Once upon a time... von Vienne (Als wäre es erst gestern gewesen...) ================================================================================ Kapitel 4: Trust me ------------------- Es war weit nach Mitternacht, als sich die meisten Partygäste auf den Weg nach Hause machten. Alle verabschiedeten sich persönlich bei Makoto und ihren heimlichen Partyplanern. Wobei sich besonders die Mädchen ins Zeug legten, bei ihren Verabschiedungsszenen von Motoki. Es waren nicht wenige, die ihm ihre Handynummern zu steckten. Der junge Mann nahm es geduldig hin und kratzte sich immer wieder verlegen am Kopf. Ihm war das ganze mehr als peinlich. Vorallem da im Grund jeder wusste, dass er eine Freundin hatte. Und da war es egal, ob sich diese in Afrika oder sonst wo aufhielt. Aber diese Tatsache wurde auch nur von den Mädchen rund um Usagi akzeptiert. Bei seinen anderen weiblichen Gästen stieß er mit diesem Fakt auf taube Ohren. Als wirklich alle gegangen waren, sperrte Motoki zu. Sein Blick fiel auf die Uhr: ”Was, schon bald zwei?!” Auch die anderen schauten hinauf. “Wollen wir wirklich jetzt noch aufräumen?”, Minako ließ sich auf einen Stuhl sinken und ihre Augen wanderten durchs Café. Überall lagen bunte Luftschlangen und Konfetti. Einige Luftballons rollten über den Boden, andere hingen an buntem Krepppapier an den Lampen über den einzelnen Tischen. Dreckige Gläser standen auf den Tischen und dem Tresen, ebenso Teller und leere Schalen vom Knabberzeug. Die Blondine merkte, wie klebrig der Boden unter ihren Füßen war. “Wenn wir alle anpacken, sind wir schnell fertig.” “Ähm, Motoki?” Der Angesprochene drehte sich zu Ami, die sich müde auf den Tresen stützte. “Was denn?” ”Also selbst wenn wir alle zusammen anpacken, kann das noch mindestens drei Stunden oder länger dauern. Wir müssen fegen und wischen. Die Gläser waschen und polieren. Die Schalen und Teller waschen und abtrocknen. Die Deko abnehmen und den Müll sortieren.” Auf Amis Aufzählung folgte ein kollektives Gestöhne. “Aber wir können es doch nicht so bis morgen Früh belassen.”, stotterte der Blonde. “Ich fürchte schon.” “Eine Arbeitskraft fällt eh aus.”, kicherte Makoto. Sie saß auf einem Stuhl mitten im Raum und hatte die Beine von sich gestreckt. Motoki sah sie fragend an und die Brünette zeigte hinter ihm auf Usagi: ”Sie schläft.” “Oh.” ”Typisch Usagi.”, lachte nun auch Rei, “Das Tanzen hat sie wohl müde gemacht.” “Nicht nur sie.”, Mamoru war an sie heran getreten und blickte mit den Händen in den Hosentaschen auf das schlafende Mädchen. “Wollen wir uns nicht einfach morgen Mittag hier treffen und aufräumen?” “Du meinst wohl nachher, Rei.” ”Dann eben nachher.”, grinste die Schwarzhaarige Minako schief an, “Und dann machst du, Motoki, eben ein Schild an die Tür mit ‘Geschlossen wegen Sanierungsarbeiten’.” ”Sanierungsarbeiten?!”, Motoki schluckte schwer. “Ja. Passt doch.” “Grins nicht so dumm, Mamoru. Ihr seid alle mit Schuld an dem Chaos hier.” ”Hat ja auch keiner von uns jemals was anderes behauptet, Kumpel.” ”Und was sollen meine Gäste denken?” ”Die meisten deiner Gäste sind gerade gegangen, Bruderherz.”, Unazuki klopfte ihrem großen Bruder auf die Schulter, “Und die werden das schon verstehen.” ”Danke Unazuki.”, Makoto hatte sich wieder erhoben, “Ich lass meine Geschenke bis morgen hier und nehm sie dann nach und nach mit, okay?” ”Okay.”, seufzte Motoki und gab dem Drängen seiner Freunde nach, “Dann