Josephine Klick - Allein unter Cops von Peggy_Padouk ================================================================================ Kapitel 10: ------------ „Sind die DNA Analysen schon da?“, fragte ich Ewald als ich gerade das Büro betrat. Er schüttelte den Kopf und biss von seinem Brot ab. „Dir auch einen guten Morgen, Josy“, erwiderte er mit halb vollem Mund und einem leicht sarkastischem Unterton. Ich rollte meine Augen. „Ich habe ´nen ganzen Tag verpasst, Waldi. Also bring mich doch bitte auf den neusten Stand. Gibt’s neue Erkenntnisse?“ Er schluckte den Rest von seinem Frühstück runter, bevor er auf meine Frage antwortete. „Alex hat gestern die Liste noch einmal überprüfen lassen. Es hatte wirklich nur dieser Marco Schulz gefehlt.“ Er schwieg einen Moment und überlegte. „Ach so“, fuhr er fort. „Wir haben dann noch die Krankenschwester, die an dem Abend Dienst hatte befragt.“ „Seid ihr mit dem Protokoll schon durch? Kann ich das mal sehen?“ „Komm doch erst mal in Ruhe an. Du machst da weiter, wo du aufgehört hast, bevor es dich umgehauen hat.“ „Waaaldi...“, mahnte ich ihn. „Ist ja gut. Ich schick dir das Protokoll“, erklärte er und drehte sich zum Monitor um. Ich zog meine Jacke aus und nahm am Schreibtisch Platz. Ich musste die Ergebnisse von einem ganzen Tag nachholen. Aber zum Glück war es gestern nicht so ereignisreich gewesen. Alle warteten auf die DNA Ergebnisse. Nachdem Alex ebenfalls im Büro angekommen war und er mir alle nötigen Informationen gab, tippte ich unruhig mit meinen Fingern auf dem Schreibtisch rum. Nach Zehn Uhr wollte ich nicht länger warten und rief im medizinischem Institut an. Wie lange konnte schon so ein DNA Abgleich dauern? Ich verbrachte eine Weile in der Warteschleife bis ich den richtigen Ansprechpartner in der Leitung hatte. Alex saß mir gegenüber und lauschte dem Gespräch. „Wann können wir mit den abschließenden Ergebnissen rechnen?“, hakte ich nach. „Meine Kollegin schreibt gerade den Bericht für Sie. Die Ergebnisse sollten Sie in einer halben Stunde in Ihrer Mailbox haben“, versicherte mir die medizinische Assistentin. „Gibt es denn Treffer?“ „Nicht direkt“, begann sie etwas zögernd. „Wie meinen Sie das?“, fragte ich. Wie konnte es nicht direkt einen Treffer geben? Entweder eine DNA passt oder sie passt nicht, richtig? Auch Alex sah mich fragend an. „Nun ja“, begann sie. „Wir haben bei allen einen 16-Marker DNA-Test durchgeführt. Alle waren ohne Übereinstimmung. Vor einer halben Stunde haben wir die letzten Proben getestet. Da war eine Probe dabei, die mit vier Marker übereingestimmt hat.“ Diese Mediziner machten mich irre. Konnte Sie nicht auf den Punkt kommen? „Frau Witt, Sie müssen entschuldigen, aber ich hatte in Gentechnik wirklich einen sehr einschläfernden Lehrer in der Schule. Sie müssen schon konkret sagen, was das bedeutet.“ Betont sachlich fuhr sie mit ihren Erläuterungen fort. „Vier Marker sind zu wenig, als dass es sich um die DNA vom Vater handeln könnte. Aber es sind genug, dass man mit Sicherheit sagen kann, dass es sich dabei um einen näheren Verwandten handeln muss.“ „Der Vater vielleicht“, fragte Alex in den Hörer. Ich dachte an das Alter der Verstorbenen und an das Durchschnittsalter der männlichen Angestellten. Elisabeth Weiß - sie war erst 23 Jahre alt gewesen. Man sollte zwar niemals nie sagen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie eine Beziehung mit einem Ü50-jährigen Mann geführt hatte. „Vielleicht der Bruder“, suggerierte ich. Frau Witt stimmte uns zu. „Das sind natürlich nur Vermutungen, die jetzt aufgestellt werden können. Wir benötigen die DNA Proben der direkten Verwandten, um mit Sicherheit eine Aussagen treffen zu können.“ „Frau Witt, Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank.“ „Das ist selbstverständlich, Frau Klick.“ „Können Sie uns noch den Namen nennen?