Enrico als Autor von Marron (Die Geschichte hinter Mariahs Freude) ================================================================================ Kapitel 18: Wut --------------- "Du hast was getan?!", brüllten Johnny und Sophie nun schon zum dritten Mal in einer solchen Lautstärke, dass der arme Enrico glaubte, ihm fielen seine Ohren noch ab. "Donna mia! Wollt ihre mich taub machen, eh?", beschwerte er sich kleinlaut. "Wenn das was nützen würde, würde ich es jetzt sofort tun", murrte Robert düster und schüttelte den Kopf. Alle hatten sich nun um Enrico versammelt, welcher als Einziger auf einem Stuhl saß und sich furchtbar exponiert vorkam. Zu jedem Anderen aufsehen zu müssen, war einfach kein schönes Gefühl. Es war so, wie es in den schlechten Krimis immer war, wenn der Mörder überführt wurde und weinerlich ein Geständnis ablegte. Nur, dass Enrico doch nichts Schlimmes getan hatte! "Robert, iche bitte dich, eh. Wasse ist so schlimm daran, Ray in deinem Namen zu antworten, eh? Du hattest ja eh zu tun." Sein Blick fiel mit einem eindeutigen Unterton auf Johnny, welcher rot wurde. "Hey! Was soll das denn heißen?!" Der Blonde gluckste. "Na, dasse ihr beschäftigt ward." Mit einem albernen Knutschgeräusch spitzte er die Lippen und tat so, als würde er die Luft küssen. Der Schotte direkt neben ihm schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, der neben ihm war, und Enrico zuckte zusammen. "Was so schlimm daran ist?", echote jetzt Robert, "Dass du einfach meine Post geöffnet hast, das ist das Schlimme! Schon mal davon gehört, dass man das Briefgeheimnis wahren sollte? Enrico, das ist strafbar." Der Blonde zuckte zusammen. "Du wirst mich doche nicht verklagen, oder? Oder anzeigen, eh?" Nachdenklich schob Robert eine Hand an sein Kinn. "Ich werde es in Erwägung ziehen. Dann lernst du wenigstens daraus." Enrico lies die Schultern nach unten sacken. "Du biste grausam, eh!" Der Deutsche hob lediglich die Augenbrauen. "Das sagst du, nachdem du Sophie das angetan hast?", fragte er. Sophie hatte als eine der Ersten den Schund von Enrico zu lesen bekommen und daraufhin besorgt ihre E-Mails gecheckt. Das Erbgebnis: Allein heute schon zwanzig Mails von wütenden Fans, die das für bare Münze genommen hatten. Glücklicherweise war sie so robust, dass ihr die Anfeindungen wenig ausmachten, aber die schiere Flut überwältigte dann doch. Es würde einiges an Arbeit nötig sein, um das schlechte Bild der jungen Frau wieder gerade zu rücken. Die Beleidigung blieb jedoch. "Du wirst dich öffentlich entschuldigen, hast du das verstanden, Giancarlo?" Roberts Tonfall war unmissverständlich ein Befehl. Kleinlaut nickte der Italiener. Er sah zu Oliver, welcher eher enttäuscht als wütend wirkte. "Es tut mire Leid, Oliver. Iche habe daran nicht gedacht, eh." Wirklich - er hatte seinem Teamkollegen doch niemals ernsthaft schaden wollen. Aber seinetwegen stand Oliver nun vor der schwierigen Aufgabe, seinen Eltern zu erklären, warum seine neue Freundin für Dinge angefeindet wurde, die niemals passiert waren. "Was wolltest du sonst noch schreiben?" Robert ging jetzt schnell zum wichtigen Teil über. "Eh?", machte Enrico unintelligent. "Was du noch schreiben wolltest. Immerhin ist deine Geschichte doch nicht fertig", bemühte sich der Deutsche, nicht völlig auszuflippen. Offenbar war es ihm sehr peinlich, vorhin so die Fassung verloren zu haben. "Wie bist du überhaupt darauf gekommen?", fragte Michael neugierig, "Ich