sehen wir uns nachher. Um zwei?!” Alle nickten. “Sagt mal, wie schaffen wir Usagi jetzt eigentlich heim?”, Rei hatte sich neben ihre Freundin gehockt und stubste sie zaghaft an in der Hoffnung, dass sie davon aufwachen würde. Doch nichts geschah. Sie versuchte es mit mehr Druck, aber Usagi blieb regungslos liegen. “Ich fürchte, sie hat ein wenig zu tief ins Glas geschaut.” “Minako!”, Ami klang streng, “Du warst diejenige, die immer wieder Alkohol in die Bowle gekippt hat.” ”Ist ja schon gut.” “Hört auf zu streiten!” ”Lass mich das mal machen.”, Mamoru zog Rei rauf von der Bank und setzte sich nun selbst auf ihren Platz. Beugte sich zu dem Mädchen hinunter. Er musste grinsen. Sie schnarchte leise und er konnte eindeutig den Alkohol riechen. Sie hatte wirklich definitiv zu viel getrunken. Er spürte den Blick in seinem Nacken, mit dem Rei ihn bedachte. Ihm war klar, dass sie skeptisch war. Zwar hatte er den restlichen Abend ihre Nähe geduldet und mit ihr gelacht, doch seine Aufmerksamkeit hatte ganz und gar Usagi gegolten. Bis auf Motoki und Unazuki war es keinem aufgefallen. Aber sein bester Freund hatte ihn sogar darauf angesprochen. Ihn der Flirterei bezichtigt. Und zu dessen Erstaunen hatte Mamoru auch gar keinen Hehl daraus gemacht. Ihm war es erstaunlicherweise total egal gewesen, was sein bester Freund oder die anderen in diesem Moment von ihm dachten. Er genoss es. Er genoss es, wenn Usagi ihm ein Lächeln schenkte. Er genoss es, wenn sie sich wie zufällig berührten. Er genoss es, wenn sie ihn doch aufzog. Er genoss es, dass sie es war, die ihn zum Lachen brachte. “Was macht er denn jetzt da?”, Minako stand bei Ami und den anderen und schaute wie diese neugierig zu der Szene, die sich ihnen bot. “Er versucht, sie zu wecken.” “Das sehe ich auch, Motoki. Aber wie denn?” ”Vielleicht will er ihr eine Beleidung an den Kopf werfen.”, grinste Makoto und Unazuki nickte ebenso grinsend. “Blödsinn.” “Und was macht er dann, Ami? Sie wachküssen?!” “Was?”, Rei war mit schnellen Schritten bei ihren Freundinnen. Sie hatte jedes Wort gehört. “Das war ein Witz. Wir wissen alle, dass die beiden sich nur wegen dir vertragen. Und auch nur heute.”, versuchte Minako sie zu beruhigen. “Er ist angehender Arzt. Er wird schon wissen, was zu tun ist.”, seufzte nun Ami. Auch wenn selbst sie sich nicht vorstellen konnte, was er da vorhatte. Ihr selbst fiel außer einem nassen Lappen keine wirksame Methode ein. Mamoru strich ihr liebevoll eine Strähne hinter das Ohr. Beugte sich weiter zu ihr hinunter. Er war in diesem Moment froh, dass der Tisch den anderen die Sicht versperrte. Rei wäre vermutlich ausgerastet, hätte sie ihn so nah am Ohr ihrer besten Freundin gesehen. Sanft streichelte er ihre Wange: ”Hey, aufwachen.” “Ich mag nicht. Nur noch fünf Minuten.” “Die Party ist vorbei, Usako. Wir wollen gehen.” ”Ich mag nicht gehen.”, murmelte sie leise. ”Musst du aber.”, auch Mamorus Stimme war leise und nur für sie hörbar, “Und wenn du jetzt nicht aufstehst, muss ich dich vor versammelter Mannschaft küssen.” Schlagartig riss sie die Augen auf, drehte leicht den Kopf und grinst ihn an: ”Feigling.” “Ich weiß.”, er grinste zurück und setzte sich wieder auf. Zog sie mit sich. Mit abstehenden Haaren setzte sich Usagi auf und ihre Freunden mussten über ihren Anblick lachen. Etwas verwirrt blickte sie sich um. Sah ihre Freunde und fühlte, dass ihr Hand noch immer in der von Mamoru ruhte. Er