Homeless von bloodinstinct ================================================================================ Kapitel 1: I ------------ Ein ganz normaler Tag. Ich bin heute 'undercover' unterwegs, soll heißen ich habe normale Klamotten an. Normalerweise trage ich ja immer Sachen im Rokoko-Stil, aber heute nur ein graues Shirt mit V-Ausschnitt und Jeans. Geschminkt und gestylt bin ich trotzdem, darauf kann ich nicht verzichten. Aber ich wollte heute einfach nicht erkannt werden, zudem trage ich diese auffälligen Klamotten nur, wenn ich im Auftrag meiner Band zu tun hab. Im Alltag mag ich sie nicht so. Ich bin heute in Shibuya unterwegs, shoppen. Das Tolle ist, dass ich so viel Geld zur Verfügung habe, wie ich will. Meine Band ist noch nicht so erfolgreich, aber ich habe ziemlich viel Geld geerbt, eigentlich bin ich Millionär. Meinen Status nutze ich nicht so aus wie viele andere, ich freue mich nur immer viele Klamotten kaufen zu können. Außerdem kann ich so meine Band besser vorantreiben. Ich streife durch die Shoppingcenter, auf dem Weg zu meinem Lieblingsladen. Dabei stelle ich fest, dass es in diesem Center zu viele Obdachlose gibt. Aber ich beachte sie nie. Meiner Meinung nach sind sie selber schuld, jeder hat eine Chance, und wenn man die vergeigt, ist man selber schuld. Zumindest war das meine Meinung. Bis ich IHN sehe. Er hat ein altes, zerrissenes, schwarzes Shirt an, ebenso zerrissene Hosen und abgenutzte Schuhe. Schwarze Haare, die ziemlich verstrubelt sind und ungepflegt aussehen, genau wie er selbst auch. Scheint schon lange keine Dusche mehr gesehen zu haben. Trotz des Staubs und Drecks bemerke ich, dass er eine ziemlich helle Haut hat, fast weiß. Sie steht im krassen Gegensatz zu seinen Haaren. Er scheint etwa so alt zu sein wie ich, vielleicht etwas jünger, also Mitte zwanzig. Zudem sieht er ziemlich traurig und verzweifelt aus, ich kann durch die Löcher in seinem Shirt Blutergüsse sehen. 'Nein, kein Mitleid haben.' mahne ich mich, aber es ist schon zu spät. Er hat mich in seinen Bann gezogen. Ich entschließe mich in ein Cafe zu gehen, von dem aus ich ihn weiter beobachten kann. Genau das tue ich auch, bestelle einen Kaffee und sehe durch das Fenster zu der schwarzhaarigen Schönheit. Er bettelt, aber kaum jemand beachtet ihn. Erst da bemerke ich, dass er ziemlich dünn zu sein scheint. Jedoch gibt er nicht auf, hin und wieder bleiben Leute stehen und geben ihm ein paar Yen. Aber damit kann er doch nicht überleben. Außerdem sehe ich nirgendwo Wechselklamotten oder etwas in der Art. Ich reiße mich los und beschließe nach Hause zu gehen, an shoppen ist heute nicht mehr zu denken. Am nächsten Tag ist der Bettler jedoch immer noch in meinem Kopf. Ich will ihn wiedersehen, darum gehe ich, wieder normal gekleidet, in das Einkaufszentrum und hoffe, dass er noch da ist. Ist er tatsächlich noch, am selben Platz wie gestern. Nur sieht er noch schlimmer aus, er hat dunkle Augenringe und ich meine einige Blutergüsse mehr erkennen zu können. Ich nehme wieder meinen Beobachtungsposten im Cafe ein, aber lange halte ich es nicht aus, so dazusitzen, ohne etwas zu tun. Irgendetwas an ihm fasziniert mich. Ich kaufe also einen Kaffee und ein Brötchen für ihn, verlasse das Cafe und gehe zu ihm. Er sieht mich hoffnungsvoll an. „Haben Sie vielleicht ein wenig Geld für mich?“ fragt er mich. Höflich ist er schon mal. Ich schüttele auf seine Frage nur den Kopf und er sieht enttäuscht weg. Aber ich hocke mich vor ihn und halte ihm den Kaffee und das Brötchen hin. Er sieht mich fragend an. „Nimm ruhig. Du kannst das eher gebrauchen als ich.“ meine ich nur und werde angelächelt. „Danke.“ Er nimmt die Sachen an und vernichtet sie sofort. Ich bleibe weiterhin vor ihm hocken und beobachte ihn fasziniert. Er wirkt fast wie ein ausgehungertes Raubtier. „Wann hast du das letzte Mal gegessen?“ will ich von ihm wissen. „Gestern morgen.“ meint er nach einem kurzen Zögern. „Und was?“ „Einen Apfel, den jemand hat fallen lassen.“ Er sieht beschämt aus. Aber wenn er gestern morgen nur einen Apfel gegessen hat, wann hat er dann das letzte Mal richtig gegessen? Ich richte mich auf und halte ihm meine Hand hin. Er sieht mich fragend an. „Komm mit. Ich besorg dir was zu Essen und wenn du willst, kannst du bei mir duschen.“ Ungläubig werde ich angesehen. Ich kann es ja selber kaum glauben, dass ich ihm das anbiete. Aber ich meine es ernst. Und das Geld habe ich ja eh. „Aber...du.. Sie werden als Bezahlung keinen Sex oder derartiges verlangen, oder?“ fragt er mich ängstlich. Jetzt bin ich es der ungläubig guckt. Denkt er etwa so was von mir? „Nein. Warum sollte ich?“ Er zuckt nur mit den Schultern, ergreift dann aber meine Hand und steht auf. Er ist größer als ich, wenn auch nicht viel. „Wie heißt du überhaupt?“ will ich von ihm wissen, während wir durch das Shoppingcenter gehen. „Asagi.“ Ein hübscher Name, wie ich finde. „Ist das dein echter Name?“ Er lächelt etwas und schüttelt nur den Kopf. Dachte ich es mir doch. „Ich bin Kamijo. Und bleiben wir beim 'du', okay?“ Er nickt nur und folgt mir, als ich einen Imbiss ansteuere. Ich bestelle einfach mal von allem was, da ich auch Hunger bekomme und Asagi dringend was auf die Rippen bekommen muss. Er sieht mich nur mit großen Augen an, als ich die Tüten entgegen nehme. Zwei drücke ich ihm in die Hand, die restlichen trage ich selber. „Kommst du?“ Er ist stehen geblieben, oder eher, er hat sich nicht von der Stelle bewegt. Erst als ich ihn bei seinem Namen rufe, läuft er mir wieder hinterher. Meine Wohnung ist nicht weit weg, darum laufen wir. Ich mache mir Sorgen um Asagi, er schwankt manchmal und ist noch blasser geworden als er vorher schon war. Liegt wahrscheinlich an dem Schlafmangel, den er zwangsweise gehabt haben muss, und der Unterernährung. „Asagi? Alles okay?“ Er nickt nur mit zusammengebissenen Zähnen und folgt mir weiterhin. Als wir endlich ankommen, bin ich wirklich froh, dass der Fahrstuhl in dem Haus immer funktioniert. Asagi scheint gar nicht zu realisieren wo wir sind, er hat Mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Als wir in meinen Stockwerk, dem obersten, angekommen sind schließe ich sofort die Tür zu meiner Wohnung auf. Ich kicke die Schuhe von den Füßen, da ich ja beide Hände voll hab, und nehme Asagi die Tüten ab, damit er sich ebenfalls seine Schuhe ausziehen kann. Ich betrete derweil ich die Küche und gebe den Inhalt mehrerer Schachteln auf zwei Teller, mit denen ich dann in mein Wohnzimmer gehe. Ich will nicht im Esszimmer essen, ich weiß gar nicht warum ich so was überhaupt hab. Asagi steht etwas unschlüssig im Raum. „Komm her.“ Ich deute auf das Sofa, auf dem ich auch schon sitze. Eine Decke liegt über dem Sofa, darum mache ich mir auch keine Sorgen, dass es dreckig werden könnte. Und so ein Ordnungsfreak bin ich auch nicht. Etwas zögernd setzt sich Asagi neben mich. Ich drücke ihm die Stäbchen in die Hand und fange an zu essen. Er schaut noch einmal zu mir, ich nicke ihm aufmunternd zu, und beginnt dann ebenfalls zu essen. Er ist nur sehr viel schneller fertig als ich. Ich habe gerade mal die Hälfte gegessen, als Asagi seinen leeren Teller weg stellt. „Hast du noch Hunger?“ Er nickt schüchtern, darum stelle ich meinen Teller ab und gehe in die Küche, um noch etwas für Asagi aufzuwärmen. Kurz darauf komme ich mit einem frisch gefüllten Teller voll dampfender geratener Nudeln zurück in mein Wohnzimmer. Asagi sitzt noch genauso da wie ich ihn verlassen habe. Ich drücke ihm Teller und Stäbchen in die Hand. Er bedankt sich und fängt wieder an zu essen. Auch ich nehme mir wieder meinen Teller, beobachte aber nebenbei Asagi. Er ist anscheinend gut erzogen, denn auch wenn er ziemlichen Hunger haben muss, isst er vernünftig und schlingt nicht. Ich muss lächeln, vielleicht waren meine Vorurteile doch nicht alle so richtig? Als Asagi auch mit seinem zweiten Teller fertig ist bin ich auch gerade fertig. „Magst du baden gehen?“ „Ja, gerne. Wenn das okay für dich ist.“ Er wirkt etwas schüchtern, als ob er denkt, dass er das gar nicht verdient hätte. Aber da immer noch ich das zu entscheiden habe, ziehe ich ihn hoch und gehe mit ihm in mein Bad. Ich hab eine große Eckbadewanne, eher ein Whirlpool. Okay, meine Wohnung ist überhaupt ziemlich groß und modern. Es ist eben ein Penthouse. Ich drücke Asagi auf den Rand der Badewanne, dann lasse ich das Wasser rein und gebe ein Schaumbad dazu. „Bleib hier. Bin gleich wieder da.“ Da es eine Weile dauern wird, bis die Wanne voll ist, gehe ich in mein Ankleidezimmer (ja, so was habe ich) und suche für Asagi frische Klamotten. Ich werde ihn nicht in seinen zerrissenen Sachen rumlaufen lassen. Mit den neuen Klamotten gehe ich zurück ins Bad und stelle das Wasser ab, da die Wanne voll ist. „So, ruf mich, wenn du was brauchst und lass dir soviel Zeit wie du willst. Frische Klamotten hab ich dir hier hingelegt. Handtücher sind dort.“ Ich lege ein großes, flauschiges Handtuch auf die Heizung, damit es schön warm ist, wenn Asagi aus der Wanne kommt. Es ist immerhin schon Herbst. Ich lächle Asagi noch einmal zu und gehe dann aus dem Bad. In der Zeit, in der er baden ist, räume ich die Teller auf und stelle die Reste für später oder morgen in den Kühlschrank. Die Decke auf dem Sofa werfe ich in die Waschmaschine und Asagis alte Schuhe in den Müll. Hört sich vielleicht fies an, aber sie waren durchgelaufen. Da waren Löcher in den Sohlen und an den Zehen. Ich werd einfach mit Asagi shoppen gehen, ihm neue Schuhe und Klamotten kaufen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass er wieder zurück auf die Straße geht. Ich will ihn kennen lernen, er soll bei mir bleiben. Hoffentlich hat er da nichts dagegen. Da kommt Asagi aus dem Bad, mit neuen Klamotten, frisch gewaschen und noch nassen, glänzend schwarzen Haaren. Er sieht zwar trotzdem noch müde aus, ist aber zumindest sauber. „Danke.“ ist das einzige was er sagt, während er sich neben mich setzt. Er lehnt sich zurück und scheint nachzudenken, über was weiß ich nicht. Schließlich schläft er einfach ein, wahrscheinlich wollte er das nicht mal. Ich muss lächeln, er sieht schon süß aus. So unschuldig. Und der Schlaf wird ihm gut tun, so erschöpft wie er war. Ich beschließe, dass er nicht auf dem Sofa schlafen wird. So sauber wie er jetzt ist, kann er auch im Bett schlafen. Darum hebe ich ihn auf meine Arme und trage ihn zu meinem Schlafzimmer. Ich hab ein Wasserbett, auf das ich Asagi jetzt lege. Das Shirt und die Jogginghose lasse ich ihm, ich weiß ja nicht wie er darauf reagieren würde, wenn ich ihn ausziehen würde. Ich decke ihn also nur zu. Er sieht so friedlich aus, wie ein Engel. Da ich auf dem Sofa schlafen werde gehe ich in mein Ankleidezimmer, in dem ich eine zweite Decke und Kissen habe. Ich nehme mir beides und lege es auf das Sofa. Dann ziehe ich mich jedoch aus, ich kann nur in Shorts schlafen, und krieche unter die Decke. Ob Asagi morgen noch da sein wird? Er ist noch da. Als ich aufgewacht bin, habe ich direkt nach ihm gesehen. Er lag noch immer in meinem Bett, hatte jedoch Fieber. Und er hat immer noch Fieber. Er schwitzt, einige feuchte Haarsträhnen kleben ihm im Gesicht. Ich sitze neben ihm auf dem Bett und messe seine Temperatur. 