Die Mebrana-Quelle von Nala ================================================================================ Die Mebrana-Quelle ------------------ Es ist ungefähr fünfhundert Jahre her, da lebte in einer fern gelegenen Provinz abseits großer Städte, die damals trotzdem viel kleiner waren als heute, ein Holzfäller. Er hatte einen Sohn, der ihm bei seiner Arbeit half. Sie waren sehr arm und mussten jeden Tag in den Wald, um durch schwere Arbeit ihr Brot zu erwerben. Beide waren gesund und dadurch war es ihnen möglich, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Doch der Vater bemerkte zunehmend sein Alter, seine Knochen wurden schwer und sein Geist müder, und zuletzt musste der Sohn allein in den Wald, während der alte Vater Zuhause im Bette blieb. Wenig machte dem jungen Mann dies aus, war er doch kräftig und arbeitete fleißig. Und da er seinen Vater liebte, freute er sich, wenn ein bisschen Geld übrig blieb, wovon er seinem Vater ein Fläschchen Sake kaufte, denn der Sake tat dem alten Vater gut und kräftigte ihn. Doch der Winter war dieses Jahr sehr hart und der Schnee bedeckte das weite Feld bis in den Frühling hinein. Er machte die Wege unbenutzbar, sodass der Verdienst des jungen Holzfällers kümmerlich blieb und er seinem Vater kein Fläschchen Sake mitbringen konnte. Das betrübte ihn sehr und er betete zu den Göttern, sie mögen doch den Winter beenden oder ihm in anderer Weise helfen. Auch an diesem Tage hatte er nur wenig Holz beschaffen können und der Verdienst reichte nicht mal für das Nötigste; Er dachte während seines Heimweges traurig darüber nach, wie er seinem Vater eine Kräftigung verschaffen könne. Er hockte sich des Wegesrandes hin um kurz auszuruhen und dachte doch nur an seinen betagten Vater und betete wieder zu den Göttern. "Vielleicht wäre der Sake-Händler ja nett gewesen und hätte es ihm geschenkt, wenn er ihn nett gefragt hätte!", rief der kleine Junge aus, der bis hier hin gespannt gelauscht hatte. "Vielleicht, aber die Zeiten waren schlecht und niemand hatte etwas, was er verschenken konnte, verstehst du, Akio?", antwortete sein Bruder, der von dem Buch aufsah und den kleineren fürsorglich betrachtete. "Und wenn er es geborgt hätte?", fragte der kleine Junge weiter. "Nein, Akio, so war der Sohn nicht. Du kennst doch das Sprichwort: Schulden sind schlimmer als Motten im Pelz!" Der kleine Junge verzog das Gesicht. "Na gut. Lies weiter!", forderte er strahlend auf. Der Bruder sah wieder in das Buch und las weiter. Da hörte er plötzlich ein seltsames Geräusch. Er blickte umher, um nach dem Ursprung zu suchen und entdeckte ein Mebrana, dass ihn eigentümlich ansah. Der junge Holzfäller betrachtete es verwundert, kamen Mebrana doch nicht allzu häufig hierher. Es wandte sich um, nicht bevor es dem Holzfäller noch einen Blick zuwarf und lief in eine Richtung, von der der Holzfäller wusste, dass dort nur ebene Erde vorzufinden war. Er richtete sich auf und folgte dem Mebrana, denn er hatte das sonderbare Gefühl, dass es das wollte. Das Mebrana führte ihn weit hinaus, an Bäumen und Wegen vorbei, der Boden wurde steiniger und hügeliger und schließlich erreichten sie eine Ansammlung von größeren Steinhügeln, die einen Halbkreis bildeten. Das Mebrana blieb in der Mitte des Halbkreises stehen und der Holzfäller war sich nicht ganz