Homeless von bloodinstinct ================================================================================ Kapitel 5: V ------------ Asagi ist einige Zeit später, am Nachmittag, wieder aufgewacht. Wir haben noch ein wenig geredet und zusammen gebadet. Asagi ist der festen Überzeugung, dass er mit zur Bandprobe kommen will. Da ich ihn sowieso nicht gerne alleine lasse, aber zur Probe muss, habe ich zugestimmt. So können uns Yuki, Hizaki und Jasmine You zumindest helfen. Ich werd Asagi nicht mehr alleine rausgehen lassen. Jetzt liegt er noch neben mir, es ist ziemlich früh. Ich hab einfach nicht mehr schlafen können. Zu viele Gedanken sind mir im Kopf herum geschwirrt. Und jetzt denke ich ja schon wieder nach. Glücklicherweise werde ich jedoch von Asagi abgelenkt, der langsam aufwacht. „Ohayo Kamijo“ Er lächelt mich sanft an und küsst mich kurz. Dann streckt er sich wie eine Katze. Eine sehr anmutige Katze... „Wann müssen wir los?“ will er wissen. „In ungefähr einer Stunde.“ „Dann sollten wir uns wohl beeilen und aufstehen.“ Kaum hat er das gesagt, erhebt er sich auch schon und geht in das Ankleidezimmer. Verwundert sehe ich ihm hinterher. Seit wann ist Asagi denn morgens schon so munter? Wie auch immer, ich folge ihm und sehe, dass er sich schon Klamotten für heute rausgesucht hat. Die, die wir gestern gekauft haben, sind schon in den Schränken untergebracht. Er hält tatsächlich mein Lieblingstop in der Hand. Dazu schwarze Röhrenjeans und Pants. Er grinst mich nochmal an, gibt mir einen kurzen Kuss und verschwindet im Bad. Ich suche mir derweil ebenfalls Klamotten raus und ziehe mich um. Geduscht hab ich vorhin schon, als Asagi noch geschlafen hat. Da ich in der Küche natürlich keine Brötchen finde, beschließe ich, dass wir später was zu essen holen werden. Ich mache nur zwei Tassen Kaffee und warte auf Asagi. Als er schließlich aus dem Bad kommt, ist er schon umgezogen und gestylt, darum gehe ich nun ins Bad, um meine Haare zu stylen und mich zu schminken. Irgendwie habe ich keine Lust, heute zur Bandprobe zu gehen. Ich hab ein schlechtes Gefühl. Viel lieber würde ich hier bleiben und mit Asagi kuscheln. Aber da ist nichts zu machen, ich hab Teru versprochen, heute zu kommen. Wenigstens bin ich durch den Kaffee etwas munterer. Zurück bei Asagi in der Küche staune ich trotzdem, wie wach er schon ist. Ich bin echt ein Morgenmuffel... „Wir sollten gehen.“ Wir haben noch eine Viertelstunde Zeit. Ich weiß jetzt schon, dass wir zu spät kommen werden. Was solls... Zumindest kommt Asagi mit, und er hat ein tolles Shirt an. Mit viel nackter Haut. Und das gehört alles mir. Welch ein schöner Gedanke... Das Objekt meiner Begierde, also Asagi, läuft gerade an mir vorbei. Nebenbei nimmt er meine Hand und zieht mich mit. Erst im Flur kommt er wieder zum Stehen. „Kamijo, nicht träumen, sondern anziehen.“ Er sieht mich auffordernd an. Ich murre nur, ziehe dann aber Schuhe und Jacke an. Gut, dass ich Handy, Schlüssel und Geld schon eingesteckt habe. Als ich wieder zu Asagi sehe, hat er seine neuen Lieblingsschuhe und die Lederjacke an. „Werd mal munter. Sonst verirren wir uns noch.“ Huh? Wie sind wir denn auf die Straße gekommen? Ich hab das Gefühl, ich bin heute etwas abwesend. Trotzdem bemerke ich, dass Asagi meine Hand fest in seiner hält. Ich sehe mich kurz um, orientiere mich, und laufe los. Wir standen vor dem Haus, in dem unsere Wohnung ist. Peinlich... Endlich kommen wir am Proberaum an. Wir fahren mit dem Aufzug, da der Raum ziemlich weit oben liegt. Er wird von mir finanziert, darum ist er auch ziemlich gut ausgestattet. Weiterhin Asagis Hand haltend, betrete ich mit ihm den Raum. Natürlich sind alle schon da, sie sind immer pünktlich. Oder meistens. „Ohayo.