Und die Reise geht weiter von kiala-chan ================================================================================ Kapitel 1: Bergidylle?! -----------------------     Here we are to find something Here we are to make a move And I just need a little bit I just need a little bit love (Sunrise Avenue: Little Bit Love)     „Wo sind wir denn diesmal wieder gelandet? Tolles Wetter, so frische Luft, fast schon Urlaubsfeeling, würde ich mal sagen“, plapperte Fye in gewohnt fröhlichem Ton. Die Reisenden Shaolan, Kurogane, Fye und Mokona hatten gerade eine neue Welt erreicht. Es war ein sonniger Tag. Berge, die in einen tiefblauen Himmel ragten, leuchteten in der Ferne durch das strahlend helle Sonnenlicht. Vögel sangen, Steinadler flogen durch die Lüfte und Gemsen kletterten auf der Suche nach schmackhaften Kräutern die steilen Hänge  leichtfüßig herauf. Es schien alles vorerst nach Friede, Freude, Eierkuchen. „Ja, Urlaub, Urlaub!“, meldete sich Mokona, das kleine, weiße Tier mit den hasenartigen Ohren, zu Wort und hüpfte voller Übermut auf Fyes Schulter. Shaolan blickte sich überlegend um. „Wir sind offensichtlich in einem Gebirge gelandet. Ich schätze, in dieser Welt waren wir noch nie zuvor. Kannst du irgendwas Verdächtiges feststellen, Mokona?“ Das Reisbällchen wurde still und konzentrierte sich. Dann änderte sich auf einmal sein Gesichtsausdruck und spiegelte Nachdenklichkeit und Betrübtheit wider. „Was ist los mit dir, stimmt etwas nicht, Mokona?“, erkundigte sich Shaolan besorgt. Die Angesprochene zögerte kurz und schüttelte dann den Kopf. „Es ist alles in Ordnung … Aber ich kann eine seltsame Energie spüren. Die Quelle scheint dort hinten zu sein, ziemlich weit weg“, Mokona deutete in eine Himmelsrichtung. Sie folgten dem mit den Augen, die sie wegen der blendenden, heiß vom Himmel brennenden Sonne mit der Hand abschirmen mussten, und sahen einen schlecht befestigten Weg, der auf einen Wald zuführte. „Sieht so aus, als heißt es mal wieder durch die Wildnis trampen. Wann sind wir das letzte Mal gewandert?“, kommentierte Fye. So beschloss die Gruppe also loszuwandern. Der Weg führte in einen dunklen Fichtenwald; selbst am helllichten Tag schien das Licht nur spärlich flimmernd durch die dicht aneinander stehenden Bäume. Das Laufen war hier wirklich nicht ganz einfach, da sie ständig über umgestürzte Baumstämme oder herumliegende Äste klettern und achtgeben mussten, nicht zu stolpern. Die Vier liefen einige Stunden ohne Unterbrechung. Nach einer gefühlten Ewigkeit beschlossen sie, eine Pause einzulegen und sich etwas zu stärken. Sie setzten sich auf einen Baumstamm und Mokona spuckte eine Picknickdecke und diverse Lunchboxen aus. „Es war eine sehr kluge Idee von dir in der letzten Welt genügend Proviant einzupacken, Fye-san“, stellte der Brünette, an einem Onigiri kauend, fest. „Ja, wir landen ja schließlich nicht immer nur bei Bekannten oder alten Freunden“, entgegnete der Blonde. „Mama Fye denkt immer an alles!!“, alberte Mokona und dann waren die beiden gleich wieder am schmusen. Darüber konnte Kurogane nur die Augen verdrehen, er hatte sich zwar im Laufe der Reise schon an einige Albernheiten gewöhnt - das Band zu der Gruppe und vor allem zu dem Blondschopf war äußerst stark geworden. Um genau zu sein, waren die beiden ein Paar, seit sie nach ihrem Aufenthalt in Ceres das erste mal gemeinsam in Kuroganes Heimatland Japan gelandet waren. Aber er fragte sich, ob man das unter diesen Umständen überhaupt Paar nennen konnte. In Japan hatten sie sich ihre Liebe zueinander gestanden, sich geküsst - und seitdem war nichts mehr Derartiges zwischen ihnen passiert. Wie lange war das mittlerweile her, in ihrer Zeit gemessen?, fragte sich Kurogane. Ein paar Monate? Ein halbes Jahr? Er konnte es nicht genau sagen, er führte nicht Buch über ihre Reise, wie der Magier es tat. Kurogane und Fye hatten wenig passende Gelegenheiten, mit dem jeweils anderen allein zu sein und außerdem war diese Beziehung für Kurogane noch etwas sonderbar, denn er hätte es, bevor er Fye getroffen hatte, nicht für möglich gehalten, dass er sich mal in einen Mann verlieben würde. - Wie auch immer, sagte er zu sich, mit diesem Mama und Papa-Quatsch würde er sich wohl nie ganz anfreunden können.   