Urlaubsreif von flower_in_sunlight (Seto x ?) ================================================================================ Kapitel 15: 21.2. Samstag ------------------------- Seto ließ seine Augen noch eine Weile geschlossen, als er aufwachte. Die Nacht war herrlich gewesen und er wollte sich noch nicht damit auseinander setzen, dass er in nur wenigen Stunden abreisen würde. Er hatte sich tatsächlich etwas zu breit gemacht, doch statt ihn einfach weg zu schieben, wurde sich an ihn gekuschelt und so Stück für Stück der Platz zurück erobert. Momentan lag er alleine auf seiner Hälfte, aber das konnte man ganz schnell ändern. Tastend streckte er die Hand aus, griff jedoch ins Leere. Also rutschte er ein Stück weiter rüber und tastete erneut. Immer noch nichts. Erst als er die Bettkante spürte, öffnete er die Augen. Da konnte etwas nicht stimmen! Noch verschlafen stand er auf und durchsuchte die Räume. Sein erster Gedanke galt der Küche, als er bemerkte, dass keine fremde Kleidung mehr neben dem Bett lag. Es wäre doch wirklich schön, mit einem Frühstück überrascht zu werden. Aber sowohl Küche, als auch Bad sowie das Wohnzimmer waren leer, selbst der Schal war verschwunden. Der Blick in den Flur verriet noch mehr. Dort standen auch keine fremden Schuhe. Seto war allein. Enttäuscht kämpfte er gegen die Leere an, die sich in ihm auszubreiten drohte. Den Abend zuvor hatte er sich so lebendig gefühlt und nun war da nichts mehr als Leere und Kälte. Sein altes Selbst. Und er, der nicht wusste, ob er es überhaupt noch mögen konnte. Ob er sich so akzeptieren wollte, jetzt da er wusste, dass er auch anders sein konnte. Auf dem Weg zu Bad, drückte er den Knopf für die Küche, meldete sich aber nicht gleich. Dafür hörte er Shins Stimme, die ihn begrüßte: „Guten Morgen, Nummer 4. Womit kann ich Ihnen so kurz vor der Abreise noch etwas Gutes tun?“ Seto hielt sich gar nicht erst auf mit irgendwelchen Floskeln auf. „Rührei.“ Da war sein altes Selbst wieder, wurde ja auch wieder Zeit. Ab Montag, vielleicht aber auch bereits Sonntag würde er wieder arbeiten, und sie sollten alle vor ihm erzittern. Er duschte kalt, zog sich an und räumte seine Sachen in den Kulturbeutel. Shin stand bereits in der Küche, als er das Wohnzimmer betrat, und schnitt gerade den Lachs. Er grüßte lediglich mit einem „Morgen“ und verstaute die Schmutzwäsche vom Vortag und sein Waschzeug im Koffer. Dann kehrte er zu dem Koch zurück und beobachtete genau jeden seiner Handgriffe. Der Chef hatte es ihm tatsächlich eins zu eins so gezeigt. Aber daran wollte er gerade nicht denken und versuchte mit aller Macht den Gedanken an ihn zu verdrängen. „Wann haben Sie vor zu fahren?“, startete Shin den Versuch ein Gespräch in Gang zu bekommen, während er das Ei in die Pfanne schüttete. „Sobald wie möglich. Ich werde frühstücken, meine restlichen Sachen packen und dann losfahren. Das Wetter lädt nicht gerade zum Bleiben ein“, fügte er hinzu als wäre damit alles erklärt. „Dann kann ich nur hoffen, dass Sie meine Kochkünste in guter Erinnerung behalten werden. In ungefähr zwei Minuten können Sie essen.“ Als er Seto den vollen Teller mit Ei und Toast reichte, verabschiedete er sich bereits. „Leider kann ich nicht länger bleiben, da noch weitere Gäste Frühstück möchten. Ich hoffe allerdings, dass ich in der Zukunft hier wieder für Sie kochen kann. Sie waren wirklich herrlich unkompliziert mit Ihren Wünschen. Auf Wiedersehen.