39,5°C. Ich seufze und gehe ins Bad um eine Schüssel mit Wasser, sowie Handtücher zu holen. Zurück bei Asagi mache ich ihm Wadenwickeln. Er wirkt nicht gerade begeistert, bekommt aber zum Glück nicht viel mit. Ich hole noch eine Flasche Wasser und ein Glas, da Asagi viel trinken muss, um das Fieber zu senken. Ich zwinge ihn dazu, wenigstens ein Glas auszutrinken, dann lasse ich ihn in Ruhe. Er scheint wieder weg zu dämmern, aber zur Sicherheit bleibe ich bei ihm. Alle zwei Stunden wecke ich ihn, damit er etwas trinkt, ich seine Temperatur messen kann und die Wadenwickeln erneuern kann. Leider muss er aufgrund des vielen Trinkens auch irgendwann auf die Toilette, darum helfe ich ihm auf und begleite ihn ins Bad. Dort lasse ich ihn dann aber doch alleine. Zurück im Bett lasse ich ihn erneut alleine, jedoch um eine Hühnersuppe zu kochen. Ich zwinge ihn, sie komplett zu essen, auch wenn er sich etwas wehrt. Als ich ihm jedoch sage, dass er mein Gast ist und ich das Sagen habe, ist er sofort still und isst brav die ganze Suppe. Nach dem Essen lasse ich ihn zwei Stunden schlafen, bevor ich ihn wieder wecke, um die Temperatur zu messen. Mittlerweile sind es nur noch 38,8°C, darum entferne ich die Wadenwickel, wische dafür den Schweiß von Asagis Gesicht. Er sieht mich mit glänzenden Augen an, ich kann so etwas wie Dankbarkeit erkennen. Plötzlich fängt er an zu zittern. „Mir ist kalt.“ murmelt er. Ich lege mich neben ihn und ziehe ihn in meine Arme. Körperwärme wirkt am besten. Schnell hört er auf zu zittern und schläft wieder ein. Dieses Mal in einen tiefen Schlaf, davor hat er nur immer unruhig geschlafen. Ich überlege derweil woher das Fieber überhaupt gekommen ist. Ich vermute durch die Überanstrengung. Und jetzt bin ich mir auch sicher, ich werde Asagi zur Not zwingen bei mir zu bleiben. Ich mache mir schließlich Sorgen um ihn und ich will nicht, dass er noch mal so zusammen bricht. Er ist einfach nicht für das Leben auf der Straße gemacht. Er gehört hierher, zu mir. Ich weiß es einfach. Ich merke kaum, dass ich müder werde und schließlich mit Asagi im Arm einschlafe. Am nächsten Morgen wundere ich mich über die Wärme neben mir. Seit wann schlafe ich denn neben der Heizung? Ich schlage meine Augen auf und sehe direkt in das wunderschöne Gesicht Asagis. Er schläft noch, sieht aber schon viel besser aus. Ich rappele mich auf und greife nach dem Thermometer um Asagis Temperatur zu messen. Seine Temperatur ist ziemlich gesunken, sie liegt nur noch bei 37,3°C ist also fast wieder normal. Ich bin erleichtert, denn Fieber kann auch ganz anders enden. „Kamijo?“ murmelt da Asagi neben mir. Er sieht mich verschlafen an. Als er erkennt, wo er ist, dreht er beschämt den Kopf zur Seite. Warum macht er das immer? „Asagi? Alles okay?“ frage ich ihn. „Ja, tut mir leid, dass ich dein Bett blockiert habe. Das wollte ich nicht.“ „Ich weiß. Ist schon okay. Ich hab mir Sorgen gemacht. Du hattest Fieber.“ Jetzt sieht er wieder zu mir. „Warum machst du das alles für mich? Warum bist du so nett zu mir?“ will er wissen. „Weil ich dich mag.“ meine ich nur. Etwas anderes ist es auch nicht. Ich mag Asagi einfach, er ist ein netter Mensch und sieht zudem noch hübsch aus. Aber er dreht nur seinen Kopf zu Seite und sieht an die Decke. „Ich bin schwul, wie kann man mich da mögen?“ „Asagi. Magst du mich?“ Er sieht mich verwirrt an. „Ja, warum?“ „Ich bin auch schwul. Was hat denn bitte die Sexualität damit zu tun, ob jemand nett ist oder nicht?“ will ich von ihm wissen. Verachtet er sich etwa weil er schwul ist? „Alle haben mich deswegen fertig gemacht. Bin ich etwa so minderwertig?“ Er sieht mich traurig an. Minderwertig? Asagi? Niemals. Ich beuge mich ein Stück zu ihm, sodass unsere Gesichter nah beieinander sind. „Du bist doch nicht minderwertig. Du bist großartig, nett und gutaussehend. Was will man mehr?“ Dann habe ich einen Kurzschluss, zumindest fühlt es sich so an. Ich überwinde die letzte Entfernung und lege meine Lippen auf Asagis. Ich begehre ihn; ihn, nicht nur seinen Körper. Er wehrt sich nicht, aber er erwidert meinen Kuss auch nicht. Gerade, als ich mich von ihm lösen will, legt er seine Hände in meinen Nacken und zwingt mich bei ihm zu bleiben. Er fängt an den Kuss stürmisch zu erwidern. Glücklich seufze ich und lecke jetzt über Asagis Lippen. Er öffnet sie sofort ein Stück und meine Zunge erkundet seine Mundhöhle, will das gesamte fremde Gebiet kennen lernen. Er versucht mich zurück zu drängen, ist aber wenig erfolgreich. Bis er mir leicht auf die Zunge beißt. Sofort ziehe ich sie zurück, und diese Chance nutzt Asagi um nun meine Mundhöhle zu erforschen. Und das wo ich doch lieber der Dominante bin. Aber ich lasse ihn gewähren, bis wir beide keine Luft mehr bekommen. Keuchend lösen wir uns voneinander. „Kommt dir das etwa minderwertig vor?“ frage ich Asagi. Er zuckt nur mit den Schultern. „Mit Sex wäre es auch nicht anders, als wenn ich eine Nutte wäre.“ Fassungslos sehe ich ihn an. „Denkst du wirklich so? War da etwa bei dir kein bisschen Gefühl dabei?“ „Doch, aber ich hab schon mal überlegt, auf den Strich zu gehen. Dafür bin ich jedoch zu schüchtern. Außerdem, wer will schon so einen Körper? Ein Skelett? Ach, ich vergaß, ein blau-grün-rotes Skelett.“ Er wird zynisch, gar nicht gut. Er stößt mich von sich, springt auf und zerrt sich das Shirt über den Kopf. Das erste Mal sehe ich ihn oben ohne. Und selbst nach der Zeit in der er bei mir war, sind auf seinem gesamten Oberkörper Blutergüsse verteilt. Zudem ist er wirklich dünn, man kann schon fast die Rippen sehen. Ich stehe ebenfalls auf und gehe auf Asagi zu. Lege meine Arme um ihn. Drücke ihn an mich. „Was ist da passiert?“ will ich leise von ihm wissen. „Da war so eine Gang, die haben mich schon am ersten Tag gefunden. Also am ersten Tag, an dem ich auf der Straße leben musste. Da hatte ich noch einen Rucksack in dem Klamotten waren und auch ein bisschen Geld. Die Typen haben mich verprügelt, meine Klamotten geklaut und mein Geld sowieso. Seitdem sind sie eben jeden Tag gekommen, abends, und haben sich das Geld geholt, dass ich den ganzen Tag erbettelt habe. Ich wollte es ihnen nicht geben, also haben sie es sich geholt.“ „Ach Asagi.“ Ich schiebe ihn wieder auf das Bett zu und drücke ihn darauf, sodass er auf dem Rücken liegt, ich über ihm. Er sieht mich verwirrt an, aber ich lächle nur und küsse die Blutergüsse. So werden sie zwar nicht heilen, aber ich kann Asagi zumindest zeigen, dass ich für ihn da bin. Schließlich küsse ich mich nach oben, zu seinen Lippen. Er lächelt und kommt mir ein Stück entgegen, damit sich unser Lippen wieder treffen können. Ich lächele in den Kuss und bin froh, dass mir Asagi das erzählt hat. Als wir uns wieder voneinander lösen liegt mir jedoch eine andere Frage auf der Zunge. „Warum hast du überhaupt auf der Straße gelebt? Und wie lange?“ „Ein ehemaliger Arbeitskollege meinte, ich hätte ihn sexuell belästigt, dabei hab ich nichts gemacht. Sie haben mich eben alle gehasst, weil ich schwul bin. Ich wurde fristlos gekündigt und hab keinen neuen Job gefunden. Dann konnte ich mir die Wohnung nicht mehr leisten und wurde da auch rausgeschmissen. Shit happens eben. Und ich war nicht lange auf der Straße, nur zwei Wochen, aber ich komm damit einfach nicht klar.“ „Brauchst du nicht mehr. Wenn du willst, kannst du bei mir bleiben.“ Fragend sehe ich Asagi an. Ich würde mich wirklich freuen wenn er bei mir bleiben würde. „Willst du das wirklich?“ „Ja, sonst würde ich es dir nicht anbieten. Wegen Geld brauchst du dir keine Sorgen machen, da kümmere ich mich drum.“ Ich grinse ihn an und er lächelt zurück. „Okay. Ich bleib. Aber sag mir wenn ich dich nerv, ja?“ Ich verspreche es ihm und besiegele unsere Zukunft mit einem Kuss. Manchmal ist es eben doch nicht so schlecht, einen Obdachlosen aufzunehmen. Kapitel 2: II ------------- Schließlich erhebe ich mich von Asagi, ich will ihn ja nicht erdrücken. Er lächelt mich an. Ich bin wirklich froh, dass er bei mir bleiben wird. So kann ich auf ihn aufpassen, außerdem will ich nicht, dass er wieder auf der Straße leben muss. Ich mag ihn irgendwie. „Ich glaub, ich sollte duschen gehen.“ murmelt er. Ich nicke nur und stehe auf. Während er ins Bad geht, hole ich frische Klamotten für uns beide, ich werde nach ihm duschen gehen. Im Wohnzimmer warte ich auf Asagi. Wir müssen demnächst shoppen gehen, er hat schließlich keine Klamotten, und auch keine Schuhe oder sonst irgendetwas. Aber zuerst müssen seine Verletzungen heilen und er zunehmen. „Kamijo?“ Ich hab gar nicht bemerkt, dass Asagi fertig ist und nun hinter dem Sofa, und somit hinter mir, steht. Da 'seine' Klamotten neben mir liegen, hat er sich nur ein Handtuch um die Hüfte geschlungen. Ich muss feststellen, dass er wirklich lange Beine hat. Er ist zwar im Moment ziemlich dünn, aber wenn er wieder ein normales Körpergewicht hat... Ich weiß nicht, ob ich mich dann noch beherrschen kann. „Kamijo? Alles okay?“ Besorgt sieht mich Asagi an. Ich habe ihn angestarrt. „Ja, alles gut.“ gebe ich zurück, drücke ihm seine Klamotten in die Hand und verschwinde mit meinen im Bad. Ich lehne die Tür nur an, soll Asagi mich doch sehen. Früher oder später wird er sowieso. Warum sollte ich es also heraus zögern? Zudem ist es jetzt Asagis Entscheidung, ob er guckt oder nicht. Nachdem ich mein Shirt ausgezogen habe werfe ich ihm einen unauffälligen Blick zu. Und muss grinsen. Er sieht tatsächlich her. Langsam, fast einem Strip gleichkommend, ziehe ich auch meine Hose und Shorts aus. Er beobachtet mich weiterhin, hofft wohl, dass ich es nicht bemerke. Aber ich sehe ihm jetzt direkt ins Gesicht, und als er meinen Blick bemerkt, wird er rot und sieht zur Seite. Ich grinse nochmal, steige dann aber in die Dusche. Vom Wohnzimmer aus kann man sie nicht sehen. Fertig geduscht trockne ich mich ab (Asagi könnte mich wieder beobachten, was er auch tut), ziehe mir die frischen Klamotten an (was Asagi mit einem enttäuschten Blick quittiert) und versuche meine Haare mit einem Handtuch zu trocknen. Ich mag es nicht, meine Haare zu föhnen. Wann immer ich Zeit habe, lasse ich sie so trocknen. Als sie schließlich relativ trocken sind, kämme ich sie noch und mache mich dann auf die Suche nach etwas. Als ich die Salbe endlich gefunden habe, gehe ich zurück zu Asagi, der brav auf dem Sofa sitzt. Ich lasse mich neben ihn fallen und grinse ihn an. „Hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ will ich wissen. Er wird rot und senkt den Kopf, nickt dann aber. Ich lache leise und hebe Asagis Kopf an, sodass er mich ansehen muss. „Schäm dich doch nicht dafür. Du hast jedes Recht mich anzusehen.“ Jetzt lächelt er glücklich, darum beuge ich mich das Stückchen vor und küsse ihn sanft. Als ich mich wieder von ihm löse, lehnt er sich an mich, aber ich drücke ihn ein Stück weg. Verwirrt sieht er mich an. „Zieh dein Shirt aus, dann creme ich deine Verletzungen ein.“ Er tut um was ich ihn bitte und dreht sich ein Stück, sodass er mir nun den Rücken zuwendet. Auch dort kann ich viele Blutergüsse erkennen, darum küsse ich jeden einzeln und creme ihn dann ein. „Dreh dich um.“ meine ich, als ich mit seinem Rücken fertig bin. Er dreht sich um und ich kann ihm nun ins Gesicht sehen. Wenigstens hat er da keine Verletzungen. Jedoch nicht so auf seiner Brust und seinem Bauch. Ich verfahre mit den Blutergüssen hier genauso wie mit denen auf seinem Rücken. „Jetzt erst mal nirgendwo anlehnen und auch kein Shirt anziehen. Hier drin ist es ja warm.“ Ich lächle Asagi nochmal an und bringe dann die Salbe zurück ins Bad. Zurück im Wohnzimmer bleibe ich vor ihm stehen und strecke ihm eine Hand entgegen. „Komm, ich zeig dir erst mal die Wohnung. Damit du weißt, wo alles ist.