Bevor die Vier in dieser Welt angekommen waren, waren sie mal wieder bei Watanukis Geschäft zwischengelandet. Kimihiro Watanuki hatte nach dem Tod der Ladenbesitzerin Yuko Ichihara deren Geschäft übernommen und sich dafür entschieden, es ganz allein weiterzuführen. Die ehemalige Aushilfe führte ihre Rolle als „Mädchen für alles“ also fort. Und das machte diese ‚Aushilfe‘ ziemlich gut. Das Geschäft schien immer aufgeräumt, sauber und gepflegt zu sein. Jedes mal wurden die Reisenden bei ihrer Ankunft ganz herzlich empfangen und es stand auch immer schon ein Bankett bereit, bei dem sich alle so richtig satt essen und Proviant einpacken konnten (Alkohol war natürlich auch immer reichlich vorhanden). Watanuki liebte das Kochen, vor allem japanisch, was sehr zu Kuroganes Gefallen war, denn der stammte ja auch aus „Japan“, wenn auch aus einem anderen, wo es aber sehr ähnliches Essen gab. Mokona war hier ebenfalls immer sehr happy, denn sie konnte mit dem schwarzen Mokona zusammen sein. Shaolan freute sich besonders, Watanuki wieder zu begegnen, dem er sehr nahe stand, denn die beiden waren im Grunde die gleiche Person. Und Fye war sowieso immer bester Laune und vor allem, wenn sein Lieblingsninja glücklich war, wie in diesem Fall. Kurogane verzog während ihres Aufenthaltes zwar kaum eine Miene und sagte nur das Nötigste, aber der Magier bemerkte immer sofort jede Emotion des Schwarzhaarigen. So saßen sie also im Vorgarten des kleinen Geschäftes an diesem Sommerabend und unterhielten sich über Verschiedenes. Shaolan fragte Watanuki: „Wie geht es dir hier jetzt so? Kommst du allein gut mit allem klar?“ Der Ladeninhaber redete zwar nur ungern darüber, berichtete aber dann doch von seinen anfänglichen Problemen, die er gehabt hatte, vor allem bei der Festlegung der Gegenwerte für die Wünsche. Während seiner Erzählung nahm Watanuki immer wieder tiefe Züge aus seiner Pfeife, die er seit Yukos Tod genauso rauchte, wie diese es einst getan hatte. „Jetzt geht es mir sehr gut. Es ist fast so, als hätte ich nie ein anderes Leben geführt.“ Diesen Satz sprach Watanuki mit einem leicht ironischen Unterton aus.   Darauf sagte Mokona, die die Gefühle von Menschen um sie herum erspüren konnte, zu ihrem Gastgeber: „Du fühlst dich im Grunde sehr einsam, oder?“ Watanuki zeigte ein Lächeln, das etwas traurig war. „Unsinn. Ganz allein bin ich doch gar nicht. Das schwarze Mokona und Maru und Moro sind doch immer bei mir“, er warf den zwei kleinen Geistermädchen einen freundlichen Blick zu. „Außerdem habe ich doch oft Besuch. Heute zum Beispiel seid ihr doch da.“ Mokona schüttelte den Kopf. „Ich meine, du hast doch, außer wegen Shaolan und diesem Preis[1], noch einen weiteren Grund, warum du dich entschieden hast, das Geschäft weiterzuführen.“ Shaolan horchte auf. Der junge Mann mit der Brille lachte in sich hinein. Für einen Moment konnte Shaolan seine Augen nicht mehr sehen, da das Licht des Vollmondes sich in seinen kreisrunden Brillengläsern spiegelte. „Ich wusste, dass du das fragen würdest. Ja, das stimmt, Mokona. Wisst ihr, es ist wegen Yuko. Mir ist sehr wohl bewusst, dass sie erloschen ist, aber mein Wunsch, sie wiederzusehen ist größer denn je und er bestärkt mich in dem Glauben, dass es  eine Zeit oder eine Welt gibt, in der dies möglich ist, ja, mir ist, als wäre es meine Aufgabe, hier auf sie zu warten.“ Shaolan hätte gerne etwas erwidert, wusste aber nicht, wie er sich hätte ausdrücken sollen. Er konnte den jungen Mann sehr gut verstehen, diese Hexe war mit Sicherheit für ihn eine sehr bedeutende Person geworden, und er hatte sie verloren. Auch Shaolan hatte sich ja etwas eigentlich Unmögliches und völlig der Vernunft Widersprechendes gewünscht, wofür ihm kein Preis zu hoch war. Für den Zweck, Sakura vor dem sicheren Tod zu bewahren, ließ er die Zeit anhalten und zurückdrehen. Der Brünette wusste nicht, welche Gefühle Watanuki für Yuko empfand, konnte aber nur hoffen, dass sein Seelenbruder nicht auch noch einen ähnlich leidvollen Weg vor sich hatte, wie er selbst ihn bereits gegangen war.  „Nun aber genug der Trübseligkeit“, unterbrach Watanuki Shaolan in seinem Gedankengang, der stumm dasaß und in sein Glas starrte, das er in der Hand hielt. „Erzähl mir doch lieber noch ein wenig von euren Abenteuern, Moko-chan“, sagte er fröhlich. Das tat Mokona liebend gern. So plauderten sie noch ein wenig. Nach einer Weile sagte Watanuki, der mit geheimnisvollem Blick den Vollmond ansah, aus einer Eingebung heraus: „Ah, wir bekommen gleich Besuch, Domeki ist mit den Einkäufen auf dem Weg hierher. Wurde auch Zeit. Er war heute wohl wieder länger in der Uni.