“ sage ich einfach mal in den Raum, ziehe meine Jacke aus und hänge sie zusammen mit Asagis auf. Dann steuere ich mit ihm mein Stammsofa an und lasse mich darauf fallen, Asagi neben mir. „Oh, der König ist da. Natürlich auf die Minute pünktlich.“ spottet Hizaki, lächelt dabei aber. Er und Teru sitzen mit ihren Gitarren auf dem Boden. Warum sie immer auf dem Boden sitzen, hab ich noch nie verstanden. Hizaki ist heute nicht gestylt, so wie zu jeder Probe. Jasmine You sitzt mit seinem Bass an die Wand gelehnt da und hat die Augen geschlossen. Als er jedoch bemerkt, dass ich ihn beobachte, öffnet er seine Augen und sieht mich an. Manchmal macht er mir ja Angst... Aber als er Asagi neben mir und unsere verschränkten Hände sieht, lächelt er. Und Yuki... ja, wo ist Yuki? Da höre ich ein Kichern aus einer Ecke. Dort hockt Yuki vor einer weiteren Person und scheint sie zu kitzeln. „Yuki?“ Erschrocken dreht er sich zu mir um. Als er mich sieht, grinst er breit und stürzt sich auf mich. Was zum...? Da lässt er auch schon wieder von mir ab und strahlt mich an. „Guck mal Kamijo, ich hab endlich einen Freund. Einen ganzen tollen Freund, den Besten den es gibt.“ „Kann gar nicht sein, den hab ich.“ entgegne ich gelassen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Jas sich ein Lachen verkneifen muss. Yuki hingegen schmollt. „Ruiza, komm mal her.“ Ah, also ist sein Kitzelopfer auch sein Freund. Gut, so schlecht sieht er ja nicht aus, braune Haare und ein bauchfreies Oberteil. Er hat einen flachen Bauch und ein Bauchnabelpiercing. Aber Asagi ist trotzdem hübscher, er ist eben alles für mich, da kommt kein anderer ran. Ich löse meine Hand von seiner, sehe dabei aber weiterhin zu Yuki. Meine Hand findet ihren Weg zu Asagis Seite, dort wo das Top offen ist. Sanft streichle ich über seine weiche Haut und bemerke, dass er sich verspannt. Außerdem ist ein erschrockenes Keuchen zu vernehmen. Yuki sieht mich etwas irritiert an, dann wandert sein Blick jedoch erst zu meiner Hand und dann zu Asagi. „Das ist also dein Freund?“ Ich nicke nur. „Und dabei hatten alle die Hoffnung, du wärst doch hetero. Schön, dass dus nicht bist.“ 'Alle' heißt in dem Fall Hizaki und Teru. Yuki ist schwul, und bei Jas weiß niemand so genau... Manchmal will ich auch gar nichts genaueres wissen. Asagi hält meine Hand fest. Oder eher, er legt seine Hand auf meine, hindert mich somit, sie weiter zu bewegen. Jetzt sehe ich doch zu ihm. Er sieht etwas tadelnd aus. Als Entschuldigung hauche ich ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Wollen wir dann auch mal proben? Wenn der König dies gestatteten würde.“ Hizaki sieht uns etwas genervt an. Okay, er ist hetero und ich kann ja verstehen, dass er nicht gerade begeistert ist. „Natürlich, Prinzessin.“ Er hasst es wenn ich ihn so nenne, vor allem wenn er kein Kleid anhat, so wie jetzt. „Kamijo, hör auf damit. Du weißt genau, dass ich das hasse.“ Drohend sieht er mich an. Ich glaub ich werde mich etwas zurückhalten, wenn Hizaki wütend ist, kann er ziemlich gemein werden. Da fällt mir auf, Teru hat ja noch gar nichts gesagt. „Teru-chan? Alles okay?