New Millennium von jollyrose ================================================================================ Kapitel 9: Rohes Talent ----------------------- Es war kurz nach Mittag und an der Akademie herrschte Aufregung. Nach dem Unterricht und dem Training sollte es dann endlich für Blaire so weit sein, der versprochene Schaukampf. Aber er war nicht der einzige, all die neuen Piloten, die übersiedelt waren, hatten heute zum ersten Mal das Vergnügen, die Neiths auszuprobieren. Eigentlich wurde das ganze nur eingefädelt, weil ein einziger Pilot den Generälen Kopfschmerzen bereitete … Die großen Kampfarenen von Heliopolis, die noch zum Akademiegelände zählten, waren gut besucht. Fast jeder Schüler wollte sehen, was die neuen so zu bieten hatten. Und viele waren auch gekommen, um einfach nur die Neith endlich in Aktion sehen zu dürfen. Doch einen störte der ganze Trubel sehr, nämlich Samuil, dem es lieber wäre, er könnte sich in Ruhe das Können der neuen Piloten ansehen, anstatt das ganze in ein öffentliches Event ausarten zu lassen. Er war schließlich dafür zuständig, Protokoll zu führen, die Daten der Maschinen und ihrer Piloten auszuwerten und musste die Jungspunde beurteilten, damit sie dann in die entsprechenen Klassen zugeteilt werden konnten. Der Unterricht für Piloten war in Kurse aufgeteilt, je nachdem, wie die eigenen Fähigkeiten und Präferenzen im Kampf waren, bekam man einen anderen Stundenplan mit passenden Kursen. Samuil teilte diese im Normalfall ein, er hatte eine gute Beobachtungsgabe und als Kriegsveteran wusste er, was zählte. Außerdem war da noch die Sache mit Blaire. Samuil war besonders neugierig auf ihn und den alten Percival. Und das war noch nicht alles … Er wollte persönlich gegen ihn kämpfen. Diesen arroganten und vorlauten Jungen selbst testen. Deswegen bereitete er sich auf seinen eigenen Auftritt vor, übergab das Führen des Protokolls einem Kollegen und machte sich auf den Weg, einen der Neith für ihn vorzubereiten. Der strenge General hatte zwar eine eigene Kampfmaschine, aber die war für einen Arenakampf höchst ungeeignet, also lieh er sich einen Neith und ließ sein DNA-Profil einspielen, damit er ihn problemlos steuern konnte. Währenddessen traf auch Blaire seine Vorbereitungen. Er trug sogar den dunkelgrau gefärbten Pilotenanzug, der mit seiner bronzenen Musterung gut zu Percivals Lackierung passte, jedoch bereitete ihm dieser Unbehagen. Der Anzug war einfach … eng und freizügig. Er wartete ungeduldig im Cockpit seines geliebten Oldtimers auf seinen Einsatz. "Ich darf nicht einmal den Versagern zusehen, wie sie sich schlagen. Aber vielleicht ist das auch besser so. Das ist eh nicht interessant.“, sprach er zu sich selbst. Er sah von hier aus nichts vom Geschehen in den Arenen selbst, aber er steckte auch keine großen Erwartungen in die anderen Piloten. Bestimmt würde das für ihn ein leichtes Spiel werden, dachte er sich nur. Plötzlich bemerkte er eine Person am Fuße von Percival. Diese markanten rötlichen Haare erkannte er sofort. "Ich sehe dich, Cecil. Wenn du reden willst, dann mach schnell. Es geht gleich los.