Was übrig bleibt, ist Chaos von Schattenaugen ================================================================================ Kapitel 1: Wie eins zum anderen führt ------------------------------------- 1: Wie eins zum anderen führt Sie begannen mit einem Schlagabtausch, nachdem sie sich aufgewärmt hatten und sich in Position stellten. Dort, wo der eine die Faust des einen fing und einen Tritt in den Magen kassierte, schlug dieser mit der freien Hand nach vorne und streifte die Wange des Anderen, nur um sich danach endlich zusammen zu krümmen, sich für einen Moment den Magen hielt und danach einen Schritt zurück sprang, wie es sein Gegenüber auch tat. Der Tritt hatte es in sich gehabt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass es ihm das Grinsen von seinen Lippen wischte. Das waren immer noch die schönsten Momente in seinem Leben, selbst nach all den Jahren, in denen ein anderer vielleicht das Interesse an diesen Dingen schon lange verloren hätte. Es ging nicht um Leben oder Tod, es war einzig und allein ein Zeitvertreib, ein Hobby, das sich in so vielen Jahren manifestiert hatte und nicht mehr weichen wollte. Es war ein Spiel um Kraft und Dominanz, um Sieg und Niederlage, ein Kräftemessen und ein sich fit halten. Er machte eine provokante Geste mit seiner Hand, die er vor sich ausgestreckt hatte. Sein Gegenüber grinste nun ebenfalls und noch während er seine Augen gefährlich aufblitzen sehen konnte, verschwand er auch schon, um genau neben ihm wieder aufzutauchen und er hatte gerade noch genug Zeit seinen Kopf so zu drehen, damit er die herannahende Faust sehen und ihr ausweichen konnte. Schnell sprang er zurück, nur um mit derselben Geschwindigkeit wieder auf ihn zuzurasen, seine Faust nun ebenfalls zum zerreißen gespannt und ebenfalls versuchte einen Treffer zu landen. Wieder wurde sie festgehalten, doch dieses Mal ließ er sich nicht aufs Kreuz legen, fing die seines Gegenstückes ebenso ab, nur damit sich ihre Finger ineinander verhaken konnten. Seine erste Faust zog er zurück, holte mit seinem Bein aus und rammte Kakarott endlich einen Fuß in die Rippen, die diesen dazu veranlasste, die Luft zischend zwischen seinen Zähnen auszupusten. Sein Griff festigte sich und er wiederholte den Schritt mit dem anderen Bein, zielte dieses Mal jedoch auf den Kopf des Jüngeren, den dieser in einer blitzschnellen Bewegung aus der Schusslinie ziehen konnte, seinerseits nun die freie Faust erneut in sein Gesicht rammte. Die kurze Benommenheit schüttelte er mit einem weiteren Grinsen ab, war ja nicht so, dass es ihm unendlich schmerzte. Schnell ließen sie sich los und er ließ sich ganz auf die Hände fallen, um den Schwung zu nutzen und Kakarott beide Füße in den Magen zu rammen. Dieser wurde nach hinten gestoßen und landete einige Meter von ihm entfernt auf dem gekachelten Boden, doch bevor er Zeit hatte die Luft zurück in seine Lungen zu ziehen, sah er ihn auch schon erneut auf ihn zukommen. Ein Ki-Blast traf auf seine Brust und für einen Moment wunderte er sich nur, woher dieser gekommen war, als er auch schon dem Fuß auswich, der genau auf seine Schläfe gerichtet war. Eine Drehung später stand er wieder auf seinen Beinen, fixierte die herannahende Faust und sprang rechtzeitig zur Seite, bevor er ihn treffen konnte. Er musste zugeben, dass der Prinz in letzter Zeit stärker geworden war, dass er einen großen Schritt auf ihn zugemacht hatte und nicht mehr zwei Schritte hinter ihm hing. Es ließ ihn Lächeln, welches sich sofort in einen ernsten Ausdruck verwandelte, als er die Energie spürte, die dieser sammelte. Ja, er war stärker geworden und manchmal fehlte wirklich nicht mehr viel und er würde selbst elend auf dem Boden landen. „War das schon alles?“, wurde ihm entgegen geschmettert. „Steh nicht so doof in der Gegend rum, beweg dich!“ Wie immer, wenn sie miteinander kämpften nahm seine Stimme diesen herrischen Ton an. Es war, als wenn man ihn ausgewechselt hätte, als ob nichts von dieser anderen Person übrig war, die er geworden war. Die eingestellte Schwerkraft zerrte an ihm und manchmal fragte er sich, wie sie es schafften, den GR in einem Stück zu belassen. Aber das war jetzt nebensächlich, stattdessen konzentrierte er sich wieder auf sein Gegenüber, welcher dort stand und grinsend seine Arme zu seinen Seiten ausbreitete. Er konnte die Energie bereits sehen, aber bevor er etwas sagen konnte, war es schon zu spät. Der Final Flash raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu und er war einfach zu nah um noch groß darüber nachzudenken, powerte sich nur Sekundenbruchteile, bevor es ihn treffen würde, zum SSJ. Seine Arme schützend über sein Gesicht gelegt konnte er nicht anders als sich treffen zu lassen und zu hoffen, dass es nicht zu schlimm für ihn ausgehen würde. Er konnte spüren, dass er nach hinten gedrückt wurde, irgendwann mit dem Rücken zur Wand stand und plötzliche Stille einkehrte, nachdem sich die Energie in Luft aufgelöst hatte. Erst dann nahm er die Arme wieder nach unten. “Das war unfair, Vegeta!“ Seine eigenen Augenbrauen zogen sich zusammen, wieso nur musste er immer so übertreiben? Wenn er nicht schnell genug gewesen wäre, hätte er mal wieder ne magische Bohne gebraucht. Manchmal fragte er sich wirklich, wieso Vegeta das tat, doch eben jener verschränkte nur die Arme vor der Brust und grinste ihn an. „Im Kampf ist alles erlaubt, hör auf zu jammern.“ Um seine Aussage noch zu unterstreichen, powerte er sich ebenfalls auf und verschwand für den Bruchteil einer Sekunde, nur um genau vor ihm wieder aufzutauchen und die Faust in seinen ungeschützten Magen zu rammen. “Konzentrier dich lieber, wir sind nicht zum spielen hier!“, zischte er ihm noch zu, setzte mit seiner anderen Faust nach und wiederholte das Ganze. Dann sprang er zurück, nur um mit einem weiteren Grinsen seinen Fuß fliegen zu lassen, welchen er dieses Mal jedoch abfangen konnte. Er hielt ihn fest, holte Schwung und schleuderte ihn von sich, so dass dieser gegen die Wand prallte. Doch bevor er an ihr hinunter rutschen konnte, fing er sich und raste erneut auf ihn zu. Ein weiterer Schlagabtausch folgte, bei welchem Beide Treffer landen konnten, nur um sich letzten Endes mit einem Sprung voneinander zu trennen, sich einige Sekunden stumm anzusehen und wieder aufeinander losgingen. Es war wie ein eingeübter Tanz. Eine Faust hier, ein Knie dort und wieder eine Faust, nur um sich zu trennen und von vorne anzufangen. Er fing sich eine Kopfnuss, nachdem er es geschafft hatte beide Hände des Prinzen zu schnappen und ließ ihn daraufhin wieder los, um sich die schmerzende Stirn zu reiben. “Das tat weh.“, jammerte er auch gleich los, nur um ein entnervtes Schnauben zu ernten. „Konzentrier dich, hab ich gesagt.“, kam von oben und er bekam nicht mehr die Gelegenheit dorthin zu sehen, als ihn auch schon ein Ellenbogen im Nacken traf und ihn vornüber kippen ließ. Aber das würde ihn noch lange nicht aufhalten, rollte sich zur Seite um dem Fuß auszuweichen, der auf seinen Kopf gerichtet war. Wieso nur nahm Vegeta das immer alles so ernst? Innerlich seufzte er, es wurde Zeit ihn mal wieder auf den Teppich zu bringen und dem Spiel ein Ende zu setzen, bevor er noch Höhenflüge bekam. Noch hatte er nur so gute Chancen, weil er wirklich unkonzentriert war, aber wenn er ernst machte, nützte Vegeta es auch nichts mehr, dass er stärker geworden war. Jetzt war es an ihm zu grinsen, der einzige Schwachpunkt, mit dem er den Prinzen immer wieder bekam. „Du willst es nicht anders.“, flüsterte er eher zu sich selbst, als zu irgendjemand anderem und powerte sich auf die nächste Stufe auf. Nur einen Wimpernschlag später bekam Vegeta seine Faust ins Gesicht und strauchelte nach hinten, bevor er sich aber fangen konnte, setzte er nach, drehte sich halb und rammte ihm seinen Fuß in die Seite. Ein Keuchen übertönte das Knacken der Rippen, von denen er sich sicher sein konnte, dass sie zumindest angebrochen waren. Doch auch jetzt bekam Vegeta nicht die Chance sich zu fangen, hielt sich noch die Seite als ihn ein Knie am Kopf erwischte und erneut an die Wand des GR krachen ließ. Er stöhnte schmerzhaft auf, während er an ihr nach unten rutschte und versuchte ruhig zu atmen, was in einem Kampf nicht wirklich möglich war. Also ignorierte er die Schmerzen, sprang wieder auf die Beine und powerte ebenfalls auf, nur um mitten im Geschehen eine Faust an sein Kinn zu bekommen, dass ihn leicht nach oben drückte. Bruchteile später lag er auf dem Boden und versuchte den Schmerz in seinem Nacken zu kontrollieren, an dem Kakarott ihn erwischt hatte. Zischend stand er auf und zog die Augenbrauen tief ins Gesicht, das Grinsen für den Moment verschwunden und sich völlig bewusst darüber, dass sich die Karten neu gemischt hatten. Gott, wie er es hasste immer wieder auf die Schnauze zu fliegen, nachdem er gehofft hatte ihm näher zu kommen. „Was ist, ist dir die Luft ausgegangen?“ Jetzt war es an Kakarott Sprüche zu klopfen, und auch wenn er es nicht gerne tat, er wusste, dass er ihn damit endlos auf die Palme treiben konnte. Ein wütender Vegeta wurde zwar stärker als ohnehin schon, dafür aber griff er unüberlegter an und darauf hatte er es abgesehen. Dieser Kampf würde schneller zu Ende sein, als er geplant hatte, zumal es nicht einmal eine solch ernste Angelegenheit werden sollte. Aber er hatte es wissen müssen, alles was Vegeta tat, tat er mit Herzblut. „Leck mich!“, wurde ihm auch gleich entgegen geschleudert und wich kurz darauf einer weiteren Faust aus, die ihn zwar noch an der Wange streifte, aber sonst keinen Schaden anrichtete. Er nutzte die Gelegenheit, griff nach seinem Gegenpart und rammte ihm wiederholt sein Knie in den Magen, nur um ihn aufkeuchen zu hören. Beim letzten Mal ließ er ihn los, so dass er fallen würde, nur beschleunigte er das, indem er ihm erneut seine zusammengefalteten Hände in den Nacken rammte. Mit einem dumpfen Geräusch kam der Körper auf dem Boden auf, rollte sich zur Seite und spuckte das Blut aus, das sich in seinem Mund sammelte. Zum Aufstehen kam er dennoch nicht, ein scharfer Schmerz in seinem Rücken, welcher nur ein weiterer Tritt sein konnte, beförderte ihn auf die andere Seite des GR, an welcher er erst einmal liegen blieb und versuchte sich zu sammeln. Plötzlich hatte sich das Blatt gewendet und er verfluchte sich dafür, nicht stärker zu sein. Immer wieder war es sein Arsch, in den getreten wurde und es gab nichts, was er hätte dagegen unternehmen können. Es tat weh, tief in seinem Inneren, aber er war auch niemand, der deswegen aufgeben würde. Schnell rappelte er sich wieder auf, schwer atmend, nur um geschockt zu starren und eines zu hören. „Ha!“ Die letzte Silbe der Attacke, die sich durch den GR fraß und unaufhörlich auf ihn zukam. Aber er konnte sich nicht bewegen, konnte sich nicht dazu bringen auszuweichen, als er sah, was Kakarott damit anrichtete. Die Energie fraß sich durch die mittlere Konsole, nahm den Generator auseinander und traf nur wenig später frontal auf ihn. Den Schmerz nahm er erst gar nicht wahr, alles, was er zwischen der leuchtenden Energie sah, waren die Funken, die die Kontrollen schlugen, bevor alles ein weiteres Mal in einem Knall unterging. Er wurde an die Wand gepresst, hörte nicht mehr den erschrockenen Ausruf Kakarotts, der geistesgegenwärtig, wenigstens einmal die Beine in die Hand nahm und mittels seiner Teleportation verschwand, nur um ihn zurück zu lassen. Warum tat er das, er war doch sonst nicht so, musste immer jeden retten und jetzt ließ er ihn hier alleine? Gut, es war nicht das erste Mal, dass der GR mit ihm in die Luft flog, aber es war nie eine schöne Erfahrung gewesen. Zudem war er nie vorher frontal von einer so starken Attacke getroffen worden, die seinen Zustand auf normal zurückfallen ließ und endlich den Schmerzen ihren Platz ließ. Es brannte höllisch, wahrscheinlich hatte sie sich in seine Haut gefressen, ließ seinen Geist schwimmen. Warum war er auch so dumm, sah lieber einer tickenden Zeitbombe zu, anstatt wenigstens zu versuchen, sie ein wenig abzuwehren? Warum war er so paralysiert gewesen? Er rutschte in eine sitzende Position, die Wand im Rücken und keuchte das wenige an Luft wieder aus. Eine Schmerzwelle durchfuhr ihn und er hätte den Kopf über sich selbst geschüttelt, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Es war nun wirklich nicht überraschend, dass Kakarott damit um die Ecke kam, allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass er ihm nicht einmal die Zeit zum Aufstehen ließ. Dass nach dem Kame-hame-ha eine weitere Schockwelle seinen Körper traf und sein Bewusstsein in tiefe Schwärze zog, bekam er nicht mehr mit. Kapitel 2: Wenn du deine Grenzen nicht kennst… ---------------------------------------------- 2: Wenn du deine Grenzen nicht kennst… „Scheiße!“ Das Wort verließ seinen Mund in dem Moment, in dem er dort ankam, worauf er sich konzentriert hatte. Wie hatte er das nur machen können? „Goku, was ist? Ich dachte ihr trai…“ Bulma, neben welcher er aufgetaucht war, kam nicht mehr dazu die Frage zu beenden, als ein lauter Knall an ihre Ohren drang, die darauf folgende Schockwelle das Haus erschütterte. „Scheiße, scheiße, scheiße!“, entfuhr es Goku noch einmal, dieses Mal noch energischer als zuvor. Im selben Augenblick, als die Worte ihn verließen, drehte er sich auch schon um und verließ das Labor, in welchem er offensichtlich gelandet war. Wie hatte er nur so dumm sein können, wieso hatte er sich nicht zuerst auf Vegeta konzentriert, um ihn da wenigstens auch noch rauszuholen? Der war nach seinem Kame-hame-ha nämlich keineswegs mehr in der Lage dazu sich selbst in Sicherheit zu bringen, es hatte ihn frontal erwischt. Warum hatte er auch so viel Kraft da hinein gelegt und warum hatte Vegeta sich nicht gedeckt, verdammt noch mal?! Warum war er in dem Moment, als er die Katastrophe herannahen sah nicht konzentrierter gewesen, wieso so egoistisch nur seinen eigenen Arsch zu retten? Das war er doch sonst auch nicht und im Nachhinein kam er sich unglaublich mies vor, während er im Laufschritt zurück stürmte. Eine Aura, auf die er sich hätte konzentrieren können, fand er gerade nicht. Weitere Flüche ausstoßend merkte er in seiner Hast nicht einmal, dass Bulma ihm folgte, versuchte Antworten zu erhaschen. Sie kannte dieses Geräusch, wusste zu gut mit was es zusammenhing und hatte es in ihrem Leben schon zu oft gehört. Dass Goku derart aufgelöst war und in Verbindung mit der Tatsache, dass er heute nur hier war um mit Vegeta zu trainieren, ließ nur einen Schluss übrig. Ihr lief es eiskalt den Rücken hinunter, während sie Goku aus den Augen verlor und nunmehr alleine weiter rennen musste. Er hatte sie abgehängt und alles, was ihr übrig blieb, war dem schlechten Gefühl ganz tief in ihrem Inneren keine weitere Nahrung zu geben. Vegeta passierte das nicht zum ersten Mal, er war ein Saiyajin, er starb ihr nicht einfach unter den Fingern weg. Genau! Als sie draußen ankam, blendete sie die tief stehende Sonne und sie nahm eine Hand nach oben, um sich davor abzuschirmen, nur um zu sehen, dass sich Goku bereits durch die Trümmer wühlte. Und genau das war es – Trümmer. Hier und da stieg leichter Rauch auf und der Geruch nach Verbranntem stieg ihr in die Nase. Die Überreste dessen, was einmal der GR gewesen war, lagen überall verstreut herum und als sie sich umsah, war sie sich sicher, sogar welche auf der Straße hinter dem Zaun zu entdecken. Sie schluckte, befreite sich aus ihrer Starre, nur um zu spüren, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Verdammt.“, flüsterte sie sich selbst zu, hob eine Hand zu ihrem Herzen und ballte sie dort zur Faust. Eigentlich hatte sie sauer sein wollen, auf Goku und auf Vegeta, aber nach diesem Anblick blieb ihr jeglicher Kommentar in der Kehle stecken und wollte ihre Lippen einfach nicht verlassen. Jegliche Wut über diesen Unfall, der schon einmal zu oft geschehen war, verrauchte im Nichts und hinterließ ein seltsames Gefühl in ihr. Sie konnte es nicht beschreiben, es war eine Mischung aus Angst und Verzweiflung – wenn selbst Goku so panisch schien. Sie sah ihn sich genauer an, es gab sonst sowieso nicht viel, was sie hätte machen können. Entfernt drang seine leise Stimme zu ihr, Worte, die sie selten von ihm vernahm. Eine eigenartige Mischung aus Wut und der offensichtlichen Angst um den anderen verlieh dem Ganzen ein Bild, das ihre eigene Angst nur schürte. Ein Trümmerteil landete genau neben ihr auf dem Rasen, der auch schon mal bessere Tage gesehen hatte, nachdem Goku es aufgehoben und zur Seite geschleudert hatte. Er achtete bei seiner Suche nicht auf seine Umgebung und irgendwie konnte sie es ihm auch nicht verübeln. Wenn sie gekonnt hätte, würde sie ihm helfen. Aber sie hatte im Gefühl, dass sie ihm sowieso nur im Weg stehen würde, dass er sie wieder wegschicken würde, also ließ sie es gleich bleiben und seufzte. Was blieb ihr denn anderes übrig? Seit diese Männer in ihr Leben getreten waren gab es nichts als Chaos, egal welchen von Beiden sie betrachtete – sie hatten ihre ganz eigene Art Dinge aus dem Ruder laufen zu lassen und bemerkten es meist erst, wenn es schon zu spät war. „Verdammt Vegeta, zeig dich!“ So wütend, wie es klingen sollte, kam es keinesfalls aus seinem Mund. Die Wut über sich selbst wich mit jeder weiteren vergangenen Minute der Sorge um den Anderen, der mit seinem Kame-hame-ha doch eigentlich schon genug zu tun hatte und danach nicht weiterkämpfen hätte können. Gedanklich trat Goku sich in den Hintern, verfluchte sich für seine vorherige anfängliche Panik, als er gesehen hatte, welche Auswirkung seine Attacke mit sich brachte. Er war an allem Schuld und hatte es in seiner Hast nicht für nötig gehalten den Anderen mit da raus zu holen! Ein weiteres Trümmerteil fand den Weg in den hinteren Garten, landete mit einem dumpfen Geräusch. Welchen Schaden er noch mit seiner Aktion anrichtete, war ihm eigentlich egal, die Explosion hatte genug zerstört um wieder einmal einen Landschaftsgärtner zu Rate zu ziehen. Hoffentlich hatte er mit seiner unüberlegten Aktion nicht auch noch den Prinzen auf dem Gewissen, er würde es sich nie verzeihen. Auch wenn Vegeta immer alles viel zu ernst nahm, umbringen wollte er ihn dann auch nicht. „Komm schon, wo bist du?“ Er hegte die leise Hoffnung, dass er ihn vielleicht hören könnte, auf sich aufmerksam machte. Aber er spürte nicht einmal wirklich die Aura des Prinzen, ganz schwach konnte er sie nicht lokalisieren um die Suche zu vereinfachen, schneller voran zu bringen. Vielleicht versuchte er auch nur damit seine eigenen Nerven zu beruhigen, er wusste es nicht. „Bulma!“, schrie er ohne aufzusehen, schmiss ein weiteres großes Teil von sich. “Wenn du nicht eh schon alles fertig hast, dann mach es spätestens jetzt. Wenn ich ihn finde, sollte es schnell gehen.“ Sie sah ihn nur einige Sekunden stumm an, drehte sich dann aber um, weil sie wusste, dass nichts mehr kommen würde und weil sie wusste, von was er sprach, auch wenn er es gar nicht ausgesprochen hatte. Nicht direkt zumindest. „Beeil dich bitte.“, flüsterte sie im gehen, während ihr Tränen in die Augen stiegen. Dieser sture Saiyajin raubte ihr zwar manchmal die Nerven und jede Geduld, die sie in sich trug – aber wenn selbst Goku so… verzweifelt klang, konnte sie sich nicht dagegen wehren. Sie machte sich Sorgen, so wie jedes Mal wenn so was passierte, wenn er in den Kampf zog, auch wenn sie es nie aussprach und Vertrauen in ihn hatte. Passieren konnte immer etwas und der heutige Tag hatte es ihr nur wieder einmal bewiesen. Mit tränenverschleiertem Blick rannte sie förmlich durch die Gänge der CC, um alles fertig zu haben, wenn Goku ihn endlich finden würde. Innerlich verfluchte sie dabei Vegeta, sie war wütend auf ihn, auf Goku und doch gewann in diesem Augenblick die Sorge über die Wut. „Wie ich dich kenne, hast du dir den untersten Platz ausgesucht.“, murmelte er vor sich hin, schob weitere Trümmer zur Seite. Das war mal wieder typisch Vegeta, der Kerl machte einem das Leben schwer wo er nur konnte, und wenn es damit war unter all den Trümmern ganz unten zu liegen, damit man ja auch alles wegräumen musste, um zu ihm zu kommen, dann machte er das wahrscheinlich auch. Im Grunde war das ein dummer Gedanke, aber Goku brauchte ihn um sich selbst ein wenig von seiner eigenen Sorge abzulenken und ein wenig mehr Nachdruck in seine Bewegungen zu legen. Seine Bemühungen zeigten zwar erste Zeichen, aber es lag noch genug hier herum, um sich zu wundern, wie viel Müll so ein verdammter GR denn eigentlich hinterlassen konnte. „Wag es ja nicht abzukratzen, bevor du deine Rache dafür nicht bekommen hast.“ Eigentlich hatte er sagen wollen, bevor er ihn gefunden hatte, aber aus irgendeinem Grund waren seine Gedanken so sehr vom Prinzen eingenommen, dass das dabei herausgekommen war. Für den Bruchteil einer Sekunde legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, das wäre wieder typisch gewesen, aber es verschwand auch wieder so schnell wie es gekommen war, während er tief einatmete, nur um die Luft als Seufzen wieder auszuatmen. Wenn das hier vorbei war und Vegeta einigermaßen aus der Sache herauskam, würde er ihn wahrscheinlich grillen. In vier Teile hacken und die Reste in die Luft werfen, um sie zu Asche zu verwandeln. Und wahrscheinlich würde er nie wieder ein Wort mit ihm reden, es sei denn die üblichen Androhungen aus Mord und Todschlag. Wenn dieses verdammt schlechte Gefühl in ihm nicht wäre, das Wissen um die Schwäche der Aura Vegetas. Wenn es sich nicht anfühlen würde wie ein persönliches Versagen und wenn dieses Flackern in den restlichen Lebenszeichen nicht wäre, das ihm sagte, dass er sich beeilen musste. „Nun komm schon, das kann nicht dein Ernst sein!“ Langsam fühlte es sich an, als ob er Selbstgespräche führen würde. Aber anhand der Tatsache, dass er eigentlich Schuld war, konnte er einfach nicht anders, musste sich selbst Mut zusprechen, immerhin wusste er, welch Stärke, welch Auswirkungen seine Attacken haben konnten. Vielleicht brachte eine von ihnen Vegeta nicht um, aber er hatte ihn davor schon ein wenig zugerichtet und die Explosion danach war auch nicht ohne gewesen. Außerdem hatte er soweit aufgepowert wie er konnte, ohne dabei in den dritten SSJ zu wechseln – Vegeta war nun mal schwächer wie er. „Du…“ Ein weiteres Teil, das er mit soviel Wucht davonschleuderte, dass es in der Hauswand ein Loch hinterließ. „…musst…“ Er holte tief Luft, mit jeder weiteren Sekunde wurde er hektischer, verzweifelter und wütender auf sich selbst. Normalerweise wäre der Andere wahrscheinlich schon von selbst wieder nach oben gekrochen, aber es geschah einfach nichts! „…doch…“ Wenn er ihn nicht bald fand, würde er die Reste mit einer Energiewelle davonschleudern, das hier war einfach ein sinnloses Unterfangen. „…irgendwo…“ Es dauerte zu lange, es machte ihn wahnsinnig. Vor allem, weil er wusste, dass er Schuld war. „…seiiiin!“ Mit einem Schrei fegte er ein paar Trümmer zur Seite und als ob das Schicksal es einmal gut mit ihm meinte, entdeckte er sofort darauf eine Hand, die unter ihnen hervor lugte. Er grinste, für weitere Gedanken war jetzt einfach kein Platz mehr und so beugte er sich nach unten, zog an der Hand und förderte schließlich einen ziemlich ramponierten Vegeta zu Tage. Ein Seufzen folgte, dann sah er ihn sich genauer an. Da, wo sein Kame-hame-ha ihn getroffen hatte, war die Haut verbrannt, dünne Rinnsale Blut liefen ihm aus den Mundwinkeln und der Nase. Die Augen geschlossen und die Augenbrauen nicht wie üblich zusammen gezogen, konnte er davon ausgehen, dass er bewusstlos war, weshalb er ihn sich einfach über die Schulter schwang und loslief. Im Moment war er einfach nicht fähig sich auf Bulma zu konzentrieren und sich dort hin zu teleportieren, auch wenn dadurch mehr Zeit verloren ging als es ohnehin schon geschehen war. Allerdings würden ihn ein paar Sekunden länger auch nicht mehr umbringen und so kam er wenige Minuten, nachdem er ihn gefunden hatte, bei Bulma an, die bereits auf ihn wartete. „Leg ihn dahin.“, sagte sie und deutete dabei auf ein Bett, das inmitten des Raumes stand und nur auf ihn zu warten schien. Er tat, was sie verlangt hatte, nahm ihn sich von der Schulter und legte ihn so behutsam wie möglich wieder ab. Die Hand, die dabei seinen Hinterkopf stützte, um ihn nicht einfach so fallen zu lassen, war danach blutverschmiert und er schluckte leicht. Diese Verletzung hatte er auf den ersten Blick nicht gesehen und es war eindeutig zuviel Blut um nur eine kleine Platzwunde zu sein. Aber was sollte er machen, er konnte nichts als warten. Und das tat er. In manchen Augenblicken konnte er sich nur wundern, warum er sich so viele Sorgen machte, andererseits kannte er die Antwort bereits schon, bevor er sie sich stellte. Vegeta sagte schon immer, dass er viel zu weich für einen Saiyajin war und vielleicht hatte er damit auch einfach nur Recht – besonders wenn es seine eigene verdammte Schuld war, wenn seine Freunde verletzt wurden. Ob sie Freunde waren, wusste er nicht, er jedenfalls zählte Vegeta zu ihnen hinzu, aber wahrscheinlich sah Vegeta das wieder ganz anders. Der Gedanke ließ ihn kurz auflächeln, während er das Geschehen beobachtete, hier und da ein Seufzen hörte, einen leisen Fluch. „Goku, ich kann so nicht viel machen, ich habe nicht die Mittel dafür. Aber geh mal nach oben in die Küche, auf dem rechten oberen Küchenschrank müsste noch eine magische Bohne liegen…“ Wenn Vegeta sie nicht schon verbraucht hatte, hängte sie dem in Gedanken an, während Goku auch schon verschwand um das Gewünschte zu holen. Sie lächelte leicht über seinen Enthusiasmus, hoffte jedoch gleichzeitig, dass sie wirklich noch dort war. Es war ihre letzte eiserne Reserve eben für solche Fälle und sollte es irgendjemand gewagt haben, sie dort wegzunehmen, würde sie demjenigen eigenhändig die Finger rausreißen! Vegetas Zustand war vielleicht nicht lebensbedrohlich, aber er war ernst. Wenn sie keine magische Bohne fanden, würde seine Heilung mehrere Wochen in Anspruch nehmen, auch wenn der Körper eines Saiyajins schneller heilte als der eines Menschen. Aber besonders die Verletzung an seinem Kopf machte ihr Sorgen, die leichte Schwellung seines Gehirns und die immer wieder aufsteigenden und absinkenden Lebenszeichen. Noch einmal lächelte sie traurig – im Laufe der Jahre hatte sie sich ein ordentliches Equipment an medizinischen Geräten zugelegt und das nur, weil dieser Mann seine Grenzen einfach nicht kennen lernen wollte und sie immer wieder ausreizte. Sie sah ihm ins Gesicht und war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob sie sauer sein sollte – ob sie es durfte. Sicherlich blieb letzten Endes all die Arbeit an ihr hängen, sie würde aufräumen müssen, den Garten irgendwie wieder herrichten und zu guter Letzt einen neuen GR bauen müssen, aber so wie er jetzt hier lag, war sie einfach nicht im Stande noch irgendeine Form von Wut zu empfinden. Alleine die verzweifelte Art, wie Goku ihn gesucht hatte, sagte ihr irgendwas. Es sagte ihr, dass sie sich nicht so anstellen sollte, dass sie froh sein sollte, ihn noch zu haben. Vor allem aber sagte es ihr, dass er dieses Mal nicht alleine Schuld war. „Hier.“ Goku hielt ihr die magische Bohne vor die Nase und schrak sie somit aus ihren Gedanken. Allerdings wusste sie nicht, ob Vegeta jetzt nun endlich in einen Schlaf über geglitten war oder ob er immer noch bewusstlos war, allerdings würde sie es einfach versuchen müssen, wenn sie etwas erreichen wollte. So holte sie noch einmal tief Luft und nahm ihm das Teil ab, nur um es selbst mit einem schiefen Grinsen an Goku in ihren eigenen Mund zu stecken und zu zerkauen. Dann wandte sie sich um, ging zu Vegeta ans Bett und lehnte sich nach unten. Wenn ihr Prinz das später herausfand, würde er Goku, sowie sie selbst zu kosmischem Staub verarbeiten, aber sie hatte jetzt weder Lust noch Zeit um darüber nachzudenken. Und so legte sie ihre Lippen auf die Vegetas, drängte sie mit ihrer Zunge auseinander und schob ihm die zerkaute Masse in den Mund, nicht ohne dabei den trockenen und nach nichts schmeckenden Geschmack selbst in sich aufzunehmen. Dann lehnte sie sich zurück. Der natürliche Schluckreflex müsste den Rest erledigen, und alles, was sie machen konnten, war die folgenden Sekunden gespannt abzuwarten. Dann endlich tat das kleine magische Ding seine Wirkung; die Verbrennungen schwächten sich ab und verschwanden schließlich ganz, die anderen großen und kleinen Wunden schlossen sich langsam. Übrig blieben verkrustetes Blut und zwei erleichterte Seufzer, die die Stille des Raumes durchschnitten, als sich die Augenbrauen Vegetas auch schon zusammenzogen. Nur noch wenige Sekunden und er würde sie öffnen… Kapitel 3: Wenn Veränderung Verwirrung mit sich bringt ------------------------------------------------------ 3: Wenn Veränderung Verwirrung mit sich bringt Es fühlte sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben, während sie auf jede noch so kleine Regung des Körpers achteten, der dort auf dem Bett lag. Für ihren Geschmack dauerte die ganze Angelegenheit viel zu lange, aber eigentlich gab es auch keinen Grund zur Hektik – nicht jetzt, wo die letzte magische Bohne, die sie noch im Haus hatten, verbraucht war und ihre Arbeit getan hatte. Und doch blieb es weitere quälende Sekunden nur dabei, dass Vegeta die Augenbrauen zusammen zog und für winzige Momente wieder entspannte, so dass man die Bewegung kaum wahrnehmen konnte. Seine Augen blieben geschlossen und Bulma war versucht ihn an der Schulter zu packen und durchzurütteln – für die Frechheit ein Chaos angerichtet zu haben, für die Dummheit beinahe draufzugehen und für die grenzenlose Unverschämtheit ihr Sorgen zu bereiten und jetzt auch noch alles unnötig in die Länge zu ziehen. Doch gerade als sie ihre Hand leicht anhob und auf ihn richtete, ging ein Ruck durch den Körper Vegetas, griff er in einer einzigen geschmeidigen Bewegung nach ihrem Handgelenk, nur um ihr ein Quieken zu entlocken. Er hielt es in einem stahlharten Griff, während sich die Augen endlich öffneten und beinahe im selben Moment zu schmalen Schlitzen verengten. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er von ihr zu Goku und wieder zurück, bevor er sie losließ und in genau so einer flüssigen Bewegung vom Bett zu springen, während sich ein Knurren, laut und drohend, aus den Tiefen seiner Kehle nach Außen bahnte. Er hatte ihre Anwesenheit gespürt, war sich nur nicht sicher gewesen, was er damit anfangen sollte. Aber die Entscheidung, was er tun konnte und was er vielleicht nicht tun konnte, wurde ihm abgenommen, und jetzt stand er hier, sah sie mit einem Blick an, der Bulma zurückweichen ließ. „Was ist los?“, fragte sie auch gleich, während Goku wieder einmal nur neben ihr stehen und der ganzen Szene zuschauen konnte. Doch statt einer Antwort bekam sie ein weiteres Knurren, ein Geräusch, dass sie von ihm zwar schon gehört hatte, aber niemals war es an sie in einer solch bedrohlichen Tonlage gerichtet. Seine gesamte Körperhaltung sprach Bände, angespannt und zum Sprung bereit, kam sie nicht drum rum es mit der Angst zu tun zu bekommen. Sie kannte diese Haltung, es war ein Reflex, ein jahrelang antrainierter Instinkt, ob nun zur Flucht oder zum Angriff. Am Anfang hatte sie es öfter beobachten können, wann immer ihm jemand zu nahe kam und er nicht wusste, was er machen sollte, hinter jeder Bewegung eine Intrige, einen Angriff sah. „Vegeta?“ Ihre Stimme war schon lange nicht mehr so fest, wie sie zu Anfang gewesen war und sie warf einen flehenden Blick zu ihrer Seite. Doch auch Goku starrte ihn mit einer Mischung aus Sorge und Faszination an, nicht fähig seine Gedanken in Worte zu fassen, sich leise darüber wundernd, was in ihn gefahren war, warum er so sprunghaft, beinahe gehetzt reagierte. Aber auch jetzt drang nur ein weiteres Knurren in ihre Richtung, während Vegeta einen Schritt nach hinten machte, sich schnell und konzentriert einmal umsah, nur um letzten Endes wieder an ihnen hängen zu bleiben. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, versuchte sie ein weiteres Mal, auch wenn sie sich mittlerweile mehr als sicher sein konnte, dass es das nicht war. Irgendwas war schief gelaufen, aber im Augenblick konnte sie sich einfach nicht vorstellen, was das sein sollte. Im Moment fand sie keine Antworten auf ihre eigenen Fragen, die Frage, was zum Teufel eigentlich passiert war und wieso der Mann vor ihr eine solche Reaktion abgab. Er wirkte auf der Hut, gehetzt und mit all seinen Sinnen angespannt – als ob er jeden Moment ausflippen könnte, nur um danach wie ein Angestochener aus dem Raum zu rennen. Dabei konnte sie sich nicht vorstellen, was das ausgelöst haben könnte, er kannte sie und er kannte Goku, es gab für ihn eigentlich keinen Grund so angespannt zu sein – wenn man mal davon absah, dass er vor ein paar Minuten noch ziemlich zugerichtet war. Sie beobachtete ihn einfach weiter, verzichtete auf weitere Worte, von denen sie sich sicher war, nur wieder eines dieser Geräusche als Antwort zu bekommen. Innerlich begann sich Verzweiflung in ihr aufzubauen, eine Art Vorahnung, ein böser Gedanke, den sie aber noch nicht greifen konnte. Und so machte sie den Schritt, den sie vorher zurückgewichen war, wieder auf ihn zu, nur um zu beobachten, dass Vegeta nun seinerseits den Abstand wahrte und zurückging. Interessiert hob sie nun ihre Augenbrauen und sah noch einmal zu Goku, der sie ihrerseits ansah und einen genauso ratlosen Blick an sich trug, wie sie es wahrscheinlich tat. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie fast behaupten, dass Vegeta Angst hatte aber dieser Gedanke war so absurd, so abwegig, dass sie ihn lieber gleich verwarf und stattdessen dazu überging einmal tief Luft zu holen. Es brachte ihnen allen nichts hier ewig herum zu stehen und sich nicht zu bewegen, sie musste arbeiten, verdammt noch mal! Aber etwas in der Art, wie Vegeta sie ansah nervte sie, gab ihr ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Wie aber sollte sie Antworten finden, wenn der Herr sich wieder einmal zu fein war ihr eine Antwort auf ihre Fragen zu geben? Sie seufzte, sah ihn ernst an und machte noch einen Schritt auf Vegeta zu, nur um dieselbe Reaktion zu ernten. Langsam reichte es ihr aber, was sollte das für ein Spielchen werden, wenn es fertig war? Unter normalen Umständen wäre er aufgestanden und aus dem Raum gestiefelt, als ob nichts gewesen wäre, hätte die Wut über seine Niederlage irgendwo abgelassen. Aber das hier war… wirklich beunruhigend. „Gott, Goku, was zur Hölle habt ihr gemacht und wieso zum Teufel führt er sich auf, wie… wie…“ Ihre Wut verschwand so schnell wieder wie sie gekommen war und jetzt konnte sie sich nur noch zu dem andren Saiyajin herumdrehen und mit dem Finger auf den Mann zeigen, der sich völlig untypisch verhielt. Der nicht so reagierte, wie er es sonst getan hatte und ihr damit selbst eine Angst einjagte, die sich in jede Faser ihres Körpers einnistete. „Ich weiß auch nicht.“ Ohne sein typisches Lächeln legte er die Hand an seinen Hinterkopf und sah sie für einen Moment an, bevor er seinen Blick wieder auf den Prinzen richtete und die Hand nach unten nahm, ernst wurde. „Wir haben trainiert, ich hab… ich hab ein Kame-hame-ha auf ihn geschossen und dabei wohl versehentlich die Kontrollen geröstet, ich weiß es nicht.“ Auch jetzt noch könnte er sich für seine Handlung, für seine eigene Unfähigkeit in den Hintern treten. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Vegeta dadurch so zugerichtet wurde, aber manchmal erwischte jeder einen schlechten Tag und den hatte heute wohl ausgerechnet Vegeta. Er hatte sich nicht gedeckt, war volle Wucht erwischt worden und er selbst hatte nichts Besseres zu tun als einfach abzuhauen und ihn da liegen zu lassen! „Verdammt!“ Als wäre das das Stichwort gewesen kam auf einmal Leben in Vegeta. Ein weiteres Knurren verließ seine Kehle, vibrierte im Raum und bevor sie auch nur reagieren konnten, hatte er ein Loch in die Wand gesprengt. Gerade aber als er sich aus dem Staub machen wollte, wurde er von einer Hand aufgehalten, die sich schraubstockartig um sein Handgelenk legte und ihn daran hinderte die Flucht zu ergreifen. Reflexartig zog er an ihr, nur um festzustellen, dass es keinen Sinn hatte und seine Augenbrauen noch weiter zusammen zu ziehen. „Hier geblieben.“ Gokus Stimme war ruhig, er konnte sich selbst keinen Reim auf die Gesamtsituation machen, aber er wusste, dass er ihn nicht einfach gehen lassen konnte. So sehr ihm zuwider war ihn festzuhalten, so sehr ihn das Verhalten des Anderen verwirrte und völlig entgegen allem war, was er sonst tat… wenn er ging, würden sie auch keine Antworten finden. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass dieser sich schneller fing, als ihm lieb war, noch immer mit dem Handgelenk in seinem Griff drehte und ihm ein Knie in die Seite rammte. Er keuchte schmerzhaft auf, hörte irgendwo neben oder hinter sich ein Husten und wusste, dass er seinen Griff nicht lockern durfte. Wenn jemand eine Antwort finden konnte, dann war es Bulma, aber dafür musste er alles tun, um den Anderen daran zu hindern einfach wegzulaufen. „Lass das.“ Noch klang er ruhig, sprach es zwar mit Nachdruck aus, aber verzichtete darauf, die Wut durchsickern zu lassen. Irgendwas war hier faul und auch wenn er nicht wusste, was das war, so ahnte er zumindest, dass nicht zwingend nur Vegeta Schuld haben musste. Ein Fuß, der direkt auf sein Schienbein zielte, machte es ihm aber schwer die Ruhe zu bewahren, die er sich selbst einreden wollte. So holte er tief Luft, versuchte den Schmerz zu ignorieren und straffte stattdessen seinen Griff nur noch einmal, nur um mit der freien Faust des Prinzen konfrontiert zu werden, die ihm erst auf die Wange und dann auf die Brust traf. „Was macht ihr denn da?“ Bulmas Stimme klang erstickt, eine tief gehende Mischung aus dem Staub, der sich langsam legte und einer Verzweiflung, die sich bis in seinen Kern bohrte und er musste noch einmal tief Luft holen, bevor er die zweite Hand Vegetas in seinen Griff nahm, gerade als dieser erneut ausholte und auf ihn einschlagen wollte. Das alles hier war zwar nicht neu, aber in seiner Gesamtheit so surreal, dass es ihn nur verwirren konnte, er auf sein Gefühl vertraute. Die Schläge waren zwar hart, aber sie waren in einer Panik getätigt worden, dass er selbst seine Augenbrauen zusammen zog. Warum hatte Vegeta Angst vor ihnen, warum versuchte er zu flüchten und wieso in drei Teufels Namen passierte das alles überhaupt? „Jetzt halt still!“, kam es dieses Mal schon energischer aus seinem Mund, während Vegeta noch einmal versuchte mit den Füßen nach ihm zu treten, wenn seine Hände schon unbrauchbar gemacht worden waren. Er zuckte zusammen und schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, nur um sie wieder aufzureißen und zur Seite zu blicken. Was wurde das hier, verdammt! Er wollte doch einfach nur weg, er kannte diese Personen nicht und er wusste nicht, was sie mit ihm vorhatten. Aber man ließ ihn einfach nicht gehen, so dass ihm nur ein weiteres Knurren des Protestes übrig blieb, bevor all seine Bewegungen einfroren. „Na bitte.“ Dieses Mal wieder leiser, freundlicher, wenn er es denn überhaupt richtig einschätzen konnte. Er hatte zuviel Zeit verstreichen lassen, hätte sofort versuchen sollen zu flüchten, stattdessen hatte er sie einfach beobachtet und war doch zu keinem Schluss gekommen. Als die Entscheidung endlich gefallen war, war es zu spät gewesen und jetzt stand er hier, unternahm einen letzten Versuch seine Hände zu befreien und scheiterte ein weiteres Mal. Seine Augen verengten sich und er hob den Blick, um sein Gegenüber anzusehen, nur um festzustellen, dass sein Blick keinerlei Wirkung bei ihm zeigte. Was sollte das? Verwirrt hob sich nun eine Augenbraue, bevor sie sich wieder zusammen zogen und er erneut knurrte, leiser dieses Mal. Er saß hier in der Falle, aber noch verwirrender als dieser Gedanke war die Tatsache, dass es sich fast nicht so anfühlte. Sie hielten ihn zwar fest, aber anders als das versuchten sie nichts weiter, taten nichts weiter als ihn anzusehen. Mit einem letzten resignierten Aufbäumen brachte er soviel Abstand zwischen sich und den Anderen, wie es seine Arme zuließen, während er jede noch so kleine Bewegung beobachtete, bereit den Schein der Aufgabe jederzeit wieder abzulegen und von vorne anzufangen. „War ja klar, du hast wieder nichts Besseres zu tun, als noch mehr kaputt zu machen, als ihr es schon getan habt!“ Bulma stemmte die Hände in die Hüfte und sah ihn mit einem Blick an, bei dem er schluckte. Was? Er hatte doch nichts getan, außer dieses eine blöde Loch, das nun auch nicht so groß war, was wollte diese Frau von ihm? „Und als ob das nicht reicht, machst du gleich weiter!“ Jetzt hatte doch endlich die Wut gewonnen, die sich vom ersten Moment an nicht entscheiden konnte, ob sie nun aus ihrem Loch krauchen sollte oder lieber doch nicht. Aber jetzt war es zu spät, jetzt konnte sie nicht anders, als die Verwirrung abzuschütteln, das seltsame Verhalten Vegetas zu ignorieren und ihrer Wut Luft zu machen. „Mit dir hat man nichts als Arbeit!“ Sie kam einen Schritt auf Beide zu und während Goku verwundert feststellen musste, dass Vegeta nicht wie sonst seinen Mann stand sondern ebenfalls versuchte zurück zu weichen, hob sich seinerseits eine Augenbraue, während er den Blick zu Bulma wandte. „Explosionen, Kämpfe und Zerstörung wo du nur hinkommst! Nicht mit mir mein Freund, ich hab die Schnauze voll!“, zeterte sie weiter und während Vegeta normalerweise nichts sagte oder noch einen trockenen Kommentar hinterher sagte, um sie erst recht anzustacheln, konnte Goku mehr ein Zusammenzucken spüren, als dass er es sah. „Bulma.“, versuchte er ruhig, aber sie kam noch einen Schritt näher, ihr Gesicht von Wut gezeichnet. „Nichts Bulma! Sieh dir das nur mal an, da macht man sich Sorgen und was kriegt man dafür? Nur noch ne zerstörte Wand! Der GR reicht ja auch noch nicht!“ Kurz schweifte der Blick Gokus zum Anderen, sah die Verwirrtheit, die neuerliche Panik, die sich in diesem auszubreiten begann. Und auch wenn er nicht verstand warum, so musste er dem hier ein Ende setzen, bevor wieder irgendwas geschah. „Bulma!“ Wieder spürte er ein Zucken der Hände, die sich noch immer in seinem Griff befanden, spürte, wie Vegeta versuchte weiter wegzukommen, den Griff zu lösen und zu verschwinden. Aber das konnte er nicht zulassen, verstärkte nur seinen eigenen Griff und betrachtete Bulma in ihrem von Wut getrieben Tun. Er konnte sie ja verstehen, zum Teil zumindest, aber waren andere Dinge nicht erst einmal wichtiger als so eine bescheuerte Wand, die man doch sowieso wieder aufbauen konnte? „Hör auf mich zu unterbrechen, mit dir mach ich gleich weiter! Ich hab ja viel Geduld, aber manchmal seid ihr wirklich wie Bulldozer auf zwei Beinen, alles einreißen, was man sich mühevoll aufgebaut hat!“ Jetzt war sie nur noch wenige Schritte entfernt und hatte Vegeta vorher versucht vor ihm Abstand zu erhalten, so versteckte er sich jetzt beinahe hinter ihm, nur um der Wut zu entkommen, die ihm entgegen schlug und die er nicht verstand. Sein Blick wechselte von Goku zu dem Loch in der Wand, das seine Freiheit hätte bedeuten können, zu Bulma und wieder zurück, während er nicht wusste, was er machen sollte. Freiheit lag weit entfernt, mit dem Griff der sich noch immer um seine Handgelenke befand und der Verwirrung, die ihn paralysierte. „Bulma, hör auf!“ Er wollte sie nicht anschreien, nicht jetzt, aber wenn er es musste um diese Tirade zu beenden, dann würde er das auch noch tun. Manchmal war es zwar besser den Mund zu halten und die Worte über sich ergehen zu lassen, aber er konnte einfach nicht mehr. Die Art und Weise, die Vegeta an den Tag legte, sagte ihm einfach, dass er hier und jetzt einen Schlussstrich unter den Anfall Bulmas setzen musste. „Hör einfach auf und sieh mal genauer hin.“, hängte er dem an, nachdem sie ihn nun schon einige Sekunden stumm angesehen hatte, noch immer die Hände in den Hüften und einen Blick, der ihr alle Ehre machte. Das hier war nicht wie gewohnt, das hier lief völlig aus dem Ruder, nachdem der Tag doch eigentlich so gut angefangen hatte. Er selbst wusste nicht, woher er die Ruhe nahm die Situation ansatzweise zu analysieren, aber er war zu dem Schluss gekommen, dass Vegeta auf seine eigene verquere Art nichts dafür konnte. Den Grund allerdings mussten sie noch finden. Er war froh, als sie aber machte, was er sagte, tief Luft holte und für einen Augenblick die Augen schloss. Die ganze Zeit über schielte er zu Vegeta, der einen schwachen Versuch unternahm sich aus seinem Griff zu winden, aber den Blick immer alarmbereit auf Bulma heftete. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er es als Angst, Verwirrung und Panik bezeichnen, gemischt mit dem natürlichen Instinkt die Flucht zu ergreifen, wenn man eine Situation nicht begreifen konnte, wenn sie einem zu gefährlich erschien. Aber warum stufte er sie als gefährlich ein? Er machte sich doch sonst auch nichts aus Bulmas kleinen Anfällen, stachelte sie höchstens noch mehr an, um sich innerlich so richtig schön zu amüsieren. Irgendwas musste wirklich gehörig schief gelaufen sein, er wusste nur noch nicht was es war. Jetzt aber mussten sie selbst die Situation irgendwie retten, mussten selbst richtig reagieren – was in anbetracht der Tatsache gar nicht so einfach war. Sie mussten ruhig bleiben, damit Vegeta ruhig blieb und sie herausfinden konnten, was Sache war. Nicht leicht, wenn Bulma einen geschrotteten GR hatte, der den Garten verwüstet hat und Vegeta ihr Krankenzimmer ebenso zu Schrott verarbeitet hatte. „Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte er deshalb leise nach, einen Seitenblick auf Vegeta richtend, weil diese Frage eigentlich an Beide gerichtet war. Bulma aber seufzte nur und sah noch einmal genauer hin, während neuerliche Verzweiflung in ihr keimte und Vegeta? Der sah denjenigen nur an, welcher ihn festhielt und blickte dann auf den Boden. So ungern er es zugab, er war nicht gern hier, wollte gern weg, aber was sollte er machen. So schnell wie er vorhin eingefangen gewesen war, würde er auch beim nächsten Mal nicht weit kommen. Also versuchte er seinen natürlichen Instinkt zu bekämpfen, hob seinen Blick wieder zu den Augen, die ihm zu freundlich erschienen um so behandelt zu werden und zog erneut seine Augenbrauen nach unten. Dann warf er einen Blick auf seine Hände und wieder rauf zu den Augen, in der Hoffnung, der andere würde auch ohne Worte verstehen. Das tat er zwar, aber noch ließ er ihn nicht los. Stattdessen seufzte er selbst einmal lautlos auf und zog ihn schon fast zurück auf die andere Seite des Raumes. Erst jetzt ließ er eine Hand frei, deutete mit seiner eigenen nun auf das Bett, in dem Vegeta vorhin noch lag und nickte leicht. „Du setzt dich hin und wartest hier.“, sagte er ruhig, ließ nun auch das zweite Handgelenk frei, nachdem Vegeta tat, was verlangt wurde und ihn mit großen Augen ansah, nicht ohne sich ein kleines Knurren verkneifen zu können. Diese Augen, die er so noch nie bei ihm gesehen hatte, voller Emotionen, die nicht zu ihm passen wollten. Beinahe kam es ihm so vor, als ob das nicht mehr Vegeta war, als ob man ihn ausgewechselt hatte. Doch er schob den Gedanken erst einmal zur Seite und drehte sich zu Bulma, die noch immer an der Stelle stand, an der sie eben gestanden hatte und die Szene stumm beobachtete, leicht den Kopf schüttelte. Das alles war surreal. „Hast du dich wieder beruhigt?“ Noch einmal. Seit wann war er eigentlich derjenige, der solche Dinge schlichtete und für Ordnung sorgte? Aber sie nickte leicht und er konnte sehen, wie sich neue Tränen in ihren Augen sammelten. Mit einem letzten Blick zurück auf Vegeta ging er auf sie zu und nahm sie in den Arm, versuchte sie zu trösten – dabei war er selbst völlig durcheinander, wollte es nur nicht zeigen. „Shhh, schon gut.“ Noch einmal sah er zur Seite, Vegeta rührte sich nicht vom Fleck, beobachtete sie stumm und jetzt seufzte er laut auf. „Wir kriegen das schon hin.“ Entgegen seinem ernsten Ton, in den er alle Hoffnungen legte, die er aufbringen konnte, war er sich innerlich gar nicht mal so sicher. Der Tag hatte sich zu etwas entwickelt, das er nicht verstand und auch seine Kraft würde ihn bei der Lösung des Problems nicht weiterbringen. Kapitel 4: Der Entschluss ------------------------- 4: Der Entschluss Stumm beobachtete er die Szene ein paar Sekunden, während er sich abwesend die Handgelenke rieb und schließlich den Blick wieder abwandte, um sich einmal umzusehen. Sicher hatte er das schon einmal getan, aber in seiner Hektik hatte er nicht alles in sich aufnehmen können, hatte eigentlich nur kurz seine Umgebung gescannt um einen Weg zu finden, so schnell wie möglich von dort zu verschwinden. Und je länger er hier war, umso verwirrter wurde er. Er hatte keine Ahnung wo zum Teufel er hier war, er wusste nicht was das alles zu bedeuten hatte und noch weniger kannte er die, die dort standen. Er wusste ja gerade nicht einmal seinen eigenen Namen, aber es gab Dinge, die ihm gerade wichtiger erschienen als in den hintersten Ecken seines Verstandes danach zu suchen. Es war annervend nichts zu wissen, es verwirrte ihn und hinterließ ein Gefühl, das er nicht beschreiben, noch benennen konnte. Er wollte es auch gar nicht analysieren, einzig und alleine wollte er von hier verschwinden, sich ein ruhiges Plätzchen suchen und nachdenken – in der vagen Hoffnung vielleicht doch auf das ein oder andere Ergebnis zu kommen, den Ansatz einer Antwort auf die vielen wirbelnden Gedanken, die einfach keinen Halt in ihm finden wollten. Er sah hinunter auf seine Hände, bemerkte erst jetzt, dass er noch immer seine Handgelenke rieb, die durch den Halt gerötet waren. Ein leichter dumpfer Schmerz zog sich noch immer durch sie hindurch, aber es war nichts, was er nicht ignorieren konnte und wieder entkam ihm ein leiser Laut des Missfallens. Was zum Teufel machte er hier und wieso wusste er nicht einmal, wo er war? Warum hatte man ihn angesehen, als ob man ihn kannte und doch wieder so, als ob er nicht alle Tassen im Schrank hatte und wieso hatte man ihn nicht einfach gehen lassen? Und, verdammt noch mal, von was hatte die Frau vorhin gesprochen? Noch einmal sah er kurz auf, nur um mit dem Blick des Anderen konfrontiert zu werden, der einerseits zwar freundlich und ohne Drohung und andererseits prüfend, beinahe kontrollierend war. Er blinzelte, nur um sich zu vergewissern, dass sich der Ausdruck nicht ändern würde und wandte seinen Blick wieder ab. Ja, er hatte begriffen, dass es vielleicht nicht so einfach war hier wegzukommen, aber er verstand nicht wieso. Was war so schlimm daran ihn gehen zu lassen und warum hielt man ihn quasi schon fest, nur um ihm letzten Endes doch nichts anzutun? Mal abgesehen davon, dass er angeschrieen wurde und demnach eigentlich mit ganz anderen Dingen gerechnet hatte, war nichts passiert. War das eine neumoderne Art jemanden festzuhalten, einzusperren? War das die neue Variante eines Gefängnisses? Überlegend zogen sich seine Augenbrauen zusammen, während die Gedankenfetzen in seinem Kopf nur noch chaotischer wurden, keinen Halt fanden. Sie drehten sich im Kreis und verursachten Kopfschmerzen, noch mehr Verwirrung und die Tatsache, dass ihm alles fremd schien, machte es nicht leichter. Die Tatsache, dass er sich selbst fremd war und der Versuch auch nur den Ansatz einer Antwort zu finden, brachte seinen Kopf beinahe zum platzen. Er würde warten müssen, nach einer Gelegenheit Ausschau halten müssen um sich aus dem Staub zu machen. Vielleicht einen kleinen Plan schmieden und alles daran setzen zu verschwinden, aber sein Kopf war momentan nicht einmal in der Lage die Situation zu verstehen, wie sollte er es dann schaffen, auch nur annähernd einen Plan zu schmieden? Er kam sich so fehl am Platz vor. Der durchdringende Blick des Anderen durchbohrte ihn und hinzu kam, dass die Frau sich endlich beruhigt zu haben schien, ihn nun ebenfalls wieder ansah, was das unangenehme Gefühl in seinem Inneren nur verstärkte. Wie auf einem Silbertablett serviert und den Launen der anderen ausgesetzt, von denen er nicht wusste wie sie aussahen oder wie er mit ihnen umgehen sollte. Und so ließ er den Blick gesenkt, besah sich seine Klamotten, die wahrscheinlich mal welche sein sollten und mehr schlecht als recht das Nötigste verdeckten. Ausgeliefert – das war das Wort, nach dem er suchte und es schürte nur dieses unangenehme Gefühl in ihm, den Drang hier verschwinden zu wollen. Goku unterdessen wechselte dazwischen, Bulma zu beobachten, die die Wirklichkeit noch nicht akzeptieren konnte und dazu übergangen war, ein wenig von dem aufzuräumen, was Vegeta angestellt hatte und hin und wieder einen Blick auf Vegeta zu werfen, der irgendwie verloren immer noch da saß. Niemand sprach ein Wort, in diesem Raum herrschte eine unangenehme Stille, die in jede Pore kroch und das Ganze noch unwirklicher erscheinen ließ. Der Gedanke, dass der Andere ihm gerade wie ein verängstigtes Kind vorkam, war ihm mittlerweile mehr als einmal gekommen, aber er versuchte ihn zu verdrängen. Das wollte einfach nicht zu dem Bild passen, das er bis jetzt von ihm hatte, aber andererseits war die Realität doch das, was er vor sich hatte. Und die war nun mal eindeutig, irgendwas musste gehörig schief gelaufen sein, irgendwas musste in den paar Minuten geschehen sein, um ihn so wach werden zu lassen. Irgendwas Wichtiges hatten sie übersehen, aber bevor Bulma nicht bereit war sich dem wichtigsten Problem anzunehmen, konnte er eigentlich nur warten. Dabei verstand er ihr Problem nicht, machte sie sich denn keine Sorgen, wollte sie nicht auch wissen, was zum Teufel passiert war? Automatisch zogen sich bei diesem Gedanken seine Augenbrauen zusammen und er verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich selbst fragte, wie viel Geduld er mit seiner Freundin noch aufbringen konnte. Allerdings sah er gerade zu Vegeta, welcher unter seinem Blick ein wenig zu schrumpfen schien, bevor ein neuerliches Knurren seine Ohren traf. Er seufzte… einerseits nicht bereit klein bei zu geben und andererseits so verängstigt, dass der Anblick schon wehtat. Er konnte es in seinen Augen sehen. „Bulma…“, sagte er leise, ohne sie dabei anzusehen, ohne den Blick von Vegeta zu nehmen. Angesprochene hielt in ihren Bewegungen inne, bevor sie sie einfach weiterführte. „Was ist?“ Er konnte die Gereiztheit in ihrer Stimme hören, ebenso wie die Tränen, die sie bis eben noch vergossen hatte. Es war ihm klar, dass es nicht leicht für sie war und er konnte nur raten, wie es für Vegeta war, aber wenn sie nicht anfingen, konnten sie keine Lösung finden. „Mach das doch später, denkst du nicht auch, dass es gerade wichtigere Dinge gibt?“ Wieder hielt sie inne, drehte sich zu ihm und ließ den Brocken, den sie in der Hand hielt fallen, nur um einmal kurz zu Vegeta zu sehen und letzten Endes wieder an ihm hängen zu bleiben. „Das würde ich ja gerne, aber…“ Sie seufzte und wandte sich zu der zerstörten Wand, während er ihrem Blick folgte und zu verstehen begann, was sie meinte, ohne dass sie es sagen musste. „… er hat einige wichtige Dinge zerstört oder zumindest beschädigt. Ich muss es erst reparieren, vorher kann nicht anfangen.“ Könnte sie schon, es gab genug Dinge die sie untersuchen konnte, allerdings wollte sie lieber alles in einem Rutsch erledigen als dreimal anfangen zu müssen. Wenn Vegeta vorhin schon so reagiert hatte, nur um jetzt dort zu sitzen und nicht einen Muskel zu rühren – wer wusste schon, wie er darauf reagierte, wenn sie ihn zig Mal mit hierhin nahm um ihn zu untersuchen. Und noch einmal seufzte sie, sah Goku wieder an. „Ich weiß nicht, wie du dir das vorstellst.“, sagte sie schließlich und deutete mit einer vagen Geste zu Vegeta. Der vorherige Vorfall hatte ihr vollends gereicht, sie wusste einfach nicht wie sie damit umgehen sollte, sie wusste ja nicht einmal was sie darüber denken sollte. Irgendwas war heute geschehen und es hatte ihr Leben völlig umgekrempelt, ohne dass sie in der Lage gewesen wäre dem Ganzen zu folgen. Alles, einfach alles wurde aus ihrer Umlaufbahn gerissen und jetzt stand sie wortwörtlich vor den Trümmern, von denen sie nicht wusste, wo sie herkamen, weil alles vor ihren Augen so schnell abgelaufen war, dass sie nicht folgen konnte. „Wer passt auf ihn auf? Was passiert jetzt? Ich bin kaum in der Lage einen seiner Griffe wegzustecken…“ Sie rieb sich die Stelle ihres Armes, die noch immer wehtat. „… also bin ich auch kaum derjenige, der einen Blick auf ihn werfen könnte. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht den ganzen Tag für ihn Zeit habe, ich habe zu arbeiten, und ganz nebenbei muss ich dieses Chaos wieder beseitigen.“ In einer hilflosen Geste schmiss sie ihre eigenen Arme in die Luft und ließ sie schließlich an ihren Seiten hängen um ihn weiterhin anzusehen. Der Blick durchbohrte ihn, diese Mischung aus Wut und Verzweiflung hatte sich noch immer nicht gelegt und er sah ein, dass sie vollkommen Recht hatte. Was war, wenn Vegeta wieder so reagierte wie vorhin? Was passierte, wenn es ihm ganz und gar nicht in den Kram passte untersucht zu werden, wenn sie sich wieder im Ton vergriff und diese Art Fluchtreflex bei ihm auslöste? Dabei war es wohl egal wie er wegkam, Hauptsache für ihn war wohl, dass er weg kam. Goku verstand die ganze Sache doch selbst nicht, verlangte sie jetzt Lösungen von ihm? Er war vielleicht nicht dumm, aber ein Genie in solchen Dingen war er dennoch nie gewesen. Meist tat er einfach, was er für richtig hielt, groß darüber nachdenken konnte er immer noch, wenn es nicht klappte. Dann dachte er sich meist einen neuen Plan aus, bei dem er dann richtig überlegte. Aber vielleicht sollte er die Überlegungen mal auf den Anfang verschieben, hier stand zuviel auf dem Spiel, hier ging es nicht nur um sein Leben. Nein, hier ging es um seine Freunde. Hier ging es um eine langjährige Freundin, die gerade nicht weiter wusste und hier ging es um Vegeta, den er gerade noch weniger einschätzen konnte als sonst. Wann saß Vegeta das letzte Mal so ruhig und so lange irgendwo herum, nur um sie zu beobachten und dabei gleichzeitig einen Ausdruck in seinen Augen zu haben, den er so noch nie bei ihm gesehen hatte? Der nicht zu dem stolzen Krieger passte, der sonst keiner Herausforderung aus dem Weg ging. Es schien nicht richtig und das Schlimmste daran war, dass er auf gewisse Weise sogar Schuld daran trug. Also was konnte er machen, um diese Schuld zumindest ein klein wenig auszugleichen? „Wenn du willst bleibe ich auch hier und geb’ auf ihn Acht.“, sagte er schließlich, nur um zwei Blicke auf sich ruhen zu haben. Einer, der auf gewisse Art und Weise erleichtert schien und der andere sah vielleicht ein wenig entrüstet aus, empört. Sein eigener Blick blieb ein wenig länger auf Vegeta, bevor er ihn wieder abwandte und auf Bulma richtete, die Schultern zuckte. „Glaub kaum, dass es hier noch viele gibt, die es mit ihm aufnehmen könnten.“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu, während eine seiner Hände an seinen Hinterkopf wanderte. Das Lächeln verschwand jedoch wieder schneller als gedacht und während die Hand ihren Platz an seiner Seite wieder fand, wurde er ernst. „Außerdem bin ich nicht ganz unschuldig an der ganzen Sache.“ Schließlich zuckte er die Schultern, sah Bulma weiterhin an, welche nicht recht wusste, was sie denken sollte. Natürlich würde er helfen, sie hatte im Grunde nichts anderes von ihm erwartet, es würde gegen seine Natur verstoßen, wenn er es nicht tun würde. Außerdem hatte er Recht – selbst wenn sie sämtliche Kämpfer zusammenrufen würde, die sie kannte, würde Vegeta dennoch leichtes Spiel mit ihnen haben, ganz zu schweigen von ihr selbst. Sie hatte zwar nie wirkliche Angst vor ihm gehabt, aber auf gewisse Weise war er gerade so unberechenbar geworden, dass es schmerzte. Es schmerzte ihn so zu sehen, sie liebte es doch, wenn sie sich wegen Kleinigkeiten mit ihm anlegen konnte, ohne dabei Angst haben zu müssen im nächsten Moment im Jenseits zu weilen. Außerdem, und der Gedanke brachte sie leicht zum Lächeln, schaffte sie es ja doch hin und wieder ihn zu etwas zu überreden, ihn nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Was wohl erst mal erledigt war… Es war schwer in seine Richtung zu sehen, ohne dabei nicht doch diesen berühmten Stich in ihrem Herzen zu spüren. Wer wusste schon, ob er jemals wieder so wurde wie er war, ob sie jemals den Grund finden würde, warum er jetzt so war. Wer wusste schon, ob es nicht vielleicht doch besser war ihn in ein Krankenhaus zu bringen und dort untersuchen zu lassen. Denn auch wenn sie in den Jahren so viele Dinge ihr Eigen nennen konnte, um diese zwei vorlauten Männer, die sich ständig verletzten, verarzten zu können, so war sie dennoch kein Arzt. Sie konnte auch nicht alles wissen, alles finden… Aber darüber konnte sie sich noch Gedanken machen, wenn es soweit war. Zuerst sollte sie Gokus Angebot annehmen, sich dann darum kümmern dieses Chaos hier zu beseitigen und letzten Endes ihre Geräte wieder zum laufen zu bringen. Vorher brauchte sie nicht mit irgendwas anderem anfangen – zumal sie sich selbst kannte und wahrscheinlich jede verfügbare Minute damit zubringen würde, nur damit es endlich geschafft war. Sie seufzte, das konnten lange Nächte werden und vor allem – noch einmal warf sie einen Blick auf Vegeta, der sie zwar aus den Augenwinkeln beobachtete, aber sonst keine Regung von sich gab – konnten es spannende Tage werden. Vegeta war nie einfach zu handhaben, aber seine Reaktion von vorhin war… ernüchternd, wenn man es so sah; oder einfach nur erschütternd. „Na schön.“, sagte sie letzten Endes, weil sie die Antwort nicht weiter hinauszögern konnte. „Und wie willst du das anstellen?“ Beinahe hätte bei dem Bild, das sich ungefragt einen Weg vor ihr inneres Auge suchte, laut aufgelacht. Sie konnte die Beiden doch unmöglich in ein Zimmer stecken… zwei getrennte Zimmer waren aber ebenso wenig ansprechend, wie der andere Gedanke und wieder einmal stand sie vor dem Chaos ihrer eigenen Gedanken. „Versteh mich nicht falsch, aber ich glaub kaum, dass er…“, begann sie, nicht ohne diese ausladende Geste Richtung Vegeta, der es sich dieses Mal nicht nehmen ließ leise zu knurren. „…freiwillig mit dir ein Zimmer teilt. Gott, er hat uns gesehen, geknurrt und wollte abhauen!“ Wieder schmiss sie die Arme hilflos in die Höhe, der Tag wurde wirklich immer besser, das lauter werdende Knurren bei ihren Worten versuchte sie dabei allerdings zu ignorieren, ebenso wie die Tatsache, dass Vegeta die Augen verengte und sie entgegen dieser feindseligen Geste mit leicht schief gelegtem Kopf ansah, bevor er ihn leicht drehte und die dritte Person im Raum genauso betrachtete. Was war er eigentlich? Er war immer noch hier, er war kein Gefangener, aber sie wollten über ihn bestimmen und redeten wirres Zeug, das er nicht nachvollziehen konnte. Zimmer teilen, aufpassen? Was zur Hölle ging hier eigentlich ab? Hätten sie ihn gehen lassen, dann müssten sie diese sinnlose Diskussion nicht einmal führen, aber nein, stattdessen sprachen sie, als ob er sich nicht einmal mehr im Raum befinden würde! Unweigerlich begann sich schon lange Wut in ihm aufzubauen, er hielt sie nur zurück, weil er momentan nicht wusste an was er war und was passieren würde, wenn er sie frei ließ. Zeitgleich aber wurde der Drang gehen zu wollen, immer stärker, aber auch diesen Versuch hatte man ihm vereitelt, nur um jetzt über sein Schicksal zu lamentieren, ohne ihm das Recht zu lassen, mitzureden! Wenn er doch wenigstens wüsste, was zum Teufel hier vor sich ging und wieso sie das taten. Hatte er etwas verpasst? Hatte man ihn gefangen und so lange bearbeitet, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte und war trotz dessen irgendwas in ihrer Behandlung schief gelaufen, so dass das Ergebnis nicht nach ihrem Geschmack war? Genervt knurrte er noch einmal, all die Gedanken drehten sich die ganze Zeit doch nur im Kreis, ein wirkliches Ergebnis gab es nicht, keinen Anfang und auch kein Ende. Alles, was ihm übrig blieb, war wie bestellt und nicht abgeholt hier zu sitzen und der Unterhaltung zu folgen, die genauso wenig Sinn für ihn ergab, die ihm aber auch keineswegs gefiel. Sein Blick wandte sich von Beiden ab und richtete sich stattdessen auf das Loch in der Wand, das er vor nicht allzu langer Zeit dort hinein gesprengt hatte. Der Weg zur Freiheit wurde halb vom Körper des Großen versperrt, wahrscheinlich ahnte der schon, dass, wenn der Weg frei gewesen wäre, er es wieder versuchen würde. Aber was machte ihn da so sicher, woher wusste er wie er ihn festhalten sollte, wie hatte er so schnell reagieren können? Was war es, dass er seinen Schritt gesehen hatte, bevor er selbst ihn registriert hatte? Frustriert verschränkte er schließlich die Arme vor der Brust, gab einen weiteren Laut des Missfallens von sich, was dieses Mal jedoch kein Knurren war und sah auf den Boden. Was hatte er denn für eine Wahl? „Vielleicht nicht, aber wir werden schon ne Lösung finden.“, antwortete Goku und betrachtete dabei innerlich schmunzelnd die Bewegungen Vegetas. Manche Dinge würden sich wahrscheinlich nie ändern. „Er hat wahrscheinlich nur alles vergessen. Vielleicht renkt es sich von alleine wieder ein, wenn wir lange genug warten?“, richtete er noch einmal an Bulma. Die Kopfverletzung war immerhin nicht ohne gewesen, und auch wenn er selbst als Beispiel vielleicht nicht das Beste war hoffen konnte man doch, oder nicht? Vielleicht entwickelte sich alles von alleine wieder in die Richtung, in der sie angefangen hatten. Er selbst hatte zwar bis heute nichts wieder von dem, was einmal dort war, aber er war auch nicht bereit diese Tatsache seine Hoffnung zerstören zu lassen. Bei Vegeta war es genau anders herum, es war anders als bei ihm damals. „Vielleicht.“ Bulma zuckte noch einmal hilflos mit den Schultern, es brachte nichts sich Gedanken zu machen, wenn sie gerade nicht die nötigen Mittel hatte um ihre Thesen auch zu überprüfen. Sie ahnte in etwa, was passiert war und auch wenn sich ihr Herz noch immer weigerte es als gegeben anzusehen, so wusste ihr Verstand schon lange, dass hier etwas ganz gehörig schief lief. Sie kannte die Geschichten um ihren Freund, nun musste sie nur herausfinden, in wie weit sie das Ganze mit Vegeta in Verbindung bringen konnte, oder ob es überhaupt eine Verbindung gab, die sie ziehen konnte. Vielleicht gab es ja keine. „Wenn nicht…“ Sie sah Goku genau in die Augen. „…haben wir ein Problem. Ich bezweifel, dass er nach dem Auftritt vorhin seine Meinung ändert und plötzlich lieb und zuvorkommend wird, so wie du.“ Ein schiefes Lächeln traf ihn, ein misslungenes Lachen folgte und dann sammelten sich erneut Tränen in ihren Augen. „Ich werd sehen, was ich wegen dem Zimmer machen kann, genug haben wir ja.“ Ein Schnauben ließ sie zu Vegeta sehen. Ja, sie wusste und sie sah nur zu deutlich, dass er nicht begeistert war, aber sie konnten schlecht einen wild gewordenen Saiyajin auf die Erde loslassen und ihn gehen lassen. Wer wusste schon, was er anstellen konnte? Außerdem konnte sie sich jetzt wohl abschminken, das Bett in allzu naher Zukunft mit ihm teilen zu können. Innerlich seufzte sie laut auf. „Am besten ich geb euch zwei Zimmer nebeneinander.“, setzte sie fort, wandte sich wieder an ihren langjährigen Freund, der sich in all der Zeit kaum bewegt hatte. „Ihr könnt doch alle dieses tolle Ding, von wegen Aura-spüren und so. Es sollte für dich also kein Problem sein zu wissen, wo er ist, auch wenn du ihn nicht siehst?“ Sie kannte die Grundlagen, so genau hatte sie sich aber nie damit beschäftigt, zumal eine gewisse Person in ihrem Haushalt sich zu fein dafür war, es ihr einmal richtig zu erklären. „Yep.“, kam es daraufhin von Goku, dem bei dem Gedanken ein leichtes Lächeln auf den Lippen entstand. War ihm selbst noch nicht eingefallen, aber vertrau auf Bulma, diese Frau hatte meist für alle Probleme die ein oder andere Lösung. Der entgeisterte Blick Vegetas entging ihm dabei aber keineswegs und das Lächeln verschwand. Hatte er das etwa auch vergessen? Nun, vielleicht war es ganz gut so, denn dann konnte er seine Aura auch nicht unterdrücken und war somit immer für ihn sichtbar, allerdings würde das bedeuten – falls er sich einigermaßen einkriegte – ganz von vorn anfangen zu müssen. Goku selbst wusste ja auch nicht, falls etwas wiederkam, was wiederkommen würde. Wie lange würde es dauern das Misstrauen im Blick Vegetas zu mindern und ihm zu zeigen, dass sie ihm eigentlich nichts wollten? Es war so schon schwer verständlich für ihn, dass dieser so lange dort saß und sich anhörte, was sie besprachen, ohne auch nur den Ansatz zu machen, irgendwas zu tun. Es wunderte ihn, denn er konnte das Verlangen zu gehen genauso in seinem Blick lesen, wie die Wut darüber hier zu sein. Die Verwirrung und vielleicht sogar noch ein wenig Angst – darauf hier zu sein, bei ihnen zu sein, hier bleiben zu müssen oder sogar vor ihnen selbst würde wohl ein Rätsel bleiben. Doch noch nie hatte er so viele Emotionen in diesen Augen lesen können, noch nie sprangen sie ihn mit einer derartigen Intensität an, dass es ihm einen Schauer den Rücken hinunter jagte. „Dann ist es wohl beschlossene Sache.“ Einzig Chichi machte ihm jetzt noch ein wenig Gedanken, abgesehen von demjenigen, um den sich das ganze Drama hier drehte. Aber sie würde verstehen müssen, würde seine Entscheidung akzeptieren müssen, ihr blieb keine andere Wahl. Es war ja nicht so, dass er sonst nur zu Hause war. Und Bulma nickte, seufzte noch einmal beim Blick auf ihre Geräte und verließ schließlich den Raum. „Dann werd ich mal sehen, was sich machen lässt.“ Genug Platz hatten sie ja und es dürfte eigentlich kein Problem sein, wenn sie ihre eigenen Gefühle dabei außer Acht ließ. Kapitel 5: Er war kein Gefangener --------------------------------- 5: Er war kein Gefangener So ließ sie Goku mit Vegeta zurück, der diesen eine Weile einfach nur ansah und sich letzten Endes selbst in Bewegung setzte. „Dann komm mal mit.“ Am Türrahmen jedoch blieb er wieder stehen, es war ihm keinesfalls entgangen, dass sich Vegeta nicht einen Millimeter bewegt hatte. Abgesehen von den zusammen gezogenen Augenbrauen und den geballten Händen, dem wütenden Blick, der in seine Richtung gesendet wurde und wahrscheinlich einschüchternd wirken sollte. Innerlich schüttelte er leicht den Kopf, Vegeta wusste ja nicht mehr, dass dieser Blick ihn in keiner Weise beeindruckte, und so drehte er sich wieder zu ihm um und sah ihn einfach nur ausdruckslos an. Zumindest versuchte er das, alleine der Gedanke daran, wie der Prinz sich gerade verhielt wollte ein Lächeln auf seine Lippen bringen, aber er riss sich zusammen, legte stattdessen den Kopf leicht schief. Wenn Vegeta es gern so spielen wollte, dann konnte er sich genauso gut einen stummen Willenskampf mit ihm liefern. Einfach nur in die Augen schauen und sehen was dabei passieren würde, wer den Blick zuerst abwenden würde. Doch auch dieser Gedanke war so absurd, dass er beinahe schon wieder lustig erschien, wenn die Lage, in der sie sich plötzlich befanden, nicht so verdammt ernst gewesen wäre. Gut, er hatte keine Probleme mit Vegeta, selbst wenn dieser entscheiden sollte Amok zu laufen – so nah er ihm gekommen war, stärker war Kakarott trotz allem noch. Auch wenn Goku gerade nicht wusste, wie viel von dem Gelernten noch da war und wie viel vielleicht verloren gegangen war, er war sich sicher nicht den Kürzeren ziehen zu müssen. Das hatte er noch nie, in all den Jahren nicht. Ein Knurren drang an seine Ohren und er seufzte innerlich auf. Ja, Vegeta hatte schon immer sehr viel Willen in sich, nichts was er tat, tat er halbherzig, selbst wenn es nur ein stummer Kampf mit Blicken war, um zu verdeutlichen, dass er nicht die geringste Lust hatte nach seiner Pfeife zu tanzen. Das sollte er ja eigentlich auch gar nicht, aber vielleicht sah Vegeta das so, auch wenn sie ihm nichts antun wollten, wenn sie es nur gut meinten. Für jemanden, der seit heute Verhaltensweisen an den Tag legte, die man so noch nie bei gesehen hatte, mochte das Ganze hier ein wenig anders aussehen, dennoch sah Goku nicht ein, ihn wie ein rohes Ei zu behandeln. Dieser Mann dort hielt mehr aus, als er selbst es manchmal für möglich halten würde. Und er gab nie auf, das merkte man gerade jetzt wieder. Auch wenn er dieses Spiel eigentlich mitspielen wollte, wenn das so weiter ging und er nicht irgendwas unternahm, würden sie heute Abend noch hier stehen und sitzen. Das konnte weder im Interesse Vegetas liegen, noch in seinem eigenen. „Na schön, du hast gewonnen.“, sagte er schließlich, wandte den Blick für den Bruchteil einer Sekunde ab, um diese Aussage zu bestätigen. Dann sah er ihn wieder an, nur um mit einem verwirrten Blick und einer nach oben gezogenen Augenbraue konfrontiert zu werden. Jetzt konnte er doch nicht anders, ließ das Lächeln seine Lippen einnehmen und ging wieder ein Stück auf ihn zu, nur um zu bemerken, dass sich die gesamte Haltung Vegetas schlagartig änderte. Es war ihm vorhin schon aufgefallen – je weiter sie weg waren, desto ruhiger war er. Umso näher sie ihm kamen, nahm er eine Art Abwehr ein, bereit jeden Moment aufzuspringen, so angespannt waren seine Muskeln. Selbst der fragende, verwirrte Blick war dem höchster Alarmbereitschaft gewichen. „Ich tu dir nichts.“ Dass er diesen Satz jemals zu Vegeta sagen würde, hätte er nicht einmal in seinem kühnsten Albträumen gewagt zu denken und doch war es so. Dann machte er noch einen Schritt auf ihn zu, nur um zu sehen, dass Vegeta ein Stück vor ihm zurück wich. Diese ganze Szene war so surreal, so absurd, dass sie eigentlich gar nicht wahr sein konnte und doch sah er es mit eigenen Augen. Irgendwie war mit dem Unfall aus diesem stolzen Wesen ein noch misstrauischeres und angstvolles Etwas geworden und das Schlimme daran war – er selbst war schuld daran. Also musste er sich jetzt auch mit den Konsequenzen auseinander setzen, selbst wenn seine gesamte Geduld damit draufgehen würde. Und die hatte er weis Gott zur Genüge. „Hör zu…“ Er holte tief Luft, wusste eigentlich gar nicht auf was er hinaus wollte, während sein Blick einmal kurz zur Tür schwenkte und dann wieder an Vegeta hängen blieb. „…es ist wirklich nichts dabei einfach mitzukommen. Keiner hier will dir irgendwas. Außerdem…“ So leid ihm der Gedanke tat, so unwirklich er ihm erschien, er musste es sagen. „… glaube ich kaum, dass du dabei sein willst, wenn Bulma oben alles fertig hat und mitkriegt, dass du immer noch hier hockst.“ Es war ihm nicht entgangen, Bulmas Ausbruch hatte ihm vorhin wahrscheinlich wirkliche Angst eingejagt, aber konnte es eigentlich noch absurder werden? Die Erkenntnis war schon lange da gewesen, und er hasste es sie gegen ihn einsetzen zu müssen, weil er ihn ganz anders kannte, aber er musste weiter kommen, er musste Fortschritte machen, wenn das Ganze hier irgendwie laufen sollte. Und als ob er es geahnt hatte, wanderte nun auch Vegetas Blick für einen Moment zur Tür, während sich seine Augenbrauen überlegend zusammen zogen und dann wieder zu ihm sah. Beinahe konnte er seine Gedanken greifen. Er schien ernsthaft zu überlegen, welcher von ihnen beiden das größere Übel war, auch wenn er ihn vorhin quasi festgehalten hatte, er hatte dennoch Bulmas Ausbruch beendet. Vegeta saß in der Zwickmühle, sprichwörtlich zwischen zwei Möglichkeiten gefangen wusste er nicht, was er machen sollte. Sicher, warum sollte er ihm jetzt wehtun, wenn er es vorhin nicht einmal getan hatte, warum sollte er ihm schaden wollen, wenn er die ganze Zeit so verdammt freundlich war und er einfach nicht wusste, warum das so war. Es gefiel ihm lediglich nicht hier eingesperrt zu werden und wie um diesen Gedanken noch einmal zu bestätigen, sich selbst noch einmal zu verdeutlichen, sah er zu dem Loch in der Wand, holte tief Luft und schüttelte schließlich leicht seinen Kopf. Nein, er wollte nicht hier sein wenn die Frau sich dazu entschied wieder auf ihn loszugehen und ihm Sachen anzuhängen, von denen er nicht einmal wusste. Er wollte aber auch nicht mitgehen, denn auch wenn er noch nichts gesagt hatte, er war hier gewesen und hatte die Unterhaltung mitbekommen. Er hatte verstanden was sie sagten und auch wenn vieles noch Fragen hinterließ, die er sich nicht beantworten konnte, dumm war er nicht. „Na also, kommst du jetzt mit?“ Sein Kopf ruckte wieder zu dem anderen, der ihn fragend und abwartend ansah. Kein Funke irgendwelcher Hintergedanken in seinen Augen, aber vielleicht war er auch einfach nur ein guter Schauspieler und versuchte ihn mit seiner Freundlichkeit hinters Licht zu führen, um ihm später dann ein Messer in den Rücken zu rammen. Oder eine Faust, einen Ki-Blast… es gab viele Möglichkeiten. Trotz all den Zweifeln stand er auf, rutschte ganz langsam von der Bettkante und sah ihn aufmerksam an, um jede noch so kleine Bewegung erkennen zu können. Doch außer einem Lächeln kam nichts und er fragte sich nicht zum ersten Mal, was das alles sollte. Die schienen ihn alle zu kennen und er stand hier, konnte sich einfach keinen Reim auf all das machen. Personen, Umgebung, all das war ihm irgendwie fremd und es ließ ihn sich unwohl fühlen. „Schön, komm.“ Der Andere ging voraus, blieb jedoch wieder in der Tür stehen und sah über seine Schulter hinweg zu ihm. Er traute dem Braten nicht, für ihn roch er mehr als ranzig. Einen Vorteil hatte die Aktion allerdings - er ging nicht hinter ihm, was seine vorherigen Zweifel, seine Gedanken nach einem Komplott leicht minderten, es aber nicht schaffte, sie ganz auszuschalten. Eigentlich wartete er nur auf einen unachtsamen Moment, den Augenblick in dem er sich einfach schnell und leise aus dem Staub machen konnte, setzte sich dennoch zögerlich in Bewegung. Goku lächelte nur noch einmal, während er innerlich nicht wusste, was er fühlen sollte. Das Misstrauen in diesem Blick, welches die Furcht, die dahinter lag leicht verdeckte, ging ihm durch Mark und Bein. Es wäre besser gewesen, wenn es ihm jetzt so gehen würde, aber diesen Mann so zu sehen brach ihm das Herz. Er hätte ihn mitnehmen sollen, hätte ihn retten sollen – und jetzt hatten sie den Salat, wussten nicht mit ihm umzugehen und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihm der Gedanke an ein verlorenes Kind in einem zu großen Körper, das nicht wusste, was es mit sich anfangen sollte. Das schon zuviel gesehen hatte um der Welt auch nur einen Funken Vertrauen entgegen zu bringen. Dann aber lief er endlich los, Vegeta konnte nicht verloren gehen, selbst wenn er es versuchen würde. Bulma war nicht weit, er spürte sie und folgte einfach dieser Spur, anstatt sich nur auf sein Sehen zu verlassen. In diesem großen Haus war es allemal besser sich auf diesen Sinn zu verlassen, anstatt minutenlang durch die Flure zu irren und nicht zu wissen, wo man hinsollte. Dass der Versuch zu fliehen jedoch so schnell kam, damit hatte er nicht gerechnet, auch wenn er es hätte besser wissen müssen. Immerhin war das das Erste, was Vegeta vorhin versucht hatte, nachdem er die Augen geöffnet hatte – das dachte er als er mit dem Gesicht voran auf dem Boden landete. Vegeta sah seine Chance, der Andere wirkte in Gedanken und so nahm er Anlauf und rammte ihm sein Knie in den Nacken, nachdem er gesprungen war. Das dumpfe Geräusch des aufkommenden Körpers brachte ihn leicht zum grinsen, es hatte aber keine Zeit sich zu manifestieren, brauchte er die Konzentration doch für etwas anderes. Sich umsehend und gleichzeitig dem Körper einen Tritt verpassend, so dass dieser leicht vom Boden abhob und schließlich gegen die nächstbeste Wand stieß, dort den Putz bröckeln ließ, hatte er nicht einmal Zeit sich zu wundern, wieso das so war, als er sich noch einmal im Stand drehte, ausholte und ihm seinen Fuß ins Gesicht schleuderte. Dann drehte er sich um, verschwand durch die Tür, durch die sie eben erst getreten waren und dort durch das Loch in der Wand. Er hätte auch einfach ein anderes machen können, aber sein Verstand war so sehr mit dem Gedanken an Flucht beschäftigt, dass ihm diese Tatsache schlicht und einfach entfallen war. So sprang er nach draußen und fing seinen Sturz ab, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass es so hoch war. Dann flog er los, so schnell er konnte, so weit weg wie er konnte. Er konnte doch nicht ahnen, dass er schon nach wenigen Sekunden in etwas fliegen würde, das zu weich für eine plötzlich aufgetauchte Wand war und zu hart, um sich sofort wieder zu fangen. Entgeistert starrte er noch im Fallen auf Goku, welcher ihm einfach hinterher sah und zeitgleich die Finger wieder von der Stirn nahm, um sich mit eben jener Hand die Stelle zu reiben, die Vegeta so schmerzvoll getroffen hatte. Dann seufzte er als der Kleinere auf dem Boden aufkam und verwirrt liegen blieb, den Blick nicht von ihm nahm. Er hatte es ja nicht einmal geschafft das Grundstück der CC zu verlassen und Goku verstand diese Verwirrung nur zu gut, konnte er doch nicht verstehen, wie er so schnell dahin gekommen war. Vielleicht würde er es ihm irgendwann erklären, jetzt aber musste er diesen fruchtlosen Versuch die Flucht zu ergreifen wieder beenden. So viel Mitleid er mit Vegeta haben musste, weil er selbst schuld an dessen Zustand war, so wenig konnte er das hier dulden. Verdammt noch mal, er benahm sich ja nicht einmal mehr wie Vegeta; der hätte nie die Flucht ergriffen, auch wenn er zugeben musste, dass er sich einen günstigen Moment ausgesucht hatte. „Wohin so schnell?“ Goku schwebte noch immer in der Luft, er hatte nicht einmal etwas machen müssen. Vegeta war voll in ihn hineingerast und hatte sich in Verbindung mit seiner Überraschung selbst ein Bein gestellt. Einerseits gut, andererseits schlecht, denn wer wusste schon mit wie vielen verpassten Chancen, Niederlagen oder Fehlern seinerseits dieser Vegeta leben konnte. Wie lange es dauerte bis seine Schmerzgrenze erreicht war und er wirklich sauer wurde, dieses Temperament, das irgendwo in ihm schlummerte, aus ihm heraus brach. Das würde unweigerlich geschehen, er war schon viel zu lange viel zu ruhig gewesen; wahrscheinlich würde Goku noch richtig Spaß mit ihm bekommen. „Noch mal zum mitschreiben…“, fing er an. Er hatte zwar viel Geduld, aber nach diesen Tritten wurde auch die ein wenig dünner, zumal er diesen Fluchtinstinkt nicht nachvollziehen konnte. Sie hatten nichts getan, um Vegeta einen Grund dafür zu liefern, zu denken, sie seien gefährlich für ihn. „… ich werde dich nicht gehen lassen und egal wie oft du es versuchst, ich finde dich sowieso.“, beendete er seinen angefangenen Satz. Die kleine Pause dazwischen war nur, um das Gesagte ein wenig aussagekräftiger zu machen, ihm verständlich zu machen. Nein, er war kein Gefangener, in diesem Haus war das sowieso nicht möglich, aber er würde ihn in seinem Zustand ganz sicher nicht alleine hier draußen rumrennen lassen. Es musste nur jemand kommen, der ein falsches Wort sagte, eine falsche Geste machte und die nächste Stadt war schneller dem Erdboden gleichgemacht, als sie schauen konnten. „Also hör jetzt auf solche Zicken zu machen und komm mit!“ Das Knurren, welches er auf seinen Satz hin erntete, überhörte er einfach. Vielleicht waren Saiyajins doch mehr Tier als ihnen lieb war, zumindest bei jenen, deren Instinkte mehr Oberhand gewannen als sonst. Das Geräusch kannte er zwar, aber er hatte es nie derart intensiv und oft von Vegeta gehört. Eben jener setzte sich auf und rieb sich den Kopf, mit welchem er gegen Goku gestoßen und schließlich auch auf dem Boden gelandet war. Es war zwar kein Schmerz, der es wert gewesen wäre, sich darum zu kümmern, aber er hoffte durch diese kleine Bewegung mehr Sinn in das alles zu bringen. Ein wenig mehr Licht in diesem Dunkel wäre gerade nicht schlecht gewesen, er kam nicht hinterher damit die Dinge zu sehen und zu begreifen, er verstand es alles einfach nicht. Wie hatte er so schnell da sein können? Wieso war er nicht schneller gewesen und… „Hmmrrr, verdammt!“ Er stand auf und der Drang einmal bockig mit dem Fuß auf den Boden zu treten war so überwältigend, dass er aufpowerte, um diese Energie irgendwie wieder loszuwerden. Das konnte doch alles nicht wahr sein, wieso in drei Teufels Namen ließ er ihn nicht einfach in Ruhe?! Warum ließ er ihn nicht ziehen und würde ihn nie wieder sehen, weshalb, verdammt noch mal, wollten sie ihn dabehalten? Jetzt war er sauer. Dort, wo bis jetzt Verwirrung und Angst ihren Platz eingenommen hatte, regierte blanke Wut und wenn er gewusst hätte, wie er es machen sollte, hätte er den Kerl jetzt in handliche kleine Stücke verarbeitet. Alleine für die Frechheit, die er sich erlaubte. Dafür, ihn festzuhalten, aufzuhalten und im selben Atemzug so ekelhaft freundlich zu sein! Dann sollte er ihn lieber schlagen, einsperren, foltern, was auch immer, das würde er zumindest leichter in Einklang mit all dem hier bringen können, als all diese widersprüchlichen Dinge! „Du kannst ja doch reden.“ Um ehrlich zu sein hatte Goku sich schon gewundert und angefangen zu fragen, ob das vielleicht auch verloren gegangen war. Aber wie es schien war dem nicht so und jetzt drehte Vegeta sich mit einem Ruck zu ihm um, erdolchte ihn mit seinem Blick. Er hatte es geahnt, hatte nur darauf gewartet, dass diese Wut endlich zu Tage gefördert wurde; hatte es gespürt, bevor Vegeta es wahrscheinlich selbst registrierte. Jetzt lag es an ihm, was er daraus machen würde. Lange warten musste er auch nicht, da schoss Vegeta auch schon auf ihn zu und versuchte einen Treffer mit seiner Faust zu landen, die er jedoch mit seinem Unterarm abwehrte, seinerseits einen Tritt andeutete, den Vegeta blocken konnte, indem er sein eigenes Bein vorzog. Die andere Faust sauste nach vorne, doch er griff sie und verhakte ihre Finger, so dass Vegeta gezwungen war, die erste wieder zum Einsatz zu bringen. Er holte aus, zog sie nach hinten und deutete an sie in seine Schläfe zu rammen, nur um Sekundenbruchteile später die Richtung zu ändern, und sie auf sein Kinn zu donnern. Dennoch ließ er ihn nicht los, auch wenn es ein schmerzhafter Schlag gewesen war, so war er jetzt am Zug. Seine eigene Faust zog er nach hinten, aber bevor er etwas mit ihr machte, verpasste er ihm einen Tritt in den Bauch, der Vegeta nach vorn krümmen ließ, setzte seine Bewegung fort und boxte ihm nun seinerseits ans Kinn. Vegeta flog davon, nachdem er ihn losgelassen hatte, dachte aber nicht einmal daran aufzugeben. Einen Sprung später war er wieder bei ihm, drehte sich und trat Goku in die Rippen, bevor sein Fußgelenk festgehalten wurde, sich beide im Kreis drehten und er wenig später in einem Baum einschlug. Der Stamm splitterte und ein Ächzen verließ seine Lippen, seine Augenbrauen zogen sich zusammen und er begann zu begreifen, dass er keine Chance haben würde. Kein Grund für ihn jetzt einfach das Handtuch zu werfen. Schnell rappelte er sich auf, registrierte nur am Rande, dass sich dieser immer freundliche Gesichtsausdruck so sehr verändert hatte und konnte nicht einmal mehr reagieren, als ihn nun seinerseits ein Fuß in die Seite traf, die Luft aus seinen Lungen drückte. Er keuchte, sprang einen Schritt zurück und suchte sein Gegenüber, nur um nichts zu sehen. Er war verschwunden und noch während er sich suchend umsah, hörte er ein Geräusch über sich, drehte seinen Kopf und sah noch die zusammengefalteten Hände, die seine Schläfe streiften und letzten Endes in seinem Nacken aufkamen. Der Andere hatte genau den richtigen Punkt getroffen, binnen eines Augenaufschlags sackte er zusammen und wurde schließlich von Goku aufgefangen, bevor er den Boden erreichte. Das war wirklich nicht so gelaufen wie er es sich erhofft hatte, doch der Gedanke erstarb, konnte sich nicht mehr ausbreiten. Goku indes seufzte und blickte auf ihn herab. Dabei hatte er nicht einmal ansatzweise Ernst gemacht und ihn dennoch so schnell schlagen können. Wahrscheinlich hatte Vegeta nicht einmal eine Ahnung von all den Dingen, die er konnte, von all der Kraft, die da irgendwo versteckt in seinem Körper schlummerte. Sein Ki war zwar gestiegen, aber wirklich bedrohlich war es noch lange nicht gewesen, nur ein Hauch, ein Bruchteil seiner sonst dagewesenen Stärke. Was sollte das hier werden, wo sollte das enden? Je öfter Vegeta versuchen würde zu entkommen, desto frustrierter würde er werden. Keine guten Voraussetzungen um mit ihm arbeiten zu können, ihn untersuchen zu können, vielleicht sogar etwas wie Vertrauen aufzubauen. Zumindest das Misstrauen abzubauen, so leicht würde der Prinz es ihnen nicht machen, das ahnte er schon. Aber umso frustrierter er wurde, je unumgänglicher würde er werden. Nicht dass er sonst ein sehr geselliger Typ gewesen wäre… launisch und sprunghaft war er immer. Jetzt allerdings waren eben jene Launen so unberechenbar geworden – in der einen Sekunde ein verängstigtes Kind, das weglaufen wollte und in der nächsten ein wütender Kämpfer, der zwar ein wenig unorganisiert aber dennoch effektiv war. Der gefährlich werden konnte, wenn er die versteckten Ressourcen in seinem Körper entdeckte. Die Überlegungen konnte er aber auf später verschieben und so verfrachtete er den leblosen Körper auf seine Schulter und steuerte das Haus an. Bulma war nicht mehr da, wo er sie zuletzt gespürt hatte und so richtete er seinen eigenen Blick auf das Loch in der Hauswand, in welchem sie stand und ihn beobachtete. Ihren Blick konnte er nicht lesen, es war eine Mischung aus Schock, Unglauben und fester Erkenntnis, überlagert von… einem Entschluss? Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Spielten heute alle irgendwie verrückt? Er schüttelte den Kopf und beschloss ein weiteres Mal diese Gedanken zu verschieben und Vegeta erst einmal rein zu bringen. Alleine lassen konnte er ihn nicht, noch so eine Show direkt nach dem Aufwachen konnten sie nun wirklich nicht gebrauchen und so musste er wohl oder übel bei ihm bleiben und Acht geben, dass er nicht wieder alles zerstörte oder den nächsten Versuch unternahm wegzukommen. Manchmal fragte er sich wieso Menschen, auch wenn er kein Mensch war, die Situation nicht begriffen und immer wieder dieselben Fehler machten, auch wenn sie merken mussten, dass sie keine Chance hatten… er würde es nie begreifen. Nachdem man dreimal die Treppe nach oben gerannt war, um auf einem Dach zu stehen und keine Möglichkeit zur Flucht zu haben, machte man denselben Fehler doch nicht noch einmal. Er steuerte die Richtung an, in der Bulma vorhin gewesen war. Vielleicht sollte er sie auch erst mal in Ruhe lassen, immerhin hatte er beinahe ihren Mann auf dem Gewissen. Zugegebenermaßen war das hier keinesfalls besser als es wirklich zu haben, es war alles verloren gegangen, was sie sich aufgebaut hatten und er würde verstehen, wenn auch sie ihre Wut in nicht allzu ferner Zukunft an ihm auslassen würde. Dann wenn sie die Tragweite all dessen begriffen hatte – er würde es ohne weiteres über sich ergehen lassen, er hatte ein dickes Fell und es war nicht so, dass er es nicht wusste oder sie ihm etwas anhaben konnte. Seufzend ließ er Vegeta schließlich auf das Bett fallen, zog sich einen Stuhl ran und setzte sich. Der Tag war anstrengend, mental mehr als körperlich. Dabei wollte er nicht einmal damit anfangen sich vorzustellen, wie es für Vegeta war. Wie es war, aufzuwachen ohne zu wissen wo man war. Wusste er eigentlich, wer er selbst war? Wusste er, was passiert war? Allem Anschein nach wusste er nichts von alldem, dabei half es ihnen nicht, dass er die meiste Zeit stumm blieb. Aber er wurde ein weiteres Mal aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete und Bulma hereinkam. Ohne ihn zu beachten lief sie um das Bett herum, nahm einen Arm Vegetas und legte ihm eine Art Handschelle um, wiederholte das Ganze mit seinem anderen Arm und seufzte schließlich schwer, als sie fertig war. Er beobachtete sie nur stumm, sah, dass ihr die Entscheidung selbst nicht leicht gefallen war und wusste jetzt auch, welch Entschlossenheit vorhin in ihrem Blick gelegen hatte. „Was ist das?“, wagte er es schließlich doch zu fragen und sie hob den Blick von Vegeta, um ihn anzusehen, während sie mit sich selbst kämpfte. Es fiel ihr wirklich nicht leicht, aber sie konnte nicht zulassen dass dieser Mann noch mehr zerstörte, noch mehr kaputtmachte und noch einmal weglief. Sie wollte und brauchte Ruhe, um ihre Maschinen zu reparieren, ihn zu untersuchen und einen Weg zu finden ihn wieder zu ihrem alten Vegeta zu machen. Aber das ging nicht, wenn er hier rum lief und entweder nichts tat oder einen Kampf nach dem anderen anfing. Das ging nicht, wenn er weglaufen würde oder beim nächsten Aufwachen die Hälfte des Hauses wegsprengte, weil… warum auch immer. „Handschellen, die seine Energie unterdrücken. Ich hab sie damals entwickelt als er auf die Erde kam und wir uns alle nicht sicher sein konnten, was er machen würde.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, heute tat es ihr leid ihm diese Dinger ummachen zu müssen, damals hätte sie es ohne zu zögern getan. „Verstehe.“ Goku sah noch einmal Vegeta an, ein trauriges Lächeln auf den Lippen. „Vielleicht ist es besser so.“ Vor allem, wenn der Prinz entdecken würde, welche Kraft er wirklich hatte. Somit war eine Gefahr gebannt, aber die Chancen sein Misstrauen zu verringern, waren kleiner geworden, wenn nicht sogar auf null gesunken. „Vielleicht.“, antwortete sie, drehte sich um und ging zur Tür. „Vielleicht aber auch nicht.“, hängte sie dem an. Sie wusste, was das bedeutete. „Pass gut auf ihn auf.