hatte ihre seine gereicht, damit sie leichter hoch kam. Sie wandte die Augen von ihren Freunden und schaute hinab auf ihre ineinander verschlungenen Hände. Ein vertrautes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie bewegte einen Finger und er tat es ihr nach. Verstohlen blickten sich die beiden an und mussten augenblicklich schief grinsen. “Ich hätte es getan.” “Ich weiß.”, sie lachte ihn an und ließ sich nun ganz auf die Beine helfen. Und Mamoru stimmte in ihr herzerfrischendes Lachen ein, als er diesen Funken in ihren Augen sah. Die anderen waren irritiert über das Gesagte und anschließende Gelächter der beiden. “Was wollte er denn tun?”, Rei sah fragend zu Usagi. “Ich hätte ihr nur einen Schokoshake über den Kopf gegossen.” “Oh wie fies.” “Genau aus dem Grund bin ich ja doch aufgestanden.”, Usagi fuhr sich durch die wirren Haare, “Dann können wir ja jetzt los.” Sie versuchte einen Fuß vor den anderen zu setzen, als es sich um sie herum zu drehen begann. Benommen darüber griff sie sich an den Kopf und suchte Halt. Der nächstbeste Halt stand neben ihr in Form von Mamoru. Ihre Finger vergruben sich, wie einige Stunden zuvor bereits auf der Tanzfläche, in sein Hemd. Sie fühlte, wie sich sein Arm um ihre Taille schlang. Leise stöhnte sie auf. Ein hämmernder Kopfschmerz machte sich in ihrem Schädel breit. “Oh Mina, wenn ich wieder nüchtern bin, wirst du dafür büßen.”, knurrte sie und schaute unter ihren Stirnfransen böse zu ihrer Freundin, die sie nun ihrerseits schuldbewusst ansah. “Geht’s?!” Usagi sah hoch und in Mamorus sorgenvolles Gesicht. “Ja, geht schon.” ”Du solltest sie nach Hause bringen.”, Motoki war zu ihnen gekommen. “Kann ich machen. Liegt eh auf meinem Weg.” “Ich helfe dir.”, Rei war nun ebenfalls zur Stelle und stand auf der anderen Seite von ihrer Freundin. Stützte sie ebenfalls. “Jetzt aber los.”, Unazuki deutete auf die Uhr. Es war schon fast halb drei. Alle nickten und nahmen ihre Jacken von der Garderobe. Ein letztes Mal schloss Motoki die Türe auf, um sie alle hinaus in die kalte Nacht zu scheuchen. Er löschte das Licht und schloss neuerlich ab. Auf der Straße hatte ein leichter Nieselregen eingesetzt. Sie alle schoben sich ihre Mützen und Kapuzen tiefer ins Gesicht. Ein letztes Mal für diese Nacht umarmten sie sich alle gegenseitig. Wünschten sich einen sicheren Heimweg und eine gute Nacht. Makoto und Ami gingen zusammen in eine Richtung. Minako schloss sich Unazuki und Motoki an, die bei ihrem Elternhaus vorbei kamen und versprachen, sie dort abzusetzen. Usagi hing zwischen Rei und Mamoru. Die kalte Nachtluft brannt in Usagis Lungen und sie hatte das Gefühl, dass sich ihr Verstand immer mehr verabschiedete. Sie fühlte sich immer benommener und ihre Beine wurden schwer. Sie hatte Mühe, mit den anderen beiden Schritt zu halten. Öfters mussten sie eine Pause einlegen, damit sie verschnaufen konnte. Während es Mamoru geduldig in Kauf nahm, ging es Rei zunehmend auf die Nerven. “Du weißt doch, dass du Alkohol nicht wirklich gut verträgst. Warum säufst du dich dann so an?” Usagi wollte antworten, doch ihr männlicher Halt war schneller: ”Rei!” “Stimmt doch.” “Kannst du stehen?”, er hatte sich an die Blondine gewandt und bekam ein Nicken als Bestätigung, “Warte hier.” “Okay.”, sie lehnte sich gegen die Mauer und atmetet tief ein und aus, um ihren Kopf frei zu bekommen. Vor ihren Augen tanzten bunte Lichtblitze. Mamoru war die