“ Er reichte ihm die Hand und verschwand dann in Richtung Flur. So blieb Seto nichts anderes übrig als seine Henkersmahlzeit ohne Gesellschaft zu verspeisen. Eigentlich hatte er ihn noch nach dem Hotelmanager fragen wollen. Aber da ließ sich anscheinend nichts machen. Wenigstens schmeckte es gewohnt lecker. Beim Abwasch überlegte er, ob er zum Hauptgebäude gehen sollte, um sich vom Chef zu verabschieden, entschied sich jedoch energisch dagegen. So weit käme es noch, dass er ihm hinter her rannte, wie ein ausgesetzter Hund! Schließlich hatte er beschlossen, nicht zu warten, bis Seto aufgewacht war, oder ihn zumindest zu wecken, um ihm mitzuteilen, dass er gehen musste. Die letzte Tür des Einbauschrankes flog etwas zu heftig zu und ließ das Geschirr dahinter entrüstet klirren. Im Anschluss machte er einen letzten Rundgang durch das Ferienhaus und kontrollierte, ob er auch nichts vergessen hatte. Es war wirklich ein angenehmer Rückzugsort gewesen, dass musste er zugegeben. Vielleicht sollte er sich einen der Räume in seiner Villa ähnlich einrichten, um sich während seiner langen Arbeitsphasen etwas Ruhe zwischendrin gönnen zu können. Er nahm die Bücher, die ihm gehörten und legte sie oben in seinen Koffer. Das Go-Brett ließ er so wie es war auf dem Wohnzimmertisch stehen und warf noch einen letzten Blick auf das dunkelgraue Meer, über das der Wind hinwegfegte. Seine wenigen Gepäckstücke stellte er in den Flur und zog sich seine Schuhe an. Zerknirscht stellte er fest, dass er vergessen hatte, seine Wanderstiefel richtig zu säubern, doch er verspürte keinerlei Lust, dies jetzt nachzuholen. Sein Kofferraum würde ein wenig Sand bestimmt verkraften. Den Mantel zog er nicht an, sondern legte ihn nur locker über den Koffer. Vor der Tür wartete bereits Yuki auf ihn und fragte prompt, ob sie ihm mit seinem Koffer behilflich sein könne. Aber er verneinte und trug alles selbst zu seinem Auto. Nachdem die Kofferraumklappe mit einem lauten Rums geschlossen war, wandte er sich ihr wieder zu. „Ich wollte mich nur noch kurz bei Ihnen verabschieden – auch im Namen des gesamten Teams – und Ihnen das hier geben.“ Sie hielt ihm einen kleinen Zettel entgegen, auf dem eine Internetseite und ein Nickname vermerkt waren. „Falls Sie mal einen Gegner zum Go-Spielen brauchen“, erklärte sie, während er das Stück Papier in der Hosentasche verstaute. „Danke. Allerdings weiß ich nicht, wann ich dazu kommen werde.“ Zumindest ihr gegenüber gelang es ihm wieder nett zu sein. „Macht nichts. Es war eigentlich nur so eine Idee. Ich hoffe, es hat Ihnen gut bei uns gefallen, und wünsche Ihnen eine gute Heimfahrt. Passen Sie die nächsten 30 Kilometer noch etwas auf – die Kurven sind ziemlich tückisch bei diesem Wetter. Ciao.“ Sie drückte kurz seine Hand und sah ihm dann dabei zu, wie er einstieg und sich anschnallte. „Die nächsten 30?“, hakte er mit herunter gelassener Scheibe noch einmal nach und startete dann den Motor. Sie bestätigte. „Danke. Ich werde es mir merken.