“, hörte man es über den Lautsprecher der alten Maschine. Der junge Navigator war natürlich auch gekommen, um den Kämpfen zuzusehen. Er selbst war nicht im Einsatz, bei Trainingskämpfen brauchte man keinen Navigator und Cecil hatte seine „Aufnahmeprüfung“ am Vortag bereits bestanden, auch wenn er nicht glaubte, dass ein Kaffeekränzchen mit Ammadon viel mit seinen Fähigkeiten zu tun hatte … „Es … Es tut mir Leid … Ich wollte nur nach dir sehen. Ich darf dich nicht unterstützen, aber ich werde zusehen. Du bist auch bald dran, also … uhm ...“ Blaires Selbstbewusstsein schüchterte den scheuen Cecil immer wieder ein, aber dennoch redete er gerne mit ihm. Dieser starke Junge war auch einfach inspirierend und irgendwie wünschte sich der Rothaarige auch, eines Tages soviel Mut und Können zu besitzen. Aber eigentlich kam er zu ihm, um ihn vorzuwarnen. Er wusste, wer der Gegner von Blaire und Percival war. „Du … Du solltest wissen, dass … Dein Gegner wird … !“ Er wurde von einem Signalton unterbrochen. Blaire war an der Reihe. Cecil stotterte zu sehr und konnte es ihm nicht rechtzeitig sagen, das Surren von Percivals Antrieb überschallte seine leise Stimme. „Es geht los, haha! Endlich! Sieh zu und staune, Cecil.“, mehr konnte der Navigator auch nicht mehr hören, dann marschierte Percival schon los in Richtung Arena. In den Zuschauerrängen saß nicht nur fast die ganze Schülerschaft der Akademie, sondern natürlich auch die Elite. Zu sehen, wie die besten einer anderen Elite ihr Können unter Beweis stellten, war auch für sie ein interessantes Schauspiel. Während Sorata stillschweigend mit starren Augen jegliches Kampfverhalten vor sich studierte, scherzten Golyath und Alvis im Grunde nur herum. Und sie schlossen sogar eine Wette ab: „Ich sage dir, dieser Knirps von der Gloriana wird vom General sowas von vermöbelt! Ahaha … Was ist, wetten wir? Ich sage, er wird fünf Minuten aushalten.“ Golyath wollte auch unbedingt sehen, wie so ein Oldtimer live vor Publikum verschrottet wurde. Er hielt nichts von diesen sturen Außenseitern, denen musste man einfach eine Lektion erteilen. „Du willst wetten? Hahaha … Gut, dann sage ich, schon in zwei Minuten brennt die Schrottmühle lichterloh! Pfff … Sieh nur, da kommt er. Ahh, was ist nur mit diesem verbeulten Äußeren? Und diese völlig verrostete und zerkratzte Lackierung? Das … Das ist doch nicht sein Ernst, oder? Er wird sowas von vernichtet!“ Alvis lachte laut, aber auch Golyath konnte sich das Spotten nicht verkneifen. Für die beiden war Blaire und vorallem der bronzene Roboter eine einzige Lachnummer. Lyial saß etwas abseits von seinen Elitekollegen. Er fand die ganze Situation nicht so lächerlich, sondern konnte ahnen, dass da mehr dahinter steckte. Blaire war anders als alle Piloten, die der weißhaarige Junge je kennengelernt hatte. In ihm brennte ein Feuer … wie er es noch nie gesehen hatte. Und bestimmt hatte der General das auch gesehen, sonst würde er ihn nicht persönlich testen wollen. Am liebsten wollte Lyial ja selbst in Erfahrung bringen, ob hinter Blaires Arroganz wirklich soviel steckte, aber andererseits war das wohl auch nicht nötig. Irgendwie glaubte er ihm einfach blind. Er drückte den Roboterhund auf seinem Schoß fest, als er sah, wie Percival in die riesige Arena einmarschierte. „Gut, Graf Dracula! Wenn ich die Wette gewinne, musst du dem General einen Heiratsantrag machen, hehe!“ Alvis stieß Golyath mit dem Ellbogen in die Seite, grinste dabei schelmisch. „Hahaha … Und wenn du verlierst, musste du zur Pause nackt durch den Korridor der Navigatorinnen laufen!