Was übrig bleibt, ist Chaos von Schattenaugen ================================================================================ Kapitel 29: Wenn sich alles wieder zusammenfügt – Teil II --------------------------------------------------------- 29: Wenn sich alles wieder zusammenfügt – Teil II Die Kraft seines Vaters war unglaublich und er konnte durch die Aura den Schmerz spüren, konnte seine Verzweiflung fühlen und schluckte, unwissend darüber, dass Vegeta nur für einen kurzen Moment in die Schwärze der Bewusstlosigkeit driftete… Nur um Sekundenbruchteile später wieder aus ihr zu erwachen, die Bemühungen sich irgendwie aus ihrem Griff zu befreien verdoppelte. Es war unmöglich ihn sehr viel länger am Boden zu halten, während er versuchte zu treten, an seinen Armen riss und immer wieder diese seltsam wimmernden, knurrenden Laute machte, die es ihm eiskalt den Rücken hinunterlaufen ließen. Beängstigend konnte diese Situation nicht einmal mehr annähernd beschreiben. ***** Mit Vollgas ließ er sich auf den Boden sinken und landete doch elegant, nur um sich seiner Frau – in einer weitaus jüngeren Version – und dem Glatzkopf gegenüber zu sehen. Ihre großen Augen strömten Angst aus und er verstand endlich, was sie damit gemeint hatte, wenn sie sagte wie früher. Dies hier war der Moment von dem sie gesprochen hatte – nein, er war vorher schon einmal auf der Erde gewesen und hatte Chaos und Vernichtung hinterlassen. Alles, was er hier empfand war Stolz, Stärke und Hochmut und er spürte, dass er vor nichts Halt machen würde um seine Ziele zu erreichen. Er verstand plötzlich, warum sie Angst hatte, aber das änderte nichts an der Gesamtsituation. Wie alt war Trunks? Er musste beinahe zwanzig sein, was zwei Jahrzehnte bedeutete, die sie mindestens zusammen waren und er verstand nicht, wie man nach so langer Zeit so reagieren konnte. Kannte sie ihn denn gar nicht? Aber das spielte keine Rolle, der Film lief weiter und anstatt sich in Gedanken aufzuhalten, die ihn nicht weiter brachten, versuchte er ihm zu folgen. Er konnte das Zittern ihrer Körper sehen und sein eigenes Grinsen spüren, nackte Angst und Panik waren in ihnen hoch gekrochen und ließen ihn sich überlegen fühlen. Er war es ja auch. „Hallo Erdling.“ Krillin, es war Krillin, der Glatzkopf, der sich später doch seine Haare wachsen ließ. „Dich hätte ich am wenigsten hier erwartet. Ich hätte nie gedacht, dass ein Trupp Amöben wie ihr zu einer derart langen Reise fähig ist. Und ihr sucht genau wie ich die Dragonballs.“ Sein Blick fiel auf die Kugel in seinen Händen und für winzigen Moment wunderte er sich, warum sie so viel größer waren, bevor er sich an Kakarotts Worte erinnerte, der versucht hatte, ihm alles zu erklären. Unwichtig. Es war erschreckend, dass er ihr Zittern amüsant fand, dass seine Worte sie dazu brachten, vor Angst zu erbleichen. ***** Ein gequältes Stöhnen verließ seine Lippen, während er unermüdlich versuchte seine Glieder zu befreien und doch immer wieder jämmerlich scheiterte. Er war zu schwach, dachte er irgendwo in den Tiefen seines Verstandes, der sowieso zu verbrennen schien und nur noch in Asche dort lag, verstärkte seine Bemühungen und erhöhte konstant dazu seine Kraft. Er konnte sie fühlen, aber es war einfach nicht genug, gefangen in diesem Albtraum aus Erinnerungen und unglaublichem Schmerz, der auf seinen Schädel einhämmerte, vernünftige Gedanken abwürgte und in der Versenkung verschwinden ließ. Er wollte weg, er wollte einfach nur, dass es wieder aufhörte, selbst wenn das bedeutete, dass er seine Erinnerungen nie wieder bekam. Alles war besser als dieser Moment, wenn sein Inneres schmolz und zu glühender Lava wurde, heiß brodelndes Blut durch seine Venen jagte. Es war, als würden seine Lungen nicht mehr