Was übrig bleibt, ist Chaos von Schattenaugen ================================================================================ Kapitel 23: Was wir tun, ist nicht immer das, was wir wollen ------------------------------------------------------------ 23: Was wir tun, ist nicht immer das, was wir wollen „Macht was draus.“, sagte Goku noch, stand auf und wollte gerade gehen, kam allerdings nicht mehr dazu. Gerade als er an Vegeta vorbeigehen wollte, fasste dieser sich an den Kopf, keuchte und schwankte einen Schritt zurück… „Was?“ Musste das ausgerechnet jetzt sein, musste Vegeta sich ausgerechnet diesen Moment aussuchen? Es hätte jeder andere Zeitpunkt an diesem Tag sein können und ausgerechnet jetzt, wo er Bulma so weit hatte wenigstens einmal vernünftig mit ihm zu reden… innerlich fragte er sich, warum sein Schicksal ihn gerade dermaßen verarschen musste, während er instinktiv nach Vegetas Arm griff und versuchte ihn zu stabilisieren. „Was ist los?“ Bulma war inzwischen ebenfalls aufgestanden und so teilnahmslos sie die letzten Wochen gewirkt hatte, so daneben sie sich benommen hatte, jetzt konnte er die Sorge bei einem kurzen Blick auf sie erkennen und es freute ihn sogar ein wenig. Wenn diese Sorge anders und von alleine auf ihrem Gesicht erschienen wäre, wäre es ihm allerdings noch lieber gewesen. „Erklär ich dir, wenn ich Zeit hab. Ist gleich vorbei.“ Das zumindest hoffte er. Nur dieses eine Mal sollte es etwas kleines, weniger tiefgehendes sein, dieses Mal keine bis ins Mark erschütternde Erinnerung, die Vegeta völlig aus dem Konzept brachte. Kami, er würde sogar zu Dende beten, wenn er wissen würde, dass das etwas brachte.. Aber seine Gebete wurden auch so erhört. Es lief nur ein einziges Zittern durch den Kleineren Körper, während sich dessen Augenbrauen zusammenzogen und die Augen fest schlossen, dann stand er still. Das Einzige, was nicht normal war, war die ein wenig zu schnelle Atmung, die Tatsache, dass er sich seinem Griff nicht entwinden wollte und stattdessen mit seiner Hilfe versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es freute ihn, denn immerhin schien das hier der am wenigsten einschlagende Anfall gewesen zu sein. Und Vegeta verfluchte es. Es tat weh, war aber nicht ein solch durchschneidender Schmerz wie sonst, hinterließ nur Unwohlsein und leichten Schwindel, weshalb er die Hand nicht wegschlug und sich auf der Stelle umdrehte. Es tat weh, ja, aber es wurde auch von einem familiären Gefühl begleitet – eines, das er das erste Mal spürte, seitdem er hier war. Und es verwirrte ihn bis in seinen Kern, während er einfach nur versuchte die Bilder zu ordnen, die gerade eben seinen Geist geflutet hatten. Die blauhaarige Frau, wie sie mit dem Zeigefinger auf seine Brust, auf den Panzer seiner Rüstung tippt. Ein vor Angst verzerrtes Gesicht, auf demselben Planeten auf dem Freezer ihm das Licht ausgeknipst hatte. Zumindest schien es so, er wusste es nicht. Bulma, die ihren Sohn auf dem Arm hielt, nur ein Windelträger mit einer albernen Mütze auf dem Kopf, von Angesicht zu Angesicht mit dem Trunks aus der Zukunft. Unbestreitbar, dieses Bild war eindeutig. Er im Gleiter sitzend, die Arme vor der Brust verschränkt und stur aus dem Frontfenster starrend, die Unterhaltung der Übrigen ausblendend. Er sieht sie aus den Augenwinkeln, weiß dass sie da ist und weiß auch, dass ihr knappes rotes Kleid vorhin ein wenig zuviel seiner Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es waren nur Bilder, Stimmen und Töne fehlten gänzlich und doch schafften diese Bilder etwas in ihm zu wecken. Es war das familiäre Gefühl, die