“, sagte sie noch, dann schloss sich die Tür hinter ihr. Sie konnte ihn einfach nicht ansehen, das da drin war nicht ihr Vegeta. Er war… so anders. Er machte ihr Angst und zeitgleich so wütend, verzweifelt. Und sie würde ihn erst wieder als den Ihren sehen, wenn sie einen Weg gefunden hatte, ihn zu heilen. Dass er solange diese Handschellen tragen musste, war sowohl zu ihrem, als auch zu seinem besten. Er war zwar kein Gefangener... ... aber sie hatten ihn gerade zu einem gemacht. Kapitel 6: Auf Fakten basierendes Misstrauen -------------------------------------------- 6: Auf Fakten basierendes Misstrauen Er war zwar kein Gefangener, aber sie hatten ihn gerade zu einem gemacht. Im Nachhinein fragte er sich, warum er Bulma nicht zumindest versucht hatte aufzuhalten. Wenn er sich Vegeta so betrachtete, konnte das nichts werden, würde dieser anhand dieser Aktion nur noch weiter dichtmachen, als er es ohnehin schon tat. Auch ohne diese Handschellen hätten sie ein riesiges Stück Arbeit vor sich, aber mit diesen Dingern war ein herankommen an einen verängstigten Saiyajin, der sich dennoch über seine Fähigkeiten zumindest ansatzweise bewusst war, beinahe unmöglich und Goku wusste das. Er fragte sich, wie viel Zeit wohl ins Land ziehen würde, bevor Bulma soweit war, bevor sie sagen konnte, dass diese Dinger unnötig waren. Er fragte sich, ob sie etwas finden würde und wenn, was es vielleicht sein konnte, aber letzten Endes hatte er auf nichts von alldem einen Einfluss. Alles, was er versuchen konnte, war irgendwie Vegeta begreiflich zu machen, dass diese Dinger zumindest für eine Zeit nötig waren, dass sie ihm eigentlich nichts wollten und vielleicht, in ferner Zukunft, würde Vegeta verstehen, dass dies hier keine Intrige war. Dennoch – Vegeta war nie ein einfach zu handhabender Charakter gewesen, er hatte es im Gefühl, dass es jetzt keineswegs einfacher werden würde. Innerlich seufzend stützte er die Ellenbogen auf die Knie und lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig nach vorne, zog die Augenbrauen zusammen. So fest war sein Schlag in den Nacken doch gar nicht gewesen, auch so hatte er beinahe peinlich darauf geachtet, ihn zwar kampfunfähig zu machen, ihm dabei aber nicht allzu viele Verletzungen zuzufügen. Wenn er es gewollt hätte, hätte er den Kampf binnen eines Wimpernschlages beenden können und wieder einmal fragte er sich, was von dem Gelernten Vegeta vergessen und was er behalten hatte. Es war irgendwie kein sehr befriedigender Gedanke, dass er Schuld daran war, wenn dieser sonst so ehrgeizige Mann alles von neu auf erlernen musste. „Ich weiß, dass du wach bist.“, sprach er schließlich in die Stille des Raumes, die Ketten der Handschellen klapperten und keine Sekunde später stand Vegeta auch schon auf der gegenüberliegenden Bettseite, sah ihn kurz an und zog irritiert die Augenbrauen zusammen. Erst dann sah er nach unten und er konnte die Gedanken, die dieser bei seiner Entdeckung machte, fast schon greifen. Erst durchzog ein Knurren die Stille, zeitgleich zogen sich seine Augenbrauen so sehr zusammen, dass sie sich in der Mitte zu treffen schienen und zum Schluss sah er wieder nach oben - ein Blick, der verwirrt, herausfordernd, fragend und noch irritierter war als zuvor. Vegetas Mund öffnete sich, aber bevor er einen Ton sagte schloss er sich wieder, während seine Hände einmal versuchten die Handschellen zu schütteln, sie mit einer kräftigen Bewegung zu zerstören. Aber wie erwartet brachte das alles nichts und Goku sah für einen Moment weg, bevor er sich ihm wieder widmete. Er spürte selbst, dass Bulmas Erfindung ihre Versprechen hielt, die Aura Vegetas war zwar stabil und nicht zu niedrig, aber sie war niedriger wie zuvor und würde auf diesem Niveau bleiben, so lange, bis sie die Schellen wieder abnehmen würden. „Das ist zwecklos, ich denke, du weißt das.“ Er blieb sitzen, selbst wenn Vegeta jetzt einen Satz über das Bett auf ihn zumachen würde, er würde ihn nicht verletzen können. Wie es da allerdings mit dessen Innerem aussah, konnte er nicht einmal ahnen. Wie aufs Stichwort hielt Vegeta ihm die Hände entgegen, ein Ausdruck in seinen Augen, der ernster und herausfordernder nicht sein konnte. Er schien mit seinen Augen sagen zu wollen „Nun mach schon, nimm sie ab!“, aber Goku konnte nur den Kopf schütteln. „Das kann ich nicht.“, sagte er nur, schüttelte noch einmal den Kopf und sah Vegeta an, dessen Knurren den Raum durchschnitt, während er noch einmal herausfordernd die Arme bewegte, die Ketten zum rasseln brachte. Goku seufzte laut und stand schließlich auf, um den Kleineren nun seinerseits ernst anzusehen. “Ich kann sie dir nicht abnehmen, ich weiß nicht einmal wo die Schlüssel sind.“ Warum hatte er vorhin nicht gefragt, warum hatte er nichts unternommen, als Bulma sie ihm umgelegt hatte? Warum breitete sich in ihm ein immer schlechter werdendes Gefühl aus, das sich durch seine Eingeweide fraß und sein Gewissen unter seinem Gewicht begrub? Vielleicht war es der Blick Vegetas, der ihn gerade durchbohrte und Unglauben ausstrahlte. Unglauben und eine gute Portion Wut, während die Ketten noch einmal rasselten und sich das Knurren in den Tiefen seiner Kehle festgesetzt zu haben schien. Doch plötzlich drehte Vegeta sich im Kreis, ließ die Schellen an seinen Handgelenken gegen die Wand krachen, nur um ein kleines Loch in eben dieser zu erzeugen. Die Aktion hatte ihm nichts gebracht und für einen Moment hielt er inne, betrachtete die Dinger mit Abscheu und holte erneut aus, dieses Mal jedoch auf das Bettgestell am Kopfende des Bettes. Es gab ein dumpfes Geräusch, Metall auf Metall und auch jetzt brachte es kein Ergebnis, außer dass Vegeta noch wütender wurde. Was zum Teufel machten die hier mit ihm? Hieß es nicht vorhin noch, dass … ja, was eigentlich? Er konnte sich nicht mehr an den gesamten Verlauf des Gespräches erinnern, er wusste nicht mehr genau wie er hergekommen war und was genau davor geschehen war, aber war das ein Grund ihn anzuketten? Das verstanden die darunter, dass sie ihm nichts wollten? Dass er nicht lachte, verdammt noch mal! Er war doch kein Tier, das man anbinden musste, damit es nicht weglief! Er war kein… ein tiefes grollendes Knurren verließ ihn und wütend schlug er noch einmal auf das Bettgestell ein, in der vagen Hoffnung die Dinger damit knacken zu können, aber es hatte keinen Sinn. Gerade als er noch einmal ausholen wollte, wurden seine Arme festgehalten und der Blick, den er dem Anderen dabei zuwarf, müsste eigentlich alles sagen. Aber dieser wich nicht zurück, sah ihn seinerseits nur ruhig an und schüttelte schließlich noch mal den Kopf. “Ich sagte doch, es hat keinen Sinn.“ Diese Worte wollte er nicht hören und noch während sich seine Augen zu gefährlichen Schlitzen verengten, entriss er seine Arme dem Griff. Was fiel ihnen eigentlich ein, wer glaubten sie, wer sie waren ihn hier festhalten zu können? Ihn Fesseln zu können und auch noch zu verlangen, dass er diesen Umstand fröhlich lächelnd hinnahm, nichts versuchte zu unternehmen und die Ruhe bewahrte? Diese Hoffnung konnten sie sich in den Arsch stecken, er wollte hier weg und das so schnell wie möglich! Weg von Personen, die er nicht kannte, einem Ort, den er nie gesehen hatte und dem verflucht unangenehmen Gefühl ihnen jetzt tatsächlich ausgeliefert zu sein. Eben jenes Gefühl breitete sich nach dem ersten Schock über die Handschellen so schlagartig in ihm aus, dass er einen Schritt zurück ging, schluckte und den Anderen mit einem Blick bedachte, der es diesem eiskalt den Rücken hinunter laufen ließ. Noch einmal schluckte Vegeta, wandte sich ab und ließ seinen Blick einmal schnell durch den Raum schweifen, unkonzentriert und doch fokussiert genug um alles Wichtige in sich aufzunehmen, bevor er wieder an Goku hängen blieb. Ein weiterer Schritt nach hinten folgte, doch hatte er jetzt die Wand im Rücken, an der er eben noch versucht hatte, die Handschellen irgendwie loszuwerden und er konnte sich nicht dagegen wehren, dass dieses Gefühl in ihm zu reiner Furcht heranwuchs. Er war ihnen ausgeliefert und ein Blick auf die metallenen Dinger um seine Handgelenke bestätigte diese Annahme nur noch mehr. So schüttelte er leicht den Kopf, rutschte an der Wand noch ein wenig vor ihm zurück und hätte am liebsten frustriert aufgeschrieen. Stattdessen blieb es bei einem warnenden Knurren, dass sich selbst in seinen Ohren ein wenig zittrig anhörte und somit seine Wirkung eigentlich vollends verfehlte. Noch einmal dartete sein Blick durch den Raum, immer wieder prüfend zu Goku, um zu wissen, ob dieser sich bewegte, oder seinen vorherigen Worten treu blieb. Würde er ihm wirklich nichts tun oder waren das nur Worte, die gesprochen waren, um ihn in Sicherheit zu wiegen? Sie konnten nicht wahr sein, warum sonst hatte er ihn niedergeschlagen und wieder hergebracht? Sie sollten ihn nur ruhig stellen, damit sie die Gelegenheit hatten ihm diese Dinger anzulegen, ihn gefügig zu machen! Die Worte waren nichts weiter als eine verfluchte Lüge und erst jetzt erkannte er den Fehler, den er gemacht hatte in seiner wahren Tragweite. Auch wenn er nicht wusste, wo er hineingeraten war, er hatte seine Gegner unterschätzt und saß jetzt in ihrer Falle. Wieder schüttelte er den Kopf, der Drang sich umzudrehen und zu rennen wurde größer, aber einen Ausweg sah er gerade nicht. Die einzige Tür im Zimmer wäre auch der einzige Fluchtweg und wenn er diesen nehmen würde, würde er sich schneller wieder in den Händen dieses Kerls befinden, als er gucken konnte. Die Fenster wären eine weitere Option, aber da er aus seinem Blickwinkel nicht sehen konnte, wie hoch sie sich dieses Mal befanden, war ein Sprung da raus mit Handschellen um, die ihm nicht erlaubten seine Energie zu erhöhen, kein guter Rat. Wer wusste schon, wie tief er fallen könnte ohne seinen Sturz zu bremsen, ohne sich abfangen zu können? Ein weiteres Knurren, über seine eigene Unfähigkeit die Situation zu analysieren. Wieso hatte er sich eigentlich vorhin so verdammt einlullen lassen, wieso hatte er die ganze Zeit da gesessen und sich Dinge angehört, die er nicht verstand und die sich um ihn selbst zu drehen schienen? Wieso war er nicht einfach aufgesprungen und war gelaufen, so wie es eigentlich sein erster Gedanke gewesen war? Wieso hatte er in diesem Moment den Worten von jemandem Glauben geschenkt, der ihn trotz allem erst einmal festhielt und nicht gehen lassen wollte? Er verstand sich selbst nicht mehr, fand keine Antworten und keine Lösungen für seine Fragen und Probleme, die sich mehr und mehr aufzutürmen schienen. Noch einmal zog er ein wenig verzweifelt an den Handschellen, wollte sie mit einem Ruck seiner Arme irgendwie loswerden, aber auch bevor er diese Tätigkeit beendet hatte, hatte er gewusst, dass es nichts bringen würde. Zu allem Überfluss stand dieser Kerl immer noch da und sah ihn an, als ob er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Gut, vielleicht waren ja so einige von ihnen durcheinander geraten und er konnte die eine oder andere nicht mehr finden, aber das hieß noch lange nicht, dass er Mitleid brauchte! Das hieß auch nicht, dass er verrückt war, wenn hier jemand nicht mehr ganz richtig tickte, dann waren DIE es! Die, die ihn festhielten, einsperrten, anketteten und beobachteten. Die, von denen er nicht wusste, wer sie waren, was zur Hölle, in drei Teufels Namen, sie eigentlich von ihm wollten?! Er wollte weg. Aber auch wenn er jetzt einen Versuch starten würde, würde er sich schneller wieder hier befinden, als ihm lieb war. In seinem Zustand, mit weniger Energie als… was eigentlich? Er hatte gerade keine großen Vergleichsmöglichkeiten, in seinem Kopf herrschte Funkstille, die Gedankenfetzen ergaben wenig Sinn und drehten sich unermüdlich im Kreis. Dass er dabei weder Namen, Orte oder andere Dinge benennen, erkennen, sich nicht erinnern konnte, machte es nicht zwingend leichter die Ruhe zu bewahren. Wenn er wüsste, was dieser Kerl von ihm wollte; wenn er wüsste, ob er ein Feind war oder nicht, würde er ihm einen Hilfe suchenden Blick zuwerfen. So aber blieb es bei einem Ausdruck, der ihn wahrscheinlich selbst erschreckt hätte, hätte er sich im Spiegel betrachten können – er konnte es am Gesichtsausdruck des Anderen sehen. Diese Mischung aus Mitleid, Mitgefühl und eigener Unsicherheit, ein Blick, der ihm vieles sagte, nur keine Antworten lieferte. Keinen Ausweg, keine Lösung, nichts, absolut rein gar nichts. Er wollte ihm ja nicht einmal helfen, also musste er ihn notgedrungen als Feind einstufen, selbst wenn die leisen und ruhigen Worte eine andere Sprache sprachen. So rutschte er noch ein wenig von ihm weg, die Wand immer noch im Rücken und konnte beobachten, wie sich dessen Gesichtsausdruck zu einem verwirrt-verletzten wandelte. Was sollte das? Das passte nicht, es passte hinten und vorne nichts von seinen Eindrücken zusammen, die Puzzleteile waren an den Rändern ausgefranst und würden nie ihr Gegenstück finden, wenn Reaktionen, Gesichter, Augenblicke und Taten nicht passen wollten. „Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich dir nichts tue.“, sagte Goku und seufzte leise. Die Emotionen in diesen Augen machten ihn wahnsinnig, nie hatte er so viele von ihnen dort gesehen, immer waren es wohl behütete Geheimnisse, was in ihrem Besitzer vor sich ging. Jetzt konnte er sie lesen, wie in einem offenen Buch, manche davon wechselten so schnell, dass es ihm nicht einmal möglich war, sie wirklich zu erkennen. Doch es waren immer dieselben Gefühle, die im Vordergrund blieben, mal stärker und schwächer wurden, sich gegenseitig ablösten. Da war sie wieder, die Angst, die Furcht, nachdem Vegeta zu begreifen schien, dass es keine Möglichkeit für ihn gab einfach zu gehen. Die anfängliche Panik, die sich in seiner gesamten Körpersprache widerspiegelte und sein eigenes schlechtes Gewissen verdreifachte. Die Verzweiflung, als er versuchte die Handschellen loszuwerden und begriff, dass es kein so leichtes Unterfangen war, wie er gehofft hatte, nachdem er wahrscheinlich selbst gespürt haben musste, für was sie da waren. Es brach ihm das Herz diesen stolzen Krieger in dieser Verfassung zu sehen. Zu beobachten, wie dieser immer weiter von ihm wegrutschte und doch nicht fliehen konnte, bald in der Ecke des Zimmers angekommen sein würde, wenn er so weitermachte. Es tat ihm in der Seele weh zu betrachten, was aus ihm geworden war, wie viel Misstrauen, Furcht und Verwirrung sich in seinem Gesicht abzeichnete. Was war alles verloren gegangen und würde es jemals wiederkommen? „Wir können dich nur nicht gehen lassen, bevor wir nicht wissen, was passiert ist.“ Vegetas Blick sagte ihm alles, er wusste nicht einmal, dass etwas passiert war. Für eine Sekunde wechselte der Ausdruck zu fragend, bevor er sich wieder alarmbereit auf die Hut legte und jede Bewegung analysierte. Vielleicht sollte er anders an die Sache rangehen. „Kannst du dich an deinen Namen erinnern?“, fragte er deshalb, es brachte ihm nichts Dinge zu erklären, die er sowieso nicht verstand und jeder noch so kleine Schritt in eine Richtung konnte ihn weiterbringen, also versuchte er es damit. Sie wussten, dass die Kopfverletzung mehr Schaden angerichtet hatte als Anfangs angenommen, wie viel Schaden wussten sie allerdings noch nicht. Darum sah er Vegeta jetzt einfach nur wartend an, versuchte so viel Ruhe in sich selbst, in seinem Blick zu bringen, wie ihm möglich war. Aber dieser zog erst kurz die Augenbrauen zusammen, dann hob sich eine von ihnen und schließlich wandte er den Blick ab, richtete ihn für wenige Sekunden auf den Boden. „Nicht? Oder willst du ihn mir einfach nicht sagen?“ Sprechen konnte er, das hatte er schon mitbekommen, also war noch nicht alles verloren. Doch auch jetzt erntete er nur ein Kopfschütteln, was eine Antwort auf beide Fragen hätte sein können und ihn somit kein Stück weiterbrachte. Erneut seufzte er. „Okay, so kommen wir nicht weiter.“ Jetzt klang er selbst frustriert und Vegeta sah wieder auf. Mit leicht schief gelegtem Kopf, fragend und doch so verwirrt. Er hob seine Arme, die Kettenglieder rasselten in der entstandenen Stille, während er sie ihm noch einmal entgegenhielt und beinahe flehend ansah. „Tut mir wirklich leid, das war nicht meine Idee und ich kann sie dir nicht abnehmen, Bulma hat den Schlüssel.“ Er hasste es Monologe zu führen, quasi mit sich selbst zu sprechen, aber der frustrierte Ausdruck in Vegetas Gesicht, sagte ihm dennoch alles. Doch so schnell wie dieser gekommen war, wechselte er zu wütend und er wandte den Blick zur Tür. Wahrscheinlich hatte er gerade seine anfänglichen Erlebnisse zu einer Entscheidung zusammen gerauft und sich entschieden, dass Bulma von ihnen beiden die wirkliche Bedrohung für ihn zu sein schien. Der Gedanke ließ ihn schmunzeln, es war so entgegen Vegetas sonstigem Verhalten, dass es fast lustig hätte sein können, wenn die Gesamtsituation nicht so ernst gewesen wäre. Bulma war nun wirklich keine Bedrohung, nicht für ihn. Die einzige Bedrohung wäre vielleicht Goku selbst gewesen, aber das schien Vegeta in seinem jetzigen Zustand kaum wahrzunehmen… und auf eine gewisse Art machte es diesen glücklich, wollte er doch immer so was wie ein Freund für den Prinzen sein. Frustriert ließ Vegeta seine Arme wieder sinken und knurrte leise auf, ein verzweifelter Ausdruck seiner selbst. Es klang weder bedrohlich, noch in irgendeiner Art und Weise wütend, es klang einzig und allein hoffnungslos, beinahe gebrochen. „Ich werd’ später mal mit ihr reden und…“ Sollte er ihm wirklich diese Hoffnung machen, nur um der Sturheit einer Frau zu begegnen, die sie wieder zerstören konnte, weil sie ihn so für zu gefährlich hielt? Dabei war er das nicht, er wusste nur nicht, was er machen sollte. „Vielleicht können wir sie dir bald wieder abnehmen, aber dazu müssen wir sicher sein, dass du hier bleibst. Ich meine… wir wollen dir nichts aber das sieht für dich wahrscheinlich anders aus.“ Ein weiteres Seufzen verließ seine Lippen, als er dem Blick Vegetas begegnete. Ja, es sah wirklich anders für ihn aus und wenn er könnte, würde er wahrscheinlich schneller hier weg sein als alles andere. War es richtig was sie taten? War es richtig ihn hier zu behalten, nur weil sie dachten, sie würden das Beste damit wollen? Oder war es vielleicht doch das Falscheste, was sie tun konnten? Er wusste es nicht. „Vegeta.“ Eben Angesprochener hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und hob ihn nun wieder, sah ihn ausdruckslos an. Keine Reaktion, nichts, was von Bedeutung gewesen wäre; kein erkennen, keine Verwirrung, nur nach wenigen Sekunden die stumme Frage, was das heißen sollte. Am liebsten würde er erneut seufzten, unterdrückte aber den Impuls. „So heißt du.“ Vielleicht war das ja endlich der Anfang, den er brauchte, aber wieder traf ihn nur ein Kopfschütteln, eine stumme Verneinung, Hilflosigkeit. Er konnte sich nicht erinnern, wusste nicht wer er war und die Tragweite dieser Erkenntnis stürzte wie eine riesige Welle über ihm zusammen und begrub ihn unter sich. Was hatten sie mit ihm gemacht, hatten sie sein Gedächtnis gelöscht und spielten jetzt Spielchen mit seinem Verstand? Wollten sie wissen, wie lange es dauerte bis er ihn verlor, oder warum machten sie das? Er wusste es nicht, er wusste nichts, und es wurde nicht besser, umso mehr Brocken man ihm hinwarf, an denen er ersticken würde. „Du hattest einen Unfall, hast dir den Kopf gestoßen.“ Wobei das wirklich eine ziemliche Untertreibung war, aber er konnte ihm schließlich nicht auf die Nase binden, dass er Schuld daran war, was genau passiert war. Dann wäre dieses Gespräch, wenn man es so nennen konnte, schneller beendet gewesen, als er es wollte. „Musst wohl dabei irgendwie dein Gedächtnis verloren haben.“ Auf einmal wurde es so klar für ihn selbst. Hatte er sich so viele Fragen gestellt, hatte er sich die Antwort gerade selbst geliefert. Aber würde es je wiederkommen oder würde dieser Zustand für immer anhalten, so wie bei ihm selbst? Würde Vegeta irgendwann wieder der Alte werden, oder auf ewig diese unberechenbare und doch ängstliche Seite zeigen? Nein! Nein, sie hatten in seinem Gehirn herumgepfuscht und versuchten es nun so hinzustellen! Sie waren Schuld an allem und so schüttelte er nur seinen Kopf noch einmal, trat zurück und stieß nun an eine zweite Wand. Er hatte sich quasi selbst in die Ecke gedrängt und sah nach oben, schüttelte den Kopf und verstand gar nichts mehr. Sein Name… es konnte jeder beliebige Name sein, der ihnen gerade eingefallen war und sie versuchten ihn zu etwas zu machen, was er nicht war. Sie konnten ihn nennen, wie sie wollten, sie konnten ihn behandeln wie sie wollten und sie konnten das Ganze noch mal von vorne machen, wenn ihnen das Ergebnis nicht gefiel. Vegeta schluckte, schüttelte den Kopf noch einmal und sah sich beinahe panisch um. Er war gefangen, saß in der Falle und hatte sich selbst da hinein manövriert. Seine Atmung beschleunigte sich und auch wenn der Andere kaum eine Bewegung in all der Zeit gemacht hatte, drängte er sich noch ein wenig weiter in die Ecke, die ihm zwar Halt gab, aber genauso gut Verderben bedeuten konnte. Klare Gedanken waren nicht mehr da, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Panik suchten sich gemeinsam ihren Weg an die Oberfläche und er konnte sie einfach nicht aufhalten, selbst wenn er es gewollt hätte. All die Informationen, all die Worte, die Bruchstücke, die sich nicht zusammenfügen ließen; all die Vermutungen und Unwissenheit ballten sich zu einem einzigen riesigen Stein zusammen, der auf ihn fiel. Goku indes betrachtete die Szene mit wachsendem Interesse, ebenso Unbehagen. Wenn das so weiterging würde es nicht gut enden, er konnte sich Vegeta zwar nicht mit einer ausgewachsenen Panikattacke vorstellen, aber es hatte ganz den Anschein, als ob er auf dem Weg dahin war. So machte er einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu, blieb aber stehen, als die Atmung des Anderen für einen Moment aussetzte und sich schneller fortsetzte, er an der Wand schließlich nach unten rutschte und noch immer den Kopf schüttelte. Dieser Blick – er würde sich in seine Seele brennen und ihn wahrscheinlich für den Rest seines Lebens in seinen Träumen verfolgen. „Beruhig dich bitte wieder.“, sagte er leise, legte soviel Gefühl in diese wenigen Worte, wie ihm selbst gerade möglich war. Er war auch verzweifelt, aber das gesamte Ausmaß dessen, was in Vegeta vor sich ging, konnte er sich wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise vorstellen. Aber er konnte doch nicht nur hier rumstehen und nichts tun! Ihm fielen keine Worte mehr ein, die er ihm hätte sagen sollen, er wusste nicht, was er machen sollte und so blieb ihm nichts anderes übrig als den Sicherheitsabstand, den Vegeta selbst geschaffen hatte, wieder zu bringen. Schnell ging er die wenigen Schritte zurück, so dass er letzten Endes mit dem Rücken an der anderen Wand stand und ihn beobachten konnte. Er musste warten, so lange bis er sich beruhigt hatte. Er musste Geduld haben und diese Bilder, die er heute zu Gesicht bekam, selbst erst einmal verarbeiten. „Beruhig dich.“ Ich tue dir doch nichts, hängte er den geflüsterten Worten in Gedanken noch an, ließ sich selbst an der Wand nach unten sinken. Vielleicht war das genug Abstand, vielleicht sollte er einfach den Mund halten und abwarten, sehen was passierte. Vielleicht sollte er sich eine andere Taktik überlegen und so saß er stumm dort, beobachtete den Anderen. Irgendwann, wie viel Zeit vergangen war, war unwichtig, hatte sich dessen Atem wieder beruhigt. Die Beine an seinen Körper gezogen und die Arme darum geschlungen hockte er wie ein geschlagener Hund in dieser Ecke, den Blick abgewandt und doch ließ er ihn nie aus den Augen. Das konnte ein wirklich hartes Stück Arbeit werden, wenn selbst kleinste Informationen so etwas auslösen konnten. Geduld, er musste Geduld haben. Kapitel 7: Eine Frage, die die Welt bedeutet -------------------------------------------- 7: Eine Frage, die die Welt bedeutet Drei Tage waren seit dem verheerenden Unfall vergangen und Goku hatte sich wirklich bemüht in der Gegenwart des Anderen die Ruhe zu bewahren. Er hatte nur die nötigsten Fragen gestellt, nur das nötigste gesagt und brachte ihm sein Essen, weil Vegeta sich schlichtweg stumm weigerte dieses Zimmer zu verlassen. Und genau das tat er auch jetzt, holte noch einmal tief Luft und balancierte das Tablett auf einer Hand, um mit der anderen leicht an die Tür zu klopfen, auch wenn er wusste, dass wahrscheinlich keine Antwort folgen würde. Wie immer. Langsam begann er sich wirklich zu fragen, ob das eine Wort, das er vor ein paar Tagen gehört hatte ein Unfall war, oder ob Vegeta wirklich nicht viel mehr reden konnte. Wahrscheinlich aber wollte er nicht – angekettet und eingesperrt in einem Haus, das ihm fremd war, würde er selbst auch keine Luftsprünge machen. Also wartete er einige Sekunden, in der vagen Hoffnung dass vielleicht doch eine Antwort auf sein Klopfen folgen würde, wurde aber ein weiteres Mal enttäuscht. Er ließ es sich nicht anmerken, setzte sein Lächeln auf seine Lippen und trat schließlich ein, warf einen Blick in die Ecke, die Vegeta als sein Eigen eingenommen hatte. Ja, genau das hatte er. Er saß nie auf dem Bett, dem jetzt sowieso alle Auflagen fehlten. Er hatte sich diese eine Ecke, von welcher aus er die Tür im besten Blick hatte, nach seinen Vorstellungen und so gut er konnte, eingerichtet. Die Matratze lag auf dem Boden, die Decke unordentlich irgendwo auf ihr und Vegeta saß dort, betrachtete ihn mit einem Blick, der Bände sprach. Goku schluckte. Nie, wirklich nie hatte er den Kleineren so traurig gesehen. Diese Emotion hatte sich irgendwann in den letzten Tagen in seine Augen geschlichen und die Wut und Verwirrung abgelöst, hatte sich innerhalb ein paar Stunden so sehr darin manifestiert, dass es Goku schon wehtat ihm überhaupt in die Augen zu sehen. Die Intensität dieses einen Gefühls war überwältigend und es brach ihm das Herz ihn so zu sehen. Vegeta ging hier langsam aber sicher ein und es gab nicht wirklich viel, was er dagegen tun konnte. „Ich hab dir was zu essen gebracht.“ Das erinnerte ihn an das erste Tablett, das er ihm an diesem einen Abend gebracht hatte, nachdem sie sich stundenlang, wie es schien, einfach nur noch angesehen hatten. Wieder war dieser stumme Willenskampf entstanden, bevor er das Tablett vor ihm abgestellt und wieder einen Sicherheitsabstand eingenommen hatte. Er konnte das Knurren Vegetas Magens hören, aber dieser machte nicht eine Bewegung, keine Andeutung, dass er es essen würde. Jetzt stellte er ihm das Tablett auf die Matratze neben ihn, ging wieder ein paar Schritte zurück. Das erste Essen hatte er verschmäht, am nächsten Morgen war der Hunger zu groß geworden und er hatte es förmlich inhaliert – nicht, ohne vorher prüfend daran zu riechen, zumindest die meisten und üblichen Giftstoffe damit herauszufiltern, welche sowieso nicht drin waren. Minuten verstrichen, doch Vegeta sah das Tablett nicht einmal an, hatte seinen Blick auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet und atmete leise. Wenn seine Augen nicht geöffnet gewesen wären, hätte Goku denken können, dass er schlief, aber so bescherte ihm diese unendliche Ruhe nur einen Schauer, der ihm heiß den Rücken hinunter lief. Das da war nicht Vegeta, das war nur ein Schatten seiner selbst und wieder sah er wie viel so eine unfreiwillige Gefangenschaft anrichten konnte und er zog seinerseits die Augenbrauen zusammen, so wie es der Prinz immer tat. „Iss bitte.“ Ein Kopfschütteln war die einzige Antwort, die Ruhe, bevor der Sturm aus Vegeta heraus brach und er das Tablett mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung von der Matratze fegte. Es ging mit einem lauten Scheppern an der nächsten Wand zu Boden, die darauf befindlichen Dinge verteilten sich um es herum und die Ketten seiner Handschellen rasselten dabei leise wie ein vorwurfsvolles Flüstern im Wind. Goku seufzte, ihn überraschte diese Aktion nicht wirklich, im Grunde hatte er sich gefragt, wann Vegeta diese Ruhe ablegen würde und endlich das zulassen würde, was die ganze Zeit in ihm vorging. Er fraß sich von innen heraus selbst auf und es war wirklich nur eine Frage der Zeit, bis es auch nach außen dringen würde. Hatte länger gedauert als er gedacht hatte, mehr Zeit in Anspruch genommen, als er glaubte. Jetzt stand der Kleinere auf und bedachte ihn wieder mit diesem Blick, der bis in seine Seele vordrang und ihn im innersten Kern schockte. Unverwandte Wut wurde noch immer von dieser unendlichen Traurigkeit verdeckt, ein gefährliches verräterisches Glitzern lagerte sich noch darüber und ließ Goku schlucken. Er konnte sich das nicht länger ansehen, schnaubte und hob die Hand, um sich damit eigentlich durch die Haare zu fahren. Doch die Reaktion, die ihm entgegenschlug, ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten. Vegeta schloss die Augen und zuckte gleichzeitig unmerklich zusammen. Gokus Augen wurden groß, erwartete er etwa, dass er ihn schlug? Hatte er ihm jemals auch nur einen Grund in den letzten Tagen gegeben, so etwas zu denken? Hatte er nicht stattdessen immer versucht so freundlich zu sein, wie seine Geduld mit dem Anderen es auch zuließ, hatte er ihm nicht so gut wie alles durchgehen lassen? Und jetzt? Er nahm die Hand wieder nach unten. „Sieh mich an.“ Entgegen seinem inneren Tumult blieb seine Stimme so leise und ruhig wie möglich und er hatte damit genauso viel Erfolg, wie wenn er ihn anschreien würde. Vegetas Augen öffneten sich langsam und er sah ihn an, mit dieser verheerenden Mischung, die ihm das Herz brach. „Was willst du?“ Es war besser den Vorfall mit dem Tablett und das danach Geschehene einfach außen vor zu lassen, nicht zu erwähnen und so zu tun, als ob es nie passiert war. Jetzt darauf herumzureiten wäre vielleicht fatal gewesen, vielleicht war es aber auch genau die falsche Entscheidung. Er wusste es nicht mehr, alles was er sich in all den Jahren im Umgang mit Vegeta angeeignet hatte, hatte jetzt keinen Wert mehr. Zur Antwort hob eben dieser wieder die Hände, das leise Rasseln dröhnte in der Stille in seinen Ohren, machte ihn wahnsinnig. Wie konnten sie ihm das antun? Dieser flehende Blick durchbohrte ihn, die nur mit einer Geste ausgesprochene Frage brannte sich in seinen Verstand und diese unendliche Traurigkeit, die ihn dabei ansprang, schnürte ihm die Luft ab. Für einen Augenblick musste er die Augen schließen und tief Luft holen, um nicht das Gefühl zu bekommen, wirklich gleich ersticken zu müssen. Er schluckte schwer und vollführte nun doch die Bewegung, die er eben schon hatte machen wollen, fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Diese Situation begann an seinen Nerven zu ziehen, das ganze Ausmaß des Unfalls und das darauf folgende ließen ihn fast genauso verzweifeln wie die Person vor sich. Nur, dass er selbst frei war und damit genug Hoffnung hegen konnte, dass alles wieder gut werden würde. Dass er Bulmas Arbeit betrachten und die Fortschritte sehen konnte. All das konnte Vegeta nicht, er wusste wahrscheinlich noch immer nicht genau, warum sie ihn überhaupt in Handschellen gelegt hatten, verstand ihren Beweggrund nicht. Es reichte! Er konnte sich das nicht länger ansehen, konnte nicht länger den Mund halten und würde jetzt das einzig Richtige tun, das er seit Tagen getan hatte. Die Idee hatte ihm von Anfang an nicht gefallen, nicht nur einmal hatte er sich gefragt, warum er seine Freundin nicht aufgehalten hatte, warum er nichts gesagt hatte, warum er es einfach geschehen ließ. Nicht nur einmal hatte er sie gefragt und war letzten Endes mit einem zwiegespaltenen Gefühl wieder gegangen, ohne eine Entscheidung zu treffen – aber jetzt konnte er sich das nicht länger ansehen, es nicht ertragen. Alles war besser als diese unendliche Traurigkeit in diesen Augen, das war nicht richtig. „Okay.“, sagte er schließlich und öffnete die Augen wieder, nur um mit einer stummen Frage begrüßt zu werden. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, auch wenn ihm nicht nach lächeln zumute war, so konnte er anhand des fragenden Ausdrucks einfach nicht anders. Wenn Vegeta manchmal wüsste, wie viel Körpersprache wirklich in ihm steckte, brauchte er keine Worte um etwas zu verdeutlichen. „Bin gleich wieder da.“, hängte er dem an, antwortete damit zwar nicht auf Vegetas Frage, aber das würde schon noch schnell genug erledigt sein. So setzte er sich zwei Finger an die Stirn und war im nächsten Augenblick auch schon verschwunden, einen verwirrten Prinzen zurücklassend, der die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, anblinzelte und nun gar nichts mehr verstand. Doch anstatt zu versuchen sich diese aussichtslose Frage selbst zu beantworten, zuckte er schließlich mit den Schultern und setzte sich wieder hin, einen Blick auf das Essen werfend, das jetzt nicht mehr gegessen werden konnte. Er seufzte, wirklich Hunger hatte er sowieso nicht, das hier machte ihn fertig. Er wollte sich bewegen, er wollte frei sein, er wollte… einfach nur wissen, was vor sich ging. Warum er so nett war, warum er dennoch diese Dinger tragen musste und nicht ein einziges Mal auf seinen Wunsch eingegangen wurde, sie abzunehmen. Immer kamen nur Ausreden, Lügen und dumme Ausflüchte, die er sowieso nicht glauben wollte und konnte. „Bulma.“ Sie zuckte zusammen und drehte sich mit einem Fluch auf den Lippen zu ihm herum, schloss ihren Mund aber wieder, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Er war ihr Draht zu Vegeta, sie war seitdem nicht einmal in diesem Zimmer gewesen und konnte sich nur sporadisch von seinen Erzählungen ein Bild davon machen. Aber sie konnte einfach nicht, es war ihr zuwider, es war als ob ein Teil ihrer Selbst ihn einfach nicht sehen wollte, nicht wahrhaben wollte, was passiert war und sich einredete, dass er nur mal wieder ein paar Tage weg war. Das war er nicht, das wusste sie. Und sie wusste auch, dass sie irgendwas unternehmen musste und arbeitete in jeder freien Minute an der Instandsetzung ihrer Geräte, damit sie ihn endlich untersuchen konnte. Auch wenn dabei nicht viel herauskommen würde, eine Amnesie konnte man nicht messen, konnte man nicht sehen. Erinnerungen und die Dinge, die eine Person ausmachten, blieben auch vor den Augen einer Wissenschaftlerin verborgen. Sie seufzte. „Was ist?“ Es klang gereizter als es sollte, diese Frage hätte sie sich sparen können, sie wusste bereits was er wollte. Es war nicht das erste Mal, dass er fragte, nicht das erste Mal, dass er versuchte auf sie einzureden. „Gib mir die Schlüssel, Bulma.“ Er musste nicht sagen, welche Schlüssel, sie wusste es. Er musste auch nicht mehr Nachdruck in seine Worte legen, alleine seine Tonlage sollte ihr sagen, dass es ihm ernst war und er dieses Mal nicht nachgeben würde. „Das kann ich nicht. Was ist, wenn er…“ Er unterbrach sie, schüttelte den Kopf. „Das wird er nicht.“ Dessen war er sich irgendwie sicher, und wenn doch etwas passieren sollte, dann vielleicht nicht einmal mit Absicht. So wie das missglückte Tablett. „Woher willst du das wissen?“ Sie sah zur Seite, dem intensiven Blick Gokus konnte sie nicht standhalten. Wann hatte er gelernt so zu schauen wie Vegeta es immer tat? “Ich weiß es. Warst du in letzter Zeit mal in seinem Zimmer, hast ihn besucht?“ Sie schüttelte nur den Kopf, eine Antwort war unnötig, die kannten sie Beide auch so. „Dann solltest du es vielleicht nachholen.“ Wieder schüttelte sie nur den Kopf. „Ich kann nicht.“, sagte sie leise, sah noch immer nicht wieder auf. „Zumindest würdest du dann verstehen, warum ich dich nach dem Schlüssel bitte.“ Wieder seufzte er. Vielleicht sollte er sie sich einfach schnappen und zu ihm teleportieren, damit sie keine andere Wahl hatte, aber andererseits konnte er ihren Standpunkt auch verstehen. Vegeta würde wahrscheinlich ein restlos einsames Dasein fristen, wenn er nicht hier wäre… „Gib sie mir einfach. Es hat keinen Sinn ihn so zu behandeln, denkst du wirklich er wäre fähig mich ausgerechnet jetzt zu besiegen?“ Das hatte er nie und jetzt, wo er sich seiner eigenen Kraft nicht bewusst war, würde das erst Recht nicht passieren. Wahrscheinlich kannte er die Legende vom SSj, aber dass er selbst einer war… wer wusste das schon? „Na schön.“ Er hatte gewonnen, auch wenn sie nicht begeistert davon war. Warum es ihr so zuwider war, wusste sie selbst nicht, verstand sie selbst nicht, aber es war einfach so. Sie wollte ihm nicht über den Weg laufen und dabei wissen, dass er sie nicht einmal erkannte. Es schmerzte auf der einen Seite, und es machte sie wütend auf der anderen. Gottverdammt noch mal, er hatte Angst vor ihr gehabt! Schließlich stand sie auf und ging an den anderen Schreibtisch; jener, der einen eingebauten kleinen Safe in sich trug, gab die Kombination ein und nahm die Schlüssel heraus. Dann drehte sie sich wieder um, warf sie ihm zu und seufzte erneut. “Stell einfach sicher, dass ihr mein Haus nicht noch mehr kaputt macht.“, sagte sie noch, dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, ohne einen weiteren Blick zurück. Ihre Augen brannten, sie wusste nicht wohin mit sich selbst, innerlich zu zwei verschiedenen Seiten gezogen versuchte sie sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Er verschwand wieder und sie holte tief Luft, wischte sich über die Augen. „Pass auf ihn auf.“ Sie wollte ihren alten Vegeta wieder haben, aber dennoch konnte sie nicht zulassen, dass dem neuen etwas passierte. Neben Vegeta tauchte er wieder auf und dieser erschrak derart, dass er im nächsten Moment kampfbereit dort stand und knurrte. Zumindest soweit es die Handschellen zuließen, war er in diese Position gerutscht, bevor er ihn erkannte, sie dennoch nicht fallen ließ. Was war das hier, versteck dich und tauch wieder auf, auf ganz neue Art, oder was? Sein Knurren allerdings wurde leiser und verschwand schließlich ganz, als Goku ihm die Schlüssel entgegenhielt, sein Blick von kampfbereit auf ungläubig wechselte. „Ernsthaft?“ schien in seinen Augen zu stehen und dieses Mal konnte sich der Größere ein Lächeln nicht verkneifen, nickte nur einmal stumm, bevor er ernst wurde. Ihm die Handschellen hier abzunehmen konnte die gesamte Inneneinrichtung zunichte machen und einen weiteren Tobsuchtsanfall Bulmas hervorrufen, und das war nun wirklich das Letzte, was er Vegeta und sich selbst zumuten wollte. Das alles war schon schwer genug ohne diese Anfälle und bevor er sich der Wut seiner Freundin aussetzte, musste er einen anderen Weg finden. Dass Vegeta ihm dabei schon wartend die Hände entgegenstreckte, machte es nicht leichter, aber er zweifelte daran, dass dieser wusste, wie er die so plötzlich wiederkehrende Energie kontrollieren sollte. „Warte noch, hier nicht.“ Eine Augenbraue wurde fragend in die Höhe gezogen, das Warum verstand er nicht ganz und er verstand auch nicht, wieso er ihm erst so bereitwillig die Schlüssel entgegenhielt, nur um ihn dann hinzuhalten. Spielte er vielleicht doch nur ein Spiel mit ihm? Mach ihm Hoffnung und zerstör sie später wieder? Himmel Herrgott noch mal, dieser Kerl verwirrte ihn und anstatt ihm Antworten zu geben, warf er nur immer noch mehr Fragen auf, als sich ohnehin schon in seinem Kopf befanden! Aber bevor er das in irgendeiner Art äußern konnte, fasste ihn der Andere am Arm und die Umgebung löste sich auf, um sich anders wieder zu materialisieren. Geschockt drehte er sich im Kreis, betrachtete sie grüne Landschaft und wusste für einen Augenblick nicht, was er denken sollte. Wie war das möglich? Das strotzte allen Gesetzen die er kannte, es ergab keinen Sinn und doch schien es wahr zu sein. Sein Mund öffnete sich, doch anstatt endlich etwas zu sagen, schloss er ihn wieder und drehte sich fragend zu Goku. „Überrascht?“, wurde er nur gefragt und alles, was er zustande brachte, war ein Nicken. So widersprüchlich, alles hier war so widersprüchlich, dass er nicht wusste, wie er es ordnen sollte. „Kleiner Trick meinerseits, kann’s dir irgendwann ja mal erklären.“ Er hatte immer gewusst, dass Vegeta neidisch auf diese Technik war, nur zu stolz um auch zu fragen, wie man sie erlernen konnte. Stattdessen hatte er ihn beschimpft, wann immer er sie anwandte. Er beobachtete, wie sich dessen Mund noch einmal öffnete und legte wieder soviel Hoffnung darauf, endlich etwas zu hören, aber er schloss sich erneut ohne einen Ton gesagt zu haben. „Willst du jetzt ewig hier rumstehen, oder soll ich dich endlich befreien?“ Wie auf Kommando wurden ihm die Hände entgegen gestreckt und mit einem Lächeln schloss er die Handschellen auf, trat einen Schritt zurück und überließ Vegeta den Rest. Der sich auch nicht lange bitten ließ, die Dinger förmlich von seinen Handgelenken riss und augenblicklich spürte, wie die Energie zu ihm zurückkehrte – mit einer solchen Wucht, dass er beinahe überwältigt wurde. Wild tanzte sie um ihn herum und erzeugte eine kleine Druckwelle, die Goku dazu veranlasste die Arme zu heben und sie schützend vor sein Gesicht zu halten, um den Dreck, der dabei aufgewirbelt wurde, nicht in die Augen zu bekommen. Das Lächeln wollte seine Lippen nicht verlassen, Vegetas Ausdruck war Gold wert – er schien sich gerade selbst zu fragen, warum es soviel war, warum sie so hoch war, aber die Antwort würde er selbst finden müssen, wenn er sich nicht dazu entschloss ihn zu fragen. Dann war es auch schon vorbei und Vegeta schloss die Augen, atmete tief ein. Es war Tage her, seit er frische Luft geatmet hatte und er genoss diesen kleinen Moment einen Augenblick, bevor er die Augen wieder öffnete. Tatsächlich wusste er nicht einmal, wie lange es her war, als er das letzte Mal frische Luft geatmet hatte, seine Erinnerungen reichten ein paar Tage weit zurück und waren danach nur ein vollkommenes Schwarz, dass er noch nicht hatte lüften können. Die Erkenntnis war seltsam schmerzend, nicht zu wissen wer man war, war frustrierend. Aber jetzt verstand er auch warum sie hier waren und er ihm diese Dinger nicht in diesem Zimmer abgenommen hatte. Ein kleines Grinsen legte sich auf seine Lippen, bevor es verschwand und er sich fragte, warum er das tat. Mit seinen Fragen war er kein Stück weiter gekommen, Antworten lieferte ihm auch kein stundenlanges Nachdenken und für einen Wimpernschlag dachte er, dass er sich sogar an den anderen gewöhnt hatte. Nur für einen Wimpernschlag, es war kein Vertrauen, es war nur ein Erkennen. Warum also hatte er Angst vor ihm, wenn er doch bis jetzt alles getan hatte, damit er sich zumindest mit seiner Situation abfinden konnte? Akzeptieren war unmöglich. Er war sich vorgekommen wie ein Tier in einem Käfig und dieser natürliche Instinkt alles und jeden misstrauisch zu begutachten und zu sehen, als was es sich herausstellte, konnte er nun mal nicht abstellen. Er war da und das Misstrauen weitete sich manchmal so schnell zu Furcht, dass er selbst nicht hinterherkam. Wie vorhin, als er dachte er würde ihn wegen des Tabletts schlagen. „Alles klar?“ Er zuckte zusammen, für einen Moment hatte er ihn doch tatsächlich vergessen. Ein leises Seufzen drang durch seine Lippen und er schüttelte den Kopf. Was sollte schon okay sein? Er wollte Antworten, er wollte wissen was vor sich ging und nicht wie ein kleines Kind durch die Gegend laufen und nicht wissen, was Sache war. Es machte ihn wütend, auf sich selbst, auf den Anderen. Gehirnwäsche, Unfall – war doch alles scheißegal, wenn man sich sowieso an nichts erinnern konnte. Sie konnten ihm viel erzählen, es lag in seinem Ermessen, ob er es glauben konnte oder nicht, ob er es glauben wollte. Goku indes beobachtete ihn. Die anfängliche Euphorie, die seltsame Freude in seinen Augen war gewichen und jetzt konnte er beobachten, wie sich die Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballten. Vielleicht brauchte er das und er war der Letzte, der es ihm verwehren würde. Nach Tagen, die er in einem Zimmer ohne viel Bewegung verbracht hatte, konnte er sich über die kurze Freiheit nicht freuen. Es stürzte auf ihn ein wie ein Faustschlag und die Tatsache, dass er es nicht wusste, dass er völlig verwirrt jede noch so kleine Erinnerung versuchte zu erhaschen, ließ seinen Frust nur steigen. Er konnte es sich vorstellen, nur zu gut und wenn Vegeta eine Möglichkeit suchte, diesen Frust loszuwerden, dann stand er zur Verfügung. Und der Augenblick kam schneller als er gedacht hatte, was ihm allerdings nur ein Grinsen auf die Lippen trieb, während er einen Schritt zurücksprang und in Verteidigungsposition ging. Vegeta drehte sich nun ganz zu ihm und dessen Gesichtsausdruck war es, den er so sehr vermisst hatte. Voll von Feuer und unausgesprochener Wut, knurrte er einmal laut und bedrohlich, sprang im nächsten Moment auf ihn zu und schlug mit der Faust auf seinen Unterarm ein, wollte eigentlich sein Gesicht treffen, sprang dann wieder zurück und wunderte sich, warum der andere immer zu wissen schien, was er vorhatte. Es war beim letzten Mal schon so gewesen. Und diese Erkenntnis schürte nur die Wut, verdrängte Furcht und Verwirrung fast vollständig. Er sollte nicht darüber nachdenken, er sollte einfach handeln, sprang erneut auf ihn zu und holte mit seiner Faust aus, nur um seinen Fuß im selben Moment nach vorne zu ziehen und in seine ungedeckte Seite zu rammen. Ein Keuchen war zu hören, dann traf ihn auch schon selbst eine Faust im Gesicht und ließ ihn straucheln, erinnerte ihn daran seine eigene Deckung nicht zu vernachlässigen. Ein Schlagabtausch folgte und je länger dieser dauerte, desto mehr wurde er daran erinnert, dass der Andere stärker war. Das machte keinen Unterschied, irgendwie war er sich sicher, dass er trotz allem nie weggelaufen war, trotz gewaltigen Kräfteunterschieden nie einem Kampf aus dem Weg ging und alles versuchte um doch zu gewinnen, selbst wenn es in einer Niederlage endete. Der Gedanke traf ihn wie der Schlag, der seine Nase zum bluten brachte, sie dennoch nicht brach. Der Andere kämpfte fair und hatte seine Verwirrung ausgenutzt, ohne dabei seine volle Kraft einzusetzen. Er wollte nicht richtig kämpfen, ließ sich benutzen und genau das machte den nächsten Schlagabtausch zu einer Farce, weil er sich nicht mehr darauf konzentrieren konnte. Warum tat der Andere das, warum hielt er her, obwohl er das gar nicht müsste? Durch seine eigene Unaufmerksamkeit landete er einige Meter weit weg auf dem Boden und blieb liegen. Plötzlich war die Wut verraucht, hatte ihren Platz mit seiner Verwirrung getauscht und alles was übrig blieb, war reinstes Chaos in seinem Kopf. Der Andere hätte ihn spielend fertig machen können, hätte ihm nachsetzen können, doch auch ohne hinzusehen wusste er, dass er noch immer an Ort und Stelle stand, bereit abzuwehren. Sein Blick glitt hinauf zu den Wolken und er blinzelte langsam. Seine eigenen Gedanken brachten nur Kopfschmerzen mit sich, Erkenntnisse, die er nicht einordnen konnte und Wissen, dass er nicht verstand. Es machte ihn wahnsinnig, es verwirrte ihn, machte ihn wütend und er wusste nicht, welchen seiner Emotionen er folgen sollte, welche am stärksten war und hinaus gelassen werden wollte. Er wusste nicht, ob er sie überhaupt hinauslassen wollte. Bitterkeit durchflutete ihn. Nicht recht wissend, was er damit anfangen und was er machen sollte, blieb Goku stehen. Man konnte den inneren Kampf förmlich an Vegetas Gesicht ablesen, die einzelnen Gedanken, die er nicht greifen konnte aber trotz allem erahnen. Es gab so viele Dinge, die er sonst hätte sagen können, die er tun könnte, aber nichts war im Ungang mit diesem Vegeta etwas, das er wirklich tun wollte. Er schien ihm so zerbrechlich wie noch nie, wie ein verlorenes Kind in den Weiten einer Welt, die er nicht verstand. Ausgesetzt auf einem Planeten, der ihm völlig fremd war. Er seufzte und sah ihn weiterhin nur an. Was hätte er auch tun sollen, Worte waren unnötig und brachten ihn auch nicht weiter, Gesten verstand Vegeta irgendwie immer falsch und auch sonst gab es wenige Möglichkeiten, außer sich langsam in Bewegung zu setzen und sich letzten Endes neben ihm ins Gras zu setzen. Nicht zu nah, um ihn nicht zu bedrängen, nicht zu weit weg um jede noch so kleine Bewegung wahrzunehmen. Er sah das gefährliche Glänzen in diesen Augen, die eben noch Feuer versprüht hatten und es zog ihm das Herz in seiner Brust zusammen. Nein, dieser Vegeta war eine Ansammlung von etwas, das er nicht einmal in Worte fassen konnte. Sein Mund öffnete sich, doch schloss er ihn wieder, als er dieselbe Aktion bei Vegeta erkennen konnte. Wenn er etwas zu sagen hatte, dann sollte er das auch tun, ohne dabei unterbrochen zu werden. „Wer bin ich?“, war aber alles, was er schließlich leise in den Wind flüsterte und es raubte Goku für einen Augenblick den Atem. Soviel Schmerz in diesen wenigen Worten und auch wenn er wusste, dass er es ihm schon einmal versucht hatte zu sagen, würde er sich wiederholen. Tausendmal wenn es sein musste, nur um diese Traurigkeit, diesen Schmerz nicht mehr hören und sehen zu müssen. Kapitel 8: Nur ein Augenblick ----------------------------- 8: Nur ein Augenblick Wer war er? Das war die Frage die ihn momentan am meisten beschäftigte, alle anderen waren durch ihre Stärke in den Hintergrund gerutscht und wurden für einen Augenblick unwichtig. Sie waren da, durchfluteten seinen Geist und verlangten nach Antwort und doch war es nur diese eine kleine Frage, diese drei Worte, die die Oberhand gewonnen hatten. Aber er selbst hatte keine Antwort darauf, Erinnerungen waren nicht so einfach wiedergekommen, wie er es vielleicht gehofft hatte, seine wirbelnden Gedanken brachten ihn nicht weiter. Was also hatte er tun sollen als diese Frage einfach zu stellen? Die winzige Hoffnung zu hegen, dass der Andere es wusste und es ihm erklären würde, auch wenn der Gedanke an sich nicht einfach zu ertragen war? Was hatte er tun sollen, als die Niederlage einfach einzustecken und zu akzeptieren, das Wissen um sie in die tiefsten Ecken seines Verstandes zu schieben und das Gefühl, so schwer es zu ertragen war, hinunter zu schlucken? Was hatte er tun sollen? Weiterkämpfen, obwohl er wusste, dass er keine Chance hatte? Kämpfen und elend verlieren, weil er durch sich selbst ständig abgelenkt wurde und die Konzentration verlor? Sein Kopf schmerzte genug, das Unwissen tat genug weh, er musste es nicht auch noch mit seinem Körper unterstützen. Zumal… es hatte nun einmal den Anschein, als ob der Größere ihn kannte, als ob er zumindest versuchen würde, ihm zu helfen. Wer wusste schon, was er ihm sagen konnte und was nicht, ob er es überhaupt wollte und… ob er selbst es glauben konnte. Er hörte ein Seufzen neben sich, ließ seinen Blick jedoch auf die Wolken gerichtet. Wenn der Andere etwas erzählen wollte, dann musste er ihn nicht ansehen, wollte nicht in diese Augen blicken, die ihn immer mit dieser Mischung aus Mitleid und irgendwas anderem ansahen. Er wusste ja nicht einmal, ob er die Worte hören wollte, die unweigerlich folgen würden, aber jetzt war es zu spät um darüber nachzudenken, jetzt war es zu spät die Konsequenzen seiner eigenen Frage, die er nicht hatte aufhalten können, zu überdenken. „Vegeta…“, war letzten Endes alles, was erst einmal folgte. Dieses eine Wort durchbrach die Stille, das leise Geräusch des Windes und hing schwebend in der Luft zwischen ihnen. Es war das eine Wort, das er bereits kannte und nicht glauben wollte, es war ein Wort, das für ihn nichts bedeutete und doch so schwer war, dass es einfach keinen Sinn ergab. Es war nur ein Wort, aber die Art, wie es gesagt wurde, veranlasste ihn dazu schließlich doch den Kopf leicht zu drehen und aus den Augenwinkeln zu ihm zu blicken. Er wurde nicht angesehen, der Andere sah geradeaus, sein Blick verlor sich irgendwo in der Weite seiner eigenen Gedanken. „Du bist Vegeta.“ Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, ein Schulterzucken und nichts weiter als das. Keine Erklärungen, keine weiteren Worte, nur alles umgreifende Stille durch die röhrende Lautstärke seiner eigenen Gedanken. Es sagte ihm nichts und das leere Gefühl, das damit mit sich kam, war überwältigend. Wie ein eiskalter Strudel nahm es ihn ein und er wandte sich wieder ab, seufzte selbst. „Du bist…“ Die Stimme neben ihm wurde immer leiser, klang selbst in seinen Ohren so traurig, wie er selbst vor einiger Zeit noch war. Jetzt fühlte er sich einfach leer, es gab nichts, was die Worte bewirkten. „… ein Saiyajin, der vor vielen Jahren auf die Erde gekommen ist.“ Dass er ihn umbringen wollte, verschwieg er in diesem Moment einfach, vielleicht würde die Erinnerung ja auch alleine wiederkommen. Vielleicht kam sie nie wieder, wer wusste das zu der gegebenen Zeit schon? „Und du bist ein Prinz, der allerdings…“ Eine kurze Pause, ein Zögern und Stocken, das selbst unter den geflüsterten Worten auffiel. „…kein Volk mehr hat, über das er eines Tages regieren könnte. Dein Planet, unser Planet wurde vor vielen, vielen Jahren zerstört. Der, der das getan hat, wurde von uns zerstört.“ Warum fing er ausgerechnet mit diesem Moment an, mit diesen Bildern, die so spontan in seinen Kopf gesprungen waren? Wieso nahm er ausgerechnet die emotionalsten? Vielleicht, weil er hoffte, dass sie stark genug waren, etwas zu bewirken, aber ein Seitenblick auf den Prinzen, der noch immer dort lag, sich nicht bewegte, ließ Traurigkeit in ihm aufwallen. Er hatte Worte gewählt, auf denen Vegeta immer wieder herumtrampelte. Er hatte Worte gewählt, die Vegeta wichtig waren, einen Moment in seinem Leben, der ihn geprägt hatte. Er hatte seinen Titel gewählt, in Verbindung mit seinem Planeten, in der leichten Hoffnung, die jetzt zerstört war und seine Seele in einen leichten dunklen Schleier hüllte. Es hatte nichts gebracht. Aber war er nicht zu voreilig? Sollte er nicht vielleicht warten, weiter hoffen, und noch einmal warten? Sollte er Vegeta nicht die Möglichkeit geben, die Worte aufzunehmen, darüber nachzudenken und sie arbeiten zu lassen? Sie waren nie wirkliche Freunde, aber es war dieser Gedanke, den er nicht ertrug – für immer so zu bleiben. Er sollte seine Hoffnung nicht verlieren, denn wenn er das tat, dann konnte er Vegeta auch nicht mehr helfen. Wenn er das tat, dann tat Vegeta das auch. „Von uns…?“, konnte er leise vernehmen, der Unglauben nur zu deutlich in Vegetas Stimme und es ließ ihn leicht lächeln. Diese Tonlage war so selten zu vernehmen, meist nur, wenn ihm etwas wirklich suspekt vorkam. Und das tat es. Wie konnten sie jemanden beseitigen, der die Stärke besaß, einen ganzen Planeten in die Luft zu jagen. Wie konnte der Andere so… unberührt davon sprechen, als wäre es nichts weiter als eine Handbewegung? Kein Schicksal, dass ihn selbst schmerzte, obwohl er sich nicht einmal daran erinnern konnte. „Ja, von uns.“ Ein weiteres kleines Lächeln, ein weiterer Blick zu Vegeta. „Um ehrlich zu sein war das nur eines der Abenteuer, die wir zusammen irgendwie gemeistert haben. Wir und viele unserer… meiner Freunde.“ Vegeta hatte sie nie als solches gesehen, die Einzige, die die Chance bekommen hatte, Vegeta ein wenig näher kennen zu lernen, war Bulma. Die Korrektur seiner eigenen Worte, ließ den Kleineren erneut zu ihm blicken, fragend eine Augenbraue nach oben gezogen und ein Ausdruck in seinen Augen, der nicht wirklich etwas preisgab, außer der offensichtlichen Gedanken dazu. „Ich weiß nicht, ob du sie auch Freunde nennen würdest.“, sagte er schließlich mit einem Schulterzucken. Er hatte es akzeptiert, vor langer Zeit schon und wollte ihn nie dazu drängen, sie als solches zu sehen. Er wollte nur selbst als solcher akzeptiert werden. Ein Nicken folgte, dann sah er wieder nach oben. Die Frage verschwand aus seinen Augen und machte etwas anderem Platz, das Goku innerlich zusammenzucken ließ. Da war sie wieder, die Traurigkeit, das Unwissen und Etwas, das er zur Zeit nicht benennen konnte. Er wusste aber auch nicht, ob er nach der wirklichen Bedeutung suchen sollte, ob er wirklich wissen wollte, was das war. Es wunderte ihn, dass keine Fragen kamen. So oft sah er ihn fragend an, so dass er die Frage schon an seinen Augen ablesen konnte, ohne dass er etwas hätte sagen müssen, aber jetzt kam nichts dergleichen. Gab es nichts, was er wissen wollte, schwirrten da nicht irgendwo Fragen rum, die er beantwortet haben wollte oder war es schlichtweg etwas anderes, das ihn daran hinderte, seine Gedanken auch auszusprechen? Er hatte es doch schon getan, das Schweigen nach diesen endlos langen Tagen gebrochen und die wichtigste Frage überhaupt gestellt – warum machte er dann nicht einfach weiter? Er würde ihm doch antworten, so weit es ihm zumindest möglich war, alles wusste er auch nicht. „Ich glaube dir nicht.“, war letztlich das, was doch noch kam und Goku sah ihn wieder an, diesen trüben Blick in den Himmel gerichtet, seufzte. Was hatte er erwartet, was sich erhofft? Dass er einfach so eine unglaublich klingende Geschichte aufnehmen und so akzeptieren würde? „Welchen Teil?“, fragte er stattdessen. Vielleicht gab es ja doch etwas, das er glaubte, einen winzigen Teil, der irgendwie nicht so surreal erschien. Doch er bekam erst einmal keine Antwort, konnte die Überlegungen beinahe greifen, bevor der Kleinere die Augen schloss. Es schien fast wie eine resignierte Geste, etwas, das so gar nicht zu dem anderen passen wollte. Hätte er ihn nicht angesehen, hätte er seinen eigenen Gedanken nachgehangen, hätte er das kleine Zucken der Schultern nicht einmal wahrgenommen. Er war sich nicht sicher. „Du hast gefragt, ich hab geantwortet. Und ganz nebenbei, man sagt mir immer, ich sei ein schlechter Lügner, wenn ich denn mal lüge.“ Ein Schulterzucken seinerseits. „Das hab ich jetzt allerdings nicht. Ich seh keinen Sinn darin dich anzulügen.“ Es war die Wahrheit, aber wie sollte er ihm begreiflich machen, dass es auch wirklich so war? „Zumindest scheinst du dich an die Grundschritte des Kämpfens zu erinnern.“ Jetzt schlug Vegeta die Augen wieder auf, sah ihn an und er konnte die stumme Frage darin lesen, was genau er meinte. War das nicht normal?, schien dort zu stehen und wieder konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, was den anderen nur dazu veranlasste die Augen ein wenig zu verengen. „Also…“ Nein, er hatte keinen blassen Schimmer, wie er das erklären sollte, aber hier war es keineswegs normal. Es gab einige Wenige, die über mehr Kraft und Potenzial verfügten wie der Großteil der Menschheit, aber niemandem war es so in Fleisch und Blut übergegangen, wie ihnen. Schien etwas Genetisches zu sein, aber auch das wusste er nicht, konnte es nicht erklären. „Du hast mich schon zwei oder dreimal angegriffen. Woher wusstest du, was du machen sollst? Woher wusstest du, dass du es mit mir machen kannst und hast es nicht bei Bulma versucht?“ Jetzt zog Goku selbst eine Augenbraue nach oben, sah ihn an und ließ ihn seine Antwort überdenken, die allerdings nur in einem Schulterzucken endete. Keine Worte, er begann sich wieder abzukapseln, zu verschließen und sah keine Notwendigkeit darin, Worte in den Mund zu nehmen. „Versteh mich jetzt nicht falsch… deine Technik ist nicht die Beste, aber auch nicht zu verachten. Im Vergleich zu vorher ist sie miserabel und mehr als einfach zu durchschauen, aber ich geh davon aus, dass du selbst nicht weißt, was du drauf hast.“, sagte er schließlich und erntete dafür ein verächtliches Schnauben, einen weiteren Blick, der ihn hätte töten sollen und lächelte, weil es dieses Feuer war, das er weit lieber sah als diesen traurigen Ausdruck. Diesen verlorenen. „Was soll das jetzt wieder heißen?“, kam ihm entgegen und es gab wirklich Dinge, die sich nie änderten, dachte er sich im Stillen. Es gab Themen, auf die Vegeta schon immer empfindlich reagiert hatte und dieses hier war eines davon, ließ ihn sich aufsetzen. „Noch mal, woher wusstest du, was du machen sollst?“ Er blieb ruhig, allerdings genauso bereit jeden Moment aufzuspringen und einer fliegenden Faust auszuweichen, so wie er es gewohnt war. Bei Vegeta konnte man nie wirklich wissen, was passieren würde, man musste auf der Hut sein und immer ein wachsames Auge haben, selbst jetzt. Auch wenn er nicht so fest zuschlug wie sonst, es tat trotz allem noch mächtig weh, wenn er es tat. „Woher soll ich das wissen, es ist einfach da!“ Genau wie sein Temperament, das nie wirklich gezügelt werden konnte. Es war einfach da, wie jetzt auch, wie seine Techniken, seine Kraft, die er in all den Jahren nur verbessert hatte. Aber wie erklären, wenn es einfach da war? Wie verständlich machen, wenn man von Sachen sprach, die angeboren waren? „Richtig. Aber warum ich und nicht Bulma. Und ich weiß, dass du sie als eine Art Feind abgestempelt hast - ich hab es in deinen Augen gesehen.“ Er grinste auf den Blick hin, der ihm zugeworfen wurde, die Arme, die sich vor dessen Brust verschränkten. “Glaub mir, im Vergleich zu mir, ist sie eigentlich wirklich keine Gefahr für dich.“ Sie war schwach genug, aber irgendwas musste ihm das auch gesagt haben, so dass er sie hatte in Ruhe gelassen, nicht angegriffen. Warum war das so, wieso hatte er im selben Moment eine solche Panik vor ihr gehabt, dass er all das vergessen und dieses Gefühl gewinnen lassen hatte? Vegeta sah zur Seite und zog überlegend die Augenbrauen zusammen, atmete einmal ein wenig tiefer durch und sah schließlich auf den Boden. „Sie…“ Er konnte schlecht sagen, dass sie ihm in diesem Moment mit ihren Worten, die er einfach nicht einordnen konnte, Angst eingejagt hatte, die Verwirrung in ihm nur steigerte und er schlicht nach Instinkt gehandelt hatte. Er konnte schlecht sagen, dass er es nicht verstand, aber es fühlte. Er wusste, dass sie schwach war, schwächer als er und somit keine große Gefahr war, aber die Dinge, die diese Frau hatte, machten ihm noch immer Angst. Er leckte sich über die Lippen, sah noch immer auf den Boden. „…sie hat…“ Nein, er brachte es einfach nicht über seine Lippen und seine Augenbrauen zogen sich nur noch mehr zusammen. Sie hatte ihn in Handschellen gelegt und eingesperrt und er selbst war vorhin überrascht gewesen, wie viel Energie wirklich in ihm steckte, als er sie abgenommen hatte. Aber die Tatsache an sich, dass sie ihn so hilflos gemacht hatte, war Grund genug für ihn sie als Feind abzustempeln und auch in dieser Schublade zu lassen. Er würde sie mit Vorsicht genießen, wenn er ihr über den Weg lief, denn dass ihm nicht viele andere Möglichkeiten blieben als einfach hier oder dort zu bleiben, wusste er mittlerweile auch. Sie kannten ihn, auf gewisse Art und Weise… er sie nur nicht. Jetzt schüttelte er den Kopf, seine eigenen Gedanken hatten sich verselbstständigt und er hatte den Faden verloren. Wie sollte er auch mithalten, wenn ihm erst Geschichten erzählt wurden, sie plötzlich bei für ihn selbstverständlichen Dingen waren und auf einmal so was kam. Er kam nicht hinterher, Fragen und nicht vorhandene Antworten vermischten sich mit denen, die er bekommen hatte, die er nicht glauben wollte und trotz allem nicht einfach von sich schieben konnte. Er legte den Kopf in die Hände und hätte sich am liebsten an den Haaren gezogen, wenn er nicht gewusst hätte, dass das das Chaos in seinem Kopf auch nicht milderte. Selbst wenn er in den Spiegel sah und das hatte er wirklich getan, sah er nur eine Person, die er nicht kannte. Fremde Augen, die ihn anstarrten, einen Körper, der ihm nicht zu gehören schien und doch der seine war. Fruchtlose Versuche sich zu erinnern und ein Bild zu erschaffen, das zu einem Namen passte, den er auch nicht kannte. Verzweifelte Momente, die zusammenliefen und Zeit nebensächlich werden ließen, grauer Nebel, der sich nicht lichtete und über all das gelegt hatte, was er suchte. Seine eigenen Erinnerungen, das was er war, versteckten sich vor ihm, machten ihn angreifbar, wütend und verdammt noch mal, er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte! Er konnte sich viel einreden, das hatte er schon getan. Aber tief in sich wusste er, dass nichts davon wahr war. Irgendwas hatte sein gesamtes Sein, sein Leben, sein Ich ausgelöscht und es waren nicht die Personen, die er gesehen hatte, als er wach wurde. Übrig geblieben war nur das, was er zum Überleben brauchte, ein paar Instinkte und nicht einmal der Wille, sie nicht einzusetzen würde etwas bringen, denn sie waren stärker als sein derzeitiger Wille. „Vegeta?“ Er schüttelte nur leicht den Kopf, dieser Name gehörte einer Person, die er nicht kannte. Kopfschmerzen bahnten sich ihren Weg, hinterließen dumpfes Pochen hinter seinen Schläfen, hinter seiner Stirn und machten es unmöglich weiter zu denken. Antworten und weitere Fragen, die auf die Antworten entstanden wirbelten wild umher und er war nicht fähig es zu greifen, zum Stillstand zu bringen, vielleicht sogar zu ordnen. Übrig blieb nur wieder Chaos, eine tiefe innere Verzweiflung und der Wunsch, genau diese einfach zu äußern. Aber er konnte nicht. Es war zuviel zum begreifen und im Nachhinein fragte er sich, warum er überhaupt diese Fragen gestellt hatte. „Ist alles in Ordnung?“ Gokus Lächeln war schon lange der Sorge gewichen, die gesamte Körpersprache des Prinzen hatte sich verändert, sprach ihre ganz eigene Sprache. Es war nichts worüber er hätte hinwegsehen können, es war etwas, das er noch nie gesehen hatte und auch nicht sehen wollte. Es war so stark, dass er es beinahe selbst spüren konnte und zögernd nahm er eine Hand nach oben, ließ sie jedoch nur wenige Zentimeter vor dem anderen Körper in der Luft hängen, nicht wissend, was er machen sollte. Das war zuviel, selbst für ihn. Und Vegeta hatte schon immer mehr Kontrolle über sich selbst, seine Handlungen und seinen Körper. Wo war das alles hin? Wohin war die Person verschwunden, die er in all den Jahren so lieb gewonnen hatte, als Kamerad bezeichnete? Wo war die Selbstkontrolle, das eiserne Schweigen, die Beleidigungen und die Fähigkeit, alles was er fühlte, was er dachte, irgendwie in sich zu verschließen, nie nach außen dringen zu lassen? All das war mit diesem einen Unfall verschwunden und es brachte ihn um den Verstand zu wissen, dass er zumindest mit Schuld am Zustand Vegetas hatte. Geblieben war jemand, den er zwar äußerlich kannte, der aber nichts mit der Person zu tun hatte, der er einmal war. „Lass uns zurückgehen.“, sagte er, weil es das letzte war, was ihm einfiel, während er die Hand kurzzeitig noch einmal nach unten nahm. Aber wieder bekam er nur ein Kopfschütteln, während der Himmel um sie herum dunkler wurde, die hereinbrechende Nacht anzeigte. Nicht, dass es wichtig gewesen wäre in einer Situation wie dieser, er kam nur nicht darum sich zu wundern, warum es ihm auffiel. Vielleicht war es einfach nur der Gedanke, dass ein wenig Schlaf helfen konnte ihn zu beruhigen. Er wusste es nicht. „Bitte Vegeta.“, versuchte er es noch einmal, nicht sicher, warum. Es war eindeutig, das alles hier war zu eindeutig um es zu ignorieren und er verstand nicht warum er davor weglaufen wollte, wenn er doch sonst keiner Herausforderung aus dem Weg ging. Aber das hier war etwas, das er nicht mit seiner Kraft bekämpfen konnte, dem er nicht einfach eine reinhauen konnte um es wiederzubringen. Das hier war weitaus komplexer, als er angenommen hatte, als er an sich herankommen lassen wollte. Das hier war zu kompliziert, um es zu analysieren und eine Strategie zu entwickeln, in Grund und Boden zu stampfen. Und er hasste es sich hilflos zu fühlen, weil er nichts machen konnte. Schließlich fasste er sich ein Herz, hob seine Hand und legte sie dem Kleineren auf die Schulter, in der Absicht sie einfach wieder zurück zu teleportieren. Aber gerade als er zwei Finger an die Stirn legen wollte, entkam Vegeta ein Keuchen, das ein wenig kraftlos und erstickt wirkte, während ein leichtes Zittern durch seinen Körper lief und er sich schließlich mit beiden Händen am Boden abstützte, um nicht umzufallen. Erschrocken zog er seine Hand zurück. „Ka…“, begann Vegeta, schüttelte aber den Kopf und schloss die Augen, presste die Lippen aufeinander. Seine Augenbrauen waren tief zusammengezogen, ein Ausdruck höchster Konzentration in seinem Gesicht, während sich feine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Sein Kopf schmerzte, aber das Bild, das sich bei der Berührung in seinen Geist geschoben hatte und mit solcher Wucht dort einschlug, dass er nicht fähig war es zu ignorieren, überlagerte diese noch ein paar Sekunden, bevor die Kopfschmerzen ebenfalls mit Wucht zurückkehrten. Es war nur ein Augenblick, ein Bruchteil einer Sekunde, eine winzige Szene, die so schnell abgelaufen war, dass man hätte nichts davon behalten können, aber das hatte er getan. Es war das Gefühl was es mit sich brachte, der Stolz in seinem Inneren, den Anderen auf den Boden geschickt zu haben. Es war die Arroganz in den Worten, die durch seinen Verstand geflogen waren und im nächsten Moment wieder verschwanden. ‚War das alles was du drauf hast, Kakarott?’ Nur ein paar Worte, aber sie hallten in ihm wider, ergaben wenig Sinn und doch ein klares Bild. Stolz, Freude… dieser Augenblick hatte ihm Spaß gemacht, er hatte sein eigenes Grinsen spüren können, das Adrenalin, das durch seine Adern rauschte und sein Blut in Wallung brachte. Ein Kampf, aber nicht um Leben und Tod, es war beinahe wie ein Spiel für Erwachsene… „Was?“ Er hörte das Wort zwar, brachte ihm jedoch keine Bedeutung bei, zu sehr mit diesem einen Bild beschäftigt, das sich langsam wieder auflöste und in seinem Geist verschwand. Er versuchte es zu halten, mit seinen Händen zu greifen und spürte dabei nicht, dass er seine Finger im Gras vergrub. Er wollte es halten und seine Bedeutung wissen, er wollte dieses kleine Stück einer Person, die er nicht mehr kannte, wieder haben. Es analysieren, sich selbst finden, aber es löste sich im Nebel auf und hinterließ Schwere. „Kakarott.“, sagte er schließlich leise, so leise, dass er es selbst kaum hörte, während er die Augen öffnete und auf das Gras starrte, das vor seinem Blick verschwamm. Sein Kopf dröhnte, es fühlte sich an wie ein Hammer, der kontinuierlich unter seiner Schädeldecke auf sein Gehirn einschlug, während das Blut in seinen Ohren wie ein Schwarm Hornissen summte. Unwirklich, unreal, verschwommen und nicht greifbar und doch so nah, dass es wehtat. Und es tat weh, nicht nur in seinem Verstand. Kraftlos schluckte er, während er versuchte seinen Blick zu schärfen und miserabel dabei versagte. Er wusste, dass dies das letzte Wort war, was er heute sagen würde, was er jetzt sagen konnte. Die Worte des Anderen drangen nur leise zu ihm durch, verschwommen zu einer einzigen Masse, die er nicht verstehen konnte und ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Nur ein Bild, ein Sekundenbruchteil einer Szene, die sein Leben war und es brachte ihn dazu, eiskalt zusammenzubrechen. Er spürte es, den kalten Schweiß, der sich mit jeder Sekunde weiter auf ihm ausbreitete, der fruchtlose Versuch ruhig zu atmen, obwohl er wusste, dass es nicht ging. Der graue Schleier, der sich um sein Blickfeld legte und das erschrockene Keuchen, als seine Arme unter ihm nachgaben und er auf dem Boden landete. Das letzte, was er hörte, war sein eigenes Blut, das noch immer durch seine Ohren rauschte wie das entfernte Rauschen der Wellen am Strand, dann schlossen sich seine Augen und er gab sich bereitwillig der Schwärze hin, um das Chaos in ihm auch nur für einen Moment zum Stillstand zu bringen. Kapitel 9: Bruchteile, die sich nicht zusammenfügen --------------------------------------------------- 9: Bruchteile, die sich nicht zusammenfügen Etwas ratlos hatte Goku die letzten Minuten neben dem Kleineren verbracht, Sorge mischte sich mit Überraschung, als er seinen Namen hörte – jenen Namen, den nur Vegeta immer aussprach. Für alle Anderen war er Goku und es war mehr Freude, die diesen kleinen Augenblick Überhand gewann, gleich wieder durchbrochen von Sorge, als Vegeta letzten Endes ganz zusammenbrach. Eigentlich kein Grund sich sinnlos Sorgen zu machen, es war wohl mehr ein sensorischer Overload als alles andere, eine kleine Erinnerung, die sich ihren Weg nach oben gebahnt hatte und noch mehr Chaos hinterließ. Vielleicht war es ja sogar ein kleiner Grund zur Freude, immerhin war es ein Fortschritt, den er so schnell nicht erwartet hatte. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es Vegeta dabei ausgeknockt hatte und Goku seufzend zurückließ. Er sah ihn sich noch einige Sekunden stumm an, stand dann auf und hob ihn mit einem leichten, kaum sichtbaren Lächeln auf. Vielleicht war diese Farce hier ja schneller vorbei, als sie alle gedacht hatten… aber für den Moment wollte er nicht zuviel Hoffnung da hinein legen. Für den Moment wollte er einfach abwarten und den Kleineren zurück bringen. Was er auch tat, nachdem er sich erneut zwei Finger auf die Stirn legte und auf Bulmas Ki konzentrierte. Sie war klein und schwach im Vergleich zu den anderen, die er irgendwie immer im Hinterkopf behielt um zu wissen, ob alles okay war, aber es reichte um zurück zu kommen. Ohne dass sie es auch nur merkte, schlüpfte er auch schon aus dem Raum, nachdem er ihrem Rücken einen Blick zugeworfen hatte und sah, dass sie noch immer an dieser dämlichen Maschine arbeitete. Kein Grund sie zu erschrecken, oder weitere Zeit zu verschwenden; kein Grund sie zu sorgen, indem er Vegeta wieder nach Hause trug, anstatt dieser selbst lief. In Vegetas Zimmer angekommen, legte er diesen erst einmal auf die Matratze, bevor er grob die Reste des Essens und des Geschirrs wegräumte, die der Kleinere an der Wand und auf dem Teppich verteilt hatte. Das erledigt verließ er das Zimmer wieder, noch immer dieses kleine blödsinnige Lächeln auf seinen Lippen, weil er es einfach nicht stoppen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. War es Zufall oder warum hatte er sich zu Allererst an ihn erinnert? War es Zufall oder nicht, dass es nicht Bulma, oder sogar sein Sohn war, die den ersten Platz in seinem Gedächtnis sichern konnten? Er wusste es nicht, es war eigentlich auch egal, aber er konnte es nicht aufhalten, darüber froh zu sein. Vielleicht wurde aus der Freundschaft ja doch noch etwas, aber zuerst sollte er ihn ein wenig schlafen lassen, er würde schon spüren, wenn er wieder aufwachte. „Hey Goku.“ Er sah auf und merkte erst jetzt, dass er auf direktem Weg in die Küche gelaufen war, nur um Trunks über den Weg zu laufen. Irgendwie tat ihm der Junge leid, er wusste zwar was Sache war und kam erstaunlicherweise gut damit zurecht, aber er hatte seinen Vater seit geschlagenen vier Tagen nicht ein einziges Mal gesehen. Nicht, dass sie sonst auch den ganzen Tag miteinander verbringen würden, aber ein sporadisches „Sohn.“ und „Vater.“, war trotz allem zu vernehmen. „Hey Trunks. Wie geht’s?“ Es war ihm auf irgendeine Weise unangenehm, er selbst verbrachte mehr Zeit mit Vegeta als dessen eigener Sohn, aber wer konnte es ihm verübeln? Der andere Saiyajin konnte sich ja nicht einmal an ihn erinnern und würde wahrscheinlich noch mehr durcheinander gebracht, als er ohnehin schon war. „Ganz gut.“ Trunks zuckte mit den Schultern, das emotional so neutral gehaltene Gesicht hatte er eindeutig von seinem Vater. „Wie geht’s Dad? Ihr wart den halben Tag irgendwo anders, ist was passiert?“ Er hatte die Energien gespürt, das kurzzeitige Ansteigen als Vorbereitung für einen Kampf, der kürzer ausgefallen war, als er dachte. Vielleicht war ja irgendwas nicht in Ordnung und er beobachtete den Älteren, wie dieser die Hand hinter den Kopf nahm und ihn schief anlächelte. „Nein, eigentlich ist alles okay. Ich hab ihm nur endlich diese Schellen abgenommen und na ja, das wollt ich nicht hier machen.“ Ein Nicken war Antwort genug, der Junge wusste auch so was passierte, wenn man das tat. „Kein Kampf?“, wollte er dann doch direkt wissen und wusste dabei ganz genau, dass Goku wusste, was er wusste. „Kurzzeitig. Nichts Wildes.“, antwortete er deshalb. „Hab ich gemerkt, aber warum?“ Musste er so viele Fragen stellen? Dieser Junge war intelligenter als man ihm zutrauen würde und als gut für ihn war. „Hat nicht so geklappt wie dein Vater wollte.“ Wieder ein schiefes Lächeln, zu jeder anderen Zeit wäre Vegeta ausgerastet, wäre seine Energie vor Wut explodiert. Vor allem, oder spätestens, als er ihm sagte, dass seine Technik miserabel ist. „Verstehe.“ Kam es ihm nur so vor, oder war dieses Gespräch etwas steif? Lag es an ihm oder an der Situation an sich? „Also dann, ich muss noch lernen, so ein Studium macht sich nicht alleine.“ Er seufzte, wandte sich ab und verließ die Küche, während ihm Gokus Blick folgte, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Warum hatte er ihm nicht gesagt, dass er sich an etwas erinnert hatte? Warum hatte er wirklich nur die nötigsten Informationen weitergegeben, den eigenen Sohn im Dunkeln stehen lassen? Warum? Er verstand sich gerade selbst nicht, drehte sich ebenfalls um und lief zurück zu seinem Ausgangspunkt, blieb vor der Tür stehen. Unsicher, was er jetzt machen sollte blieb er stehen, wartete und fragte sich erneut, warum er das getan hatte. Hätte es Trunks gefreut oder ihn vielleicht sogar verletzt, weil die erste wirkliche Erinnerung an Kakarott war? Aber er schob den Gedanken zur Seite, es war doch nur ein winziger Schritt in eine Richtung, die viele Wege zur Verfügung hatte, viele Kreuzungen besaß und erst einmal gegangen werden musste. Sich jetzt deswegen ein schlechtes Gewisse einzureden wäre wirklich dumm und so beließ er es dabei, öffnete die Tür und trat ein, nur um Vegeta so zu erblicken, wie er ihn verlassen hatte. Er seufzte, setzte sich auf die Überbleibsel des Bettes, ein blankes Gestell ohne Auflagen und beobachtete ihn. Das erste, was Vegeta tat als er an die Grenze des Wach-Seins rutschte, war die Hand in seinen Haaren zu vergaben, die Augenbrauen zusammen zu ziehen. Die Tage hatten ihre Spuren am Gesicht des Älteren hinterlassen, die immer alarmbereite Haltung verwehrte ihm den Schlaf, den er eigentlich gebraucht hatte, die fehlende Energie tat ihren Rest und die Mahlzeiten, die er verweigert hatte, unterstützten das alles nur. Er beschloss ruhig zu bleiben, so lange bis Vegeta seine Umgebung wahrnehmen konnte. Noch so eine Szene wie vor ein paar Tagen wollte er nicht heraufbeschwören, auch wenn es schwer war den Mund zu halten und ihn nicht zu fragen, wie es ihm ging. Wahrscheinlich würde er dann eher aufspringen und auf ihn losgehen, bevor er sich wieder in seiner Ecke verkroch und auf stumm schaltete und das wollte er nun wirklich nicht. Nicht jetzt, wo er einmal angefangen hatte ein wenig aufzutauen, wo er angefangen hatte ein paar Worte von sich zu geben. Zugegeben, die Tage waren schwer, es brachte ihm nichts Selbstgespräche zu führen, aber der heutige Tag war für Vegeta wohl nach dem ersten, auch der Schlimmste. Das undefinierbare Geräusch von Vegeta, als dieser ins Land der Lebenden zurückkehrte, lenkte seine Aufmerksam wieder auf diesen. Langsam, als ob es ihm unglaubliche Anstrengung abringen würde, drehte er sich auf die Seite und öffnete die Augen, nur um sie sofort wieder zu schließen. „Kopfschmerzen?“ Er konnte es nicht für sich behalten, beobachtete wie der Ältere die Augen aufriss und mit einem Ruck auf seinem Platz saß statt zu liegen, ihn geschockt ansah. „Tut mir leid, wollt dich nicht erschrecken.“, hängte er dem mit einem leichten Lächeln an, bevor eben jenes wieder verschwand und er ernst wurde. „Du hast dich erinnert.“ Immer mit der Tür ins Haus, es brachte ihm nichts zu warten oder um den heißen Brei herum zu reden, denn dann würde er morgen noch auf Antworten warten, die er dringend haben wollte. Es tat ihm wirklich leid, der Andere sah nicht zwingend gut aus, aber ihn in Watte zu packen, war auch nicht der Sinn der Sache. Es dauerte ein paar Sekunden, bis aus dem geschockten Gesichtsausdruck ein ernster wurde und er ein Nicken zur Antwort erhielt. „An was?“ Oh, er wusste es, er wollte es nur aus seinem Mund hören, noch einmal hören. Vielleicht hatte er zu zweifeln begonnen diesen Namen jemals wieder zu hören, aber als er ihn heute sagte, war es eindeutig gewesen. „Dich.“, war aber alles, was er erhielt. Ein Blinzeln, sekundenlanges Starren und der verzweifelte Versuch das Bild erneut herauf zu beschwören, festzuhalten. Was machte er sich vor, es tat weh daran zu denken, es war da, aber es kam nicht wieder. „Kakarott?“ Beinahe hätte Goku nicht verstanden was gemeint war. Beinahe hätte er die Bedeutung verpasst und ein „Was?“ hinterher geworfen, bevor er sich selbst aufhalten konnte. Selbst Vegeta musste mitbekommen haben wie ihn Bulma genannt hatte, er konnte es wahrscheinlich nicht in Verbindung bringen. „So hast du mich immer genannt.“ Ein Lächeln, er mochte diesen Namen eigentlich nicht, aber jetzt und hier fühlte es sich besonders an. Außer Vegeta nannte ihn sowieso niemand so. „Muss wohl mein Name von unserem Planeten sein.“ Ein Schulterzucken folgte, wie sollte er ihm das erklären, wenn er es selbst nie ganz verstanden hatte. Aber er konnte diesen fragenden Gesichtsausdruck nicht übergehen, konnte ihn nicht ignorieren und holte tief Luft. „Man hat mich als Kind auf die Erde geschickt, ich hatte aber damals auch nen kleinen Unfall und vergaß das alles, bis du gekommen bist.“ Die Geschichte war weder vollständig, noch sagte sie viel aus, aber es musste für den Moment einfach reichen. Die volle Wahrheit konnte er ihm nicht sagen, wollte sie ihm nicht sagen. Vielleicht erinnerte er sich irgendwann daran, vielleicht blieb sie aber auch in den Tiefen der Vergessenheit verloren. Letzteres würde er besser finden, zur Zeit war Vegeta besser zu handhaben als jemals zuvor, wenn man mal alle Dinge berücksichtigte und von einigen Kleinigkeiten absah. Ein Nicken, mehr nicht. Er konnte sehen, dass Vegeta nicht ganz verstand, aber das musste er auch nicht – es reichte wenn er wusste, dass er ihn immer so nannte. All die Momente ihrer Geschichte, ihrer Vergangenheit wollte er ihm einfach nicht erzählen, es wäre im Augenblick nicht richtig gewesen. Die Zeit, als Vegeta nur hier auf der Erde war, um ihn zu töten, um sich mit ihm zu messen. Irgendwann musste er sich wohl, ohne es selbst zu merken, an diesen Planeten gewöhnt haben und war geblieben – aus freien Stücken. „Noch irgendwas?“ Er hegte wirklich Hoffnung, auch wenn er wusste, dass es vielleicht zuviel des Guten gewesen wäre. Aber auch jetzt senkte Vegeta nur seinen Blick, starrte einige Sekunden stumm vor sich, bevor er den Kopf wieder in seine Hände legte, sein Gesicht mit ihnen verdeckte und schließlich leicht den Kopf schüttelte. Es war diese kleine Geste, die irgendwie so verzweifelt aussah, es war die Stille, die sich über sie legte und sein Herz gleich mitnahm. Es einhüllte und zum stolpern brachte – nur ein winziges Bisschen, nur ein kleiner Fehler in der sonstigen Routine. „Was hältst du davon was Essen zu gehen?“ Nach all der Aufregung, dem kleinen Kampf, den wirbelnden Gefühlen musste er fast ausgehungert sein, doch auch jetzt dauerte es einige Sekunden, bevor er überhaupt eine Reaktion erhielt. Zumindest eine gewollte Reaktion, Vegetas Magen knurrte bei der Erwähnung schon wütend auf und verlangte lautstark danach, doch sein Besitzer sah ihn einfach nur an. Die Augenbrauen zusammen gezogen schien er ernsthaft zu überlegen dieses Angebot auszuschließen, die Möglichkeiten abzuwägen und seufzte am Ende nur leise, ergeben. Ein Schulerzucken, dann stand er auf. Goku hätte sich ernsthafte Sorgen gemacht, wenn er das Angebot abgeschlagen hätte. Auf besondere Art und Weise konnte er vielleicht sogar verstehen, dass sein Appetit nicht der größte war, aber er sollte die Signale seines Körpers nicht ignorieren, weil er sich zu viele Gedanken um etwas machte, das er leider nicht mit Gewalt wiederbringen konnte. Er konnte es nicht einfach zurückwünschen und erwarten, dass es passierte, er konnte es nicht mit noch soviel Willen zu sich bringen. Gerade jetzt wünschte der Größere, dass es doch ginge, diese Gefühle, dieses Gesicht, das Vegeta machte, passte nicht zu ihm. Und doch musste er es ertragen, niemand anders wollte sich damit auseinander setzen, niemand anders war bereit, ihn durch diese Zeit zu begleiten… Der Gedanke machte ihn traurig. „Dann komm.“, sagte er noch, stand selbst auf und verließ das Zimmer wieder, gefolgt vom Kleineren, der in einigem Abstand fast schon zögerlich einen Fuß vor den Anderen setzte. Eine Augenbraue leicht nach oben gezogen und einen konzentrierten Gesichtsausdruck versuchte er sich den Weg zu merken und gleichzeitig umzusehen, wie Goku bei einem kleinen Blick nach hinten feststellen konnte. Seltsam, diese Gänge waren sonst sein zu Hause und jetzt war es das erste Mal seit Tagen, dass er das Zimmer verließ, alleine wahrscheinlich aufgeschmissen wäre. Es waren diese kleinen Selbstverständlichkeiten, in denen das Verlorene am meisten auffiel. Es war nicht die sonstige Art, die verschränkten Arme – es war das offensichtliche Interesse in seiner Umgebung, ein verzweifelter Versuch zu greifen, was nicht mehr da war. Vegeta hatte hier Jahre verbracht und jetzt war er es, der ihm den Weg zeigen musste, vorlaufen musste wie bei einem Kind und innerlich seufzte er laut auf ließ sich äußerlich jedoch nichts anmerken. Dass Bulma es endlich geschafft hatte ihr Labor zu verlassen und sich an ihrem Zielort befand, machte sein Unterfangen nicht unbedingt leichter. Für einen Moment kam es ihm vor, als ob er in ihr Verderben laufen würde, für einen Augenblick fühlte es sich falsch an, Vegeta in eine solche Situation zu bringen. Aber ihn tagelang weiter zu schützen, vor jeglichen Konfrontationen, machte es auch nicht besser. Es würde nichts bringen, ihn in seinem Zimmer zu lassen und Bulma damit nur zu bestätigen, dass er vielleicht gefährlich war – das war er nicht, er war umgänglicher als jemals zuvor. Er war ruhiger, in manchen Dingen vielleicht ein wenig sprunghaft, aber dennoch… er musste ihnen Beiden beweisen, dass all ihre Vermutungen und Vorurteile falsch waren. Er musste Bulma zeigen, dass ihre Annahme falsch war und auch ein Genie mal einen Fehler machen konnte. Dass ihr eigener Mann, den sie seit Tagen nicht gesehen hatte, nicht sehen wollte, sich nicht wieder in ein Monster verwandelt hatte. Und er musste Vegeta beweisen, dass diese Frau nicht gefährlich für ihn war. Dass er sie nicht als Feind abstempeln musste, auch wenn ihr Temperament seinem manchmal in nichts nachstand. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sie überhaupt vor so vielen Jahren zusammen gekommen waren – die unmissverständliche Anziehung zweier Charaktere, die nie nachgeben wollten. Der Gedanke ließ ihn lächeln, während er in die Küche lief. „Hey Bulma.“ Sie stand mit dem Rücken zu ihm und machte sich gerade einen Tee, zuckte zusammen und drehte sich mit einem Ruck zu ihm um. Niemals würde sie sich daran gewöhnen können so erschreckt zu werden, die Mitglieder dieser Familie hatten die außerordentliche Gabe sich derart anzuschleichen, dass ihr nichts anderes übrig blieb. Saiyajins würden sie mal noch ins Grab bringen, mit dieser Art immer irgendwie aufzutauchen, wenn sie geistig in ganz anderen Welten war. „Mensch Goku, warn mich das nächste Mal vor.“ Sie zog für einen Moment die Augenbrauen zusammen, entspannte sich dann aber wieder. „Dann hättest du dich deswegen erschreckt.“, erwiderte er darauf nur, zuckte mit den Schultern und verzichtete heute mal auf seine normale Geste mit der Hand hinter dem Kopf. „Wo du Recht hast…“ Sie atmete tief ein, ließ die Luft als kleines Seufzen wieder entweichen, während Goku zur Seite trat und den Blick auf denjenigen hinter sich freigab. Ein Blick zu Vegeta sagte ihm, dass er dessen Gesichtsausdruck gerade nicht lesen konnte, allerdings war er in all seinen Bewegungen eingefroren, stand dort im Eingang der Küche und rührte keinen Muskel. Dann blickte er zurück zu Bulma, die Vegeta ebenso offen anstarrte wie er sie. Nur dass er bei ihr die verschiedensten Emotionen in ihren Augen lesen konnte, wie in einem offenen Buch – von Überraschung, zu Schock, weiter zu Unglauben, bis sie sich schließlich wieder zu Überraschung wandelte und auch dabei blieb. „Goku…“ Sie sah ihn für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augenwinkeln an, dann wieder zurück zu Vegeta. Was erwartete sie eigentlich selbst? Dass er jede Sekunde einfach nach vorne springen würde und ihr an die Kehle ging? Dass er sich umdrehte und wieder ging? Sie wusste es nicht, das ausdruckslose Gesicht, das gerade so wie immer aussah, gab ihr einfach keine Anhaltspunkte, sagte nichts aus und gab nichts preis. Sie wollte fragen warum er hier war, warum nicht oben und auch dort blieb. Sie wollte ihn nicht sehen, bevor sie sich sicher sein konnte, den Mann wieder zu bekommen, den sie verloren hatte. Sie wollte keine billige Kopie, die nur so aussah und sich ganz und gar nicht wie er verhielt! „Was wird das?“, sagte sie dann doch noch. Sie war selbst nicht bereit, sich damit auseinander zu setzen und fragte sich im selben Atemzug, wie sie das nur tun konnte. Wie sie vor der Verantwortung wegrennen konnte, anstatt alles dafür zu tun, dass es besser wurde. Und Vegeta sah sie dabei nur an, ließ eine Augenbraue fragend in die Höhe rutschen, nur eine winzige Bewegung, bevor er schluckte und zu Goku sah. Der Ausdruck blieb, ernsthafte Verwirrung stand in seinem Gesicht und alleine die Geste, die unausgesprochene Frage lieber an den anderen Saiyajin zu wenden, als sie sich selbst zu beantworten, ließ das schlechte Gefühl, das gerade in ihr aufgekommen war, nur verstärken. „Abendessen. Wenn du die Zeit da unten vergisst und regelmäßige Mahlzeiten nur bekommst, weil deine Mutter sie dir bringt…“ Er ließ den Satz in der Luft hängen, hatte das seltsame Bedürfnis Vegeta zu verteidigen und ihr gleichzeitig die Meinung zu sagen, aber er brachte es nicht übers Herz. Die Situation war schwer genug für alle Anwesenden, das konnte er sehen und er musste nicht noch Öl ins Feuer gießen damit es besser brannte. Aber das hatte er schon, lag doch jetzt ihr aufgebrachter Blick auf ihm. „Entschuldige bitte, dass ich Arbeit habe da unten!“ Sie stemmte die Hände in die Hüfte, funkelte ihn an. „Wenn sonst schon keiner die Dinge reparieren kann, die ER kaputt gemacht hat, dann bleibe ja wohl nur noch ich übrig!“ Bei ER zeigte sie mit dem Finger auf Vegeta, welcher bei der Geste zwar so weiter keine Reaktion zeigte, aber dennoch fast wie in Zeitlupe einen Schritt zurück ging. Eine Reaktion, die zu langsam war und deshalb an ihr vorbeiging, Goku aber hatte sie gesehen. „Das war keine Absicht und das weist du!“ Es war lauter aus seinem Mund gekommen, als er beabsichtigt hatte, konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie der Blick Vegetas immer zwischen ihnen hin und her sprang. Als ob er sich nicht entscheiden konnte was er machen sollte, blieb er an Ort und Stelle stehen, Unbehagen zu deutlich auf seinem Gesicht. „Das weiß ich und doch hat er es getan. Und ich kann keine Untersuchungen machen, wenn die Geräte kaputt sind, also komm’ mir nicht mit so nem Scheiß daher. Wenn ich es nicht mache, macht es keiner…“ Sie wurde leiser, merkte selbst, dass diese Unterhaltung sinnlos und viel zu hitzig war um vernünftig geführt zu werden. „Schon gut, ich geh wieder runter. Mama müsste noch genug übrig haben, schau doch einfach in den Kühlschrank.