Kyou Kara Kōkōsei von JCZoldyck (Ein Engel erobert die Schule) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Hab ich euch schon erzählt, was mit Wolframs Kunstwerk geschehen ist? Meine Mutter hat es eingerahmt und in die Küche gehängt. Ich hätte ja nichts dagegen, wenn ich kein Obst in der Hand halten würde. Shori warf mir einen finsteren Blick zu, der nur von Spott trotzte. „Da bist du platt! Von dir macht keiner ein Porträt. Und warum nicht? Weil du nur der König auf der popligen Erde bist, da können die Dämonen nicht so gut zeichnen“, versuchte ich, Wolframs Werk schön zu reden, damit ich einen besseren Eindruck vor meinem großen Bruder machte. „Und du glaubst, das hast du dir zuzuschreiben, weil du Dämonenkönig bist? Ein sehr treues Volk hast du da, wenn sie dich selbst in deiner Abwesenheit ehren.“ Ich schluckte. Wolfram, der gerade in die Küche kam, verlor jegliche Farbe in seinem rosigen Gesicht. „Hör mal, ich hab dein Bild verteidigt, also zieh nicht so ein Gesicht“, munterte ich ihn vergebens auf. Als ob Wolfram ein normaler Untergebener wäre! Auch seit seine Mutter zurücktrat blieb er durch und durch ein Prinz – zumindest vom Erscheinen her, obwohl er meine loddrigen Klamotten trug. „Ich frag mich ehrlich, was die Dämonen in Shin Makoku die ganze Zeit ohne dich gemacht haben.“ „Shori, es reicht!“, rief Wolfram wütend. „Natürlich warten alle sehnsuchtsvoll auf die Rückkehr ihrer Majestät, deswegen bin ich hier. Weil ich Yuri abhole.“ „Oder vielleicht nur aus eigenen Beweggründen?“ Shori lehnte sich gemütlich an den Kühlschrank und verzehrte großkotzig einen Apfel aus dem Obstkorb. Der Prinz schwieg wieder. Dann hatte mein Bruder Recht und Wolfram wollte mich nur zurückholen, weil er mich vermisste. Wahrscheinlich war es den anderen im Dämonenreich total schnuppe, was ich die ganze Zeit machte, denn von hier aus konnte ich unmöglich ein Reich regieren. Aber wer machte dann meine Arbeit? Gwendal? Oder Wolfram selbst? Er wurde bereits damals von den Zehn Aristokraten als mein Nachfolger bestimmt. In meinem leeren Magen machte sich ein unwohles Gefühl breit und ich verlor jeglichen Appetit auf das Frühstück. „Wolfram?“ „Hmm?“ „Wer kümmert sich eigentlich um das Reich, solang ich weg bin?“, fragte ich zögerlich. Wolfram stieß einen leisen, aber niedlichen Seufzer von sich und ging schwermütig aus der Küche. „Mir ist etwas schlecht, ich esse jetzt lieber nichts.“ „Hey, wo willst du hin?“ „Yuri, lass mich los.“ „Aber ich will wissen, was da drüben los ist? Bin ich überhaupt noch Dämonenkönig?“ Wolfram befreite sich aus meinem Griff und machte sich gleich aus dem Staub, indem er die Treppe hinaufpolterte. Ich hätte schwören können, dass Shori gerade gehässig lachte, aber als ich mich umdrehte, schüttelte er nur verständnislos den Kopf. „Ist doch logisch, dass du nicht mehr Maoh bist. Im Dämonenreich sind bereits Monate ohne dich verstrichen“, sagte er besonnen. „Außerdem ist es das Beste, wenn du dich in die Angelegenheiten nicht mehr einmischst. Du hast hier ein friedliches Leben mit guten Erfolgschancen, was deine Zukunft angeht, wenn du hartnäckiger für die Schule lernen würdest.“ Ich ließ missmutig den Kopf hängen und starrte auf meine Fußspitzen. „Ich hab auch keinen Hunger.“ „Dann beschwer dich nachher nicht, man hätte dir das Frühstück verweigert.