Was übrig bleibt, ist Chaos von Schattenaugen ================================================================================ Kapitel 22: Gespräche um die Wahrheit ------------------------------------- 22: Gespräche um die Wahrheit Vegeta spürte ihre Blicke und vermied es noch vehementer den seinen zu heben und ihnen zu begegnen. Es war schlimm genug hier zu sein und an einem Essen teilnehmen zu müssen, das ihm die letzte verbliebene Kraft aus seinen Knochen sog, es wäre allerdings noch schlimmer sich ihren Fragen stellen zu müssen und er war unendlich froh, dass bis jetzt noch keine gestellt wurde und bis auf das gelegentliche Klappern von Geschirr nichts zu hören war. Sie schienen zu respektieren, dass er zwar hier war, aber keineswegs gewillt sich in irgendeiner Art an etwas zu beteiligen, was über das eigentliche Dulden der Gegenwart der Anderen hinausging. Und sie schienen zu akzeptieren, dass er teilnahm, aber nicht den sonst üblichen Enthusiasmus über das Essen teilte. Um ehrlich zu sein stocherte er mehr in seiner Schüssel herum als dass er aß. Es war schon kalt, aber niemand war gewillt ihn darauf aufmerksam zu machen, es zu tauschen oder sonst eine Bemerkung von sich zu geben. „Also Goten, wie läuft’s in der Schule?“, fragte Goku, nur um die spannungsgeladene Stille zu durchbrechen, ein wenig Leben zurück in dieses Haus zu bringen und das schwarze Tuch zu lüften, dass sich irgendwie über sie gelegt hatte. Es dauerte ein paar Sekunden, ein Blick später und Goten überwand sich zu antworten. „Gut. Ich hab die Hausaufgaben, die du mir letztes Mal mit deiner Teleportation versaut hast, doch noch hinbekommen.“ Er grinste, konnte es nicht lassen seinem Vater unter die Nase zu reiben, dass diese Technik manchmal sehr nervig war. „Schön.“ Wenig Enthusiasmus, nur eine Kenntnisnahme, aber Goten wusste wie es gemeint war, während Vegeta leicht aufsah und den Größeren musterte, eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Er konnte sich täuschen, aber müsste die Antwort nicht vielleicht ein klein wenig… anders ausfallen? „Schau nicht so.“ Dieses Mal lenkte Chichi die Aufmerksamkeit auf sich, lächelte ihn an und senkte die Stäbchen, die auf dem Weg zu ihrem Mund waren. „Das ist normal hier, Goku war nie in einer Schule, weshalb er wenig damit anfangen kann. Alles was er kann ist kämpfen, aber damit verdient er genug Geld um die Familie durchzubringen.“ Sie lächelte, warf einen Seitenblick zu ihrem Mann und fixierte dann wieder Vegeta, dem unter diesem Blick seltsam wurde. Er spürte, dass sie nicht immer so ruhig und zuvorkommend war, spürte diese innere Ader kurzer Geduld und hyänenhaftem Lauern. „Deswegen achte ich bei meinen Kindern ein bisschen mehr drauf, dass sie etwas Ordentliches lernen. Ich will, dass sie später etwas Vernünftiges arbeiten können und nicht ihre ganze Zeit mit Training verschwenden.“, setzte sie dem an und da war er, der Funke des Anders-seins, die wütend funkelnde Aura, die er zuvor hatte wahrnehmen können und er blinzelte sie an. Warum meinte sie, sich in seiner Gegenwart anders zu benehmen? „Na ja, bei Gohan hat’s funktioniert, fehlt nur noch einer.“ Mit ihrem Lächeln verschwand es wieder, wandelte sich ihre gesamte Aura in etwas Freundliches. Er war verwirrt, wusste aber nicht wie er seine Gedanken hätte in Worte fassen sollen und ließ seinen Mund lieber geschlossen als irgendwas zu sagen. Sie war seltsam, wechselte ihre Launen wie ihr Gesicht und erklärte ihm Dinge, nach denen er nicht gefragt hatte, die er nicht wissen wollte, nicht wissen musste. Es war ihm schlicht und einfach egal, auch wenn die Antwort Kakarotts Aufmerksamkeit erregt hatte. Und im Nachhinein könnte er sich dafür in den Arsch treten, denn jetzt war er der verdammte Mittelpunkt der