meine, keiner von uns anderen hatte sonst die Idee." "Zum Glück", brummte Emily und warf ihm einen scharfen Blick zu. "Die Idee habe iche von einem Gespräch", nickte Enrico und kramte den Zettel heraus, auf dem sich die Szene befand, deren Dialog er damals in seinem Zimmer hatte hören können. Er trug ihn bei sich, weil ihm sein eigenes Zimmer damals zu gefährlich schien. "Hier", meinte er und reichte ihn bedenkenlos weiter. Michael nahm ihn an, las kurz darüber und pfiff dann anerkennend. "Wenn du das echt mitgehört hast, dann Respekt, dass du noch lebst!", lachte der Amerikaner, als der Zettel die Runde machte. Jeder las ein paar Zeilen und lachte entweder auf, oder wurde leicht rot. Hilary zum Beispiel fächelte sich Luft zu und kühlte kurz darauf ihre Wangen mit den Händen. Mathilda stopfte das Zettelchen sowieso nach nur drei Zeilen Tyson in die Hand. Der kam jedoch nicht dazu, ihn zu lesen, denn Robert riss ihm den Wisch aus den Fingern. "Was steht denn da?", fragte er mehr sich selbst, als er zu lesen begann. Der Dialog war tatsächlich der selbe, wie er und Johnny ihn damals in Johnnys Zimmer geführt hatten, aber die Handlung war gänzlich anders. Wortlos blickte er mehrere Sekunden auf das Blatt Papier, bevor er es sinken lies und Enrico musterte. "Am liebsten würde ich dir gleich noch einmal eine verpassen", gestand er dann leise. Johnny lehnte sich an Robert an und las über dessen Schulter. "Ich glaub es nicht! Eine Sexszene!", tönte es dann durch den Saal. Er hob reflexartig den Arm und ballte die Hand zur Faust, um dem Italiener nun seinerseits einen Schlag zu verpassen. Beherzt packte der Deutsche den Arm seines Freundes und schob ihn etwas vom Teamkollegen weg. "Ganz ruhig. Du wirst dich doch jetzt nicht vergessen!" Anklagend zeigte Johnny auf Enrico, während er unbewusst einen Schmollmund zog. "Lässt du ihm das etwa durchgehen?" "Nein", seuftze der Lilahaarige, "Ich denke, wir können genauso gut Schmerzensgeld verlangen. Das ist ein großer Eingriff in unsere Privatsphäre." "Schmerzensgeld?", fauchte Sophie, welche sich mittlerweile gefasst hatte, "Er sollte selbst derjenige sein, der von allen geschnitten wird! Wie kann man nur so gedankenlos mit dem Leben der besten Freunde umgehen? Kein anderer hätte sowas gebracht!" "Och, bei Tyson habe ich da so meine Zweifel", bemerkte Kai ungerührt. Mehrere Blicke trafen ihn und er zuckte mit den Schultern. "Hast du nicht neulich gesagt, dass sich unsere Teamgeschichte auch als Buch gut machen würde?", wandte er sich an den Japaner. Tyson hob die Hände und wedelte heftigst damit herum. "Damit du mich killst? Ich bin doch nicht verrückt!" "Hallo? Das ist doch überhaupt nicht das Problem!", fauchte Johnny und deutete auf den immer noch sitzenden Italiener. "Ich denke, wir sollten uns eine saftige Strafe dafür ausdenken!" "Zunächst sollten wir doch wohl etwas wegen dieser Geschichte unternehmen", bemerkte Oliver. Er sah säuerlich auf das Handydisplay. "Es ist schon draußen, da müssen wir schadensbegrenzung betreiben. Lasst uns dieses...Ding entschärfen, ja?" "Gute Idee", nickte Robert und wandte sich Enrico zu. "Du wirst von jetzt an das schreiben, was wir dir diktieren, verstanden?" Stumm nickte der Blonde. "Also dann...", begann Robert und reichte Enrico das Hady. Während dieser sich einloggte, überlegten die anderen gemeinsam, wie man diesen Mist noch retten und zu einem guten Ende führen konnte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)