“ Das schwarze Mokona sah ihn erwartungsvoll an. „Ja,  und er bringt wieder neuen Sake mit.“ „Toll, wir bekommen Besuch, Besuch! … und dann machen wir wieder ein Gelage!“, der schwarze Kloß tanzte mit Maru und Moro und das weiße Mokona stimmte mit ein. „Das tun wir doch schon die ganze Zeit! Haach, manchmal sind sie ein bisschen anstrengend“, meinte Watanuki.  Mokonas Ohrring leuchtete auf, was bedeutete, dass es Zeit war, in eine neue Welt aufzubrechen. Sie erhoben sich und wurden von einem Strudel aus buntem Licht erfasst. Doch kurz bevor sie verschwanden, zuckte Watanuki plötzlich zusammen, als hätte er eine wichtige Eingebung. Schnell rief er ihnen noch zu: „Ich habe gerade etwas vorhergesehen! In der nächsten Welt werdet ihr einen Gegenstand finden. Ihr braucht ihn mir nicht zu zeigen[2], nehmt ihn mit.“ „Was meinst du dam -“ Shaolan setzte zu einer verwunderten Frage an, doch die Zeit reichte nicht mehr für eine Antwort. Das letzte was er sah, war der zuversichtliche Gesichtsausdruck seines Seelenbruders.   Nach der Pause marschierte die Gruppe weiter, bis es Nacht wurde. Es umgab sie eine fast undurchsichtige Finsternis, die auf ihre Art etwas Bedrohliches an sich hatte. Durch die dichten Baumkronen sah man nur selten den Himmel, aber auch da, wo man ihn sah, war es nicht heller, denn er war jetzt mit dichten Wolken verhangen, nicht einmal Mondlicht erhellte ihren Weg. Umso deutlicher waren die verschiedensten Geräusche zu hören, mit denen der Wald erfüllt war, Rascheln und Trampeln, das wahrscheinlich von Wildschweinen stammte, das Rufen von Eulen und das Rauschen des kühlen Windes in den Baumwipfeln. Fye setzte seine Zauberkräfte ein, um einen Lichtstrahl zu  erzeugen, der wenigstens verhinderte, dass sie die Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnten. Manche Bäume sahen in diesem Licht fast aus wie Menschen, die die Reisenden mit verzerrten Gesichtern anstarrten. „Sagt mal, wie ist diese Welt beschaffen, gibt es hier Zauberei oder sowas?“, fragte Kurogane, der als einziger der Freunde keine Magie beherrschte. „Direkt Magie gibt es nicht. Ich schließe aber nicht aus, dass hier Geister oder andere nichtmenschliche Wesen existieren können“, gab Fye zur Antwort. Shaolan fröstelte leicht, er glaubte fast, die Anwesenheit solcher Lebensformen spüren zu können, aber vielleicht war es auch nur eine Illusion, die durch seine Müdigkeit in Verbindung mit dieser Dunkelheit hervorgerufen wurde. Mit der Zeit spürten alle allmählich, wie ihre Beine zunehmend schwerer und matter wurden.  „Wie weit ist es denn noch, Kloß?“, erkundigte sich der Ninja, langsam etwas ungeduldig, bei Mokona, die auf Shaolans Handflächen saß.      „Schon noch ein ganzes Stück, denke ich“, entgegnete diese.      „Und es wäre auch schön zu wissen, wonach wir eigentlich-“ Plötzlich sahen sie, dass der Wald sich lichtete und die Sicht auf eine hügelige Ebene freigab. Auf dieser Stand ein Fachwerkhaus, dessen Fenster hell erleuchtet waren.        „Wenn wir schon mal hier sind, können wir vielleicht fragen, ob es möglich wäre, hier zu übernachten“, schlug der Magier vor.  Das kam allen das sehr entgegen.   Ein älterer Herr, mit sehr langem, grauem Bart und Augen, die durch seine buschigen Augenbrauen zugewachsen schienen, öffnete ihnen die Tür. Er bat sie hinein und sie kamen mit ihm ins Gespräch, in dem er einen sehr freundlichen Eindruck machte. Sie erfuhren, dass er Herr Peterson hieß und dass er hier mit seiner Frau und seiner Enkelin wohnte. Besagte Frau wirkte auf den ersten Eindruck ebenfalls sympathisch. Sie bot der erschöpften Gruppe gleich ein paar Erfrischungsgetränke an. Vom Aussehen her war sie rundlich, hatte zerzaustes, graues Haar, trug Arbeitskleidung und war etwa in den Siebzigern. Das hier sei ein kleiner Bauernhof, erzählte das Paar, sie lebten größtenteils von der Selbstversorgung und betrieben Viehzucht. Und um sich noch etwas dazu zu verdienen, vermieteten sie ein paar Zimmer als eine Art kleine Pension, aber viele Gäste hatten sie nicht.    „Würden Sie uns sagen, wie dieses Land heißt und was für eine Währung es hier gibt?“, fragte Shaolan in der vagen Hoffnung, dass sie das richtige Geld bei sich hatten. Als der Pensionsbetreiber ihnen zu verstehen gab, dass sie in „Deutschland“ waren und die Währung sich hier „Euro“ nannte, mussten sie leider passen. Doch die Leute blieben sehr freundlich und meinten, die Sache wäre getan, wenn sie morgen einfach ein bisschen bei der Arbeit helfen würden. „Das Enkelkind schläft schon, nehme ich an?