Allein zu zweit… von Nightprincess (…oder doch zu dritt?) ================================================================================ Kapitel 10: Leiden der Wheelers ------------------------------- ~~~~~ 10. Leiden der Wheelers ~~~~~ Zwei Wochen ist es jetzt her, seit ich Kaiba erklärt habe, dass er eine leukämiekranke Tochter hat, die seine Hilfe braucht. Es ist der 20. Dezember und in 4 Tagen ist Weihnachten. Joanne wird diesen Tag, und auch die folgenden, vermutlich im Krankenhaus verbringen müssen. Traurig schau ich auf meine schlafende Tochter hinab und wünsche mir, ich könnte mit ihr tauschen und die ganzen Schmerzen von ihr nehmen. Sie weint erstaunlicherweise nie oder zumindest tut sie es nicht in Gegenwart anderer Personen. Sämtliche Krankenschwestern beschreiben Joanne als aufgewecktes, fröhliches Mädchen, das sogar andere Kinder tröstet, die sich hier auf der Station befinden. Und auch ich sehe sie immer nur lächelnd, wenn ich die Tür zu ihrem Zimmer öffne oder friedlich schlafend, wenn ich zu früh erschienen bin und sie noch nicht wach ist. Ich habe meine kleine Firma aufgegeben und mir stattdessen einen Job bei einer Tankstelle in der Innenstadt von Domino City besorgt, wo ich nachts arbeite, damit ich tagsüber bei Joanne sein kann. Schlafen tu ich in den frühen Morgenstunden, meist von 2:00 bis 6:00 und manchmal fallen mir hier die Augen zu, wenn Joanne ihren Mittagsschlaf hält. Manchmal wird sie vor mir wieder wach und weckt mich mit einem kleinen Kuss in meine blonden Haare oder auf meine Stirn. Manchmal werde ich aber auch durch ein Klopfen geweckt, wenn Kaiba zu Besuch kommt oder sich eine Krankenschwester ankündigt. Kaiba kommt jeden Tag, allerdings immer zu unterschiedlichen Zeiten, wenn er sich zwischen seinen ganzen Terminen etwas Zeit freischaufelt, um nach Joanne zu sehen. Meistens bin ich auch hier, wenn er vorbeikommt, aber manchmal schafft er einen Besuch erst sehr spät am Abend, wenn ich gerade auf dem Weg zu meinem Job oder schon lange dort bin. In diesem Fall höre ich später von Joanne oder einer Krankenschwester von seinem, meist kurzen, Besuch. Meine Freunde kommen auch oft, allerdings nicht jeden Tag, aber wenn sie kommen, kommen sie zu den ganz normalen Besuchszeiten, anders als Kaiba oder ich selbst. Vermutlich würde das Krankenhauspersonal es nicht so gut finden, wenn plötzlich alle Besucher eine Sondergenehmigung verlangen würden. Kaibas regelmäßige Besuche im Krankenhaus blieben der Presse natürlich nicht lange verborgen. Letzte Woche Montag war ein Gerücht im Umlauf, Kaiba wäre schwerkrank und liege vermutlich schon bald auf dem Sterbebett. Er hat das natürlich sofort dementiert und ausgesagt, dass er sich bester Gesundheit erfreue und auch in den nächsten Jahrzehnten nicht die Absicht habe, auf irgendeinem Sterbebett zu liegen. Er würde seine Firma niemals vorzeitig irgendwelchen Dilettanten überlassen oder seinen kleinen Bruder damit belasten. Das mit seinem Bruder hat er natürlich nicht gegenüber der Presse ausgesprochen, sondern nur mir gegenüber, aber das spielt keine Rolle. Auf die Frage hin, warum er so oft das Krankenhaus aufsuchen würde, hatte er gegenüber der Presse ausgesagt, er würde jemanden besuchen, aber den Namen dieser Person unter gar keinen Umständen preisgeben und er würde jeden verklagen, der es wagen würde, weitere Nachforschungen anzustellen. Danach war Ruhe und in den Zeitungen wurde wieder über wichtigere Dinge berichtet. Naja, wer legt sich schon gerne mit