Unterhaltung. Dabei wollte er sich bedeckt halten, die Sache durchziehen und dann wieder verschwinden, aber den Plan konnte er sich hiermit offiziell abschminken und das ungute, nervöse Gefühl in seinem Bauch wuchs nur noch mehr an. Er wollte nicht hier sein und sich solche belanglosen Dinge anhören, die ihn von seinen eigentlichen und wichtigeren Gedanken abhielten. Er wollte nicht so tun als ob er hier willkommen wäre, weil das vielleicht so aussehen mochte, sich aber nicht so anfühlte. Er wollte kein Teil von einem Familienessen sein, weil er kein Teil dieser Familie war und es sich schlicht und einfach falsch anfühlte. So schluckte er nur, legte seine eigenen Stäbchen zur Seite und ließ den Blick gesenkt. Es gab nichts, was er hätte sagen wollen, was er hätte sagen können und es war einfacher die Unterhaltung zu ignorieren, wenn man sie nicht auch noch sah. Es war leichter das hier durchzustehen, wenn er einfach vorgab nicht da zu sein. Chichi sah ihn an, nur um sich einige Sekunden später fragend an Goku zu wenden, doch kein Ton von sich zu geben. Dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern, blickte seinerseits zu Vegeta und dann zu Goten, nur um dieselbe Reaktion zu ernten, die er eben gegeben hatte. Er konnte sich vorstellen was in Vegeta vorgehen mochte, aber viel dagegen machen konnte er auch nicht und hatte gehofft, dass sein Sohn mit seinem jugendlichen Leichtsinn vielleicht eine Idee beizusteuern hatte, aber dem war wohl nicht so. Mussten sie alle mit dieser seltsamen Atmosphäre leben und so tun, als ob es sie nicht gäbe, weiteressen und dann… konnten sie wieder gehen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee Vegeta hierher gebracht zu haben, er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut und gab damit ein Bild ab, das absolut nicht zu ihm passen wollte und das er auch nicht unbedingt so sehen wollte. Aber jetzt war es zu spät. Er sah nur dass diese vorsichtige Distanz, die alarmbereite Haltung in den letzten Tagen gemildert war, dass sie sich in etwas gewandelt hatte, das er nicht ganz beschreiben konnte. Es war zwar noch Vorsicht in ihm, das spürte man nur zu deutlich, aber der gesenkte Blick passte nicht zu ihm. Es schien fast wie Unterwürfigkeit, ein Akzeptieren der Gegebenheiten, die er sowieso nicht ändern konnte. Falsch, falsch, falsch. Vegeta sollte alleine mit seiner Präsenz diesen Tisch einnehmen, den Raum erdrücken, so wie er es immer getan hatte. Nicht dieses stumme hinnehmen, es raubte ihm den letzten Nerv und er war versucht frustriert zu seufzen, ließ es aber im letzten Moment sein, schluckte es runter und stellte seine Schüssel zur Seite. Der Appetit war ihm sowieso vergangen. „Chichi.“ Ohne sie anzusehen und sie musste nur einen kurzen Blick in seine Richtung werfen, um genau zu wissen, was er wollte, was er meinte. Es stand in seinem Gesicht geschrieben und sie konnte sich des Lächelns nicht erwehren, weil es auf seine ganz besondere Art und Weise wirklich etwas Besonderes war. „Schon gut, mach ruhig.“, erwiderte sie leise, brachte Goten mit einem Blick und ihrem Zeigefinger auf ihren eigenen Lippen zum Schweigen, bevor dieser überhaupt den Mund öffnen konnte. Natürlich hatte er die Spannung gespürt, aber mussten immer gleich alle wieder verschwinden? Aber seine Mutter schüttelte nur den Kopf, verneinte seinen Einwand, den er nicht einmal stellen konnte. Er konnte nur beobachten, wie sein Vater im Aufstehen zwei Finger an die Stirn legte, seiner Mutter ein stummes Danke hauchte und nach Vegeta griff, beinahe im selben Augenblick verschwand. Mehr als die nunmehr leeren Stühle ansehen, konnte er nicht mehr. „Was hat er, Mum?