“, brachte der Blonde zur Sprache. Frau Peterson bestätigte dies lächelnd und erzählte den Reisenden über ihren Schützling: „Wissen Sie, das Enkelkind ist noch ein Kleinkind. Ihre Eltern sind beide Studenten in der nächsten Großstadt. Da sie nur wenig Zeit haben, sich um ihre Tochter zu kümmern, haben wir als Großeltern uns bereiterklärt, das zu übernehmen. Es fällt uns beiden zwar nicht mehr ganz so leicht, aber es bleibt uns keine andere Wahl, denn wir wollen ja nur das Beste für die Kleine.“ Als ihre Begrüßung beendet war, wurde den Reisenden freundlicherweise ein Zimmer zugewiesen. Es war ein einfach eingerichtetes, aber sehr gemütliches Gästezimmer mit einem Doppelbett und einem Zustellbett. Mokona sprang aus Shaolans Händen auf eines der Betten und hüpfte auf und ab. „Hui, hui!“ Dann blieb sie reglos liegen. „Bin ich kaputt“, sagte sie matt. Nachdem sich die Pensionsinhaber verabschiedet hatten und die Tür hinter ihnen geschlossen war, ergriff Kurogane das Wort: „Das sind ja komische Vögel. Wenn die sowieso schon nicht besonders betucht sind, warum haben sie uns nicht wieder rausgeschmissen, als sie erfahren haben, dass wir keine Kohle haben?“  „Tja, das ist die Frage, Kuro-wan. Vielleicht sind sie ja einfach nur froh, etwas Gesellschaft zu haben. Sehr viel scheint hier ja nicht los zu sein“, überlegte Fye laut. Mit diesem Gedanken mussten sie sich erst einmal trösten und wollten sich schließlich schlafen legen. Mokona schlief bei Shaolan in dem Zustellbett und Fye und Kurogane sollten sich das Doppelbett teilen. „Ich setz mich lieber auf den Boden“, betonte der Ninja. „Och, Kuro-rin, zier dich doch nicht immer so“, sagte der Blonde, der sich an den Schwarzhaarigen schmiegte und seinen speziellen Schlafzimmerblick einsetzte. „A-Also …“, Kurogane geriet sichtlich in Verlegenheit. Es folgte sofort ein amüsiertes Kichern von Seiten Mokonas, die meinte: „Kuro-pi, du bist einfach zu schüchtern, du musst mal die Initiative ergreifen, damit eure Beziehung vorankommt.“ Shaolan hüstelte verlegen, woraufhin der Schwarzhaarige prompt rot anlief, „SCHLUSS JETZT MIT DEM UNFUG!!!“ brüllte und ein Kissen nach dem weißen Kloß warf, der jedoch viel zu schnell war, um getroffen zu werden. Nach einigem Herumgepolter und als Kurogane genug geärgert war, kehrte schließlich Ruhe ein. In dem Zimmer war nichts zu hören außer das leise Zirpen und Sirren verschiedener Insekten, das von einem frischen Luftzug durch das geöffnete Fenster hereingetragen wurde. Bis plötzlich eine leise Stimme die Stille brach: „Seid Ihr noch wach?“, fragte Mokona etwas zögernd. „War ich eigentlich nicht mehr, aber jetzt wieder, ja“, log Kurogane, der natürlich nie richtig fest schlief, wie sich das für einen Ninja gehörte. Er saß, noch immer mit geschlossenen Augen, angelehnt an der Wand neben der Tür. „Ich habe über etwas nachgedacht“, berichtete Mokona. „Das ist ja mal was Neues. Worum geht’s?“ „Diese Energiequelle, die hier irgendwo sein muss, fühlte sich für mich sehr merkwürdig an. Irgendwie so … vertraut. Ich glaube fast, oder besser, ich bin mir sicher, dass ich Yuko gespürt habe.“ „Was, Yuko, die Hexe der Dimensionen?“, fragte Kurogane, gleichzeitig erstaunt und schockiert. Alle setzen sich auf und waren mit einem Schlag wieder hellwach. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Yuko war doch tot? Wie war das also möglich? Sollten sie der Hexe der Dimensionen vielleicht hier noch einmal begegnen? „Ich war mir erst nicht sicher und dachte, das könnte eigentlich nicht wahr sein. Ich wollte euch auch nicht beunruhigen, deshalb habe ich nichts gesagt.“ „Das ist in der Tat äußerst merkwürdig“, dachte Fye laut, „aber wenn du das sagst, Moko-chan, muss schon was dran sein. Lasst uns baldmöglichst weiter nach diesem … was auch immer suchen.“ So legten sich alle erstmal wieder hin. Mokona blieb in dieser Nacht noch lange wach, bevor sie endlich, eng an Shaolan gekuschelt, einschlief.   