wenigen Schritte zu Rei gegangen, die entfernt stand. Sah sie eindringlich an: ”Musst du sie so dumm von der Seite anmachen?” “Was blöffst du mich jetzt so an? Ich hab außerdem nur die Wahrheit gesagt. Sie schwankt, als hätte sie sonst wieviel getrunken. Mina hat die Bowle mit fast zwei Flaschen Wodka aufgepeppt.Hat sie das nicht mitbekommen?”, Rei schaute erst zu Usagi und dann zu Mamoru, der den Kopf schüttelte. Er selbst hatte es auch nicht bemerkt, als Minako die zweite Flasche angesetzt hatte. Und wenn er nicht dann Usagi ebenso wenig. Hatten sie soviel miteinander geflirtet? “Mina hat immer wieder Grenadine-Sirup hinzu gekippt, damit es immer gleich süß bleibt.”, Rei seufzte, “Na los, schnappen wir sie uns und gehen weiter.” “Okay. Ach und Rei?!” ”Hm?” “Tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen oder so.”, murmelte er. “Schon okay.”, sie lächelte tapfer. Wollte nicht zu geben, dass er sich so dermaßen im Ton bei ihr vergriffen hatte, dass es ihr wehtat. Nie hätte sie gedacht, dass er sie so anfahren konnte. Sie hatte die Wut in seiner Stimme gehört. Er hatte Usagi verteidigt. Das wurde ihr mit einem Male klar. Leise seufzte sie. Folgte ihm zu ihrer besten Freundin, die immer noch an der Mauer gelehnt stand. Ihren Kopf hatte sie in den Nacken gelegt. Es schien sie ziemlich viel Kraft zu kosten, sich nicht ins nächste Gebüsch zu übergeben oder einfach nur ohnmächtig zu werden. “Vielleicht hat sie eine Alkoholvergiftung.” “Nein, Rei. Keine Sorge!”, grinste Mamoru, “Sie hat genug zwischendurch gegessen und ihre Shakes getrunken, um die Alkoholmenge ein bisschen zu relativieren. Sie wird vielleicht morgen nur einen ziemlichen Kater haben. Mehr nicht.” Die Schwarzhaarige war um ein vielfaches beruhigter bei seinen Worten. Sie legte sich einen Arm Usagis um die Schulter, während Mamoru es mit dem anderen Arm tat. Langsam gingen sie weiter. Ohne ein weiteres Wort erduldete Rei alle Pausen, die ihre beste Freundin brauchte. Ab und an glitt ihr Blick zu Mamoru. Der ihren aber nie erwiderte, sondern nur Usagi im Auge hatte. Die Schwarzhaarige wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie sah nur allzu gut seine Sorge in den Augen. Sorgen um Usagi. Unbedingt musste sie ihn deswegen fragen. Unbedingt! Nur nicht mehr heute. Auch nicht morgen. Aber sicher nächste Woche. Sie war so in Gedanken um ihre beste Freundin und ihren Schwarm versunken, dass sie gar nicht mitbekam, wie weit sie schon gekommen waren. Erst als sie zum Anhalten gezwungen waren, sah sie auf. Bemerkte die Treppe zu ihrer Rechten. “Oh, wir sind ja schon da.” “Ja.”, Mamoru nickte nur. “Komm, gehen wir weiter. Usagis Haus ist noch drei Straßen entfernt.” “Nein.” ”Was?”, Reis Blick ging zwischen Usagi und ihm hin und her. Sie bemerkte, dass Usagi den Kopf hängen ließ. Sie schien immer benommener. Ihren Augen waren geschlossen. Ihr Atem rasselte. “Ich schaff das schon. Und wahrscheinlich alleine noch schneller.” ”Aber wie?” ”Ich nehm sie einfach auf die Arme. Oder Huckepack.” “Oh.” ”Sei nicht sauer. Bitte. Aber ich will auch irgendwann ins Bett und ich glaube, es ist schon drei. Und ich schlafe ruhiger, wenn ich dich auch sicher zuhause weiß. Außerdem wird der Regen immer schlimmer.” ”Aber du könntest mich doch nach Usagi wieder hierher bringen.”, sie startete einen letzten Versuch. Mamoru schmetterte ihn ab und versuchte dabei nicht genervt zu klingen: ”Das wäre ein Umweg