“ Er befestigte sein Handy in der Halterung, die Scheibe fuhr wieder nach oben, und wendete so, dass er bequem die Straße zum Tor einschlagen konnte. Yuki winkte ihm hinterher, bis er außer Sichtweite war. Auch ohne den Schlüssel, den er in der Tür hatte stecken lassen, öffneten sich die Torflügel für ihn automatisch. Er befahl seinem Navi die Navigation zu seiner Villa in Domino. Dann schaltete er die Musik ein und ließ sich tiefer in den Sitz sinken. And I'd give up forever to touch you Cause I know that you feel me somehow You're the closest to heaven that I'll ever be And I don't want to go home right now Für seinen Geschmack etwas zu kitschig, aber wenigstens war es ruhig genug, um Yukis Rat zu folgen. Die Straße ins Landesinnere hatte wirklich so ihre Tücken. Die Anzeige des Navis behauptete, dass er dreieinhalb Stunden nach Hause brauchen würde. Zeit genug, um sich auch emotionale Distanz zu schaffen. Erleichtert sah er wie sich das Tor zuerst vor dem Sportwagen öffnete und hinter ihm wieder schloss. Endlich war er ihn los. Die letzten zwei Wochen waren hart für ihn gewesen. Härter als er es je für möglich gehalten hätte. Doch er hatte das Gefühl, das alles gut gemeistert zu haben. Er musste schmunzeln, als er an den Kuss dachte, denn er sich im dunklen Morgengrauen noch von den Lippen des Kühlschranks gestohlen hatte. Wenigstens seine Körpertemperatur war angenehm gewesen. Den Blick noch auf das Laptopdisplay gerichtet griff er sich das Telefon. Es gab nur eine Person, die er nun dringend sprechen musste, und zu seiner großen Freude, hob sie sofort ab. „Hier Martine. Was kann ich für Sie tun?“ „Ich bin's“, antwortete er in akzentfreiem Englisch. „Hallo, Süßer. Wie geht es dir? Hast ja lange nichts von dir hören lassen.“ Auch sie hatte die Sprache gewechselt. „Ganz gut“, log er. „Mister Kaiba hat soeben das Hotel verlassen. Was mich dazu bringt, dich zu fragen, was du dir dabei eigentlich gedacht hast.“ „Sag jetzt nicht, dass dir dein Spielzeug zum Valentinstag nicht gefallen hat! Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.“ „Das ist es nicht, aber diese Art Geschenk suche ich mir normalerweise gerne selbst aus.“ „Glaub mir. Die Seiten dafür taugen nichts. Das habe ich letztes Jahr probiert, als ich für eine Fotoreihe ein paar neue Gesichter gesucht habe – keiner von denen hat tatsächlich ein Bild von sich selbst hochgestellt. Außerdem wollte ich dir damit helfen, deinen guten Vorsatz zu Silvester umzusetzen. Er war es doch, den du damals gemeint hast, oder?“ „Ja, aber es hat mich etwas überrumpelt, dass du es geschafft hast, ihn hier her zu locken. Außerdem hatte ich dir das im Vertrauen erzählt.“ „Unterschätze niemals meine Fähigkeiten.“ „Ich weiß und irgendwie hat es mir auch Spaß gemacht, mit ihm ein bisschen zu spielen. Da hattest du wirklich Recht. Aber ich hätte gerne einen Beipackzettel gehabt.“ „Was hätte ich denn da drauf schreiben sollen?“ „Die Nebenwirkungen vielleicht. Das es nicht so einfach ist, sein Herz dabei außen vor zu lassen. Es war plötzlich alles wieder da. Jedes einzelne Gefühl von damals. Und dann gleichzeitig diese Macht, die ich auf einmal über ihn hatte. Ich hätte alles mit ihm anstellen können, wenn ich gewollt hätte! Ich hätte ihn in die höchsten Spähren hinauftragen können, nur um dann dabei zuzusehen, wie er nur Augenblicke später unten am Boden zerschellt. Ich war so kurz davor das zu machen. Verdient hätte er es definitiv, aber dann hat er wie aus heiterem Himmel nach Wheeler gefragt. So als sprächen wir über einen gemeinsamen Bekannten. Das hat mich dann meistens wieder zur Vernunft gebracht.