“, fragte er schließlich, ohne klar zu sagen, welchen von Beiden er meinte, aber sie wusste es auch so. „Das weiß ich nicht Schatz, aber…“ Eine kleine Pause, suchen nach den richtigen Worten. „… es macht ihn fertig. Ich hab ihn noch nie so gesehen, selbst vor ein paar Wochen sah er noch besser aus. Vielleicht sollte dein Vater seine Entscheidung die Dragonballs zu benutzen, noch einmal überdenken.“ Es tat keinem von ihnen gut was sie machten. Wenn es hart auf hart kam, könnte sogar alles den Bach runtergehen, zusammenbrechen und sie wusste nicht, ob sie das dem Prinzen wünschen wollte. Im selben Augenblick landete Vegeta auf dem Rasen der CC unweit des Hauses auf seinem Hintern und brauchte erst einmal einen Moment um die Lage zu analysieren, in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Verwirrt blinzelnd sah er auf zu Goku, der sich gerade zu ihm nach unten hockte und ansah, einen dieser mitleidigen und doch entschuldigenden Blicke in seinem Gesicht. „Tut mir leid, aber ich dachte du willst vielleicht gehen.“, sagte er dann. „Und um die Sache zu verkürzen, hab ich es so geregelt. Wir haben alle gemerkt wie unwohl du dich fühlst, denk bloß nicht, dass es uns egal wäre.“, hängte er dem an, stand jedoch nicht auf, sondern blieb so vor ihm hocken, sah ihn eindringlich an. „Ich weiß ja, dass du grad andere Gedanken hast und die Vorstellung der heilen Welt bei mir zu Hause nicht förderlich ist, schon gar nicht, wenn es grad scheint, als wärst du hier nicht willkommen.“ Ein Seitenblick auf das Haus, ein tiefes Seufzen und er wusste einfach nicht mehr, was er noch sagen sollte. Seine Ideen fanden ein Ende, seine Kraft den Kampf so weiter zu führen nahm ab und er befand sich nur einen Schritt von einem Abgrund entfernt wieder, an dem er überlegen musste, was er als nächstes tun musste, an dem seine Entscheidungen fallen konnten oder vielleicht doch richtig waren. „Aber das stimmt so nicht ganz, du bist hier willkommen und ich werde es dir beweisen, wenn du mir die Chance dazu gibst.“ Immerhin wusste er, dass wenn Vegeta sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, es schwer war ihn anderweitig von etwas zu überzeugen. Meist musste er selbst erst auf die Nase fallen und merken, dass sein Weg nicht begehbar war. Aber Vegeta starrte ihn nur an, gab weder ein Zeichen dafür, dass er das nicht wollte, noch dafür, dass es vielleicht okay wäre. Nur gelegentliches Blinzeln verriet ihm, dass er noch da war, der nachdenkliche Ausdruck in seinen Augen, ein Hin und Herwiegen der Möglichkeiten, Gedanken, die er förmlich greifen konnte. Das waren die Momente, in denen er beinahe froh war, wie sich der neue Vegeta entwickelte – es war soviel einfacher ihn zu deuten, zu lesen, zu raten, was in ihm vorgehen konnte. Zwar nicht immer, denn manchmal war es beinahe noch schwerer als zuvor, aber all das war den Stress wert, all das hier, diese Verletzlichkeit, das Vertrauen, das er ihm entgegenbrachte. „Was hast du vor?“ Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis die Worte Vegetas Lippen verließen und er lächelte leicht. Gerade genug, um es nicht wirken zu lassen, als wäre es nicht ehrlich, gerade lange genug, um ihm zu zeigen, dass er stolz auf die Frage, auf die Entscheidung war. „Ich werde mit ihr reden…“, antwortete er, setzte sich nun auch ins Gras und sah ihm noch immer in die Augen, die dem Braten nicht ganz zu trauen schienen. Die ureigene instinktive Abneigung gegen Dinge, die er nicht beeinflussen konnte, die er in die Hände anderer legen musste und somit nicht selbst lösen konnte. Probleme zu haben war eine Sache, sie zu lösen sollte einem selbst überlassen bleiben. Probleme zu haben und sie nicht lösen zu können, an ihnen zu ersticken, war etwas ganz anderes. „… und du wirst dabei zuhören, ohne dass sie es weiß. Ich denke, dann weißt du ganz genau, dass es eigentlich nicht so ist, wie du denkst.