“ Brav lässt er sich hoch ziehen und folgt mir. Ich erkläre ihm also, wo mein Schlafzimmer ist (was er ja schon weiß), zeige ihm mein Ankleidezimmer (über das er sich freut, aber auch ziemlich erstaunt ist) und im Wohnzimmer zeige ich ihm noch die Stereoanlage und den Fernseher. Dann gehen wir in die Küche, um etwas zu trinken. Ich muss feststellen, dass nicht viel zu essen da ist, darum beschließe ich einkaufen zu gehen. Asagi lasse ich in der Wohnung, er soll sich etwas ausruhen. Da ich keine Lust habe mich zu schminken, setzte ich einfach eine Sonnenbrille auf. Zudem ziehe ich meine Jacke an, schnappe Schlüssel und Geld, und schon bin ich aus der Wohnung verschwunden. Natürlich nicht, ohne Asagi noch einen Kuss zu schenken. Wenig (oder eher viel) später komme ich wieder nach Hause. Asagi ist noch da, das höre ich schon an der Haustür. Ich bringe zuerst die Tüten in die Küche, gehe dann aber ins Wohnzimmer. Asagi hat anscheinend meine CD-Sammlung entdeckt, denn er singt nicht gerade leise mit. Er hat wirklich eine wunderschöne Stimme. Und wie er dann auch noch dazu tanzt. Unglaublich. Ich schleiche mich von hinten an ihn und schlinge schließlich meine Arme um seinen Bauch. Er hält in seinen Bewegungen inne und dreht sich dann um. „Du hattest wohl Spaß, hm? Soviel zu du sollst dich ausruhen.“ necke ich ihn. Er grinst nur und küsst mich stürmisch. „Du hast mir nie gesagt, dass du Sänger bist.“ meint er anklagend, als er sich wieder von mir löst. „Wann hätte ich das denn machen sollen? Du hast mir schließlich auch nicht gesagt, dass du singen kannst.“ Skeptisch sieht er mich an. „Ich und singen? Meinst du?“ „Du kannst besser singen, als die meisten, die ich kenne.“ „Danke.“ Er lächelt und umarmt mich, küsst mich und drückt sich an mich. „Wollen wir das Frühstück ausfallen lassen und dafür direkt Mittagessen machen?“ frage ich ihn. Er brummt zustimmend, darum ziehe ich ihn mit mir in die Küche, in der noch die Tüten liegen. Zusammen machen wir uns daran, sie auszupacken. So lernt Asagi sofort meine Küche besser kennen. Ich hab für ihn auch die wichtigsten Sachen, wie eine Zahnbürste, mitgebracht. Außerdem viel Knabberzeug und Süßes, für einen (oder mehrere) DVD-Abende. Ich hab nicht vor, die nächste Woche irgendwo hin zu gehen, erst wenn es Asagi besser geht. Wir entschließen uns Okonomiyaki zu machen, da wir beide dies seit einer Weile nicht mehr gegessen haben und es zudem lecker schmeckt. Mit Asagi zu kochen macht ziemlichen Spaß, denn er kann ganz gut kochen. Ich auch, aber zu zweit ist es einfach... anders. Wir lenken uns immer gegenseitig ab, sodass ich mich tatsächlich irgendwann in den Finger schneide. Fluchend gehe ich ins Bad, in dem die Pflaster sind. Verarztet beeile ich mich zurück zu Asagi zu kommen, der weiter gekocht hat. „Sorry“ nuschelt er. „War meine Schuld, ich hab eben nicht aufgepasst.“ erwidere ich ihm nur und sehe, dass er fast fertig ist. Wie hat er das in der kurzen Zeit, in der ich im Bad war, nur geschafft? Nun, auch egal. Aber wenn er immer so schnell ist... Vielleicht sollte ich ihn zum Kochen abstellen? Nein, zusammen macht es auch sehr viel Spaß. Ich bemerke gar nicht, dass Asagi das Essen auf zwei Teller verteilt. Erst als er ins Wohnzimmer geht, schnappe ich mir noch schnell Besteck und folge ihm. Er sitzt schon auf dem Sofa und wartet geduldig auf mich, darum setzte ich mich neben ihn und reiche ihm die Stäbchen. Er bedankt sich, wünscht mir einen guten Appetit und fängt an zu essen. Ich tue es ihm gleich. Nebenbei beobachte ihn. So wie er lächelt, hat er das bemerkt, aber mir ist das egal. Ich weiß, es ist unhöflich Leute anzustarren, aber bei ihm kann ich nicht anders. Und solange er nichts dagegen sagt, höre ich auch nicht auf. Aber er lächelt nur weiterhin und lässt seinen Blick auf seinen Teller gerichtet. Als wir schließlich fertig sind, halte ich es nicht mehr aus, stelle unsere Teller auf den Tisch und ziehe Asagi zu mir. Kurz sehe ich ihm in die Augen und küsse ihn dann sanft. Er kommt mir ein Stück entgegen und lehnt sich an mich. Ich genieße seine Nähe, schon lange war mir niemand mehr so nahe wie Asagi. Ich konnte mein gesamtes Vertrauen und mein Herz einfach niemandem schenken. Nun, bis Asagi kam. Er ist einfach so faszinierend und besonders. Er hat etwas, das viele andere Menschen nicht haben. Ein reines Herz. „Hattest du eigentlich schon mal einen Freund?“ frage ich ihn. Das interessiert mich gerade brennend. „Nein. Alle haben mich gehasst, ich wurde immer gemobbt und niemand hat mich geliebt. Ich war alleine, egal wo. Schon in der Schule.“ Ist er darum auch so schüchtern und zurückhaltend? Weil er denkt, dass ich auch irgendwann so reagieren werde? „Ich bin bei dir Asagi. Ich liebe dich, auch wenn das nach so einer kurzen Zeit unmöglich erscheint. Aber ich liebe dich wirklich.“ Etwas ungläubig, aber auch glücklich und hoffnungsvoll werde ich angesehen. Anscheinend bemerkt Asagi, dass ich es ehrlich meine, denn er kuschelt sich wieder an mich. „Danke, das bedeutet mir wirklich sehr viel.“ murmelt er an meiner Brust. Ich muss unwillkürlich lächeln und kraule ihn im Nacken. Er schnurrt und drückt sich näher an mich. „Was wollen wir jetzt machen?“ will ich von Asagi wissen. „Einfach liegen bleiben und kuscheln? Ich mag deine Wärme spüren.“ schlägt er vor. Wie süß. Da bemerke ich, dass er immer noch kein Shirt anhat. Ich löse mich also so sanft wie möglich von ihm, was er mit einem Grummeln kommentiert, und schnappe sein Shirt, das mitten im Wohnzimmer liegt. Hätte mir ja auch eher mal auffallen können. Ich setzte mich wieder neben Asagi und reiche ihm das Shirt. „Ich will doch nicht, dass du krank wirst.“ Er murrt, zieht sich aber das Shirt an. „Du hättest als Wärmequelle vollkommen gereicht.“ meint er noch. Ich schmunzele und breite meine Arme aus. „Komm her.“ Kurz sieht er zu mir, wendet dann den Blick wieder schmollend ab. Schließlich entscheidet er sich doch anders und wirft sich regelrecht in meine Arme. Interessant... Da hat er wohl gerade einen inneren Kampf ausgetragen. Ich drücke ihn vorsichtig etwas an mich, will ihn ja nicht erdrücken, und kraule wieder seinen Nacken. Bald darauf fängt er an zu schnurren. Er ist einfach zu süß, wie er sich hier an mich kuschelt und verwöhnen lässt. „Weißt du Asagi, ich bin echt froh, dass du hier bist.“ „Hm?“ nuschelt er an meiner Brust. „Na wenn du weiter auf der Straße leben würdest, wärst du jetzt vielleicht tot. Wegen dem Fieber. Das hätte echt böse ausgehen können. Ich bin echt froh, dass ich dich mitgenommen habe.“ Er schweigt eine ganze Weile. „Danke Kamijo.“ kommt schließlich von ihm. Er zieht sich ein Stück an mir hoch, sodass er mit mir auf Augenhöhe ist, und küsst mich. Dann legt er seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Seine Haare kitzeln an meiner Wange und sein Atem streift meinen Hals. Meine zweite Hand findet ihren Weg auf Asagis Rücken und streichelt ihn dort zärtlich. Ich will ihm ja nicht wehtun. Aber anscheinend tue ich das nicht, denn seine Atmung verlangsamt sich. Er ist eingeschlafen. Wenn er schläft, sieht er einfach süß aus. Da klingelt es, aber anscheinend hat Asagi einen festen Schlaf, denn er murrt nur kurz, als ich ihn von mir schiebe und auf das Sofa lege. An der Tür angekommen öffne ich und warte darauf, dass mein Besucher in mein Stockwerk kommt. Als ich ihn sehe breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Auch er lächelt. „Teru!“ Ich umarme meinen Bandkollegen und bitte ihn dann nach drinnen. Im Flur zieht er sich die Schuhe aus. „Was machst du denn hier?“ will ich von ihm wissen. „Du hast nicht auf unsere Anrufe reagiert. Irgendwer musste doch nachsehen, was los ist.“ Ja ja, meine Freunde sind manchmal ziemlich besorgt um mich. Ich weiß gar nicht warum. Okay, vielleicht weil man mich nie mit einem One Night Stand (oder mehr) antrifft. Weil ich nie davon erzähle, was für tollen Sex ich doch hatte (weil ich keinen hatte). Möglicherweise deswegen. Ich will eben warten, bis der Richtige oder die Richtige kommt. Und das ist Asagi. Aber bei ihm will ich auch warten, will ihn nicht bedrängen. „Komm mit.“ Ich bedeute Teru mir zu folgen und gehe ins Wohnzimmer. Dort setze ich mich neben Asagi und kraule seinen Nacken wieder. Er drückt sich meiner Hand entgegen. Dann erinnere ich mich wieder an Teru, der noch im Türrahmen steht. „Setz dich, aber sei bitte leise.“ Er folgt meiner Aufforderung und nimmt auf einem Sessel Platz. „Kamijo? Wer ist das? Und was macht der hier?“ Teru deutet auf Asagi. „Das ist Asagi. Er wohnt bei mir.“ Mehr will ich Teru nicht sagen, schließlich hat Asagi da auch noch ein Wörtchen mitzureden. „Aber... du bist doch sonst immer so... berührungssensibel?“ versucht sich Teru auszudrücken. Ich weiß, was er meint. Das einzige, was andere mal von mir bekommen, ist eine flüchtige Umarmung, oder, bei meinen engen Freunden, ein Wangenkuss. Aber bis jetzt hat mich keiner meiner Freunde kuschelnd oder küssend gesehen. Weil ich nie jemanden geküsst habe. Natürlich habe ich manchmal das Verlangen nach Nähe verspürt, aber nie den richtigen Menschen dafür gefunden. „Du magst doch normalerweise keine Körpernähe.“ fügt Teru hinzu, aber ich lächle nur. „Stimmt das Kamijo?“ fragt mich da Asagi. Ich hab gar nicht mitbekommen, dass er wach ist. Er sieht mich von unten her an. „Ja, alles was Teru gesagt hat stimmt. Aber du bist... etwas besonderes.“ Asagi richtet sich auf und legt seine Arme in meinen Nacken. „Darf ich?“ fragt er leise. Anstatt einer Antwort beuge ich mich vor und küsse ihn liebevoll. „Du darfst immer. Ich liebe dich.“ flüstere ich ihm ins Ohr, nachdem ich mich wieder von ihm gelöst habe. Er schmunzelt und lehnt sich an mich. Ich schlinge einen Arm um ihn und streichle über seinen Oberarm. Meine zweite Hand sucht Asagis und ich verschränke sie. Erst dann sehe ich wieder zu Teru, der uns wahrscheinlich die ganze Zeit beobachtet hat. Er sieht mich etwas fassungslos an. „Alles okay Teru?“ Er nickt nur hektisch. „Du.. ihr... Kamijo~“ Anklagend sieht er mich an. Wahrscheinlich will er wissen, warum ich ihm nichts gesagt habe und ob wir jetzt zusammen sind. Die zweite Frage kann ich nicht mal beantworten. „Was denn, Teru?“ stelle ich mich dumm. „Warum hast du mir nichts gesagt? Ich bin immerhin dein bester Freund. Und seid ihr jetzt zusammen?“ „Ich hatte keine Gelegenheit dazu. Zusammen...“ Ich sehe fragend zu Asagi, der nur nickt. „Da hast du deine Antwort.“ Glücklich darüber, dass Asagi so denkt wie ich, drücke ich seine Hand leicht. „Aber sag es Jasmine You, Yuki und Hizaki nicht. Wenn sie es erfahren, dann von mir. Denk dir einfach was aus, wenn sie dich fragen, warum ich mich nicht gemeldet hab.