“ Wolfram redete weder auf dem Hinweg oder in der Schule mit mir, er machte sogar einen recht angeschlagenen Eindruck, den er versuchte vor mir zu verstecken. Ich traute mich nicht, ihn darauf anzusprechen, das musste bestimmt schwer für ihn sein, seinem Verlobten ins Gesicht zu sagen, dass er kein Dämonenkönig mehr sei. Erst, als wir allein im Wohnzimmer saßen, polterten mir die Worte aus dem Mund: „Du kannst es mir ruhig sagen. Shori hat schon erzählt, dass ich möglicherweise kein Dämonenkönig mehr bin, was eigentlich nur ziemlich logisch ist, weil ich solange weg war. Aber ich will es von dir hören, du musst doch viel besser wissen, wie es bei euch abgeht.“ Wolfram seufzte und erhob sich vom Sofa, auf das er sich zuvor fläzte. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. „Yuri, tut mir schrecklich leid.“ Das war‘s! Er hat es auch noch bestätigt! Ich bin fertig mit der Sache. Trotzig nahm ich den Weg in mein Zimmer ins Visier, als der Dämon mich an der Hand festhielt. „Gibt es noch etwas, das du mir sagen willst? Sag bloß, die haben alle schon vergessen, wer ich bin“, grummelte ich. Bevor ich auf noch dümmere Gedanken kam, drückte er mich an sich und legte die Arme um meinen Körper. Irgendwie tat es gerade gut, jemandes Wärme zu spüren. „Wir alle vermissen dich. Darum bin ich doch hier“, entgegnete er mit sanfter Stimme. Ich schluckte, irgendwie war das gerade zu viel für mich. Unsicher krallte ich mich an Wolframs Jacke fest. „Möchtest du wissen, wer dich vertreten hat?“ Ich antwortete leise mit „Ja“, schließlich konnte mich nichts mehr aus den Socken hauen. Selbst Günther könnte ich mir jetzt als König vorstellen. „Dein Verlobter.“ „WAAAAAS?“ Vor Schreck ließ Wolfram mich los. „Musst du mich gleich so anbrüllen!?“ „Tut mir leid, aber damit hab ich grad nicht gerechnet?“ „Ach, willst du damit sagen, ich wäre nicht fähig ein Königreich zu regieren? Wenn ein Waschlappen wie du das geschafft hat, dann kann ich das schon lange!“ „Nenn mich nicht Waschlappen!“ „Du benimmst dich aber wie einer“, fauchte er. „Super, und du hast die Arbeit eines Waschlappens aufgenommen, was dich ebenso zu einem macht.“ Wolfram fing plötzlich an zu grinsen. „Und weil das die Arbeit eines Waschlappens ist, wie du so schön sagst, gibt es nur einen, der dem Amt als Dämonenkönig gerecht werden kann.“ In mir machte sich ein schwaches Gefühl von Erleichterung auf, um ehrlich zu sein, habe ich diese Sticheleien von Wolfram sogar vermisst, denn eigentlich meint er es nie böse. Glaub ich zumindest. „Und?“ „Was und?“ „Na ja, heißt das, du kommst wieder zurück?“ „Wie willst du das überhaupt machen? Wir sind zu zweit.“ Genervt verdrehte er seine hübschen Augen. „Du hast selbst immer noch deine Dämonenkräfte, also wird das kein Problem für dich sein.“ „Die sind aber aufgebraucht. Schon vergessen, du Schlaumeier?“ „Ich sagte doch, du bist und bleibst ein Waschlappen.“ „Jetzt hör endlich auf damit.“ Ich lehnte mich mit verschränkten Armen gegen die geschlossene Wohnzimmertür und sah, wie Wolfram langsam auf mich zukam. „Aber du bist mein Waschlappen.“ Er küsste mit sanftem Druck meine Wange und ging anschließend hoch in mein Zimmer. Zurück ließ er einen rotangelaufenen Yuri Shibuya, der nicht fähig war, was zu sagen, geschweige denn sich zu bewegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)