Erwachen im Frühling von nataschl91 (Neuauflage) ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Als ich das erste Mal wieder die Augen öffnete hörte ich als erstes das nervige Piepsgeräusch meines EKG- Gerätes und das Rauschen des Regens. Ich drehte den Kopf Richtung Fenster, es regnete immer noch oder schon wieder...mein Zeitgefühl war wie vieles im Eimer. "Oh, sie ist wach!!" Plötzlich schoben sich drei mir bekannte Gesichter über mich. Es waren Anna, Frederik und Gabriells Großvater Oliver. Sofort schossen Tränen in meine Augen und das Piepsen des EKG's wurde schneller. Frederik blickte auf den Bildschirm und grinste breit, Anna hatte Mühe ihre eigenen Tränen zurück zu halten und Gapes Großvater fragte wie's mir ging. "Es tut mir so leid...", schluchzte ich. "Es muss dir nichts leidtun, Clarissa. Du hattest keine Schuld an dem Unfall!", beruhigte mich Frederik und strich mir mit seiner Hand über meine Wange. Ich holte zwei Mal tief Luft und setze mich dann auf. "Hey junge Dame...langsam mit den rebellischen Pferden!", lächelte ein älterer Mann im weißen Kittel. Er stand am Bett neben meinem und blickte zu mir rüber. Ich sah den blonden Jungen, den er gerade untersuchte und mir gefror das Blut in den Adern. "Julien!", rief ich aufgeregt. Jetzt flippte das EKG völlig aus. Ich war so genervt von dem Geräusch, dass ich den Messer von meinem Finger nahm und mich zu ihm rüber lehnte. "Keine Sorge, er schläft nur...", meinte der Arzt und schlenderte zu mir, "ihr wart ganz schön zusammengerichtet, als ihr vor zwei Tagen nachts eingeliefert wurdet. Aber bis auf einen von euch seid ihr alle miteinander nur mit einem schweren Schock und ein paar Prellungen davongekommen." Wie jetzt? Zwei Tage hatte ich geschlafen? Moment mal...bis auf einen von uns? "Wie geht es Gape?", wollte ich wissen und sank zurück in das Kissen, weil ich merkte wie mir leicht schwarz vor Augen wurde. "Der holt sich eine Cola aus der Kantine...", grinste Oliver. "Mir geht's gut, danke der Nachfrage." Der falsche Engel kam zu mir ans Bett, eine Dose Cola in der Hand und grinste. Ich bemerkte, dass er eine Hand verbunden und eine riesen Beule über der linken Augenbraue hatte...aber sonst sah er wie immer aus. Lässige Jeans und ein Shirt, aber worüber ich schmunzeln musste waren seine Bartstoppeln, welche sich leicht über seiner Wangenpartie verteilten. "Du sahst schon mal besser aus", grinste ich und begutachtete seine Beule. "Na ja...das Lenkrad war im Weg...", erklärte Gape und zeigte auf seine Stirn, "und die Hand hat nur ein paar Kratzer abbekommen. Aber du musst grade reden!" Ich wusste nicht im Geringsten, wie ich aussah, aber ich spürte einige Schwellungen. Meine Hände wiesen ebenfalls einige Kratzer und blaue Flecken auf. Ich wollte gar nicht wissen, wie mein restlicher Körper aussah. "Julien...schläft also...?", fragte ich den Arzt. "Hm...ja. Ihr hattet alle ordentlich getrunken und du bist die erste, die den Rausch ausgeschlafen hat. Er hat nur ein paar geprellte Gliedmaßen und Kratzer...der Fahrer des Porsche war weniger gut dran...ein paar Knochenbrüche. Aber er wird's überleben." Ich seufzte und sank noch mal tiefer in die Kissen. Mir fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen als ich eine halbe Stunde später mit Gape und dem immer noch schlafenden Julien allein im Zimmer lag. Der falsche Engel hatte sich zu mir auf die Bettkante gesetzt und schlürfte genüsslich seine Cola. "Was macht eigentlich deine Schulter...?", wollte ich wissen. "Wieso?" "Ich weiß noch, dass du mir meinen Schuh ausgezogen hast...und ich auf dich eingedroschen habe...wegen der furchtbaren Schmerzen...sorry." "Ach das...ein Glück, dass du