“ Damit nahm sie ihre Tasse, drehte sich um und verschwand, nicht ohne im Laufschritt an Vegeta vorbei zu hechten, als ob er eine gefährliche Krankheit hätte, die bei Berührung ansteckend war. Er sah ihr nicht nach, starrte nur von außen in die Küche und beobachtete stumm das Schulterzucken des Größeren, bevor dieser tat, was ihm zuletzt gesagt wurde. Ungläubig blinzelte er, der Schmerz in seinem Kopf war für diese wenigen Minuten in den Hintergrund gerückt, nur um jetzt mit voller Gewalt wieder nach vorne zu drücken. Er versuchte ihn zu ignorieren, wegzudrücken und einfach stehen zu bleiben, aber so leicht wie er es sich vorgestellt hatte, war es zum Schluss doch nicht. Es fühlte sich an, als würde sein Kopf platzen wollen, sein Hirn anschwellen und den Knochen von innen heraus brechen. Er keuchte leise, sein Blick verschwamm. Da war noch etwas anderes, etwas, was an die Oberfläche wollte, nur noch nicht genug Platz fand um es auch zu tun. Es drückte sich seinen Weg gewaltsam durch seinen Verstand und riss ihn dabei auseinander, hinterließ Lücken und Spalten, die sofort wieder gefüllt wurden. Es war nur zerlaufenes unscharfes Bild, eine winzige Sekunde, die nicht so war, wie sie sein sollte. Der Schmerz der Erinnerung zerrte an seinen Eingeweiden und er kniete auf dem Boden bevor er es selbst registriert hatte. Das Gefühl einer zähen Flüssigkeit auf seiner Haut, das Gefühl nicht atmen zu können und der Schmerz, der immer präsent in seinem ganzen Körper weilte, während der eigene Blick durch die Flüssigkeit getrübt nichts preisgab als die eigenen Gedanken. Es war so schnell verschwunden wie es gekommen war, das Gefühl aber blieb. Nur schwach war er sich dessen bewusst, dass Goku neben ihm kniete, ihm irgendwas sagte, das er nicht verstand, nicht hören wollte, weil er zu sehr damit beschäftigt war, dem Bild eine Bedeutung, eine Zeit zuzuordnen. Zu sehr damit beschäftigt den Schmerz auf einem Level zu halten, sich daran zu erinnern, dass er nicht echt, sondern nur ein Fetzen seiner Erinnerung war. Schnappend holte er Luft und vergrub die Finger in seinen Haaren, vage gestützt durch Arme, die ihn aufrecht halten wollten, damit er nicht ganz auf dem Boden landete. Dann endlich ließ der Schmerz nach, aber anders als zuvor konnte er mit diesem Fetzen Nichts wirklich nichts anfangen. Es gab kein Gesicht, keine Worte, es gab nur die schmerzenden Gedanken und das Gefühl des Versagens, das sich für diesen Augenblick in ihm eingenistet hatte. Kein Stolz und keine Arroganz, es war nur der Schmerz des Versagens und es zwang ihn mit seiner Stärke in die Knie, ließ ihn stockend nach Luft schnappen. Keine Bedeutung, es hatte keine Bedeutung und doch gehörte es zu ihm, war er und es wirbelte seine Welt auf den Kopf. Er hätte es nicht einmal erklären können, selbst wenn er gewollt hätte. Aus seinen Augen betrachtet war es nichts als ein unscharfes Bild, ein Gefühl, ein Gedanke. Wie sollte er etwas damit anfangen? Wie sollte er ordnen was in ihm war, wenn er nicht einmal Zeit dazu bekam und jedes kleine Bild, jeder Fetzen solche Schmerzen mit sich brachte? Wie sollte aus den Bruchstücken, die nicht einmal zusammen hingen, eine Geschichte entstehen, ohne dass ihm dabei wahrscheinlich etliche große Stücke fehlten. Text, den er erst noch finden musste. Bilder, die erst noch gezeichnet werden mussten. Er holte tief Luft als der Schmerz nachließ, das Gefühl jedoch ein wenig länger in seinem Geist lungerte. Versagen… es war nicht schön und gleichzeitig fragte er sich, bei was er versagt haben könnte. Die Schmerzen waren eindeutig, Muskeln und Knochen protestierten als er sich von der knienden in eine sitzende Position schob, noch einmal tief durchatmete. Dieses Mal nur nicht den Halt verlieren, es nicht gewinnen lassen. Dieses Mal nicht zusammenbrechen, sondern es ertragen und versuchen einzuordnen, in eine Schublade zu stecken und zu warten, bis das nächste kam, was dort hinein passte. Es wäre einfacher gewesen sich dem hinzugeben. Es wäre einfacher gewesen einfach zu schlafen und den Schmerz abebben zu lassen, aber das wollte er nicht. Er konnte sich nicht jedes Mal hingeben, wenn sein Hirn sich entschloss ihn zu malträtieren, in den unpassenden Momenten den Hauch einer Erinnerung freizugeben. Es dröhnte in seinem Kopf, aber er konnte spüren, dass das Summen in seinen Ohren nachließ und die besorgte Stimme des Anderen an Stärke gewann. Er konnte es hören und der kleine Erfolg ließ ihn lächeln, bevor es wieder verschwand und er versuchte aufzustehen. Dieses Mal nicht! Dieses Mal würde aufstehen, selbst wenn es mit Hilfe war und er würde sich hinsetzen, etwas essen. Nicht unterkriegen lassen. Nicht zu viele Gedanken an etwas verschwenden, was er sowieso nicht einordnen konnte, wovon er nicht wusste, wohin es gehörte. Und das tat er, wenn auch mit Mühe. Versuchte den fragenden, bohrenden Blick des Anderen zu ignorieren – er hätte es nicht erklären können, auch wenn er die Frage gestellt hätte, was es dieses Mal war. Nur Schmerz und Versagen, beides Dinge, die er für sich behalten wollte und der Andere schien ein Einsehen zu haben, hielt den Mund und fragte nicht, zumindest nicht mit Worten. Kapitel 10: unerwarteter Besuch ------------------------------- 10: unerwarteter Besuch Goku hätte zu gerne die Frage gestellt, was es war, aber er sah, dass Vegeta ihm nicht antworten würde. Er war in sich gekehrt, versuchte das wenige an Kontrolle über sich zu erhalten und die Schmerzen im Zaum zu halten. Er konnte es sehen, die immer wiederkehrende Bewegung seiner Hand an seine Stirn, das leichte verziehen seiner Gesichtszüge. Er versuchte es sich nicht anmerken lassen, aber jemand, der ihn lange genug kannte, wusste, dass etwas nicht stimmte. Dennoch hielt er den Mund, es brachte ihm nichts jetzt zu fragen. Er würde ihn nur aufregen, vielleicht sogar so sehr dass das leichte aber manchmal angespannte Verhältnis zerbrach und in Schweigen endete. Nur nicht drängen. Aber wenn es jedes Mal so ablief, dann wünschte er sich, dass die gesamten Erinnerungen dort blieben wo sie waren. Es musste schmerzhaft sein und er wollte nicht wissen, welche Schmerzen kommen würden, welche Schmerzen Vegeta ertragen müsste, wenn ein großer Teil wieder kam. Er wollte es sich nicht einmal vorstellen wie es war, wenn man nur Bruchstücke bekam und nichts damit anfangen konnte. Ein Klingeln an der Tür jedoch riss ihn aus seinen Gedanken und er sah auf, bevor er aufstand. Es war niemand hier, der die Tür öffnen würde, also musste er das wohl oder übel selbst erledigen. Kaum, dass das erledigt war, hing ihm seine eigene Frau um den Hals. Innerlich seufzte er, es war ja nicht so, dass er schon ewig weg gewesen wäre, aber das leise „Goku“ und das dahinterliegende Schluchzen, ließen ihm keine Wahl als genau das zu tun. Er umarmte sie für einen Augenblick, so lange bis er spürte, dass sie sich wieder von ihm lösen wollte. Was sie auch tat und ihn dann mit einem Blick bedachte, der ihn schlucken ließ. Was hatte er jetzt falsch gemacht? „Du hältst es auch nicht für nötig dich mal zu melden oder vorbeizukommen, hm?“ Jetzt stemmte sie die Hände in ihre Seiten, so wie es Bulma vorhin getan hatte, funkelte ihn an. Nichts von dem Ausbruch eben war noch zu sehen und innerlich seufzte er noch einmal laut auf. „Ich hab’s dir doch erklärt Chichi.“ Etwas verloren stand er vor ihr, dann machte er Platz um sie ins Haus zu lassen. „Hast du, das bedeutet aber nicht, dass du ganz abwesend sein musst. Du hast auch eine Familie um die du dich kümmern solltest!“ Nein, stattdessen war er tagelang hier um einen arroganten Prinzen zu pampern! Unglaublich! Ja, sie kannte die Geschichte, aber sie konnte es sich wirklich nicht vorstellen. Vielleicht war sie den langen Weg ja auch nur gekommen, um sich von der Wahrheit zu überzeugen, um es mit eigenen Augen zu sehen und sicher zu stellen, dass ihr Mann nicht mal wieder nur ne Auszeit nahm. „Ich weiß, Chichi.“ Er ging den leichten Weg, den ausgetrampelten Pfad, dem er seit Jahren folgte. „Komm mir nicht damit an. Das Gespräch ist noch nicht beendet.“ Ein wenig Schärfe war aus ihrer Stimme gewichen und mit Erleichterung stellte er fest, dass der Weg der richtige war. „Komm rein, wir essen grad.“ Auf einmal war er aufgeregt, fragte sich innerlich, was Vegeta denken, wie er reagieren würde. Aber es brachte nichts ihn immer zu verschonen, vielleicht waren Konfrontationen wie diese hier ja genau das Richtige. „Ich wollte eigentlich nur wissen, wann du wiederkommst.“, sagte sie, während sie seiner Einladung trotz allem folgte. Ein wenig Spannung war auch dabei, wer war sie das zu ignorieren? „Das weiß ich noch nicht.“ Er folgte ihr, sie wusste immerhin wo sich die Küche befand. „Jetzt sag mir bitte nicht, dass du schon wieder wochenlang wegbleiben willst!?“ Wieder wurde sie lauter, manchmal fragte sie sich wirklich warum sie diesen Kerl so sehr liebte. Immer wieder war er nicht da, brachte sich unnötig in Gefahr und tat doch sowieso was er wollte. „Ich sagte doch, das weiß ich nicht.“ Hier war niemand anders als er, keiner wollte sich dem Problem so annehmen, wie er es tat. Und er konnte den Anderen nicht alleine lassen, wollte es nicht. „Ja, das sagtest du schon. Ich wollte dich ja auch nur daran erinnern, dass du eine eigene Familie hast.“ Nur noch wenige Schritte, sagte er sich, die Diskussion war schon so oft gelaufen, dass er auf Autopilot antworten konnte. Es war immer dasselbe, ein wenig Gezeter, ein wenig Geheule und schließlich gab sie ja doch immer nach, weil sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Er würde es auch tun, ohne dafür ihre Erlaubnis oder Einverständnis einzuholen, das wusste sie. „Das ist mir völlig bewusst.“, sagte er. War es ja auch, aber ihre Söhne waren alt genug um auf sich selbst aufzupassen. „Das könntest du hin und wieder auch mal zeigen!“, giftete sie noch einmal, blieb dann aber stehen, so dass er beinahe in sie hineingelaufen wäre. Jetzt standen sie wie Vegeta vorhin in der Tür und ein Blick zu eben jenem zeigte, dass er Chichi nur mit großen Augen anstarrte, den Mund voll und völlig vergessen zu kauen oder zu schlucken sah er einfach nur in ihre Richtung. Eine unbekannte Emotion kreuzte seine Augen, dann schien er sich daran zu erinnern, dass sein Mund noch immer voll war, kaute und schluckte ohne dabei den Blick von ihnen zu nehmen. Vorsicht, entschied Goku. Es war Vorsicht die da in seinen Augen stand, keine Angst, keine Panik. Einfach nur die übliche Vorsicht, die man normalerweise vielen neuen Personen zukommen ließ. Eine gewisse Alarmbereitschaft in seiner Haltung, immer darauf bedacht jede Bewegung wahrzunehmen und bei dem kleinsten Verdacht einer Gefahr aufzuspringen. Er gab seiner Frau einen kleinen Stoß, so dass sie ganz in die Küche stolperte, einen Meter vor dem Tisch stehen blieb. Sie funkelte ihn an. „Sorry.“ Der Stoß war kräftiger gewesen, als er beabsichtigt hatte und nun legte er doch eine Hand an seinen Hinterkopf, grinste entschuldigend. „Wer’s glaubt. Ehrlich, manchmal weißt du selbst nicht, wie viel Kraft du hast.“ In all den Jahren hätte sie sich daran gewöhnen müssen, hätte es wissen müssen und einfach hinnehmen sollen und genau das tat sie auch. Dann sah sie wieder zu Vegeta, der bewegungslos dort saß und sie immer noch ansah. Er sah normal aus, aber was hatte sie erwartet? Die Lücken in einem Gedächtnis trug man kaum nach außen sichtbar mit sich herum, oder nicht? Einzig seine Haltung war anders, sein Blick. Sie konnte es nicht einordnen, aber es war da, kaum sichtbar und doch sprang es sie förmlich an. Anders als das Übliche, aus der Spur geraten, fernab seiner sonstigen Haltung. „Ähm… hi?“, sagte sie schließlich, unsicher was sie sonst hätte sagen sollen. Vegeta war nun wirklich niemand, mit dem man lange Gespräche führen konnte, um ehrlich zu sein hatte sie nie mehr als ein paar Worte mit ihm gewechselt. Und das tat er auch jetzt nicht, nickte einmal lediglich leicht und sah dann zu ihrem Mann. Seinen Ausdruck konnte sie auch jetzt nicht deuten, fragend vielleicht, aber auch das konnte sie sich nicht vorstellen. „Vegeta, das ist Chichi, meine Frau.“ Den Namen musste er bereits gehört haben, aber wer sie war musste zumindest noch geklärt werden. „Setz dich, Chichi.“ Sie tat es einfach, ohne es richtig registriert zu haben. Der Blick, mit dem Vegeta sie bedachte, die leichte Anspannung seiner Muskeln ließ sie einen Moment zögern, zu ihrem Mann blicken und dann wieder zurück, nur um die Frage in ihrem Kopf doch nicht zu stellen. Vegeta sah so unsicher aus, wie sie ihn noch nie gesehen hatte und der Gedanke alleine war irgendwie beunruhigend. Die ganze Spannung in der Luft konnte man fast greifen, es war als ob etwas Unsichtbares die Luft schwer machte, zu schwer zum ruhigen atmen und immer noch zu leicht, um es als gefährlich zu deklarieren. „Möchtest du auch irgendwas?“ Sie schüttelte den Kopf, während sich Goku ebenfalls setzte und bemerkte am Rand, dass Vegeta nicht weiter essen würde. Nicht solange sie hier war, nicht solange sie seine Ruhe störte, dachte sie, als er das Besteck langsam und mit Bedacht auf den Tisch zurücklegte. Vielleicht war die Geschichte ja doch wahr, vielleicht steckte mehr dahinter als sie ursprünglich glauben wollte. Es mit eigenen Augen zu sehen war seltsam, den wachsamen Blick zu spüren, der sich in sie hinein bohrte und unwohl fühlen ließ, weil sie irgendwas unterbrochen hatte, von dem sie nicht einmal wusste, was es war. In all der Zeit hatte Vegeta nicht einen Ton von sich gegeben, seine Bewegungen waren langsam, ohne dabei zuviel Aufsehen zu erregen und sie wusste nicht, wie sie es einordnen sollte… aber er sah wirklich unsicher aus. Bei der Arroganz in Person mit einem Ego jenseits jeglicher Grenzen einfach nicht vorstellbar und doch sah sie es mit eigenen Augen. Die Unsicherheit, die ihr entgegen sprang raubte ihr fast den Atem. „Was ist passiert?“ Sie hatte die Frage gestellt ohne darüber nachzudenken, ohne sich aufhalten zu können und hätte schwören können, dass Vegeta jetzt lieber gegangen wäre. Nur ein kurzer Blick zur Tür, ein kaum sichtbares Schlucken und das Fehlen der verschränkten Arme, das sein Markenzeichen war. „Das hab ich dir erklärt, Chichi.“ Goku war dazu übergegangen sie zu beobachten, seinen Blick zwischen ihnen hin und her zu wandern und jede kleine Reaktion wahrzunehmen. Es passierte nichts, die Spannung war deutlich spürbar, zum greifen nah und doch geschah einfach nichts. Niemand bewegte sich zu schnell, wenn überhaupt und er nahm ein Stück Brot, biss ab. „Ich weiß das, aber…“ Wie sollte sie erklären? Das hier war unwirklich, surreal, nicht einzuschätzen. Sie fand keine Worte und sah für einen Augenblick zu ihrem Mann, der dort so völlig selbstverständlich saß, als ob die Szene hier nicht anders zu erwarten war, als ob er nichts anderes von ihr erwartete. Hatte er sich so schnell an diesen Vegeta gewöhnt oder hatte sie schlicht und einfach etwas verpasst? Und als ob er gar nicht da war und sich dabei vielleicht unwohl fühlen könnte, zeigte sie mit einer vagen Handbewegung auf Vegeta, sah dabei aber noch immer ihren Mann an, fragend, unwissend, nicht fähig Worte zu finden, die hätten ausdrücken können, was sie im Moment dachte. Ihr fehlten sonst nie die Worte, sie kam mit jeder Situation mehr oder weniger gut klar, aber das hier war jenseits ihrer Vorstellungskraft. Seit so vielen Jahren war das dort der arrogante Prinz, der zwar wenig redete, sich immer unter Kontrolle hielt und eine Präsenz ausstrahlte, die man nicht übersehen konnte, selbst wenn er sich abseits von allen anderen hielt. Goku verkniff sich ein Augenverdrehen, das wäre nicht gut für ihn ausgegangen. Er verstand schon was sie meinte, aber erklären konnte er es auch nur soweit, wie er es schon getan hatte, also beschränkte er sich auf ein Schulterzucken. Noch einmal alles durchzukauen brachte sie auch nicht weiter. „Gewöhn dich dran, denke ich.“ Er kann auch nichts dafür, hängte er dem in Gedanken an, sprach es aber nicht aus, weil es unhöflich gewesen wäre. All das hier war schon unhöflich genug, es wunderte ihn ein wenig, dass Vegeta noch immer saß und nicht schon lang aufgestanden und gegangen war. Aber dazu war er zu sehr damit beschäftigt Chichi zu beobachten, einzuschätzen, die Situation abzuschätzen – um nicht noch einmal eine solche Reaktion wie zu Anfang zu zeigen. Er müsste spüren können, dass sie keine Gefahr war. Auch wenn Goku zugeben musste, dass diese Frau manchmal äußerst gefährlich werden konnte, aber sie hatte sich nie gewagt gegen Vegeta zu wettern, der wusste sonst nämlich wie man ordentlich konterte und sie wusste es auch. Dann, als ob er die ganze Situation viel zu spät wahrgenommen hätte, als ob die Erkenntnis erst Sekunden später in seinen Verstand gesickert war, legte Vegeta den Kopf um einige Millimeter schief und verschränkte die Arme, verengte leicht die Augen und starrte sie mit einem Blick an, den er selbst nicht deuten konnte. Neugier vielleicht, abschätzendes Warten oder schlicht und einfach analysierend. Er wusste es nicht, es war kein Blick den er so schon einmal gesehen hatte, es war ein schlichtes Mustern, in dem die Zeit langsam vorbeitickte und niemand sich bewegte, abwartete, was als nächstes geschah. Aber es geschah einfach nichts, außer diesem abschätzenden Blick, minutenlanger Stille, in der sich niemand wirklich zu bewegen wagte. Es konnte alles passieren – von einem weiteren stillen Moment bis hin zu einem Ausraster, der sich gewaschen hatte, aber stattdessen bestand nur weiterhin diese unangenehme Stille, in der Chichi irgendwann anfing sich unter seinem Blick auf ihrem Stuhl zu winden. Es war ihr unangenehm, dieser Blick war einfach zu bohrend und die wortlose Aktion ging auch an ihr nicht ganz vorbei, während Goku nur eine Augenbraue hob und seinen Blick zwischen ihnen hin und her wandern ließ, leise seufzte. Das hier war nicht, was er erwartet hatte. Es war eine der Situationen, die in jede Richtung laufen konnte und doch fesselnd lang einfach nur bestand. Er konnte sie kaum einschätzen, aber er hoffte, dass Vegeta einfach nur versuchte sich zu erinnern, aber anscheinend war das auch nur ein weiteres hoffnungsloses Unterfangen, basierend auf seiner fehlenden Reaktion. Nichts geschah, bis Vegeta selbst leise seufzte und den Blick abwandte, kurz zu Goku sah und schließlich aufstand. „Zwecklos.“, war das einzige, was er sagte, während er die Küche genauso leise verließ. Er hatte es wirklich versucht, er wollte sich erinnern, wollte alte Bilder oder einfach nur andere wirre Fetzen seines verlorenen Ichs heraufbeschwören, aber der Versuch war fruchtlos geblieben, nichts war geschehen. Nichts kam ihm einfach so zugeflogen und zusammen mit dem beinahe vergessenen Schmerz seines letzten Erinnerungsfetzens hinterließ es nichts weiter als Enttäuschung. Über sich selbst, über das alles hier, über…was auch immer. Über die Tatsache, dass er es nicht einfach herbeizaubern konnte und mit der leeren Welt leben musste, die sein Verstand darstellte. Es war annervend, es regte ihn auf und fühlte sich gleichzeitig an, als ob er ertrinken würde. Ersticken an seiner eigenen Unfähigkeit, an seinem verlorenen Ich, das nicht wiederkommen wollte und sich Zeit dabei ließ ihn zu quälen. Unwissenheit war nicht das generelle Problem, er konnte damit Leben die Menschen in seiner Umgebung nicht zu kennen, aber er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass er selbst nicht wusste, wer er war – nur das wusste, was man ihm erzählt hatte und das war nicht gerade viel, nicht sehr befriedigend gewesen. Er seufzte innerlich, der Appetit war ihm vergangen, weitere Zeit in der Küche zu verschwenden und Jemanden anzustarren, den er nicht kannte, brachte ihn einfach nicht weiter. „Hmpf.“ Nur ein leises Grummeln in den Tiefen seiner Kehle, während sich seine Hände erst zu Fäusten ballten und er letzten Endes die Arme vor der Brust verschränkte, mitten im Gang stehen blieb. Den Blick zu seinen Füßen gerichtet, stand er einfach nur da und wusste nicht was er machen sollte. Zurück in sein Zimmer? Gehen? Wenn ja, wohin zum Teufel gehen, wenn er keinen Plan hatte, wo was war und was er damit anfangen sollte? Seine Finger gruben sich in seinen Oberarm und er grollte ein weiteres Mal tief in seiner Kehle. Dieser Tag war nicht das, was er erwartet hatte. Was erwartete er überhaupt? Dass plötzlich alles wieder auf ihn zugeflogen kam und alles so war, wie es vorher war? Vielleicht hatte er genau das gehofft diese Unwissenheit, diese schwarze Leere in seinem Kopf machte ihn wahnsinnig und dass er das alles nicht kannte, machte seine Situation auch nicht besser! Zur Hölle damit, es regte ihn schlicht und einfach auf, dass da, wo normalerweise eine Menge Infos gespeichert waren, nichts weiter als dumpfes Nichts war. Seine Finger bohrten sich nur noch weiter in seine Haut und er holte tief Luft um die aufkommende Wut irgendwie unter Kontrolle zu halten. Diese Frau würde nicht begeistert sein, wenn er noch irgendwas in diesem Komplex zerstören würde und er war selbst nicht sonderlich scharf drauf, ihrer eigenen Wut zu begegnen. Sie würde ihm nichts anhaben können und das wusste er auch, aber die Art wie sie ihn ansah, die Art, wie sie über ihn redete, selbst wenn er anwesend war, tat auf sonderbare Art und Weise weh. Er wusste nicht, was sie für ein Problem hatte, er wusste aber, dass es nicht nur an diesen blöden Maschinen liegen konnte, die er in seiner unüberlegten Hast zerstört hatte. Sie hatte ihn angesehen, als ob der Blick in sein Gesicht ihr selbst wehtat und doch war da die unausgesprochene Wut, eine andere Emotion, die er nicht einordnen konnte. Es war kein Hass, es war auch kein Vorwurf, den sie nicht aussprach. Es war Unglaube, Sorge, Hilflosigkeit und Verzweiflung, alles vermischt und in selber Konzentration vorhanden, so dass man kaum erkennen konnte, was Oberhand gewann und was nicht. Klar überfordert was er mit dieser Erkenntnis anfangen sollte, knurrte er noch einmal leise auf und begann weiter zu gehen, den Blick auf den Boden gerichtet und die Augenbrauen in Konzentration zusammen gezogen. Es brachte ihm auch nichts den Ausdruck anderer zu analysieren, wenn er sich seiner eigenen Stimmung nicht einmal sicher war! Das plötzliche Verlangen, aufgrund dieser unnützen Gedanken, irgendwas in die Luft jagen zu wollen, traf ihn und erneut blieb er stehen, während sich seine Arme aus der Verschränkung lösten und sich seine Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballten. Die Augen verengt starrte er den Boden an, als ob dieser mit purem Willen in Flammen aufgehen würde, drehte sich abrupt um und lief in die entgegen gesetzte Richtung weiter. Zurück dahin, woher er gekommen war, lief er an der Küche vorbei und wusste selbst nicht so genau, wo seine Beine ihn hintragen sollten. Es war nicht so, dass er sich in diesem Gebäude auskannte, ignorierte die verwirrten Blicke der Anderen, die noch immer da am Tisch saßen und folgte seiner Eingebung, die nicht einmal eine war. Das alles machte ihn rasend, diese verdammte Unwissenheit machte ihn so wütend, dass er selbst nicht merkte, dass er bereits dabei war den Garten zu durchqueren. Mit minimalem Aufwand und ohne darüber nachzudenken hob er ab, nur um nach wenigen Minuten mit Kakarott konfrontiert zu werden, der die Hand nach unten nahm und im selben Moment einen so ernsten Ausdruck aufsetzte, dass er nicht wusste, was er davon halten sollte. Für einen Augenblick war er völlig ratlos, nicht fähig das Geschehene zusammen zu setzen und aus seiner Wut gerissen, die sich so beharrlich in ihm breitgemacht hatte ohne dass er etwas dagegen tun konnte. „Wohin so eilig?“ Vegeta zog die Augenbrauen zusammen und wusste doch im selben Moment, dass es nichts bringen würde, was seine innere Wut nur wieder schürte, wie ein Lauffeuer durch seine Venen brannte und ihn einzunehmen drohte. „Woher soll ich das wissen?“ Ein lautes Grollen, wie ein Donner durchzogen die Worte, die er eigentlich nicht sagen wollte, die Luft. Ich wüsste nicht, was dich das angeht, hatte er sagen wollen und doch war dieser Nonsens dabei herausgekommen, was die Situation an sich nicht besser machte. Er hörte ein Seufzen und es machte ihn wütend, auf sich selbst, auf den Anderen. Das alles hier war so verdammt falsch, es fühlte sich wirklich an als würde er an seiner eigenen Wut ersticken. „Ich hab keinen Plan wohin, ich weiß ja nicht einmal …“ Eine kleine Pause, ein kurzes Schlucken und der verzweifelte Versuch nicht über seine eigenen Worte zu stolpern. „Woher soll ich also wissen, wohin es geht, hm?“ Selbst in seinen Ohren klang seine Stimme erstickt. Das war nicht er, das war nicht richtig, aber er konnte nichts dagegen machen, außer dem Versuch seine Hände noch fester zu ballen, als sie ohnehin schon waren, während sie sich in der Luft gegenüber standen und dieser verfluchte Blick des anderen seinen innersten Kern zum brennen brachte. Verdammtes Mitleid! „Ich kenn mich ja so wunderbar aus hier!“, war der nächste sarkastische Versuch mit sich selbst umzugehen, aber er wusste, dass auch das nichts bringen würde. „Gibt bestimmt n paar nette Sehenswürdigkeiten, die es wert sind, besucht zu werden!“ Er konnte das Brennen, das seine Augen befiel, genauso wenig aufhalten wie sein eigenes inneres Chaos. Es war zum verzweifeln, zum wütend sein, ausrasten, irgendwas zerstören, auf irgendjemanden einschlagen. Irgendwas, nur damit er sich selbst ein wenig besser fühlen konnte, das schwarze Nichts für einen Augenblick vergessen und wissen, dass es jemandem schlechter ging als ihm selbst. Was machte er sich vor? Das war nur ein weiteres wegrennen, ein fruchtloser Versuch den Tumult in sich irgendwie zu ordnen. „Vegeta.“ Goku hatte ihn so aufgelöst gesehen und er schluckte einmal schwer. Der Anblick brach ihm das Herz, die Aussagen des Anderen unterstrichen nur noch mehr, dass er selbst nicht wusste, was er machen sollte. Aber er wusste es auch nicht. Er wusste nur, dass er vielleicht nachvollziehen konnte, was in dem Kleineren vor sich ging, vielleicht erahnen konnte, wie es sich anfühlen mochte. Er konnte aber nichts dagegen machen, außer sich stumm seine Tirade anzuhören und dabei innerlich zu verkrampfen, wenn er die Tonlage hörte und in seine Augen sah. Von dem einst so stolzen Kämpfer war nur eine Ansammlung von Gefühlen geblieben, die nicht zu ihm passen wollten und die dieser nicht in Einklang bringen konnte. „Hör auf. Beruhig dich wieder.“ Er sah sofort, dass er etwas Falsches gesagt hatte, als die zusammengeballten Hände zu zittern anfingen. „Beruhigen? Ich soll mich beruhigen?“, fragte er, ein plötzlich eisiger Blick in seine Richtung werfend, der Goku für einen Moment die Luft zum atmen nahm. „Ja, beruhigen.“ Was sollte er sonst sagen? Er hatte keinen Zweifel daran egal welche Situation klären zu können, die aufgrund dieser Worte entstehen könnte. „Dann erklär mir doch mal, wie zur Hölle ich das machen soll?!“ Sein Ton war zu ruhig, leise. Von einer Sekunde auf die Andere schien er ausgewechselt zu sein, nur die brennenden Augen verrieten sein Inneres und Goku schloss die seinen für einen Moment um nachzudenken. „Hör zu…“ Seine Augen öffneten sich wieder, Wut und Verzweiflung zu klar in denen seines Gegenübers. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, das weiß ich. Ich kann eigentlich auch nicht verlangen, dass du alles einfach hinnimmst und ich bin froh, dass du das nicht machst, weil das einfach nicht du wärst. Aber ich kann nicht zulassen, dass du gehst.“ Auf den Punkt, klar hinaus in die dunkler werdende Nacht um sie herum. Keine Ausflüchte, keine unnötigen Worte, kein Versuch ihn nachzuempfinden. Das war nicht nötig, es verzögerte das alles nur und dazu hatte er keine Lust. „Du bist nicht das, was jeder andere auf diesem Planeten ist und ich kann nicht zulassen, dass du in deinem Frust irgendwas machst, was wir bereuen würden. Ich kann dich nicht gehen lassen, zu deinem eigenen und zum Schutz aller anderen. Wenn du irgendein Problem hast, lass es an mir aus.“ Ein Schulterzucken folgte, das war das Mindeste, was er tun konnte. „Ich hab kein Problem!“, war jedoch die einzige Antwort. Mach doch was du willst, aber lass mich in Ruhe, hängte er in Gedanken an, seufzte und wunderte sich über den so plötzlich verschwundenen Drang irgendwas zerstören zu wollen. Wut lungerte noch immer in seinem Geist, aber die Verzweiflung, das Chaos hatte die Oberhand gewonnen. Er fühlte sich ausgebrannt. „Warum zum Teufel bist du dann wie ein Wahnsinniger nach draußen gestürmt?“ Geduld, er musste Geduld haben, sagte er sich und atmete tief durch um die eigene aufkommende Wut zu unterdrücken. Es war ein langer Tag gewesen, all das Handeln mit jemandem, den man noch weniger einschätzen konnte als sonst, hinterließ ein seltsam dumpfes Gefühl in ihm. „Das weiß ich nicht!“ Er war nur seinem Instinkt gefolgt, hatte nicht nachgedacht. Sekundenlange Stille fror die Szene in ihrer Gesamtheit ein, unausgesprochene Worte schwebten in der Luft zwischen ihnen und doch schienen sie sich stumm zu einigen. Ein simultanes Seufzen hob die Pause auf. „Wenn irgendwas ist, sag es mir.“ Damit ließ Goku sich auf den Boden sinken, wartete auf den Anderen, der sich weitaus mehr Zeit ließ und ihn mit einem Blick bedachte, der dem alten Vegeta alle Ehre machte. Ein Lächeln trat auf seine Lippen, vielleicht war doch all der Stress nicht umsonst, vielleicht zahlte es sich aus, dass er sich selbst zu einem Aufpasser gemacht hatte und alle Anderen sich dem Problem nicht annehmen wollten. Er verstand es immer noch nicht, aber so blieb er als Einziger übrig, der etwas tun wollte und konnte, eine 24 Stunden- Schicht nach der anderen. „Wenn du Fragen hast, frag. Ich beiße nicht und vielleicht hilft es dir ja.“ Je eher diese Erinnerungen wiederkamen, desto besser und schneller konnte er sein eigenes Leben auch wieder aufnehmen. Innerlich rüstete er sich bei diesem Gedanken schon gegen die Standpauke, die ihn erwartete, sobald sie zurück waren - er hatte seine Frau ohne ein Wort zu sagen einfach in der Küche sitzen lassen, aber der Gedanke war nichts gegen den nächsten Blick, den er erntete. Absoluter, nicht versteckter Unglauben und ein Ausdruck der sagte, „Träum weiter!“, und es ließ ihn lächeln. „Außerdem hab ich ne bessere Idee als deine Wut irgendwo abzulassen, wo du Menschen mit hinein ziehen könntest.“, sagte er letzten Endes. Es war eine Idee, ein bloßer Gedanke, der sich plötzlich in seinen Kopf setzte und Freude, sowie eine unerklärliche Angst mit sich brachte. „Was?“ Nur ein leises Grollen, weil die Neugier zu groß war um den Mund zu halten. „Du wirst schon bis morgen warten müssen.“ Erst musste er Bulma fragen, sich selbst mit der Idee anfreunden und das stumme Unbehagen in sich selbst bekämpfen. Gerade jetzt, wo der Kleinere nicht mehr das war, was er sein sollte. Das letzte Mal war dieser Weg in einer Sackgasse geendet und er hatte nicht vor denselben Fehler zweimal zu machen. „Was auch immer.“ Es war das Letzte, was sie sagten. Stumm legten sie den Weg zurück und auch wenn Vegeta es ungern zugab, er war müde. Weshalb er das aufgeregte Gezeter der Frau auch einfach ignorierte als sie ankamen, strikt ihre Stimme einfach ausblendete und den Weg zu seinem Zimmer ansteuerte. Er war geschafft, all diese emotionale Scheiße verbrauchte seine Energie und sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ er sich auf seine Matratze fallen. Seine Kopfschmerzen kamen wieder, waren nie wirklich ganz verschwunden. Der Schmerz erinnerte ihn an einen anderen, erinnerte ihn daran, dass da mehr sein musste, aber er hatte nicht mehr die Kraft darüber nachzudenken. Nur die wenigen Fetzen seiner selbst im Hinterkopf schloss er die Augen und gab sich seiner Erschöpfung hin. Irgendwo tief in sich wusste er, dass er hätte anders reagieren sollen und müssen, aber es war egal – er hatte auch dort nicht den Willen zu diskutieren, nicht die Kraft einen weiteren Ausbruch aufzubringen. Stillstand, alles was blieb war Stillstand, ein schwarzes Tuch, das sich um ihn legte und den dumpfen Schmerz des Vergessens für ein paar Stunden ersetzte. Kapitel 11: Zurück, wo alles anfing ----------------------------------- 11: Zurück, wo alles anfing Jetzt standen sie hier, in einem nagelneuen GR und auch wenn es ihm ganze drei Tage in Anspruch genommen hatte Bulma davon zu überzeugen einen ihrer Ersatzmodelle freizugeben, so hatte er es letzten Endes doch geschafft. Seine eigenen Zweifel waren nicht vollständig zur Seite geschoben, aber nachdem er an diesem Abend Vegeta wieder nach Hause gebracht und ein kleines Gespräch mit seiner Frau geführt hatte, war die Entscheidung dieser Idee schneller gefallen, als ihm selbst lieb war. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, dass seine eigene Frau ihn darin bekräftigte. Normalerweise war sie gegen diese Art, war sie gegen das kämpfen, aber nachdem sie Vegeta so gesehen hatte, hielt sie es für eine akzeptable Idee, den Progress vielleicht etwas zu beschleunigen. Seine Erinnerungen waren irgendwo in ihm, hatte sie ihm gesagt und jede Möglichkeit sie wieder zu finden, war ein Versuch wert. Auch wenn sie diesen neuen Vegeta vielleicht ein wenig mehr mochte als dieses kleine arrogante Arschloch, das er war, so wollte sie auch nichts verhindern. Es war ihr einfach unheimlich wie Vegeta sein konnte… Und so war sie es am Ende, die ihn vollends überzeugt hatte und das Lächeln, das mit dieser Erkenntnis kam, konnte nicht größer sein. Seitdem waren zwar drei Tage vergangen, aber er konnte sich des kleinen glücklichen Gefühls, das immer noch in ihm lungerte, nicht erwehren. „Was sagst du?“ Er hatte Vegeta einige Minuten stumm beobachtet, wie dieser ebenso stumm die neue Umgebung in sich aufgenommen hatte, hier und da eine Augenbraue nach oben zog, oder schlicht beide zusammenzog. „Ein Metallkäfig.“, war die einzige Antwort, ohne ihn anzusehen, ohne eine andere große Regung. Seit diesem einen Tag hatte er sich wieder ein wenig zurückgezogen, sprach nicht mehr so viel mit ihm und duldete ihn dennoch in seiner Nähe. Goku war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, aber er war froh, dass er ihn nicht ganz zurückwies. „Ja, zugegebenermaßen. Aber nicht nur.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust, wie um Vegeta zu imitieren und sich gleichzeitig vor dessen Reaktion zu schützen. Man wusste nie wirklich was Vegeta dachte, was in ihm vorging und die Worte waren auch jetzt noch manchmal wenig überdacht, einfach das, was ihm gerade in den Kopf kam. „Was dann?“, fragte er, während er sich die mittlere Konsole ansah, ein kleines Display, ein paar Knöpfe und einen Schalter. Nichts Besonderes, wenn man davon ausging, dass es in diesem Haus mehr Technik gab als Menschen, die darin wohnten. „Es ist ein Gravitationsraum, Simulation einer höheren Anziehungskraft als die, die auf der Erde herrscht.“ Das erregte das Interesse des Kleineren, welcher eine Augenbraue nach oben zog und den Blick dennoch nicht von der Konsole nahm. Klang interessant. „Was noch?“ Seine Neugier war geweckt, nicht fähig sie aufzuhalten und nicht fähig zu erklären, warum das überhaupt so war. Ja, er kannte die Grundlagen und zögerte nicht sie auch einzusetzen, aber es schwante ihm, das das hier ein anderes Kaliber war. „Die Außenwände sind verstärkt und Schalldicht gemacht, die Gravitation reicht momentan bis 500G. Große technische Daten sind für Bulma, nicht für mich, also wenn du etwas willst, geh zu ihr und frag sie.“ Das würde er nicht machen, er sah es an seinem Ausdruck, den Augen und den nach unten gezogenen Mundwinkeln, dem kaum sichtbaren Kopfschütteln. Nicht wichtig genug um seine Distanz zu verringern, mit der er ihr immer noch aus dem Weg ging. “Ich glaube kaum, dass du mich nur zum quatschen hier rein gebracht hast.“, erwiderte er stattdessen, ließ seine Finger über die Knöpfe gleiten ohne dabei etwas zu drücken. „Nein.“, kam auch die prompte Antwort mit einem leichten Grinsen. Das war Vegeta, es gab wirklich Dinge, die sich nie ändern würden. „Ich wollte schauen, was du auf dem Kasten hast.“ Das Thema hatten sie schon angeschnitten und er wusste es eigentlich auch schon, aber wer wusste, was dabei noch heraus kommen konnte? Vielleicht hatte er die einmalige Gelegenheit dem Prinzen etwas beizubringen, ihm die Fehler in seiner Technik zu zeigen und auszumerzen oder schlicht und einfach ein wenig Bewegung zu verschaffen, ohne dass er Angst haben musste die halbe Stadt dabei explodieren zu lassen. „Hm.“ Noch einmal ließ Vegeta seinen Blick durch den Raum schweifen, bevor er letzten Endes an Kakarott hängen blieb. Er wusste wirklich nicht was er davon halten sollte – das kleine ungute Gefühl, das er nicht einordnen konnte und auch nicht wusste woher es kam, ließ ihn leicht schlucken. Aber was brachte es über Dinge nachzudenken, die er sowieso nicht analysieren konnte, weil er einfach keine Ahnung hatte woher sie kamen und so nickte er schließlich leicht. Was hatte er zu verlieren, es gab nichts Wichtiges, an das er sich erinnern konnte. Dennoch war es alles andere als leicht gesagt zu bekommen, welch schwerwiegende Fehler man eigentlich machte. Es war nicht so, dass er sich groß auf seine Schritte konzentrierte wenn er keine andere Wahl hatte als anzugreifen oder sich zu verteidigen, es war eher so, dass er auf Autopilot lief. Er sah und reagierte, mehr war es nicht für ihn, für den Moment zumindest nicht. Es gab nichts, was er hätte vorhersehen können, es gab keine Ereignisse, an die er sich halten und aus denen er hätte lernen können, sich bessern können. Da waren schlicht und einfach keine Referenzen… „Willst du weiter quatschen, oder endlich anfangen?“, fragte er, während er seinen Blick endlich auf dem Anderen zur Ruhe brachte. Reden hatte wenig Sinn für ihn, man hörte ihm nicht zu und wenn doch, dann… er wusste es auch nicht, es gab doch eigentlich nur eine Person mit der er redete, all die anderen gingen ihm aus dem Weg. Was auch gut so war, so musste er nicht mit noch mehr Menschen umgehen lernen, die er nicht kannte. Aber das Grinsen auf dem Gesicht Gokus riss ihn aus seinen Gedanken und er ging automatisch einen Schritt zur Seite, als der Andere auf ihn zukam. „Dann wollen wir mal sehen.“, sagte eben jener, stellte sich an die Kontrollen und aktivierte den Generator. Ein klickendes Geräusch folgte, dann setzte konstantes Summen ein, die Beleuchtung wechselte auf rot und alles, was Vegeta tun konnte, war skeptisch die Augen zu verengen und auf der Hut zu bleiben, während er den Rücken des Anderen fixierte. „Auf geht’s.“, murmelte Goku eher zu sich selbst, das Grinsen hatte sich in ein kaum sichtbares Lächeln verwandelt, während er langsam und stetig die Zahl erhöhte und sich nach wenigen Sekunden zu Vegeta drehte, ohne dabei die Finger von den Kontrollen zu nehmen. Ein neutraler Ausdruck trat auf sein Gesicht, bereit jede Bewegung des Kleineren aufzunehmen und auf erste Anzeichen zu warten, die sich unweigerlich irgendwann zeigen würden. Es dauerte nicht lange und er spürte selbst die Veränderung, als die Augen Vegetas größer wurden und sich dann erneut zusammen zogen, als ob er nicht einordnen konnte, wo das Gefühl herkam. Gut, er musste zugeben, dass es ihn leicht überraschte, aber andererseits – woher zum Teufel sollte Vegeta auch wissen was geschehen würde? Gedanklich klatschte er sich die Hand auf die Stirn und stöhnte über sich selbst genervt auf, ohne dabei das Steigen der Schwerkraft zu unterbrechen. Erstaunlich… dafür, dass er es vergessen hatte, hielt er lange durch, bevor ein leises Keuchen den Raum durchzog und er die Anstrengung am Gesicht Vegetas ablesen konnte. All seine Muskeln hatten sich angespannt um zu verhindern, dass ihn die Schwerkraft auf den Boden drückte und erst dann nahm er die Finger von den Kontrollen und sah über seine Schulter nach hinten. Seine Augenbraue zuckte in die Höhe. „Nicht schlecht.“ Wenn er bedachte wie verdammt schwach er selbst angefangen hatte… aber was hatte er erwartet? Vegeta war durchtrainiert, viel Zeit war vergangen und so sollten ihn die 225 G eigentlich nicht überraschen, auch wenn der Kleinere momentan nicht viel damit anfangen konnte. Ihr Trainingskampf vor knapp über einer Woche war bei 350G angesetzt gewesen und hatte noch lange nicht ihr Limit erreicht. Er war gespannt, was er heute noch aus ihm herauskitzeln konnte und das Grinsen kehrte auf seine Lippen zurück. „Kann’s so bleiben oder soll ich es wieder ein wenig niedriger einstellen?“, fragte er mit gespielter Unschuld und beobachtete dabei die Reaktion, die auf seine Worte folgen sollte. Wenn nur ein wenig des alten Vegetas dort war, würde er die Herausforderung annehmen, auch wenn es ihm den Kopf kosten konnte, doch für einige Sekunden folgte gar nichts, nur ein konzentriertes Gesicht. „Was glaubst du?“, presste er schließlich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und atmete tief ein, um die Kontrolle über seine Muskeln zu behalten. So fremd ihm das hier auch war, so sehr seine Muskeln dagegen protestierten und eigentlich danach schrieen es zu beenden, so ließ irgendwas in ihm nicht zu, dass er das auch zugab. „Sag’s mir.“, stichelte der Größere weiter, verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn du es nicht sagst, kann ich es nicht wissen.“ Ein Todesblick traf ihn, das gefährliche zusammenziehen der Augenbrauen, ein Ausdruck tiefster Gereiztheit. „Gottverdammt Kakarott, du bist ein solches Arschloch und wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich dich in der Luft zerreißen!“ Wenn er könnte – momentan bezweifelte er aber, überhaupt abheben zu können, was diese Drohung ziemlich lächerlich machte und zudem erst jetzt, nach wenigen Sekunden, ihre volle Bedeutung auf ihn einströmte. Er riss die Augen auf und verlor für einen Augenblick die Konzentration, fiel auf ein Knie hinunter und starrte den Anderen jetzt mit einem Ausdruck tiefster Verwirrtheit an. Aber der schien nichts anderes erwartet zu haben, grinste ihn nur an. Aber warum? Er hatte ihn nie wirklich bei diesem Namen genannt, auch wenn er ihm erklärt hatte was es damit auf sich hatte. Im Grunde hatte er ihn nie überhaupt mit irgendeinem Namen angesprochen und hatte sich selbst mehr überrascht als den Anderen. Mit ein wenig mehr Mühe als ihm lieb war, kämpfte er sich zurück auf die Beine und sah den Anderen an. „Na, wenn das mal nicht das ist, was ich hören wollte.“, sagte dieser aber nur lässig und erzeugte damit nur noch mehr Verwirrung. Was zum Teufel spielte er hier für ein Spiel? „Halt deine verdammte Klappe und fang endlich an!“ Wieder nur ein leises bedrohliches Grollen, ein abgewandter Blick und es ließ Goku grinsen. „Aber das haben wir doch schon.“ Er musste ihn ärgern, er musste ihn wütend machen, erst dann konnten sie wirklich weitermachen. Solange sich Vegeta mehr darauf konzentrierte nicht zu Boden zu gehen und der Schwerkraft zu trotzen, als ihn fertig machen zu wollen, hatte das hier wenig Sinn. Und er wusste um die kurze Geduld, er wusste, dass es nie lange dauerte, bis es soweit war, Vegetas Energie mitsamt seiner Wut Höhenflüge machte und er nicht mehr darauf angewiesen war, sich darauf zu konzentrieren und lieber gleich angriff. Konsequenzen waren dann sowieso egal. „Das hier war deine beschissene Idee, also sieh zu, dass du dir was einfallen lässt!“ Jetzt sah er ihn wieder an, die Verwirrung war gewichen und hatte etwas anderem Platz gemacht, das er noch nicht ganz einordnen konnte. Der Vorbote in seinen Augen, die er nie wirklich hatte kontrollieren können. Goku lächelte. „Stimmt, meine Idee.“ Auf was wollte er eigentlich hinaus, der Gesprächsverlauf war nicht wie geplant. Er musste sich etwas einfallen lassen, oder das Ganze würde nie in die Gänge kommen. „Aber was bitte soll ich machen, wenn du dich kaum auf den Beinen halten kannst? Du würdest schneller am Boden liegen, als dir selbst lieb ist.“, erwiderte deshalb noch, beobachtete die dramatische Veränderung binnen Sekundenbruchteilen mit einem inneren Grinsen. Er hatte den Nerv getroffen, voll ins Schwarze und die Wut, der rasende Zorn, der so plötzlich in diesen feurigen schwarzen Augen stand machte ihn sogar ein wenig stolz. Das war, was er sehen wollte, das gefährliche Knurren, was er hören wollte und im nächsten Augenblick flog eine Faust auf ihn zu die er jedoch mit Leichtigkeit abwehrte. Das hier war besser als die Verwirrtheit, oder das endlose Grübeln. „Was ist? Angst, dass das die Wahrheit war?“, stichelte er weiter und spürte, wie die Energie des Anderen anstieg, manifestierend in einer blauen Aura, die ihn umgab. Noch ein wenig mehr, aber nicht übertreiben, sagte er sich. Er musste auf dem Boden bleiben, zuviel des Guten war nicht richtig, das würde nur wieder in einer Katastrophe enden. „Hör auf.“ Gefährlich leise, die Ruhe vor dem herannahenden Sturm, der bereits in seinen Augen wütete. Eine weitere Faust, die er mit seinem Unterarm abwehrte, ein Zischen und eine Drehung. Den Kick konnte er ebenfalls abwehren, was den Vorgang nur beschleunigte und weitere Worte seinerseits erübrigte, während er spielend nachsetzte und seine eigene Faust nach vorne schnellen ließ. Noch war es nichts ernsthaftes, nur ein kleiner Schlagabtausch und er wurde genauso abgewehrt, wie er es zuvor getan hatte. „Was wird das? Willst du spielen oder mich angreifen?“ Das war genug, er wusste es und mit einem Schrei stürmte Vegeta auf ihn zu, versuchte ihn zu treffen, während die Wut seinen Geist einnahm und er nicht mehr auf seine Umgebung achten musste. Da wollte er hin und blitzschnell powerte er selbst ein wenig auf, ohne die Grenze zu sprengen, parierte und verfiel in einen Schlagabtausch. Eine halbe Stunde später landete Vegeta schmerzhaft und viel zu hart auf dem Boden der anderen Seite des GR, schwer atmend und mit dem ein oder anderen blauen Fleck, einer Prellung hier und einer Quetschung da. Er rollte sich auf den Rücken und blieb für einen Moment einfach nur liegen um sich zu sammeln, sprang dann mit einem Ruck zurück auf die Beine und fixierte den Größeren mit einem gereizten Blick. Gut und schön, er war schwächer und hatte den ein oder anderen Manko in seiner Verteidigung, aber er hatte ihn dieses Mal wirklich treffen können, ihm auch ein paar Blutergüsse verpassen können – was das verlieren nicht ganz so schwer machte. Es erinnerte ihn an den Erinnerungsfetzen und auch wenn er ihn nicht hatte auf den Boden schicken können, so entsprang ein Funke Stolz in ihm, ganz weit unten und kaum spürbar war er dennoch da und er grinste leicht anhand der Erfahrung. Es hatte Spaß gemacht, auch wenn er verloren hatte und das ziemlich jämmerlich. Es war viel eher die Bewegung, die ihm so sehr gefehlt hatte, das völlige Abschalten seiner Gedanken, die sich sowieso nur im Kreis drehten und ihn wahnsinnig machten. Einfach alles auszublenden und zu handeln, nach einem Instinkt, den er zwar nicht nachvollziehen konnte, aber der im Umgang mit dem Anderen eindeutig praktisch war. „Nicht übel.“, kommentierte Goku, wischte sich mit seinem Handrücken über die Stirn und den Mundwinkel, aus dem ein kleines Rinnsal Blut lief. Die Schläge hatten schon mehr Kraft als die letzten Male, die Technik war ein wenig durchdachter, wenn auch noch immer mit Fehlern durchsetzt, weshalb das Ganze nicht sehr lange gedauert hatte. Aber im Vergleich zu den vorherigen ‚Kämpfen’ war das hier schon ähnlicher einem echten Kampf gewesen und es machte ihn stolz auf sich selbst, es aus Vegeta heraus gebracht zu haben. „Hmpf.“, war aber alles, was der Kleinere dazu zu sagen hatte. Klar, sicherlich, nicht übel… das er nicht lachte. Er wusste selbst, dass mehr in ihm steckte, aber er wusste einfach nicht wie er da ran kommen sollte. Er wusste nicht, wie er die Ressourcen, die er spüren konnte, auch nach außen bringen sollte. Und er hatte keine Ahnung wie er dann alles kombinieren sollte, wie er groß darüber nachdenken sollte, wenn er eigentlich ganz andere Probleme hatte. „Ich meins ernst.“ Vegeta war nie zufrieden mit sich selbst, gerade jetzt fiel es aber am meisten auf, weil er es nicht versteckte. „Ja, schon klar.“ Sein Grinsen war lang verschwunden und er wandte den Blick ab um die Augenbrauen überlegend zusammen zu ziehen. Schön und gut, er konnte es meinen wie er wollte, es war nicht so, dass er auf seine Meinung angewiesen war. Es war lediglich schön gewesen sich bewegen zu können, nicht in seinem Zimmer eingesperrt zu sein. „Ach komm schon…“ Goku spürte, wie sich Vegeta wieder zurückzog. Der Gedanke ihm vielleicht ein paar Fehler aufzeigen zu können, ihm etwas beibringen zu können, rutschte plötzlich in den Hintergrund und ein seltsam bedrücktes Gefühl nahm den Platz der Euphorie ein, die bis eben noch in ihm verteilt war. Gottverdammt, etwas über eine Woche und alles war aus den Fugen geraten. Niemand redete wirklich miteinander, selbst er lief kaum jemandem über den Weg. Vegeta grübelte und grübelte, aber fand nicht die kleinsten Antworten und es frustrierte ihn so sehr, dass dieses Gefühl wohl selbst die Skepsis von ihm nahm. Die Angst, die anfängliche Wut, alles verschwamm irgendwo in ihm, wurde begraben und alles was blieb, war dieses verflixte Chaos in seinem Inneren. Selbst Bulma war anders. Sie hatte ihre Maschinen repariert, aber aus einem ihm unerfindlichen Grund hatte sie noch nicht damit angefangen Vegeta auch nur ansatzweise zu untersuchen. Sie hatte ihn nicht aufgesucht, fragte selbst Goku nur hin und wieder etwas und beließ es dabei, stürzte sich in ihre Arbeit und verlor den Faden zu den wichtigen Dingen. Er verstand sie einfach nicht, sie ging ihnen aus dem Weg und was erhoffte sie sich davon? Dass er so schneller wieder der Alte wurde, dass über Nacht plötzlich ein Wunder geschah und er zurück zum Normalen war? Dass sie sich nicht mit ihm beschäftigen musste, weil sie nicht wusste, wie? Das wusste er auch nicht, aber er konnte ihn dennoch nicht hängen lassen. So viel zwischen ihnen vorgefallen war, so viele Worte gefallen, so viele Schläge ausgeteilt worden waren, er konnte es einfach nicht. Und er verstand seine eigene Familie nicht, begriff nicht, was in sie gefahren war. Wirklich viele Freunde hatte Vegeta nie gehabt, er wurde mehr geduldet als alles andere, aber gerade seine Familie sollte verstehen, dass er sie vielleicht mehr brauchte als jeden anderen. Gerade die aber hatten sich völlig aus seinem Leben zurückgezogen, überließen ihn sich selbst und verlangten dabei auch noch, dass er schnellstmöglich seine Erinnerungen wieder bekam. Wie, verdammt noch mal, ohne die wichtigsten Personen, die genau das hervorrufen konnten?! Er seufzte, ohne auch nur einmal den Blick von seinem Gegenüber zu nehmen. Es machte ihn traurig und wütend zugleich, während er diesen abwesenden, nachdenkenden Ausdruck betrachtete, der sich in Vegetas Augen gelegt hatte. Sein Körper war zwar angespannt, aber das lag mehr an der Schwerkraft als an seiner Anwesenheit – nicht mehr zumindest. Die Arme einmal nicht vor der Brust verschränkt, die Hände leicht zu Fäusten geballt stand er einfach nur da und sah auf einen Punkt, den wahrscheinlich nur er sehen konnte. Eine entfernte Galaxie, die sein Inneres bedeutete, verloren im Nichts. Es frustrierte ihn genauso wie Vegeta und ohne darüber nachzudenken raste er aus dem Stand auf den Kleineren zu, die Faust zurückgezogen. Aber sie wurde mit Leichtigkeit gepackt und festgehalten, während die freie Faust des Anderen auf seinen Brustkorb traf und die Luft aus seinen Lungen drückte, so dass er vor Überraschung kaum Zeit hatte die Augen ungläubig aufzureißen, bevor sie sich automatisch bei dem Aufprall weiteten und er mit einem Keuchen auf die Knie fiel. Das hatte er nicht kommen sehen und er brauchte ein paar wertvolle Sekunden um sich zu sammeln, die er jedoch nicht bekam, bevor ihn ein Fuß in die Seite traf und zur Seite schleuderte. Mit einem weiteren Keuchen schlidderte er über den Boden und blieb liegen, versuchte die Luft zurück in seine Lungen zu bekommen. „Mach das nie wieder.“, kam die ruhige Stimme Vegetas zu ihm herüber und er hob den Kopf, um in ein paar schwarzer Augen zu blicken, die ihn zwar aufmerksam aber ohne Wut, mit einer Spur Überraschung seinerseits anstarrten. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet, Vegetas Instinkt war größer als er angenommen hatte und er hatte reagiert, ohne darüber nachzudenken, ihn effektiv und ohne großen Kraftaufwand zu Boden geschickt. „Klar.“, atmete er aus, rieb sich die schmerzende Seite und setzte sich auf, ohne den Blick von ihm zu nehmen, ein kleines Grinsen auf seinen Lippen. Nein, es war noch nichts verloren, alleine die Art wie er dort stand, sagte alles aus. Stolz und voller Kraft ließen seine Augen nichts als unbändigen Willen zu. „Wie hast du das gemacht?“, fragte er schließlich, seine Hand nun auf seinem Brustkorb ruhend. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass das nicht alles blieb, aber es kam nichts mehr. So anders als sonst, wo Vegeta nie eine Gelegenheit ausgelassen hätte seinen Unmut mit Fäusten auszudrücken und ihm so viele Verletzungen wie möglich zuzufügen. Nur ein kalter Blick, durchdacht, verwirrt, ungläubig über sich selbst und doch so stark. „Keine Ahnung.“ Ein Schulterzucken, nichts aussagend. „Schätze, hab einfach nur reagiert.“ Er war sich selbst nicht sicher, selbst überrascht, dass es ohne nachdenken eine solche Wirkung gab, aber er hatte keine Lust sich den Kopf darüber zu zerbrechen. „Verstehe.“, sagte er noch, bevor wieder diese Stille eintrat, die einem durch jede Pore drang und etwas Ungemütliches an sich hatte. Nur durchbrochen vom Surren des Generators hingen sie ihren eigenen Gedanken nach, bewegungslos. Der Blick Vegetas lag auf ihm, aber er schien ihn nicht wahrzunehmen, durch ihn hindurch zu sehen und wieder in sich selbst zu verlieren. Es brachte nichts, der Moment war vorbei, der Augenblick verflogen und es war besser ein Strich unter die Rechnung zu ziehen und ein Ergebnis aufzuschreiben. Sie waren keinen Schritt weiter. Nicht das, was er sich erhofft hatte, aber mehr als er dachte. Fordere nie zuviel und du wirst nicht enttäuscht hieß es doch immer und er hatte sich daran gehalten. Es gab genug Zeit, genug Gelegenheit um das hier zu wiederholen, weiterzuführen und auszubauen. Es gab genug, keiner von ihnen hatte etwas Besseres zu tun. Die Rechnung war nicht aufgegangen, es gab einen überdimensionalen Rest, den er nicht ignorieren konnte. Er hatte gehofft etwas in Vegeta auslösen zu können, etwas außerhalb dieser instinktiven Reaktion. Aber seit Tagen war nichts passiert, seit Tagen, seit diesem einem Tag war nichts passiert. Keine Erinnerungen, keine Fragen und keine Antworten. Es nervte ihn, er wünschte es sich so sehr. „Willst du aufhören oder weitermachen?“ Die Augen fokussierten sich wieder, richteten sich auf ihn, nicht auf sein Inneres und es vergingen weitere stumme Sekunden ohne Antwort, in denen Vegeta nun doch die Arme verschränkte. Eine Geste, die den Jüngeren auf sonderbare Weise glücklich machte, weil sie etwas so vertrautes an sich hatte, dass er es nicht übersehen konnte und lächelte. Er gab ihm keine Antwort. „Willst du vielleicht alleine sein?“, setzte er nach, schwankte selbst zwischen der Hoffnung, dass er nein sagen würde und der willkommenen Vorstellung selbst ein wenig alleine zu sein, nachzudenken. Zuviel in zu kurzer Zeit forderte auch seinen Tribut und er konnte nicht anders als hoffen. Und er erhielt ein Nicken als Antwort, das ihn noch einmal leicht lächeln ließ. „Na schön, dann lass ich dich alleine.“ Er stand langsam auf, sah ihn an. „Aber übertreib’s nicht, ja?“ Nur ein zusammenziehen der Augenbrauen, keine Worte und keine anderen Gesten waren nötig und er kratzte sich am Hinterkopf. So unterschiedlich diese Persönlichkeiten waren, so gleich waren sie sich in manchen Dingen – es war verwirrend und tröstend zugleich. „Schon gut, bin ja schon weg.“ Damit drehte er sich um, stellte die Schwerkraft ab und ging, ließ Vegeta alleine hinter sich zurück. Wie das Ganze funktionierte musste er bis jetzt selbst mitbekommen haben, er glaubte nicht, dass es ihm irgendwelche Probleme bereiten sollte. Nichts desto trotz behielt er schon auf dem Weg zurück ins Haus seine Aura in seinem Hinterkopf, jede noch so kleine Änderung würde nicht vor ihm verborgen bleiben. Und Vegeta sah ihm nach, stumme, bewegungslose Sekunden, bevor er seufzte, die Verschränkung seiner Arme auflöste. Dann lief er zurück, stellte die Schwerkraft wieder ein und blickte auf den Boden vor seinen Füßen. Den Körper angespannt, die Arme an seinen Seiten hängend, schloss er letzten Endes seine Augen und blieb wieder bewegungslos stehen. Bewegung brauchte er jetzt einfach nicht, was er brauchte war Ruhe und einen Versuch, auf den er eben erst gekommen war. Ein Gedanke, eine fixe Idee, die sich in seinem Kopf festgesetzt hatte und nicht mehr gehen wollte und ehe er sich versah, versuchte er es. Wie in Trance blieb er stehen, die Atmung ruhig und tief, konzentrierte er sich einfach nur auf sein Inneres. Kapitel 12: Das Monster, das ihn tötete --------------------------------------- 12: Das Monster, das ihn tötete Die gesamte nächste Woche war so verlaufen – erst würden sie sich gemeinsam im GR ein wenig bewegen, ein paar kleine Übungseinheiten abhalten und dann würde Goku den Anderen mit seinen Gedanken alleine lassen. Nie, keinen einzigen Tag war etwas passiert, er hatte ihm einige kleine Fehler aufzeigen und sie ausmerzen können, die Technik Vegetas wieder ein bisschen verfeinern, aber es war noch weit davon entfernt wieder so zu werden wie es einmal war. Außerdem war es schwer ihn darauf aufmerksam zu machen, wenn Vegeta nicht davon begeistert war. Aber was sollte er machen, es blieb dem Anderen keine Wahl als sie zu akzeptieren und daran zu arbeiten, es blieb ihm nichts anderes übrig als die Tatsache mit innerer Wut hinzunehmen. Und das tat er, auch wenn es Goku ein wenig resigniert vorkam. In all der Zeit, die er Vegeta alleine ließ, tat dieser nichts. Er spürte es an seiner Aura, die nicht ein einziges Mal auch nur ein wenig schwankte, zeigte, dass er etwas tat, trainierte oder schlicht und einfach versuchte, sie zu kontrollieren. Nein, sie blieb konstant und an einem Punkt, als ob Vegeta einfach nur dort sitzen und meditieren würde. Ein seltsamer Gedanke, er hatte nie auch nur im Ansatz gesehen, dass Vegeta das tun würde… jetzt allerdings war er sich dessen fast sicher. Solch eine Konstanz war sonst nicht möglich – er konnte ja nicht ahnen, dass er so sehr an der Wahrheit war. Im Schneidersitz sitzend, die Arme auf den Oberschenkeln abgelegt und die Augen geschlossen, saß er dort. Den Rücken so gerade, dass es nicht mehr bequem aussah versuchte er wie jeden Tag ein wenig Ruhe in seine Gedanken zu bringen, einen Halt an seine Erinnerungen zu erhaschen. Aber es brachte nichts, es war einfach nichts dort, was er hätte greifen und festhalten können, es kam einfach nichts aus seinem Versteck gekrochen und zeigte ihm etwas, das er verloren hatte. Er kam sich manchmal einsamer vor als ein Schiffbrüchiger auf hoher See, so verzweifelt wie im Angesicht des Todes. Und als wäre dieser Gedanke ein Auslöser gewesen, zogen sich seine Augenbrauen zusammen als ein ihm bekannter Schmerz seinen Kopf durchzog. Noch war er nicht stark genug um ihn aus der Fassung zu bringen, aus seiner Konzentration zu reißen, aber alle mal stark genug, um von ihm augenblicklich wahrgenommen zu werden. Mit jedem Atemzug, jeder Sekunde, die verstrich wurde der Schmerz stärker – ein stummer Vorbote zu etwas Wichtigem, etwas Greifbarem. Endlich, nach so langer Zeit sehnte er diesen Schmerz schon beinahe herbei, zeigte er ihm doch, dass er lebte und wirklich da war, zeigte ihm, DASS er jemand war. Etwas zog an seinem Geist, etwas Unsichtbares griff mit kalten Klauen nach ihm und er streckte die Hände danach aus um es willkommen zu heißen, egal wie groß der Schmerz werden würde, wie wenig es sein sollte. Es war ein Teil seiner selbst und er wollte es festhalten und nie wieder loslassen, es wieder haben. Unerträglich, wie langsam es sein konnte, wenn man darauf wartete, wenn man darauf vorbereitet war übermannt zu werden – aber das war es wert, redete er sich ein, bevor ein leises Keuchen seine Lippen verließ, als sich das erste Bild vor sein inneres Auge schob. *** Das ihm noch unbekannte Wesen, das wie eine weiße Echse aussah, steht dort vor ihm, die Arme vor der Brust verschränkt. Im Hintergrund grüner Himmel, blauer Rasen und ein blau-grün schmutziges Wasser, das er nicht einordnen kann und dennoch wahrnimmt. Das Gefühl in ihm glich Angst, einer verborgenen Furcht und er konnte sich nur zu genau vorstellen, warum das so war. Sekunden verstrichen und er spürt ein Zittern durch seinen Körper laufen, während sie sich einfach nur anstarren. Aus den Augenwinkeln nimmt er ein Zucken der Schwanzspitze des Wesens wahr, bevor dieser vom Boden abhob und in langsam Bewegungen hinter dem weißen Körper hin und her schwingt, große ausladende Kreise beschreibt und das Wesen letzten Endes die Verschränkung der Arme löst. “Vegeta, ich habe dich gewarnt. Ich bin nun mal der schnellste im ganzen Universum.“ Unbehagen durchläuft ihn wie ein Lauffeuer, breitet sich in jeder seiner Zellen aus und vergiftet seinen Kern. Ein leises Lachen, eiskalt und beherrscht, frei von jeglichem Humor durchschneidet die Stille, während sich die roten Augen schließen. Er schluckt, er kann es fühlen, genau wie das furchtbare Gefühl reiner Furcht, dass sich durch seine Adern frisst, Unglauben zurücklässt. Wütend über sich selbst und seine eigene Unfähigkeit ballen sich seine Hände zu festen Fäusten, während er in der Luft schwebt und versucht seine Taktik zu überdenken. Es schwant ihm, dass er es nicht schaffen würde, aber er war niemand der aufgab, niemand der vor einer Herausforderung weglief, egal wie viel Angst sie ihm machen würde. Das hier war seine Lebensaufgabe, der einzige Traum den er je gehegt und für immer behalten hatte, er konnte es in seinem Herzen spüren, in seiner Seele. Die Arme des weißen Monsters verschränkten sich wieder vor seiner Brust, nachdem er selbst einen fruchtlosen Versuch ihn zu treffen gestartet hatte und dieser einfach auswich. Als ob es ihn nicht einmal ein Quäntchen Anstrengung gekostet hatte schwang sein Schwanz langsam hinter ihm, schloss er die Augen, als ob er es nicht einmal wert war, angesehen zu werden. Zu schwach um wahrgenommen zu werden, zu langsam um eine Bedrohung darzustellen. Wütend ballte er die Fäuste fester zusammen, bevor sich das Bild wandelte, für einen Sekundenbruchteil schwarz wurde um sich neu zu materialisieren. *** Er bekam nicht einmal mit, dass er all diese Dinge selbst fühlte, spürte und tat. Er merkte nicht, dass ihm der Schweiß auf die Stirn trat und spürte nicht, dass mit jeder weiteren Sekunde, die dieser innere Film ablief, seine Aura an Kraft zunahm, während Goku im Inneren des Hauses mit einer nach oben gezogenen Augenbraue den Blick hob. Das war das erste Mal, dass eine solche Reaktion stattfand, aber er beschloss zu warten und zu sehen was sich daraus entwickelte. Vielleicht hatte sich Vegeta auch einfach dazu entschlossen ein wenig zu trainieren. *** Er stand genau vor ihm – nein, schwebte nur einen halben Meter von seinem Gesicht entfernt, die Arme noch immer verschränkt. Schock durchflutet ihn, seine Augen weiten sich für einen Moment auf schier unglaubliche Größe und für den Bruchteil einer Sekunde ist er versucht, sich einfach umzudrehen und zu fliehen, selbst wenn er in seinem Inneren weiß, dass es keinen Sinn hätte. Fast zeitgleich ergreift ihn Wut, unfassbarer Zorn – auf sich, auf das Wesen vor sich, das ihn so arrogant ansieht, grinst. Er ballt die Hände erneut, nachdem sie sich durch den Schock gelöst hatten, versucht sich von der Wut zu nähren und ignoriert das Grün, das Blau um sich herum, hebt ab und schießt mit einem Schrei in den Himmel. Eine riesige Energieattacke seinerseits Richtung Boden schießend, vergehen nur Bruchteile eines Augenblicks, bis sie reflektiert und auf ihn zurückgeworfen wird. Überraschung packt ihn, nur knapp entgeht er ihr selbst, während sie in den Himmel schießt und er die Hitze auf seiner Haut spüren kann, als er sich nach hinten lehnt und sie an ihm vorbeischießt. Panik wechselt mit Unglauben und er kann seine eigene Stimme hören. „Aber… das ist eigentlich… unmöglich.“ Dann sieht er der Attacke nach, wie sie Sekunden später außerhalb der Atmosphäre explodiert, blendend helles Licht hinterlässt, unter dem er die Augen schließen muss. Nackte Angst erfasst ihn und langsam lässt er sich auf den Boden sinken, während kalter Schweiß seine Stirn nach unten läuft, in sein Auge rinnt und er beginnt zu ahnen, was das hier zu bedeuten hat. Das Schlucken fällt ihm schwer und für einen Moment löst sich die verkrampfte Haltung seiner Fäuste, durchfährt ihn ein Zittern. Versagen, Scham und Verzweiflung packen ihn, setzen sich stark und rau in ihm fest; überlagern für einen Moment Angst, Furcht und Panik. Sein Blick beginnt zu verschwimmen als seine Augen anfangen zu brennen, während ihn rote Augen fixieren und er sich ein Keuchen unterdrücken muss, als er die Worte wahrnimmt, die als nächstes folgen sollen. „Vegeta… dein Ende ist gekommen.“ *** Goku hatte aufgehört zu essen und starrte stattdessen aus dem Küchenfenster auf den GR, den er von seinem Platz aus nur halb sehen konnte. Aber mehr war nicht nötig um zu wissen, dass die Aura Vegetas für ein Training zu sehr schwankte, anstieg und wieder sank, als ob er gegen einen realen Gegner kämpfen würde und alles hineinlegen musste, um die Defizite durch die Treffer durch aufpowern wieder auszugleichen. Aber das konnte nicht sein, Vegeta war alleine, er konnte keine andere Aura neben ihm wahrnehmen und so stand er nach einigen unschlüssigen Sekunden auf, nicht sicher, was er machen sollte. Sollte er einfach hingehen und nachsehen was los war oder sollte er ihn doch lieber alleine lassen? Er war sich einfach nicht schlüssig mit sich selbst, gefangen in diesem Zwiespalt. Auf der einen Seite war es ihm suspekt, auf der anderen schien es schon fast normal und so stand er einfach dort und beobachtete ihn weiter in seinem Kopf, die schwankende Aura, die so emotional zu reagieren schien. Es war Vegeta eigen, so wie sie mit seiner Wut stieg, wurde sie mit anderen Gefühlen schwächer, schwankte oder einfach wie wild auf und ab ging. Selten zwar, aber es war da, er hatte es gespürt. Diesen letzten Gedanken fassend konnte er nicht anders, als das Haus zu verlassen, konnte nicht mehr dort stehen bleiben. *** Im nächsten Augenblick fand er sich fliegend durch die Luft wieder – der weiße Schwanz traf ihn hart im Gesicht, schleuderte ihn unsanft und unaufhaltsam zurück Richtung Boden und er durchbrach die Wasseroberfläche nur einen Wimpernschlag später. Unfähig sich zu rühren ließ er es einfach geschehen, den Schock seinen Körper einnehmen, während sich Schmerz durch ihn hindurch zog und er nur Sekunden, Minuten später an den Haaren nach oben gezogen wurde. „Ist das alles was du zu bieten hast, Vegeta?“ Die Stimme triefte vor Verachtung, Hass und sämtlichen anderen negativen Emotionen, die er kannte und brachte nur noch mehr Schmerz, der mit seinem getretenen Stolz zu seinen körperlichen Schmerzen hinzukam. Noch immer nicht fähig sich zu bewegen ließ er es einfach geschehen, während irgendetwas in ihm unweigerlich zerbrach. Er hatte keine Chance und er wusste es, die Erkenntnis brannte sich in ihn, gemeinsam mit seiner Verzweiflung, deren Intensität er kaum standhalten konnte. Eine Faust fand ihren Weg in seinen Rücken. Er konnte sie nicht sehen, ihren Schmerz aber durchaus spüren, das Knacken seiner Rüstung hören, sein eigenes Keuchen, das schwere Rauschen seines Blutes in seinen Ohren. Worte, die er zwar wahrnahm aber nicht verarbeiten konnte, vermischten sich mit seiner eigenen Stimme in seinem Kopf, seinen Gedanken und dem schmerzlichen Stöhnen. Noch eine Faust in seinem Rücken, in seinen Nieren und seine Haare wurden losgelassen als er wie ein nasser Sack zu Boden ging. Es fühlte sich an wie Feuer, das ihn einnahm. Schmerzen wohin er sah, worauf er sich konzentrierte. Zu spät um den Fuß in seinen Rippen abzuwehren, zu langsam um zu reagieren, rollte er stöhnend über den Boden. Scham durchflutet ihn, wie ein Messer schnitt er durch sein Herz, ließ es schreiend zurück. Er war zu schwach, einfach nur zu schwach um etwas machen zu können, während seine Umgebung verschwamm, Worte und Geräusche sich zu einem undefinierbaren Rauschen vermischten. Ein Tritt, zwei Tritte hoben ihn an und ließen ihn nur wenig später wieder auf dem Boden aufkommen, hart. Sein Geist zog sich für einen Moment zurück, sein Verstand nicht fähig mit den Schmerzen seines Körpers klar zu kommen. Blut lief aus seinem Mund, seine Rippen mussten gebrochen, innere Organe beschädigt sein, aber er konnte den Schaden nicht mehr analysieren, als sich der muskulöse Schwanz bereits um seinen Hals legte. Er hätte gekeucht, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, aber alles was blieb waren abgehackte Atemzüge, die nicht genug Sauerstoff in seine Lungen brachten, der verzweifelte, hilflose Versuch nicht sofort in die gnädige Ohnmacht zu fallen, um sich dieser Schmach nicht weiterhin aussetzen zu müssen. Er wurde am Hals in die Höhe gehoben, Sekundenbruchteile später landete etwas hart in seinen Nieren, drohte sie zu zerquetschen und der Schmerz sandte eine heiße Welle durch seinen Körper, schaffte es den Schmerz, der seinen Körper eingenommen hatte, noch einmal zu übertreffen. Sein Bewusstsein schwand, forderte den Tribut und nahm seine restliche Energie mit sich. Mit unglaublicher Sicherheit wusste er, dass er sterben würde… Und so nahm er die weiteren Schläge zwar wahr, registrierte sie irgendwo in seinem vernebelten Verstand, während der Schmerz ihn einnahm und zu einem dumpfen Hintergrundrauschen anschwoll, Verzweiflung in ihrer wahren Form durch ihn hindurch zog und Tränen in seine Augen traten. Er kniff sie zusammen, um sie am fallen zu hindern und aus seinem gequälten Stöhnen, leisen Schreien wurde nichts als verstummendes Keuchen. Den Aufprall seines geschundenen Körpers nahm er kaum wahr, einzig gequälte Geräusche verließen seine Lippen, denen er sich nicht einmal mehr bewusst war, die er nicht hätte aufhalten können, selbst wenn er es gewollt hätte. Er war beschämt mit sich selbst, bereute seine Schwäche, während er zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit hin und her pendelte, sich beinahe die erlösende Schwärze des Todes herbeisehnte. Vergessen, es ungeschehen machen… Der Schmerz, der kurz darauf sein Herz durchzog brachte ihn zum schreien. Unbeschreiblich, es war einfach unbeschreiblich real, während das Leben aus ihm wich und er zurückfiel, nicht ahnend, dass es nichts weiter als der Nachhall des Schmerzes war, den er damals gespürt hatte. *** Goku teleportierte sich genau rechtzeitig ins Innere des GR, als Vegetas Aura einen negativen Sprung nach unten machte und er den Hall seines Schreis von den Wänden wiederkehren hörte. Das Geräusch brannte sich augenblicklich in seine Seele, gemeinsam mit den anderen Dingen, die da wahrscheinlich bis an sein Lebensende festgehalten würden, ihn hin und wieder in Träumen verfolgen würden. Das Schlimmste daran war allerdings, dass es seinen eigenen Herzschlag von einer Sekunde auf die andere beinahe verdoppelte. Noch einmal scannte er die Umgebung, um sich ganz sicher zu gehen, dass er wirklich nichts übersehen hatte und atmete einen erleichterten Seufzer, als er nichts finden konnte. Erst dann suchte er mit den Augen nach Vegeta, die Augenbrauen in Konzentration zusammengezogen, fand er ihn auf dem Boden liegend, zusammengerollt und die Hände in seinen Haaren vergraben. Er atmete schwer und hatte die eigenen Augen so fest zusammen gekniffen, dass es schon schmerzlich aussah, ebenso wie sich sein Kiefer zusammenpresste. Aber je näher er ihm kam, konnte er die körperlichen Schmerzen, die Schmerzen, die sich in seinem Geist festgesetzt hatten, schon fast selbst spüren und schluckte unbewusst. Was zum Teufel war hier passiert um den Prinzen so offensichtlich zurückzulassen? Was war geschehen, dass dieser schwer atmend hier lag und sich nicht mehr rührte, nur das gelegentliche Keuchen darauf hinwies, dass er überhaupt noch wach war? Er atmete selbst einmal tief durch und war sich für einen Wimpernschlag nicht sicher, was er machen sollte, bevor er sich ein Herz fasste und mit festen Schritten auf ihn zuging, sich zu ihm nach unten hockte. Ein mitfühlender Ausdruck trat auf sein Gesicht, ein wenig wehmütig, weil er sich nicht sicher war, wie Vegeta dieses Mal reagieren würde. Zurückschlagen und seinen Unmut über die Situation an ihm auslassen, oder es einfach geschehen lassen, weil er keine andere Wahl hatte? Aber darüber nachzudenken brachte ihm nichts, er musste etwas tun, musste wissen, ob er in Ordnung war. Und so fasste er ihn schließlich an die Schulter, spürte das Zittern, das durch ihn hindurch lief und fast augenblicklich endete, bevor sich die Muskeln und die gesamte Gestalt Vegetas versteiften. Ein abgehacktes Keuchen erreichte seine Ohren, der verzweifelte Versuch alle Laute für sich zu behalten und es doch nicht zu schaffen und ein trauriges Lächeln legte sich auf die Lippen Gokus. In manchen Dingen war er ganz der alte, nur nicht zugeben, dass ihn etwas bewegte, aber hier konnte er es nicht abstreiten, man spürte es, fühlte es und man sah es. „Alles in Ordn…?“ Er kam nicht dazu seine Frage zu beenden, wirbelte der Kleinere plötzlich herum und schwang mit seiner Faust nach ihm, die Augen noch immer geschlossen. Er hatte gerade Zeit genug noch haarscharf auszuweichen, so dass sein Gesicht dieses Mal verschont blieb, übersah dadurch aber das Bein, dass ihn von seinen eigenen fegte. „Geh! Fass mich nicht an! Lass mich in Ruhe!“ Panische Befehle, die so schnell aus seinen Lippen traten, dass sich die Worte vermischten und übereinander stolperten, während er selbst hart auf dem Boden aufkam und sofort wieder aufsprang, nur um zu sehen, dass Vegeta genau dasselbe tat. „Ganz ruhig, ich bin’s nur.“, sagte er, aber als er in die Augen Vegetas sah, sah er auch, dass alle Worte der Welt im Moment nichts bringen und einfach an ihm abprallen würden. Er war nicht wirklich da, schwebte irgendwo in seiner eigenen Welt und verlor sich dem, was er eben erfahren haben musste – was auch immer das gewesen ist. Also atmete er nur noch einmal tief durch, bewegte sich und stand wieder am selben Fleck, als die Schwerkraft plötzlich herunterfuhr und das Hintergrundsummen beendete. Lieber Vorsichtsmaßnahmen treffen, bevor wieder eine Katastrophe geschah, sagte er sich, beobachtete den Kleineren. „Ich sagte, lass mich in RUHE!“ Der Rest des Satzes war in einem Schrei untergegangen, mit welchem er sich auf Goku stürzte und mit seiner Faust doch nur die Luft traf, nachdem dieser einfach ausgewichen war. Zu sehr an das eben Geschehene erinnert, zögerte er einen Augenblick, bevor er sich umsah und ihn auf der anderen Seite entdeckte, dasselbe noch einmal versuchte und wieder scheiterte. Versagen und blanke Verwirrung breiteten sich in ihm aus. „Vegeta…“ Sein Ausdruck hatte etwas Mitleidiges angenommen, dass entweder ignoriert wurde oder zu deutlich wahrgenommen, verspannte sich sein Gegenüber nur noch mehr und biss die Zähne aufeinander. Er konnte es an den Kiefermuskeln sehen, die sich konstant bewegten, die Fäuste, die stahlhart zusammengeballt waren und an dem beinahe panischen Blick, der durch den Raum schweifte. Kurze, ehrliche Verwirrung trat in seine Augen, als er seine Umgebung wahrnahm, aber der Schmerz, die Bilder waren so verdammt real gewesen, dass er die pochenden Kopfschmerzen ignorierte, die ihn eigentlich daran erinnern sollten, was geschehen war. Ebenso wie er die Übelkeit ignorierte, die sich in ihm festgesetzt hatte und hinaus wollte, aber eisern in Schach gehalten nur ein Verschwimmen seines Blickes verursachte. Er wusste, dass etwas nicht stimmte, nicht zusammen passte, aber außer einem leichten Kopfschütteln tat er nichts, um diese Ungereimtheit zu beseitigen, zu verstehen, hinter ihr Geheimnis zu kommen. Das Fehlen der erhöhten Schwerkraft fiel ihm nicht auf und er fasste sich mit einer Hand an die Brust, suchte nach der Verletzung, die sich so verdammt echt angefühlt hatte. Aber da war nichts, er war in Ordnung, hatte nicht einmal diese Rüstung an seinem Körper… „Was…?“ Über das eine Wort stolpernd machte er einen Schritt zurück und sah schließlich an sich hinunter, klare Verwirrung in seinem Blick, als er ihn wieder hob und auf Goku richtete. Der Angriff, den er eigentlich noch Sekunden zuvor gestartet hatte, war plötzlich vergessen, ebenso wie der Gedanke es noch einmal zu versuchen. Mit einem Mal kehrten die Kopfschmerzen zurück und mit ihnen die Übelkeit, die sich in jede Faser seines Körpers gesetzt hatte und ihn auf die Knie zwang. Es war nur ein Traum, ein markerschütternder Albtraum und er konnte die Stücke nicht zusammensetzen, wieder einmal. „Was war es dieses Mal?“ Gokus eigene Gedanken wirbelten so schnell, dass er sich nicht entscheiden konnte, was er machen sollte. Zwischen den Möglichkeiten ihn anzusprechen, ihn einfach in Ruhe zu lassen, auf ihn zuzugehen und ihn vielleicht einfach in eine Umarmung zu ziehen, um ihm ein wenig Komfort und Wärme zu spenden um seinen verwirrten Geist zu beruhigen, hatte er sich letzten Endes einfach dafür entscheiden, dass Offensichtliche anzusprechen, dennoch an seiner Stelle stehen zu bleiben. Vielleicht war Nähe jetzt nicht das Richtige, vielleicht war es auch nicht richtig ihn so kurz nach seiner Erfahrung damit zu konfrontieren, aber er musste es wissen, musste ihn ablenken, musste ihn unterstützen und wenn nötig vielleicht sogar auffangen. Er wusste es nicht, es würde sich zeigen. „An was hast du dich erinnert?“, drängte er noch einmal nach und sah, dass sein Gegenüber den Kopf schüttelte, als ob er sich gar nicht erinnern wollte. Was immer es gewesen sein mochte, es hatte ihn für den Augenblick völlig aus der Bahn geworfen, vermischte Vergangenheit mit der Gegenwart und erschuf eine fragile, nicht einzuschätzende Situation. Die Hand Vegetas wanderte noch einmal kurz zu seiner Brust, genau über seinem Herzen, krallte sich in den Stoff seines Oberteils und ließ wieder los, nur um sich in seinen Haaren zu vergraben. Das Ausmaß seiner Kopfschmerzen war so groß, dass er sich wünschte ihn nie willkommen geheißen zu haben, im Moment lieber völlig ohne Erinnerungen wäre als es jedes Mal wieder so etwas erleben zu müssen. Er keuchte leise, versuchte seine unregelmäßige Atmung und seine irreale Angst zu bekämpfen, nahm einen tiefen Atemzug und bereute ihn sofort, als die Übelkeit mit einer Welle über ihn schwappte. Es war nicht real, sagte er sich immer wieder, tief in seinem Inneren jedoch wissend, dass es zu einem gewissen Zeitpunkt seines Lebens mehr als real gewesen war, was sein Vorhaben nicht leichter machte, seine eigenen Worte in Rauch auflösen ließ. Das Schlimmste war, dass er zwar die Bilder sah, die Schmerzen spürte und die Gefühle fühlen konnte als ob sie echt waren, aber sich nicht an den Namen seines Peinigers erinnern konnte. Nur die Form, die Stimme, das Geschehen, die unbekannte Umgebung. „Rede mit mir.“, konnte er hören und hob den Kopf um die familiäre Gestalt, in einigem Abstand von ihm, anzusehen. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob er jetzt Worte formen konnte und so ließ er den Mund geschlossen, ließ den Augenblick verstreichen und versuchte sich mit genau diesem Anblick noch ein wenig mehr zu beruhigen, sein schnell schlagendes Herz unter Kontrolle zu bringen und ein wenig Selbstachtung, Stolz wieder in sich hinein zu lassen. Sekunden wurden zu Minuten und jeder tiefe Atemzug nahm ein wenig der Übelkeit mit sich, so dass er die Augen schließen konnte ohne das Gefühl zu bekommen, dass sich die Welt unter seinen Füßen begann in einem unbarmherzigen Tempo zu drehen. Minuten verschmolzen ineinander und keiner von Beiden wollte die eingetretene Stille noch einmal zerstören, wollte nichts heraufbeschwören, bevor ein leises Seufzen den Raum durchschnitt und Vegeta sich schließlich auf den Boden setzte. Die Bewegung verursachte ein Stechen in seinem Kopf und er schloss die Augen, massierte sich die Schläfen, während er den aufmerksamen Blick des Anderen auf sich spüren konnte. Das wievielte Mal sah dieser ihn schon so? Wie oft musste er noch vor ihm zusammenbrechen, bevor er wieder sagen konnte, dass er sein Leben wieder hatte? Wie viele solcher dramatischen Ereignisse lauerten noch tief in seinem Inneren und drohten ihn jedes Mal zu übermannen, endeten in Schmerz und einer Katastrophe? Wie lange musste er warten, wie viel fehlte noch? „Hast du dich wieder beruhigt?“ Vegeta sah ihn nicht an, hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und schloss die Augen. Es war eine Definitionssache, wenn er so wollte. Sein Herz hatte sich beruhigt, hatte akzeptiert, dass es nicht real war, aber sein Verstand rauschte noch immer mit 150 km/h auf und davon. Nur ein Schulterzucken, das vage Gefühl von Scham, dass sich begann in ihm einzunisten, Angst mit sich nahm und ersetzte. Er wollte nicht darüber sprechen, nicht jetzt und nicht hier. Eine Entschuldigung lag ihm auf der Zunge, aber er presste die Lippen zusammen, um sie nicht heraus zu lassen. Zum einen, weil er nicht einmal wusste, warum er sich entschuldigen wollte und zum anderen, weil es einfach unpassend schien. Entschuldigen für was? Dass er ihm Sorgen bereitete? Ihn angegriffen hatte, weil er gefangen in seinem eigenen Kopf nicht Realität von Vision unterscheiden konnte? Weil er nicht antworten konnte und wollte, weil er sich einfach nicht an den Namen dessen erinnern konnte, der ihm einen Strahl durchs Herz jagte, so sehr er sich auch anstrengte es herauszufinden? Es gab viele Gründe, aber keine von ihnen reichte aus, um die Worte letzten Endes auch zu sagen. „Ich…“, begann er und wusste nicht einmal, auf was er hinauswollte, während er sich langsam erhob und versuchte den Schwindel zu ignorieren. Mit einem Mal fühlte er sich müde, geschafft und völlig kraftlos, als ob jegliches Leben aus ihm herausgezogen wurde. Kurz schwankte er und sah aus den Augenwinkeln, wie Goku ein paar schnelle Schritte auf ihn zumachte um ihn zu halten und fragte sich selbst, ob er jetzt darüber froh oder doch vielleicht wütend sein sollte. Am Ende beschloss er, es einfach auf sich beruhen zu lassen, keine der Möglichkeiten zu greifen. „Ich werd mich ein bisschen hinleg…“ Seinen Satz konnte er nicht mehr beenden, als sich seine Augen schlossen und er nach vorn kippte, aufgefangen von Goku, der ihn griff, bevor er auf den Boden aufkam, als ob er es geahnt hatte und nur auf diesen Moment gewartet hatte. Einige Sekunden sah er ihn stumm an, der Ausdruck in seinen Augen wechselte von mitleidig zu gefasst und bestimmt. Dieses Mal würde er ihn nicht alleine lassen, dieses Mal würde er ihn nicht in sein Zimmer bringen. Einmal zu oft hatte er das beobachten müssen und es erschien ihm einfach nicht richtig, dass es immer so endete. Zeit seinen Entschluss in die Tat umzusetzen… --- Ich denke, jeder der die Serie kennt, weiß um was es sich hier bei seiner Erinnerung handelt... Ich habe mich für diese FF wirklich Stundenlang hingesetzt und mir wichtige kleine Dinge herausgeschrieben, um sie mit meinen eigenen Gedanken zu mischen, Gefühle einzubauen, die man in der Serie nicht erkennen kann und hoffe, dass es so okay geworden ist. Ich mag es einfach sowas zu machen und hielt es für die FF auch von Nöten, wenngleich es sehr interpretationsreich an Gefühlen ist... aber Vegeta hat meiner Meinung nach mehr Gefühl, als man ihm immer eingesteht. Was ich eigentlich sagen wollte... es werden noch einige dieser kleinen und großen Rückblicke folgen, weil sie für die Entwicklung der FF wichtig sind. Kapitel 13: Die Wahrheit ------------------------ 13: Die Wahrheit Dieses Mal würde er ihn nicht alleine lassen, dieses Mal würde er ihn nicht in sein Zimmer bringen. Einmal zu oft hatte er das beobachten müssen und es erschien ihm einfach nicht richtig, dass es immer so endete. Zeit seinen Entschluss in die Tat umzusetzen… Behutsam nahm er Vegeta richtig auf und setzte schließlich zwei Finger an die Stirn, konzentrierte sich und verschwand, um einen Augenblick später genau neben Bulma aufzutauchen. Sie erschrak, als sie ihn im Augenwinkel erkennen konnte, drehte sich mit bereits geöffneten Mund zu ihm herum, um ihn anzufahren, weil ihre eigenen Nerven seit Wochen auf Hochspannung liefen, schloss ihn jedoch wieder, als sie Vegeta entdeckte. Einen tiefen Atemzug später öffnete sie die Augen, die sie kurzzeitig geschlossen hatte und sah ihren Mann für einen Moment an, bevor sie sich an Goku wandte, ihm in die Augen sah und sofort falsche Schlüsse zog. „Was hast du jetzt wieder angestellt? Ich wusste, dass es eine schlechte Idee war, aber nein… ich muss mich ja überreden lassen!“, fing sie auch schon an, aber die Reaktion ihres Gegenübers ließ sie verstummen. Denn dieser zog nur genervt die Augenbrauen zusammen und fixierte sie mit einem Blick, den sie selten zu Gesicht bekam. „Pass auf was du sagst.“, erwiderte er nur ruhig, entgegen seinen eigenen wirbelnden Emotionen. „Ich bin nicht Schuld, ich war nicht einmal da als es passiert ist, also halt die Klappe und hör mir nur einmal richtig zu.“ Es gefiel ihm nicht so mit ihr zu reden, aber in den letzten Tagen war das die einzige Möglichkeit zu ihr durchzudringen und er hatte Erfolg. Sie zog zwar die Augenbrauen zusammen, aber hielt ihren Mund und war bereit ihm zuzuhören, nicht ohne noch einmal einen prüfenden Blick auf Vegeta zu werfen und nach sichtbaren Verletzungen zu suchen. Es gab keine, was seine Worte nur unterstrich und sie sich innerlich fragte, warum er dann bewusstlos war. „Das passiert immer wenn er sich an etwas erinnert.“, begann er ruhig und suchte den Raum ab, um zu wissen, in welchem er sich dieses Mal wiedergefunden hatte. „Aber da du ja zu sehr damit beschäftigt bist ihm aus dem Weg zu gehen und auch sonst kaum wissen willst, wie es ihm geht, kannst du das auch nicht wissen.“ Er hatte versucht es ihr zu erklären, aber da sie nur halbherzig mit einem Ohr zugehört hatte, ohne dabei ihre Arbeit zu unterbrechen, hatte er es aufgegeben, bevor er richtig angefangen hatte. Nebenbei stellte er fest, dass sie sich in einem der Labore befanden, keine Chance also Vegeta irgendwo hinzulegen, es sei denn er würde erst einen der überfüllten Tische leerfegen. „Ist eine Weile her seit dem letzten Mal und ich habe noch keine Ahnung, an was er sich erinnert hat, aber es wird Zeit deine Ignoranz zu beenden und ihn endlich zu untersuchen.“, setzte er dem an und sie konnte an seiner Stimme erkennen, dass er es mehr als ernst meinte. Er hatte den Entschluss gefasst und so sehr sie sich auch dagegen wehren würde wollen, sie hätte keine Chance, zumal seine Worte eine Art schlechtes Gewissen in ihr auslösten. Er hatte ja Recht und es tat ihr leid, aber sie konnte einfach nicht – dieser Mann war nicht ihrer, auch wenn er so aussah und so schwer es ihr auch fiel, sie konnte ihn nicht als solchen betrachten. „Warum? Wenn es immer so ist, dann wissen wir schon lange bescheid und können sowieso nicht viel machen.“, versuchte sie es, aber sein Ausdruck wurde nur eine Spur schärfer und innerlich fragte sie sich, warum er so plötzlich so… beschützend gegenüber Vegeta war. Das war nicht Vegeta. „Verdammt noch mal, das ist nicht dein Ernst, oder?! Ich fass es nicht!“ Sein Blick durchbohrte sie förmlich, ein Funken Wut stand in den sonst so freundlichen Augen und sie schluckte nervös. Einerseits konnte sie es verstehen, andererseits wollte sie nichts damit zu tun haben. Sie war selbst zwiegespalten. „Beweg deinen Hintern und sieh zu, dass du ihn untersuchst, bevor ich dich dazu zwingen muss!“ Für einen Moment zögerte sie, fragte sich seit wann er so mit ihr redete und wurde wütend. Aber sie hatte ein Einsehen, zwang die Wut zurück dahin wo sie hergekommen war und nickte. „Na schön, wenn’s unbedingt sein muss.“, antwortete sie, einen letzten Blick auf ihre Arbeit werfend, in die sie seit Wochen geworfen hatte und nur Pausen einlegte um etwas zu essen oder ihren wohlverdienten Schlaf zu finden, nachdem ihre Augen ihr sagten, dass sie keine Minute länger offen bleiben wollten. Bulma drehte sich um und verließ das Labor mit ihm im Schlepptau, bog um einige Ecken und betrat letztlich das Krankenzimmer. Ein neues Krankenzimmer, oder vielleicht einfach nur ein zweites, jedenfalls war es nicht das, was Vegeta zerstört hatte. „Ich hab umräumen müssen, die Wand ist immer noch nicht repariert.“, erklärte sie leise und deutete mit einer Hand auf das Bett an der gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Goku ging auf es zu und fragte sich, wie es sie so kalt lassen konnte. Wieso es sie nicht interessierte, was mit ihm geschah, wie es ihm ging, warum sie sich so vehement darum drückte ihn zu untersuchen, ihm zu helfen. War sie nicht seine Frau, war sie nicht dafür verantwortlich und bestimmt, es einfach zu machen? War sie nicht dazu bestimmt, alles Mögliche in ihrer Macht stehende zu tun, um zu helfen? „Okay.“, hörte er sie sagen, trat einen Schritt zurück und beobachtete jeden ihrer Schritte, als sie das nötige Equipment anschloss und Tests durchführte, die er sowieso nicht kannte, nicht analysieren konnte. Er verschränkte nur die Arme vor der Brust und sagte nichts, bewegte sich nicht – achtete nur darauf, dass sie es tat und nicht plötzlich wieder einen Rückzieher machte. „Seine Gehirnaktivität läuft auch Hochtouren.“, sagte sie schließlich und er war sich nicht sicher, wie viel Zeit seitdem vergangen war. Es war auch nicht wichtig, er wollte das hier getan haben, es beenden und vielleicht einen Hinweis darauf erhalten, wie er helfen konnte. Die Zeit tickte an ihnen vorbei und er war es Leid sich beinahe alleine um einen allein gelassenen Mann zu kümmern, der nur ein Schatten seiner Selbst war. Er brauchte Hilfe, jede Hilfe die er bekommen konnte, aber seine Familie schien da anders zu denken. Der Gedanke machte ihn wütend und er brummte leise in den Tiefen seiner Kehle, erntete einen verwirrten Blick Bulmas, die dieses Geräusch sonst nur von Vegeta kannte, nicht von ihm. Aber anders als sie erwartete, lächelte er nicht entschuldigend, fixierte sie lediglich mit einem ernsten Blick und ging dann wieder dazu über Vegeta ins Gesicht zu sehen. „Was noch?“, fragte er dann angespannt. Er konnte es einfach nicht zur Seite schieben, das verlorene Gefühl, das Gefühl alleine gelassen zu werden. Verraten worden zu sein. Wie fühlte sich dann erst Vegeta? Wie musste es sein nichts zu wissen und mit dieser Unwissenheit leben zu müssen, nur Bruchstücke zu erfahren und sie dennoch nicht einordnen zu können? Sie betrachtete ihn einige Sekunden stumm, bevor sie antwortete. „Nichts. Es ist alles in Ordnung.“ All seine Vitalwerte waren okay, lagen in dem Rahmen, den sie von vorhergehenden Untersuchungen her kannte. Nur die enorme Gehirnaktivität schoss über den Rahmen hinaus, aber nachdem, was er gesagt hatte, wunderte sie es nicht wirklich. Sie konnte nichts machen, sie konnte den Prozess nicht beschleunigen, konnte ihn nicht zwingen sich zu erinnern und so zu werden, wie er einmal war. Goku holte tief Luft und ließ sie als langen Seufzer wieder aus seinen Lungen. Er war am Ende seines Lateins, wusste einfach nicht mehr was er machen sollte. Alleine der Blick auf den einst so stolzen Mann, der nun schon mehrmals vor ihm zusammengebrochen war, brachte ein so schlechtes Gefühl mit sich, dass er es kaum ertragen konnte. Minutenlang blieb er stumm. „Ich kann nicht zulassen, dass ihr ihm weiter aus dem Weg geht.“, sagte er schließlich, hob seinen Blick und sah sie an. „Weder du, noch Trunks.“ In seinen Worten lag so viel Verzweiflung, dass es sie schmerzte, aber auch soviel Nachdruck, wie es ihm möglich war zusammen zu bekommen. „Ich weiß, dass ich Schuld daran bin und mich freiwillig gemeldet habe, aber das ist kein Grund, dass ihr euch völlig zurückzieht. Ich weiß es ist nicht einfach, für mich auch nicht, aber denkt mal an ihn.“ Diese Unterhaltung war lang überfällig und er begriff selbst nicht, warum er so lange damit gewartet hatte, ihr so lange selbst aus dem Weg ging. „Er ist hier und weiß nicht wo hier ist.“ Ein trauriges Lächeln glitt über seine Lippen, nur ein Bruchteil einer Sekunde und es war wieder verschwunden. Zurück blieb die Traurigkeit in seinen Augen, die Bulma das Herz zusammenzog. „Aber wie soll er wissen, was und wo hier ist, wenn ihm seine eigene Familie aus dem Weg geht und Vorwürfe macht, die er nicht einmal versteht!“ Nur ein Funke Wut, die in seinen Worten lag, ein verzweifelter Versuch sich selbst in Worte zu fassen, wobei er nicht einmal wusste, was er sagen wollte, wie er seine Gefühle und Gedanken ausdrücken sollte. „Wie soll er sich erinnern, wenn die, die es am meisten wollen, nicht einmal da sind, um ihm dabei zu helfen?!“ Selbst in seinen Ohren war seine Stimme verzweifelter als sie sein sollte. Aber er konnte das nicht länger alleine machen, konnte nicht mehr diesen verlorenen Ausdruck in diesen sonst feurigen Augen ertragen. Die Traurigkeit. „Goku…“ Sie wusste einfach nicht was sie sagen sollte, wurde aber sowieso mit einer wirschen Handbewegung am weitersprechen gehindert – eine Geste, die er noch nie bei ihr angewendet hatte und es machte ihr Angst. Nicht Angst um ihr eigenes Leben, aber Angst, dass sie die falsche Entscheidung getroffen hatte. Ihr sonst so großes Genie war mit der Situation überfordert gewesen und jetzt erst erkannte sie die Tragweite ihrer eigenen Entscheidung, erkannte, wie falsch sie gelegen hatte, als sie auch Trunks dazu animierte seinem Vater aus dem Weg zu gehen. „Nicht.“ Es war nur ein Hauch, aber er brauchte ihre Stille um sich selbst zusammen zu halten: War er doch sonst immer derjenige, der alles und jeden zusammenhielt, so konnte er diese Bestimmung jetzt nicht aufgeben und selbst auseinanderfallen. Er musste stark genug sein um seinen Fehler zu korrigieren, es zumindest zu versuchen. „Ich weiß nicht, ob du endlich verstehst, aber wenn du fast deine ganze Zeit mit ihm verbringst, dann begreift man einfach…“ Ein kurzer Blick nach oben in die blauen aufmerksamen Augen. „… dass das nicht reicht.“, beendete er den Satz und konnte sehen, wie sich Schuldgefühle in ihr breitmachten, in ihren Augen glänzten, bevor auch sie hinunter zu Vegeta sah und seufzte. Sie sagte nichts, als sie begann die Geräte abzuschalten, die kleinen runden Sensoren von seiner Haut nahm. Der Raum wurde unnatürlich ruhig, eine unangenehme Stille, die sich in seinen Hinterkopf bohrte, Unsicherheit hinterließ. „Du hast Recht.“, sagte sie nach Minuten, ein winziges, kaum sichtbares und nervöses Lächeln auf den Lippen. Seine Worte hatten sie erreicht und ließen sie sich schrecklich fühlen, schlimmer als in den Wochen seit diesem Unfall, seit der entsetzlichen Entdeckung. Warum hatte er ihr nicht eher die Augen geöffnet und die Wahrheit ausgesprochen? „Weil du sie nicht hören wolltest.“, antwortete er und erst jetzt realisierte Bulma, dass sie die Frage laut ausgesprochen hatte, wirbelte von ihrer Tätigkeit herum und starrte ihn sprachlos an. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihr Gesicht, als sie begriff, dass er Recht hatte – mal wieder. Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, musste sie zugeben, dass er es nicht das erste Mal sagte, sie ihm nur nie zugehört hatte. „Du solltest ihn zurück in sein Zimmer bringen, ich kann hier nichts mehr für ihn tun.“ Und sie begriff, dass das keiner konnte. Dass sie nichts als warten und hoffen konnten, endlich anfangen sollten ihn zu unterstützen anstatt aus dem Weg zu gehen. Anstatt ihm Vorwürfe wegen einer zerstörten Wand und kaputten Geräten zu machen, die man ersetzen konnte – denn ihn konnte man nicht so leicht reparieren oder ersetzen. Er war jetzt hier, so wie er war, und sie sollte über ihren eigenen ängstlichen Schatten springen und tun, wofür sie da war. Sie hatte es sich geschworen, vor so vielen Jahren, immer für ihn da zu sein, egal was geschah. Dieses Versprechen hatte sie fast gebrochen und es tat ihr leid. Die Erkenntnis hatte jedoch nicht viel Zeit Fuß zu fassen, während Goku nickte und ihn schließlich wieder aufsammelte. „Ich komm nach.