stand. Sie seufzte. Wieder würde sie zu spät ins Crown kommen. Sicherlich waren alle anderen schon da. Aber innerlich war es ihr egal. Ihre Freundinnen sollten sich schon daran gewöhnt haben, dass Usagi immer nachsitzen musste. Deswegen versprach sie auch schon gar nicht mehr, pünktlich zu sein. Und heute hatte sie sowieso keine Lust. Lieber würde sie nach Hause gehen und schlafen. Oder Schokolade essen. Oder fernsehen. Doch sie wusste, dass es nicht ging. Viel zu sehr pochte Luna auf diese Treffen. Und jedes Mal ging es um das Gleiche: Wie vernichten wir das Dark Kingdom? Wo ist der Silberkristall? Wo ist die Prinzessin? Usagi hatte es so satt. Immer und immer wieder hörte sie die gleichen Fragen. Die gleichen Fakten. Ab und an schlief sie deswegen am Tisch ein. Und dann wurde sie unsanft geweckt und bekam einen Anschiss. Man warf ihr schon seit Tagen und Wochen vor, dass sie ihre Aufgabe nicht ernst nahm. Das sie zu nachlässig sei. Zu feige und zu faul. Es waren Tatsachen, die man ihr an den Kopf warf. Und für sie war das Schlimmste, dass sie sich nicht einmal rechtfertigen durfte. Nicht sagen konnte, warum es so war. Niemand fragte sie, warum es ihr schlecht ging. Warum sie jeden Tag so müde war. Keiner kümmerte sich drum. Sie nahmen es alle als selbstverständlich wahr, dass sie immer bereit war zu kämpfen. Doch das war sie nicht. Das war sie ganz und gar nicht. Müde und klitschnass erreichte sie das Crown. Sie hinterließ kleine Wasserpfützen auf den Fließen, als sie in die hinterste Ecke ging, wo ihre Freundinnen und Luna und Artemis saßen. "Hallo!", sie klang abgekämpft, aber alle schienen es zu übergehen. "Wie schaust du denn aus?", Ami blickte sie erstaunt an. "Nass?!" "Du bist total durchnässt.", Minako legte den Kopf schief. "Ich weiß." "Hattest du keinen Schirm dabei?", Makoto rutschte eine wenig, damit sich Usagi setzen konnte. "Zuhause vergessen." "Das ist so typisch von dir, Usagi. Selbst schuld, wenn du jetzt krank wirst.", Reis Stimme klang überheblich. "Nein, du darfst nicht krank werden.", bestimmte Luna, "Du musst kämpfen." "Hm.", Usagi schaute keinen von ihnen an. Gedanklich wünschte sie sich den schlimmsten Schnupfen seit langem. Einen der sie tagelang ans Bett fesseln würde. "Wo warst du eigentlich so lange?", Ami trank einen Schluck ihres Tees. "Nachsitzen. Wie immer." "Boah Usagi, reiß dich doch mal in der Schule zusammen.", Rei klang wütend. "Hm." "Bist du wieder zu spät gekommen?", Makoto klang betont freundlich. "Ja. Auch." "Auch?", Minako hob eine Augenbraue. "Ich bin zu spät gekommen, deswegen musste ich heute Nachsitzen. Und weil ich die letzten drei Tage gar nicht in der Schule war, muss ich auch noch die ganze nächste Woche absitzen." "Du warst nicht in der Schule?", Ami schrie fast vor Entrüstung. "Ja, na und?", Usagi zuckte nur mit den Schultern. Anscheinend hatten es ihre Freundinnen noch nicht einmal mitbekommen, dass sie fehlte. Und das obwohl Ami und Makoto in ihrer Parallelklasse waren. "Aber das kannst du nicht machen.", Makotos Stimme klang besorgt. "Doch. Wie ihr seht." "Was sagen deine Eltern dazu?" "Sie haben mich zusammen gestaucht, Mina." "Wie kann man nur so dumm sein?", Rei kochte mittlerweile vor Wut, "Du schwänzt die Schule. Kommst zu spät zu unseren Treffen. Du bist feige, wenn es ans Kämpfen geht. Bist du nun vollkommen durchgeknallt?" Usagi schwieg. Blickte auf die Tischkante. "Steckt vielleicht eine Junge dahinter?", Minako klang neugierig. "Als ob die jemand haben will." "Rei, sei nicht so fies.", Ami sah die Schwarzhaarig tadelnd an. "Ist doch wahr." "Also, ist es wegen einem Jungen?" Usagi krallte ihre Hände in die Tischkante: "Könnt ihr mich jetzt bitte aufklären, was ihr bis jetzt besprochen habt?" Sie überging die Vermutungen einfach. Vor allem weil eh nichts dran war. "Ja, sicher.", Artemis klang verunsichert, begann dann jedoch zusammen mit Luna die Fakten aufzuzählen. Für Usagi war es keine Überraschung, dass es nichts Neues gab. Sie drehten sich immer noch im Kreis und hatten nichts Neues herausgefunden. Daher schwieg sie einfach nur und hörte zu, während die anderen diskutierten. Mamoru parkte seinen Wagen direkt vorm Café und hechtete hinein. Er hatte keine Lust nass zu werden. An der Theke begrüßte er seinen besten Freund Motoki und ließ sich von ihm einen Kaffee bringen. Sein Blick glitt durchs Café. In der hintersten Ecke am Fenster sah er bekannte Gesichter. Und er sah etwas, was ihm nicht gefiel. Was ihm schon seit einigen Tagen nicht mehr gefiel. Er wandte sich ab und Motoki zu: "Sag mal, was ist eigentlich mit Odango los?" "Was meinst du?", Motoki folgte Mamorus neuerlichem Blick in die Ecke und zu den fünf Mädchen samt zwei Katzen. "Kam sie dir nicht früher irgendwie fröhlicher vor?" "Du meinst, sie hätte mehr gelacht?" "Ja. Ich meine, sie sitzt da wie ein Trauerkloß und zieht eine Miene, die dem Wetter da draußen Konkurrenz machen könnte." "Hm, vielleicht hat sie nur ein bisschen Ärger zuhause. Sie muss ja nicht immer unser Gute-Laune-Bär sein.", Motoki ging um die Theke herum und klopfte seinem Freund auf die Schultern, "Komisch, dass ausgerechnet du dir Sorgen um sie machst." "Was? Nein, das ist nicht wahr. Ich..." Aber Motoki war schon am Weg zum nächsten Tisch, um neue Bestellungen aufzunehmen. Mamoru nahm seine Tasse und trank einen Schluck. Sein Blick wich nicht von Usagi. War er wirklich der einzige, dem es auffiel, dass es ihr anscheinend hundsmiserabel ging? Er versank so sehr in Gedanken, dass ihm nicht einmal auffiel, dass Rei zu ihm herüber kam. "Hey Mamoru! Wie geht’s dir?", sie setzte sich mit ihrer Cola neben ihn auf den freien Barhocker. "Oh, hallo Rei. Ja, alles okay. Bei dir?" "Jetzt wo ich dich sehe, geht für mich die Sonne auf.", sie strahlte ihn an, aber er überging es. "Sag mal, was ist mit Odango los?" "Ach, die ist, glaub ich, nur sauer." "Warum?", er versuchte neutral zu klingen. "Oh, sie hat die Schule in den letzten Tagen geschwänzt und dafür Ärger bekommen. Sowohl zuhause als auch von uns." "Wieso hat sie das gemacht?" "Keine Ahnung. Entweder weil sie es mal austesten wollte oder weil sie sich drücken wollte oder aber weil sie keine Lust hatte. Ich gehe davon aus, dass es eine Mischung aus Allem ist. Das ist eben Odango. Kindisch und naiv und dumm." Mamoru schwieg. Er schaute wieder zu den Mädchen. Und sein Blick wurde erwidert. Von Usagi. Auch wenn sie ein Stück weit entfernt war, konnte er sehen, wie matt ihre Augen waren. Das Strahlen darin war verschwunden und sie wirkte zerschlagen und abgekämpft. Ihr Versuch ihn anzulächeln, misslang und sie wandte sich daraufhin gleich wieder ab und starrte auf den Schokomilchshake, den ihr Motoki so wie immer gebracht hatte. "Aber um die musst du dir keinen Kopf machen. Ist wieder nur so eine Phase von ihr.", Rei plapperte munter weiter, "Sag mal, wollen wir nachher vielleicht noch irgendwo hin?" "Bei dem Wetter?" "Na vielleicht ins Kino. Oder was essen. Ist doch egal." "Eigentlich bin ich nur kurz vorbei gekommen, um einen von Motokis guten Kaffees zu trinken und dann muss ich noch zur Bibliothek. Ich brauch noch ein paar Bücher für die Vorlesungen nächste Woche." "Oh, da kann ich dich doch begleiten. Ich muss einen Vortrag halten über Toyotomi Hideyoshi und könnte auch noch einige Bücher gebrauchen." "Weißt du, Rei, dass ist echt nett von dir.", er versuchte sich aus der Situation zu winden, "Aber ich bin hinterher auch noch mit einigen Kommilitonen verabredet. Tut mir leid, vielleicht ein anderes Mal." Mamoru tat sein Tun nicht leid. Er hatte nicht die geringste Lust mit Rei auszugehen. Wenn er ehrlich zu sich war, ging sie ihm mit ihrer Flirterei ziemlich auf die Nerven. "Ach das macht doch nichts. Dann eben…" Rei wurde barsch von Geschrei unterbrochen. Sie und Mamoru blickten sich suchend nach der Quelle des Lärmes um und sahen, wie sich Usagi wütend erhoben hatte. "Weil ich nun mal keine Lust und keine Zeit für den Mist habe. Ich will es einfach gerade nicht. Sondern ich will nur mal für zwei oder drei Tage meine Ruhe haben! Einfach nur für mich sein. Ohne das ihr mir alle auf die Nerven geht. Ich hab keinen Bock mehr auf den ganzen Scheiß hier. Macht es doch alleine. Ohne mich scheint ihr ja eh viel besser dran zu sein!" Alle Gäste blickten das Mädchen mit großen Augen an. Sie alle kannten Usagi. Aber noch nie war sie so laut und wütend geworden. Nicht einmal bei ihren täglichen Streitereien mit Mamoru. Sie sahen ihr zu, wie sie das Geld für den Milchshake auf den Tisch donnerte und sich zum Gehen aufmachte. Makoto hielt sie am Handgelenk fest: "Es ist aber deine Aufgabe." "Da pfeiff ich drauf, Mako. Macht es alleine und lasst mich damit in Ruhe." "Aber ohne dich geht es nicht.", auch Minako war aufgesprungen. "Ihr scheint doch sonst so gut ohne mich klar zukommen." "Wie meinst du das?", Ami war geschockt. "Ihr bequatscht alles schon, bevor ich da bin. Macht mir dann die Hölle heiß, wenn ich noch mal nachfrage. Aber alles was ich dann noch zu hören bekomme, ist nichts, was ich nicht schon gewusst hätte. Ihr habt nichts Neues gefunden. Und trotzdem treffen wir uns jeden Tag. Und das nervt mich. Es kotzt mich an. Und wenn ihr neue Fakten habt, dann beschließt ihr Dinge über meinen Kopf hinweg. Ich werde nicht mal gefragt, ob ich Bedenken habe." "Weil du immer welche hast.", Rei hatte sich in den Streit eingemischt, "Du hast immer irgendwelche Bedenken. Irgendwelche fadenscheinigen Ausreden. Du bist einfach nur feige, Usagi." "Na und!", Usagi wandte sich der Schwarzhaarigen zu, "Dann bin ich eben feige und habe Angst. Das ist doch nur menschlich. Ich bin nun einmal nicht so stark wie ihr. Aber euch ist das egal. Und mir mittlerweile auch. Lasst mich einfach in Ruhe." Usagi schossen bei ihren letzten Worten die Tränen in die Augen. Mamorus Herz zog sich bei diesem Anblick schmerzhaft zusammen. Er wusste nicht warum, aber er wollte sie nicht weinen sehen. "Dann lauf halt wieder davon. So wie immer, du feiger Hase!", donnerte Rei ihr hinterher, als Usagi wütend aus dem Café rannte. In Mamorus Kopf drehte sich alles. Sah denn keiner ihrer Freundinnen, dass es Usagi anscheinend wirklich dreckig ging? Oder wollten sie es nicht sehen? Er schaute zu Rei: "Musste der letzte Satz wirklich sein?" "Ja. Weil das ist Usagi. Sobald es Probleme gibt, läuft sie davon." "Hm. Du, ich muss jetzt auch los.", er kramte in seiner Tasche nach Geld für seinen Kaffee und legte es Motoki auf die Theke, "Bis demnächst, Rei." "Oh, na gut. Dann bis später.", sie lächelte ihn an und ging wieder gut gelaunt zu ihren Freundinnen. "Usagi ist vollkommen durchgedreht. So kenn ich sie gar nicht.", Ami klang bestürzt. "Sie klang echt sauer.", fügte Minako hinzu. "Aber warum?“, hakte Makoto nach. "Es ist eben Usagi. Sie hat sicher nur eine Phase. So wie immer. Erst will sie sich wichtig machen, und wenn das nicht klappt, wird sie eben wütend.", Rei strich durch ihr Haar, "Vielleicht ist sie auch nur sauer, weil Mamoru jetzt mir mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihr." "Wir haben jetzt nicht die Zeit, um uns Gedanken um Usagi zu machen.", sprach Luna. Auch sie war sauer auf Usagis Verhalten. "Luna hat Recht. Wir müssen uns neue Taktiken zur Bekämpfung des Dark Kingdom überlegen. Und wir müssen die Prinzessin und den heiligen Silberkristall finden.", erwiderte Artemis. Die Mädchen nickten entschlossen und steckten schon wieder ihre Köpfe zusammen, um die Lage erneut zu analysieren. Mamoru warf noch einen letzten Blick zum Tisch der Mädchen. Sie hatten Usagi scheinbar schon wieder vollkommen vergessen. "Schöne Freundinnen hast du da, Odango.", sprach er sarkastisch. "Hast du was gesagt?" "Äh, nein. Vergiss es Motoki. Hier, das Geld. Bis dann!" Motoki blickte seinem Freund erstaunt hinterher. Dieser rannte erneut zu seinem Wagen. Immer noch schüttete es aus Kübeln. Als Usagi eben an ihm vorbei lief, hatte er gesehen, dass sie nass gewesen war. Wahrscheinlich hatte sie gar keinen Schirm dabei. Er öffnete die Fahrertüre und setzte sich hinter sein Lenkrad. Strich sich eine Strähne aus den Augen und startete den Motor. Dieser heulte kurz auf, bevor er ausparkte und los fuhr. Usagi war immer noch sauer, als sie die Hauptstraße entlang ging. Und sie wusste, dass ihre Laune sich zuhause nicht bessern würde. Ihre Mutter war gestern schon stocksauer gewesen, als ihre Lehrerin sie angerufen und nach Usagi gefragt hatte. Denn die Blonde hielt es nicht für nötig, sich eine Ausrede für ihr Fehlen einfallen zu lassen. Lieber ließ sie es darauf ankommen. Genauso wie auf das Anschreien durch ihre Mutter. Diese war fassungslos gewesen. Hilflos. Doch all dies prallte an Usagi ab wie ein Gummiball von einer Wand. Sie akzeptierte den zweimonatigen Hausarrest ohne ein Murren. Sie versprach halbherzig, nicht mehr zu schwänzen und immer pünktlich um halb sechs zu Hause zu sein. Sie sah auf die Uhr:Es war zehn vor fünf. Sie würde es schaffen. Sie würde zu Abendessen. Sie würde beim Abwaschen helfen. Sie würde duschen gehen. Sie würde ihre Hausaufgaben machen. Sie würde ins Bett gehen. Sie würde auf den Communicator und den Ruf ihrer Freundinnen reagieren. Sie würde ihnen helfen. Ein müdes Lächeln trat bei den Gedanken an einen neuerlichen Kampf auf ihre Lippen. Sie wollte das nicht. Sie wollte nicht mehr kämpfen. Sie wollte schlafen. Für immer. Sie genoss mittlerweile den Regen. Sie war von oben bis unten klitschnass. Wenn sie krank werden würde, käme ihr das gerade recht. Für einen kurzen Moment blieb sie stehen, schaute nach oben in den Himmel. Die Tropfen fielen ihr jetzt direkt aufs Gesicht. Sie schloss ihre Augen. Mamoru kam ihr in den Sinn. Wie er sie vorhin angeschaut hatte, als sich ihre Blicke trafen. So warm. So verständnisvoll. Er hatte sie noch nie so angesehen. Aber es sah so aus, als würde er wissen, was in ihr vorging. Dann hatte er schockiert ausgesehen, als sie ausgerastet war. Was auch nur logisch war. Nicht mal wegen ihm war sie schon einmal so wütend gewesen. Es war das erste Mal, dass er sie so erlebt hatte. Und sie hoffte, dass er es nie wieder sehen musste. Ausgerechnet vor ihm wollte sie nicht so dermaßen die Fassung verlieren. Sie senkte wieder den Kopf, wollte weiterlaufen, als neben ihr ein Auto mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam. Erschrocken schaute sie zur Seite. Das Fenster wurde heruntergelassen. "Baka!" "Hey Odango!" Sie schaute ihn verblüfft an. "Du warst eben so schnell weg und ich hab gesehen, dass du wohl keinen Schirm dabei hast. Soll ich dich vielleicht mitnehmen?" Usagi schaute ihn verständnislos an. Mamoru musste grinsen: "Na los, steig schon ein. Ich bring dich nach Hause." Ohne ein Wort zu sagen, nickte sie nur und ging um das Auto vorne herum. Sie sah sich um, dass kein anderes Fahrzeug kam und öffnete die Beifahrertüre. Glitt auf den Sitz. Schnallte sich ordnungsgemäß an. Ihr Blick war nach vorne gerichtet. "Wo muss ich hin?" Leise nannte sie ihm ihre Adresse. Er nickte und trat auf das Gaspedal. Die Fahrt verlief schweigsam. Mamoru wollte sie nicht zum Reden drängen. Und er bezweifelte, dass sie sich ihm anvertrauen würde. Vielleicht würde sie es ihm irgendwann einmal erklären. Usagi war in Gedanken. Sie verstand es nicht wirklich, warum er ihr angeboten hatte, sie nach Hause zu bringen. Er war nie so nett zu ihr gewesen. Hatte er es ihr tatsächlich angesehen, dass es ihr nicht gut ging? Hatte er wirklich ein Herz? Das Auto kam zum Stehen und sie schreckte auf. "Wir sind da.", er drehte den Motor ab. "Oh.", sie schaute zu ihm und dann hinaus auf ihr Elternhaus. Sie seufzte schwer. Was ihm nicht entging und die Neugierde siegte: "Was ist mit dir los?" "Ich weiß nicht, was du meinst.", sie starrte noch immer hinaus in den Vorgarten. "Dir geht’s nicht sonderlich gut, oder?!" Sie nickte nur. "Dachte ich mir. Du schaust in den letzten Tagen nicht sehr fröhlich aus. Deine Augen verraten dich. Und der Ausraster eben im Crown sprach auch Bände." "Tut mir leid.", ihre Stimme war brüchig. "Muss es nicht." "Doch. Muss es. Es tut mir leid, dass du mich so sehen musstest.", sie drehte sich zu ihm und Tränen liefen ihr die Wangen hinab, "Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht so ausrasten. Aber sie haben mich so genervt." "Wer?" "Ami, Mako, Mina und Rei. Sogar die Katzen. Sie gehen mir so auf die Nerven in letzter Zeit." "Warum?", er reichte ihr ein Taschentuch, was sie dankend annahm. "Sie schreiben mir vor, was ich tun soll. Was meine Pflichten sind. Und wie ich mich zu verhalten habe." "Aber wieso?" "Weil sie nun einmal so sind. Weil sie viel erwachsener sind, als ich es je sein werde. In ihren Augen bin ich kindisch und naiv und ein riesiger Angsthase.", sie schniefte laut. "Hm, und warum hast du die Schule geschwänzt?" "Rei hat es dir gesagt, oder?" "Ja." "Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich mir selbst beweisen wollte, dass ich auch mal mutig sein kann." "Deswegen schwänzt du die Schule. Also schlau ist das nicht." "Du denkst also auch, dass ich dumm sei.", sie schaute ihn wütend an. "So meinte ich das auch nicht. Ich meine damit, dass es vielleicht schon gereicht hätte, wenn du zum Beispiel bei Rot über die Kreuzung gegangen wärst." "Dann hätten sie gesagt, ich wäre verrückt.“ "Auch wieder wahr. Ist es denn so wichtig, mutig zu sein?", er schaute sie prüfend an. "In ihren Augen schon. Mir ist das relativ egal." "Und deine Eltern.“ "Die tun das alles mit den Worten ab, ich sei eben ein Teenager." "Nicht gerade aufbauend." "Hm. Irgendwie fühl ich mich von allen verlassen.“ "Das ist schlimm, oder?" "Sehr schlimm. Ich fühl mich so alleine.", sie knetete das Taschentuch zwischen ihren Fingern. "Wenn du magst, können wir jeder Zeit drüber reden." Sie blickte zu ihm auf. Bot er ihr da gerade seine Hilfe an? "Hier, meine Nummer. Ruf mich einfach an, wenn du jemanden brauchst." "Wirklich?" "Wirklich." "Und es stört dich nicht?" "Nein. Ist schon okay. Ich muss schon ehrlich sagen, dass ich es erstaunlich finde, dass es keinem deiner Freundinnen auffällt, wie hundsmiserabel es dir geht. Dabei hockt ihr tagtäglich zusammen." "Schon arg, oder?!" "Allerdings. Vielleicht brauchst du auch nur ein wenig Abstand von ihnen?" "Meinst du?", sie sah ihn zweifelnd an. "Ich denke schon.", ein aufmunterndes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Usagi erwiderte es. Zum ersten Mal seit Tagen und Wochen sah er sie wieder lächeln. Und er freute sich unsagbar darüber. "Ich sollte jetzt rein gehen." "Ja, bevor deine Eltern noch sauer werden." Sie nickte nur, steckte seine Visitenkarte ein und stieg aus. Mamoru sah, wie sie durch den Vorgarten zur Haustüre rannte und die Türe aufschloss. Kurz bevor sie reinging, drehte sie sich noch einmal um und winkte ihm mit einem Lächeln zu. Er lächelte zurück. Startete den Motor und brauste davon. Usagi schloss die Tür hinter sich, schlüpfte aus ihren Schuhen. "Mama! Ich bin zuhause!" Ihre Mutter steckte den Kopf aus der Küche und schaute sie an: "Du bist ja ganz nass." "Ich habe meinen Schirm vergessen. Ich gehe schnell nach oben, und zieh mir was anderes an." "Bitte tu das." Usagi nickte nur und ging die Stufen hinauf zu ihrem Zimmer, ging hinein. Sie schloss die Türe hinter sich, nur um in Sekundenschnelle aus ihrer nassen Schuluniform zu schlüpfen. Sie suchte in ihrem Schrank nach einer bequemen Jogginghose, zog sich ein Shirt dazu an und dicke Socken. Anschließend ging sie ins Bad und warf ihre nassen Klamotten in den Trockner, föhnte sich die Haare. Ihre Mutter stand noch in der Küche, als Usagi zu ihr kam. Sie nahm sich eine Tasse und schaltete den Wasserkocher ein. Sie brauchte einen heißen Tee. "Wie war es in der Schule?" "Okay." "Habt ihr einen Test geschrieben?" "Nein." "Schreibt ihr einen?" "Nächste Woche in Mathe." "Habt ihr einen wieder bekommen?" "Nein.