Verwirrtheit, die er in dieser Zeit gespürt hatte, Erhabenheit und zu guter Letzt sogar Wärme. Seine Augebrauen zogen sich noch mehr zusammen und seine Stirn legte sich in Falten. Musste wirklich soviel passieren, um ihm nach all der Zeit endlich die Erinnerungen wieder zu bringen, die er brauchte um in diesem Haus zurecht zu kommen. Musste so viel Zeit vergehen, mussten so viele Worte gesagt werden, damit er diese Frau endlich als das sehen konnte, was sie ihm alle sagten, das sie war? Glauben konnte er es trotz allem noch nicht wirklich, es war mehr ein stilles Akzeptieren der Tatsachen, denn seine Erinnerungen belogen ihn nicht, selbst wenn es nicht viele waren. Es musste wahr sein, auch wenn sie ihm manchmal nicht die ganze Wahrheit sagten um ihn zu schonen, so hatten sie ihn dahingehend nie belogen. Er wusste es, Trunks war sein Sohn. Das ganze Auftreten des Jungen, sein Blick und auch die Haare sprachen dafür, dass er ein gesunder Mix zwischen ihm und dieser Frau sein musste. Die Bilder in diesem Haus sprachen ihre ganz eigene Sprache und so holte er noch einmal tief Luft um sein wild schlagendes Herz zu beruhigen, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen und den leichten dumpfen Schmerz in seinem Kopf zu ignorieren. Dann öffnete er die Augen wieder, nur um in zwei blaue, besorgte Augen zu schauen und die seinen sofort wieder ein wenig zu verengen, bevor er eine Augenbraue leicht nach oben zog. Warum war sie besorgt? In all der Zeit war sie das nicht gewesen. „Geht’s wieder?“ Kakarotts Stimme riss seinen Blick zu ihm und er nickte leicht, merkte erst jetzt, dass er festgehalten wurde und aufgrund dessen wahrscheinlich auch nicht auf dem Boden lag. Aber Kakarott verstand auch so, nahm seine Hand langsam wieder weg, blieb jedoch in Reichweite um Notfalls noch einmal eingreifen zu können. Lediglich einen kleinen Schritt nach hinten, eine halbe Drehung zur Seite um den Schein von Privatsphäre zu wahren. Und er konnte in Bulmas Augen sehen, dass sie verwundert war – über den Anfall an sich, über die Art, wie er mit Vegeta umging und dieser kaum etwas dazu sagte, kaum reagierte und es einfach wortlos geschehen ließ. Ja, das war nicht mehr ihr Mann, aber im Nachhinein wusste sie wirklich nicht, warum sie derart abweisend reagiert hatte. Jetzt und hier, wo sie ihm in die Augen blicken und seine eigene Unsicherheit lesen konnte, würde sie sich für ihr Verhalten am liebsten in den Arsch treten. Er hätte jede Hilfe gebrauchen können, die er kriegen konnte und sie hatte nichts Besseres zu tun als ihn fertig zu machen, weil er ein Verhalten an den Tag legte, das sie nicht kannte. Dabei war er soviel umgänglicher als zuvor, oder nicht? „Ist… alles wieder okay?“, fragte sie und biss sich auf die Unterlippe, nicht sicher, was sie tun, was sie hätte sonst sagen sollen. Das hier war so unwirklich, wie vor einigen Wochen, wo er sie nur stumm angesehen und sie den Vorwurf in seinen Augen hatte lesen können. Jetzt aber konnte sie nur Unsicherheit lesen, ein wenig Nervosität und dachte still bei sich, dass das nicht okay war. Er sollte stolz sein, genervt die Arme verschränkten und sie anraunzen, ihn in Ruhe zu lassen, solch dumme Fragen zu lassen. Einem Prinzen ging es immer gut… Er nickte nur, traute seiner eigenen Stimme noch nicht, schluckte trocken. Warum machte ihn das hier nervös? Warum blieb er nicht einfach bei seinem Standpunkt, bei seiner Meinung und drehte sich wieder um, ging? Warum hatte er sich das alles angehört und tief in seinem Inneren Zweifel entstehen lassen, die letzten Endes zu diesen Bildern geführt hatten, die diese Zweifel noch verstärkten, ihm sagten, dass er einen Fehler machen würde, wenn er ging. Aber außer dem hatte er nichts, konnte sie nur ansehen und auf ihren Schritt warten – er hatte nichts falsch gemacht, dieses Mal nicht und auch wenn sein Verhalten nicht immer das Beste war, so war sie es, die den ersten Schritt machen musste. „Schön. Erklärst du mir auch… was das war?