“, hakte ich nach. Wir mussten so schnell wie möglich weiter recherchieren. „Die Liste hat meine Kollegin“, sagte sie entschuldigend. „Aber ich bin mir sicher, dass sie Ihnen gleich den Bericht rüber mailt.“ Ich wollte gerade darum bitten, dass sie mich mit ihrer Kollegin verbinden sollte, aber Alex mischte sich ein. „Alles klar. Solange werden wir noch warten können. Vielen Dank noch mal“, sagte er höflich in den Apparat, während er mich warnend ansah. Ich atmete frustriert aus, erklärte mich aber einverstanden mit dem Vorgehen. Ich wusste ja, dass ich dringend an meiner Geduld arbeiten musste. „Ich hole mir erst mal ´nen Kaffee. Möchtest du auch einen?“, wollte Alex wissen. Ich verneinte, da ich schon hibbelig genug war. Mich auf Koffein würden meine Kollegen vermutlich nicht aushalten. Er verschwand aus dem Büro und ich starrte auf meinen Monitor. Ich drückte regelmäßig die F5-Taste, während ich den Posteingang der Mailbox fixierte. Karin rollte mit ihrem Bürostuhl seitlich von ihrem Monitor ab und sah mich fragend an. Ewald, der neben ihr stand, betrachtete mich ungläubig. „Du weißt schon, dass sich die Mailbox von alleine aktualisiert, oder?“ Ich verzog mein Gesicht und sah ihn genervt an. „Jahaaa... “, schnaubte ich und lehnte mich in meinen Stuhl zurück. „Warum brauchen die nur solange für so einen Bericht.“ Dabei hatten die Kollegen in Rekordzeit gearbeitet. Wenn man bedachte, wie viele Tests ich am Mittwoch bei ihnen vorbei gebracht hatte, war es mehr als erstaunlich. Alex kam wieder ins Büro - entspannt und souverän wie immer. Ich hatte schon ganz zu Anfang seine innere Ruhe und seine besonnene Art bewunderte. Für mich machte das einen wirklich guten Ermittler aus. Ich wusste, dass mir das fehlte, dass ich vieles überhastete. Aber manchmal ging einfach mein Temperament mit mir durch. Im Blickwinkel sah ich wie ein Fenster auf dem Bildschirm aufpoppte. „Da ist sie.“ Ich öffnete die Mail mit ihrem Anhang. Die Ergebnisse waren in einer Tabelle festgehalten. Nur eine Zeile war farbig markiert. War es der Spender, der vier übereinstimmende Marker mit der DNA vom Kind hatte? Der Verwandte vom Vater des Kindes, vielleicht vom Mörder. Vielleicht war er aber auch selber der Mörder. Wir würden es rausfinden. „Marco Schulz“, las Alex vor. Ich stockte bei dem Namen. Das konnte doch nicht sein, gerade dieser junge Mann? „War das nicht der Typ, der nicht auf der Liste stand?“, fragte Alex nach. „Ja“, bestätigte ich. „Wäre er nicht freiwillig gekommen, hätte wir nie ein Indiz bekommen. Denkst du, da versucht einer was zu vertuschen?“ „Riecht zumindest danach“, stimmte mir Alex zu. „Waldi?“, wandte ich mich an meinen Kollegen. „Kannst du bitte dir die Daten von Marco Schulz ziehen?“ „Läuft“, sagte er und ging an seinen Arbeitsplatz. Ich stand auf und wanderte langsam im Zimmer umher - so konnte ich einfach klarer denken. „Wer hätte die Möglichkeit die Liste zu manipulieren? Ich meine, sie wussten doch nicht, dass wir ´nen DNA Test durchführen würden.“ Alex verzog nachdenklich seinen Mund. „Eigentlich waren nur Frau Krämer, Vivienne und vielleicht die Sekretärin involviert.“ Ich überlegte. „Ich hatte von unterwegs angerufen. Es war also genug Zeit gewesen, die Liste zu ändern“, begann ich. Es gab nur ein Problem „Wer konnte davon wissen? Ist doch klar, dass man dazu nicht nur die Kenntnis braucht, sondern auch die Möglichkeit die Änderung durchzuführen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Frau Krämer was damit zu tun hat.“ „Vivienne hat damit auch nichts zu tun“, ergänzte Alex und verkleinerte damit den Kreis der verdächtigen. „Die Sekretärin?“, hakte Alex nach. „Nein, die war an dem Tag krank“, wendete ich ein. Es war doch zum Haare raufen. Ich ging alle Namen und Gesichter in meinem Kopf durch. Nur bei einem blieb ich hängen - mal wieder. „Was ist denn mit diesem Dr. Schneider?