“, Usagi goss sich ihren Tee auf, setzte sich mit der Tasse an den Tisch und starrte auf ihr Getränk. "Hast du Hausaufgaben auf?" "Ja." "Welche Fächer?" "Englisch und Geschichte." "Die machst du bitte gleich nach dem Abendessen." "Ja, Mama. Kann ich dir was helfen?" "Nein. Ich komm zurecht. Außerdem sind deine Kochkünste ja nicht berauschend." "Stimmt. Dann werde ich wohl hoch gehen und schon mal mit den Aufgaben anfangen." "Tu das. Ich ruf dich dann." "Okay." Mit ihrer Tasse Tee in der Hand ging sie wieder nach oben. Sie konnte hören, wie ihr Vater gerade nach Hause kam. Sie wollte ihn begrüßen, aber ihre Mutter war schneller: "Hallo Liebling." "Hallo. Ist sie schon zuhause?" "Ja. Sie ist vor einer Viertelstunde nach Hause gekommen. Gerade eben ist sie hoch, um ihre Hausaufgaben zu machen." "Gut. Ich hoffe für sie, dass sie sich zusammen reißt. Sie macht, was sie will. Das werde ich mir nicht mehr lange mitansehen. Sie ist fünfzehn und alt genug, um mal wie ein erwachsener Mensch vernünftig zu denken." "Ich weiß, was du meinst." Er seufzte, hing seine Jacke an die Garderobe: "Manchmal hab ich das Gefühl, sie entgleitet uns. Als wäre sie ein vollkommen anderer Mensch. Nicht mehr unsere Usagi." "Ich versteh dich. Vielleicht macht sie auch einfach nur eine Phase durch. So sind Teenager nun einmal." "Hoffentlich legt sich das bald wieder." "Bestimmt." Usagi konnte nichts mehr hören. Anscheinend hatte sich das Gespräch in die Küche verlagert. Sie beschloss, für den Rest des Abends in ihrem Zimmer zu bleiben. Sie konnte auch dort essen und gleichzeitig etwas für die Schule tun. Notgedrungen. Außerdem hatte sie nach dem Belauschen des Gespräches keine Lust mehr, heute nochmal mit ihrer Familie an einem Tisch zu sitzen. Anscheinend hielten sie alle für unzurechnungsfähig. Mamoru saß an seinem Laptop. Doch wirklich arbeiten konnte er gerade nicht. Zuviel von dem Gespräch mit Usagi ging ihm durch den Kopf. Sie klang verzweifelt. So hatte er sie noch nie gehört. All ihre Lebensfreude schien aus ihr gewichen zu sein. Am Nachmittag hatte er nicht einmal gewusst, warum er sie suchen und ihr helfen wollte. Eine innere Stimme drängte ihn dazu und er gab ihr nach. Und innerlich hoffte er, dass sie sich wirklich bei ihm melden würde, wenn es ihr wieder schlecht ging. Erneut versuchte er sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch als es ihm endlich gelang, ertönte sein Handy. Er schaute neben sich, nahm es in die Hand. Als er aufs Display schaute, konnte er sehen, dass es eine SMS war. Neugierig öffnete er sie: "Danke für das Gespräch heute und das du mich heimgefahren hast. Usagi." Er musste lächeln, als er die Worte las und antwortete ihr. Usagi schreckte von ihren Englisch-Hausaufgaben hoch, als das Nachrichtensignal ihres Handys hörte. Sie sah Mamorus Namen als Absender, las seine Nachricht: "Keine Ursache. Wenn es dir dadurch besser geht, war es schön, die geholfen zu haben. Mamoru." Sie grinste. "Ja, schon ein klein wenig. Wenn ich Glück habe, schlaf ich dadurch auch mal wieder durch." "Tust du das sonst nicht?" "Selten." "Kommt mir bekannt vor. Aber du solltest es versuchen." "Mach ich. Ich geh jetzt wohl auch gleich ins Bett. Meine Hausaufgaben sind fertig." "Herzlichen Glückwunsch. Dann schlaf gut, Usagi." "Du später auch.", sie lächelte noch einmal, als sie seine Worte las. Dann legte sie ihr Handy beiseite und nahm den Teller mit dem Besteck, der von ihrer Mutter vor einiger Zeit gebracht wurden war. Erstaunlicherweise fand sie es vollkommen in Ordnung, dass Usagi zum Essen nicht runter kam. Was wohl aber auch daran lag, dass sie sich voll und ganz und ausnahmsweise mal in ihre Hausaufgaben gestürzt hatte. In der Küche war das Licht schon erloschen. Usagi sah, wie ihre Eltern noch Nachrichten schauten und beschloss, sie gar nicht zu stören. Sie spülte ihren Teller ab und stellte ihn in den Geschirrspüler. Dann ging sie wieder nach oben. Sie ging Zähne putzen und zog sich ihren Lieblingspyjama an. Als sie sich ins Bett kuschelte, nahm sie noch einmal ihr Handy zur Hand. Las erneut Mamorus SMS. Sie hatte das Gefühl, dass er sie wirklich verstand. Was komisch war, wo sie doch eigentlich immer nur stritten. Doch sie war froh, dass es wenigstens einer war, der sah, wie es ihr ging. Und wenn es eben der Baka war. Sie grinste. Wenn sie Rei erzählen würde, dass sie seine Handynummer hatte, würde sie sie erwürgen. Aber sie musste es ja nicht wissen. Und Usagi glaubte nicht daran, dass Mamoru Rei die Nummer geben würde. Sie stellte ihren Wecker auf kurz nach halb sieben, drehte sich auf ihre Schlafseite. Müde schloss sie die Augen. Sie war kurz davor, einzuschlafen, als sie es an ihrer Scheibe kratzen hörte. Usagi wusste, dass es nur Luna sein konnte. Aber sie wollte nicht. Sie wollte ihr nicht aufmachen. Sie wollte nicht kämpfen. Der Communicator ging los. Er lag genau auf Usagis Nachttisch. Blind tastete sie nach ihm, schaltete ihn auf lautlos. Heute nicht. Heute würde sie schlafen. Heute würde sie sich widersetzen. Ganz egal was die anderen dazu sagten. Schließlich trafen sie sowieso die Entscheidungen ohne sie. Also konnten sie auch ohne sie kämpfen. Wozu sollte sie sich die Mühe machen und sich die Nacht um die Ohren schlagen? Ihr Handy klingelte. Allein an der Melodie erkannte sie, dass es Rei war. Ihr war es immer noch egal. Sie stopfte ihr Handy in die Schublade des Tisches. "Schluss jetzt." Es kratzte und klingelte noch eine Weile. Dann war Ruhe. Und Usagi eingeschlafen. Die Sailorkriegerinnen waren müde und erschöpft, als der Gegner endlich besiegt war. Der Kampf hatte nicht lange gedauert, aber er hatte ihnen einiges abverlangt. Alle vier waren wütend auf Usagi, die nicht erschienen war. Makoto ließ sich auf die Bank niedersinken, die neben ihr stand: "Wie kann sie das nur tun?" "Sie ist so unzuverlässig geworden.", Ami glitt seufzend neben sie. "Was geht nur in ihrem Kopf vor?", Minako lehnte sich gegen die Bank. "Nichts. Sie denkt nur an sich und ist egoistisch.", Rei war stocksauer, "Auch wenn das Monster nicht allzu helle war, kann es nicht sein, dass sie uns als Anführerin im Stich lässt. Ich hätte größte Lust, ihr eine reinzuhauen." Luna und Artemis traten zu den Kriegerinnen. "Ist sie zuhause?", Ami sah zu Luna. "Ja. Sie schläft aber schon. Sie wird eure Rufe nicht bemerkt haben. Ich kam auch nicht in ihr Zimmer." "Ich glaube, sie hat uns absichtlich ignoriert.", Rei schnaubte verächtlich. "Sie ist ziemlich rebellisch geworden in letzter Zeit.", überlegte Makoto laut. "Aber nicht im positiven Sinne.", erwiderte Minako, „Ich glaube, es liegt doch an einem Jungen." "Ich denke eher, dass sie einfach keine Lust mehr hat." "Du meinst, sie will hinschmeißen, Artemis?", Luna schaute ihn mit großen Augen an. "Vielleicht." "Was auch immer sie hat, es geht so nicht weiter. Sie hat eine Aufgabe zu erfüllen, aber was macht sie stattdessen? Sie lebt in den Tag hinein und tut nur das, was ihr gefällt. Sie ist faul und feige und rennt vor den Problemen davon. Jemand sollte ihr mal gründlich den Kopf waschen.", Makoto war aufgesprungen, "Morgen nehmen wir sie von der Schule direkt mit zum Hikawatempel. Dort werden wir ihr alle unsere Meinung sagen. Einverstanden?" Die anderen Mädchen und Luna und Artemis nickten. Müde machten sie sich dann auf den Rückweg, um noch ein wenig Schlaf zu finden. Mamoru war vom Laptop aufgeschreckt, als er eine ihm allzu bekannte Stimme in sich vernahm. Die Sailorkriegerinnen kämpften. Er horchte tief in sich hinein. Sailor Moon war nicht bei ihnen. Von Anfang an nicht. Und die Mädchen schienen es auch ohne seine Hilfe zu schaffen. Für ihn gab es also keinen Grund, einzugreifen. Kurze Zeit später verstummte die Stimme wieder. Er schaute neben sich. Dachte an die SMS, die er mit Usagi geschrieben hatte. Sofern es Buchstaben ausdrücken konnten, klang sie tatsächlich ein wenig gelöster. Mamoru musste zugeben, dass es ihn nicht störte, wenn sie sich nochmal so angenehm unterhalten könnten, wie heute Nachmittag. Auch wenn der Auslöser dafür nicht der beste war. Er speicherte seine Daten, fuhr den Laptop herunter und ging zu seinem Bett. Bevor er in einen seiner seltsamen Träume entfloh, dachte er nochmal an Usagis Augen. Und er musste zugeben, dass er es mochte, wenn sie strahlten. Kapitel 2: Streit ----------------- Es war die letzte Stunde vorm Wochenende. Englisch. Usagi hasste dieses Fach, aber tapfer hielt sie durch. Am Abend zuvor hatte sie brav ihre Hausaufgaben gemacht. Als ihr Lehrer sie danach fragte und sie ihm reichte, konnte sie so etwas wie Verblüffung in seinen Augen sehen. Ebenso in denen ihrer Klassenkameraden. Skeptische hatte Herr Omoyada sie überprüft. Und bis auf zwei Wörter keine Fehler erkennen können. "Gut gemacht, Tsukino. Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet. Sie können ja doch, wenn sie es wollen." "Ja, wenn ich es will.", murmelte Usagi, als er sich schon wieder abgewandt hatte. Sie versuchte so gut wie möglich der Stunde zu folgen. Ab und an wanderten ihre Gedanken in andere Gebiete, aber im Großen und Ganzen arbeitete sie mit. Sogar am Morgen war sie pünktlich gewesen. Überhaupt hatte sie die Nacht sehr gut geschlafen. Sie träumte nicht viel und als am Morgen der Wecker klingelte, stand sie ausgeschlafen aus, zog sich an und ging frühstücken. Während der Schulpausen ging sie Makoto und Ami ausnahmslos aus dem Weg. Sie spürte allerdings deren Blicke in ihrem Rücken, während sie mit Naru und Umino plauderte. Aber das war ihr egal. Natürlich wusste sie, dass ihre Freundinnen sauer auf sie waren, weil sie nicht erschienen war letzte Nacht. Aber darüber reden wollte Usagi nun wirklich nicht. Nicht in der Schule. "Meine Damen und Herren, ich wünschen Ihnen ein schönes Wochenende." Usagi schreckte leicht auf. Herr Omoyada verabschiedete sich. Sie hakte bei Naru nach, ob sie irgendwelche Hausaufgaben überhört hatte, aber ihre Freundin verneinte. So packte das Mädchen gut gelaunt ihre Schulbücher und Schreibutensilien in ihre Tasche und ging mit Naru in Richtung Ausgang. "Usagi!" Die Genannt fuhr herum. Makoto und Ami standen vor ihr. "Usagi, kommst du mit zu Rei?", Ami klang leicht verschüchtert. "Nein, hatte ich nicht vor." "Wir müssen aber reden.", Makotos Stimme war eindringlich. "Müssen wir das?" "Ja." "Usagi, wir können auch ein anderes Mal Eisessen gehen.", Naru schaute sie fröhlich an. Die Blondine seufzte. Sie wusste, dass Makoto und Ami keine Ruhe geben würden, wenn sie ihnen nicht folgte. Auch wenn sie die Anführerin der Sailorkriegerinnen war, kam sie sich ziemlich bevormundet und eher wie ein kleines Kind vor. "Okay. Dann bis Montag, Naru. Tschüss Umino.", sie winkte ihnen zu, als sich ihre Wege am Schultor trennten. Schweigend ging sie zwischen Ami und Makoto. Sie flankierten sie recht eng. Als ob sie Angst gehabt hätten, ihre Freundin könnte einen Haken schlagen und verschwinden. Dumpf konnte sie hören, wie sich Ami und Makoto lachend unterhielten. Anscheinend hatten sie einen tollen Tag gehabt. Usagi hatte den auch gehabt. Bis eben. Laut seufzte sie auf und überlegte, wie sie das Donnerwetter, was ihr zweifelsohne drohte, lebend überstehen sollte. Suchend blickte sie sich um. "Suchst du was?/, Makoto sah sie über die Schulter hinweg fragend an. "Nein. Alles in Ordnung." "Na dann." Mit ihren Gedanken ganz woanders bemerkte sie nicht, wie schnell sie den Tempel von Rei erreicht hatten. Sie schaute die Stufen hinauf. Noch nie kamen sie ihr so kurz vor. Usagi wusste, dass Trödeln nichts brachte. Bereits vollkommen genervt setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie schaute erst gerade aus, als sie oben angekommen waren. Um genau in die wütenden Gesichter von ihren beiden anderen Freundinnen und den Katzen zu blicken. Schwach seufzte sie auf. Sie würde hier nicht lebend rauskommen. Gedanklich nahm sie sich vor, einfach alles stoisch zu überstehen und dann zu gehen. Bis halb sechs musste sie sowieso zuhause sein. Ihr Blick fiel augenblicklich und hoffnungsvoll auf ihre Armbanduhr. Es war gerade mal halb drei. Und alle Hoffnung auf eine schnelle Flucht dahin. "Möchtest du etwas trinken?", Rei bot ihr viel zu freundlich etwas an. Usagi schüttelte den Kopf. "Setz dich doch.", Minako lächelte seltsam. Usagi blieb stehen. "Wir wollen mit dir reden.", Artemis klang ernst. Usagi sagte kein Wort. "Es ist wirklich Feuer am Dach.", in Lunas Stimme schwankte die Wut. Usagi schaute keinen an. "Was ist mit dir in letzter Zeit denn los?", Makotos Stimme donnerte über den Hof, "Du redest nicht mit uns. Erscheinst entweder viel zu spät oder gar nicht zu unseren Treffen. Du beteiligst dich nicht daran, einen Plan gegen das Dark Kingdom zu entwickeln. Schweigst dich aus. Bist gedanklich woanders." "Wenn es nur das wäre.", Rei klang bedrohlich, "Gestern Abend hätten wir dich gebraucht. Aber du warst nicht da. Luna hat dich zuhause besucht. Hat an deine Scheibe gekratzt und du hast nicht geantwortet. Ami hat versucht, dich über den Communicator zu erreichen. Aber wie bei meinen Anrufen auf deinem Handy bist du nicht rangegangen. Stattdessen legst du dich seelenruhig in dein Bett und schläfst. Und wir reißen uns den Arsch auf, um die Welt zu retten und den Silberkristall und unsere Prinzessin zu finden. Warum bist du verdammt noch mal nicht gekommen?" Usagi blickte zu der Baumgruppe, die auf dem Hof des Tempels stand. Sie lächelte. Aber es war ein bitteres. "Ich habe Hausarrest. Das hab ich euch gestern gesagt. Ich kann mich nicht rausschleichen." "Es ist aber deine Pflicht.“, Ami schaute sie an. In ihren Augen konnte man Verzweiflung sehen. "Ich weiß. Aber ich hab meinen Eltern in den letzten Tagen genug Ärger gemacht." "Selbst schuld. Was musst du auch die Schule schwänzen.“, Minako reagierte verärgert, "Es hat dich ja keiner dazu angestiftet, es zu tun. Wenn du so einen Scheiß nicht abziehen würdest, hättest du auch keinen Ärger. Dann könntest du uns helfen." "Habt ihr es denn geschafft?", Usagis Stimme klang teilnahmslos. "Ja, das haben sie.", Luna hatte ihre Haare aufgestellt, "Aber sie hätten deine Unterstützung gebraucht. Wärst du da gewesen, wäre der Kampf dank deines Mondsteines schneller beendet gewesen. Und die Mädchen hätten sich nicht so anstrengen müssen. Außerdem weißt du ganz genau, dass es eigentlich deine Aufgabe ist, die Monster des Dark Kingdom zu bannen." Usagi schaute die Katze an. Ein seltsamer Blick lag in ihren Augen. "Du bist ihre Anführerin. Du hast die Verantwortung. Nur du. Wir müssen den Silberkristall finden und unsere Prinzessin. Das ist unsere und vor allem deine erste Pflicht. Du vernachlässigst alles sehr sträflich." "Du drehst vollkommen am Rad, Usagi.", Rei mischte sich ein und trat zu ihr, "Du lässt nicht nur uns im Stich, sondern auch die Menschen die hier leben. Reiß dich endlich zusammen." In Usagis Augen blitzte die blanke Wut. "Du kannst nicht einfach machen, was du willst.", Ami versuchte höflich zu klingen. "Stimmt. Du musst auf unsere Rufe reagieren.", Minako pflichtete ihr bei, "Sonst brauchen wir auch gar nicht mehr kämpfen." "Vielleicht ist das auch besser so.", Usagis Stimme war leise, aber bestimmt. "Was?", Luna klang hysterisch. "So wie ich es meine. Vielleicht wäre es besser, wir ließen das ganze sein. Wir gehen jeder wieder unserer Wege. Ich hab eh keine Lust mehr." "Usagi!", Makotos Stimme klang ungläubig. "Nichts ‚Usagi’. Ich habe keine Lust mehr. Und das habe ich euch gestern schon mal gesagt. Aber egal, wie oft ich mich wiederhole, übergeht ihr es. Euch ist es vollkommen egal, dass ich Stress mit meinen Eltern und in der Schule habe. Ich bin nun einmal nicht so organisiert wie ihr. Und ich werde es wahrscheinlich nie sein. Doch ihr übergeht es einfach." "Hör auf, so einen Mist zu erzählen.", Rei gab ihre eine schallende Ohrfeige. Usagi wich erschrocken zurück. Hielt sich die Wange. Entsetzen lag in ihren Augen, als sie zu Rei blickte, die wütend schnaubte. Mamoru zuckte zusammen. Er hatte das seltsame Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Versuchte herauszufinden, was es war. Sein Herz schlug schneller. Und gleichzeitig hatte er das Gefühl, jemand hätte es in seinen Händen zerdrückt. Fieberhaft überlegte er. Sailor Moon konnte es nicht sein. Ihr Rufen nach Hilfe war anders. Nicht ganz so schmerzhaft wie gerade eben. "Usagi?!", er murmelte diesen Namen nur. Ging es ihr etwa wieder schlecht oder spielte ihm sein Gehirn nur einen dummen Streich? Fast unmerklich schüttelte er den Kopf. Nur weil er ihr gestern seine Hilfe angeboten und sie normal miteinander gesprochen hatten, würde er wohl kaum plötzlich eine Verbindung zu ihr haben. Langsam ging er weiter seines Weges. Die Bücher unterm Arm und in Richtung der Medizinischen Fachbibliothek. Usagi sank auf ihre Knie. Verzweifelt blickte sie sich um. Sah in die Gesichter ihrer Freundinnen: Ami schaute betreten zu Boden. Minako blickte sie nur kurz an, weichte dann ihrem Blick aus. Makoto starrte sie unverholen an. Die Blicke von Luna und Artemis verrieten, dass sie die Ohrfeige anscheinend für gerechtfertigt hielten. Rei wandte sich ganz ab und ging zu den anderen. Usagi saß auf dem staubigen Boden. Warum verstand es keiner? Sie alle schienen den Fehler nur bei ihr zu sehen. Keine von ihnen verschwendete anscheinend auch nur einen Gedanken daran, dass es ihr nur wegen diesem ganzen Kämpfen und den Feinden schlecht ging. Das sie sich unter Druck gesetzt fühlte. Keiner nahm Rücksicht auf sie und ihre Gefühle. Ihre Freundinnen waren eiskalt zu ihr und übersahen sie als eigenständige Person vollkommen. "Hier.“, Rei reichte ihr einen nassen Waschlappen. Usagi schlug ihre Hand weg und rappelte sich auf: "Brauch ich nicht." "Ich wollte nur nett sein." "Erspar mir das." Rei sah in das bittersüß lächelnde Gesicht von Usagi. "Du hast dich so verändert." "Hab ich das?" "Ja." "Komisch. Finde ich nicht." "Wir tun doch alles Menschen mögliche." "Ach ja?" "Usagi.", Minako schaute sie zweifelnd an. Die anderen ebenso. "Ihr tut gar nichts. Ihr seid egoistisch hoch zehn." "Wie bitte?", Makoto klang fassungslos. "Ihr denkt nur an euch. Nur an dieses blöde Dark Kingdom. Keiner von euch denkt an die anderen. An eure Familien. An unsere Freunde." "Aber wir sind doch deine Freunde.", Ami klang verunsichert. "Seid ihr das? Seid ihr das wirklich?" "Wir stehen uns doch immer gegenseitig im Kampf bei." "Ja, aber auch nur da. Wie es mir persönlich geht, interessiert euch einen Dreck. Dass ich in der Schule einschlafe, findet ihr dumm von mir. Aber keine von euch fragte mich mal, warum mir das passiert. Ob ich vielleicht schlecht schlafen würde oder überhaupt schlafe. Ihr gebt mir in allem die Schuld. Ich hab keine Lust mehr. Am liebsten würde ich meine Brosche zerschlagen und in die nächste Tonne treten." Die Mädchen und Luna und Artemis schauten sie entsetzt an. "Das kannst du nicht im Ernst meinen.", Reis Stimme zitterte. "Doch. Und nur zu, hau mir noch eine runter. Das kannst du ja so gut." Die Mädchen wichen vor Usagi zurück, sanken auf die Treppenstufen. Die Blonde wusste, was nun folgen würde: Denn so wie immer würden sie versuchen, auf sie einzureden. Ihr die ach so tollen Vorteile aufzuzeigen und sie von ihrem angeblich gemeinsamen Ziel zu überzeugen. Usagi seufzte. Schaute auf ihre Armbanduhr, während sie nur halbherzig bis gar nicht zuhörte. Es war viertel vier. Immer noch viel zu viel Zeit. Ihre Flucht ließ auf sich warten. Doch plötzlich kam ihr noch eine Idee. "Was machst du da?", Minakos Stimme ließ sie aufschrecken, als sie ihr Handy aus der Schultasche zog. "Ich schreibe einem Freund." "Schön, dass du anscheinend deinen Kopf frei hast für Jungs aber nicht für das Wesentliche.", Lunas Stimme triefte vor Hohn. Usagi überging es gekonnt und lief zu den Stufen. Setzte sich dort jedoch einige Meter weiter von den Mädchen weg und schrieb eine Nachricht. Als sie fertig war, redeten Ami und die anderen immer noch auf sie ein. Sie stützte ihren Kopf in die Hände und starrte stumm vor sich hin. Ließ die anderen reden. Mamoru hatte gerade seine Bücher am Schalter in der Bibliothek abgegeben, als sein Handy sich bemerkbar machte. Leicht umständlich kramte er es heraus. Das Display leuchtete, zeigte eine Nachricht an, die er zügig und vor sich hinmurmelnd las: "Bin bei Rei. Kannst du mich retten? Usagi." Der junge Mann wusste sofort, was sie von ihm wollte. Und er zögerte keine Sekunde, ihrer Bitte nachzukommen. Er verabschiedete sich von der älteren Dame am Schalter und stürmte geradezu hinaus und die Stufen hinunter. Auf der Straße sah er sich kurz um. Musste sich orientieren. Er war schon einmal bei Rei im Tempel gewesen. Seine innere Stimme sagte ihm, wo er lang musste. Seine Beine trugen ihn praktisch wie von selbst. Eigentlich wusste er nicht, warum er Usagi helfen wollte. Vielleicht weil sein Gerechtigkeitsinn es ihm sagte. Weil er es unfair fand, dass sie fertig gemacht wurde. Ausgerechnet von ihren Freundinnen. Das sie keinen zum Reden hatte. Und innerlich machte es ihn irgendwie auch glücklich, dass sie ausgerechnet ihn ins Vertrauen gezogen hatte. Obwohl sie immer nur Streit gehabt hatten. Während er hin und her überlegt, kam der Tempel in Sichtweite. Dafür dass er mitten in Tokio lag, war er groß. Hastig überwandte er die letzten Meter und hechtete die Stufen hinauf. Immer zwei auf einmal. Oben angekommen, sah er sich um. Schnell konnte er die Gruppe von Mädchen und Katzen ausmachen, die zusammen saßen. Sein Blick glitt weiter nach rechts. Und er erkannte, dass Usagi vollkommen isoliert saß. Schweigend. Während die anderen sprachen und scheinbar auf sie einredeten. "Mamoru?", ungläubig aber fröhlich darüber, ihn zu sehen, stand Rei auf und lief zu ihm, „Was führt dich zu mir?" "Hallo Rei." "Also wenn du mich nach einem Date fragen willst: Heute sieht es schlecht aus. Aber morgen hab ich Zeit für dich." Er antwortete ihr nicht. Und sie überging es einfach: "Weil heute müssen wir ein ernstes Wort mit Usagi reden." "Das sehe ich.", Mamorus Blick glitt zu Usagi. Sie sah ihn leicht lächelnd an und er konnte Erleichterung in ihren Augen sehen. "Ja, sie ist wieder ausgerastet.", Rei seufzte und ging neben ihm her, als er in Richtung des Haupthauses ging. "Hey.", er begrüßte die anderen Mädchen. „Was führt dich zu uns? Etwa die Sehnsucht nach Rei? Wie romantisch.", Minako seufzte und grinste breit. Genau wie die anderen. "Nein." Die Freundinnen schauten ihn überrascht an. "Eigentlich bin ich gekommen, weil ich eine Nachricht bekommen habe." "Eine Nachricht?", Rei sah ihn fragend an und folgte nur einige Sekunden später seinem Blick. Direkt zu Usagi: "Du hast ihm vorhin die SMS geschickt? Wie dämlich bist du eigentlich? Glaubst du echt, dass er dir hilft? Glaub ich kaum! So dämlich wie du dich anstellst, bist du für jeden eine Lachnummer. Und für ihn ganz besonders." Usagi sagte nichts. Sie stand nur auf und ging zu Mamoru, schaute ihn an. Er konnte erkennen, dass sich schon wieder Verzweiflung in ihr breit gemacht hatte. Der Funken Hoffnung war verschwunden. Nur wegen Reis Satz. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Stimme stockte. Aber Mamoru brauchte so oder so nichts hören. Er wusste auch so, was sie ihm sagen wollte. Leicht lächelnd nickte er ihr zu. Sie ging an ihm vorbei, als Rei erneut ihre Stimmer erhob: "Haust du schon wieder ab? Wir waren hier noch nicht fertig mit dir. Aber dir ist es ja egal. Dir ist alles egal. Du bist so ein Feigling, Usagi. Deine Ausreden sind so lächerlich. Nein, jämmerlich." Sie wollte ihr hinterher, aber wurde zurückgehalten. Von Mamoru. Er hatte sie am Handgelenk gepackt und schaute sie an. Seine Augen waren dunkel und Rei schreckte leicht zurück. "Mamoru?" Die anderen Mädchen waren aufgesprungen. Sie alle konnten die Spannung zwischen dem jungen Mann und der Schwarzhaarigen fast greifen. Luna und Artemis hatten ihre Haare aufgestellt. Innerlich bereit zur Verteidigung. Selbst Usagi hatte sich umgedreht und schaute zu Mamoru und Rei. Dieser ließ sie los: "Hört auf damit, sie so fertig zu machen." Seine Stimme klang bedrohlich. Minako und die anderen kamen einen Schritt auf ihn und Rei zu. "Was?" "Du und die anderen habt mich schon verstanden. Hört auf, sie so fertig zu machen.", er wandte sich von Rei ab und bedachte auch die anderen mit seinem Blick, "Seht ihr denn überhaupt nicht, dass es ihr scheiße geht? Sie lacht seit Wochen nicht mehr. Mein letzter Zoff mit ihr liegt bald anderthalb Monate zurück. Ihre Augen sind glanzlos und sie ist vollkommen abgekämpft. Sie versucht euch aus dem Weg zu gehen, aber ihr zwingt sie ja geradezu zu diesen dämlichen Treffen, aus denen sie eigentlich ausbrechen will. Doch euch ist es vollkommen egal." "Warum sagst du so was?", Makoto sah in fragend an. "Weil sie es mir gesagt hast. Gestern, nach dem ich sie nach Hause gefahren habe." "Sie hat was?", Rei schaute wütend zu Usagi, die ihren Blick allerdings fasziniert nur zu Mamoru schaute, der sie anscheinend gerade sehr ritterlich verteidigte. "Sie hat mir erzählt, wie ihr sie unter Druck setzt. Ich kenne zwar nicht den Grund dafür, aber anscheinend scheint es sehr belastend für sie zu sein. Wisst ihr denn überhaupt, wie es ihr geht? Habt ihr sie in den letzten Tagen und Wochen mal gefragt?" Die Mädchen tauschten Blicke aus und senkten dann beschämt die Köpfe. "Ihr habt alle keine Ahnung, wie sie sich fühlt. Keiner von euch. Habt ihr eine Ahnung, warum sie die Schule geschwänzt hat?" Die Mädchen schüttelten die Köpfe. "Weil sie euch was beweisen wollte. Sie wollte mutig sein. Nur deswegen. Nur deswegen hat sie Nachsitzen und Ärger mit ihren Eltern riskiert. Weil es bei euch anscheinend wichtig zu sein scheint, dass man mutig ist." "Warum hat sie es ausgerechnet dir gesagt?", Minako schaute ihn verschüchtert durch seine Standpauke an. "Weil ihr Usagi nicht zugehört habt." "Natürlich haben wir das.", Rei blickte ihm herausfordernd in die Augen. "Wirklich?" Die Schwarzhaarig wollte noch etwas sagen, aber sie verstummte, als sie den Ausdruck in Mamorus Gesicht sah. Sie sah seine Enttäuschung. Das hatte sie noch nie gesehen. Nicht bei ihm. "Ich hab ihr gestern meine Nummer gegeben. Sie sollte sich bei mir melden, wenn sie jemanden zum Reden braucht.", seine Stimme klang ruhig und gefasst. Er schaute zu Usagi rüber, die ihren Blick wieder zu den Bäumen gerichtet hatte. Dann schaute er wieder zu ihren Freundinnen: "Sie hat mir vorhin eine SMS geschickt. Ich sollte sie retten." Die anderen schauten erst zu ihm, dann zu Usagi, die etwas errötete. "Deswegen bin ich hier. Mag sein, dass wir uns meistens nur streiten. Aber in ihren Augen scheint es weniger schlimm zu sein, als von euch missverstanden zu werden." "Usagi.", Minakos Stimme klang mitleidig, „Warum hast du denn nichts gesagt?" Usagis Kopf schnellte zu ihr herum. Hatte sie sich gerade verhört? "Was?", ihre Stimme klang seltsam hohl, „Was hast du da gerade gesagt?" "Warum du uns nicht deine Sorgen erzählt hast.", wiederholte sich Minako. Ihre Freundin blickte sie wütend an. Mit schnellen Schritten lief sie an Mamoru und Rei vorbei und baute sich vor dem Halbkreis ihrer Freundinnen auf: "Ich hab es euch nicht gesagt?! Was hab ich denn dann gestern im Crown gesagt? Was habe ich euch vorhin gesagt? Ich habe euch von meinen Sorgen und Ängsten erzählt. Und davon das ich einfach nicht mehr die Kraft habe. Zu nichts mehr. Das ich einfach vollkommen fertig bin. Aber ihr habt es nur als Ausreden abgetan. Du, Rei, hast mir eine Ohrfeige gegeben." Mamoru schaute Rei entsetzt an. Aber die schaute beschämt zu Boden. Und Usagi war noch nicht fertig. Sie bebte. "Keinen von euch interessiert es, was ich fühle. Warum ich schlecht in der Schule bin. Warum ich Stress mit meiner Familie habe. Ich werde von euch wie ein kleines Kind als Buhmann in die Ecke gestellt. Keiner interessiert sich von euch dafür, ob ich vielleicht auch mal einen schlechten Tag habe. Keinem ist das aufgefallen. Nur Mamoru. Nur er hat es gesehen. Komisch, oder?!", sie lachte ironisch auf, "Von allen Menschen auf der Welt hat nur er es gesehen. Ausgerechnet er. Der Mensch mit dem ich immer nur streite, sieht es. Fragt nach. Hört zu. Und nun verteidigt er mich auch noch vor euch. Er ist der einzige. Und ich sag euch noch was." Alle schauten sie mit weit aufgerissenen Augen an. "Ich werde auf keinen eurer Anrufe oder sonstiges mehr reagieren. Nicht solange bis ihr es selber mal eingesehen habt, dass ihr mich nicht als selbstverständlich ansehen solltet. Ich bin immer noch eure Freundin. Werde es immer sein. Aber ich bin nicht selbstverständlich." Usagi wandte sich ab. Tränen hatten sich in ihren Augen gesammelt. Sie ging zu Mamoru rüber. Beinahe schon liebevoll legte er ihr eine Hand auf die Schulter, lächelte sie aufmunternd an. Sie erwiderte es. Ihre Freundinnen blickten sie sprachlos an. Zum einen wegen Usagis Wutrede und zum anderen, weil sie das Mädchen das erste Mal seit Wochen wir lächeln sahen. Und ausgerechnet Mamoru zauberte ihr es aufs Gesicht. Es war wie einem Traum. Usagi wandte sich noch einmal zu ihren Freundinnen: "Ami?" "Ja?", die Stimme von ihr war leise. "Kann ich die Nacht bei dir schlafen?“ Sofort schaltete Ami. Auch die anderen verstanden und schauten sie fragend und verblüfft an. "Meine Eltern würden einverstanden sein. Weil sie glauben, dass du mich für den Mathetest nächste Woche fit machst. Also?" "Okay.", Ami nickte. Usagi nickte den anderen nur zu. "Bist du fertig?" "Ja.", sie schaute Mamoru an und wandte sich dann mit ihm zusammen zum Gehen. Sie war froh, dass sie endlich mal alles rausschreien konnte. Allerdings hätte sie es ohne Mamoru sicherlich auch nicht geschafft. Ein bisschen besser gelaunt, lief sie neben ihm her und die Stufen hinunter. "Danke!“ "Ich hab dir gesagt, dass ich gerne geholfen habe.", er lächelte sie an. "Darf ich die Nacht bei dir verbringen?", sie schaute ihn schüchtern und ein wenig verlegen an. "Du hast dich ja schon selber eingeladen." "Du hast nichts dagegen gesagt.“ "Aber ich könnte noch." "Und?" "Nein. Also ich meine, nein ich sage nicht nein. Du kannst bei mir übernachten. Anscheinend hast du mit Ami ja schon das perfekte Alibi bekommen." "Ja. Das habe ich wohl." Zusammen gingen sie auf die Straße. Beide waren mittlerweile gut gelaunt und scherzten miteinander. Usagi genoss es einfach nur. Endlich hatte sie jemand verstanden. Die Mädchen und die Katzen saßen auf den Stufen vom Haupthaus. Sie hatten Usagi und Mamoru hinterher geschaut. Ließen sich die Worte ihrer Freundin noch einmal durch den Kopf gehen. "Sie hat ihn mir ausgespannt.", Reis Stimme war tonlos. "Ach quatsch.", Makoto schüttelte den Kopf, "Ich denke, dass er einfach nur Mitleid mit ihr hatte. Ich meine, vielleicht hatte sie Recht mit dem, was sie sagte. Vielleicht haben wir ihr wirklich nicht richtig zugehört und es nur als Phase abgetan." "Mamoru hat recht gehabt. Sie hatte wirklich seit Wochen nicht mehr gelacht. Sie war ziemlich teilnahmslos. Aber wir haben es wegen dem ganzen Stress mit den Kämpfen nicht mitbekommen.", analysierte Ami sachlich, "Wir sahen es wirklich als ein wenig zu selbstverständlich an, dass Usagi immer bei uns war. Sie hat immer den finalen Schritt bei der Monsterbekämpfung gemacht. Und wir haben nicht einmal danke gesagt." "Aber ist das gleich ein Grund, um so auszurasten?", Minako schaute in die Runde. "Sie hat uns viele Anzeichen gegeben.", Lunas Stimme war leise, "Sie hat erst nicht mehr gelacht. Dann war sie teilnahmslos. Kam nicht mehr oder zu spät zu unseren Treffen. Wir haben ihr immer nur ihre Fehler vorgeworfen. Aber wir haben sie nie gelobt. Nie angespornt. Immer nur unter Druck gesetzt. Anscheinend haben wir wirklich vergessen, ob sie auch Gefühle hat. Und nur Mamoru hat es gesehen. Ein Unbeteiligter. Und jetzt ist Usagi wie ein Vulkan ausgebrochen. Sie brauchte wohl einen Anstoß. Den hat er ihr gegeben." "Sie hat ihn mir ausgespannt.", Rei schaute verbittert zu ihren Freundinnen, "Sie haben sich immer nur gestritten. Jeden Tag. Woche um Woche. Ich habe mich so um ihn bemüht. Habe mit ihm gesprochen, nicht wie sie rumgeheult. Habe ihm Komplimente gemacht und nicht beleidigt. Wie sie. Ich hab ihn ins Kino eingeladen. Ihn nach Dates gefragt. Aber nie hat er reagiert. Hat mich immer nur abgewiesen. Und dann kommt Usagi daher und heult rum, dass wir sie böse anschauen und er nimmt es ihr ab. Hört ihr zu. Sie hat seine Nummer bekommen. Ich frage schon seit Wochen bei ihm deswegen nach. Aber er ist es immer übergangen. Jedes Mal. Wenn ich auf die Tränendrüse gedrückt hätte, hätte ich ihn eher bekommen. Aber so falsch bin ich nicht." Die anderen schauten sie entsetzt an. Meinte Rei das gerade ernst. Sie sahen, wie die Schwarzhaarige begann zu weinen. Konnten die Verzweiflung sehen. Ami legte einen Arm um sie, Makoto reichte ihr ein Taschentuch. "Hör mal.", begann Minako, "Usagi hat ihn dir nicht ausgespannt. Nicht bewusst." "Hä?", Rei schaute sie verheult an. "Die beiden streiten sich schon so lange. Jeden Tag. Sie zogen sich praktisch an. Wie Magnete und konnten nichts dagegen tun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Usagi nicht mal weiß, was sie für ihn fühlt. Und Mamoru wird es ebenso gehen. Aber ich hab es gesehen. Er hat sie eben wie ein Löwe verteidigt. In seinen Augen lag soviel Gefühl." "Sie schläft bei ihm.", schluchzte Rei in ihr Taschentuch. "Ja, aber auf dem Sofa. Sie beginnen gerade eine Freundschaft. Sie hat in ihm gerade das gefunden, was ihr bei uns fehlt. Nämlich Verständnis. Und das ist das erste und wichtigste für eine Freundschaft. Vielleicht wird mehr daraus. Vielleicht auch nicht. Das werden wir sehen. Und du, Rei, wirst in beiden Fällen nichts dagegen tun könn. Denn wenn Usagi irgendwann wieder mit uns redet, dann haben wir das Mamoru zu verdanken. Und wenn sie mit ihm zusammen kommen sollte und sie dadurch wieder die Alte wird, dann sollten wie mehr als dankbar sein.", Minako schaute erst Rei an, dann die anderen. Alle nickten. Sie wussten, was Minako meinte. Still saßen sie noch beieinander. Zwischendurch klingelte Amis Handy. Usagis Eltern waren dran und fragten, ob es stimmen würde, dass ihre Tochter mit ihr am Wochenende lernen würde. Ami bestätigte Usagis Alibi. Sie war es ihr schuldig. Dann herrschte wieder Ruhe und jede der Mädchen und Katzen hing seinen eigenen Gedanken nach. Usagi betrat zusammen mit Mamoru seine Wohnung. Sie war zwischenzeitlich bei ihren Eltern zuhause gewesen und hatte wegen der Übernachtung bei Ami gefragt. Sie hatten eingewilligt und Usagi hatte sich einige Klamotten samt Zahnbürste in ihren Rucksack gepackt. War dann nach einer kurzen Verabschiedung wieder aufgebrochen. Sie und Mamoru waren noch einkaufen gewesen. Mamoru hatte zugegeben, dass er einen leeren Kühlschrank hatte und das wäre bei Besuch nicht gerade vorteilhaft. Beinahe eine Stunde waren sie im Supermarkt gewesen. Sie fand es erstaunlich, dass sie beinahe dieselben Lebensmittel bevorzugten. Vorallem was Schokolade und Chips anging. Er hatte sich angeboten, am Abend für sie beide zu kochen. Und Usagi freute sich schon jetzt darauf. Sie wollte ihm beim Bezahlen ihren Anteil vom Geld geben, was er jedoch ablehnte. Nun stand sie bei ihm im Flur, streifte ihre Schuhe ab. Als sie zuhause gewesen war, hatte sie sich umgezogen und trug nun eine bequeme Jeans und einen dünnen Pulli. Sie sah sich um, während Mamoru ihren Rucksack beiseite räumte und dann mit den Einkäufen in der Küche verschwand. Usagi folgt ihm und befand sich im Wohnzimmer. Sie ging hinüber zum Fenster und konnte beinahe die ganze Skyline von Tokio sehen. Es war wunderbar. Mamoru verräumte die Lebensmittel. Es war für ihn ein überraschender Vorschlag von Usagi gewesen, bei ihm zu übernachten. Ihm blieb gar keine Zeit, darüber nachzudenken oder ihn abzulehnen. Als er ihre Wutrede gehört hatte, war ihm klar gewesen, dass sie Abstand brauchte. Nicht nur von ihren Freundinnen sondern auch von ihren Eltern. In ging seine Erinnerungen durch. Aber er kam schnell zu dem Schluss, dass hier noch nie ein Mädchen übernachtet hatte. Ab und an war Saori zu Besuch gewesen. Eine Kommilitonin aus dem Vorbereitungskurs für den Fachbereich Chirurgie. Aber auch sie kam immer zusammen mit anderen Studienfreunden. Doch nun würde Usagi auf seinem Sofa schlafen. Er musst lächeln bei diesem Gedanken. Usagi sah immer noch hinaus auf die Skyline. Ihr war bewusst, dass sie mit ihrer Übernachtung Mamoru ziemlich überrascht hatte. Aber sie war glücklich, dass er zugestimmt hatte. Seit langer Zeit fühlte sie sich mal wieder sorglos. Auch wenn der Streit nicht schön war mit ihren Freundinnen, so fühlte sie sich danach befreit. Als wäre alle Last von ihr gefallen. Sie seufzte auf. "Alles okay?", Mamoru war aus der Küche gekommen. "Ja.", sie drehte sich zu ihm um, "Die Aussicht ist toll." "Stimmt.", er trat zu ihr. Beide standen nebeneinander. "Rei hat dir eine Ohrfeige gegeben?" "Ja. Aber ist egal." "Finde ich nicht." "Lass uns nicht mehr drüber reden. Du hast mich gerettet. Und dafür bin ich dir dankbar. Ohne dich hätte ich wahrscheinlich niemals den Mut aufgebracht, meine Stimme zu erheben. Vielleicht können sie es jetzt verstehen." Er sagte nichts dazu. Schweigend standen sie nebeneinander. Beide tief in Gedanken und sich doch näher dabei, ohne das der andere davon wusste. Kapitel 3: Erkenntnisse ----------------------- Der Mond warf ein schwaches Licht durch das große Fenster und tauchte das Wohnzimmer in ein seltsames, blaues Licht. Sie schlug blinzelnd die Augen auf und rieb sie sich verschlafen. Als sie sich aufsetzte, musste Usagi kurz überlegen. Erst nach einigen Sekunden fiel ihr wieder alles ein. Vor allem der Grund warum sie auf einem Sofa und nicht in ihrem eigenen Bett schlief. Sie erinnerte sich an den Streit mit ihren Freundinnen: Sie hatten sie nicht verstanden und ihr nicht zugehört. Rei hatte ihr sogar eine Ohrfeige gegeben. Dann war Mamoru aufgetaucht. Sie hatte ihm eine SMS geschickt und ihn noch einmal darum gebeten, für sie da zu sein. Er hatte sie vor ihren Freundinnen verteidigt. Sie hatte sich mehr oder weniger bei ihm über Nacht eingeladen und Ami lieferte ihr ein Alibi. Sie erinnerte sich daran, wie sie zusammen mit Mamoru einkaufen war und er ihnen ein Teriyaki gekocht hatte. Nach dem Essen hatten sie eine Dokumentation über die Fidschiinseln gesehen. Und weil sie danach noch nicht müde waren, schauten sie im Anschluss noch einen alten Westernfilm. Usagi musste lächeln, wenn sie dabei an Mamoru dachte. Sie hatten sich normal unterhalten und viel gelacht. So entspannt kannte sie ihn gar nicht. Erneut war sie froh darüber, dass ausgerechnet er ihre Stimmung erkannt hatte. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, als sie ein Wimmern hörte. Überrascht schaute sie sich um, schlug die Decke zurück und stand auf. Sie tapste durch das dunkle Zimmer. Warf dabei einen Blick auf die Digitaluhr des Fernsehers und stöhnte auf: "Halb drei?" Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als sie wieder dieses Geräusch hörte. Sie wandte sich zu der Tür, durch die Mamoru vorhin verschwunden war. Sicherlich lag dahinter sein Schlafzimmer. Träumte er etwa schlecht? Langsam und auf Zehenspitzen ging sie zur Tür. Leise drückte sie die Klinke nach unten. Die Tür schwang leise auf. Usagi öffnete sie einen Spalt breit und schaute herein. Mamorus Zimmer war ziemlich einfach eingerichtet. Und es überraschte sie nicht im Geringsten. Denn auch die anderen Zimmer waren klar strukturiert. Sie sah nach vorne und konnte sein Bett erkennen. Sah, wie er sich hin und her wälzte. "Ein Albtraum?!" Leise öffnete sie die Tür ganz und huschte ins Zimmer hinein. Die Tür lehnte sie wieder an. Usagi tapste in Richtung seines Bettes. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Ein wenig fürchtete sie sich vor seiner Reaktion, wenn er sie hier in seinem Schlafzimmer vorfand. Kurz hielt sie deswegen inne. Sie beobachtete ihn: Schweiß stand auf seiner Stirn. Seine Finger hatte er in die Bettdecke gekrallt. Sein Gesichtsausdruck war verbissen. Wieder entwich ihm ein Jammern. War sein Albtraum wirklich so schlimm? Ihre Füße trugen sie weiter. Fast wie von selbst. Langsam setzte sie sich auf den Rand des Bettes. Sie hatte den Drang ihm zu helfen. Aber wie? "Mamoru.", ihre Stimme klang sanft. Geradezu liebevoll. Ganz ohne ihr zutun glitten ihre Finger in seine Richtung. Berührten seine feuchte Stirn. Mamoru riss die Augen auf. Schreckte hoch. Fasste sich an die Stirn. Hatte sie ihn berührt? Seine Prinzessin? Es fühlte sich so real an. Er atmete tief durch, seufzte auf. "Mamoru." Sein Blick schnellte nach links. "Usagi.", seine Stimme war trocken. Blickte in ihre blauen Augen. Sah er da Traurigkeit in ihnen? "Entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken.", Usagi erhob sich. "Nein. Schon okay. Ich sollte dir eher dankbar sein, dass du es getan hast." Sie blickte ihn fragend an. Aber er wich ihr aus. Schaute aus dem Fenster und auf die Skyline von Tokio. "Ich habe diesen Traum schon seit Wochen. Jede Nacht. Immer und immer wieder. Es verfolgt mich." "Ist es so schlimm?" "Ich weiß es nicht." "Oh.", sie verstand nur Bahnhof. "Ich träume immer von ein und derselben Person. Ich soll sie retten. Aber wenn ich es versuche und nach ihrer Hand fassen will, wird um mich herum alles zerstört. Die Gebäude stehen in Flammen und zerfallen zu Schutt und Asche. Und dann wache ich auf." "Du träumst von einem Mädchen?" "Was?", er schaute sie überrascht an. "Du hast gesagt ‚nach ihrer Hand fassen will’." "Oh, ähm ja." "Ist doch okay. Ist sie schön?", sie war ein bisschen neugierig geworden. Während sie sich erneut auf die Kante des Bettes setzte, stand Mamoru auf und lief gen Fenster. Er lehnte die Stirn gegen das kühle Glas, legte seine Hände auf die Scheibe und schloss die Augen. Versuchte sich an seinen Traum zu erinnern. "Ich glaube schon. Aber ich bin mir nicht sicher." "Versteh ich nicht. Du musst doch wissen, ob sie hübsch ist." Er lachte leise auf. "Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe noch nie ihr Gesicht gesehen." "Ach so.", Usagi überlegte, "Vielleicht hätte ich dich dann heute nicht wecken sollen." "Nein. Es ist in Ordnung. Du hast mich davor bewahrt, schon wieder diese Zerstörung zu erleben. Und für einen kurzen Moment nach dem Aufwachen dachte ich, diese Unbekannt hat mich berührt." "Oh, das.", sie errötete leicht und schaute auf ihre nackten Füße, "Ich dachte, du solltest vielleicht besser aufwachen. Du klangst so angespannt. Ich wollte nicht, dass du womöglich leiden musst. Deine Stimme klang so seltsam fremd." "Du hast dir Sorgen gemacht?" "Ein wenig. Ja." Er drehte sich zu ihr um. Noch immer starrte sie auf ihre Füße. Das Licht des Mondes ließ sie in einem silbernen Licht erscheinen. Er wollte, aber konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Sah ihre weiche Haut. Schon am Abend musste er schlucken, als sie in ihrem Schlafanzug aus dem Bad kam. Oder zumindest in dem, was sie dafür hielt. Er fragte sich schon einige Stunden vorher, ob ihre Beine schon immer so lang waren. Denn in diesen schwarzen Baumwollshorts erschienen sie ihm wahnsinnig lang. Doch in diesem Licht kamen sie ihm einfach endlos vor. Sein Verstand war froh gewesen, dass sie oben rum ein weites T-Shirt trug mit dem Aufdruck ‚I like lazy days’. Mamoru ging hinüber zu seinem Bett. Setzte sich neben sie aufs Bett. "Danke!" "Hm?", sie schaute ihn an und musste schlucken. Erst jetzt fiel ihr auf, was er trug: Eine karierte lange Pyjamahose und als Oberteil ein enges Muscle-Shirt. Sie konnte seinen definierten Oberkörper sehen. Noch nie waren ihr diese Muskeln aufgefallen. Aber wann auch? Sonst trug er immer normale Alltagskleidung und die lag nicht eng an. "Danke für das Wecken." "Ach so. Gern geschehen. Immerhin hast du mich ja auch gerettet. Heute Nachmittag wäre ich ohne dich wahrscheinlich zusammen gebrochen." "Das glaub ich auch.", er lächelte sie an. "Mamoru." "Ja." "Kannst du mir mein Verhalten vor der ganzen Sache hier verzeihen? Also die Beleidigungen und so?" Er schaute sie erstaunt an. "Wir hatten einen blöden Start damals. Das kann man auch nicht mehr ändern und ich kann mich nur noch entschuldigen. Und dazu bin ich jetzt auch irgendwie verpflichtet. Immerhin bist du der einzige, der gesehen hat, wie schlecht es mir geht. Der einzige der sich für meine Probleme interessiert. Der mir zu hört und mir beisteht. So wie heute. Also kannst du mir verzeihen?" Noch immer schaute er sie an. Es dauerte einige Sekunden, bis er ihr Anliegen verstanden hatte. Dann nickte er. Wie konnte er ihr in ihrem momentanen Zustand auch nicht verzeihen. Sie hatte sich ihm geöffnet. "Das ist sehr nett von dir.", sie lächelte ihn an. Wieder sah er sie lächeln. "Ich finde es schön, dass du wieder lächeln kannst." “Ich auch. Es ist befreiend." "Und es steht dir auch besser. Du bist mehr du selbst, wenn du das tust." "Danke.", sie lachte noch breiter. Noch herzlicher. Mamoru erwiderte es. Er fand es angenehm, mal nicht alleine zu sein nach seinem Albtraum. Und Usagi fing ihn mit ihrem ganz eigenen Charme ein. Schon am Abend hatte sie ihn öfters zum Lachen gebracht. Hatte ihn Stück für Stück aus seiner Einsamkeit geholt. Mamoru hatte keine Ahnung, wie sie das tat. Aber er wollte auch nicht weiter drüber nachdenken. Stattdessen und viel lieber genoss er es, jetzt mit ihr zusammen zu sitzen. Selbst wenn es mitten in der Nacht war. Und die war noch lang. Usagi schaute hinaus aus dem Fenster. Als sie eben auf die Uhr geschaut hatte, hatte sie ihr kurz vor vier angezeigt. Sie saß also schon seit über eine Stunde bei Mamoru im Schlafzimmer. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich wohl hier. "Usagi?" Sie fuhr herum. Mamoru stand in der Tür mit zwei Tassen Kakao in der Hand. Sah sie fragend an. "Alles okay?" "Ja. Ich hab nur ein bisschen nachgedacht.", sie nahm ihre Tasse entgegen und kuschelte sich wieder in die Kissen. Es kam ihr kein bisschen seltsam vor, im Bett eines jungen Mannes zu sitzen und Kakao zu trinken. Sie kannte Mamoru jetzt seit einigen Monaten. Sie trafen sich täglich. Eigentlich mehr zufällig, aber das war egal. Sie sahen sich jeden Tag. Warum also sollte sie nicht in seiner Wohnung sein. "Über was?", Mamoru hatte sich neben sie gesetzt und schaute sie fragend an. "Ach allgemein." "Aha." "Na ja, ich hab so über die letzten Wochen und so nachgedacht. Was alles passiert ist. Und ich musste an Rei denken.", sie nahm einen Schluck. "An Rei?" "Ja. Was sie wohl sagen würde, wenn sie erfährt, dass ich hier in deinem Schlafzimmer war." "Was soll sie denn groß sagen?", er war ein wenig verwirrt. "Ich weiß nicht. Aber eigentlich ist das Schlafzimmer ja doch irgendwie etwas Intimes. Etwas was man nicht mit jedem teilt.", sie schaute auf den Inhalt ihrer Tasse und seufzte, "Rei ist in dich verliebt, Mamoru." Der junge Mann grinste sie an und schaute dann aus dem Fenster. "Was grinst du denn so?" "Ich weiß das bereits, Usagi." "Ja und?" "Nichts und. Zwischen mir und ihr läuft nichts." "Ich glaube, sie sieht das anders." "Ich glaube auch." "Du solltest es ihr sagen." "Was? Das ich nicht mit ihr zusammen sein will?" "Zum Beispiel." "Schon möglich." "Warum willst du das eigentlich nicht? Ich meine, sie kann doch sehr nett sein und hässlich ist unsere liebe Rei ja nun auch nicht.", Usagi grinste ihn schief an. "Mag sein. Aber ich will keine Beziehung." "Aber so was will doch jeder." "Usagi?" "Hm?" "Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?", er schaute sie an. Schaute ihr direkt in die Augen. Usagi errötete. Sie stellte ihre Tasse beiseite und schwang die Beine über die Bettkante. Kaum hatte er ihr diese Frage gestellt, bekam sie Herzklopfen. Sie wusste nicht warum, aber sie musste plötzlich an Tuxedo Kamen denken. Mamorus Blick war so intensiv gewesen, dass es ihr die Sprache verschlagen hatte. Sie brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln. Langsam ging sie hinüber zum Fenster. All diese intimen Momente mit Tuxedo Kamen tauchten vor ihrem inneren Auge auf: Als er sie das erste Mal aufgefangen hatte. Als sie zusammen um ihr Leben im Fahrstuhlschacht bangten. Als sie auf dem Empfang der Prinzessin getanzt hatten. Ihr Blick glitt hinauf zum Mond. "Ja.", sie lächelte, "Ich glaube daran. Denn ich hab es erlebt." Mamoru blickte sie überrascht an. Konnte ihr verträumtes Lächeln sehen, als sie im fahlen Licht des Mondes zu eben jenem hinauf sah. "Vor einigen Monaten steckte ich ziemlich in der Klemme. Ein junger Mann kam mir zur Hilfe. Als ich ihn sah, blieb mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde stehen. Ich konnte nicht atmen, so fasziniert war ich von ihm. Ab und an treffen wir uns. Er hat ein Näschen dafür, wenn ich mich in Gefahr bringe." “Wie heißt er?", Mamorus Stimme klang rau. "Das weiß ich gar nicht. Wir haben uns nie darüber unterhalten. Aber ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann." "Weiß er von deinen Gefühlen?" "Ich glaube, dass er es ahnt. Aber wir haben nie darüber gesprochen." "Du weißt also gar nicht, ob er das gleich für dich fühlt wie du für ihn." Usagi schüttelte den Kopf. "Und du? Glaubst du an die einzig wahre Liebe?", sie drehte sich zu ihm um. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob es so was wie Liebe überhaupt gibt." "Das darfst du nicht sagen.", mit schnellen Schritten war sie bei ihm und kniete sich vors Bett. "Warum denn nicht? Es gibt doch keinen Beweis dafür oder? Ich hab Liebe nie erfahren. Oder zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Meine Eltern starben an meinem sechsten Geburtstag und alles was davor war, ist aus meinem Gedächtnis gelöscht." Usagi sah ihn erschrocken an. Mamoru entging es nicht: "Keine Sorge. Mir geht’s gut. Ich weiß eben nur nicht, ob ich an die Liebe ohne Beweis glauben soll." "Warum denn nicht?" “Tust du es denn? Glaubst du an die Liebe?" “Natürlich.", sie klang empört und brachte Mamoru so zum schmunzeln. Er hätte es wissen müssen, dass Usagi daran glaubte. Sie war genau der Typ für so ein emotionales Thema. "Und du musst es auch." "Woran erkenn ich dann die Liebe?", fragte er sie. "An diesem Prickeln in deinem Bauch wenn du sie siehst. An diesem aussetzenden Herzschlag wenn du ihr gegenüber stehst. An deinen Gedanken die sich nur um sie drehen." "Wenn das so ist, bin ich wohl definitiv verliebt.", er seufzte und ließ sich rückwärts aufs Bett fallen. “In Rei?", Usagi war neben ihm aufs Bett gekrabbelt und lag halb auf dem Bauch und schaute ihn mit großen Augen an. "Nein." "Aber in wen dann?" "In dieses Mädchen aus meinen Träumen." "Die du noch nie gesehen hast?" "Genau in die." "Das könnte kompliziert werden.", Usagi rollte sich auf den Rücken. "Allerdings." "Trotzdem musst du mit Rei reden." "Und was soll ich ihr sagen? Dass ich verliebt bin aber leider nicht in sie. Und wenn sie wissen will in wen, lacht sie mich aus." "Du musst es ihr ja nicht sagen. Sag einfach, dass du nur Freundschaft für sie empfindest." Mamoru schaute Usagi von der Seite an. Sie klang auf einmal so erwachsen. "Nach dem du bei mir übernachtet hast, wird sie denken, dass du es bist." "Was?", erschrocken fuhr Usagi kerzengerade in die Höhe und sah ihn an, "Aber das stimmt doch gar nicht." Selbst im schwachen Licht konnte Mamoru sehen, wie sie rot wurde. "Ich liebe dich doch gar nicht.", stammelte sie. Aber ihre Worte waren leise und zaghaft. So als müsste sie selbst darüber nachdenken. Er musste lächeln. Ihm gefiel die Vorstellung, dass ihre Freundinnen glauben könnten, sie wäre seine Freundin. Ihm wurde warm ums Herz bei diesen Gedanken. "Mamoru?" Sie riss ihn aus seinen Gedanken. "Mamoru, wir sind Freunde oder?" Er schaute zu ihr. Ihre Augen blickten ihn fragend an. Leichte Verzweiflung lag in ihnen. Und Hoffnung. Langsam richtete er sich auf, legte seine Hand auf ihre. Ein Prickeln durchfuhr seinen ganzen Körper. Es erschreckte ihn und er zog sie wieder zurück, blickte Usagi erneut an. Sie konnte die Frage in seinen Augen lesen. Seine Reaktion war nur allzu deutlich gewesen, als sich ihre Hände eben kurz berührt hatten. Kaum sichtbar schüttelte sie den Kopf, als sie auf ihre Hand starrte. Das durfte nicht sein. Nicht er. Ihre Freundin war in ihn verliebt. Sie hatten schon immer Streit um Tuxedo Kamen gehabt. Wenn das nun auch bei Mamoru losging, konnte Usagi schon einpacken. Rei würde ihr das nie verzeihen. "Sind wir Freunde?", ihre Stimme klang trocken, als sie ihre Frage wiederholte. "Sind wir das?" Beide bemerkten nicht, dass sie sich näher gekommen waren. Sie schauten sich in die Augen. Ertranken in ihnen. "Oder sind wir…" "Ich weiß es nicht, Usako.", seine Stimme war ein Hauchen. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Liebevoll strich er ihr eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr. Wieder fühlte er dieses Prickeln beim Berühren ihrer Haut. Usagi legte den Kopf ein wenig schief. Genoss seine Berührungen. "Sie wird mich umbringen.", murmelte sie und schaute wieder zu ihm. "Nein. Sie wird uns beide umbringen.", er näherte sich ihr noch ein Stück mehr. "Wir sollten das nicht tun." "Keiner kann es uns verbieten./ "Es würde keiner verstehen.", sie kam ihm mit ihrem Gesicht entgegen. "Es sollte ihnen egal sein." "Sie würden Fragen stellen." "Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig.", er spürte ihren Atem auf seinen Lippen. Noch immer ruhte seine Hand auf ihrer Wange. "Sie würden uns für verrückt halten." "Dann sind wir es eben." Es passte kein Blatt mehr zwischen sie. Usagi versank in seinen ozeanblauen Augen. Ihre Atmung war flach und ihr Herz raste. Vorsichtig glitt sie mit ihren Fingern über seine Lippen. Sie waren weich und warm. Er nahm ihre Hand in seine, hauchte auf jeden einzelnen Finger einen Kuss. Mamoru wusste nicht, was hier mit ihnen geschah. Aber sein Verstand hatte sich scheinbar schon ausgeschaltet, als er am Nachmittag zum Hikawa-Tempel gefahren war, um sie zu retten. Er versuchte auf sein Herz zuhören. Zwischen den ganzen unruhigen Schlägen vernahm er eine leise Stimme, die ihm sagte, es einfach zu tun. Sie erschauderte bei den Küssen auf ihre Fingerkuppen, schaute ihn mit großen Augen an. "Mamo-chan." Er blickte sie an. Hörte seinen neuen Spitznamen. Musste lächeln. Er umklammerte mit seiner Hand ihre und zog sie an sich. Ein Klirren ertönte und die beiden fuhren auseinander. Verwirrt schauten sie sich um. "Wo kam das her?", Usagi blickte sich erschrocken um. "Scht. Bleib du hier.", Mamoru schwang die Beine über die Bettkante. "Nein.", sie klammerte sich an seinen Arm und sah ihn ängstlich an, "Lass mich nicht alleine." "Aber…" "Bitte, Mamo-chan." "Okay. Aber bleib dicht hinter mir." Sie nickte und drückte sich an ihn. Er schlang einen Arm um ihre Taille. Spürte, dass sie leicht zitterte. Zusammen gingen sie zur Tür, öffneten sie einen Spalt breit. Im Wohnzimmer brannte Licht und jemand stand an der offenen und teilweise eingeschlagenen Balkontüre. Instinktiv griff Mamoru nach seinem alten Hockeyschläger. Er hatte gewusst, dass er ihm irgendwann noch mal nützlich sein konnte. Und nun war für das alte Teil der große Moment gekommen: Es würde einen Einbrecher erschlagen. Mit einem Ruck riss Mamoru die Tür auf und stand drohend mit dem Schläger in der Hand da. Usagi dicht hinter seinem Rücken. "Was willst du hier?", Mamorus Stimme klang fest. "Dich." "Hä?" Langsam drehte sich die Person um. Und Mamoru und Usagi gefror das Blut in den Adern. "Zoisite.", murmelte Mamoru und Usagi blickte ihn erstaunt an. Er kannte Zoisite. Aber woher? Sie wollte den Mund aufmachen, als sie ein irres Lachen vernahm und ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Feind widmete. "Na wie schön ist das denn?! Da finde ich dich und sie auch noch. So ein Zufall. Da wird mir mein Königin aber schön danken." "Lass sie in Ruhe. Sie ist nicht in unsere Spielchen verwickelt. Woher weißt du es eigentlich?", Wut blitzte in Mamorus Augen auf. "Ich hab eben meine Spione. Und so war es nicht sonderlich schwer für mich, herauszufinden, wo du dich in deiner kargen Freizeit aufhältst." "Spione?" "Ich hab einige meiner Diener nach unserem letzten Kampf auf dich angesetzt." "Du Bastard." "Sei doch nicht so. Und gönn mir doch auch mal was.", grinste Zoisite bösartig. Usagi verstand immer noch nichts. Was wollte ihr Feind von Mamoru und von welchem Kampf sprach er da. "Ich hab in letzter Zeit oft einstecken müssen.", Zoisite klang theatralisch, "Aber nun ist alles wieder gut. Ich habe dich. Und ich habe sie." Mamoru folgte dem Fingerzeig Zoisite und blickte hinab zu Usagi, die ihren Gegenüber entgeistert anstarrte. Der Schwarzhaarig blickte zurück zu seinem Feind. "Was hat sie damit zu tun?" "Wie kann man nur so blöd sein? Schau sie dir doch mal an. Blaue Augen. Zwei Haarknoten auf dem Kopf. Die Stimme genau gleich." In Mamorus Schädel arbeitete es. "So oft hast du ihr geholfen. Ihr das Leben gerettet. Und nun erkennst du sie nicht, wenn sie so dicht hinter dir steht. Sich an dich drückt. Wie viele Male hast du ihren Körper gespürte. Deine Finger auf ihrer Haut gespürt. Dieses furchtbare Lachen gesehen." "Halt den Mund.", Usagi entwich es wie ein Schrei. Die Erkenntnis, dass Zoisite wusste, wer sie war, traf sie hart. Aber noch schlimmer war es, dass er es Mamoru auf dem Silbertablett präsentierte. "Oh, warum denn Usagi?", Zoisite lachte höhnisch auf, "Oder sollte ich lieber sagen Sailor Moon?" Das Mädchen riss die Augen auf, taumelte einige Schritte nach hinten bis sie gegen den Sofatisch stieß. "Du willst wissen, woher ich es weiß. Oh das ist schnell erklärt. Als wir Mamoru, nein, Tuxedo Kamen beobachteten, kamst auch du ins Visier. Ihr seid euch so oft über den Weg gelaufen. Und immer sah man diese Spannung zwischen euch. Die gleiche Aura umgab euch wie bei euren Aufeinandertreffen als Sailor Moon und Tuxedo Kamen. Dummerweise hat es keiner außer uns gemerkt. Den endgültigen Beweis dafür, dass Usagi Tsukino Sailor Moon ist, hatten wir letzte Woche." Usagi wusste augenblicklich was sie meinte. Sie erinnerte sich daran, wie ihre Freundinnen angegriffen wurden und sie sich vor dem Monster verwandelt hatte. Sie wusste, dass es nicht sonderlich klug war, aber schließlich musste sie sie ja retten. Kraftlos sank sie auf die Knie. "Usako.", Mamoru war bei ihr. Schaute sie an. "Tut mir leid." "Muss es nicht. Du wusstest ja auch nichts von mir.", er grinste sie an und wandte sich dann wieder an Zoisite, "Was willst du von uns?" "Eure gesammelten Regenbogenkristalle.", zwischen seinen Händen formte sich dunkle Materie, die sich immer mehr ausbreitete und schnell fast das ganze Zimmer einnahm. "Was?", Mamoru schaute ihn entsetzt an und sah beunruhigt, wie Zoisites schwarze Energie das Zimmer mehr und mehr vereinnahmte. Usagis Augen waren vor Angst geweitet. Das durfte nicht sein. Nicht jetzt. Sie erinnerte sich an die Augenblicke, die kurz vor dem Auftauchen von Zoisite passiert waren. Mamoru und sie wollten sich gerade küssen. Sie hatte sich ihn in verliebt. Sie liebte ihn, der Tuxedo Kamen war. Er war ihre Liebe auf den ersten Blick. Die einzig wahre Liebe. So wie jetzt durfte es nicht enden. Usagi wollte ihm noch so viel sagen. Ihm sagen, dass sie ihn mehr als alles andere auf der Welt liebte. Das sie sich so stark in seiner Nähe fühlte. Das er ihr soviel Kraft gab. Sie dachte an ihre Freundinnen, die ihr jetzt nicht helfen konnten. Warum musste sie sich auch mit ihnen streiten? Hätte sie sich zusammen gerissen, so wie es von ihr verlangt wurde, hätten sie ihr jetzt beistehen können. In ihrem Inneren flammt unbändiger Zorn auf. Wegen dem Streit. Wegen den Kämpfen die alles von ihr verlangten. Wegen Zoisite. Sie war sauer. Sie war wütend. Mamoru schaute zu ihr herab. Er spürte, dass sich ihre Aura veränderte. Sie wurde heller. Schimmerte in einem goldenen Licht. "Usako?" Er sah, dass sie ihre Augen geschlossen hatten. Sie schien sich zu konzentrieren. Schien Kraft zu sammeln. Auch Zoisite bemerkte die Veränderung, die von dem Mädchen ausging. Seine dunkle Materie wollte näher an das Paar heran kommen, aber die Energie Sailor Moons hielt es davon ab. Wie ein unsichtbarer Schutzschild. Usagi konnte ihre Macht beinahe mit der Hand umfassen. Sie öffnete die Augen, griff nach Mamorus Hand. "Vertrau mir!" Er konnte nichts sagen. Nur nicken. Spürte, wie sie nach seiner anderen Hand fasste. Er konnte ihre Energie fühlen, die ihn durchströmte. Sein Blick glitt kurz durch den Raum. Er konnte erkennen, wie sich Usagis Licht immer mehr ausbreitete und die dunkle Materie zurückdrängte. Auch Zoisite wich zurück. "Na wartet. Ihr könnt mir nicht entkommen.", er wusste, dass er momentan keine Chance gegen diese neue Macht Sailor Moons hatte. Zunächst würde er sich zurückziehen. Aber nicht für lange. Er ging rückwärts auf den Balkon, zog seine schwarze Energie zurück und verschwand mit ihr zusammen. Usagi atmete schwer, als das Licht nach wenigen Sekunden wieder erloschen war. "Alles okay mit dir?", Mamoru blickte sie fürsorglich an. "Ja." "Wir sollten es den anderen sagen.", er zog sie mit sich auf die Beine. "Den anderen?" "Mars, Venus, Jupiter und Merkur." "Das sind…" "Ich ahne es. Rei, Mina, Mako und Ami, stimmt’s?!" Usagi nickte nur. "Jetzt ergeben eure täglichen Treffen einen Sinn.", er grinste sie an. "Ja.", sie schaute ihn an, "Du bist also Tuxedo Kamen." "Scheint so." "Hm." Er zog sie in seine Arme. "Usako. Was immer auch geschieht. Ich werde dich beschützen." Sie nickte nur. "Wir sollten versuchen, noch ein wenig Schlaf zu finden. Morgen wird ein harter Tag.", er zog sie mit sich zurück ins Schlafzimmer. Usagi ließ sich aufs Bett fallen. Sie spürte, wie er sich neben ihr niederließ und die Decke über sie beide zog. Sie rollte sich mit dem Gesicht zum Fenster. Genoss es, dass er sich von hinten an sie heran schmiegte. Eine Hand legte er auf ihren Bauch, die andere unter seinen Kopf. Sie strich gedankenverloren über die Hand auf ihrem Bauch. Zog kleine Kreise mit ihren Fingern. Musste an ihr Gespräch vorhin über Liebe denken. Mamoru sollte es also sein. Sie spürte, dass es richtig war. In den letzten Stunden hatte er ihr soviel Sicherheit und Geborgenheit gegeben, dass sie sich einfach fallen lassen konnte. Jetzt mussten sie es nur noch den anderen beibringen. Nicht nur das Mamoru Tuxedo Kamen war. Sondern auch das sich Usagi in ihn verliebt hatte. Sie seufzte auf. Rei würde ihr wohl doch den Hals umdrehen. "Wir schaffen das schon.", hörte sie ihn leise sagen. Sein Atem streifte ihr Ohr. "Mamo-chan." "Ja?" "Glaubst du an die einzig wahre Liebe?" "Ja." Sie musste lächeln. Dann schloss sie die Augen, ließ ihre Hand auf seiner ruhen. Wenn er daran glaubte, würde ihnen nichts geschehen. Dessen war sie sich jetzt sicher. Kapitel 4: Schatten ------------------- Rei schreckte hoch, schaute sich verwirrt um. Ihr Blick glitt auf ihren Schreibtisch. Ihr Communicator blinkte hell und wie verrückt. Müde stand sie auf. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es dreiviertel acht am Morgen war. Am Sonntagmorgen. Sie schlurfte hinüber und klappte den Communicator auf. "Usagi.", ihre Stimme klang erstaunt. "Guten Morgen Rei." "Morgen!" "Können wir uns nachher bei dir am Tempel treffen?", Usagis Stimme war ernst. "Ähm, ja. Sicher doch." "Gut. Dann kontaktiere ich die anderen." "Wann bist du da?" "Wir kommen gegen halb zwölf. Bis dann.", das Bild von Usagi erlosch. Rei runzelte die Stirn. Hatte ihre Freundin da gerade ‚Wir’ gesagt? Meinte sie damit etwa auch Mamoru? Die Schwarzhaarige schlich zurück zum Bett. Usagi hatte halb zwölf gesagt. Anderthalb Stunden Schlaf waren sicher noch drin. Makoto griff mit geschlossenen Augen nach dem Communicator. Ebenso öffnete sie ihn. "Guten Morgen Mako." Die Genannte war schlagartig wach und starrte mit aufgerissenen Augen auf das kleine Display, dass Usagis Gesicht anzeigte. "Guten Morgen." "Makoto, wir treffen uns um halb zwölf bei Rei." "Warum?" "Erklären wir euch dann." Makoto schaute noch einmal auf das Display. Aber das Gesicht ihrer Freundin war verschwunden. Sie lies sich wieder zurück ins Kissen fallen, seufzte laut auf. Konnte es sein, dass Usagi sich doch endlich ihrer Pflicht bewusst wurde? Sie hoffte es. Drehte sich auf die Seite und schlief noch einmal ein. Ami kam gerade aus dem Bad, als ihr Blick auf den Communicator fiel. Zielstrebig ging sie zu dem kleinen Beistelltisch in ihrem Zimmer und klappte ihn auf. "Guten Morgen Usagi. Schon so früh auf.", Ami klang erfreut. "Guten Morgen Ami. Ja. Mehr oder weniger. Ich wollte dir sagen, dass wir uns nachher um halb zwölf bei Rei am Tempel treffen." "Du klingst besorgt. Ist etwas vorgefallen?" "Ja. Aber das erkläre ich euch dann allen zusammen." "Okay. Dann weiß ich Bescheid." "Gut. Bis später." "Bis dann, Usagi.", Ami lächelte und die Verbindung brach ab. Das Mädchen war glücklich über die Nachricht ihrer Freundin. Und sie war gespannt auf die Neuigkeiten, die sie ihnen mitteilen wollte. Zufrieden über den Gedanken später Usagi zu sehen, ging sie zu ihrem Schreibtisch und schlug eines ihrer Schulbücher auf. Bis zum Treffen konnte sie die Zeit noch zum Lernen nutzen. Minako schob Artemis von ihrem Bauch, der protestierend erwachte. Aber er bekam nur ein Murren zur Antwort und blickte seiner Herrin verwirrt hinterher. Luna war ebenso wach geworden und richtete sich auf. Die Blondine kramte in ihrer Handtasche nach dem Communicator, öffnete ihn. "Boah Usagi, was gibt’s denn?" "Guten Morgen Mina. Wir müssen uns nachher bei Rei treffen. Und zwar um halb zwölf. Bring Luna und Artemis mit." "Was, um halb zwölf? Heute ist Sonntag.", Minako klang empört. Wie Usagi schlief sie am Sonntag meistens auch bis zur Mittagszeit. "Komm einfach. Es ist wichtig." "Okay. Wir werden da sein." "Bis dann.", Usagi beendete die Unterhaltung und Minako wandte sich an die Katzen. "Sie klang ernst.", bemerkte Luna. "Ob was passiert ist?", fragte Artemis laut in die Runde. "Ich glaube kaum. Lassen wir uns einfach überraschen. Und nun rutsch ein Stück Artemis. Ich will noch eine Runde schlafen.", Minako hopste wieder ins Bett und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Usagi legte den Communicator beiseite, sie hockte am Boden. Ihr Blick wanderte hinaus zum Balkon und zur Skyline von Tokio. Es versprach ein sonniger und warmer Tag zu werden. Aber auch ein anstrengender. Sie seufzte auf, als sie vor sich eine Hand sah. Ihr Blick wanderte nach oben und sie blickte genau in Mamorus Augen. Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm nach oben ziehen. Ihre Körper standen dicht beieinander, als sie beide aus dem Fenster schauten. Sie konnte seine Hand auf ihrem Oberarm spüren. Genauso wie sie die Müdigkeit spüren konnte, die sie in einer festen Umklammerung hielt. Zwar waren sie und Mamoru noch einmal ins Bett gegangen, aber wirklich schlafen konnte sie nicht. Oder zumindest nicht lange. Gerade einmal etwas mehr als zwei Stunden. Und schon davor hatte sie wenig Schlaf bekommen. Was musste sie auch so lange mit ihm vor dem Auftauchen Zoisites quatschen. Laut seufzte sie auf. "Lass uns Frühstücken, Usako." "Ich glaub, ich geh vorher noch duschen." "Sicher. Geh nur. Ich bereite alles vor.", Mamoru schob sie ein wenig von sich weg und lächelte sie an, "Hast du die Mädchen erreicht?" "Bis auf Ami habe ich alle geweckt. Aber ja, sie kommen. Um halb zwölf bei Rei." "Gut. Dann geh du jetzt ins Bad und ich mach uns Frühstück." Sie grinste und nickte dabei. Bevor sie im Bad verschwand, drückte sie ihm noch einen Kuss auf die Wange. Sehr zu seiner Überraschung. Fröhlich tapste sie in Richtung Bad und schloss die Türe hinter sich. Sie streifte sich ihre Klamotten ab und huschte unter den warmen Wasserstrahl. Ihre Haare hatte sie sich zusammengebunden, weil sie keine Lust hatte, sie sich im Anschluss noch ewig lange föhnen zu müssen. Leise summte sie ein Lied. Ließ die letzte Nacht Revue passieren. Eigentlich war es gar nicht so schlimm. Wenn man mal davon absah, dass Zoisite aufgetaucht war und sie enttarnt hatte. Dennoch konnte Usagi deswegen lächeln. Endlich wusste sie, wer ihr geliebter Tuxedo Kamen war. Und endlich wusste sie, dass er das gleiche wie sie fühlte. Das er sie liebte. Beinahe hätten sie sich sogar geküsst. Und das mussten sie unbedingt wiederholen. Mamoru stand in der Küche am Herd und backte Pancakes. Seine Gedanken kreisten darum, dass er heute auch den anderen Sailorkriegerinnen seine Identität offen legen musste. Und er musste damit rechnen, dass sie ihn als Feind ablehnten. Immerhin war er wie sie hinter dem Silberkristall her. Eine Tatsache über die er mit Usagi noch reden musste. Darüber und über das was sich zwischen ihnen entwickelte. Er musste zugeben, dass er dem ganzen nicht abgeneigt war. Vor allem weil er schon längere Zeit Gefühle für sie hegte. Aber immer stand sein Pflichtbewusstsein an erster Stelle und Gefühle konnte und wollte er nicht zulassen. Doch nun war es anders. Jetzt wusste er, dass er mit Sailor Moon auch Usagi rettete. Er wollte sie unbedingt beschützen. Usagi trat aus dem Bad. Ihren Schlafanzug hatte sie gegen Jeansshorts und ein bequemes Oberteil getauscht, als sie zu Mamoru in die Küche kam. Ihr Blick fiel auf den Tisch, der liebevoll gedeckt war. "Schon fertig?", Mamoru drehte sich mit der Kaffeekanne in der Hand zu ihr um. Beinahe hätte er sie fallen lassen. Schon wieder präsentierte sie ihm ihre langen und endlosen Beine. Er musste schlucken. "Alles okay, Mamo-chan?" "Was?" "Du schaust so seltsam." "Ach so. Ähm, nein. Alles gut. Ich…ähm…du siehst toll aus, Usako.", hektisch stellte er die Kanne am Tisch ab, atmete tief durch und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen, der definitiv zu schnell war. "Danke.", sie überwand die kleine Distanz zu ihm mit wenigen Schritten, "Du aber auch." Sie ließ ihren Blick über ihn gleiten. Noch nie hatte sie ihn in so lässiger Freizeitkleidung gesehen. Nur Bluejeans und ein weißes Poloshirt. Es gefiel ihr. "Danke.", er murmelte die Worte nur, starrte in ihre blauen Augen. "Wir sollten frühstücken.", Usagis Stimme klang seltsam fremd. "Hm." "Sonst kommen wir noch zu spät." "Das kommst du doch immer.", er grinste sie an, während sich sein Gesicht ihrem näherte. Usagis Herz schlug wie wild. Sie dachte an letzte Nacht. "Mamo-chan." "Ja?" "Was ist das nun mit uns?" "Ich weiß es nicht." "Willst du es?" "Ja.", seine Stimme war nur noch ein Hauchen. Minutenlang schauten sie sich einfach nur an. Beide wussten, dass sie sich liebten. Sich wollten und sich begehrten. Aber sie wussten auch, dass es noch nicht sein durfte. Nicht solange nicht geklärt war, was hier vor sich ging und wie Zoisite mit der Information über ihre Identitäten umging. Fast zeitgleich ging jeder von ihnen einen Schritt zurück und setzte sich. Schweigend aßen sie ihr Frühstück. Tranken ihren Kaffee. Immer wieder blickten sie sich an. Es lag viel in ihren Blicken. Vor allem Liebe. Die vier Mädchen saßen zusammen auf den Stufen des Haupthauses vom Tempel, in dem Rei lebte. Auch Luna und Artemis waren erschienen und schlichen ungeduldig hin und her. Immer wieder schauten sie auf ihre Uhren. Es war fast zwölf. Und jede von ihnen war mehr als pünktlich am Treffpunkt erschienen. Nur eine nicht. "Und ich dachte, sie wäre erwachsen geworden.", schnaufte Makoto wütend. "Aber doch nicht über Nacht.", grinste Minako. "Ich finde es unverschämt von ihr, mich erst aus dem Bett zu klingeln und mir dann zu sagen, das wir uns pünktlich um halb zwölf bei mir treffen. Und dann kommt sie selbst nicht mal." "Jetzt streitet doch nicht gleich wieder. Vielleicht ist etwas dazwischen gekommen.", versuchte Ami Rei zu beschwichtigen. "Ich gebe ihr noch fünf Minuten, dann geh ich heim.", Makoto klang verärgert. "Sie wird kommen." "Na hoffentlich, Ami." Die Freundinnen ließen ihren Blick über das Tempelgelände schweifen und Richtung Treppe. Keine von ihnen hatte auch nur eine Idee, was Usagi ihnen mitzuteilen hatte. Ihre Vorstellungen reichten von ihrem Ausstieg über eine erneute Wutrede bis hin zu einer eventuellen Entschuldigung. Aber bei letzterem glaubten sie eigentlich nicht dran. Jede hing ihren Gedanken nach, als sie einige Minuten später eine vertraute Stimme hörten: "Blöder Kerl. Den Parkplatz hätte er ja nun wirklich auch uns überlassen können." Die Mädchen schauten gebannt zur Treppe. Und trauten beinahe ihren Augen nicht, als sie Usagi sahen. Und Mamoru. Hand in Hand. "Reg dich nicht auf. Immerhin haben wir noch einen gefunden.", grinste Mamoru. "Ja, aber erst nach ewig langer Suche.", Usagi schaute genervt zu ihm. Aber als sie sein Lächeln sah, konnte sie nicht anders und musste ebenfalls grinsen. Dann wandte sie ihren Blick nach vorne, er tat es ihr gleich. Sie konnten die erstaunten Gesichter sehen, die auf sie gerichtet waren. "Was starren die denn so?", fragte Usagi ungläubig, ging aber weiter. "Ich nehme an, weil wir Händchen halten." "Oh. Na noch dürfen wir es. Wer weiß, was sie mit dir anstellen, wenn sie wissen, wer du bist." "Solange ich lebend dabei rauskomme, ist es okay. Und dann schleich ich mich eben heimlich zu dir." "Das sowieso.", sie lachte ihn an. Jetzt wo er bei ihr war, konnte sie nichts mehr stoppen. Es trennten sie nur noch wenige Schritte von ihren Gefährtinnen. Und selbst die waren schnell überwunden. "Hallo!", Usagis Stimme klang wieder ernst und distanziert. "Hallo Usagi.", Minako grinste sie schräg an, "Scheint dir ja recht gut zu gehen." "Lass die dummen Anspielungen. Vielleicht macht er ihr nur Mut.", Rei glaubte eigentlich selbst nicht, was sie da sagte. Aber sie wollte es hoffen. "Mina liegt richtig.", Mamoru blickte die Schwarzhaarige an, "Usako geht es gut. Und mir genauso. Aber das ist nicht der Grund, warum wir hier sind." "Aha?", Ami horchte auf. Die anderen taten es ihr gleich. "Zoisite war letzte Nacht bei uns." "Was?!", die Mädchen schrieen es im Chor und blickten Usagi erstaunt an. "Er hat Mamoru hinterher spioniert. Nach unserem letzten Kampf." "Warum Mamoru?", Makoto schaute sie fragend an. "Er ist Tuxedo Kamen.", Usagis Stimme klang leise. "Weg von ihr!", Luna war nach vorne gesprungen. Sie ließ ihre Hauskatzenidentität hinter sich. Wenn vor ihr Tuxedo Kamen stand, dann wusste er sowieso, dass sie sprechen konnte. "Nein. Warte Luna." "Hä?" "Ich war noch nicht fertig. Zoisite hat mich bei ihm gesehen und konnte eins und eins zusammen zählen. Außerdem hat mich wohl einer seiner Spione beim Verwandeln beobachtet." "Usagi, wie konntest du nur so dumm sein.", Rei platzte fast vor Zorn. "Es war doch nicht absichtlich. Außerdem wollte ich euch retten. Schon vergessen?!" "Was ist dann passiert?", Makotos Stimme klang ruhig und gefasst. "Er wollte unsere gesammelten Regenbogenkristalle.", Mamoru hatte wieder das Wort ergriffen, "Aber wir konnten ihn vorerst in die Flucht schlagen. Ich weiß nur nicht wie lange." "Du bist Tuxedo Kamen?", Ami schaute Mamoru an, der nickte. Sie sah, wie sich Usagi an ihn schmiegte. Seinen Arm umfasste und seine Hand auf ihrer Taille lag. Minako hatte also recht gehabt. Sie liebten sich, und wussten es gar nicht. Ein Lächeln umspielte Amis Lippen. "Du bist der Feind.", Luna hatte sich auf die oberste Stufe gesetzt und schaute ihrem Gegenüber fest in die Augen. "Warum bin ich das?", Mamoru schaute sie herausfordernd an. "Du bist hinter dem Silberkristall her." "Und?" "Was willst du damit?" Alle einschließlich Usagi verfolgten das Wortgefecht. "Meine Erinnerungen wieder zurück holen." “Was?" "Ich weiß nicht, wer ich bin. Mir fehlen sämtliche Erinnerungen, die vor meinem sechsten Geburtstag waren. Ich weiß nicht einmal, warum ich Usako schützen soll. Warum ich Tuxedo Kamen bin. Eines Tages habe ich mich einfach verwandelt. Seitdem kennt ihr mich in der Form. Außerdem hab ich seit einiger Zeit seltsame Träume." Usagi blickte zu ihm auf und er erwiderte ihren Blick. Sie wusste sofort, wovon er sprach. "Die unbekannte Frau." "Genau.", er nickte und wandte sich wieder Luna zu, "Ich träume jede Nacht von einer Frau. Sie sagt mir, ich solle den Heiligen Silberkristall finden und sie retten. Nur so würde ich meine Erinnerungen wieder bekommen." "Wer ist diese Frau?", die Neugierde war in Minako erwacht. "Ich weiß es nicht. Ich kenne nur ihre Stimme. Mehr nicht." "Und deswegen brauchst du unseren Silberkristall? Um einem Phantom nachzujagen, dass dir Erinnerungen verspricht?", Luna klang empört. "Ja." "Wir jagen doch auch einem Phantom nach.", Usagi schaute zu Luna, "Wir wissen doch auch nicht, wer unsere Prinzessin ist." "Aber wir haben Anhaltspunkte.", mischte sich Makoto ein. "Dieselben die auch Mamoru hat." "Aber wir wissen nicht, ob wir ihm vertrauen können." "Ich tu es aber." "Weil du dich auch allem und jedem widersetzt." "Na und. Das ist mir egal, Rei. Und wenn ich mich recht erinnere, hast du bis vor kurzem auch für Tuxedo Kamen geschwärmt. Und wolltest mit Mamoru zusammen sein." Die Schwarzhaarige schnappte hörbar nach Luft, schwieg dann aber und schaute weg. "Vielleicht haben wir aber auch alle eine Verbindung zueinander.", überlegte Ami laut und bekam so alle Aufmerksamkeit, "Vielleicht verbindet uns alle das gleiche Schicksal. Immerhin ist Mamoru als Tuxedo Kamen seit unseren Anfängen als Sailorkriegerinnen an unserer Seite. Er war immer da, wenn wir ihn brauchten. Wenn Usagi ihn brauchte. Als hätten die beiden eine Verbindung zueinander. Noch bevor Usagi uns fand und wir sie unterstützen konnten, tat es Mamoru als Tuxedo Kamen." Usagi lächelte ihrer Freundin zu. Schaute dann zu Mamoru. Ihre Blicke trafen sich erneut. Beide wussten sofort, was Ami meinte. "Da wo Usagi war, war immer auch Mamoru.", Minako lächelte, "Egal wo. Usagi bog um die Straßenecke und Mamoru stand da. Usagi kam ins Crown und Mamoru saß am Tresen. Sailor Moon war in Gefahr und Tuxedo Kamen eilte ihr zur Hilfe. Wie Magneten zogen und ziehen sie sich an. Ein unsichtbares Band verbindet sie." "Was faselst du denn da?", Rei war empört. Innerlich hatte sie Mamoru noch nicht aufgegeben. "Sieh sie dir an.", Minako deutete auf das Paar, was vor ihnen stand und sich vertraut und verträumt anschaute, "Sie sind wie Tag und Nacht. Sie brauchen einander." “Dir ist echt die Venus zu Kopf gestiegen." "Mina hat Recht.", fiel ihr nun auch Makoto ins Wort. "Aber er ist der Feind.", Lunas Stimme war verzweifelt, "Sie darf sich nicht mit dem Feind einlassen." "Dafür ist es wohl zu spät, Luna. Und außerdem hat Usagi Recht: Wir haben keine Beweise, dass er wirklich der Feind ist." Die schwarze Katze ließ den Kopf hängen. Wollten denn wirklich alle, dass Usagi in ihr Verderben rannte. Rei sprang auf, ging in Richtung Usagi und baute sich vor ihr auf. Allerdings wurde ihre Freundin von Mamoru hinter seinen Rücken gezogen. Sicherheitshalber. "Warum tust du uns das an?" "Was meinst du?" "Warum lässt du dein Team im Stich?" "Tu ich doch gar nicht. Ich habe euch das mit Zoisite erzählt. Ich hätte es auch nicht tun müssen und euch in euer Verderben rennen lassen können. Genauso wenig hätte euch Mamoru seine wahre Identität verraten müssen. Also habt ihr kein Grund euch zu beschweren." "Doch den haben wir." "Rei!", Usagi wusste, worauf es hinauslief, "Ich kann nichts dagegen tun. Ich kann meine Gefühle nicht steuern. Du wusstest von Anfang an, dass ich in Tuxedo Kamen verliebt war. Vom ersten Augenblick an und noch bevor ich dich kannte. Das sich jetzt Mamoru als Tuxedo Kamen entpuppt, ist ein dummer Zufall. Aber wenn du wissen willst, ob ich glücklich darüber bin, dann sage ich Ja. Ich bin es. Und ich war noch nie glücklicher als jetzt." Usagi schmiegte sich an Mamoru. Schaute Rei dabei fest in die Augen: "Ich weiß nicht, was mich mit ihm verbindet. Aber ich weiß, dass es richtig ist. Das es so sein soll. Und ich werde es nicht wegen deiner Eifersucht und Lunas Misstrauen aufgeben." Die Mädchen schauten sie alle sprachlos an. Ami fand als erste ihre Stimme wieder und versuchte das Thema zu wechseln: "Sagt mal, wenn Zoisite weiß, wer ihr seid. Weiß er dann auch, wer…", weiter kam Ami nicht. Das Licht verdunkelte sich. Die Luft kühlte ab und der Wind frischte auf. Erschrocken starrten alle zum Himmel über ihnen, wo sich ein mächtiger Wirbel bildete. Mamoru und Usagi war sofort klar, wer dahinter steckte. "Ganz genau, liebe Ami Mizuno. Wenn ich weiß, wer Usagi und Mamoru sind, dann weiß ich natürlich auch, wer du bist. Sailor Mercury.", Zoisite grinste sie höhnisch an, als er sanft auf dem Boden des Tempels aufsetzte. "Was willst du von uns?" "Warum so erzürnt, Jupiter? Haben es euch Sailor Moon und Tuxedo Kamen nicht schon längst gesagt? Wie töricht von ihnen." "Wir wissen, was du willst.", Rei klang sauer, "Aber du wirst es nicht bekommen." "Und warum nicht?" "Weil wir es dir nicht geben werden." "Sicher, Venus?" "Ganz sicher." "Hm, dann nehme ich mir eben etwas von euch. Und das solange, bis ihr mir die Kristalle freiwillig gebt." Die Mädchen schauten ihn verwirrt an. Sie wussten nicht, was er meinte. Was würde er im Gegenzug zu den Kristallen haben wollen. Doch noch bevor sie eine Antwort auf ihre Fragen bekommen hatten, sammelte Zoisite seine dunkle Energie und schickte sie in langen Armen in Richtung Usagi und Mamoru. Letzterer drückte sich mit dem Mädchen in seinem Arm geistesgegenwärtig vom Boden ab. Landete wenige Metern weiter hinten direkt im Kreis der Mädchen. "Er will Usagi als Geisel.", Mamorus Stimme klang rau. Alle starrten ihn entsetzt an. Sahen wie er ihre Freundin fest im Arm hielt. Bereit sie bis aufs Blut zu verteidigen. Sein Blick war starr zu Zoisite gerichtet. Er würde seine Usako nicht bekommen. Nicht jetzt und auch sonst nicht. Dafür war sie viel zu wertvoll für Mamoru. Sie war seine Rettung aus der Einsamkeit. "Blitzmerker.", Zoisite grinste ihn fies an, "Ganz genau. Ich will Sailor Moon. Oder Usagi wie ihr sie nennt." "Warum?", Ami klang fassungslos. "Weil sie alle Regenbogenkristalle hat, die uns noch fehlen." "Er hat auch welche.", Makoto zeigte auf Mamoru. "Ich weiß. Aber genauso wenig wie ihr bereit seid, mir eure zu geben, wird er mir seine auch nicht geben." "Aber warum dann Usagi?" "Ihr seid nur so stark, wie euer schwächstes Glied. Und das ist Sailor Moon. Sie ist von euch abhängig und anders herum ist es genauso. Der einzige der selbstständig agiert ist Tuxedo Kamen." Zwischen Zoisite bildete sich dunkle Energie. Mamoru und Usagi wussten, was es bedeutete. "Verschwindet von dort!", Usagi hatte sich ruckartig zu ihren Freundinnen umgedreht. Doch die blieben wie angewurzelt stehen. "Die machen mich wahnsinnig.", die Blondine schnaubte vor Wut und wandte sich aus Mamorus Umarmung. "Usako!" "Ich muss ihnen helfen." "Usako!" Aber sie hörte nicht auf ihn. Rannte zu den anderen und riss sie aus der Schusslinie der schwarzen Materie. Gerade noch rechtzeitig. Die Mädchen starrten vollkommen überrascht zu ihrer Retterin. Usagi kniete am Boden, stützte sich mit einer Hand ab und schaute gebannt in Richtung Zoisite. Ihre Freundinnen waren verblüfft, welche Stärke sie ausstrahlte. Noch nie hatten sie es vorher bei Usagi