“ Teru murrt nur. Ich bin ja so gemein, jetzt muss er unsere Kollegen anlügen. Aber er schafft das schon, da bin ich mir sicher. Er verabschiedet sich wieder. Ich begleite ihn nicht zur Tür sondern bleib bei Asagi. Ich will ihn nicht schon wieder sitzen, beziehungsweise liegen lassen. Als die Tür hinter Teru ins Schloss fällt, stürze ich mich schon fast auf Asagi. Er gibt einen erschrockenen Schrei von sich, als ihn ihn nach hinten auf das Sofa drücke. Natürlich bin ich dabei vorsichtig, habe die Verletzungen nicht vergessen. Schnell bin ich über ihm und küsse ihn verlangend. Nein, ich will nicht weiter gehen, sondern nur Asagis Nähe genießen. Seine Händen finden ihren Weg auf meinen Rücken, wo sie unter mein Shirt gleiten. Ich stütze mich neben Asagis Kopf ab und bedecke sein Gesicht mit Küssen. Langsam arbeite ich mich nach unten vor, zu seinem Hals. Als ich kurz darüber lecke, keucht er. Ich bin anscheinend auf eine empfindliche Stelle gestoßen. Ich küsse ihn sanft auf diese Stelle, lasse dann aber wieder von ihr ab. Ich will Asagi ja nicht erregen, sondern ihm nur nahe sein. Darum schlinge ich jetzt meine Arme um seinen schlanken Körper und drehe uns, sodass er auf mir liegt. Jetzt ist es an mir seinen Rücken zu streicheln. Asagi hingegen legt sich nur auf mich, sein Gesicht liegt an meiner Halsbeuge. Ich kann jeden einzelnen Atemzug spüren, den er macht. Und das Gefühl gefällt mir, denn so ist Asagi mir ziemlich nahe. Kapitel 3: III -------------- Mittlerweile ist eine Woche vergangen, seit Asagi bei mir wohnt. Jetzt gerade liegt er neben mir auf dem Bett und schläft noch. Seitdem Teru da war, schlafen wir immer zusammen in einem Bett. Ich kann es mir schon gar nicht mehr anders vorstellen. Asagi scheint langsam aufzuwachen, denn er regt sich neben mir und murmelt vor sich hin. Immer wenn er das macht, sieht er so süß aus. Verschlafen sieht er mich an und blinzelt kurz. Ich lächle nur und gebe ihm einen sanften Kuss. „Ohayo Asagi.“ Er kuschelt sich wieder an mich und denkt anscheinend nicht einmal daran aufzustehen. Gut, ich bin auch dafür, einfach liegen zu bleiben, aber wir sollten schon aufstehen. Naja, ein paar Minuten mehr oder weniger machen auch nichts. Kurz bevor ich wieder einschlafe, rappelt sich Asagi auf und zieht mich mit sich. Murrend folge ich ihm in unser Ankleidezimmer, in dem er frische Klamotten für uns sucht. Er kennt sich mittlerweile in meiner – nein, unserer – Wohnung sehr gut aus. Zusammen gehen wir ins Bad, ich verstehe nur noch nicht so genau warum. Was soll ich im Bad, wenn er duschen will? „Asagi?“ Fragend sehe ich ihn an. „Ich dachte, wir gehen heute mal zusammen duschen? Du hast doch so eine große Dusche...“ Darauf will er also hinaus. Wenn er das will, gerne doch. Ich gehe auf ihn zu, sodass ich nun vor ihm stehe. Meine Hände legen sich auf seine Wangen und ich küsse ihn liebevoll. Dann gleiten meine Hände nach unten, bis zum Saum seines Schlafshirts. Ich ziehe es ein Stück hoch. Asagi versteht, was ich vorhabe und hilft mir, sein Shirt auszuziehen. Bewundernd betrachte ich seinen Oberkörper. Die Blutergüsse sind verheilt und haben nur makellose, weiße Haut hinterlassen. Zudem hat Asagi zugenommen, hat wieder Normalgewicht. Er ist immer noch schlank, aber nicht dünn. Perfekt eben. „Kamijo~“ Das hab ich ganz vergessen, in der vergangenen Woche habe ich Asagi besser kennen gelernt. Eine seiner Eigenschaften ist, dass er schnell ungeduldig wird. Er ist viel offener geworden und redet mehr, worüber ich wirklich froh bin. Und im Augenblick zupft er an meinem Shirt, will es mir anscheinend ausziehen. Ich bin so nett und helfe ihm dabei, dann ziehe ich auch gleich noch meine Shorts aus. Für Asagi ist es nicht das erste Mal, dass er mich komplett nackt sieht. Aber für mich wird es das erste Mal sein, dass ich Asagi ohne Shorts sehe. Zudem wird es das erste Mal sein, dass wir uns so nahe sind. Ich beobachte ihn, als er seine Shorts über die Hüfte schiebt und er sie zu Boden gleiten lässt. Er lächelt mich an und tritt näher an mich heran. „Gefällt dir, was du siehst?“ haucht er mir ins Ohr. Die Situation erinnert mich an etwas... „Oh ja...“ murmele ich, da Asagi sich umgedreht hat, um in die Dusche zu steigen, und ich einen freien Blick auf seinen Hintern habe. Schnell folge ich ihm. Er sieht mich über die Schulter hinweg wissend an, dreht sich aber nicht um. Das Wasser hat er schon angestellt, es ist angenehm warm. Ich versuche mich zu beherrschen, aber es ist schwer. Langsam dreht er sich um, jedoch so langsam, dass ich fast durchdrehe. Ich packe ihn an den Schultern und presse ihn an die kalten Fließen. Er verschränkt nur seine Hände in meinem Nacken und zieht mich somit zu sich. War das etwa so geplant gewesen? Kleiner Fiesling der. Ich stütze mich neben seinem Kopf ab und erwidere den Kuss. Als jedoch seine Hände an meinem Körper nach unten wandern, bis zu meiner Hüfte, löse ich mich widerwillig von ihm. Ich öffne den Mund, um ihn zu fragen was er vorhat, da zieht er mich auch schon etwas grob an sich, sodass sich unsere Becken treffen. Meinem Mund entweicht ein lautes Stöhnen, da ich doch schon etwas erregt bin. Zufrieden schmunzelt Asagi und küsst mich wieder, während er sich an mir reibt. Ich werde bald verrückt, alleine das Wissen, dass es Asagi ist, der da... Das alleine bringt mich schon fast zum Kommen. Aber er hat anscheinend andere Pläne, denn er drückt mich ein Stückchen weg. Ich bin verwirrt, aber als ich seine Hand in meinem Schritt spüre, verstehe ich. Er nimmt, während er mich reizt, meine Hand und führt sie zu seinem Schritt. Ihn hat das alles auch nicht gerade kalt gelassen. Und endlich bekomme ich ein leises Stöhnen von Asagi. Alleine dieses Geräusch macht mich total an. Ich sehe Asagi nun in seine dunklen Augen, die mich lustvoll anblicken. Ich muss ihn einfach küssen, dann wandere ich nach unten, zu seinem Hals, von dem ich schon weiß, dass Asagi dort sehr empfindlich ist. Ich lecke also über die empfindliche Haut, sauge an ihr und beiße sanft hinein. Währenddessen vergesse ich natürlich nicht, meine Hand weiterhin zu bewegen. Jedes Stöhnen und Keuchen ist eine Belohnung für mich. So dauert es auch nicht lange bis Asagi in meiner Hand kommt. Ich folge ihm sogleich, mit seinem Namen auf den Lippen, da sein Anblick zu verboten ist. Zudem hat er meinen Namen gestöhnt. Erschöpft, aber glücklich sehen wir uns in die Augen. Ich küsse ihn liebevoll auf seine wundervollen Lippen. „War das etwa geplant?“ will ich dann aber trotzdem leise wissen. „Wer weiß...“ meint er nur geheimnisvoll und drückt mich ein Stück weg, sodass er sich unter den Wasserstrahl stellen kann. Ich starre ihn nur kurz an. Manchmal ist er wirklich verwirrend für mich. Aber trotzdem liebe ich ihn, vielleicht gerade deswegen. Nun, wie auch immer, ich schnappe mir ein Duschgel und verteile es auf Asagi. Er scheint nichts dagegen zu haben, zumindest sagt er nichts. Nur um seine langen Haare kümmert er sich lieber selber. Während er sie einschäumt, dusche ich mich kurz und wasche meine Haare. Ich brauch dafür eben nicht so lange wie Asagi. Gut, meine Haare sind auch um einiges kürzer als seine. Zudem liebt er seine Haare – und ich auch. Während Asagi sich also noch mit seinen Haaren beschäftigt, steige ich schon wieder aus der Dusche und trockne mich ab. Heute föhne ich meine Haare sogar, da ich, wenn ich raus gehe, lieber gestylt bin. Zumindest wenn ich shoppen gehe. Und genau das habe ich heute mit Asagi vor. Ihm geht es schließlich wieder gut. Morgen muss ich dann auch mal wieder zur Bandprobe antanzen, das hab ich Teru versprochen. Er hat jeden zweiten Tag angerufen, um sich zu vergewissern, dass alles okay ist. Und dabei hat er gesagt, dass ich morgen lieber wieder kommen sollte, sonst wüsste er nicht mehr, was er unseren Freunden erzählen soll. „Asagi?“ „Ja?“ Er steht mittlerweile neben mir, hat sich sogar schon abgetrocknet. Da ich mit meinen Haaren fertig bin, reiche ich ihm den Föhn. „Magst du morgen mit zur Bandprobe mitkommen?“ „Wenn du nichts dagegen hast, gerne. Ich will doch deine Freunde kennen lernen.“ Er grinst mich an und schaltet dann den Föhn an. Ich ziehe mich an und gehe aus dem Bad, da wir so eh nicht reden können. Die Schlafklamotten nehme ich mit. In der Küche sehe ich, dass noch Brötchen von gestern da sind. Immerhin besser als gar keine. Da ich keine Lust habe zum Bäcker zu gehen, schneide ich sie auf und decke den kleinen Tisch, der in der Küche steht. Wenig später kommt Asagi mit trockenen, glänzenden Haaren in die Küche und setzt sich zu mir. So läuft es meistens ab, ich gehe zuerst duschen, mache dann Frühstück, während Asagi Ewigkeiten im Bad verbringen kann. Aber ich hab noch nicht einmal ein Problem damit. Weil es eben Asagi ist. „Wir gehen heute shoppen.“ verkünde ich ihm. Bei dem Wort 'shoppen' fangen seine Augen an zu glänzen. „Und wir müssen noch einige andere Besorgungen machen. Wir müssen zu deinem alten Vermieter und fragen ob er noch etwas aufgehoben hat, zumindest Geburtsurkunde, Zeugnisse, so was. Dann können wir auch einen neuen Ausweis anfordern.“ Jetzt sieht Asagi schon nicht mehr so begeistert aus. Kann ich verstehen, ich würde meinen Vermieter, der mich rausgeworfen hat, auch nicht wiedersehen wollen. Aber es geht nun mal nicht anders. „Wenn es sein muss.“ Er hat gelernt bei solchen Sachen meinem Urteil zu vertrauen. Auch wenn ich reich bin, ich war auf mich alleine gestellt und musste alles selber schaffen. Darum kenne ich mich bei solchen Dingen ganz gut aus. Fertig mit Essen räumt Asagi die Küche auf, während ich Klamotten für ihn suche, in die er passt und mit denen er auf die Straße kann. Für mich suche ich ebenfalls welche und ziehe mich direkt um. Zurück in der Küche ist Asagi gerade fertig, sodass er sich umziehen kann. Ich gehe derweil ins Bad, um mich zu stylen. Er folgt mir und tut es mir gleich. Ich hätte nicht gedacht, dass er weiß, wie man sich schminkt, aber als Asagi fertig ist, sieht es wirklich gut aus. Jetzt ist nur noch die Frage, was soll er für Schuhe anziehen? Ich durchsuche also meinen Schuhschrank und mein Blick bleibt an schwarzen Lederstiefeln hängen. „Welche Schuhgröße hast du?“ rufe ich ins Wohnzimmer, in dem Asagi noch ist. Er kommt jetzt jedoch zu mir. „42, warum?“ Bingo! Ich halte ihm die Schuhe vor die Nase. Er schnappt sie sich sofort und besieht sie sich. „Wo hast du die denn her?“ will er wissen. „Ich hab keine Ahnung.“ Tja, so ist das bei mir eben. Manche Sachen tauchen einfach aus dem Nichts auf. „Dann können wir ja jetzt los, oder?“ Asagi nickt nur, er ist immer noch von den Schuhen fasziniert. Na zumindest weiß ich jetzt, dass er solche Schuhe mag. Ich stecke meinen Schlüssel, mein Handy und Portemonnaie ein. Da fällt mir etwas ein. Ich suche in einem Schrank im Wohnzimmer nach dem Zweitschlüssel für meine Wohnung. Mit ihm gehe ich zurück zu Asagi, der im Flur gewartet hat. Ich halte ihm den Schlüssel hin. „Damit du immer rein kannst.“ „Danke.“ Er lächelt mich an und gibt mir einen kurzen Kuss. Dann nimmt er den Schlüssel und steckt ihn in seine Hosentasche. Wir ziehen uns Schuhe und Jacken an, dann verlassen wir die Wohnung. Es ist das erste Mal, dass Asagi, seitdem er bei mir wohnt, wieder draußen ist. Irgendwie traue ich mich nicht, seine Hand zu nehmen. Ich weiß ja nicht, ob er ein Problem damit hat. Ich sehe ihn kurz von der Seite an. Er bemerkt meinen Blick und lächelt mich an. Dann merke ich, dass er meine Hand mit seiner umfasst und sanft drückt. Jetzt bin ich glücklich. Ich hab kein Problem damit, offen zu zeigen, dass ich Asagi liebe. Zuerst steuern wir einen Elektronikladen an. Ich will für Asagi ein Handy kaufen. Schließlich wird er irgendwann auch alleine in Tokyo rumlaufen, und ich will ihn dann immer erreichen können. Ich bitte ihn, sich eins auszusuchen, was er dann auch macht. Die Verkäuferin macht das Handy sofort nutzbar. Da Asagi meint, dass es einen Schutz braucht, kaufe ich eine Schutzhülle in Schwarz. Eine andere Farbe hatte ich auch kaum erwartet. Er steckt das Handy, nachdem er die Schutzhülle übergezogen hat, ein. Ich bezahle und schon sind wir wieder unterwegs. „Ist das auch echt okay, dass du alles bezahlst?“ fragt er mich. „Klar, sonst hätte ich es dir doch nicht angeboten. Ich hab genug Geld, mach dir da mal keine Sorgen.