richtig funktionieren, in sich zusammenfallen und sein Hirn nur die wichtigsten Informationen als Bilder preisgab, während es den Rest als Hintergrundinformation mitlieferte, einen gefährlichen Brei aus allem zusammen mischte und ihm in die Kehle stopfte, damit er elend daran verrecken konnte. ***** Die Szene löste sich auf und manifestierte sich neu. Er war nicht mehr auf Namek, der grüne Himmel war dem obligatorischen Blau gewichen, das blaue Gras dem bekannten Grün, in dem er saß. Unmengen von Personen, Namekianer, standen herum, ein Junge freute sich Löcher in den Bauch und das Ganze kotzte ihn an, reizte ihn bis aufs Blut. Er wusste nicht, worüber sie sich freuten, das Gefühl in ihm sagte allerdings vieles. Einen Arm auf sein angewinkeltes Bein gestützt, fühlte er wie sich seine Augenbrauen nur noch mehr zusammen zogen, die Genervtheit in seinem Inneren einen neuen Höhepunkt erreichte. Es waren die Dragonballs, deshalb der plötzliche Wechsel. Freude gemischt mit Gram, Gesprächsfetzen über einen zerstörten Planeten und Kakarott, dessen Sohn, wie er verstand. Wieder war dort das Gefühl des Versagens, tief in ihm, verborgen durch die präsente Maske der Gleichgültigkeit, Gereiztheit und Wut. Verloren, er hatte verloren und war auf Namek gestorben, nur um wieder erweckt zu werden und doch nichts zu erreichen. Es kratzte an seinem Stolz, verletzte ihn bis in seinen Kern in einem Mix aus verschiedensten Emotionen. Er lebte – aber er verstand, dass er eigentlich tot sein sollte. ***** Und zwischen seinen zusammengepressten Lidern zwängten sich die Tränen hervor, die er nicht mehr zurückhalten konnte. Ob es nun der Schmerz war, der sie auslöste, die verwirrenden Bilder und Gefühle, die mit ihnen kamen oder schlicht und einfach die Emotionen, die er gerade noch einmal erlebte, war egal. Fakt war, dass sie da waren und nicht wieder gehen wollten, seinen ohnehin angekratzten Stolz nur noch weiter mit Füßen traten, obwohl dieser sowieso schon getreten am Boden lag. Er keuchte und versuchte sich auf die Seite zu rollen, sich wie ein Ball zusammen zu rollen, aber spürte, dass ihn etwas daran hinderte. Die Übelkeit nahm nicht ab, kam in immer kürzeren Wellen über seinen Körper, seinen Verstand und er stöhnte gequält auf, weil er wusste, dass er sie nicht aufhalten konnte. Es war zuviel, es war einfach zuviel um es in einem einzigen Moment verarbeiten zu können. Zu viel um damit klarzukommen, es zu ordnen und all die Informationen in Folge zu bringen, den beständigen Wechsel hinzunehmen und zu ignorieren. Noch einmal bäumte er sich auf, riss an den Dingen, die ihn versuchten festzuhalten, ohne Erfolg. ***** „Los komm schon, fangen wir an!“ Sein Gegenüber allerdings sieht ihn nur mit einem gelangweilten Blick an, bevor sie langsam die Arme anwinkelt. Nur Sekundenbruchteile später stürmt sie auf ihn zu, zieht im Flug die Faust zurück und versucht ihn zu treffen. Er blockt sie mit seinem Arm, ebenso wie die zweite Faust und lässt sich in einen Schlagabtausch verwickeln, in dem Fäuste und Tritte mit Armen und Beinen geblockt werden, der ein oder andere Tritt sein Ziel findet. Nur knapp entgeht er einem Schlag in sein Gesicht indem er den Kopf zurück zieht, schnappt beim nächsten Schlag ihren Arm und schleudert sie von sich. Sie knallt in eine Felsenwand, starrt ihn an als würde es ihr nichts ausmachen. Jetzt ist er dran, denkt er, während die Ungeduld ihn einnimmt und erstürzt auf sie zu, versucht einen eigenen Treffer zu landen, aber sie verschwindet und lässt ihn stattdessen mit seiner Hand die Luft zerschneiden. Er folgt ihr, holt aus und ein Schlag in ihr Gesicht schleudert sie davon. Doch dann verschwimmt der Kampf, verläuft als ob jemand den Schnellvorlauf gedrückt hätte und kommt zu