“ Die beiden wussten, wie man sich gemeine Strafen ausdachte. Mit einem Handschlag war die Wette gültig. Und neben ihnen verdrehte Sorata nur die Augen, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder vollends dem Geschehen am Kampffeld widmete. „Seid nun ruhig. Der General wird nun kämpfen. Vorallem du, Alvis, beobachte ihn gut. Dann siehst du die Art Professionalität, die du nie erreichen wirst.“, Sorata klang etwas genervt, also brachte sie mit einem äußerst fiesen Kommentar die beiden zum Schweigen. In solchen Momenten wünschte sie sich immer Clovis herbei, er hatte die beiden immer gut im Griff. Obwohl er wahrscheinlich bei einer so dummen Wette selbst mitgemacht hätte. Die Anführerin der Elite seufzte nur … Blaire spürte schon das Gefühl von Euphorie einsetzen, das ein Kampf mit sich brachte. Adrenalin erhitzte ihn von Kopf bis Fuß. Er bemerkte nicht einmal die Zuschauer, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf den Testgegner, als er die Arena betritt. Vor ihm stand ein dunkelblauer Neith, das Design war ja doch sehr schnittig, musste er zugeben. Aber ein gutes Äußeres alleine reichte nicht gegen ihn. Er hätte auch so einen Neith steuern sollen. „Lächerlich!“, dachte er sich und rümpfte nur überheblich die Nase. In dem Moment, als er sich fragte, wer wohl sein Gegner war, flackerte der Bildschirm zu seiner rechten. Eine Bildübertragung kam herein und Blaire sah in das Gesicht des blonden, strengen Generals, der im Cockpit der Maschine saß, die ihm gegenüberstand. Natürlich war er erst etwas verwirrt und überrascht, aber dann verstand er langsam und grinste nur. „Ihr seid also mein Gegner? Hahaha … Denkt ja nicht, dass ich nun Angst habe! Ich werde euch vor allen Leuten hier blamieren!“ Über die vorlauten Worte des glorianischen Piloten runzelte Samuil nur die Stirn. „Wie törricht … Ich wollte dir nur viel Glück wünschen. Ich habe noch nie einen Neith gesteuert, aber ebenso habe ich noch nie gegen ein so altes Modell gekämpft.“ Natürlich ließ der General sich nicht provozieren, das wäre höchst unprofessionell. Er unterbrach die Verbindung wieder, das Startsignal für die Kämpfer ertönte. Und kaum ertönte die laute Sirene, stürmte der Neith auch schon auf Percival zu. Das war ein sehr agressives Verhalten, aber der General wollte ja auch testen, wie weit Blaire gehen konnte, vorallem mit seiner angeblich so hohen Synchronitätsrate. Er wollte ihn wohl auch mit voller Absicht verletzen, um zu sehen, ob sich der Schaden wirklich übertrug. Er zog ein blitzblaues Energieschwert und schlug mit rasanten Hieben zu. Aber Blaire war nicht dumm. Ihm war bewusst, wie gefährlich richtige Kämpfe für seinen Körper waren. Deswegen hatte er in der Vergangenheit auch hart trainiert, um seine Ausweich- und Abwehrmanöver zu perfektionieren. Inzwischen ging es ihm so leicht von der Hand, dass er nicht einmal groß nachdenken musste und seinen Instinkten freien lauf liess. Rechts, rechts, links, rechts. Dücken, ein Schritt zur Seite, Sprung. Jedesmal wenn der Neith mit seinem Laserschwert zustiess, wich er perfekt aus. Große Schusswaffen waren in Arenakämpfen verboten, es gab zwar Schutzschilde vor dem Publikum, aber ein starker Laserstrahl und Bombengeschosse konnten diese leicht durchdringen. Also musste Blaire mit seinen zwei kleineren Laserpistolen auskommen. Erst brachte er Abstand zwischen ihnen, es war kaum zu glauben, wie der klobig aussehende Percival sich so wendig bewegen konnte. Er machte einen Satz zurück, richtete dann die Pistolen auf den Neith. Es hagelte Schüsse und er schaffte es, den General zurückzudrängen um sich zu verteidigen und übernahm allmählich die Oberhand in der Offensive. „Das ist ein Kinderspiel … Ist das etwa alles?