“ Sie zögerte, war sich genauso unsicher wie er selbst und erneut nickte er nur leicht, wandte den Blick kurz ab und ließ ihn durch den Raum schweifen, bevor er sie wieder fixierte. Sollte er das wirklich tun? Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er noch nicht ein einziges Wort mit ihr gewechselt und er war sich nicht sicher, ob er ausgerechnet jetzt damit anfangen sollte. In diesem Leben war nichts so wie es schien, das hatte er zumindest bereits gelernt – war dann ihr Benehmen der letzten Wochen falsch oder war es das Gespräch zwischen ihr und Kakarott? Es war zu verwirrend, aber bevor er weiter darüber nachdenken und sich ein weiteres Mal in sich verlieren konnte ohne auf ein Ergebnis zu kommen, öffnete sich sein Mund von ganz alleine. „Erinnerungen.“, war allerdings alles, was er von sich gab und die Tatsache, dass er überhaupt etwas sagte, schob er auf das Gefühl, das eben jene Erinnerungen in ihm zurückgelassen hatten. Die seltenen ohne Schmerz, ein Gefühl der Geborgenheit. Bulma aber nickte, als ob sie ihn mit dieser kleinen Geste, dem Ausdruck in ihren Augen zum weiterreden bringen konnte, was er allerdings nicht tat, auf ihren nächsten Schritt wartete. „Verstehe. Und darf ich auch fragen, an was du dich erinnert hast?“ Meinte sie heute oder die ganze Zeit? Meinte sie nur jetzt, oder sollte er alles sagen, an das er sich erinnerte? „Dich.“, beschränkte er sich auf die Antwort, die er Kakarott damals auch gegeben hatte. Kurz und bündig, nicht zuviel und nicht zu wenig und nur nicht darauf eingehen, wie diese Sachen entstanden, wie sie ihn manchmal zurückließen. Das Lächeln Kakarotts hinter ihm konnte er nicht sehen, wohl aber Bulma, die es registrierte und es als gutes Zeichen auslegte. Wenn er noch immer auf der Hut wäre, würde er nicht lächeln, das hatte er während ihres Gespräches auch nicht getan und es gab ihr ein gutes Gefühl, nach all den Fehlern, die sie gemacht hatte und die beinahe alles zerstört hätten, was sie am meisten wiederhaben wollte. Wie konnte sie nur so dumm sein? Es war noch ein wenig angespannt, dachte Goku währenddessen bei sich, aber sie versuchten es zumindest, ohne dabei in den alten Trott der vergangenen Wochen zu verfallen. Ohne, dass der eine schrie und der Andere alles in sich hineinfraß, nur um sich danach wieder zurück zu ziehen und endlos darüber nachzudenken. Es war ein Fortschritt den er nur begrüßen konnte und wenn es nicht jetzt und hier in einem Streit ausartete, dann konnte er vielleicht sogar bald wieder zurück nach Hause, ohne sich allzu große Sorgen um Vegeta machen zu müssen. Dann wäre noch jemand hier um die kleinen Attacken abzufangen… für die großen Aussetzer, in denen der Kleinere nicht einmal mehr wusste, wer mit ihm sprach, wäre Bulma allerdings die falsche Wahl. Und auch Trunks wollte er das nicht zutrauen, er war zwar stark genug, aber wusste nie wirklich was er machen sollte. Jetzt aber musste er etwas unternehmen, damit das Ganze nicht mehr ganz so steif von statten ging. War ja schlimmer als ein Bewerbungsgespräch und stiller als auf einer Beerdigung. Die Beiden mussten sich doch mehr zu sagen haben als zwei Sätze! „Warum setzt ihr euch nicht?