einem abrupten Halt, als er eine geladene Faust in ihrem Magen versenkt. Zu seinem Leidwesen macht sie aber genau dasselbe mit ihrem Knie in seinem Magen und so explodiert der Schmerz in seinem Inneren, während er jeden Ton unterdrückt und lediglich das Blut ausspuckt, dass sich in seinem Mund gesammelt hatte. Er spürt seinen verletzten Stolz, spürt die Wut zeitgleich mit seiner Erschöpfung in sich aufsteigen, als sein Körper zittert und sich Unglauben in ihm ausbreitet. Dann kippt er nach vorne, nachdem sie ihr Bein entfernt hat, nur um noch weiter verarscht zu werden. So sollte das nicht laufen, verdammt noch mal! Unfähig sich zu bewegen lässt er es geschehen, nur um mit einem einzigen Schlag tief in die Felsenwand geschlagen zu werden. Er braucht einige Sekunden um sich zu sammeln, um wieder heraus zu klettern, aber wieder entscheidet das Schicksal sein Leben vorzuspulen und nur die wichtigsten Hintergrundinformationen für ihn dazulassen, während die Farben verlaufen, Texte unkenntlich gemacht werden und erst wieder zu stoppen, als sie sich auf dem Boden seiner ausgestreckten Hand ausgeliefert wieder findet. Die Attacke trifft frontal und ohne zu warten, dass sich der Staub legt, rast er ihr hinterher. Gerede und Arroganz auf beiden Seiten und er ist genervt – von sich selbst, diesem Kampf, soviel sinnlosem Gehabe. Wieder greift er an, wird geblockt und kann kaum einen Treffer landen. Das Blatt wendet sich und er kann es spüren, kann fühlen wie ihn langsam aber sicher seine Energie verlässt und ihr die Möglichkeit gibt auszuholen. Doch noch weicht er aus, lässt sich fallen und vollführt einen Backflip, nur um den Treffer zu kassieren, sobald seine Füße den Boden berühren. Es nervt und es macht ihn sauer, er spürt den Schmerz gedämpft durch das Adrenalin in seinen Adern, nicht bereit aufzugeben – das kam nicht in Frage, sein Stolz würde es zu verhindern wissen, ob er dabei draufging oder nicht. Und nun fängt sie seine Fäuste mit Leichtigkeit, schlägt ein Knie in seinen Magen, setzt eine Faust in sein Gesicht nach. Er weiß, dass er verlieren wird, alle Zeichen stehen auf Rot, denkt er, während er durch die Luft fliegt und nun selbst an einem der Felsen landet und sitzen bleibt. Der Rest verschwimmt. Es ist mehr ein unbeteiligtes Zuschauen, während er vermöbelt wird. Doch der Schmerz den er spürt, als sein Arm durch einen kraftvollen Tritt gebrochen wird, ihn in tausend Teile splittert und sein Schrei, der in seinen Ohren widerhallt, bringt den Film zum stoppen. ***** Und er schrie, so laut es ihm möglich war und so lange es die knappe Luft in seinen Lungen zuließ. So lange, bis er letzten Endes dachte, ersticken zu müssen, wenn er nicht aufhörte und keinen Ton mehr raus bringen könnte, weil seine Kehle zu einer trockenen Wüste heißen Sandes geworden war. Aber er konnte nicht anders, es fühlte sich so echt an, war so real, dass er den Schmerz durch den in seinem Kopf spüren konnte, er wie ein glühend heißer Schauer durch seinen Körper jagte und lähmte. Seine Bewegungen kamen für einen Moment zum Stillstand und die Zwei, die ihn festhielten, hegten die leise Hoffnung, dass es vorbei war. Aber dem war nicht so, im krampfhaften Versuch neuen Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen bäumte sich der Körper unter ihnen auf und ein schauriges Röcheln zerschnitt die so plötzlich aufgetretene Stille über das Knistern des Feuers hinweg, so dass Kakarott sich ein Herz fasste und mit der flachen Hand ausholte, Vegeta eine Ohrfeige verpasste, die einen glühend roten Handabdruck auf seinem Gesicht hinterließ. Das hatte aber auch nicht die gewünschte Wirkung, brachte ihn weder zur Ruhe, noch zurück in die Realität und so langsam wusste er nicht mehr, was er noch machen konnte, wie