“ Wobei er es nur zu verständlich war, dass Vegeta so dachte, dass er sich so fühlte und die Worte falsch verstanden hatte – er war eben nicht lange genug da gewesen, um die anderen zu hören. „Was soll das bringen?“ Die Widerworte hatte er erwartet und am liebsten würde er laut seufzen, ihm links und rechts eine scheuern und zusehen, wie er ein wenig Verstand in diesen Kopf bringen konnte. Aber das konnte er nicht machen, Vegeta konnte nichts dafür, im Grunde sollten sie froh sein, dass ihm das Ganze mit Bulma nicht am Arsch vorbei ging, sondern er sich wirkliche Gedanken darum zu machen schien. „Was es bringen wird, weiß ich nicht, aber du kannst dann endlich aufhören dir den Kopf zu zerbrechen. Und wag jetzt ja nicht es abstreiten zu wollen, man sieht es dir an… nicht nur ich.“ Gott, wieso musste man ihn zu seinem Glück zwingen? So oft in den letzten Wochen hatte er ihm zugehört, wieso begann er ausgerechnet jetzt seinen Dickschädel wieder zu bekommen und seine Sturheit durchsetzen zu wollen? So nicht, nicht mit ihm und nicht, wenn er sah, dass dieser Dickschädel einen Fehler machte und er etwas dagegen unternehmen konnte! Er bekam keine Antwort, hatte auch keine erwartet. Vielleicht war es besser, wenn er so mit ihm sprach, anstatt einen auf verständnisvoll und weich zu machen – so zumindest war er sich des Gehörs des Kleineren sicher. „Na also. Und jetzt komm, hör dir an, was sie zu sagen hat und denk danach weiter drüber nach. Was bringt es dir jetzt, wenn du nicht einmal alles gehört hast?“ Ein Schnauben und das Verschränken der Arme waren die Antwort und er stand langsam auf, hielt ihm Hand hin um ihm aufzuhelfen. „Ich werde kein Nein akzeptieren.“, hängte er an, hielt die Hand weiterhin, auch wenn Vegeta die Augen gesenkt hatte, selbst nachzudenken schien. Die Zeit zog sich dahin, er fragte sich ernsthaft wie lange jemand die Möglichkeiten abwägen musste, wie lange er nachdenken musste um zu einem Schluss zu kommen, der für ihn selbst so eindeutig auf der Hand lag. Es gab hier kein gewinnen oder verlieren, selbst wenn es nicht so laufen würde, wie geplant – dann hatte er zumindest die Wahrheit und konnte danach handeln, anstatt sich selbst fertig zu machen. Diese neue Eigenschaft gefiel ihm ganz und gar nicht. „Du bist so penetrant.“, sagte Vegeta, nahm aber trotz allem die Hand an und ließ sich auf die Beine ziehen. Seinen Widerwillen sah man ihm an und doch hatte er sich breitschlagen lassen, weil er es selbst leid war so sehr in Gedanken zu versinken. Weil er nicht beim Anblick einer heilen Familie diesen Stich in seiner Brust spüren wollte, das ungute Gefühl in seinem Inneren wirklich nicht gewollt zu sein. Es wurmte ihn so sehr, dass es ihn überhaupt juckte. Gut, er wusste, dass der Junge sein Sohn war und dementsprechend auch eine Mutter dazu vorhanden sein musste, aber sein Gehirn hatte die Information noch nicht wieder freigegeben und deshalb wusste er es auch nicht besser, als das was ihm gesagt wurde. Was ihn nervte war aber, dass es ihn störte. Dass er die Worte so ernst genommen hatte und nicht verstand, warum die Frau das tat, warum sie ihn behandelte wie Dreck, wenn er doch zu ihr gehören sollte. Und es störte ihn, dass es sich schrecklich anfühlte, die Erkenntnis, dass es so nicht sein sollte, auch wenn er es nicht besser wusste. „Ich weiß.