“, schmiss er ein wenig zu euphorisch in den Raum, klopfte Vegeta kurz auf die Schulter und erntete von Bulma einen verwirrten Blick, bevor ersterer sich zu ihm drehte und ihn ansah. „Was? Nein!“, schien in seinen Augen zu stehen, er konnte es greifen und seine Anspannung förmlich sehen, aber wenn er jetzt davor wegrannte, würde es niemals besser werden. Jetzt, gerade in diesem Moment erinnerte er ihn wieder an das verlorene Kind, das die Hand seiner Mutter losgelassen hatte und verzweifelt danach suchte. Die Hand, die ihn führen konnte und nicht ihm selbst überließ, weil er völlig verloren nicht wusste, was zum Teufel er überhaupt machen sollte. Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte er darüber schmunzeln können, aber Vegeta sollte nicht so aussehen, er sollte stolz und stark seinen eigenen Mann stehen. „Nun macht schon, oder wollt ihr ewig voreinander stehen und euch anschweigen?“ Er verdrehte die Augen ein wenig, fixierte erst Bulma, die dankend nickte und dann noch einmal Vegeta, der noch immer so unentschlossen im Raum stand und den Eindruck machte, als wolle er sich viel lieber in Luft auflösen, oder aber genau das tun, nur um ihr nicht zwingend näher zu kommen. Vielleicht hatte er Recht, vielleicht war das, was Vegeta vor nicht allzu langer Zeit gesagt hatte, einfach nur wahr. Zeigt wie viel Vertrauen sie hatte… sie hatte das seine zerstört ohne es zu wollen, ohne es zu wissen. So wie er nicht wusste, dass es überhaupt da gewesen war – aber damals hatte er sie nicht angegriffen, nur festgehalten. „Na los.“, sagte er noch einmal leise, nickte in Richtung Couch, vor welcher Bulma schon stand und wartete, sichtlich nervös. Dann legte er seine Hand auf seine Schulter, drückte leicht zu und ignorierte das Verengen der Augen, nur um ihm am Ende den letzten Ruck zu geben, mit ein wenig Nachdruck nach vorn zu schieben, so dass er gezwungen war einen Schritt zu gehen. Der alte Vegeta hätte diese Gesten niemals zugelassen – die Hand wäre weggeschlagen worden und wenn er doch noch den Versuch gemacht hätte, ihn in eine bestimmte Richtung zu drängen, hätte er ihn frittiert. Zeigte ihm wieder einmal, wie anders, aber auch wie fragil dieser Vegeta war. Er hatte soviel gelernt, so viel seiner Kraft wiedergewonnen, ein paar wichtige Informationen selbst wieder erlangt, aber das was er einmal gewesen war, war noch immer in all dem verschütteten Chaos begraben. Zum einen konnte er verstehen, warum jeder den alten Vegeta wiederhaben wollte, zum anderen war es gar nicht so schwer sich an diesen hier zu gewöhnen und abzuwarten, was die Zeit mit sich bringen würde. Ihre Vorstellung von ihm hatte sich nur so tief in sie gegraben, dass sie es beinahe unmöglich fanden sich an diese Vorstellung zu gewöhnen, die alte Gewohnheit war eingefahren – aber das war für ihn noch lange kein Grund ihn aufzugeben und sich selbst zu überlassen. Er war da, hin und wieder blitzten seine Verhaltensweisen auf und machten ihn sogar ein wenig glücklich. Zögerlich setzte Vegeta sich in Bewegung und Goku drehte sich um, um den Raum zu verlassen, sie alleine zu lassen und ihnen ihre Privatsphäre zu lassen. Was sie aus dieser Chance machen würden lag ganz alleine in ihrer Hand, er hatte sich schon genug eingemischt und es noch weiter zu machen, wäre schlicht und einfach nicht gut. Wie das Gespräch enden würde, wenn aus dieser steifen Situation überhaupt ein Gespräch entstehen würde, in dem Vorwürfe hinten angestellt wurden, war ganz alleine ihre Sache. Er konnte ihnen nicht mehr helfen, als er es ohnehin schon getan hatte. Er machte sich auf in sein eigenes Zimmer, die Aura Vegetas immer in seinem