“, fügte sie noch hinzu, erntete einen zweifelnden Blick, der sich schnell in ein Lächeln wandelte und sie konnte nicht anders, als ein eigenes trauriges Lächeln zu erwidern. Es verschwand, sobald Goku sich herumdrehte und aus dem Raum verschwand und sie nichts weiter tun konnte, als die Stelle sekundenlang anzustarren, an der er verschwunden war. Warum hatte er so lange gebraucht um endlich die Wahrheit zu sagen, warum hatte sie so lange gebraucht, um sie zu verstehen? Warum hatte sie sich so sehr in ihren eigenen widersprüchlichen Gedanken gefangen, ohne dabei zu erkennen, was wirklich wichtig gewesen wäre? Bulma seufzte und beendete ihre Arbeit, nicht sicher, ob sie wirklich hinterhergehen sollte. Was war, wenn Vegeta das gar nicht wollte und wieder so seltsam reagierte, wenn er bemerkte dass sie da war? Sie hatte Angst vor seiner Reaktion, realisierte sie plötzlich – Angst vor seiner Angst, vor der Abneigung in seinen Augen, weil sie zu Anfang alles falsch gemacht hatte, was sie möglicherweise falsch machen konnte. Es war schon falsch genug, dass er überhaupt Angst in ihrer Gegenwart verspürte, aber sie hatte ihm allen Grund gegeben sie zu haben, nachdem sie ihm die Handschellen umgelegt und tagelang geweigert hatte, sie ihm wieder abzunehmen. Noch zögerte sie. Wie viel Zeit verging, bis sie sich schließlich einen Ruck gab und in Bewegung setzte, wusste sie nicht, aber es war auch egal. So lange sie endlich versuchte über ihren Schatten, über ihre eigene Angst zu springen, war Zeit so nebensächlich wie die Tatsache, dass die Sonne draußen schien. Hier drin jedoch schien sie nicht, hatte langen dunklen Schatten Platz gemacht und Kälte, die sich in diesem Haus ausgebreitet hatte – so, wie es noch nie gewesen war und sie gab sich selbst die Schuld dafür. Mit klopfendem Herzen, nervös, wie sie lange nicht gewesen war, kam sie an und legte die Hand auf die Türklinke, nicht sicher, ob sie es wirklich wagen sollte. Sie konnte Gokus Stimme durch das Holz hören und blieb stehen, stumm, bewegungslos, versuchte die Worte zu verstehen. Doch außer zusammenhanglosen Fetzen drang nichts zu ihr durch, sie konnte die Bedeutung nicht herausfiltern und sprach sich selbst noch einmal Mut zu. Wenn Goku das so gut schaffte, dann sollte es ihr eigentlich möglich sein, genau dasselbe zu tun und mit dieser neuen Entschlossenheit öffnete sie schließlich die Tür. Das Gespräch verstummte, zwei Augenpaare richteten sich augenblicklich auf sie – eines davon freundlich und froh sie zu sehen, das andere skeptisch, misstrauisch. Sie konnte ihn verstehen, lächelte leicht gezwungen, weil ihr einfach nicht möglich war, es ehrlich zu meinen. Trotz dessen trat sie ganz ein und schloss die Tür hinter sich wieder. „Wie ich sehe bist du wach.“ Auch wenn die Müdigkeit und Erschöpfung hinter dem Misstrauen nur zu deutlich zu sehen war. Die angespannte Haltung, die langsame Bewegung, während Vegeta sich aufsetzte und einen fragenden Blick zu Goku warf, bevor er sie wieder fixierte, kaum merklich nickte. Was er davon halten sollte, wusste er nicht. Was er fühlen sollte wurde durch die Nachwirkungen des Geschehenen beeinträchtigt, ging irgendwo in ihm unter und hinterließ mildes Abwarten. Er war gerade erst wach geworden, fand sich nicht da wieder wo er gewesen war, während Goku ihm mit immenser Geduld erklärte, was geschehen war. Das wusste er zwar, irgendwo in seinem Inneren hatte sich die Erklärung bereits gefestigt, aber es war schön diese Ablenkung zu bekommen, bevor er zuviel Gedanken in die Bilder legen konnte, die noch immer in seinem Hinterkopf warteten. Es war schön, dass er ihn nicht sofort gefragt hatte, was es dieses Mal gewesen war und so zogen sich nach einigen Sekunden seine Augenbrauen zusammen, während er tief Luft holte und versuchte sich zu ordnen. Was wollte sie? Hatte er wieder irgendwas angestellt, von dem er nicht wusste was es war und was sie ihm vorhalten konnte? Sich mit Goku darüber streiten konnte, während er daneben saß und keinen blassen Schimmer hatte, warum es sie so aufregte? Hatte er irgendwas kaputt gemacht oder was Falsches gesagt? Wenn ja, dann wusste er nicht wann das gewesen sein sollte und so hielt er lieber den Mund, anstatt die offensichtliche Frage zu stellen. Keine Reaktion war für Bulma zumindest schon mal besser als eine andere, auch wenn ihr das Misstrauen in diesen Augen wehtat. Es tat wirklich weh, stach in ihr Herz und ließ sie sich noch schlechter fühlen, als sie es ohnehin schon tat, nachdem Goku ihr die pure, unverfälschte Wahrheit gesagt hatte. Langsam machte sie zwei Schritte auf ihn zu, nur um beobachten zu können, dass er die wenigen Zentimeter, die er bis zur Wand hatte, zurückrutschte. Sie schloss kurz die Augen und blieb stehen, merkte, wie sein Blick von ihrem Gesicht nach unten wanderte und für den Bruchteil einer Sekunde an ihren Händen hängen blieb, was ihr nur noch einen Stich ins Herz versetzte. „Keine Angst, ich bin nicht gekommen, um dich wieder … zu fesseln.“ Ihre eigenen Worte klangen wie ein Faustschlag für sie, wie hatte sie das nur machen können? Jetzt wo sie ihn so sah, verstand sie, wieso Goku so beharrlich darauf bestand, die Schlüssel zu den Handschellen zu bekommen. Jetzt verstand sie, wieso er sauer wurde und sie nicht verstehen wollte – sie verstand sich selbst nicht mehr. Alles, was ihr vorher so klar erschienen war, verschwamm jetzt in Unentschlossenheit. Und Vegeta sah sie an, als ob er ihr nicht glaubte. Also hob sie die Hände, mit der Handfläche zu ihm, und drehte sie dann nach oben, weil die Geste auch etwas anderes hätte bedeuten können – was sie zwar nicht konnte, aber man wusste nie und es war sicherer die Wogen zu glätten, wo sie nur konnte, während sie sich im selben Atemzug auf die Knie fallen ließ. Eine langsame und beherrschte Bewegung, entgegen ihrem eigenen Inneren, das in einem Wirbelsturm widersprüchlicher Gefühle unterging. Goku indes beobachtete die Interaktion nur stumm. Er saß auf dem Gestell des Bettes, ließ seinen Blick zwischen beiden Parteien hin und her wandern und fragte sich, was daraus werden würde. Er hatte sie Anspannung Vegetas sofort bemerkt, in der Sekunde, als sich die Tür öffnete und Bulma eingetreten war und er konnte das Misstrauen in seinen Augen sehen. Konnte die Gedanken förmlich lesen und die tief verborgene Angst, die er mit seiner Skepsis überlagerte, greifen. Er sah aber auch Bulmas Angst, ihre Nervosität. In seinen Augen machte sie alles richtig, brachte sich auf dieselbe Augenhöhe, zeigte ihm, dass sie momentan keine Bedrohung war. Blieb ruhig, auch wenn ihr nicht danach war und bombardierte ihn nicht wieder mit Worten, die er nicht nachvollziehen konnte. Aber er traute dem Braten nicht, die kurzen Blicke, die Vegeta ihm zuwarf, sprachen von Unbehagen, einer Frage, die er ihm nicht beantworten wollte – das sollte Bulma übernehmen. „Also…“ Bulma biss sich auf die Unterlippe, war sich ihrer eigenen Stimme nicht sicher und wusste nicht, was sie sagen sollte, um diesen Blick, den Vegeta ihr zuwarf, irgendwie zu ändern. Weniger Angst, weniger Feindseligkeit in ihn zu bekommen – aber sie war selbst Schuld, hatte es hervorgerufen mit all ihren Taten, all ihren Worten und nicht beherrschten Gefühlen. „Wie fühlst du dich?“ Es war das Einzige, das ihr einfiel und es bewirkte nur, dass sich seine Augenbrauen noch mehr zusammenzogen und sich seine Augen ein wenig verengten. Er antwortete nicht, was er eigentlich auch nicht musste, weil sie es sehen konnte, warf dennoch einen kurzen Blick zu Goku und in ihr wuchs ein Gefühl der Eifersucht. Nur klein und unbedeutend, aber dennoch vorhanden und sie wusste nicht einmal warum. Vielleicht, weil er sonst immer zu ihr gekommen war, weil er außerhalb von Training und Kampf nicht viel auf Goku hielt, auch wenn sie wusste, dass er im Inneren eine Art Respekt für ihn entwickelt hatte. „Schon klar, ich würde auch nicht mit mir reden wollen.“, sagte sie, um sich selbst von diesem Gefühl abzulenken. Was hatte sie getan um eine Antwort zu verlangen, sie zu verdienen? Ein gezwungenes Lächeln trat auf ihre Lippen und sie warf nun selbst einen hilfesuchenden Blick zu Goku, der sich aus der ganzen Sache heraushielt. Sie hatte auch seine Hilfe nicht verdient. „Ist schon gut Vegeta, sie ist wirklich nicht dafür hier.“, sagte er trotz allem und sie war unendlich froh über seine Hilfe. Aber Vegeta schien es nicht ganz zu glauben, sie konnte sehen, wie er in dessen Augen nach der Wahrheit suchte, die Augen in Konzentration zusammengekniffen. „Ich mein’s wie es ist. Hab ich dich schon mal angelogen?“, hängte er dem an und wusste selbst wie fadenscheinig das klang. „Woher soll ich das wissen?“, wurde ihm auch gleich entgegengeschleudert, Vegetas Wut klar von seiner Erschöpfung überlagert. Es klang lange nicht so giftig, wie es sonst geklungen hätte und er schnaubte, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zur Seite, nicht ohne sie weiterhin aus den Augenwinkeln zu beobachten. Misstrauisch wie immer, dachte sie und dieses Mal war ihr kleines Lächeln sogar ehrlich. „Sei nicht so, du weißt genau, dass ich das nicht habe.“, meinte Goku nur und Bulma war erstaunt über die Interaktion, die Beide an den Tag legten. Sie hatten sich wohl mehr aneinander gewöhnt als einer von ihnen zugeben würde, aber andererseits war sie froh darüber. Nur Goku war fähig das zu schaffen, nachdem sie ihn alle im Stich gelassen hatten. Es sollte sie nicht wundern, Vegeta hatte nur ihn in den letzten Wochen gehabt – um seinen Frust abzubauen, um seine Wut loszuwerden, um Fragen zu stellen und Antworten zu erhalten. Es folgte nur ein weiteres Schnauben und ein Schulterzucken Gokus. Er nahm es lange nicht so ernst, wie er es vielleicht früher einmal getan hatte, sah in dieser kleinen Geste nichts Bedrohliches und ließ sich keineswegs davon einschüchtern. „Also, bist du jetzt bereit ihr zuzuhören oder nicht?“, fragte er nur ungerührt. Er wusste, dass sie etwas sagen wollte, auch wenn er nicht wusste, was das war. Nur ein leises Knurren folgte, eine deutliche Verneinung, weil Vegeta einfach nicht wollte. Nicht nachdem, was er gehört hatte, nicht nachdem er wusste, dass sie dafür verantwortlich war, gefesselt gewesen zu sein. „Nun, Pech für dich, dass ich es trotzdem sage.“ Bulma war über sich selbst erstaunt. Sie hatte nie wirkliche Angst, sie wusste, dass er ihr nichts tun würde… zumindest war das so vor dem Unfall und hier und jetzt mit Goku in ihrer Nähe, konnte sie nicht anders als ihr Glück auf die Probe zu stellen und ein wenig Normalität zurückkehren zu lassen. Und er sah sie an, verwirrt und ungläubig. „Es tut mir leid, okay?“, begann sie, wartete einige Sekunden und bekam doch keine Reaktion. „Es tut mir leid, dir die Dinger umgemacht zu haben, es tut mir leid, dich angeschrieen zu haben.“ Wieder eine kurze Pause, ein tiefes Luftholen und der direkte Augenkontakt zu einem Mann, den sie nicht mehr kannte, nun neu kennenlernen musste – ob sie wollte oder nicht. „Es tut mir leid, dich alleine gelassen zu haben, wo ich dich hätte unterstützen sollen.“, beendete sie schließlich ihre kleine Ansprache, nicht sicher, was Vegeta davon hielt. Seine Reaktion blieb aus, er hatte sich wieder unter Kontrolle und mit dem Verschränken seiner Arme zurückgezogen, versteckte seine Emotionen so gut es ging und ließ sie innerlich seufzen. Aus den Augenwinkeln nahm sie ein kleines Lächeln wahr, das genauso verschwand, als Goku die Tatsachen analysierte und auf denselben Schluss kam. Es hatte wenig Sinn weiter zu machen, Vegeta konnte sturer sein als ein kleines Kind und auch wenn es noch immer wehtat, so versuchte sie die Tatsache zu akzeptieren. Sie hatte es nicht anders verdient. Es würde Zeit brauchen eine Art Vertrauen zu gewinnen, das wusste sie jetzt mit Sicherheit. Selbst Goku hatte Tage gebraucht, wenn sie seinen Erzählungen Glauben schenken konnte und so nickte sie nur leicht, stand auf und drehte sich um, damit er die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten, nicht sehen konnte. „Verstehe.“, flüsterte sie noch zu sich selbst. Das tat sie wirklich, es machte die ganze Sache nur nicht schmerzfreier für sie. Dann ging sie, schloss die Tür leise hinter sich, ließ die Beiden wieder alleine und vor der Tür ihren Tränen freien Lauf. Was hatte sie nur getan, was für eine schreckliche Frau war sie eigentlich? Vielleicht war es schon lange zu spät um sich zu entschuldigen… Kapitel 14: Fehler kann man nicht ungeschehen machen… ----------------------------------------------------- 14: Fehler kann man nicht ungeschehen machen… (man kann nur versuchen, sie zu korrigieren) Was hatte sie nur getan, was für eine schreckliche Frau war sie eigentlich? Vielleicht war es schon lange zu spät um sich zu entschuldigen… „Du hättest die Entschuldigung wenigstens annehmen können.“, durchbrach Gokus Stimme die Stille nach wenigen Minuten, in denen er sich noch nicht recht entscheiden konnte, ob er wirklich etwas sagen sollte, oder ob er es doch lieber lassen sollte. Manchmal war auch er sich nicht sicher, auch wenn dieser Vegeta weniger zu wutgesteuerten Ausbrüchen neigte, so wusste er doch nie was passieren konnte. Aber alles, was er erhielt, war ein kurzer genervter Blick und ein Schnauben, bevor sich der Kleinere auf seine Matratze legte und ihm den Rücke zeigte. „Wieso sollte ich?“, fragte er letztlich doch noch und Goku konnte die Müdigkeit, die Erschöpfung in der Stimme hören, seufzte innerlich. Es war ein großer Fortschritt Bulma hierher gebracht zu haben, ihr die Wahrheit gesagt zu haben und dass sie die unverfälschte Reaktion Vegetas hatte selbst sehen können. Andererseits tat sie ihm leid, mehr als das. Diese Beiden waren seit Jahren zusammen und auch wenn er sich heute manchmal noch fragte, wie das überhaupt geschehen konnte, es musste etwas zwischen ihnen sein, das die Jahre über gehalten hatte. Das war jetzt natürlich auch weg und es tat ihm Leid für Bulma, weil er sich nicht erinnern konnte. Weil er ihr das Leben schwer machte, sie ihm auf der anderen Seite aber auch. Die kleine Magie zwischen ihnen war mit dem Unfall verpufft und keiner hier wusste wie man sie wiederbringen konnte und ob sie überhaupt wiederkommen würde. „Weil sie deine Frau ist.“, sagte er ehrlich und beobachtete, wie Vegetas Atmung für wenige Sekunden aussetzte, bevor er sich mit einem Ruck zurück zu ihm drehte, die Augen weit aufgerissen und zu deutliches Unglauben in ihnen stehend. „W-Was?“ Das Gesagte hatte zwar sein Gehirn erreicht, aber die Information an sich konnte nicht wirklich verarbeitet werden. Denn wenn dem so war, warum… warum war sie ihm immer aus dem Weg gegangen, warum schrie sie ihn an, warum war heute das erste Mal, dass sie zu ihm gekommen war? Der Schock saß tief und überlagerte für einen Moment den von seinem Erlebnis im GR, überlagerte die Müdigkeit und den Wunsch sich einfach hinzulegen und zu schlafen. Warum hatte er ihm das nicht eher gesagt, verdammt noch mal? Er stützte sich auf den Ellenbogen und ballte seine Hände zu Fäusten, atmete tief durch, während er alleine mit seinem Blick nach einer Antwort verlangte. Was zum Teufel spielten sie hier? Bekam er alle wichtigen Informationen nur, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ? Versuchten sie ihn so lange im Unwissenden zu halten, wie es möglich war und gaben nur etwas preis, wenn sie nicht anders konnten? Wollten sie ihn schützen oder war es schlicht und einfach ihr eigenes Unwissen, dass sie diese Fehler machen ließ? Wollten sie so sein Vertrauen erlangen? „Du hast mich schon verstanden.“ Goku seufzte und stand schließlich auf, dieses Bettgestell wurde langsam aber sicher unbequem, wenn es nichts gab was seine Härte abfing. Er fragte sich, wann Vegeta endlich ein Einsehen haben und diese blöde Matratze zurücklegen würde, schob diesen unnützen Gedanken jedoch für den Moment zur Seite. „Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe, aber du warst nach der Aktion mit den Ki-fesselnden Handschellen nicht unbedingt gut auf sie zu sprechen. Und sie war nicht gut auf dich zu sprechen wegen der Wand und so… was hätte ich machen sollen?“ Kurz legte sich seine Hand an seinen Hinterkopf, bevor er wieder ernster wurde und Vegeta ansah. Der hatte seinen Unglauben abgelegt und die Augen zu schmalen Schlitzen verengt, sah aus, als ob er bereit war jeden Moment auf ihn loszugehen. Aber statt ihm, fixierte er nur einen nicht existierenden Punkt an der Wand hinter ihm, während er sich wieder aufsetzte. „Sag irgendwas.“, fügte er dem an und schwankte selbst zwischen dem Wunsch zu gehen und die Reaktion nicht sehen zu müssen oder der puren Wahrheit, die er mittlerweile so oft in diesen Augen lesen konnte. Vegetas Blick wechselte von der Wand zu ihm, legte sich für einen Augenblick direkt in seine Augen, bevor er ihn wieder abwandte. Aber was Goku sah ließ ihn selbst die Augenbrauen ein wenig zusammenziehen – es war keine Wut, kein Unglauben mehr. Beinahe schien es, als ob er die Tatsache einfach so akzeptiert hatte und jetzt keinerlei Gedanken, Gefühle dazu zulassen wollte oder konnte. Es war ein leerer, resignierter Blick, ohne wirklich etwas preiszugeben – ein Blick, der schon fast an die Traurigkeit erinnerte, als er die Handschellen noch tragen musste und es stach in sein Herz. „Ich habe nichts zu sagen.“, kam es nach wenigen Sekunden doch noch und da war sie wieder, diese leere, hohle Stimme, die nichts mehr enthielt. Er hätte auch wieder in Schweigen verfallen können, das hätte genauso viel ausgesagt wie diese Stimme, die nicht zu ihm passen wollte und die Goku einen Schauer über den Rücken jagte. Viel lieber würde er mit Wut konfrontiert werden und sie versuchen aufzuhalten, viel lieber würde er Unglauben sehen, Worte über eine Lüge oder sonst irgendwas – aber nicht das, damit konnte er nicht umgehen. „Vegeta…“, fing er an und seufzte, änderte seine Position, so dass er den Älteren direkt ansehen konnte. „Ich weiß wir machen hier alle ein paar Fehler, aber es bringt nichts darüber nachzudenken. Es hat sich nicht ergeben dir zu sagen, jetzt war es eben soweit. Soll ich dir, gleich nachdem du ziemlich verwirrt aufwachst, die volle Wahrheit ins Gesicht schleudern, wo ich doch gesehen habe, dass du es nicht verstehen wirst?“ Er hasste diese Monologe, er war zwar nie ein unorganisierter Mann, aber er hasste es Gespräche zu führen, bei denen die Antworten nur einsilbig oder aus undefinierten Geräuschen bestanden. Dann wusste er nie, was er sagen sollte, was er denken sollte, wie er weitermachen sollte. „Nein.“, kam auch die prompte Antwort, während Vegeta die Augen schloss. Er wusste selbst, dass sein Eintreten hier nicht das Beste gewesen war, aber was hatte er bitte machen sollen? Jeder hier kannte ihn und er hatte nach Wochen gerade einmal den kleinen Fetzen einer Erinnerung an den Mann vor sich, wusste einfach nicht, was ihn noch erwartete. Welche scheiß Wahrheiten würden noch an den Tag kommen, was käme noch ans Licht? Wochen, Wochen waren vergangen und jetzt sagten sie ihm, dass die Frau, die er in seinem Inneren als Feind abgestempelt hatte, eigentlich seine eigene Frau war und er begriff den Zusammenhang nicht. Er verstand ihn nicht, sie nicht, sich selbst nicht – er verstand nicht, wieso sie das getan hatte und das allbekannte Gefühl des Verrats breitete sich in ihm aus. „Gibt’s noch irgendwas Wichtiges über meine Person, das ich noch nicht weiß?“, fragte er, noch immer mit geschlossenen Augen und konnte sich nicht dagegen wehren, dass leichte Wut mit dem verräterischen Gefühl in ihm aufstieg, gemeinsam mit dieser furchtbaren Leere, die ihn in den letzten Wochen so oft eingenommen hatte. Er hasste es, aber er konnte es nicht aufhalten, war doch alles was er momentan war, nichts weiter als eine Ansammlung von Unwissen und Puzzlestücken, die im Wind hin und her flogen. „Es gibt vieles, würde ich sagen.“ Vegeta hielt die Augen geschlossen und Goku wünschte sich, dass er sie öffnen und ihn ansehen würde. Dass er wenigstens einen Hinweis darauf bekommen könnte, was in dessen Inneren vor sich ging, aber er erhörte seine stumme Bitte nicht, zog lediglich eine Augenbraue nach oben, als stumme Aufforderung anzufangen zu sprechen. Goku seufzte. Er beschloss einfach mit den wichtigsten Fakten anzufangen. „Du hast einen Sohn mit ihr.“ Die zweite Augenbraue rutschte ebenfalls in die Höhe, die Augen blieben jedoch geschlossen und auch sonst gab er lediglich mit einem Anspannen seiner Muskeln zu erkennen, dass er ihm zuhörte und die Tatsache, die er eben erfahren hatte, etwas wirklich Neues für ihn war. „Du bist damals auf Namek gestorben, Freezer hat dir ins Herz geschossen.“ Jetzt riss er die Augen auf und starrte ihn an, als ob er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, als ob er sich wunderte, wie zum Teufel er hier sitzen konnte, wenn er doch gestorben war. Aber das war es nicht, was in seinen Augen stand und Goku realisierte erst Sekunden später, was es war, als sich Vegetas Hand erneut auf die Stelle seines Herzens legte und er die Geste wieder erkannte. „Das… das war, was du gesehen hast heute.“ Es war keine Frage, es war eine Feststellung. Bevor sie hatten darüber reden können, bevor er Antworten von Vegeta erhalten hatte, war Bulma gekommen und das Thema für den Moment in den Hintergrund gerückt, vergessen. Jetzt aber… erhielt er ein leichtes Nicken, in Verwirrung zusammengezogene Augenbrauen. „Namek…“ Es war nur geflüstert, er verstand es trotz allem und konnte förmlich greifen, dass Vegeta nicht verstand. „Das ist unmöglich.“ Mit einem Ruck sah er auf und Goku hätte anhand der Intensität, die diese Augen ausstrahlten, beinahe einen Schritt zurück gemacht, zwang sich jedoch dazu stehen zu bleiben und zu erklären. „Es ist möglich. Hier auf der Erde, sowohl auf Namek gibt es Dragonballs.“ Unverständnis schlug ihm entgegen, er verstand es nicht. „Sie können Wünsche erfüllen und wir haben uns damals gewünscht, dass jeder, der von Freezer getötet wurde wieder zum Leben erweckt wird und auf die Erde zurückkehren kann.“ Ein Nicken, mehr nicht. Keine Fragen, keine Antworten, keine andere Reaktion. „Du warst unter den Glücklichen. Ich habe mich in der Zeit um Freezer gekümmert.“ Dass er ihn nicht direkt getötet hatte, ließ er für den Moment aus, das würde später in der Geschichte wieder auftauchen. „Aber… wie?“ Er hatte doch gesehen wie jämmerlich er bei dem Versuch selbst draufgegangen war und verstand nicht, wie der Andere das hatte erledigen können. Es musste Jahre zurückliegen, viele Jahre und auch wenn er wusste, dass mehr Kraft in dem Anderen steckte, als er es ihm immer zeigte, so war es doch… unverständlich für ihn. „Ich wurde wütend genug um mich in einen Super-Saiyajin zu verwandeln und das hat dann gereicht um ihn fertig zu machen.“ Weit aufgerissene Augen begrüßten ihn, bevor sie sich skeptisch zusammenzogen. Das war doch ein Trick, oder? Was zum Teufel sollte das nun wieder sein? „Erklär ich dir später, aber du bist übrigens auch einer. Na ja, momentan vielleicht nicht, weil du es vergessen hast, aber es steckt in dir, die Kraft hast du und das Potenzial erst recht.“ Er lächelte leicht, wer hätte gedacht, dass er dieses Gespräch irgendwann einmal führen würde. Vegeta hatte diese Legende immer gekannt und danach gefiebert einer zu werden, heute wusste er nichts mehr von ihr und konnte mit den Informationen wenig anfangen. Es war frustrierend zu sehen, dass ein so großer Kämpfer so verdammt hilflos sein konnte. „Wie auch immer.“ Was fehlte noch Wichtiges? Es gab so vieles, was er ihm hätte erzählen können, aber es wäre wirklich nur eine Erzählung gewesen. Was, wenn das alles nichts brachte, wenn alle Worte doch nur an ihm vorbeigingen und nichts bewirken wollten oder konnten? Was war, wenn es niemals wieder so werden würde, wie es einmal war? Konnten sie dann die Dragonballs benutzen und versuchen alles wieder gerade zu biegen? Jetzt, wo er darüber gesprochen hatte, fragte er sich, warum ihm diese Idee nicht früher gekommen war. Warum sie soviel Zeit verschwendet hatten und hier saßen, ohne wirklich etwas unternehmen zu können. Sonst waren die kleinen orangenen Kugeln doch auch immer ihre erste Lösung für ein Problem, dass sie nicht mit Fäusten oder Kraft lösen konnten, warum also hatte die Erkenntnis dieses Mal so verdammt lange gedauert? Er würde sich später noch einmal Gedanken darum machen. Wirklich darüber nachdenken und mit Bulma sprechen müssen, aber jetzt musste er erst einmal die Neugier eines Prinzen füllen, der nie so offen nach mehr Informationen ausgesehen hatte. Innerlich lächelte er leicht, bevor er sich vor ihn auf den Boden setzte, tief Luft holte und begann… ---------- Es war dunkel draußen, als er die Zimmertür endlich leise hinter sich schloss und noch einmal tief durchatmete. Dass Vegeta so lange durchhalten würde und aufmerksam zuhörte, nur an den wichtigen Stellen Fragen stellte und seiner eigenen Müdigkeit trotzte, war ihm ein Rätsel. Nie, wirklich niemals hätte er erwartet, dass dieser die Informationen wie ein Schwamm aufsog und sich nach und nach der Unglauben in unbändigen Willen in seinen Augen verwandelte. Er hatte es gesehen, mit der Zeit betrachten können und die Veränderung machte ihn einerseits stolz, andererseits mischte es andere Gefühle auf. Was war, wenn es nicht so klappte, wie er sich dachte, wie er es sich wünschte? Was war wenn aus all dem Willen langsam Frust wurde und aus dem Frust die Wut entsprang, die Vegeta so eigen war? Und ganz wichtig, was war, wenn sein eigener Gedanke nicht so funktionierte, wie er es gerne haben würde wollen? Was war, wenn die Dragonballs nicht einsatzbereit waren oder schlicht und einfach nicht helfen konnten? Was passierte, wenn aus dieser fixen Idee, die alles retten konnte nur noch mehr Frust entstand, weil es doch nicht klappte? Einerseits würde er sich am liebsten sofort auf den Weg machen und sein Glück versuchen, andererseits wollte er es auch wieder nicht, weil er Angst davor hatte, dass es nicht klappen würde. Es wäre wie ein Schlag ins Gesicht, eine völlig neue Perspektive, die damit auf den Tisch gebracht wurde und am Ende konnte alles gut werden oder einfach nur schief gehen und sich ihrer Macht entziehen. Es konnte so vieles passieren, dass er sich plötzlich nicht mehr sicher war, ob diese Idee auch wirklich gut war, ob sie nicht abwarten sollten und die Sache nur einmal ohne Dragonballs regeln sollten. Sie benutzten die Dragonballs für alles, in der Vergangenheit hatten sie sie so oft für Dinge verwendet, die wichtiger waren und sie jetzt für so eine triviale Sache zu verwenden wäre irgendwie nicht richtig. Vegeta war keine Bedrohung, wenn überhaupt war er eine für sich selbst, weil er verlernt hatte sich einzuschätzen und regelmäßig zusammenbrach, wenn ihn etwas seines Lebens traf und zu ihm zurückwollte, aber war das wirklich ein Grund den großen Drachen damit zu belasten? Er wusste es wirklich nicht, hin und hergrissen, in Gedanken versunken lief er in sein eigenes Zimmer und beschloss in Ruhe darüber nachzudenken, bevor er die Idee an jemand anderen ausbreitete. Bevor er sich an Bulma wandte und ihr Hoffnungen machte, oder sich vielleicht mit Chichi unterhielt, immerhin war ihr letzter Rat auch nicht falsch gewesen. Im Allgemeinen könnte er sich mal wieder bei seiner Familie melden, sich sehen lassen und schauen, ob dort auch alles okay war. Vielleicht sollte er das zuerst machen, Vegetas Schicksal war jetzt nicht so dringend, als dass es nicht zwei oder drei Tage Aufschub ertragen konnte. Bulmas Zweifel und ihr offensichtlicher Schmerz über die Ablehnung ihrer Entschuldigung konnte ebenso warten – er war ein Mann und er hatte eine eigene Familie, die er seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Bulma würde darüber hinwegkommen, das wusste er und Vegeta hatte für jetzt erst einmal seiner Erschöpfung nachgegeben und schlief – was sprach also dagegen, jetzt einen kurzen Abstecher nach Hause zu machen und seine Kinder, seine Frau zu sehen? Nichts! Er setzte zwei Finger an die Stirn und konzentrierte sich auf Gotens Aura, die sich zum Glück auch zu Hause befand. Er lächelte leicht, der Junge war mit den Jahren nicht nur älter, sondern sehr viel eigenständiger geworden, verbrachte mehr Zeit in der Stadt als zu Hause. Ganz anders als Trunks, der sich in sein Studium stürzte, vergnügte sich sein Sohn lieber und tat nur das Nötigste für die Schule – was aber okay für ihn war, wenn er bedachte, dass er selbst nie eine besucht hatte. Sollte er leben und machen was er wollte, solange er sich keinen Ärger einhandelte oder die Wut seiner Mutter zu spüren bekam. Noch ein Lächeln, dann war er verschwunden. „Hey Goten.“, sagte er sobald er neben seinem Sohn auftauchte, welcher erschrak und mit seinem Stift einen Strich quer über das Blatt zog, ein „Verdammt!“, murmelte und sich schließlich mit einem genervten Blick zu seinem Vater drehte. „Kannst du nicht wie jeder normale Mensch durch die Tür kommen?“ Du hast meine Hausaufgaben versaut, hängte er dem in Gedanken an, konnte aber nicht lange böse auf ihn sein, als er das entschuldigende Lächeln sah, das ihm entgegen geworfen wurde. „Was verschlägt dich zu uns? Ist alles in Ordnung, wie geht’s Vegeta?“ Immer voller Energie und insgeheim fragte Goku sich, wieso Goten seit dem Unfall nicht in der CC war, war es doch über die Jahre so eine Art zweites zu Hause für ihn geworden. Aber er nahm an, dass Trunks eher geflüchtet und zu ihm gegangen war, um Vegeta aus dem Weg zu gehen und nicht zufällig in ihn hinein zu rennen und im Nachhinein ärgerte er sich, dass er nicht eher etwas gesagt hatte. Aber jetzt war es zu spät, die Zeit vergangen und Fehler nicht rückgängig zu machen, auch seine eigenen nicht. „Ich wollt mal nach euch schauen.“ Sein Lächeln wurde etwas kleiner, noch hielt er es aber aufrecht. „Alles in Ordnung, Vegeta geht’s gut.“ Er hatte es ihnen erklärt und in der Zeit, als er selbst nicht da war, war Vegeta für Goten wohl so etwas wie eine Vaterfigur geworden. Immerhin hing er beinahe pausenlos mit Trunks rum, und da dieser früher seinen Vater verehrt hatte, war es nicht verwunderlich. Und Goten hatte diese Art behalten, sah in Vegeta einen Onkel, eine zweite Vaterfigur – und es störte ihn nicht, es bewies ihm nur, wie sehr Vegeta sich in all den Jahren verändert hatte. „Gut, gut. Suchst du Mutter?“ Ein Nicken war die Antwort, ein weiteres Lächeln, das nicht über den Ausdruck seiner Augen hinweg täuschen konnte. „Was beschäftigt dich?“, fragte der Junge deshalb und wunderte sich selbst. Normalerweise war der Vater dafür verantwortlich und sollte nicht der Sohn die Sorgen der Erwachsenen klären wollen, aber er spürte, dass es wichtig war und konnte die Frage nicht zurückhalten, selbst wenn er es gewollt hätte. Aber er bekam nur ein leichtes Kopfschütteln. „Nichts, ich werd mit deiner Mutter mal drüber reden.“ Er wollte seinen Sohn nicht noch weiter hineinziehen als er ohnehin schon war. Er wollte zurück nach Hause und das so schnell wie möglich, aber es gab Aufgaben, die er nicht abgeben konnte. So drehte er sich zur Tür, blieb im Rahmen jedoch noch einmal stehen. „Was hältst du davon uns in den nächsten Tagen mal zu besuchen? Vielleicht hilft es ja, wer weiß das schon. Und bring Trunks mit, der Junge hat seinen Vater seit Wochen nicht gesehen.“ Goten hörte die Traurigkeit in den Worten und verstand sofort, nickte, bevor er merkte, dass sein Vater es nicht sehen konnte. „Okay.“ Damit war er aus seinem Zimmer verschwunden, schloss auch diese Tür hinter sich. Goten konnte nicht anders als darüber nachzudenken. Sein Vater hatte Recht, was sie hier taten war… vielleicht nicht falsch aber auch nicht richtig und je weiter er darüber nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass sie alle nur Angst hatten. Angst vor Vegetas Reaktion, Angst nicht erkannt zu werden und nichts tun zu können. Aber der Versuch war doch wichtiger als das Ergebnis, sagte er sich. Warum war er nicht eher drauf gekommen, warum hatte er dieser Angst nachgegeben und nicht etwas unternommen, so wie sein Vater sich selbst auferlegt hatte. Sie hatten ihn alleine gelassen – nein, sie hatten ihn und Vegeta alleine gelassen und er seufzte schwer, bevor er sich wieder zu seinen Hausaufgaben drehte, die Augen schloss. Jetzt konnte er noch mal von vorne anfangen, aber er bezweifelte, dass er den Nerv dafür haben würde – nicht mit den Gedanken, die plötzlich in seinem Verstand waren und ihn daran hinderten andere Gedanken zu fassen. Unterdessen war Goku unten angekommen, blieb für einen Moment im Wohnzimmereingang stehen, betrachtete die Szene. „Hey Chi.“ Sie wirbelte herum, ein riesiges Lächeln auf den Lippen, als sie erkannte, dass ihr Mann es geschafft hatte nach Hause zu kommen. Doch das Lächeln schwand, als sie seinen nunmehr traurigen, gedrückten Gesichtsausdruck bemerkte, auch wenn er die Freude nach außen brachte und versuchte ihn zu unterdrücken. Sie kam auf ihn zu, umarmte ihn lächelnd und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, dann löste sie sich wieder von ihm, sah ihn an. „Schön, dass du da bist.“ Eine Hand legte sich an seine Wange und er lächelte dieses warme ehrliche Lächeln, dass ihr Herz noch heute zum schneller schlagen bringen konnte. So sehr sie dieser Mann manchmal aufregte, so sehr liebte sie ihn auch. „Und jetzt sag mir was dir auf dem Herzen liegt. Denk nicht mal dran es zu leugnen, ich sehe es dir an und werde ein Nein als Antwort nicht dulden.“ Er grübelte und wenn er das tat, musste sie ihn zu seinem Glück zwingen, indem sie ihn dazu brachte darüber zu reden. Manchmal hatte er die dumme Angewohnheit Dinge viel zu lange in sich hineinzufressen und erst dann mit ihr reden zu wollen, wenn es schon fast zu spät war – selten, sehr selten, aber es gab sie, diese Zeiten, in denen sie nachhelfen musste und es auch mit Freuden tat. Wann bekam sie schon die Gelegenheit einem Helden und mehrmaligen Retter der Erde auch einmal zu helfen? Aber er sah sie nur einige Sekunden an, seufzte und drehte sich um, um in die Küche zu gehen. „Es geht um Vegeta.“, sagte er noch im Gehen, weil er wusste, dass sie ihm folgte. So sehr sie manchmal darauf bedacht war seine nicht menschliche Seite zu unterdrücken und zu kontrollieren, so aufmerksam war sie an anderen Stellen. „Das dachte ich mir schon.“, erwiderte sie, aber so kamen sie nicht weiter. „Mir ist heute eine Idee gekommen.“ Er setzte sich an den Tisch und als ob er nie weg gewesen wäre, begann sie etwas zu Essen für ihn zu machen. „Was für eine Idee, Goku?“, fragte sie, schlug nebenbei Eier auf, ohne ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu mildern. „Was wäre, wenn ich die Dragonballs sammle und versuche den Unfall ungeschehen zu machen.“ Immer offen heraus, Chichi wusste einfach wenn er nicht die ganze Wahrheit erzählen würde. Er beobachtete sie, wie sie ihr Tun unterbrach und sich zu ihm umdrehte, einen nachdenklichen Ausdruck in ihrem Gesicht. „Das ist eigentlich keine schlechte Idee.“ Sagte sie dann, sah ihn an. „Aber?“ Es gab ein Aber, das wusste er, er hörte es an ihrer Stimme. „Ich weiß nicht recht. Es klingt wirklich nicht schlecht und würde das Problem schneller lösen als alles andere. Aber was ist, wenn Shenlong das als höhere Kraft ansieht und es nicht geht? In einem Gehirn rumzupfuschen ist keine leichte Entscheidung und das weißt du.“ So sehr es ihr widerstrebte das sagen zu müssen, so sehr sie ihn vermisste und wieder zu Hause haben wollte… das Risiko blieb, würde aber nicht gelöst werden, wenn sie es nicht versuchten. Goku nickte, das waren seine Gedanken. „Das meine ich ja. Ich habe ihm heute einiges erzählt um vielleicht etwas zu bewirken, aber … beim erzählen fielen mir die Dragonballs ein. Ich bin mir nur nicht sicher, ob wir sie deswegen nutzen sollen und sie dann nicht haben, wenn etwas passiert und wir sie wirklich brauchen.“ Er stützte seinen Kopf auf seine Hand, betrachtete sie. Chichi hatte eine außergewöhnliche Intelligenz und kam oft auf Ergebnisse, wo er schon lange verzweifelte und er hatte einfach gehofft, dass es jetzt auch so war. „Das kommt noch dazu. Bis jetzt haben wir sie immer benutzt um Menschen wieder zu erwecken, den Planeten neu zu erschaffen… in welcher Relation liegt da eine Person, die ihr Gedächtnis verloren hat?“ Es klang sarkastischer als es sollte, aber sie meinte was sie sagte. Er brachte gute Argumente, aber letzten Endes musste er selbst entscheiden, ob er das Risiko eingehen wollte, denn die Gegenargumente sprachen ebenso für sich. Sie drehte sich wieder um, widmete sich dem Essen. „Letzten Endes Goku, bist du derjenige der entscheidet. Es geht nicht um Leben oder Tod. Nicht um die Erde, die wieder einmal in Gefahr schwebt. Keine Monster greifen uns an, momentan zumindest nicht und wenn du sie benutzt, um diesen einen Wunsch zu sprechen, werden wir auch ein halbes Jahr ohne sie auskommen, denke ich.“ Falls nicht doch wieder irgendein armer Irrer beschloss die Weltherrschaft an sich zu reißen. „Es liegt bei dir. Aber bedenke, dass es ‚nur’ eine Person ist. Kein großes Abenteuer, keine zwingende Notwendigkeit. Und wenn ich eines bemerken darf…“ Sie lächelte ihn über die Schulter hinweg an. „… seid ihr euch wirklich näher gekommen seitdem. War es nicht das, was du immer wollest?“ Sekunden verstrichen. „Ja.“, antwortete er schließlich. “Warum dem also nicht eine Chance geben, so schwer es auch ist und auf die Dragonballs verzichten? Wenn es alles nichts bringt, wenn Gefahr Einzug hält und wir auf ihn angewiesen sind, so wie er war, dann kann man immer noch mal drüber nachdenken.“ Sie atmete tief durch, konnte nicht glauben, dass sie das wirklich zuließ. „Aber gib nicht auf und versuche alles mit den Dragonballs zu regeln. Wer weiß schon, was dabei herauskommt? Vielleicht erinnert er sich eines Tages an alles und doch bleibt das Band, das ihr euch gerade aufbaut, erhalten.“ Damit widmete sie sich dem Kochen, ließ den Gedanken in der Luft schweben und ihn seine eigene Entscheidung treffen. Was sie nicht wusste war, dass sie mit ihren Sätzen seine Entscheidung lang beschworen hatte, und sie sah nicht das Lächeln, welches er ihrem Rücken schenkte. Manchmal war er wirklich glücklich sie zu haben, denn sie hatte Recht. Kapitel 15: Ein Flackern zwischen schwarz und gold -------------------------------------------------- 15: Ein Flackern zwischen schwarz und gold Jetzt hatte er keinen Grund mehr zu Bulma zu gehen und ihre Hoffnungen zu heben, jetzt musste er ihr begreiflich machen, dass es an ihr lag, ob Vegeta jemals wieder so zuvorkommend zu ihr sein konnte. Ob er seine Gräuel vergessen konnte und einen neuen Start wagen wollte. Es lag an ihr, wie sie sich ihm gegenüber verhielt, es war ihre einmalige Chance den Prinzen zum zweiten Mal für sich zu gewinnen. Der Gedanke war irgendwie zu niedlich um das Grinsen aufzuhalten, das sich auf seine Lippen legte. Damals hatte er nicht glauben können, dass der Trunks aus der Zukunft wirklich von Vegeta und Bulma sein sollte. Damals klang es so absurd, fernab jeglicher Möglichkeiten, aber als er das kleine Ergebnis Jahre später gesehen hatte, so musste er sich an diese Möglichkeit gewöhnen. Und Jahre im Jenseits, in denen er alles verpasst hatte und nur dabei zusehen konnte wie ihr Leben weiterging, wie sie sich entwickelten, hatten das Paar irgendwie gestärkt. Sie hatte ihn verändert, ihn vielleicht sogar ein wenig gezähmt – denn er hatte sich niedergelassen und auch wenn er der Stärkste auf diesem Planeten war, nachdem er gegangen war und entschied zurück zu bleiben, hatte er nichts unternommen um die Herrschaft an sich zu reißen. Jetzt aber mussten sie ihn erst einmal wiederbekommen. Mussten seine Erinnerungen auffrischen, mussten warten, dass sie wiederkamen. Mussten seine Verbindungen zu Menschen aufbauen, an die er sich nicht erinnern konnte, vor denen er teilweise heute noch Angst hatte, eine tief sitzende Furcht und Ungewissheit, die er versuchte zu verstecken und die Goku trotz allem sehen konnte. Es war surreal gerade den stolzen Prinzen mit diesem Ausdruck in seinen Augen zu sehen, es war beängstigend und er würde es nicht glauben wollen, wenn er es nicht sehen würde. „Tja, Zeit nen neuen Tag zu starten.“, murmelte er zu sich selbst, während er in die Küche trat. Sie war leer, aber das konnte die gute Laune, die er nach den gestrigen trüben Gedanken bekommen hatte, auch nicht trüben. Die Nacht hatte er bei seiner Familie verbracht und war gerade erst angekommen, hatte vielleicht gehofft eine Person dieser Familie hier zu finden, wurde aber enttäuscht. Leise seufzend drehte er sich wieder um, er war nicht hier um zu Frühstücken, das hatte er zu Hause getan und dass er auch einfach nach den Auren der Anderen hätte spüren können um zu wissen, wo sie waren, erschien ihm zu einfach. Konnte er genauso gut zu Vegeta gehen – der, ob es Goku glauben wollte oder nicht – beinahe niemals ohne ihn im Schlepptau das Zimmer verließ. Es erschien ihm nicht sicher genug, auch wenn er die Kraft hatte das gesamte Haus mitsamt Bewohnern und der Umgebung mehrerer Kilometer in einem Streich vom Erdboden zu wischen, war es ihm nicht sicher alleine durch die Flure zu laufen. Wo er wieder bei dieser tief sitzenden Furcht, der Unsicherheit war. Wie er vermutet hatte, war er in seinem Zimmer, aber bevor er eintrat, klopfte er an. Ein kleiner Überraschungsangriff Vegetas, als er einmal einfach so hineingestürmt war ohne Vegeta vorher die Chance zu geben zu wissen, dass jemand kam, war ihm eine Lehre gewesen. Der Kinnhaken, nachdem er ihn überraschenderweise auf den Boden gefegt hatte und über ihm saß, hatte wirklich gesessen. Unbewusst rieb er sich eben dieses Kinn, erhielt aber auch keine Antwort auf sein Klopfen. Also öffnete er die Tür, nur um mit einem Anblick begrüßt zu werden, mit dem er in diesem Leben eigentlich nicht mehr gerechnet hatte. Das Zimmer war aufgeräumt, die Matratze lag wieder auf dem Bett und Vegeta auf eben diesem, die Augen zur Decke gerichtet, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Er sah aus als ob er nachdachte, aber im Grunde hatte er diesen Ausdruck öfter im Gesicht. Abwesend, tief in seiner eigenen Gedankenwelt versunken und nur das regelmäßige Atmen, das hin und wieder auftretende Blinzeln war Anzeichen genug um zu sagen, dass er noch lebte. Völlig regungslos. Goku trat ganz ein und schloss die Tür hinter sich wieder, zog eine fragende Augenbraue nach oben, sich leise wundernd ob es überhaupt sicher genug war einzutreten, an ihn heran zu treten, ohne ihn dabei wieder zu erschrecken und einen weiteren Kinnhaken zu provozieren. „Vegeta?“, fragte er leise, vorsichtig und erhielt ein undefinierbares Brummen. Er wusste, dass er da war, er hatte gewusst, dass er kommen würde, bevor sich die Tür überhaupt geöffnet hatte, weshalb er sich nicht bewegte, nicht auf vorsichtige Defensivstellung überging. Er wusste, dass er von ihm nichts zu befürchten hatte, er hatte ihm in all der Zeit nicht eine Andeutung gegeben, dass er ihm feindselig gegenüber stand. „Was machst du da?“ Ein kurzes Augenschließen, ein tiefer Atemzug. Nichts weiter, keine Veränderung der Haltung, keine Regung. „Nachdenken.“, war schließlich die Antwort. Er tat das, was er so oft tat, ordnete die Fakten, die Informationen und die grauen Stellen, die so vielseitig, zahlreich vorhanden waren. Setzte die winzigen Puzzleteile aneinander und sah doch, dass er nicht einmal ein Prozent des Puzzles gelöst hatte. Das machte nichts, er machte dennoch weiter, aufgeben kam nicht in Frage, wenn man sich selbst finden wollte, sich finden musste um wieder man selbst zu sein. „Das sehe ich.“ Goku kam näher, setzte sich am Ende auf die Bettkante und sah ihm für einen Moment ins Gesicht, wandte dann den Blick nach vorne. Die Stimmung war seltsam, trübte ein wenig die gute Laune, die er bis eben noch verspürt hatte und doch konnte er ihre Art nicht greifen, konnte sie nicht beschreiben. Es war nicht traurig oder gedrückt, es war… er wusste es einfach nicht. „Über was?“, setzte er nach und hoffte auf ehrliche Antwort, die selten kam, wenn Vegeta so war. Er war zwar gesprächsbereiter als vor dem Unfall, aber es war manchmal noch immer schwer ihn zum Reden zu bewegen – wenn er sich da an das tagelange Schweigen erinnerte, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Ein Lächeln huschte über Vegetas Lippen, nur ein winziges Verziehen der Mundwinkel, das sofort wieder erstarb, neutral ersetzt wurde. „Das, was du mir gesagt hast.“ Das was ich weiß und nicht weiß, hängte er gedanklich an, aber anders als sonst war es nicht so tiefsitzend, konnte er ignorieren was ihm fehlte und mit dem arbeiten, was er hatte. „Ich versuche nur das Chaos zu ordnen.“ Goku achtete beim erzählen nicht unbedingt auf die Zeitlinie, vermischte Tatsachen und brachte sie durcheinander auf den Tisch, so dass er sie selbst erst noch ordnen musste. Der Gedanke ließ ihn noch einmal leicht lächeln, auf sonderbare Weise störte es ihn nicht einmal. Die Informationen an sich waren wichtiger als die Zeit, in der sie geschehen waren. „Ich wusste, dass du kommst.“ Jetzt sah Goku ihn wieder an, nicht sicher was er denken sollte, doch bevor sich die Frage in seinem Kopf formen konnte, kannte er die Antwort bereits und lächelte. Vegeta hatte die Nacht anscheinend nicht nur zum schlafen genutzt, sondern die wichtigen Dinge, die er ihm erzählt hatte, herausgefiltert und versucht anzuwenden. „Das ist doch toll.“ Die Grundlagen des Auraaufspürens. Die Kontrolle über sein eigenes Ki, all die Dinge hatte er ihm erzählt und Vegeta hatte es aufgesogen wie ein Schwamm. Intelligent war er schon immer gewesen und auch wenn er nie erwartet hatte, dass er es so schnell wiedererlernen konnte, so war er positiv überrascht. Dann fehlten nicht mehr viele Schritte um ihn zu seinem alten Level zu bringen, eine eindeutige Verbesserung zu vorher und wieder einmal konnte er sich nur fragen, warum sie alle so viele Fehler machten, warum er ihm das nicht alles viel eher erzählt hatte. Wahrscheinlich hatte er gehofft oder gedacht, dass Vegeta von ganz alleine drauf kommen würde. Aber wieder bekam er nur ein Brummen als Antwort, nichts, womit er viel anfangen konnte, aber es brachte ihn dazu noch breiter zu lächeln. Komplimente waren nichts für den Prinzen, auch jetzt nicht und der Gedanke hatte etwas so Vertrautes an sich, dass es sich nicht aufhalten ließ. Es war seltsam und doch so schmeichelhaft, dass Vegeta nur in seiner Gegenwart so war. Erstaunlich ruhig und vertraut, so wie es nie gewesen war und die Entscheidung, die Dragonballs nicht zu benutzen, festigte sich einmal mehr. Es war das Richtige, was er tat, er knüpfte ein Band mit ihm, das er nie gehabt hatte und doch immer wollte. Wenn er ganz viel Glück hatte, dann blieb es bestehen auch wenn er sich irgendwann an alles erinnern sollte, wenn er zurück zu seinem alten Ich kehrte, wenn das überhaupt jemals der Fall sein würde. Er wusste es nicht, er konnte nur hoffen. Aber selbst wenn dem nicht so sein würde, sollte er die Zeit nutzen und sie genießen. Eine solche Chance hatte er nie erwartet, nie gedacht, sie bekommen zu können und das war mehr, als er vielleicht verdient hatte. Er hatte immer große Stücke auf den Prinzen gehalten, selbst als sich dieser in die Hände Babidis gegeben hatte um gegen ihn zu kämpfen, aber am Ende hatte er auch diesen Schritt verstanden. Stolz war es gewesen, der unerbittliche Drang seinen lang ersehnten Kampf zu bekommen und nie die Möglichkeit gehabt zu haben. Er hatte die Möglichkeit nur ergriffen, weil er nie eine andere Wahl gehabt hatte, weil immer irgendwas dazwischen gekommen war. „Was hältst du von nem kleinen Training?“, begann er schließlich, den ganzen Tag wollte er nicht hier rumsitzen, er musste sich bewegen um sich gut zu fühlen. Vegeta sah ihn aus den Augenwinkeln heraus an und begann leicht zu grinsen. „Nicht in der Blechdose.“, antwortete er, nahm einen Arm hinter seinem Kopf hervor und hielt sie mit der Handfläche nach oben zwischen sie. „Ich will was ausprobieren.“, hängte er dem an und wusste instinktiv, dass genau das im GR nicht gehen würde, nicht gut sein würde, während in seiner Hand ein kleiner Ki-Ball erschien, der blau leuchtend dort schwebte, bevor er ihn von Finger zu Finger balancierte. Goku lächelte, das herausfordernde Grinsen, der Ausdruck höchster Konzentration in seinen Augen waren magisch, bestätigten seine Entscheidung. Es ging alles schneller als er erwartet hatte, nachdem sie Wochen verschwendet hatten. „Klar, warum nicht.“ Vorfreude breitete sich in ihm aus, er war gespannt, was von seinen Erzählungen hängen geblieben war, was er versuchen wollte. „Und nicht im Garten. Sonst fängt das Höllenweib wieder an rumzumeckern wenn wir irgendwas kaputt machen.“ Sein Gesicht verzog sich als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, während er all die Zeit nicht aufhörte den kleinen Ki-Ball von Finger zu Finger zu balancieren und Goku konnte nicht anders, fing an laut zu lachen. „Gott, Vegeta!“, brachte er heraus, aber der Ernst, mit welchem dieser diesen Satz gesprochen hatte, das Gesicht war einfach zu herrlich gewesen. „Bist du immer noch nicht drüber weg? Sie hat sich entschuldigt, weißt du.“, setzte er dem an, wurde wieder ernst. „Sie ist deine Frau, du kannst sie nicht ewig so behandeln.“ Aber Vegeta zuckte nur die Schultern, ließ das Ki verschwinden und sah ihn an. „Wenn sie meine Frau ist, hätte sie das nicht machen müssen. Zeigt wie viel Vertrauen dazwischen steckt.“ Eine Augenbraue rutschte herausfordernd in die Höhe, aber er wusste, dass er Recht hatte, dass Kakarott nicht viel dagegen sagen konnte. Und das tat dieser auch nicht, er sah ihn einfach nur an, wühlte in seinem Kopf nach einer passenden Antwort und fand doch keine. „Ich hab Recht, sieh es ein.“ Welche Frau fesselte auch den eigenen Mann? Welche Frau sah ihn wochenlang nicht an, kümmerte sich einen Scheißdreck darum wie es ihm ging und weigerte sich tagelang die Schlüssel für die Handschellen rauszugeben? Er setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante, so dass er nun unweigerlich neben Goku saß und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast Recht, aber das heißt nicht, dass es ihr nicht leid tut. Und das tut es, das weißt du auch.“ Nur ein Schnauben, während er die Arme wieder nach unten nahm. „Vielleicht.“ Er war sich in dieser Sache noch nicht im Reinen mit sich selbst, hatte die Angelegenheit eher nach hinten geschoben und über andere Dinge nachgedacht. Er hatte zu wenige Fakten, die er mit der Theorie vergleichen konnte, hatte keine Erinnerungen, die den ersten Eindruck vielleicht widerlegen würden und so lange das so war, war er nicht bereit darüber hinweg zu sehen und eine Entschuldigung anzunehmen, die in seinen Augen nicht ehrlich war. Auch wenn er die Tränen in ihren Augen hatte sehen können, wenn sie sie in ihrer Stimme gehört hatte und verdammt noch mal, sogar in der Luft hatte riechen können, war er nicht bereit diesen Schritt zu gehen. Sie hatte etwas zerstört, von dem er nicht wusste wie er es nennen sollte, was es überhaupt war. „Du warst weg heute Nacht.“, sagte er stattdessen leise. Ablenken, das Thema wieder in die hintersten Ecken seines Seins schieben und auf später vertagen. Er machte sich genug Gedanken, diese mussten nicht auch noch hinzukommen, auch wenn sie unweigerlich mit seinem Leben zusammenhingen. Ein Leben, das reinstes Chaos geworden war, in dem er erste Schritte lernen musste wie ein Säugling das Laufen lernte und es wurmte ihn. „Ja, ich war bei Chichi.“ Er sah den Prinzen an, nicht sicher was er davon halten sollte. Einerseits gut, dass ihr Band so groß zu sein schien, dass er ihn zuerst spüren, finden konnte und wusste, dass er kam oder nicht da war. Andererseits… lenkte er ab und es machte nicht den Anschein, dass er mit dem Thema Bulma etwas zu tun haben wollte, was seine Laune ein weiteres Mal ein wenig drückte. Es war nicht richtig so, aber er konnte ihn nicht zwingen die ersten Tage zu vergessen, einfach darüber hinwegzusehen. Selbst ihn verfolgte dieser unendlich traurige Blick von dann noch immer. Wie er es vermutet hatte, hatte er sich in seinen Geist gebrannt und kam dort von Zeit zu Zeit nach oben, besonders dann, wenn Vegeta eine abgeschwächte Form dessen an den Tag legte, weil dort diese Leere in seinem Kopf herrschte. Zwischen ihnen breitete sich Stille aus, eine gedrückte Atmosphäre, die er nicht recht greifen konnte und nicht ertragen wollte. Ablenkung war bekanntlich das beste Mittel um ihn da wieder hinaus zu bekommen und so stand Goku schließlich auf, räusperte sich und sah den Älteren herausfordernd an. „Wollen wir?“ ----- Sie hatten das Anwesen verlassen, nachdem Vegeta noch einen kurzen Abstecher in die Küche gemacht hatte, die zu diesem Zeitpunkt noch immer leer gewesen war. Goku begann sich zu fragen, ob die Entschlossenheit Bulmas durch den einen kleinen Rückschlag, die Zurückweisung schon am bröckeln war und entschloss selbst, noch einmal mit ihr zu reden um sie wieder aufzubauen, falls dem wirklich so sein sollte. Jetzt standen sie auf einer Lichtung, um sie herum Wald, Bäume, wohin man blickte und es schien fast, als ob die Szene eingefroren wäre. Goku beobachtete den Kleineren, den Ausdruck tiefster Konzentration in dessen Gesicht und die bewegungslose Form. Es war nicht so, dass sie nichts taten, aber es war schwer etwas zu erklären, wenn man es selbst für selbstverständlich hielt – demzufolge blieb Vegeta nichts anderes übrig als einfach zu versuchen, seine volle Konzentration zu nutzen. Und Goku blieb nichts anderes übrig als ihm dabei zuzuschauen. Allerdings begann er sich zu fragen, was der Kleinere da wirklich tat. Es konnte nicht so schwer sein, nicht so lange dauern, egal um was es sich dabei handelte und dass dieser sich dabei wie ein Felsen inmitten der Lichtung gestellt hatte und sich seit Minuten nicht rührte, begann diese Frage automatisch an seinem Geist zu kratzen. Seine Antwort erhielt er allerdings bevor er fragen konnte und damit die Konzentration Vegetas zerstört hätte. Er spürte, dass er seine Energie sammelte, sie ballte und sah es auch nur Sekunden später an dieser leuchtend blau-weißen Aura, die ihn umgab. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bis jetzt war dieses Phänomen nur aufgetreten, wenn er ihn wütend genug gemacht hatte und mit der Wut automatisch seine Kraft stieg – dass er es nach Willen kontrollieren konnte, war ein großer Schritt für ihn, wenn auch nur ein kleiner Schritt in seiner Gesamtheit. Das machte aber nichts, es konnte nicht die Freude über den kleinen Fortschritt trüben, während er ihn weiterhin ansah und sich selbst langsam auf den Boden sinken ließ. Die Beine im Schneidersitz und die Arme vor der Brust verschränkt, legte er den Kopf leicht schief und suchte mit seinen Augen nach Fehlern, nach kleinen Dingen, die er hätte besser machen können, aber es gab nichts, was er hätte finden können. Überrascht zog er eine Augenbraue nach oben, ohne dabei den Rest seines Körpers aus seiner Position zu bringen und grinste leicht. Vielleicht war er doch kein so schlechter Lehrer, vielleicht waren die Grundlagen auch einfach noch irgendwo in Vegeta vorhanden und brauchten nur einen kleinen Anstoß um wieder voll funktionsfähig zu sein. Doch so sehr wie Vegeta seine Erzählungen aufgesogen hatte, wunderte es ihn nicht wirklich, dass er weiterführende Dinge wieder auseinander nahm und in ihre Bestandteile zu zerlegen um zu begreifen, zu erforschen, wie er selbst dahin kommen konnte. Das taktische Genie war nicht an Erinnerungen gebunden, es war eine Eigenschaft, die Vegeta schon immer besaß. Manchmal erstaunte er Goku damit, wann immer er selbst in Kämpfen nicht weiterkam, wenn sie in Trainingseinheiten auf einem Level stagnierten und niemand den wirklich kraftvollen Treffer landen konnte um den Kampf für sich zu gewinnen – immer dann entwickelte Vegeta eine Strategie, eine neue Taktik, eine kleine Änderung in seiner Technik und landete einen Treffer. Und Goku musste sich anstrengen mitzuhalten, eingefahrene Schritte überdenken und nachsetzen. Es war ein ewig andauernder Tanz, dessen Schritte hin und wieder geändert wurden, selbst wenn sie lang schon eingeübt waren und Vegeta verstand ihn zu tanzen… zumindest bis vor dem Unfall. Sein Aufmerksamkeit wurde wieder aus seinen Gedanken gerissen, als er den enormen Kraftanstieg Vegetas wahrnahm, den Druck, der mit ihr kam und die losen Blätter von den Bäumen fegte, den Staub durch die Gegend wirbelte, so dass er schützend einen Arm vor seine Augen halten musste. Es war noch nicht alles, das wusste er und er sah es auch am Gesichtsausdruck Vegetas, der seit Wochen nicht so bestimmt gewesen war. Er wollte noch mehr aus sich rausholen, ballte die Hände fester zu Fäusten und hob sie an seinen Seiten ein Stück an, so dass die typische Pose entstand, die sie zum aufpowern immer verwendeten. Er konnte nicht anders als zu lächeln. Kleine elektrische Ladungen begannen in der Aura zu blitzen, Steine, die zu klein waren hoben vom Boden ab und wurden augenblicklich zu Staub zermalmt, als sie ihm zu nahe kamen. Es dauerte lange und würde Vegeta wahrscheinlich ziemlich erschöpft zurücklassen, aber dieser Gedanke spielte jetzt einfach keine Rolle. Es war einfach schön es zu beobachten, zu spüren wie er einem Level näher kam, das er seit Wochen nicht betreten hatte. Und auch wenn es heute noch nicht so weit sein sollte, so war er sich sicher, dass der Prinz die Schwelle innerhalb der nächsten Tage durchbrechen würde. Das Potenzial war da, irgendwo versteckt hinter dem schwarzen Nichts, das sein Gehirn geworden war, aber er war dabei es zu greifen. Die Hand danach auszustrecken und es festzuhalten, dass wusste Goku. „Weiter, nicht aufgeben.“, murmelte er leise vor sich hin um Vegeta nicht abzulenken, aus seiner Konzentration zu reißen. Dessen Augen hatten sich in der Zeit geschlossen, der Körper derart angespannt, dass es sich selbst in seinem Gesicht abzeichnete, die Atmung schwer und schneller als es sein sollte. Aber noch war er nicht besorgt, noch ließ er es einfach laufen ohne einzugreifen und hoffte darauf, dass Vegeta die natürliche Grenze seines Körpers spüren würde, sie kannte und dementsprechend handelte. Aber was versuchte er sich gerade einzureden – wenn es um solche Dinge ging, kannte Vegeta nie Grenzen, reizte sich bis aufs Äußerste um doch noch sein Ziel zu erreichen. Gokus Grinsen verschwand. Wenn da immer noch diese unbändige Sturheit in ihm war, dann sollte er besser aufpassen. Noch einmal innerhalb weniger Tage wollte er ihn nicht unbedingt ins Krankenzimmer bringen, irgendwann würde Bulma ihm den Kopf abreißen, weil er nicht in der Lage war aufzupassen. „Übertreib’s nicht.“, schrie er dieses Mal über das Röhren der Aura, der Energie hinweg, nahm seiner vorherigen Aussage damit die Relevanz, widerlegte sie und verwirrte sich selbst. Aber wenn er eines nicht unbedingt wollte, dann war das mit einer aufgewühlten, emotional am Ende und wütenden Bulma zu handeln. Wenn sie so war, war sie wie scheinbar alle weiblichen Wesen auf diesen Planeten, war unlogisch und sorgte sich um Dinge, die es nicht einmal wert waren sich näher zu betrachten. Wie seine eigene Frau und ihre irrationale Sorge um ihren Sohn, als dieser noch kleiner war. Gut, er war nicht immer gefahrlos aufgewachsen, aber er war zur Hälfte ein Saiyajin und es gab Zeiten, da war er selbst stärker als Goku und musste nicht in Watte gepackt werden. War er dann nicht selbst gerade irrational? Er ließ sich ablenken, schweifte mit seinen Gedanken ab und das nur, weil er nicht glauben wollte, dass Vegeta seine Grenzen kannte. Aber selbst wenn dem so war, war das lange kein Grund deswegen auszuflippen, Herrgott noch mal, das war ein Saiyajin, das war ein Prinz… der ihm zwar immer einen Schritt hinterherlaufen musste, aber trotzdem verdammt nahe an ihn herangekommen war. Ein kurzer Sprint und er wäre bei ihm gewesen, wenn er nicht aufgepasst hätte. Ein Schrei riss ihn erneut aus seinen Gedankenströmen und er hob den Blick, löste die Verschränkung seiner Arme auf, den Kopf noch immer etwas schief gelegt. Das Geräusch wurde lauter, klang beinahe schon schmerzhaft in seinen Ohren, doch das war nicht, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es waren die Haare, die von schwarz zu gold flackerten und wieder in ihren Ursprung zurückfielen, im Wind tanzten und dasselbe noch einmal taten und es ließ ihn grinsen, den Dreck vergessen, der um ihn herumwirbelte, die Kraft, die ihn nach hinten zu drücken versuchte. Das war es, was Vegeta so dringend versuchen, testen wollte, weil er es in seinen Erzählungen gehört hatte. Er hatte den Unglauben, die Suche nach einer Lüge in seinen Augen gesehen, als er ihm an diesem Tag abermals davon erzählte. Da er keine Lüge gefunden hatte ging er automatisch davon aus, dass es mehr als die Wahrheit war und wenn es die Wahrheit war, musste es einen Weg geben, das auch zu machen, oder nicht? Da war sie, die Sturheit, der unerbittliche Glaube an sich selbst, der Wille nie aufzugeben, sei der Weg auch noch so weit und steinig. Wie viele Versuche es auch brauchte, er würde nicht aufgeben, bis er sein Ziel erreichte, würde gerade gehen oder Umwege nehmen, Hauptsache war das Ziel. Noch einmal flackerten die Haare golden, bevor der Schrei erstickte und Vegeta auf die Knie fiel. Schwer atmend stützte er sich mit zitternden Armen ab, um nicht ganz auf dem Boden zu landen, kniff die Augen zusammen als der schmerzliche Aufschrei seiner Muskeln durch seinen Körper zog und die verbrauchte Energie nicht viel dazu beitrug, diesen Schmerz ein wenig zu lindern. „Scheiße.“, brachte er keuchend heraus. Er hatte es spüren können, es war zum greifen nahe gewesen, aber es hatte einfach nicht gereicht um es auch zu packen. Nur wenige Millimeter fehlten und es hätte seine Fingerspitzen berührt, aber er hat den Halt verloren und war gestolpert, hat sich selbst die Möglichkeit genommen, es zu erreichen. „Nicht schlecht.“, hörte er neben sich und sah auf, bevor er sich langsam in eine sitzende Position brachte, ein Bein anwinkelte und einen Arm darauf legte. Er sagte nichts, warum auch? Sicherlich war es nicht schlecht, er hatte nicht einmal geahnt welch Ressourcen in seinem Körper schlummerten und war erstaunt das Ausmaß seiner eigenen Energie zu spüren, aber jetzt wo er es wusste, war er bereiter denn je weiterzumachen. Es spielte keine Rolle versagt zu haben, das stachelte seinen Willen nur an. „Du warst nah dran.“ Auch das wusste er selbst, weshalb er nur ein Brummen von sich gab. Undefinierbar, keine Gedanken preisgebend, sah er Goku sekundenlang stumm an, während sich seine Atmung normalisierte und auch der Schmerz abebbte, zu einem dumpfen Etwas schrumpfte, als ob er nie wirklich da gewesen war. Die Erschöpfung blieb, verausgabt und von überschüssiger Energie befreit. Doch es war okay so, es fühlte sich gut an – wie ein Adrenalinrausch, der die Sinne für einen Moment schärfte, in dem man sie brauchte und beim Verlassen einen eigenartig ruhigen, erschöpften und zufriedenen Grundzustand herstellte. „Das musst du im Haus machen, wenn du die Inneneinrichtung leid bist. Kommt gut und bringt unter Garantie einen Wutanfall deiner Frau mit sich.“ Goku lachte, es schien fast so, als ob er aus Erfahrung sprach, während er eine Hand an den Hinterkopf legte und Vegeta ihn nur betrachtete, eine Augenbraue nach oben zog und sich still fragte, warum er das sagte. Er hatte keinen Grund die Stimmung mit einem Joke aufzuheitern, es gab nichts über das er gebrütet hätte. Also ließ er es links liegen, ignorierte es und wandte den Blick ab. „Hey Dad!“ „Vater.“ Die Stimmen zerrissen die Stille und beide Köpfe wandten sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Unweit von ihnen standen sie, gerade gelandet und Goku biss sich auf die Unterlippe, weil er einerseits vergessen hatte Vegeta vorzuwarnen und zweitens nicht einmal gespürt hatte, dass sie im Anflug gewesen waren. Langsam sah er zurück zum Prinzen, ohne die Beiden begrüßt zu haben und fragte sich, was passieren würde. Aber der starrte nur auf die Stelle, an der Trunks und Goten standen, die Augen ein wenig weiter als normal, aber sonst keinerlei Reaktion von sich gab. Abgesehen von der typischen leichten Defensivhaltung, bereit jeden Moment aufzuspringen und wegzurennen, sich zu verteidigen, während er versuchte den leichten Schock in seinen Augen zu verbergen und sich nach außen hin verschloss, ein kaum wahrnehmbares Knurren in seiner Brust vibrierte. Goku seufzte, er hätte ihn vorbereiten sollen, aber jetzt war es zu spät, jetzt waren sie hier. Kapitel 16: nur eine Belastung ------------------------------ 16: nur eine Belastung Sekunden verstrichen, während sich niemand bewegte, nicht einmal zu laut atmete. Dann verengten sich Vegetas Augen ein wenig, Misstrauen zu deutlich in ihnen stehend, während er versuchte zuzuordnen wer dort vor ihnen stand und genauso langsam wie er sich zuvor in eine sitzende Position gebracht hatte, aufstand, die Arme schützend vor der Brust verschränkte. „Vegeta.“ Sein Blick huschte kurz zu Kakarott, bevor er sich wieder an die zwei Jungs heftete. Er war skeptisch und auch wenn er einen von ihnen zumindest äußerlich von Bildern im Haus erkannte, so konnte er den anderen nicht einordnen. Das war wohl, was Kakarott seinen Sohn genannt hatte, in Verbindung mit der Haarfarbe der Frau und seiner eigenen war diese… seltsame Haarfarbe nicht mehr verwunderlich. Und trotz des Wissens – das war das erste Mal, dass er ihn live sah und nicht nur auf Bildern und die Erkenntnis, dass er ihm wochenlang aus dem Weg gegangen war, so wie die Frau, machte ihn wütend, vielleicht sogar ein wenig traurig, er konnte es nicht genau sagen. „Dein Sohn, Trunks.“ Kakarott deutete vage auf ihn, er nahm es nur aus den Augenwinkeln wahr. Unwichtig, die Verbindung war lange schon gezogen. „Mein Sohn, Goten.“ Wieder diese vage Geste, er konnte die Nervosität in der Stimme des Größeren hören und kam nicht umhin, seine eigene nervöse Stimmung damit wahrzunehmen, was ihn nur dazu brachte, die Augen noch ein wenig mehr zu verengen, die Arme fester zu ziehen. Eine Schutzreaktion, um sich vor der Reaktion der Neuankömmlinge zu schützen. Aber warum? Anhand der Tatsachen hatte er eigentlich nichts zu befürchten, aber er konnte den Instinkt nicht abschalten, er konnte ihn nicht einmal wirklich unterdrücken. Es entstand einfach ohne sein Zutun, völlig unlogisch und schaffte eine Spannung in der Luft, die gemeinsam mit seiner Skepsis alles nur noch schwerer machte. Schwerer zu ertragen. Schwerer zu verstehen. Und doch zwang er sich zu einem Nicken, eine Kenntnisnahme, ein Gruß… sie konnten es sehen wie sie wollten, er interpretierte lediglich vorsichtiges Dulden in es herein, aber das würde er ihnen ganz sicher nicht auf die Nase binden. Es war schlimm genug derart überrascht zu werden, es war schlimm genug Menschen zu treffen, die ihn kannten, die er aber nicht mehr einordnen konnte und dass einer davon sein Sohn sein sollte, den er in all der Zeit noch nicht gesehen hatte, verwirrte ihn. Es vermischte so viele unterschiedliche Emotionen in seinem Inneren, dass er sich in diese Schutzreaktion flüchtete, um es nicht zugeben zu müssen. „Ich hab sie eingeladen, aber irgendwie hab ich wohl vergessen, dir Bescheid zu sagen. Tut mir leid.“, hängte er noch schnell an, musterte den Ausdruck des Kleineren. Wenn er nicht so gut darin wäre, die Mimik in seinem Gesicht zu deuten, den Ausdruck in seinen Augen, wäre ihm vielleicht entgangen, wie unwohl sich dieser im Moment fühlte, aber er konnte das hier nicht einfach abbrechen, sie wieder wegschicken. Es waren ihre Söhne, zu allem Überfluss die besten Freunde, die er jemals gesehen hatte und er sah auch, dass es ihnen schwer fiel. Erklärungen waren eben nicht das ultimative Mittel um sie hierauf vorzubereiten, ihnen nicht den Schock dessen zu nehmen, was der Mann vor ihnen so offensichtlich davon hielt. Der Moment zog sich dahin und die drei anderen zogen es vor, sich weiterhin in Schweigen zu hüllen, was bei ihm nur eine nach oben gezogene Augenbraue bewirkte. Das hier war so steif, so… ungelenk und gezwungen, dass er selbst für einen Augenblick nicht wusste, was er tun oder sagen sollte. Er sah seinen Sohn an und dieser starrte unverwandt zurück, ein Schulterzucken parat und ein Gesichtsausdruck, der Bände sprach. Er konnte ihm auch nicht helfen, aber das war nicht schlimm, weshalb er ihn anlächelte und damit signalisieren wollte, dass es schon okay war. Er hatte sich selbst in die Scheiße geritten und konnte nicht von seinem Sohn verlangen, dass er eine Lösung für das Problem auf der Hand liegen hatte und ihm auf einem Silbertablett servierte. „Ich dachte, ich kämpft.“, kam es leise von Trunks und sein Kopf ruckte zu ihm, während dieser noch immer seinen Vater ansah. Das leise Knurren neben ihm wurde ein wenig lauter, stärker und bedrohlicher, intensiver in seinem durchdringenden Geräusch, aber niemand störte sich wirklich daran. „Was?“ Etwas Dümmeres war ihm nicht eingefallen? „Ich dachte, dass ihr kämpft. Wir haben es gespürt. Aber da du nicht aufgepowert hast, wollten wir nachschauen.“, erklärte der Junge, ohne den Blick von Vegeta zu nehmen, welcher nun seinerseits die Augenbrauen noch weiter zusammen zog, einmal tief durchatmete und versuchte den Kommentar, der ihm im Hals steckte, wieder hinunter zu schlucken. Doch bevor er selbst antworten konnte, wandte Vegeta sich zu ihm, die Aussage offen in seinem Gesicht stehend, dann drehte er sich ganz weg, entfernte sich zwei Schritte von ihnen. Was? Traute er seiner eigenen Stimme nicht? Traute er sich nicht zu, zu sagen, was er dachte, das Offensichtliche auszusprechen? Sie hatten schon öfter trainiert, aufgepowert und nie war einer der Jungs oder gar der anderen auf die Idee gekommen, sie deswegen aufzusuchen. Nie hatten sie angenommen, dass es um etwas Ernstes ging und sie sich statt einem Training abzuhalten, die Köpfe einschlugen. War es Verletztheit, die er gesehen hatte? Trauten sie ihm so wenig zu? Was dachten die Jungs wirklich, um was drehten sich ihre Gespräche, wenn sie alleine waren? Aber all das bestätigte nur, wie wenig sie diesen neuen Vegeta wirklich kannten, all das sagte ihm, dass die Einladung zwar richtig, aber verfrüht war. Nein, vielleicht sogar zu spät, denn sie waren sich fremder als der gesellschaftsscheue Vegeta von vorher zugelassen hatte. Es machte ihn traurig und er konnte genau diesen Ausdruck in den schwarzen Augen des Prinzen sehen. Er verstand zwar, dass er einen Sohn hatte. Aber es war wie die Begegnung mit Bulma. Er verstand nicht, warum man ihm so lange aus dem Weg ging, nur um ihm letztes Endes einen Vorwurf zu machen und er verstand nicht, warum dieser Vorwurf existierte. Seit er hier war hatte er quälend langsam versucht mit dieser Situation klar zu kommen, seinen Instinkt zurück zu stellen und ihn, Goku ein wenig an sich heran zu lassen. Seit er hier war kämpfte er mit dem Verlust seiner selbst, kämpfte um die wenigen Stücke, die ihm gegeben wurden und versuchte zumindest so was wie ein Leben zu leben. Er konnte nichts dafür und er begriff nicht, warum sie ihm die Schuld für etwas gaben, an das er sich nicht einmal erinnerte. Er konnte nicht erfassen, warum sie ihm aus dem Weg gingen und verlangten, dass er auf sie zuging… wo es eigentlich ihre Aufgabe gewesen wäre. Damit zumindest stimmte er mit Goku überein. Und eben dieser Seufzte, starrte auf den Rücken des Kleineren, welcher den Blick auf den Boden gerichtet hatte. Er war nicht entspannter als zuvor, die Arme immer noch fest vor der Brust, die gesamte Statur angespannt. Was sollte er jetzt nur machen? „Nein, wir haben nicht gekämpft.“, sagte er schließlich und wandte den Blick zurück in ein blaues Augenpaar, das genauso skeptisch in die Welt blickte, wie das seines Vaters. „Ich habe ihm nur einiges erzählt und er hat versucht, den Super Saiyajin zu erreichen.“, setzte er dem an, ein kleines Lächeln auf den Lippen, als die Erinnerung an das Bild vor sein inneres Auge sprang. Doch es verschwand genauso schnell wieder wie es gekommen war, die Ernsthaftigkeit dieser Situation erlaubte keine Nachlässigkeit. Es ging hier nicht um ihn, es ging um Vegeta und der schien verlorener denn je, verwirrter. „Wie kommst du auf die Idee?“ Der letzte ernsthafte Kampf war vor Jahren, in der Wüste. Seitdem hatten sie sich nicht mehr bekämpft, nicht so, dass es ernster gewesen wäre als nötig. Die Jungs müssten das wissen, sie müssten alleine an der Stärke von Vegetas Aura wissen, dass das nicht der Fall sein konnte. Denn der kämpfte nur auf vollem Niveau, wenn es wirklich ernst wäre. Das heute war nur ein Schatten seiner Stärke, ein Ankratzen seiner Fähigkeiten. „Ich weiß es nicht!“ Es war lauter und energischer, als Trunks beabsichtigt hatte, aber er konnte es auch nicht zurücknehmen. Wozu auch? Er war selbst verwirrt, am Ende seines Latein und wusste seit Wochen nicht, was er daraus machen, wie er reagieren sollte. Niemand verlangte etwas von ihm, das wusste er, weshalb er der offenen Konfrontation auch lieber aus dem Weg gegangen war, als sich ihr zu stellen. Er kannte nur Gesprächsfetzen die er aufgeschnappt hatte, wenn Goku mit seiner Mutter sprach, er wusste nicht wie sich sein Vater wirklich verhielt. Alles war möglich, nichts bestätigt. „Okay. Wie wär’s wenn wir uns alle erst mal wieder beruhigen?“, schlug er vor, warf einen Blick über seine Schulter und seufzte innerlich. „Ich hab euch zwar eingeladen, aber nicht um einen verbalen Kampf auszutragen.“, setzte er fort und sah wieder nach vorne. Von Goten konnte er sicher sein, dass nichts kam, der Junge hatte kaum ein Wort verloren und hielt sein Temperament gut unter Kontrolle. Von wem Trunks abstammte konnte man jedoch nur zu deutlich sehen, denn dessen Gesicht zeigte klar und deutlich, was er davon hielt. Zusammengezogene Augenbrauen, verengte Augen und ein gefährliches Funkeln in ihnen stehend. „Du weißt so gut wie ich, dass dir das nichts bringt, Trunks.“ Er wollte nicht so klingen, ihn nicht bloßstellen, aber er musste der angespannten Situation die Schärfe nehmen. „Du gibst ihm die Schuld, aber denk mal genauer drüber nach.“ Wieso nur war er derjenige, der allen alles erklären musste, der ihnen die Wahrheit sagen musste und ihnen die Augen öffnen musste, bevor sie selbst drauf kamen. Es war so surreal und unnatürlich und doch fühlte er sich in der Pflicht. „Er hat sich nicht ausgesucht alles zu vergessen.“ Ein Knurren hinter ihm, das ihm nur den Hauch eines Grinsens abverlangte. „Er hat sich auch nicht ausgesucht, dass ihm alle aus dem Weg gehen. Mal ehrlich, wer von euch war da? Wer von euch hat versucht das Beste draus zu machen, ihm etwas zu erklären und mit ihm umzugehen? Wer, Trunks? Wer hat versucht die fehlenden Bausteine zurück zu bringen, sie zusammen zu fügen und wer hat versucht sein Potenzial, seine Kraft wieder aus ihm herauszukitzeln? Wer provoziert ihn, damit er wütend wird und wer fängt ihn auf, wenn etwas nicht klappen will?“ Es war soweit, seine zuvor so gute Stimmung war zerstört, jetzt fing er erst richtig an und es kümmerte ihn nicht, ob er den Jungen damit verletzte. Er war selbst verwirrt und wütend über die Ereignisse, aber das hieß nicht, dass sich alle abwenden konnten und ihn damit alleine ließen, nur weil er Schuld war! Das hieß nicht, dass es einfach war und auch wenn er es gerne machte, ein wenig Unterstützung von seiner Familie war weiß Gott nicht zuviel verlangt! „Wer macht die gottverdammte Arbeit, hm? Ihr seid alle nur davongelaufen, habt vorgegeben, dass er lieber nicht existiert, weil er anders war, anstatt euch damit auseinander zu setzen!“ Er merkte nicht, dass Vegeta sich wieder zu ihm gedreht hatte, ihn anstarrte und die gesamte Haltung änderte. Er sah nur den Jungen vor sich, der seinen Vater verleugnete, obwohl er ihn einst verehrt hatte, ihm jeden Fehler verzieh und alles dafür gegeben hatte in seiner Nähe zu sein. Ein solches Verhalten konnte er nicht länger dulden, konnte es nicht akzeptieren und während er die schreckliche Erkenntnis in den blauen Augen sehen konnte, die ihn ein wenig geschockt ansahen, sah er nicht den Blick, den Vegeta an ihn wandte. „Du hast Recht.“ Für einen kleinen Augenblick senkte Trunks seinen Blick, bevor er ihn schuldbewusst wieder hob. Er wusste auch nicht, was in ihn gefahren war, er wusste nicht welch seltsame und abwegige Szenarien sein Hirn produziert hatte, bevor er gerade eben auf die schmerzliche Wahrheit gestoßen wurde. Mit der Nase voran volle Wucht hineingestoßen. „Du hast Recht.“, wiederholte er, während sein Blick zu seinem Vater huschte und sofort zurückkehrte. Auch er bemerkte nicht das Gefühl, den Ausdruck, der sich über dessen Augen gelegt hatte, während sich seine verschränkten Arme auflösten und nunmehr schlapp an seiner Seite hingen. Nicht einmal die Fäuste waren mehr geballt, die Anspannung hatte ihn verlassen und doch war er noch nicht vollständig auf einen Schluss gekommen, wirbelten die Gedanken mit den gesagten Worten um die Wette und schufen einen Orkan ungeahnter Größe, verwirrten ihn, testeten ihn und hinterließen Chaos, keinen klaren Entschluss. „Na super.“, sagte Goku und es klang sarkastischer als es sollte. „Einen Schritt weiter, zwei zurück.“, flüsterte er leise und hob eine Hand um sich kurz die Schläfe zu reiben, bevor er sie wieder senkte. Und jetzt? Er hatte Recht und änderte das jetzt auf einmal alles? Nein, das tat es nicht, hatte es mit Bulma auch nicht getan. Seit ihrem einen Versuch schien sie aufgegeben zu haben und die Erkenntnis schmerzte. Er wollte nicht, dass es mit Trunks genauso verlief, er wollte die Unterstützung, die offene Haltung, die der Junge sonst immer hegte. Er wollte die Hoffnung, dass alles gut wurde, auch wenn es nur für sich selbst und auch wenn es nur eine Lüge war. So gern er bei Vegeta war, alleine konnte er diese Aufgabe nicht bewältigen. „Dad.“ Es war Goten, der seinen neuerlichen Gedankenstrang unterbrach und er sah auf, um ihn anzusehen und zu bemerken, dass er ihn beinahe völlig vergessen hatte. Innerlich noch einmal schwer seufzend stellte er allerdings auch fest, dass dessen Blick nicht auf ihm, sondern hinter ihm auf Vegeta lag, einen undeutbaren Ausdruck auf seinem Gesicht. Goten hatte die gesamte Zeit über Vegeta beobachtet, seitdem dieser sich umgedreht und dem Gespräch, mehr den Vorwürfen zugehört und der Ausdruck, der sich mit jedem weiteren Wort auf dessen Gesicht gelegt hatte, machte ihn unruhig. Es ließ ihn unkomfortabel fühlen, fehl am Platz und irgendwie einfach nur schlecht. Es war die Intensität eines Gefühls, das er bei Vegeta so noch nie gesehen hatte. Es waren diese schwarzen Augen, die es in sich trugen und in den Rücken seines Vaters bohrten, so dass er zwar keine Angst um dessen Leben hatte, sondern eher um das Seelenleben des Prinzen. Er biss sich auf die Unterlippe und nickte leicht in dessen Richtung, wollte, dass sein Vater seinem Blick folgte und traute gleichzeitig seiner eigenen Stimme nicht, schluckte schwer. Der Kloß, der sich in seinem Hals bildete, wurde von Sekunde zu Sekunde größer und schmerzte genauso sehr wie der Ausdruck, den der Prinz in den Augen trug. Seine Mutter hatte ihm früher immer etwas gesagt, dass er erst heute, genau jetzt, richtig verstand: Rede niemals über jemanden, wenn dieser auch anwesend ist. Sag nie etwas schlechtes, sag lieber etwas Gutes und wenn du das nicht vorweisen kannst, dann sag nichts. Und da war es, die Traurigkeit und der Verrat, der in diesen Augen stand. Er konnte es nicht ganz nachvollziehen, aber nachdem er das Gesagte im Geist noch einmal durchgegangen war und jedes Wort analysierte, so gut er konnte, kam er auch auf ein Ergebnis, das ihm nicht gefallen wollte. Die Worte seines Vaters klangen wie ein Vorwurf, als ob er zuviel Arbeit machte und er eigentlich keine Lust hatte, sich damit zu beschäftigen. Mit ihm zu beschäftigen und es ein hoffnungsloser Fall war. Vielleicht ein wenig übertrieben, vielleicht zuviel interpretiert, aber es war das, was er sehen konnte und als er es erkannte, konnte er den Mund nicht mehr halten. Die Erkenntnis schmerzte und auch wenn er selbst wusste, dass sein Vater es eigentlich nicht so gemeint hatte – dieser Vegeta, der ihm so fremd war, hatte es genau so verstanden. Sein Vater folgte seinem Blick, genau wie Trunks. Es dauerte einen Augenblick bevor Vegeta realisierte, dass plötzlich alle Aufmerksamkeit auf ihm lag und genau in diesem Moment ballten sich seine Hände zusammen, zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Eine Reaktion, die jeder erwartet hatte, aber anstatt etwas zu sagen, etwas anderes zu tun, lag sein Blick noch immer auf Goku, nicht undeutbar, sondern klar leserlich für jeden. Besonders für den Jüngeren und dieser schluckte schwer, als ihn die Erkenntnis genauso traf, wie Goten zuvor. „Vegeta, es…“ Aber der Prinz schüttelte nur den Kopf, machte langsam einen kleinen Schritt zurück, sah sich um als ob er hier draußen nach einem Fluchtweg suchen musste und fixierte seinen Blick dann wieder auf Goku. Er hatte verstanden. Er hatte genau verstanden, wie viel Arbeit er war und er hatte nicht vor, sie ihm weiterhin zu machen. Im Grunde war es überreagiert, aber was sollte er machen? Er konnte das Gefühl nicht aufhalten, es breitete sich in ihm aus und wollte ihn nicht mehr loslassen, nistete sich ein und wurde nur stärker, je mehr er versuchte es zu bekämpfen. Es fühlte sich schrecklich an, als ob sein Herz einen Aussetzer hatte und danach nicht mehr im selben Takt weiterschlagen wollte. Verraten. Hilflos ballte er die Fäuste nur noch fester, schluckte und schüttelte abermals den Kopf, als Goku den Mund öffnete. Er wollte es nicht hören, keine Entschuldigungen, falsche Worte, die nichts zu bedeuten hatten. Seine Worte hatten genug gesagt, dabei hatte er etwas anderes gedacht, angenommen. Hatte sich so sehr an dieses fürchterliche Lächeln gewöhnt, an die Stimme, die ihm mit so viel Geduld Dinge erklärte. An die Person an sich, die irgendwie immer da war und umso schlimmer fühlte es sich an die Wahrheit zu hören. Noch ein Schritt nach hinten und er sah, dass der Größere die Augen resigniert für einen Moment schloss, bevor sie sich mit neuer Entschlossenheit wieder öffneten. Er war versucht eine Augenbraue nach oben zu ziehen, bekämpfte diesen Drang aber und blieb ruhig, versuchte das Chaos in sich zu ordnen, in Schach zu halten, weil das was er sah so plötzlich nicht mehr zu dem passte, was er gehört hatte – was er vielleicht hören wollte. Er wusste es nicht, die Grenzen verschwammen genau wie sein Fokus auf die Figur vor sich. Mit dem Bild, das sich im nächsten Moment vor seinen Geist schob, kam auch der Schmerz, der ihn dazu brachte auf die Knie zu sinken und seine Hände mit einem Keuchen in seinen Haaren zu vergraben. Es war nur ein Sekundenbruchteil, aber so intensiv, dass es ihn von den Beinen fegte und er erst nicht verstand, was er sah, bevor er den Schmerz versuchte zu ignorieren, die Schritte die sich ihm näherten und die Stimmen, die seine Aufmerksamkeit versuchten auf sich zu ziehen. Er schob es zur Seite. Es war nur wichtig was er sah und nicht wie intensiv der Schmerz in seinem Kopf war, der die bekannte Übelkeit mit sich brachte, der ihn schneller atmen ließ und seine Welt verschwimmen ließ. Nicht unterkriegen lassen, sagte er sich, nur nicht aufgeben, redete er auf sich ein, schloss die Augen um das Gefühl zu verdrängen und es noch einmal sehen zu können. Diese Millisekunde und das Gefühl, welches sie mit sich brachte. Stolz, Vertrauen und so etwas wie Wärme. Verlust und Schmerz. Hing alles in seinem Leben mit Schmerz zusammen? Aber da war es, das Bild eines lavendelfarbenen Haarschopfes, ein kleiner Körper, der ich an ihn klammerte und um den er selbst einen Arm gelegt hatte. Keine Worte und keine Gesten, nichts weiter als dieses Bild, das ihm bestätigte, was wirklich so war. Die Zeit gefror und in seiner Brust breitete sich nur noch mehr Schmerz aus. Verraten… wie die Frau war er seinem Sohn nicht Wert genug, um sich ihm zu zeigen, mit ihm zu reden, nicht einmal jetzt. Es tat weh und schnürte ihm die Luft ab, während er seine Hände nur noch fester in seine Haare krallte und die Hände nicht spürte, die sich um ihn legten, um ihn zumindest ansatzweise aufrecht zu erhalten. Er keuchte und kniff die Augen zusammen, um die rotierende Welt hinter seinen geschlossenen Augenlidern zu bremsen, spürte nicht, dass eine seiner Hände vorsichtig aus seinen Haaren gelöst wurde und er die Finger stattdessen mit irgendjemandem verschränkte. Musste das sein? Musste es so sehr wehtun? Musste ihm das immer passieren, wenn jemand in der Nähe war und ihm dabei zusehen konnte? Er keuchte noch einmal, als der Schmerz ein wenig nachließ und es ihm erleichterte zu atmen, der Schwindel sich aber nicht überreden lassen konnte, einfach so zu verschwinden. Es war zwar intensiv, aber nicht mehr so überraschend und überwältigend wie zu Anfang, war einfacher in den Griff zu bekommen und als ob dieser Gedanke einen Schalter umlegte wurde er sich der Hände bewusst, riss seine eigene zurück und stützte sie lieber auf den Boden als sie irgendjemandem zur Verfügung zu stellen. Und der Schmerz ließ nach, langsam aber stetig zog er sich zurück und ließ nur das Bild bestehen, das verschwamm, sich auflöste und in seinem Verstand versank, um später wieder aufgerufen werden zu können. Die Augen ließ er geschlossen, selbst als er sich weit genug unter Kontrolle hatte, um die anderen Hände an seinem Körper von sich zu streifen, zu schlagen und atmete ein wenig tiefer als sonst, um sein Keuchen zu verbergen. Es war nie einfach, das wusste er und so blieb er wo er war, um die schlimmsten Wellen Übelkeit und Schwindel über sich hinwegrollen zu lassen, während die Anderen wahrscheinlich verstanden hatten, ihn einfach in Ruhe zu lassen. Besonders Kakarott musste es verstehen, er hörte seine Stimme, konnte die Worte nur nicht einordnen – zu leise, nicht auf ihn fixiert, spielten sie auch keine Rolle in seinem ganz eigenen Kampf um Wut, Verzweiflung, Verrat und Schmerz. Er wollte hier weg, so wie er es zu Anfang schon machen wollte. Er hatte hier nichts verloren und die Worte, die er heute gehört hatte, bestätigten ihn doch nur. Umso schlimmer war das Gefühl in ihm, das nicht verstehen, der Betrug. Diese Art Freundschaft, die sie entwickelt hatten war mit diesen Worten auf den Boden gefallen und in kleine Splitter zerbrochen und diese Splitter bohrten sich in ihn, vergifteten ihn, weil er ganz tief in sich wusste, dass es nicht so war, dass er mehr deutete als wusste, dass er sich von einem Gefühl hinreißen ließ. „Alles wieder okay?“ Kakarott. Er beugte sich nach unten, legte seine Stirn auf den kühlen Boden und genoss es für einen winzigen Augenblick, spürte erst jetzt wie heiß sein eigener Körper sich anfühlte. Eine Antwort hatte er nicht, er wusste nur, dass es vorbei war und das was er erhalten hatte, keinesfalls den Schmerz rechtfertigte. Dass er es nicht mehr wollte, nicht mehr ertragen wollte – weder den Schmerz, die Ahnungslosigkeit, noch das Gefühl eine Last zu sein. Die Abweisung, die er erst heute richtig begriffen hatte, weil er es gehört, gesehen und abermals gespürt hatte. Bis jetzt hatte er es von sich schieben können, keine Erinnerungen brachte keine Bindungen mit sich, weshalb es ihm nicht einmal aufgefallen wäre, wenn Kakarott ihm nicht alles erzählt hätte, wenn er die Bilder nicht gesehen hätte. „Nichts ist okay, Kakarott.“ Wann er dazu übergegangen war, ihn so zu nennen, konnte er nicht sagen und wieso es ihm gerade jetzt auffiel, irritierte ihn. „Seh ich aus, als ob ich okay wäre?!“ Seiner Stimme fehlte jegliche Härte, alles, was übrig geblieben war, war Erschöpfung, emotionale und geistige Müdigkeit und wenn er gekonnt hätte, hätte er hier und jetzt die Realität ausgeblendet und die Augen geschlossen gehalten. Aber es ging nicht, er wollte es nicht. Nicht mit so vielen Personen um sich, die ihn mieden als ob er eine ansteckende Krankheit hatte, als ob… er atmete tief durch, öffnete die Augen und richtete sich wieder auf, ohne sie anzusehen. Den Blick auf den Boden gerichtet, erschöpft, nicht mehr fähig die eigene Enttäuschung aufzuhalten. Seine Augen brannten und er zwang sich sie offen zu halten, aufzustehen und schließlich auf wackligen Beinen umzudrehen, zu seufzen. Surreal, unwirklich, ein Traum in einem Traum, oder doch Albtraum. Er schüttelte den Kopf, sich darüber bewusst drei Augenpaare auf sich zu haben und hätte er sich umgedreht, wäre seine eigene Entschlossenheit in sich zusammengefallen – die Sorge um ihn konnten alle drei nicht verbergen und doch beließen sie es dabei, ließen ihn wie er wollte. Auch wenn das bedeutete, falsche Schlüsse zu ziehen. „Was jetzt, Vegeta?“ Wieder Kakarott. Da war etwas in seiner Stimme, das ihn dazu brachte leicht nach hinten zu blicken und wie erwartet, zerfiel sein Wille in ihm, zerbrach einfach so und verschwand, aber das hielt ihn nicht auf, nicht zurück. Er musste sich ordnen, er musste nachdenken, musste alleine sein. Wollte alleine sein und innere Ruhe finden, Gefühle unter Kontrolle bringen, Gedanken in die ursprünglichen Bahnen lenken. Er meinte es nicht, wie er es verstanden hatte. Sorgte sich, machte sich Gedanken, half ihm wo er konnte. Was er von allen anderen nicht behaupten konnte. Ohne es beeinflussen zu können trat eben jene Traurigkeit in seine Augen, während er dem Größeren ein leichtes, trauriges Lächeln schenkte, bevor er sich wieder umdrehte und den Schmerz, die eigene Traurigkeit in dessen Augen nicht mehr sehen konnte. Es brach Goku das Herz. „Wir sehen uns.“, sagte der Prinz, hob ab und flog langsam zurück, um drei andere mit ihren Gedanken alleine zu lassen. Er hatte genug mit sich selbst zu tun, er konnte nicht noch mit anderen handeln. Sollten sie das selbst klären – auch wenn er alleine zurückbleiben würde, war das besser als der Stich, den er bei seiner eigenen Erkenntnis bekommen hatte. Er war Mann und Vater und doch scherten sie sich einen Dreck um ihn, bis jetzt. Kapitel 17: Absturz ------------------- 17: Absturz „Was… war das eben?“ Trunks sprach die Frage aus, die Goten ebenfalls auf der Zunge lag, während sie alle dem immer kleiner werdenden Punkt am Himmel nachschauten und nicht genau sagen konnte, ob es gut war ihn gehen zu lassen, oder ob sie schlicht und einfach folgen sollten. Erkenntnis mischte sich mit dem unguten Gefühl in ihrem Inneren und die Jugendlichen wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten. Besonders Trunks, dem erst jetzt die Tragweite der Situation, seiner eigenen Handlung bewusst geworden war – in dem Moment, als er in das verwirrte, traurige Gesicht seines Vaters gesehen hatte. Er hatte es erkannt, es war ihm förmlich ins Gesicht gesprungen, haftete sich in sein Hirn und breitete sich von dort aus weiter in ihm aus, hinterließ schwere Selbstzweifel und Vorwürfe. Neben ihm seufzte Goku und wandte den Blick zu ihm, ein gezwungenes Lächeln auf den Lippen. Ja, es tat ihm schon leid, ihn vorhin derart angefahren zu haben, er hätte es auch ruhiger und dennoch bestimmt sagen können, aber das änderte auch nichts an der Tatsache, dass er froh war, die Wahrheit endlich gesagt zu haben, egal in welchem Ton das geschehen war. So gern er half und es bis jetzt auch gut alleine geregelt bekam, irgendjemand musste anfangen den Anderen die Angst, die Scheu zu nehmen und wenn niemand bereit war das zu tun, musste er eben hinhalten. Und so gern er seine Zeit mit dem Prinzen verbrachte und dessen Fortschritte beobachtete, die Neugier in dessen Augen sah und es manchmal sogar schaffte, die Traurigkeit aus ihnen zu entfernen, in ferne Weiten rücken zu lassen – er konnte es nicht alleine schaffen. Es gab hier Menschen, Halbsaiyajins, die seine Familie waren, die Freunde waren und es half ihnen nicht, wenn sie davonliefen. „Stimmt, du hast es noch nicht gesehen.“, antwortete er schließlich mit einer Feststellung statt einer richtigen Antwort. „Das passiert wenn er sich an etwas erinnert. Frag mich nicht, ich habe keine Ahnung warum, aber in den Wochen schon ein paar Mal gesehen. Und glaub mir, das heute war noch harmlos.“ Er wollte ihnen nicht antworten, ihnen alles erklären. Sie sollten selbst den Mut haben zu Vegeta zu gehen und ihn zu fragen, sie sollten ihn fragen was er wusste und was nicht, was von ihm selbst entsprang und was Goku ihm erzählt hatte. Sie sollten ihren Teil der Geschichte beitragen, aber der Versuch war wahrscheinlich für den Moment zuviel verlangt. Es war schön, dass sie gekommen waren, diese Geste sollte er im Hinterkopf behalten und nicht zuviel auf einmal fordern. Überhaupt über ihren Schatten zu springen und die tief sitzende Unsicherheit, die mit diesem Unfall, dem neuen Vegeta gekommen war, für einen Augenblick zur Seite zu schieben. Es war ein Fortschritt, der nicht geschehen wäre, wenn er seinen Mund nicht geöffnet hätte. „Das geht noch schlimmer?“ Trunks klang alarmiert, für ihn hat das vorhin schon schmerzhaft genug ausgesehen und seinen Vater derart windend auf dem Boden zu sehen, passte ihm nicht wirklich. Er war ein starker Mann, der ungern und äußerst selten Schwäche zeigte oder Gefühle zuließ, die über bloße Kenntnisnahme hinwegreichten. Er sollte nicht leiden oder gar offen wie ein Buch zu lesen sein – der Gedanke verstärkte den Klos nur, der sich schon zu Anfang an in seinen Hals gelegt hatte. „Es reicht davon, bis hin zur Bewusstlosigkeit. Das längste, was er danach nicht ansprechbar war, war etwas über eine Stunde.