Am nächsten Morgen standen sie mit dem Sonnenaufgang auf und brachten beim Frühstück, das ihnen freundlicherweise serviert wurde, das Thema ins Gespräch. Sie fragten das ältere Ehepaar, ob diese schon einmal etwas von der Hexe der Dimensionen gehört hatten. Zu aller Überraschung bejahten diese und meinten, dass Yuko-san oft hierher zum Urlaub kommen würde und dass sie ihnen schon richtig ans Herz gewachsen wäre. Die Reisenden warfen sich einen absprechenden Blick zu. Diese Menschen waren offensichtlich Freunde von Yuko gewesen und wussten noch nichts von deren Tod. Und wenn es für jene nur kurze Zeit her war, dass sie die Hexe das letzte Mal gesehen hatten, konnte den Reisenden diese Zeitspanne viel länger vorkommen, da die Zeit in verschiedenen Welten unterschiedlich schnell verging. Shaolan brachte es mit Anteil nehmenden Gesichtsausdruck zur Sprache: „Wir müssen Ihnen die traurige Mitteilung machen, dass Yuko nicht mehr unter uns weilt.“ Herr Petersons Gesichtsausdruck verdüsterte sich schlagartig und wirkte überrascht und schockiert. „Oh, das wussten wir nicht. Das ist natürlich eine äußerst traurige Nachricht. Ich… ich kann es gar nicht glauben. Sie wirkte immer so … lebensfroh.“ Auch seine Frau war zutiefst betrübt. Mokona kullerte eine Träne aus dem Augenwinkel. Fye nahm sie in den Arm. „Ist ja gut, Mokona. Wissen Sie, Yuko bedeutete Mokona sehr viel.“ Nach einer kurzen nachdenklichen Pause meldete sich Frau Peterson wieder zu Wort. „Wissen Sie, Sie erinnern mich an irgendetwas, was die junge Frau uns mal gesagt hat … Was war es noch gleich? Uh … Ich bin etwas vergesslich“, sie kratzte sich am Kopf. Nach einigen Sekunden fiel es ihr ein: „Ich glaube es war ‚Sollte eine Gruppe von drei Reisenden und einem sprechenden kleinen weißen Tier hier auftauchen - sie kommen aus einer anderen Welt und es sind gute Freunde von mir‘.“ Yuko hatte also vorhergesehen, dass die drei hier vorbeikommen würden. Es war Fügung, dass sie hier angekommen waren, denn laut der Hexe gab es keine Zufälle. Das konnte durchaus bedeuten, dass die vier an diesem Ort irgendeinen Zweck erfüllen mussten. Shaolan ergriff das Wort: „Erinnern Sie sich an irgendwelche ungewöhnlichen Vorfälle, die hier in letzter Zeit stattgefunden haben?“ Zunächst reagierten die Petersons mit betretenem Schweigen, so, als würde in ihnen eine Erinnerung geweckt, die sie längst verdrängt hatten. Dann raffte sich die alte Frau doch zu einer Antwort auf. „Ja, hier ist wirklich etwas passiert. Aber das ist eigentlich völlig absurd … Wissen Sie, die Hexe hat uns mal erzählt, es gebe hier aus irgendeinem Grund verschiedene seltsame, nichtmenschliche Wesen. Sie nannte sie Dämonen. Außerdem erzählt man sich in dieser Gegend Sagen, die zum Beispiel davon handeln, dass es hier zahlreiche Geister gibt, vor allem an den Berghängen. Geister von verunglückten Bergsteigern, die in Felsspalten stürzten, aber nie geborgen werden konnten … Ja, und diese Dämonen - wir haben absolut nicht an sie geglaubt und das tun die meisten in dieser Welt wahrscheinlich auch nicht - jedenfalls kam es dazu, dass wir von so einer Kreatur angegriffen wurden. Es war ein ganz furchteinflößendes Ungeheuer … und sie hat uns davor gerettet.“ Mit „sie“ konnte nur eine gemeint sein. Shaolan hakte nach: „Yuko-san hat ihnen geholfen? Und wo kam dieses Wesen her? Hat sie Ihnen das gesagt? Sie meinen ja, es gäbe in dieser Welt normalerweise keine solchen Vorfälle.“ „Nun ja, so absurd es auch klingen mag, die Hexe meinte … Diese Dämonen ernähren sich von den Geistern. Und je mehr Geister es gibt, desto stärker können diese Dämonen werden. Eigentlich greifen sie keine Menschen an, aber wenn sie nicht mehr genügend Nahrung finden, werden sie aggressiv und fressen Fleisch von lebendigen Wesen. Wo die Dämonen allerdings herkommen, hat sie uns nicht gesagt.“ Die Petersons blickten sehr verstört drein. Dieser Bericht klang in der Tat ziemlich absurd. Aber die Gruppe hatte schon ein paar Mal mit gefährlichen Kreaturen zu tun gehabt. Das Ganze erinnerte sie ein wenig an das Land Oto, wo sie gegen Onis hatten kämpfen müssen. Diese waren wohl etwas Ähnliches. Allerdings hatte sich jene Welt dann aber als virtuell herausgestellt. Vielleicht haben diese Vorfälle etwas mit der von Feiwan Reed zerstörten Vernunft zu tun, dachten sich die Reisenden besorgt. Wie auch immer, das erklärte leider nicht, was Mokona als Energiequelle wahrnehmen konnte.   