für mich.” “Verstehe.” “Danke. Dann schlaf gut.” “Du auch.”, Rei stellte sich auf die Zehenspitzen. Mit ihren Lippen näherte er sich ihren. Es trennten sie nur wenige Zentimeter und sie schloss bereits die Augen. Der junge Mann schaute sie etwas irritiert an. Er fühlte ihren warmen Atem auf seinen Lippen. Hielt die Luft an, als ein Husten ihn herumfahren ließ. “Usagi?” Rei öffnete wieder die Augen. Sie war enttäuscht. Durch den Husten wurde ihr Vorhaben unterbrochen. Ein erneutes Husten drang an ihr Ohr und ließ sie wieder in die Realität zurückkehren. Sie sah zu Usagi, die sich leicht krümmte. “Ich bring sie heim. Gute Nacht, Rei.” ”Gute Nacht, Mamoru.”, sie winkte ihm hinterher. Setzte einen Fuß auf die Stufe. Sie wusste, dass ihre beste Freundin keinerlei Schuld daran trug. Sie seufzte: ”Na gut. Dann hol ich mir den Kuss eben doch morgen. Oder so.” Müde und geschafft stieg sie die Stufen hinauf und war froh, als sie oben angekommen war. Sie sehnte sich nach ihrem Bett. Ihr fielen Mamorus Worte wieder ein. Das es wohl schon drei Uhr war. Und sie musste in elf Stunden wieder im Crown stehen zum Saubermachen. In elf Stunden sah sie Mamoru wieder. Eine neue Chance wie sie glaubte. Der Regen wurde stärker. Eisiger. Der Wind wurde stärker. Mamoru zog Usagi um die Ecke. Drückte sie näher an sich. Er spürte die feinen Eiskristalle, die ihm der Wind ins Gesicht schlug. “Ich brauch eine Pause. Bitte.”, Usagis Stimme war leise, aber für ihn deutlich hörbar. Er sah sich um. Nur ungern wollte er mit ihr hier im Regen stehen bleiben. “Schaffst du noch ein paar Schritte? Da vorne ist eine Bushaltestelle.” Sie nickte. Lief langsam neben ihr her. Gedanklich malte sie sich die besten und schnellsten Methoden aus, um Minako umzubringen. Freundschaft hin oder her. Wäre Mamoru nicht bei ihr, hätte sie ein gewaltiges, alkoholisiertes Problem gehabt. Ihre Beine wurden immer schwerer und sie hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Alles drehte sich um sie herum. Der Boden schien übersäht mit Unebenheiten. “Wir sind da. Setz dich.”, Mamoru nahm ihren Arm von seiner Schulter und platzierte sie auf der Bank im Wartehäuschen, “Alles okay?” ”Geht schon. Mir ist nur schwindlig. Und schlecht.” ”Musst du dich übergeben?” ”Nein. Gott sei Dank nicht. Ich hab allerdings nicht die leiseste Ahnung, wie ich so angetrunken unbemerkt in mein Zimmer kommen soll.” ”Wo ist das Problem? Deine Eltern?” ”Ja die und die Tatsache das mein Zimmer im ersten Stock liegt. Ich weiß nicht, wie ich unbeschadet die Stufen rauf kommen soll. Ich würde mit Sicherheit Ärger mit Problem Nummer eins bekommen, meine Eltern, und blaue Flecken noch dazu.”, sie seufzte und lehnte sich gegen die gläserne Rückwand des Häuschens, “Und ewig hier sitzen, können wir schließlich auch nicht.” Sie sah ihn aus den Augenwinkel heraus an. Sah sein Grinsen. “Ich werd mit dir hier warten, bis es dir besser geht. Und dann werden wir schon eine Möglichkeit finden, dich unbemerkt in dein Zimmer zu bugsieren.” ”Hilft es dir, wenn ich dir sage, dass ich einen Balkon habe?” ”Ja, allerdings.” ”Und das, wenn wir Glück haben, die Leiter meines Vaters an der Rückseite des Hauses steht.” ”Hört sich nach einem Plan an.”, lachte er. “Aber nur wenn wir Glück haben, Mamoru.” ”Haben wir sicherlich. Hatten wir heute Abend außerdem schon.” Usagi sah ihn fragend an. “Keiner hat etwas von dem Kuss mitbekommen. Und ich musste nicht mehr