“ Goku grinste ihn an und er verdrehte die Augen. Wieso hörte er nur auf diesen Kerl, der ihm gleichermaßen half, wie er es auch schaffte ihn auf die Palme zu bringen. Aber er war trotzdem da, tat sich jede seiner Launen an – es sollte also nicht zuviel verlangt sein, es einfach zu machen wie er es sagte, oder? Also sah er ihn an, musste und wollte nicht sagen, dass er endlich anfangen sollte. Viel lieber würde er sich umdrehen, gehen und ohne einen Blick zurück einfach verschwinden, auch wenn ihn der Gedanke an seinen Sohn doch davon abhielt. Er wollte doch auch nur leben, wollte sich erinnern und wollte verdammt noch mal wissen, was vor sich ging, ohne sich ständig zu fragen, was was war. Goku atmete noch einmal tief durch, legte ihm schließlich die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Beinahe schien es als ob er sich selbst Mut für das vor ihm stehende Gespräch zusprechen wollte, nicht nur ihm den nötigen Anstoß geben wollte. Aber letzten Endes drehte er sich um und ging, ohne einen Blick zurück zu Vegeta, weil er wusste, dass dieser ihm folgte, zwar zögerlich, aber er tat es. ----- Bulma saß im Wohnzimmer. Der Fernseher war zwar eingeschalten, aber auf stumm gestellt und sie schaute eher durch die Mattscheibe, als dass sie sah, was dort lief. Noch einmal tief Luft holend deutete er Vegeta draußen stehen zu bleiben und betrat den großen Raum, nicht sicher, wie er anfangen sollte, ob er anfangen sollte. Aber es brachte alles nichts, er konnte nicht weiterhin tatenlos zusehen, wie sich zwei seiner engsten Freunde fertig machten, weil sie nicht schafften ein Gespräch gemeinsam zu führen, weil sie es nicht fertig brachten sich auch nur anzusehen, ohne die Situation zu sehen, die sie auseinander gebracht hatte. „Bulma?“, sagte er leise und doch sah er, dass sie unter seiner plötzlichen Stimme zusammenzuckte. Es tat ihm leid, aber es gab jetzt kein zurück mehr, sein Vorhaben musste er durchsetzen sonst wäre die einzige Möglichkeit Vegeta zu so etwas zu bringen verloren gewesen und die Möglichkeit ihm die Wahrheit zu zeigen, ohne es in ihn einprügeln zu müssen, ebenfalls. „Goku, was machst du denn hier?“ Sie hatte sich zu ihm gedreht und er konnte in ihren Augen die Tränen schimmern sehen, obwohl es schon wieder seine Zeit her war, seit das geschehen war. Es tat ihm leid, aber er musste ihr ein weiteres Mal die Augen öffnen, bevor das Ganze aus dem Ruder lief und schief ging, bevor einer von Beiden einen weiteren Fehler machte und den Anderen damit vergraulte. Das konnte er nicht zulassen, das wollte er einfach nicht sehen. „Ich muss mit dir reden.“, sagte er deshalb, lief um die Couch herum und setzte sich neben sie, einen gewissen Abstand haltend. „Aber ich dachte, dass du nach Ve…“, begann sie, wurde aber unterbrochen. „Das spielt jetzt keine Rolle. Das hier ist wichtiger.“ Und sie verstand, er konnte es sehen, in ihren Augen, in ihrer Haltung, die ein weiteres Mal ein wenig in sich zusammen sank. „Also…“, setzte er an, schloss den Mund aber wieder, weil er sich in all seinen Überlegungen nicht überlegt hatte, wie zum Teufel er eigentlich anfangen sollte. Es war so schwer einen vernünftigen Punkt zu finden, ohne sie gleich auf dem falschen Fuß zu erwischen. „… warum tust du das?“ Und sie sah ihn an, formte mit ihren Lippen eine schmale Linie, weil sie genau wusste, was er meinte ohne dass er dafür die Worte in den Mund nehmen musste. Es dauerte einige Zeit, Sekunden wurden zu Minuten und schließlich seufzte sie leise, wischte sich mit einer Hand über die Augen, um die verbliebenen Tränen zu entfernen, einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Er ahnte, was kommen sollte, aber so leicht schob sie die Schuld nicht wieder von sich. „Es ist schwer zu erklären, Goku.“, begann sie schließlich leise und er bekam Zweifel, ob Vegeta überhaupt alles würde hören können. Dennoch nickte er nur, deutete ihr an weiter zu sprechen. „Nach dem Unfall ist er so viel wie früher und ich will nicht noch einmal einen flegelhaften, ungehobelten, lauten, nichts respektierenden Saiyajin hier haben.