Hinterkopf, immer darauf achtend, ob neben den natürlichen leichten Schwankungen, die mit seinen Launen einher gingen, nicht doch etwas größeres im Anmarsch war und er eingreifen musste, falls etwas nicht so lief, wie es vielleicht sollte. Falls Vegeta sich wieder in einer seiner Erinnerungen verlor und den rechten Weg hinaus nicht mehr finden wollte. Innerlich seufzte er über den Gedanken, Vegeta war immer jemand gewesen, der sich unter Kontrolle hielt, seine Mimik, seine Gesten abgestimmt darauf, nicht zuviel preiszugeben. Jetzt konnte er ihn an seiner Aura bereits lesen wie ein aufgeschlagenes Buch. Unten im Wohnzimmer stand Vegeta schließlich ein wenig unschlüssig neben der Couch, auf der Bulma sich bereits niedergelassen hatte, mit einer genauso unschlüssigen und nervösen Geste neben sich auf das Polster klopfte, um ihn ebenfalls zum Sitzen zu bewegen. Es dauerte ein paar Sekunden bevor er sich ein Herz fasste und genau das tat, einen gewissen Sicherheitsabstand einhielt, der Bulma zwar nicht verborgen blieb, sie aber auch nichts dazu sagte. Im Leben hätte sie heute nicht erwartet hier zu sitzen und zu versuchen mit ihm zu reden. Sie hätte nicht gedacht, dass aus dem heutigen Tag, der versteckten Wut, den Vorwürfen wirklich so etwas wie eine Unterhaltung werden konnte. „Also, ich glaub wir überspringen das freundliche Geplänkel mal ein wenig.“, begann sie leise, seinen Blick versuchend einzufangen, aber er hatte sich wissentlich ein wenig zurückgezogen. Vorsichtig, würde sie fast meinen und fand es schwer, ihn mit ihrem Mann in Verbindung zu bringen, wenn er nicht genau so aussehen würde. „Es tut mir leid, was ich alles zu dir gesagt habe und ich habe dir auch schon einmal gesagt, dass mir die Sache mit den Handschellen leid tut. Zu der Zeit hab ich es einfach nicht besser gewusst und so wie du warst, hast du mich ein wenig zu sehr an die Zeit erinnert, als wir auf Namek waren.“, erzählte sie weiter und hätte beinahe geseufzt, weil er sich noch immer weigerte sie anzusehen, stur geradeaus starrte. Und doch wusste sie, dass er ihr aufmerksam zuhörte, bei der Erwähnung der Handschellen kreuzte seine Augen eine Emotion, die sie nicht deuten konnte, bevor sie wieder verschwunden war. „Ich hab mir Sorgen gemacht, um mich, um Trunks, um das Haus und um meine Eltern.“, setzte sie dem an und wusste doch, dass dieses Argument zwar gut klang, aber wenig stichhaltig war – immerhin hatte sie sich auf ihn eingelassen, oder nicht? „Wie auch immer. Es hat sich rausgestellt, dass ich falsch lag und das geb ich auch gerne zu, immerhin habe ich mich entschuldigt und du sie nicht angenommen.“ Jetzt war sie wieder dabei die Schuld zumindest zu einem gewissen Teil auf ihn zu wälzen und sie merkte es erst, als sich seine Augen leicht verengten, er sie dennoch nicht ansah. „Du hast dich entschuldigt, ja. Aber entschädigt mich das, für die Tage da oben, in denen ich nicht einmal wusste, wo ich bin, wer ihr seid, WER ich bin?“ Er betonte den letzten Teil extra ein wenig mehr, um zu verdeutlichen, dass er niemals vorhatte dieses Gebäude zu zerstören, sondern dass er lediglich verwirrt war und einfach nur weg wollte. „Nein, tut es nicht.