gesehen. Mamoru blickte hinter sich. Sah sie am Boden. Mit einem Satz war er bei ihr. "Alles okay mit dir?" "Ja.", sie ließ sich von ihm aufhelfen und schaute wütend zu ihren Gefährtinnen, "Warum hört ihr nicht auf mich? Wenn ich euch sage, ihr sollt verschwinden, dann tut das auch. Ich bin eure Anführerin, also hört auch auf meine Anweisungen." Rei starrte sie fassungslos an. Ami verstand die Welt nicht mehr. Makoto blickte ungläubig drein. Minako zitterte vor Erfurcht. Luna und Artemis schauten zwischen Usagi und Mamoru hin und her. Beide erkannten, dass Mamoru ihr scheinbar die Stärke gab, die sie brauchte. Das Vertrauen in sich selbst. "Gut gesprochen.", Mamoru grinste sie an, strich mit der Hand über ihre Wange. "Danke." Beide blickten wieder nach vorne. Zoisite stand immer noch da. Aber die Energie zwischen seinen Handflächen war verschwunden. Er grinste nur vor sich hin. Ohne eine Mine zu verziehen. Er war seelenruhig. Panisch blickte Usagi zu Mamoru. Er erwiderte ihren Blick. Sie waren beide verunsichert. "Wo ist die Energie?" "Ich weiß es nicht." Die anderen schauten ihnen starr zu. Sie waren immer noch schockiert von Usagis Reaktion und ihrer Rettung. Aber jetzt bewunderten sie sie auch. Stark und bereit zum Kampf stand sie fest entschlossen neben Mamoru. Sie hatten sie noch nie so gesehen. Mamoru blickte umher. Er konnte keine Spur der dunklen Materie entdecken. Wo war sie hin? Und warum stand ihr Feind immer noch da. Tat nichts. Ließ keine Bewegung erkennen. Was hatte er vor? Ein Schrei fuhr ihm durch Mark und Bein. Erschrocken drehte er seinen Kopf zu Usagi. Riss die Augen auf. "Usako!", ein Schrei entwich Mamorus Kehle. Er streckte die Hand aus, versuchte nach ihre zu greifen. Aber es gelang ihm nicht. Viel zu schnell wurde sie von ihm fort gezogen. Usagi versuchte sich zu wehren. Schrie verzweifelt Mamorus Namen. Sie wollte sich befreien, aber es ging nicht. Zoisite hatte seine schwarze Energie unbemerkt durch die Schatten geschickt, die das Haupthaus des Tempels warf. Deswegen konnten sie sie nicht sehen. Wie Arme hatte er sie in Usagis Richtung ausgesendet. Blitzartig hielten sie sie zuerst an den Füßen fest, dann kletterten weitere Schatten an ihrem Körper nach oben, pressten ihre Arme hinter ihrem Rücken zusammen. Schoben sie hoch in die Luft und brachten sie zu Zoisite. "Lass mich los!", Usagi schrie verzweifelt, drückte ihren Rücken durch und versuchte die Beine zu bewegen. "Versuch es nur Häschen. Aber du wirst es nicht schaffen. Meine Schatten sind viel zu mächtig, als dass du sie noch einmal schlagen könntest. Doch nur zu: Versuch es nur." Ängstlich blickte Usagi zu ihm herunter, konnte ihn bösartig lachen hören. Sie schaute zu Mamoru, der zu ihr wollte und erkannte schockiert, dass auch er von Zoisites Macht festgehalten wurde. Die Schattenarme hielten ihm an Boden fest. Ließen ihn nicht von der Stelle. Von hinten griffen sie nach seinen Handgelenken, zerrten ihn zurück. Ein Blick zu ihren Gefährtinnen ließ sie erkennen, dass es ihnen genauso erging. "Und nun verabschiedet euch von eurer Anführerin. Solange ich nicht eure restlichen Regenbogenkristalle habe, werdet ihr sie nicht wieder sehen." Zoisite erzeugte mit seiner linken Hand weitere Schatten. Mit der rechten steuerte er die Energie, die die anderen festhielten. Die Schatten verdichteten sich. Sammelten sich und ließen einen dunklen Kreis erkennen. Es vergrößerte sich rasendschnell. Er bewegte die Finger ein wenig. Ließ Usagi näher zu sich kommen. "So mein Häschen. Meine Königin wird sich freuen." Usagi spürte Zoisites Atem an ihrem Hals, als er sie zu sich gezogen hatte. Angewidert drehte sie den Kopf weg, schaute verzweifelt zu Mamoru. Sein Blick verriet ihr, wie viel Angst er um sie hatte. Sie konnte nicht anders als Lächeln. Wollte ihm dadurch zeigen, wie stark und mutig sie war. "Mamo-chan.", ihre Stimme war leise, doch er konnte sie hören. Er hörte ihren Schmerz. Fühlte ihn. So wie er ihn immer gefühlt hatte. Mamoru wandte seinen Blick nicht von ihr ab. Er spürte eine unbändige Wut in sich. Es brodelte in ihm. Seine Gefühle für Usagi liefen Amok. Und er glaubte, er müsse durchdrehen. Zoisite bewegte seine Finger noch einmal. Das schwarze Loch vergrößerte sich. Er holte aus und nahm all seine Energie zusammen, um Usagi hinein zu katapultieren. "Usako!" Aus Mamoru brach alles heraus. Ohne das er auch nur die geringste Ahnung davon hatte, wie er das bewerkstelligte, riss er sich mit aller Kraft von den Schatten los, die augenblicklich zu Boden fielen und sich auflösten. In Sekundenschnelle sprintete er zu Usagi. Usagis Augen weiteten sich, als sie ihren Namen hörte. Sie hörte die Verzweiflung aus seiner Stimme. Hatte das Gefühl, ihr Herz müsste zerspringen, als sie ihm in die Augen sah. Und dann bemerkte sie es: Sah seine Kraft aufquellen. Seine Aura veränderte sich. Stieß die Schatten von sich und gaben ihn frei. "Mamo-chan!" Ein Sichelmond erschien auf ihrer Stirn und sie spürte die gleiche Energie in sich, wie vergangene Nacht. Sie wusste nicht, wie sie es tat. Aber sie schaffte es, diese neue Macht zu bündeln. Sie schickte sie an alle Körperstellen, die von den Schatten festgehalten wurden und sprengte sie gerade zu von sich. Sie fiel hart zu Boden. Spürte, wie sie sich die Beine aufschlug. Aber Mamoru war bei ihr. Sofort. Sie ergriff seine Hände. Presste sich an ihn. "Ihr macht es mir wirklich schwer, nett zu bleiben!", Zoisite schnaubte wütend. Noch mal sammelte er alle schwarze Energie, die er aufbringen konnte. Nur ein kurzer Wimpernschlag und die Schatten erreichten das Paar. Usagi und Mamoru blieb vor Schreck die Luft weg, als die Schatten sich um sie schlangen. Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Ihr Feind nahm erneut Schwung und bündelte alle dunkle Materie. Usagi drückte sich an Mamoru, schaute zu ihm hoch. Er erwiderte ihren Blick: "Egal wohin wir jetzt auch immer kommen, ich werde immer bei dir sein." "Ich weiß. Ich vertraue dir. Ich liebe dich!" Mamorus Augen weiteten sich. Für einen kurzen Augenblick stand die Welt bei ihren Worten still. Er beugte sich zu ihr. Zoisite schleuderte sie durch die Luft. Sie streckte sich ein wenig. Die Schatten hielten sie immer noch fest umklammert. Beide schlossen die Augen. Zoisite lacht laut auf. Ihre Lippen berührten sich. Das schwarze Loch verschluckte sie. Und mit ihnen ihr Feind. Kapitel 5: Erinnerungen ----------------------- Starr blickten sie gerade aus. Auf die Stelle wo sich bis vor wenigen Sekunden noch das schwarze Loch Zoisites befunden hatte. Sie waren nicht in der Lage, sich zu bewegen. Standen vollkommen schockiert an Ort und Stelle. Begriffen nicht, was eben geschehen und wohin Usagi und Mamoru verschwunden waren. Zoisite landete elegant neben Kunzite. Strahlte ihn triumphierend an. Aber das Lachen verging ihm augenblicklich, als er sein ernstes Gesicht sah. "Was hast du, mein Geliebter?" "Wo sind sie?" "Direkt neben mir." "Wo?", Kunzites Stimme klang bedrohlich ernst. "Na da!", Zoisite drehte sich nach links. Und seine Gesichtszüge gefroren. Panisch und hektisch drehte er sich zu allen Seiten. Aber da war niemand mehr. Nur er und Kunzite. "Ich dachte, du hast sie beide mit deiner schwarzen Energie eingefangen." "Hab ich auch. Das musst du mir glauben, Kunzite.", er warf sich an dessen Brust, "Ich habe sie mit mir gezogen." "Aber ich sehe sie nicht." "Sie müssen ihre Kräfte vereint haben.", Zoisite überlegte laut. "Was? Wie denn?" "Sie konnten sich kurz noch von mir losreißen. Ich hab sie erneut gefesselt und als ich sie in die Dimension werfen wollte, haben sie sich geküsst. Zumindest sah es aus dem Augenwinkel so aus." "Sie haben was?" "Ich glaube, dass sie das gemacht haben. Ich konnte es nicht richtig erkennen." "Zoisite, wenn sie sich wirklich geküsst haben, dann haben sie höchstwahrscheinlich ihre Kräfte vereinigt. Sie können sonst wo gelandet sein." “Oh nein! Die Königin wird wütend sein." "Allerdings. Außer du machst dich auf die Suche. Sofort. Ich halte sie solange hin. Und überlege mir eine Ausrede, falls du scheitern solltest.", Kunzite sah Zoisite scharf an. Dieser nickte nur. Erneut konzentrierte er sich, erzeugte neue Energie und verschwand in einem weiteren schwarzen Loch. Makoto bewegte sich einige Schritte. Ging auf die Stelle zu, an der Usagi und Mamoru verschwanden. "Rei, komm her!" Die Genannte fuhr erschrocken zusammen. Schaute verwirrt zu ihrer Freundin. "Komm her. Du kannst die Aura am besten von uns erfassen." Schweigend ging Rei zu Makoto, sammelte sich ein wenig. "Und?", Minako war zu ihr getreten. "Ich fühle sie. Usagi und Mamoru sind noch da. Irgendwie. Aber irgendwie auch wieder nicht." "Was soll das heißen?" "Sie sind in einer anderen Dimension.", Ami hatte ihren kleinen Computer hervor geholt und tippte eifrig Zahlen hinein, "Zoisite hat eine Zeittor erschaffen. Wahrscheinlich wollte er sie beide ins Dark Kingdom schaffen. Aber irgendwas lief da schief." "Aber was denn?", Rei schaute sie an. "Ich weiß es nicht. Der Computer sagt mir nur, dass sie sehr wohl noch in unserer Zeit sind. Aber auf einer anderen Ebene. Und ich finde keinen Weg zu ihnen." "Wie haben sie das nur geschafft?", Makoto schaute zwischen ihren Freundinnen hin und her. "Durch ihre Liebe.", Luna war dazu gekommen, Artemis folgte ihr schweigend. Er wusste auch so, was die schwarze Katze meinte. Alle schauten sie an. "Usagi ist als Sailor Moon die Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit gewesen. Eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft. Während Minako im Schutz des Liebesplaneten steht und hauptsächlich so für die Liebe eintritt, kommt bei Usagi noch die Gerechtigkeit dazu. Als sie sah, wie Mamoru festgehalten wurde, haben sich wahrscheinlich ihre Eigenschaften kombiniert. Ich konnte fühlen, dass sie eine unglaubliche Macht entwickelt hat." "Stimmt. Ich habe es auch gefühlt.", nickte Rei bestätigend. "Habt ihr gesehen, wie ihr Diadem weg gebrochen war und das Zeichen des Mondes auf ihre Stirn trat?" Alle nickten. "Das war das Zeichen einer starken Kriegerin." "Du meinst, Usagi hat sich und Mamoru selbst in eine andere Dimension katapultiert?", hakte Minako nach. "Nicht nur sie alleine.", Artemis hatte das Wort ergriffen, "Als sie Mamoru küsste, verband sich ihre Macht mit seiner. Ich glaube, das Mamoru als Tuxedo Kamen mehr Macht in sich hat, als er überhaupt weiß. Genauso wie Usagi. Durch diesen Liebesbeweis haben sie sich gegenseitig gerettet." "Das heißt, sie sind nicht im Dark Kingdom?", Makoto schaute sich hoffnungsvoll um. "Nein, sind sie nicht!" Die Mädchen fuhren erschrocken auseinander. Starrten auf Zoisite, der erneut vor ihnen stand. "Wo sind die beiden?", seine Stimme klang kalt. "Selbst wenn wir es wüssten, würden wir es dir nicht sagen.", Rei klang sauer. Sie nickte den anderen zu, die sie sofort verstanden. Die Mädchen zückten ihre Füller, riefen ihre magischen Worte. Ein warmes Licht umhüllte sie augenblicklich. "Ich bin Sailor Mars!" "Ich bin Sailor Mercury!" "Ich bin Sailor Jupiter!" "Ich bin Sailor Venus!" Geschlossen und eng standen sie beieinander. "Und ihr wollte mir Angst machen?", ihr Feind lachte höhnisch auf, "Das wollen wir doch mal sehen." Wie schon zuvor schickte er wieder seine Schattenarme aus. Jeder einzelne von ihnen stürzte die Mädchen in einen persönlichen Zweikampf. Sie schaute sich um. Die Umgebung kam ihr bekannt vor. Sie war schon einmal hier gewesen. Nur wann? Sie wusste es nicht. "Usako!" Sie fuhr herum. Schaute in die dunkelblauen Augen Mamorus. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. "Usako! Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Du warst einige Zeit bewusstlos." Sie ließ sich von ihm hochziehen, schmiegte sich eng an ihn, als er sie in seine Arme schloss: "Mamo-chan. Wo sind wir hier?" Er sah sich um. "Ich weiß es nicht." "Mir kommt das alles so vertraut vor." Sie trennten sich ein wenig voneinander. Schauten sich um: Vor ihnen lag eine trostlose Landschaft. Ein ödes Gebiet. Ganz ohne Leben. In der Ferne konnten sie zerbrochene Säulen erkennen. Ein zerstörter Tempel der einst wahrscheinlich wunderschön gewesen war. Zusammen gingen sie einige Schritte. Fest waren ihre Finger ineinander verschlungen. Mamoru ging einen halben Meter voraus. Immer darauf bedacht zu schauen, dass Usagi nichts geschah. Er konnte spüren, dass ihnen hier keine Gefahr drohte. Das sie hier sicher waren. Usagi kletterte vorsichtig über einen größeren Geröllhaufen. Klammerte sich ein wenig an Mamoru fest. "Wohin willst du gehen?", sie schaute ihn fragend an. "Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung. Aber ein Gefühl sagt mir, dass wir zu den Säulen gehen sollten.", er hob sie von einem der Steine, sah ihr in die Augen. Versank ein wenig da drinnen: "Deine Kraft eben war unglaublich!" "Das habe ich dir zu verdanken.", sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, "Du hast mir schon immer geholfen. Egal wie." Er konnte nicht anders, als zu lächeln. "Komm, gehen wir weiter." Sie nickte ihm zu und ging dicht neben ihm her. Ein wenig in Gedanken versunken. Sie wusste, dass sich ihre Freundinnen sicherlich gerade wahnsinnige Sorgen um sie beide machten. Vor allem Rei um Mamoru. Usagi spürte bei dem Gedanken daran, einen kleinen Stich in der Herzgegend. Aus dem Augenwinkel heraus blicke sie hoch zu Mamoru. Er sah so stark und entschlossen aus. Bei seinem Anblick war sie sich sofort sicher, dass er immer zu ihr halten würde. Und sie würde ihn immer lieben. "Usako!" Sie schreckte ein wenig aus ihren Gedanken auf. "Was ist denn?", sie blickte sich um und sah, dass sie die Säulen erreicht hatten. Einige standen noch, einige lagen zerbrochen am Boden. In der Mitte konnten sie eine Art Altar sehen. "Wo sind wir hier nur gelandet?", sie sah sich ängstlich um. "Das glaube ich jetzt nicht!" Bei Mamorus Worten drehte sie sich ruckartig zu ihm um, folgte seinem Blick und erstarrte. "Das kann nicht sein. Wie ist das möglich?" Das Paar traute seinen Augen kaum. Riss sie weit auf. Beide verstanden es nicht. Am Horizont dieser trostlosen Landschaft fand ein Aufgang statt. Aber es war nicht der Sonnenaufgang, den sie gewohnt waren. Zu ihrer großen Überraschung ging die Erde auf. So wie die Sonne jede Morgen über den Rand des ihnen bekannten Horizont kletterte, tat es nun gerade die Erde. Blau leuchtend wie ein Saphir erstreckte sie sich vor ihnen. "Mamo-chan, wo sind wir hier?" "Ich glaube, deine Macht hat uns auf den Mond befördert, Usako." "Auf dem Mond? Wie kommen wir denn auf den Mond? Und warum?" Sie blickte Mamoru ängstlich in die Augen. War den Tränen nahe. Bei ihrem Anblick zog er sie sofort in seine Arme. Versuchte ihr Halt und Sicherheit zu geben. "Alles wird wieder gut, Usako. Ich bin bei dir. Da wo du bist, werde auch ich sein. Okay?", er hauchte ihr einen Kuss auf den blonden Haarschopf, "Wir werden schon einen Weg zurück finden." Mit Tränen in den Augen und verschleiertem Blick schaute sie ihn an. "Wir haben schon soviel zusammen durch gestanden. Egal welche Gefahr uns bisher drohte, haben wir sie immer besiegt. Und in den letzten zwei Tagen hast du mir soviel von dir offenbart, dass ich mich selbst schon frage, warum ich nicht schon viel früher mein Herz auch an Usagi und nicht nur an Sailor Moon verloren habe. Ich liebe dich Usako! Und wahrscheinlich habe ich das schon immer. Vollkommen egal was ich dir an den Kopf geworfen habe. Aber ich kann mir ein Leben ohne unsere zufälligen Treffen schon gar nicht mehr vorstellen. In den letzten Monaten hast du mir echt schöne Momente beschert, die ich nicht mehr missen möchte. Das du dich nun als Sailor Moon entpuppt hast, ist für mich fast schon wie ein Sahnehäubchen auf deinem Schokomilchshake. Du hast mich letzte Nacht gefragt, was das mit uns ist. Ich glaube, dass ich dir jetzt eine Antwort darauf geben kann: Das mit uns ist etwas ganz besonderes. Es ist diese einzig wahre Liebe, von der du mir erzählt hast. Ich spüre das Kribbeln auf meiner Haut und in meinem Bauch, wenn ich dich sehe. Und ich würde dich ab heute einfach nur noch vierundzwanzig Stunden um mich herum haben wollen. Will für immer mit dir zusammen sein." Usagi liefen die Tränen über die Wangen. Mamorus Liebeserklärung ergriff ihr Herz, das viel zu schnell schlug. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Stattdessen schmiss sie sich erneut in seine Arme. Ihre Hände umfassten sein Gesicht und zogen es an ihres heran. Wild und unbändig hauchte sie ihm Küsse auf seine Lippen, die stürmischer wurden und nur allzu gerne von ihm erwidert wurden. Und für Mamoru waren ihre Taten Antwort genug. Ikuko schaute besorgt hinaus. Dafür, dass es Frühsommer war, war es draußen viel zu kühl. Der Himmel hatte sich verdunkelt und ließen keinen Sonnenstrahl mehr durch die dicke Wolkendecke. "Wo bleibt Usagi nur?" "Wann wollte sie denn von Ami zurück sein?", Kenji trat zu seiner Frau ans Fenster. "Nach dem Frühstück. Auch wenn es bereits nach zwei ist, hat sie sicher schon ausgeschlafen. Vielleicht ist etwas passiert?" "Hast du versucht, Ami zu erreichen?" "Ja. Aber zuhause geht nur der Anrufbeantworter ran und an ihr Handy gehen beide nicht. Das passt nicht zu Ami." "Wir sollten uns keine Gedanken machen. Vielleicht haben sie beim Lernen die Zeit vergessen?!", versuchte er seine Frau zu beruhigen. Sie blickte ihn an und beide wussten, dass er nur nach einer Ausrede suchte. Irgendetwas war vorgefallen und sie wussten nicht, was sie tun sollten. Rei sandte ihren Feuerball in Richtung Zoisite. Makoto schloss sich mit ihrem Donnerschlag an. Schon vor einigen Minuten konnten sie ihre Schatten beseitigen und sich nun voll und ganz auf ihren Gegenüber konzentrieren. Auch Ami und Minako hatten sich befreien können. Minako gab Ami Deckung, während diese immer noch ihren Computer mit Daten fütterte. "Und?" "Ich kann sie immer noch nicht finden." "Aber du hast doch gesagt, sie sind hier.", Luna schaute sie fragen an. "Das sind sie auch. Aber irgendwie auf einer anderen Ebene. Die wir nicht sehen. Oder nur bedingt. Ich habe keine genaueren Koordinaten." Minako schickte ihre Kette der Liebe in Richtung Zoisite. Traf ihn an der linken Wange. Ein feiner Schnitt war zu erkennen. "Du!", ihr Feind schnaubte vor Wut, zog dunkle Energie zusammen. Und wurde erneut von Rei und Makoto aufgehalten. Ihm ging langsam die Kraft aus. Er wusste, dass er es nicht mehr lange durchhalten würde. "Was können die beiden nur mit ihrer Macht machen?", Ami murmelte vor sich hin. "Ich weiß es nicht.", Luna klang betrübt, "Ich weiß, dass sie das Mondzepter bedienen kann und ihren Mondstein. Aber ich weiß nicht, welche Kraft noch in ihr schlummert oder gerade freigesetzt wurde." "Bei Mamoru haben wir auch keinen Anhaltspunkt.", Artemis seufzte. "Ich werde euch wieder finden. Verlasst euch drauf!", Zoisite klang verärgert und wütend. Doch er wollte wegen Sailor Moon und Tuxedo Kamen nur ungern sein Leben verlieren. Mit einem Fingerzeig ließ er ein letztes Mal das schwarze Loch erscheinen und verschwand darin. Gerade noch rechtzeitig, bevor Rei und Makoto erneut angriffen. "Endlich!", erschöpft ließ sich Minako auf den Boden sinken. Die anderen nickten und setzten sich kraftlos hin. Sahen hoffnungsvoll zu Ami. "Wie schaut es aus?" "Nichts.", Ami sah zu den anderen und schüttelte den Kopf. Usagi und Mamoru gingen Hand in Hand in die Richtung des kleinen Steinaltars. Ihr Herz klopfte wie wild gegen ihren Brustkorb und sie klammerte sich an Mamoru. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte Angst und war neugierig zu gleich. Unsicher blickte sie zu ihm hoch. Was ihm nicht entging. Mamoru schaute sie aufmunternd an. Sein Lächeln für sie war stark und aufbauend. "Wir bekommen das hin." "Hm." Sie erreichten den Altar. Stumm und unbedarft lehnte sich Usagi dagegen. "Wie kommen wir hier wieder weg?" "Das müsste ich dich fragen. Mal ganz abgesehen davon, dass es mir vollkommen schleierhaft ist, wie wir hier oben ohne eine spezielle Ausrüstung überhaupt atmen können. Und die Schwerkraft scheint genau die gleiche zu sein, wie die auf der Erde. Ganz anders als es in den Lehrbüchern steht.", Mamoru ging einige Meter weiter und schaute sich um. "Das kann ich euch erklären." Usagi schreckte hoch, stolperte vom Altar weg und genau in Mamorus Arme, der sich augenblicklich wieder umgedreht hatte. Ängstlich schauten beide sich um. Konnten ein silbernes Licht entdecken. Erkannten eine Silhouette. "Wer bist du?", Mamoru schaute finster drein. "Mein Name ist Selene." "Die Mondgöttin." "Ja. Aber in diesem Fall auch die König des Silver Millenniums und des Mondes." "Königin?", Usagis Augen weiteten sich. "Ja, Usagi." "Was willst du von uns? Warum sind wir hier?" "Lass es mich dir, Mamoru und dir, Usagi erklären.", Selene ließ ein wärmeres Licht erscheinen und das Paar konnte erkennen, wie ihre Erscheinung darin praktisch wuchs und größer wurde. Bis sie in ihrer vollen Größe da stand. Auf ihr Geheiß hin entstand in der Mitte des Altars eine leuchtende Energiekugel. Bilder bildeten sich in ihnen. Usagi und Mamoru schauten fasziniert hin. Gingen ein wenig näher heran. "Was sind das für Bilder?", Usagis Stimme war ein Hauchen. Sie sah einen Palast. Einen großen Garten. "Das sind Erinnerungen aus dem Silver Millennium. Es war vor langer Zeit. Als wir noch über den Mond herrschten und eine friedliche Koexistenz neben dem Königreich der Erde führten." "Königreich der Erde?" "Ja. Damals herrschte ein Prinz namens Endymion über diesen wunderbar blauen Planeten. Und ich beherrschte mit Hilfe des Silberkristalls den Mond. Eines Tages sollte das meine Tochter Serenity ausüben. Aber sie hatte andere Dinge im Kopf." "Was denn?", die Neugierde der Blondine war geweckt. "Den Prinzen. Meine Tochter hatte sich verliebt. Obwohl es ihr strengstens verboten war, stieg sie mit Hilfe des heiligen Silberkristalls immer und immer wieder zur Erde hinab. Ich schickte ihr zur Sicherheit ihre Leibgarde hinterher. Sie sollten sie abhalten. Aber Serenity entwickelte immer neue Tricks und Strategien. Erst dachte ich, dass es sich legen würde. Das Endymion sie als der Ältere und Vernünftigere zur Vernunft bringen würde." "Warum hätte er das tun sollen?", Mamoru schaute Selene fragend an. "Weil beide wussten, dass sie nicht zusammen sein durften. Es war den Mondbewohnern und der Bewohnern der Erde schon von jeher strengstens verboten, Bindungen einzugehen außer politischen." "Eure Tochter verstieß dagegen." Selene blickte mit traurigen Augen zu Mamoru und nickte, wandte sich ab und den Bildern zu: "Ich nehme an, dass sich Endymion genauso schnell in sie verliebte, wie sie sich in ihn. Auf den ersten Blick. Denn wenn sie nicht auf der Erde war, war er bei ihr. Hier auf dem Mond. Im Schlosspark stand ein Pavillon, wo sie sich trafen." "Warum habt ihr es nicht verboten?" "Ich habe es versucht. Aber ich sah die Liebe für ihn in ihren Augen. Sie war so rein und unschuldig. Ich liebte mein Kind so sehr, dass ich es ihr nicht verbieten konnte. Tief in meinem Herzen wusste auch ich, dass diese Liebe zum Scheitern verurteilt war. Aber ich behielt es für mich. Wollte sie nicht trennen. Ich war zu feige dafür." Usagi ging auf die Mondgöttin zu. Sah ihre Tränen in den Augen. Leise fragte sie: "Was ist dann geschehen?" "Dass Dark Kingdom versuchte die Macht über die Erde zu übernehmen. Zunächst übten sie eine Art Gehirnwäsche bei den Bewohnern aus. Überzeugten sie davon, dass das Mondreich sie überwachen wolle. Natürlich wollten sie auch Endymion überzeugen. Aber es gelang ihnen nicht. Er verriet die Pläne des Dark Kingdom an uns, weil er die Macht des Silberkristalls kannte. Schlug sich auf unsere Seite. Aber sie griffen trotzdem an." Usagi riss die Augen auf, schlug eine Hand vor ihren Mund. Tränen bildeten sich in ihren Augen, ohne das sie wusste, warum. Sie spürte Mamorus Hände auf ihren Schultern, schaute zu ihm hoch. "Was passierte dann?", seine Stimme klang ernst. "Er wurde von seinen eigenen Generälen, seiner eigenen Leibgarde angegriffen und verraten. Als er Serenity verteidigen wollte, jagte ihm Königin Metallia hinterrücks einen Dolch aus schwarzer Energie in den Rücken." "Wie schrecklich.", Usagi liefen die Tränen übers Gesicht. "Meiner Tochter brach der Tod ihres Geliebten das Herz. Sie nahm sich sein Schwert und stach es sich selbst in die Brust." Usagi drückte sich an Mamorus Brust. Schluchzte laut auf. Sie wusste nicht, warum es ihr so ans Herz ging, diese Geschichte zu hören. Ihr Herz schlug erneut viel zu schnell. In ihrem Kopf rasten die Gedanken umher. Sie bekam hämmernde Kopfschmerzen. Ihr Atem war flach. "Usako!", besorgt schaute Mamoru zu ihr herunter. Sah, wie sie kreideweiß und mit zittrigen Beinen da stand. Sich an ihn klammerte. "Usako! Usako, was ist los? Du musst dich beruhigen. Es ist nur eine Geschichte. Etwas was vor langer Zeit passiert ist. Hörst du, Usako. Nur eine Geschichte!" Doch ihr ging es nicht besser. Ihre Beine gaben nach und sie sank zu Boden. Bemerkte, dass sich Mamoru neben sie kniete. "Was passiert mit ihr?", verzweifelte hielt er sie fest im Arm, schaute hinauf zu Selene. "Sieh selbst, Endymion!" "Was?" Sein Blick glitt wieder zu Usagi. Er konnte den sichelförmigen Mond erkennen, der sich wie schon die Nacht zuvor und bei ihrem ersten Kuss auf ihrer Stirn bildete. Er strahlte in einem goldenen Licht. Ihre Augen waren geschlossen, eine einzelne Träne lief ihre Wange hinab. Mamoru verstand nicht, was vor sich ging. Schaute wieder hinauf zu Selene, die seelenruhig da stand. "Sie erinnert sich." "An was?" "An ihre Vergangenheit." "Welche Vergangenheit?", seine Stimme war am zitternd und Wut schwang in ihr mit. "Endymion.", Usagis Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als sie ihre Augen aufschlug. Mamoru suchte ihren Blick, spürte ihre Hand auf seiner Wange. "Usako." "Endymion.", sie lächelte ihn an. "Was? Warum nennst du mich so?" Usagi antwortete nicht. Stattdessen richtete sie sich ein wenig auf, näherte sich mit ihrem Gesicht dem seinigen. Er hielt still. Wartete ab. Liebevoll legte sie ihre Lippen auf seine. Mamoru riss die Augen auf und ihn durchfuhr es wie einen Blitz. Die Bilder aus der Energiekugel prasselten auf ihn ein. Vermischten sich mit seinen Träumen von der Prinzessin. Seine Gedanken rasten durch seinen Kopf und überschlugen sich. Er schloss die Augen. Drückte Usagi näher an sich heran. Noch immer kamen ihm Bilder in den Sinn. Wunderbare Erinnerungen nach denen er solange gesucht hatte. Usagi löste sich von ihm. Der Sichelmond auf ihrer Stirn strahlte noch immer. Sie lächelte ihn an: "Endymion." "Du bist sie. Du bist die Prinzessin aus meinem Traum. Serenity." "Ihr erinnert euch wieder.", Selene lächelte sie freundlich an, "Ihr wisst, wer ihr einmal ward. Wer ihr seid." "Also bin ich die Prinzessin, nach der wir suchen sollten? Von der uns Luna erzählt hat?", das junge Mädchen klang verunsichert. "So ist es." "Und ihre Macht hat uns hierher gebracht?" Selene wandte sich an Endymion: "Das ward ihr beide. Euer Unterbewusstsein hat euch an den Ort zurückgebracht, auf dem ihr fast immer sicher ward. Dem Mond." "Dann hat die Suche ja jetzt ein Ende.", Serenity strahlte. "Nein, leider nicht." "Was?" "Ihr müsst den heiligen Silberkristall finden. Nur mit ihm kannst du deine ganze Macht erwecken, Serenity." "Ich dachte, dass ihr den habt?", sie klang enttäuscht. "Nicht mehr. Als du damals gestorben bist, habe ich mir vom Silberkristall gewünscht, dass ihr alle noch einmal geboren werdet. In einer friedlichen Welt und vor allem auf demselben Planeten. Ich habe meine ganze Energie dafür verbraucht. Deswegen bin ich auch nur durch deine Berührung am Altar erweckt wurden. Und das auch nur als Projektion." "Und wo ist er jetzt?" "Ihr müsst ihn neu erwecken. Mit Hilfe der sieben Regenbogenkristalle." "Und dann können wir das Dark Kingdom besiegen?" "So ist es Prinz." "Na ja, wenigstens können mir Luna und die anderen nun keine Vorwürfe mehr machen, ich hätte mir keine Mühe bei der Suche nach der Prinzessin gegeben. Ha, die werden staunen, wenn sie erkennen, dass ich es bin.", Serenity lachte und drehte sich einmal übermütig im Kreis. "Wir sollten es ihnen nicht sagen." Sie schaute überrascht zu Endymion. Sah ihn fragen an. Erkannte, wie ernst sein Blick war. Das Mädchen schaute zu Selene. "Endymion hat Recht, Serenity. Wenn unsere Feinde mitbekommen, dass Sailor Moon gleichzeitig die Mondprinzessin ist, wird es sehr gefährlich für euch." "Wir müssen zuerst den Silberkristall finden, oder?" Die Mondgöttin nickte Endymion zu. "Manno, und ich dachte, ich hätte es geschafft, dass sie mir mal nicht auf den Keks gehen.", Serenity hockte sich auf eine umgefallene Säule und schmollte. "Meine liebes Kind. Genauso eigensinnig und stur wie damals. Du hast dich kein bisschen verändert.", Selene ging zu ihr und kniete sich vor ihr hin, "Du musst nur noch ein kleines bisschen durchhalten. Es wird nicht mehr lange dauern. Aber es muss sein." "Hm." "Endymion wird bei dir sein und dich beschützen. Das hat er damals schon getan und er wird es sicherlich mit Freuden wieder tun." Der junge Mann kam zu ihnen herüber. "Ganz egal wohin du gehen wirst, er wird für dich da sein." Serenity ergriff seine Hand, die er ihr anbot und ließ sich hochziehen. "Eure Liebe ist für die Ewigkeit bestimmt. Ihr wurdet nicht umsonst wiedergeboren." "Aber die anderen sind gemein zu mir.", jammerte Serenity. "Ich hab es gesehen." "Wie gesehen?" "Du bist meine einzige Tochter. Auch als du auf der Erde wiedergeboren wurdest, habe ich immer ein wachsames Auge auf die geworfen. Ich konnte nicht anders." "Dann weißt du ja, was sie mir an den Kopf geworfen haben." "Ich weiß es. Und sie waren nicht wirklich nett zu dir. Ich habe es schon wie Endymion einige Zeit gespürt, dass es dir nicht gut geht. Das du am Ende bist. Aber ich wusste auch, dass dein Prinz es erkennen und dich retten würde. Egal auf welche Art und Weise. Ich wusste, dass ihr dadurch zueinander finden würdet. Nach so langer Zeit. Und ich bin unendlich glücklich darüber, dass ihr euch zu mir teleportiert habt und ich dich und ihn endlich wieder sehen konnte." Serenity umarmte die Frau. "Danke, Mutter." "Ich würde alles für dich tun, mein Kind!", sie schaute die Prinzessin mit verschleiertem Blick an, "Aber nun müsst ihr wieder zurück. Die anderen suchen euch schon. Und ich glaube, die arme Sailor Mercury ist ein wenig verwirrt, weil ihr Computer immer wieder sagt, dass ihr bei ihnen seid." Serenity schaute sie an und nickte. Wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen. "Du musst nicht weinen. Wir werden uns bald wieder sehen. Sobald ihr den Silberkristall erweckt habt, werden auch die Erinnerungen der anderen Sailorkriegerinnen und die von Luna und Artemis wiederkommen. Endymion?" "Ja?", er schaute sie an. "Pass gut auf sie auf. Lass sie nie allzu lange aus den Augen." "Ich verspreche es.", er deutete eine leichte Verbeugung an, "Ich werde sie mit meinem Leben beschützen." "Wo ich bin, wird auch er sein.", Serenity lächelte tapfer. "Konzentriert euch nun auf den Ort, wo ihr verschwunden sein." Das Paar nickte. Der Prinz zog seine Prinzessin in die Arme, lächelte sie an. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, legte ihre Lippen liebevoll und zärtlich auf seine. Beide spürten erneut ihre Macht. Alles um sie herum verschwamm und sie hatten das Gefühl, von den Füßen gezogen wurden zu sein. Ihre Umgebung verzerrte sich und es wurde schwarz um sie herum. Rei ging verzweifelt auf und ab. Minako trommelte nervös mit ihren Fingernägeln auf das Holz der Treppenstufen. Makoto wippte unruhig mit den Füßen. Ami legte ihr Handy beiseite und erntete dadurch die volle Aufmerksamkeit. "Das waren ihre Eltern. Sie haben sich wahnsinnige Sorgen gemacht. Usagi hat ihnen wohl erzählt, dass sie nach dem Frühstück wieder zuhause ist." "Was hast du ihnen gesagt?", Luna schaute sie an. "Das wir in der Bibliothek waren und wir auch heute und morgen Nachmittag noch lernen wollen." "Wollten sie Usagi gar nicht sprechen?", Makoto klang überrascht. "Nein. Zum Glück nicht." "Wo sind die nur hin?", Rei schaute sich fragend um. Versuchte ein Anzeichen zu erkennen. Erneut holte Ami ihren Computer heraus, tippte Daten ein. "Ich sehe sie. Ihre Dimension tut sich auf." Die anderen schauten sie perplex an. "Wo?", Minako hing über Amis Schulter. Ihre Freundin gab wieder Daten ein. Die anderen beobachteten sie genau und umlagerten sie. Sie alle bemerkten nicht, wie eine sanfte Brise aufkam. Der Himmel wurde heller und die Wolken zogen weiter. "Da wären wir wieder.", Mamoru setzte mit Usagi im Arm sanft auf den Steinplatten des Tempels auf. "Es hat geklappt." "Ja. Und dein Sichelmond ist auch wieder weg." "Super!", sie gab ihm einen zärtlichen Kuss, den er nur allzu gerne erwiderte. Beide bemerkten erst nach einer ganzen Weile die Blicke, die auf ihnen ruhten. Langsam drehten sie sich küssend um und schauten in die Richtung des Haupthauses. "Hoppla.", Usagi unterbrach den Kuss. Ein Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. "Die haben wir wohl ganz vergessen.", Mamoru grinste schief. "Was sollen wir ihnen sagen?" "Wir sagen einfach, dass wir an einem seltsamen Ort waren. Und das wir uns nicht genau erinnern." "Einverstanden.", sie lächelte ihn an, "Aber eines sag ich dir, wenn sie mich gleich wieder dumm anmachen, geh ich sofort zurück." "Von mir aus.", er lachte. Hand in Hand gingen sie hinüber zu den Mädchen und Luna und Artemis. Es wurde Zeit für eine plausible Erklärung. Kapitel 6: Liebe ---------------- Langsam und bedächtig ging das Paar zu den wartenden Mädchen hinüber. Sie waren alle bereits wieder in ziviler Kleidung. Usagis Hand lag in Mamorus. Sie wusste nicht, was sie ihren Freundinnen sagen sollte. Sie war noch nie gut darin gewesen, Geheimnisse für sich zu behalten. Und solch ein gravierendes wie das, dass ausgerechnet sie die Prinzessin war, die sie schon so lange suchten, schon gar nicht. Dafür war sie einfach nicht der Typ. Mamoru bemerkte ihre Verunsicherung. Als sie zusammen nur wenige Meter vor den anderen stehen blieben, schaute er zu ihr. Sie erwiderte seinen Blick und er sah in ihren Augen, dass sie sofort sein Angebot das Reden zu übernehmen, verstand. “Wo ward ihr?”, Ami klang besorgt, “Mein Computer sagte mir immer und immer wieder, ihr wärd irgendwie bei uns aber auf einen anderen Ebene.” ”Keine Ahnung wo wir waren.”, Mamoru zuckte mit den Schultern. “Habt ihr denn nichts erkennen können?”, Minako schaute sie beide an. “Nein. Es war irgendwie alles ziemlich öde dort. Ausgestorben sozusagen.” “Aber ihr müsst doch Hinweise haben.” “Tut mir leid, Makoto. Wie gesagt: Es war alles wie in einer öden Landschaft. So eine Art Steinwüste. Aber außer uns war dort keiner.” “Ihr müsst in einer Art Zwischendimension gelandet sein.”, ergriff Ami nun wieder das Wort, “Das würde die Daten erklären, die ich bekommen habe.” Das Mädchen holte ihren Computer raus und zeigte Mamoru ihre Ergebnisse. Usagi stand einige Schritte entfernt und ihr Blick war zum Himmel gerichtet. Der Mond war am Nachmittagshimmel über Tokio noch nicht zu sehen. Aber sie konnte seine Präsenz spüren. Stärker als je zuvor. Noch vor einigen Minuten war sie dort gewesen. Zusammen mit Mamoru. Bei ihrer Mutter. Sie hatten beide von ihrer Vergangenheit erfahren. Einer traurigen auf der einen Seite weil das Silver Millennium zerstört worden war. Und auf der anderen Seite war sie wunderschön, weil sie Mamoru, nein, Prinz Endymion kennen und lieben gelernt hatte. “Usagi!”, Rei riss das Mädchen aus ihren Gedanken. “Hm?” “Vielleicht kannst du uns erklären, was bei euch da gerade passiert ist.” “Ähm, also...”, Usagi schaute zu Mamoru. “Wir haben euch doch gerade gesagt, dass wir es nicht wissen.” “Wir wollen es aber auch von ihr hören.”, fuhr Luna den jungen Mann an. “Ich hab keine Ahnung. Da waren viele Steine und Geröll und es war irgendwie dunkel. An mehr kann ich mich nicht erinnern.” “Klingt ja so, als seid ihr auf dem Mond gewesen.”, Makoto seufzte. Ebenso die anderen. Usagi zuckte kurz bei dieser Aussage zusammen, aber keiner schien es außer Mamoru gemerkt zu haben. “Habt ihr unseren Feind getroffen?”, Luna fragte hartnäckig weiter. “Nein.”, antwortete Usagi wahrheitsgemäß, “Aber sag mal, Luna. Kannst du uns nicht etwas von der Mondprinzessin erzählen? Wir wissen kaum was über sie. Und du sagst immer, es sei enorm wichtig, dass wir sie finden. Aber wie sollen wir sie erkennen?” “Oh. Ich kann mich selbst kaum mehr erinnern. Ich habe nur noch dunkle Erinnerungen. Aber ich weiß, dass sie wunderschön war. Und lieb und freundlich.” “Also das ganze Gegenteil von dir, Usagi.”, ließ Rei verlauten. “Wenn du das sagst.”, Usagi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, “Sonst noch irgendwelche Infos? Wie sie aussieht zum Beispiel. Oder ob sie wirklich den Silberkristall hat.” ”Das weiß ich alles nicht mehr. Nicht mehr genau. Nur noch ihr Wesen ist mir in Erinnerung geblieben.” “Ich dachte, dass Mamoru immer von ihr träumt?”, Minako schaute zu dem jungen Mann. “Ich sehe aber nie ihr Gesicht.” “Aber irgendwas muss dich doch mit ihr verbinden.” ”Wenn ich das wüsste, Ami, wäre ich schon zwei Schritte weiter als ihr.” “Stimmt allerdings.”, das Mädchen grinste ihn schief an. “Aber wenn wir nicht mal wissen, wie sie aussieht, wie sollen wir sie dann finden?” Mamoru schaute zu Usagi und war erstaunt, wie dumm sie sich stellen konnte. “Sie wird sich zeigen, wenn die Zeit reif ist.”, Artemis war zu ihnen getreten, “Wir müssen Geduld haben.” ”Hm, also in meinen Augen kann sie sich schon langsam mal zeigen.”, Rei verschränkte die Arme vor der Brust, “Wir suchen sie schon so lange. Und wir haben noch kein einziges Anzeichen für ihre Existenz.” “Willst du etwa aufgeben?”, Luna schaute sie an. “Nein. Aber unser Feind wird immer stärker und ich frage mich, wann die Prinzessin der Meinung ist, dass es an der Zeit wäre in Erscheinung zu treten.” Usagis und Mamorus Blicke trafen sich. Unbemerkt von den anderen. “Ihre Zeit wird kommen.”, versuchte Artemis die erhitzten Gemüter zu beruhigen, “Ihr müsst Vertrauen in sie haben. Unsere Prinzessin ist stark und gutmütig. Habt Verständnis für sie, wenn sie noch nicht so weit ist. Erst recht wenn sie selbst noch nicht erkannt hat, wer sie wirklich ist.” ”Das heißt, es könnte auch jedes Mädchen von der Straße sein?”, Minako schaute ihren Kater fragend an. “Es könnte sein. Und wenn sie dann zu ihrer Erkenntnis gelangt, müssen wir behutsam mit ihr umgehen. Wir müssen ihr die Situation genaustens erklären. Ich kann mich wie Luna nur dunkel erinnern, aber ich weiß, dass es keine allzu schöne Vergangenheit bei der Prinzessin gibt.” ”Was heißt das?”, Amis Neugierde war erwacht. “Sie ist eine Wiedergeburt. Das ist alles, was wir wissen. Und ihr Ausscheiden aus dem letzten Leben war keine schöne Angelegenheit. Es war mit sehr viel Schmerz verbunden.” Usagi krallte sich unbemerkt von den anderen in Mamorus Shirt. Besorgt blickte er zu ihr. Sie hatte ihre Augen zusammengekniffen. Kalter Schweiß war ihr auf die Stirn getreten. “Usako?” “Alles okay.”, ihre Stimme war nicht mehr als ein raues Flüstern. Es klang schmerzverzerrt. “Usako.”, er zog sie näher an sich. Und das gerade noch rechtzeitig: Ihre Beine gaben wie schon einige Zeit vorher auf dem Mond nach und sie rutschte in sich zusammen. Ein lautes Keuchen entwich ihrem Mund. Den anderen entging es nun nicht mehr, was mit ihrer Freundin passierte. Sie blickten besorgt zu ihr. Ami war zuerst bei ihr und Mamoru: ”Was ist passiert?” ”Nichts. Sie ist nur ziemlich fertig.” “Lass mich mal ihr Gesicht sehen. Ist sie sehr blass?” ”Alles okay, Ami.”, Mamoru hatte das Gesicht Usagis vorsorglich an seine Brust gedrückt, nachdem sich auf ihrer Stirn erneut der Sichelmond gebildet hatte. Die anderen sollten es nicht sehen und schon gar keinen Verdacht schöpfen. ”Ich weiß, dass du helfen willst. Aber mach dir keine Sorgen. Ich studiere Medizin und bekomm das schon hin. Kannst du ihr noch einmal ein Alibi verschaffen?” “Hab ich schon. Als ihr vorhin verschwunden ward, haben ihre Eltern einige Zeit später angerufen. Bis morgen Abend um halb sechs ist sie offiziell bei mir.” “Das sollte reichen. Danke.”, der junge Mann erhob sich und nahm Usagi dabei auf die Arme. “Wo gehst du mit ihr hin?”, Rei lief auf ihn zu, als er sich abwendete. “Ich nehm sie noch einmal mit zu mir. Sie scheint durch diese Zwischendimension ziemlich fertig zu sein. Macht euch keine Sorgen. Ich kümmere mich um sie.” Rei wollte noch etwas sagen, aber er lief bereits los. Die anderen traten an sie heran. Minako legte eine Hand auf ihre Schulter: ”Du wirst es nicht mehr ändern können.” “Ich weiß. Aber es tut so weh.” ”Wir sind für dich da.” Rei nickte und schaute Mamoru, der Usagi die Stufen hinunter trug, zusammen mit ihren Freundinnen hinterher. “Irgendwas stimmt da nicht.”, murmelte Luna, als das Paar außer Sichtweise war. “Was meinst du damit?”, Makoto hatte sich neben sie gesetzt. “Sie verschweigen uns etwas.” ”Du meinst, sie wussten, wo sie da vorhin waren?”, Ami legte den Kopf schief. “Ja. Und zwar ganz