“ Erschrocken starrt er mich an, nickt dann aber. Aber irgendetwas macht ihm Probleme, dass merke ich. Ich bin ja nicht umsonst sein bester Freund. „Okay, dann sollten wir jetzt mal anfangen. Am besten, wir besprechen als Erstes die neuen Lieder.“ Zustimmend nicken die anderen und wir setzen uns an den Tisch, der in der Mitte des Raumes steht. Asagi wird derweil von Ruiza 'entführt', der ja auch nicht zur Band gehört. Die beiden setzten sich wieder auf ein Sofa und beginnen sich zu unterhalten. Dann brauch ich mir darum keine Gedanken machen. Wir konzentrieren uns vollkommen auf die Songs, nur Teru wirkt abwesend. Den anderen scheint es nicht aufzufallen, aber er beteiligt sich kaum an den Gesprächen und sieht traurig aus. Als wir beschließen eine Pause zu machen, gehe ich schnell zu Asagi. „Ist es okay, wenn ich dich alleine lasse? Irgendetwas stimmt mit Teru nicht. Ich versprech dir, später bin ich wieder voll für dich da, ja?“ „Ist okay. Ruiza ist total nett. Ich komm schon klar.“ Er zieht mich zu sich herunter, um mir einen liebevollen Kuss zu geben. Dann entlässt er mich wieder und ich gehe zu Teru, der in einer Ecke sitzt. „Hey, was ist los?“ „Nichts. Es ist alles okay.“ So tonlos, wie Teru mir das weismachen will, glaube ich ihm nicht. Ich kenne ihn viel zu lange, um ihm diese Ausrede abzunehmen. Ich ziehe ihn hoch und aus dem Raum, da er anscheinend nicht vor den anderen über seine Probleme reden will. Als wir ein Stück entfernt von dem Proberaum auf dem Flur stehen, frage ich ihn erneut, was ihn bedrückt. „Ich hab mich verliebt.“ gibt er schließlich zu. „Das ist doch toll. In wen denn?“ „In... Hizaki.“ Langsam rutscht er an der Wand herunter, während ich nicht fassen kann, was mir Teru da eben gestanden hat. Aber gut, Hizaki sieht manchmal echt wie ein Mädchen aus, kein Wunder also, dass sich Teru in ihn verliebt hat. Ich hocke mich vor ihn. „Du hast dich also in unsere Prinzessin verliebt?“ Er schüttelt jedoch den Kopf. Okay, jetzt verstehe ich nichts mehr. „Ich liebe ihn, als Mann. Nicht seine Verkleidung. Ich liebe es, wenn er sich immer total aufregt, weil du ihn Prinzessin nennst, wenn er dich König nennt, wenn er mich umarmt. Ich liebe einfach alles an ihm.“ Das ist jetzt wirklich ein Schock. Seit wann ist Teru schwul? Er schluchzt leise, darum nehme ich ihn in den Arm. „Ganz ruhig bleiben, Teru-chan.“ Er beruhigt sich tatsächlich wieder und sieht mich an. „Was soll ich denn jetzt machen Kamijo? Ich halte es in seiner Nähe einfach nicht mehr aus.“ „Meinst du nicht, dass er vielleicht an dir interessiert sein könnte?“ Er schüttelt nachdrücklich den Kopf. „Nein. Er ist vergeben.“ „Echt? Oh scheiße, das wusste ich gar nicht. An wen? Du kommst schließlich gegen jedes Mädchen an.“ Er lacht freudlos. „Mädchen? Er ist mit Jas zusammen. Gegen ihn komme ich nicht an.“ Hizaki ist auch schwul? Was ich alles an einem Tag erfahren muss. Und dann ist er auch noch mit Jasmine zusammen. Gerade mit Jas. Seit wann teilt Hizaki denn seine Vorlieben? „Scheiße...“ Mein einziges Kommentar dazu. Ich weiß echt nicht was ich sagen soll, im Moment schockt es mich einfach alles zu sehr. „Sag es ihm, vielleicht kannst du dann abschließen.“ „Meinst du echt?“ „Ich weiß es nicht.“ Er seufzt und lehnt sich an mich. Mittlerweile sitze ich neben ihm, erhebe mich nun aber. „Wir müssen wieder.