Alles rein geschäftlich! von Hotepneith (Izayoi und der Höllenhund) ================================================================================ Kapitel 19: Eine Frage der Ehre ------------------------------- Der Inu no Taishou setzte sich langsam in seinem Schlafzimmer auf die Matten. Rüstung und Höllenschwert waren bereits unter sorgfältigen Bannkreisen verborgen. Was war nur mit ihm los? Ja, natürlich hatte er das Recht zornig zu sein, dass einer einer Schützlinge attackiert wurde, er sogar, ohne Sesshoumarus Eingreifen durch einen glücklichen Zufall, in alle Ewigkeit blamiert gewesen wäre... Ja, aber. Das war die Seite des Fürsten, des Regenten. Und dennoch gab es etwas in ihm, das ihm auf eine seltsame Art Schmerzen zufügte. Das Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, dessen Lächeln ihm da und im Park so angenehm erschienen war, und das jetzt derart verstört, sich selbst nicht bewusst, in einem Zimmer saß, weil er versagt hatte... Und es war nicht nur sein Versagen das schmerzte, erkannte er. Sicher, niemand hatte solch ein Leid verdient, aber sie doch nicht... Ja, das musste er sich zugeben, er hatte Gefühle für die menschliche Prinzessin entwickelt, die über die väterliche Rolle, die Rolle des Beschützers, hinausgingen. Und, es war unbewusst, aber sicher nicht ohne Grund geschehen, dass er sie um ihre Hand gebeten hatte. Was zu etwas anderem führte. Bald schon war Sonntag und am Dienstag entschied sich das Schicksal der Fukuwara-Firmen. Er musste darüber nachdenken. Und natürlich, falls er wirklich Izayoi heiraten wollte, einen Plan machen. Schließlich wäre sie in ihrem jetzigen Zustand weder in der Lage sachlich und geschäftsfähig in der Öffentlichkeit zu erscheinen, geschweige denn einfach mal eben so ein Wesen zu heiraten, das sie nach ihrer Erziehung als Höllenabkömmling sehen musste. Überdies betraf das alles schließlich nicht nur ihn sondern zwei Frauen und seinen Sohn. Er sollte heute Nacht noch einen Besuch machen. Irritiert blickte er auf, als seine Tür ohne Voranmeldung geöffnet wurde. Sesshoumaru hielt sich gewöhnlich strikt an die Höflichkeit und ließ sich anmelden, ja, suchte ihn nie in seinem privatesten Raum auf. Mit einem Blick in das Gesicht seines Sohnes wusste er, dass es noch eine schlechte Neuigkeit gab: „Was ist geschehen?“ Er winkte ihm vor ihm niederzuknien. Oh, wie er das hasste seinem Vater einen Fehler gestehen zu müssen, zumal, wenn dieser nach einer solchen Strafaktion noch immer einen erhöhten Youkipegel besaß. Leider würde es die Sache kaum verbessern, wenn er schwieg – eher ihm eine Sanktion einbringen: „Bedauerlicherweise kam die Nachricht über die Verhaftung der Vier im Fernsehen. Jemand von unseren oder Maseos Leuten muss geredet haben. Onigumo ist sicher auf der Flucht.“ „Du hattest die Leitung der Aktion.“ Zufrieden, dass nur dieser sachliche Satz kam, erwiderte der junge Inuyoukai höflich: „Ja, verehrter Vater. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich die Männer gründlich befragen, die mit mir dort waren. Und auch Maseo dazu auffordern.“ „Genehmigt. Eine derartige Fehlleistung ist inakzeptabel. Ich wünsche keinerlei Berichte oder gar den Namen der Prinzessin in der Öffentlichkeit.