“ „Ach, Kleiner.“ „Du hast mir nicht gesagt, dass es so schwer werden würde! Als du von Nebenwirkungen sprachst, hatte ich nicht an so etwas gedacht... Jedes Mal, wenn er mich ansah, habe ich die Luft angehalten in Erwartung, dass er mich endlich erkennen würde. Und jedes Mal wurde ich enttäuscht. Ich hatte ernsthaft gedacht, dass er zumindest die Ähnlichkeit bemerken würde, aber da war nichts. Ich war für ihn ein vollkommen Fremder, so als hätte es mich früher in seinem Leben nie gegeben.“ „Du bist auch nicht mehr der Gleiche wie damals, warst es noch nicht mal mehr, als wir uns kennen gelernt haben. Du kannst nicht erwarten, dass man dich sofort wiedererkennt nach so vielen Jahren. Sieh es doch als Kompliment. Du hast all das soweit hinter dir gelassen, dass selbst derjenige, der dich damals darüber definiert hat, dich nicht mehr erkennt. Du hast keine Vorstellung wie stolz ich auf dich bin, weil du dieses Schritt geschafft hast. Wie stolz auch mein Bruder ist.“ „Wie geht es dem eigentlich? Seit ihr drei immer noch bei ihm?“ „Ja, sind wir. Soll ich ihn dir geben?“ „Nein, lass. Ich telefoniere ein andermal mit ihm.“ „Na gut. Es geht ihm gut – allerdings ist er kurz davor Ethan die Geige wegzunehmen. Mit Claras Klavierspiel hat er weniger Probleme. Aber er hat demnächst genug Zeit sich damit anzufreunden – ich hab die nächsten zwei Monate ziemlich viele Aufträge außerhalb.“ „Das kann ich mir wirklich gut vorstellen, wie er Ethan erklärt, dass man auf einer Geige spielt und nicht sie quält... Deine Auftragslage klingt gut. Wo überall?“ „Unter anderem Ende nächsten Monats in deiner Heimatstadt. Willst du vielleicht mit? Dann könnten wir mal wieder in meinem Lieblingsantiquariat stöbern. Ich bin immer noch nicht mit der Einrichtung in Nummer 6 zufrieden. Irgendetwas fehlt mir dort noch. Frag mich aber jetzt bitte nicht was. Ich wäre um einiges glücklicher, wenn ich es selbst wüsste. Was sagst du? Ist das ein guter Vorschlag?“ „Schlecht hört es sich zumindest nicht an. Ich muss hier wirklich mal raus. Die Wohnung ist ja groß genug. Stadtluft soll ja gut für die Gesundheit sein.“ „Vor allem, wenn man dort arbeitet, wo andere Urlaub machen. Dann plan ich meine Strecke so, dass ich dich abholen kann. Das wird vermutlich der Neunzehnte. Passt dir das? Da ist doch im Hotel noch nicht so viel los. Einfach nur für eine Woche. Das bekommen die auch ohne dich hin. Matt wird natürlich genug mit dem Garten zu tun haben, aber Yuki sollte das alles gut organisieren können. Bist du noch da?“ „Ja, bin ich. Mir ist nur gerade wieder aufgefallen, was für ein Glück ich mit meinem Team habe. Sie sind wirklich wie meine Ersatzfamilie – meine nervigen Geschwister. Apropos. Hast du Dad schon gefragt, wie es bei ihm im Sommer aussieht?“ „Nein, noch nicht, aber er würde sich freuen, zu wissen, dass du ihn endlich so nennst.“ „Verrat es ihm bitte nicht. Zudem ist das eine ganz neue Angewohnheit.“ „Aber wieso? Er ist dein Dad! Und nichts ist natürlicher als ihn auch so zu nennen.“ „Ja, aber ich will das selbst machen. Am liebsten würde ich dabei sein Gesicht sehen, aber das geht am Telefon so schlecht.