sicher, ob er den Weg nicht umsonst gegangen war, da sah er plötzlich, wie die Beulen auf seinem Kopf zu schwingen begannen und die Erde anfing zu beben. Das Pokemon entfesselte seine Kraft, seltsamer Dampf stieg auf, es brach den Boden auf und daraus sprudelte plötzlich eine Quelle. Die Müdigkeit des jungen Mannes war verschwunden, er sprang auf und eilte dorthin, wo eben noch das Mebrana gewesen war, doch jetzt nur noch Dampf aufstieg. Und was erblickte er da? Welches Wunder hatte das Mebrana ihm beschert? "Einen See aus Kakao!", rief der kleine Akio aus. Sein Bruder lachte. "Nein. Etwas viel besseres." "Etwas besseres als Kakao?", fragte der Junge zweifelnd. Dort, wo gerade noch die kalte Felsenstelle gewesen war, sprang nun ein frischer Quell hervor, der fröhlich plätscherte und dessen Dampf dem jungen Holzfäller heiß ins Gesicht stieg. Er schöpfte etwas Wasser in seine Hand und kostete es. Es hatte einen eigenartigen Geschmack, ein bisschen wie erwärmter Sake. So etwas hatte er noch nie getrunken. "Was für ein Geschenk!", rief er aus und dankte den Göttern für das von ihnen geschickte Mebrana. Als er mit dem Dankesgebet fertig war, füllte er seine Reiseflasche mit dem wundersamen Wasser. Seiner Sorgen erlöst, eilte der junge Mann nun zu seinem Zuhause, wo er seinem Vater den wunderbaren Trank gab. Und es war tatsächlich ein Wundertrank; Den alten Mann berührten neue Kräfte in sich und fühlte sich am nächsten Tage und nach viel Schlaf sogar so kräftig, dass er aufstehen und auf seinen Sohn gestützt mit ihm zur Quelle ging. Dem Sohn kam eine Idee und er sagte, dass der Vater sich in die heiße Quelle setzen und ein Bad nehmen sollte, was er auch tat. Er spürte, dass nach dem Bad seine Gliederschmerzen nachließen. Täglich wanderten also beide zu der Quelle und nach kurzer Zeit ging es dem alten Manne wieder so gut, dass er sich wieder mit seinem Sohn in den Wald begab und erneut anfing, Holz zu fällen. Dadurch waren beide wieder glücklich und konnten zufrieden leben. Die Nachricht von dieser fantastischen Heilung verbreitete sich bald und von nah und fern kamen kranke und gebrechliche Menschen herbei, um Heilung ihrer Leiden zu ersuchen. Selbst der Kaiser hörte von der Heilquelle und gab ihr daher den Namen Mebrana-Quelle, und seither seien alle Mebrana ein Zeichen der Kraft des Alters. Der kleine Junge schwieg kurz, nachdem der Bruder geendet hatte. "Heilt die Mebrana-Quelle wirklich nur alte Leute?", fragte er dann. Der Bruder strich ihm über den Kopf. "Das weiß ich nicht, ich habe sie noch nie gesehen." Der Junge sah ihn einen Moment an und der Bruder erblickte in seinen Augen eine Klarheit, die er selten bei siebenjährigen gesehen hatte. "Ich finde diese Quelle!", sagte er dann entschlossen und wollte sich schon aus seinem Bett erheben und loslaufen, doch sein Bruder hielt ihn zurück. "Das kannst du gern tun, aber nicht mehr heute", sagte er, "Es ist schon spät." Er lehnte sich wieder in seine Kissen zurück und sah den größeren wieder an. "Die Quelle gibt es, oder? Die Mebrana-Quelle?", fragte er dann noch mal sicherheitshalber nach. Der Bruder klappte das Buch zu und legte es auf den Nachttisch. Auf dem Einband konnte man in leicht verschnörkelter Schrift "Die schönsten Pokemon-Geschichten" lesen. "Wenn du ganz fest daran glaubst, dann gibt