genau. Es klang bei ihnen so, als hätten sie sich abgesprochen. Und ihre Idee von einer trostlosen Mondlandschaft war nun nicht gerade originell, wenn man bedenkt, dass der Mond Usagis Schutzpatron ist.” “Aber warum sollten sie uns etwas verschweigen?” ”Das sollten wir heraus finden.” ”Ist euch Usagis plötzliches Interesse an der Prinzessin aufgefallen?”, fragte Minako in die Runde, “Sie hat sehr plötzlich das Thema wegen der Dimension fallen gelassen und nach ihr gefragt.” “Aber warum?”, Artemis schaute sein blondes Frauchen an. “Vielleicht weil sie schon längst etwas über diese Prinzessin weiß.”, sprach Luna das aus, was alle insgeheim dachten. ”Glaubt ihr, sie hat die Prinzessin schon längst gefunden und sagt es uns einfach nur nicht, weil sie immer noch sauer auf uns ist?”, Rei drehte sich in die Richtung, in die Mamoru mit Usagi verschwunden war. “Möglicherweise.” Jetzt richteten sich alle Blicke in Richtung Tempelausgang. “Wir sollten sie beide noch einmal fragen in den nächsten Tagen.” Allen schauten auf Rei, die entschlossen nach vorne blickte. Mamoru wartete auf den Aufzug. Noch immer hielt er Usagi im Arm. Das Zeichen auf ihrer Stirn, was sie als Mitglied der königlichen Familie des Mondes auswies, was noch nicht verschwunden. Auf dem Weg zu ihm hatte sie immer wieder unverständliche Worte vor sich hin gemurmelt. Ihm war klar, dass sie immer noch mit ihren Erinnerungen kämpfte. Anscheinend genügte nur ein Wort über die Vergangenheit, und Usagi wurde gedanklich zurück katapultiert. Der Aufzug war da, die Tür ging auf und Mamoru ging hinein in die Kabine. Als er versuchte, den Knopf seiner Etage zu drücken, spürte er leichte Bewegungen in seinen Armen. Er schaute nach unten. Und direkt in ihre blauen Augen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht: ”Alles okay mit dir, Prinzessin?” “Hm, wo bin ich? Was ist passiert?”, Usagi griff sich an die Stirn und fühlte das Zeichen. Sie glitt aus Mamorus Armen, hielt sich aber an seinem Arm fest und schaute ihn fragend an. “An was erinnerst du dich?” ”Ich hab Luna gefragt, ob sie sich an Einzelheiten aus dem Leben der Prinzessin erinnern kann. Und dann hat Artemis gesagt, dass es ein trauriges Ende mit ihr nahm. Also mit mir. Und dann wurde mir plötzlich wieder so heiß und kalt und alles hat sich um mich herum gedreht.” “Ich glaube, du wurdest wieder von Erinnerungen übermannt. Wahrscheinlich passiert dir das demnächst noch öfters.” ”Ich sollte weniger nach mir selbst fragen, meinst du?” ”So ungefähr.” Die Türe des Aufzuges ging auf und sie folgte ihm zu seiner Wohungstüre, als sie zusammen zuckte. “Was ist los, Usako?” ”Verdammt, ich sollte schon längst zuhause sein.” ”Mach dir darum keine Sorgen. Ami hat dir schon während unserer Abwesenheit ein zweites Alibi verschafft. Bis morgen Nachmittag bist du bei ihr.”, Mamoru schloss die Türe auf und sie folgte ihm erleichtert. “Gott sei Dank! Ich hätte jetzt auch keine Idee gehabt, was ich meinen Eltern hätte sagen sollen.”, sie ging direkt ins Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. “Die Wahrheit wohl schon mal nicht.”, er grinste sie an, “Kakao?” ”Bitte. Extra süß und schokoladig.” “Sofort.”, er verschwand in der Küche. Usagi zog die Beine an ihren Körper und ließ den Blick hinaus zum Balkon und der Skyline Tokios schweifen. Ihr kam es auf einmal alles so fremd vor. So unwirklich. Sie wusste, dass immer noch der Sichelmond auf ihrer Stirn prangte. Nie und nimmer wäre sie auch nur ansatzweise auf die Idee gekommen, dass sie die Mondprinzessin sein könnte. Warum auch? Sie war tollpatschig. Kindisch. Hatte keine guten Umgangsformen. Und war eine Heulsuse und ein Angsthase noch dazu. Auf die Idee sie königlich zu nennen, war noch nie jemand gekommen. Sie erinnerte sich an den Satz von Selene, dass sie sich nicht verändert hatte seit damals. War sie schon so als Prinzessin gewesen? Schon jetzt hatte sie Angst vor der Reaktion der anderen, wenn sie dahinter kamen, das sie die lang gesuchte Prinzessin war und es ihnen nicht gesagt hatte. Dann musste sie darauf vertrauen, dass ihre Mutter für sie intervenieren würde. Schließlich lag es nur in ihrem Interesse, sie noch eine Weile vor dem Feind zu verbergen. “Fertig!”, Mamoru kam mit zwei dampfenden Tassen voller Kakao aus der angrenzenden Küche. Sein Blick fiel auf Usagi, die verträumt auf seinem Sofa saß. Sie schien ihn gar nicht zu bemerken. Langsam ging er hinüber zum Sofatisch und stellte die Tassen darauf ab. Betrachtete das Mädchen vor sich. So wie sie gerade da saß, kam sie ihm wirklich wie eine Prinzessin vor. So königlich. Er konnte den Sichelmond sehen und fragte sich, wann er wohl wieder weichen würde. “Endymion.” Er schreckte aus seinen eigenen Gedankengängen hoch und blickte in das Gesicht seiner Prinzessin. Sah sie überrascht an. “Entschuldige. Soll ich dich lieber wieder Mamo-chan nennen?” ”Nein. Nein, das ist vollkommen in Ordnung. Immerhin ist das ja auch ein Name von mir. So wie deiner, Serenity.” Sie lächelte ihn an, während sie aufstand und zum Balkonfenster gegangen war. Er folgte ihr mit den Augen. “Endymion. Wie lange denkst du, müssen wir es den anderen verheimlichen?” ”Solange bis sich der Heilige Silberkristall zeigt.” “Wann wird das sein?” ”Wir müssen alle Regenbogenkristalle beieinander haben. Dann sollte es soweit sein. Warum fragst du?” ”Weil ich nicht weiß, wie lange ich dieses Versteckspiel um unsere Identitäten spielen kann.”, sie seufzte. “Ich versteh dich. Aber es geschieht nur zu deiner Sicherheit. Das Dark Kingdom wollte dich schon als Sailor Moon. Wenn sie jetzt auch noch herausfinden, dass du ebenfalls Prinzessin Serenity bist, werden sie keine Zeit mehr verschwenden und versuchen dich zu schnappen. Ich will dich nicht noch einmal verlieren.” Endymion war zu ihr gegangen, legte eine Hand auf ihre Schulter und drehte sie zu sich um. Zwang sie, ihm in die Augen zu sehen: ”Ich habe solange von dir geträumt, Serenity. So lange gehofft, dich zu treffen und in die Arme zu schließen. Ich weiß nicht, ob ich es ertrage, dich noch einmal zu verlieren. Und ich will es auch gar nicht wissen. Ich will dich bei mir haben und dich lieben, solange es mir möglich ist.” Sie sah es in seinen Augen, wie sehr er litt. Sie überbrückte die Distanz zu ihrem Prinzen und umarmte ihn. Legte ihren Kopf an seine Schulter. “Dürfen wir es denn? Dürfen wir uns denn lieben? Erdenbewohnern und Mondbewohnern ist es verboten, Kontakt zu haben.” “Aber jetzt bist du eine Bewohnerin meines Planeten. Es ist dir erlaubt zu lieben. Mich zu lieben.” Sie blickte zu ihm hinauf. “Ich darf dich lieben?” Er nickte nur. Legte eine Hand auf ihre Wange. “Das ist gut. Denn ich will nur noch dich lieben. Keinen anderen mehr. Nur dich, mein Prinz!” Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, er kam ihr leicht gebeugt entgegen und umfasste mit seinen Händen ihr Gesicht. Ihre Lippen näherten sich. Serenity hing an Endymions Lippen. Sie konnte und wollte nicht von ihm ablassen. Er hatte so recht gehabt: Sie wollte ihn solange lieben, wie es nur möglich war. Ihr Körper presste sich gegen seinen. Sie fühlte, wie er sie, ohne das Küssen zu unterbrechen, in Richtung Schlafzimmer bugsierte. Fühlte seine Hand auf ihrem Rücken. Die anderen öffnete ihre Haarknoten ohne große Probleme. Ihr Haar fiel schwer auf seine Hand. Wie fließendes Gold umrahmte es ihren Körper. Blind vor Liebe tastete er nach der Türklinke der Schlafzimmertüre. Stieß sie auf. Ohne groß zu überlegen, führte er sie zu seinem Bett. Die Prinzessin spürte die Bettkante in ihren Kniekehlen. Ließ sich instinktiv nach hinten gleiten, zog ihren Prinzen mit sich. “Wir können auch hier aufhören.”, er hatte sich von ihren Lippen gelöst und blickte sie atemlos an. Er glaubte selbst nicht an das, was er da gerade sagte. Viel zu sehr sehnte er sich nach ihr. Er erinnerte sich nur zu gut an die Vergangenheit. Schon einmal waren sie fast soweit gewesen, diesen einen Schritt zu gehen. Damals kam ihnen Metallia dazwischen. Er lächelte. Sah in ihren Augen dieses Funkeln, als sie den Kopf schüttelte. “Nein.”, ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauchen, “Ich erinner mich genauso gut an die Vergangenheit wie du. Wir wurden damals unterbrochen und daran gehindert. Und wir wissen, war dann mit uns geschehen ist. Ich will es nicht noch einmal soweit kommen lassen.” ”Du bist noch jung.” ”Das ist mir bewusst. Aber du bist derjenige, den ich liebe. Und keinen anderen. Ich will nur dich, Endymion. Ganz egal was die anderen sagen. Ob sie mich für kindisch und naiv halten. Wir wissen es gerade beide besser. Oder auch nicht. Und ich bin bereit, diesen Schritt zu gehen. Ich will dir gehören. Keinem anderen Mann.” Sie hatte mit ihren kleinen Händen sein Gesicht umschlossen und zog es an sich heran. Hauchte ihm liebevolle Küsse darauf. Endymion schob sich mit ihr zusammen ein Stück das Bett weiter hinauf. Platzierte Küsse auf ihrem Hals und ihrem Schlüsselbein. Zog ihr langsam das Shirt aus. Ein Keuchen entkam seinen Lippen, als er ihren Oberkörper sah. So zierlich und fein. “Du bist wunderschön!” Serenity genoss seine Blicke. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf ihren Wangen, als sie seine Blicke auf ihrem fast nackten Oberkörper spürte. Sie war sich im Klaren darüber, was sie hier gerade tat. Und das sie in der heutigen Welt auch nicht viel länger als einen Tag zusammen waren. Aber das zählte nicht. Sie liebte ihn schon viel länger als ihr jetziges Leben dauerte. Und sie verzerrte sich nach seiner Liebe. Sie schob ihm sein Shirt über den Kopf und ließ ihre Fingerspitzen über seinen Rücken, die Seiten entlang nach vorne zu seinem Bauch gleiten. Spürte, wie sich die Muskeln unter seiner Haut anspannten bei ihren Berührungen. Der Prinz konnte Bewunderung in ihren Augen sehen. “Darf ich?”, er legte eine Hand an den Knopf ihrer Hose. Holte sich ihre Bestätigung ab, als er ihr daraus half und entledigte sich dann selbst seiner eigenen. Wieder berührten sich ihre Lippen. Ihre Hände gingen auf gegenseitige Wanderschaft. Ihre Lippen ebenso und ihre restlichen Kleidungsstücke verloren sich neben dem Bett. Serenity zitterte leicht, als er sich über sie beugte. “Alles okay?”, sein Gesicht warf einen Schatten auf ihr eigenes. Sie sah, wie dunkel seine Augen auf einmal wirkten. “Ja.” ”Du zitterst.” ”Vor Aufregung.” Endymion musste grinsen. Langsam senkte er sein Gesicht dem ihrigen entgegen. Erneut trafen sich ihre Lippen. Sie verschränkte ihre Arme in seinem Nacken. Er stützte sich mit den Unterarmen links und rechts neben ihrem Kopf in den Kissen ab. Instinktiv öffnete sie ein wenig die Beine. Der Prinz platzierte sich zwischen ihr. Die Prinzessin keuchte in den Kuss hinein. Luna hatte neben Rei auf der Terrasse des Haupthauses gelegen, als sie hochschreckte. Erschrocken schauten sie alle an. “Was hast du denn?”, Ami klang besorgt. “Die Prinzessin.” ”Was ist mit der Prinzessin?” “Sie ist erwacht.” “Was?”, die Mädchen schrieen im Chor, während Lunas Blick zu Artemis wanderte und er nickte. ”Luna hat recht. Die Prinzessin ist erwacht. Und der Prinz ebenso.” ”Der Prinz?”, Minako schaute den weißen Kater verdutzt an. “Wir haben ihn vollkommen vergessen.”, Luna blickte in die Runde, “Die Prinzessin liebte einen Prinzen der Erde. Wir hatten nicht den Auftrag, ihn zu suchen. Aber anscheinend haben sich die beiden schon längst gefunden. Ohne unser Zutun.” Die Mädchen schauten irritiert und Makoto fand als erstes ihre Stimme wieder: ”Und was heißt das jetzt? Wo sind die beiden?” “Das muss euch noch nicht interessieren.” Die Mädchen fuhren herum und blickten in das Gesicht einer lächelnden Frau. “Wer bist du?”, Reis Stimme klang gereizt. “Königin Selene.”, in Lunas Stimme klang Ehrfurcht mit. “Wer?”, die Freundinnen schauten fragend zwischen der Katze und der fremden Frau hin und her. “Ich bin Königin Selene. Die letzte Königin des Silver Millenniums. Die Mutter der Mondprinzessin.” ”Hoheit.”, Artemis deutete mit dem Kopf eine leichte Verbeugung an, “Wo ist die Prinzessin?” ”Bei ihrem Prinzen, Artemis.” ”Wer ist der Prinz?”, Minako blickte neugerig zu Selene. “Prinz Endymion. Er war einst der Erdenkönig. Und so verliebt in die Mondprinzessin wie diese in ihn.” “Aber warum wussten wir nichts von ihm?” “Ich habe damals Luna und Artemis den Auftrag erteilt, dass ihr nur die Prinzessin suchen sollt. Ich wusste von Anfang an, dass sie ihren Prinzen finden wird. Oder er sie.” ”Das heißt, die beiden wissen bereits von ihrer Existenz und Identität?” ”So ist, Mercury. Aber um ehrlich zu euch zu sein, tun sie das auch erst seit wenigen Stunden.” ”Wer ist es?” “Das kann ich euch noch nicht sagen.” ”Warum denn nicht?”, Rei klang erzürnt. ”Wegen der Sicherheit meiner Tochter und der des Prinzen. Sie wären einer zu großen Gefahr durch das Dark Kingdom ausgesetzt. Ich bitte euch nur noch um ein wenig Geduld. Die beiden kennen sich. Aber ihrer wahren Liebe wurden sie sich erst vor kurzem bewusst. Ihr müsst ihnen Zeit geben, dass diese Liebe wachsen kann. Sie müssen sich neu kennenlernen. Sich neu entdecken. Ihr Urvertrauen zurückerlangen.” “Was meinte Luna eben damit, sie sei erwacht?”, Makoto schaute fragend zur Königin. “Serenity und Endymion haben sich in diesem Augenblick ein Versprechen gegeben.” ”Ein Versprechen?”, Minako klappte der Mund auf, “Etwa ein Eheversprechen?” ”Nein. Nicht das. Serenity hat Endymion das gegeben, was sie nur einem Menschen auf der ganzen Welt schenken kann und auch nur einmal.” Die Mädchen erröteten um die Nasenspitzen. Sie wussten alle, was die Frau vor ihnen meinte. Sie waren keine kleinen Kinder mehr. “Hoheit?” “Ja, Luna?” ”Woran werden wir sie erkennen?” ”Wenn sie vor euch steht.”, Selene lächelte sie aufmunternd an, “Ihr werdet es in diesem Augenblick alle erkennen und euch an euer altes Leben erinnern können.” Alle Anwesenden nickten. “Versprecht mir, dass ihr immer und zu jeder Zeit auf der Seite der Prinzessin stehen werdet. Und auf der ihres Prinzen. Egal was auch immer für Gefahren auf euch lauern. Oder wie anstrengend es auch immer sein wird.” ”Schlimmer als Usagi wird die Prinzessin wohl kaum sein.”, grinste Rei schief. “Nein. Das nicht.”, ein Licht umhüllte die Königin erneut, “Eher genauso!” Perplex über diesen letzten Satz schauten die Mädchen zu der Stelle, an der sich eben noch Selene befunden hatte. “Genauso schlimm wie Usagi?”, Makoto hatte die Stirn kraus gezogen. “Na dann mal gute Nacht!”, schnaufte Rei. “Vielleicht liegt es daran, weil Usagi als Sailor Moon unsere Anführerin ist?”, überlegte Ami laut. “Lassen wir uns einfach überraschen. Ich bin so gespannt, wie der Prinz aussieht.”, schwärmte Minako vor sich hin. Die Mädchen saßen noch bis zum Abend zusammen. Diskutierten alle Varianten durch, die ihnen zum Thema Prinzessin und Prinz und dem Erkennen der beiden einfiel. Sie alle waren erleichtert, dass sie wenigstens nun einen Anhaltspunkt hatten. Das sich die Prinzessin anscheinend schon ihrer Identität bewusst war. Jetzt mussten sie nur noch warten, bis sie sich ihnen zeigen würde. Ami wurde dazu gedrängt, dieses neue Wissen an Usagi und Mamoru per SMS zu schicken. Die Mädchen wollten keinen erneuten Streit mit ihr provozieren, weil sie sich eventuell zurückgesetzt fühlte. Und vor allem wollten sie keine Auseinandersetzung mit Mamoru. Nicht jetzt wo er mit Usagi zusammen war. Es war fast halb elf, als sie sich alle voneinander verabschiedeten und sich für den nächsten Tag im Crown verabredeten. “Schreibst du das nochmal Usagi?”, Makoto schaute Ami fragend an, als sie mit ihr, Minako und den beiden Katzen die Stufen des Tempels hinunter ging. “Ja, ich mach das gleich.”, sie holte ihr Handy heraus und tippte augenblicklich die Nachricht hinein. “Super! Dann also bis morgen. Um elf, richtig?” ”Ja. Bis dann Mako!” ”Bis dann, Mina. Macht’s gut Luna und Artemis.” ”Gute Nacht, Mako!”, rief ihr Ami hinterher. Die Sonne warf goldene Lichtstrahlen in das Schlafzimmer und suchte sich einen Weg in Richtung des Bettes. Mamoru rieb sich über die noch halb geschlossenen Augen. Gähnte dabei. Einen Arm konnte er nach oben und von sich strecken. Der andere lag um Usagi. Er drehte den Kopf ein wenig, schaute auf ihren gold-blondenen Haarschopf. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen bei diesem Anblick: Ihre langen Haare umrahmten ihr Gesicht und fiel in vielen leichten Welle über ihren Körper und das Laken. Ihr Mund war leicht geöffnet. Ein Arm lag angewinkelt und eng an seinem Oberkörper. Der andere lag quer über seinem Bauch. Die Decke umhüllte ihren Körper, deckte alles wesentliche ab. Ein Bein lag angewinkelt über seinem. Er erinnerte sich zurück. Dachte an die letzten Geschehnisse: Daran wie sie beide auf dem Mond waren. Daran wie sie sich beide an ihre Vergangenheit erinnerten. Daran wie sie zurück gekehrt waren. Daran was sie den anderen erzählt hatten. Daran wie sie zurück zu seiner Wohnung gekehrt waren. Und er erinnerte sich daran, was sie letzte Nacht geteilt hatten. Mamoru wusste, dass Usagi eigentlich noch ziemlich jung war. Gerade einmal fünfzehn Jahre. Aber ihre Liebe dauerte schon viel länger. Und selbst hier auf der Erde kannte er sie schon seit einigen Monaten. Täglich hatte er sie gesehen. Langsam fuhr er mit einer Hand über ihre Seite: ”Aufwachen, Prinzessin.” ”Hm, schon? Wie spät ist es?”, sie schlug langsam die Augen auf. “Halb zehn.” ”Erst? Es ist Sonntag.” ”Genau. Und deswegen werde ich dich heute zum Frühstück ausführen.” “Oh ja!”, Usagi stützte sich ab und hauchte Mamoru unzählige Küsse aufs Gesicht, “Du bist der Beste. Ich liebe dich, mein Prinz!” Er schloss sie in die Arme und musste lachen. Mamoru konnte sich an keine Zeit in seinem bisherigen Leben erinnern, an dem er je glücklicher gewesen wäre. Die Mädchen saßen an ihrem Stammtisch im Crown. Noch immer sprachen sie über die gestrige Erscheinung der Königin Selene. Luna und Artemis erzählten ihnen das, was sie von ihrer alten Herrscherin noch wussten. Es war nicht viel, aber die Mädchen freuten sich trotzdem über diese Informationen. “Bin ja mal gespannt, wann Usagi und Mamoru kommen.”, Minako kaute auf ihrem Strohhalm herum. “Vielleicht ist Usagi immer noch erschöpft.”, murmelte Rei. “Zeigst du da gerade Mitgefühl?” ”Ja, Mako. Das tue ich. Hat sie denn auf deine SMS reagiert, Ami?” ”Nein. Ich habe auch versucht, sie noch einmal anzurufen, als ich losgegangen bin von zuhause. Aber ihr Handy ist immer noch aus. Und Mamorus Nummer habe ich leider nicht.” Die Mädchen seufzten gemeinschaftlich auf, bevor ihre Blicke aus dem Fenster glitten und zu einem Paar, das gerade aus einem Auto stieg. Mamoru hielt Usagi die Türe vom Auto auf und bot ihr galant seine Hand an. Lächelnd ergriff sie diese und ließ sich aus dem etwas tief gelegten Sportwagen helfen. Beide lachten sich an. Genossen die Nähe des anderen. Sie wussten, dass das, was sie letzte Nacht miteinander geteilt hatten, für immer in ihren Erinnerungen sein würde. Das es ihnen niemand mehr nehmen konnte. Er zog sie an sich, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn: ”Es war wunderschön, Prinzessin.” Usagi errötete. “Lass uns rein gehen.” Sie nickte und ließ sich nur allzu gerne von ihm mitziehen. Hand in Hand traten sie ins Crown. Die anderen Stammgäste einschließlich Motoki blieb der Mund bei diesem Anblick offen stehen. Sie alle staunten. Vor allem da sie die beiden nie anders als beim Streiten gesehen hatten. Es dauerte einige Sekunden, bis alle die Situation begriffen hatten. Viele grinsten, anderte tuschelten. Aber das Paar bekam die Blicke nicht mit. Viel zu sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt und versunken in den Augen des anderen. Auch die Mädchen und die beiden Katzen blickten in Richtung Eingang, als Usagi und Mamoru rein gekommen waren. “Sie sehen so anders aus.”, raunte Ami. “So erwachsen.”, ergänzte Makoto. “Ganz verändert.”, Minako legte den Kopf schief. “Ihre Auren haben sich geändert.”, in Reis Stimme schwankte Erstaunen mit. Luna und Artemis schauten sich an, dann zu den Mädchen. Die ihren Blick erwiderten. Sie alle dachten in diesem Moment da selbe. “Die Mädchen und Luna und Artemis sind da.”, Mamoru deutete mit dem Kopf in deren Richtung. “Nein. Ich will nur mit dir frühstücken. Lass uns die Momente von letzter Nacht noch ein wenig genießen.” Er nickte: ”Dein Wunsch sei mir Befehl, Prinzessin.” Vor allen Anwesenden des Crown legte er seine Lippen auf ihre. Ein Raunen erfasste das Café. “Ich liebe dich, mein Prinz!” ”Und ich liebe dich, Prinzessin!” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)