lange er das noch aushalten würde. Ihn zu beobachten tat ihm weh, aber er konnte nichts tun, außer genau das, ihn festzuhalten und schlimmeres zu verhindern. Die immer wiederkehrenden krampfartigen Anfälle brachten ihn zum schlucken und er biss sich selbst auf die Unterlippe, so wie es Vegeta die ganze Zeit schon tat, ein dünnes Rinnsal Blut freigegeben hatte, das an seinem Kinn nach unten lief. Sein gesamter Körper war bis zum zerreißen angespannt und die noch immer leicht ansteigende Energie begann ihm Sorgen zu bereiten. Nicht, dass Vegeta nicht eine Menge aushalten würde, aber wenn es nicht bald ein Ende fand, würde es nicht gut ausgehen. Auch er hatte nur eine begrenzte Anzahl dessen, was er ertrug und es näherte sich dem Ende, das konnte er spüren. Die verkrampften Hände, die verzweifelten Versuche sich zu befreien und der Zustand, der nicht in der Realität zu sein schien, weit weg vom hier und jetzt machten es ihm unmöglich ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Es war kein Wunsch, es war ein primäres Muss sich zu befreien aber wenn er eines nicht zulassen konnte, dann das. Wer wusste, was Vegeta gerade sah, was er durchlebte und Kakarott wollte nicht Zeuge dessen werden, wie Vegeta im Zustand völligem Realitätsverlustes einen Teil der Erde sprengte. Möglich war es und so hielt er ihn eisern fest, nicht gewillt auch nur einen Millimeter gehen zu lassen, während sich sein besorgter Blick an dessen Gesicht fest haftete, dem Blut und den Tränen, den schmerzverzerrten Geräuschen und Schreien, die von Zeit zu Zeit seine Lippen verließen. ***** „Pech gehabt, auf diesem Planeten bin ich aufgewachsen.“, sagte das unbekannte Wesen mit einem Lachen, zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. „Ich bin die Gravitation gewöhnt, du hast bei der Anziehungskraft keine Chance.“ Die Worte lösen nichts als Amüsiertheit in ihm aus, doch er behält seine Maske aufrecht, gibt keine Reaktion – wozu auch, er weiß es selbst besser. Es wäre Zeitverschwendung den armen Irren vor sich aufzuklären, sinnlose Worte, eine Tatsache die er ihm auch mit Taten ganz einfach beibringen konnte. Seine Bewegungen einschränken – das er nicht lachte! Stattdessen grinst er nur und sieht, wie sehr er sein Gegenüber damit verunsichert, aber nichts anderes hatte er im Sinn. Soviel Arroganz sollte bestraft werden, wenn hier einer lachen durfte, dann war er es; wenn hier einer sagen konnte, dass er die Gravitation gewöhnt war, dann auch nur er! Den folgenden Schlägen weicht er mit einer Leichtigkeit aus, wie er es zuvor schon getan hatte, musste sich kaum bewegen und es begann ihn zu langweilen. Wenn das alles war, was dieser Witz von einer Figur auf dem Kasten hatte, dann konnte er nur noch lachen. Mit einem einzigen Tritt schleudert er ihn von sich, verärgert ihn mit seinen Worten, so dass er Pläne vergisst und sich seiner Wut hingibt, erneut auf ihn zukommt. Dieses Mal war Ende der Spielzeit und er duckt sich unter einem Schlag weg, legt seine Hände auf die Brust des Unbekannten, dessen Name sowieso unwichtig war und schickt ihn mit einem einzigen Blast ins Nirwana. Das war nicht einmal annähernd eine Herausforderung. ***** Es war seltsam zu beobachten, wie sich die angestrengten Versuche wandelten, ruhiger wurden und letzten Endes beinahe ganz zum Stillstand kamen. Kakarott traute der Ruhe nicht, war nicht davon überzeugt, dass es ein Ende gefunden hatte und machte diese Meinung mit einem Blick zu Trunks nur allzu deutlich klar, welcher nur nickte und seinen Halt an seinem Vater ebenfalls nicht minderte. Er schluckte und betrachtete sich das nunmehr ruhig scheinende Gesicht, die noch immer so fest zusammengezogenen Augenbrauen und geschlossenen Augen, und wusste einfach nicht, was er