“ fragte ich Alex. „Hast du nicht gesagt, dass er auf einem Seminar war?“ „Ja, ein Tagesseminar in Berlin. Aber er konnte doch ohne Probleme noch im Büro von Frau Krämer gewesen sein als ich mit ihr telefonierte. Die scheinen immer zusammen zur Arbeit zu fahren.“ Alex und ich spielten mit diesem Gedanken. War es möglich? Der Typ war mir von Anfang an so verdächtig vorgekommen, arrogant, allwissend, überheblich, als ob er sich in Sicherheit wiegte. „Leute“, rief Ewald aus. „Ich hab´s.“ Wir gingen zügig zu seinem Schreibtisch. „Das glaubt ihr nicht“, sagte Ewald und drehte den Monitor etwas mehr zu uns als er den Eintrag für uns Laut vorlas. „Marco Schulz ist der Sohn von Magret Schulz und Klaus Schneider. Er ist ein Scheidungskind hat aber noch einen wesentlich älteren Bruder. Sein Name ist Dr. Torsten Schneider.“ Ich verengte meine Augen. Das konnte kein Zufall sein. Dr. Torsten Schneider. War er der Vater? Der Mörder? Auf jeden Fall stand er dem Fall näher als er zugeben wollte. Ich schnappte mir meine Jacke und zog sie mir über während ich zur Tür ging. „Kommst du, Alex?“ Er nickte und folgte mir. *** „Frau Krämer, wir müssten dringend mit Herrn Dr. Schneider reden. Wo finden wir ihn?“, fragte Alex. Wir standen im Büro der Leiterin. Sie sah uns verdutzt an. Vermutlich hatte Frau Krämer uns hier nicht erwartet und noch weniger die Fragen, die wir stellten. „Er schult heute unsere Krankenschwestern. Was ist denn passiert?“, fragte sie etwas irritiert. Im selben Augenblick ging die Tür auf und wie bestellt trat Herr Dr. Schneider in den Raum. Er schien sich über etwas zu ärgern. Aufgebracht feuerte er die Tür auf und trat ein. „Du kannst doch nicht wirklich erwarten, dass ich diese inkompeten-“, unterbrach er seinen Satz und blieb Mitten im Raum stehen als er uns bemerkte. „Was ist denn hier los?“, fragte er im nächsten Moment. Ich ging einen Schritt auf ihn zu. „Herr Dr. Schneider“, begrüßte ich ihn gespielt euphorisch. „Schön, dass Sie da sind. Wir hätte da einige Fragen an Sie.“ Er sah mich herablassend an und wandte sich Frau Krämer zu. „Ich habe dafür jetzt keine Zeit. Wir sehen uns später.“ Er dreht sich um seine eigene Achse und wollte bereits das Zimmer verlassen, aber so schnell würde ich ihn nicht ziehen lassen. Alibi hin oder her. Er war dringend Tatverdächtig nach den neusten Erkenntnissen. „Herr Dr. Schneider“, rief ich ihm hinterher. Meine Stimme gewann an Lautstärke. „Sind Sie der Vater von dem Kind - mit dem Elisabeth Weiß schwanger war - bevor sie kaltblütig ermordet wurde?“ Bei der Frage stockte er im Türrahmen. Ich konnte hören, wie Frau Krämer scharf einatmete, konzentrierte mich aber auf Herrn Dr. Schneider. Es tat mir leid der Frau so einen Schock versetzen zu müssen, aber es galt einen Mordfall zu klären. Langsam drehte er sich wieder zu mir um und sah mich verstimmt an. Ich erkannte beim genaueren Hinsehen die geweiteten Pupillen. Er wirkte hochkonzentriert - wie eine Raubkatze vorm Angriff. Hatte ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Seine Augen erfasste nur kurz Frau Krämer und ihre Reaktion, bevor er wieder mich ins Visier nahm. „Ich weiß nicht wovon Sie reden“, beharrte er betont ruhig. Dieser Typ hatte Nerven aus Stahl. Das musste man ihm lassen. Ich atmete einmal ruhig durch. Hier durfte ich nichts übereilen. Er würde sich das zu nutze machen. „Haben Sie deswegen keine Probe abgegeben bei den DNA Tests?“, fragte ich weiter. „Haben Sie befürchtetet, dass wir rausfinden würden, dass Sie ein Verhältnis mit Frau Weiß unterhielten? Das sie schwanger war mit Ihrem Kind?“ Noch immer sah er mich mit dieser ungetrübten Ruhe an. “Frau Klick“, begann er. „Ich weiß nicht auf was für wilde Theorien Sie sich stürzen. Ich bekomme langsam den Eindruck, dass Sie Probleme mit dem Fall haben. Ich verstehe wirklich nicht, was sie sich da in Ihrem Kopf zurechtbasteln.