“, führte sie weiter aus und er konnte nicht anders als die Augenbrauen ein wenig zusammen zu ziehen. Was er kannte und was er gesehen hatte, war alles andere als das und außerdem fühlte er sich selbst ein wenig angegriffen. „Aber das ist er doch gar ni…“, begann er sich und Vegeta zu verteidigen, wurde aber unterbrochen. „Ich habe nicht umsonst so viele Jahre investiert, um ihn jetzt zurück in Zeiten zu bringen, wo er herkam.“ Ihre Augen schimmerten feucht, seine anfängliche Wut schwand, ging aber nicht ganz. „Es ist ganz an…“ Ein weiteres Mal wurde er unterbrochen. „Weißt du, er war so ruhig geworden. Mal abgesehen von euren Trainingseinheiten war er ein ganz normaler Mann, der zwar manchmal seine eigene Kraft nicht kannte, aber trotzdem…“, führte sie weiter, aber er konnte seine Genervtheit darüber, ständig unterbrochen zu werden, nicht länger zurückhalten. Schön und gut, wenn sie ihm etwas erzählen wollte, aber bevor sie sich wieder in ihrer schützenden Blase verkroch, in der nur Vegeta Unrecht tat, funkte er lieber dazwischen. “Jetzt hör mir doch auch mal zu!“, sagte er deswegen, ein wenig lauter als beabsichtigt, aber noch nicht laut und harsch genug, um sie zu erschrecken. Das war gut, wenn er Glück hatte, hatte er einmal den richtigen Ton getroffen. „Hast du ihn dir in den letzten Wochen mal genau angesehen?“ Nur ein schwaches Kopfschütteln galt als Antwort und er fragte sich, wieso Menschen das immer taten. Vielleicht färbte Vegeta mit all seinen Instinkten auf ihn ab, aber diese Gesten waren gerade sehr nervend, vor allem wo Vegeta da draußen stand und eigentlich zuhören sollte. „Dachte ich mir.“, sagte er trotzdem so ruhig wie möglich und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, unterdrückte ein Seufzen, das sich seinen Weg nach Draußen suchen wollte. „Vielleicht solltest du das mal nachholen und deine Vorurteile überdenken. Es ist nicht so, wie du denkst, er ist anders. Mag sein, dass er früher einmal so war, wild und voll Hass. Gleichgültig. Es mag auch sein, dass nach dem Unfall einiges schief gelaufen ist und auch einige Dinge zu Bruch gegangen sind… aber Bulma, das sind Peanuts für dich. Du bezahlst das aus deiner Portokasse und hast dich in fast 20 Jahren kaum darüber beschwert, weil du dich damit abgefunden hast, dass er eben kein Mensch ist. Aber das ist nicht der einzige Grund für deine so offensichtliche Feindseligkeit.“ Sie sah ihn geschockt an. Einer der wenigen Momente, in denen er seine Freundlichkeit ablegte, hinten anstellte und nur sprach, was er dachte. Seine unverfälschten Worte für die Wahrheit, wie er sie empfand, auch wenn es für Bulma nicht so ausgesehen haben mochte – es war Feindseligkeit und er ärgerte sich, die Tatsache nicht eher begriffen zu haben, schon damals, als sie ihm die Handschellen umlegte. „Sieh ihn dir an, beobachte ihn und du wirst erkennen, dass er nicht so ist wie er war, als er auf die Erde gekommen ist. Vielleicht erfordert er genauso viel Geduld…“ Und das hatte er am eigenen Leib erfahren müssen, sie selbst aufbringen und immer neue Ressourcen finden müssen. „…aber auf eine andere Art. Er hat alles vergessen, versetz dich mal in seine Lage. Sich in einer Welt zurecht zu finden wo dich alle kennen, nur du selbst sie plötzlich nicht mehr einordnen kannst, kann einen ziemlich verwirren. Er kommt sich verloren vor und versucht trotzdem immer das Beste draus zu machen, weil er keine andere Möglichkeit hat als sich auf seine Instinkte und unsere Worte zu verlassen. Mehr kann man nicht verlangen und mein Gott, selbst wenn etwas schief geht, ist das kein Grund ihn so zu behandeln.“ Noch ein geschockter Blick, Erkenntnis und weitere Tränen, die in ihren Augen schimmerten, sich am unteren Rand sammelten und drohten überzulaufen. „Aber was soll er denken und fühlen, wenn das, was ich ihm erzähle, nicht passen will? Wenn du dich nicht verhältst wie sonst, wie ich dich beschreibe und meine Geschichten über dich als seine Frau, in seinen Augen keinen Sinn ergeben können?