es sie", sagte er und küsste ihm auf seine Stirn. "Gute Nacht." "Gute Nacht, großer Bruder." Den darauf folgenden und viele weitere Tage begab sich der kleine Akio auf die Suche nach der wundersamen Mebrana-Quelle. Er lebte seit einigen Monaten in einem abgeschiedenen Dort und musste mehrere Kilometer mit dem Fahrrad fahren, um in die nächste Stadt zu gelangen. Das Leben hier war einfach und entspannt, im Gegensatz zum Stadtleben, dass er hinter sich gelassen hatte. Seine Mutter war mit ihm und seinem älteren Bruder aus der Stadt gezogen, um hier ein neues Leben anzufangen, wie sie es immer sagte. Er vermisste sein altes Leben fürchterlich, er vermisste vor allem seine Freunde, vermisste es, sie nicht mehr täglich sehen und mit ihnen spielen zu können. Hier auf dem Dorf gab es wenige Kinder und die, die hier waren, hatten ihn bis jetzt gemieden. Doch es war ja nicht ganz so schlimm, er hatte ja Daichi, seinen Bruder. Und er hatte die Mebrana-Quelle. Er versuchte sich trotz allem in sein neues Leben einzugewöhnen und umso erpichter war er also, sich die Zeit nun draußen zu vertreiben und ein Mabrana zu finden, dass ihn, so war er überzeugt, zur Mebrana-Quelle führen konnte. Auch wenn er traurig war, nicht mehr mit seinen Freunden spielen zu können, so war er doch bald neugierig geworden, die neue Umwelt zu erkunden und zu untersuchen. Daichi schärfte ihm ein, immer pünktlich zum Abendessen wieder Zuhause zu sein. Akio versuchte sich auch daran zu halten, doch merkte er immer erst, wenn die Sonne unterging, dass er zurück musste, woraufhin sein Bruder mit ihm schimpfte. Doch Akio konnte den Gedanken, ein Mebrana zu finden, nicht vergessen und Tag für Tag lernte er die Umgebung besser kennen. Er hätte Daichi gern mitgenommen, aber er sagte ihm immer, er würde Zuhause auf ihn warten. So oft er konnte erkundete Akio ein Stückchen mehr den in der Nähe gelegenen Wald, entdeckte kleine Bäche und Flüsse, hohe Berge, die wunderschönsten Blumen und gerade entstandene Früchte und einen riesigen Baum, unter dem sich eine kleine Kuhle befand, er sich darin verkriechen konnte und es als sein Geheimversteck ernannte. In der Nähe gab es auch eine größere Höhle, die Elektrolithhöhle genannt, doch das interessierte ihn nicht. Er begegnete auch vielen wilden Pokemon, doch ließen sie ihn immer in Ruhe und er sie auch, denn es war ja kein Mebrana dabei. Sein Bruder sagte ihm immer, er sollte aufpassen, denn es gäbe auch große Pokemon im Wald, die ihn angreifen könnten, doch Akio ließ sich davon nicht abbringen, den Wald zu erkunden, auf der Suche nach der Mebrana-Quelle. "Akio.. du solltest nicht so oft in den Wald", sagte sein Bruder, nachdem Akio wieder spät nach Hause gekommen war. "Mutter würde das nicht erlauben, wenn sie es herausfinden würde." "Aber sie ist nie da, und du verrätst mich nicht, also ist doch alles gut, oder?", fragte er unschuldig. Daichi seufzte und wusch weiter das Geschirr. "Warum gehst du denn so oft in den Wald?" "Das ist ein Geheimnis!", sagte er, grinste ihn breit an und freute sich darüber, ein eigenes Geheimnis zu haben, welches sogar sein Bruder nicht kannte. Der größere seufzte erneut und sagte daraufhin nichts mehr. Er konnte ihn ja schlussendlich doch nicht aufhalten. So verstrich die Zeit, und der Frühling wurde zum Sommer und der