“ Sie verstand. Sie musste ihn nur ansehen und sie verstand es, sah es plötzlich so klar, wie die ganzen letzten Wochen nicht. Was ihre Sicht getrübt hatte, wusste sie nicht, aber alleine dieser verlorene Blick, der sich an der gegenüberliegenden Wand verlor, zeigte ihr sein Innenleben, wie sie es selten gesehen, gespürt, gefühlt hatte. Er war besonders, und gerade jetzt, in diesem Moment, in diesem einen Augenblick, war er mehr als das. „Warum…“ Er suchte nach Worten und schloss für einen Wimpernschlag seine Augen, wusste nicht, wie er in Worten ausdrücken sollte, was er fühlte, was er dachte zu fühlen. „Warum hast du es dann gemacht? Ich meine…“ Warum hatte sie ihm schon gesagt, ihm zumindest versucht zu erläutern und er fand trotz allem nicht die richtigen Worte. „Wenn ich wirklich so lange schon hier war, warum so wenig Vertrauen von deiner Seite her?“ So, es war raus, auch wenn es nicht die gelungenste Formulierung war, besser wollte es ihm einfach nicht über die Lippen treten. Das Vertrauen… es war ihm zu Anfang an schon aufgefallen. Wie sollte er vertrauen, wenn ihm nicht getraut wurde, wie sollte er auftauen, wenn er mit Eisblicken erdolcht wurde? Wie sollte er glauben, dass dieses Vertrauen zuvor existierte, wenn ihm jetzt nichts weiter als Misstrauen und Wut entgegenschlug? Und Bulma schluckte auf seine direkte Frage hin, wandte den eigenen Blick ab und wusste für einen Moment nicht, wie sie sich selbst erklären sollte. Es war so schwer zu verstehen, selbst für sie und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wie sie es ihm verständlich machen sollte. „Ich weiß nicht. Es ist schwer zu sagen, schwer zu erklären. Du hast mir Angst gemacht und nur zwei Stunden davor hast du die Küche verlassen, in deiner üblichen grummligen Art, keinen Ton verloren und mir lediglich nen kleinen Kuss auf die Wange gegeben. Ich konnte nicht glauben was passiert ist, ich konnte nicht verstehen, was vor sich ging.“ Sie schluckte abermals, konnte aber nicht die nötige Feuchtigkeit finden um die Wüste in ihrer Kehle zu befeuchten. Sie wusste um ihre Fehler, wusste, dass sie vieles falsch gemacht hatte und vieles davon nicht einmal zu verzeihen war. Trotz allem wünschte sie sich genau das. „Und dann trägt dich Goku so schwer verletzt zu mir und alles was mir bleibt, ist zu warten. Das haben wir getan, aber das Ergebnis ist nicht so ausgegangen, wie wir erwartet haben. Du wachst auf und läufst beinahe schon Amok, schießt ein Loch in die Wand, was hätte ich denn denken sollen?“, führte sie weiter, versuchte ihre Sicht der Dinge klar zu machen und sah wieder zu ihm, versuchte seinen Blick zu erhaschen und erntete doch wieder nur dieses leichte zusammenziehen seiner Augenbrauen, diesen nachdenklichen Ausdruck, den sie selbst von der Seite her erkennen und identifizieren konnte. Er sagte nichts. All das wusste er bereits, er war dabei gewesen, aber das war für ihn kein Grund ihn wie einen Gefangenen zu behandeln. Ihn einzusperren und allem zu berauben, was er noch hatte – seiner Kraft. Nichts hatte er machen können und seine Verwirrung, sein Ärger wurde nur noch größer, weil er nicht weiter wusste, weil er nicht verstand. Weil er nicht nachvollziehen konnte, wie Kakarott so sein konnte und alle anderen ihn mieden als wäre er ihr sicherer Tod. Noch heute fiel es ihm schwer mit Trunks zu reden, mit ihm in einem Raum zu sein, was sollte er also von der Frau halten? Wie sollte er reagieren, was sagen? „Ich hab nur gehen wollen.“, erwiderte er letzten Endes doch noch, senkte den Blick von der Wand zum Boden und zog die Stirn kraus. War das ein solch großes Verbrechen, war es so schlimm, dass dabei ein wenig Technik kaputt gegangen war? Er wollte nie etwas anstellen, er wollte nur weg von den Personen, die er nicht einordnen konnte, deren Gesichter und Stimmen er nicht kannte. Weg von einer Umgebung, die ihm so fremd war. „Das weiß ich jetzt auch. Aber damals dachte ich, dass du das Haus in Schutt und Asche legen wolltest. Und als wir endlich kapiert hatten, was schief gelaufen ist, was passiert ist, war es irgendwie zu spät für mich um von dieser Meinung abzutreten. Ich gab dir die Schuld an meiner Arbeit; ich gab dir die Schuld an meiner Einsamkeit. Ich beschuldigte dich deinen Sohn traumatisiert zu haben und mich alleine gelassen zu haben.