“ Nur Stille, hilfloses Starren, das Öffnen ihres Mundes in der Hoffnung etwas sagen zu können, nur um ihn doch wieder zu schließen, die Schultern zu zucken. „Das weiß ich.“, sagte sie letzten Endes aber doch noch leise, seufzend. „Immer wenn ich ihn nicht sehe, weiß ich genau das, denke darüber nach und weiß auch, dass ich ihm Unrecht tue. Ich sehe es, wie sich sogar Trunks mit ihm versteht, obwohl er solche Angst davor hatte und nehme mir selbst immer wieder vor, es genauso zu machen, es selbst noch mal zu versuchen…“ Sekundenlange Pause, stille Vorbereitung die er nicht unterbrechen wollte, weil er wusste, dass sie noch nicht fertig war. „Aber dann sehe ich ihn und der Vorsatz zerfällt einfach im Nichts und ich weiß nicht einmal, warum das so ist. Er erinnert sich nicht an mich und das tut mir genauso weh wie wahrscheinlich ihm auch, aber anstatt es zu ändern, ihm näher zu kommen, wälze ich den Schmerz nur um und will ihm wehtun, damit es ihm genauso schlecht geht wie mir.“ Und sie schimpfte sich Wissenschaftlerin. „Schätze, Gefühle siegen doch über den Verstand.“, hängte sie dem noch an, bevor sie den Blick senkte. Es war wie damals, nur dass es jetzt genau anders herum lief. Damals, vor so vielen Jahren, hatte sie die Warnungen aller in den Wind geschlagen, sich trotz seiner Kälte und der groben Art mit ihm eingelassen. Damals hatte sie ihre Angst begraben und mit dem wenigen Wissen über ihn an das Gute in ihm geglaubt und Recht behalten. Warum konnte sie das plötzlich nicht mehr? Warum tat es ihr weh ihn anzusehen und zu wissen, dass er sich nicht erinnerte? Selbst damals hatte sie mehr Geduld, war trotz beständiger Abweisungen, Beschimpfungen an der Sache dran geblieben, hatte nicht aufgegeben. „Wenn du so weitermachst, bekommst du ihn aber auch nicht wieder. Er steht kurz davor zu gehen und ohne ein weiteres Wort Lebwohl zu sagen, aber glaub mir, leicht fällt es ihm auch nicht.“, riss Goku sie schließlich aus ihren Überlegungen und sie konnte nichts weiter, als ihn anzustarren, zu schlucken. „Was soll ich nur machen?“, fragte sie, die Augen voll Tränen. „Das, was ich dir zu Anfang schon gesagt habe.“ Seine eigene Stimme war traurig, wenn das hier nicht klappte, dann waren alle Bemühungen umsonst, jeder weitere Versuch sinnlos. „Aber… er ist doch nicht einmal mehr hier.“, schluchzte sie halb, sah ihn wehleidig, traurig und niedergeschlagen an und er konnte sich sein Lächeln gerade noch verkneifen. „Nicht ganz.“, sagte er nur, ohne weiter darauf einzugehen. „Was meinst du? Du hast ihn doch gesucht, wo ist er?“ Jetzt straffte sie ihre Gestalt, konnte die leichte Sorge nicht aus ihrer Stimme halten und auf Gokus Lippen bildete sich ein kleines Grinsen. „Hier, genau vor der Tür.“, sagte er ruhig, mit einem Hauch Amüsiertheit und sie starrte ihn geschockt an. „Du kannst reinkommen.“, sagte er etwas lauter, wusste er doch, dass sich der Prinz noch immer dort befand, wo er ihn zurückgelassen hatte und war innerlich mehr als froh, als er nicht einfach wieder gegangen war, nachdem er den Anfang gehört hatte. Und eben jener tat wie ihm gesagt wurde, blieb allerdings unweit der Tür wieder stehen und sah die Beiden einfach nur an, während sich Bulma langsam von Goku löste und ihren Blick dahin schweifen ließ, wo ihr Mann stand, ein ersticktes Schluchzen in ihrer Kehle. „Macht was draus.“, sagte Goku noch, stand auf und wollte gerade gehen, kam allerdings nicht mehr dazu. Gerade als er an Vegeta vorbeigehen wollte, fasste dieser sich an den Kopf, keuchte und schwankte einen Schritt zurück… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)