mit Rei tanzen.” ”Oh, das.”, Usagi wurde wieder rot um die Nase und strich sich verlegen eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Mit einem Schlag war sie fast wieder nüchtern, wenn sie daran zurück dachte. Sie wusste noch immer nicht, was sie da geritten hatte. Sie hatte einfach einem inneren Drang nachgegeben. Und sie musste zugeben, dass sie es schön fand. Leise seufzte sie: ”Ich hätte dich nicht so überrumpeln dürfen. Du bist immerhin mit Rei zusammen.” ”Nein.” ”Hm?” ”Ich bin nicht mit ihr zusammen. Wir gehen gelegentlich mal aus, aber mehr ist da auch nicht.” “Das sieht sie wohl anders.”, Usagi blickte zu ihm. Sah, wie er mit beinahe schon leeren Augen in die Ferne schaute. “Sie wollte mich vorhin küssen.” “Ich weiß.” ”Woher?”, ungläubig sah Mamoru sie an. “Ich hab es gesehen.” ”Aber du hattest doch die Augen geschlossen.” ”Ja, bis ihr euch verabschiedet habt.” ”Hast du mit Absicht gehustet?” ”Ja. Tut mir leid.” Er musste lauthals lachen, als er ihre Worte hörte: ”Du bist wirklich die Beste, Usako!” “Hä? Wieso?”, verwirrt blickte sie ihn an. “Ich danke dir.” ”Wofür?” ”Das du gehustet hast. Damit ich um den Kuss herum komme.” “Du wolltest sie nicht küssen?” ”Nein. Warum auch? Wir sind ja nicht zusammen oder so.”, grinste er, “Aber warum hast du gehustet? Also warum hast du das ganze beendet?” Usagi wandte den Blick ab und schaute verlegen zur Seite. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie eifersüchtig gewesen war in diesem Moment. Doch sie musste es auch nicht. Mamoru dachte sich ohnehin schon seinen Teil. Er ahnte, was in ihr vorging und beugte sich zu ihr. Sein Atem streifte ihr Ohr: ”Selbst ohne dein Husten hätte ich sie nicht geküsst. Keine Sorge.” Langsam drehte sie ihren Kopf und ertrank ein wenig in seinen Augen. Ihre Stimme war wie belegt und sie konnte kein Wort formen. Geschweigedenn einen vernünftigen Gedanken. “Ein Kuss am Abend reicht mir ohnehin.” Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Spürte seinen starken Arm, der sich um ihre Schultern legte. Fühlte, wie er sie an sich drückte. Seine Nähe machte sie fast wahnsinnig. Sie fühlte sich immer mehr zu ihm hingezogen. Usagi hatte erneut das Gefühl, dass diese Vertrautheit zwischen ihnen schon immer bestanden hatte. Sie fühlte sich aufgehoben bei ihm und sicher. Schmerzlich kehrte die Erinnerung an seinen bevorstehenden Weggang wieder in ihr Gedächtnis zurück. Und sofort stiegen auch wieder Tränen in ihre Augen. “Wirst du mir sagen, wann du fliegst?” Mamoru schaute nach vorne. Seine Finger ruhten auf ihrem Oberarm. Er konnte das Zittern in ihrer Stimme hören. Ihm war klar, dass das Thema sie belastete. “Warum willst du es wissen?” ”Ich möchte dich gerne zum Flughafen begleiten.”, die erste Träne tropfte auf ihre behandschuhte Hand. “Um zu sehen, ob ich wirklich fliege?” ”Nein. Ich will mich einfach nur von dir verabschieden können. Wenn du schon die anderen Mädels nicht einweihst, dann lass mir wenigstens den Abschied.” “Es ist doch so schon hart genug für dich.” ”Bitte Mamoru.” ”Okay.”, er seufzte leise und zog sie noch ein wenig mehr in seine Arme. Er ahnte schon jetzt, dass es mehr als tränenreich werden würde. Eigentlich wollte er alleine zum Flughafen fahren. Selbst Motokis Angebot, ihn zu begleiten, hatte er abgelehnt. Aber bei Usagi ging es nicht. Er wusste nicht genau warum. Spürte nur ihre Nähe. “Bekomm ich dann noch einen Kuss zum