“ „Von Videoanrufen hast du aber schon mal was gehört?“ „Natürlich. Sonst bekäme ich meine Freunde ja gar nicht mehr zu Gesicht! Die treiben sich in der Weltgeschichte herum und lassen mich hier in Japan ganz alleine. Schicken noch nicht mal eine Postkarte.“ „Du müsstest einfach nur endlich eine ihrer Einladungen annehmen und zu ihnen fliegen. Wofür haben wir das Monstrum denn?“ „So lang kann ich mir gar nicht frei nehmen. Eine Woche geht mal, aber für längere Zeiträume müsste ich hier dicht machen – wir sind jetzt schon wieder zur Hälfte für nächstes Jahr ausgebucht.“ „Dann hättest du dir mal nicht so ein gutes Konzept ausdenken dürfen.“ „Ich weiß, aber ich liebe es, dass es so gut aufgegangen ist. Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich auf den Sommer hier freue, wenn die Kinder hier wieder rumtoben, Hans und Cian den ganzen Tag singen und das Wasser warm genug ist, um ohne Neoprenanzug darin zu schwimmen.“ „Ähm, doch, weiß ich. Neben Weihnachten die schönste Zeit des Jahres – außer der Tatsache, dass ich mir wieder überlegen darf, was meine beiden Verrückten von mir zum Geburtstag geschenkt bekommen.“ „Ihr Onkel wird dich auch dieses Jahr übertreffen.“ „Ich weiß. Aber ihren Cousin mögen sie unverdienter Weise dennoch lieber. Kannst du mir mal verraten wie der das immer macht?“ „Vermutlich tobt er einfach nur mehr mit ihnen und vernachlässigt sträflich seine Arbeit, wenn sie in der Nähe sind. Im Übrigen, … ich muss demnächst noch etwas wegschicken und mir vorher überlegen, wie ich das formuliere.“ „Was denn? Soll ich dir helfen?“ „Nein, das ist was Privates.“ „Bezüglich deines Geschenks? Ich erwarte kein Dankesschreiben. Das kannst du dir also sparen.“ „Wäre zwar auch eine nette Idee. Schön auf starkem Papier, gegebenenfalls mit Stanzung und allem drum und dran, aber das hebe ich mir lieber für die nächste Geburtstagskarte auf. Es geht um den letzten Zug in dem Spiel, dass ich durch dich spielen konnte.“ „Dann störe ich dich mal nicht weiter.“ „Machst du doch nie, aber danke. Die E-Mail muss nämlich in einer Stunde fertig sein. Grüß mir Clara und Ethan … und Dad. Er soll nicht so streng mit ihnen sein.“ „Richte ich aus, Kleiner. Hab dich lieb.“ „Ich dich auch, Große.“ Eigentlich hätte er sich gleich an den Laptop setzen sollen, er wusste längst was er schreiben würde, aber der Blick aus dem vierten Stock war doch immer wieder etwas ganz Besonderes. Vor fünf Jahren hatte er geglaubt, er würde sich irgendwann daran gewöhnen, doch momentan sah es noch nicht danach aus. Vielleicht sollte er sich einfach mal öfter in sein wirkliches Zimmer zurückziehen und einfach nur aus den bodentiefen Fenstern nach draußen blicken. Vom Horizont her klarte es auf und der Himmel wirkte gleich heller. Eine Viertelstunde später riss die Wolkendecke tatsächlich auf und präsentierte einen frischen blauen Himmel, auf dem kein Platz zu sein schien für seine düsteren Gedanken. Es war Zeit dieses Spiel zu gewinnen. „No regrets they don't work No regrets now, they only hurt (We've been told you stay up late) I know they're still talking (You're far too short to carry weight) The demons in your head (Return the videos they're late) If I could just stop hating you (Goodbye) I'd feel sorry for us instead“ Es