“ „Zumal am Dienstag die Aktionärsversammlung ist.“ Natürlich war das der Grund. Aber auch die Tatsache, dass kein Youkai über interne Sachen reden sollte. „Ich habe nur noch eine Frage, verehrter Vater. Wie weit reichen meine Vollmachten?“ Der Taishou wusste sich den scheinbar harmlosen Satz zu deuten: „Der Schuldige soll mir am Ende noch meine Fragen beantworten können. - Rede mit Maseo. Und unterbindet derartige Fehler in der Zukunft.“ Sesshoumaru verneigte sich gehorsam, froh, dass der Youkaifürst zwischen dem Boten und der Nachricht zu unterscheiden wusste. Nun, Vater war hart, aber er strafte nie ohne Grund. Den allerdings würden er und Maseo liefern, wenn sie den geschwätzigen Krieger nicht auftrieben und dem Taishou vorführten. Immerhin waren sie beide für die ihnen zugewiesen Leute verantwortlich. „Du darfst gehen.“ „Danke, mein Herr und Vater.“ Noch ehe er zu den Quartieren der Krieger hier in der Villa ging, nahm Sesshoumaru sein Handy: „Oh, Maseo. - Sie haben doch schon Nachrichten gesehen?“ „Leider,“ gab der Sicherheitsfachmann zurück: „Ich vermute, Ihr Vater, unser Herr, war nicht erbaut.“ Das dürfte noch untertrieben sein. Youkaidinge gingen die menschliche Presse nur in gesellschaftlichen Rahmen etwas an, nicht jedoch die Strafverfolgung. Allerdings wäre auch bei der menschlichen Polizei solch ein Gerede eine Behinderung der Arbeit – und strafbar. „Wir sollen ihm den Krieger bringen. Lebendig. Ich werde unsere Männer befragen.“ „Ich habe meine bereits zu mir zitiert. Es gibt bei mir insgesamt zwanzig Möglichkeiten. Ich werde jede einzelne davon ausschließen. - Lebendig, sagten Sie, Sesshoumaru-sama.“ „Ja.“ Das war ein sehr dehnbarer Begriff, aber Vater wollte ja, dass der Verdächtige noch reden konnte. Maseo sagte nur: „Ich melde mich bei Ihnen. Falls Sie zuerst einen Schuldigen haben, teilen Sie es mir bitte mit.“ Der Taishou ließ über den Rat auch die menschliche Polizei nach Onigumo fahnden. Früher oder später würde dieser versuchen das Land zu verlassen. Dem Hanyou war sicher klar, was auf ihn wartete, wenn er verhaftet wurde. Überdies ließ sich der Youkaifürst von Saya für die Aktionärsversammlung des Fukuwara-Konzern Unterlagen zusammenstellen, über Fakten und Personalien, aus den Daten, die bereits sein Sohn und dessen Leute gesammelt hatten. Als ihm Sesshoumaru meldete, dass Maseo den redefreudigen Krieger unter seinen Männern aufgetrieben hatte, wusste er, dass sein Junge uneingestanden froh war, dass es sich um keinen der Youkai unter seinem direkten Befehl handelte. Unter den schwerttragenden Youkai herrschte eine strikte, militärische, Rangordnung und der Fehler eines Untergebenen musste auch von dessen Befehlshaber getragen werden. Der Herr der Hunde hatte schon früh deutlich gemacht, dass diese Regel immer galt – auch für seinen Erben. So fragte er nur: „Maseo bringt ihn selbst her.“ „Ja.“ Sesshoumaru war bewusst, dass sich der alte Wolfsyoukai mindestens einen Tadel anhören durfte. „Weitere Anweisungen, verehrter Vater?“ „Nein. - Zu deiner Information: ich werde am Dienstag persönlich zu der Versammlung gehen.“ „Sie sind, wenn die Prinzessin ausfällt, der größte Aktionär und können sich sicher durchsetzen.