Abschied?” ”Was?”, Usagis Stimme war ein wenig schriller geworden und sie hatte sich von ihm gelöst. Er hatte schon Angst, dass er zu forsch gewesen war. Doch anscheinend war das Gegenteil der Fall. Denn sie lachte ihn an: ”Vielleicht.” “Okay. Ich freu mich drauf.”, grinste er. “Ich sagte vielleicht, Mamoru. Nicht das ich es tun werde.” Beide mussten lachen. Sie lehnte sich wieder gegen ihn, genoss die neugewonnene Vertrautheit zwischen ihnen. “Ich werde dich vermissen, Usako.” Sie zuckte kurz bei seinen sanften Worten zusammen, bevor sie sich noch mehr an ihn schmiegte. “Du bist wunderbar. Alleine wie du dich heute bewegt hast beim Tanzen. Und du hast mich zum Tanzen gebracht. Alles was du tust und wie du es tust, macht mich wahnsinnig.” Sie musste leise kichern bei seinen Worten und ließ ihn dann fortfahren. “Du musst mich anrufen. Und ich rufe dich zurück, okay?!” “Okay. Ich werde einfach an dich denken, wenn ich mich alleine fühle. Wann immer mich etwas wahnsinnig macht. Die Zeit wird jetzt wohl unser Feind sein.” ”Wahrscheinlich. Aber ich komm ja zurück.”, er hatte seine Hand unter ihr Kinn gelegt und zwang sie so, ihn anzusehen, “Vertraust du mir?” ”Ja.” Er nickte nur. Sein Herz schlug ihm höher als nur bis zum Hals, als er sich ihrem Gesicht langsam näherte. Mit dem Daumen strich er über ihre vollen Lippen, die sich bei diesen Berührungen leicht öffneten. Er sah, wie sich ihre Augen schlossen. Ihre gebogenen langen Wimpern ruhten sanft auf der Haut unter ihnen. Er spürte den Druck in seiner anderen Hand, mit der er ihre hielt. Alles in ihm schrie danach, sie zu küssen. Ganz egal was zwischen ihnen war. Ganz egal was er von ihr bisher gedacht hatte. Heute Nacht war er eines besseren belehrt wurden. Er beugte sich noch näher zu ihr herunter. Sanft legten sich seine Lippen auf ihre. Mamoru fühlte ein Prickeln, als er sie küsste. Der Wind peitschte Eiskristalle in das kleine Warthäuschen und ließ das Paar auseinander fahren, bevor es seinen Kuss vertiefen konnte. Usagi löste sich nur ungern von Mamoru. Schnell vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter, als eine erneute Böe zu ihnen hinein fuhr. Sie spürte, wie er schützend seine Arme um sie legte und sie konnte sich nicht gegen das Gefühl erwehren, dass es ihr mehr als nur bekannt vorkam. “Was ist das denn für ein Wetter?”, keuchte sie mühevoll. Die kalte Luft brannte in ihren Lungen. “Ich hab keine Ahnung.” Mamoru hielt Usagi fest im Arm. Eine Hand hatte er auf ihren Kopf gelegt, die andere auf ihren Rücken. Er presste sie an sich. Mehrfach musste er blinzeln, bevor er überhaupt etwas erkennen konnte. Der Eisregen war immer stärker geworden. Die Luft eisiger. Der Wind und die winzigen Eiskristalle kamen von allen Seiten. Er drehte seinen Kopf nach allen Seiten. Ihm war klar, dass sie dringend einen besseren Unterschlupf brauchten. Hier konnten sie unmöglich bleiben. “Sag mal, Usako?” ”Hm?”, zaghaft blickte sie zu ihm auf. “Wann stehen deine Eltern am Wochenende immer so auf?” “Ich schließ einfach die Tür ab. Sie wollten eh mittags mit Shingo in die Stadt fahren.”, grinste sie. “Danke.”, flüchtig drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn. Normalerweise wäre er nicht auf die Idee gekommen, sie zu fragen, ob er bei ihr übernachten konnte. Aber bis zu sich selbst nach Hause wäre er vermutlich erfroren. Außerdem würde er ohnehin auf dem Boden schlafen. Sicher hatte sie einen