Sommer wurde zum Herbst. Akio beobachtete, wie die Blätter der Bäume rot und braun und gelb wurden, und Pokemon sich langsam für den Winter vorbereiteten und fand das sehr schön. Er brachte seinem Bruder die schönsten Blätter mit, die er finden konnte und zusammen pressten sie sie und machten daraus eine Collage, die sie an die Wand hingen. Er malte viel mit seinem Bruder und sie lasen Geschichten, doch immer noch suchte Akio jeden Tag nach einer Stelle, die er noch nicht kannte, in der Hoffnung, die Mebrana-Quelle oder zumindest ein Mebrana zu finden, obwohl das Wetter zunehmend frischer und kühler wurde und die ersten Vorboten eines eisigen Winters in dem Dorf Einzug hielten. Und so kam es, dass er eines Tages wieder in den Wald gelaufen war. Sein Bruder hatte ihn ermahnt, diesmal eher Zuhause zu sein, da Regen und Wind aufkommen würde. Doch Akio nahm das nicht sehr ernst und war abenteuerlustig und fand seinen Bruder langweilig. Es war gegen vier Uhr und Akio war nicht weit von Zuhause weg, als der Regen einsetzte, genau wie Daichi es vorausgesagt hatte. Erst noch recht harmlos, verwandelte er sich jedoch recht bald in einen scharfen, stürmischen Regenschauer. Akio kniff die Augen zusammen, als der Wind ihm zusätzlich die Nässe ins Gesicht blies und an seinen Kleidern zerrte, da tauchte vor seinen Augen ein Mebrana auf. Er erkannte es sofort. Die drei großen Beulen auf seinem Kopf, der kurze Schweif und das krötenartige Aussehen ließen für Akio keinen anderen Schluss zu. Er schnappte überrascht nach Luft, dann freute er sich unglaublich, lief auf das Pokemon zu und schrie aus voller Seele, "Heeeey, Mebrana!" Von dem plötzlichen, lauten Schrei zutiefst erschrocken, wirbelte das Pokemon geängstigt herum, erblickte Akio und lief schnell davon. Akio versuchte gleich ihm nachzueilen und rief immer wieder verzweifelt nach dem Pokemon. "Warte, bitte warte, Mebrana! Ich brauche deine Hilfe, renn nicht weg! Komm zurück!", doch das Pokemon hörte gar nicht auf ihn und rannte weiter in den Wald hinein. Als der Regen eingesetzt hatte, war Daichi so schnell wie es ihm erlaubt war nach draußen gehastet, um die Wäsche reinzuholen, die er zum Trocknen aufgehängt hatte. Er hatte das Rufen des kleinen Jungen gehört, suchte die Umgebung ab und konnte gerade noch sehen, wie Akio im Wald verschwand. "Akio!", versuchte Daichi ihn noch aufzuhalten, doch sein kleiner Bruder hörte ihn nicht mehr und der Regen verschluckte seinen Ruf. Er starrte ihm hinterher und merkte, wie Panik ihn ergriff. Er wusste ganz genau, dass der Sturm heftiger ausfallen würde und Akio vielleicht die Umgebung nicht mehr erkennen, und nicht wieder nach Hause finden würde, wenn er nicht rechtzeitig wieder umdrehte. Er blieb einige Momente unschlüssig und zweifelnd stehen, ließ dann jedoch den Wäschekorb fallen und griff schnell nach einem langen Stock. Ohne noch groß zu zögern, lief er seinem Bruder in den Wald nach. Seine Hoffnung war nicht sehr groß, dass er ihn einholen könnte, doch er wünschte, Akio würde ihn durch den Regen hören, und rief unaufhörlich seinen Namen. Er hatte gerade den Waldrand erreicht, als er bereits spürte, wie sein Bein zu schmerzen anfing, ein spürbares Ziehen, welches bald stärker wurde. Er biss die Zähne zusammen und ging weiter, Schritt für Schritt. Er verfluchte