davon halten sollte. Die plötzliche Ruhe war angespannt, die Stille erdrückend und das wenige Licht des Feuers trug nur zur düsteren Atmosphäre bei, tat nichts um sie zu mildern. Ein müdes Keuchen lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihn, die sowieso nie wirklich weg gewesen wäre – das hätte er nicht gekonnt, es war einfach unmöglich etwas anderes anzusehen als Vegeta, welcher jetzt den Kopf leicht anhob und zurück auf den Boden fallen ließ, das Ganze noch einmal wiederholte, nur ein wenig mehr Kraft hinein legte. Als wolle er, wenn er schon seine Hände nicht benutzen konnte, den Schmerz irgendwie anders ableiten, sich Erleichterung verschaffen und deutlich machen, dass es so nicht ging. Ein ersticktes Würgen, Nebenwirkung all der Bilder, der vorbeirauschenden Farben, der Informationen, die zuviel waren um sie verarbeiten zu können und erneut versuchte er sich zu drehen, nur um auf Widerstand zu treffen, der ihn die ganze Zeit schon hinderte. Es reichte, er wollte sich bewegen, er wollte sich drehen und verdammt noch mal irgendwas gegen diese verdammte Übelkeit tun, die seinen Körper gefangen hielt und einfach nicht enden wollte! Die nicht ging und keinen Weg nach draußen fand, genau wie die Worte, die seine staubtrockene Kehle einfach nicht verlassen wollten, der Befehl ihn gehen zu lassen blieb ihm im Hals stecken, verlor sich irgendwo zwischen seinem Verstand, wo er sich formte und seinen Lippen, die sich zwar öffneten, aber nichts preisgeben wollten. Er rang nach Luft. Soviel auf einmal, zuviel, einfach nur zuviel um all die Hintergrundinformationen in diesen wenigen Minuten verarbeiten zu können, die sein Hirn brauchte um sie ihm wieder zu bringen. Er wollte sie zwar wiederhaben, aber hätte es nicht auch eine schonendere Methode geben können, ein wenig mehr Zeit um sich darauf vorzubereiten, einen Weg den Schmerz zu lindern und vielleicht eine Möglichkeit, die sich nicht anfühlte, als würde sein Inneres nach außen gekrempelt? Es tat einfach nur weh und jeder Atemzug fühlte sich an, als würde sein Gehirn mit ihm in die Luft gesprengt – unsagbar war der Schmerz, den er nicht einmal in Worte fassen könnte, wenn er ein Leben lang Zeit gehabt hätte um über eben jene Worte nachzudenken. Er hoffte es wäre vorbei. Hoffte, dass er jetzt endlich aufgeben konnte zu kämpfen, wieder Luft in seine Lungen bekam und endlich schlafen konnte. Selbst eine Ohnmacht klang verlockender als das, würde ihn zumindest von allem erlösen und ihn zur Ruhe kommen lassen, aber der Schmerz signalisierte ihm, dass es noch nicht vorbei war. Insgeheim fragte er sich, wie viel Zeit vergangen war, wie viel er selbst noch aushalten würde, bis sein Körper, sein Geist es nicht mehr schaffte und aufgeben würde. Irgendwo hinter dem schmerzlichen Nebel spürte er die Anderen, war aber weder bereit die Augen zu öffnen, noch konnte er ihnen anders signalisieren, dass er sich am liebsten zu einem kleinen Ball zusammengerollt und wie ein kleines Kind geheult hätte. Einfach nur die Welt ausblenden und dem hingeben, was er nicht mehr verhindern, nicht mehr ertragen konnte und er schluckte, holte Luft und erstickte beinahe am nächsten Halbschluchzen, das seine Kehle hinauf kroch und ihm sagte, dass er schon längst weinte. Es war zum verzweifeln, so sollte das nicht laufen. Hätte es nicht noch einen verdammten Tag warten können? Nur einen Tag, bis sie alle Dragonballs zusammengesucht hatten und den Drachen rufen konnten? Selbst wenn dieser ihm gesagt hätte, dass sein Wunsch nicht möglich war, hätte er es akzeptieren können und weiter warten müssen – dann, erst dann hätte er sich hierüber vielleicht gefreut. So aber vermischte sich Freude mit Schmerz, Verwirrung mit Verzweiflung und all den vielen anderen Emotionen, die er gerade mitbekommen hatte. Sein Leben bestand aus Kampf und Schmerz, jetzt war es nicht anders und er zog ein letztes Mal schwach gegen die Hände, die ihn gefangen hielten, schrie einen kurzen Schrei der Verzweiflung und presste die Lippen fest aufeinander, während eine neue Schmerzwelle seinen Kopf durchfuhr und jeden weiteren Atemzug auf dem Weg zu seinen Lungen verhinderte. ***** „Woran denkst du Piccolo?