Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 13: weiter geht's ------------------------- Johnny war der Erste, der den Raum verließ. Nach einigen Sekunden, in welchen er nur geschockt zwischen Robert und dessen Cousine hin und her gestarrt hatte, drehte er sich um und rannte beinahe schon aus dem Zimmer. "Johnathan!", rief Robert ihm hinterher und setzte dazu an, seinem Freund zu folgen. Der stechende Schmerz in seinen Rippen hielt ihn jedoch davon ab und er sank mit einem kleinen Stöhnen zurück auf das Bett. Trotzdem blieb sein Blick auf die Tür gerichtet, als könne er den Schotten so wieder dazu bewegen, zurück zu kommen. "Ich gehe ihm mal nach...", murmelte Oliver und verzog sich ebenfalls. Sicherlich, er war genauso neugierig, wie alle anderen, etwas zu erfahren - aber die Stimmung kam ihm mit einem Mal so drückend vor, dass er das Gefühl hatte, kaum noch Luft zu bekommen. Er hatte nicht gewusst, was er sagen sollte. Was er fragen durfte. Ob seine Anwesenheit überhaupt noch erwünscht war. Also hatte er die Flucht nach vorn angetreten. Er fand den Rotschopf vor dem Krankenhaus, wo er auf und ab lief. Oliver wusste, dass Johnny bei solch einer Aufregung nicht still sitzen konnte. So räusperte er sich und wartete, bis der Schotte stehen blieb und ihn ansah. "Was ist denn los?", fragte der Franzose schließlich, erhielt aber nur ein Seufzen als Antwort. Erneut nahm Johnny seine Wanderung wieder auf. "Möchtest du nicht darüber reden?" Diesmal blieb Johnny nicht stehen, verfolgte aber mit Blicken den Ausdruck im Gesicht seines Freundes. "Doch", nuschelte er, "Sobald ich selbst weiß, was ich eigentlich sagen will" "Aah", machte Oliver und nickte. Verständlich, dass sein Teamkamerad nicht antwortete, wenn er vor sich selbst noch keine Worte fand. So deutete er auf ein Cafè auf der gegenüberliegenden Straßenseite. "Willst du vielleicht erst einmal einen Kaffee?" Als sie eine Weile so saßen, fing Johnny nach und nach an, zu reden. Dabei klang seine Stimme, als werde er sich selbst erst während des Aussprechens klar, dass er so empfand: "Ich bin einfach sauer. Da kennt man sich so lange und dann weiß man sowas nicht. Er ist mein bester Freund...in vielem...war er früher wie ein Bruder für mich. Jemand, der sich immer bemühte, mich zu verstehen. Mir zu helfen. Robert wusste immer alles über mich. Und ich dachte, dass ich auch alles über ihn wisse. Nur...jetzt...ich hab das Gefühl - ich weiß nicht - hintergangen worden zu sein. Als hätte er etwas verschwiegen, von dem ich wissen müsste. Und ich weiß nicht, wieso eigentlich. Es geht mich doch nichts an" Oliver nickte vor sich hin und trank einen Schluck. Er sah zur Seite und wog seine Worte sorgfältig ab - wohl wissend, wie der Schotte bei einem falschen Wort reagieren könnte. "Ich denke, du hast schon ganz recht, wenn du sagst, er hätte es dir erzählen sollen. Ich gebe zu, so fühle ich mich auch. Es ist nicht nett, eine solche Information zwischen Tür und Angel zu erfahren. Noch dazu von Jemand anderem. Es bringt eine Distanz zwischen uns und ihn, wenn er so handelt, nicht wahr? Andererseits hast du Recht, wenn du sagst, es ginge uns nichts an. Wir sind nicht seine Familie, er wird seine Gründe haben" Er trank erneut einen Schluck und seufzte. "Aber wenn ich ehrlich bin: So erfreut hat unser Captain auch nicht ausgesehen, oder was meinst du?" "Mh-hm", nickte Johnny und starrte in seine Tasse, welche die Ausmaße einer halben Suppentasse zu haben schien. Eine Weile hingen sie beide verschiedenen Gedanken nach, bevor der Rothharige wieder das Wort ergriff: "Denkst du, Robert wird sie wirklich heiraten?" Er klang nervös, sein Magen verknotete sich bei dem Gedanken daran. Jetzt, da er endlich wusste, wie er für den Deutschen empfand, wollte er ihn nicht wieder verlieren. "Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen, Johnny!" Oliver stellte die Tasse auf den Tisch und winkte die Bedienung heran, um zu bezahlen. Während er sein Geld aus dem Portmoniee fischte, sagte er scheinbar beiläufig: "Vielleicht solltest du mit Robert über deine Gefühle reden. Dann wisst ihr beide, woran ihr seid" Johnny erstarrte und blickte fassungslos auf seinen Teamkollegen. Waren seine Gefühle so offensichtlich gewesen? Stumm öffnete er den Mund, nur, um ihn dann sofort wieder zu verschließen. "Ich meine, du als sein bester Freund hast ein Anrecht darauf, ihn zu fragen, warum er solcherlei Dinge vor uns verschweigt", fügte der Franzose an, als er den merkwürdigen Blick sah. "Klar", gelang es dem Schotten auch schließlich zu sagen, "Ich denke, das ist notwendig für unsere Freundschaft" Er stand auf und eilte auf den Krankenhauseingang zu. Oliver blieb sitzen, da es die Bedienung noch nicht geschafft hatte, ihm seine Rechnung zu bringen. "Soso, eurer Freundschaft wegen also...Dass ich nicht lache, Johnny McGregor", murmelte er und empfing dann die Kellnerin mit einem strahlenden Lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)