“ Er provozierte mich, versuchte mich von der eigentlichen Frage abzulenken. Aber ich hatte nichts anderes erwartet. Ungewohnt ruhig machte ich bei diesem Spiel mit. „Sie müssen das auch nicht verstehen“, begann ich freundlich, sah ihn dann aber mit festem Blick an. „Wie hatten Sie es formuliert? Sie sind kein Psychologe, nur Allgemeinmediziner?“ Ich erinnerte ihn an unser erstes Gespräch, in dem er Tim als Tatverdächtigen präsentieren wollte. „Aber als Allgemeinmediziner müssten Sie doch ein Grundwissen zum Thema DNA haben.“ Ich machte eine kurze Pause, wollte die Worte wirken lassen. „Wusste Sie, Herr Schneider, dass Ihr Bruder Marcus Schulz so freundlich war und uns etwas von seiner DNA zur Verfügung gestellt hat?“ Seine Körperhaltung und der Gesichtsausdruck veränderten sich kaum merklich. Aber die Muskelpartien seines Oberkörpers spannten sich an. Sollte er ruhig versuchen den Schein zu waren, aber mir konnte er nichts mehr vormachen. Er hatte mehr mit der Sache zu tun, als er zugab. Körpersprache lügt nicht – hat sie noch nie. „Mein Bruder?“, fragte er mit noch immer souveräner Ruhe in seiner Stimme. „Ja“, begann ich im Plauderton. „Was für ein Zufall, finden Sie nicht auch? Wo er doch gar nicht auf der Liste stand. Fast hätten wir ihn verpasst, aber er war so freundlich uns selber aufzusuchen.“ Ich wandte mich kurz zu Frau Krämer. Gern hätte ich ihr dieses Gespräch erspart. Sie sah blass aus und starrte ihren Partner ungläubig, ja fast verzweifelt an. Das Gefühl kannte ich. Man wollte nicht wahr haben, dass ein Mensch das entgegengebrachte Vertrauen missbrauchte. Ich musste an Stefan denken, verdrängte den Gedanken aber gleich wieder. Stefan war kein Mörder, sondern einfach nur ein unglaubliches Arschloch. „Frau Krämer?“, fragte ich sie. „War Herr Dr. Schneider vielleicht an dem Morgen, wo ich Sie um die Liste gebeten habe vor Ort?“ Ich war mir nicht sicher, ob sie die Frage verstanden hatte. Sie wirkte mit der Situation überfordert und blickte haltlos auf den Schreibtisch vor sich. Als ich keine Antwort bekam, ließ ich die Frage zunächst offen im Raum stehen. Ich konnte auch noch später in Ruhe mit ihr darüber reden. Mein Blick richtete sich wieder auf Herrn Dr. Schneider. „Die DNA Ihres Bruders und die vom Kind passen soweit zusammen, dass wir mit Sicherheit sie als Vater vom Kind bestimmen können. Vielleicht möchten Sie uns eine DNA Probe von Ihnen geben, um das Gegenteil zu beweisen?“ Ich machte eine Pause, wartete auf eine Reaktion von ihm, aber noch immer verzog er keine Miene. Wie konnte man diesen Mann nur knacken? „Es ist wirklich ein Problem, wenn die Geliebte ein Kind erwartet, aber man gleichzeitig eine Beziehung mit der Chefin unterhält. Meinen Sie das nicht auch? Für mich klingt das nach einem guten Motiv, Herr Dr. Schneider“, versuchte ich ihn zu provozieren. Wie er bei diesem Fakten noch immer so erhaben über den Dingen stehen konnte war mir ein Rätsel. Sein Blick verweilte auf Frau Krämer, bevor er sich wieder Alex und mir zuwandte. “Ob ich der Vater bin oder nicht sollte für die Ermittlungen keine Rolle spielen, da ich, wie bereits im letzten Gespräch erwähnt, zum Tatzeitpunkt mit meiner Partnerin auf einer Benefizveranstaltung war.“ Es war erstaunlich, wie er sich noch immer so überlegen fühlen konnte. Diese Sicherheit war nur zu begründen, da er Kenntnis darüber haben musste, dass die SpuSi nichts Belastendes gegen ihn gefunden hatte. Aus meiner Sicht nur möglich, da er persönlich dafür gesorgt haben musste. Aber ohne Beweise konnten wir nur Vermutungen aufstellen und er hatte Recht, die Vaterschaft würde nicht reichen, wenn man ihn mit dem Fall sonst nicht in Verbindung bringen konnte. Keine Beweise, keine Anklage. Ich weigerte mich jedoch ihn davon kommen zu lassen. Er musste bei diesem Mord seine Hände mit im Spiel haben. „Ja“, stimmte ich ihm zu. „Ich erinnere mich an Ihre Aussage, auch daran, dass Sie Zuhause noch gemütlich ein Glas Wein getrunken haben, richtig?