“, fragt er leise und kann dabei den Schmerz seines Körpers spüren, Spuren eines Kampfes der alles aus ihm herausgeholt hatte, der ihn dazu brachte seinen Stolz zu begraben und etwas zu tun, was er niemals selbst für möglich gehalten hatte. „Du wirst sterben, nicht wahr?“ Piccolos unglaublich tiefe und doch ruhige Stimme drang bis in seinen Kern und er nickte nur, spürte dass seine Entscheidung schon lange gefallen war. Lange bevor er seinen Sohn und dessen Freund ausgeknockt hatte. „Beantworte mir noch eine Frage. Wenn ich tot bin, werde ich dann Kakarott im Jenseits wieder sehen?“ Seine Frage steht zu soviel im Gegensatz, das er heute getan hatte. Sie war ehrlich, er wollte es wirklich wissen und verstand in diesem Moment, dass er schon lange den Wunsch verloren hatte, den Jüngeren tot zu sehen, ihn mit seinen eigenen Händen zu töten. Alles, was er noch wollte war ein ehrliches Kräftemessen, herauszufinden, ob er jemals stark genug sein könnte um sich mit Kakarott auf eine Stufe zu stellen. „Nein. Das ist unmöglich. Dazu hast du zu viele unschuldige Menschen getötet. Du wirst deinen Körper verlieren und seine Seele kommt an einen anderen Ort als den, wo sich die von Goku befindet. Dort wird dein Gedächtnis ausgelöscht…“ Welch Ironie des Schicksals, dass es gerade dieser Satz war. „… und deine Seele gereinigt. Anschließend wird sie in einem neuen Körper wiedergeboren.“ Er schließt die Augen und lächelt, seltsam zufrieden mit der Antwort, die er sowieso schon ahnte. „So ist das.“ Seine Augen öffnen sich wieder. „Wirklich schade.“, sagt er noch, während er darüber nachdenkt wie seltsam diese Unterhaltung schien, während der pinke Dicke langsam auf sie zukommt, sie eigentlich keine Zeit für einen solchen Schwachsinn hatten. „Das war alles, geh jetzt.“ Geh und bring meinen Sohn in Sicherheit, nimm den Spross Kakarotts mit und mach mich nicht auch noch für deren Tod verantwortlich. Was mit ihm selbst geschah war nebensächlich, vielleicht hatte er verdient hier ein Ende zu finden, vielleicht sollte es so sein. ***** Und er wusste, dass er an diesem Tag das zweite Mal gestorben war. Erschreckend befriedigt nahm er dabei wahr, dass er es mit Freude getan hatte, mit der blinden Überzeugung es schaffen zu können. Dass sein Opfer umsonst gewesen war, hatte er nicht ahnen können, aber es hatte bewirkt, dass er heute hier war. Eine einzige selbstlose Tat um die Menschheit zu retten hatte ihn seltsamerweise von so vielen anderen Gräueltaten befreit, ihn zu einem anderen Menschen gemacht. Die Puzzleteile fügten sich zusammen. Es war nicht mehr nur der Rand, der vor ihm auf dem Tisch lag, es war das ganze Puzzle, in dem nur noch ein paar kleine Teile fehlten, hier und da eines falsch gesteckt war und das Bild seltsam aussehen ließ. Er musste sie nur ordnen, musste die richtige Stelle finden und es zusammenfügen, die fehlenden Teile suchen – wenn er sie jemals finden würde. Vielleicht lagen sie gar nicht direkt unter dem Tisch, vielleicht waren sie nie in der Packung gewesen. Es war ein so absurder Gedanke, eine so bildliche Vorstellung, dass er nicht anders konnte als zu lächeln, entgegen dem Schmerz in seinem Kopf, der noch immer so präsent war wie zu Anfang, nur nicht mehr ganz so intensiv und stechend. Und aus dem Lächeln wurde langsam ein Lachen, während sich Goku und