New Choice von Caelob ================================================================================ Kapitel 47: ------------ „Nein, ihr könnt den Lord jetzt nicht sprechen. Habt einfach etwas Geduld. Es kommt bald alles wieder in Ordnung, ich verspreche es.“ Mit einem erleichterten Seufzer schloss Hedwig die Eingangstore hinter sich und schloss damit effektiv die besorgten Dorfbewohner aus. Sie waren verwirrt und unsicher. Einerseits, wegen Dorrens Verrat, andererseits, weil sich ihr Lord Shaire seit Tagen nicht mehr hatte sehen lassen. Das führte zu Angst und Panik und außerdem Sorge um ihren geliebten Anführer. Doch wenn Hedwig ehrlich zu sich selber war, dann war sie genauso besorgt. Vielleicht konnte sie sich auch deshalb im Moment nicht mit den Sorgen anderer beschäftigen. Als sie Harry das letzte mal gesehen hatte war er ziemlich fertig gewesen. Schon wieder hatten ihn die alten Selbstzweifel zerfressen und er war mit der Situation überfordert gewesen, dass einer seiner treuesten Kameraden ihn verlassen hatte. Immer wieder ging Hedwig in Gedanken ihr letzten Gespräch durch und überlegte was sie hätte anders machen sollen. Was hätte sie sagen können um ihm zu helfen? Sich mit Gewalt von den trüben Gedanke losreißend, strafte sie die Schultern und machte sich auf den Weg zum kleinen Salon. Sie musste sich mit den anderen beraten was sie als nächstes tun sollten. Während Harry weg war mussten sie versuchen die Aufregung unter Kontrolle zu bringen. Doch plötzlich zog sich ihr Herz zusammen und sie taumelte unkontrolliert gegen die nächste Wand. Mit einer Hand fasste sie sich an die Brust und der Gang begann sich vor ihren Augen zu drehen, trotzdem schob sie sich weiter. Sie versuchte zu den anderen zu kommen. Doch sie wusste schon im voraus, dass sie das nicht schaffen würde. Und tatsächlich. Die Schmerzen in ihrer Brust wuchsen weiter an. Das atmen fiel ihr inzwischen schwer und ihr Blickfeld verschwamm immer mehr. Das letzte das sie sah waren Draco und Blaise, die mit erschrockenen Minen auf sie zu liefen, bevor sie zusammenbrach. Sie wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, doch das erste was sie sah waren die besorgten Gesichter ihrer Freunde. Und als ihr die Erinnerungen an ihren Zusammenbruch wieder ins Bewusstsein kamen, schoss sie sofort hoch. „Ich muss zu Harry!“ Schon kurz danach lief sie zusammen mit Marie, auch wenn die immer noch sauer auf Harry war, Draco und Blaise die Flure des Heiligtums auf Avalon entlang. Ohne auf ihre Umgebung zu achten rannte Hedwig immer weiter und ließ sich von Harrys Magie zu ihm führen. Der Knoten in ihrer Brust wurde immer enger, was sie dazu veranlasste ihr Tempo noch einmal zu steigern. Die anderen mussten sich anstrengen mit ihr Schritt zu halten und keuchten schwer als sie schließlich irgendwo in den Unterirdischen Kerkern vor einer Tür anhielten. Doch anstatt sie gleich zu öffnen und hinein zu stürmen, zögerte Hedwig. Sie sah auf ihre Hand und bemerkte, dass sie zitterte. Ruckartig ballte sie sie zur Faust und öffnet die Tür. Allerdings war sie noch keinen Schritt hineingegangen, als sie schon wieder stehen blieb. Die Bewegung war so abrupt, dass Blaise, der direkt hinter ihr war, in sie hineinlief. Er wollte gerade den Mund aufmachen um zu fragen was los war, als sie auf dem Absatz kehrt machte und davon stürmte. Es dauerte nicht lange bis sie Lady Astrea gefunden hatte und es war ihr egal wer auf ihrem Weg zur Seite springen musste um nicht umgerannt zu werden. Oh, zu sagen das sie sauer war wäre eine Untertreibung. Als würde man eine Brise mit einem Hurrikan vergleichen. Sie war stocksauer und enttäuscht. In ihren Augen stand pure Mordlust geschrieben. Trauer und Verzweiflung sorgten nur dafür, dass ihr Zorn noch weiter angefacht wurde. Als sie Lady Astrea zwischen einigen anderen Priesterinnen entdeckte, beschleunigte ihr Tempo noch einmal. Sie stieß die Umstehenden zur Seite und packte die Hohepriester am Kragen. „Wieso?