in diesem Moment sein Bein, dass, seitdem er mit 10 Jahren diesen Unfall gehabt hatte, nicht mehr richtig funktionieren wollte. Zugleich schwitzend und frierend stützte er sich auf seinem Stock ab und rief unablässig nach seinem kleinen Bruder. Er hatte keinen Blick übrig für die Pokemon, die sich im Geäst und ihren Nestern in den Bäumen Schutz suchten und ihn beobachteten. Das Wasser machte das Erdreich gefährlich. Vielleicht erkannte Akio den Weg zurück nicht. Vielleicht fiel er in ein Erdloch. Daichi setzte einen Schritt vor den anderen. Sein Bein protestierte. Der kleine war so ungestüm und würde vielleicht nicht sehen, wohin er lief. Er musste seinen Bruder finden. Er lief durch den Wald und musste aufpassen, dass er nicht über Wurzeln stolperte, oder auf den inzwischen rutschig gewordenen Boden stürzte. Seine Angst um seinen Bruder trieb ihn immer weiter, obwohl sein Bein immer brennender schmerzte und alles in ihm nach Ruhe schrie. Seit Monaten war er nicht mehr so viel gelaufen und seine Muskeln waren untrainiert. Er beneidete seinen Bruder um dessen lebhafter Natur, wünschte sich in diesem Moment aber nichts sehnlicher, als das er ihn finden möge. Nach einer wie ihm schien endlos langen Zeit hörte er ein weit entferntes Weinen. Es drang nur leise an sein Ohr und wurde vom Rascheln der Blätter, dem pfeifenden Wind und dem auf die Erde fallenden Regen fast verschluckt, doch er hörte es und Hoffnung durchströmte ihn. "Akio!", rief er wieder, inzwischen völlig erschöpft, der Schmerz in seinem Bein trieb ihm Tränen in die Augen und seine Sicht verschwamm etwas. Doch er riss sich zusammen, strengte sich an, die Sicht wurde wieder klarer und er konnte seinen Bruder nicht weit von ihm entfernt ausmachen. Er überwand die letzten Meter und stürzte auf seinen Bruder zu, der einsam und weinend an einem Baumstamm saß und so weitestgehend vor dem Regen geschützt war. "Daichi!!", rief dieser, sobald er ihn erblickt hatte und klammerte sich schluchzend an ihn. "Ich hab's versucht, ich hab versucht, die Mebrana-Quelle zu finden! Aber das Mebrana will mir die Quelle nicht zeigen!! Warum zeigst du sie mir nicht?!", rief er nun dem Mebrana zu, dass sich nicht unweit von ihnen hinter einem Baumversteckte und die zwei beobachtete. Akio konnte es nicht sehen, war einen kurzen Moment zu sehr von seinem Schmerz eingenommen. Dann umarmte er seinen Bruder und legte ihm die Hand auf den Kopf. "Akio, lass uns nach Hause gehen", sagte er ruhig. "Aber ich wollte die Quelle für dich finden! Ich wollte dein Bein wieder gesund machen! Ich dachte das Mebrana würde mir zeigen, wo sie ist, und dann hätte ich dich hingebracht, wie in der Geschichte, die du mir vorgelesen hast! Ich dachte, dann könntest du mit mir hier spielen!", sagte er und fing wieder an zu weinen. "Aber es will mir die Quelle nicht zeigen! Es hat mich angegriffen!" "Akio, das kommt daher, dass es die Quelle nur im Märchen gibt", sagte sein Bruder, glücklich darüber, dass sein Bruder sich so viele Gedanken um ihn gemacht hatte, gleichzeitig jedoch auch traurig, dass er verpasst hatte, ihm das nicht schon viel früher gesagt zu haben. "Akio, ich freue mich unglaublich, dass du das alles nur für mich gemacht hast. Aber die Quelle ist -" "Nein, ist sie nicht!", schrie der kleine Junge und sah seinen Bruder