“ Der Vorfall im GR und selbst danach hatte es eine Weile gedauert, bis er überhaupt wirklich sprechen wollte, sich der Tumult in seinen Augen gelegt hatte. Aber das sagte er ihm nicht, der Junge knabberte gerade genug mit den Ereignissen, ihm noch mehr Sorgen musste er nicht machen. „Verstehe.“ Das schlechte Gewissen breitete sich in Trunks aus. Er schlug die Augen nieder und versuchte zu verstehen, versuchte das Wort nicht unnütz wirken zu lassen, aber es ging einfach nicht. Warum hatte er eine solche Angst gehabt, warum war er davongelaufen, wo er hätte da sein müssen, da sein können und helfen können? Warum kam die Erkenntnis so spät und hatte er sich stattdessen in seine Vorwürfe, seine eigene Welt geflüchtet, in der er sich alles ausgemalt hatte, was letzten Endes doch nicht so war? Goten legte ihm eine Hand auf die Schulter, die angespannte Atmosphäre gefiel ihm nicht, aber sie ging von ihnen allen Dreien aus und somit konnte er wenig dazu beitragen, sie zu mildern. Er wollte etwas sagen, schluckte den Drang aber hinunter, weil er einfach nicht wusste, was er sagen konnte, was etwas gebracht hätte. Der Unfall zumindest hatte eines bewiesen: dass Niemand von ihnen bereit war zu helfen, dass sich alle nicht kümmern wollten, den Stress nicht auf sich nehmen wollten und dass sie unterschätzt hatten, wie es Vegeta dabei ging. Jeder ging davon aus, dass er schon okay sein würde und wiederkam, wenn es vorbei war, aber dem war nicht so. Jeder ging davon aus, dass er keine Hilfe wollte und flüchtete sich in diese Annahme, weil Vegeta stark sein sollte, nicht sie. Aber der neue Vegeta war nicht so stark. Goten ahnte ja nicht einmal, wie Recht er damit hatte. So sehr Vegeta nach Hause wollte, auch wenn er das noch immer nicht als zu Hause ansah, kam er nicht dort an. Ein plötzlicher Schmerz zuckte durch seinen Kopf und in Folge dessen verlor er die Konzentration, stürzte wie ein Stein zum Boden und kam hart auf. Mit der Schläfe zuerst zuckte neuerlicher Schmerz durch ihn hindurch und für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen, bevor er sich fragen konnte, ob es nun der Schmerz einer Erinnerung, deren Nachwirkungen oder einfach nur der Aufprall war. Dann wurde ihm auch diese Frage beantwortet, als er ungebremst über den Boden schlidderte, seine Sachen und die Haut aufriss und schließlich keuchend liegend blieb. Er hatte eindeutig zuviel seiner Energie bei seinem Versuch verschwendet und zu wenig in der Nacht geschlafen, dachte er sich stumm und starrte in den Himmel, während warme Flüssigkeit seine Schläfe hinunter lief und von seinen Haaren aufgesogen wurde. Warum nur passierte ihm immer so was? Warum konnte ein Tag nicht mal gut laufen, eine Woche ohne Zwischenfälle vergehen und sein emotionales Chaos einfach nur verschwinden? Es ermüdete ihn, die Unwissenheit machte ihn sprunghaft und die Verwirrung angreifbar. Und jetzt hatte er den Salat, lag hier inmitten der Wildnis und hatte weder Lust noch Kraft wieder aufzustehen. Resigniert seufzte er, versuchte das beständige Pochen in seinem Kopf zu ignorieren, die übrigen Schmerzen zu dulden und nicht weiter auf sie einzugehen. Er wusste selbst, dass sein Körper mehr aushielt als das, aber rein persönlich konnte er nicht noch mehr Niederschläge wegstecken und so tun als wäre nie etwas gewesen. Egal wie angreifbar er sich gerade selbst mit dieser Lage machte, es spielte keine große Rolle mehr. Von Anfang an war er angreifbar gewesen und er verstand die ganze Logik dieser Personen nicht, verstand ihre Beweggrüne nicht und die Tatsache, dass sie ihn erst behandelten wie einen Schwerverbrecher, nur um dazu über zu gehen, ihn wie ein Kind zu behandeln. Klar, er mochte nicht das sein, was sie erwarteten, was sie kannten – aber warum zum Teufel legte er auch einen so großen Wert darauf? Warum hakte er es nicht einfach ab und ließ sie machen? Warum war er noch hier und warum tat er sich all das emotionale Getue an? Die Fragen häuften sich noch immer und er war sich nicht sicher, wie groß ihr Berg mittlerweile wirklich war und auch wenn er ein paar Antworten erhalten hatte, so kamen immer neue hinzu, wurden einige nie beantwortet und andere verschwanden unter der Dringlichkeit einer neuen Frage. Er seufzte und hob eine Hand um sie über seine Schläfe zu fahren, zog die Augenbrauen zusammen und versuchte den Gedankenstrom abzustellen. So sehr er es versuchte, er scheiterte seit Wochen kläglich und der Anblick seines eigenen Blutes auf seiner Hand trug auch zu keiner Besserung bei. Manchmal fühlte es sich an, als ob er im falschen Körper steckte. Manchmal war es, als ob er die falsche Person war und manchmal schien es schlicht, als ob er in der falschen Zeit war, auf dem falschen Planeten, im falschen Sonnensystem. Das Universum drehte sich unermüdlich, so wie seine Gedanken und er selbst um die eigene Achse, ohne die Möglichkeit zu finden, den Schwachpunkt in der Rotation um hinaus zu treten. Die Ungewissheit lähmte ihn, brachte ihn dazu stehen zu bleiben und sich an diesen einen Strohhalm zu klammern wie ein Ertrinkender. Die eine Konstante in seinem Leben seit er in diesem Haus die Augen aufgemacht hatte und nicht verstand wie er dorthin gekommen war. Er war müde, ausgebrannt von dem ständigen Kampf herauszufinden, wer er selbst war. Er war erschöpft von seinen Überlegungen, dem Versuch wenigstens ein wenig Ordnung hinein zu bringen und doch immer wieder zu scheitern. Ein kleiner Schritt nach vorne, ein Bild, eine Szene, ein Gefühl und es katapultierte ihn in seinen Anstrengungen drei Schritte zurück. Wie ein Spielball des Schicksals, der mit einem kräftigen Schlag vom Feld geschleudert wurde und langsam auf einen Abgrund zurollte. Er war es leid stillzustehen, hin und hergeschleudert zu werden. Auch wenn er nichts erreichte, zog es die Energie aus ihm heraus und er blinzelte langsam in den Himmel als ihn der Gedanke streifte, wieder verschwand und ein wehmütiges Lächeln hinterließ. Wie wahr es doch war, energielos, kraftlos, ausgebrannt – nicht fähig sich selbst zu finden. Ein weiteres Blinzeln und mühsames Schlucken, das allbekannte Brennen hinter seinen Augen, der fade Klos, der sich in seinem Hals bildete. Nicht nur sein Körper war kraftlos, sein Geist zog diesen Weg mit entlang und war ausgezehrt, würde am Wegrand am liebsten eine Pause einlegen und doch gönnte er ihm das nicht, zwang ihn zum weitergehen, zur Bewegung, die eigentlich nicht mehr getan werden konnte. Goku hob den Blick, zur selben Zeit als die Jungs dasselbe spürten. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und bevor einer der Beiden etwas sagen konnte, hatte er bereits zwei Finger an die Stirn gelegt und war verschwunden, ließ sie stehen und war sich doch bewusst, dass sie ihm folgen würden – auf einem etwas langsameren Weg als er selbst, aber das spielte keine Rolle. Umweit neben Vegeta materialisierte er sich wieder und brauchte erst einmal ein paar Sekunden, um die Szene in sich aufzunehmen, zu ergründen was passiert war und machte erst dann einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. Vegeta war wach, aber das musste noch lange nichts heißen. Alleine die Art, wie er dort lag ließ nur einen Schluss zu, die Art, wie seine Sachen zerfetzt waren und die Wunde am Kopf machten ihn selbst nervös. Er nahm einen zittrigen tiefen Atemzug und machte noch einen Schritt, zu weit entfernt um sich in dessen Blickfeld zu schieben und zu nah um seine Sorge irgendwie herunter zu spielen. Sein Blick glitt für den Bruchteil einer Sekunde nach oben und ohne es selbst wahrzunehmen, scannte er die Umgebung mit seinen Sinnen, in der vagen Annahme, es könnte ein Angriff gewesen sein – aber da war nichts, was seine Sorge nur nach oben katapultierte. „Vegeta?“ Ein träges Blinzeln, um das verräterische Schimmern in seinen Augen zu beseitigen folgte. Nichts mehr, nicht weniger, keine Regung, keine Kenntnisnahme. Er konnte den Tumult selbst von hier aus in seinen Augen sehen, den verzweifelten Versuch sich wieder zu fangen und alles andere auszublenden. „Was ist passiert?“, versuchte er es weiter, aber auch jetzt sah er ihn nicht an, blinzelte nur noch einmal und er konnte den tiefen Atemzug mehr an seiner Brust sehen, als dass er ihn hörte. Vegetas Hand wanderte noch einmal oben zu seiner blutenden Schläfe, doch er verzog nicht einmal das Gesicht als er sie berührte, wieder wegnahm und ansah. Die Szene war… unnatürlich, angsteinflößend und bevor er weiter zögern konnte überbrückte er ihre Distanz und hockte sich neben den Kleineren, dessen Blick im Nichts verschwand, im blauen Himmel und seiner eigenen kleinen Welt, während er spürte, dass die Jungs näher kamen und sich selbst auf die Unterlippe biss. „Komm schon, rede mit mir.“ Dabei hatte er ihm wirklich Ruhe lassen wollen, hatte ihm seine Zeit geben wollen. Aber unter diesen Umständen konnte er das einfach nicht, konnte nicht darüber hinwegsehen wie verdammt seltsam sich Vegeta verhielt. Konnte das Gefühl nicht loswerden, dass es ernster war als es aussah und dass er ihn verlieren würde, wenn er jetzt ging. Das konnte er nicht zulassen, wollte er nicht zulassen und als ob er ihn erst jetzt wahrgenommen hatte, zuckte Vegetas Blick zu ihm, um sich sofort danach wieder auf den Himmel zu legen, während ein weiteres Seufzen seine Lippen verließ, dessen er sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst war. „Was ist passiert?“, wiederholte er, versuchte den Blick des Kleineren einzufangen und scheiterte kläglich. Das leichte Lächeln, was sich allerdings auf dessen Lippen legte, schickte ihm einen kalten Schauer über den Rücken und er musste ein Schütteln unterdrücken. Das war nicht richtig, nicht natürlich. „Bin vom Himmel gefallen.“, kam dann doch noch die Erwiderung und als ob das Aussprechen der Tatsachen die Erinnerung zurückbrachte, verzog sich Vegetas Gesicht für einen Moment schmerzhaft, bevor es wieder entspannte. Dann wischte er die Hand an seiner Hose ab, als ob auch die Erinnerung an das Blut wiederkehrte, hob sie und tippte sich mit dem Zeigefinger über seiner Wunde an die Schläfe. „Fliegt sich schlecht, wenn da drin Chaos herrscht.“ Die Hand fiel wieder nach unten in den Dreck und Goku biss sich erneut auf die Lippe. Die Art wie er sich verhielt, wie er redete wollte ihm einen weiteren Schauer über den Rücken jagen. Es war… er fand kein Wort dafür, wie sehr es ihm unter die Haut ging. Andererseits konnte man die Verzweiflung und die Wut über die ganze Sache nur zu genau spüren, sie mit eigenen Händen greifen. So ausdruckslos sein Gesicht auch sein möge, so unnatürlich ruhig seine gesamte Körpersprache war und so vage seine Geste, so leise seine Stimme… Goku konnte es fühlen und es schürte seine Sorgen. „Kannst du aufstehen?“, fragte er, hauptsächlich um sich selbst davon abzulenken. Um ihn zu einer Reaktion zu zwingen und zu sehen, wie hoch der Schaden war, wenn dort überhaupt einer war. Und Vegeta zog die Augenbrauen zusammen, als ob er erst überlegen müsste, was er von ihm wollte, bevor auch sie sich wieder entspannten, Goku unweigerlich zum Schlucken brachten. Himmel Herrgott noch mal, was zum Teufel war jetzt wieder los? Musste er ihn erst greifen, anschreien und einmal ordentlich schütteln um diese plötzliche Lethargie, diese… Gleichgültigkeit auszutreiben? „Was wenn ich nicht will?“ Die Erwiderung ließ ihn abermals die Augen schließen, tief durchatmen und sich selbst sammeln. „Du musst, ich kann dich hier nicht so liegen lassen.“ Nur noch Sekunden und die Jungs wären in Reichweite, würden nur wenig später landen und er wollte ihnen ersparen Vegeta so zu sehen, wollte Vegeta ersparen so gesehen zu werden. „Was spielt das für eine Rolle?“ Er mochte nicht mehr, er wollte nicht mehr und vor allem konnte er nicht mehr. Wozu brauchte er einen Körper, wenn der Geist nicht dazu passte? „Du lässt mir keine andere Wahl.“, flüsterte Goku und gerade als sich Vegetas Blick auf ihn legte und er die unausgesprochene Frage in seinen Augen sehen konnte, was das zu bedeuten hatte, hatte er schon ausgeholt und ihm eine Ohrfeige verpasst. „Komm wieder zu dir!“, schrie er ihn an, entgegen seinen zuvor geflüsterten Worten und legte all seine eigene Verzweiflung in seine Stimme, in die wenigen Worte. „Lass dich nicht so hängen.“ Noch eine Ohrfeige und jetzt waren es Vegetas Augenbrauen, die sich zusammenzogen, während sich seine Hand auf die brennende Wange legte. „Das macht es auch nicht besser.“, hängte der Größere noch an und stand wieder auf, starrte auf ihn nieder, wie er ihn ansah. Voll Unverständnis und Verwirrung, ein wenig Wut und… Schmerz? „Das weiß ich selbst.“, flüsterte nun auch Vegeta und stand langsam auf, gerade rechtzeitig, bevor die Jungs auf dem Boden aufsetzten. Das Blut aus seiner Schläfe suchte sich nun den anderen Weg, lief an seiner Seite nach unten und tropfte auf seine Schulter. Vage wunderte er sich, warum es noch immer blutete, verschwendete jedoch nicht zu viele Gedanken daran, als Trunks auch schon vor ihm stand und musterte, Sorge zu deutlich in seinem Gesicht. Er zog die Augenbrauen zusammen, jetzt musste er auch nicht damit anfangen und ihn verwirren. Jetzt wo er sich damit abgefunden hatte, wo er versuchte die Tatsache, dass er so nicht gewollt war, zu akzeptieren. „Was ist passiert?“, wiederholte der Junge Gokus Frage und bewirkte damit nur, dass sich seine Augen ebenfalls verengten und er einen Schritt zurück machte. Zuviel Nähe, zuviel Kontakt auf einmal, von jemandem den er nicht kannte. Der ihn auch nicht kennen wollte. „Nichts!“, spie er ihm entgegen, starrte ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. Zumindest versuchte er es, nicht ohne das schmerzhafte Aufschreien seiner Schulter wahrnehmen zu müssen, die Zähne aufeinander zu beißen. „Sieht mir nicht nach nichts aus.“ Er konnte die Verletztheit in seinen Augen sehen und wandte den Blick ab, konnte sie in seiner Stimme hören und versuchte ihn zu überhören, sich selbst klar zu machen, das das nicht möglich war. Aber es ging nicht, irgendwas in ihm drängte ihm dazu wieder zu ihm zu sehen, ihm zuzuhören und irgendwas zu tun, von dem er selbst nicht wusste, was es sein sollte. Es überforderte ihn zu wissen, dass dies sein Sohn war, an den er sich nicht erinnerte bis auf den winzigen Fetzen, der ihm kaum etwas sagte. Es belastete ihn zu wissen, dass irgendwas von ihm verlangt wurde, was er nicht machen konnte und es strapazierte seinen eigenen Halt an seinen Gedanken, seinen Gefühlen, dass er ihnen nicht geben konnte, was sie wollten. Dass sie ihm nicht geben konnten, was er wollte. „Ist es auch nicht. Aber nichts, was ich nicht überlebe.“, sagte er schließlich eine Spur zu kalt, zu abweisend, aber er konnte sich nicht helfen. Ein Seitenblick auf Goku zeigte ihm seine Tat auf und doch sah er ihn nur undeutbar einige stumme Sekunden an, konnte es nicht zurücknehmen. Was verlangte er? Dass er sich plötzlich wie ein Vater verhielt, wo alles was er wollte Ruhe war? Wo er den Instinkt sich umzudrehen, der Szene den Rücken zu kehren und zu gehen, kaum widerstehen konnte? Es war zuviel, verstand er das denn nicht? Kapierte er nicht, dass er nichts sein konnte, was er gerade eben nicht war, dass er nicht wollte und sich lieber in Luft auflösen würde als hier noch weiter begutachtet zu werden, als wäre das eine riesige, sich sorgende Familie? „Kakarott.“ Gerade als Trunks den Mund öffnen wollte, schnürte er ihm die Worte ab, bevor er sie sagen konnte. Er wollte sie nicht hören, ignorierte den Blick, das stechende Gefühl in seinem Inneren, schluckte. Etwas sagen musste er nicht, der Andere verstand auch so, was er wollte und es war gut so, weil er begann seiner eigenen Stimme nicht mehr zu trauen und auch wenn er sah, dass er es nicht gerne tat, nickte Goku. Es tat weh zu sehen, dass seine Versuche ein Verhältnis zwischen ihnen aufzubauen, alles nur noch mehr durcheinander brachte. Der Tag endete nicht so, wie er es sich erhofft hatte, aber andererseits war er sich nicht einmal sicher, was er sich wirklich erhoffte. Dass sofort alles wieder gut wurde? Es war rein Utopie zu denken und zu hoffen, dass nur eine einzige Begegnung alles wieder ins Lot bringen konnte, Erinnerungen wiederbrachte und ein Verhältnis schuf, das stark genug war die Umstände zu überleben. Es war Wahnsinn zu hoffen, dass es etwas an der Aussichtslosigkeit ändern würde, an der eigenen Verzweiflung, der Hilflosigkeit. Und Vegeta war hilfloser, verwirrter und verzweifelter – wie musste sich das anfühlen? „Ihr geht besser wieder nach Hause.“, sagte er deshalb, ohne die Jungs dabei anzusehen und ihren Schmerz auch noch in sich aufzunehmen. Seine Grenze war erreicht, mit Kämpfen konnte er umgehen, mit Schmerzen, die aus sichtbaren Wunden entstanden. Aber nicht mit etwas, das man nicht sehen konnte, nur fühlen und es brach ihm das Herz ein weiteres Mal für ein Geschöpf, das selbst noch nicht alt genug war die Welt zu verstehen. Seine Welt war am Tag des Unfalls in sich zusammengestürzt und die Trümmer lagen verteilt zu seinen Füßen und auch die heutige Begegnung hatte es nicht geschafft, auch nur ein Gebäude wieder aufzubauen. Stattdessen waren die Brocken wahrscheinlich nur noch weiter zerfallen. „Ich komm euch später noch mal besuchen.“ Ihr Nicken sah er aus den Augenwinkeln, ihr Zögern abzuheben nahm er ebenfalls wahr, sagte aber nichts. Einzig seine Augen lagen auf Vegeta, während er versuchte die Trümmer ihrer eigenen Beziehung zueinander zu analysieren. Dann waren sie verschwunden, hinterließen ein schweres Gefühl in seinem Herzen und das Wissen, sich heute noch einem weiteren Gespräch widmen zu müssen. Noch ein Herz zu kitten, ihm Hoffnung zu geben – aber welche Hoffnung, wenn sie mit jedem Tag mehr und mehr schwand? „Lass uns gehen.“, sagte er leise, gedrückt und kam auf den Kleineren zu um ihm eine Hand auf die Schulter zu legen. Noch einen Absturz dessen wollte er nicht riskieren, wenn sie versuchten zu fliegen. Zudem sah er ihm an, dass er es sowieso lieber so hätte, sah ihm die geistige Erschöpfung an und seufzte innerlich, während er zum Himmel sah, sich konzentrierte und zwei Finger auf die Stirn legte. Wie lange noch? Wie lange musste diese Situation andauern, wie lange würde es dauern, bis er, Bulma, Trunks oder gar Vegeta nicht mehr konnten? Bis einer von ihnen offen sagte, was er dachte, damit den nächsten verletzte und wiederum eine Reaktion hervorrief, das ganze eskalieren ließ. Wie lange würde es dauern, bis sie wussten, was sie machen sollten? Wie lange dauerte seine eigene Entscheidung an, die Dragonballs doch nicht zu benutzen, wann würde sein Wille einbrechen, vor sich zusammenfallen und er doch den Versuch wagen, nur um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. So sehr er den alten Vegeta vermisste, so sehr mochte er auch diesen Neuen. Wollte er wirklich eingreifen oder die Dinge einfach laufen lassen, sehen was geschah? Wollte er den alten grummeligen Vegeta wiederhaben, oder den etwas leichter zu ertragenden, offeneren, mit dem man sogar vernünftig reden konnte. Oder anders – wie lange konnte er den Wirbelsturm an Gefühlen in dessen Augen ertragen, die Traurigkeit und die verzweifelte Suche nach der Wahrheit, nach seinem Leben? „Auf geht’s.“ Einen Moment später befanden sie sich in Vegetas Zimmer. Es war manchmal keine Aura nötig, wenn er oft genug an einem bestimmten Ort war und einfach nur dorthin wollte, was eindeutig seine Vorteile hatte. Und so ließ er Vegeta los, welcher sich untypisch für ihn einfach auf die Knie sinken ließ und den Boden anstarrte, anstatt wenigstens aufs Bett zu setzen. Ein Kopfschütteln, ein tiefer Atemzug folgten und er schluckte, als er den zusammengesunkenen Kämpfer vor sich sah. Es passte nicht zu ihm, wollte sich nicht in das Bild einfügen, das er sonst von ihm hatte. Er strahlte ein Gefühl aus, das ihn in seiner Intensität beinahe zu ersticken drohte und seine Entscheidung zerfiel in tausend Teile, nur um sich beinahe augenblicklich wieder zusammen zu setzen. Er durfte nicht eingreifen, vielleicht war es besser ihn durch diese Hölle zu schicken und am Ende einen völlig neuen Mann, mit ganz neuen Ansichten zu erschaffen. Was wiederum falsch klang und ihm ein schlechtes Gewissen einbrachte. „Soll ich… dich alleine lassen?“ Er konnte die Tränen riechen, die er durch den gesenkten Blick nicht sehen konnte und war sich nicht sicher, ob er ihn alleine lassen sollte, durfte und wollte. Aber er würde sich seinem Willen beugen, wenn es nötig war, wenn er eine Antwort bekam. Doch genau die ließ auf sich warten und so fasste er sich ein Herz, bewegte sich, so dass er vor ihm zum stehen kam und kniete sich ebenfalls hin. Vegeta senkte den Blick nur noch mehr und er wusste, dass er ihn in diesem Zustand nicht alleine lassen durfte. Sich auf die Lippe beißend rückte er noch etwas heran, hob die Arme und zögerte, bevor er sich einen letzten Ruck gab und dem Drang nachgab. Er nahm ihn in den Arm und stieß auf keinerlei Widerstand… Kapitel 18: Erkenntnisse und ein beginnender Albtraum ----------------------------------------------------- 18: Erkenntnisse und ein beginnender Albtraum Er nahm ihn in den Arm und stieß auf keinerlei Widerstand… Es war ein seltsames Gefühl, eines, das er nicht beschreiben konnte, in diesem Moment aber auch nicht zu analysieren wagte. Alles, was es war, war eine Art Komfort für jemanden, dessen Welt aus den Fugen geraten war, eine neue Umlaufbahn eingeschlagen hatte und die bis dahin vorhandene Vegetation zerstörte sich selbst um einer Neuen Platz zu machen. Es war ein dummer Vergleich, aber das Einzige, was ihm gerade jetzt eingefallen war und trotz aller Widersprüche fand er, dass es sehr gut passte. Und er war der Mond, der um ihn herum kreiste, nicht nah genug um wirklich etwas machen zu können, Einfluss zu nehmen und doch nahe genug um immer da zu sein. So schwer es auch war, so viel Arbeit es machte und so verzweifelt er selbst damit begann zu werden, er würde seine eigene Umlaufbahn nicht ändern, sie um nichts in der Welt tauschen wollen und dort bleiben. Er würde tun, was nötig war und noch darüber hinausgehen, wenn es sein musste. Er würde… sein Gedanke kam zu einem abrupten Halt, als ein ersticktes Schluchzen den Körper in seinen Armen schüttelte, ein hilfloser Versuch nicht zuviel zu zeigen, sich nicht bloßzustellen. Selbst jetzt, wo er die Tränen riechen konnte und die Zeichen deutlich lesen, wo er sich in seinen Armen befand und keine andere Wahl hatte als sich dem Zusammenbruch seiner Kontrolle hinzugeben, versuchte Vegeta noch stark zu sein und es nicht zuzulassen. Goku lächelte leicht, traurig und zog seine Arme etwas fester um ihn, wollte ihm den Halt geben, den er brauchte, selbst wenn diese Geste nicht zurückgegeben wurde. Das musste er auch nicht, es war schon mehr als genug, dass er nicht versuchte sich aus seinem Halt zu winden und so zu tun, als ob nichts war, ihn wegzuschicken und dann wieder alles mit sich alleine auszumachen. Er sagte nichts, gab kein Geräusch von sich, aus Angst den Moment damit zu zerstören und schneller zu beenden, als es gut gewesen wäre. Ob es an sich gut war, wagte er zu bezweifeln, aber es war schlicht und einfach nötig um etwas der Spannung, die sich im Kleineren aufgebaut hatte, wieder abzubauen, etwas der Verzweiflung nach außen zu tragen und auch wenn es nicht dazu beitrug das Chaos zu ordnen, so war es wenigstens etwas. Er würde alles dafür geben diese Situation zu entschärfen, alles tun, um dem ein Ende zu bereiten und doch war dieser Wille nicht stark genug um die Dragonballs auf den Plan zu rufen. Irgendwie mussten sie da durch und er hoffte dabei wirklich, dass zwischen ihnen dieses Band bestehen blieb, sich weiter aufbaute und so stark wurde, dass man es nicht so einfach wieder zerreißen konnte. Ein egoistischer Gedanke in Anbetracht der Situation, aber er kam nicht umhin genau das zu denken. Eigentlich war er kein Egoist und wie er eben schon dachte, würde er alles tun, um dem Anderen seinen Schmerz zu nehmen, den Unfall ungeschehen zu machen und endlich wieder ein normales Leben zu leben, ohne das Chaos, ohne die Verzweiflung und ohne die Verwirrung, die täglich mehr und mehr auch von seinem Geist einnahm. Er musste so vorsichtig mit dem sein, was er sagte, was er tat und vielleicht für richtig hielt – Vegeta könnte es falsch auffassen und er damit all die Arbeit sinnlos, nutzlos machen. Und er war erstaunt wie hoch Vegetas Selbstkontrolle selbst jetzt war. Er konnte das Schluchzen mehr spüren, als dass er es hörte, keine Geräusche außer dem unregelmäßigen Atmen waren zu hören. Er versuchte alles was nötig war um die peinliche Situation nicht noch peinlicher für sich selbst zu machen, umso erstaunter war Goku noch immer, dass er das hier überhaupt zuließ. Dass er sich nicht abwandte und stattdessen sein Gesicht nur vergrub, damit er es nicht sehen konnte, sich halten ließ. Es akzeptierte, wie es war und vielleicht sogar einen kleinen Nutzen daraus zog. Wie lange es andauerte wusste er letzten Endes nicht, aber er spürte, dass das Zucken des Körpers in seinen Armen langsam weniger wurde und auch dessen Atmung sich normalisierte. Was ihn umso mehr erstaunte war, dass er sich noch immer nicht lösen wollte, er keinerlei Anstalten machte sich von ihm zu entfernen und auch wenn die Position auf dem Boden nicht die Bequemste war, so beließ er es wortlos dabei. Er wollte es nicht zerstören, wollte es nicht beenden – vielleicht war er es ihm einfach schuldig, war er doch Schuld an allem, am Unfall, an seinem Zusammenbruch heute, weil er nicht nachgedacht hatte und Worte gesagt hatte, die er hätte anders formulieren sollen. Kein Wunder, wenn er so darüber nachdachte, dass Vegeta sie falsch verstanden hatte. „Es tut mir leid, Vegeta.“, flüsterte er, wohl wissend, dass er nah genug war, um noch verstanden zu werden. Aber eine Antwort bekam er nicht, er hatte auch nicht damit gerechnet. So wartete er, stillschweigend, bewegungslos – so lange, bis er sich sicher war, dass der Kleinere eingeschlafen war. Selbst tief Luft holend, dabei so wenig Bewegung wie möglich machend und so leise es ihm möglich war, wagte er einen Blick nach unten in dessen Gesicht, die geschlossenen Lider, in deren Wimpern noch immer Spuren des Vergangenen waren und er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Wie sollte das nur weitergehen? Es war nicht das erste Mal, dass er Vegeta weinen gesehen hatte und es war für ihn lange nicht so eine Schande wie dieser immer zu glauben schien, aber das hier war anders. Das hier war in seiner Grundsubstanz so unterschiedlich zu all den anderen Malen, dass er es nicht einmal beschreiben konnte und so stand er schließlich ganz langsam auf und legte den Kleineren auf dessen Bett, um seine eigenen Gedanken zum schweigen zu bringen und sich voll und ganz auf die Wichtigkeit der Sache zu konzentrieren. Jetzt endlich sah er nicht mehr so gequält aus, dachte er bei sich, atmete noch einmal tief durch und drehte sich schließlich um, um im angrenzenden Bad zu verschwinden. Mit einem nassen Lappen kam er zurück, wischte ihm vorsichtig, langsam um ihn nicht zu wecken, das Blut aus dem Gesicht. Spuren seines Sturzes, die zwar nicht schlimm waren aber mit all dem Blut schlimmer aussahen als es nötig war und er wollte den Anblick nicht länger ertragen als es nötig war. Kaum hatte er das erledigt, klopfte es an der Tür, doch bevor er eine Antwort hätte geben können, bevor er sie selbst hätte öffnen können, wurde sie bereits geöffnet. „Hey.“, flüsterte Trunks nach einem kurzen Blick auf das Bett, ein Ausdruck auf seinem Gesicht, den Goku nicht deuten konnte, es im Moment aber auch nicht wollte. Er sah ihn einfach nur an, sagte nichts. „Kann ich… reinkommen?“ Trunks wusste selbst nicht, warum er hier war. Vielleicht war es eine Erkenntnis, ein Versuch seinen Fehler wieder gut zu machen und zu zeigen, dass er über Gokus Worte nachgedacht hatte. Vielleicht war es die seltsam flackernde Aura seines Vaters, die endlich zur Ruhe gekommen war und ihm sagte, dass er ihn jetzt gefahrlos besuchen konnte, ohne Gefahr zu laufen etwas Falsches zu machen. Vielleicht war es auch nur, um zu sehen, wie Goku sich um ihn kümmerte, wie wahr dessen Worte wirklich waren. „Sicher.“ Reserviert, ruhig, die Situation abschätzend und er nickte, bevor er eintrat, die Tür hinter sich schloss und schluckte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, konnte aber zu deutlich spüren wie angespannt die Luft hier drin wirklich war. Wie darauf gewartet wurde, dass er den nächsten Schritt machte, etwas sagte, aber so sehr tief in sich drin nach etwas suchte, das er hätte machen oder sagen können, so wenig fand er und stand letzten Endes ein wenig verloren im Raum, von Goku aufmerksam beobachtet. Bis dieser seufzte, den Blick abwandte und zurück zu Vegeta schweifen ließ. „Falls du wissen willst, wie es ihm geht, kann ich es dir nicht sagen.“ Die Worte hingen schwer im Raum, nur eine Aussage, deren Wahrheitsgehalt Trunks nicht anzweifeln wollte. Er hatte es selbst gesehen und es hatte ihn bis in seinen innersten Kern geschockt. Das dort mochte der Körper seines Vaters sein, aber alles was er von ihm kannte, all die Eigenschaften, die er immer geschätzt und gehasst hatte, waren nicht mehr da und es machte es schwer für ihn, diese Person mit seinem Vater in Einklang zu bringen. Machte es schwer für ihn zu akzeptieren, wenn die Aura nicht so vertraut gewesen wäre, wenn er nicht so aussehen würde. Ein Grund, warum er immer weggelaufen war, Flucht und Trost bei seinem Freund suchte, versuchte der Möglichkeit aus dem Weg zu gehen und ihn zu sehen. Zuviel hatte sich zu schnell verändert und er kam nicht damit klar. „Es tut mir leid.“ Keine Antwort auf die Aussage, ein eigenes kleines Statement inmitten Angespanntheit und er meinte es ernst, meinte es wirklich so, weil er begriff, was er getan hatte. Was er nicht getan hatte. Doch einzig ein Nicken war Antwort, bevor sich die Stille wieder ausbreitete, wie ein Tuch über sie legte und das Atmen zu einer Qual machte. „Mir auch.“, antwortete Goku schließlich doch noch, den Blick immer noch auf seinem Vater liegend. Nicht aufsehen, dachte er sich. Er konnte ihn nicht ansehen und dabei Erkenntnis und Schmerz erkennen, wo er genug mit sich selbst zu tun hatte. Mit sich und Vegeta und so konnte er nicht mit noch jemandem handeln, dessen Schmerz aufnehmen und ihm versichern, dass alles wieder gut werden würde, wo er sich gar nicht mehr so sicher war, ob es das auch wirklich konnte. Wenn er es jetzt aussprach, könnte er lügen und nichts lag ihm ferner als dem Jungen Hoffnung zu geben, die er nicht einhalten konnte, die früher oder später wieder zertrümmert werden konnte. Noch einmal seufzte er. Gerade jetzt wünschte er sich alleine zu sein, ebenso zusammenbrechen zu können wie Vegeta nicht lange zuvor. Er wünschte sich seinem eigenen Schmerz einfach nachzugeben, seiner Verzweiflung Ausdruck zu verleihen, aber er tat es nicht, weil er stark sein musste. Stark für sich selbst, für den Jungen, der das alles hier nicht verstand und für Vegeta, dem es genauso über den Kopf zu wachsen schien wie ihm selbst. Für seine Familie, die mehr Opfer brachte, als er es verlangen konnte und für diese Familie, die dabei war schneller auseinander zu fallen, als ihm lieb war. Wenn er nichts unternahm war es zu spät um noch etwas machen zu können – Bulma war nicht bereit etwas zu tun und Trunks stand genauso alleine auf weiter Flur, wie Vegeta. Es tat weh das zu beobachten. „Weißt du, du könntest öfter herkommen.“ Jetzt hob er endlich den Blick, nicht fähig sein übliches Lächeln auf seine Lippen zu bringen. „Das weiß ich.“ Schuldbewusst versuchte Trunks dem eindringlichen Blick nicht auszuweichen und wunderte sich, wann Goku gelernt hatte wie sein Vater zu schauen. Direkt in ihn hinein. „Aber du musst auch mich verstehen. Es ist ziemlich schwer zu wissen, dass das da nicht mehr Vater ist und…“ Er zog die Augenbrauen überlegend zusammen. „… ich weiß nicht wie ich mit ihm umgehen soll. Vater ist nicht… so. Er schreit, er schlägt zu, wenn ihm was nicht passt, rastet viel zu schnell wegen den kleinsten Kleinigkeiten aus und trainiert, wann er kann.“ Jetzt blickt er nach unten, biss sich auf die Unterlippe. „Er gab immer vor sich nicht zu kümmern, aber ich wusste, dass er auf seine eigene verquere Art und Weise etwas für mich übrig hatte, sich sorgte. Ich wusste es ganz einfach, schon als Kind. Er tut immer nur hart aber tief in sich war er das nicht.“ Am liebsten würde er heulen, die Tragweite seines Verhaltens wurde ihm erst jetzt richtig bewusst. Man könnte sein Handeln als das interpretieren, was es war – als ob er sich nicht sorgte, nicht kümmerte, es ihm egal war, was aus seinem Vater wurde. Das, was er bei ihm durchschaut hatte, hatte er genauso getan, nur mit dem Unterschied, dass er es wirklich so meinte. Dass er ihn nicht sehen wollte, weil er nicht bereit war mit ihm konfrontiert zu werden. „Schätze ich habe nen riesengroßen Fehler gemacht.“ Er sah wieder auf, in das leicht lächelnde Gesicht Gokus, bevor er den eigenen zu seinem Vater schweifen ließ. „Ich hätte da sein sollen, so wie er es irgendwie auch immer war. Egal wie schlecht gelaunt, wie weit weg oder nahe dran, egal wie wortlos er immer war… er war da und ich wusste es.“ Nur er selbst tat ihm diesen Gefallen nicht, zahlte all die Jahre versteckter elterlicher Sorge nicht zurück, sondern rannte weg wie ein Feigling. Wenn sein Vater normal wäre und das sehen könnte, würde er ihn genau als solches bezeichnen. Und er war froh, dass Goku nichts sagte, ihm einfach nur zuhörte und er dennoch die grenzenlose Freude über seine Erkenntnis in seinen Augen sehen konnte. Müden Augen, wenn er ehrlich war. Erschöpfte Augen, die zwar freudig funkelten und doch den wahren Zustand ihres Besitzers nicht verbergen konnten und zum wiederholten Mal fragte er sich, warum sie ihn alle alleine damit gelassen hatten. Warum sie alle zu feige waren sich mit etwas zu beschäftigen, das vielleicht unberechenbar war, aber trotz allem noch jemand, der ihre Hilfe hätte gebrauchen können. Der zu dieser Familie gehörte – eine Familie, die ihn hatte fallen lassen, nach all den Jahren und all den Dingen, die sie ihm immer verziehen hatten, ließen sie jetzt fallen, wo er sie am meisten brauchte. Was waren sie für eine Familie? Wie herzlos waren sie wirklich, wo sie sich so oft gefragt hatten, wo Vegeta sein Herz trug. Und es tat ihm leid, die Schuld fraß sich in ihn hinein und wurde minütlich größer, weil er sich selbst einfach nicht verstehen konnte. Der Junge spürte, wie die Atmosphäre entspannter wurde, die Dicke in der Luft ein wenig schwand und doch nicht ganz verschwand. Er verstand es, Goku war sich nicht sicher, ob er seinen Worten trauen konnte, nicht nachdem was seine Mutter abgezogen hatte. Vor ein paar Tagen hatte er sie noch verstanden, vielleicht war er sogar auf derselben Schiene gefahren, doch heute, hier und jetzt konnte er es nicht mehr nachvollziehen. Es war falsch und die Worte seiner Mutter schwirrten wie ein schwarzes Tuch in seinem Verstand herum, das Verhalten widerte ihn an, je mehr er darüber nachdachte. Gut, er war nicht anders gewesen, aber seinen Vater so zu sehen hatte endlich die nötige Erkenntnis mit sich gebracht, die er viel eher hätte haben können, wenn er nicht Angst davor gehabt hätte ihm in die Augen zu sehen, ihn generell zu sehen. Wäre er doch eher Mann genug gewesen ihn zu besuchen, ihm zu helfen, unter die Arme zu greifen und Goku damit etwas Arbeit abzunehmen. Wäre er nicht so verdammt verunsichert gewesen hätte er viel eher begreifen können welche Auswirkungen das alles hatte, wie viel er verpasst hatte und was er hätte anders machen können – was er hätte bewirken können. Vielleicht hätte sich sein Vater viel eher an ihn erinnert, vielleicht wäre die Vorstellung ihn als Sohn zu haben nicht so schlimm gewesen, das Misstrauen in dessen Augen, als er ihn gesehen hatte, nicht so groß. Vielleicht wäre das heute alles nicht passiert, aber es brachte nichts in Vermutungen zu hängen, wenn man es nicht wusste. Jetzt zumindest konnte er versuchen es besser zu machen. „Was hältst du davon, wenn du dich auch ein wenig ausruhst?“ Er sah wieder auf, unsicher, ob er das wirklich wollte. Die Fehler, die er machen konnte waren größer als das er sich vorstellen konnte und doch war es die erste und beste Möglichkeit einige andere Fehler wieder gut zu machen. Er lächelte leicht, ein kläglicher Versuch seine Unsicherheit zu bekämpfen und nicht zu zeigen, was er auch an Gokus Blick erkennen konnte, der ihn musterte, die Augenbrauen zusammen zog und ernsthaft zu überlegen schien. Die Risiken abwägen und die Möglichkeiten analysieren. Aber er schien zum selben Schluss zu kommen wie er, lächelte ebenfalls leicht und nickte. Nur eine winzige Bewegung. „Ich pass solange auf.“, hängte er dem an und war sich im Klaren darüber, was er sich antat. Er hatte sich oft gefragt wieso Goku soviel Zeit in diesem Zimmer verbrachte, selbst hier war wenn sein Vater schlief, aber es musste einen Grund haben, den er noch nicht herausgefunden hatte. Vielleicht wollte er es auch gar nicht wissen. „Na schön. Aber… halt Abstand und pass auf wenn er aufwacht.“ Jetzt wurde auch Gokus Lächeln ein wenig gequält, wusste er doch um die manchmal auftretende Orientierungslosigkeit, um die Instinkte, die gerade in dieser Phase einsetzten und Vegeta handeln ließen, bevor er darüber nachdenken konnte. Schmerzhafte Momente, mehr als einmal hatte er eine Faust abbekommen, mehr als einmal musste er ihn aufhalten noch im Halbschlaf die Flucht zu ergreifen. Ein Grund, warum sein eigenes Zimmer so wenig frequentiert war, so selten benutzt wurde und er mehr Zeit hier verbrachte als dort. Es war besser geworden, nur deshalb ließ er es zu, dass Trunks den Versuch wagte. Vegeta war ruhiger geworden in den letzten Wochen, zugänglicher und hatte die Möglichkeit seine Aura zu spüren, wenn er wissen wollte, wo er war. „Schau nicht so, du wirst es selbst sehen. Schwer etwas zu erklären, das man sehen muss, um es zu verstehen. Wenn du es zu Gesicht bekommst, heißt das.“ Jetzt lächelte er richtig, legte eine Hand an den Hinterkopf und wusste selbst nicht so genau, ob er dem Jungen damit eher Angst machte als ihm zu helfen, ob er ihn nicht noch mehr verwirrte, als Antworten zu liefern. Aber es war schlicht und einfach so, dass er es nicht erklären wollte, konnte, weil Trunks es erleben musste um zu verstehen. Vielleicht hatte er aber auch Glück, Vegeta war ausgebrannt, körperlich als auch emotional und vielleicht schlief er ja etwas länger, um die nötige Kraft zu finden, weiter zu machen. „Ich empfehle dir den Stuhl da hinten.“ Er deutete auf den, an der anderen Seite des Zimmers stehenden Stuhl, der perfekt auf das Bett ausgerichtet war, lächelte noch einmal und drehte sich um. “Und fass ihn nicht an, könnte schmerzhaft werden.“, hängte er in der Tür an, nachdem er sie geöffnet hatte, trat hinaus und schloss sie hinter sich wieder. Dass er Schlaf finden würde, bezweifelte er, aber jetzt lag es an Trunks. Was er daraus machte, würde sich zeigen, was geschah, würde er sehen. Einmischen konnte er sich immer noch, immerhin war er lediglich eine Tür entfernt im Nebenzimmer. Trunks sah ihm nach, starrte die Tür noch an, nachdem sie sich vor Minuten schon geschlossen hatte. Das hier war die Möglichkeit die Gelegenheit am Schopf zu packen und seiner Angst in die Augen zu schauen, anstatt davon zu rennen. Die Möglichkeit ein paar seiner Fehler wieder gut zu machen und Goku ein wenig des Stresses zu nehmen, den sie ihm aufgebürdet hatten. Ein wenig unsicher drehte er sich wieder um und sah seinen Vater noch einmal an, nahm seine Erscheinung in sich auf. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er ihn schlafen sah, dass er gemeinsam mit ihm in einem Zimmer war, ohne dass es ums Training ging. Das erste Mal seit Wochen, dass er sich wirklich Gedanken um ihn und nicht nur um sich selbst machte. Er seufzte und fixierte den Stuhl, nachdem er seinen Blick von ihm losgerissen hatte, aber er blieb nicht lange von ihm entfernt. Sein Vater sah schrecklich aus, man konnte ihm selbst im Schlaf die Erschöpfung ansehen und es brachte das schlechte Gewissen mit sich, das er so erfolgreich verdrängt hatte. Nie hatte er sich Gedanken darum gemacht, wie sich sein Vater fühlen konnte, wie er mit dieser Situation umging, wie er sie empfand. Warum auch? Sein Vater redete sonst nie viel, zeigte kaum bis keine Gefühle und es war schwer sich vorzustellen, was in ihm vorging. Heute allerdings hatte er soviel Gefühl in dessen Augen gesehen, wie die gesamten letzten Jahre zusammengenommen nicht, so viele Emotionen, die er ihm nie zugetraut hatte. Ein Verhalten, das er nicht kannte und es hatte ihn geschockt, gleichermaßen aber auch wach gerüttelt. Langsam ging er auf den Stuhl zu und setzte sich, ohne den Blick wirklich von seinem Vater zu nehmen. Was sollte er jetzt tun? Einfach hier sitzen und Löcher in die Luft starren, warten, dass er wieder wach wurde? Kurz schweifte sein Blick durch das Zimmer, während er selbst nicht wusste, nach was er suchte. Aber es war, wie er es erwartet hatte, kühl, unpersönlich, aber ordentlich. Wenn seine Mutter nicht wäre, würde das gemeinsame Schlafzimmer seiner Eltern wahrscheinlich genauso aussehen, wenn es jemals wieder ihr Schlafzimmer wurde. Er war sich nicht sicher wie lange es dauern würde, bis sein Vater sich wieder wie dieser benahm, bis seine Erinnerungen soweit wiederkamen, dass er damit etwas anfangen konnte. Wenn es jemals so sein würde, hängte er dem in Gedanken an und fixierte ihn erneut mit seinem Blick, als dieser ein undefinierbares Geräusch von sich gab. Trunks schluckte, beobachtete ihn, versuchte herauszufinden, ob er einfach träumte oder vielleicht doch aufwachte. Beides waren keine Möglichkeiten, denen er gern ins Gesicht sah, weil er einfach nicht wusste, was er aus Gokus Informationen machen sollte. Wenn sie eines taten, dann verunsicherten sie ihn, anstatt ihm zu helfen. **** Wind, Dreck, Staub. Eine unglaubliche Kraft vor ihm und instinktiv weiß er, was es ist, nur dass er sich nicht erinnern kann, wie der Name lautet. Nur Furcht, grenzenlose Angst und unerbittliche Erkenntnis machen sich in ihm breit, während er geschockt, gelähmt vor sich starrt, die Augen weit aufgerissen. Er kann das leichte Zittern seiner Hände spüren. Blitze zucken um ihn herum, um die Personen neben sich, die er nicht einordnen kann. Gesichter, die im Hintergrund verschwimmen und doch so klar sind, die er kennt und doch nicht fähig ist, sie zu benennen. Es spielt keine Rolle, nur vor ihm ist wichtig, er weiß es. Ein Lichtstrahl, energiegeladen und kraftvoll zischt an ihm vorbei und während sie harmlos aussieht kann er sie spüren, folgt ihr mit dem Augen und ist innerlich sogar froh, dass sie nicht direkt auf ihn gerichtet war, an ihm vorbeirauschte. Und sie trifft, mit einem in seinem Kopf nachhallenden Schrei, jemand anderen. Blasslila Haare, ein bekanntes Gesicht, eine unbekannte Szene… **** Ein Ruck geht durch den Körper seines Vaters, ein Zusammenzucken der Sorte, die einen aus dem Schlaf rissen und mit einem Gefühl zurückließen, als wäre man in einen Abgrund gestürzt. Nur dass sein Vater nicht aufwachte, nur die Augenbrauen zusammenzog und die Lippen leicht öffnete, die Hände zur Faust ballte und Trunks konnte nicht anders, als sich auf seinem Stuhl nach vorne zu lehnen, während er die seltsamen Rotationen in der Aura seines Vaters spüren kann. Unbewusst schluckt er schwer, versucht abzuwägen, was er tun soll. Ihn wecken und Gefahr laufen angegriffen zu werden oder es einfach weiter beobachten und sehen, was dabei herauskam? Er konnte nur träumen, eine andere Möglichkeit blieb nicht und er wollte nichts riskieren, entschied sich für die zweite Variante und lehnte sich zurück, beobachtete und entschloss erst einzugreifen, falls irgendwas geschah, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug und er nicht wusste, dass Goku im Nebenzimmer genau dasselbe spürte, alarmbereit auf seinem Bett saß. **** Unfähig seinen Körper zu bewegen hatte er lediglich den Kopf gedreht, sah den leblos scheinenden Körper auf dem staubigen Boden an. Unglauben steht in seinen weit aufgerissenen Augen, rast durch seine Venen und in seine Kopf herrscht Chaos, während er versucht das Geschehene aufzunehmen. Gedanken und Gefühle vermischen sich und doch kann er sie klar erkennen, fühlen. Angst, Wut, Scham, unbändiger Zorn und Unglaube, Nicht-Verstehen. Sein Blick fixiert, stehen seine Lippen offen. „Nein, nicht Trunks.“, kann er sich selbst sagen hören, ein leichtes Zittern in seinen Worten, von welchem er nicht sagen kann ob es von der Wut oder der Angst kommt. Angst, dass der Junge wirklich tot sein könnte. Angst der nächste zu sein, unterzugehen, ohne etwas unternommen zu haben. Unternehmen zu können. Er spürt sie, die überwältigende Aura, die Kraft, die ihn mit ihrer bloßen Anwesenheit in die Knie zu zwingen versucht. Kakarott kommt ihm in den Sinn, dessen unwirklicher Versuch das Monster hier wegzubringen. Ein sinnloses Opfer, denn das Lebwohl klingt wie ein Abschied, fühlt sich an wie Verrat. Und wieder ist dort dieser Energiestrahl, der an ihm vorbeischießt und in Trunks Brust eindringt, ihn durchbohrt; dessen überraschtes, überwältigtes Gesicht. Scham, der sich über die Freude nicht getroffen worden zu sein, legt. Wut. Das kann er nicht zulassen, denkt er und ballt die Hände zu Fäusten. Es war nicht ihre Aufgabe dieses Monster zu erledigen, nicht die Kakarotts, sondern nur seine eigene. Trotz aller Wut, aller Entscheidung, zittern seine Muskeln. Es war seine Aufgabe, seine Pflicht zu handeln. Doch erst das Aufpowern neben ihm bringt ihn in die Realität zurück, lässt ihn den Blick von Trunks losreißen. Das kann er nicht zulassen, nicht noch ein Opfer, bevor er es nicht selbst versucht hatte. „Rache.“ Nur mit Mühe reißt er sich erneut von dem Anblick des Gefallenen los, powert sich auf und nur entfernt kann er seinen eigenen Schrei hören, die Kraft spüren, die durch ihn strömt. Dann sprang er, flog… **** Trunks sprang auf, als sich die Aura seines Vaters verdoppelte, leuchtend blau um ihn herum manifestierte und weiter stieg, als ob er im Traum gegen jemanden kämpfte. Er schluckte, trat erst einen Schritt zurück und schließlich wieder vor, entschlossen ihn aufzuwecken, nur noch nicht wissend, wie er es anstellen sollte. Und so stand er dort unschlüssig im Raum, während sein Vater sich auf dem Bett wälzte und die enorme Kraft begann Gegenstände in die Luft zu heben… Kapitel 19: wenn Verzweiflung zu Wundern führt ---------------------------------------------- 19: wenn Verzweiflung zu Wundern führt **** Noch im Flug zog er die Hand zurück, sammelte seine Energie und brachte sie wieder nach vorne, um die Energie abzuschießen. All das während er sich selbst schreien hören konnte und die Wut spürte, den Stolz, der seltsamerweise getreten am Boden lag, so wie der Junge unweit hinter ihm. Seine Attacke trifft und er bleibt stehen, versucht den entstandenen Schaden durch den aufgewirbelten Staub hindurch zu analysieren. Tief in seiner Kehle vibriert ein Knurren gemeinsam mit seinem Schrei, als er weitere Ki-Blasts auf die Stelle schickt, an der der Feind stand. Außer Kontrolle, nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen oder an die anderen zu denken. Eine atemlose Pause folgte, keine Sicht auf den Feind, der seinen Sohn auf dem Gewissen hatte. Dann weitere Attacken, bevor er darüber nachdenkt, sich den Staub lichten lässt. Unmöglich zu sehen verstreichen Sekunden und dann folgt Überraschung, als sich das Monster aus dem Staub erhebt, grinst und Worte sagt, die er nicht hören will. Ausholt und ihn mit einem einzigen Schlag zu Boden fördert. Die Welt dreht sich und unsäglicher Schmerz breitet sich in ihm aus, als er aufschlägt, während neuerliche Scham die Wut in seinem Inneren ablöst. Stimmen verschwimmen im Hintergrund, nur der Schmerz in seinem Körper, seinem Herzen bleibt bestehen, das Zittern seiner Muskeln, Erschöpfung und unglaubliche Angst. Eine fatale Mischung, die ihn dazu zwingt liegen zu bleiben, von sich selbst angewidert, vor Schmerz windend, während er die Energie der finalen Attacke, die ihn aus dem Leben wischen soll, spüren kann, genau wie den Staub, der sich bei jedem Atemzug in seine Lungen legt. Er schließt die Augen, presst die Lider fest zusammen und nimmt den Schmerz in sich auf, die Erniedrigung und die Schande über sich selbst. **** Gerade als er ans Bett trat wurde die Tür aufgerissen und von seinem Vorhaben abgelenkt sah er dorthin. „Pass auf!“, schaffte Goku gerade noch zu sagen, doch war es schon zu spät, als eine energiegeladene Hand nach vorne schnellte, die ausgestreckte Hand Trunks wegfegte und in derselben Bewegung einen Ki-Blast auf die Stelle warf, an der er den Eindringling vermutete. Geistesgegenwärtig schaffte sein Sohn es gerade noch auszuweichen, spürte die Hitze der Attacke auf der Haut seines Gesichtes, während sein Herz einen Schlag aussetzte und er zurück sprang, sich in Sicherheit zu bringen versuchte. Spätestens jetzt verstand er, was Goku gemeint hatte, spätestens jetzt war er froh nicht mehr alleine zu sein und die Hilfe zu bekommen, die er brauchte, weil er einfach nicht wusste, was er machen sollte. Das hier war surreal, unwirklich und nicht einmal in seinen kühnsten Albträumen hatte er gewagt zu glauben, dass sein Vater ihn angreifen würde. Im Training ja, aber das hier war anders. Das hier war unberechenbar, die Reaktionen nicht vorher zu sehen, die Bewegungen nicht kontrolliert genug. Und es machte ihm Angst, eine unglaubliche tiefe Angst, die er trotz allem versuchte zu verstecken, zu verdauen und in die hintersten Ecken seines Seins zu schieben, weil er genau dort wusste, dass sein Vater das nicht mit Absicht tat und weil er es wollte, um seine eigenen Fehler wieder gut zu machen. Und Vegeta sprang entgegen den protestierenden Schmerzen in seinem Kopf auf, öffnete erst jetzt die Augen und sah sich ein wenig zu panisch um, erwartete beinahe den Staub, den er eben noch geschmeckt hatte. Doch alles, was er sah, war vage bekannt, hatte nichts mit dem zu tun, was er gesehen hatte und noch nicht einordnen konnte, was nicht hieß, dass er seine Defensive fallen ließ und sich entspannen konnte. Was nicht hieß, dass er den Schmerz, die Erniedrigung, die er eben noch gespürt hatte, vergessen konnte. Die die Schmerzen in seinem Kopf nach hinten drückten und momentan vergessen ließen, ihn dazu brachte seine Energie auf einem Level zu halten, den er momentan eigentlich gar nicht halten konnte. Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn einfach reagieren, die Hand heben, die Handfläche nach außen gestreckt, bereit den entstandenen Ki-Blast abzufeuern, wenn da nicht plötzlich jemand gewesen wäre, der sein Handgelenk griff, die Konzentration störte und die Energie verpuffen ließ. „Lass das.“, sagte er ruhig, in seinen Ohren jedoch viel zu laut, als er sich des Blutes bewusst wurde, das durch diese hindurch rauschte und ein unwirkliches Echo hinterließ. Er schluckte, starrte sein Gegenüber eine Sekunde lang an und keuchte schließlich, als der Schmerz in seinem Kopf beschloss, ausgerechnet jetzt wieder nach vorne zu treten, sich zu den Phantomschmerzen gesellte, die in seinem gesamten Körper wüteten. Gott, wie er das hasste, es brachte nur Schwindel und Übelkeit mit sich und er blinzelte angestrengt um die Rotation seines Blickes zu verlangsamen, schluckte angestrengt mehrere Male, um den Knoten in seinem Hals loszuwerden. Es fühlte sich an, als würde sein Magen eine 180 Grad Drehung machen, während die gesamte Feuchtigkeit aus seinem Mund wich und er neben seinem Bett auf die Knie fiel, noch immer am Handgelenk festgehalten. Schwach versuchte er seine Hand loszureißen und scheiterte, krallte stattdessen die freie in seine Haare und kniff zu Augen zusammen, nicht fähig den Schmerz aufzuhalten, einzudämmen oder ein wenig zu lindern. Es war immer dasselbe, selbst wenn er träumte und es ließ in ihm den Wunsch aufkeimen, sich nie wieder erinnern zu müssen, wenn das nicht bedeuten würde, nichts über sich und die Anderen zu erfahren. Was auch keine Alternative war, aber in diesen Momenten so gut klang wie niemals zuvor. Der Schmerz in seinem Körper, seinen protestierenden Muskeln ließ ein wenig nach, oder er verlor einfach an Intensität, weil ein anderer überwog und die Herrschaft an sich riss und trotz allem wütete seine Aura um ihn herum, ließ noch immer kleine Teilchen durch die Luft schweben. Es reichte nicht um zu verletzen, um wirklichen Schaden anzurichten und war doch stark genug einen imaginären Wind zu erzeugen, der einen normalen Mensch von den Beinen gefegt hätte. „Vegeta.“ Goku wartete ein wenig, ließ das Handgelenk noch nicht los, im Falle eines Falles, dass er sich nicht beruhigen ließ und er die Lokalisation wechseln musste. So war es einfacher, dachte er, während er sich nach langsam zu ihm nach unten hockte und versuchte seinen Blick einzufangen, der allerdings auf den Boden gerichtet war. Und doch konnte er die Schmerzen sehen, an seinen zusammengekniffenen Augen, der in Furchen gelegten Stirn und den Mundwinkeln, die sich nach unten zogen, den Lippen, die sich zu einer schmalen Linie zusammen pressten. Ein Anblick, den er begann jedes Mal ein wenig mehr zu hassen, auch wenn er ebenso begann sich daran zu gewöhnen. Er mochte es nicht den Prinzen so zu sehen. Verändert war okay, aber Schmerze konnte er nicht ertragen, er hatte es früher schon immer gehasst, wenn Vegeta sich Hals über Kopf in einen Kampf stürzte und sich nicht um die Konsequenzen kümmerte, auf die Verletzungen pfiff und am Ende geschlagen auf dem Boden lag, nur um noch einmal aufzustehen, noch einmal anzugreifen. Aufgeben war nicht in seinem Wortschatz enthalten und die Rücksichtslosigkeit, mit der er manchmal seinen eigenen Körper behandelte, stieß ihm sauer auf. Die Sorglosigkeit dabei zu sterben, war es doch für ihn eine Ehre im Kampf zu sterben. Er hatte ihm einmal gesagt, wenn er es nicht schaffen würde, hätte er vielleicht den Tod verdient. Das mochte in seiner Ansicht so sein, aber dennoch konnte Goku dem einfach nicht zustimmen. Er konnte ihn nicht sterben lassen, egal wie viele Kämpfe sie bestritten, egal wie fragil ihr Verhältnis zueinander manchmal war. Er konnte und wollte es einfach nicht. Goku versuchte sich selbst aus seinen Gedanken zu reißen, hob die freie Hand und legte sich an das Kinn Vegetas, um dessen Aufmerksamkeit irgendwie an sich zu ziehen. Die blaue Aura war noch immer da und er spürte, dass Vegeta eher darum kämpfte sie aufrecht zu erhalten, anstatt sich endlich zu entspannen und sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren. Es war schwer wenn man Schmerzen hatte, das wusste er selbst und gerade jetzt, wo alles so durcheinander war, war es noch schwerer für den Kleineren, die nötige Konzentration aufzubringen um sich seiner Umgebung bewusst zu werden. „Sieh mich an.“, sagte er leise, entgegen der rauschenden Aura, die sie beide umgab, während er einen kurzen Seitenblick zu Trunks warf, der noch immer an seiner Stelle stand und sich nicht zu bewegen traute. Er schenkte ihm ein Nicken, ein winziges Verziehen seiner Mundwinkel, nur um ihm zu verdeutlichen, dass es schon okay war und nicht mehr lange dauern würde. Um ihm zu sagen, dass er keinen Fehler gemacht hatte und nicht hatte wissen können, was wirklich passieren könnte. Und ganz wichtig, um ihm zu sagen, dass er keine Angst haben musste. Vielleicht hatte Vegeta ihn angegriffen, aber das war mehr ein Reflex und Instinkt als wirklicher Wille, zudem lag noch lange nicht genug Kraft in seinen vom Schlaf getrübten Reflexen, als dass sie Trunks ernsthaft hätten verletzen können. Das musste der Junge gespürt haben, er war nicht dumm, nur überrumpelt. Aber Vegeta sah ihn nicht an, atmete nur weiter in diesem ungesunden abgehackten Rhythmus und entriss ihm sein Kinn, nachdem ein weiterer Versuch seinen Arm zu befreien, fehlgeschlagen war. Blitzschnell löste sich die andere Hand aus seinen Haaren und langte nach ihm, traf ihn in der Brust und brachte ihn dazu, nach hinten zu kippen, auf seinem Hintern zu landen. Goku zog die Augenbrauen zusammen, es hatte auf diese Weise keinen Sinn, realisierte er und erkannte im selben Augenblick den Fehler, den er selbst gerade machte. Vegeta fühlte sich in die Ecke gedrängt. Er hielt ihn fest und alles, was der Andere wahrscheinlich gerade wollte, war weg. Sich in eine Ecke verziehen und der Illusion hingeben, dass wenn er die Augen schloss, auch niemand da war. Sich in Ruhe um die verdammten Schmerzen in seinem Kopf kümmern ohne dabei daran denken zu müssen, dass es nur ein Traum war, der ihn aufgewühlt und aus dem Schlaf gerissen hatte, nur um ihn mit der schmerzhaften Realität zu konfrontieren, in der er nicht mehr das war, was er sein sollte. „Okay, ich hab verstanden!“, schrie er und erschrak selbst über die Lautstärke, die er an den Tag legte und die durch das Zusammenzucken des Körpers vor ihm nur bestätigt wurde. Innerlich schüttelte er über sich selbst den Kopf, klatschte sich eine und seufzte, darüber, so lange gebraucht zu haben. „Ich lass dich jetzt los.“ Als wenn er die Worte, in dem Moment als sie seinen Mund verließen, verstanden hatte, zog Vegeta selbst schon an seinem Arm. Nur Sekundenbruchteile später war er frei und Goku konnte beobachten, dass er blind und wie ein geschlagenes Tier von ihm wegrutschte, so lange bis er die Wand im Rücken hatte und erst dann keuchend die Hände wieder in seinen Haaren vergrub. Irrte er sich, oder dauerte es länger als sonst, war es schlimmer als sonst? Normalerweise wäre er schon ohnmächtig geworden, hätte sich zumindest ein wenig beruhigt aber jetzt geschah nichts davon. Er konnte den unregelmäßigen Atem über das Röhren der Aura hören, die u seinem Missfallen noch immer da war und einfach nicht gehen wollte. Und sie schrie ihn geradezu an, schrie ihm die Verzweiflung entgegen die Vegeta gerade empfand und von der er nicht wusste, woher sie kam – die sich aber gerade selbst in ihm aufzubauen begann. Es war so unwirklich hier zu sitzen und nichts tun können, einen Kampf führen zu müssen, bei dem seine eigene Kraft keine Rolle spielte und völlig unnütz war. Irgendwo am Rande nahm er wahr, dass Trunks sich zu ihm gesellte, zu ihm hockte, ohne den Blick dabei vom Prinzen zu nehmen. Und dieser konnte gerade Realität nicht von Traum trennen. Es war schwer zu verstehen, unmöglich für ihn über den Schmerz hinweg seine Augen zu öffnen und sich selbst davon zu überzeugen, dass das was er gesehen hatte in der Vergangenheit lag und damit hinfällig geworden war. Er konnte nicht nachsehen und sich davon überzeugen, dass sein Sohn nicht tot war und es war genau das, was eine ungeahnte Verzweiflung in ihm hervorrief, ein Gefühl, von dem er nicht einmal wusste, dass er es in dieser Intensität besaß. Der Schmerz über einen Verlust überwog den Schmerz in seinem Kopf und er schüttelte ihn, ohne Klarheit dafür zu bekommen. Es wollte einfach nicht gehen und auch wenn es unlogisch schien, wenn er diesen Jungen heute erst kennengelernt hatte, so fühlte es sich schrecklich an. Irgendwo tief in seinem Inneren musste dieses Gefühl geschlummert haben, eine verborgene Zusammengehörigkeit, elterliche Gefühle, die er nicht nachvollziehen konnte und doch spürte. Und er hatte versagt, jämmerlich dabei zugesehen, wie der Strahl an ihm vorbeischoss und in Trunks Brust eindrang, diesen nach hinten schoss und hart zu Boden fallen ließ. Er hatte dabei zugesehen und das kranke befriedigende Gefühl gespürt, selbst nicht getroffen worden zu sein, gleich wieder überschwemmt von Erkenntnis und Scham, Verzweiflung, die so tief saß, dass er sie nie beschreiben würde können. Seine Energie schoss in die Höhe, während er die Knie an seine Brust zog und seinen Kopf zwischen ihnen vergrub, versuchte den Schmerz irgendwie zu kompensieren. Es brachte nichts und am liebsten hätte er laut angefangen zu schreien, sich kaum der zwei Präsenzen in diesem Zimmer bewusst, dessen Einrichtung erneut begann durch die Luft zu fliegen, in Flammen aufzugehen oder schlicht zu Staub zu zerfallen, als sie seiner Aura zu nahe kamen. „Scheiße!“ In Windeseile war Goku auf den Beinen und hatte die zwei Schritte zurückgelegt, die Vegeta zwischen sie gebracht hatte, fasste ihn an der Schulter und konzentrierte sich, nur um entfernt wahrzunehmen, dass Trunks dasselbe mit seiner Schulter machte. Ein flüchtiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen, bevor es verschwand und einem Ausdruck tiefster Konzentration Platz machte. Er musste ihn hier rausbringen, oder es würde das passieren, was er damals befürchtet hatte, als er ihm die Energiehandschellen abnehmen wollte. Wenn Vegeta so weitermachte, würde er vielleicht sogar den gesamten Teil des Hauses pulverisieren und das konnte er nicht zulassen. Er konnte es sehen, das leichte goldene Flackern in seinen Haaren, die Auraveränderung von blau zu golden, die enorme Kraft, die damit einher ging und alles im Umkreis mehrerer Meter in Luft auflösen würde – das zumindest beim ersten Mal unweigerlich geschehen, weil man die Kraft einfach nicht so kontrollieren konnte wie später, weil sie einen durchrauschte und sich einen Weg suchte, egal wohin. Sekunden später waren sie an dem Ort, an dem Vegeta zuvor an diesem Tag genau das versucht hatte und er zog sich zurück, brachte gemeinsam mit Trunks einige Meter Abstand zwischen sie, ohne dabei den Blick von ihm zu nehmen. Wer hätte gedacht, dass aus einem simplen Versuch an diesem Morgen so was werden würde. Zusammenbrüche, Verzweiflungen, Abstürze, emotional völlig am Ende und doch würde es etwas hervorbringen. Träume, Erinnerungen – egal was es war, es musste ihn völlig durcheinander gebracht haben, dachte er, während Vegeta die Beine nur noch weiter versuchte anzuziehen und er den beginnenden, noch gedämpften Schrei hören konnte. Die Haare flackerten zwischen seinen Fingern, schwarz und golden, und er konnte die Energie spüren, den Wind, den sie erzeugte und Staub aufwirbelte, in alle Richtungen verteilte. Entgegen der Situation legte sich ein zufriedenes Grinsen auf seine Lippen und er sah zu Trunks, der seinen Vater mit weit aufgerissenen Augen anstarrte, als ob er zum ersten Mal eine Verwandlung sehen würde. Dabei kannte er es, normalerweise machte Vegeta eben nur nicht ein solches Spektakel darum, sondern verwandelte sich schlicht und einfach. Musste den Jungen wahrscheinlich mehr mitnehmen, als dieser es selbst zugeben wollte, aber manche Lektionen im Leben ließen sich nicht vermeiden, nicht umgehen und wenn das bedeutete seinen Vater in einem ganz anderen Licht zu sehen, dann war das so. Es würde nur seine Entscheidung kräftigen, so hoffte er. Der Schrei nahm an Lautstärke zu als Vegeta den Kopf endlich zwischen seinen Knien hervor nahm und nur einen Augenblick später stand er auf seinen Beinen, die Augen noch immer geschlossen, die Hände endlich nicht mehr in seinen Haaren vergraben und die Druckwelle, die die Lichtung durchzog und einige nahe stehende Bäume entwurzelte, drohte auch sie wegzufegen. Sich dagegen stemmend und die Arme schützend vor die Augen gehalten, harrten sie der Dinge, rutschten selbst leicht über den Boden. Dann war es vorbei, das obligatorische Geräusch der goldenen Aura drang in ihre Ohren und sie nahmen die Arme wieder nach unten, nur um Vegeta dort mit gesenktem Kopf und schwerer Atmung stehen zu sehen. Das angestrengte Zittern seiner Muskeln konnten sie selbst jetzt sehen, der wenig erfolgreiche Versuch die Kraft zu dämmen und stehen zu bleiben und doch hatte er es geschafft. Die goldenen Haare wehten im verblassenden Wind und es schien ihm unglaubliche Anstrengung zu kosten den Blick überhaupt zu heben, ballte die Hände an seinen Seiten. Aber er sah auf, sah sie genau an und in seinem Blick stand etwas, das keiner von Beiden lesen konnte. Unglauben, Verzweiflung, Zweifel? Goku konnte es nicht auseinandernehmen, es war eine verheerende Mischung aus vielen Dingen, die er nicht nachvollziehen konnte, weil er nicht in Vegetas Haut steckte. Langsam machte er einen Schritt auf ihn zu, nur um alarmiert zu bemerken, dass Vegeta genau diesen Schritt nach hinten machte, wacklig zwar, aber dennoch. Ebenso schüttelte er den Kopf, als ob er mit Worten nicht aussagen konnte, was er wollte, sich auf die simple Geste verließ und hoffte, dass es reichen würde. Goku nickte stattdessen und konnte sehen, dass das angestrengte Zittern an Intensität zunahm, als sich dessen Blick an ihm vorbei zu Trunks wandte, klare Verwirrung in seinen Augen und ein weiteres Kopfschütteln, dass er nicht deuten konnte. Was war jetzt wieder, was ging in seinem Kopf vor? „Aber…“ Es war nur ein Flüstern, kaum über die Aura hinweg zu verstehen und doch wandte Goku sich ebenfalls um, um wenigstens zu versuchen zu verstehen. Schwer, wenn man nicht wusste, was in einem anderen Kopf vor sich ging, welche Gedanken den Unglauben auslösten, die Verwirrung, während er zurücksah und beobachten konnte wie sich dessen Augenbrauen gefährlich zusammen zogen und zumindest den Ansatz des alten Vegetas erzeugten. Dann blickte er an sich hinunter, hob die Hände und sah sie sich an, während stumme angespannte Sekunden verstrichen und weder Trunks noch Goku etwas zu sagen wagten. Die Situation war fragil, sie wussten, dass auch nur ein falsches Wort, eine Tat, die er missverstehen konnte, alles zusammenbrechen lassen konnte. Zwar wusste er, dass sie keine Feinde waren, aber die neu entstandene Kraft konnte alles ändern. Auch wenn es nicht so aussah, als würde er jede Sekunde auf sie losgehen – Vegeta sprang oft aus dem Stand auf jemanden zu und griff unverhofft an, was die Sicherheit ein wenig trügerisch werden ließ. Goku räusperte sich und Vegetas Blick sprang wieder nach oben, fixierte ihn, wandte sich wieder ab und legte sich auf Trunks. Erkenntnis schimmerte in seinen Augen, verscheuchte die Verwirrung und den Unglauben, während sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legte. Endlich schien er verstanden zu haben, endlich sickerte das Geschehene in seinen Kopf und wurde verarbeitet, endlich begriff er, dass es nichts als ein Traum, eine verworrene Erinnerung war, die sich den Weg nach außen gesucht hatte und nicht die Realität, die doch so anders aussah. Endlich verflog die alarmbereite Anspannung aus seinem Körper, hob er die leichte Defensivstellung auf, die er noch immer beibehalten hatte und lächelte dieses Lächeln, das so selten war wie den zerstörten Mond betrachten zu können. Es jagte Trunks einen heißkalten Schauer über den Rücken. Er wusste einfach nicht, was er damit anfangen sollte, das letzte Mal, als sein Vater ihn so angesehen hatte, hatte er ihn kurz danach bewusstlos geschlagen und sich selbst in die Luft gesprengt. Das war zwar Jahre her, aber die Erinnerung hatte sich in seinen Geist gebrannt und ihn nie wieder verlassen, egal wie viel Zeit vergangen war und wie lange sein Vater bisher wieder bei ihnen war. Es war einfach etwas, dass er nicht vergessen konnte, nicht wollte und unweigerlich machte er selbst einen Schritt zurück, weil er nicht wusste, was passieren würde und beobachtete wie das Lächeln schwand, sich in Luft auflöste und sein Vater stattdessen den Kopf leicht schief legte, als wolle er ohne Worte fragen, was los war. Im Allgemeinen war die Situation nicht einzuschätzen. Würde er sie angreifen, jetzt wo er die nötige Kraft hatte? Schon vorhin hatte er es getan und auch wenn Trunks irgendwo tief in seinem Inneren wusste, dass es nicht absichtlich und geplant war, so machte es ihm Angst. Den Blick Gokus, der zwischen ihnen hin und her wanderte, bekam er zwar mit, ignorierte ihn aber. Sie standen sich einfach gegenüber, niemand bewegte sich, startete keinen Versuch auf den anderen zuzugehen und verstärkte damit nur die seltsame Stimmung, die in der Luft lag. Die Anspannung, die zum greifen nah zwischen ihnen schwebte und erst jetzt seufzte Goku leise, senkte den Blick und zog die Augenbrauen überlegend zusammen. Er musste irgendwas machen um die Spannung zu mildern, er musste etwas unternehmen, die stille Atmosphäre durchtrennen. „Glückwunsch Vegeta.“, sagte er schließlich, hob den Blick wieder und sah ihn an, nur um mit einem undefinierbaren Blick seinerseits bedacht zu werden. Der Hauch eines Grinsens formte sich, verschwand wieder. Nichts sonst, keine Worte, keine Bewegung, nur ein undurchdringlicher Blick, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte und er seufzte erneut. Angespannt war wohl noch eine Untertreibung gewesen und er fragte sich, wie lange das hier noch anhalten würde, bevor es endlich endete, bevor Vegeta die Kraft verließ, weil er von Anfang an nicht in der Lage gewesen war sie überhaupt aufzubauen, zu halten. Nur seiner Verzweiflung war es zu verdanken, dass er dort jetzt in voller SSJ-Pracht stand. Erneut fasste er sich ein Herz und ging einen Schritt auf ihn zu und dieses Mal machte Vegeta keinen ebenbürtigen zurück, stand nur dort und beobachtete ihn, während er einen Arm wieder in die Defensive brachte. Innerlich verdrehte Goku die Augen, manchmal war es wirklich unmöglich gegen Instinkte anzukommen, die gerade noch in ihm gewütet hatten und eine vernünftige Unterhaltung unmöglich machten, es zu einem Balanceakt werden ließ, zu ihm durchzudringen. Er handelte nicht nach Logik, noch nicht und genau das machte es so schwer, weil der Vegeta den er kannte, vielleicht nicht immer der logischste war, aber dennoch nicht nach etwas gesteuert, das er nicht einschätzen konnte. „Kannst du jetzt aufhören so zu tun, als ob ich dir gleich den Hals umdrehen will?“, fragte er stattdessen, zog die Augenbrauen zusammen. Nicht, dass er dazu nicht in der Lage gewesen wäre, aber langsam musste er verstanden haben, dass er in seiner Gegenwart nichts zu befürchten hatte, sich nicht auf seine Instinkte zu stützen brauchte. Das erntete die erste richtige Reaktion von ihm. Ein bedrohliches Zusammenziehen der Augenbrauen, ein tiefes kehliges Knurren und ein aufflammen seiner Aura, bevor sie verschwand und nur noch die goldenen Haare, die türkisen Augen hinterließ. Und Goku lächelte, warf einen Blick zurück zu Trunks, der ihn aufmerksam beobachtete, als wolle er lernen, wie er mit seinem eigenen Vater umzugehen hatte. „Na also.“ Tief durchatmend machte er zwei weitere Schritte, den aufmerksamen Blick Vegetas auf sich, der trotz allem nicht verstecken konnte wie viel Kraft ihn diese Aktion hier wirklich gekostet hatte. Es wunderte ihn zunehmend, dass er den Status immer noch halten konnte. „Und wenn du es wieder drauf hast, einfach so dahin zu gelangen, dann können wir gern mal ein kleines Training abhalten.“ Er lächelte auf das leise Schnauben hin, Vegeta schien zu wissen, dass er trotz allem keine Chance haben würde, wie immer auf dem Boden landen würde und es war die Reaktion, die ihn sicherer werden ließ. Er hörte zu, er dachte nach, es war nicht mehr alles nur auf etwas gestützt, dass man nicht sehen, nicht kontrollieren konnte. Er war wieder hier und dabei das Geschehene einfach von sich zu schieben um später noch einmal alleine damit beschäftigen. Gut so, damit konnte er leben, es war besser als attackiert zu werden und vielleicht würde er es auch über sich bringen, mit ihm darüber zu reden. Hoffen konnte man immerhin. Noch einen Schritt, er konnte spüren, dass die Energie Vegetas Körper verließ und wollte nahe genug sein, dass dieser nicht auf dem Boden landete. Aber die Hand, die sich in seine Richtung hob, brachte ihn dazu, stehen zu bleiben, ihn fragend anzusehen – nur um keine Antwort, außer einem Kopfschütteln zu erhalten. Sekunden verstrichen. „Nicht.“, war letzten Endes alles, was Vegeta sagte und er verstand. Das war alles was ihm von seinem Stolz geblieben war. Das war ein Teil, der nie ganz verschwunden war und der gerade in diesem Status ein wenig an Stärke gewann, es nicht zulassen würde, dass er sich die Blöße gab. Und Goku nickte, drehte sich zu Trunks und versperrte diesem den Blick auf seinen Vater, als die Energie den Prinzen endgültig verließ und er mit einem leisen Keuchen vornüber fiel, den Status verlor und die Augen schloss, nur um sich zu fragen, ob er überhaupt noch genug Kraft zum wieder aufstehen hatte, während Goku die Augen schloss und die Zähne aufeinander presste. Es war immer wieder aufs Neue ein wenig schmerzhaft das stolzeste Wesen, das er kannte, so in sich zusammenfallen zu sehen, aber er gönnte ihm die Zeit, gönnte seinem Funken Stolz, dass er ihn dabei nicht auch noch beobachtete. Kapitel 20: Wahrheiten ---------------------- 20. Wahrheiten Drei Stunden waren vergangen, bis sie endlich nach Hause gehen konnten, bis sich Vegeta weit genug gefangen hatte um den Heimweg selbst anzutreten , anstatt wieder auf Kakarott zurückgreifen zu müssen. Die Standpauke, die er zu Hause aufgrund des halb zerstörten Zimmers hatte anhören müssen, hatte er mit stoischer Ruhe einfach hingenommen, einzig und alleine die sich immer weiter zusammenziehenden Augenbrauen und die sich verengenden Augen hatten darauf hingewiesen, dass er kurz davor war die Geduld zu verlieren, aber bevor das geschehen konnte, hatte Bulma wieder aufgehört. Goku verstand seine Freundin aus alten Tagen einfach nicht mehr, die einzigen Worte, die sie mit ihrem Mann wechselte waren Vorwürfe, Vorhaltungen und Treffer unter der Gürtellinie und er fragte sich, wie lange Vegeta das noch mitmachen würde, ohne seine eigene Abneigung deutlich zu machen. Er sah es ihm an, wann immer die Beiden sich über den Weg liefen; sah die Wut, die versteckt in seinen Augen glimmte und nach und nach die beinahe respektvolle Distanz ablöste. Er sah es zu deutlich und wusste, dass es nicht ewig so weitergehen konnte, aber egal wie viele Worte er selbst an Bulma richtete und wie sehr sie ihm beteuerte, dass es ihr leid tat, beim nächsten Mal endete es wieder so. Meist sogar nur, wegen der banalsten Kleinigkeiten, was er noch weniger verstand. Sie war überfordert, aber das konnte nicht nur der Grund sein. Sie war einsam, weil Trunks seit diesem Tag vor beinahe einer Woche täglich Zeit mit ihnen verbrachte. Zwar behandelte Vegeta ihn ein wenig seltsam, distanziert und als ob er ihm trotz allem nicht zu nahe kommen wollte, aber auch mit einer Art ehrlicher Neugier, beinahe schon Respekt. Als könne er nicht ganz glauben, dass er hier war und den Grund dafür hatte Goku selbst auch erst vor zwei Tagen erfahren. So lange hatte es gedauert Vegeta zum Reden zu bewegen, oder besser gesagt, so lange hatte er in seiner Nähe verbracht, bevor dieser endlich anfing Fragen zu stellen und die Bilder seines Traums in eine Zeitlinie einordnen zu wollen. Es tat ihm auf eine Art sehr weh es ihm erklären zu müssen, aber er hatte schlicht zugehört und nichts gesagt, nur genickt und sich dann wieder zurückgezogen. Nachgedacht und die Tatsache als gegeben akzeptiert, auch wenn er wenig mit den Informationen anfangen konnte. Er duldete Trunks, sah ein, dass dieser sein Sohn war und hielt doch immer genug Abstand um ihn nicht zu sehr an sich heranzulassen. Trunks verstand, weh tat es trotz allem. Und auch das konnte Goku in diesen blauen Augen sehen und er begann sich zu fragen, wann es ihm selbst zuviel werden würde sich die Sorgen aller anzuhören und zu versuchen zu schlichten. Es brachte sie alle kein großes Stück weiter, nur winzige Schritte, die kaum Fortschritt auf dem Weg zeigen konnten. Jetzt saß Vegeta mit geschlossenen Augen unweit von ihnen, während er mit Trunks eine Art kleines Training abhielt. Der Junge machte das nur mit, weil er in der Nähe sein wollte, sein Blick huschte alle paar Minuten zu seinem Vater, ließ sich ablenken und doch zog Goku keine Nutzen daraus. Er ließ es einfach diese kleine Schwäche auszunutzen, stockte und machte weiter, wenn Trunks wieder bei der Sache war. Dieser sammelte Energie und powerte sich auf ohne die Grenze zu sprengen, schickte ihm einen mittelgroßen Ki-Blast entgegen, dem er jedoch in letzter Sekunde auswich, bevor ihm einfiel, dass genau hinter ihm Vegeta saß. Mit vor Schock geweiteten Augen wirbelte er herum, war drauf und dran loszustürmen, als dieser in einer beiläufigen Bewegung den Blast aus seiner Laufbahn schickte, etliche Meter neben ihm in einen Baum krachen ließ, ohne dabei auch nur die Augen zu öffnen. Jetzt zumindest wusste der Größere, warum Vegeta immer abseits saß und die Augen geschlossen hielt und ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen. Der Prinz konzentrierte sich nur, versuchte die unterschiedlichen Energien vor seinem inneren Auge zu projizieren, anstatt die sehen zu müssen. Und er musste zugeben, Erfolg hatte er. „T’ schuldige.“, nuschelte Trunks neben ihm und erntete nur ein leises Knurren als Antwort, was sein eigenes Lächeln in ein Grinsen wandelte. „Du wirst noch einrosten wenn du weiter nur rumsitzt. Komm doch her und beteilige dich.“, rief er nun seinerseits Vegeta entgegen, der die Augen öffnete und ihn ansah, als ob das die dämlichste Idee überhaupt wäre. Es überraschte ihn nicht mehr, diesen Blick bekam er seit letzter Woche oft geschenkt und er konnte nur raten, was dabei in Vegetas Kopf vor sich ging. Es war dieser Hauch Arroganz, der in ihm mitschwang, dieses Quäntchen eines Vegetas, den er kannte und veranlasste, dass er sich nur darüber freuen konnte anstatt sich aufzuregen. „Wieder nicht? Hast du Angst geschlagen zu werden, oder was?“ Das war immer noch die beste Schiene, auf der er ihn erwischen konnte, aber noch sprang er nicht darauf an, betrachtete ihn lediglich stumm. Früher wäre jetzt zumindest schon auf den Beinen gewesen, würde ihm verbal drohen, aber jetzt war eine ruhige distanzierte Aura um ihn herum entstanden, die es manchmal nicht möglich machte ihn zu lesen. „Du kannst auch mit Trunks ein Team bilden und es gemeinsam versuchen.“, versuchte er es weiter, doch dieses Mal schloss Vegeta nur die Augen wieder. Wie lange würde dieser latente brodelnde Vulkan in seinem Inneren brauchen um auszubrechen? Welche Gedanken machte er sich und welches Ergebnis hoffte er durch sein Grübeln zu erreichen? „Halt die Klappe, Kakarott.“ Ohne Hass, ohne Wut, beinahe emotionslos. Nicht einmal Nachdruck lag in seiner Stimme, sie klang viel zu weich für die Situation. „Ach komm schon, seit Tagen denkst du nur nach.“ Jetzt verschränkte er die Arme vor der Brust, wirkte beinahe ein wenig eingeschnappt. „Solltest du auch mal machen.“, erwiderte Vegeta, öffnete die Augen wieder. „Wenn du in meiner Haut stecken würdest, was würdest du tun? Fröhlich pfeifend durch die Gegend hüpfen, oder was?“ Ein Teil seiner Gereiztheit legte sich auf den Worten nieder und doch rührte er keinen Muskel – nur seine Augen wanderten zu Trunks als dieser plötzlich anfing zu lachen, zu Boden sank und sich den Bauch hielt. Vegetas Augenbraue rutschte in die Höhe, Goku sah ihm nach und dann zurück zu dem Kleineren, während er sich vorstellen konnte, was Trunks derart zum lachen brachte. Seine eigenen Lippen begannen zu zucken. „Nicht unbedingt, nein.“, erwiderte er daher zu ruhig wie möglich, doch das Lachen des Jungen und das Bild, das sich so ungefragt in seinen Verstand brannte und die Ernsthaftigkeit der Situation einfach nicht wahrhaben wollte, sie betrog, brachte nun auch ihn zum lachen, nachdem er verzweifelt versucht hatte es aufzuhalten, sich auf die Lippe biss. „Aber du musst zugeben, dass ist ne lustige Vorstellung.“, brachte er noch heraus, bevor er ganz dem Lachen verfiel, es Trunks gleichtat und dabei nicht merkte, wie Vegeta die Arme verschränkte, tief Luft holte und schließlich aufstand. Es war ja nett, dass er zu ihrer Belustigung beitragen konnte, aber er fand es keineswegs lustig. Alles was er wollte war eine klare Linie, eine Art Routine in seinem völlig durcheinander geratenen Leben, aber alles was er bekam, war nur noch mehr Durcheinander. Nie konnte er sagen, was geschehen würde, nie wusste er wann sein Verstand entschied ihm einen Brocken hinzuwerfen, wie man einem verhungernden Hund ein Stück Fleisch hinwarf. Nie wusste er, wie die Menschen in seiner Umgebung reagieren würden und Herrgott noch mal, manchmal wusste er selbst nicht wie er reagierte, bis es schon geschehen war! Er drehte sich um und lief ein paar Schritte, versuchte das Lachen auszublenden und nicht darauf einzugehen. Doch so sehr er es auch versuchte, es brachte nur die allbekannte Wut zurück in sein Inneres, wo er gerade noch so lang und schwer versucht hatte, sein Inneres so frei wie möglich werden zu lassen. An nichts zu denken, nichts zu fühlen und er hatte so gute Erfolge erzielt, was seine instinktive Reaktion doch nur bewies. Und jetzt war das alles weg, rann ihm wie Sand durch die Finger und machte seine Arbeit zunichte. Er hasste solche Momente, er hasste es, wenn alles was er anpackte irgendwo doch nur schief zu gehen schien. So viele Momente, in denen er versucht hatte ruhig zu bleiben, seine Emotionen runter zu schlucken und nicht noch einen Zusammenbruch zu provozieren – davon hatte er wirklich genug in den letzten Wochen gehabt. Und nur um sich selbst davon zu überzeugen, dass es eine verworrene Erinnerung, ein verdammter Albtraum war, hatte er Trunks in seiner Gegenwart akzeptiert, hart daran gearbeitet es zu verstehen und seine Gefühle nicht Achterbahn fahren zu lassen. Was taten sie? Sie lachten ihn aus, verdammt noch mal! Er löste die Verschränkung seiner Arme, das war also der Dank dafür, dass er sich Sorgen um jemanden machte, den er als Sohn gerade ein paar Tage kannte, ein paar Stunden gekannt hatte, als die Bilder seinen Geist fluteten. Er kam nicht drum herum sich verarscht, vielleicht sogar ein wenig verraten zu fühlen, auch wenn das Gefühl irrational war, so war es da und mit einem aufflammen seiner Aura hob er ab, flog weit in die Luft um seiner Wut Einhalt zu gebieten, die sich unaufhörlich in ihn hinein fraß, durch ihn hindurch jagte. Über den Wolken stoppte er, ballte erneut die Hände und drehte sich um, nur um im Sturzflug wieder Richtung Erdboden zu rasen. Mit zusammengekniffenen Augen trotzte er dem Wind, fixierte die näher kommenden Gestalten und entschied sich letzten Endes für Kakarott, dessen Lachen ihn mehr getroffen hatte, als er es selbst zugeben wollte. Eben jener hatte aufgehört, hatte Vegeta mit seinen Augen verfolgt und begab sich gerade rechtzeitig in Stellung, sprang zur Seite und fing sich selbst, während Vegeta kurz vor dem Boden stoppte, sich drehte, mit einem Fuß aufkam und damit auch wieder abstieß. Sekundenbruchteile später wurde seine Faust mit dem Unterarm geblockt, sein Knie blockte das des Größeren und die freie Hand raste nach vorne, nur um von einer anderen Hand aufgehalten zu werden. Ihre Finger verschränkten sich miteinander und er zog die erste Faust zurück, schoss einen kleinen Ki-Blast in die Schläfe Kakarotts und wurde augenblicklich losgelassen. Er sprang zurück, tippte mit jedem Fuß nur einmal kurz auf den Boden, vollführte ein Backflip und kam zum Stehen, fixierte ihn erneut, nur um dieses Mal selbst angegriffen zu werden. Das Grinsen auf dem Gesicht Kakarotts verstand er nicht ganz, wischte die Überlegung jedoch zur Seite, als dieser mit dem Fuß ausholte und seinen Schwung nutzen wollte, um ihn im Nacken zu treffen, doch er ließ sich fallen, stützte sich mit der Hand auf dem Boden ab, vollführte eine halbe Drehung und rammte ihm stattdessen beide Füße in den Magen, schleuderte ihn von sich. Das hier machte keinen Spaß, es war nur eine Reaktion, von der er selbst nicht sagen konnte, warum sie derart heftig ausfiel. In sich wusste er, dass Kakarott es nicht so meinte, dass er immer da war und ihm mit dieser unglaublich engelsgleichen Geduld alles erklärte, dass er ihm half und doch war da der Drang, das bisschen an Normalität was er hatte, nicht durch dumme Scherze kaputtmachen zu lassen. Er mochte es kaum zugeben, aber von der Person ausgelacht zu werden, die ihm im Moment am meisten bedeutete, tat einfach weh. Und so setzte er nach, sprang in die Luft und zielte mit seinem ausgestreckten Bein auf den Kopf des Größeren, der auf dem Boden lag und in letzter Sekunde ausweichen konnte, sich zur Seite rollte und die Bewegung nutzte um aufzuspringen. Sich selbst abstieß und auf ihn zukam, die ausgestreckte Hand vor ihm nur ein Ablenkungsmanöver. Blitzschnell drehte er sich, rammte ihm nun doch den Fuß in die Seite, schickte ihm noch im Fallen Ki-Blasts nach, die ihn trafen und doch nicht stark genug waren um ernsthaften Schaden anzurichten. Ein tiefes Grollen formte sich in seiner Kehle und er fing sich in der Luft um die restlichen Blasts abzuwehren, zur Seite zu schleudern und übersah dabei, dass Kakarott genau hinter ihnen war, ihm volle Breitseite die ausgestreckte Faust ins Gesicht rammte. Er unterdrückte den Schmerzensschrei, prallte im nächsten Moment schon in einen Baum und zerfetzte ihn förmlich, blieb einen Moment lang reglos benommen auf dem Boden liegen, nachdem er einige Meter über ihn gerutscht war. Vielleicht sollte er doch mehr trainieren, diese Unterlegenheit war wirklich frustrierend. Nicht nur, dass seine Technik noch immer schlecht war, auch seine Kraft reichte nicht aus um etwas auszurichten. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte er daran aufzugeben, bevor sich sein Stolz einschaltete und diese Möglichkeit verbannte, seine noch immer flammende Wut wieder zum Vorschein brachte. Mit einem Schrei sprang er auf und stellte ernüchtert fest, dass Kakarott sich nicht bewegt hatte, auf ihn wartete und schrie noch einmal um sich aufzupowern. Kaum eine Sekunde später deckte er den Größeren mit Schlägen und Tritten ein, die dieser zwar gut parierte und doch nicht alle decken konnte. Und wieder nur einen Augenblick später war er selbst wieder im Nachteil, der Andere ebenfalls ein SSJ. Dass er frustriert war als sich das Blatt wendete und sie in einen Schlagabtausch übergingen, bei dem jeder von ihnen etwas austeilen konnte und einstecken musste, wäre eine Untertreibung gewesen. Aber es war besser als nichts, fühlte sich für einen Augenblick sogar gut an, als die Wut ein Ventil fand und er wusste, dass Kakarott zu gerne diese Position einnahm um ihm zu helfen. Er hatte es ihm mehr als einmal gesagt und hielt dieses Versprechen so gut es ging. Dann war er plötzlich verschwunden, tauchte hinter ihm wieder auf und er war zu langsam, spürte nur den Schlag in seinem Nacken und befand sich im nächsten Moment auf Händen und Knien am Boden wieder, ließ sich fallen, rollte sich herum und wich so dem nächsten Angriff aus, bevor er aufstand. Das hier könnte ewig weitergehen, weil er wusste, dass Kakarott sich zurückhielt und würde er selbst nicht schon schwer atmen, würde es länger dauern. So aber brachte es nicht viel. So startete er lediglich einen weiteren halbherzigen Versuch, verwickelte sie in einen weiteren Schlagabtausch und lag wenig später erneut auf dem Boden, freien Blick in den Himmel. Dieses Mal jedoch blieb er liegen, es hatte schlicht und einfach keinen Sinn wenn die Wut verraucht war und er den Grund für seinen Angriff nicht einmal mehr richtig nachvollziehen konnte. Es hatte keinen Sinn wenn man sowieso im Nachteil war und es wusste, wenn man begriff, dass man wenig Chancen hatte. Er ließ seinen Status fallen, es fiel ihm noch immer schwer ihn lange genug zu halten ohne sich dabei völlig zu verausgaben. „Fertig?“ Kakarott schob sich in sein Blickfeld und er sah ihn nur an, eine Antwort war nicht mehr nötig. Dann nahm er die Hand an, die ihm entgegen gehalten wurde, ließ sich auf die Beine ziehen und sah sich um, nahm die Zerstörung in sich auf, die sie innerhalb dieser kurzen Zeit veranstaltet hatten und hob eine Augenbraue. „Ja, nicht übel, würde ich sagen. Du wirst besser.“ Das war eine Untertreibung. Im Vergleich zu den Anfängen vor ein paar Wochen war das hier… nicht mehr zu vergleichen. Und erst jetzt fiel ihm Trunks wieder ins Auge, den er in den letzten Minuten schlichtweg vergessen hatte und der ihn seinerseits mit einem leichten Lächeln ansah, bevor er nickte. Eine stumme Bestätigung zu den Worten Kakarotts und er nickte zurück. „Hast du dich wieder abgeregt?“ Nur ein Verengen seiner Augen als Antwort. „Schon gut. Hör zu, ich wollte dich nicht ärgern oder so was in der Art, aber das Bild zu deinen Worten war zu witzig und ich konnte es nicht aufhalten. Tut mir leid, okay?“ Er brummte nur, es war ihm egal. Die Situation war geklärt und was davon übrig blieb war nichts weiter als eine vage Erinnerung an die Wut, die ihn kurz zuvor noch durchströmt hatte. Nur ein Augenblick, ein Moment, den man vergessen konnte und der vergangen war, keine Wichtigkeit mehr besaß. Zumindest in seiner Welt war es nicht wichtig genug um weiter darüber nachzudenken, er hatte andere Dinge im Kopf als das. Aber Goku wurde selbst wieder ernst. Es gab Zeiten, da hätte Vegeta keinen Kampf beendet, wenn er nicht geschlagen auf dem Boden gelegen und nicht mehr fähig gewesen wäre zu kämpfen. Heute beendete er ihn einfach so, weil die Ursache seiner Wut vergessen, das Gefühl an sich verraucht war. Es war zuviel auf dem Weg verloren gegangen, dachte er still bei sich – sein Stolz, seine Ehre, sein Kampfgeist. Es war zwar alles noch in ihm versteckt und blitzte hin und wieder auf, aber das Ausmaß all dessen war auf ein Minimum geschrumpft. Er war sich nicht sicher, ob er sich damit einfach so anfreunden konnte, ob er sich damit abfinden wollte. Das waren alles Teile von Vegetas Persönlichkeit, die er immer sehr geschätzt hatte, jetzt zu sehen, dass sie begraben waren, kaum vorhanden, machte ihn auf sonderbare Weise traurig. Es war wirklich das, was ihn ausmachte, es fehlte etwas. Er konnte ihn zwar reizen und auf die gewünschte Reaktion hoffen, aber es gab auch Tage, an denen nicht einmal das funktionierte. Das Aufbrausende, das Laute, die Scheißegal-Haltung war das, was ihn in der Vergangenheit weitergebracht hatte, immer wieder aufstehen ließ und auch wenn manche dieser Eigenschaften schlichtweg nervig und zum abgewöhnen waren, so fehlten sie ihm jetzt. Dafür musste er mit einem Vegeta klarkommen, der völlig anders war, wie ausgewechselt… Er wusste wirklich nicht, ob er es gut oder schlecht finden sollte, dass sein Kamerad nicht mehr wegen jedem Scheiß auf Leben und Tod kämpfen wollte, es wahrscheinlich nicht konnte, wobei er beeindruckt war, wie schnell Vegeta den Status kontrollieren konnte, ohne sich dabei wirklich anzustrengen: Was ihm nur wieder bewies, dass die Kraft da war, das Potenzial in seinem Körper versteckt, nur die gewissen Erinnerungen nicht da gewesen waren, um es sofort zu können. Und er war verdammt stolz darauf, dass er einen Teil dieser Techniken wiedergebracht hatte, wenngleich es wirklich der Verzweiflung zu verdanken gewesen war, dass er sich verwandelte. Und er spürte, sah, dass sich Vegetas Technik an sein altes Niveau anglich. Es war noch nicht Fehlerfrei, aber auch nicht mehr immer vorhersehbar, nicht mehr so offen zu decken. Auch seine Defensive hatte sich gesteigert, er blockte weit mehr Schläge und Tritte als zu Anfang, wo es sich manchmal nicht einmal gelohnt hatte anzufangen, weil es so schnell vorbei gewesen war. „Steh da nicht so blöd rum, komm!“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen du merkte erst jetzt, dass sich die anderen Zwei schon in der Luft befanden. Blinzelnd starrte er sie verwirrt an. „Es wird dunkel, Zeit was zu essen zu fassen.“, antwortete Trunks, während Vegeta nur die Arme verschränkte und in die Ferne starrte, der Situation wenig Aufmerksamkeit schenkte, bevor er sich in Bewegung setzte und los flog. Das war er, ein Zeichen, eine Handlung die sehr vertraut war und Goku ein Lächeln zurückbrachte. Nur nicht warten, immer mit dem Kopf voran durch die Wand und mit einem Nicken hob auch er ab um ihnen zu folgen. Wenig später saßen drei Saiyajins in der Küche der CC, um sich über die Vorbereiteten Speisen von Bulmas Mutter herzumachen. Die Frau hatte manchmal mehr Köpfchen als es den Anschein machte, kochte regelmäßig für sie und ließ sie danach schön in der Küche alleine, um keine Spannungen hervorzurufen, die sie spüren konnte, auch wenn nie jemand gesagt hatte, sie solle verschwinden. Und Vegeta war dankbar dafür, die Frau war ihm unheimlich – sie hatte diese besondere Art an sich, ihn anzusehen, gleichzeitig durch ihn hindurch zu sehen und mit genau diesem Blick bis in seine Seele zu blicken. Sie schien immer zu wissen, was er wollte ohne fragen zu müssen und sie hielt genug Abstand, selbst wenn sie da war, damit er sich nicht unwohl fühlte. Als ob sie eine innere Ahnung hatte, seine Körpersprache besser lesen konnte als manch anderer und rein aus Respekt, nicht aus Angst oder Unmut über seine Art so handelte. Er schob den Gedanken zur Seite und betrachtete sein Essen, hielt in der Bewegung inne. Eigentlich müsste er einen mörderischen Kohldampf haben, aber dem war nicht so und was er spürte, brachte seinen fehlenden Appetit auch nicht wirklich zurück. Stattdessen zog er die Augenbrauen zusammen, fixierte seinen Teller mit einem Blick, der diesen zerspringen hätte lassen müssen, wenn das möglich gewesen wäre. Durch seinen Körper lief ein Schauer der Anspannung und doch versuchte er es zu überspielen, aß langsam weiter, ohne den Blick zu heben. Doch Goku hatte es gespürt, sah ihn über den Tisch hinweg an und zog seinerseits überlegend die Augenbrauen zusammen, bevor er sich auch seinem Essen widmete – kurz bevor Bulma durch die Tür trat und er nur erstaunt feststellen konnte, dass Vegeta es gespürt hatte ehe er selbst es merkte. Dass Vegeta sich so sehr anspannte gefiel ihm allerdings weniger, wenn das so weiterging würde die Beziehung der Beiden der Vergangenheit angehören und nicht mehr zu reparieren sein. Dabei war es dieses Mal, und diesen Punkt konnte er nicht übersehen, nicht Vegetas abweisende kühle Art, sondern Bulmas Fehler. Kurz sah er auf, in das weniger glücklich wirkende Gesicht seiner Freundin. Sie schenkte ihm und Trunks ein gequältes Lächeln und bedachte den Dritten am Tisch nur mit einem abschätzenden Blick. Der Drang laut zu knurren stieg in ihm auf und doch unterdrückte er ihn, zwang sich selbst zu einem gespielten Lächeln und wandte dann den Blick ab, sah nach unten und doch aus den Augenwinkeln zu Vegeta, der die Szene noch ruhig, scheinbar gelassen an sich vorbeirauschen ließ. Aber wer ihn kannte, sah die Anspannung, sah das Zucken der Kiefermuskeln, wann immer er die Zähne aufeinander presste und das Gefühl hinunter schluckte, dass sich in ihm ausbreitete. Selbst Goku konnte die offene Abneigung gegen Vegeta in Bulmas Art spüren und er fragte sich, was das zu bedeuten hatte, warum sie so intensiv war und wieso sie überhaupt da war. Es tat weh etwas auseinander fallen zu sehen, was man jahrelang als gegeben betrachtet hatte. „Na super, ihr habt schon wieder alles leer geräumt und nichts übrig gelassen, womit ich was anfangen kann.