“ Ich lächle und verschränke die Finger unserer Hände. Dann will ich die Adresse von seinem ehemaligen Vermieter wissen. Etwas widerwillig gibt er sie mir. Vor einem Wohnblock bleiben wir stehen. „Hier hast du gewohnt?“ Asagi nickt nur. Sieht nicht gerade einladend aus. Ich klingele bei Herrn Tanimura. Ein alter, fetter Mann öffnet die Tür. „Sind Sie Herr Tanimura?“ frage ich höflich, nachdem ich mich leicht verbeugt habe. „Was wollen Sie?“ will er unwirsch wissen. Da erst bemerkt er Asagi neben mir. „Was willst du schon wieder hier, Bürschchen? Hab ich dich nicht eigenhändig rausgeschmissen? Verschwinde, sonst steckst du noch jemanden mit deiner Schwulität an.“ Besorgt sehe ich zu Asagi, der nur einen Schritt nach hinten gemacht hat. Er ist jedoch ziemlich blass und sieht mich hilfesuchend an. Ich drücke seine Hand und wende mich dann wieder diesem Typen zu. „Was fällt Ihnen ein, meinen Freund so zu beschimpfen? Wissen Sie überhaupt, wer ich bin?“ Herr Tanimura mustert mich, kommt dann aber zu dem Entschluss, dass ich wohl nicht bekannt genug bin. „Wer sind Sie?“ „Yuuji Kamijou. Ich bin einer der reichsten Männer Tokyos, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Ich will wissen, ob Sie von Asagi noch etwas aufbewahrt haben. Geburtsurkunde, Zeugnisse, so was eben.“ Er sieht mich ehrlich geschockt an. Gut, man sieht mir nicht an, dass ich SO reich bin. Außerdem finde ich, dass ich auch vom Charakter auf dem Boden geblieben bin. Gut so, ich will nicht immer sofort erkannt werden. „Ich... Entschuldigen Sie bitte.“ stottert Herr Tanimura. „Ich werde nachsehen, ob ich noch etwas da habe. Warten Sie bitte einen Moment.“ Und schon ist er weg. Derweil drehe ich mich zu Asagi, der mich ebenfalls etwas schockiert ansieht. „Einer der reichsten Männer Tokyos?“ flüstert er. „Japans.“ korrigiere ich. Asagi sieht mich noch geschockter an, wenn das überhaupt möglich ist. „Warum hast du das nicht gesagt?“ will er wissen. „Weil es nichts geändert hätte.“ „Und warum hast du nicht mal einen Bodyguard oder Wachen bei deiner Wohnung?“ „Also erstens: UNSERE Wohnung, du wohnst jetzt bei mir Asagi. Und zweitens: es weiß kaum jemand wer ich bin, ich will nicht, dass alle wissen, wie viel Geld ich wirklich hab. Dann wäre meine Privatsphäre... nun ja, nicht mehr vorhanden.“ „Ich hab dich gar nicht verdient.“ murmelt Asagi da. Ich nehme sein Gesicht zwischen meine Hände und zwinge ihn so mich anzusehen. „Ich liebe dich Asagi. Ich entscheide, ob du mich verdient hast oder nicht. Und ich denke eher, dass ich DICH nicht verdient habe. Du bist einfach so... perfekt. Ich wünsche mir einfach, dass du immer bei mir bleibst.“ Ich küsse ihn. In der Öffentlichkeit. Ach mein armes Image. Neein, ich bin gar nicht sarkastisch, wie komme ich da nur drauf? Mit sanfter Gewalt bahnt sich meine Zunge ihren Weg in Asagis Mundhöhle. Dort wird sie direkt von ihrem Spielgefährten begrüßt. Nach einer Weile lösen wir uns etwas keuchend voneinander. Asagi ist nicht mehr so blass, viel eher ist er etwas rot geworden. So gefällt er mir schon viel besser. Gerade drehe ich mich wieder zu der Tür um, da öffnet Herr Tanimura sie wieder. „Ich habe zwei Kisten da, die bis zum Rand mit seinem Zeug gefüllt sind.“ Er deutet auf Asagi. „Ich hole sie morgen ab, wenn das in Ordnung ist.“ Herr Tanimura nickt hektisch. Er will es sich wohl nicht mit mir verderben. Hat er aber schon, und das kann er auch nicht wieder gut machen. Niemand beleidigt Asagi ungestraft. „Natürlich Herr Yuuji.“ Übertrieben höflich verbeugt er sich. Ich verabschiede mich so schnell wie möglich. Ich mag diesen Typ nicht, er ist mir unsympathisch. Zusammen mit Asagi gehe ich in Richtung des Shoppingcenters, in dem ich ihn gefunden habe. Schließlich war das unser eigentliches Ziel, shoppen. Sobald das Center in Sichtweite ist fangen Asagis Augen an zu leuchten. Das kann noch ein langer Tag werden. Aber ich werde ihn genießen, so kann ich immerhin Asagi glücklich machen. Und wenn er glücklich ist, bin ich es auch. Kapitel 4: IV ------------- Gemeinsam betreten wir das Shoppingcenter. Es ist ziemlich groß, eines der Größten in Tokyo. Als Erstes steuern wir meinen Lieblingsladen an. Dort werden wir sicher Shirts und auch Hosen für Asagi finden. Sofort als wir den Laden betreten, stürzt sich Asagi auf die Kleiderberge. Dabei zieht er mich natürlich mit. Nachdem er jedoch schon einige Shirts gefunden hat, lässt er meine Hand los, damit er weiter suchen kann. Ich laufe ihm weiter hinterher, halte aber nebenbei auch Ausschau nach Sachen, die mir gefallen. Bei mir ist es normal, dass ich immer etwas kaufe, wenn ich hier bin. Suchend sehe ich mich nach Asagi um. Wo ist er denn jetzt hin? Ich hab ihn doch nur für eine halbe Minute aus den Augen gelassen, um mir das Shirt hier anzusehen. Ah, da ist er, er kommt gerade wieder auf mich zu. Mit einem riesigen Berg Klamotten, oder eher Shirts und Tops. „Kamijo? Ich geh jetzt anprobieren, kommst du mit?“ Natürlich gehe ich mit. Während er sich umzieht gehe ich ebenfalls in eine Umkleide und probiere mein Shirt an. Ich befinde es für gut und beschließe es zu kaufen. Gerade als ich es wieder ausziehe, kommt Asagi zu mir herein. Er sieht mich kurz an, drückt mich dann aber an die Wand und küsst mich. Seit wann ist er denn so dominant? Gerade als ich den Kuss erwidern will, löst sich Asagi von mir und küsst sich an meinem Hals nach unten. „Was machst du da Asagi?“ Er antwortet mir nicht, sondern bedeckt meine Brust mit flüchtigen Schmetterlingsküssen. Ich muss leise keuchen, an der Brust bin ich ziemlich empfindlich. Woher weiß er das nur? Und wenn er es nicht wusste, jetzt weiß er es auf jeden Fall, denn ich beiße mir mittlerweile auf die Unterlippe, um mir ein Stöhnen zu verkneifen. Als Asagi zu mir hoch sieht, bemerkt er wohl ebenfalls mein Problem, denn er lässt von meiner Brust ab. Ich löse meine Zähne wieder aus meiner Unterlippe. Ich bemerke gar nicht, dass sie blutet, bis Asagi darüber leckt. „Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ Er sieht mich entschuldigend an und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. „Ist okay. Zeig mal dein Shirt.“ Ich bin immer noch etwas außer Atem, lasse es mir aber nicht mehr anmerken. Asagis Shirt sieht nicht schlecht aus, es ist schlicht und schwarz, mit einem V-Ausschnitt. „Ich finds gut.“ „Nur gut?“ „Asagi, du siehst immer heiß aus, da ist es egal, was du anhast.“ Verwirrt sieht er mich an, lächelt dann aber. „Danke.“ Er geht wieder aus meiner Umkleide, vermutlich um das nächste Shirt anzuprobieren. Ich ziehe erst mal meins wieder an und setze mich dann vor den Umkleiden auf einen Sessel. Das ist das Gute an Markenläden, sie sind relativ leer, da sie für die meisten zu teuer sind. Außerdem sind sie gut ausgestattet. Da kommt Asagi auch schon wieder aus der Umkleide. Dieses Mal mit einem grauen Shirt. Aber das steht ihm auch sehr gut. So geht es noch eine ganze Weile weiter, Asagi führt mir Shirts und Tops in schwarz, weiß, grau, rot und blau vor. Ich muss feststellen, dass er wirklich Geschmack hat. Fast jedes Teil steht ihm. Als ich ihn daran erinnere, dass es Herbst ist und er auch wärmere Sachen braucht, macht er sich sofort auf die Suche. Ich erinnere mich daran, etwas gesehen zu haben, dass mir sehr gut gefällt. Darum stehe ich ebenfalls auf, beeile mich aber. Ich will ja nicht, dass Asagis Umkleide von jemand anderem besetzt wird. Okay, das würde sicher nicht passieren, ich bin immerhin Stammkunde, das Personal achtet da schon drauf. Als ich das Teil endlich gefunden habe, grinse ich und gehe zurück zur Umkleide. Asagi kommt auch gerade wieder. Ich drücke ihm das Oberteil, welches ich ihm gesucht habe in die Hand. Er mustert es kritisch. „Meinst du echt, ich kann so was anziehen?“ „Klar. Mach mal.“ Er gibt sich geschlagen und kommt wenig später aus der Umkleide. Ich find das Teil echt heiß, es steht Asagi ziemlich gut. Vom Prinzip ist es ein Top mit Kapuze. Aber an den Seiten sind Schlitze die von den Armen bis zur Hüfte hinunter gehen. So kann man viel Haut sehen. Ich kann meinen Blick nicht mehr von Asagis nackter Haut abwenden und nähere mich ihm langsam. Als ich vor ihm stehe, legen sich meine Hände wie automatisch auf seine Seiten. Zärtlich streichle ich Asagis Haut mit meinen Fingerspitzen. Er erschaudert und legt seine Hände auf meine, hindert mich somit, ihn weiter zu streicheln. „Ich glaub das ist eine schlechte Idee.“ meint er leise. Ich sehe ihm nun in die Augen. Dort sehe so viel Zuneigung und Verlangen, dass ich nicht anders kann und ihn küssen muss. Ich löse mich wieder von ihm und sehe ihn fast schon flehend an. „Bitte? Für mich. Hier, du kannst auch die Weste drüber ziehen.“ Ich reiche Asagi eine schwarze, aber ziemlich durchsichtige Weste. Ich hab mir ja schon fast gedacht, dass er mit so viel nackter Haut nicht einverstanden ist. Er seufzt kurz, küsst mich dann aber und lächelt. „Für dich, ja.“ Er geht wieder in die Umkleide und ich lasse mich, grinsend, wieder auf den Sessel fallen. Das Teil wird er morgen zur Bandprobe anziehen... Nachdem er noch einige Pullover und Sweatshirts probiert hat und ich auch hier die meisten für gut befunden habe, suchen wir noch zwei, drei Hoodies. Dann laden wir den Klamottenberg an der Kasse ab, wo er erst einmal verstaut wird, sodass wir ohne Last weiter suchen können. Als nächstes sind die Hosen dran. Wir suchen viele Hosen raus und Asagi geht sie sofort probieren. Eine gefällt mir besonders gut, eine schwarze Röhrenjeans, die Asagis lange Beine betont. Zudem sieht er in der Hose einfach nur zum Anbeißen aus. Wenn er dazu das Oberteil anzieht, werde ich mich sicher nicht mehr zurückhalten können. Letztlich legen wir zwei 'normale' Jeans, vier schwarze Jeans im used-Look, also zerrissen und ausgewaschen, sowie mehrere Röhrenjeans, darunter mein Favorit, zu den restlichen Klamotten. Des Weiteren findet Asagi eine Lederjacke, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Gut, sie ist wirklich figurbetont. Natürlich kommt sie auf den Berg. Zudem kommen zwei Gürtel, ein Nietengürtel und ein schwarzer Ledergürtel, auf den Haufen. Da Asagi mir anvertraut hat, dass er keine Shorts mag, wundert es mich nicht, dass er schwarze Pants zu den restlichen Klamotten legt. Außerdem findet eine Jogginghose ihren Weg zum Rest. „Noch was?“ frage ich Asagi. „Schuhe?“ Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen hab. Wir gehen also in die Schuhabteilung. Ein Paar hat es Asagi ziemlich angetan, schwarze Lederstiefel mit kleinem Absatz, sowie zwei Schnallen. Wen er die anzieht, werd ich mir noch kleiner vorkommen. Ich bin ja jetzt schon kleiner als Asagi. Und trotzdem will lieber ich dominant bleiben. Muss ich mich eben durchsetzen. Asagi probiert gerade die Schuhe an. Natürlich passen sie ihm. Was passt ihm schon nicht? Zusätzlich zu dem Paar findet er noch ein weiteres, ebenfalls schwarze Lederstiefel. Wir gehen zur Kasse und Asagi legt die Schuhe zu dem Rest. Ich gebe der Kassiererin ein Zeichen und dann heißt es warten. Bei den vielen Sachen dauert es eben, bis alles eingescannt ist. Schließlich gehen wir mit vier großen Tüten bepackt aus dem Laden. Jetzt weiß ich wieder, warum ich ihn liebe. Die Sachen sind zwar nicht die billigsten, aber sie sehen super aus, haben eine tolle Qualität und es gibt eine riesige Auswahl. Wir spazieren durch das Shoppingcenter und kommen an einem Schmuckladen vorbei. Asagi bleibt fasziniert stehen und sieht durch das Schaufenster. Wir gehen also in den Laden und sehen uns um. Da sehe ich eine Kette, die mich sofort in ihren Bann zieht. Sie würde perfekt zu Asagi passen. An einer filigranen Silberkette hängt ein Anhänger. Er stellt eine Rose dar, deren Blütenblätter dunkelrot sind. Der Rest der Rose ist ebenfalls silbern. Ich sehe mich nach Asagi um, aber er wird gerade von einem der Verkäufer abgelenkt. Gut so, denn ich schnappe mir die nächstbeste Verkäuferin. „Haben Sie zu der Kette auch noch weitere Teile?