Schlafsack. Usagis Gedanken rasten erneut die Innenseite ihrer Schädeldecke entlang. Sie realisierte erst nach ihren Worten, was sie ihm da gerade angeboten hatte: Er hatte gefragt, ob er bei ihr übernachten durfte. Und sie hatte einfach Ja gesagt. Sofort wurde sie rot um die Nase. Ihre Wangen glühten. Sie und Mamoru würden in einem Zimmer schlafen. Das war doch eigentlich viel zu schnell. Sie hatten sich lediglich zweimal geküsst. Ihr Blick war auf ihn gerichtet, der sich noch immer umsah. Sie hatte ihn als Erste geküsst. Dann er sie eben wieder. Eine unvermeidliche Frage drängte sich ihr auf. Langsam öffnete sie ihre Lippen: ”Mamoru?” ”Ja?!”, er drehte sich zu ihr. Gerade als sie ihn fragen wollte, was das nun zwischen ihnen war, flog ein spitzer Gegenstand an ihrem rechten Ohr vorbei und blieb in der Rückwand stecken. Usagi schrie panisch auf, als Mamoru sie zu Boden riss. Wieder flog etwas über sie hinweg, als sie einen dumpfen Aufprall spürte. Sie kniff kurz die Augen zusammen. “Alles okay, Usako?”, besorgt blickte sie Mamoru an, “Mach die Augen auf.” Sie gehorchte ihm und nickte: ”Alles okay. Aber was war das?” “Ich hab keine Ahnung. Gehst du bitte runter von mir?” Sie konnte nicht anders, als zu grinsen und kam seiner Bitte nach, kniete sich hin. Er setzte sich ebenfalls auf und so schützend vor sie. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. “Bleib dicht hinter mir.” ”Okay.”, Usagis Blick glitt über sich zur Rückwand, “Sind das Eiszapfen?” “Was?” ”Da! Jemand hat mit Eiszapfen auf uns geschossen.” “Und dieser Jemand war ich!” Das Paar hörte ein diabolisches Lachen und fuhr herum. Suchte die unmittelbare Umgebung ab. Doch außer dem Lachen war nichts auszumachen. “Wer bist du?”, schrie Mamoru in die stürmische Nacht. Er spürte, wie das Mächen hinter ihm, sich an ihn drückte. Seine Augen wanderten umher. Ihm kam es wie Minuten vor, die vergingen. “Mamoru!”, Usagi zeigte an ihm vorbei. Er folgte ihrem Blick. Beobachtete, wie sich tausender kleiner Eiskristalle formierten und zusammenfügten. Es war ein Schauspiel, was nur wenige Sekunden dauerte. Vielleicht eine knappe Minute. Auch Usagi schaute fasziniert dabei zu, wie sich wie von Geisterhand eine Gestalt materialisierte. Sie war fast durchsichtig. Das schwache Licht der Straßenbeleuchtung schien teilweise durch sie hindurch. Es bestand nur aus dem Eisregen. Nach dem Körper bildeten sich die Gliedmaßen. Zum Schluss das Gesicht mit einer fiesen Fratze. Dem Mädchen verschlug es den Atem. Sie wusste, woher das Monster kam. Es musste aus dem Dark Kingdom sein. Und nur durch einen Zufall waren sie zu seiner potenziellen Beute geworden. Verzweifelt sah sie zu Mamoru, der es ebenfalls beobachtete. Sie wusste, dass sie sich verwandeln musste. Aber sie hatte keine Ahnung wie. Es scheiterte nicht an der Brosche, die hatte sie dabei. Viel mehr an dem jungen Mann. Sie konnte sich nicht vor ihm verwandeln. Durfte ihre Identität nicht preisgeben. Er hatte sie gefragt, ob sie ihm vertraute. Das tat sie. Das tat sie aus vollem Herzen. Aber ihm ihre Identität zu verraten, wäre auch für ihn viel zu gefährlich. Sie würde ihn damit nur in Gefahr bringen. Usagi wusste weder ein noch aus und erst Mamorus Stimme riss sie wieder aus ihren trüben Gedanken: ”Wer bist du?” “Darf ich mich vorstellen? Tsurara, der König unter den Eiszapfen und Abgesandter des Dark Kingdom.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)