“, sagte sie und er hob den Blick wieder, nur um zu sehen, dass sie ein wenig fester als nötig gewesen wäre, die Kühlschranktür hinter sich schloss. Es war dasselbe wie vor ein paar Tagen, als Vegeta gerade etwas aus dem Kühlschrank nahm und sie diesen sinnlosen Vorwurf genau an ihn gerichtet hatte und er blinzelte kurz zu ihm um zu sehen, dass dessen Essstäbchen kurz davor waren zu brechen. Was war Bulma nur über die Leber gelaufen? „Tut uns leid, Ma’.“, antwortete Trunks für sie, der die Spannung nun ebenfalls wahrnehmen konnte und sich fragte, was zum Teufel das Theater eigentlich sollte. Es war ja nicht so, als ob sie am Hungertuch nagen würden, sie hatten genug Angestellte um sofort jemanden loszuschicken oder einfach telefonisch eine Bestellung abzugeben. „Tut uns leid, am Arsch!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften, fixierte jeden von ihnen nacheinander mit einem ihrer gefürchteten Giftblicke. „Es ist wirklich zum Haare raufen. Drei Saiyajins in einem Haus und immer wenn man mal was holen will, ist nichts mehr da!“ Es hatte fast den Anschein, als ob sie erst anfing sich in Rage zu reden, als ob sie noch lange nicht fertig war und Goku gefiel es nicht. Sie schien nach Gründen zu suchen, fand sie in den trivialsten Dingen und machte dann einen Aufstand, der es nicht wert war. Das erinnerte ihn nicht mehr an die Bulma, die scheinbar endlose Geduld mit dem Prinzen aufgebracht hatte und es sogar geschafft hatte ihn dazu zu bringen, sich niederzulassen, bei ihr zu bleiben, Gefühle für sie zu entwickeln. „Lass doch wieder gut sein, Mutter.“ Trunks sah sie an, dann zu seinem Vater und wusste nicht, was er davon halten sollte. Es waren sonst auch Saiyajins hier und einer mehr oder weniger machte den Braten nun auch nicht fett. Sonst beschwerte sie sich nie, sonst nahm sie es mit ihrer mütterlichen Gelassenheit hin, die sie in den vielen Jahren entwickelt hatte als er noch kleiner war und nur Flausen im Kopf hatte. „Sag was du haben willst, und ich sorg dafür, dass es da ist.“, versuchte er weiter, stand langsam auf und sah sie an, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen, aber ihm dämmerte, dass das nicht der Grund für ihre Laune war. Denn sie funkelte ihn nur an, mit einem Blick den er selten zu Gesicht bekam. „Das was ich will, kannst du nicht einfach bestellen, Trunks. Es spielt doch keine Rolle wie viel hier ist, es bleibt trotzdem nie etwas übrig.“ Unbewusst hatte sie preisgegeben, was ihr eigentliches Problem war und während Trunks seine Mutter nur ansehen konnte, beobachtete Goku Vegeta. Wie dieser langsam die Stäbchen zur Seite legte, vorsichtig, als ob sie sofort kaputt gingen, wenn er es nicht täte und er erkannte, dass es nur die mühsam beherrschte Wut war, die ihn so handeln ließ. Denn trotz dem noch immer gesenkten Blick konnte er es erkennen, den brodelnden Vulkan, der tief in ihm schlummerte und auf den Ausbruch wartete, überlagert von etwas anderem, das ihm die Luft abschnürte. Da war Traurigkeit. Er konnte nur raten wo sie herkam, warum sie da war, aber er schloss ganz einfach, dass Vegeta nicht verstand was hier abging. Dass er diese Bulma nicht mit seinen Erzählungen über sie zusammenfügen konnte. Sicherlich hatten sie auch gestritten, aber Bulma war nie so verletzend gewesen, wenn sie wusste, dass es etwas war, was den Prinzen tief im Inneren beschäftigte. Fast schien es, als wolle sie ihn loswerden und die Erkenntnis tat weh, genau wie der Ausdruck in den schwarzen Augen, die ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde ansahen und sich dann wieder abwandten. Die Unterhaltung zwischen Mutter und Sohn ging weiter, aber er blendete sie aus, vergaß ihr weiter zuzuhören und achtete stattdessen nur auf jede noch so kleine Regung Vegetas, während er versuchte sein eigenes Essen nicht zu vernachlässigen oder noch mehr Zündstoff auf die Lunte zu gießen, wenn er zu schnell aß. Das war ein Drahtseilakt und er würde alles dafür geben ihn zu beenden, abzuspringen und zu gehen, aber das konnte er nicht. Irgendwas lief hier gehörig falsch. Die Stimmen wurden lauter, die verkrampften Muskeln in Vegetas Kiefer härter und er konnte sehen, dass er nicht wusste was er machen sollte. Einfach nur still da saß und zuhörte, die Worte in sich aufnahm. „Du bist wie dein Vater und sieh dir an, was draus geworden ist! Ein nichtsnutziger, fauler, alles zerstörender Schatten, der hier rumläuft und den man doch nie sieht. Und wenn doch, dann nur, weil wieder irgendwas kaputt gegangen ist!“ Das war’s, dachte er, während sich alle Blicke plötzlich auf Vegeta legten, der ganz langsam aufstand und den Stuhl dabei mit einem ohrenbetäubend lauten Geräusch in der still gewordenen Küche über den Boden schlurfte. Dann ging alles ganz schnell. Vegetas Hand schnellte nach vorne und donnerte auf den Tisch, so dass die Teller kurz abhoben. Er holte tief Luft und Goku konnte sehen, dass er noch immer um Beherrschung kämpfte. „Was soll das werden? Das nächste Teil zerstören?“, fing Bulma auch schon an, ohne zu ahnen was sie damit anrichtete. „Halt die Klappe!“ Ruhig, zu ruhig, während er sich zu ihr umdrehte. „Du denkst wirklich, dass ich mir ausgesucht habe so zu sein, hm?“ Ein Schritt auf sie zu. „Denkst du ich mach all die Sachen absichtlich? Ich will dich mal sehen wenn du von Bildern verfolgt wirst, die dir die Hirnmasse so durcheinander bringen, dass du denkst, es würde in seinem Kopf zu Brei verrührt.“ Noch einen Schritt, so dass nur noch einer fehlte und er genau vor ihr stehen würde. „Ich will dich sehen, wenn du vor Schmerz nicht mehr denken kannst. Und jetzt sag mir einfach, dass ich gehen soll, dann tue ich das auch. Ich bin es leid Vorwürfe zu hören, von denen ich nicht einmal weiß wo sie herkommen. Ich bin es leid DICH zu versuchen mit SEINEN Erzählungen über dich in Verbindung zu bringen.“ Eine Hand nach hinten, eine vage Geste zu Goku. „Sag’s mir einfach und ich gehe.“ Er ballte die Hände zu Fäusten, irgendwas in ihm schrie gegen seine Worte an, versuchte sie nicht weiter auszubauen, aber er konnte nicht mehr, konnte nicht mehr damit umgehen, es sich nicht mehr anhören. „Keine Ahnung was dein verdammtes Problem ist, aber…“ Er kam nicht dazu den Satz zu beenden, ging sie doch dazwischen. „Du. Du bist mein Problem!“, schrie sie ihn an, öffnete den Mund um weiter zu reden, doch er war bereits verschwunden. „So wie du bist, bist du mein Problem. Ich will dich wiederhaben, aber du kannst dich ja nicht einmal erinnern…“, flüsterte sie stattdessen. „… und ich hab nichts Besseres zu tun, als dir aus dem Weg zu gehen, anstatt zu helfen, dass du dich mit meiner Anwesenheit schneller erinnerst. Nein, ich hab alles falsch gemacht und wälze die Schuld nur auf dich ab.“ Und während sie in Tränen ausbrach, Trunks sie in den Arm nahm, stand Goku auf und suchte instinktiv nach der Aura Vegetas… Kapitel 21: Damit du weißt, was Familie ist ------------------------------------------- 21: Damit du weißt, was Familie ist Er konnte ihn nicht spüren. Nein, das war so auch nicht richtig, er konnte die ungefähre Richtung spüren, in der Vegeta sich befand, aber das leichte Flimmern in seinem Hinterkopf richte nicht aus, um sich direkt zu ihm teleportieren zu können und zum ersten Mal seit Wochen verfluchte er Vegetas Gabe die Dinge schnell in sich aufzunehmen und zu erlernen. Er verfluchte die Tatsache, dass er ihm erklärt hatte wie man seine Aura unterdrücken konnte und er verfluchte, dass der Kleinere es ausgerechnet jetzt tun musste, anstatt mit seinen Emotionen zu vergessen, wie es ging. Innerlich seufzte er, während er äußerlich lediglich die Augenbrauen zusammen zog, langsam durch den Garten der CC ging. Eile war eigentlich geboten und er hatte keine Zeit sich um Bulma zu kümmern, wenn Trunks diese Aufgabe bereits übernommen hatte und es eine weitaus mächtigere Person gerade da draußen gab, die außer Kontrolle geraten zuviel Schaden anrichten konnte. Also schob er den Gedanken an Bulma zur Seite, im Grunde war sie sogar selbst Schuld. Er hatte sich nur gefragt wie lange es noch dauern würde, bis diese Konfrontation endlich stattfand, jetzt hatte er seine Antwort. Und es gefiel ihm nicht, weder vor Wochen, noch jetzt, noch in naher Zukunft war Vegeta stabil genug um sich so was anzuhören und es wunderte ihn auch nicht, dass er gegangen, verschwunden war, bevor er den Rest auch noch hatte hören können. Wenn er ehrlich war, hatte er selbst nicht einmal mit einem solchen Ende gerechnet. So überzeugt wie die ersten Worte ihren Mund verlassen hatten, hatte er dieselben Schlüsse wie der Prinz gezogen, nur um diese Entscheidung revidieren zu müssen, als die Szene vorbei war – nur dass Vegeta das nicht konnte, weil er eben nicht zu Ende gehört hatte und lieber Hals über Kopf verschwunden war. Wohin wusste er immer noch nicht, aber er würde ihn schon finden, soviel war sicher und er sagte sich, dass es spätestens dann würde, wenn Vegeta die Kontrolle über sich verlor. Zumindest dann wäre er schnell genug bei ihm um das Schlimmste zu verhindern, weshalb er ohne große Eile abhob und in die Richtung flog, in der er ihn spüren konnte. Seltsamerweise machte er sich selbst mehr Gedanken um den Prinzen als um Bulma, immerhin war er es, der am wenigsten dafür konnte, der in all das hier nur hineingestoßen wurde und sich nur schwer an dieses Leben gewöhnen wollte und konnte. Er war es, der von Anfang an alleine sein wollte und erst nach endlosen Stunden Erzählungen und Geschichten zumindest ansatzweise bereit war, es zu glauben und dem eine Möglichkeit zu geben. Dass er nicht verstand, was vor sich ging, war nachzuvollziehen. Dass er nicht begriff, warum sich Bulmas Abneigung nur gegen ihn richtete, wo sie doch eigentlich ganz anders reagieren sollte und ihm mit allem in ihrer Macht stehenden unter die Arme greifen sollte. Es waren die schmerzlichen Tatsachen, die nicht zu den Worten passten, die er selbst ihm erzählt hatte und er verstand die Verwirrung, die Wut und die Verletztheit, den Drang einfach zu gehen und am besten nie wieder zu kommen. Sein Blick glitt zum Himmel. Blauschwarz, durchsetzt mit leuchtenden Sternen, die nicht genug Licht erzeugten, um die dunkle Nacht, die mehr und mehr herannahte und nur von einem schwachen Streifen hellem Himmel am Horizont in Schach gehalten wurde. Er war sich bewusst, dass er Vegeta nicht finden würde, wenn dieser um jeden Preis nicht gefunden werden wollte, aber das hielt ihn nicht auf es wenigstens zu versuchen. Dabei war er sich nicht einmal sicher, ob er ihn wirklich finden und zurückbringen wollte. Finden ja, er empfand es als Pflicht um seine eigene Schuld wieder rein zu waschen, aber es war nicht nur das. Es war das leichte Band der Freundschaft, das sich zwischen ihnen gebildet hatte und in den letzten Wochen so stark geworden war, dass er es unter keinen Umständen reißen lassen wollte. Es war das Vertrauen, das er spürte, wenn Vegeta in seiner Nähe war und welches von ihm ausging. Ein Vertrauen, das manchmal keiner Worte bedurfte und ihn dazu berechtigte mit ihm zu sprechen wie er wollte, ihn anzufassen und ihm etwas zu zeigen. Das ihm zeigen konnte wie verletzt der Prinz wirklich war und ihm aufzeigen konnte, welche Wege er gehen konnte und welche er lieber nicht beschritt, wenn es um das Seelenleben von eben jenem ging. Es war dieses fragile Band, das er unter allen Umständen schützen und halten wollte, es war das bewegende Seelenleben, dem er mehr Chancen wünschte und das er ebenso schützen wollte, so dass es nicht noch weiter durcheinander geriet. Es waren die wirbelnden Emotionen in diesen Augen, die Vegeta sonst immer so vehement verschlossen hielt und ihn kalt wirken ließ, obwohl jeder wusste, dass er mehr davon hatte, als dieser selbst zugeben wollte. Er flog langsam um sich voll und ganz auf das leichte Flackern zu konzentrieren, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und fragte sich, wie weit der Andere in dieser kurzen Zeit gekommen sein konnte. Er konnte nicht mit voller Kraft fliegen, dann würde er ihn besser spüren, bezweifelte er doch, dass Vegeta sich soweit unter Kontrolle hatte um selbst dann noch seine Aura zu unterdrücken. Und doch war der Planet groß, die Möglichkeiten unzählig und wenn er wirklich nicht gefunden werden wollte… Nein, er brach den Gedanken ab, er würde ihn finden. Mit neuer Entschlossenheit flog er ein wenig schneller, ließ seinen Blick über den Horizont schweifen, über die Gegend unter sich. Die Stadt war Waldgebiet gewichen, der Wald wich unbebauter Wiese und bevor er sich versah, stand dort im Halbdunkel die allzu bekannte Silhouette und er ließ sich sinken, setzte vorsichtig, leise im Gras auf und blieb erst einmal stehen, wollte sehen, ob er bemerkt wurde oder nicht. Wenn nicht war es keine gute Idee sofort auf ihn zuzugehen, es konnte schmerzhaft für ihn werden. Beängstigend für den Anderen, frustrierend – es konnte ausarten und das wollte er nicht. Vorsichtig die Lage taxieren, sagte er sich. Erst nachdenken, dann Handeln, das konnte im Umgang mit Vegeta manchmal wahre Wunder bewirken. Aber in seinen Augen sah er einfach nur verloren aus – die Arme nicht wie üblich zum Eigenschutz vor der Brust verschränkt, sondern schlapp an seinen Seiten hängend starrte er in die Ferne und auch die Tatsache, dass dieser Vegeta nicht wie sein alter Ego eine offene Wiese anstatt eines höher gelegenen Platzes gewählt hatte, an dem er alles überblicken und wie eine Statue thronen konnte, wunderte ihn, ließ ihn noch verlorener wirken, als er es ohnehin schon tat. Langsam ging er zwei Schritte auf ihn zu, bevor er begann ihn zu umrunden, so dass er letzten Endes vor ihm zum Stehen kam und damit nicht mehr unentdeckt bleiben würde. Doch Vegeta sah ihn nicht an, wandte bewusst den Blick ab und ließ ihn zur Seite schweifen, verlor sich ein weiteres Mal in der Ferne und alles, was er machen konnte, war innerlich zu Seufzen. Welch Chaos so ein dummer Unfall anrichten konnte, wie viele Umstände plötzlich verschoben, wie viele Routinen zerstört worden waren und wie viele Personen ihrem Alltag entrissen. Er hatte die Leben zweier Familien mit einer einzigen unüberlegten Aktion völlig durcheinander gebracht und hatte jetzt keine Ahnung mehr, wie er diesen Fehler wieder gut machen konnte, wusste nicht, was er sagen, wie er anfangen sollte. Sie alle hatten Fehler gemacht und derjenige, der darunter leiden musste, war normalerweise derjenige, der selbst Fehler machte und sich einen Scheißdreck darum kümmerte, wie es anderen dabei ging. Wie sagte er immer: Wenn es euch nicht passt, Pech für euch! Dabei war es ihm nie wirklich scheißegal gewesen, das wusste Goku und das war auch der Grund, wieso er nie seinen Glauben in Vegeta verloren hatte, egal was sich dieser geleistet hatte. Vielleicht sollte er eben jenen Glauben auch in andere Personen setzen, vielleicht in die Situation an sich. Er hatte es so lange geschafft, so viel durchgemacht und überstanden – es wäre wirklich nicht er, wenn er nicht so weitermachen konnte, auch wenn es tierisch an seiner Kraft zerrte und er sich wünschte, dass er diesen Kampf mit seinen Fäusten ausfechten könnte, nicht mit seinem Geist. Das ging aber nicht, er hatte es von Anfang an geahnt. „Vegeta?“, fragte er, seine Stimme so leise wie selten, so einfühlsam es ihm im Moment möglich war. Er wollte ihn nicht erschrecken, wollte ihn nicht verschrecken, wollte ihn nicht reizen. Er wollte nur Augenkontakt herstellen, ein Zeichen, dass er verstanden hatte und sah, dass er hier war, nur für ihn. Aber er bekam ihn nicht, der Prinz stand dort einfach nur vor dunkler werdendem Himmel und sah zur Seite, vermied es noch immer ihn anzusehen. „Sie hat’s nicht so gemeint.“, versuchte er weiter, aber so stur, wie nur Vegeta sein konnte, bewirkte er auch dieses Mal nichts. Nur das leichte Heben und Senken seiner Brust in Atemzügen, die zu schnell und unregelmäßig für die Stille waren und es dämmerte ihm, während er einen genaueren Blick auf ihn warf. So unbeteiligt er aussah, so sehr kämpfte er im Inneren. „Du warst zu schnell weg, das war nicht alles, was sie gesagt hat.“ Ein leichtes Schnauben, keine Worte, den Blick immer noch abgewandt. Dass er ihm nicht glauben würde war klar, er hatte nichts anderes erwartet. Im Grunde war es völlig normal, so unreal diese Szene hier war. Kami, wer hätte jemals auch nur im Traum daran gedacht, dass ausgerechnet er mit Vegeta über solche Dinge reden würde? Schien, als ob sich nicht nur dessen Leben völlig gewandelt hatte. „Schätze, es ist egal, was ich dir sagen werde, hm?“ Jetzt endlich sah er ihn an, nur eine einzelne Sekunde, ein nichts aussagender kleiner Blick und doch sah Goku vieles. Er wusste, hier zu stehen hatte er nur dem Umstand zu verdanken, dass sich Vegeta so sehr verändert hatte, dass er vergessen hatte. Er wusste, dass dieser an jedem anderen Tag im Leben, wenn dieses nicht völlig aus den Fugen geraten wäre, Amok gelaufen wäre und selbst er Probleme damit gehabt hätte ihn aufzuhalten. So ungern es der Prinz immer zugab, so wenig er es zeigte, Goku wusste, dass er seine Familie liebte und diese Worte würden ihn über den Rand einer Klippe stoßen, über den Rand seines denkenden Verstandes und selbst jetzt musste etwas tief in ihm vorhanden sein, denn sonst würde er nicht so reagieren. Ein Gefühl, eine Emotion, ein Gedanke – es musste etwas dort sein, sonst würden ihn die Worte nicht so sehr verletzen, sonst würden es die Taten Bulmas in den letzten Wochen nicht tun. Aber er sah ihn, den Schmerz in den schwarzen Augen, den leidlichen Versuch ruhig zu bleiben und es nicht zu zeigen, es in sich zu verbannen. Er hatte Wochen in diesem Haus verbracht, viele Tage, in denen er sich erst wundern, dann ärgern und letzten Endes vielleicht leben konnte. Viele Worte waren gefallen, viele Dinge getan worden und vieles passte nicht zusammen, das erkannte auch Goku sehr gut. Es war unmöglich die Veränderungen zu übersehen, die Verwirrung nicht wahrzunehmen, die stille Wut und die Vorwürfe zu überhören. „Ich mach dir nen Vorschlag.“ Wieder streifte Vegetas Blick den seinen nur kurz. „Wir lassen das Thema für den Moment.“, fuhr er fort, pausierte kurz. „Chichi kennst du noch?“ Vielleicht nicht die beste Idee, aber die einzige, die ihm auf die Schnelle eingefallen war um Vegeta abzulenken, ihn nicht sofort zurück in dieses Haus zu zerren und damit eine Katastrophe hervor zu rufen. Für heute waren genug Gefühle verletzt worden, genug Worte gefallen und genug falsche Entscheidungen getroffen worden. Noch mehr emotional auslaugen wollte und konnte er ihn nicht, es reichte, es wurde Zeit dass mal etwas richtig lief, sich die Gemüter abkühlten und sie alle ein wenig Kraft sammeln konnten, für das, was unweigerlich kommen würde, von dem er aber noch nicht wusste, was es sein sollte. „Ja.“ Es war lange her, aber er kannte sie noch. „Gut. Mein Vorschlag: Wir vergessen das hier für ein paar Stunden, besuchen meine Frau und Goten und später, wenn wir uns alle abgekühlt haben, kommen wir noch mal dahin zurück.“ Das kurze zusammenziehen seiner Augenbrauen war Antwort genug und doch war er nicht bereit es aufzugeben. Die Idee kam nicht von ungefähr, vielleicht freute sich sein Sohn, seine Frau, vielleicht freute sich selbst Vegeta rauszukommen und mal was anderes zu sehen als sein Zimmer, die Küche oder den Platz, wo sie hin und wieder trainierten. „Geh Kakarott, lass mich in Ruhe.“ Jetzt war es am Größeren die Augen zu verdrehen, so einfach würde er es ihm dieses Mal nicht machen. Er konnte nicht immer gehen, die Augen verschließen und die Ohren zuhalten. Er konnte diese Sache nicht auf sich beruhen lassen und Vegeta – wieder einmal – damit alleine lassen. „Das werde ich nicht.“, erwiderte er und erntete die erste wirkliche Reaktion seit er hier war, indem sich Vegetas Hände wortlos ballten. Nur ein Ausdruck dafür, dass er damit nicht zufrieden war, begleitet von einem kaum wahrnehmbaren Knurren, das in der Dunkelheit bedrohlicher wirkte, als sein Besitzer es eigentlich war. „Warum kannst du nicht einfach gehen, deinen scheiß Besuch alleine machen?“ Warum konnte er nicht sehen, dass er sowieso nicht erwünscht wäre, dass er sich das Ganze nicht noch einmal antun wollte, nur die Umgebung dafür wechseln musste. Es würde sich nichts ändern wenn er es ein paar Stunden vor sich her schob, es würde sich auch nicht ändern, wenn weitere Wochen vergingen. Dachte er allen Ernstes, dass er die Abneigung nicht spürte, die Angst in seiner Gegenwart, die seltsame Atmosphäre, wenn er in der Nähe war? Dachte er, ein weiterer Besuch würde das ungute nagende Gefühl in seinem Inneren absterben lassen, es töten und in der Versenkung verschwinden lassen? Es fühlte sich so schrecklich an, so als ob sein Herz in seiner Brust zerquetscht wurde und er konnte das nicht länger mitmachen, ohne den Verstand dabei zu verlieren. „Weil ich dich gern dabeihaben würde. Goten freut sich dich zu sehen und Chichi… na ja, eure erste Begegnung ist ne Weile her, ich nehme ganz einfach an, dass du in der Zeit ein wenig aufgetaut bist.“ Wenn man sich die gesamten Umstände ansah, hatte er das wirklich, aber das bedeutete nicht, dass er sich darüber freuen würde – was er tief in sich auch nicht erwartet hatte, nur gehofft. „Sie weiß was passiert ist, Vegeta und ich glaube kaum, dass sie dich rausschmeißen wird. Sie kennt dich nur anders und deswegen war eure Begegnung ein wenig… seltsam und steif.“ Er lächelte leicht, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Vegeta es im Dunkeln auf die Entfernung sehen konnte. Das war egal, er hatte gesagt, was er sagen wollte, musste. Jetzt lag es an Vegeta die Einladung, die Ablenkung anzunehmen, denn etwas anderes würde ihm nicht übrig bleiben, ein Nein akzeptierte er dieses Mal einfach nicht. „Ich weiß wirklich nicht, warum du immer so viel reden musst.“, war aber schließlich die Antwort, während Vegeta die Augen schloss, tief einatmete. Er wusste um den Hintergedanken dieser Einladung, was noch lange nicht bedeutete, dass er sie annehmen würde oder gar darüber nachdachte. Für ihn gab es nur einen Gedanken und das war der nach seinem Verbleib, ohne störende Zwischenfälle. Wenn es nach ihm ginge würde er den ersten Gedanken den er damals nach dem Aufwachen hatte, den ersten Drang umsetzen und einfach wegrennen, aber etwas hinderte ihn daran. Er fand keine Worte dafür und er wusste auch nicht, was es war, zumal er nicht einmal eine Ahnung hatte, wo verdammt noch mal er hingehen sollte. Dass er nicht zurück konnte war klar, er war unerwünscht, das hatte er von Anfang an spüren können und müssen und es gab keine Möglichkeit für ihn, das länger mitzumachen. „So bin ich nun mal, langsam musst du dich doch dran gewöhnt haben.“ Zumindest war es eine Eigenschaft, die Vegeta in den letzten Wochen gern in Anspruch genommen hatte, wenn er sich dazu entschlossen hatte Fragen zu stellen und sein nicht vorhandenes Wissen aufzufrischen. „Ja, und mitunter kann es ziemlich nerven.“ Besonders jetzt, wo er nur alleine sein wollte und nachdenken musste. Wo er eine Lösung für sein Problem brauchte und nicht irgendeine Ablenkung, die ihm weder passte oder er Lust dazu hatte. Aber er konnte wegrennen wie er wollte, konnte den Planeten fünfmal in verschiedenen Richtungen umrunden und der Andere würde ihn trotzdem früher oder später einholen, direkt neben ihm auftauchen oder schlicht und einfach von hinten anschleichen. Er seufzte, gab es überhaupt eine Lösung für ein Problem, dessen Hintergrund er nicht kannte? Gab es eine Lösung, wenn es dort jemanden gab, der von Anfang an bei einem war und alles mit einem durchgemacht hatte, der sich sorgte, kümmerte und ihn ablenken wollte, nur um selbst nach einer anderen Lösung zu suchen, auf die man nicht gekommen wäre? „Ich weiß, das sagst du mir oft… oder hast es gesagt.“ Wenigstens eine Sache die sich nicht geändert hatte, dachte sich Vegeta. Alles andere schien in einen Topf geworfen zu sein, kräftig durchgerührt und vermischt worden, um am Ende als undefinierbares buntes Etwas wieder ausgekippt zu werden. Strukturen und Ordnung vermisste er und wusste dabei nicht, woher der Gedanke überhaupt kam. „Warum tust du das, Kakarott?“ Die Frage lag ihm schon lange auf der Zunge. Oder hatte er sie schon einmal gestellt? Er wusste es nicht, aber er brauchte eine Antwort um das Chaos in seinem Kopf einzudämmen, die wirbelnden Gedanken etwas zu bändigen und dann vernünftig nachdenken zu können. Die Antwort kam beinahe sofort, mit viel Nachdruck, viel Überzeugung, so dass man ihre Wahrheit kaum anzweifeln konnte. „Weil mir etwas an dir liegt, weil ich mir Sorgen mache und weil ich Schuld an der ganzen Misere bin. Weil ich die Chance gesehen habe, endlich ein wahrer Freund für dich zu sein, wo wir uns vorher oft einfach falsch verstanden haben und weil ich nicht will, dass es dir schlecht geht.“ Aber es war nicht die ganze Wahrheit, das spürte er irgendwie, wollte allerdings nicht darauf herumreiten und weiter nachbohren, wo das Gesagte schon zuviel war um es vollends zu verstehen. Wenn er ehrlich war verstand er nur den ersten Teil, den nachfolgenden Rest konnte er sich lediglich zusammenreimen und nicht ganz nachvollziehen, wie ihre Beziehung zueinander vorher gewesen war. „Nur deshalb die ganze Mühe mich abzulenken? Wenn du mich fragst war es ziemlich eindeutig, was die Frau gesagt hat.“ Seine Stimme wurde kräftiger und Goku konnte zu deutlich die Überzeugung in seinen Worten hören, was ihn nur dazu brachte, sich schlecht zu fühlen, die bekannte Traurigkeit in seinem Herzen zu spüren, die seit Wochen zu einem Begleiter geworden war, den er vorher nicht einmal kannte. Ein neuer Weggefährte und er wusste nicht, ob er es gut oder schlecht finden sollte. „Du hast auch nicht den Rest gehört. Du bist verschwunden, bevor sie dir alles sagen konnte.“ Ein Charakterzug, den er auf seltsame Weise behalten hatte. „Ich wüsste nicht, was es noch zu sagen gäbe.“ Und er wollte es nicht hören, nicht zuhören – eine weitere dumme Eigenschaft, die geblieben war. „Das klären wir später, so wie ich es gesagt habe.“ Sich jetzt in Worten zu verrennen war genauso schlecht wie ihn zu bedrängen, wenn er es absolut nicht wollte, aber Goku wusste, dass das hier nicht der Fall war. Wenn es so wäre, hätte er kein Wort mit ihm gewechselt, hätte er sich umgedreht und wäre gegangen. Wenn es so wäre, stünden sie jetzt nicht hier und würden versuchen eine Lösung zu finden, mit der sie beide leben konnten. „Es gibt nichts zu klären.“ Seine Stimme war nicht so fest, wie er sie gerne gehabt hätte, der Schmerz über die so offensichtliche Zurückweisung ging tiefer, als er zulassen wollte, weil dieses Haus, so wie ihm gesagt wurde, sein zu Hause war, weil diese Frau, wie ihm versichert wurde, sonst ganz anders war. „Doch gibt es und jetzt hör auf so stur zu sein.“ Goku ging auf ihn zu, hielt trotz allem genug Abstand um nicht in seine persönliche Gefahrenzone einzudringen, die Vegeta so gerne um sich herum hielt. Man spürte ihre Anwesenheit einfach, merkte, wann man zu nahe kam wenn sich seine Haltung begann zu verändern. „Komm einfach mit und überlass den Rest mir. Du wirst dich wundern, das verspreche ich dir.“ Und Vegeta konnte keine Lüge in diesen Augen erkennen, so sehr er sich auch anstrengte sie zu finden. So sehr er versuchte, sie sich einzureden, sich zu sagen, dass es nichts weiter als Ablenkung und Zeitschinden war. „Was soll ich da?“ Er fühlte sich nur unwohl in Anwesenheit anderer. „Du gibst nicht auf, was?“ Ein Lächeln traf auf sich verengende Augen. „Du auch nicht.“ Eine simple Feststellung, der Beginn des Einlenkens, selbst wenn es ihm nicht wirklich passte. Was sollte er sonst tun, wohin gehen? Was blieb ihm übrig als auf die Worte zu vertrauen, weil der Größere ihn nie belogen hatte? „Nein, und ich werd auch nicht ohne dich gehen und dich hier stehen lassen.“ Ihn jetzt von seiner Entscheidung abzubringen, wo er sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, war ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn er wollte, konnte er eben genauso stur sein wie der Prinz persönlich. „Na schön.“ Ein Seufzen, das Eingeständnis verloren zu haben, selbst wenn es nur eine Diskussion mit Worten war und kein Kampf um Leben und Tod. Es war ein Kampf um etwas anderes, um Sinn und Wahnsinn, um Erinnerungen und Leben, um sich selbst, aber das spielte keine Rolle, wenn er ihm helfen konnte. „Dann komm.“ Goku grinste breit, es war zwar nur ein kleiner Schritt aber es fühlte sich großartig an. Kein Geschrei, eine simple Auseinandersetzung mit wenigen Worten und eine Entscheidung, die wenig brauchte um durchgesetzt zu werden. Es machte ihn stolz auf sich selbst und Vegeta, weil sie es einmal geschafft hatten sich gegenüber zu stehen, ohne laut zu werden – das wäre vor dem Unfall beinahe undenkbar gewesen. Beinahe… und ohne noch etwas zu sagen drehte er sich um und hob ab, begann in die Richtung zu fliegen, in der sein Haus lag. Zeit schinden, die Gemüter abkühlen lassen, Trunks die Möglichkeit geben Bulma zu beruhigen. Wobei es beängstigend war zu wissen, dass die Eltern sich von ihren Kindern helfen lassen mussten, wo es sonst anders herum wäre. Die Erfahrung hatte er auch schon machen müssen und es hatte einen Teil seines kindlichen Leichtsinns mit sich genommen, Ernsthaftigkeit Platz gemacht. Zu Hause beim Abendbrot hob Goten den Kopf, blickte angestrengt auf die gegenüberliegende Wand und vergaß für einen Moment sein Essen, ignorierte den fragenden Blick seiner Mutter. Erst dann legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Wir kriegen Besuch.“, sagte er so beiläufig wie möglich, versuchte beim Anblick seiner Mutter nicht zu lachen und versteckte seine zuckenden Mundwinkel lieber hinter der Schale, die er in den Händen hielt. „Was? Wer denn? Um diese Zeit…“ Es war immer wieder amüsant zu sehen wie eine so simple Information seine Mutter aus dem Konzept bringen konnte, andererseits verständlich, denn es war selten hier draußen in der Einöde Besuch zu bekommen. „Dad und Vegeta.“, sagte er wieder so ruhig wie es ihm möglich war, versuchte sein Grinsen zu verbergen. Es freute ihn wirklich, dass die Beiden unterwegs waren, auch wenn er sich insgeheim fragen musste, warum das so war. In all der Zeit hatte sein Vater es nur ein paar Mal hergeschafft und dann war er immer ohne Vegeta unterwegs gewesen. Die wenigen Male, die er selbst sie besucht hatte, hatte der Prinz nicht den Anschein gemacht als wäre er begeistert gewesen, was ihn umso mehr wunderte und seine Neugier steigerte, warum sie hierher unterwegs waren. Er hatte die Gespräche zwischen seinen Eltern belauscht und konnte sich einige Dinge selbst zusammenreimen, aber das brachte ihm auch keine wirkliche Antwort. Wenn er Glück hatte, würde er heute mal nicht in sein Zimmer verbannt, was ihn zwar nicht abhielt zu lauschen, aber die Sache um einiges schwerer gestaltete. „Sie sind gleich hier.“ Wieder musste er grinsen, er konnte ihre Gedanken nahezu offen lesen. „Na super. Und ich hab nicht genug zu Essen hier.“ Genau das, was er dachte. „Beruhig dich. Vielleicht haben sie schon gegessen, und wenn nicht, kannst du immer noch was machen.“ Herrje, diese Frau war manchmal wirklich schlimm, aber es war immer wieder schön zu beobachten, dass sie sich herzlichst um Besuch kümmern konnte und wollte. Egal wer zu ihnen kam wurde bewirtet als ob er zur Familie gehörte und auch die Art, wie sie seit kurzem mit seinem Vater sprach war anders. Herzlicher, freundlicher. Und es freute ihn einfach, doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er die Tür, drehte sich auf seinem Stuhl herum und verrenkte sich halb den Hals, um durch die Küchentür in den Flur zu sehen. Sein Vater verzichtete auf den lauten Gruß und es irritierte ihn mehr, als er selbst gedacht hätte. Dieser Mann hatte sich verändert, das ahnte er, aber dennoch grinste er breit und winkte zurück, als sein Vater ihm winkte. “Hey Dad!“, schrie er, erntete einen erbosten Blick seiner Mutter, den er wieder ignorierte und wunderte sich erneut um die leise Begrüßung seines Vaters. Kein lautes durch das Haus schreien, kein lautes Lachen, nur die übliche Freundlichkeit, die in seinem Blick lag. Vielleicht war er in den letzten Wochen erwachsener geworden, als die letzten Jahre es vollbringen konnten, dachte er und beobachtete die beinahe zögerlichen Schritte Vegetas, die so gar nicht zu ihm passen wollten. Er kannte nur die stolze aufrechte Haltung, den grimmigen Blick, doch jetzt war er nur wachsam, bereit hinter jeder Ecke des Hauses einen Angriff abzuwehren und unweigerlich hoben sich seine Augenbrauen, sah er kurz zu Chichi und wieder zurück. Nichts sagen, beschloss er. Es hinnehmen und so tun als ob es ihm nicht aufgefallen war, auch wenn er es nicht das erste Mal beobachten konnte – es nagte an ihm, das war einfach unnatürlich. „Goku Schatz!“ Sie schmiss sich an ihn, sobald er die Küche betrat, küsste ihn sanft. „Oh Gott, könnt ihr das lassen?“ War ja widerlich, also ehrlich! Schnell drehte er sich wieder dem Essen zu und machte weiter wo er aufgehört hatte, hörte dennoch aufmerksam zu und beobachtete Vegeta aus den Augenwinkeln, welcher seinen Blick spüren konnte und ihm seinerseits einen zuwarf, der ihn schlucken ließ, bevor er entschuldigend grinste. „Setzt euch doch.“, wies Chichi sie an und sie taten es. Wenn sie doch nur wüsste wie unwohl er sich gerade in seiner Haut fühlte, würde sie ihn nicht so ansehen, würde Goku ihn gehen lassen. Aber das Glück hatte er nicht, bevor er sich versah stand eine Schüssel vor ihm, hatte er Stäbchen in der Hand und beobachtete erstaunt, vielleicht auch ein wenig überrumpelt die entspannte, familiäre Atmosphäre, die ganz natürlich entstanden war. Blinzelnd fragte er sich, warum das bei ihm nicht funktionierte, schob den schmerzenden Gedanken zur Seite und senkte den Blick. Unhöflich wollte er dann auch nicht sein, was Anstand war, wusste er sehr wohl und auch, dass man Einladungen dieser Art nicht ausschlug, weshalb er zögerlich anfing zu essen, während der Klos in seinem Hals mit jeder Minute größer wurde, das unschöne Gefühl in seinem Magen… je mehr dieser entspannten Atmosphäre er in sich aufnahm. Das hier war eine funktionierende Familie, die selbst noch so tat als wäre nichts gewesen, nachdem Goku nach Tagen, Wochen einmal auftauchte. Als wäre er nie weg gewesen, als würde es ihnen nichts ausmachen, als stünde die Zeit still wenn er nicht da war und lief einfach weiter, wenn er durch die Tür trat. Kapitel 22: Gespräche um die Wahrheit ------------------------------------- 22: Gespräche um die Wahrheit Vegeta spürte ihre Blicke und vermied es noch vehementer den seinen zu heben und ihnen zu begegnen. Es war schlimm genug hier zu sein und an einem Essen teilnehmen zu müssen, das ihm die letzte verbliebene Kraft aus seinen Knochen sog, es wäre allerdings noch schlimmer sich ihren Fragen stellen zu müssen und er war unendlich froh, dass bis jetzt noch keine gestellt wurde und bis auf das gelegentliche Klappern von Geschirr nichts zu hören war. Sie schienen zu respektieren, dass er zwar hier war, aber keineswegs gewillt sich in irgendeiner Art an etwas zu beteiligen, was über das eigentliche Dulden der Gegenwart der Anderen hinausging. Und sie schienen zu akzeptieren, dass er teilnahm, aber nicht den sonst üblichen Enthusiasmus über das Essen teilte. Um ehrlich zu sein stocherte er mehr in seiner Schüssel herum als dass er aß. Es war schon kalt, aber niemand war gewillt ihn darauf aufmerksam zu machen, es zu tauschen oder sonst eine Bemerkung von sich zu geben. „Also Goten, wie läuft’s in der Schule?“, fragte Goku, nur um die spannungsgeladene Stille zu durchbrechen, ein wenig Leben zurück in dieses Haus zu bringen und das schwarze Tuch zu lüften, dass sich irgendwie über sie gelegt hatte. Es dauerte ein paar Sekunden, ein Blick später und Goten überwand sich zu antworten. „Gut. Ich hab die Hausaufgaben, die du mir letztes Mal mit deiner Teleportation versaut hast, doch noch hinbekommen.“ Er grinste, konnte es nicht lassen seinem Vater unter die Nase zu reiben, dass diese Technik manchmal sehr nervig war. „Schön.“ Wenig Enthusiasmus, nur eine Kenntnisnahme, aber Goten wusste wie es gemeint war, während Vegeta leicht aufsah und den Größeren musterte, eine Augenbraue in die Höhe gezogen. Er konnte sich täuschen, aber müsste die Antwort nicht vielleicht ein klein wenig… anders ausfallen? „Schau nicht so.“ Dieses Mal lenkte Chichi die Aufmerksamkeit auf sich, lächelte ihn an und senkte die Stäbchen, die auf dem Weg zu ihrem Mund waren. „Das ist normal hier, Goku war nie in einer Schule, weshalb er wenig damit anfangen kann. Alles was er kann ist kämpfen, aber damit verdient er genug Geld um die Familie durchzubringen.“ Sie lächelte, warf einen Seitenblick zu ihrem Mann und fixierte dann wieder Vegeta, dem unter diesem Blick seltsam wurde. Er spürte, dass sie nicht immer so ruhig und zuvorkommend war, spürte diese innere Ader kurzer Geduld und hyänenhaftem Lauern. „Deswegen achte ich bei meinen Kindern ein bisschen mehr drauf, dass sie etwas Ordentliches lernen. Ich will, dass sie später etwas Vernünftiges arbeiten können und nicht ihre ganze Zeit mit Training verschwenden.“, setzte sie dem an und da war er, der Funke des Anders-seins, die wütend funkelnde Aura, die er zuvor hatte wahrnehmen können und er blinzelte sie an. Warum meinte sie, sich in seiner Gegenwart anders zu benehmen? „Na ja, bei Gohan hat’s funktioniert, fehlt nur noch einer.“ Mit ihrem Lächeln verschwand es wieder, wandelte sich ihre gesamte Aura in etwas Freundliches. Er war verwirrt, wusste aber nicht wie er seine Gedanken hätte in Worte fassen sollen und ließ seinen Mund lieber geschlossen als irgendwas zu sagen. Sie war seltsam, wechselte ihre Launen wie ihr Gesicht und erklärte ihm Dinge, nach denen er nicht gefragt hatte, die er nicht wissen wollte, nicht wissen musste. Es war ihm schlicht und einfach egal, auch wenn die Antwort Kakarotts Aufmerksamkeit erregt hatte. Und im Nachhinein könnte er sich dafür in den Arsch treten, denn jetzt war er der verdammte Mittelpunkt der Unterhaltung. Dabei wollte er sich bedeckt halten, die Sache durchziehen und dann wieder verschwinden, aber den Plan konnte er sich hiermit offiziell abschminken und das ungute, nervöse Gefühl in seinem Bauch wuchs nur noch mehr an. Er wollte nicht hier sein und sich solche belanglosen Dinge anhören, die ihn von seinen eigentlichen und wichtigeren Gedanken abhielten. Er wollte nicht so tun als ob er hier willkommen wäre, weil das vielleicht so aussehen mochte, sich aber nicht so anfühlte. Er wollte kein Teil von einem Familienessen sein, weil er kein Teil dieser Familie war und es sich schlicht und einfach falsch anfühlte. So schluckte er nur, legte seine eigenen Stäbchen zur Seite und ließ den Blick gesenkt. Es gab nichts, was er hätte sagen wollen, was er hätte sagen können und es war einfacher die Unterhaltung zu ignorieren, wenn man sie nicht auch noch sah. Es war leichter das hier durchzustehen, wenn er einfach vorgab nicht da zu sein. Chichi sah ihn an, nur um sich einige Sekunden später fragend an Goku zu wenden, doch kein Ton von sich zu geben. Dieser jedoch zuckte nur mit den Schultern, blickte seinerseits zu Vegeta und dann zu Goten, nur um dieselbe Reaktion zu ernten, die er eben gegeben hatte. Er konnte sich vorstellen was in Vegeta vorgehen mochte, aber viel dagegen machen konnte er auch nicht und hatte gehofft, dass sein Sohn mit seinem jugendlichen Leichtsinn vielleicht eine Idee beizusteuern hatte, aber dem war wohl nicht so. Mussten sie alle mit dieser seltsamen Atmosphäre leben und so tun, als ob es sie nicht gäbe, weiteressen und dann… konnten sie wieder gehen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee Vegeta hierher gebracht zu haben, er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut und gab damit ein Bild ab, das absolut nicht zu ihm passen wollte und das er auch nicht unbedingt so sehen wollte. Aber jetzt war es zu spät. Er sah nur dass diese vorsichtige Distanz, die alarmbereite Haltung in den letzten Tagen gemildert war, dass sie sich in etwas gewandelt hatte, das er nicht ganz beschreiben konnte. Es war zwar noch Vorsicht in ihm, das spürte man nur zu deutlich, aber der gesenkte Blick passte nicht zu ihm. Es schien fast wie Unterwürfigkeit, ein Akzeptieren der Gegebenheiten, die er sowieso nicht ändern konnte. Falsch, falsch, falsch. Vegeta sollte alleine mit seiner Präsenz diesen Tisch einnehmen, den Raum erdrücken, so wie er es immer getan hatte. Nicht dieses stumme hinnehmen, es raubte ihm den letzten Nerv und er war versucht frustriert zu seufzen, ließ es aber im letzten Moment sein, schluckte es runter und stellte seine Schüssel zur Seite. Der Appetit war ihm sowieso vergangen. „Chichi.“ Ohne sie anzusehen und sie musste nur einen kurzen Blick in seine Richtung werfen, um genau zu wissen, was er wollte, was er meinte. Es stand in seinem Gesicht geschrieben und sie konnte sich des Lächelns nicht erwehren, weil es auf seine ganz besondere Art und Weise wirklich etwas Besonderes war. „Schon gut, mach ruhig.“, erwiderte sie leise, brachte Goten mit einem Blick und ihrem Zeigefinger auf ihren eigenen Lippen zum Schweigen, bevor dieser überhaupt den Mund öffnen konnte. Natürlich hatte er die Spannung gespürt, aber mussten immer gleich alle wieder verschwinden? Aber seine Mutter schüttelte nur den Kopf, verneinte seinen Einwand, den er nicht einmal stellen konnte. Er konnte nur beobachten, wie sein Vater im Aufstehen zwei Finger an die Stirn legte, seiner Mutter ein stummes Danke hauchte und nach Vegeta griff, beinahe im selben Augenblick verschwand. Mehr als die nunmehr leeren Stühle ansehen, konnte er nicht mehr. „Was hat er, Mum?“, fragte er schließlich, ohne klar zu sagen, welchen von Beiden er meinte, aber sie wusste es auch so. „Das weiß ich nicht Schatz, aber…“ Eine kleine Pause, suchen nach den richtigen Worten. „… es macht ihn fertig. Ich hab ihn noch nie so gesehen, selbst vor ein paar Wochen sah er noch besser aus. Vielleicht sollte dein Vater seine Entscheidung die Dragonballs zu benutzen, noch einmal überdenken.“ Es tat keinem von ihnen gut was sie machten. Wenn es hart auf hart kam, könnte sogar alles den Bach runtergehen, zusammenbrechen und sie wusste nicht, ob sie das dem Prinzen wünschen wollte. Im selben Augenblick landete Vegeta auf dem Rasen der CC unweit des Hauses auf seinem Hintern und brauchte erst einmal einen Moment um die Lage zu analysieren, in sich aufzunehmen und zu verarbeiten. Verwirrt blinzelnd sah er auf zu Goku, der sich gerade zu ihm nach unten hockte und ansah, einen dieser mitleidigen und doch entschuldigenden Blicke in seinem Gesicht. „Tut mir leid, aber ich dachte du willst vielleicht gehen.“, sagte er dann. „Und um die Sache zu verkürzen, hab ich es so geregelt. Wir haben alle gemerkt wie unwohl du dich fühlst, denk bloß nicht, dass es uns egal wäre.“, hängte er dem an, stand jedoch nicht auf, sondern blieb so vor ihm hocken, sah ihn eindringlich an. „Ich weiß ja, dass du grad andere Gedanken hast und die Vorstellung der heilen Welt bei mir zu Hause nicht förderlich ist, schon gar nicht, wenn es grad scheint, als wärst du hier nicht willkommen.“ Ein Seitenblick auf das Haus, ein tiefes Seufzen und er wusste einfach nicht mehr, was er noch sagen sollte. Seine Ideen fanden ein Ende, seine Kraft den Kampf so weiter zu führen nahm ab und er befand sich nur einen Schritt von einem Abgrund entfernt wieder, an dem er überlegen musste, was er als nächstes tun musste, an dem seine Entscheidungen fallen konnten oder vielleicht doch richtig waren. „Aber das stimmt so nicht ganz, du bist hier willkommen und ich werde es dir beweisen, wenn du mir die Chance dazu gibst.“ Immerhin wusste er, dass wenn Vegeta sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, es schwer war ihn anderweitig von etwas zu überzeugen. Meist musste er selbst erst auf die Nase fallen und merken, dass sein Weg nicht begehbar war. Aber Vegeta starrte ihn nur an, gab weder ein Zeichen dafür, dass er das nicht wollte, noch dafür, dass es vielleicht okay wäre. Nur gelegentliches Blinzeln verriet ihm, dass er noch da war, der nachdenkliche Ausdruck in seinen Augen, ein Hin und Herwiegen der Möglichkeiten, Gedanken, die er förmlich greifen konnte. Das waren die Momente, in denen er beinahe froh war, wie sich der neue Vegeta entwickelte – es war soviel einfacher ihn zu deuten, zu lesen, zu raten, was in ihm vorgehen konnte. Zwar nicht immer, denn manchmal war es beinahe noch schwerer als zuvor, aber all das war den Stress wert, all das hier, diese Verletzlichkeit, das Vertrauen, das er ihm entgegenbrachte. „Was hast du vor?“ Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis die Worte Vegetas Lippen verließen und er lächelte leicht. Gerade genug, um es nicht wirken zu lassen, als wäre es nicht ehrlich, gerade lange genug, um ihm zu zeigen, dass er stolz auf die Frage, auf die Entscheidung war. „Ich werde mit ihr reden…“, antwortete er, setzte sich nun auch ins Gras und sah ihm noch immer in die Augen, die dem Braten nicht ganz zu trauen schienen. Die ureigene instinktive Abneigung gegen Dinge, die er nicht beeinflussen konnte, die er in die Hände anderer legen musste und somit nicht selbst lösen konnte. Probleme zu haben war eine Sache, sie zu lösen sollte einem selbst überlassen bleiben. Probleme zu haben und sie nicht lösen zu können, an ihnen zu ersticken, war etwas ganz anderes. „… und du wirst dabei zuhören, ohne dass sie es weiß. Ich denke, dann weißt du ganz genau, dass es eigentlich nicht so ist, wie du denkst.“ Wobei er es nur zu verständlich war, dass Vegeta so dachte, dass er sich so fühlte und die Worte falsch verstanden hatte – er war eben nicht lange genug da gewesen, um die anderen zu hören. „Was soll das bringen?“ Die Widerworte hatte er erwartet und am liebsten würde er laut seufzen, ihm links und rechts eine scheuern und zusehen, wie er ein wenig Verstand in diesen Kopf bringen konnte. Aber das konnte er nicht machen, Vegeta konnte nichts dafür, im Grunde sollten sie froh sein, dass ihm das Ganze mit Bulma nicht am Arsch vorbei ging, sondern er sich wirkliche Gedanken darum zu machen schien. „Was es bringen wird, weiß ich nicht, aber du kannst dann endlich aufhören dir den Kopf zu zerbrechen. Und wag jetzt ja nicht es abstreiten zu wollen, man sieht es dir an… nicht nur ich.“ Gott, wieso musste man ihn zu seinem Glück zwingen? So oft in den letzten Wochen hatte er ihm zugehört, wieso begann er ausgerechnet jetzt seinen Dickschädel wieder zu bekommen und seine Sturheit durchsetzen zu wollen? So nicht, nicht mit ihm und nicht, wenn er sah, dass dieser Dickschädel einen Fehler machte und er etwas dagegen unternehmen konnte! Er bekam keine Antwort, hatte auch keine erwartet. Vielleicht war es besser, wenn er so mit ihm sprach, anstatt einen auf verständnisvoll und weich zu machen – so zumindest war er sich des Gehörs des Kleineren sicher. „Na also. Und jetzt komm, hör dir an, was sie zu sagen hat und denk danach weiter drüber nach. Was bringt es dir jetzt, wenn du nicht einmal alles gehört hast?“ Ein Schnauben und das Verschränken der Arme waren die Antwort und er stand langsam auf, hielt ihm Hand hin um ihm aufzuhelfen. „Ich werde kein Nein akzeptieren.“, hängte er an, hielt die Hand weiterhin, auch wenn Vegeta die Augen gesenkt hatte, selbst nachzudenken schien. Die Zeit zog sich dahin, er fragte sich ernsthaft wie lange jemand die Möglichkeiten abwägen musste, wie lange er nachdenken musste um zu einem Schluss zu kommen, der für ihn selbst so eindeutig auf der Hand lag. Es gab hier kein gewinnen oder verlieren, selbst wenn es nicht so laufen würde, wie geplant – dann hatte er zumindest die Wahrheit und konnte danach handeln, anstatt sich selbst fertig zu machen. Diese neue Eigenschaft gefiel ihm ganz und gar nicht. „Du bist so penetrant.“, sagte Vegeta, nahm aber trotz allem die Hand an und ließ sich auf die Beine ziehen. Seinen Widerwillen sah man ihm an und doch hatte er sich breitschlagen lassen, weil er es selbst leid war so sehr in Gedanken zu versinken. Weil er nicht beim Anblick einer heilen Familie diesen Stich in seiner Brust spüren wollte, das ungute Gefühl in seinem Inneren wirklich nicht gewollt zu sein. Es wurmte ihn so sehr, dass es ihn überhaupt juckte. Gut, er wusste, dass der Junge sein Sohn war und dementsprechend auch eine Mutter dazu vorhanden sein musste, aber sein Gehirn hatte die Information noch nicht wieder freigegeben und deshalb wusste er es auch nicht besser, als das was ihm gesagt wurde. Was ihn nervte war aber, dass es ihn störte. Dass er die Worte so ernst genommen hatte und nicht verstand, warum die Frau das tat, warum sie ihn behandelte wie Dreck, wenn er doch zu ihr gehören sollte. Und es störte ihn, dass es sich schrecklich anfühlte, die Erkenntnis, dass es so nicht sein sollte, auch wenn er es nicht besser wusste. „Ich weiß.“ Goku grinste ihn an und er verdrehte die Augen. Wieso hörte er nur auf diesen Kerl, der ihm gleichermaßen half, wie er es auch schaffte ihn auf die Palme zu bringen. Aber er war trotzdem da, tat sich jede seiner Launen an – es sollte also nicht zuviel verlangt sein, es einfach zu machen wie er es sagte, oder? Also sah er ihn an, musste und wollte nicht sagen, dass er endlich anfangen sollte. Viel lieber würde er sich umdrehen, gehen und ohne einen Blick zurück einfach verschwinden, auch wenn ihn der Gedanke an seinen Sohn doch davon abhielt. Er wollte doch auch nur leben, wollte sich erinnern und wollte verdammt noch mal wissen, was vor sich ging, ohne sich ständig zu fragen, was was war. Goku atmete noch einmal tief durch, legte ihm schließlich die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Beinahe schien es als ob er sich selbst Mut für das vor ihm stehende Gespräch zusprechen wollte, nicht nur ihm den nötigen Anstoß geben wollte. Aber letzten Endes drehte er sich um und ging, ohne einen Blick zurück zu Vegeta, weil er wusste, dass dieser ihm folgte, zwar zögerlich, aber er tat es. ----- Bulma saß im Wohnzimmer. Der Fernseher war zwar eingeschalten, aber auf stumm gestellt und sie schaute eher durch die Mattscheibe, als dass sie sah, was dort lief. Noch einmal tief Luft holend deutete er Vegeta draußen stehen zu bleiben und betrat den großen Raum, nicht sicher, wie er anfangen sollte, ob er anfangen sollte. Aber es brachte alles nichts, er konnte nicht weiterhin tatenlos zusehen, wie sich zwei seiner engsten Freunde fertig machten, weil sie nicht schafften ein Gespräch gemeinsam zu führen, weil sie es nicht fertig brachten sich auch nur anzusehen, ohne die Situation zu sehen, die sie auseinander gebracht hatte. „Bulma?“, sagte er leise und doch sah er, dass sie unter seiner plötzlichen Stimme zusammenzuckte. Es tat ihm leid, aber es gab jetzt kein zurück mehr, sein Vorhaben musste er durchsetzen sonst wäre die einzige Möglichkeit Vegeta zu so etwas zu bringen verloren gewesen und die Möglichkeit ihm die Wahrheit zu zeigen, ohne es in ihn einprügeln zu müssen, ebenfalls. „Goku, was machst du denn hier?“ Sie hatte sich zu ihm gedreht und er konnte in ihren Augen die Tränen schimmern sehen, obwohl es schon wieder seine Zeit her war, seit das geschehen war. Es tat ihm leid, aber er musste ihr ein weiteres Mal die Augen öffnen, bevor das Ganze aus dem Ruder lief und schief ging, bevor einer von Beiden einen weiteren Fehler machte und den Anderen damit vergraulte. Das konnte er nicht zulassen, das wollte er einfach nicht sehen. „Ich muss mit dir reden.“, sagte er deshalb, lief um die Couch herum und setzte sich neben sie, einen gewissen Abstand haltend. „Aber ich dachte, dass du nach Ve…“, begann sie, wurde aber unterbrochen. „Das spielt jetzt keine Rolle. Das hier ist wichtiger.“ Und sie verstand, er konnte es sehen, in ihren Augen, in ihrer Haltung, die ein weiteres Mal ein wenig in sich zusammen sank. „Also…“, setzte er an, schloss den Mund aber wieder, weil er sich in all seinen Überlegungen nicht überlegt hatte, wie zum Teufel er eigentlich anfangen sollte. Es war so schwer einen vernünftigen Punkt zu finden, ohne sie gleich auf dem falschen Fuß zu erwischen. „… warum tust du das?“ Und sie sah ihn an, formte mit ihren Lippen eine schmale Linie, weil sie genau wusste, was er meinte ohne dass er dafür die Worte in den Mund nehmen musste. Es dauerte einige Zeit, Sekunden wurden zu Minuten und schließlich seufzte sie leise, wischte sich mit einer Hand über die Augen, um die verbliebenen Tränen zu entfernen, einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Er ahnte, was kommen sollte, aber so leicht schob sie die Schuld nicht wieder von sich. „Es ist schwer zu erklären, Goku.“, begann sie schließlich leise und er bekam Zweifel, ob Vegeta überhaupt alles würde hören können. Dennoch nickte er nur, deutete ihr an weiter zu sprechen. „Nach dem Unfall ist er so viel wie früher und ich will nicht noch einmal einen flegelhaften, ungehobelten, lauten, nichts respektierenden Saiyajin hier haben.“, führte sie weiter aus und er konnte nicht anders als die Augenbrauen ein wenig zusammen zu ziehen. Was er kannte und was er gesehen hatte, war alles andere als das und außerdem fühlte er sich selbst ein wenig angegriffen. „Aber das ist er doch gar ni…“, begann er sich und Vegeta zu verteidigen, wurde aber unterbrochen. „Ich habe nicht umsonst so viele Jahre investiert, um ihn jetzt zurück in Zeiten zu bringen, wo er herkam.“ Ihre Augen schimmerten feucht, seine anfängliche Wut schwand, ging aber nicht ganz. „Es ist ganz an…“ Ein weiteres Mal wurde er unterbrochen. „Weißt du, er war so ruhig geworden. Mal abgesehen von euren Trainingseinheiten war er ein ganz normaler Mann, der zwar manchmal seine eigene Kraft nicht kannte, aber trotzdem…“, führte sie weiter, aber er konnte seine Genervtheit darüber, ständig unterbrochen zu werden, nicht länger zurückhalten. Schön und gut, wenn sie ihm etwas erzählen wollte, aber bevor sie sich wieder in ihrer schützenden Blase verkroch, in der nur Vegeta Unrecht tat, funkte er lieber dazwischen. “Jetzt hör mir doch auch mal zu!“, sagte er deswegen, ein wenig lauter als beabsichtigt, aber noch nicht laut und harsch genug, um sie zu erschrecken. Das war gut, wenn er Glück hatte, hatte er einmal den richtigen Ton getroffen. „Hast du ihn dir in den letzten Wochen mal genau angesehen?“ Nur ein schwaches Kopfschütteln galt als Antwort und er fragte sich, wieso Menschen das immer taten. Vielleicht färbte Vegeta mit all seinen Instinkten auf ihn ab, aber diese Gesten waren gerade sehr nervend, vor allem wo Vegeta da draußen stand und eigentlich zuhören sollte. „Dachte ich mir.“, sagte er trotzdem so ruhig wie möglich und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, unterdrückte ein Seufzen, das sich seinen Weg nach Draußen suchen wollte. „Vielleicht solltest du das mal nachholen und deine Vorurteile überdenken. Es ist nicht so, wie du denkst, er ist anders. Mag sein, dass er früher einmal so war, wild und voll Hass. Gleichgültig. Es mag auch sein, dass nach dem Unfall einiges schief gelaufen ist und auch einige Dinge zu Bruch gegangen sind… aber Bulma, das sind Peanuts für dich. Du bezahlst das aus deiner Portokasse und hast dich in fast 20 Jahren kaum darüber beschwert, weil du dich damit abgefunden hast, dass er eben kein Mensch ist. Aber das ist nicht der einzige Grund für deine so offensichtliche Feindseligkeit.“ Sie sah ihn geschockt an. Einer der wenigen Momente, in denen er seine Freundlichkeit ablegte, hinten anstellte und nur sprach, was er dachte. Seine unverfälschten Worte für die Wahrheit, wie er sie empfand, auch wenn es für Bulma nicht so ausgesehen haben mochte – es war Feindseligkeit und er ärgerte sich, die Tatsache nicht eher begriffen zu haben, schon damals, als sie ihm die Handschellen umlegte. „Sieh ihn dir an, beobachte ihn und du wirst erkennen, dass er nicht so ist wie er war, als er auf die Erde gekommen ist. Vielleicht erfordert er genauso viel Geduld…“ Und das hatte er am eigenen Leib erfahren müssen, sie selbst aufbringen und immer neue Ressourcen finden müssen. „…aber auf eine andere Art. Er hat alles vergessen, versetz dich mal in seine Lage. Sich in einer Welt zurecht zu finden wo dich alle kennen, nur du selbst sie plötzlich nicht mehr einordnen kannst, kann einen ziemlich verwirren. Er kommt sich verloren vor und versucht trotzdem immer das Beste draus zu machen, weil er keine andere Möglichkeit hat als sich auf seine Instinkte und unsere Worte zu verlassen. Mehr kann man nicht verlangen und mein Gott, selbst wenn etwas schief geht, ist das kein Grund ihn so zu behandeln.“ Noch ein geschockter Blick, Erkenntnis und weitere Tränen, die in ihren Augen schimmerten, sich am unteren Rand sammelten und drohten überzulaufen. „Aber was soll er denken und fühlen, wenn das, was ich ihm erzähle, nicht passen will? Wenn du dich nicht verhältst wie sonst, wie ich dich beschreibe und meine Geschichten über dich als seine Frau, in seinen Augen keinen Sinn ergeben können?“ Nur Stille, hilfloses Starren, das Öffnen ihres Mundes in der Hoffnung etwas sagen zu können, nur um ihn doch wieder zu schließen, die Schultern zu zucken. „Das weiß ich.“, sagte sie letzten Endes aber doch noch leise, seufzend. „Immer wenn ich ihn nicht sehe, weiß ich genau das, denke darüber nach und weiß auch, dass ich ihm Unrecht tue. Ich sehe es, wie sich sogar Trunks mit ihm versteht, obwohl er solche Angst davor hatte und nehme mir selbst immer wieder vor, es genauso zu machen, es selbst noch mal zu versuchen…“ Sekundenlange Pause, stille Vorbereitung die er nicht unterbrechen wollte, weil er wusste, dass sie noch nicht fertig war. „Aber dann sehe ich ihn und der Vorsatz zerfällt einfach im Nichts und ich weiß nicht einmal, warum das so ist. Er erinnert sich nicht an mich und das tut mir genauso weh wie wahrscheinlich ihm auch, aber anstatt es zu ändern, ihm näher zu kommen, wälze ich den Schmerz nur um und will ihm wehtun, damit es ihm genauso schlecht geht wie mir.“ Und sie schimpfte sich Wissenschaftlerin. „Schätze, Gefühle siegen doch über den Verstand.“, hängte sie dem noch an, bevor sie den Blick senkte. Es war wie damals, nur dass es jetzt genau anders herum lief. Damals, vor so vielen Jahren, hatte sie die Warnungen aller in den Wind geschlagen, sich trotz seiner Kälte und der groben Art mit ihm eingelassen. Damals hatte sie ihre Angst begraben und mit dem wenigen Wissen über ihn an das Gute in ihm geglaubt und Recht behalten. Warum konnte sie das plötzlich nicht mehr? Warum tat es ihr weh ihn anzusehen und zu wissen, dass er sich nicht erinnerte? Selbst damals hatte sie mehr Geduld, war trotz beständiger Abweisungen, Beschimpfungen an der Sache dran geblieben, hatte nicht aufgegeben. „Wenn du so weitermachst, bekommst du ihn aber auch nicht wieder. Er steht kurz davor zu gehen und ohne ein weiteres Wort Lebwohl zu sagen, aber glaub mir, leicht fällt es ihm auch nicht.“, riss Goku sie schließlich aus ihren Überlegungen und sie konnte nichts weiter, als ihn anzustarren, zu schlucken. „Was soll ich nur machen?“, fragte sie, die Augen voll Tränen. „Das, was ich dir zu Anfang schon gesagt habe.“ Seine eigene Stimme war traurig, wenn das hier nicht klappte, dann waren alle Bemühungen umsonst, jeder weitere Versuch sinnlos. „Aber… er ist doch nicht einmal mehr hier.“, schluchzte sie halb, sah ihn wehleidig, traurig und niedergeschlagen an und er konnte sich sein Lächeln gerade noch verkneifen. „Nicht ganz.“, sagte er nur, ohne weiter darauf einzugehen. „Was meinst du? Du hast ihn doch gesucht, wo ist er?“ Jetzt straffte sie ihre Gestalt, konnte die leichte Sorge nicht aus ihrer Stimme halten und auf Gokus Lippen bildete sich ein kleines Grinsen. „Hier, genau vor der Tür.“, sagte er ruhig, mit einem Hauch Amüsiertheit und sie starrte ihn geschockt an. „Du kannst reinkommen.“, sagte er etwas lauter, wusste er doch, dass sich der Prinz noch immer dort befand, wo er ihn zurückgelassen hatte und war innerlich mehr als froh, als er nicht einfach wieder gegangen war, nachdem er den Anfang gehört hatte. Und eben jener tat wie ihm gesagt wurde, blieb allerdings unweit der Tür wieder stehen und sah die Beiden einfach nur an, während sich Bulma langsam von Goku löste und ihren Blick dahin schweifen ließ, wo ihr Mann stand, ein ersticktes Schluchzen in ihrer Kehle. „Macht was draus.“, sagte Goku noch, stand auf und wollte gerade gehen, kam allerdings nicht mehr dazu. Gerade als er an Vegeta vorbeigehen wollte, fasste dieser sich an den Kopf, keuchte und schwankte einen Schritt zurück… Kapitel 23: Was wir tun, ist nicht immer das, was wir wollen ------------------------------------------------------------ 23: Was wir tun, ist nicht immer das, was wir wollen „Macht was draus.“, sagte Goku noch, stand auf und wollte gerade gehen, kam allerdings nicht mehr dazu. Gerade als er an Vegeta vorbeigehen wollte, fasste dieser sich an den Kopf, keuchte und schwankte einen Schritt zurück… „Was?“ Musste das ausgerechnet jetzt sein, musste Vegeta sich ausgerechnet diesen Moment aussuchen? Es hätte jeder andere Zeitpunkt an diesem Tag sein können und ausgerechnet jetzt, wo er Bulma so weit hatte wenigstens einmal vernünftig mit ihm zu reden… innerlich fragte er sich, warum sein Schicksal ihn gerade dermaßen verarschen musste, während er instinktiv nach Vegetas Arm griff und versuchte ihn zu stabilisieren. „Was ist los?“ Bulma war inzwischen ebenfalls aufgestanden und so teilnahmslos sie die letzten Wochen gewirkt hatte, so daneben sie sich benommen hatte, jetzt konnte er die Sorge bei einem kurzen Blick auf sie erkennen und es freute ihn sogar ein wenig. Wenn diese Sorge anders und von alleine auf ihrem Gesicht erschienen wäre, wäre es ihm allerdings noch lieber gewesen. „Erklär ich dir, wenn ich Zeit hab. Ist gleich vorbei.“ Das zumindest hoffte er. Nur dieses eine Mal sollte es etwas kleines, weniger tiefgehendes sein, dieses Mal keine bis ins Mark erschütternde Erinnerung, die Vegeta völlig aus dem Konzept brachte. Kami, er würde sogar zu Dende beten, wenn er wissen würde, dass das etwas brachte.. Aber seine Gebete wurden auch so erhört. Es lief nur ein einziges Zittern durch den Kleineren Körper, während sich dessen Augenbrauen zusammenzogen und die Augen fest schlossen, dann stand er still. Das Einzige, was nicht normal war, war die ein wenig zu schnelle Atmung, die Tatsache, dass er sich seinem Griff nicht entwinden wollte und stattdessen mit seiner Hilfe versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es freute ihn, denn immerhin schien das hier der am wenigsten einschlagende Anfall gewesen zu sein. Und Vegeta verfluchte es. Es tat weh, war aber nicht ein solch durchschneidender Schmerz wie sonst, hinterließ nur Unwohlsein und leichten Schwindel, weshalb er die Hand nicht wegschlug und sich auf der Stelle umdrehte. Es tat weh, ja, aber es wurde auch von einem familiären Gefühl begleitet – eines, das er das erste Mal spürte, seitdem er hier war. Und es verwirrte ihn bis in seinen Kern, während er einfach nur versuchte die Bilder zu ordnen, die gerade eben seinen Geist geflutet hatten. Die blauhaarige Frau, wie sie mit dem Zeigefinger auf seine Brust, auf den Panzer seiner Rüstung tippt. Ein vor Angst verzerrtes Gesicht, auf demselben Planeten auf dem Freezer ihm das Licht ausgeknipst hatte. Zumindest schien es so, er wusste es nicht. Bulma, die ihren Sohn auf dem Arm hielt, nur ein Windelträger mit einer albernen Mütze auf dem Kopf, von Angesicht zu Angesicht mit dem Trunks aus der Zukunft. Unbestreitbar, dieses Bild war eindeutig. Er im Gleiter sitzend, die Arme vor der Brust verschränkt und stur aus dem Frontfenster starrend, die Unterhaltung der Übrigen ausblendend. Er sieht sie aus den Augenwinkeln, weiß dass sie da ist und weiß auch, dass ihr knappes rotes Kleid vorhin ein wenig zuviel seiner Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Es waren nur Bilder, Stimmen und Töne fehlten gänzlich und doch schafften diese Bilder etwas in ihm zu wecken. Es war das familiäre Gefühl, die Verwirrtheit, die er in dieser Zeit gespürt hatte, Erhabenheit und zu guter Letzt sogar Wärme. Seine Augebrauen zogen sich noch mehr zusammen und seine Stirn legte sich in Falten. Musste wirklich soviel passieren, um ihm nach all der Zeit endlich die Erinnerungen wieder zu bringen, die er brauchte um in diesem Haus zurecht zu kommen. Musste so viel Zeit vergehen, mussten so viele Worte gesagt werden, damit er diese Frau endlich als das sehen konnte, was sie ihm alle sagten, das sie war? Glauben konnte er es trotz allem noch nicht wirklich, es war mehr ein stilles Akzeptieren der Tatsachen, denn seine Erinnerungen belogen ihn nicht, selbst wenn es nicht viele waren. Es musste wahr sein, auch wenn sie ihm manchmal nicht die ganze Wahrheit sagten um ihn zu schonen, so hatten sie ihn dahingehend nie belogen. Er wusste es, Trunks war sein Sohn. Das ganze Auftreten des Jungen, sein Blick und auch die Haare sprachen dafür, dass er ein gesunder Mix zwischen ihm und dieser Frau sein musste. Die Bilder in diesem Haus sprachen ihre ganz eigene Sprache und so holte er noch einmal tief Luft um sein wild schlagendes Herz zu beruhigen, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen und den leichten dumpfen Schmerz in seinem Kopf zu ignorieren. Dann öffnete er die Augen wieder, nur um in zwei blaue, besorgte Augen zu schauen und die seinen sofort wieder ein wenig zu verengen, bevor er eine Augenbraue leicht nach oben zog. Warum war sie besorgt? In all der Zeit war sie das nicht gewesen. „Geht’s wieder?“ Kakarotts Stimme riss seinen Blick zu ihm und er nickte leicht, merkte erst jetzt, dass er festgehalten wurde und aufgrund dessen wahrscheinlich auch nicht auf dem Boden lag. Aber Kakarott verstand auch so, nahm seine Hand langsam wieder weg, blieb jedoch in Reichweite um Notfalls noch einmal eingreifen zu können. Lediglich einen kleinen Schritt nach hinten, eine halbe Drehung zur Seite um den Schein von Privatsphäre zu wahren. Und er konnte in Bulmas Augen sehen, dass sie verwundert war – über den Anfall an sich, über die Art, wie er mit Vegeta umging und dieser kaum etwas dazu sagte, kaum reagierte und es einfach wortlos geschehen ließ. Ja, das war nicht mehr ihr Mann, aber im Nachhinein wusste sie wirklich nicht, warum sie derart abweisend reagiert hatte. Jetzt und hier, wo sie ihm in die Augen blicken und seine eigene Unsicherheit lesen konnte, würde sie sich für ihr Verhalten am liebsten in den Arsch treten. Er hätte jede Hilfe gebrauchen können, die er kriegen konnte und sie hatte nichts Besseres zu tun als ihn fertig zu machen, weil er ein Verhalten an den Tag legte, das sie nicht kannte. Dabei war er soviel umgänglicher als zuvor, oder nicht? „Ist… alles wieder okay?“, fragte sie und biss sich auf die Unterlippe, nicht sicher, was sie tun, was sie hätte sonst sagen sollen. Das hier war so unwirklich, wie vor einigen Wochen, wo er sie nur stumm angesehen und sie den Vorwurf in seinen Augen hatte lesen können. Jetzt aber konnte sie nur Unsicherheit lesen, ein wenig Nervosität und dachte still bei sich, dass das nicht okay war. Er sollte stolz sein, genervt die Arme verschränkten und sie anraunzen, ihn in Ruhe zu lassen, solch dumme Fragen zu lassen. Einem Prinzen ging es immer gut… Er nickte nur, traute seiner eigenen Stimme noch nicht, schluckte trocken. Warum machte ihn das hier nervös? Warum blieb er nicht einfach bei seinem Standpunkt, bei seiner Meinung und drehte sich wieder um, ging? Warum hatte er sich das alles angehört und tief in seinem Inneren Zweifel entstehen lassen, die letzten Endes zu diesen Bildern geführt hatten, die diese Zweifel noch verstärkten, ihm sagten, dass er einen Fehler machen würde, wenn er ging. Aber außer dem hatte er nichts, konnte sie nur ansehen und auf ihren Schritt warten – er hatte nichts falsch gemacht, dieses Mal nicht und auch wenn sein Verhalten nicht immer das Beste war, so war sie es, die den ersten Schritt machen musste. „Schön. Erklärst du mir auch… was das war?“ Sie zögerte, war sich genauso unsicher wie er selbst und erneut nickte er nur leicht, wandte den Blick kurz ab und ließ ihn durch den Raum schweifen, bevor er sie wieder fixierte. Sollte er das wirklich tun? Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er noch nicht ein einziges Wort mit ihr gewechselt und er war sich nicht sicher, ob er ausgerechnet jetzt damit anfangen sollte. In diesem Leben war nichts so wie es schien, das hatte er zumindest bereits gelernt – war dann ihr Benehmen der letzten Wochen falsch oder war es das Gespräch zwischen ihr und Kakarott? Es war zu verwirrend, aber bevor er weiter darüber nachdenken und sich ein weiteres Mal in sich verlieren konnte ohne auf ein Ergebnis zu kommen, öffnete sich sein Mund von ganz alleine. „Erinnerungen.“, war allerdings alles, was er von sich gab und die Tatsache, dass er überhaupt etwas sagte, schob er auf das Gefühl, das eben jene Erinnerungen in ihm zurückgelassen hatten. Die seltenen ohne Schmerz, ein Gefühl der Geborgenheit. Bulma aber nickte, als ob sie ihn mit dieser kleinen Geste, dem Ausdruck in ihren Augen zum weiterreden bringen konnte, was er allerdings nicht tat, auf ihren nächsten Schritt wartete. „Verstehe. Und darf ich auch fragen, an was du dich erinnert hast?“ Meinte sie heute oder die ganze Zeit? Meinte sie nur jetzt, oder sollte er alles sagen, an das er sich erinnerte? „Dich.“, beschränkte er sich auf die Antwort, die er Kakarott damals auch gegeben hatte. Kurz und bündig, nicht zuviel und nicht zu wenig und nur nicht darauf eingehen, wie diese Sachen entstanden, wie sie ihn manchmal zurückließen. Das Lächeln Kakarotts hinter ihm konnte er nicht sehen, wohl aber Bulma, die es registrierte und es als gutes Zeichen auslegte. Wenn er noch immer auf der Hut wäre, würde er nicht lächeln, das hatte er während ihres Gespräches auch nicht getan und es gab ihr ein gutes Gefühl, nach all den Fehlern, die sie gemacht hatte und die beinahe alles zerstört hätten, was sie am meisten wiederhaben wollte. Wie konnte sie nur so dumm sein? Es war noch ein wenig angespannt, dachte Goku währenddessen bei sich, aber sie versuchten es zumindest, ohne dabei in den alten Trott der vergangenen Wochen zu verfallen. Ohne, dass der eine schrie und der Andere alles in sich hineinfraß, nur um sich danach wieder zurück zu ziehen und endlos darüber nachzudenken. Es war ein Fortschritt den er nur begrüßen konnte und wenn es nicht jetzt und hier in einem Streit ausartete, dann konnte er vielleicht sogar bald wieder zurück nach Hause, ohne sich allzu große Sorgen um Vegeta machen zu müssen. Dann wäre noch jemand hier um die kleinen Attacken abzufangen… für die großen Aussetzer, in denen der Kleinere nicht einmal mehr wusste, wer mit ihm sprach, wäre Bulma allerdings die falsche Wahl. Und auch Trunks wollte er das nicht zutrauen, er war zwar stark genug, aber wusste nie wirklich was er machen sollte. Jetzt aber musste er etwas unternehmen, damit das Ganze nicht mehr ganz so steif von statten ging. War ja schlimmer als ein Bewerbungsgespräch und stiller als auf einer Beerdigung. Die Beiden mussten sich doch mehr zu sagen haben als zwei Sätze! „Warum setzt ihr euch nicht?“, schmiss er ein wenig zu euphorisch in den Raum, klopfte Vegeta kurz auf die Schulter und erntete von Bulma einen verwirrten Blick, bevor ersterer sich zu ihm drehte und ihn ansah. „Was? Nein!“, schien in seinen Augen zu stehen, er konnte es greifen und seine Anspannung förmlich sehen, aber wenn er jetzt davor wegrannte, würde es niemals besser werden. Jetzt, gerade in diesem Moment erinnerte er ihn wieder an das verlorene Kind, das die Hand seiner Mutter losgelassen hatte und verzweifelt danach suchte. Die Hand, die ihn führen konnte und nicht ihm selbst überließ, weil er völlig verloren nicht wusste, was zum Teufel er überhaupt machen sollte. Wenn es nicht so ernst gewesen wäre, hätte er darüber schmunzeln können, aber Vegeta sollte nicht so aussehen, er sollte stolz und stark seinen eigenen Mann stehen. „Nun macht schon, oder wollt ihr ewig voreinander stehen und euch anschweigen?“ Er verdrehte die Augen ein wenig, fixierte erst Bulma, die dankend nickte und dann noch einmal Vegeta, der noch immer so unentschlossen im Raum stand und den Eindruck machte, als wolle er sich viel lieber in Luft auflösen, oder aber genau das tun, nur um ihr nicht zwingend näher zu kommen. Vielleicht hatte er Recht, vielleicht war das, was Vegeta vor nicht allzu langer Zeit gesagt hatte, einfach nur wahr. Zeigt wie viel Vertrauen sie hatte… sie hatte das seine zerstört ohne es zu wollen, ohne es zu wissen. So wie er nicht wusste, dass es überhaupt da gewesen war – aber damals hatte er sie nicht angegriffen, nur festgehalten. „Na los.“, sagte er noch einmal leise, nickte in Richtung Couch, vor welcher Bulma schon stand und wartete, sichtlich nervös. Dann legte er seine Hand auf seine Schulter, drückte leicht zu und ignorierte das Verengen der Augen, nur um ihm am Ende den letzten Ruck zu geben, mit ein wenig Nachdruck nach vorn zu schieben, so dass er gezwungen war einen Schritt zu gehen. Der alte Vegeta hätte diese Gesten niemals zugelassen – die Hand wäre weggeschlagen worden und wenn er doch noch den Versuch gemacht hätte, ihn in eine bestimmte Richtung zu drängen, hätte er ihn frittiert. Zeigte ihm wieder einmal, wie anders, aber auch wie fragil dieser Vegeta war. Er hatte soviel gelernt, so viel seiner Kraft wiedergewonnen, ein paar wichtige Informationen selbst wieder erlangt, aber das was er einmal gewesen war, war noch immer in all dem verschütteten Chaos begraben. Zum einen konnte er verstehen, warum jeder den alten Vegeta wiederhaben wollte, zum anderen war es gar nicht so schwer sich an diesen hier zu gewöhnen und abzuwarten, was die Zeit mit sich bringen würde. Ihre Vorstellung von ihm hatte sich nur so tief in sie gegraben, dass sie es beinahe unmöglich fanden sich an diese Vorstellung zu gewöhnen, die alte Gewohnheit war eingefahren – aber das war für ihn noch lange kein Grund ihn aufzugeben und sich selbst zu überlassen. Er war da, hin und wieder blitzten seine Verhaltensweisen auf und machten ihn sogar ein wenig glücklich. Zögerlich setzte Vegeta sich in Bewegung und Goku drehte sich um, um den Raum zu verlassen, sie alleine zu lassen und ihnen ihre Privatsphäre zu lassen. Was sie aus dieser Chance machen würden lag ganz alleine in ihrer Hand, er hatte sich schon genug eingemischt und es noch weiter zu machen, wäre schlicht und einfach nicht gut. Wie das Gespräch enden würde, wenn aus dieser steifen Situation überhaupt ein Gespräch entstehen würde, in dem Vorwürfe hinten angestellt wurden, war ganz alleine ihre Sache. Er konnte ihnen nicht mehr helfen, als er es ohnehin schon getan hatte. Er machte sich auf in sein eigenes Zimmer, die Aura Vegetas immer in seinem Hinterkopf, immer darauf achtend, ob neben den natürlichen leichten Schwankungen, die mit seinen Launen einher gingen, nicht doch etwas größeres im Anmarsch war und er eingreifen musste, falls etwas nicht so lief, wie es vielleicht sollte. Falls Vegeta sich wieder in einer seiner Erinnerungen verlor und den rechten Weg hinaus nicht mehr finden wollte. Innerlich seufzte er über den Gedanken, Vegeta war immer jemand gewesen, der sich unter Kontrolle hielt, seine Mimik, seine Gesten abgestimmt darauf, nicht zuviel preiszugeben. Jetzt konnte er ihn an seiner Aura bereits lesen wie ein aufgeschlagenes Buch. Unten im Wohnzimmer stand Vegeta schließlich ein wenig unschlüssig neben der Couch, auf der Bulma sich bereits niedergelassen hatte, mit einer genauso unschlüssigen und nervösen Geste neben sich auf das Polster klopfte, um ihn ebenfalls zum Sitzen zu bewegen. Es dauerte ein paar Sekunden bevor er sich ein Herz fasste und genau das tat, einen gewissen Sicherheitsabstand einhielt, der Bulma zwar nicht verborgen blieb, sie aber auch nichts dazu sagte. Im Leben hätte sie heute nicht erwartet hier zu sitzen und zu versuchen mit ihm zu reden. Sie hätte nicht gedacht, dass aus dem heutigen Tag, der versteckten Wut, den Vorwürfen wirklich so etwas wie eine Unterhaltung werden konnte. „Also, ich glaub wir überspringen das freundliche Geplänkel mal ein wenig.“, begann sie leise, seinen Blick versuchend einzufangen, aber er hatte sich wissentlich ein wenig zurückgezogen. Vorsichtig, würde sie fast meinen und fand es schwer, ihn mit ihrem Mann in Verbindung zu bringen, wenn er nicht genau so aussehen würde. „Es tut mir leid, was ich alles zu dir gesagt habe und ich habe dir auch schon einmal gesagt, dass mir die Sache mit den Handschellen leid tut. Zu der Zeit hab ich es einfach nicht besser gewusst und so wie du warst, hast du mich ein wenig zu sehr an die Zeit erinnert, als wir auf Namek waren.“, erzählte sie weiter und hätte beinahe geseufzt, weil er sich noch immer weigerte sie anzusehen, stur geradeaus starrte. Und doch wusste sie, dass er ihr aufmerksam zuhörte, bei der Erwähnung der Handschellen kreuzte seine Augen eine Emotion, die sie nicht deuten konnte, bevor sie wieder verschwunden war. „Ich hab mir Sorgen gemacht, um mich, um Trunks, um das Haus und um meine Eltern.“, setzte sie dem an und wusste doch, dass dieses Argument zwar gut klang, aber wenig stichhaltig war – immerhin hatte sie sich auf ihn eingelassen, oder nicht? „Wie auch immer. Es hat sich rausgestellt, dass ich falsch lag und das geb ich auch gerne zu, immerhin habe ich mich entschuldigt und du sie nicht angenommen.“ Jetzt war sie wieder dabei die Schuld zumindest zu einem gewissen Teil auf ihn zu wälzen und sie merkte es erst, als sich seine Augen leicht verengten, er sie dennoch nicht ansah. „Du hast dich entschuldigt, ja. Aber entschädigt mich das, für die Tage da oben, in denen ich nicht einmal wusste, wo ich bin, wer ihr seid, WER ich bin?“ Er betonte den letzten Teil extra ein wenig mehr, um zu verdeutlichen, dass er niemals vorhatte dieses Gebäude zu zerstören, sondern dass er lediglich verwirrt war und einfach nur weg wollte. „Nein, tut es nicht.“ Sie verstand. Sie musste ihn nur ansehen und sie verstand es, sah es plötzlich so klar, wie die ganzen letzten Wochen nicht. Was ihre Sicht getrübt hatte, wusste sie nicht, aber alleine dieser verlorene Blick, der sich an der gegenüberliegenden Wand verlor, zeigte ihr sein Innenleben, wie sie es selten gesehen, gespürt, gefühlt hatte. Er war besonders, und gerade jetzt, in diesem Moment, in diesem einen Augenblick, war er mehr als das. „Warum…“ Er suchte nach Worten und schloss für einen Wimpernschlag seine Augen, wusste nicht, wie er in Worten ausdrücken sollte, was er fühlte, was er dachte zu fühlen. „Warum hast du es dann gemacht? Ich meine…“ Warum hatte sie ihm schon gesagt, ihm zumindest versucht zu erläutern und er fand trotz allem nicht die richtigen Worte. „Wenn ich wirklich so lange schon hier war, warum so wenig Vertrauen von deiner Seite her?“ So, es war raus, auch wenn es nicht die gelungenste Formulierung war, besser wollte es ihm einfach nicht über die Lippen treten. Das Vertrauen… es war ihm zu Anfang an schon aufgefallen. Wie sollte er vertrauen, wenn ihm nicht getraut wurde, wie sollte er auftauen, wenn er mit Eisblicken erdolcht wurde? Wie sollte er glauben, dass dieses Vertrauen zuvor existierte, wenn ihm jetzt nichts weiter als Misstrauen und Wut entgegenschlug? Und Bulma schluckte auf seine direkte Frage hin, wandte den eigenen Blick ab und wusste für einen Moment nicht, wie sie sich selbst erklären sollte. Es war so schwer zu verstehen, selbst für sie und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, wie sie es ihm verständlich machen sollte. „Ich weiß nicht. Es ist schwer zu sagen, schwer zu erklären. Du hast mir Angst gemacht und nur zwei Stunden davor hast du die Küche verlassen, in deiner üblichen grummligen Art, keinen Ton verloren und mir lediglich nen kleinen Kuss auf die Wange gegeben. Ich konnte nicht glauben was passiert ist, ich konnte nicht verstehen, was vor sich ging.“ Sie schluckte abermals, konnte aber nicht die nötige Feuchtigkeit finden um die Wüste in ihrer Kehle zu befeuchten. Sie wusste um ihre Fehler, wusste, dass sie vieles falsch gemacht hatte und vieles davon nicht einmal zu verzeihen war. Trotz allem wünschte sie sich genau das. „Und dann trägt dich Goku so schwer verletzt zu mir und alles was mir bleibt, ist zu warten. Das haben wir getan, aber das Ergebnis ist nicht so ausgegangen, wie wir erwartet haben. Du wachst auf und läufst beinahe schon Amok, schießt ein Loch in die Wand, was hätte ich denn denken sollen?“, führte sie weiter, versuchte ihre Sicht der Dinge klar zu machen und sah wieder zu ihm, versuchte seinen Blick zu erhaschen und erntete doch wieder nur dieses leichte zusammenziehen seiner Augenbrauen, diesen nachdenklichen Ausdruck, den sie selbst von der Seite her erkennen und identifizieren konnte. Er sagte nichts. All das wusste er bereits, er war dabei gewesen, aber das war für ihn kein Grund ihn wie einen Gefangenen zu behandeln. Ihn einzusperren und allem zu berauben, was er noch hatte – seiner Kraft. Nichts hatte er machen können und seine Verwirrung, sein Ärger wurde nur noch größer, weil er nicht weiter wusste, weil er nicht verstand. Weil er nicht nachvollziehen konnte, wie Kakarott so sein konnte und alle anderen ihn mieden als wäre er ihr sicherer Tod. Noch heute fiel es ihm schwer mit Trunks zu reden, mit ihm in einem Raum zu sein, was sollte er also von der Frau halten? Wie sollte er reagieren, was sagen? „Ich hab nur gehen wollen.“, erwiderte er letzten Endes doch noch, senkte den Blick von der Wand zum Boden und zog die Stirn kraus. War das ein solch großes Verbrechen, war es so schlimm, dass dabei ein wenig Technik kaputt gegangen war? Er wollte nie etwas anstellen, er wollte nur weg von den Personen, die er nicht einordnen konnte, deren Gesichter und Stimmen er nicht kannte. Weg von einer Umgebung, die ihm so fremd war. „Das weiß ich jetzt auch. Aber damals dachte ich, dass du das Haus in Schutt und Asche legen wolltest. Und als wir endlich kapiert hatten, was schief gelaufen ist, was passiert ist, war es irgendwie zu spät für mich um von dieser Meinung abzutreten. Ich gab dir die Schuld an meiner Arbeit; ich gab dir die Schuld an meiner Einsamkeit. Ich beschuldigte dich deinen Sohn traumatisiert zu haben und mich alleine gelassen zu haben.“ Tränen traten beim Sprechen in ihre Augen und sie versuchte nicht einmal mehr sie zurück zu drängen und ungeschehen zu machen. Es war, wie Vegeta immer sagte, nur eine menschliche Emotion, die ausdrückte wie man sich fühlte, aber nichts besser dadurch machte. „Ich machte dich an für Dinge, für die du nichts konntest und ich schrie dich an, obwohl du es nicht verdient hast. Anstatt dir näher zu kommen und zu zeigen, dass ich auch hier bin um dir helfen zu können, habe ich dich nur verletzt.“ Wieder die Emotion, die seine Augen kreuzte, kaum wahrnehmbar durch ihre eigenen Tränen. „Und das tat ich, weil es mir selbst schlecht ging. Ich meine… du bist mein Mann, ich liebe dich und dich so zu sehen hat mich verletzt. Dich mehr mit Goku agieren zu sehen als mit deiner Familie hat mich verletzt und ich wollte dir die Schuld dafür geben. Wollte… dich verletzten, damit es mir nicht alleine so geht.“ Dabei war sie selbst Schuld. „Warum weinst du?“ Die Frage klang ehrlich, aber dennoch fehlte etwas in seiner Stimme und jetzt erkannte sie es endlich. Es war nicht wirklich so, dass er sich dafür interessierte, es war obligatorisch, er verstand die Notwenigkeit nicht und versuchte das Gesagte sowie die Gesten unter einen Hut zu bringen. Das ging nicht, verstand sie selbst, erkannte sie in dem Moment, in dem er die Frage stellte, kühl, emotionslos. „Weil es mir leid tut.“, antwortete sie dennoch, wider dem besseren Wissen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Sie wusste, dass ihre Taten so entgegen ihrer Aussage standen und konnte es ihm nicht einmal verübeln es nicht zu verstehen. Er mochte nicht immer warm und herzlich sein, aber er hatte sie niemals, NIE in seinem Leben willentlich verletzt um sich dadurch besser zu fühlen. Selbst jetzt musste das für ihn wie Verrat aussehen. „Dir ist klar, dass das unlogisch ist?“ Er blinzelte leicht Richtung Boden, wusste nicht, ob er sie endlich ansehen sollte oder nicht, entschied sich am Ende aber doch dafür. Nur einen Augenblick, dann wandte er sich wieder ab, schloss die Augen. „Das weiß ich, ja.“, sagte sie erstickt, kämpfte gegen Tränen und Schluchzen an. „Ich weiß nicht, was du verlangst. Was ihr hören wollt, wie ich entscheiden soll.“ Seine Stimme war leise und doch nicht kalt, voller Emotionen, die er selbst nur schwer unter Kontrolle hielt und sich doch weit besser hielt als sie. Dann stand er auf, langsam, als fiele es ihm schwer diese Bewegung überhaupt zu machen, wandte sich ab. „Ich werd drüber nachdenken.“, waren seine letzten Worte, bevor er das Wohnzimmer verließ, sie weinend zurückließ und Bulma nichts anderes konnte, als ihm hinterher zu schauen. Schluchzer schüttelten ihre Gestalt und doch ahnte sie bereits das Ergebnis. Sie würde es auf sich zukommen lassen, sagte sie sich, während Vegeta genauso langsam die Treppe nach oben stieg, irgendwo im Gang an einem Fenster Halt machte und hinaussah. Seine Gedanken kamen zu einem Halt. Einzig und alleine die Worte Verrat, Vertrauen und Schuld schwirrten in seinem Geist herum. Ein Ergebnis… hatte er noch nicht und er lehnte die Stirn gegen das kalte Glas, atmete tief ein und wieder aus, betrachtete den Nebel, der sich auf die Scheibe legte, während er ein trauriges Lächeln nicht verhindern konnte. Symbolisch… Kapitel 24: Wenn ein Lächeln deine Augen nicht erreicht ------------------------------------------------------- 24: Wenn ein Lächeln deine Augen nicht erreicht Was sollte er jetzt glauben? Worte waren vielleicht nichts anderes als Schein, sie konnten dir eine heile Welt vorspielen und sie innerhalb Sekundenbruchteilen wieder zerstören. Worte bedeuteten nicht viel, nicht in seiner Welt, denn mit Worten alleine konnte er nichts anfangen. Sie waren meist sowieso falsch ausgedrückt und man musste viel zu lange nach jenen suchen, die ausdrücken konnten, was in einem vorging. Mehr als einen gesellschaftlichen Charakter hatten sie für ihn nicht, eine nutzlose Geste die Tatsachen zu verdrehen und falsch wieder zu geben. Gesten zählten da weitaus mehr. Ein Augenblick konnte mehr sagen als ein Buch es jemals vermochte, der Blick in ein Gesicht konnte Bände sprechen und gemeinsam mit Mimik und der Körpersprache widerlegen, was die Worte sagen sollten. Aber beides schien hier falsch zu sein. Ihre Worte passten nicht zu ihren Augen. Ihre Taten passten nicht zu ihren Worten. Es widersprach sich alles in allem und lief ineinander und er war nicht fähig den roten Faden zu finden, der ihn durch die Geschichte leitete. An dem er ziehen konnte, um das Gewirr an Stimmen, Namen und Dingen, an Gegebenheiten, Tatsachen und Erinnerungen, Vermutungen zu entwirren. Das Knäuel aufzulösen und ein Ende finden, den Anfang suchen… irgendwas, nur nicht diese verfluchte Verwirrung, die ihm den Verstand raubte. Er seufzte leise, gedämpft und beobachtete ein weiteres Mal den Nebel, der sich vor seinem Gesicht auf die Scheibe legte, die ohnehin schon schlechte Sicht nach außen nur noch verschwommener machte. Wie der Nebel, der sich seit er hier aufgewacht war, über seinen Geist, seinen Verstand gelegt hatte und den er nicht einfach so wegwischen konnte, wenn er die Hand hob. Der sich nicht einfach so auflöste, wenn er ein wenig wartete und er war das Warten leid, es dauerte – wie lange? Tage, die sich zu Wochen vereinigten, Wochen, die zu Monaten werden würden. Wie lange genau er hier war, wusste er nicht einmal, es spielte aber auch keine große Rolle, wenn man nicht wusste, warum man da war. Es flog an einem vorbei, die Welt drehte sich weiter und man stand in der Mitte und konnte ihr nur dabei zusehen. Hin und wieder hilflos die Hand ausstrecken und versuchen einen vorbeirauschenden Farbklecks zu greifen und doch wieder versagen, weil es einem zwischen den Fingern hindurchrutscht und seinen Weg erneut aufnimmt. Was hatte er erreicht? Was machte er hier und wieso war er überhaupt noch hier? Wieso hatte er sich von Kakarotts Worten einlullen lassen, ihnen Glauben geschenkt und tief in seinem Inneren vielleicht sogar wirklich gehofft, dass alles gut werden könnte. Das seine Erinnerungen wiederkamen und ihn zu dem machten, wer er sein sollte. So aber war er nichts. Nur ein Haufen verwirrter Zellen, die ihre Bestimmung im Leben nicht wieder finden konnten. Die wenigen Fetzen, die ihm zumindest bewiesen, dass er hierher gehörte, spielten eine untergeordnete Rolle in seinem Wesen, in seinem Leben; die wenigen Erinnerungen, die er sich hatte erklären lassen müssen, nagten an ihm. Was war er? Er war berechtigt gewesen die Welt zu retten – eine schöne Tatsache, wenn er sich daran erinnern würde. Er hatte Fehler gemacht, so wie jeder andere hier auch und die Zeit hatte ihnen doch gezeigt, dass man einige von ihnen zumindest versuchen konnte, wieder gut zu machen. Und so war er geblieben, nur um in dieser Verwirrung zu ertrinken. Es fühlte sich an wie Treibsand, in den er zu Anfang getreten war und mit jeder weiteren Aktion nur noch tiefer gezogen wurde. Er würde an seiner Unwissenheit elend untergehen, wenn sich nicht etwas tat, aber er konnte seinen Kopf nicht dazu zwingen den Vorhang zu lüften, egal wie lange er auf sich selbst einzureden versuchte. Er konnte den Nebel nicht wegwehen und plötzlich alles klarer sehen, egal wie oft er es versuchte, wie sehr er es sich wünschte. Er konnte keine Ordnung in dieses verfluchte Chaos bringen! Stattdessen türmten sich täglich mehr Fragen auf, tauchten Ungereimtheiten auf und er fand schlicht und einfach keine Antworten mehr. Worte… sie wurden ihm täglich gesagt, aber viel mehr als sie anhören, sie verarbeiten und doch nichts damit anfangen zu können, konnte er nicht. Sie brachten ihm nichts, sie brachten ihn nicht weiter. Sie schwirrten nur um ihn herum und flüsterten Dinge, die er nicht verstehen konnte, weil eben jene Dinge tief verborgen in seinem Kopf umgeben von einer dicken schwarzen Mauer waren und sie noch so laut rufen konnten, wenn das Material schalldicht zu sein schien. Seufzend legte er die Hände auf das Fensterbrett, konnte dem Drang seinen Frust irgendwie abzubauen, kaum widerstehen. Und dass er gefrustet war, wäre eine glatte Untertreibung gewesen, er war kaum fähig dieses nach unten ziehende Gefühl, das sich tonnenschwer auf seine Schultern gelegt hatte und ihn nach unten drückte, aufzuhalten. Wenn er eine Vergleichsmöglichkeit gehabt hätte, wenn er sagen könnte, ob er sich schon einmal so gefühlt hatte, dann wäre es vielleicht einfacher zu ertragen gewesen, aber so war er einfach am Ende mit seinem Latein, so wusste er nicht was er machen sollte und es wurmte ihn. Stumm betrachtete er sein Spiegelbild, das ihm mit dunklen Augen entgegenstarrte und fragte sich nicht zum ersten Mal, wer er wirklich war. Wieder waren da die Worte, die wenig Bedeutung für ihn fanden, wieder war da die Unsicherheit, das Unwissen. Ein Mann, ein Prinz, ein Volk, das es nicht mehr gab und gestrandet auf der Erde, nur um sich hier wiederzufinden und nichts zu wissen, nichts zu haben, zu besitzen. Hatte er jemals etwas besessen? Wenn er ihren Worten glauben konnte, hatte er das nicht wirklich, hatte erst hier ein Leben angefangen, das ihm zumindest den Schein brachte, gebraucht zu werden. Aber wurde er noch gebraucht? Sein Vertrauen war nicht leicht zu gewinnen, und die Frau hatte das, was eigentlich nicht vorhanden war, mit ihrem Verhalten zerstört – er war sich nicht sicher, ob er das Gefühl des Verrats jemals unterdrücken, abbauen konnte und von Vorne beginnen wollte. Es war schwer darüber hinwegzusehen, als etwas gesehen zu werden, das er nicht war. Es war schwer zu glauben, dass diese Frau ihn liebte, wenn sie ihn behandelte, als wäre er ein Monster und gehörte zusammengekettet und weggesperrt. „Was machst du hier?