Nach diesem Gespräch waren alle etwas nachdenklich gestimmt, machten sich aber wie versprochen an die Arbeit. Jeder bekam ein paar Aufgaben zugewiesen. Das Wetter war ähnlich wie am vorherigen Tag, als sie in dieser Welt eingetroffen waren. Die Sonne brannte vom Himmel und verbreitete eine ziemliche Hitze. Bevor sie loslegten, lernten sie noch das Enkelkind kennen, das zuvor nicht am Frühstück teilgenommen hatte, da es länger geschlafen hatte, und stellten sich gegenseitig vor. Das Mädchen hieß Amy, war fünf Jahre alt und hatte rote Locken, die zu zwei Zöpfen geflochten waren. Die Kleine betrachtete die drei Reisenden, vor allem Mokona, etwas schüchtern, aber fasziniert, so ein Wesen sah man schließlich nicht alle Tage. Doch sie taute schnell auf, denn sie freute sich sehr über den Besuch und schüttelte jedem die Hand. Dann ging es los. Shaolan erklärte sich zum Holzhacken bereit, Kurogane beschloss, ihm zu helfen. Fye wollte sich lieber in der Küche nützlich machen und Frau Peterson, die für das Zubereiten der Mahlzeiten zuständig war, mit seinen Kochkünsten unterstützen. Er meinte: „Holzhacken ist eine schwere Arbeit, das können ruhig die Männer erledigen.“ Vorher gab es aber noch anderes zu tun, zunächst mussten der Stall ausgemistet, die Hühner gefüttert und die Wäsche gemacht  werden, wobei auch Amy schon fleißig half. Der Großvater Herr Peterson war schon früh losgegangen, um die Schafe, die sie sich hielten, auf die Weide zu bringen. Amys Großmutter schlug Fye vor, mit ihnen loszugehen, um Kräuter zu sammeln, wie es bei ihnen Brauch war, diese Familie lebte sehr naturverbunden. Dem willigte er gerne ein, denn er interessierte sich sehr für Heilkräuter und deren Wirkung, denn mit der Heilkunst befasste er sich in letzter Zeit intensiver und mit größerer Motivation als damals bei König Ashura. Dort war es ihm nie gelungen Heil- oder Genesungszauber zu erlernen. Er hatte die Formeln einfach nicht in seinem Gedächtnis behalten können und sich bevorzugt auf Angriffs- und Verteidigungsflüche spezialisiert. Jetzt war sein Interesse da, doch nun hatte der Magier keinen Zugang mehr zu Literatur, die sich mit Heilzaubern beschäftigte (oder einem Lehrmeister). Nur ein einziges Werk war ihm unter die Augen gekommen, seit er König Ashura in Ceres verlassen hatte - dabei handelte es sich um ein Buch von Domeki, das dieser auf dem Dachboden seines Schreins gefunden hatte, doch konnte Fye damit nicht allzu viel anfangen, es behandelte nicht die Form von Magie, die er einsetzte und studierte hatte. Nun dachte er sich, wenn schon keine Heilmagie, dann wenigstens etwas Verwandtes und   befasste sich als Alternative eben mit  Naturheilkunde und Ähnlichem, wenn Zeit dazu war. So begleitete Fye die beiden durch den Wald und über Bergwiesen. Frau Peterson zeigte ihm dann auch, wie man aus Pflanzen verschiedene Tees und Salben herstellen konnte, wie es an diesem Ort Brauch war.   Dann ging es ans Kochen. Fye war die Küche dieses Landes bisher unbekannt, aber er konnte sich  ganz nützlich machen mit seinem langjährigen Kocherfahrungsschatz. Nach einiger Zeit verließ Frau Peterson die Küche, um kurz nach dem Kind zu sehen, das mit Mokona draußen spielen gegangen war. Der Magier blieb in der Küche um aufzupassen, dass nichts überkochte. Die Minuten vergingen. Fye gähnte, setzte sich auf einen Stuhl am Küchentisch und hörte dem Köcheln des Essens und dem monotonen Ticken der Wanduhr zu. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Dann ging er zum Fenster und sah hinaus: Shaolan und Kurogane waren mit Holzhacken fertig geworden und nun zu einem Schwertkampftraining übergegangen. Sie beschäftigten sich jetzt mit  einem Übungskampf. Shaolan ist jetzt auch Schüler von Kurogane, genau wie „Er“ es war, dachte Fye. Dazu kam noch, dass der Shaolan, der jetzt mit ihnen unterwegs war, die Erinnerungen und damit auch alle Fähigkeiten von seiner Kopie bei ihrem Erlöschen übernommen hatte, falls es bei ihren Schwertkampf-Fähigkeiten überhaupt Unterschiede gegeben hatte. Jedenfalls konnte es nicht schaden, diese Kunst weiterhin regelmäßig zu üben. Der Blonde beobachtete, am Fenster stehend, genau die Bewegungen der Trainierenden. Shaolan war ein ausnehmend guter Schwertkämpfer. Und er wurde zunehmend besser. Fye erinnerte sich, wie der andere Shaolan-kun anfangs damit zu kämpfen gehabt hatte, dass er auf dem rechten Auge blind war. Als Folge dessen war seine Reaktion auf Angriffe von der rechten Seite leicht verzögert gewesen. Davon war hier natürlich rein gar nichts festzustellen, der Junge zeigte auf beiden Seiten ein gleichschnelles Reaktionsvermögen. Behände ließ er die Schwertklinge durch die Luft fahren, mit kraftvoller Eleganz und großem Geschick. Shaolans Bewegungen kamen aus seiner Mitte und ließen seine