“ Ich wartete keine Reaktion von ihm ab und wandte mich an Frau Krämer. Sie musste den Tränen nah sein, aber ich konnte darauf jetzt keine Rücksicht nehmen. Wir brauchten Antworten – immerhin ging es um Mord. „Frau Krämer, schlafen Sie nach einem Glas Wein auf immer so gut? Also wenn ich nicht schlafen kann, dann gönne ich mir abends schon mal einen richtig guten Rotwein.“ Ihre Lippen bewegten sich. Sie wollte was sagen, aber es folgten keine Worte. „Das tut hier nichts zu Sache“, mischte sich Herr Dr. Schneider ein. Er hatte seine Stimme erhoben, wenn auch nur leicht. Mir reichte das um zu wissen, dass ich langsam Anfing den richtigen Nerv bei ihm zu treffen. Und wenn ich etwas konnte, dann war das jemandem richtig schön auf die Nerven zu gehen. Vielleicht konnte ich so endlich an mehr Informationen kommen. Er sah Frau Krämer an und sprach mit ihr in einem für mich ungewohnten sanften Tonfall. „Lass dir keinen Unsinn von den Kommissaren erzählen. Wir reden später über alles, okay?“ Als er keine Antwort von ihr erhielt, wandte er sich mit finsterem Blick an mich. „Sind Sie fertig?“, fragte er kühl. „Ihre Anschuldigungen sind ohne jede Grundlage. Sie können nichts beweisen.“ “Wir werden eine DNA per Beschluss bei Ihnen einfordern. Herr Dr. Schneider, wir WERDEN es Ihnen beweisen.“ „Die Vaterschaft meinen Sie...?“ „Den Mord“, ließ ich ihn wissen. Als er mich mit seinem kühlen, kalkulierenden Blick ansah, lief mir beinahe ein Schauer über den Rücken. „Wäre das der Fall“, begann er und seine Stimme klang beinahe höhnisch „Hätten Sie mir schon längst Handschellen umgelegt, Frau Klick.“ Ich musste schlucken. Er wusste genau was er tat und das machte mich rasend. Heute würde ich nichts mehr bewegen können. Wir mussten weiter dran bleiben und noch einmal genauer ermitteln. Früher oder später würde er etwas tun oder etwas sagen, dass ihn verriet. Vielleicht konnte uns auch Frau Krämer weiterhelfen, wenn sie den Rückschlag erst verkraftet hatte. Sein Alibi musste Lücken aufweisen und diese mussten wir finden. Als ich nichts erwiderte, lächelte er mich gespielt höflich an. „Entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe noch Aufgaben zu erledigen.“ Er zog die Tür hinter sich zu und ließ Alex, Frau Krämer und mich zurück. Alex übernahm das weitere Gespräch. Ihn trieben die gleichen Gedanken wie mich als er versuchte den Abend der Benefizveranstaltung mit Frau Krämer noch einmal zu rekonstruieren. Sie bestätigte, dass er am Tag der Tests bei ihr im Büro war, konnte aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er auch am Schreibtisch gewesen war. Das Gespräch verlief sehr stockend und ich war froh, dass Alex sich darum kümmerte. Ich brachte erneut meine Vermutung mit dem Wein an. Er wusste, dass sie dadurch schnell schläfrig wurde, aber diese Wirkung hatte Wein wohl auf die meisten Menschen. Es waren gute Hinweise, aber keiner davon brachte uns ans Ziel. Noch immer fehlte uns ein stichhaltiger Beweis. Frau Krämer hoffte vermutlich noch immer, dass es sich nur um ein Missverständnis handelte und wir uns irrten. „Brauchen Sie jemanden, der sich um Sie kümmert, Frau Krämer? Sollen wir Sie vielleicht nach Hause fahren?“, fragte ich sie vorsichtig. Sie schüttelte allerdings ihren Kopf. „Ich habe hier noch so viel zu tun. Meine Sekretärin ist immer noch krank. Ich...“, sie stockte. „Sollte mir was einfallen, melde ich mich bei Ihnen.“ Uns blieb nichts anderes übrig als ihr zuzustimmen und uns von ihr zu verabschieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)