“, riss ihn Kakarotts Stimme aus seiner Starre und unweigerlich zuckte er zusammen, weil er weder damit gerechnet hatte, noch in irgendeiner Weise seine Umgebung im Auge behalten hatte. Dabei war Kakarott, abgesehen von Trunks, den er mittlerweile ebenso gut spüren konnte, die einzige Aura, die ihm immer irgendwie auffiel, die immer irgendwo dort in seinem Hinterkopf lungerte und darauf wartete, betrachtet zu werden. Er wusste meist, wo er war, aber das hieß eben doch nicht, dass er ihm folgen würde, oder generell darauf achtete. Manchmal, so dachte er, brauchte er eine Pause von alldem und wenn es möglich wäre, würde er sich hinlegen und schlafen, bis sein Kopf entschied seine Erinnerungen an einem Stück wieder freizugeben. „Nichts.“, antwortete er und log damit zumindest nicht. Er dachte nach, aber da man Gedanken nicht lesen konnte war es einfacher sie für sich zu behalten. „Sieht mir nicht danach aus.“ Er konnte ihn in der Spiegelung der Scheibe neben ihn treten sehen, schloss die Augen um zu verhindern, dass dieser Kerl in seinen Augen lesen konnte. Denn das konnte er, manchmal viel zu gut für seinen Geschmack. Unnötig sich zu wünschen allein gelassen zu werden, dachte er stumm, atmete tief ein und behielt die Luft für einige Sekunden in der Lunge, bevor er sie wieder entließ. „Nach was sieht es dann aus?“, fragte er und klang dabei beinahe ein wenig niedergeschlagen, ergeben. Zu kraftlos um die Erschöpfung seiner Gedanken aus seiner Stimme zu halten. „Nach ner überdimensionalen Runde Grübeln.“, antwortete Kakarott und sprach damit genau aus, was es war, ohne allerdings einen Vorwurf in seine Stimme zu legen. Es war ein Statement, eine Feststellung und eher die Tatsache, dass er es hasste, angelogen zu werden, andererseits wahrscheinlich genau dasselbe gesagt hätte. „Wenn du es weißt, warum fragst du dann?“ Erstaunlich wieso man das immer tat, es machte doch keinen Sinn, war pure Verschwendung von Worten, wo er wieder bei seinem eigentlichen Thema war und er sich daran erinnerte, dass er es doch eigentlich lassen wollte. „Weiß ich auch nicht. Vielleicht um dich aus deinem Schneckenhaus zu ziehen, vielleicht um einen Weg zu finden, dich zu fragen, wie es gelaufen ist?“ Er zuckte mit den Schultern, betrachtete das wirklich müde aussehende Gesicht des Kleineren in der Scheibe und seufzte seinerseits leise. Wenn es eine Möglichkeit gäbe ihm zu helfen, würde er sie ergreifen, sah er doch, wie verdammt tief die ganze Sache mittlerweile zu gehen schien. So vieles hatte man in diesen Augen lesen können, aber Resignation in dieser Form hatte noch nie dazu gehört. „Es gibt nichts zu erzählen.“, sagte er schließlich, nach einer guten Minute Pause, in der er überlegt hat, ob er überhaupt antworten sollte. Es war zwar auch so, dass er es nicht sagen wollte, aber im Großen und Ganzen war das Gespräch vielleicht ruhig gelaufen, hatte aber nichts gebracht. Nichts außer der Erkenntnis, dass sie falsch gehandelt hatte und die hatte er auch vorher schon gehabt. „Verstehe.“ Das tat er wirklich, er hatte bereits geahnt, dass seine Bemühungen zu spät gekommen waren, dass es nicht mehr viel bringen würde. Allerdings hatte er so aber auch verhindert, dass Vegeta ging und sich die allgemeine Stimmung in diesem Haus wieder ein wenig lockerte, dass sie nicht so angespannt war. Dass Bulma ihm endlich zeigen konnte, dass ihre Worte falsch waren und sie wieder gut machen würde, ihn endlich so behandelte, wie er es verdient hatte. Er bekam keine Antwort mehr, Vegeta hatte den Blick durch die Scheibe nach draußen gerichtet und auch wenn er sowieso nicht viel erkennen konnte, so war das besser als alles andere. Es war besser in ein schwarzes Nichts zu schauen und sich ganz seinen Gedanken zu widmen, es war besser sich als Teil dieses Nebels zu sehen, anstatt krampfhaft zu versuchen etwas zu erreichen. Es brachte doch nichts. Wie lange er letzten Endes dort gestanden hatte, wusste er nicht. Er spürte nur die unendliche Müdigkeit, die sich in seine Knochen setzte, seine Augen zum streiken brachte und ihn daran erinnerte, dass sein Körper Rast brauchte um seine Energie aufzufüllen – wobei er sich nicht einmal sicher war, ob er das wirklich wollte, ob er es brauchte. Die Tage verschwammen sowieso zu einer bunten Masse und auch wenn er Kakarott dankbar war, dass er so oft versuchte ihn abzulenken, ihm etwas beizubringen, zurück zu bringen, so reichte es nicht, um ihn selbst zufrieden zu stellen. Ein letztes Mal tief einatmend wandte er sich vom Fenster ab, drehte sich um und hätte beinahe zum zweiten Mal an diesem Abend einen Herzinfarkt bekommen. Warum zum Teufel mussten sich heute alle so an ihn heranschleichen? Dennoch verengte er lediglich seine Augen ein wenig, gab jedoch keine weitere Reaktion von sich, während er in die blauen Augen seines Sohnes starrte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Was machst du so spät noch hier?“, fragte er seinen Vater, selbst vom Schlaf durchwühlte Haare. Eigentlich hatte er nur etwas zu trinken holen wollen, war aber stehen geblieben und hatte ihn nur Sekunden beobachtet, als er sich auch schon umdrehte und er die Überraschung in seinen Augen sehen konnte. Wenn er das beim nunmehr gedämpften Licht in den Gängen wirklich so nennen konnte. „Nichts.“, antwortete Vegeta, nachdem er ein paar Mal geblinzelt hatte, sich wohl überlegte, ob er etwas sagen sollte oder doch lieber einfach umdrehte und ging. „Dad, es ist drei Uhr Morgens und du stehst hier rum? Für nichts?“ Er konnte es nicht glauben, sein Vater war ja manchmal wirklich jemand für sich und tat wahrscheinlich selten das, was man insgeheim von ihm erwartete, aber das hatte er so auch noch nicht erlebt. Dass er irgendwo rumstand, sich abwandte und schwieg, das kannte er – aber nicht diese hängenden Schultern, die geschlagene, resignierte Haltung. Stolz, mit verschränkten Armen, wortkarg und brummelig… nicht so, verdammt! „Erfasst.“, sagte er, weil er einfach nicht darüber reden wollte. Egal wer ihn fragte, wie oft sie ihn fragen würden, wie penetrant sie diesem Thema gegenüber stehen würden, er würde ihnen keine Antwort geben, weil es sie schlicht und einfach nichts anging. Seinen Sohn schon gar nicht, der sollte nicht mit Dingen belastet werden, die noch nicht entschieden waren und sollte auch nicht für eben jene Gedanken mitverantwortlich gemacht werden. Er war ein Kind, zumindest ein halbes und es gab einfach Dinge, die er erst erfahren musste, wenn die Dinge aussortiert waren, wenn sie beschlossen waren. „Geh zurück ins Bett.“ Das war der vielleicht väterlichste Satz, den er in der letzten Zeit gesagt hatte und die Erkenntnis erschreckte ihn. Nicht, weil er die Tatsache nicht glauben konnte oder sich so sehr dagegen gesträubt hatte, wirklich eine Familie zu haben, sondern weil er dabei war die Tatsache zu akzeptieren. Dass er den Jungen mit der seltsamen Haarfarbe nicht mehr als Fremden sah, der seinen Weg lediglich gekreuzt hatte, sondern dass es wirklich etwas zwischen ihnen gab, das er nicht beschreiben konnte. Ein unsichtbares Band vielleicht, das tief sitzende Wissen, dass es eben schlicht und einfach sein Sohn war und er es leugnen konnte wie er wollte, es immer so bleiben würde. Auch wenn er denselben Fehler wie seine Mutter gemacht hatte, nahm er ihm diesen noch lange nicht so krumm wie ihr, aus dem einfachen Grund heraus, dass er eben ein Junge war und aus Fehlern lernen konnte – was er auch getan hatte. „Na gut, aber…“ Der Blick seines Vaters ließ ihn verstummen, bevor er den Satz überhaupt beenden konnte. Dabei wollte er nur sagen, dass er auch nicht mehr so lange machen sollte, weil man ihm selbst im Halbdunkel die Müdigkeit ansehen konnte, aber dieser durchdringende Blick aus verengten Augen kam dem von Früher so nahe, dass er es sich verkniff, leicht grinste und nickte, bevor er sich umdrehte um in seinem Zimmer zu verschwinden. Es waren diese kleinen Dinge, die winzigen Gesten, die ihn die Hoffnung nicht aufgeben ließen und er verstand noch immer nicht, warum er sich von seiner Mutter eine solche Angst hatte einjagen lassen. Vielleicht war er kein richtiger Vater, aber das war er nie wirklich gewesen. Er war für ihn da, wenn er ihn brauchte und das war eigentlich alles, was er verlangte – war es dann zuviel verlangt, dasselbe für ihn zu tun? Vielleicht war er anders, noch ruhiger, aber auch zugänglicher, manchmal ein wenig schwer einzuschätzen und so oft in Gedanken versunken, wie er noch nie gesehen hatte, aber das war kein Grund ihn im Stich zu lassen und er würde alles tun um Goku zu unterstützen. Lächelnd schmiss er sich auf sein Bett. Dieser Blick, der einem bis in die Seele schauen konnte, wenn er es gewollt hätte und einen Dinge machen lassen konnte, die man gar nicht machen wollte. Der einen zum Schweigen brachte, wo man am liebsten einen Roman geredet oder seiner Wut einfach freien Lauf gelassen hätte. Der einen zum Stehen bleiben zwang, selbst wenn man gerade kurz davor war die Ziellinie zu überqueren und damit jemand anderem den Vortritt ließ. Es war der Blick, die Geste mit den Armen, die Wortkargheit, die ihn positiv ermunterten, dass alles wieder gut werden konnte. ---- Vegeta hatte diese Nacht kein Auge zugemacht. So sehr er auch versucht hatte seine Gedanken zu stoppen, die Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen, so sehr er versucht hatte, die Augen zu schließen und endlich Ruhe zu finden, es ging einfach nicht. Stattdessen hatte er sich nach weiteren geschlagenen zwei Stunden, in denen er sich mehr im Bett herum gewälzt hatte, als still zu liegen, hingesetzt und versucht eine Art meditativen Status zu erreichen, war aber auch daran gescheitert, so dass er am Ende einfach nur dort mit geschlossenen Augen saß und so ruhig wie möglich zu atmen versuchte. Er konnte sehen, dass die Sonne bereits aufgegangen war, selbst hinter seinen geschlossenen Lidern und merkte jetzt erst, wie erschöpft er wirklich war. Seine Mundwinkel zogen sich noch weiter nach unten, als sie ohnehin schon waren, während er seine Position so veränderte, dass er sich an das Kopfteil seines Bettes lehnen konnte. Er hasste Gedanken die kein Ende fanden, er hasste Dinge, auf die er keine Antwort finden konnte. Hier bleiben oder gehen? Der Frau verzeihen oder dem Schmerz des offensichtlichen Verrats nachgeben? Das zerstörte Vertrauen versuchen zu kitten oder es weiter zerbrechen lassen? Es versuchen auf einem Level zu halten, dass sie sich wenigstens ansehen konnten? Dass sie miteinander reden konnten, ohne sich anzuschreien? So tun, als wäre nichts gewesen, einfach weitermachen, nur anders? Nicht nach Geschichten gehen, nach Worten, seine eigene Meinung bilden? Die hatte er schon lange und er wusste, dass er nicht darüber hinweg sehen konnte. Dass er nicht vergessen konnte, was die Frau mit ihm getan hatte, was sie in ihm gesehen hatte, wo sie doch eigentlich seine Frau sein sollte, ihn unterstützen sollte, für ihn da sein sollte und nicht automatisch das Schlimmste von ihm annehmen sollte. Wo sie nicht denken sollte, er würde hier alles zerstören wollen und wäre gefährlich, dabei hatte er einfach nicht anders gekonnt. Selbst wenn er seine Instinkte in den letzten Wochen ein wenig hatte kontrollieren können, wenn er es schaffte den Drang vor allem Fremden wegzurennen, zu unterdrücken, so war diese Annahme doch ein wenig zu hoch gegriffen. Er konnte ihr nicht verzeihen, dass sie ihn gefesselt und damit so hilflos, so wehrlos gemacht hatte, ihm die Möglichkeit genommen hatte zu entkommen und den Eindruck gefangen zu sein, nur verstärkt hatte. Es hatte sich schlicht und einfach schrecklich angefühlt, ausgeliefert, schwach und ohnmächtig der Situation gegenüber. Nichts hatte er machen können und es war dieser Umstand, der ihn nicht vergessen lassen konnte, egal wie viele Informationen sein Hirn ihm gab, wie viele Bilder mit ihr zusammen es dort drin gab und auch ein Sohn aus dieser Verbindung entstanden war. Es ging nicht, er konnte nicht… so sehr er versuchte diese Verbindung zu finden, die Stärke von ihr zu untersuchen, er fand sie nicht. Nicht in seinem Herzen, nicht in seinem Kopf. Da war nichts außer der Angst, die er zu Anfang vor ihr gehabt hatte, nichts als die stumme Akzeptanz ihrer Gegenwart, der Versuch sie nicht auf sich aufmerksam zu machen und wieder Worte der Ablehnung zu hören. Vorwürfe und blinde Wut, die sich gegen ihn gerichtet hatten, anstatt darüber nachzudenken und etwas zu ändern. Sie hatte es wirklich geschafft, dass er sich schlecht fühlte aber fühlte sie sich dadurch besser? Wahrscheinlich nicht… das ganze war unlogisch. Er knurrte leise und winkelte ein Bein an, um einen Arm darauf zu legen, atmete tief ein und ließ die Augen geschlossen. Langsam wurde es wirklich Zeit den sich immer wiederholenden Kreis seiner Gedanken abzuschalten, wenn es sein musste mit Gewalt abzuwürgen und ein wenig Ruhe zu finden. Die leichten Kopfschmerzen, die sich schon vor Stunden angekündigt hatten, hatten an Stärke gewonnen und er wollte nichts weiter als einfach nur zu schlafen, aber wie er sein Glück kannte würde spätestens dann, wenn er gerade eingeschlafen war, Kakarott an seine Tür klopfen oder gleich mit diesem überdimensionalen Guten-Morgen-Grinsen in sein Zimmer geplatzt kommen. Bei dem Gedanken verdrehte er die geschlossenen Augen, atmete noch einmal tief ein und suchte die innere Ruhe, die er brauchte. Zu seiner eigenen Überraschung fand er sie endlich, schlief in seiner sitzenden Position ein und wachte erst am späten Nachmittag wieder auf. --- Es war nicht einfach für ihn, aus seinem Zimmer zu gehen und einfach so zu tun, als ob der gestrige Tag nie geschehen war. Er hatte Spuren hinterlassen, die er nicht deuten, aber zu deutlich spüren konnte. Worte, die sich in ihm festgesetzt hatten und das miese Gefühl in seinem Inneren nicht weichen lassen wollten, Zeit, die er verschwendet hatte, und noch mehr Worte, die überflüssig waren und den Sinn völlig verfehlten, ihm auch keine Richtung zeigten, in die er gehen konnte. Also tat er das, was ihm sein Körper befahl und ging zuerst in die Küche, nur um sie zu seiner Überraschung leer vorzufinden. Was nicht zwingend das Schlechte an der Sache war, so hatte er noch ein paar Minuten nur für sich, auch wenn ihn die Tatsache an sich, in einem so gefüllten Haus niemanden hier vorzufinden, dazu brachte, eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Es war selten, wenn es überhaupt einmal vorkam, aber er beschwerte sich nicht, das wäre das Letzte in seinem Sinn. Also schob er den Gedanken zur Seite, öffnete den Kühlschrank und spähte hinein, nur um festzustellen, dass er eigentlich keinen Hunger hatte und diese Erkenntnis seine Mundwinkel noch weiter nach unten zog. Herrgott noch mal, er war ein erwachsener Mann, er sollte sich nicht von solchen Dingen derart beeinflussen lassen! Das Schlimme war, dass er das zwar wusste, es dennoch nicht verhindern konnte. Frustriert schlug er die Kühlschranktür wieder zu, erschrak beim Anblick Kakarotts, der genau dahinter stand und ihn ernst ansah, eine Augenbraue leicht in die Höhe zog. Was wollte er denn jetzt schon wieder? Konnte er ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen, sich keine Gedanken um ihn machen und versuchen seine Angelegenheiten zu regeln? Sich mal nicht einmischen und ihn einfach machen lassen? Immerhin war er hier oder nicht, er war kein kleines Kind, dem man immer wieder sagen musste, welcher Weg der richtige war, wenn er doch seinen eigenen finden musste, seine eigenen Fehler machen musste, um zu lernen. „Was willst du?“ Sein Ton war so abweisend, wie er sich heute fühlte. Er wollte niemanden sehen, niemanden um sich haben, keine Gespräche führen und auch keine anderen, nichts sagenden Worte hören. Keine dummen Ablenkungsmanöver starten oder Teil von ihnen sein. „Nach dir sehen.“ Als ob das nicht offensichtlich war, aber er war einfach nicht in der Stimmung für diesen Smalltalk, es nervte ihn schlicht und einfach. „Das hast du ja jetzt, dann kannst du auch wieder gehen.“, schleuderte er ihm entgegen, aber anstatt einer Antwort abzuwarten, drängte er sich an dem Größeren vorbei um selbst die Küche wieder zu verlassen. „Immer noch so gesprächig wie gestern.“, warf Kakarott ihm nur hinterher und brachte ihn damit wieder zum stehen bleiben. Nicht, dass ihn die Meinung des Anderen interessiert hätte, aber auf sonderbare Weise war er derart an ihn gebunden, dass er den leichten enttäuschten Unterton in seiner Stimme hatte wahrnehmen können und irgendwas in ihm sagte ihm, dass er erstens Schuld daran war und zweitens, dass er ihm vielleicht sogar ein paar Worte schuldig war, immerhin war er immer hier gewesen. War da gewesen, wenn niemand anderes es war und hatte für all seine Launen hergehalten… „Kakarott, spuck einfach aus, was du willst.“ Seiner eigenen Stimme fehlte sie Schärfe, alles was hindurch drang war die Genervtheit über seine gesamte Situation. Wie lange er dieses Spiel, diesen Kampf um Wissen noch ertragen würde, wusste er nicht. „Ist das nicht offensichtlich?“ Doch das war es, aber er wollte es hören. „Gehe ich richtig in der Annahme, dass es nicht so gut gelaufen ist?“ Gefühlskram – niemals wollte er ausgerechnet das mit Vegeta besprechen, niemals zwischen ihnen, zwischen den Stühlen stehen und nicht wissen, was er machen sollte. In seinen Augen gehörten die Beiden einfach zusammen, er konnte sich nicht vorstellen, dass es einfach so vorbei sein sollte, wollte nicht verstehen, wieso das so war. Vegeta war kein Engel, nein, und er wusste auch, dass er ihr niemals wehgetan hatte, dass sie es aber genauso gehalten hatte. Sie hatte es geschafft ihn zu binden, ihn zu einem Vater zu machen, ihm eine Familie zu gründen… sollte das alles wegen ein paar Fehlern vorbei sein? „Ich weiß nicht wie es gelaufen ist.“ Er blickte sich nicht um, sah auf den Boden zu seinen Füßen. „Worte, Kakarott, nichts als Worte.“, hängte er dem an und bestätigte es für sich selbst noch einmal. Sein Gefühl war sich noch nicht sicher. „Was wichtig war, wurde gesagt. Was unwichtig ist, wissen wir alle nicht. Die Gefühle besiegen den Verstand, hat sie gesagt, oder?“ Es war der wichtigste Satz, den er sich behalten hatte, als er sie belauschen musste. Es waren diese Worte, die ihm nicht aus dem Kopf gingen und unsicher machten, weil … man Gefühle verzeihen konnte? Vielleicht konnte er ihr rein von seinem Verstand her verzeihen, was aber war dann mit dem Rest? Er fühlte sich belogen, betrogen, um etwas beraubt, dass er bis vor kurzem nicht einmal kannte, nicht wusste, dass es da gewesen war, weil die Frau NICHT da gewesen war. „Ja.“ Vegetas Tonlage verunsicherte ihn, sie hatte einen Hang zu etwas, das er nicht benennen konnte. Und eben jener hob den Kopf, drehte ihn gerade soweit, dass er ihn halbwegs ansehen konnte und lächelte eines dieser Lächeln, die zu selten waren um wahr zu sein, die trotz allem seine Augen kaum erreichten und eine melancholische Note in sich trugen. Dann sah er wieder weg. „Danke für deine Mühe.“ Ich habe meine Antwort, hängte er dem in Gedanken an und ging, ließ den anderen mit seiner nicht existenten Antwort alleine. Was es bedeuten sollte, sollte er selbst herausfinden, heute hatte er keine Lust weitere Erklärungen abzugeben. Er wollte einfach nur alleine sein. Nachdenken. Den Fetzen seines Lebens hinterher rennen. Kapitel 25: Die Wahrheit schmerzt am meisten, wenn sie von Jemandem kommt, den du liebst ---------------------------------------------------------------------------------------- 25: Die Wahrheit schmerzt am meisten, wenn sie von Jemandem kommt, den du liebst Drei Wochen waren seit dem Gespräch mit Bulma vergangen und Goku kam nicht drum herum zu sagen, dass sich zwar etwas verändert hatte, aber diese Veränderung keineswegs so war, wie er gehofft hatte. Die stechend angespannte Atmosphäre, wenn sich Vegeta und Bulma in einem Raum befanden hatte sich zwar ein wenig gelockert, war nicht mehr ganz so präsent und doch sprachen die Beiden kaum ein Wort miteinander. Es war, als ob sie zwei Fremde in einem Haus waren und auch wenn er es teilweise nachvollziehen konnte, so hatte er gehofft, dass sie ein paar Fortschritte mehr machten. Stattdessen sahen sie sich nicht einmal an. Der Augenkontakt belief sich auf ein Minimum, selbst heute Morgen hatte er kaum das „Morgen“ von Vegeta vernehmen können, als er zum Frühstück in die Küche kam. Bulma hatte selbst ihn zuvor herzlicher begrüßt als ihn, wenn er das leichte Nicken der Kenntnisnahme überhaupt als Begrüßung für Vegeta zählen konnte. Innerlich seufzte er, während er die beiden aus den Augenwinkeln beobachtete und gleichzeitig versuchte sein Frühstück nicht zu vernachlässigen. Die Stimmung war seltsam, unterkühlt und keiner von ihnen war bereit die Stille mit irgendwas zu unterbrechen. Er überlegte seit Tagen fieberhaft, was er dagegen machen könnte, aber egal wie sehr er darüber nachdachte, er fand einfach keine Lösung, weil das, was er hatte machen können bereits getan wurde. Ein weiteres Gespräch würde nichts bringen und es war egal, wen von Beiden er fragte, er bekam keine Antwort auf seine Fragen. Bei Vegeta verstand er es, bei Bulma allerdings konnte er es nicht ganz nachvollziehen. Die Tatsache, dass sie ihm zwar sagte, was sie Vegeta gesagt hatte aber nicht sagen wollte, zu welchem Ergebnis sie gekommen waren, bestätigte eigentlich nur seine Vermutung und so sehr er sich dagegen sträubte es zu akzeptieren, er musste, es blieb ihm nichts anderes übrig. Er wollte zurück nach Hause. Er vermisste das Geschrei, die Lebhaftigkeit in ihrem kleinen zu Hause, Gotens überschwängliche Art, wenn er ihm irgendwas erzählen wollte. Er vermisste das Herzliche, was eine Familie erst ausmachte und drohte an dieser seltsamen Stimmung in diesem Haus zu ersticken. Selbst Trunks war reserviert, er wusste um die Ernsthaftigkeit der Situation und hatte sich seinen eigenen Teil denken können und auch wenn er versuchte so oft wie möglich in der Nähe seines Vaters zu sein, ihm Gesellschaft zu leisten, so spürte er auch, dass eben jener sich zurückzog. Alleine sein wollte und kaum sprach. Trunks spürte, dass etwas nicht stimmte, traute sich aber nicht den Mund zu öffnen und das Offensichtliche anzusprechen. Goku sah die besorgten Seitenblicke zu seiner Mutter, zu seinem Vater wenn sie es schafften nach draußen zu gehen und so etwas wie ein Training abhielten. Meist war eher er es, der mit Trunks trainierte und Vegeta abseits saß, ihnen zusah oder schlicht die Augen geschlossen hielt. Es frustrierte ihn so sehr, aber was sollte er machen? Er konnte den Älteren zu nichts zwingen, er konnte die Antworten nicht aus ihm herausprügeln, weil er froh war, überhaupt in seiner Nähe als Freund akzeptiert zu werden. Was ihn am meisten sorgte war die Tatsache, dass diese Flashbacks, die Vegeta hin und wieder erlitt, seltener geworden waren. Sie hatten ihre Intensität verloren und manifestierten sich meist nur als eine schwache Äußerung blinden Schmerzes, der schnell genug abebbte und als dumpfes Pochen endete. So hatte Vegeta es ihm erklärt und er zweifelte die Wahrheit nicht an. Ebenso mit diesen fehlenden Reaktionen, den fehlenden Bruchstücken seines Lebens hatte auch dessen Interesse an eben jenem abgenommen. Er stellte keine Fragen mehr, wollte nichts mehr wissen – manchmal kam es ihm so, wenn er ihn beobachtete, als ob er einfach nur da war und doch nicht wirklich lebte. Eine Erkenntnis, die ihm Bauchschmerzen bereitete. Diese kaum sichtbare, versteckte Traurigkeit in diesen Augen, von der er nicht wusste, ob jemand anders sie überhaupt wahrnehmen konnte, der geschlagene Ausdruck, als ob er gar nicht mehr nach der Wahrheit suchen wollte. Als ob er den Kampf nicht länger führen wollte und die wenigen Informationen einfach annahm, speicherte und sich nicht weiter damit beschäftigte. Als ob er die Hoffnung verloren hatte, sein Leben eines Tages doch wieder zu finden. Und es ließ seine eigene Entscheidung so sehr bröckeln, in sich zusammenfallen und er entschloss, sich das nicht viel länger anzutun. Nur noch ein paar Tage und sein Wille würde sich aufgelöst haben, er nach den Dragonballs suchen, um dieser Scharade, dieser Farce eines stolzen Mannes ein Ende zu setzen. So konnte es einfach nicht weitergehen. Bulma brütete über ihren eigenen Gedanken, Trunks versuchte das Beste daraus zu machen, für beide da zu sein und sich trotz allem auf sein eigenes Leben zu konzentrieren. Vegeta war eigentlich dazu vorgesehen ein stolzer Kämpfer zu sein, der seine Zeit mit Training verbrachte und versuchte stärker zu werden. Aber stattdessen konnte er förmlich dabei zusehen wie er abbaute, wie manche Trainingseinheit zu einem eigenen Kampf gegen seinen streikenden Körper wurde und der Wille zu lernen, stärker zu werden, täglich schwand. Manchmal allerdings gewann eine besondere Emotion und an diesen Tagen war er froh in seiner Nähe zu sein – wenn die Verzweiflung zunahm und die Wut konstant mit der Verzweiflung stieg, waren Vegetas Angriffe so hart, dass er dachte, er wolle eben jene Gefühle mit seinen Schlägen aus seinem Körper filtern. Dazu musste er sich nicht einmal in einen Super-Saiyajin verwandeln und es waren diese Momente, in denen er selbst hoffte, in denen ein wenig seines Willens wieder aufgebaut wurde. Denn wenn Vegeta wütend über das hier war, wenn die Verzweiflung nichts zu finden ihn wütend machte, wenn er überhaupt frustriert und verzweifelt war, dann bedeutete das, das er nicht aufgab, dass er noch nicht aufgegeben hatte. Dass noch Hoffnung in ihm steckte und er genauso sein Leben wieder haben wollte wie zuvor, es nur hinter dieser Maske der Gleichgültigkeit versteckte. Manchmal war es erschreckend wie gut er ihn lesen konnte, wie offen Vegeta sein konnte, wenn er es wollte und wie verschlossen, wenn er es darauf anlegte. Allerdings wusste Goku auch, dass eben jenes Verschließen nichts weiter als Abwehr war, weil Vegeta nicht wollte, dass man sah wie es ihm ging. Er hatte hier nichts verloren, hatte er ihm vor ein paar Tagen gesagt und Goku wusste für einen Moment nicht, was er denken, was er darauf erwidern sollte. Vielleicht hatte Vegeta ihm nicht sagen müssen wie es zwischen ihm und seiner Familie stand, diese Aussage an sich hätte ihm Antwort genug geben müssen. Wenn er im Nachhinein darüber nachdachte, stand es so klar und deutlich zwischen den Zeilen, dass es ihn bereits ansprang, er nur nicht fähig gewesen war, es zu sehen. Deshalb hatte er ihn nur angestarrt, seinen Mund geöffnet und schließlich wieder geschlossen, ohne eine Erwiderung von sich zu geben, stattdessen schlicht seinen Kopf zu schütteln und zu seufzen. Das war nicht richtig, wollte er ihm am liebsten entgegen schreien, ihn durchschütteln, damit die Information auch ja bis in seine letzten Gehirnzellen vordrang und sich dort festsetzte. Minuten waren vergangen, erst dann hatte er etwas sagen können. „Das hier ist aber dein zu Hause.“, war es gewesen und er hatte nur einen undefinierbaren Blick geerntet. Ein Kopfschütteln, bevor sich Vegeta herumgedreht und die Arme verschränkt hatte. Wenn er es nicht besser wüsste, wenn er nicht glauben wollte, dass es nicht möglich war, würde er sagen, dass der Ältere traurig über den ganzen Umstand war, verletzt und verloren in einer Welt, die nichts Halbes und auch nichts Ganzes war. Ein zusammengestückeltes Etwas, das einfach nichts ergeben wollte. Eine Antwort hatte er nicht bekommen, das Gespräch war beendet, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte und auf eine Weise nervte es ihn, kein richtiges Gespräch mehr führen zu können, auf die andere Art war er froh darum, weil er sich so nicht noch mehr mit dem Innenleben Vegetas beschäftigen musste. Manchmal hatte er Angst davor, was dabei herauskommen konnte, manchmal war das emotionale Flackern in Vegetas Aura so stark, dass er kurz davor stand zu ihm zu gehen, obwohl er wusste, dass er alleine sein wollte. Aber was brachte alleine sein, wenn es ihn doch nur quälte? Was brachte dieses Leben, wenn es ihm nichts gab? „Goku!“ Er schrak aus seinen Gedanken und sah auf, begegnete Bulmas Blick, die ihn mit einer Mischung aus Belustigung und Wut ansah. Ihre zuckenden Mundwinkel wollten nicht ganz zu ihren wütend zusammen gezogenen Augenbrauen passen, dem Feuer in ihrem Blick. „Was?“, fragte er, genervt darüber, aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein. Es hatte gerade Formen angenommen, die ihn vielleicht weiter gebracht hätten, wobei er das langsam zu bezweifeln wagte. „Ich hab dich gefragt, ob du heute was vorhast, weil ich deine Hilfe gebrauchen könnte.“, antwortete sie und er warf einen Seitenblick zu Vegeta, den das Gespräch zwar nicht interessierte, seinen Blick dennoch für den Bruchteil eines Wimpernschlags erwiderte, nur um sich wieder abzuwenden. Innerlich seufzte er, wenn das so weiter ging zerriss ihr leichtes Band der Freundschaft wieder und er hatte keinen Schimmer, wie er es aufhalten sollte. „Nein, soweit ich weiß, nicht. Was gibt’s denn?“ Dabei hatte er keine Lust, wollte viel lieber mal wieder den GR nutzen, eine kleine Einheit körperlicher Betätigung um seine Gedanken zum Stillstand zu bringen und einen klaren Kopf zu bekommen. „Ich muss das Labor umräumen und du weißt wie riesig die Geräte sind, ich kann sie kaum alleine bewältigen und könnte ne starke Hand gebrauchen.“ Ein neuer Auftrag, neue Geräte, Platz schaffen. Sie hätte jeden hier fragen können, ihren Sohn, Vegeta, und doch wählte sie Goku, weil sie wusste, dass er ja sagen würde. Aber der ließ sich Zeit mit seiner Antwort, sah sie nur an und überlegte, während sein Blick etwas annahm, das ihr bei ihm einfach nicht gefiel. Dieser brütende Ausdruck, die nachdenklich zusammengezogenen Augenbrauen… als ob er nicht wollte und mit sich selbst beriet, was er machen sollte. Dann aber hellte sich sein Gesicht wieder auf und sein Lächeln fand seinen Platz in seinem Gesicht, in seinen Augen. „Klar doch.“, antwortete er ihr und würde die Worte am liebsten wieder zurücknehmen, als er Vegetas Blick wahrnahm, dessen verengte Augen. Es gefiel ihm nicht, er hatte deutlich etwas anderes im Sinn gehabt und was auch immer es war, das ihn daran hinderte es zu sagen, er konnte es nicht erkennen. Ob es nun schlicht Bulmas Anwesenheit war oder sein Stolz, der es ihm verbot einen Vorschlag zu machen, es würde nichts daran ändern, die Worte würden seinen Mund nicht verlassen. „Prima, ich wüsste nicht was ich ohne dich machen sollte. Am besten fangen wir so schnell wie möglich an, ist dir das Recht?“ Warum fragte sie, wenn sie es doch sowieso schon beschlossen hatte? Konnte sie nicht ihren Sohn fragen, der Junge saß an diesem Tisch wie bestellt und nicht abgeholt, hielt den Mund und ließ die Sache an sich vorbeirauschen, dabei konnte er sehen, dass es ihm wehtat, von beiden seiner Eltern gewissermaßen ignoriert zu werden. Von seinem Vater kannte er es nicht anders, Vegeta wusste nie wie man seine Aufmerksamkeit gerecht umsetzt und er verstand es auch, wenn man sich ansah, wo er aufgewachsen war. Er nickte nur und versuchte ein weiteres Mal zu lächeln, was ihm dieses Mal schon schwerer fiel. Je länger er hier war, desto besser konnte er Vegeta verstehen. Die Ignoranz in diesem Haus war alles andere als schön, sie zerrte an den Nerven und auch wenn sich alle gegenseitig zu dulden schienen, fühlte es sich auf gewisse Art und Weise wirklich kalt an. Als ob es der Anstrengung nicht wert war, trotz fehlender Antwort von Vegeta wenigstens ein wenig Mühe in ihr Zusammenleben zu investieren, die Beziehung zumindest zur Freundschaft auszubauen. So aber ignorierte sie ihn und gab ihm damit noch immer das Gefühl ungewollt zu sein, selbst wenn die Fronten geklärt waren und sie nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit an die Decke ging. Und seine Vermutung bestätigte sich, als Vegeta schnaubte, den Kopf schüttelte und aufstand, nur um Sekunden später durch die Hintertür in den Garten zu verschwinden. Er sah ihm nach und hätte am liebsten geseufzt, wenn ihn diese Angewohnheit nicht selbst nerven würde und er es unterdrückte. „Was hat er denn?“, fragte Bulma und schaffte es sogar, dabei ehrlich interessiert zu klingen, auch wenn ihre Augen etwas anderes ausdrückten. Er öffnete den Mund, aber bevor er antworten konnte, übernahm Trunks es für ihn. „Vielleicht ist er leid ignoriert zu werden und kann die kalte Atmosphäre hier drin nicht mehr ertragen.“ Es klang sarkastisch, aber Goku wusste zu genau, dass er es mehr als ernst meinte. Sein Ausdruck war dem seines Vaters so ähnlich, er konnte wirklich nicht bestreiten, dass er sein Sohn war. „Was?“ Sie war erstaunt, wirklich überrumpelt, wenn man die Höhe Tonlage ihrer Stimme bedachte. Bekam sie es denn selbst gar nicht mehr mit? Er entschloss sich, sich rauszuhalten und Trunks das regeln zu lassen, immerhin kannte der seine Mutter und wusste, wie er mit ihr reden konnte, wie weit er gehen konnte. „Du hast mich schon verstanden.“ Der Junge legte sein Besteck zur Seite und sah sie an – wenn sie die Wahrheit nicht in seinen Augen lesen konnte war sie blind oder wollte es einfach nicht sehen. „Du merkst es nicht mal mehr, was? Seit Wochen geht das schon. Erst flippst du ständig aus und dann ignorierst du ihn. Was soll er davon halten, was soll er denken? Ich hab zwar keine Ahnung was zum Teufel zwischen euch abläuft, weil mir ja keiner was sagen will, aber das ist einfach nicht mehr auszuhalten.“ Während er sprach stand er auf und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab. Dass er nicht lauter wurde hatte er wohl nur Vegetas Erziehung zu verdanken, der ihm irgendwann im Lauf der Jahre beigebracht haben musste, sich unter Kontrolle zu halten, nicht immer alles zu zeigen. Er konnte stolz auf seinen Jungen sein. „Wie meinst du das, Trunks?“ Sie war verwirrt und er konnte nicht anders als zwischen ihnen hin und her zu schauen, abzuwarten, was passieren würde auch wenn er viel lieber Vegeta hinterherrennen würde, ihn fragen würde, was los war, nur um eine weitere Abfuhr zu bekommen. „Ach Mum, das ist nicht dein Ernst. Du merkst es wirklich nicht, ich glaub’s nicht.“ Für einen Moment schloss er die Augen, sah so aus, als ob er die Aufklärung aufgeben wollte, bevor er sie mit neuem Feuer in den Augen wieder öffnete. „Ich weiß wirklich nicht, wie man dir das sagen soll. Am Anfang hast du Angst, dann gewinnt deine Wut über ihn und du kettest ihn an, verdammt noch mal! Du hast sogar so lange auf mich eingeredet, bis ich dir versprochen habe ihn in Ruhe zu lassen, du hast mir gesagt, er sei gefährlich. Und dann stellt sich heraus, dass er vielleicht anders ist, aber keinesfalls so, wie du mir gesagt hast. Er kann auch nichts dafür, Mum!“ Jetzt war die Beherrschung dabei zu bröckeln, die letzten Worte wurden lauter und er war noch nicht fertig. „Und jetzt… jetzt siehst du ihn manchmal nicht mal mehr an. Er könnte wahrscheinlich neben dir umfallen und du würdest über ihn drüber steigen um deine verdammte Arbeit weiter zu machen, anstatt einen Gedanken an ihn zu verschwenden. Ich weiß wirklich nicht was hier schief läuft, aber ich glaube kaum, dass eine Frau so handeln sollte und ich erkenne dich nicht wieder. Was ist aus dir geworden, aus der Mutter, die meinen Vater vielleicht nicht immer unter Kontrolle hatte aber die genau wusste, wie sie mit ihm umzugehen hat? Was ist aus der Zuneigung geworden, die er immer so verabscheut hat, zumindest wenn jemand dabei war?“ Jetzt legte sich ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen und er wusste, dass er haarscharf an einer Grenze vorbei rutschte, die er nicht übertreten durfte, aber manche Dinge mussten einfach gesagt werden, denn wenn er sie noch länger hinunter schluckte, würde er an ihnen ersticken. „Und glaubt ja nicht, dass ich es nie gehört habe, ihr wart nicht zu überhören, wenn ihr alleine wart. Wo ist das hin? Wo ist die Liebe, wo ist das Gezicke zwischen euch, bei dem ich immer wusste, dass es so sein muss und es auch nie anders haben wollte, weil es einfach dazugehörte. Wo sind all die Dinge, die euch ausgemacht haben? Hast du es vergessen, nur weil er sich verändert hat?“ Trunks holte tief Luft, das war der längste Monolog den er je geführt hatte, aber er konnte es nicht länger ertragen. „Nein, er hat mich vergessen.“, versuchte sie abzuwehren, stieß aber nur auf ein Geräusch, das verdächtig nach einem Schnauben klang. „Ja, wälz es wieder ab. Das ist ja das Einfachste, was du machen kannst. Vielleicht hat er dich vergessen, aber du weißt auch, dass er sich erinnert hat. Was spielt es für eine Rolle? Selbst wenn er nicht mehr das will, was immer da war solange ich lebe, was ich sogar nachvollziehen kann wenn ich bedenke was du ihm angetan hast, dann versuch doch wenigstens dran zu arbeiten so was wie ein vernünftiges Beieinander zu erschaffen.“ Er war genervt. Vielleicht wusste er nicht alles, aber er hatte klar mitbekommen was vor sich ging, wie sie sich verhielten, was geschehen war und mit den wenigen Fetzen, die er hier und da aufschnappte, hatte er sich das Bild fast vollständig zusammengebaut. Herrgott noch mal, sein Vater war kein Engel, aber so wie sie ihn behandelt hatten, konnte er selbst froh sein, dass er mit ihm sprach. Er wüsste nicht wie er reagieren würde, wenn all die Dinge mit ihm getan wurden. Selbst wenn sein Vater nicht vieles vergessen hätte, die Tatsachen an sich sprachen ihre Sprache und er verstand sie als Verletzung… seines Stolzes, seines Wesens? Das war egal, wichtig war, dass er es wusste. „Trunks!“ Ein warnender Ton, der an ihm abprallte. Er hatte nichts Falsches getan, nur das einzig Richtige. Die Sache lief schon zu lange, und sein Vater wollte nichts sagen, warum auch immer. Er wartete und hatte gehofft, nur um eben jene Hoffnung jeden Tag ein wenig mehr zu verlieren. Goku… auch der hatte sein Bestes getan, er war hier, hatte so einige Dinge angezettelt und es hatte alles nichts gebracht, scheiterte an der Sturheit und Blindheit seiner eigenen Mutter. Und sie nannte seinen Vater stur. „Nein Mum. Wenn man dir die Wahrheit nicht täglich zum Frühstück serviert, verstehst du sie ja nicht.“ Jetzt hatte er sich wieder unter Kontrolle, seine Stimme ruhig und gefasst, das Gesicht so sehr wie Vegeta und Goku konnte nicht anders als ihm anerkennend zuzunicken. Es war schön, dass er Unterstützung bekommen hatte, das machte seine Aufgabe ein wenig leichter, ließ seine eigenen Hoffnungen wieder steigen. Es war nicht so, dass ihn seine selbst auferlegte Aufgabe nervte, aber es frustrierte ihn, dass sie eher Schritte zurück machten als aufeinander zu, nach vorne. Die Intensität der Dinge irritierte ihn, das vehemente Abstreiten Bulma, Vegetas seltsames Verhalten… es war verrutscht, verschwamm in seinen Werten und er fand keinen Weg alles wieder in die richtige Bahn zu lenken. „Schön!“, sagte sie, verschränkte nun ihrerseits die Arme und starrte ihren Sohn an. „Aber es ist nicht nur meine Schuld. Wenn du dich erinnerst hat alles erst durch Goku angefangen!“ Nun war es an ihm, sie anzustarren. Ja, er wusste, dass er rein theoretisch Schuld an der ganzen Misere war, aber war das ein Grund die ganze Verantwortung ebenso von sich zu schieben? „Oh bitte! Befreit dich das Argument jetzt von deinen Pflichten?“ Wieder war er nicht dazu gekommen etwas zu sagen, zu geschockt um rechtzeitig reagieren zu können, übernahm Trunks die Aufgabe ein weiteres Mal und sprach damit genau das aus, was er dachte. „Nein, das habe ich nicht behauptet! Ich habe nur gesagt, dass wenn die zwei sich ein bisschen besser unter Kontrolle gehabt hätten, der ganze Scheiß gar nicht erst passiert wäre!“ „Aber jetzt ist es zu spät über das Wenn und Aber zu diskutieren. Es ist passiert und alle hier versuchen das Beste draus zu machen, nur du willst irgendwie nicht mitmachen. Du behandelst ihn wie einen Fremden, aber wenn man genau hinsieht ist noch genug von ihm da um das Gegenteil beweisen zu können! Man, mach deine verdammten Augen auf und sieh ihn dir an, keine Ahnung wie oft wir dir das schon gesagt haben, du willst es anscheinend nicht kapieren!“ Damit schlug er mit einer Hand auf die Tischplatte, so dass die darauf befindlichen Dinge einen kleinen Satz machten und klappernd wieder zum Stehen kamen. „Pass auf was du sagst!“ Es nahm Dimensionen an, die er nicht haben wollte, aber sich einzumischen war zu spät. Es war zu weit fortgeschritten um die Worte rückgängig zu machen, zumal sie sowieso die Wahrheit sprachen. Es war zu spät die Hitze aus dem Gefecht zu nehmen, weil niemand von ihnen nachgeben wollte. „Was sonst, Mum? Willst du mich dann auch ignorieren?“ Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab. „Das tust du doch eh schon.“, setzte er dem leise an und atmete noch einmal tief durch. „Mich wundert nicht, dass er nicht mehr will.“ Damit ließ er sie so geschockt wie sie war, sitzen, verließ auf demselben Weg wie sein Vater die Küche. Nur ein leises Knurren war noch zu hören, bevor die Tür sich hinter ihm schloss und zwei verdutzte Personen zurückließ. „Denkst du genauso?“, fragte sie, den Blick auf den Tisch gerichtet, die Stimme leise und gedrückt. Wenn Trunks sein Sohn wäre, wüsste er nicht ob er stolz sein sollte oder sich darüber wundern, wie gut der Junge das Geschehen erfassen konnte. Aber auch hier hatte er das Genie von beiden Eltern geerbt, etwas anderes war nicht zu erwarten gewesen. „Er hat Recht, ich hab’s dir mehr als einmal gesagt.“ Eigentlich musste es an die Hundertmal ergeben, aber irgendwann hatte er aufgehört zu zählen. Irgendwann hatte er aufgegeben sich den Mund fusslig zu reden und doch kein Ergebnis zu erzielen. „Mach ich es so, ist es nicht richtig, mach ich es anders, ist es auch falsch, mach ich jetzt wieder was, seht ihr es auch als Fehler.“ Sie war am Ende ihrer Nerven. Konnte nicht endlich jemand den Radar nehmen und die Dragonballs einsammeln? Wenn es niemand freiwillig machte, würde sie sich morgen selbst auf den Weg machen, auch wenn das Ganze dann ein wenig länger dauern würde. Es reichte ihr, dieses Leben war nicht ihres, dieser Mann war nicht ihrer und jetzt wendete sich sogar Trunks gegen sie. So ging es nicht weiter, verdammt noch mal! „Dein Problem ist, dass du zwischen Extremen schwankst.“, sagte er nur, steckte sich ein Ei in den Mund und kaute bedächtig, schluckte. „Du hast noch keinen Mittelweg gefunden, in dem Fall muss ich Trunks wirklich zustimmen. Mag sein, dass er so anders ist, aber du versuchst nicht einmal dich damit zu beschäftigen. Stattdessen gehst du ihm aus dem Weg, vergräbst dich in deiner Arbeit, und jetzt ignorierst du ihn ganz.“ Er zuckte die Schultern, konnte er doch nur wiederholen was Trunks gesagt hatte und ein weiteres Mal wollte er es nicht durchkauen. Zumindest war es gut, dass sie es von jemand anderem als ihm gehört hatte. Vielleicht war er in der Vergangenheit zu nett gewesen, hatte die Dringlichkeit der Sache nicht gut genug rübergebracht und sie zwischen seinen Ansprachen viel zu lange machen lassen. Vielleicht brachte es etwas, wenn ihr eigener Sohn so mit ihr sprach und einen Scheiß auf die Konsequenzen gab, die richtigen Worte in der richtigen Tonlage fand. Worte, nichts als Worte. War es nicht das, was Vegeta ihm gesagt hatte? Nur Worte, immer und immer wieder und sie brachten einfach nichts, führten zu keiner Erkenntnis. Sie wurden angehört und wieder vergessen, brachten nicht den gewünschten Erfolg… aber er konnte es ihr schlecht einprügeln. Wenn er versuchte Vegeta etwas Sinn einzuprügeln, dann war das okay, aber er würde sie wahrscheinlich mit dem ersten Schlag umbringen. Dumme Gedanken, sinnlos. Sie mussten versuchen zusammen zu arbeiten und sich nicht gegenseitig bekämpfen. Vegeta brauchte zwar keine Hilfe mehr, kam ganz gut alleine klar, aber es war ihm schlicht sicherer hier zu sein, weil er das ungute Gefühl, dass noch etwas passieren würde, nicht loswurde. So leid es ihm für seine Familie tat, so leid es ihm für diese Familie tat… er konnte nicht gehen, nicht mit einer Bulma, die nicht wusste wohin, mit einem Trunks, der gerade mehr als aufgewühlt war und einem Vegeta, bei dem er nie wirklich wusste was los war, die Gereiztheit aber zu deutlich spüren konnte. Es war die Traurigkeit in seinen Augen, die er nicht mehr sehen wollte und die doch einfach nicht verschwinden wollte. Es war die Ratlosigkeit, die sie alle mitnahm. Das Warten, das sie zermürbte. Bulmas Tränen, die er nicht stoppen konnte, die er selbst mit verursacht hatte. Kapitel 26: Wenn dich das Warten mürbe macht… --------------------------------------------- Kapitel 26: Wenn dich das Warten mürbe macht… Trunks war seinem Vater gefolgt, nur um zu sehen, dass dieser wie eine Säule im Garten stand und nicht einen Muskel rührte. Er stand einfach nur da und starrte ins Nichts, zumindest soweit er es beurteilen konnte und genau das ließ ihn wieder stocken. Sollte er ihn ansprechen, war es sicher das zu tun oder sollte er ihn doch lieber alleine lassen? „Du musst lernen deine Stimme gesenkt zu halten, Junge.“, beantwortete sich diese Frage wie von alleine, als Vegeta ihn ansprach, ohne in seine Richtung zu sehen, ohne seine Präsenz überhaupt wirklich anzunehmen. Und er blinzelte verwirrt, wusste nicht was diese Aussage jetzt wieder zu bedeuten hatte. „Was meinst du damit?“ Langsam, als ob er sich immer noch nicht sicher war, ob er es konnte und durfte, machte er ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu, um ihn herum, so dass er sein Gesicht besser sehen konnte. Keine Reaktion, nur gelegentliches Blinzeln und das regelmäßige Heben und Senken seiner Brust. „Dass man, auch im Streit, ruhig bleiben kann.“ Vegeta schloss die Augen, atmete einmal tief durch und öffnete sie dann wieder. „Besonders wenn man mit seiner Mutter streitet, was du nicht machen solltest. Ich denke, ich kann gut für mich selbst sprechen.“ Das konnte er, er wollte es nur nicht, weil … warum wusste er selbst nicht. Vielleicht weil er wusste wie fragil und schwach diese Frau wirklich war, die sich hinter dieser eisernen Maske aus Genie und Wahnsinn verbarg. „Aber woher…?“ Er war doch gegangen, Trunks verstand nicht, wie er es hatte hören können, er verstand nicht, wieso er ausgerechnet ihn… korrigieren wollte, wo er doch nur in seinem Sinn gehandelt hat. Andererseits… das war sein Vater, sich anzumaßen ihn zu verteidigen wäre früher einmal eine Todesstrafe gewesen. Er lächelte leicht, statt einem Training und einer ordentlichen Tracht Prügel gab es jetzt Worte – das hatte er noch nie erlebt, und es machte ihm einerseits Angst, andererseits glücklich. „Das Fenster ist offen.“, war das simple Statement seines Vaters und er drehte sich leicht um, um sich von dieser Tatsache überzeugen zu können, bevor er sich zurück an ihn wandte. Diese Situation war so unwirklich wie all die anderen zuvor, es fühlte sich einfach nicht richtig an, dass sein Vater dabei so ruhig blieb, selbst wenn er jedes einzelne Wort gehört hatte. Aber es war so, er rührte sich immer noch nicht, sah ihn nicht einmal an und richtete den Blick stattdessen leicht nach unten, als schien er zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte, oder ob er überhaupt etwas sagen sollte. „Bist du jetzt sauer?“ Er musste einfach sicher gehen, diese Ruhe war ihm nicht geheuer und auf sie war meist ein Sturm gefolgt, wenn dieser nicht gleich in voller Stärke losgebrochen war. Es war seltsam, aber sein Vater lächelte nur eines dieser Lächeln, die nur Sekundenbruchteile anhielten und dabei so viel Traurigkeit ausdrückten, dass es ihm die Kehle zuschnürte und er das Gefühl bekam, dass die nächsten Worte einfach stecken bleiben würden. Als ob es ihm die Luft abschnürte und sich dieses ungute Gefühl in seiner Brust ausbreitete, das er nicht benennen und nicht bekämpfen konnte. Er schluckte schwer, versuchte die plötzlich auftretende Wüste in seinem Hals zu bekämpfen, scheiterte aber kläglich. „Nein.“ Es war dieses Wort, das ihn einerseits erleichtert ausatmen ließ und andererseits in Alarmbereitschaft versetzte. Seit wann war so sein Vater so nachsichtig, seit wann ließ er seine Angelegenheiten ungestraft von anderen regeln und seit wann machte ihn diese Tatsache nicht einmal wütend? Trunks blinzelte verwirrt, studierte das betont ausdruckslose Gesicht seines Vaters aus der sicheren Entfernung heraus und wusste dabei doch, dass wenn dieser sich umentschied und doch noch auf ihn losgehen wollte, er nicht einmal einen Wimpernschlag dafür brauchte. „Aber warum?“ Er kapierte es nicht, es war ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Sein Vater war nie leicht zu durchschauen gewesen, aber jetzt brauchte man für jede neue Seite einen neuen Code, der es ihm möglich machte sie zu lesen. Vorher musste man nur etwa wissen, wie er tickte und der Umgang mit ihm war einigermaßen sicher, heute konnte er ihn nicht einschätzen. „Warum sollte ich das, Junge?“ Junge, nicht Sohn. Er merkte erst jetzt, dass ihm dieser Name einen winzigen Stich ins Herz versetzte, war er zumindest vorher als Sohn tituliert worden und nicht einfach nur Junge. Nicht sein Name, es war eine unpersönliche Beschreibung, die ihm nur noch einmal bestätigte wie sehr sich Vegeta abkapselte, wie viel er vergessen hatte und dass er ihn doch in seiner Gegenwart ohne Widerstand akzeptierte. „Weil ich… für dich gesprochen habe.“ Jetzt sah sein Vater ihn an, unlesbar, nicht zu deuten, was er dachte und er schluckte erneut in Erwartung einer Katastrophe. „Das hast du und ich habe dir gerade schon gesagt, dass ich das selbst gut kann.“ Ein Blinzeln, aber nichts von Wut oder etwas anderem war in diesen Augen zu erkennen und Trunks erlaubte sich ein wenig zu entspannen. „Wird nicht mehr vorkommen.“ Bevor sich das Gespräch noch weiter vertiefte und sein Vater doch noch merkte was er getan hatte, lenkte er lieber ein und brachte sich somit aus der Schusslinie. Man wusste nie was ihm noch nach Stunden einfallen könnte um ihn für seine Art zu bestrafen, für sein Ungehorsam. Aber das war sein Vater, er war so erzogen worden und verlangte von seinem Sohn dasselbe Benehmen, keine Schwäche, immer auf der Hut und den Worten seines Vaters ohne Widerstand folgend. Was er meist ja auch tat. „Das bezweifle ich.“, sagte sein Vater dann doch noch, richtete den Blick allerdings wieder auf den Horizont. „Das kannst du nicht versprechen, weil es nicht stimmt, weil du es gar nicht willst. Was auch immer ich dir bedeute, es scheint genug zu sein um mit deiner Mutter darüber zu diskutieren. Es scheint genug zu sein um deine eigene Meinung laut genug zu sagen, dass sie auch verstanden wird.“ Wie sollte er da sauer sein? War es nicht das, was alle Eltern wollten? Dass ihre Kinder genug Selbstvertrauen und Mut hatten um für ihre Meinung, für ihre Taten einzustehen und sie zu verteidigen? „Geh wieder rein Junge.“, hängte er dem an, bevor eben jener etwas sagen konnte. Es waren zwar nur Sekunden verstrichen, aber er konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass er etwas hatte sagen wollen und weil er es nicht hören wollte, weil das sonst diesen Moment zerstört hätte, unterband er es. Es war seine Art zu sagen, dass er stolz war der Vater eines Jungen zu sein, der für sich selbst reden konnte, der das verteidigte was ihm lieb und teuer war – unnötige Worte wären schlicht und einfach fehl am Platz. Zu seiner Überraschung allerdings blieb er stehen, sah ihn weiterhin an und schwieg trotz allem, als wäre er in Gedanken versunken, würde überlegen ob er etwas sagen oder tun sollte und hatte dabei gleichzeitig diesen bestimmten Gesichtsausdruck, den er zu gut kannte. Der Junge verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit Kakarott, dessen Art färbte auf ihn ab. Denn der Andere konnte genauso wenig eine Entscheidung einfach hinnehmen und musste immer noch einmal seinen Senf dazugeben, nicht aufgeben und ihn weiter in Richtungen zwängen, in die er nicht gehen wollte. „Du bedeutest mir viel, immerhin bist du mein Vater.“, sagte der Junge dann doch noch und drehte sich um, sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten. Als wollte er die Aussage einfach so im Raum stehen lassen und sich wieder aus dem Staub machen, als wäre erst jetzt das Thema wirklich beendet. Und Vegeta konnte nur den Kopf schütteln, soviel Hartnäckigkeit, soviel eigenen Willen hätte er ihm gar nicht zugetraut, wenn man bedachte wie lange es gedauert hatte, bis er letzten Endes auf ihn zugekommen war. Beinahe als wolle er es wieder gut machen soviel Zeit verstrichen lassen zu haben, musste er das sagen. Alles was er noch hörte war die Tür und erst dann erlaubte er sich, sich wieder zu entspannen. Vegeta hatte gar nicht mitbekommen, dass er sich überhaupt angespannt hatte, aber unbewusst musste er wohl genau das getan haben. Waren es nun die Taten oder die Worte, die Tatsache, dass der Junge ihm folgte, wo es doch offensichtlich gewesen war, dass er alleine sein wollte – er wusste es nicht, es war im Nachhinein auch einfach nur egal. Wenn er ehrlich war, war er es leid. Er war es einfach nur leid hier rum zu stehen, rum zu sitzen und nichts tun zu können. Er wollte einfach nicht mehr darauf warten, dass sich etwas tat und er konnte es nicht mehr ertragen, dass wenn sich etwas tat, es die unbedeutendsten Momente in seinem Leben gewesen zu sein schienen. Das waren unwichtige Informationen, kleine Bruchteile, die wenig Sinn ergaben und an Nebensächlichkeit kaum zu übertreffen waren. Sie standen in keinem Vergleich zu den Schmerzen, die er jedes Mal hatte, auch wenn diese mittlerweile leichter zu ertragen waren, einfacher maskiert werden konnten, so dass er nicht jedes Mal die volle Aufmerksamkeit Kakarotts oder von jemand anderem auf sich zog. Es war einfach nicht mehr auszuhalten, mit dieser Unwissenheit zu leben, zu hören, dass man eigentlich ganz anders war und nicht zu ahnen, wie viel man sich eigentlich wirklich verändert hatte. Ja, er wusste, dass Kakarott Schuld daran war, der Kerl hatte es ihm mehr als einmal lang und breit erklärt aber auf sonderbare Weise konnte er darum nicht böse sein. Mochte es ein Unfall gewesen sein oder nicht, da er keinerlei Erinnerung an diese Sache hatte, hatte es genauso wenig Bedeutung wie alles andere auch. Es war passiert und sie konnten kaum etwas dagegen unternehmen, es nicht einfach rückgängig machen… Moment. Seine Augen verengten sich etwas und seine Augenbrauen zogen sich überlegend zusammen, während er die wenigen Informationen in seinem Hirn zu ordnen versuchte und die wichtigen davon herausfilterte. Wenn er es richtig verstanden hatte und daran hatte er eigentlich keinen Zweifel, gab es doch einen Weg die Situation zu ändern. Die Frage war nur, ob das auch wirklich möglich war, oder ob höhere Kräfte meinten, dass es doch nicht ging. Er blinzelte angestrengt, ließ sich nachdenklich auf den Boden sinken und verschränkte die Beine zum Schneidersitz, stützte einen Ellenbogen auf ein Knie und das Kinn in eben jene Hand, starrte den grünen Boden an. Brachte es etwas, über etwas nachzudenken, das die Anderen genauso gut kannten und bis jetzt noch nicht in die Hände genommen hatten? Er hatte die Geschichten gehört und verstanden, dass so gut wie alles damit geregelt werden konnte, dass sogar Tote wieder zum Leben erweckt werden konnten, war es da so abwegig einen Versuch zu starten und seine Erinnerungen wieder zu holen? Eigentlich, und das war der Punkt an der Sache, war es nicht abwegig, aber wieso hatte es dann keiner versucht? Wollten sie nun, dass er wieder normal war, oder wollten sie es nicht? Was sahen sie als das geringere Übel? Er schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, versuchte an einen Punkt zu kommen, den er verstehen konnte. Wenn sie alle so sehr damit überfordert waren, wie er war, wie er sich verhielt, dass er alles vergessen hatte, warum warteten sie dann so lange mit einem Versuch, warum hatten sie ihn nicht schon lange gestartet? Warum hatte niemals jemand, in all den Wochen, auch nur einmal erwähnt, dass diese Möglichkeit bestand? Die Dragonballs. Er schnaubte und wusste selbst nicht mehr, was er denken sollte, während er sich einfach nach hinten fallen ließ und in den Himmel sah. Kein Blau heute, es war Grau und sah so aus, als ob es jeden Moment anfangen würde wie aus Eimern zu schütten, keine Sonne. Nur verhangene Wolken, die irgendwie seine Stimmung widerspiegeln konnten, den Nebel in seinem Kopf, der alles wichtige verdeckte und sich einfach nicht lichten wollte. Warum? Was war denn nun das größere Übel? Er, wie er jetzt war, er wie er einst war, oder die Tatsache die Dragonballs zu suchen? Was war das Kriterium dafür so lange zu warten und jeden, der irgendwie mit ihm in Verbindung stand zu quälen? Es gab nicht eine Person in diesem Haus, die er nicht beeinflusst hatte, es gab sogar außerhalb welche, die es beeinflusste. Einen Sohn und eine Frau, die auf ihren Vater und Mann warteten, der die gesamte Zeit über hier war und sie nur sporadisch besuchen ging. Er stellte alles auf den Kopf und wusste es auch, konnte aber nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder nur bei ihm selbst landeten und nicht bei jenen, die es genauso verdient hätten. Gott, er hasste diese Grübelei, die doch nie ein Ergebnis hervorrufen würde und entschlossen stand er auf um sich abzulenken, die Gedankenstränge abzuwürgen und in der Versenkung verschwinden zu lassen. Mit entschlossenen Schritten ging er auf den GR zu, öffnete die Tür und trat ein, knallte sie hinter sich wieder ins Schloss und betrachtete das sporadische Interieur. Er kannte es, in und auswendig, war oft genug hier gewesen, ob nun alleine oder nicht und es war weder ein Ort der Ruhe, noch des Gegenteils. Es war einfach nur ein Raum in seinen Augen, so wie er sich selbst wie ein Gefäß ohne Füllung vorkam. Es verlor an Bedeutung, verschwamm und formte sich neu, explodierte und setzte sich anders zusammen, ergraute und wurde neu angemalt. Er liebte und hasste diesen Raum, zum einen, weil er ihm half seinen Frust abzubauen und zum anderen, weil er dafür verantwortlich war, dass sich dieser Frust überhaupt in ihm anstaute. Wobei das auch wieder nur Worte waren. Worte, die er glauben konnte oder nicht, die sich aber seinem Verständnis entzogen, weil die Tatsache an sich nicht mehr in ihm gespeichert war, weil es keine Bilder zu dem Vorfall gab und alles nur ein schwarzes Nichts war. Es entzog sich seinem Verstand und somit konnte er der Sache wenig abgewinnen. Lautlos powerte er sich auf und ließ anschließend die leuchtend gelbe Aura sinken, so dass nichts weiter als die Kraft übrig blieb, die er durch seinen Körper strömen fühlte. Dann begab er sich zur Mitte, stellte die Schwerkraft ein und stand erst einmal nur dort, drehte sich um und schloss die Augen. Es fühlte sich so an, als ob das Gewicht seiner Gedanken ihn nach unten ziehen wollte, dabei war es eine ganz andere Ursache. Dass alles letzten Endes immer wieder darauf hinauslief wurmte ihn, ärgerte ihn unendlich und doch war er unfähig es abzustellen. Das tonnenschwere Gewicht auf seinen Schultern wurde nicht weniger, wenn er nichts dagegen unternahm. Und so setzte er zu einer leichten Übung an, eine Mischung aus seinen Bewegungen und den Dingen, die Kakarott versucht hatte ihm beizubringen. Gelungene flüssige Bewegungen, die in einen Tanz übergingen, der so einfach aussah, wenn man ihn betrachtete und doch all seine Konzentration benötigte. Die Schritte waren noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen, brauchten zu lange um geschmeidig zu wirken und waren für ungeübte Augen doch wahnsinnig elegant. Mit einem Ausdruck höchster Konzentration im Gesicht machte er weiter, wiederholte es und setzte erneut an, als er die Präsenz Kakarotts unmittelbar neben sich spüren konnte. Rein aus einem Reflex heraus drehte er sich in der Bewegung und schleuderte dem Eindringling seine Faust entgegen, die zwar noch mit Leichtigkeit gefangen wurde, aber von seinem Fuß abgelöst, den Anderen schließlich an die gegenüberliegende Seite des GR schleuderte. Erst dann stoppte er sein tun, hörte den Aufprall und bedachte Kakarott mit einem Blick, der alles sagen musste, es anscheinend aber doch nicht tat. „Hey, wofür war das?“, wurde er gefragt, während sich der Andere den Nacken rieb und langsam wieder aufstand, ihn seinerseits nun mit mehr Vorsicht betrachtete. Er verschränkte die Arme vor der Brust, schnaubte genervt – was sollte das schon gewesen sein? Selbst wenn er wusste, wer da plötzlich neben ihm stand, hatten seine Instinkte schneller reagiert als dass er sie hätte aufhalten können. „Selbst Schuld.“, gab er statt einer richtigen Antwort zum Besten. Eine Entschuldigung jedenfalls würde er nicht von sich geben, im Grunde wusste er aber auch, dass er das nicht musste. „Ja, ich weiß. Ich unterschätze das jedes Mal.“ Noch immer rieb Kakarott seinen schmerzenden Nacken. „Dabei wollt ich nur mal schauen, was du treibst. Ist ne Weile her, seit du dich verwandelt hast und hier drin warst.“, setzte er an und hätte es gerade deswegen besser wissen müssen. Alleine die Tatsache, dass er aufgepowert war, hatte den Tritt so unendlich schmerzhaft werden lassen, das nächste Mal sollte er sich besser vorbereiten, achtsamer sein. Vegetas Instinkte hatten nicht nachgelassen und taten immer noch so weh wie am Anfang. Aber Vegeta gab keine Antwort, wandte den Blick nur zur Seite und signalisierte damit genau die Absicht, keine Antwort mehr geben zu wollen. Kakarott hätte geseufzt, hielt sich aber zurück. Manchmal bekam er den Eindruck, als wäre Vegeta deprimiert und wenn das nicht so schwer mit ihm in Verbindung zu bringen wäre, würde er es ohne Umschweife glauben. Er gab ihm seine Zeit, seinen Freiraum, aber wusste auch, dass er langsam etwas unternehmen musste. „Trunks sagt, du hast uns belauscht.“, sagte er stattdessen, versuchte die Stimmung ein wenig zu lockern und bekam nur ein Schnauben, das verdächtig in einem leisen Knurren unterging. Da lobte man einmal seinen Nachwuchs und was kam dabei heraus? „Ich würde es nicht lauschen nennen. Es zu überhören wäre unmöglich gewesen.“ „Okay, dann so.“ Ein Lächeln, es war gut, dass er mit ihm redete. „Und was sagst du dazu?“ Jetzt sah Vegeta wieder zurück, starrte ihm Sekundenlang ins Gesicht und schien zu überlegen, löste die Verschränkung seiner Arme und sah damit eher unentschieden aus als alles andere. „Es gibt nichts zu sagen, Kakarott.“ Das Wichtigste hatte er dem Jungen schon gesagt, sich selbst wiederholen würde er nicht, das war sinnlos bei dem Kerl vor sich. Er würde ja sowieso nicht hören, sich weiter einmischen und versuchen die Situation zu entschärfen. Dabei gab es nichts zu sagen, nichts zu tun, die Frau hatte eine Entscheidung getroffen, so wie er selbst es auch getan hatte. „Stur wie eh und je.“ Warum konnte er nie zugeben, was ihn wirklich nervte, über was er sich den Kopf zerbrach. Es war so offensichtlich, dass er es tat, aber er ließ keinen an seinen Gedanken teilhaben, tauschte sie nicht aus und versuchte selbst etwas zu lösen, das mit Hilfe vielleicht schneller geklärt wäre. „Was willst du wirklich hier?“ Er konnte den teils genervten, teils gelangweilten Unterton nicht aus seiner Stimme halten. Das alles hier war so… eingefahren, es wiederholte sich in einer Endlosschleife und machte ihn wahnsinnig. „Das hab ich dir doch grad gesagt.“ Jetzt zog Kakarott die Augenbrauen zusammen. Er wusste, dass irgendwas war, er ahnte, dass das hier noch nicht alles war und wurde das Gefühl nicht los, dass er es bald erfahren sollte. Vegeta war zwar nicht aggressiv, aber es war diese subtile Art, die ihn aufmerksam werden ließ. Das unterbewusste Glimmen der Genervtheit, die feinen Schwankungen in seiner Aura – kaum wahrzunehmen, aber die letzten Wochen hatten ihn empfindlich dafür gemacht. „Bist du fertig Möbelrücken zu spielen?“ Themenwechsel, spontan und mit einem Hauch Gereiztheit. Daher wehte der Wind also. „Bin ich. Was schwebt dir vor?“ Kaum hatte er die Frage ausgesprochen flog Vegeta auch schon auf ihn zu, zog die Faust zurück und setzte zum Schlag an, während er selbst sich ebenfalls aufpowerte, ein leichtes Grinsen der Vorfreude auf seinen Lippen. Es war lange her, er hatte schon gedacht, dass Vegeta die Lust daran völlig verloren hatte. Den Schlag blockte er mit seinem linken Unterarm, setzte seine eigene Rechte nach und wurde von Vegetas freier Hand aufgehalten. Mit einem Sprung standen sie sich wieder gegenüber, starrten sich an und ihm fiel der Ernst auf, mit dem Vegeta an die Sache heranging. Es war nicht das übliche Grinsen vorhanden, seine gesamte Haltung angespannt und ungewohnt hart. „Vorschlag.“, sagte eben jener, preschte wieder nach vorn und holte zum Tritt aus, welcher ebenfalls geblockt wurde, sprang zurück. “Und der wäre?“ Er hatte es gewusst, setzte seinerseits an und versuchte ihm seine Faust in die Schläfe zu rammen, aber Vegeta sprang kurz zuvor zur Seite, setzte mit einem Fuß auf und sprang wieder ab. „Wenn ich gewinne, suchen wir die Dragonballs.“, sagte er, sprang hoch und faltete seine Hände zusammen, nutzte die kurzzeitige Ablenkung, die sein Satz ausgelöst hatte und schmetterte sie in den Nacken des Größeren, welcher zu Boden ging. Dann sprang er wieder hoch, zielte mit seinem Knie auf den Kopf. „Und wenn ich gewinne?“ Er hatte ihn überrascht und das hatte er schmerzhaft zu spüren bekommen, rollte sich gerade rechtzeitig zur Seite, nur um zu hören, wie das Knie mit dem harten Boden kollidierte, stützte sich mit den Händen ab und drehte sich, nutzte den Schwung um Vegeta von den Beinen zu fegen. Eben jener stützte sich ebenfalls ab und schwang die Beine in seine Richtung, traf ihn unvorbereitet in den Bauch, schleuderte ihn von sich. Es ging hier um etwas, er durfte nicht verlieren, auch wenn er wusste, dass er klar im Nachteil war. „Suchen wir sie auch.“ Es kam so trocken aus seinem Mund, dass Kakarott für einen Moment stutzte, was ihm zum Verhängnis wurde. Vegeta flog auf ihn zu, während er sich gerade aufrichtete und ließ sich nur Millimeter vor ihm fallen, wiederholte den Tritt mit beiden Füßen in seine Mitte, so dass er am Ende laut gegen die Wand krachte, keuchte und an ihr zu Boden sank. „Wie kommst du so plötzlich darauf?“, fragte er, stieß sich ab und setzte nach, verwickelte sie in einen Schlagabtausch, bei dem sie Beide mit verschränkten Fingern endeten und stattdessen die Beine benutzen mussten. Die Kraft war unglaublich, es schien als ob der Gedanke an die Dragonballs ihm neuen Willen gegeben hatte. „Sagen wir so, ich hab keine Lust mehr.“ Damit zog er seinen Kopf zurück und ließ ihn nach vorne sausen, traf Kakarott volle Wucht an der Stirn und biss die Zähne zusammen, um den eigenen Schmerz zu ertragen. Sie ließen sich los, sprangen zurück und standen sich wieder gegenüber. „Das kann ich verstehen, aber…“ „Nichts aber, Kakarott! Diese ganze Scheiße geht mir auf den Sack, ich will mein Leben zurück und es ist mir scheißegal was du davon hältst. Wenn es dir nicht passt, dann lass es, ich schaff das auch alleine.“ Wenn er wüsste, wie zur Hölle er sie suchen soll. „Na schön, angenommen!“, sagte er noch, überbrückte die Distanz zu Vegeta und rammte ihm die Faust in das überraschte Gesicht, ließ ihn straucheln und zwei Schritte zurückwanken, bevor er nachsetzte, sich drehte und ihm den Fuß in die Seite rammte. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass er zustimmte, stolperte erneut und fing sich gerade rechtzeitig, um einen weiteren Tritt zu blocken, die Luft zischend einzuziehen, als er seinen Arm traf und zurück zu springen, den Schwung zu nutzen und auf ihn loszugehen. Wenn sie so weitermachten würde das Spiel hier noch ewig dauern und dazu hatte er weder Lust, noch die Zeit. Er wollte endlich Ergebnisse sehen, wollte hier raus und wieder leben. Er wollte das haben, was er vergessen hatte, was sich ihm entzog. Und so legte er alle Kraft, die er aufbringen konnte, allen Frust und alle Wut über die Gesamtsituation in den nächsten Schlag, traf Kakarott im Gesicht und hörte das verdächtige und doch befriedigende Brechen eines Knochens. Ob es nun die Nase oder das Jochbein war, war ihm egal, wichtig war das Ergebnis und so setzte er nach, solange sich der Andere noch in der Luft befand, holte aus und trat zu, ließ ihn nach oben fliegen. Sich schnell über ihn bewegend verschränkte er abermals die Finger ineinander, rammte ihm das Ganze in die Rippen und ließ ihn hart auf den Boden prallen. Er wusste, dass der Andere seine Ungeduld spürte und nicht so kämpfte, wie er es normalerweise vielleicht tat, aber dieses eine Mal ließ er es ungeachtet, übersah es und sprang hinterher, setzte auf dem Boden auf und kickte ihm in die Rippen, schleuderte ihn an die Wand, an der er zu Boden ging und liegen blieb. „Du kannst aufhören.“, sagte Kakarott gerade rechtzeitig, bevor er ein weiteres Mal nachsetzen wollte und so hielt er in der Bewegung inne, ließ seine Kampfstellung fallen und behielt lediglich seine Abwehr aufrecht, falls es nur eine Finte war um ihn zu verwirren. Dann setzte der Andere sich auf, blieb aber auch sitzen und machte keinerlei Anstalten den Kampf in irgendeiner Weise fortzusetzen, wischte sich das Blut von der Nase und sah ihn an. „Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass du bei beiden Varianten der Gewinner gewesen wärst.“ Warum er dann immer noch mit voller Kraft angriff war ihm ein Rätsel, andererseits war es Vegeta über den er hier sprach, seine Logik hatte nichts mit dem Kleineren zu tun. Und eben jener schnaubte nur. „Also, was hat dich auf die Idee gebracht?“, versuchte er es noch einmal. Er selbst hatte ja schon oft darüber nachgedacht und es immer wieder verworfen, seine Hoffnungen auf eine normale Lösung nie aufgegeben und die Angst siegen lassen, dass dadurch ihre fragile Freundschaft wieder zerstört wurde. Nicht, dass sie vorher nicht auch so etwas in der Art gehabt hatten, aber jetzt ging es tiefer, basierte mehr auf Vertrauen und blinder Akzeptanz, als auf ein bloßes Dulden. Vegeta verschränkte die Arme wieder, er konnte aber in seinen Augen die Abwehr sehen, die noch immer da war. Nicht bereit es gehen zu lassen, nicht bereit zuviel von sich preiszugeben, drehte er sich leicht von ihm. „Versetz dich mal in meine Lage. Würdest du den Versuch nicht auch starten wollen, wenn du wüsstest, dass es die Möglichkeit gibt, anstatt wochenlang, monatelang zu warten und dabei wahnsinnig zu werden, weil kein Fortschritt erkennbar ist?“ Das war der längste Satz, den Vegeta seit Langem von sich gegeben hatte und es war der ehrlichste. Kein Blocken, kein Abwimmeln, einfach nur die pure Wahrheit, ein besonders starker Drang in seinem Inneren. Ja, er würde dasselbe wollen, wenn er um die Existenz der Dragonballs wüsste und die Möglichkeit sehen würde alles gerade zu biegen. „Doch, würde ich.“ Wenn sie schon bei der Wahrheit waren, konnten sie auch dabei bleiben. Es war selten genug, dass Vegeta etwas von sich aus sagte, etwas so ehrliches und tief sitzendes, er wäre verdammt, wenn er das nicht zu schätzen wüsste. „Gut.“ Jetzt drehte sich Vegeta ganz von ihm weg. „Und wie finden wir die Dragonballs?“, fragte er leise und Kakarott konnte nicht anders, als zu lächeln. Die Eigenschaft peinlich berührt zu sein, wenn er etwas nicht wusste und das auch noch zugeben musste, hatte er nicht verloren. Kapitel 27: … musst du aufstehen und handeln -------------------------------------------- 27: … musst du aufstehen und handeln Es gab also einen Radar um die Dragonballs zu finden. Vegeta sah den Anderen nachdenklich an, bevor sich langsam ein Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete, eines das Kakarott zu sehr an alte Tage erinnerte und ein wenig unsicher werden ließ, ob es wirklich eine so gute Idee wäre. Was, wenn Vegeta nicht nur diesen Wunsch hatte, was wenn er in alte Tage zurück fiel und einen ganz anderen Wunsch in seiner Westentasche hatte, sich Unsterblichkeit oder unendliche Macht wünschte? Wobei er sich das nicht ganz vorstellen konnte. Vielleicht war der Gedanke sich alles wünschen zu können da, aber er bezweifelte, dass Vegeta dies wirklich nutzen würde. In all den Jahren, wo er hier lebte, hatte er nicht ein einziges Mal den Versuch gestartet etwas derartiges zu unternehmen und sich stattdessen auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen, versucht selbst und aus eigener Kraft stärker zu werden. Er war nicht losgezogen, wo er doch so unendlich viele Möglichkeiten gehabt hätte, alleine in den sieben Jahren seiner Abwesenheit hätte er die Dragonballs sieben Mal sammeln und Shenlong rufen können, weil es niemanden gegeben hatte, der stärker als er war und ihn hätte aufhalten können. Aber er hatte es nicht getan, vielleicht sollte er sich von diesem Grinsen, das einem eine Gänsehaut bescheren konnte, nicht zu sehr einwickeln lassen. „Du redest mit der Frau.“, sagte der Kleinere schließlich, nachdem sich das Grinsen wieder verflüchtigt hatte und er erkannte, was noch zu tun war. Auf gar keinen Fall würde er das übernehmen, auch wenn nicht mehr viel davon übrig war, in seinem Körper steckte immer noch genug Stolz um ihn nicht einfach herunterschlucken zu können, ihn nach hinten zu schieben und über seinen Schatten zu springen. Wochen der Ignoranz, Wochen der unterdrückten Wut machten es schlicht unmöglich etwas Derartiges zu tun und er wäre verdammt das hinten anzustellen. „Gut.“, antwortete Kakarott aber nur und er zog eine Augenbraue nach oben. Hatte er insgeheim mit mehr Widerstand gerechnet? Hatte er damit gerechnet, dass er um diese Aktion kämpfen musste, sie sich irgendwie erschummeln musste? „Sag mir eines, Kakarott.“ Der Größere sah ihn fragend an, eine stumme Aufforderung weiter zu reden. „Wenn du das alles weißt, wenn du weißt, dass sie einsetzbar sind, wieso bist du nicht eher auf die Idee gekommen?“ Er war ehrlich interessiert, wollte es wirklich wissen und er würde eine Lüge erkennen, weil Kakarott ein verdammt schlechter Lügner war. Es würde ihm nichts anderes übrig bleiben als die Wahrheit zu sagen und er wusste es auch. Und der Größere holte einmal tief Luft, wog die Worte sorgfältig ab. „Sagen wir so.“, begann er, sein Gesicht ein Ausdruck purer Ehrlichkeit. „Ich hab mehr als einmal dran gedacht, aber immer wenn ich fast eingeknickt war, ist irgendwas passiert. Entweder du hast dich an was erinnert, oder wir mussten andere Dinge klären, und es hat immer wieder aufs Neue meine Hoffnungen gehoben, dass es sich doch von alleine regelt. Dass wir die Dragonballs nicht brauchen und du von selbst wieder der Alte wirst, nur dass die Freundschaft, die wir in diesen Wochen entwickelt haben… vielleicht auch noch da sein wird.“ Er wollte das nicht aufgeben, es war anders, intensiver als zuvor. Sie mochten zwar Freunde gewesen sein, aber heute war es soviel mehr als das. Sie waren die letzten beiden ihrer Rasse und es hatte ihm immer wehgetan, dass Vegeta ihn nicht als ebenbürtig sah, sondern erst als Feind, und ihn später duldete, weil er keine andere Wahl hatte, weil er schwächer war und nichts dagegen unternehmen konnte. „Aber du hast Recht, langsam glaube ich auch, dass es keinen Sinn hat noch länger zu warten. Dir geht’s dabei nicht gut, Bulma und Trunks geht’s nicht besser, ich weiß manchmal nicht was ich noch machen soll um die Spannung zwischen euch zu ertragen oder abzuflauen. Meine Familie wartet auf mich, aber ich konnte nicht gehen, weil du mir genauso wichtig bist, verstehst du?“ So viel Zeit war vergangen und die Dinge erst jetzt auszusprechen war seltsam. Er hatte zwar mit Chichi darüber gesprochen, hatte ihren Segen bekommen, aber es zog sich schon so lange dahin, dass er einfach nicht mehr wusste, wie viel beide Seiten noch aushalten würden. Aber Vegeta antwortete nicht sofort, sah ihn stumm an und wandte sich schließlich ab, dachte nach. Er konnte es an den Furchen auf seiner Stirn erkennen. „Ich weiß grad nicht, ob ich dir für deine Blödheit eine reinhauen soll, oder ob ich verstehen soll, was du hier von dir gibst.“ Beide Seiten waren gleich stark, er verstand sowohl Kakarott und seine Motive, als auch sich selbst und den Drang soviel Dummheit zu bestrafen. Wobei er nicht besser war, er hatte fast von Anfang an gewusst, dass es die Dragonballs gab, hatte ihre Funktion erklärt bekommen und hatte selbst die Zusammenhänge nicht begreifen können, hatte so lange gebraucht um zu verstehen, dass er sie nutzen könnte. Vielleicht sollte er lieber sich selbst eine reinhauen. „Du kannst beides versuchen.“, sagte Kakarott nur, zuckte die Schultern und erntete einen Blick, der ihn beinahe zum lachen brachte. Er konnte die Versuchung in den dunklen Augen sehen, doch letzten Endes lachte Vegeta nur einmal kurz auf, sah ihn schließlich wieder ernst an. „Das war genau mein Gedanke.“ Noch bei der Beendigung dieses Satzes holte er aus und donnerte dem Größeren seine Faust ans Kinn, ließ seinen Kopf nach hinten fallen. „Du bist ein Idiot, Kakarott. Wir hätten uns den ganzen Stress sparen können, aber nein… wenn man mal davon absieht, dass du dein Gedächtnis nicht verloren hast, könnte man fast denken, dass du…“ Er brach ab, beendete den Satz nicht und atmete tief durch. Das war doch egal, der Moment war verflogen, der Drang ihn fertig zu machen verschwunden. Es gab sowieso wenig um die Vergangenheit zu ändern, sie waren beide Idioten, wenn man es aus diesem Licht betrachtete. Vegeta verschränkte die Arme wieder vor der Brust. „Wenn wir hier fertig sind, können wir uns genauso gut um den Rest kümmern. Ich hab keine Lust noch mehr Zeit zu verschwenden.“, sagte er leise und doch mit genug Nachdruck, der keine Widerrede duldete und den Größeren nur zum Nicken brachte. Es gab sowieso nichts, was er noch hätte sagen können, was er sagen hätte wollen und so beließ er es bei einem kleinen Grinsen, das er Vegeta gemeinsam mit einer kleinen Verbeugung zukommen ließ, bevor er sich umdrehte und den GR verließ. Die Schwerkraft schaltete sich automatisch ab, ließ Vegeta mit einer nach oben gezogenen Augenbraue zurück. Egal wie er einmal gewesen war, jetzt konnte er nur noch den Kopf schütteln. Die vertraute Art, mit der Kakarott ihm entgegen kam, die Art, wie er sprach und gestikulierte – er wusste wirklich nicht, wie er es nennen sollte, wie er darüber denken sollte, was er dazu fühlen sollte. Es war vertraut und fühlte sich gut an, wenn auch ein Teil von ihn noch immer nicht ganz wusste, ob er soviel Vertrautheit wirklich zulassen sollte. Er wunderte sich, ob es so bleiben würde, oder ob eben diese Vertrautheit zwischen ihnen wieder verschwand, wenn der Wunsch ausgesprochen wurde und erfüllt werden konnte. Er wunderte sich, ob er die Tatsache ansprechen sollte, sie beibehalten sollte aber letzten Endes würde es wahrscheinlich spontan entschieden werden. Aber er wollte gar nicht, dass es wieder verschwand. In all der Zeit war Kakarott der einzige gewesen, der immer da war. Anders als seine eigene Familie hatte er ihn über die Seine gestellt und war geblieben, hatte so vieles mitgemacht, dass die Frage, ob er es zulassen sollte, sich genau mit diesem Gedanken beantwortete. Er konnte es zulassen, er konnte die Vertrautheit in diese Beziehung fließen lassen und musste keine Angst haben, dass sie missbraucht wurde – das könnte der Größere gar nicht. Er atmete tief durch und sah noch einmal zur Kontrolle, zuckte aber die Schultern und drehte sich ebenfalls Richtung Ausgang. Es war nicht nötig den GR noch einmal in Betrieb zu nehmen, sein Frust war mit dem Gedanken vergangen, die Idee hatte sich so fest in sein Hirn verankert, dass es schwer war, nicht sofort losfliegen zu wollen. Vielleicht, das wusste er, war Kakarott gar nicht so begeistert wie er selbst. Er verstand ihn, er verstand den Vorsatz, der hinter seiner Idee stand und verstand auch, warum er es getan hatte, aber er konnte und wollte nicht länger warten. Es war so zermürbend nur Bruchstücke seines alten Lebens zu finden, sich daran festzuhalten und sie einfach nicht vergrößern zu können, egal wie fest er daran zog. Es war so frustrierend in diesem Haus zu wohnen, zu leben und sich doch immer wieder ungewollt zu fühlen. Die Kälte, die hier herrschte, subtil und kaum wahrnehmbar, hatte sich in all den Wochen in ihn hinein gefressen und wollte ihn einfach nicht mehr loslassen, genau wie der endlose Gedankenstrang in seinem Inneren. Wo sollte das enden, wo war der Punkt an dem man sagte, dass es so nicht weiterging? Sicherlich könnte er warten, könnte noch mehr sinnlose Hoffnungen in etwas legen, das bis jetzt auch keinen Erfolg hatte, aber wie viel hielt eine Person aus, bevor sie zusammen brach? Er wusste es nicht, es spielte auch keine Rolle mehr, denn das Warten war hiermit offiziell beendet. Langsam verließ er den GR, ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und besah sich den riesigen Gebäudekomplex, in dessen Gängen er sich seit seiner unfreiwilligen Neuankunft hier unwohl fühlte. Es war nicht mehr die Angst, die nackte Panik, die mit seiner geistigen Unwissenheit gekommen war, mit der Zeit hatte es sich einfach in etwas gewandelt, das er nicht beschreiben konnte. Vielleicht wollte er es auch nicht beschreiben, weil das bedeuten würde vor sich selbst zuzugeben, was er fühlte. Ob er hier bleiben konnte wusste er noch nicht, es stand in den Sternen wie er sich fühlen würde, wenn das hier vorbei war. Aber tief in seinem Inneren wollte er nicht bleiben. Wenn die Erinnerungen blieben, die er hier gesammelt hatte und sich mit jenen vermischten, die er zuvor hatte, wie sollte er dann reagieren? Er wäre zwiegespalten, es wäre nicht möglich das eine mit dem Anderen in Verbindung zu bringen, eines zu übersehen und das andere gewinnen zu lassen. Beides in Koexistenz würde nicht funktionieren, soviel wusste er, aber was es letzten Endes geben würde, wie er sich entscheiden könnte, war ungewiss. Vegeta seufzte, schloss die Augen und würgte den Gedanken ab, es gab nichts, was er jetzt entscheiden könnte, er musste warten und es auf sich zukommen lassen, wie so viele andere Dinge zuvor auch schon. Immerhin hatte Kakarott einen großen Platz in seinem Leben eingenommen, auch wenn es ganz zu Anfang nicht so ausgesehen hatte. Auch wenn er solch verdammte Angst vor ihm gehabt hatte, wenn er dachte, dass es nichts als eine Aufsicht war, die ihn an der Flucht hindern sollte. Aber die verflucht große Geduld, die immer ruhige Stimme und die tausenden Versuche ihm irgendwie verständlich zu machen, dass er kein Feind war, waren irgendwie in ihm hängen geblieben. Es würde sich wie Verrat anfühlen dieses Opfer nicht zur Kenntnis zu nehmen. Es wäre schlichtweg falsch sich umzudrehen und es zu vergessen. Tief sog er die kühler werdende Luft in seine Lungen und tastete nach den im Haus befindlichen Auren. Es war Vormittag und er war nicht sicher, ob Trunks zu Hause war oder nicht, aber er hatte Glück und der Junge war irgendwo in diesem Haus. Gerade jetzt wünschte er sich diese nervige und vor allem nützliche Technik, die Kakarott immer benutzte auch zu können, stattdessen musste er sich durch den Komplex quälen und einer Aura zu Fuß folgen. Aber er hatte etwas vor und das konnte nicht warten, also lief er los und schon das ungute Gefühl in seinem Bauch zur Seite. Vielleicht sollte er den Jungen auch mitnehmen, es würde zumindest nicht schaden und das ohnehin etwas wacklige Verhältnis ein wenig aufbauen. Er war sich nicht sicher, ob es funktionieren würde, er war sich nicht einmal sicher, ob er das auch selbst wollte, aber gerade in den letzten Tagen hatte er verstärkt gemerkt, DASS er einen Sohn hatte und er hatte nicht vor diesen Umstand schon wieder fallen zu lassen und es abzustreiten. Immerhin war er nicht dumm, er merkte doch, wie sehr der Junge an ihm hing, wie er zu ihm aufblickte und die Idee, die Dragonballs mit ihm zu suchen, dass er wieder normal wurde, war vielleicht keine seiner schlechtesten. Und es dauerte nur wenige Minuten, bis er vor einer geschlossenen Zimmertür stand, sich einen letzten Ruck gab und anklopfte – vielleicht ein wenig zu hart, aber die Tür war noch ganz, das war alles was zählte. „Komm rein.“, erklang es gedämpft und er schallte sich in Gedanken. Natürlich konnte Trunks auch Auren spüren, es wäre eher verwirrend gewesen, wenn er gefragt hätte, wer dort war. Aber wieder hielt er sich mit unnützen Gedanken auf, anstatt endlich mal etwas zu unternehmen und genervt über sich selbst zog er die Augenbrauen zusammen und machte die Tür auf, nur um mit einem Paar blauer Augen begrüßt zu werden, die ihn vom Schreibtisch aus ansahen. „Was führt dich her?“ Trunks legte den Stift zur Seite, während sein Vater den Blick durch das Zimmer schweifen ließ, eine Augenbraue skeptisch nach oben zog und schließlich wieder ihn fixierte. „Wir suchen die Dragonballs und ich wollt dich fragen… ob du mitkommen willst.“ Nur ein kleines Zögern, eine winzige Pause, die Trunks trotz allem nicht verborgen blieb und so imitierte er seinen Vater, indem er seinerseits eine Augenbraue hob und ihn abschätzend musterte, das Kinn auf seine zusammengefalteten Hände stützte und damit den Eindruck erweckte, als stünde Vegeta hier vor einem Verhör. „Wie kommt ihr so plötzlich auf die Dragonballs?“, fragte er und Vegeta musste zugeben, dass er weder mit dieser Reaktion, noch mit dieser Frage gerechnet hatte. Er hatte sich viel vorstellen können, von einem ablehnenden Nein bis hin zu überschwänglichem Ja, aber die Frage nach dem Wie war ihm nicht in den Sinn gekommen. „Versteh mich nicht falsch, es ist eine gute Idee, aber wieso so plötzlich, wieso nicht eher, wieso nicht warten?“ Das waren nur noch mehr Fragen und Vegeta blinzelte ihn an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder, weil er einfach nicht wusste, wie er das gleiche Thema zum x-ten Mal erklären sollte. Schließlich seufzte er, schloss die Tür hinter sich und verschränkte die Arme, nur um Trunks wieder anzusehen, beinahe durch ihn hindurch zu sehen. Dann holte er noch einmal tief Luft. „Du bist viel zu neugierig für dein Alter.“ Und zu intelligent, hängte er in Gedanken an. Ein Kind sollte seinen Vater nicht mit ein paar Fragen aus der Ruhe bringen können, und doch schaffte dieser Junge es mit nur ein paar Worten die wichtigen Dinge auszusprechen, für die ein anderer einen Aufsatz gebraucht hätte. Nur ein paar Worte und doch soviel Verlangen nach Informationen, aber Trunks grinste ihn nur an. „Sind wohl die Gene.“ Ein Schulterzucken. Was erwartete sein alter Herr bitte? Er hatte Bulma Briefs zur Mutter und einen nicht unbedingt dummen, in taktischen Dingen kaum zu übertreffenden Saiyajin als Vater… es war logisch, dass er nicht dumm wie Bohnenstroh aus dieser Verbindung hervorgehen würde. „Und jetzt beantworte meine Fragen.“ Noch ein Grinsen und er wusste, dass er auf dünnem Eis wanderte, weil sich die Augen seines Vaters zu gefährlichen Schlitzen verengten. „Pass auf, was du sagst, ich mag vielleicht nicht alles wissen, aber ich bin immer noch dein Vater und fähig dir in den Arsch zu treten!“ Ein Zischen, bedrohlich und doch wusste Trunks, dass er es nicht tun würde. „Ja, ich weiß und jetzt… bitte?“ Der Hundeblick, der nur in Extremsituationen Verwendung fand und beinahe nie seinen Zweck verfehlte und ein Seufzen erntete. Er hatte gewonnen. „So plötzlich, weil ich es leid bin zu warten und keine Fortschritte zu machen, was dann auch die Frage beantwortet, warum ich nicht warten will. Warum nicht eher? Weil dieser Idiot von Kakarott die Sache vor sich hergeschoben hat, um… eine Freundschaft zu mir aufzubauen.“ Sein Gesicht verzog sich, so sehr er diesen Gedanken auch vorhin noch gelobt hatte, ihn zuzugeben war etwas ganz anderes und zu seinem Glück nickte Trunks nur einmal und biss den Kommentar zurück, der ihm auf der Zunge lag, verkniff sich sein Grinsen und versuchte so ernst zu bleiben, wie es ihm möglich war. Er hätte ihn quer über seinen Schreibtisch gezogen und in die nächste Wand eingebettet, wenn es nicht so gewesen wäre. „Verstehe. Und du willst, dass ich mitkomme?“ Gott, musste er es so kompliziert machen? Konnte er nicht einfach ja oder nein sagen und die Sache damit abhaken, musste er so viele Fragen stellen und sein Glück damit auf die Probe stellen, seine Geduld reizen? Was war so schwer an einer einfachen Antwort, wieso musste man das Ganze nur noch mehr auseinander pflücken? „Stell die Frage noch einmal und ich gehe wieder!“, antwortete er stattdessen, bedachte seinen Sohn mit einem Blick, der abermals jeden Kommentar in seiner Kehle ersticken ließ. Wer war er denn sich von seinem eigenen Sohn ausfragen zu lassen und zugeben zu müssen, was in ihm vorging? Das ging ihn nichts an, verdammt noch mal! „Schon gut, schon gut. Ich komm mit, ist mal ne Abwechslung zu dem trockenen Scheiß hier.“ Er deutete auf seinen Schreibtisch, der völlig überladen mit verschiedensten Unterlagen war und auf dem nicht die geringste Ordnung erkennbar war. „Glaub mir, in dieser Welt was lernen zu wollen ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Zuviel Müll, den kein Schwein braucht.“ Trunks seufzte schwer, sah aber, dass sein Vater nicht viel damit anfangen konnte und entschloss sich, ein wenig weiter auszuholen. „Ich soll eines Tages Mums Firma übernehmen.“ Nur eine nach oben gezogene, fragende Augenbraue. „Vielleicht weißt du es ja wieder, wenn wir den Drachen gerufen haben, das jetzt zu erklären ist ziemlich sinnlos.“ Wobei sich sein Vater nie wirklich darum gekümmert hatte, er musste sich nicht damit auseinander setzen, hatte in dieser Hinsicht keine Verpflichtungen. Verübeln konnte er es ihm nicht, es war langweiliger, trockener Stoff und verschwendete Zeit, die man ganz anders hätte nutzen können. Aber wer später einmal gut leben wollte und der Leiter einer Firma war, musste wohl oder übel etwas dafür machen. „Wann soll’s losgehen?“, fragte er stattdessen, das seltsame Gefühl seinen Vater in seinem Zimmer zu haben, nach hinten schiebend. War das überhaupt schon mal vorgekommen? Er konnte sich nicht erinnern. „Sobald Kakarott die Frau überredet hat, den Radar rauszugeben.“, war die prompte Antwort und es schmerzte Trunks ein wenig, seinen Vater so über seine Mutter reden zu hören. Sonst sprach er sie wenigstens mit deine Mutter an, oder benutzte ihren Namen – jetzt basierte dieses Verhältnis auf Misstrauen und Verletzungen, die er weder sehen konnte, noch von denen er wusste, wie er sie benennen sollte. Was vielleicht auch besser war, plötzlich das Seelenleben seines Vaters bestimmen zu können, wäre eine ziemlich… eine zu große Sache zum verstehen, wo er doch immer so bedacht darauf war, all das im Dunkel seiner selbst zu belassen. „Gut, dann pack ich nen paar Dinge zusammen, dürfte ja nicht allzu lange dauern.“ Damit stand er endlich von seinem Schreibtisch auf und kramte unter seinem Bett nach seinem Rucksack, während er noch einige Sekunden von Vegeta beobachtet wurde, bevor auch jener sich umdrehte und das Zimmer leise verließ. Es war keine Antwort mehr nötig, wozu auch? Es war auch nicht so gelaufen, wie er es sich gewünscht hätte, aber es war auch nicht so schlecht gewesen, wie er es insgeheim erwartete. Reden, Fragen, immer nur Worte und nur noch mehr Worte und er konnte sie nicht mehr ertragen. So viele Worte, die doch kaum etwas sagten, aber was sollte es, er kam einfach nicht drum herum, musste sie aussprechen und dachte sie. Nur noch eine Frage der Zeit dann war diese Fragerei endlich zu Ende, und er würde den Teufel tun und auch nur eine weitere von ihnen beantworten! Sein Weg führte ihn zurück in den Garten. Etwas zu packen hielt er für unnötig, er hatte nicht vor sich länger als nötig damit aufzuhalten und etwas zu essen fand man draußen in der Wildnis auch genug. Unnötiger Ballast würde sie nur langsamer machen und wenn eines nicht in seinem Interesse lag, dann war es das. Wer etwas tragen wollte, bitte, er jedenfalls nicht – ihm reichte das, was er am Körper hatte und seine Energie, seine Kraft. Wäre doch gelacht, wenn er es nicht so schaffen würde! Plötzlich wurde ihm etwas vor die Nase gehalten und wenn er Kakarott nicht schon längst gespürt hätte, hätte er sich wieder einmal zu Tode erschreckt. Stattdessen besah er sich nur stumm das Etwas mit kritischem Blick, hob erneut eine Augenbraue und wandte sich dann an Kakarott. Die Frage musste deutlich in seinem Gesicht stehen, denn dieser fing an leicht zu lachen. „Gott, manchmal vergesse ich einfach, dass du nichts damit anfangen kannst. Das ist der Radar.“ Jetzt grinste er süffisant, ziemlich von sich selbst überzeugt und erntete ein Schnauben als Antwort. „Schon gut, war nicht so gemeint. Meinetwegen können wir los.“ Vegeta sah ihn noch immer an, undeutbar, mit einem Blick der nichts sagte. Das Teil sollte der sagenumwobene Dragonballradar sein? Wenn er es wirklich nicht besser wüsste, würde er beinahe von einem Spielzeug für Kinder ausgehen, aber da dem nicht so war, musste er wohl oder übel auf das Wort Kakarotts vertrauen, der ganz nebenbei ein paar Knöpfe daran drückte und es anfing zu piepen. „Der erste ist ganz in der Nähe!“, rief er beinahe zu enthusiastisch aus und Vegeta konnte nur blinzeln. Manchmal fragte er sich wie er es so lange mit diesem Kerl ausgehalten hatte. Die gute Laune war ja wirklich ätzend, wenn es ihm so gehen würde wie Vegeta, wäre er nicht mehr so fröhlich. „Wir müssen auf Trunks warten.“ Wie um seine Aussage zu bestätigen erhöhte er einmal kurz seine Aura. Viel länger würde er nicht mehr warten, den fragenden, beinahe bohrenden Blick Kakarotts ignorieren können. „Wie kommt’s?“, fragte der aber auch schon und abermals musste Vegeta seufzen, konnte es nicht mehr zurückhalten. „Weil ich ihn gefragt habe.