Trunks noch einmal ansahen und ihn letzten Endes langsam losließen. Ganz geheuer war ihnen die Sache noch immer nicht, es war seltsam, wenn nicht gar ein wenig beängstigend, dass nach all dem Chaos, nach all der Energie und der Angst plötzlich ein Lachen die Nacht zerriss und sie zogen sich ein wenig zurück, betrachteten die Szene mit gemischten Gefühlen. Einerseits war es wirklich ein wenig erleichternd, dass Vegeta sich gefangen zu haben schien, andererseits war es beängstigend wie er sich jetzt verhielt. Hatte er unter all dem seinen Verstand verloren, oder was war auf einmal mit ihm los? Hatte es seine Gehirnwindungen zerfetzt, war es alles ein wenig zuviel gewesen? Sie konnten nicht anders als sich ein weiteres Mal fragend anzusehen, nur um sich selbst doch keine Antwort zu liefern, sondern schweigend warten zu müssen, bis Vegeta sich weit genug gefangen hatte um ihnen zu antworten, um sie überhaupt wahrzunehmen. Aber eben jener drehte sich endlich auf die Seite, so wie er es die ganze Zeit schon tun wollte, hielt sich mit einer Hand seinen noch leicht rebellierenden Magen und mit der anderen seinen Kopf, während das Lachen abebbte, leiser wurde. Er hatte die Daten seines Lebens wieder, aber freuen konnte er sich noch nicht darüber – noch war die gesamte Information noch nicht in seinem Hirn angekommen, wirbelten Gedanken und Gefühle durcheinander, vermischten sich mit den Bildern, die gerade reell und viel zu schnell an ihm vorbeigeflogen waren. Am liebsten würde er eine Hand ausstrecken und das Drehen zum Stillstand bringen, aber er begnügte sich damit einfach hier zu liegen und langsam wieder zu Atem zu kommen. Sein Kopf dröhnte im Takt seines noch zu schnell schlagenden Herzens, er fühlte sich als ob er einen zehnstündigen Kampf hinter sich hatte und jämmerlich versagt hatte – all der Schmerz, den er hatte erleiden müssen in seinem Leben, all das Versagen, das ihn durch die Zeit hindurch begleitet hatte und doch schien er nie wirklich aufgegeben zu haben. Er hatte weitergemacht und versucht stärker zu werden, ein nächstes Versagen zu unterbinden und doch wieder zu scheitern, genau wie er immer zwei Schritte hinter Kakarott hing. Er hing dort fest und das letzte Erlebnis, das alles auseinander nahm und wieder zusammenfügte, hatte es ihm nur wieder einmal bewiesen. Er war nicht sauer darum. Es war einfach so, es zu ändern war nicht mehr möglich, egal wie viel Schweiß er in dieses Unterfangen legen würde, er hatte bereits zugegeben , dass es so war und er konnte damit leben, konnte sogar stolz auf den letzten lebenden Saiyajin neben sich sein. Langsam normalisierte sich sein Atem wieder und er fragte sich wirklich, wieso er dieses Mal nicht wenigstens bewusstlos geworden war. So viele Mal war das geschehen und ausgerechnet jetzt, wo es wirklich unerträglich geworden war, beschloss sich sein Körper es nicht zu tun und ihn alles erleben zu lassen, was möglich war. So nahm er einen tiefen, beruhigenden Atemzug, brachte sich langsam und mit Bedacht in eine sitzende Position, nur um gedankenverloren auf die dunkle Wieso vor sich zu starren, seine Augenbrauen tief ins Gesicht zu ziehen. Es war wieder alles da… ja, das stimmte, aber irgendwas war noch immer nicht richtig. Irgendwas war noch nicht an seinem Platz und er war verdammt, wenn er nicht herausfand, was das nun war. Aber erst einmal mussten die Kopfschmerzennachlassen. Musste er sich sammeln und wieder ordnen. Aber bevor er das tun konnte, schlossen sich seine Augen wie von alleine und kippte er erneut, unter den erschrockenen Rufen von Kakarott und Trunks, die er kaum mehr wahrnahm, zur Seite. Sein Körper hatte sich ein wenig zu spät entschlossen den Kampf aufzugeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)