“ Ihre Stimme zitterte und sie musste sich stark zusammenreißen um überhaupt ein Wort herauszubekommen. „Wieso hast du das getan?“ „Hedwig, beruhig dich bitte und lass es mich erklären.“ „Was erklären? Das du Harry getötet hast! Er hat dir vertraut und du…!“ „Hör mir doch zu.“, bat Astrea erneut. Doch sie ahnte schon, dass Hedwig ihr nicht zuhören würde. Sie war zu sehr in ihrer Wut und Trauer gefangen. „Oh, nein. Du wirst dafür bezahlen! Hast du überhaupt eine Ahnung was du damit allen angetan hast? Wie konntest du das tun!?“ „Sei still.“, befahl Astrea schließlich und die Magie in ihrer Stimme fror Hedwig auf der Stelle ein. Sie konnte keinen einzigen Muskel mehr bewegen. „Harry ist hier her gekommen weil er einen Rat brauchte und das war das einzige, dass ich für ihn tun konnte. Ich habe ihn mit dem Dolche auf eine Reise geschickt. Er wird den Gründer der Skeater treffen und sich vor ihm behaupten müssen. Vielleicht kann er dann endlich wirklich seine Vergangenheit hinter sich lassen.“ „Und was wenn Harry zu lange braucht? Bei Merlin, du hast ihm ein Messer in die Brust gerammt.“, brauste Hedwig wieder auf. Dachte gar nicht daran sich von irgendwelchen Ausreden einlullen zu lassen. Was Astrea getan hatte war unverzeihlich. „Wenn das Ritual zu lange bestehen bleibt, wird seine Seele verschwinden. Dann ist er für immer verloren.“ „Und trotzdem hast du es getan! Sind dir eure Chorgesänge jetzt endgültig zu Kopf gestiegen? Oh, am liebsten würde ich …“ „Glaubst du wirklich, ich wüsste nicht was das für Konsequenzen mit sich bringen kann? Das ich das gerne tun würde? So viele Jahre voller Schmerz und Vernachlässigung hinterlassen ihre Spuren. Damit er das alles endlich überwinden kann, musste etwas passieren und das schnell. Seine Vergangenheit war dabei ihn zu Grunde zu richten. Ein paar nette Worte haben da nicht mehr gereicht. Es war die einzige Möglichkeit damit die Schatten seiner Erinnerungen nicht länger seine Zukunft bestimmen und er zu dem Herrscher werden kann, den wir alle so dringend brauchen.“ „Für das größere Wohl also?.“, meinte Hedwig. Plötzlich schien ihrer Stimme jede Kraft zu fehlen. Nur Bitternis und Enttäuschung waren darin zu hören. Erst jetzt ließ sie von Astrea ab und trat einen Schritt zurück. „Du bist kein Stück besser als die beiden Wahnsinnigen gegen die wir kämpfen.“ „Wenn du das denken willst kann ich dich nicht davon abhalten. Es ist keine leichte Aufgabe, die die Hohepriesterin hat, noch ist es eine dankbare.“ „Fein, ich lasse ihn hier. Weil es im Moment mehr schaden als helfen würde ihn fortzubringen. Aber mein Vertrauen hast du verloren, Lady Astrea.“ Damit drehte sie sich um und verschwand aus ihrem Blickfeld. Lady Astreas Schultern sackten erschöpft nach hinten gegen eine Mauer und sie senkte ihren Blick. Sie hatte geahnt - nein, gewusst - , dass es so kommen würde, dass Hedwig ihren Anführer bis zum äußerten verteidigte. Trotzdem tat es weh sie gehen zu sehen. Astrea hatte das Mädchen lieb gewonnen. Ihre Entschlossenheit und Stärke waren beeindruckend, genauso wie ihre unverbrüchliche Zuneigung zu Harry. Sie sagte immer frei was sie dachte und es war eine Erleichterung mit ihr zu reden. Der Posten der Hohepriesterin war einsam und es waren nur wenige Menschen, die ganz natürlich mit ihr umgingen. Die Freundschaft der Menschen, die ihr so viel bedeuteten, opfern zu müssen war das schwerste, dass sie jemals getan hatte. Doch wenn das das Opfer war um diesen Wahnsinn zu beenden, dann würde sie es tun. Sie hatte Vertrauen in Harry. Er würde das Ritual überleben. Er würde zurückkommen und er würde stärker sein. Was danach kam, hing ganz allein von ihm ab. Als Harry die Augen aufschlug war das erste das er sah ein strahlend