“ Sie bejaht und zeigt sie mir. Vor allem der dazugehörige Ring gefällt mir. Er ist ebenfalls silbern, mit Schnörkeln und einer Rose, deren Blütenblätter auch dunkelrot sind. Für mich ist es eine beschlossene Sache, kurzerhand kaufe ich Kette und Ring. Beides ist einfach für Asagi gemacht. Ich lasse es mir verpacken und verstaue die Schachtel in meiner Jackentasche. Ich will ja nicht, dass Asagi vorzeitig von der Überraschung erfährt. Ich gehe zu ihm, er ist immer noch mit dem Verkäufer beschäftigt. Er wirkt schon etwas verzweifelt, da der Mann einfach nicht locker lassen will. Darum stelle ich mich einfach hinter Asagi, schlinge meine Arme um seinen Bauch und lege mein Kinn auf seiner Schulter ab. „Gibt es ein Problem?“ Hastig schüttelt der Verkäufer den Kopf und murmelt eine Entschuldigung. Dann geht er schnell zum nächsten Kunden. Ich sehe ihm schmunzelnd hinterher. Aber es ist schon traurig, dass Homosexualität in Japan immer noch so verachtet wird. „Alles okay?“ frage ich Asagi flüsternd. Ich habe mich noch nicht von ihm gelöst, warum sollte ich auch. Mir ist es egal, was die Leute denken. „Du hast mich gerettet. Danke, Kamijo.“ „Immer gerne doch.“ Erst jetzt löse ich mich von Asagi, sodass er sich umdrehen kann. Ich küsse ihn sanft auf die Wange und nehme seine Hand. Auch wenn es schwierig wird, mit nur einer Hand drei Tüten zu tragen. Ja, warum drei? Ich nehme eine von den Tüten, die Asagi vorhin getragen hat, sodass er nun nur noch eine zu tragen hat. „Willst du lieber in ein Restaurant oder nur was Schnelles essen und dann heim gehen?“ Ich sehe Asagi fragend an. „Kommt drauf an, was es zuhause gibt...“ Hab ich ihn da grad falsch verstanden oder ist er wirklich so pervers geworden? „Wie meinst du das?“ frage ich also zur Sicherheit nochmal nach. „Na wenn ich dich bekomme, wäre ich für den Imbiss.“ Er lächelt mich schelmisch an. Ich hab ihn also nicht falsch verstanden. Ich antworte ihm nicht, sondern gehe mit ihm zu einem der Imbisse hier. Dort war ich schon öfter und ich finde, dass der Ramen echt super schmeckt. Wir setzen uns also und bestellen. Schnell bekommen wir auch unsere Ramen und fangen an zu essen. Ich bemerke, dass ich doch ganz schön hungrig bin. Das hab ich gar nicht mitbekommen. Nachdem wir mit Essen fertig sind, beschließen wir wirklich heim zu gehen. Vorher muss Asagi jedoch auf Toilette, darum warte ich vor einer der öffentlichen Toiletten hier. Jedoch nicht lange, denn Asagi stürmt panisch wieder heraus und klammert sich an mich. Sein Blick ist auf die Tür gerichtet. Verwirrt sehe ich von ihm zur Tür, drücke ihn dann aber an mich und streichle beruhigend über seinen Rücken. Mehrere Personen, junge Männer, treten nun aus der Toilette. Ist das vielleicht die Gang, die Asagi immer aufgelauert hat? Ich vermute es, sonst wäre seine Reaktion sicher nicht so heftig gewesen. Es sind vier Typen, alle ziemlich dünn. Sie sehen nicht gerade beeindruckend aus. Aber ich kann schon verstehen, wenn alle vier auf einen zukommen und man selbst alleine ist. Vor allem auch noch so geschwächt, wie Asagi es war... Erst da realisiere ich, dass das die Leute sind, die meinem Asagi weh getan haben. Ich stelle die Tüten neben mir ab und nehme Asagi, der immer noch vollkommen verstört ist, in den Arm. Währenddessen beobachte ich die Typen weiterhin. Sie kommen auf uns zu, kurz vor uns bleiben sie stehen. „Was macht denn die Schwuchtel hier? Mit seinem neuen reichen Stecher shoppen, huh? Hast dus etwa endlich geschafft, dich hochzuficken?“ Während der Kerl redet, sieht er nicht Asagi an, sondern mich. Gut, Asagi sieht gar nicht erst zu ihm, sondern hat sein Gesicht an meinem Hals vergraben. „Was wollt ihr?“ knurre ich. Auf seine Bemerkung gehe ich gar nicht erst ein, ich weiß ja, dass alles nicht stimmt. „Wir wollen Geld, was sonst? Und wenn du es uns nicht freiwillig gibst, holen wir es uns.“ Der Typ grinst mich an und kommt noch näher. „Ich geb euch kein Geld, das könnt ihr vergessen. Und ihr werdet es euch sicher auch nicht holen.“ „Bist du dir da sicher?“ Er holt aus und schlägt zu. Da ich damit gerechnet habe, dass er auf mich zielt, bin ich ihm ausgewichen. Aber ich war nicht sein Zeil, sondern Asagi. Sofort ziehe ich ihn hinter mich, drücke ihn an die Wand und stelle mich vor ihn. Dieser Typ weiß, wie er mir weh tun kann, denn es schmerzt mehr, zu sehen wie Asagi verletzt wird, als selbst verletzt zu werden. Der nächste Schlag ist auf mich gerichtet, da Asagi als Ziel nicht mehr in Frage kommt. Aber ich fange die Faust von dem Kerl ab und verdrehe sein Handgelenk. Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Kraft habe. Oder liegt das daran, dass er so schwach ist? Wie auch immer, er jault vor Schmerz auf. Als ich ihn loslasse fällt er auf den Boden. Ich beobachte wie ihm seine Freunde aufhelfen und mich dann wütend ansehen. „Wollt ihr etwa, dass ich die Polizei rufe?“ Ich sehe sie etwas fragend an, aber sie schütteln nur hektisch die Köpfe. Brav so. „Verschwindet und lasst uns in Ruhe. Sonst werdet ihr wirklich Ärger kriegen. Wenn mein Freund auch nur einen Kratzer haben sollte, werde ich euch anzeigen.“ Mit weit aufgerissenen Augen sehen sie mich an, drehen sich dann um und rennen weg. Was für Feiglinge. Ich drehe mich ebenfalls um, aber zu Asagi, der hinter mir an der Wand gelehnt hat. Er ist immer noch blass und sieht verschreckt aus. „Asagi? Hey, sie sind weg.“ Er wirkt wie erstarrt, vollkommen apathisch steht er vor mir. Als ich über seine Wange streichle, sieht er mir in die Augen. Ich erschrecke schon fast, denn sein Blick ist so schmerzerfüllt. „Sie kommen nicht wieder.“ Ich versuche Asagi zu beruhigen, aber dieser Satz hat eine gegenteilige Wirkung. Er scheint etwas in ihm auszulösen, dass ich nicht verstehe. Tränen laufen Asagi nun über die Wangen, er wirft sich in meine Arme und klammert sich an mir fest. Ich lege behutsam meine Arme um ihn und streichle mit ihnen über seinen Rücken. Aber Asagi beruhigt sich nicht, er schluchzt nur noch mehr. Darum suche ich jetzt mein Handy und rufe Teru an. „Moshi moshi. Kamijo-desu. Kannst du in das Einkaufszentrum kommen? Du weißt schon, da wo wir immer sind. Ich hab ein Problem.“ „Ich komm gleich. Du hast Glück, ich bin auch grad hier. Bin gleich da.“ Er hat aufgelegt. Naja, er wird sich durch das Gedränge kämpfen müssen. Ich schiebe unsere Tüten an die Wand und hocke mich mit Asagi in meinen Armen daneben. So warte ich auf Teru, versuche Asagi weiterhin zu beruhigen. Endlich taucht mein bester Freund auf und hockt sich vor uns. „Hey, was ist passiert?“ „Nicht jetzt. Kannst du die Tüten nehmen? Ich will so schnell wie möglich heim.“ Er nickt nur, nimmt die Tüten, die neben mir stehen und steht auf. „Asagi? Kannst du aufstehen?“ Ich sehe zu ihm, aber er scheint mich gar nicht zu hören. Kurzerhand hebe ich ihn auf meine Arme. Wenigstens hält er sich fest, sprich, er verschränkt seine Arme in meinem Nacken. Erschöpft und immer noch weinend lehnt er seinen Kopf an meine Brust. Zu dritt treten wir den Weg nach Hause an. Teru schweigt und dafür bin ich ihm wirklich dankbar. Ich werd ihm später alles erklären, wenn ich mit Asagi geredet habe. Vor meiner Haustür sucht Teru den Schlüssel in meiner Tasche und schließt dann auf. Auch meine Wohnungstür öffnet er, sodass ich mit Asagi direkt ins Schlafzimmer gehen kann. Ich lege ihn auf dem Bett ab, ziehe nur schnell die Schuhe aus und lege mich neben ihn. Sofort klammert er sich wieder an mir fest, er scheint diesen Halt zu brauchen. Ich hab da nichts dagegen und lege meine Arme um ihn. Am Rande bemerke ich, dass Teru sich neben mich setzt. „Was ist los?“ will er wissen. „Wir waren in der Stadt shoppen. Alles war toll, aber dann musste Asagi auf Toilette. Er kam panisch wieder raus gerannt und hat sich an mir festgeklammert. Als er auf der Straße gelebt hat, war da so eine Gang, die haben ihn immer verprügelt und ihm sein Geld abgenommen. Die waren in der Toilette. Sie wollten von mir Geld und als ich ihnen nichts geben wollte, hatten sie die Idee, es sich zu holen. Sie haben Asagi geschlagen und vorher gesagt, ich wiederhole wortwörtlich, 'Was macht denn die Schwuchtel hier? Mit seinem neuen reichen Stecher shoppen, huh? Hast dus etwa endlich geschafft, dich hoch zu ficken?' Ich hab sie weg gejagt, aber sie wissen jetzt, dass Asagi meine Schwachstelle ist. Sie...“ „...werden nicht aufgeben. Niemals.“ flüstert Asagi heißer. Seine Tränen sind mittlerweile versiegt, aber seine Augen dafür ziemlich rot. „Sie werden entweder dir oder mir auflauern, verprügeln und das Geld abnehmen. Ich mach dir nur Ärger, Kamijo. Warum hast du mich nicht weggeschickt?“ Er sieht mich fast schon anklagend an. „Weil ich dich liebe. Ich würde alles für dich machen.“ Ich rutsche auf dem Bett ein Stück nach unten, sodass ich mit Asagi auf Augenhöhe bin. Da er sich nicht rührt und auch keine Anstalten macht etwas zu sagen, küsse ich ihn so sanft wie möglich. Fast schon verzweifelt erwidert er meinen Kuss. „Bitte, komm nicht auf die Idee, mich zu verlassen. Das würde nichts ändern, sie würden dir trotzdem auflauern, um mir weh zu tun. Um an Geld zu kommen. Wir müssen zusammenhalten Asagi, ja?“ Er nickt nur leicht und kuschelt sich dann an mich. Ich streichle mit einer Hand über seinen Rücken, mit der anderen kraule ich seinen Nacken. „Wir sind auch immer für euch da, zumindest ich.“ Oh, Teru hatte ich ja schon fast vergessen. Ich sehe zu ihm, er lächelt. „Danke Teru.“ „Ich geh dann mal und lass euch alleine. Bye.“ Er steht auf und geht aus dem Zimmer. Ich bin echt froh, so einen guten Freund zu haben. Er versteht mich, und er akzeptiert, dass ich mit Asagi zusammen bin. Das ist schließlich nicht so selbstverständlich für jemanden, der hetero ist. „Asagi?“ Er ist schon eingeschlafen. Ob das jetzt am shoppen liegt oder an der Aufregung danach, keine Ahnung. Ich hoffe nur, dass er wirklich bei mir bleibt. Er wäre da draußen verloren, wegen dieser Gang. Und daran bin nur ich schuld. Das Leben ist in solchen Situationen echt scheiße. Aber zumindest ist Asagi bei mir und sucht meine Nähe. Das alleine ist Belohnung genug. Kapitel 5: V ------------ Asagi ist einige Zeit später, am Nachmittag, wieder aufgewacht. Wir haben noch ein wenig geredet und zusammen gebadet. Asagi ist der festen Überzeugung, dass er mit zur Bandprobe kommen will. Da ich ihn sowieso nicht gerne alleine lasse, aber zur Probe muss, habe ich zugestimmt. So können uns Yuki, Hizaki und Jasmine You zumindest helfen. Ich werd Asagi nicht mehr alleine rausgehen lassen. Jetzt liegt er noch neben mir, es ist ziemlich früh. Ich hab einfach nicht mehr schlafen können. Zu viele Gedanken sind mir im Kopf herum geschwirrt. Und jetzt denke ich ja schon wieder nach. Glücklicherweise werde ich jedoch von Asagi abgelenkt, der langsam aufwacht. „Ohayo Kamijo“ Er lächelt mich sanft an und küsst mich kurz. Dann streckt er sich wie eine Katze. Eine sehr anmutige Katze... „Wann müssen wir los?