“ „Ich werde zu Gunsten und im Namen der Prinzessin handeln,“ berichtigte der Taishou sofort. „Wobei ihre Interessen und die meinen sich decken.“ „Verzeihen Sie, verehrter Vater – aber glauben Sie, dass eine Vollmacht, die Ihnen die Prinzessin aktuell gewiss ausstellen wird, juristischen Bestand haben wird?“ „In ihrem jetzigen Zustand, nein. Aber ich besitze bereits eine, die noch von Fürst Jiro handschriftlich verfasst wurde.“ Damals hatte er sich über dessen Zweifel an seinem Wort geärgert, aber nun war das im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. „Alles, was ich noch zusätzlich benötige ist der Haku, der Namensstempel, der Prinzessin. Und den werde ich mir heute Nachmittag beschaffen lassen.“ Sesshoumaru neigte den Kopf, angetan von der umfassenden und vorausschauenden Planung seines Vaters. Wirklich, er selbst konnte noch viel von ihm lernen. Der Namensstempel galt ebenso wie die Unterschrift – und wer konnte bei einer Urkunde, die definitiv von Fürst Jiro verfasst wurde, bezweifeln, dass auch seine Tochter damals eingewilligt hatte. Was Izayoi selbst dazu sagen würde – nun, es war schließlich in ihrem Interesse, dass sie auch nach dem Dienstag noch Hauptaktionärin eines bestehenden Konzerns war. Sie würde kaum protestieren. „Soll ich am Dienstag übernehmen?“ „Das wird nicht nötig sein. Ich denke nicht, dass die Versammlung sich derart hinziehen wird. Übernimm nur, falls es sich um Onigumo handelt.“ „Diese Sache hat absolute Priorität.“ In der Stimme des jungen Inuyoukai lag kein Zweifel. Eine Stunde später brachte ein sichtlich zerknirschter Maseo einen seiner Krieger mit – gefesselt und unter der Bedeckung zweier Kameraden, die allerdings vor dem Arbeitszimmer stehen blieben, sich durchaus nicht sicher, ob sie ihn lebendig und in einem Stück wiedersehen würden. Nicht, dass der Taishou ungerecht handelte, aber die Befehle waren ebenso klar wie die Strafen, die darauf standen. Maseo verneigte sich, ehe er höflich niederkniete, während sich der Gefangene lieber flach auf den Boden legte. „Kazu, oyakata-sama.“ „Er hat gleich gestanden?“ schloss der Taishou aus der Tatsache, dass der junge Youkai unverletzt war. „Ja, oyakata-sama.“ „Kazu. Warum hast du die Fahndung behindert?“ „Das...das wollte ich nicht, oyakata-sama,“ brachte der Angesprochene heraus, sich durchaus im Klaren, was da an Strafen auf ihn warten mochten. „Sondern?“ „Ich...Meine Freundin arbeitet beim Fernsehen. Und sie muss immer wieder auch Neuigkeiten bringen. Ich...ich dachte, da hat sie mal die Schlagzeile....und ich dachte, es macht ja nichts, wir haben ja alle verhaftet....“ „Der Auftrag lautete fünf Personen zu verhaften – nicht vier. Hat dir das niemand gesagt?“ Maseo spannte sich unmerklich an. Log Kazu würde dem das nicht helfen oder schaden – aber für ihn selbst wäre das unangenehm. Der Gefangene erwiderte jedoch: „Fünf, oyakata-sama. Ich dachte nur...“ „Du hast gar nicht gedacht,“ erklärte der Youkaifürst eisig. „Dank dir läuft ein Mörder dort draußen frei herum. - Und natürlich deiner Freundin. Name?“ Kazu schrak sichtlich zusammen: „Bitte nicht, oyakata-sama...sie...sie ist doch nur ein Mensch!