Füße blitzschnell über den Boden gleiten, Angriffen ausweichen und eigene Attacken starten. Fye musste nicht ohne Stolz auf seinen Freund zugeben, wenn Shaolan so weitermachte, konnte er sich bald mit seinem Lehrer messen. Doch dieser war seinem Schüler noch immer in Vielem voraus. Kuroganes Stil war um zahlreiche Kampferfahrungen ausgereifter und sicherer; er kannte den Stil seines Schülers mittlerweile so genau, dass er dessen Reaktionen und Angriffe voraussehen konnte. Aber der Ninja kämpfte natürlich nicht um eines schnellstmöglichen Sieges Willen, sondern ließ noch immer Gelegenheiten, den Jüngeren mit einem Schlag außer Gefecht zu setzen, absichtlich verstreichen. Kuroganes Prothese, die seinen linken Arm ersetzte, den er sich im Tausch für Fyes Leben selbst abgeschlagen hatte, machte ihm keine Probleme mehr; Fye wusste genau, dass der Ninja anfangs starke Schmerzen gehabt hatte, obwohl er diese so gut wie möglich zu verbergen versucht hatte. Das hatte dem Blonden große Sorgen bereitet und er war wirklich froh und erleichtert, dass sich diese Beschwerden jetzt gegeben zu haben schienen. Aufgrund der Hitze und dieses schweißtreibenden Sports trainierten die beiden mit freiem Oberkörper. Fye konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken abdrifteten. Er musste sich mal wieder eingestehen, dass Kurogane einfach ein Bild von einem Mann war. Der Blonde beobachtete das eindrucksvolle Muskelspiel von Kuroganes durchtrainiertem Körper, dessen geschmeidige und starke Bewegungen, dieses Feuer in seinen glühend roten Augen, das immer bei einem Kampf auf so leidenschaftliche Weise aufflammte und volle Konzentration widerspiegelte. Wie liebte Fye es, in jene Augen zu blicken und wie gerne wäre er, und nur er selbst, derjenige, der einzig und allein von ihnen angesehen wurde und sich in ihrem Feuer verlor … Für den Blonden fühlte sich die Temperatur in dem Raum jetzt noch ein paar Grad wärmer an. Fye löste sich aus seiner Trance und wirbelte herum, denn in diesem Moment kamen Frau Peterson und Amy in die Küche. Amy trat auf den Blondschopf zu, mit Mokona unter dem Arm geklemmt, und sagte schüchtern: „Ich möchte euch jemand vorstellen.“ Fye beugte sich zu ihr herunter und fragte freundlich „Wen denn? Ist denn noch ein Gast gekommen?“ „Nein, wohnt auch hier“, antwortete das Mädchen. „Na so was, ich dachte, wir kennen schon alle hier“, Fye musste schmunzeln, das war sicher eines der Tiere, die die Leute auf der Farm hielten. „Ich stelle euch vor, ihr müsst alle mitkommen!“, rief sie übermütig. Frau Peterson unterbrach sie mit strenger Stimme: „Das kann bis nach dem Essen warten. Es steht eh schon etwas zu lang auf dem Herd.“   Nach dem Essen gingen sie also nach den Tieren sehen. Die kleine Amy trippelte vorneweg und zeigte den anderen den Weg zu der Weide, auf dem die Schafe grasten. Kurogane war ziemlich genervt und meinte, es gäbe sicher Besseres zu tun - müssten sie jetzt auch noch Babysitter spielen? „Mokona, was ist mit der Energiequelle? Hat sich da irgendwas verändert?“, fragte Shaolan. „Das ist irgendwie seltsam - sie scheint in Bewegung zu sein. Ich glaube nur ein paar Kilometer entfernt … aber sie scheint sich nicht weiter weg zu bewegen“, überlegte das Zauberwesen. „Hm, es handelt sich also um etwas oder jemand Lebendiges beziehungsweise die Hexe der Dimensionen …. und, wenn sie sich nicht entfernt, haben wir hoffentlich noch etwas Zeit, sie aufzusuchen“, stellte der Brünette fest. Auf der Weide, wo sie hinwollten, war auch Herr Peterson, der mit einem Hütehund aufpasste.   Das Kind stellte sich an den Zaun und zählte ihnen verschiedene Namen der einzelnen Tiere auf, die sie scheinbar auseinanderhalten konnte. Die Schafe hatten alle sehr unterschiedliche Wollfarben. „Und das hier ist Blacky“, sie zeigte auf ein kleines Lamm, das als einziges ganz schwarz war. „Komm her, Blacky!“ Sie rief nach dem Tier und es kam gleich angetrabt. Das war also der weitere „Mitbewohner“, den Amy gemeint hatte. Amy öffnete das Tor des Zaunes und holte das Lamm heraus. Das Tier blickte die Reisenden aus schwarzen Knopfaugen verwundert an.  „Oh mein Gott… ist das…ist das… süß“, Fye war gleich ganz vernarrt in das Lamm und musste es sofort knuddeln. „Er heißt Blacky, weil er so schwarzes Fell hat“, erklärte Amy, „und ist sehr intelgent.“ Shaolan musste darüber schmunzeln, wie die Kleine das Wort „intelligent“ aussprach. Fye kicherte schelmenhaft. „Blacky? Könnte etwas schwierig werden, euch auseinanderzuhalten, Kuro-pon.