tat ihm gut dabei zu singen. Die E-Mail war schnell geschrieben. Den Laptop ließ er laufen, schnappte sich ein Buch, öffnete die Fenster und setzte sich in das Licht der plötzlich warmen Februarsonne. Selbst wenn er nicht den letzten Zug hatte, war doch sein Sieg gewiss. Seto nahm sich kaum die Zeit, den Wagen richtig in der Garage zu parken. Er hatte die Strecke in unter drei Stunden geschafft und hummelte nun darauf, endlich seinen Computer hochzufahren. Das wenige an Gepäck, das er mitgenommen hatte, trug er ins Haus hinüber. Seinen kleinen Bruder ignorierte er, als er ihn in der Eingangshalle abpassen zu wollte. „Später Mokuba, ich muss ganz dringend an meinen Computer. Danach komm ich wieder zu dir und erzähle vom Urlaub.“ Er trug den Koffer weiter nach oben in sein Zimmer und nahm sich den Laptop heraus. Dann ging er damit über den Flur in sein Arbeitszimmer und drückte ihn in die Docking Station. Das kaum hörbare Summen des Geräts hatte ihm gefehlt. So viel zu dem Sinn einer zweiwöchigen Abstinenz. Rasch tippte er sein Passwort ein und öffnete dann sein E-Mail-Programm. Wie nicht anders zu erwarten war er in der Zeit mit Nachrichten überschüttet worden. Zum Glück musste er sich seinen Firmenposteingang nicht anschauen für das, was er suchte. Dafür würde am Montag noch genug Zeit sein. In einem Unterordner fand er das Postfach für die Adresse, die er extra für die Kommunikation mit dem Hotel eingerichtet hatte, und öffnete es. Unbeabsichtigt fing sein Puls an zu rasen. Hoffentlich hatte der Chef Wort gehalten und ihm bereits geschrieben. Ja, hatte er, auch wenn er auf einen Betreff verzichtet hatte. Ein einziger Klick trennte ihn noch von der langersehnten Antwort. Doch dann zerbrach seine Realität. Mokuba stoppte das Computerspiel und legte den Controller zur Seite. Hatte Seto nicht gesagt, dass er nur kurz an seinen Computer wollte? Aber vermutlich war die Zeit ohne Internet einfach zu viel für ihn gewesen. Der Chef hatte ihm geschrieben, wie er auf diese Eröffnung reagiert hatte und kurz fühlte er sich ein wenig schuldig, dass er seinen Bruder zu dem Hotel geschickt hatte. Vielleicht sollte er mal nach ihm sehen. Ausgerüstet mit einer der wenigen Tafeln Schokolade, die aus dem Haufen vom Valentinstag im Haus hatten verbleiben dürfen, stieg er die Stufen hoch und klopfte an die Tür zum Arbeitszimmer. Es blieb still. Er klopfte erneut und drückte dann vorsichtig die Klinke runter. Sein Bruder saß wie erwartet am Schreibtisch, aber was Mokuba sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Seto wirkte seltsam weggetreten und reagierte nicht, als er ihn ansprach. Er starrte einfach nur auf seinen Laptop. Schnell umrundete er den Tisch, um sehen zu können, was ihn so in seinen Bann schlug, doch da reagierte Seto plötzlich und klappte das Display zu. „Ich komme“, sagte er schlicht und stand auf. Seto schob Mokuba Richtung Tür und schloss sie hinter sich beiden. Zum Glück hatte er noch schnell genug verhindern können, dass er den Inhalt der E-Mail sah. Er machte sich bestimmt jetzt schon genug Sorgen. Wie spät war es eigentlich? Kaum zu glauben, dass er sich so lange damit aufgehalten hatte. Dabei hatte man ihm nur genau zwei Wörter geschickt. Joseph Pegasus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)