“ Das Grinsen war zum abgewöhnen, der Drang ihm jetzt und hier eine reinzuhauen beinahe überwältigend groß. Das ist doch toll, schien in seinen Augen zu stehen und Vegeta musste sich auf die Zunge beißen, die Arme verschränken und seine Finger in seine Oberarme bohren, um dem Drang nicht nachzugeben. Er mochte vielleicht nicht der beste Vater sein, aber ignorieren musste er seinen Sohn deswegen noch lange nicht. Es war ja auch nicht so, dass es ihn umbrachte wenn er ihn mitnahm, auch wenn es seltsam war, die Frage an sich gestellt zu haben. „Sag’s nicht, Kakarott.“, entkam ihm dann doch noch, während er sich von ihm wegdrehte, seine Ungeduld kaum im Zaum halten konnte. Was brauchte der Bengel aber auch so lange, war es so schwer sich anzuziehen und verdammt noch mal einfach loszufliegen? „Ich komm ja schon.“, wurde ihnen auch entgegen geschrieen und er konnte nicht anders als leise zu knurren. Ein Schnauben war ihm gerade einfach zu harmlos, seine Ungeduld nahm Züge an, die er selbst nicht bei ihm erwartet hatte und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hob er ab, begab sich in eine angemessene Flughöhe, ohne dabei die Bewohner dieser Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen. Wenige Sekunden später waren auch Kakarott und Trunks neben ihm und er musste sie nur ansehen, um seine Gedanken auszusprechen. Noch einmal drückte Kakarott auf das Spielzeug, deutete in eine Richtung und flog seinerseits los, dicht gefolgt von Vegeta, während Trunks das Schlusslicht bildete. Es war selten genug seinen Vater derart zu sehen und nicht mit Früher in Verbindung bringen zu können, aber so… nervös hatte er ihn noch nie gesehen. Er zog hier nicht in einen Kampf auf Leben und Tod, bei welchem er weitaus ruhiger und gelassener an die Sache heran ging. Trunks konnte sich nur vorstellen, was in seinem Vater vorging, aber er konnte ahnen, wie wichtig es ihm war sein Leben wieder zu finden, es zurück zu bekommen und diese schreckliche Ungewissheit endlich zu beenden. Er konnte wirklich nur Vermutungen aufstellen, aber wenn es ihm so gehen würde, würde er wahrscheinlich genauso reagieren. So schnell wie möglich, jede Verzögerung bedeutete Verlust, jede verschwendete Minute war eine zuviel. So folgte er ihnen, in der Hoffnung, dass es gut gehen würde, nichts dazwischen kam und er seinen Vater so wiederbekam, wie er war. Diese Version hier war nicht schlecht, aber wenn man Jemanden sein Leben lang anders kannte, dann war die Veränderung einfach zu groß. Nicht, dass er etwas dagegen hatte, mit ihm reden zu können, nicht mit Blicken erdolcht zu werden… es war seltsam, anders und einfach ein wenig zu viel. Es passte nicht zu seinem Vater. Und nach nur einer halben Stunde Flug befand sich der erste Dragonball in seinem Rucksack. Kapitel 28: Wenn sich alles wieder zusammenfügt - Teil I -------------------------------------------------------- Kapitel 28: Wenn sich alles wieder zusammenfügt - Teil I Sie waren etwas über einen Tag unterwegs und hatten fünf Dragonballs gesammelt, aber bevor es weitergehen sollte, legten sie eine kleine Pause ein. Während Trunks dabei war Holz für ein Feuer zu sammeln, sah Vegeta sich die Dragonballs das erste Mal richtig an. Nicht, dass er es zuvor nicht getan hätte, aber seine Neugier wurde von Minute zu Minute größer, mit jedem Dragonball, der in ihren Besitz überging, konnte er den Zeitpunkt nicht mehr erwarten. Es war reine Folter tagelang durch die halbe Welt zu ziehen und sie zu suchen, wo er schon lange seine Erinnerungen zurückbekommen könnte. Wenn seine Frau doch so ein Genie sein sollte, wieso hatte sie nicht längst etwas anderes erfunden, was die Suche weitaus verkürzen könnte? Diese Art war altmodisch und er wollte sich nicht einmal vorstellen wie lange es dauern könnte, wenn sie nicht fliegen könnten und auf eines der seltsamen Fluggeräte dieses Planeten zurückgreifen müssten. Die Dinger waren einfach viel zu langsam, selbst wenn er sich anstrengte langsam zu fliegen wäre er immer noch schneller als die schrottreifen Metallteile. Innerlich seufzte er, während seine Augen auf dem Dragonball mit den 5 Sternen lagen. Sie sahen unscheinbar aus und waren doch schön genug, um anziehend zu wirken. Wie ein kleiner orangefarbener Schatz, um den sich viele Menschen rissen und kaum wieder hergeben wollten, wenn sie einmal einen gefunden hatten. Die übten wohl eine Art magische Anziehungskraft auf die Menschen aus, die nicht einmal wussten, zu was diese kleinen Kugeln wohl fähig sein sollten. Er selbst konnte es noch nicht ganz glauben, wie aus sieben dieser Kugeln ein Drache erscheinen konnte, aber er musste wohl warten und sich überraschen lassen, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. „Fehlt nur noch einer, aber den sollten wir Morgen suchen, es wird schon dunkel.“, sagte Kakarott, der sich neben ihm auf dem Gras niedergelassen hatte und beinahe abwesend in die Ferne sah, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Doch Vegeta zog erst eine Augenbraue nach oben, nur um gleich darauf beide zusammen zu ziehen und seinen Sitznachbar mit einem Blick zu bedenken, der jegliche Worte erübrigte. Er dachte es wären sieben, aber wenn nur noch einer fehlte, dann stimmte etwas in der Rechnung nicht, oder hatte er nicht richtig aufgepasst? „Ganz ruhig, den letzten Dragonball müssen wir nicht suchen. Er ist bei mir zu Hause.“ Ohne ihn anzusehen, ohne den Blick vom Horizont zu nehmen, als ob er die Frage telepatisch hatte empfangen können. „Es ist der mit den vier Sternen, ich suche ihn immer sofort nachdem der Drache wieder verschwunden ist und die Dragonballs in alle Richtungen verteilt.“ Ein Schulterzucken, das den Anschein machte als wäre die Sache nicht wichtig, aber Vegeta ahnte, wusste tief in seinem Inneren, dass es nicht so war, dass mehr dahinter steckte. „Ich hab ihn damals von Großvater bekommen.“ Und er hatte Recht behalten, auch wenn er die Geschichte nicht unbedingt hören wollte. Es war etwas Persönliches und Vegeta wollte sich nicht noch mehr in sein Leben einmischen, als er es ohnehin schon getan hatte. Er sah zurück auf den Dragonball in seinen Händen und atmete tief durch, betrachtete die Reflektionen, die die untergehende Sonne auf ihm hinterließ. Magisch ja, das war wohl das richtige Wort für diese kleinen Kugeln, ihr Anblick und das Wissen um ihre Macht konnten einen euphorisch stimmen – oder melancholisch, je nachdem aus welchem Licht man sie betrachtete. Die Lichtung hüllte sich wieder in Schweigen und nun war Kakarott es, der den Blick auf den Kleineren richtete, ihn einige Sekunden schweigend beobachtete und dann wieder weg sah. Er sah nachdenklich aus, wie in seinen eigenen Gedanken versunken, während sich sein unendlicher Blick in der einfachen Schönheit des Dragonballs verlor. Überlegte er, wie er den Wunsch formulieren sollte? Dachte er darüber nach alles rückgängig zu machen und das Band, das sie in den letzten Wochen verbunden hatte, wieder aufzulösen? Dachte er daran all das hinter sich zu lassen und als unwichtig abzustempeln, ein für alle Mal zu vergessen, so wie sein vorheriges Leben vergessen hatte? Das wollte er wirklich nicht, aber ihm blieb nichts anderes übrig als seine Entscheidung, egal wie sie ausfallen würde, zu akzeptieren. Immer noch schweigend beobachtete er Trunks, der mit zwei Armen voll Brennholz wieder kam und vor ihnen auf den Boden fallen ließ, während Vegeta in seiner eigenen Welt schwebte und er schließlich doch wieder aufstand. Er schichtete es richtig auf und entflammte es, warf dem Jungen einen Blick zu, der seinerseits seinen Vater betrachtete, einen genauso undeutbaren Ausdruck auf seinem Gesicht. Wenn seine Augen seine Gedanken, seine Gefühle nicht verraten würden, würde Kakarott nicht wissen was in ihm vorging. So aber sprachen sie wie ein offenes Buch zu ihm. Das war wohl eine Eigenschaft die er von Bulma geerbt hatte, die Lebendigkeit in den blauen Augen, die immer alles preisgaben was ihr Besitzer fühlte. Und es schien, als wäre er zwiegespalten. Einerseits freute er sich darüber dabei zu sein, hier zu sein und Vegeta helfen zu können, andererseits wusste er wohl selbst noch nicht genau ob er die Veränderung so einfach wieder loswerden wollte. Ein gesunder Mix wäre schön gewesen, aber er bezweifelte, dass dies hier möglich war, wenn Vegeta erst einmal seine Erinnerungen wieder hatte. Erinnerungen, von denen selbst seine Familie nichts wusste, weil er sie nie jemandem erzählte. Erinnerungen vor der Zeit auf der Erde, die ihn geprägt hatten und zu dem gemacht hatten, was er heute war… was er vor dem Unfall einmal war, vor der Ankunft auf der Erde. Vor seiner Gründung einer Familie. Kakarott wusste wirklich nicht, ob es so gut wäre all das wiederzubringen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Zeit bei Freezer als dessen Untertan sonderlich schön gewesen war. Sie war wohl eher geprägt von Gewalt, Mord und Totschlag, davon Planeten einzunehmen, sie zu zerstören und unschuldige Wesen zu töten. Davon selbst regelmäßig dem Tod gegenüber zu stehen und jemandem dienen zu müssen, der einem das Leben zur Hölle machen und schneller beenden konnte, als einem lieb war. Der den Stolz des Prinzen nutzte um ihm richtig weh zu tun, und das konnte Kakarott sich nur zu gut vorstellen. Umsonst hatte die Echse ihn nicht einfach so umgebracht nachdem er schon am Boden lag und sowieso nicht mehr Lage war etwas zu tun, geschweige denn aufzustehen. Das Feuer knisterte leise und gab genug Wärme ab um nicht frieren zu müssen, selbst wenn die Temperaturen in der Nacht zu dieser Jahreszeit nicht mehr die wärmsten waren. Dieses Mal setzte er sich etwas weiter weg, überließ Vegeta seinen eigenen Gedanken, den Blick immer noch auf den Dragonball gerichtet und warf Trunks einen weiteren Blick zu, der seinerseits seinen Vater aus den Augenwinkeln beobachtete. „Alles klar bei dir?“, fragte er leise, kaum lauter als das Knistern des Feuers selbst und erreichte damit zumindest, dass Trunks ihn ansah, ein misslungenes Lächeln auf den Lippen. Dann seufzte er und gab den Versuch auf. „Ich weiß nicht.“, gab er zu. „Es ist seltsam, weißt du?“ Nur ein Nicken, Worte waren nicht nötig und würden den Jungen nur unterbrechen. Es war selten genug, dass er überhaupt etwas in dieser Richtung sagte, in diesem Punkt war ein wenig zuviel wie sein Vater. „Ich hab gedacht, es wäre keine schlechte Idee. Ist mir vor Wochen schon eingefallen, aber ich wollte euch nicht… stören.“ Er biss sich auf die Unterlippe, überlegte. „Jetzt bin ich mir aber gar nicht so sicher. Was ist, wenn es nicht klappt? Oder irgendwas schief läuft und alles noch schlimmer wird? Ich meine, so schlimm ist er gar nicht…“ Dieses Mal war es ein ehrliches Lächeln. „… er war sogar in meinem Zimmer, ich kann mich nicht erinnern, dass er mich jemals so offen etwas gefragt hat. Meist waren es nur Befehle… besser zu sein, nicht nachzulassen, zu trainieren.“ Das Lächeln schwand wieder und er sah über das Feuer hinweg zu Vegeta. „So ist er so viel mehr wie der Vater, den ich immer haben wollte, aber ich kann schlecht etwas sagen, wenn es ihm dabei nicht gut geht.“ Er sah wieder weg, zurück ins Feuer, in den Tanz der Flammen. Die Schatten wurden länger während die Flammen geisterhafte Schemen auf ihre Gesichter zeichneten. Selbst das hier war unwirklich – früher hätte sich sein Vater niemals mit an dieses Feuer gesetzt, wenn er überhaupt mitgekommen wäre, hätte er sich wahrscheinlich einen Platz ein wenig abseits gesucht und die Zeit mit sich selbst verbracht. Nicht, dass er heute besonders gesprächig war, gesellschaftsfähig war etwas anderes, aber er war immerhin hier, er saß hier und verbrachte Zeit MIT ihnen. „So ist es nicht richtig und anders wäre es auch nicht richtig. Es ist egal welche Möglichkeit man nimmt, mein Vater bleibt mein Vater, ich sollte keine Ansprüche stellen sondern froh sein, dass er da ist, auch wenn er manchmal ziemlich… anstrengend sein kann.“ Egal wie man ihn nahm. Aber jeder hatte seine Fehler, er hatte nicht das Privileg sich darüber zu beschweren, wenn er dieselben Fehler an den Tag legte. Eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ ihn erneut aufsehen. Vegeta war dazu übergegangen ins Feuer zu starren, den Dragonball von einer Hand zur anderen wandern zu lassen. Langsame, kontrollierte Bewegungen, die doch von selbst zu funktionieren schienen, während sich seine Stirn in Furchen gelegt hatte und er sie wahrscheinlich nicht einmal selbst mitbekam. „Das meine ich. Wann hast du jemals so was beobachten können?“ Es war auf eine Art wirklich beängstigend. Sein Vater war niemand der seine Deckung vernachlässigte, der seine Umgebung nicht immer im Blick hatte… jetzt war er soweit in Gedanken, dass neben ihm eine Bombe explodieren könnte und er es nicht einmal mitbekommen würde. „Keine Sorge, das wird schon. Und klauen tun sie ihn bestimmt nicht, ich glaub er kann sich schon wehren.“ Da hatte Kakarott nun wirklich keine Zweifel, selbst wenn er jetzt hinter ihn treten würde, hätte er schneller eine Faust im Magen oder am Kinn als er schauen konnte. So weit weg Vegeta mit seinen Gedanken war, sein Körper reagierte auf Autopilot und brauchte nicht zwingend die nötigen Befehle um arbeiten zu können. „Das sage ich ja auch nicht. Ich wünschte nur, es wäre schon vorbei und es würde wieder eine Art Alltag einkehren, selbst wenn gerade der mich immer aufgeregt hat. Dieselbe Routine – nur dass sie mich sogar glücklich machen würde. Dieses hin und her ist nicht mehr auszuhalten.“, sagte er noch und verfiel dann wieder in Schweigen. Er hatte alles gesagt, was er sagen wollte, was gesagt werden musste und selbst wenn er es jetzt abermals wiederholte, würde das auch nichts ändern. Diese eine Nacht noch, diese Nacht mussten sie noch überstehen und dann wäre hoffentlich alles vorbei. Das schaffte er auch noch. Vegeta sah auf, als die Flammen des Feuers kleiner wurden und merkte erst jetzt, dass Trunks sich bereits hingelegt hatte und zu schlafen schien. Er atmete tief durch, griff ein wenig abwesend nach neuem Holz und legte es nach, nur um danach zu Kakarott zu schauen, welcher ihn seinerseits zu beobachten schien und schluckte. Es war unheimlich in diesem Halbdunkel, das Feuer spendete kaum genug Licht um ihn vernünftig erkennen zu können und die langen Schatten auf seinem Gesicht ließen ihn gefährlicher wirken, als er eigentlich war. „Warum legst du dich nicht auch hin?“, fragte eben jener in die Stille hinein und Vegeta verengte seine Augen. Er war zwar müde, aber egal wie sehr seine Augen brannten, wie viel sein Körper nach der Erholung schrie, er würde nicht schlafen können, das hatte er die letzte Nacht auch nicht getan. „Die Frage kann ich genauso gut zurückgeben.“ Und zog dabei eine Augenbraue in die Höhe, nicht sicher, ob man sie überhaupt sehen konnte. Den Dragonball noch immer in der Hand betrachtete er den Jüngeren, bevor er seinen Blick senkte und erneut auf die kleine orangene Kugel in seiner Hand richtete. Nur noch einen, den einen hätten sie auch heute noch suchen können. Andererseits, es war dunkel geworden und er hatte den Sonnenuntergang nicht einmal mitbekommen. „Kannst du, aber irgendeiner muss ja Wache halten.“ Auch wenn hier draußen kaum Gefahren lauerten, es war besser auf der Hut zu sein, als sie zu vernachlässigen. Alles, was Vegeta dafür als Antwort hatte, war ein Schnauben. Er brauchte keinen Bodyguard, konnte gut auf sich selbst aufpassen, aber wenn der Andere meinte es machen zu müssen, dann war es eben so, er würde nichts sagen, sich nicht einmischen. Sie waren alle alt genug um eigene Entscheidungen treffen zu können. „Tu was du nicht lassen kannst.“, sagte er deshalb nur, setzte sich wieder auf den Platz, den er zuvor schon eingenommen hatte und hätte ihn beinahe verfehlt, als ein kleiner und dennoch stechender Schmerz durch seinen Kopf zog. Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen, blinzelte ein paar Mal und wartete auf weitere Schmerzen, welche aber nicht kamen und so tat er es ab, ging wieder dazu über ins Feuer zu starren und die Stille um sich herum aufzunehmen. „Über was denkst du so viel nach?“ Warum konnte Kakarott es nicht genauso tun, wieso musste er diese wunderbare Ruhe ständig mit seiner Stimme zerstören? Vegeta atmete noch einmal tief durch, ignorierte die sich formenden Kopfschmerzen, von denen er sich wunderte, wie sie sich so schnell hatten ankündigen können und sah erneut auf. „Nichts.“ Er hatte keine Antwort auf eine Frage, die keine Antwort benötigte. Er dachte nicht nach, wenn er ehrlich war, war sein Kopf seit einiger Zeit befreiend leer und er begrüßte den Umstand sogar ein wenig. Es war besser als dieses stundenlange Gegrübel, bei dem sich die eigenen Gedanken immer und immer wieder im Kreis drehten, das Ziel dabei aber vor ihnen davonrannte. „Hm. Ich kenne dich ja schweigend, aber heute bist du besonders still.“ Es war nur eine Feststellung, kein Vorwurf, nichts anderes und es bedurfte genauso keiner Antwort wie so viele andere Aussagen zuvor. Er bekam auch keine, Vegeta zog lediglich die Augenbrauen ein wenig mehr zusammen und er konnte im flackernden Schein der Flammen eine Emotion seine Augen kreuzen sehen, die er nicht ganz einordnen konnte. „Ist alles klar bei dir?“ Es war eine dumme Frage, auf die sowieso immer dieselbe Antwort folgte, niemals auch nur einmal die Wahrheit. Vegeta würde nie zugeben, wie es ihm wirklich ging, es sei denn es war mehr als offensichtlich und er brach zusammen, aber solange er das verhindern konnte würde niemand wissen, wie es ihm ging. „Hmhm.“, war deshalb die einzige Antwort, aber bevor er weiter darauf eingehen konnte, bevor er eine weitere Frage stellen oder irgendetwas anderes tun konnte, krümmte Vegeta sich zusammen, kniff die Augen fest aufeinander und führte seine freie Hand zu seinen Haare, keuchte leise. Es war eine Szene, die er irgendwie zu gut kannte und Kakarott schluckte schwer gegen die plötzliche Trockenheit in seiner Kehle an, bevor er aufstand und langsam einen Schritt auf ihn zuging. Warum kam der Schmerz nur immer so plötzlich, in einer solchen Intensität? Es tat so verdammt weh, dass er nicht einmal mehr seiner Genervtheit über so viele Fragen zu so später Stunde nachgehen konnte, sie schlichtweg vergaß und freien Platz für den Schmerz machte, der sich mit jeder vergangenen Sekunde weiter in seinem Kopf ausbreitete, selbst das Atmen zu Schwerstarbeit machte, weil er glaubte vergessen zu haben wie es funktionierte. Er schnappte nach Luft und fühlte doch, dass es zu wenig war, während sich seine Finger in seine Haare krallten und seine Fingernägel seine Kopfhaut aufkratzten. Gott, verdammt noch mal, warum jetzt, warum hier, warum nicht wenn er alleine war und nicht jeder mit ansehen konnte wie verflucht weh es tat? Er krümmte sich noch ein wenig mehr zusammen, konnte für einen Moment nicht entscheiden, nicht unterscheiden woher der Schmerz wirklich kam – er schien seinen gesamten Körper eingenommen zu haben, wie heißes Feuer durch seine Venen zu jagen, seine Nervenbahnen unterwegs wegzubrennen und seinen Verstand zu rauben. Wie glühende Lava breitete er sich in ihm aus, verbrannte alles auf seinem Weg und löschte es aus, nur um es nach sich wieder neu aufzubauen und er konnte das schmerzliche Keuchen nicht unterdrücken, egal wie sehr er sich auf die Unterlippe biss um es zu verhindern. Es pulsierte in seinem Inneren, nahm seinen Geist ein und glimmte sich durch seinen Verstand, so dass er glaubte, nur noch Wahnsinn würde übrig bleiben und er fiel zur Seite, während der Dragonball aus seiner Hand glitt und einen Meter von ihm rollte. ***** Stumm lief er durch endlose, gleich scheinende Gänge und wusste doch ganz genau, wo es lang ging. Die Personen neben, hinter und vor sich, nahm er zwar weahr, konnte sie aber nicht einordnen, ignorierte sie. Unterschiedlichste außerirdische Rassen, alle in derselben Uniform bekleidet, die sich nur in Länge oder Material unterschieden. Sie gingen ihm aus dem Weg, andere standen stramm und wieder andere beachteten ihn gar nicht. Seine Gedanken fuhren Achterbahn – auf sonderbare Weise kannte er diese Szene, konnte sie nur keiner bestimmten Zeit zuordnen. //Der Tag der Rache ist nah. Ich werde morgen so früh wie möglich aufbrechen, denn ich muss noch einen kleinen Umweg über Namek machen.//, dachte sein Ich und jetzt wusste er auch, wie er auf diesen seltsamen Planeten gekommen war, der der Erde unglaublich ähnlich war, nur die Farben getauscht zu haben schien. Was und wo auch immer diese Basis hier war, durch die er gerade ging, sie strahlte eine unheimliche Atmosphäre aus. Testosteron lag in der Luft, der Geruch von Blut und Schweiß mischte sich damit und hinterließ einen seltsamen Geschmack in seiner Kehle und ohne, dass er noch einmal darüber nachdenken musste, wusste er, dass dieser Ort zu der Echse gehörte, die ihn getötet hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus und er zog die Augenbrauen nur noch mehr zusammen. Die Rüstung lag unbequem an seinem Körper, aber bevor die Szene sich weiter ausbauen konnte, bevor sie weiterlaufen konnte, brach das laufende Bild ab und verschwamm, wurde schwarz und bildete neue Farben… ***** Sein Kopf dröhnte und er wand sich auf dem Boden in einer Art, als ob er das innere Feuer mit seinen Bewegungen löschen wollte. Vergebens, es brannte sich nur immer weiter in sein Inneres hinein, verkohlte Gedanken und schmolz sie zu einer Masse zusammen, während immer neue Bilder seinen Geist fluteten, ihn zu ersticken drohten. Mühsam holte er Luft, ein kläglicher Atemzug nach dem anderen, die ihm kaum genug Sauerstoff brachten um den Schmerz zu bekämpfen, der ihn betäubte. Es fühlte sich an, als würde sein Kopf zerrissen, von innen heraus anschwellen und bersten wollen, während sich seine Finger unaufhörlich in seine Kopfhaut bohrten, begannen Blut hervorzubringen und ein kläglich wimmernder Laut seine Lippen verließ. Der Präsenz Kakarotts war er sich kaum bewusste, zu sehr damit beschäftigt die krampfartigen Spasmen seines Körpers irgendwie unter Kontrolle zu bekommen, an deren Schmerzen nicht auch noch erinnert zu werden. Er spürte zwar die Hand, die noch zaghaft versuchte seine eigene Hand aus seinen Haaren zu befreien, ihm irgendwie Unterstützung zu leisten, aber es war ein fruchtloses Unterfangen, nur ein Tropfen auf einen heißen Stein, der sofort verdampfte und sich in der Luft verflüchtigte. Die Worte, die wohl hilfesuchend klangen, vermischten sich mit denen seiner Erinnerungen, die unermüdlich auf ihn einströmten und eine Welle der Übelkeit auslösten – ein unendlicher Farbenstrom, der sich verwischte, verschwamm und wieder aufbaute, vorbeiziehende Bilder, die kaum Sinn ergaben, die er nicht greifen konnte und doch wieder erkannte. Für einen Moment bäumte er sich auf, gab erneut einen wimmernden Laut von sich und kniff die Augen zusammen, biss sich auf die Unterlippe, um von dem betäubenden Schmerz in seinem Kopf abzulenken. Ein hoffnungsloser Versuch, er wollte einfach nicht gehen, nahm eher an Intensität zu und jetzt war es kein keuchendes Wimmern mehr. Mit einer, wie es schien, meterhohen Welle der Übelkeit griff der Schmerz erneut um sich und er konnte nicht anders als sich seine eigene Lippe blutig zu beißen. ***** Wie aus dem Nichts taucht er auf und tritt den Körper, der über Kakarott thronte, zur Seite, kommt neben dem am Boden liegenden Kämpfer zum Stehen. Die Blicke der anderen Anwesenden, deren Namen er noch immer nicht zuordnen kann, richten sich auf ihn, doch er ignoriert sie, richtet sich stattdessen an denjenigen, den er gerade zur Seite getreten hatte. „Kakarott gehört mir, du Schrotthaufen! Und wenn ihn irgendjemand fertigmacht, dann bin ich das, verstanden?!“ Pure Arroganz schwingt in seiner Stimme mit und er kann sich selbst grinsen spüren. Ihre Worte gehen an ihm vorbei, er kann sie zwar hören, ihre Bedeutung aber ist ihm egal. Er hat ein Ziel und nichts kann ihn davon abhalten, dieses Ziel auch zu erreichen – nicht die schwachen Erdlinge oder der Namekianer, die am Seitenrand stehen. Piccolo, sein Name ist Piccolo, denk er, bevor sein Blick nach unten zu Kakarott gleitet. „Ich hab die ganze Zeit zugesehen.“ Das hatte er wirklich, es war so deutlich in seinem Kopf zu sehen, dass es wehtat. Wie ein Verräter, ein Feigling, hatte er sich lange genug versteckt, nur um im richtigen Moment eingreifen zu können. „Du hast gewusst, dass du was ausbrütest und hast dich trotzdem in einen Super-Saiyajin verwandelt. Du bist so ein Trottel – jetzt hat sich der Virus erst Recht in deinem Körper ausgebreitet.“ Er verschränkt die Arme vor der Brust, eine lang geübte, flüssige Bewegung. „Unser Duell steht noch aus, Kakarott. Ich freu mich schon drauf.“ Sekunden vergehen, ohne dass sich jemand bewegt, dann holt er unsanft mit dem Fuß aus und tritt den Körper vor sich, hinaus aus der Gefahrenzone, direkt in die Hand Piccolos, der ihn gekonnt auffängt als hätte er gewusst, was er vorhatte. Wenn da nicht sein Stolz wäre, sein Durst nach Rache für eine verlorene Schlacht so tief in seinem Inneren, hätte er denken können, dass er sich sorgte. So aber war es nur eine notwendige Aktion, ein Übel, das begangen werden musste. Kakarott zu retten. ***** Trunks war inzwischen wach geworden und an seine Seite geeilt, hielt den anderen Arm Vegetas fest und versuchte mit seinem Körper die Beine auf dem Boden zu halten, so dass dieser nicht mehr wild um sich treten konnte. Er war genauso hilflos wie Goku, der ihm einen genauso hilflosen Blick zuwarf und seine Bemühungen nur verstärkte. Eine Antwort auf seine Frage, was los war, hatte er nicht bekommen, aber die brauchte er auch nicht mehr, war er doch binnen Sekunden aus seinem Schlaf in die Realität gerissen worden, wusste plötzlich mit nur allzu großer Sicherheit was vor sich ging. Die Geräusche, die sein Vater von sich gab, machten ihn krank und er warf einen besorgten Blick auf dessen schmerzverzerrtes Gesicht, die so fest zusammengekniffenen Augenlider, dass es von zusehen schon wehtat. Oft in seinem Leben hatte er schon gedacht, dass sein Vater den ein oder anderen Schlag für sein Verhalten verdient hatte, doch diese Meinung musste er jetzt und hier revidieren, nahm sie zurück und wünschte sich stattdessen ein Ende des Ganzen. So etwas hatte niemand verdient und in der jetzigen Situation hatte es sein Vater am wenigstens – das Schlimme daran war nur, dass er nichts machen konnte, dass er nur dabei zusehen konnte und abwarten musste. Wie viel konnte sein Vater ertragen, bevor er das Bewusstsein verlor? Er erwischte sich dabei, wie er sich genau das wünschte, sei es nur um seinem Vater für einen Moment Ruhe zu gönnen, ihn durchatmen zu lassen. Nur ein Augenblick um sich zu sammeln, bevor der Schmerz erneut wiederkam und aus irgendeinem Grund wusste Trunks, dass dies noch lange nicht das Ende war. Es war beängstigend, die fluktuierende Aura seines Vaters, die er bis in seinem Kern spüren konnte, die langsam steigende Energie, die sich blau manifestierte und er wusste, es war nur eine Frage der Zeit, bis es außer Kontrolle geriet. ***** Er ist genervt. Hier zu stehen und sich diese Scharade dieser schwachen Erdlinge anzusehen, notgedrungen daran teilzunehmen, stellt seine Geduld mehr als nur auf die Probe. Es fühlt sich an als wäre er im falschen Film, während sich seine Arme immer fester vor seiner Brust verschränken, er das Knurren tief in seiner Kehle unterdrücken muss. Der Drang dem hier ein Ende zu setzen wird mit jeder vergangenen Sekunde größer, genau wie die Dummheit der Menschen grenzenlos zu sein scheint. Er war hier um gegen Kakarott zu kämpfen und nicht um irgendwelche dummen Spielchen mit Schlagkraftmessern zu spielen! Verdammt! Er kann die mittlerweile bekannten, immer wieder kehrenden Gesichter aus den Augenwinkeln erkennen, ihre krampfhaften Versuche die Maschine mit ihren Schlägen nicht zu zerstören. Sie tippen sie nur an und doch waren sie stärker als der Champion, was nicht verwunderlich ist und er das Knurren letzten Endes nicht mehr aufhalten kann. Soviel Unvermögen auf einem Haufen, er kann einfach nicht verstehen wieso sie hier alle so bereitwillig mitspielten und es nicht beenden. Zum Schluss bleibt es ja doch an ihm hängen. Er hat nicht vor sich zurück zu halten, holt vor der Maschine stehend aus und schlägt zu, sieht befriedigt, wie die Einzelteile unweit vor ihm in einer Mauer landen und hört die teils empörten, teils erschrockenen Rufe der anderen Teilnehmer. Es ist ihm egal, er hatte schlechte Laune und all der Scheiß dauerte viel zu lange. ***** Trunks verlor den Halt der Hand und bekam kurz darauf auch eben jene geballt in sein Gesicht, machte ein unmissverständlich genervtes Geräusch und packte sie erneut, bevor auch er tief in seiner Kehle knurrte. Okay, er war stark genug um einen einzigen Schlag gut wegzustecken und dennoch hatte sein Vater selbst in seinem unkontrollierten Zustand soviel Kraft, dass es wehtat. Es spielte keine Rolle, ihn festzuhalten, ihn irgendwie unter Kontrolle zu halten, war wichtiger als das. „Alles in Ordnung?“, hörte er und warf einen Blick zu Goku, der ihn kurz musterte und seinen Blick dann wieder auf Vegeta richtete, einen Ausdruck tiefster Konzentration und Besorgnis auf seinen Zügen. „Ja.“, schaffte er gerade noch zu antworten, bevor die Aura seines Vaters Höhenflüge machte und er sich innerhalb eines Wimpernschlags aufpowerte, seine gesamte Super-Saiyajin-Pracht zur Schau trug. Er biss die Zähne zusammen, verstärkte nur seine Bemühungen ihn zu halten und powerte sich zeitgleich mit Goku ebenfalls auf. Kami, dieser Anfall hier war wirklich mit nichts zu vergleichen, selbst der, den er live miterleben konnte, schien im Vergleich zu diesem zu verblassen, an Bedeutung zu schwinden. Kapitel 29: Wenn sich alles wieder zusammenfügt – Teil II --------------------------------------------------------- 29: Wenn sich alles wieder zusammenfügt – Teil II Die Kraft seines Vaters war unglaublich und er konnte durch die Aura den Schmerz spüren, konnte seine Verzweiflung fühlen und schluckte, unwissend darüber, dass Vegeta nur für einen kurzen Moment in die Schwärze der Bewusstlosigkeit driftete… Nur um Sekundenbruchteile später wieder aus ihr zu erwachen, die Bemühungen sich irgendwie aus ihrem Griff zu befreien verdoppelte. Es war unmöglich ihn sehr viel länger am Boden zu halten, während er versuchte zu treten, an seinen Armen riss und immer wieder diese seltsam wimmernden, knurrenden Laute machte, die es ihm eiskalt den Rücken hinunterlaufen ließen. Beängstigend konnte diese Situation nicht einmal mehr annähernd beschreiben. ***** Mit Vollgas ließ er sich auf den Boden sinken und landete doch elegant, nur um sich seiner Frau – in einer weitaus jüngeren Version – und dem Glatzkopf gegenüber zu sehen. Ihre großen Augen strömten Angst aus und er verstand endlich, was sie damit gemeint hatte, wenn sie sagte wie früher. Dies hier war der Moment von dem sie gesprochen hatte – nein, er war vorher schon einmal auf der Erde gewesen und hatte Chaos und Vernichtung hinterlassen. Alles, was er hier empfand war Stolz, Stärke und Hochmut und er spürte, dass er vor nichts Halt machen würde um seine Ziele zu erreichen. Er verstand plötzlich, warum sie Angst hatte, aber das änderte nichts an der Gesamtsituation. Wie alt war Trunks? Er musste beinahe zwanzig sein, was zwei Jahrzehnte bedeutete, die sie mindestens zusammen waren und er verstand nicht, wie man nach so langer Zeit so reagieren konnte. Kannte sie ihn denn gar nicht? Aber das spielte keine Rolle, der Film lief weiter und anstatt sich in Gedanken aufzuhalten, die ihn nicht weiter brachten, versuchte er ihm zu folgen. Er konnte das Zittern ihrer Körper sehen und sein eigenes Grinsen spüren, nackte Angst und Panik waren in ihnen hoch gekrochen und ließen ihn sich überlegen fühlen. Er war es ja auch. „Hallo Erdling.“ Krillin, es war Krillin, der Glatzkopf, der sich später doch seine Haare wachsen ließ. „Dich hätte ich am wenigsten hier erwartet. Ich hätte nie gedacht, dass ein Trupp Amöben wie ihr zu einer derart langen Reise fähig ist. Und ihr sucht genau wie ich die Dragonballs.“ Sein Blick fiel auf die Kugel in seinen Händen und für winzigen Moment wunderte er sich, warum sie so viel größer waren, bevor er sich an Kakarotts Worte erinnerte, der versucht hatte, ihm alles zu erklären. Unwichtig. Es war erschreckend, dass er ihr Zittern amüsant fand, dass seine Worte sie dazu brachten, vor Angst zu erbleichen. ***** Ein gequältes Stöhnen verließ seine Lippen, während er unermüdlich versuchte seine Glieder zu befreien und doch immer wieder jämmerlich scheiterte. Er war zu schwach, dachte er irgendwo in den Tiefen seines Verstandes, der sowieso zu verbrennen schien und nur noch in Asche dort lag, verstärkte seine Bemühungen und erhöhte konstant dazu seine Kraft. Er konnte sie fühlen, aber es war einfach nicht genug, gefangen in diesem Albtraum aus Erinnerungen und unglaublichem Schmerz, der auf seinen Schädel einhämmerte, vernünftige Gedanken abwürgte und in der Versenkung verschwinden ließ. Er wollte weg, er wollte einfach nur, dass es wieder aufhörte, selbst wenn das bedeutete, dass er seine Erinnerungen nie wieder bekam. Alles war besser als dieser Moment, wenn sein Inneres schmolz und zu glühender Lava wurde, heiß brodelndes Blut durch seine Venen jagte. Es war, als würden seine Lungen nicht mehr richtig funktionieren, in sich zusammenfallen und sein Hirn nur die wichtigsten Informationen als Bilder preisgab, während es den Rest als Hintergrundinformation mitlieferte, einen gefährlichen Brei aus allem zusammen mischte und ihm in die Kehle stopfte, damit er elend daran verrecken konnte. ***** Die Szene löste sich auf und manifestierte sich neu. Er war nicht mehr auf Namek, der grüne Himmel war dem obligatorischen Blau gewichen, das blaue Gras dem bekannten Grün, in dem er saß. Unmengen von Personen, Namekianer, standen herum, ein Junge freute sich Löcher in den Bauch und das Ganze kotzte ihn an, reizte ihn bis aufs Blut. Er wusste nicht, worüber sie sich freuten, das Gefühl in ihm sagte allerdings vieles. Einen Arm auf sein angewinkeltes Bein gestützt, fühlte er wie sich seine Augenbrauen nur noch mehr zusammen zogen, die Genervtheit in seinem Inneren einen neuen Höhepunkt erreichte. Es waren die Dragonballs, deshalb der plötzliche Wechsel. Freude gemischt mit Gram, Gesprächsfetzen über einen zerstörten Planeten und Kakarott, dessen Sohn, wie er verstand. Wieder war dort das Gefühl des Versagens, tief in ihm, verborgen durch die präsente Maske der Gleichgültigkeit, Gereiztheit und Wut. Verloren, er hatte verloren und war auf Namek gestorben, nur um wieder erweckt zu werden und doch nichts zu erreichen. Es kratzte an seinem Stolz, verletzte ihn bis in seinen Kern in einem Mix aus verschiedensten Emotionen. Er lebte – aber er verstand, dass er eigentlich tot sein sollte. ***** Und zwischen seinen zusammengepressten Lidern zwängten sich die Tränen hervor, die er nicht mehr zurückhalten konnte. Ob es nun der Schmerz war, der sie auslöste, die verwirrenden Bilder und Gefühle, die mit ihnen kamen oder schlicht und einfach die Emotionen, die er gerade noch einmal erlebte, war egal. Fakt war, dass sie da waren und nicht wieder gehen wollten, seinen ohnehin angekratzten Stolz nur noch weiter mit Füßen traten, obwohl dieser sowieso schon getreten am Boden lag. Er keuchte und versuchte sich auf die Seite zu rollen, sich wie ein Ball zusammen zu rollen, aber spürte, dass ihn etwas daran hinderte. Die Übelkeit nahm nicht ab, kam in immer kürzeren Wellen über seinen Körper, seinen Verstand und er stöhnte gequält auf, weil er wusste, dass er sie nicht aufhalten konnte. Es war zuviel, es war einfach zuviel um es in einem einzigen Moment verarbeiten zu können. Zu viel um damit klarzukommen, es zu ordnen und all die Informationen in Folge zu bringen, den beständigen Wechsel hinzunehmen und zu ignorieren. Noch einmal bäumte er sich auf, riss an den Dingen, die ihn versuchten festzuhalten, ohne Erfolg. ***** „Los komm schon, fangen wir an!“ Sein Gegenüber allerdings sieht ihn nur mit einem gelangweilten Blick an, bevor sie langsam die Arme anwinkelt. Nur Sekundenbruchteile später stürmt sie auf ihn zu, zieht im Flug die Faust zurück und versucht ihn zu treffen. Er blockt sie mit seinem Arm, ebenso wie die zweite Faust und lässt sich in einen Schlagabtausch verwickeln, in dem Fäuste und Tritte mit Armen und Beinen geblockt werden, der ein oder andere Tritt sein Ziel findet. Nur knapp entgeht er einem Schlag in sein Gesicht indem er den Kopf zurück zieht, schnappt beim nächsten Schlag ihren Arm und schleudert sie von sich. Sie knallt in eine Felsenwand, starrt ihn an als würde es ihr nichts ausmachen. Jetzt ist er dran, denkt er, während die Ungeduld ihn einnimmt und erstürzt auf sie zu, versucht einen eigenen Treffer zu landen, aber sie verschwindet und lässt ihn stattdessen mit seiner Hand die Luft zerschneiden. Er folgt ihr, holt aus und ein Schlag in ihr Gesicht schleudert sie davon. Doch dann verschwimmt der Kampf, verläuft als ob jemand den Schnellvorlauf gedrückt hätte und kommt zu einem abrupten Halt, als er eine geladene Faust in ihrem Magen versenkt. Zu seinem Leidwesen macht sie aber genau dasselbe mit ihrem Knie in seinem Magen und so explodiert der Schmerz in seinem Inneren, während er jeden Ton unterdrückt und lediglich das Blut ausspuckt, dass sich in seinem Mund gesammelt hatte. Er spürt seinen verletzten Stolz, spürt die Wut zeitgleich mit seiner Erschöpfung in sich aufsteigen, als sein Körper zittert und sich Unglauben in ihm ausbreitet. Dann kippt er nach vorne, nachdem sie ihr Bein entfernt hat, nur um noch weiter verarscht zu werden. So sollte das nicht laufen, verdammt noch mal! Unfähig sich zu bewegen lässt er es geschehen, nur um mit einem einzigen Schlag tief in die Felsenwand geschlagen zu werden. Er braucht einige Sekunden um sich zu sammeln, um wieder heraus zu klettern, aber wieder entscheidet das Schicksal sein Leben vorzuspulen und nur die wichtigsten Hintergrundinformationen für ihn dazulassen, während die Farben verlaufen, Texte unkenntlich gemacht werden und erst wieder zu stoppen, als sie sich auf dem Boden seiner ausgestreckten Hand ausgeliefert wieder findet. Die Attacke trifft frontal und ohne zu warten, dass sich der Staub legt, rast er ihr hinterher. Gerede und Arroganz auf beiden Seiten und er ist genervt – von sich selbst, diesem Kampf, soviel sinnlosem Gehabe. Wieder greift er an, wird geblockt und kann kaum einen Treffer landen. Das Blatt wendet sich und er kann es spüren, kann fühlen wie ihn langsam aber sicher seine Energie verlässt und ihr die Möglichkeit gibt auszuholen. Doch noch weicht er aus, lässt sich fallen und vollführt einen Backflip, nur um den Treffer zu kassieren, sobald seine Füße den Boden berühren. Es nervt und es macht ihn sauer, er spürt den Schmerz gedämpft durch das Adrenalin in seinen Adern, nicht bereit aufzugeben – das kam nicht in Frage, sein Stolz würde es zu verhindern wissen, ob er dabei draufging oder nicht. Und nun fängt sie seine Fäuste mit Leichtigkeit, schlägt ein Knie in seinen Magen, setzt eine Faust in sein Gesicht nach. Er weiß, dass er verlieren wird, alle Zeichen stehen auf Rot, denkt er, während er durch die Luft fliegt und nun selbst an einem der Felsen landet und sitzen bleibt. Der Rest verschwimmt. Es ist mehr ein unbeteiligtes Zuschauen, während er vermöbelt wird. Doch der Schmerz den er spürt, als sein Arm durch einen kraftvollen Tritt gebrochen wird, ihn in tausend Teile splittert und sein Schrei, der in seinen Ohren widerhallt, bringt den Film zum stoppen. ***** Und er schrie, so laut es ihm möglich war und so lange es die knappe Luft in seinen Lungen zuließ. So lange, bis er letzten Endes dachte, ersticken zu müssen, wenn er nicht aufhörte und keinen Ton mehr raus bringen könnte, weil seine Kehle zu einer trockenen Wüste heißen Sandes geworden war. Aber er konnte nicht anders, es fühlte sich so echt an, war so real, dass er den Schmerz durch den in seinem Kopf spüren konnte, er wie ein glühend heißer Schauer durch seinen Körper jagte und lähmte. Seine Bewegungen kamen für einen Moment zum Stillstand und die Zwei, die ihn festhielten, hegten die leise Hoffnung, dass es vorbei war. Aber dem war nicht so, im krampfhaften Versuch neuen Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen bäumte sich der Körper unter ihnen auf und ein schauriges Röcheln zerschnitt die so plötzlich aufgetretene Stille über das Knistern des Feuers hinweg, so dass Kakarott sich ein Herz fasste und mit der flachen Hand ausholte, Vegeta eine Ohrfeige verpasste, die einen glühend roten Handabdruck auf seinem Gesicht hinterließ. Das hatte aber auch nicht die gewünschte Wirkung, brachte ihn weder zur Ruhe, noch zurück in die Realität und so langsam wusste er nicht mehr, was er noch machen konnte, wie lange er das noch aushalten würde. Ihn zu beobachten tat ihm weh, aber er konnte nichts tun, außer genau das, ihn festzuhalten und schlimmeres zu verhindern. Die immer wiederkehrenden krampfartigen Anfälle brachten ihn zum schlucken und er biss sich selbst auf die Unterlippe, so wie es Vegeta die ganze Zeit schon tat, ein dünnes Rinnsal Blut freigegeben hatte, das an seinem Kinn nach unten lief. Sein gesamter Körper war bis zum zerreißen angespannt und die noch immer leicht ansteigende Energie begann ihm Sorgen zu bereiten. Nicht, dass Vegeta nicht eine Menge aushalten würde, aber wenn es nicht bald ein Ende fand, würde es nicht gut ausgehen. Auch er hatte nur eine begrenzte Anzahl dessen, was er ertrug und es näherte sich dem Ende, das konnte er spüren. Die verkrampften Hände, die verzweifelten Versuche sich zu befreien und der Zustand, der nicht in der Realität zu sein schien, weit weg vom hier und jetzt machten es ihm unmöglich ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Es war kein Wunsch, es war ein primäres Muss sich zu befreien aber wenn er eines nicht zulassen konnte, dann das. Wer wusste, was Vegeta gerade sah, was er durchlebte und Kakarott wollte nicht Zeuge dessen werden, wie Vegeta im Zustand völligem Realitätsverlustes einen Teil der Erde sprengte. Möglich war es und so hielt er ihn eisern fest, nicht gewillt auch nur einen Millimeter gehen zu lassen, während sich sein besorgter Blick an dessen Gesicht fest haftete, dem Blut und den Tränen, den schmerzverzerrten Geräuschen und Schreien, die von Zeit zu Zeit seine Lippen verließen. ***** „Pech gehabt, auf diesem Planeten bin ich aufgewachsen.“, sagte das unbekannte Wesen mit einem Lachen, zieht seine Aufmerksamkeit auf sich. „Ich bin die Gravitation gewöhnt, du hast bei der Anziehungskraft keine Chance.“ Die Worte lösen nichts als Amüsiertheit in ihm aus, doch er behält seine Maske aufrecht, gibt keine Reaktion – wozu auch, er weiß es selbst besser. Es wäre Zeitverschwendung den armen Irren vor sich aufzuklären, sinnlose Worte, eine Tatsache die er ihm auch mit Taten ganz einfach beibringen konnte. Seine Bewegungen einschränken – das er nicht lachte! Stattdessen grinst er nur und sieht, wie sehr er sein Gegenüber damit verunsichert, aber nichts anderes hatte er im Sinn. Soviel Arroganz sollte bestraft werden, wenn hier einer lachen durfte, dann war er es; wenn hier einer sagen konnte, dass er die Gravitation gewöhnt war, dann auch nur er! Den folgenden Schlägen weicht er mit einer Leichtigkeit aus, wie er es zuvor schon getan hatte, musste sich kaum bewegen und es begann ihn zu langweilen. Wenn das alles war, was dieser Witz von einer Figur auf dem Kasten hatte, dann konnte er nur noch lachen. Mit einem einzigen Tritt schleudert er ihn von sich, verärgert ihn mit seinen Worten, so dass er Pläne vergisst und sich seiner Wut hingibt, erneut auf ihn zukommt. Dieses Mal war Ende der Spielzeit und er duckt sich unter einem Schlag weg, legt seine Hände auf die Brust des Unbekannten, dessen Name sowieso unwichtig war und schickt ihn mit einem einzigen Blast ins Nirwana. Das war nicht einmal annähernd eine Herausforderung. ***** Es war seltsam zu beobachten, wie sich die angestrengten Versuche wandelten, ruhiger wurden und letzten Endes beinahe ganz zum Stillstand kamen. Kakarott traute der Ruhe nicht, war nicht davon überzeugt, dass es ein Ende gefunden hatte und machte diese Meinung mit einem Blick zu Trunks nur allzu deutlich klar, welcher nur nickte und seinen Halt an seinem Vater ebenfalls nicht minderte. Er schluckte und betrachtete sich das nunmehr ruhig scheinende Gesicht, die noch immer so fest zusammengezogenen Augenbrauen und geschlossenen Augen, und wusste einfach nicht, was er davon halten sollte. Die plötzliche Ruhe war angespannt, die Stille erdrückend und das wenige Licht des Feuers trug nur zur düsteren Atmosphäre bei, tat nichts um sie zu mildern. Ein müdes Keuchen lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihn, die sowieso nie wirklich weg gewesen wäre – das hätte er nicht gekonnt, es war einfach unmöglich etwas anderes anzusehen als Vegeta, welcher jetzt den Kopf leicht anhob und zurück auf den Boden fallen ließ, das Ganze noch einmal wiederholte, nur ein wenig mehr Kraft hinein legte. Als wolle er, wenn er schon seine Hände nicht benutzen konnte, den Schmerz irgendwie anders ableiten, sich Erleichterung verschaffen und deutlich machen, dass es so nicht ging. Ein ersticktes Würgen, Nebenwirkung all der Bilder, der vorbeirauschenden Farben, der Informationen, die zuviel waren um sie verarbeiten zu können und erneut versuchte er sich zu drehen, nur um auf Widerstand zu treffen, der ihn die ganze Zeit schon hinderte. Es reichte, er wollte sich bewegen, er wollte sich drehen und verdammt noch mal irgendwas gegen diese verdammte Übelkeit tun, die seinen Körper gefangen hielt und einfach nicht enden wollte! Die nicht ging und keinen Weg nach draußen fand, genau wie die Worte, die seine staubtrockene Kehle einfach nicht verlassen wollten, der Befehl ihn gehen zu lassen blieb ihm im Hals stecken, verlor sich irgendwo zwischen seinem Verstand, wo er sich formte und seinen Lippen, die sich zwar öffneten, aber nichts preisgeben wollten. Er rang nach Luft. Soviel auf einmal, zuviel, einfach nur zuviel um all die Hintergrundinformationen in diesen wenigen Minuten verarbeiten zu können, die sein Hirn brauchte um sie ihm wieder zu bringen. Er wollte sie zwar wiederhaben, aber hätte es nicht auch eine schonendere Methode geben können, ein wenig mehr Zeit um sich darauf vorzubereiten, einen Weg den Schmerz zu lindern und vielleicht eine Möglichkeit, die sich nicht anfühlte, als würde sein Inneres nach außen gekrempelt? Es tat einfach nur weh und jeder Atemzug fühlte sich an, als würde sein Gehirn mit ihm in die Luft gesprengt – unsagbar war der Schmerz, den er nicht einmal in Worte fassen könnte, wenn er ein Leben lang Zeit gehabt hätte um über eben jene Worte nachzudenken. Er hoffte es wäre vorbei. Hoffte, dass er jetzt endlich aufgeben konnte zu kämpfen, wieder Luft in seine Lungen bekam und endlich schlafen konnte. Selbst eine Ohnmacht klang verlockender als das, würde ihn zumindest von allem erlösen und ihn zur Ruhe kommen lassen, aber der Schmerz signalisierte ihm, dass es noch nicht vorbei war. Insgeheim fragte er sich, wie viel Zeit vergangen war, wie viel er selbst noch aushalten würde, bis sein Körper, sein Geist es nicht mehr schaffte und aufgeben würde. Irgendwo hinter dem schmerzlichen Nebel spürte er die Anderen, war aber weder bereit die Augen zu öffnen, noch konnte er ihnen anders signalisieren, dass er sich am liebsten zu einem kleinen Ball zusammengerollt und wie ein kleines Kind geheult hätte. Einfach nur die Welt ausblenden und dem hingeben, was er nicht mehr verhindern, nicht mehr ertragen konnte und er schluckte, holte Luft und erstickte beinahe am nächsten Halbschluchzen, das seine Kehle hinauf kroch und ihm sagte, dass er schon längst weinte. Es war zum verzweifeln, so sollte das nicht laufen. Hätte es nicht noch einen verdammten Tag warten können? Nur einen Tag, bis sie alle Dragonballs zusammengesucht hatten und den Drachen rufen konnten? Selbst wenn dieser ihm gesagt hätte, dass sein Wunsch nicht möglich war, hätte er es akzeptieren können und weiter warten müssen – dann, erst dann hätte er sich hierüber vielleicht gefreut. So aber vermischte sich Freude mit Schmerz, Verwirrung mit Verzweiflung und all den vielen anderen Emotionen, die er gerade mitbekommen hatte. Sein Leben bestand aus Kampf und Schmerz, jetzt war es nicht anders und er zog ein letztes Mal schwach gegen die Hände, die ihn gefangen hielten, schrie einen kurzen Schrei der Verzweiflung und presste die Lippen fest aufeinander, während eine neue Schmerzwelle seinen Kopf durchfuhr und jeden weiteren Atemzug auf dem Weg zu seinen Lungen verhinderte. ***** „Woran denkst du Piccolo?“, fragt er leise und kann dabei den Schmerz seines Körpers spüren, Spuren eines Kampfes der alles aus ihm herausgeholt hatte, der ihn dazu brachte seinen Stolz zu begraben und etwas zu tun, was er niemals selbst für möglich gehalten hatte. „Du wirst sterben, nicht wahr?“ Piccolos unglaublich tiefe und doch ruhige Stimme drang bis in seinen Kern und er nickte nur, spürte dass seine Entscheidung schon lange gefallen war. Lange bevor er seinen Sohn und dessen Freund ausgeknockt hatte. „Beantworte mir noch eine Frage. Wenn ich tot bin, werde ich dann Kakarott im Jenseits wieder sehen?“ Seine Frage steht zu soviel im Gegensatz, das er heute getan hatte. Sie war ehrlich, er wollte es wirklich wissen und verstand in diesem Moment, dass er schon lange den Wunsch verloren hatte, den Jüngeren tot zu sehen, ihn mit seinen eigenen Händen zu töten. Alles, was er noch wollte war ein ehrliches Kräftemessen, herauszufinden, ob er jemals stark genug sein könnte um sich mit Kakarott auf eine Stufe zu stellen. „Nein. Das ist unmöglich. Dazu hast du zu viele unschuldige Menschen getötet. Du wirst deinen Körper verlieren und seine Seele kommt an einen anderen Ort als den, wo sich die von Goku befindet. Dort wird dein Gedächtnis ausgelöscht…“ Welch Ironie des Schicksals, dass es gerade dieser Satz war. „… und deine Seele gereinigt. Anschließend wird sie in einem neuen Körper wiedergeboren.“ Er schließt die Augen und lächelt, seltsam zufrieden mit der Antwort, die er sowieso schon ahnte. „So ist das.“ Seine Augen öffnen sich wieder. „Wirklich schade.“, sagt er noch, während er darüber nachdenkt wie seltsam diese Unterhaltung schien, während der pinke Dicke langsam auf sie zukommt, sie eigentlich keine Zeit für einen solchen Schwachsinn hatten. „Das war alles, geh jetzt.“ Geh und bring meinen Sohn in Sicherheit, nimm den Spross Kakarotts mit und mach mich nicht auch noch für deren Tod verantwortlich. Was mit ihm selbst geschah war nebensächlich, vielleicht hatte er verdient hier ein Ende zu finden, vielleicht sollte es so sein. ***** Und er wusste, dass er an diesem Tag das zweite Mal gestorben war. Erschreckend befriedigt nahm er dabei wahr, dass er es mit Freude getan hatte, mit der blinden Überzeugung es schaffen zu können. Dass sein Opfer umsonst gewesen war, hatte er nicht ahnen können, aber es hatte bewirkt, dass er heute hier war. Eine einzige selbstlose Tat um die Menschheit zu retten hatte ihn seltsamerweise von so vielen anderen Gräueltaten befreit, ihn zu einem anderen Menschen gemacht. Die Puzzleteile fügten sich zusammen. Es war nicht mehr nur der Rand, der vor ihm auf dem Tisch lag, es war das ganze Puzzle, in dem nur noch ein paar kleine Teile fehlten, hier und da eines falsch gesteckt war und das Bild seltsam aussehen ließ. Er musste sie nur ordnen, musste die richtige Stelle finden und es zusammenfügen, die fehlenden Teile suchen – wenn er sie jemals finden würde. Vielleicht lagen sie gar nicht direkt unter dem Tisch, vielleicht waren sie nie in der Packung gewesen. Es war ein so absurder Gedanke, eine so bildliche Vorstellung, dass er nicht anders konnte als zu lächeln, entgegen dem Schmerz in seinem Kopf, der noch immer so präsent war wie zu Anfang, nur nicht mehr ganz so intensiv und stechend. Und aus dem Lächeln wurde langsam ein Lachen, während sich Goku und Trunks noch einmal ansahen und ihn letzten Endes langsam losließen. Ganz geheuer war ihnen die Sache noch immer nicht, es war seltsam, wenn nicht gar ein wenig beängstigend, dass nach all dem Chaos, nach all der Energie und der Angst plötzlich ein Lachen die Nacht zerriss und sie zogen sich ein wenig zurück, betrachteten die Szene mit gemischten Gefühlen. Einerseits war es wirklich ein wenig erleichternd, dass Vegeta sich gefangen zu haben schien, andererseits war es beängstigend wie er sich jetzt verhielt. Hatte er unter all dem seinen Verstand verloren, oder was war auf einmal mit ihm los? Hatte es seine Gehirnwindungen zerfetzt, war es alles ein wenig zuviel gewesen? Sie konnten nicht anders als sich ein weiteres Mal fragend anzusehen, nur um sich selbst doch keine Antwort zu liefern, sondern schweigend warten zu müssen, bis Vegeta sich weit genug gefangen hatte um ihnen zu antworten, um sie überhaupt wahrzunehmen. Aber eben jener drehte sich endlich auf die Seite, so wie er es die ganze Zeit schon tun wollte, hielt sich mit einer Hand seinen noch leicht rebellierenden Magen und mit der anderen seinen Kopf, während das Lachen abebbte, leiser wurde. Er hatte die Daten seines Lebens wieder, aber freuen konnte er sich noch nicht darüber – noch war die gesamte Information noch nicht in seinem Hirn angekommen, wirbelten Gedanken und Gefühle durcheinander, vermischten sich mit den Bildern, die gerade reell und viel zu schnell an ihm vorbeigeflogen waren. Am liebsten würde er eine Hand ausstrecken und das Drehen zum Stillstand bringen, aber er begnügte sich damit einfach hier zu liegen und langsam wieder zu Atem zu kommen. Sein Kopf dröhnte im Takt seines noch zu schnell schlagenden Herzens, er fühlte sich als ob er einen zehnstündigen Kampf hinter sich hatte und jämmerlich versagt hatte – all der Schmerz, den er hatte erleiden müssen in seinem Leben, all das Versagen, das ihn durch die Zeit hindurch begleitet hatte und doch schien er nie wirklich aufgegeben zu haben. Er hatte weitergemacht und versucht stärker zu werden, ein nächstes Versagen zu unterbinden und doch wieder zu scheitern, genau wie er immer zwei Schritte hinter Kakarott hing. Er hing dort fest und das letzte Erlebnis, das alles auseinander nahm und wieder zusammenfügte, hatte es ihm nur wieder einmal bewiesen. Er war nicht sauer darum. Es war einfach so, es zu ändern war nicht mehr möglich, egal wie viel Schweiß er in dieses Unterfangen legen würde, er hatte bereits zugegeben , dass es so war und er konnte damit leben, konnte sogar stolz auf den letzten lebenden Saiyajin neben sich sein. Langsam normalisierte sich sein Atem wieder und er fragte sich wirklich, wieso er dieses Mal nicht wenigstens bewusstlos geworden war. So viele Mal war das geschehen und ausgerechnet jetzt, wo es wirklich unerträglich geworden war, beschloss sich sein Körper es nicht zu tun und ihn alles erleben zu lassen, was möglich war. So nahm er einen tiefen, beruhigenden Atemzug, brachte sich langsam und mit Bedacht in eine sitzende Position, nur um gedankenverloren auf die dunkle Wieso vor sich zu starren, seine Augenbrauen tief ins Gesicht zu ziehen. Es war wieder alles da… ja, das stimmte, aber irgendwas war noch immer nicht richtig. Irgendwas war noch nicht an seinem Platz und er war verdammt, wenn er nicht herausfand, was das nun war. Aber erst einmal mussten die Kopfschmerzennachlassen. Musste er sich sammeln und wieder ordnen. Aber bevor er das tun konnte, schlossen sich seine Augen wie von alleine und kippte er erneut, unter den erschrockenen Rufen von Kakarott und Trunks, die er kaum mehr wahrnahm, zur Seite. Sein Körper hatte sich ein wenig zu spät entschlossen den Kampf aufzugeben. Kapitel 30: Selbst zusammengefügt bleibt es Chaos ------------------------------------------------- 30: Selbst zusammengefügt bleibt es Chaos Als Vegeta wieder zu sich kam, stand die Sonne hoch am Himmel und blendete seinen ersten Versuch seine Augen zu öffnen, so dass er sie sofort wieder schloss und genervt stöhnte, seinen Unterarm über seine Augen legte. Die letzte Erinnerung, die er hatte befand sich irgendwo im Dunkel der Nacht, derart überrascht zu werden so lange niedergestreckt gewesen zu sein, gefiel ihm gar nicht. Zumal er die Blicke Kakarotts und seines Sohnes auf sich spüren konnte, die Frage förmlich in der Luft greifen, nur wusste, dass die Beiden sich noch nicht sicher waren ob sie ihn nun ansprechen konnten und durften, oder es doch lieber lassen sollten. Es gab Wichtigeres – die Frage nach seinem Befinden befand sich auf seiner Prioritätenliste nicht unbedingt an oberster Stelle und so nahm er seinen Arm langsam wieder nach unten, öffnete dieses Mal seine Augen erst, als er den Kopf zur Seite gedreht hatte und nicht mehr genau in den Himmel blickte. Gottverdammt, sein Schädel schmerzte und er glaubte kaum, dass sich das so schnell wieder legen würde. Es schien, als ob sein Gehirn für die Unmengen an Informationen einfach nicht geschaffen gewesen war und nun im sensorischen Overload lief, was das Aufwachen nicht zwingend leichter gestaltete und ihn sich nur wünschen ließ, die Augen einfach wieder zu schließen und noch ein paar Stunden Schlaf dranzuhängen, um den Schmerz wenigstens auf ein erträgliches Niveau zu bringen. War es auch schon erträglicher als in der Nacht zuvor, aber es tat immer noch höllisch weh und machte jede noch so kleine Bewegung zu einer wahren Herausforderung, auch wenn der Gedanke endlich alles wieder zu haben, was ihn ausmachte, das ganze ein wenig abschwächte. „Wie geht’s dir?“ Das Gesicht seines Sohnes schob sich in seinen Blickfeld und er schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, weil er diese Frage einfach nicht nachvollziehen konnte. Wie sollte es ihm schon gehen? Sein Körper fühlte sich an als ob er stundenlang von einer Dampfwalze überrollt worden wäre, sein Kopf fühlte sich nicht besser und auch seine Gedanken waren so träge und langsam, dass sich seine Augen bereits wieder geöffneten hatten und er das dritte Mal den Mund öffnete und wieder schloss, ohne auch nur eine Antwort gegeben zu haben, stattdessen noch einmal gequält stöhnte und sich wirklich wünschte, wieder einschlafen zu können. So würde das jedenfalls nichts werden. „Dad?“ Trunks schluckte, imitierte damit die einzige Bewegung die sein Vater auf die wiederholte Frage gab und wunderte sich, was los war. Er wollte es wirklich wissen, wollte wissen, dass alles okay war und dass sein Vater jetzt nicht stundenlang hier lag und weiter schwieg. Die letzten Stunden waren schlimm genug gewesen, die Unwissenheit und das Warten zerrten an seinen Nerven und er wollte endlich Antworten, selbst wenn sie nicht so gut ausfallen würden. Er wollte ihn reden hören, wollte die üblichen zusammengezogenen Augenbrauen und einen bissigen Kommentar – Herrgott noch mal, er nahm sogar die weniger üblichen Reaktionen der letzten Wochen, wenn es ihm nur zeigte, dass er okay war und sich das Ganze nicht noch weiter verschlechtert hatte! „Komm schon, sag was.“, bat er beinahe schon flehentlich und erntete nur eine Mischung zwischen Stöhnen und knurren, das ihm allerdings nur ein müdes Lächeln abrang. Das war zumindest schon mal eine Reaktion, bevor Vegeta einen Arm wieder hob und auf seine Stirn legte, den Eindruck machte, als wüsste er nicht ganz, was er machen sollte und doch irgendwas unternehmen wollte, mit wenig Erfolg, wenn man die Ursache nicht kannte. Vegeta rieb sich die Stirn, während er sich langsam aufsetzte und Kakarott, sowie Trunks lediglich dabei zusehen konnten, weil sie insgeheim zwar lieber geholfen hätten, aber wussten, dass Vegeta das nicht zulassen würde wollen. Selbst wenn es ihm Stunden in Anspruch genommen hätte, er hätte jede Hilfe abgelehnt und aus reinem, sinnlosem Stolz darauf bestanden es alleine zu versuchen. Aber das war er, ein Charakterzug, an den man sich gewöhnen konnte, es musste, wenn man mit ihm selbst klarkommen wollte. „Kakarott.“, sagte er, seine Stimme nichts als ein heiseres Flüstern und er schluckte erneut, nachdem er sich endlich in eine senkrechte Position gebracht hatte, die Augen geschlossen und noch einmal tief durchatmend um die leichte Welle des Schwindels schon im Keim zu ersticken. „Ja?“, fragte eben jener Angesprochener. Es war schwer zu unterscheiden ob es nun der alte oder neue Vegeta war, irgendwann in den letzten Wochen war dieser eben wieder dazu übergegangen ihn so zu nennen und machte es damit beinahe unmöglich zu sagen. Es war irritierend, weil es manchmal das Einzige war, das ihn wirklich an Vegeta erinnerte, besonders wenn dieser darüber nachdachte, warum ihn alle zu meiden schienen. „Wenn du mir noch mal eine Ohrfeige verpassen willst…“ Er konnte sie immer noch spüren, Kakarott hatte Schläge, die einen Stunden später noch verfolgen konnten, wehtaten und brannten. „… dann mach es das nächste Mal richtig.“ Jetzt öffnete er die Augen wieder und sah genau in seine Richtung, auch wenn er einige lange Sekunden brauchte um seinen Blick vollends an Kakarott zu fixieren. „Was…?“ Was war das für eine Aussage? Kakarott konnte nicht anders als Trunks einen kurzen Blick zuzuwerfen, eine Augenbraue nach oben zu ziehen und schließlich Vegeta wieder anzusehen, die unausgesprochene Frage mit seinen Augen zu stellen. „Das soll heißen.“, begann er leise, ruhig. „… dass ich es begrüßt hätte diesen ganzen Scheiß nicht vollständig durchmachen ZU MÜSSEN!“, setzte er fort, nur um jedem Wort lauter zu werden. Dass er lieber bewusstlos geworden wäre, dürfte mit dieser Aussage wohl allzu deutlich klar geworden zu sein, nur dass keiner der anderen Anwesenden ganz verstand wieso, während sich seine Kopfschmerzen nur verschlimmerten und ihn dazu brachten genervt zu seufzen. „Vergiss es.“, setzte er dem an. Sie konnten nicht wissen, wie es sich anfühlte, sie konnten nicht einmal ahnen, welch Schmerzen der ganze Scheiß mit sich gebracht hatte. „Glaub mir, ich hab überlegt das zu tun.“, lenkte die Aufmerksamkeit wieder zurück zu Kakarott, nur um nun seinerseits eine Augenbraue nach oben zu ziehen. “Wenn du dich beobachtet hättest…“, begann nun Kakarott, wurde ernster als er es in den letzten Wochen gewesen war, auch wenn sich sein Wesen gerade dann erstaunlich gewandelt hatte. „…hättest du an dasselbe gedacht. Aber ich war mir nicht sicher, wusste nicht, ob ich damit nur noch mehr anrichte oder alles abbreche. Wer hätte mir die Garantie gegeben? Wo wir dabei sind… was war es dieses Mal? Von deiner Reaktion zu urteilen, war es nichts Schönes.“ Nein, es war weitaus schlimmer wie sonst, auch wenn die obligatorischen instinktiven Reaktionen danach fehlten und eben das irritierte ihn, machte ihn ein wenig nervös und vor allem neugierig. Vegeta schnaubte nur. Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts und jetzt, wo die Frage direkt an sein träges Hirn gesendet und verarbeitet wurde, fiel ihm auch endlich auf, was in der ganzen Sache noch fehlte, was ihn dazu trieb die Augenbrauen tief ins Gesicht zu ziehen, während er den Blick nicht von Kakarott nahm. „Alles…“ Leise, zu leise und ruhig. Es folgte ein Blinzeln, ein leichtes Schütteln seines Kopfes. “Alles, von meiner ersten Ankunft auf der Erde.“ Da lag der Knackpunkt. Er hatte den Kampf zwischen Nappa und den anderen, seinen eigenen gegen Kakarott, die Suche, die Wiederkehr, Freezer, den Kampf gegen die Cyborgs und Cell, gegen Boo. Er hatte alles von dort an bis heute und doch fehlte etwas ganz Entscheidendes, was ihm ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend bescherte, tief sitzende Übelkeit hervorrief und er schluckte schwer, senkte den Blick auf den Boden. „Alles, was davor war, fehlt.“, setzte er an, so leise, dass die anderen Probleme damit hatten, ihn zu verstehen und doch taten sie es. Trunks betrachtete seinen Vater stumm, blinzelte seinerseits und versuchte die Information zu verarbeiten, während Kakarott schon lange verstanden hatte. Was das allerdings bedeutete, wusste er auch nicht – ob auch das irgendwann wiederkommen würde oder ob es in der Versenkung verschwunden blieb, wusste keiner. Fakt war nur, dass es eben jene Zeit war, die Vegeta geprägt hatte, die ihn zu dem gemacht hatte, wer er letzten Endes war als er auf die Erde gekommen war. Die Zeit hatte ihn zwar ruhiger werden lassen, hatte ihn hier und da erneut verändert, aber dennoch war die manchmal doch sehr grausame Art, das Leck-mich-am-Arsch-Verhalten immer erhalten geblieben. Vegeta hatte es nicht anders gelernt, entweder man setzte sich durch und schiss auf die Folgen, auf die Anderen, oder man ging selbst drauf… „Und das heißt?“ Es war Trunks, der noch immer nicht ganz verstanden hatte. Natürlich hatte er sich manchmal gefragt wie das Leben seines Vaters verlaufen war, was er erlebt hatte und wie er herkam, aber er hatte sich nie getraut die Frage auch zu stellen, weil Vegeta sowieso nie etwas von sich Preis gab. Außer den Dingen, die er mit ihm erlebt hatte, wusste er nichts über seinen Vater. „Das heißt, was ich gesagt habe.“, antwortete er, ohne darauf zu achten, wem er antwortete und was er sagte. Es war unwichtig, er war immer noch zu sehr damit beschäftigt die Information selbst zu verarbeiten und sich darüber zu wundern. Das fehlende Teil, das er von Anfang an vermisst hatte, hatte endlich ein Gesicht bekommen und er wusste nicht, ob es nun eine gute Sache war, genau das nicht zu wissen, oder ob es einen gravierenden Unterschied machen würde. Ob er sich freuen sollte, weil er sowieso nicht wusste, was dort geschehen war, außer den Erzählungen, die Kakarott ihm wiedergegeben hatte, oder ob er das Gegenteil fühlen sollte, weil ein so wichtiges Teil noch immer fehlte. Seine Kindheit, sein Vater, sein Planet… ja, er wusste, dass es das alles nicht mehr gab, aber wenn es nicht einmal mehr in seinem Kopf existierte, dann war es unwiderruflich verloren, vergessen, im Nichts versunken. So waren es wenigstens seine Erinnerungen, die einen Teil von all dem, seinem Volk aufrechterhalten hatten – jetzt war auch das verschwunden und er konnte nicht verhindern, dass es sich schlicht und einfach wie Verlust anfühlte. Er war ein Prinz, ein Titel, auf den er immer bestanden hatte… aber auch nur, weil die Erinnerung daran ihn getrieben hatte. Jetzt war da nichts mehr. Es gab keinen Planeten in seinen Erinnerungen, an den er sich erinnerte, von dem er ein Prinz war. Es gab kein Volk mehr, das er sich vorstellen konnte, keinen Vater, dessen Titel er hätte eines Tages rechtmäßig übernehmen sollen. Nun war es nur eine große schwarze Leere, die er nicht wieder hatte füllen können. Ebenso wie sein Leben nicht rekonstruiert wurde, nachdem der Planet vernichtet worden war. Freezers Erziehung. Er wusste nur, dass Freezer Schuld war, aber er konnte ihn schlecht fragen, wenn der verdammte Drecksack in der Hölle schmorte. Vegeta konnte niemanden fragen, denn es gab niemanden mehr aus dieser Zeit. Er hatte sie alle selbst vernichtet, als er auf der Suche nach Kakarott im All gewesen war und all die Überreste seines alten Lebens in Staub verwandelt hatte. Basen, Kreaturen… niemand war mehr da und auch seine Erinnerungen waren nicht wieder da. Er hakte es ab, es brachte nichts sich den ohnehin schmerzenden Kopf darüber zu zerbrechen. Er war einmal ein Kind gewesen, ja, aber wollte er auch unbedingt wissen, wie seine Kindheit, seine Jugend verlaufen war, wenn er das Ergebnis dieser Erziehung zu gut kannte? Wollte er es wirklich wissen, wenn es mit der weißen Echse zu tun hatte, die ihn unter seine Fittiche genommen hatte, die ihn am Ende auf dem Gewissen hatte? Vielleicht war es besser, dass dieser Teil seines Lebens im Dunkel blieb und wer wusste schon, ob es auch wirklich so bleiben würde? Wer wusste, ob er das hier nicht eines Tages noch einmal durchmachen müsste und dann alles wieder da war. Immerhin hatte er selbst nicht mehr damit gerechnet, dass dies geschehen würde, warum sie überhaupt auf der Suche nach den Dragonballs waren. Die waren jetzt unnötig geworden, oder nicht? Er rieb sich noch einmal über die Stirn und stand langsam auf, immer den Blick der anderen Beiden auf sich spürend und doch nichts dazu sagend. Es war ihm egal, er fühlte sich einfach nicht in der Lage dazu, etwas zu sagen, es unterbinden zu wollen, war es doch nur die Sorge um ihn, die sie dazu trieb. Sollten sie machen, es war nicht so, als ob er die permanente Beobachtung nicht langsam gewöhnt war und zu seinem eigenen Erstaunen nervte es ihn nicht einmal annähernd so sehr wie es eigentlich sollte. Der Dragonball mit den fünf Sternen fiel in sein Blickfeld und er hob ihn auf, betrachtete ihn, während sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legte. Es war reine Ironie des Schicksal, dass ausgerechnet jetzt, kurz bevor sie den letzten Ball gefunden hatten, sich alles von alleine auflöste. „Schätze, die brauchen wir nicht mehr.“, sagte er und warf den Ball Trunks entgegen, der ihn fing und seinen Vater skeptisch ansah. Er war… nicht zu beschreiben. Es war, als müsse er sich erneut an jemanden gewöhnen, der zwar wie sein Vater aussah und doch so ganz anders war, während gewisse Verhaltensweisen geblieben waren. Wie die verschränkten Arme, die zusammengezogenen Augenbrauen – und Trunks spürte, dass auch Goku noch nicht ganz zufrieden war, verwirrt war, nur nicht wusste, wie er es sagen oder zeigen sollte. Ein lautes Seufzen seitens Vegetas – oder war es eher ein tiefes Luftholen mit nachfolgendem Schnauben? Trunks schluckte als ihn der Blick seines Vaters traf, ihn durchbohrte und dabei so intensiv schien, wie schon lange nicht mehr. Weg war der grüblerische Gesichtsausdruck, die tief verborgene Wut über das Verhalten seiner Mutter, weg waren die Gedanken, die ihn Tag und Nacht zu verfolgen schienen. Dieser Blick war es, den er lange nicht mehr gesehen hatte, bohrend, in ihn stechend und einfach nur vertraut. Aber er sagte nichts, noch nicht, sprach lieber mit seinen Augen, seinen Gesten. Die sich noch ein wenig weiter nach unten ziehenden Mundwinkel, die leicht zuckende Augenbraue, bevor sie sich gemeinsam mit der anderen weit in sein Gesicht zog und die sich fester zusammenziehenden Arme, sagten ihm, dass er aufhören sollte ihn so anzustarren. Ein Blick, den er ebenfalls Goku zuwarf, bevor er sich umdrehte und zwei Schritte entfernte. Eine Geste, die sie Beide zum Lächeln brachte, weil sie vertraut war, weil sie ein Stück Normalität zurückbrachte und sie nickten sich zu, begannen zusammen zu packen. Jeder verstand, dass Vegeta nicht mehr darauf angesprochen werden wollte, dass die Sache als erledigt abgehakt wurde, und niemand auch nur eine weitere Frage stellen sollte – nicht über ihn, nicht über das Geschehene, seine Schreie, seine Erinnerungen oder gar seine Tränen. ----- Zwei Stunden später waren sie wieder an ihrem Ausgangspunkt und ein wenig unschlüssig stand Vegeta einige Sekunden länger als es nötig gewesen wäre vor der Tür, ohne sie zu öffnen. Die Blicke ignorierte er, die stumme Frage, die in der Luft hing und die er sich selbst gerade stellte, ohne auf eine Antwort zu gelangen. Die gespannte Atmosphäre, die er nicht ignorieren konnte und die sich mit jeder weiteren Sekunde mehr und mehr in ihm ausbreitete, in seine Knochen schlich und seine Entscheidungen in Frage stellte. Entscheidungen, die er noch gar nicht getroffen hatte und es machte ihn nervös, nervöser als er es sein sollte, als er zulassen wollte und doch konnte er nichts dagegen machen. Zögernd, als ob sie vergiftet sein könnte, legte er die Hand auf die Türklinke und schluckte schwer, während ihm erst jetzt auffiel, dass er keine Handschuhe trug. Die Erkenntnis war so nebensächlich und doch konnte er nicht verhindern, dass er sich unwohl, nackt ohne sie fühlte, während ihm auffiel, dass er sie die letzten Wochen schon kaum getragen hatte. Alles lief zusammen und trug nicht dazu bei seine Kopfschmerzen endlich gehen zu lassen, alles verschwamm und lag doch so klar vor ihm, dass er sich zweigeteilt fühlte, hin und her gerissen zwischen Wissen und Gefühlen, zwischen Tatsachen und Vermutungen. Es brachte alles nichts, er musste die Tür öffnen, wenn er nicht den ganzen Tag hier stehen und darüber nachdenken wollte, was er tun sollte. Wenn er nicht noch mehr Aufmerksamkeit der Anderen auf sich ziehen wollte, die ihn sowieso bei jedem Schritt mit Argusaugen beobachteten, immer dann, wenn sie dachten, er würde es nicht merken. Aber er spürte es, wusste es und sagte doch nichts, auch wenn er wusste, dass er früher deswegen wahrscheinlich einen halben Tobsuchtsanfall bekommen hätte. Etwas hinderte ihn daran etwas zu sagen, etwas sagte ihm, dass es das nicht wert war, dass er sie einfach machen lassen sollte. Dass es nicht schlimm – und diese Erkenntnis, dass es dieses fehlende Teil seiner selbst war, machte ihn wahnsinnig, brachte ihn beinahe dazu wieder herum zu drehen, den letzten Dragonball auf eigene Faust zu suchen und den Drachen zu rufen, um die Erinnerungen an seine Kindheit auch noch zurück zu bringen. Er ließ es. Auch hier sagte ihm nur ein Gefühl, dass es so besser war. Dass er sich auch so an sein neues Ich gewöhnen konnte, diese Mischung aus seinem alten Ich und dem, der er die letzten Monate gewesen war. Dieses vor Angst und Instinkten gesteuerte Etwas hatte ein wenig Verstand dazu gewonnen und musste das alles jetzt nur in Einklang bringen. Leichter gesagt als getan, wenn alles was man machte, irgendwie im Widerspruch zu sich selbst stand, keine wirkliche und eindeutige Richtung nehmen wollte. Langsam trat er ein, nahm den vertrauten Geruch seines Heims wahr, während die weniger guten Erinnerungen ebenso an die Oberfläche wanderten und erneut einen Widerspruch in ihm auslösten. Es war vertraut und doch wieder nicht. Es lud ihn ein reinzukommen und sich wohl zu fühlen, während es ganz tief in seinem Inneren eine unbeschreibliche Angst keimen ließ. Unterbewusst, unerklärlich und doch war sie da, machte jeden Schritt in dieser vertrauten Umgebung zu einem Balanceakt mit sich selbst. Er konnte Bulma in der Küche spüren und wusste, dass sie die Hoffnung hegte, dass alles wieder gut werden würde, dass alles wieder gut war, wenn er nach Hause kam. Aber die Erinnerungen an die Zeit ohne Erinnerungen waren nicht verschwunden, vermischten das Alte mit dem Neuen und erschufen etwas ganz Anderes. Der Wunsch hinzugehen und alles andere zu ignorieren, sie zu küssen, kämpfte mit dem Drang sich herumzudrehen und sie nie wieder sehen zu müssen um die Vorherrschaft, machten es schwer eine Entscheidung zu treffen und letzten Endes gewann eine dritte, neue Seite. Hilfesuchend warf er einen kurzen Blick nach hinten, nicht fähig den inneren Kampf aus seinen Augen zu halten, während sich seine Arme zum bersten angespannt über seine Brust legten. Aber Kakarott zuckte nur hilflos mit den Schultern. Er konnte ihm auch nicht helfen, so gern er es auch wollte, so oft er es nun schon versucht hatte. Den inneren Kampf konnte er sehen und es zerriss ihm das Herz nichts machen zu können. Ebenso wie es ihn einerseits glücklich machte überhaupt in Betracht für Hilfe gezogen zu werden, so machte es ihn noch immer traurig, diesen einst so stolzen Mann so zu sehen. Der bekannte Stolz, der sich in seinen Augen mit dieser unbekannten Angst mischte, die Emotionen, die sich gegenseitig bekämpften und ihn dazu brachte, die Zähne aufeinander zu beißen und tief durchzuatmen. Vielleicht mussten sie jetzt alle lernen mit diesem Vegeta zu leben. Vielleicht würde sich nie wieder etwas ändern, vielleicht würde die Veränderung schleichend eintreten, ohne dass sie merkten und nur eines Tages verstehen würden, dass sich etwas geändert hatte. Vielleicht würde diese Veränderung auch über Nacht eintreten und alle am nächsten Tag überraschen, wer wusste das schon? Es stand in den Sternen und er konnte keine Voraussage machen – was er auch gar nicht wollte. Alles, was er wollte, war hier. Vegeta ging es den Umständen entsprechend sehr gut, bis auf die Erschöpfung, die offensichtlich zu erkennen war, dem inneren Kampf. Er war hier und hatte zurück, was am wichtigsten war, hatte das Band der Freundschaft, das sie in den letzten Monaten geknüpft hatten, nicht wieder vergessen. Vielleicht brauchte er ihn nicht so, wie man es von einem Freund erwarten würde, aber er stieß ihn auch nicht zurück, nachdem er seine Erinnerungen wieder hatte und das alleine war ein Fortschritt, den er nicht missen wollte. Er nickte einmal kurz mit dem Kopf in die Richtung der Küche, nicht sicher, ob seine Botschaft ankam oder ob Vegeta es überhaupt machen würde. Es tat ihm leid, was hier passierte, aber er konnte auch nicht viel dagegen machen, konnte die Ehe nicht retten und konnte auch nicht Gefühle wiederbringen, die in den letzten Wochen von Bulma selbst zerstört worden waren. An vielem war sie selbst Schuld, das musste auch er Vegeta zugestehen, das bedeutete aber nicht, dass er seine Angst gewinnen lassen durfte, dass er so viele Jahre wegwerfen konnte und dass der zweitstärkste Mann neben ihm, sich derart von Gefühlen beeinflussen lassen durfte. Das tat er doch sonst auch nicht und es tat auf seine ganz eigene Weise ganz tief im Inneren weh. Vegeta tat sekundenlang nichts, sah ihn nur stumm an und ließ seinen Blick dann von ihm zu Trunks wandern. Nur ein Augenblick, eine Kenntnisnahme und letzten Endes ein winziges Nicken, die Bestätigung für sich selbst und der Wille, es für seinen Sohn zu versuchen. Nicht für sich, das sah er ihm an, nur für Trunks, der ihm wahrscheinlich jetzt näher stand, als in all den Jahren, die er bereits lebte. Die Erkenntnis war schmerzhaft. Vegeta war so weit gekommen, Trunks so alt geworden und es war seltsam zu beobachten, dass er nie der Vater gewesen war, der Kakarott selbst versucht hatte zu sein. Zumindest in den Zeiten, die er nicht im Jenseits verbracht hatte. Er verstand sich auch nicht immer mit ihnen, aber es half ihm oftmals ein genauso großes Kind zu sein, wie er ein Kämpfer war. Es half ihm, dass er nie aufgegeben hatte das Schöne zu sehen und sich manchmal einfach fallen lassen konnte… Kind sein konnte. Vegeta konnte das nicht, er war anders aufgewachsen, war ruhiger, stoischer, ernster. Es gab für Vegeta keinen Grund sich fallen zu lassen, wenn jede Unaufmerksamkeit früher den Tod hätte bedeuten können. Die ganze Sache hier war… noch immer unwirklich. Es war die stille Spannung in der Luft, die Aufmerksamkeit, die leicht übertrieben wirkende Vorsicht, in einem Haus, das seines war. Stumm beobachtete Kakarott die langsam, beinahe vorsichtigen Schritte Vegetas, hob lediglich einen Arm als Trunks an ihm vorbeigehen und ihm folgen wollte, schüttelte auf dessen fragenden Blick nur den Kopf. Nein, es war besser, ihn das alleine regeln zu lassen, im Grunde hatten sie sich alle schon genug eingemischt und Kakarott fragte sich unweigerlich zum wiederholten Male, wie alles verlaufen wäre, wenn Bulma damals nicht so übertrieben reagiert hätte. Wenn sie ihr Genie dazu genutzt hätte ihre Gefühle einzudämmen und ihren Verstand genutzt hätte, um sich Vegeta zu nähern, anstatt diese unbegründete Angst vor ihm zu hegen. Wenn sie damals nicht wegen einer Wand und ein paar Geräten ausgerastet wäre. Diese konnte man ersetzen, ein Leben leider nicht mehr. Wenn sie damals nicht diese Handschellen rausgekramt hätte, wenn sie nur ein wenig mehr Vertrauen in ihn gelegt hätte. Aber so hatte sie es nur zerstört, hatte es kaputt gemacht und er war sich wirklich nicht sicher, ob sie es jemals wieder reparieren konnte, sie wie sie es normalerweise mit ihren Geräten tat. Vegeta war keine Maschine, auch wenn er sich oft so verhielt – aber seit neuestem hatte er mehr Gefühle, als er ihm jemals zugetraut hätte, als er dachte, dass in diesem Körper schlummern könnten. Das alles machte es nur noch schwerer. Wenn er wie normal gewesen wäre, hätte er es wahrscheinlich mit genauso stoischer Ruhe hingenommen wie sonst auch, umsonst waren die Beiden nicht zusammengekommen, hatten Trunks bekommen. Irgendwas musste dort gewesen sein, die nötige Geduld, die fehlende Angst. Er gab es auf darüber nachzudenken, eine Antwort würde er wahrscheinlich niemals bekommen. Es war auch besser so, es war Vegetas Leben und eben jener verschwand gerade in der Küche, in der sämtliche Geräusche, die bis eben noch zu hören gewesen waren, erstarben. Sekunden vergingen, Sekunden voller Spannung, die die Luft zum knistern brachte. Dann endlich: „Vegeta?“ Kakarott zog eine Augenbraue nach oben, in dieser Hinsicht würde er die Menschen nie verstehen – es war doch klar, dass es nur Vegeta sein konnte, der Kerl war unverkennbar und abermals holte er tief Luft, versuchte dabei jedoch kein Geräusch zu machen, um jedes weitere Wort zu verstehen. Manchmal war es praktisch ein Saiyajin zu sein. Vegeta aber gab keine Antwort, kein Zeichen, nichts. Es blieb wieder still, viel zu lange für den Geschmack der beiden draußen gebliebenen, und viel zu lang für Bulmas Nerven, die ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresste, die Kaffeetasse, die sie in der Hand hielt, auf die Küchenzeile stellte und nun ihrerseits ihn ansah. Erwartung lag in ihrem Blick und auf eine Weise tat es ihm leid, diese hohe Erwartung, die Hoffnung, die in diesen blauen Augen schimmerte, zerstören zu müssen. Auf der anderen Seite wusste er aber auch nicht was er sagen sollte, was er tun konnte, wie er beginnen sollte. Die Worte waren irgendwo von seinem Gehirn auf dem Weg zu seinen Lippen verschwunden, blieben in seiner Kehle stecken und machten es unmöglich anzufangen. Er schluckte und schloss für einen Moment die Augen, versuchte den nötigen Mut aufzubringen, die nötige Energie zu sammeln und gleichzeitig seine noch immer vorhandenen Kopfschmerzen zu verdrängen. Dass es nicht einfach für sie war, wusste er auch. Dass sie wartete und er endlich etwas sagen musste, etwas tun sollte – aber irgendwas hielt ihn auf, so gern er sie in den Arm nehmen würde, so gern würde er sich auch umdrehen und wieder gehen. Es zerriss ihn innerlich selbst, aber niemand schien es zu ahnen, sie schon gar nicht. Sie legte nur Hoffnungen in einen Mann, der er nicht mehr war. Ein Teil von ihm fehlte, ein weiterer war hinzugekommen und die Teile behinderten sich gegenseitig. Er konnte nicht so tun, als ob nie etwas geschehen war, wenn sich alles noch in seinem Kopf befand. Und er war nie jemand gewesen, der schnell vergessen konnte, behielt Gräuel und Wut manchmal Jahrzehntelang in sich, nur um ihn irgendwann wieder heraus zu lassen, wenn die Person gar nicht mehr damit rechnete. So wie damals auf dem Turnier, als er unbedingt seine Rache an Kakarott ausüben wollte. Den Blick zu vergessen, mit welchem sie ihn angesehen hatte, war unmöglich. Die Art zu vergessen und zu begraben, mit der sie ihn behandelt hatte, war ebenfalls nicht möglich. Egal wie lange er darüber nachdachte, wie viele Worte sie noch darüber wechseln würden, wie stark er versuchte auch ihre Seite zu verstehen – er konnte es einfach nicht. Es entzog sich seinem Verstand, wie man denjenigen, den man lieben sollte, so behandeln konnte. Wie man sich in ihm täuschen konnte, ihn ignorierte, ihn verabscheute. Es machte ihn wütend und traurig zugleich, denn letzten Endes war es nicht einmal seine Schuld gewesen, dass es so gekommen war – damit hätte er besser, einfacher leben können. So viel hatte er schon falsch gemacht und es nicht bereut; das hier war nicht sein Fehler. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände, eine Ansammlung falscher Reaktionen. Seine Augen öffneten sich wieder, ebenso wie seine Lippen. Und doch hatte er keine Worte parat, die ihr hätten sagen können was Sache war. Fand er einfach keine dieser unnützen irdischen Phrasen, die er immer so verabscheut hatte und wollte sie auch gar nicht benutzen. Ein „Es tut mir leid.“, wäre fehl am Platz gewesen, auch wenn es stimmte. Er konnte das nicht, er konnte ihr nicht das Herz brechen. „Sag doch endlich was.“, bat sie in ihrer erstickten, tränenschimmernden Stimme und es brach ihm das Herz, genau wie er diesen Umstand beinahe befürwortete. Sie hatte es nicht anders verdient – wie lange hatte sie ihn hängen lassen, wo sie doch eigentlich dafür da war bei ihm zu sein?! Wie lange war außer Wut nichts, was er von ihr erhalten hatte? Eine falsche Reaktion, Gefühle über Verstand. Er hasste Gefühle, sie machten das Ganze hier nur noch komplizierter und so konnte er am Schluss nicht anders, als einfach leicht den Kopf zu schütteln und die Augen wieder zu schließen, um nicht in die ihren blicken zu müssen. Manchmal waren Worte eben doch überflüssig. Sie sagten nicht das aus, was er sagen wollte, was er zum Ausdruck bringen musste und doch schafften es seine Gesten, denn sie schien zu verstehen. Als er wieder aufsah hatte sie Tränen in den Augen, die sie die ganze Zeit über versucht hatte zu bekämpfen. Eine ihrer zarten Hände hatte sich über ihren Mund gelegt um das Schluchzen zu ersticken, das ihre Kehle hinauf kroch und sich genau in sein Herz bohrte und am liebsten hätte er die Geste zurück genommen, wäre auf sie zugegangen und hätte sie umarmt. Aber er blieb stehen, bewegungslos, regungslos. Wie in alten Tagen, als sein Gesicht nichts von dem preisgab, was in seinem Inneren vor sich ging. Verrat. Sie hatte ihn verraten und jetzt konnte er einfach nicht mehr an die Stelle zurück, wo sie aufgehört hatten, keinen Neuanfang starten, so verlockend der Gedanke war, so sehr sich sein Geist danach sehnte. Sein Verstand sträubte sich dagegen, wehrte sich mit allem, was er zu bieten hatte und erneut presste er die Lippen zusammen, nachdem er mit der Zunge einmal darüber gefahren war. Sie fühlten sich so trocken an wie seine Kehle, während ihre blauen Augen ihn ungläubig anstarrten. In seinem Gesicht nach irgendwas suchten, das seine Geste eine Lüge strafte, aber sie würde nichts finden. So schwer es ihm gerade fiel diese kalte Maske aufzubehalten, so sehr brauchte er sie auch, denn sonst könnte sie seinen Schmerz in seinen Augen genauso sehen, wie er ihren. Er musste hart bleiben, durfte nicht zeigen wie nahe es ihm ging, sonst würde seine Entscheidung in sich zusammenfallen und er letzten Endes nachgeben. Nachgeben für etwas, das ihn selbst zu sehr verletzt hatte um es einfach links liegen lassen zu können – also musste er sie verletzen, um es auszugleichen. So wie sie es vor Wochen getan hatte. Worte, nichts als Worte. Nein, er wollte sie nicht verletzen, er wollte nur klarstellen, sichergehen, dass sie verstand, auch wenn er nichts gesagt hatte. Er wollte ihr nicht wehtun, so wie sie es getan hatte; er wollte auch nicht gehen, weil er ihre Gegenwart einfach nicht missen wollte. Aber alte Zeiten würden nicht mehr zurückkommen und er bezweifelte, dass ihre Beziehung auf einer freundschaftlichen Ebene funktionieren könnte und schluckte. So wie es war, war sie ihm zu ignorant. So wie es jetzt war, war es nicht besser, weil er derjenige war, der nicht vergessen konnte. Vertrautes mischte sich mit Ablehnung und es schmerzte so tief, dass er nicht einmal Worte dafür finden könnte. „Das ist nicht dein Ernst.“, flüsterte sie, über ihre Finger hinweg. Die ersten Tränen hatten ihren Weg aus ihren Augen gefunden und ihr Ausdruck zerschmetterte den Rest seiner schwarzen Seele. Belog sie sich oder tat er es gerade selbst? Er liebte sie, aber er konnte den Anblick ihrer Tränen nicht ertragen, weil sie ihm falsch vorkamen, unehrlich. Wie oft in den letzten Monaten hatte sie geweint, wenn sie ihn gesehen hatte und er sie nicht beachtete? Wie oft hatte sie ihn angesehen und wenigstens versucht einen Teil von ihm zu verstehen? Jetzt wollte sie alles und sie belog sich, weil sie wusste, dass ihre Taten ihre Hoffnungen zerstören würden. Er belog sich, weil es ihn schmerzte sie abweisen zu müssen und es doch für nötig hielt. Weil auch hier sein Herz über den Verstand siegte, weil der Verrat schwerer wog als das das Wissen um seine Liebe. Er war nicht besser als sie… „Momentan schon.“, fasste er sich ein Herz und sprach doch endlich. „Ich kann nicht tun als wäre nichts geschehen, Bulma.“ Ihr Name klang seltsam aus seinem Mund, das merkte selbst sie. Voll von etwas, das sie nicht bestimmen konnte, das aber eindeutig keine abwertende Geste war – die kannte sie noch und es klang anders. „Hier oben herrscht Chaos.“ Er hob eine Hand und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. „Und ich muss es erst einmal ordnen, um eine Entscheidung treffen zu können.“ Eine Pause, eine Möglichkeit die Worte sacken zu lassen, die Hoffnung nicht ganz zu zerstören, sie bestehen zu lassen – ein winzig kleines Flämmchen, das er in ihren Augen sehen konnte. „Du hast gehofft, wenn ich wiederkomme, wäre alles wie vorher.“ Sie nickte nur, traute ihrer eigenen Stimme nicht, während sich ein weiteres kleines Schluchzen den Weg nach außen erkämpfte. “Das ist es aber nicht. Wir brauchten die Dragonballs nicht, es ist alles von alleine wiedergekommen.“ Nicht alles, aber das spielte jetzt einfach keine Rolle, wichtig war nur, dass sie die Fakten verstand. „Aber dadurch, dass wir den Drachen nicht rufen mussten, ist alles andere auch noch da. Der Unfall, deine Reaktionen. Kakarott, Trunks…“ Ein tiefer Atemzug, weil er nicht wusste, wie er Worte finden sollte, die einfach nicht sagen konnten, was man fühlte. So viele gab es von ihnen, aber keines erschien ihm richtig. „Sagen wir so – du erhoffst dir gerade, dass alles wieder wie vorher wird, aber das geht nicht. Ich kann deine Wut, deine Ablehnung nicht verstehen, ich kann nicht verstehen, warum du ausgerechnet mich gemieden hast. Vertrauen Bulma, scheinst du keines in mich gelegt zu haben und ich kann nicht vergessen, dass es so war.“ Ihm war bewusst, dass sich sein Sohn und Kakarott noch immer draußen befanden und wahrscheinlich jedes einzelne Wort mithören konnten, aber es war ihm egal. Früher wäre ihm im Traum nicht eingefallen solche Worte außerhalb privater Wände auszusprechen, heute spielte es einfach keine große Rolle mehr. Und er merkte, dass er sich mehr verändert hatte als ihm selbst bewusst war. „Es fühlt sich an wie Verrat, wo du doch eigentlich, als meine Frau, dafür verantwortlich gewesen wärst für mich da zu sein. Stattdessen war es Kakarott.“ Den er sonst zwar als Kamerad, aber nie als Freund gesehen hatte, so wie er es jetzt tat. Den er einst gehasst hatte. „Und ich kann nicht so tun, als wäre das nichts. Vielleicht kann ich eines Tages damit leben, wenn ich mich selbst geordnet und gefunden habe, aber jetzt geht das einfach nicht. Es tut mir leid.“ Und er hatte es doch gesagt, verabscheute diesen Satz in dem Moment, in dem er ihn ausgesprochen hatte, so wahr er auch sein möge. Er verabscheute ihre Tränen und das verzweifelte Kopfschütteln, sah hinunter auf den Boden um ihre Verzweiflung nicht ertragen zu müssen. Sie hatte verstanden, das sah er, aber die Entscheidung zu akzeptieren war schwerer. Aber hatte er das nicht auch tun müssen? Hatte er es nicht hinnehmen müssen, mit Kakarott leben müssen? Erneut schlossen sich seine Augen für einen Moment, öffneten sich wieder, bevor er aufsah. Ihre Tränen waren nicht zu ertragen, ließen die Entscheidung wanken, wackeln. Wie auf einem Turm, dessen Spitze ein zugiger Wind umwehte – und doch, er musste sie aufrechterhalten, musste sich selbst finden, musste seine eigenen Gefühle ordnen. „Ich werde gehen, wenn du das willst.“, hängte er dem leise an, drehte sich im selben Atemzug herum und hoffte, diesen Ausdruck nie wieder sehen zu müssen, ihn irgendwann in das Gegenteil wandeln zu können, nicht gehen zu müssen. Dieser Zwiespalt in ihm selbst nagte an seinen Eingeweiden, machte einen klaren Gedanken beinahe unmöglich und ließ ihn sich fühlen, als ob er lebendig begraben wurde. „Wenn nicht, werde ich auch das akzeptieren.“ Um seines Sohnes Willen, um seinen eigenen Verstand Willen. Denn der kämpfte gerade beharrlich gegen sein Herz an, so dass es ihm kaum mehr möglich war seine Maske zu erhalten, sie Stück für Stück auseinander brach. „Allerdings hoffe ich, dass…“ Er biss sich auf die Unterlippe, es fiel ihm schwer offen zu reden, seine Gefühle zu zeigen und gegen den Drang anzukämpfen es in sich zu verschließen, so wie er es immer getan hatte. Ein ewiger Kampf mit sich selbst und sollte das so bleiben, würde er wahnsinnig werden. Ein Impuls bekämpfte den Anderen, ein Gefühl zankte mit dem Nächsten und ein Gedanke zerstörte den nächsten. „… dass du die Reihe der Fehler nicht fortsetzt und wir versuchen können, das hier zu regeln.“, waren seine letzten Worte, bevor er genauso langsam die Küche wieder verließ, wie er sie betreten hatte. Seine Maske fiel in sich zusammen und er vermied den Blick zu den anderen, drehte sich in die entgegen gesetzte Richtung, lief den Gang entlang. Er meinte es, wie er es sagte. Hoffte wirklich, dass sein Herz sich mit seinem Verstand in dieser Sache einig war. Dass sie ihn nicht fortschickte und er das alte Gefühl wieder ausgraben konnte, das momentan unter Verrat begraben schien. Dass sie seine Frau blieb und es auch wieder werden konnte, egal wie schwer manche Sachen wogen, wie es sich anfühlte, denn die Liebe, so hatte er eben gemerkt, befand sich noch immer in seinem Inneren. Und es würde ihn zerstören, wenn sie das nicht regeln konnten. So viel geschehen war, so sehr sich alles in ihm bekriegte und auf keinen gemeinsamen Nenner bringen ließ – es würde ihn schlicht und einfach zerstören, wenn der einzige konstante Punkt in seinem Leben, seine Liebe, für immer begraben blieb. ~Owari~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)