“ Ich helfe auch Teru aufzustehen, dann gehen wir zurück zu den anderen in den Proberaum. Als erstes sehe ich zu Asagi. Neben ihm sitzt Jasmine. Seine Hände liegen auf Asagis Seiten und er streichelt dort die nackte Haut. Asagi wirkt nicht gerade begeistert, hilfesuchend sieht er zu mir. Sofort gehe ich zu den beiden und ziehe Jas von Asagi weg. Er sieht mich nur mit hochgezogener Augenbraue an. Da brennt eine Sicherung bei mir durch, ich lege eine Hand um seinen Hals und drücke leicht zu. Nun, wenigstens dafür bekomme ich eine angemessene Reaktion, denn Jas sieht mich nun geschockt an und versucht sich zu befreien. Aber ich drücke nur fester zu und presse ihn an eine Wand. „Du hast Hizaki überhaupt nicht verdient.“ zische ich in sein Ohr. Dann drücke ich noch einmal fest zu, lasse ihn dann aber los. Etwas keuchend fasst er sich an den Hals und starrt mich an. „Was sollte das denn Kamijo? Seit wann bist du so gewalttätig?“ Hizaki ist zu Jas getreten und besieht sich seinen Hals. Scheiße, das hab ich gerade nicht wirklich gemacht, oder? Gut, Jas hat Asagi angefasst, aber das ist doch kein Grund, ihn sofort halb zu erwürgen. Ich hab langsam das Gefühl, verrückt zu werden. Schnell drehe ich mich um und gehe aus dem Raum. Kaum das ich draußen bin, renne ich zu den Toiletten. Dort lasse ich mich an einer Wand herunter gleiten, hoffe das niemand rein kommt und verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen. Was hab ich nur getan? Ich hab einen Freund und Bandkollegen gewürgt. Es gibt keinen Grund, der das rechtfertigen würde. Keinen. Und trotzdem hab ich es getan. Ich hätte Jas umbringen können, oder ernsthaft verletzen. In dem Moment hab ich überhaupt nicht nachgedacht. Bin ich etwa so eifersüchtig? Ich will Asagi mit niemandem teilen. Zudem hat er Jas erlaubt, ihn zu streicheln, aber bei mir hat er etwas dagegen. Warum? Ich bin doch sein Freund. Was hab ich nur falsch gemacht, dass Asagi so reagiert? Dass er von Jas' Berührungen nicht begeistert war, verdränge ich einfach. Ich stehe wieder auf und trete an den Spiegel. Gott, seh ich schlimm aus. Ich hab zwar nicht geheult, aber genau so sehe ich aus. Vollkommen fertig und ausgelaugt. Schuldbewusst. Ich kann mein Gesicht einfach nicht mehr sehen und schlage mit der Faust in den Spiegel. Er zerspringt in tausend Teile, die nie wieder zusammen gefügt werden können. Meine Hand schmerzt, aber ich nehme es kaum wahr. Ich will nicht zurück gehen, dann muss ich mich den Konsequenzen meines Handelns stellen. Aber ich will weder Jas, noch Hizaki oder Asagi begegnen. Ich will im Augenblick einfach meine Ruhe haben. Verzweifelt breche ich neben dem Waschbecken zusammen. Jetzt weine ich doch, Tränen finden ihren Weg über meine Wangen zu meinen Kinn. Ich bemerke sie kaum. In mir tobt nur noch der Gedanke, einen Freund, viel Vertrauen und Asagi verloren zu haben. Ich will einfach nicht mehr, ich will über nichts mehr nachdenken, nichts mehr fühlen. Keinen Schmerz, weder körperlichen noch seelischen. Aber es geht nicht. Ich fühle mich schon taub von dem ganzen Schmerz. Mittlerweile sehe ich kaum noch etwas, da die vielen Tränen meine Sicht behindern. Es ist mir auch egal. Was soll ich schon sehen? Noch mehr Schmerz? Das ist im Augenblick die einzige Sache, die mir wahrscheinlich erscheint. Ich bin anscheinend eingeschlafen, denn das nächste, was ich sehe, ist Asagis schmerzverzerrtes Gesicht. Ich sage doch, ich sehe nur noch Schmerz. Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen und ich weine haltlos, bekomme kaum mit, dass ich in den Arm genommen werde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)