Kaiba an? Ich selbst bin unwichtig genug, dass es der Presse scheinbar noch nicht aufgefallen ist, dass ich ebenfalls regelmäßig dieses Krankenhaus aufsuche, oder sie sehen darin einfach gar keinen Zusammenhang, was mich nicht sonderlich verwundert. Und Yugi kommt selten genug, dass es scheinbar wirklich nicht großartig auffällt, wenn er hier ist. Tea und Tristan sind der Presse scheinbar unwichtig genug, dass sie meistens einfach ignoriert werden, selbst als sich am Dienstagvormittag unten am Eingang eine Horde Presseleute versammelt hatte, nur weil irgendwer Kaiba in der Eingangshalle gesehen haben will, was an diesem Tag gar nicht der Fall gewesen sein kann, denn der kam erst später am Nachmittag. Nun ja, nach Kaibas Kommentar zu dieser Sache hat sich die Presse nicht mehr blicken lassen, aber wer weiß, vielleicht schleicht sich ja trotzdem der eine oder andere Pressefutzi hier heimlich herum und stochert in Kaibas Privatsphäre, wundern würde es mich jedenfalls nicht. Mittlerweile ist es 18:30 Uhr und ich muss mich so langsam auf dem Weg zur Tankstelle machen, meine Schicht beginnt um 19:30 und ich wollte noch kurz zu mir nachhause, um zu schauen, ob ich noch etwas einkaufen muss, bevor ich anfange zu arbeiten. Sanft streiche ich Joanne über den Kopf und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn, sie öffnet müde ihre Augen. „Musst Du wieder arbeiten?“ Ich nicke ihr zu. „Ja. Ich bin morgen früh wieder hier. Schlaf gut, meine Kleine. Vielleicht kommt der Onkel Kaiba heute noch vorbei und schaut nach Dir, scheinbar hat er wieder ein paar wichtige Termine und hat es nicht früher geschafft.“ „Ist gut. Bis morgen, Papa.“ „Ja. Bis morgen, mein Engel.“ Ich geb ihr noch einen Kuss auf die Stirn, verlasse leise ihr Zimmer und wisch mir eine Träne aus dem linken Auge. Ich hasse es, sie hier alleine zu lassen, aber die Miete für meine Wohnung und die anderen Kosten bezahlen sich leider nicht von selbst. Ich bin wahnsinnig froh, dass Kaiba mir angeboten hat, die Kosten für Joannes Behandlung zu übernehmen, ich hätte nicht gewusst, wie ich das je hätte bezahlen sollen. Allerdings habe ich darauf bestanden, zumindest die Hälfte der Kosten in Raten bei ihm abzubezahlen, schließlich ist Joanne auch meine Tochter, wenn auch nicht meine leibliche. Ich bin nicht gerne auf andere Leute angewiesen und schon gar nicht auf Leute wie Seto Kaiba, aber in diesem Fall hatte ich gar keine andere Wahl, die Kosten für die Behandlung sind einfach enorm hoch. Eine Krankenschwester lächelt mir im Krankenhausflur freundlich zu und verabschiedet mich mit einem „Bis morgen“, als ich an ihr vorbeigehe. Draußen ist es schon dunkel und verdammt kalt. Sicher wird es bald schneien. In 4 Tagen ist Weihnachten. Und Joanne liegt im Krankenhaus. Und Mai ist nicht mehr da. Was für ein trauriges Weihnachten wird das werden? Ich unterdrücke die aufkommenden Tränen mit purer Willenskraft, beiße die Zähne zusammen, vergrabe meine Hände in den Taschen meiner dicken Winterjacke und schlurfe zum Krankenhausparkplatz, um kurz darauf in meinen alten schwarzen Ford Fiesta Baujahr ´94 zu steigen, den ich sehr preisgünstig vor zwei Jahren erworben habe und der zum Glück bisher kaum nennenswerte Mängel aufwies, trotz seines Alters. Ich muss zur Arbeit und dennoch habe ich gerade nur einen Gedanken in meinem Kopf: In 4 Tagen ist Weihnachten und alles was Joanne sich wünscht, ist eine Feier zuhause mit ihrer Mutter und mir… ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)