trotzig ins Gesicht. "Das Mebrana kann uns dahin führen, ich weiß es!" Daichi überkam das Gefühl der Resignation. Wie sollte er seinem Bruder begreiflich machen, dass das nur eine schöne Geschichte gewesen war und niemals echt? Sein Bein tat durch die Pause nun wieder etwas weniger weh, doch die Kälte kroch nun in seine Jacke und unter seine Kleider. Er versuchte sich wieder aufzurichten, doch der Schmerz ließ ihn wieder zu Boden sinken. "Dein Bein!", rief Akio aus und kniete sich vor ihm hin. "Ha ha, ja... ich habe mich wohl etwas überanstrengt", sagte Daichi und streckte sein Bein wieder von sich, um es zu entlasten. Akio starrte auf sein Bein, schniefte und fing wieder an zu weinen, als ihm endgültig klar war, was es für Daichi bedeutet haben musste, diesen Weg zu gehen. "Es tut mir leid.. ich bin ganz allein schuld..", sagte Akio leise. Daichi schloss seine Augen, legte seinen Arm um den kleinen Körper seines Bruders und streichelte ihn sanft. Trotz allem hatte er nun die Gewissheit, das ihm nichts schlimmes passiert war, dass er wohlauf war und das sie bald wieder nach Hause gehen würden. So saßen sie eine Weile auf dem Boden, der Regen war zwar weiterhin stark, aber der Wind hatte nachgelassen, sodass es insgesamt erträglicher wurde. Daichi war gerade dabei, sich schon wieder etwas von seinem anstrengenden Lauf zu erholen und Akio starrte einfach nur in die Tiefen des Waldes, da hörte er plötzlich ein Knacksen und leise, leicht platschende Schritte auf dem Boden. Er sah sich um und erkannte das Mebrana, dem er gefolgt war, langsam auf sie zukommen. Akio stützte sich auf und durch diese Bewegung wurde auch Daichi auf das Pokemon aufmerksam. "Mebrana?", fragte Akio überrascht. Es sah die beiden an und Daichi konnte Zweifel, aber auch Sorge in den Augen des Pokemon entdecken. Es trat vor die zwei Bruder und senkte nun seinen Blick auf Daichis Beine. Dieser wusste erst nicht, wie er reagieren sollte. Doch Akio rutschte vor und zeigte dem Mebrana stumm das schmerzende Bein. "Warte", sagte der ältere, "Was hast du vor?" "Ich glaube, es will dir helfen", antwortete Akio stattdessen. Mebrana nickte und lächelte ihn an. Daichi sah wieder zu dem Pokemon und sah es einen Augenblick in die Augen. Dann nickte er. Wenn das Pokemon ihn hätte angreifen wollen, hätte es schon lange die Gelegenheit dazu gehabt. Mebrana beugte sich über das kaputte Bein und plötzlich fing der Körper des Pokemon an zu leuchten. Akio konnte sehen, wie es Wasser aus der Umgebung sammelte, vom Boden, von den Blättern und aus der Luft und winzige Tropfen fingen an, Mebranas Körper zu umkreisen. Die Tropfen brachen das Licht, wirbelten wie kleine Lichter umher und schlossen sich zu mehreren schleierartigen Kreisen zusammen, die sich nun auf Daichis Bein zu bewegten. Sie schauten zu, wie die Kreise um Daichis Bein zogen und dabei einen sonderbaren, aber wunderschönen Glanz hinterließen. Die Kreise wurden kleiner und dünner, bis es schien, als seien sie in Daichis Bein verschwunden, welches nun leicht leuchtete, dann verglimmte und alles wieder wie vorher war. Daichi spürte, wie sein Schmerz deutlich nachließ. Er winkelte das Bein behutsam an und war verblüfft zu sehen, wie gut er es aufstellen konnte. Einen Moment starrte er auf sein Bein, dann spannte er seinen Körper an und stand