Abseits der Wege von hunny123 (ein weiteres Abenteuer für Oscar) ================================================================================ Kapitel 10: 10. Chateau Thierry ------------------------------- Stillschweigend ritten die beiden Männer im Galopp zielstrebig ihres Weges. „Was ist das Letzte, an dass Ihr Euch erinnern könnt?“ , fragte Alain nachdenklich. „Nadine erzählte mir von unserem Aufmarsch in ihrem Dorf. Alles andere ist nur schemenhaft...“, antwortete von Fersen betrübt. „Witzig, dabei wart Ihr es, der uns in das Dorf geführt hat... Ihr seid in die Kaserne gestürmt, als gäbe es kein Morgen mehr. Aufgebracht und wild gestikulierend habt Ihr Euch mit dem Kommandanten unterhalten. Ich habe nur brüchstückhaft heraus gehört, dass Informationen zufolge ein Attentat auf die Königin verübt werden sollte, während diese auf Durchreise zu irgendeiner Veranstaltung sei.“ „Die Königin?“ Von Fersen war entsetzt und besorgt. Doch je länger er an ihren Namen dachte, desto mehr machte sich ein anderes Gefühl in seinem Inneren breit. Eine wohlige Wärme durchströmte seinen Körper, obwohl die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwunden war. Seine Wangen glühten und mussten sich feuerrot auf seinem noch blassen Gesicht abzeichnen. Er kam sich lächerlich und ertappt vor. Prüfend blickte er zu Alain, ob dieser etwas von seinem heimlichen Gefühlsausbruch mitbekommen hatte. Doch dieser schaute nur nachdenklich auf die Mähne seines Pferdes und versuchte offensichtlich, von Fersens fehlende Erinnerungsstücke zu einem komplexen Bild zusammen zu setzen. „Der Kommandant fragte Euch, warum die königliche Garde nicht ausgerückt sei, um die Königin zu beschützen? Ich habe es nicht genau mitbekommen, doch Eure Antwort schien ihr nicht zu gefallen. Ich hörte nur ihren Befehl, dass wir uns sofort bereit machen sollten!“ Alain war sonst nicht so gesprächig, doch irgendwie hatte er Mitleid mit seinem amnestischen Gefährten. Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Es war eine Falle. Das merkten wir, als wir in Épieds ankamen. Wir ritten ihnen hinterher und wurden in einen Hinterhalt verwickelt. Ich verlor im Wald die Orientierung und konnte nur noch erkennen, wie André eilig davonritt. Als wir die Angriffswelle stoppen konnten, sagte ich den Männern, sie sollten sich um die Verwundeten kümmern und sich ins Dorf zurückziehen. Ich hörte einen Schuss in der Ferne und ritt sofort tiefer in den Wald.“ Alain schloss für einen Moment die Augen und seufzte. „Doch ich fand ihn nicht, sondern sah nur die Waldeslichtung vor mir, wo ich auf das Anwesen einer mir sehr bekannten Person blickte.“ Alains Mimik verfinsterte sich. Der eben noch lockere Griff um die Zügel wurde merklich fester. Er spürte, wie sich das weiche Leder straff in seine Hand schmiegte und das Pferd darauf hin das Tempo erhöhte. „Ich ritt zurück ins Dorf. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass ein weiterer Schwerverletzter geborgen wurde und so stieß ich auf Euch...“ Von Fersen sog jedes Wort in sich auf und lauschte Alains Worten aufmerksam. Doch auf einmal blieb er stehen und fasste sich an die Stirn. Es begann mit einem leisen Rauschen, gefolgt von einem dröhnenden Druck auf die Schläfen und endete mit einem spechtartigem Hämmern gegen seine Schädeldecke. Schnelle Bilder flogen in einem großen Durcheinander in seinem Kopf herum und begannen sich zu sortieren. Alain musterte ihn abwartend. „Es geht schon wieder.“ „Gut, denn wir sind bald da.“ Der starke Mann mit dem markanten roten Halstuch blickte entschlossen auf das in der Ferne liegende Anwesen Chateau Thierry, wo sich der letzte Sonnenstrahl in seinen dunklen Augen spiegelte. „Wir müssen herausfinden, was dort vor sich geht!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)