“ „Wie bitte?!“, entrüstete sich der Schwarzhaarige. „Oh, ja, stimmt genau! So was aber auch!“ Mokona hatte sich aus Amys Arm befreit und sprang jetzt voller Energie auf Kuroganes Schulter und versuchte, sich an sein Gesicht zu heften. Kurogane schnappte sie und zog ihr die Ohren lang. Dann wandte er sich dem Blonden zu. „Na warte, und jetzt bist du fällig, Magier!“ Amy verhinderte den Schwertangriff Kuroganes, mit dem er Fye zu Gulasch verarbeiten wollte: „Schaut mal, was ich Blacky beigebracht habe!“ „Hä?!“ Sie hielten inne. Amy holte eine Art Tennisball aus der Tasche ihrer Schürze und warf ihn weg. „Los, hol ihn zurück, Blacky!“ Ungläubig starrte die Gruppe das Tier an. Es würde sich ja wohl nicht wie ein Hund verhalten. Doch das Schäfchen lief tatsächlich hinterher. Das Ganze funktionierte jedoch nicht hundertprozentig so, wie es sich das Kind vorgestellt hatte. Das schwarze Lamm blieb neben dem Ball stehen, begutachtete interessiert einige Kräuter und lief dann wahllos in eine Richtung davon. „Stop! Komm zurück, Blacky!“ Amy pfiff zweimal laut über die Finger. Das Schaf drehte sich um und kam zurück. Jetzt lief es geradewegs auf Kurogane zu und schickte sich an, an dessen Umhang zu kauen. „Hey, weg da!“, forderte er das Tier nachdrücklich auf. „Sieht so aus, als gefielst du ihm, Kurogane-san“, stellte das Mädchen fest. „Das ist ja nicht zum aushalten“, meinte dieser und ging an seinem Umhang ziehend ein paar Schritte zur Seite - das Lamm hinterher. Eine Ader an der Schläfe des Schwarzhaarigen begann zu pochen und er warf dem Tier einen tödlichen Blick zu, das sich aber nicht mal ansatzweise daran störte. Als Fye vor lachen losplatzte, wollte Kurogane sicher erneut wütend auf ihn stürzen. Der Blonde rannte jedoch weg, Kurogane hinterher; Blacky blieb letzterem auf den Fersen. Shaolan, der auch über diese Szene grinsen musste, denn das ganze sah einfach zu dämlich aus, blieb mit Mokona stehen. Das Mädchen, das ebenfalls sehr amüsiert war, hatte sich angeschickt, mit den anderen über die Wiese zu toben. Dann trat Herr Peterson neben ihn. Da fiel Shaolan etwas ein: „Beinahe hätte ich‘s vergessen, gut, dass wir Sie gefunden haben. Bitte, wir sollten ihnen dieses Essen vorbeibringen“, der brünette Junge reichte ihm eine Brotbox mit einem Teil des Mittagessens. „Danke, Sie sind ein guter Mensch. Und danke, dass Sie uns hier etwas zur Hand gehen. Auch unser Enkelkind scheint sehr glücklich zu sein. Ihr habt ihr eine große Freude mit eurem Besuch gemacht.“ Der ältere Mann setzte sich auf einen Stein, wobei man seine Gelenke knacken hörte. „Kommen Sie, setzten Sie sich doch zu mir.“ Shaolan nahm neben ihm Platz. Die beiden schauten über die Wiese und betrachteten den Wald und die Berge im Hintergrund, fasziniert von der überwältigenden Schönheit dieser Landschaft. Sie unterhielten sich noch etwas. „Haben Sie hier wirklich so selten Gäste?“, fragte Shaolan. „Die Konkurrenz ist eben ziemlich groß. Nicht weit von hier entfernt ist ein Ferienort mit vielen Hotels und Ferienhäusern. Das Geschäft mit der Pension läuft nicht besonders“, berichtete Herr Peterson. „Altersbedingt können wir aber leider diesen Bauernhof nicht mehr lange betreiben und es wird vermutlich auch niemanden geben, der ihn fortführt. Unser Sohn studiert und wird dann wahrscheinlich nicht mehr hierher zurückkehren. Und Amy muss bald eine Schule besuchen.“ „Das ist wirklich schade“, sagte Shaolan mitfühlend.   Als die anderen fertig mit Herumtoben waren und wieder zu ihnen stießen, fragten sie, ob sie noch irgendetwas tun sollten, ansonsten würden sie dann weiterziehen. Herr Peterson verneinte dies. „Gut, dann möchten wir uns gerne von Ihnen verabschieden“, sagte Fye. Also gingen sie zurück zum Haus, um auch Frau Peterson Auf Wiedersehen zu sagen. Amy war sehr traurig über den Abschied, aber sie versprachen ihr, bald mal wieder vorbeizukommen.     [1] Siehe Tsubasa Band 28, Kapitel 232, S.236. Joa … Das war ja alles ziemlich komplex, aber soweit ich das verstanden habe, haben Shaolan und Watanuki, um aus dieser Raum-Zeit-Spalte zu entkommen, als Preis bezahlt, dass Shaolan immer weiterreisen und Watanuki dagegen im Geschäft bleiben muss. [2] Ich gehe davon aus, dass die Mokonas immernoch miteinander kommunizieren, also als eine Art Bildtelefon.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)