langsam auf. Er merkte noch ein Ziehen im Bein, was aber vergleichbar war mit dem Ziehen, als er den Weg durch den stürmischen Regen gelaufen war und nicht, als er angekommen war. "Daichi! Geht es dir wieder besser?", rief Akio und sprang ebenfalls auf seine Füße, für den Fall, dass sein Bruder Hilfe brauchte. Doch dieser belastete mal das eine, mal das andere Bein und sah nicht so aus, als ob er sie benötigen würde. Ein Strahlen bildete sich auf dem Gesicht des älteren, plötzlich merkte er wie alle Sorgen von ihm abfielen und er lächelte Mebrana an. "Ich danke dir! Wie.. wie hast du das gemacht...?", fragte er, doch das Mebrana lachte nur vergnügt. Es sprang auf und ab und hüpfte heiter im Kreis. Akio fand das so toll, dass er auch lachte, sprang auf und hüpfte mit dem Mebrana glücklich zusammen im Kreis. "Ja, Daichi geht's wieder gut, geht's wieder gut!", sang er fröhlich und Mebrana stimmte mit ein. Zwei Tage später saßen Akio und sein großer Bruder zusammen und bastelten an einer Collage. Akio summte fröhlich vor sich hin, vollkommen versunken in die Bastelarbeit. Es sollten sein Bruder und er werden, die im Wald standen. "Akio, was möchtest du eigentlich machen, wenn du 10 bist?", fragte Daichi, der vor ihm saß und für den Wald ein Blatt von vielen aufklebte. "Pokemon Trainer!", sagte er sogleich darauf freudig und sah seinen Bruder begeistert an. "Ach wirklich? Und du meinst, du schaffst das ganz allein?", fragte sein Bruder zurück. "Ich bin doch nicht allein", antwortete Akio und hörte von draußen den Ruf eines Pokemon. Er sprang auf. "Ja, Mebrana ist da! Bis dann, großer Bruder!", sagte er noch und war schon aus dem Haus gestürmt. "Komm aber pünktlich wieder! Ich hab auch Futter für Mebrana gemacht", rief Daichi noch hinterher, stand dann ebenfalls lächelnd auf und sah ihm nach. "Pokemon Trainer also", sagte er leise zu sich. "Dann wünsche ich dir viel Glück, Akio." _____________________________________________ Die Attacke, die Mebrana eingesetzt hat, war übrigens Wasserring und stellt im Kampf eigentlich am Ende jeder Runde einige KP wieder her. =) Ich habe noch überlegt, ob es vielleicht, wie im Märchen, Erholung einsetzen sollte [der Holzfäller-Vater hat da ja eine Nacht geschlafen bevor es ihm besser ging, das ist quasi die Zeit, die man nach Erholung schläft], aber das kann Mebrana nur über eine TM erlernen und ich wollte das doch etwas realistischer halten. Daichi ist jetzt auch nicht auf magische Art und Weise gesund geworden. Seine Schmerzen setzen seit diesem Vorfall nur später ein als früher. Die Pokemon Geschichte entspringt einem japanischen Märchen. Da ging es tatsächlich um einen Holzfäller und seinen Sohn die arm waren und denen eine Quelle geschenkt wurde. Die Quintessenz dieses Märchens war eigentlich: Liebe deine Kinder und sie geben dir Liebe zurück. Ich fand das sehr schön und hatte das Gefühl, es passt zu Pokemon. Für diese Geschichte habe ich das Märchen etwas modifiziert und habe mir dabei vorgestellt, dass das Mebrana in dem Märchen so mächtig war, dass es seine Kraft in diese Quelle übertragen hat. Ich glaube es gab auch mal eine Pokemon-Folge, die etwas in der Art behandelte. Ich hoffe es hat euch gefallen und vielleicht hinterlasst ihr ja einen Kommentar ^^ Nala Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)