“, murmelte Blaire irritiert. Oder war es doch die Absicht des Generals, nicht anzugreifen? Bestimmt wollte er, dass er in die Vollen ging. Aber doch nicht so, dachte sich Blaire nur. „Wie lahm!“ Er warf die Pistolen weg, zog nun das stählerne Schwert von Percival. Sogar dies war ein altes Modell, moderne Klingen waren mit Energie versehen, es gab fast nur noch Laserschwerter. Aber diese hier war einfach nur eine gigantische Schneide aus strapazierfähigem und bruchsicherem Metall, mit solch einfachen Waffen kämpfte man früher eben noch. Samuil beobachtete genau, was der Junge tat. Er wollte nun wohl kurzen Prozess machen und den Kampf beenden. Mit Schilden wehrte er gerade noch die Laserschüsse ab, dann aber schon, mit unglaublich schnellem Tempo, eilte Percival mit gehobener Klinge auf ihn zu. An Blaires Kampfstil merkte Samuil, wie selbstsicher der Junge war. Sein ganzer Kampfstil strahlte diese Überlegenheit aus, als würde er sich selber für unbesiegbar halten. Und das war etwas, das man ausnutzen konnte. Ein Pilot durfte niemals übermütig werden. Diese Lektion hatte er schon vielen erteilt und letztens erst wurde Franklin für diesen Übermut bestraft. Er war ein guter Pilot, aber er hatte auch seine Fehler, wie jeder andere. Und diesen Fehler durften die anderen nicht mehr begehen. Weder die Elite, noch dieser Bengel. Das nahm sich der General als Vorsatz. Deshalb war Samuil auch vorbereitet. Er wollte ihn aus der Reserve locken, aber das war nicht nötig. Blaire wollte siegen, um jeden Preis. Und dabei verzichtete er voll und ganz auf Strategie und Zurückhaltung. „Er unterschätzt mich nicht. Nein, so dumm ist nicht mal er. Aber … Er hält andererseits auch zuviel von sich.“, das war Samuil klar. Als das Schwert auf ihn zusauste, brauchte es nicht viel, um die metallene Klinge mit seiner energiebeladenen aufzufangen. Mit wütendem Zischen prallten sie aufeinander. Samuil brachte mit einem Stoß wieder Abstand zwischen beide, aber nur Milisekunden später stürmten sie beide wieder nach vorne. Und dann folgte ein hitziger Zweikampf, ein schneller Schlagabtausch, es sprühten Funken, jedes Mal, als die so unterschiedlichen Waffen sich kreuzten. Doch dann wurde schnell klar, dass sie keine ebenbürtigen Gegner waren. Samuil wollte dem Ganzen ein Ende bereiten. Er hatte bereits alles gesehen, was er sehen wollte. Nein, nicht ganz. Eine Sache fehlte noch. Mit einem geschickten Schwung zerschlug er schlussendlich die Klinge von Percival, teilte sie in Zwei, mit einer Leichtigkeit, als hätte er bis vor kurzem nur mit ihm gespielt. Er hätte also jede Sekunde ernst machen können. Und just in dem Moment, als der bronzene Oldtimer unbewaffnet war, schoss ihm die aufblitzende Klinge entgegen, direkt links am Gesicht vorbei, striff die Panzerung leicht, so dass ein Kratzer entstand. Ein Treffer. Ein Signal ertönte. Der Kampf war vorbei. Die Regeln dieses Trainingskampfes waren auch simpel. Ein Treffer und es war