blauer Himmel. Ein paar Sekunden lang war sein Kopf wie leer gefegt und es dauerte ein paar Augenblicke bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Als er dazu endlich wieder in der Lage war, setzte er sich auf und versuchte herauszufinden wo er sich befand. Vor ihm erstreckte sich eine große, grasbewachsenen Freifläche. Weiter hinten glitzerte ein dunkler See und rechts davon erhob sich die Silhouette eines gewaltigen Schlosses. Staunend trat er aus dem Schatten des hohen Baumes und sah sich weiter um. Allerdings wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt als vier Pferde aus dem Dickicht zu seiner rechten hervorbrachen. Instinktiv wollt er sich verstecken, doch entweder hatten die vier Reiter ihn nicht bemerkt oder sie ignorierten ihn. Dachte er zumindest. Denn ohne ersichtlichen Grund brachte einer der beiden männlichen Reiter sein Pferd plötzlich zum stehen. Als sie das bemerkten, zügelten auch die anderen ihre Tiere und schauten verwirrt zu ihrem Begleiter. „Was denn los Sali, Angst, dass du verlieren könntest?“, rief der andere männliche Reiter und sein Pferd tänzelte aufgeputscht hin und her - wollte anscheinend noch weiter galoppieren. Seine Augen blitzten spielerisch auf, während er sein Pferd wieder unter Kontrolle brachte. „Gegen wen sollte ich denn schon verlieren. Ich dachte bloß ich hätte was gesehen. Reitet ihr schon mal vor, ich komm nach wenn ich nachgesehen hab.“ Nach kurzem zögern trieben die drei ihre Tiere wieder. Der Mann mit den langen blonden Haaren dagegen hielt genau auf Harry zu. Doch gerade als er nach einem guten Platz zum verstecken suchte, erhob der Mann das Wort. „Ich weiß, dass du da bist. Komm raus, ehe das ganze peinlich wird.“ Natürlich dachte Harry nicht daran sich auch nur einen Millimeter vom Fleck zu bewegen. Als ein paar Sekunden verstrichen waren ohne das sich jemand zeigte, seufzte der Mann und hob die Hand. Mit einem leisen Schnipsen schloss sich eine unsichtbare Kraft um Harrys Körper und drängte ihn nach vorn. Er versuchte zwar dagegen anzukämpfen, doch unerbittlich wurde er immer weiter aus seiner Deckung gedrängt. „Na also und war das jetzt so schwer?“, mokierte sich der Mann, einen leicht genervten Ausdruck im Gesicht. Seine Züge glätteten sich allerdings gleich wieder und stieg vom Pferd. „So und jetzt lass dich mal ansehen. Ja doch, damit kann ich arbeiten.“, meinte er, dabei umrundete er Harry und musterte ihn intensiv. Schließlich umfasste er sogar sein Gesicht und schaute ihm tief in die Augen. Jetzt konnte Harry sich auf von seiner Überraschung losreißen. Er schlug die Hände zur Seite, trat ein paar Schritte zurück. „Was willst du von mir?“, fragte er harsch, die Hände zu Fäusten geballt. Anstatt wegen seinem Ton sauer zu sein, lächelte der Mann vor ihm sogar noch. „Du hast einen guten Blick Kleiner. Und bevor wir unnötig Zeit vergeuden, beantworte ich lieber gleich die Fragen, die dir sicher als nächstes auf der Zunge liegen. Das Ritual, dass die Hohepriesterin durchgeführt hat, dient der Initiation des Lord Shaire. Normalerweise wird es weit weniger … invasiv durchgeführt allerdings schien in deinem Fall Eile geboten gewesen zu sein. Also hab ich beschlossen dich ein bisschen besser kennenzulernen, bevor wir zur eigentlichen Tat schreiten.“ „Würdest du mir erstmal sagen wer du bist?“, verlangte Harry zu wissen als er seine Sprach wiedergefunden hatte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach komm schon, kannst du dir das nicht mittlerweile denken? Streng deine grauen Zellen mal ein bisschen an.“ „Du bist der erste Lord Shaire, Salazar Slytherin, nicht wahr?“, sprach er seine Vermutung aus und das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers wurde noch breiter. „Sehr gut Harry. Komm, lass uns ein bisschen spazieren gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)