“ will er wissen. „In ungefähr einer Stunde.“ „Dann sollten wir uns wohl beeilen und aufstehen.“ Kaum hat er das gesagt, erhebt er sich auch schon und geht in das Ankleidezimmer. Verwundert sehe ich ihm hinterher. Seit wann ist Asagi denn morgens schon so munter? Wie auch immer, ich folge ihm und sehe, dass er sich schon Klamotten für heute rausgesucht hat. Die, die wir gestern gekauft haben, sind schon in den Schränken untergebracht. Er hält tatsächlich mein Lieblingstop in der Hand. Dazu schwarze Röhrenjeans und Pants. Er grinst mich nochmal an, gibt mir einen kurzen Kuss und verschwindet im Bad. Ich suche mir derweil ebenfalls Klamotten raus und ziehe mich um. Geduscht hab ich vorhin schon, als Asagi noch geschlafen hat. Da ich in der Küche natürlich keine Brötchen finde, beschließe ich, dass wir später was zu essen holen werden. Ich mache nur zwei Tassen Kaffee und warte auf Asagi. Als er schließlich aus dem Bad kommt, ist er schon umgezogen und gestylt, darum gehe ich nun ins Bad, um meine Haare zu stylen und mich zu schminken. Irgendwie habe ich keine Lust, heute zur Bandprobe zu gehen. Ich hab ein schlechtes Gefühl. Viel lieber würde ich hier bleiben und mit Asagi kuscheln. Aber da ist nichts zu machen, ich hab Teru versprochen, heute zu kommen. Wenigstens bin ich durch den Kaffee etwas munterer. Zurück bei Asagi in der Küche staune ich trotzdem, wie wach er schon ist. Ich bin echt ein Morgenmuffel... „Wir sollten gehen.“ Wir haben noch eine Viertelstunde Zeit. Ich weiß jetzt schon, dass wir zu spät kommen werden. Was solls... Zumindest kommt Asagi mit, und er hat ein tolles Shirt an. Mit viel nackter Haut. Und das gehört alles mir. Welch ein schöner Gedanke... Das Objekt meiner Begierde, also Asagi, läuft gerade an mir vorbei. Nebenbei nimmt er meine Hand und zieht mich mit. Erst im Flur kommt er wieder zum Stehen. „Kamijo, nicht träumen, sondern anziehen.“ Er sieht mich auffordernd an. Ich murre nur, ziehe dann aber Schuhe und Jacke an. Gut, dass ich Handy, Schlüssel und Geld schon eingesteckt habe. Als ich wieder zu Asagi sehe, hat er seine neuen Lieblingsschuhe und die Lederjacke an. „Werd mal munter. Sonst verirren wir uns noch.“ Huh? Wie sind wir denn auf die Straße gekommen? Ich hab das Gefühl, ich bin heute etwas abwesend. Trotzdem bemerke ich, dass Asagi meine Hand fest in seiner hält. Ich sehe mich kurz um, orientiere mich, und laufe los. Wir standen vor dem Haus, in dem unsere Wohnung ist. Peinlich... Endlich kommen wir am Proberaum an. Wir fahren mit dem Aufzug, da der Raum ziemlich weit oben liegt. Er wird von mir finanziert, darum ist er auch ziemlich gut ausgestattet. Weiterhin Asagis Hand haltend, betrete ich mit ihm den Raum. Natürlich sind alle schon da, sie sind immer pünktlich. Oder meistens. „Ohayo.“ sage ich einfach mal in den Raum, ziehe meine Jacke aus und hänge sie zusammen mit Asagis auf. Dann steuere ich mit ihm mein Stammsofa an und lasse mich darauf fallen, Asagi neben mir. „Oh, der König ist da. Natürlich auf die Minute pünktlich.“ spottet Hizaki, lächelt dabei aber. Er und Teru sitzen mit ihren Gitarren auf dem Boden. Warum sie immer auf dem Boden sitzen, hab ich noch nie verstanden. Hizaki ist heute nicht gestylt, so wie zu jeder Probe. Jasmine You sitzt mit seinem Bass an die Wand gelehnt da und hat die Augen geschlossen. Als er jedoch bemerkt, dass ich ihn beobachte, öffnet er seine Augen und sieht mich an. Manchmal macht er mir ja Angst... Aber als er Asagi neben mir und unsere verschränkten Hände sieht, lächelt er. Und Yuki... ja, wo ist Yuki? Da höre ich ein Kichern aus einer Ecke. Dort hockt Yuki vor einer weiteren Person und scheint sie zu kitzeln. „Yuki?“ Erschrocken dreht er sich zu mir um. Als er mich sieht, grinst er breit und stürzt sich auf mich. Was zum...? Da lässt er auch schon wieder von mir ab und strahlt mich an. „Guck mal Kamijo, ich hab endlich einen Freund. Einen ganzen tollen Freund, den Besten den es gibt.“ „Kann gar nicht sein, den hab ich.“ entgegne ich gelassen. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Jas sich ein Lachen verkneifen muss. Yuki hingegen schmollt. „Ruiza, komm mal her.“ Ah, also ist sein Kitzelopfer auch sein Freund. Gut, so schlecht sieht er ja nicht aus, braune Haare und ein bauchfreies Oberteil. Er hat einen flachen Bauch und ein Bauchnabelpiercing. Aber Asagi ist trotzdem hübscher, er ist eben alles für mich, da kommt kein anderer ran. Ich löse meine Hand von seiner, sehe dabei aber weiterhin zu Yuki. Meine Hand findet ihren Weg zu Asagis Seite, dort wo das Top offen ist. Sanft streichle ich über seine weiche Haut und bemerke, dass er sich verspannt. Außerdem ist ein erschrockenes Keuchen zu vernehmen. Yuki sieht mich etwas irritiert an, dann wandert sein Blick jedoch erst zu meiner Hand und dann zu Asagi. „Das ist also dein Freund?“ Ich nicke nur. „Und dabei hatten alle die Hoffnung, du wärst doch hetero. Schön, dass dus nicht bist.“ 'Alle' heißt in dem Fall Hizaki und Teru. Yuki ist schwul, und bei Jas weiß niemand so genau... Manchmal will ich auch gar nichts genaueres wissen. Asagi hält meine Hand fest. Oder eher, er legt seine Hand auf meine, hindert mich somit, sie weiter zu bewegen. Jetzt sehe ich doch zu ihm. Er sieht etwas tadelnd aus. Als Entschuldigung hauche ich ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. „Wollen wir dann auch mal proben? Wenn der König dies gestatteten würde.“ Hizaki sieht uns etwas genervt an. Okay, er ist hetero und ich kann ja verstehen, dass er nicht gerade begeistert ist. „Natürlich, Prinzessin.“ Er hasst es wenn ich ihn so nenne, vor allem wenn er kein Kleid anhat, so wie jetzt. „Kamijo, hör auf damit. Du weißt genau, dass ich das hasse.“ Drohend sieht er mich an. Ich glaub ich werde mich etwas zurückhalten, wenn Hizaki wütend ist, kann er ziemlich gemein werden. Da fällt mir auf, Teru hat ja noch gar nichts gesagt. „Teru-chan? Alles okay?“ Erschrocken starrt er mich an, nickt dann aber. Aber irgendetwas macht ihm Probleme, dass merke ich. Ich bin ja nicht umsonst sein bester Freund. „Okay, dann sollten wir jetzt mal anfangen. Am besten, wir besprechen als Erstes die neuen Lieder.“ Zustimmend nicken die anderen und wir setzen uns an den Tisch, der in der Mitte des Raumes steht. Asagi wird derweil von Ruiza 'entführt', der ja auch nicht zur Band gehört. Die beiden setzten sich wieder auf ein Sofa und beginnen sich zu unterhalten. Dann brauch ich mir darum keine Gedanken machen. Wir konzentrieren uns vollkommen auf die Songs, nur Teru wirkt abwesend. Den anderen scheint es nicht aufzufallen, aber er beteiligt sich kaum an den Gesprächen und sieht traurig aus. Als wir beschließen eine Pause zu machen, gehe ich schnell zu Asagi. „Ist es okay, wenn ich dich alleine lasse? Irgendetwas stimmt mit Teru nicht. Ich versprech dir, später bin ich wieder voll für dich da, ja?“ „Ist okay. Ruiza ist total nett. Ich komm schon klar.“ Er zieht mich zu sich herunter, um mir einen liebevollen Kuss zu geben. Dann entlässt er mich wieder und ich gehe zu Teru, der in einer Ecke sitzt. „Hey, was ist los?“ „Nichts. Es ist alles okay.“ So tonlos, wie Teru mir das weismachen will, glaube ich ihm nicht. Ich kenne ihn viel zu lange, um ihm diese Ausrede abzunehmen. Ich ziehe ihn hoch und aus dem Raum, da er anscheinend nicht vor den anderen über seine Probleme reden will. Als wir ein Stück entfernt von dem Proberaum auf dem Flur stehen, frage ich ihn erneut, was ihn bedrückt. „Ich hab mich verliebt.“ gibt er schließlich zu. „Das ist doch toll. In wen denn?“ „In... Hizaki.“ Langsam rutscht er an der Wand herunter, während ich nicht fassen kann, was mir Teru da eben gestanden hat. Aber gut, Hizaki sieht manchmal echt wie ein Mädchen aus, kein Wunder also, dass sich Teru in ihn verliebt hat. Ich hocke mich vor ihn. „Du hast dich also in unsere Prinzessin verliebt?“ Er schüttelt jedoch den Kopf. Okay, jetzt verstehe ich nichts mehr. „Ich liebe ihn, als Mann. Nicht seine Verkleidung. Ich liebe es, wenn er sich immer total aufregt, weil du ihn Prinzessin nennst, wenn er dich König nennt, wenn er mich umarmt. Ich liebe einfach alles an ihm.“ Das ist jetzt wirklich ein Schock. Seit wann ist Teru schwul? Er schluchzt leise, darum nehme ich ihn in den Arm. „Ganz ruhig bleiben, Teru-chan.“ Er beruhigt sich tatsächlich wieder und sieht mich an. „Was soll ich denn jetzt machen Kamijo? Ich halte es in seiner Nähe einfach nicht mehr aus.“ „Meinst du nicht, dass er vielleicht an dir interessiert sein könnte?“ Er schüttelt nachdrücklich den Kopf. „Nein. Er ist vergeben.“ „Echt? Oh scheiße, das wusste ich gar nicht. An wen? Du kommst schließlich gegen jedes Mädchen an.“ Er lacht freudlos. „Mädchen? Er ist mit Jas zusammen. Gegen ihn komme ich nicht an.“ Hizaki ist auch schwul? Was ich alles an einem Tag erfahren muss. Und dann ist er auch noch mit Jasmine zusammen. Gerade mit Jas. Seit wann teilt Hizaki denn seine Vorlieben? „Scheiße...“ Mein einziges Kommentar dazu. Ich weiß echt nicht was ich sagen soll, im Moment schockt es mich einfach alles zu sehr. „Sag es ihm, vielleicht kannst du dann abschließen.“ „Meinst du echt?“ „Ich weiß es nicht.“ Er seufzt und lehnt sich an mich. Mittlerweile sitze ich neben ihm, erhebe mich nun aber. „Wir müssen wieder.“ Ich helfe auch Teru aufzustehen, dann gehen wir zurück zu den anderen in den Proberaum. Als erstes sehe ich zu Asagi. Neben ihm sitzt Jasmine. Seine Hände liegen auf Asagis Seiten und er streichelt dort die nackte Haut. Asagi wirkt nicht gerade begeistert, hilfesuchend sieht er zu mir. Sofort gehe ich zu den beiden und ziehe Jas von Asagi weg. Er sieht mich nur mit hochgezogener Augenbraue an. Da brennt eine Sicherung bei mir durch, ich lege eine Hand um seinen Hals und drücke leicht zu. Nun, wenigstens dafür bekomme ich eine angemessene Reaktion, denn Jas sieht mich nun geschockt an und versucht sich zu befreien. Aber ich drücke nur fester zu und presse ihn an eine Wand. „Du hast Hizaki überhaupt nicht verdient.“ zische ich in sein Ohr. Dann drücke ich noch einmal fest zu, lasse ihn dann aber los. Etwas keuchend fasst er sich an den Hals und starrt mich an. „Was sollte das denn Kamijo? Seit wann bist du so gewalttätig?“ Hizaki ist zu Jas getreten und besieht sich seinen Hals. Scheiße, das hab ich gerade nicht wirklich gemacht, oder? Gut, Jas hat Asagi angefasst, aber das ist doch kein Grund, ihn sofort halb zu erwürgen. Ich hab langsam das Gefühl, verrückt zu werden. Schnell drehe ich mich um und gehe aus dem Raum. Kaum das ich draußen bin, renne ich zu den Toiletten. Dort lasse ich mich an einer Wand herunter gleiten, hoffe das niemand rein kommt und verstecke mein Gesicht hinter meinen Händen. Was hab ich nur getan? Ich hab einen Freund und Bandkollegen gewürgt. Es gibt keinen Grund, der das rechtfertigen würde. Keinen. Und trotzdem hab ich es getan. Ich hätte Jas umbringen können, oder ernsthaft verletzen. In dem Moment hab ich überhaupt nicht nachgedacht. Bin ich etwa so eifersüchtig? Ich will Asagi mit niemandem teilen. Zudem hat er Jas erlaubt, ihn zu streicheln, aber bei mir hat er etwas dagegen. Warum? Ich bin doch sein Freund. Was hab ich nur falsch gemacht, dass Asagi so reagiert? Dass er von Jas' Berührungen nicht begeistert war, verdränge ich einfach. Ich stehe wieder auf und trete an den Spiegel. Gott, seh ich schlimm aus. Ich hab zwar nicht geheult, aber genau so sehe ich aus. Vollkommen fertig und ausgelaugt. Schuldbewusst. Ich kann mein Gesicht einfach nicht mehr sehen und schlage mit der Faust in den Spiegel. Er zerspringt in tausend Teile, die nie wieder zusammen gefügt werden können. Meine Hand schmerzt, aber ich nehme es kaum wahr. Ich will nicht zurück gehen, dann muss ich mich den Konsequenzen meines Handelns stellen. Aber ich will weder Jas, noch Hizaki oder Asagi begegnen. Ich will im Augenblick einfach meine Ruhe haben. Verzweifelt breche ich neben dem Waschbecken zusammen. Jetzt weine ich doch, Tränen finden ihren Weg über meine Wangen zu meinen Kinn. Ich bemerke sie kaum. In mir tobt nur noch der Gedanke, einen Freund, viel Vertrauen und Asagi verloren zu haben. Ich will einfach nicht mehr, ich will über nichts mehr nachdenken, nichts mehr fühlen. Keinen Schmerz, weder körperlichen noch seelischen. Aber es geht nicht. Ich fühle mich schon taub von dem ganzen Schmerz. Mittlerweile sehe ich kaum noch etwas, da die vielen Tränen meine Sicht behindern. Es ist mir auch egal. Was soll ich schon sehen? Noch mehr Schmerz? Das ist im Augenblick die einzige Sache, die mir wahrscheinlich erscheint. Ich bin anscheinend eingeschlafen, denn das nächste, was ich sehe, ist Asagis schmerzverzerrtes Gesicht. Ich sage doch, ich sehe nur noch Schmerz. Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen und ich weine haltlos, bekomme kaum mit, dass ich in den Arm genommen werde. Kapitel 6: VI ------------- „Kamijo.“ Ist das Asagi? „Kamijo.“ Warum sagt er meinen Namen? „Kamijo.“ Ich hab ihm doch weh getan... Ich spüre einen brennenden Schmerz an meiner Wange. Was war das? Ich werd wieder etwas klarer im Kopf und finde mich in Asagis Armen wieder. Wir knien auf dem Boden und ich lehne an Asagis Brust. Er hat mich geschlagen. Fassungslos wandert meine Hand zu meiner schmerzenden Wange. „Du hast mich geschlagen.“ flüstere ich und sehe Asagi dabei an. „Du hast auf nichts reagiert. Ich hatte Angst, dass du durchdrehst.“ „Asagi, lass mich nicht allein. Bitte, lass mich nie allein.“ Verzweifelt sehe ich zu ihm. Er sieht etwas verwirrt aus, streichelt dann aber durch meine Haare. „Ich lasse dich nicht alleine. Das könnte ich gar nicht.“ Er drückt mich an sich und fährt beruhigend über meinen Rücken. „Warum bist du so ausgerastet? Jasmine hat mich nur angefasst, mehr nicht.“ Ruckartig löse ich mich von Asagi und setze mich auf. „Warum lässt du dich von ihm anfassen, aber nicht von mir? Schämst du dich etwa für mich? Du sagst nie, dass du mich liebst. Was soll ich denn dann denken, wenn Jas dich anfasst?“ „Ich schäme mich doch nicht für dich. Wie könnte ich? Du bist der tollste Mensch, den es gibt Kamijo. Ich... hab dir nie gesagt, dass ich dich liebe, weil ich Angst hatte. Ich hab das noch nie einem Menschen gesagt. Aber Kamijo, ich liebe dich, aus tiefstem Herzen. Ich will immer mit dir zusammen sein.“ Er sieht mich so liebevoll an. Vertrauensvoll und zärtlich. „Das bedeutet mir so viel, Asagi. Dieser eine Satz.“ Ich will mich wieder an ihn kuscheln, aber er hat andere Pläne. Er greift nach meinem Kinn und küsst mich, liebevoll, aber doch verlangend und leidenschaftlich. Ziemlich schnell dehnt er den Kuss aus, dringt mit seiner Zunge in meine Mundhöhle ein. Er dominiert diesen Kuss eindeutig, aber ihm übergebe ich gerne die Führung. Ich vertraue Asagi. Als er sich von mir löst, klammere ich mich an ihm fest. Ich will ihn nie wieder los lassen. „Wir sollten zurück gehen. Du solltest dich bei Jasmine entschuldigen. Er hat schon gemerkt, dass er einen Fehler gemacht hat. Außerdem hat sein Hals nicht wirklich gesund ausgesehen.“ Schuldbewusst sehe ich auf, zu Asagi. „Ich hätte ihn umbringen können.“ flüstere ich tonlos. Aber Asagi lacht nur leise. „Nein. Da hätte schon vorher jemand eingegriffen. Außerdem bist du dazu gar nicht in der Lage.“ Daran zweifle ich doch stark. „Komm schon Kamijo. Zusammen schaffen wir alles, richtig?“ Ich nicke nur und bekomme als Belohnung einen Kuss. Dann steht Asagi auf und hilft mir. Ich will in den Spiegel sehen, stelle aber fest, dass der größte Teil kaputt ist. Da erinnere ich mich und sehe auf meine Hand. Sie blutet nicht mehr, darum wasche ich das getrocknete Blut ab und wickle einige Tücher um die Hand. Dann versuche ich mich irgendwie herzurichten, da man deutlich sieht, dass ich geweint habe. Letztlich wasche ich einfach mein Gesicht, und somit die Schminke, ab. So bin ich zwar ziemlich blass, aber ich sehe immerhin nicht aus, als hätte ich sonst was gemacht. Asagi hat geduldig auf mich gewartet, betrachtet meine Hand jetzt aber besorgt. Dann seufzt er und nimmt meine unverletzte Hand in seine. Zusammen gehen wir zurück zum Proberaum. Yuki und Ruiza haben sich in eine Ecke verzogen, wahrscheinlich wollen sie nichts mit der ganzen Sache zu tun haben. Teru hockt auf einem Sessel, seine Gitarre auf dem Schoß, und zupft an ihr herum. Er ist darauf bedacht, nicht dort hinzusehen, wo ich jetzt hin schaue. Zu Hizaki und Jasmine You. Jas hat sich wieder seinen Bass geschnappt und liegt neben Hizaki auf dem Sofa. Sein Kopf ist in Hizaki Schoß. Der Gitarrist krault Jas, ist ansonsten ziemlich entspannt. Entschlossen, gut, nicht wirklich entschlossen, gehe ich auf Jas und Hizaki zu. Sie sehen mich beide an und ich fühle mich gerade wirklich unwohl. Aber da drückt Asagi meine Hand. Sofort entspanne ich mich etwas. „Jas... ich... es tut mir leid. Ich bin ausgerastet. Ich wollte das nicht. Wirklich.“ Kurz mustert Jas mich von unten, lächelt dann aber. „Weißt du Kamijo, so schuldbewusst und lieb bist du total anders. Steht dir. Ich weiß ja, dass du das nicht wolltest. Es war ja auch irgendwie meine Schuld. Ich sollte deinen Freund eben nicht anfassen. Ich wollte nur testen, ob er es auch ernst meint. So panisch wie er geguckt hat, schon.“ Jetzt grinst Jas mich an. Asagis Hand verkrampft sich etwas in meiner, aber als ich beruhigend mit dem Daumen über seinen Handrücken streichle, entspannt er sich wieder. Ich sage lieber nichts mehr zu Jas' Kommentar, sondern wende mich eher an Yuki und Ruiza. Okay ich könnte auch Jas fragen, aber mit ihm will ich heute nichts mehr zu tun haben. „Ich muss dann noch was abholen. Kannst du mit helfen Yuki?“ Bittend sehe ich ihn an. Er seufzt, nickt dann aber. „Du Kamijo, wenn das okay ist, gehe ich mit Ruiza noch einkaufen. Den Schlüssel hab ich ja, und Handy hab ich auch einstecken.“ „Nur wenn noch jemand mitgeht. Du weißt, wegen diesen Typen. Nehmt doch Teru mit und lenkt ihn ein bisschen ab. Er hat das grad dringend nötig. Ja?“ Asagi sieht kurz zu Ruiza, der nickt. Dann wendet er sich wieder mir zu und nickt ebenfalls. „Wir sehen uns dann später.“ „Warte.“ Ich krame mein Geldbörse hervor und ziehe einige Scheine heraus, die ich Asagi reiche. „Hier, ohne Geld kann man ja schlecht einkaufen.“ „Danke.“ Er nimmt das Geld und steckt es zu seinem Handy in die Hosentasche. „Ich liebe dich.“ Er küsst mich mit so viel Gefühl, dass es fast unmöglich erscheint. Dann verabschiedet er sich von den anderen und spaziert, mit Ruiza und Teru im Schlepptau, aus dem Proberaum. Irgendwie hat das Bild was von einem Meister mit seinen Sklaven... Schließlich tragen sowohl Ruiza wie auch Teru bauchfreie Oberteile. Ich wende mich den verbliebenen drei Leuten zu, verabschiede mich schnell von Jas und Hizaki, und gehe dann mit Yuki ebenfalls aus dem Proberaum. Ich will die Kartons abholen, von denen Asagis früherer Vermieter gesprochen hat. Yuki habe ich aus zwei Gründen mitgenommen. Erstens, damit er mir tragen hilft und zweitens brauche ich seinen Rat. Während wir also durch Tokyo laufen, versuche ich mich zu überwinden Yuki zu fragen. „Wie funktioniert das?“ platze ich schließlich heraus. Yuki sieht mich nur verwirrt an. „Ich meine... Ich will mit Asagi einen Schritt weiter gehen. Ich weiß aber nicht wie das funktioniert.“ Zum Ende hin bin ich immer leiser geworden. Als ich wieder zu Yuki sehe grinst er mich an. „Du willst also wissen, wie Sex zwischen zwei Männern funktioniert, hm?“ Ich nicke nur und werde rot. Und dann beginnt Yuki zu erklären. Ich muss sagen, er kann sehr anschaulich beschreiben. Ob das jetzt in dem Fall gut war oder nicht... Nun ja. Aber letztlich weiß ich so ziemlich alles in allen möglichen Varianten. „Das Wichtigste ist, dass es euch beiden gefällt. Und bevor ihr ohne Kondom miteinander schlaft, lasst euch testen. Man kann nie wissen.“ beendet Yuki seine Erklärungen. Ich atme tief ein und aus. „Danke Yuki.“ Ist das einzige, was ich dazu sage. „Wir sind da.“ Ich klingele wieder bei diesem hässlichen Typen. Er scheint mich erwartet zu haben, denn er öffnet fast sofort und drückt mir eine der Kisten in die Hände und die andere Yuki. Er ächzt leise unter dem Gewicht. „Was ist das überhaupt?“ will er wissen, während wir zu meiner Wohnung gehen. „Asagis Sachen.“ „Wo hast du ihn eigentlich kennen gelernt?“ „Auf der Straße.“ ist meine knappe Antwort. Zum Glück fragt Yuki nicht weiter nach. Er scheint zu merken, dass ich nicht darüber reden will. Als wir endlich in meiner Wohnung ankommen, sind Asagi, Ruiza und Teru noch nicht da. Sie wollten ja auch einkaufen, und ich kann mir vorstellen, dass Ruiza dabei etwas länger braucht. Die Kartons stellen wir in eine Ecke des Wohnzimmers und setzten uns dann auf das Sofa. Yuki will bei mir auf Ruiza warten. Während wir so reden, erfahre ich, dass Yuki und Ruiza erst seit ein paar Wochen zusammen sind. Die ersten Wochen haben sie es noch verheimlicht, aber als ich nicht mehr zur Probe gekommen bin, haben sie es den anderen gesagt. Nach gefühlten Ewigkeiten kommen unsere Freunde und Teru endlich wieder. Das Erste was Asagi macht, ist ins Schlafzimmer zu gehen. Ruiza kuschelt sich derweil an Yuki. Und Teru... der sieht etwas blass aus. „Teru-chan? Alles okay?“ Verstört sieht er mich an, reagiert sonst aber gar nicht. „Ihm geht’s gut, er hat nur zu viele Informationen auf einmal bekommen.“ meint Asagi, der sich jetzt neben mich setzt. Er lächelt mich an und küsst mich liebevoll. Ich lehne mich an ihn, um ihm noch näher zu sein. „Ich glaub wir gehen dann mal.“ sagt Ruiza nun. Ich will aufstehen, um ihn und Yuki zu verabschieden, aber Asagi schlingt einen Arm um meine Hüfte und hält mich somit auf dem Sofa und neben sich. Verwirrt sehe ich ihn an, aber er lächelt nur. Da er mich wirklich verlangend küsst, bekomme ich nichts anderes mehr mit. Ich spüre nur noch seine weichen Lippen auf meinen. Seine Hände auf meiner Hüfte. Keuchend löse ich mich wieder von ihm. „Was.. ist mit Teru, Yuki und Ruiza?“ „Die sind schon gegangen.“ Wann das? Bei Ruiza und Yuki hab ich ja noch was mitbekommen, aber dass Teru auch weg ist... Ich lehne mich wieder an Asagi, bewege mich ansonsten aber nicht. Er streichelt über meine Hüfte, dann über den Bauch. Seine zweite Hand krault meinen Nacken. Ich schnurre schon fast und bin kurz davor einzuschlafen. Asagi scheint es nicht zu stören. „Asagi~“ Ich sehe zu ihm, sehe sein Lächeln. „Ich liebe dich.“ Er lächelt noch breiter, beugt sich zu mir herunter und verharrt kurz vor meinem Gesicht. „Ich dich auch.“ haucht er gegen meine Lippen. Dann küsst er mich liebevoll. Einfach nur hier mit Asagi zu kuscheln, das macht mich glücklich. Nichts anderes. Und das nur weil ich ihn liebe. Er ist einfach bei mir. Und es tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin. Ich hoffe nur, dass ich nie wieder so eifersüchtig reagiere. Dies würde unserer Beziehung nicht gut tun. Ich liebe Asagi schließlich, ich will ihn nicht verlieren. Um keinen Preis der Welt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)