vorbei. Im echten Kampf, draußen am Schlachtfeld, reichte meist auch nur ein einziger Schlag, um jemanden auszuschalten. Das mussten die Piloten lernen. "Der Kampf ist vorbei. Steig aus dem Roboter, Blaire Tyndall." Durch den Lautsprecher hallte die kühle Stimme von Samuil, ohne seine Stimmung zu verraten. Und auch der Neith kam zum Stillstand. Samuil öffnete das Cockpit, hangelte sich an der Maschine herab. Er nahm den Helm ab und wartete geduldig, dass der Junge auch seine Maschine verließ. „Was … sollte das … ?“ Die Wut war in Blaires Gesicht geschrieben, als es so schnell vorbei war. Er konnte gar nicht reagieren, schon war sein Schwert in zwei geteilt. Und dieser Treffer erst … „Wie lächerlich! Das war doch kein Kampf! Ich wollte ihn in den Boden stampfen … Nimmt der Kerl mich etwa nicht ernst?!“ Er ballte die Fäuste, wollte schon gegen das Steuerungspult schlagen, hielt aber dann inne. Seine Wange brannte etwas. Er rieb sich genervt darüber und bemerkte danach, dass Blut an seinen Handschuhen klebte. Er hatte einen Schnitt im Gesicht, genau wie Percival. „Au … Verdammt … !“, fluchte er nur. Wollte der General das also sehen? Sein Blut kochte, als er ausstieg. Den Kratzer konnte er nicht verbergen. Mit schnellen Schritten stand Samuil auch schon vor ihm und packte sein Kinn, um ihn genauer betrachten zu können. Aber dann brach es schon aus Blaire heraus. Er schlug die Hand des Generals weg, stampfte erzürnt am Boden auf. "Ja, ich bin verwundet! Glaubt ihr es jetzt?! Aber das hält mich nicht auf! Ich kämpfe trotzdem, selbst wenn ich nurnoch ein blutendes Wrack bin! Wenn ihr es mir verbietet, dann werdet ihr das schnell bereuen!!" Er wusste, das man mit drohen nicht weit kam. Er wusste, wie kindisch er sich benahm. Aber er hatte Angst. Angst davor, seinen einzigen Lebenszweck zu verlieren. Ein Niemand zu werden. Der Krieg und das Kämpfen waren doch sein einziges Licht im Leben. Der Tumult in seinem Inneren weckte etwas in Percival. Die Maschine bewegte sich, ohne einen Piloten in sich zu beherbergen. Sie hob ihre riesige Hand, stiess den General von Blaire weg und schleuderte ihn zu Boden. Danach kam sie wieder zum Stillstand. Stille herrschte in der Arena. Niemand der Zuschauer konnte so Recht fassen, wovon sie da gerade Zeuge wurden. Percival hatte sich von selbst bewegt und griff den General an. So etwas … war das nicht typisches Neumenschenhandwerk? Unbehagen breitete sich bei den Schülern aus und sie raunten mittlerweile aufgeregt. Selbst unter den Elitepiloten herrschte Sprachlosigkeit. Vorallem Lyial war die ganze Zeit über nervös und angespannt. Er konnte nicht einmal ruhig sitzen, bemerkte wohl aber auch nicht, dass er schon aufgestanden war, bevor der Kampf begonnen hatte. Er war beeindruckt. Blaire war wirklich gut. Und das wohl, weil er und Percival ein eingespieltes Team waren. Er verstand seine Maschine und konnte sie so effizient einsetzen. Da spielte es keine Rolle, dass er alt und aus der Mode war, er war genauso schnell wie ein Neith und ebenso wendig. Natürlich hatte er keine Chance gegen den General, die Niederlage war vorhersehbar. Normalerweise steuerte Samuil ja auch eine der mächtigsten Waffen der Urmenschheit. Lyial konnte die Ärgernis in Percival hören. Er verstand ihn und seine Intuition, Blaire zu beschützen. Der Roboter hatte sich von selbst