“ Tränen traten beim Sprechen in ihre Augen und sie versuchte nicht einmal mehr sie zurück zu drängen und ungeschehen zu machen. Es war, wie Vegeta immer sagte, nur eine menschliche Emotion, die ausdrückte wie man sich fühlte, aber nichts besser dadurch machte. „Ich machte dich an für Dinge, für die du nichts konntest und ich schrie dich an, obwohl du es nicht verdient hast. Anstatt dir näher zu kommen und zu zeigen, dass ich auch hier bin um dir helfen zu können, habe ich dich nur verletzt.“ Wieder die Emotion, die seine Augen kreuzte, kaum wahrnehmbar durch ihre eigenen Tränen. „Und das tat ich, weil es mir selbst schlecht ging. Ich meine… du bist mein Mann, ich liebe dich und dich so zu sehen hat mich verletzt. Dich mehr mit Goku agieren zu sehen als mit deiner Familie hat mich verletzt und ich wollte dir die Schuld dafür geben. Wollte… dich verletzten, damit es mir nicht alleine so geht.“ Dabei war sie selbst Schuld. „Warum weinst du?“ Die Frage klang ehrlich, aber dennoch fehlte etwas in seiner Stimme und jetzt erkannte sie es endlich. Es war nicht wirklich so, dass er sich dafür interessierte, es war obligatorisch, er verstand die Notwenigkeit nicht und versuchte das Gesagte sowie die Gesten unter einen Hut zu bringen. Das ging nicht, verstand sie selbst, erkannte sie in dem Moment, in dem er die Frage stellte, kühl, emotionslos. „Weil es mir leid tut.“, antwortete sie dennoch, wider dem besseren Wissen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Sie wusste, dass ihre Taten so entgegen ihrer Aussage standen und konnte es ihm nicht einmal verübeln es nicht zu verstehen. Er mochte nicht immer warm und herzlich sein, aber er hatte sie niemals, NIE in seinem Leben willentlich verletzt um sich dadurch besser zu fühlen. Selbst jetzt musste das für ihn wie Verrat aussehen. „Dir ist klar, dass das unlogisch ist?“ Er blinzelte leicht Richtung Boden, wusste nicht, ob er sie endlich ansehen sollte oder nicht, entschied sich am Ende aber doch dafür. Nur einen Augenblick, dann wandte er sich wieder ab, schloss die Augen. „Das weiß ich, ja.“, sagte sie erstickt, kämpfte gegen Tränen und Schluchzen an. „Ich weiß nicht, was du verlangst. Was ihr hören wollt, wie ich entscheiden soll.“ Seine Stimme war leise und doch nicht kalt, voller Emotionen, die er selbst nur schwer unter Kontrolle hielt und sich doch weit besser hielt als sie. Dann stand er auf, langsam, als fiele es ihm schwer diese Bewegung überhaupt zu machen, wandte sich ab. „Ich werd drüber nachdenken.“, waren seine letzten Worte, bevor er das Wohnzimmer verließ, sie weinend zurückließ und Bulma nichts anderes konnte, als ihm hinterher zu schauen. Schluchzer schüttelten ihre Gestalt und doch ahnte sie bereits das Ergebnis. Sie würde es auf sich zukommen lassen, sagte sie sich, während Vegeta genauso langsam die Treppe nach oben stieg, irgendwo im Gang an einem Fenster Halt machte und hinaussah. Seine Gedanken kamen zu einem Halt. Einzig und alleine die Worte Verrat, Vertrauen und Schuld schwirrten in seinem Geist herum. Ein Ergebnis… hatte er noch nicht und er lehnte die Stirn gegen das kalte Glas, atmete tief ein und wieder aus, betrachtete den Nebel, der sich auf die Scheibe legte, während er ein trauriges Lächeln nicht verhindern konnte. Symbolisch… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)