wie ein Mädchen zuschlägst, auch wenn du betrunken bist!", lachte er. "Hey!", erwiderte ich, "dafür tanze ich besser als du!" "Allerdings. Obwohl man das nicht wirklich tanzen nennen konnte, was wir zwei da gemacht haben..." "Das war mehr ein wippen und torkeln!", kicherte ich und versuchte meinen Fuß zu bewegen. Wie ich schließlich feststellen musste war er dick verbunden und lag auf einem weichen Kissen. Na toll... "Woran kannst du dich denn noch erinnern?", wollte Gape wissen. Ich überlegte und dann fiel mir das ein, was kurz vor dem Aufprall geschehen war, unser Geständnis auch wenn ich ziemlich weggetreten war. Ich guckte zu ihm hoch und fragte ihn ob er das gegenseitige Liebesgeständnis meinte. Er nickte leicht und sah durch mich durch, dann stellte er die Cola weg. Die aufkommende Stille machte mich fast wahnsinnig, es traute sich schon wieder keiner etwas zu sagen! Verdammt, dachte ich und biss die Zähne aufeinander. "Ich weiß noch mehr", grinste ich breit, „...wir...wir beide haben einen ziemlich chaotischen Tanz auf der Aftershowparty hingelegt...und dann hatte ich plötzlich Angst, dass etwas schlimmes passieren könnte und bin umgeknickt..." "Chaotisch? Weit untertrieben, meine Kleine!" "Auf jeden Fall...", lächelte ich schwach. In diesem Moment ertönte ein Stöhnen vom anderen Ende des Raumes und Julien rieb sich die Augen. Er versuchte sich aufzusetzen doch ihm war noch so übel, dass er lieber liegen blieb. "Hey Goldlöckchen! Gut geschlafen?", lachte Gabriell und schlenderte zu Julien rüber. "W...wo bin ich...?" "Im Krankenhaus...du hast nur einen leicht geprellten Arm...und deinen Rausch hast du auch ausgeschlafen!" "Boah...jetzt weiß ich's wieder! Marcel zerrte mich in den Porsche und fuhr wie ein Wahnsinniger durch die Gegend...wir...wir hatten einen Unfall...", erzählte Julien und hielt sich den Schädel, "ich habe Clarissa im Auto neben dir gefunden...wo ist sie? Geht es ihr gut?" "Mir geht es wunderbar. Danke Julien", grinste ich. Er guckte zu mir rüber und ich bemerkte die Erleichterung in seinem Gesicht. "Schön, dass es dir gut geht...", raunte er und ließ sich immer noch erschöpft in die Kissen zurück fallen. Gape schaute Julien noch eine Weile lang an und lachte schließlich: "Der Kerl schläft schon wieder! Ist das zu fassen?" "Lass ihn doch, Gape...er hat genügend Bowle getrunken um Dornröschen Konkurrenz zu machen..." Gabriell ging wieder an mein Bett, setzte sich wieder auf seine Kante, wo er vorher schon gesessen hatte und brachte den Hammer: "Auf jeden Fall würde ich es gerne versuchen...nach dem Vorfall im Schwimmbad, bei dem DVD- Abend...und vor allem nach Juliens tränenrührender Ansage!" "Du hast deine nächtlichen Besuche vergessen...das wichtigste eigentlich!" "Das findest du wichtig?", fragte Gabriell ungläubig nach. "Für mich ja...wir haben über die verschiedensten Sachen geredet...ich finde das wichtig, dass man über alles reden kann." Wir schwiegen kurz noch mal. Ich bemerkte wie seine Hand über die Bettdecke zu meiner rutschte, jedoch kurz vorher liegen blieb. Die Tür schwang auf und ein Kumpel von Gabriells Volleyballteam kam herein. Er hatte einen kleineren Blumenstrauß unter dem Arm geklemmt und grinste mich breit an: "Hey...die Schnapsleichen weilen wieder unter den Lebenden?" "Dein Taktgefühl ist echt im Arsch...", murmelte Gape und stand auf. Er meinte ich sollte lieber auch noch ein wenig schlafen und ging zu seinem Kumpel. "Also versuchen...wir es?", fragte ich und sah ihm nach. Der falsche Engel drehte sich ein letztes Mal zu mir und lächelte. "Versuchen wir es..." ENDE Fortsetzung folgt bei "Leben im Sommer" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)