bewegt. Zwischen den beiden herrschte wirklich ein einzigartiges Band, dabei spottete Blaire doch über ihn, weil er mit Maschinen sprach, doch scheinbar merkte er selbst nicht, dass Percival seinen Piloten durchaus verstehen konnte. Langsam setzte er sich wieder. Soviel Aufregung tat ihm nicht gut, ihm war schon ganz schwindelig. Hoffentlich beruhigte sich die Situation, wünschte er sich nur, als er, wie alle anderen, seinen Blick in die Mitte der Arena warf. Sorata war ebenso gefesselt. Dieser Blaire von der Gloriana ... Er war in ihren Augen so lebendig. Soviel Leben hatte sie noch nie in einem Menschen gesehen. Davon war sie fasziniert. Diese Leidenschaft, dieses Feuer. Es machte sie neidisch. Wie konnte man soviel empfinden ... Soviel aus sich rausgehen? Das wollte sie auch. Sie schaffte das nur nie. Die Anführerin legte eine Hand auf Lyial's Arm. Er wirkte ziemlich fertig, als wäre er einen Marathon gelaufen. "Beruhig dich. Du bist ja ganz erschöpft.", sprach die leise zu ihm. Ging ihm der Kampf etwa auch so an die Nieren? Sah er dasselbe, was sie auch sah? Ihr Blick wanderte dann zu Alvis und Golyath, die doch tatsächlich stritten, wer denn nun die Wette gewonnen hatte. Im Grunde lagen beide falsch, aber der blasse Mann behauptete, er wäre mit seiner geschätzten Zeit näher am Ergebnis. Sorata schüttelte nur den Kopf. Die beiden schienen das Wesentliche dieses Kampfes verpasst zu haben ... Samuil rappelte sich langsam auf. Dann klopfte er sich den Staub von der Kleidung. Der Schubser war zu seinem Glück nicht schmerzhaft gewesen. Der strenge Blick war kaum zu deuten. "Deine Maschine hat sich von selber bewegt. Und du bist verletzt. Anscheinend hatte der kleine Navigator recht. Deine Synchro liegt bei fast 100%." Dann schritt er langsam auf den Jungen zu. Er warf noch einmal einen Blick zu Percival hoch, aber der rührte sich nicht mehr. Völlig unerwartet packte er Blaire an den Schultern, drückte fest zu. "Du hast viel Potential. Riesiges Potential. Man könnte sagen, du bist ein ungeschliffener Diamant. Deine Fehler sind eindeutig, aber die kann man ausmerzen. Und ich werde sie ausmerzen. Ich werde dich mehr fordern, als jeden anderen. Und aus dir etwas machen, das noch keiner jemals gesehen hat. Ab heute bist du mein persönlicher Schüler. Und als erste Handlung als dein Lehrer ... nein, dein Meister ..." Dann hob er die Faust und schlug ihm ins Gesicht, so dass Blut aus der Nase von Blaire spritzte und er ein Stück nach hinten torkelte. "Du wirst mich nie wieder respektlos behandeln! Und auch deine Maschine wird nie wieder Hand an mich legen! Sollte so etwas noch einmal passieren, werde ich dich auspeitschen! Und jetzt steh auf, Blaire. Du kommst mit mir mit. Dein Training beginnt jetzt sofort. Die Elite hat sich auch bei mir zu melden!" Die letzten Worte rief er nach oben, wo die vier saßen. Dann stapfte er aus der Arena. Währendessen brachten die Techniker die beiden Maschinen weg, Blaire hatte keine Zeit sich darüber zu beschweren, dass jemand Percival anfasste. Er musste diesem wahnsinnigen Narbenmann folgen, der ihn genauso überrascht hatte, wie alle anderen. Er brachte kein Wort heraus, wie sonst, wo er doch alles und jedem widersprechen konnte. Noch dazu schmerzten seine Nase und sein Kiefer von dem heftigen Schlag ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)