Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 10: Warst du auch mal klein? ------------------------------------ Mit verspanntem Nacken lies Enrico die Schultern kreisen. Er sollte wirklich einmal darüber nachdenken, den Stuhl neu zu justieren. Das hielt ja niemand aus. Wie schaffte es Robert nur, tagein, tagaus ständig an seinem Laptop zu sitzen und immer in der gleichen Position zu verharren? Klebte er sich ein Wärmepflaster auf die Schultern? „Ey!“, kam es von der Zimmertüre aus zu ihm herüber, „Willst du uns da unten ewig warten lassen, oder was? Soll Sophie sich lieber erklären lassen, warum du sie meidest?“ Bei seinem letzten Satz schien Johnny sich ein Kichern nicht verkneifen zu können. Das war doch wirklich nicht normal für den Italiener – da stand eine schöne junge Dame direkt vor ihm und der Blonde verschwand erst einmal für mehrere Minuten auf sein Zimmer, anstatt sie mit seinen Anmachsprüchen zu umschwärmen. Nach gut dreißig Minuten wollte Johnny also mal nachsehen gehen, wo der „Chameur“ eigentlich abblieb. Das war zumindest die Erklärung, welche Enrico erhielt, als er leicht aufgebracht nachfragte, wieso der Schotte ohne anzuklopfen in seinem Zimmer aufgetaucht war. Doch auch dafür hatte Enrico eine Lösung parat – welche noch nicht einmal gelogen war: „Denkste du etwa im Ernst, ich würde Roberts Schwester anbaggern, eh? Ich bine doch nicht verrückt! Ich wille noch etwas länger leben.“ Obwohl Johnny einen kurzen Moment völlig verblüfft zu sein schien, brach er alsbald in Gelächter aus. „Das würde ich echt gerne sehen!“, prustete er und winkte den Italiener zu sich, „Komm jetzt, sonst bist du unhöflich. Und das findet unser Captain bestimmt auch nicht gut.“ Murrend folgte er also seinem Teamkameraden nach unten. Dort saßen alle auf den Sesseln oder dem Sofa im Wohnzimmer. Johnny und Enrico schienen gerade zum richtigen Zeitpunkt gekommen zu sein, denn der Blonde hörte noch, wie Sophie kichernd sagte: „Ja, stimmt, das hat er früher auch schon immer gemacht.“ Oliver lächelte sie an und schaute dann hoch. „Was hat wer schon immer gemacht?“, fragte Johnny, als verstehe er nicht, um wen es ging. Sophie drehte sich um und grinste. „Wenn man vom Teufel spricht!“ Oliver brach in Gelächter aus, während Robert sehr bemüht versuchte, sein Grinsen zu unterdrücken. „Stimmt es, dass du Teddybären als Kleinkind hattest?“, fragte Oliver fast sofort und lehnte sich neugierig in die Nähe des Schotten, „Und hast du einem von ihnen ernsthaft den Namen deiner ersten Freundin gegeben?“ Jetzt fiel Enrico beinahe die Kinnlade herunter. „Du haste was?!“, kreischte er. „Das stimmt doch überhaupt nicht!“, brüllte ein sichtlich verlegener Johnny durch das Zimmer. Seine Fußspitzen zeigten schon Richtung Zimmertüre. „Bemüh dich nicht, Johnny. Sophie erzählt Oliver gerade ein bisschen was von unserer Kindheit.“ Trotz aller Versuche schaffte es Robert nicht, seine Häme zu verstecken. Er biss sich auf die Lippen, aber ein kleines Lachen kam trotzdem heraus. „Besonders dein Faible für Teddys musste sie lang und breit erläutern.“ Direkt neben der Deutschen krümmte sich Oliver vor Lachen. „Teddys! Ausgerechnet du!“ Zur Krönung dieser herrlichen Situation lies sich Enrico jetzt neben Sophie fallen. „Und was für Geschichten kennste du noch über unseren amigo hier, eh?“ „Einige“, meinte Sophie, „Aber keine Sorge, Robert hat auch so einige heikle Kinderstorys, die einfach mal raus müssen.“ „Oooh, danke schön, Schwesterchen“, murrte Robert, jetzt plötzlich gar nicht mehr so gut gelaunt. Enrico brüllte – sichtlich zur Erheiterung der Braunhaarigen – seine Zustimmung: „Na klar doch. Ich denke, so lernen wir uns ganz neu kennen!“ „Und unser Team kann auf ganz neue Art zusammenwachsen“, ergänzte Oliver mit einem fiesen Unterton. Immerhin waren sie beide ja fein raus – niemand aus ihrer Familie wäre bereit gewesen, etwas Peinliches vor ihren Freunden breit zu treten. So ein Privileg hatten wirklich nur Geschwister. Da als Einzige Sophie da war, würde niemand den Franzosen oder den Italiener blamieren können. Aber da mussten Robert und Johnny jetzt einfach durch! „Weshalb hattest du deine Schwester noch einmal eingeladen?“, murrte der Schotte leise. Der Deutsche schloss die Augen und holte tief Luft. „Das weiß ich gerade auch nicht mehr so genau.“ Oh ja, das würde ein wundervoller Abend werden – zumindest für Enrico. Er konnte gar nicht mehr aufhören, vor sich hin zu grinsen. Erst, als er schon im Bett lag, fiel ihm etwas auf, was er in der allgemeinen Erheiterung gar nicht bemerkt hatte: Sophie hatte während des gesamten Tages fast nur mit Oliver gesprochen. Und sie hatte ihn ständig so angesehen. Wollten sein Bruder und dessen Freund sie etwa verkuppeln? Zumindest wusste er jetzt schon einmal, warum er mit Robert zu Mister Dickenson sollte: Die BBA plante nach ihrer Neueröffnung ein Charityevent, um Kindern zum Beybladen zu verhelfen, welche sich das preislich bisher nicht hatten leisten können. Zu diesem Zweck sollten die Majestics als wohlhabenste Beyblader mit gutem Beispiel vorangehen und als erste eine Summe spenden. Robert wollte sich also mit dem Leiter der BBA absprechen, um welchen Betrag es genau ging. Da er nicht allein über das Vermögen seiner Freunde entscheiden wollte, nahm er einen von ihnen mit, um sich abzusichern. Zufälligerweise war die Wahl auf Enrico gefallen. Johnny hatte keine Lust zu so langweiligen Verhandlungen – was kümmerte es ihn, was seine Eltern an Geld für ihn ausgaben? - und Oliver hatte eine Familienfeier vorgeschoben. Somit musste der Italiener mitkommen und dem freudigen Monolog von Mister Dickenson zuhören. Zwar mochte er den alten Herrn sehr, doch dessen Ausführungen konnten manchmal etwas langatmig werden. Schon in zwei Tagen sollte es losgehen. Er schloss die Augen und dachte daran, vorher auf jeden Fall noch sein nächstes Kapitel online zu stellen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)