“ Maseo sah lieber zu Boden. Das wurde ja immer schlimmer. Wie stand er denn jetzt vor dem Taishou da? Als ob er seine Leute nicht sorgfältig auswählen würde. Ja, so ein törichter Junge aber auch! Der Herr der Hunde war eben zu dem gleichen Schluss gekommen. „Als Mensch unterliegt sie nicht meiner Rechtsprechung, da hast du sogar Recht, Kazu. - Maseo, lassen Sie ihn gründlich von ihren Männern durchprügeln. Sobald er sich erholt hat, soll er an der Jagd nach Onigumo teilnehmen. Falls er noch einmal ein einziges Wort über unsere Angelegenheiten gegenüber seiner Freundin verliert, lassen Sie ihm die Zunge herausschneiden.“ Kazu benötigte einen Moment, ehe ihm bewusst wurde, dass das zwar eine Drohung und eine Strafe war – aber er am Leben blieb. „Danke, oyakata-sama,“ brachte er heraus. „Geh,“ sagte der nur: „Maseo – auf ein Wort.“ Ja, das hatte kommen müssen. So half der alte Wolfsyoukai dem Krieger nur aufstehen und öffnete die Tür vor ihm. Nach einem Befehl zu seinen Männern nahm er wieder Platz und wartete. „Es wäre in unser aller Interesse, wenn Sie auch das Privatleben Ihrer Leute im Blick haben.“ „Ja, oyakata-sama.“ Im Zweifel, nun, eher ohne Zweifel, tat das der Herr der Hunde. „Ein solcher Fehler wird nicht mehr vorkommen.“ „Dann erwarte ich Ihre Vollzugsmeldung in Sachen Onigumo. - Sie dürfen gehen.“ Das ging ja noch einmal gut, dachte Maseo, ehe er sich mit einer Verneigung erhob. Aber anscheinend hatte die Jagd nach dem Hanyou wahrlich Priorität vor allen kleineren Vergehen. Umso wichtiger war es den endlich aufzuspüren. Izayoi war ein wenig verwundert, als Dr. Kagawa nicht allein zu ihr kam, aber sie vermutete, dass es sich bei der grauhaarigen, zierlichen Frau, die sich höflich verneigte, um die angekündigte Dienerin handelte. „Prinzessin, das ist Eri,“ sagte die Ärztin auch: „Sie hat sich bereit erklärt die gesamte Zeit mit Ihnen zu verbringen, die Sie hier sind.“ „Oh danke, das ist nett von Ihnen, Eri,“ erwiderte Izayoi sofort wohlerzogen: „Ich freue mich.“ „Und dann...“ Die Psychiaterin wandte sich etwas zu der Tür um, die sie offen gelassen hatte: „Der Taishou würde gern mit Ihnen sprechen, wenn es Ihnen Recht ist.“ Ein Youkai. DER Youkai. Izayoi spürte, wie sie ein unwillkürlicher Schauder überlief, als sie sich der Maskierten dieser Art entsann, die sie kaufen wollten. Aber da war auch der Fürstensohn gewesen, der hatte sie gerettet, der Taishou hatte sie hier aufgenommen....Es wäre schrecklich unhöflich gewesen dem Hausherrn ein Gespräch zu verweigern. Mai Kagawa nickte: „Ich setze mich neben Sie, Eri auf die andere Seite, ja?“ „Ja.“ Doch, so flankiert fühlte sie sich sicherer: „Dann...bitten Sie ihn herein, Dr. Kagawa.“ Der Youkaifürst blieb an der Tür stehen, ehe er sagte: „Sie sehen ein wenig erholter aus, Prinzessin.“ Nun, sie erkannte ihn und wirkte auch nicht mehr ganz so verschreckt. Aber die Psychiaterin hatte ihm auf Nachfrage versichert, dass Izayoi bei weitem noch nicht in der Lage wäre Geschäfte zu führen oder in der Öffentlichkeit zu agieren. Zu überraschend kamen Rückfälle. „Dank Ihrer Gastfreundschaft, edler Fürst. Ich möchte mich bei Ihnen und Ihrem Sohn bedanken.“ Von ihren Alpträumen und diesen so genannten Flashbacks brauchte er ja nichts zu wissen. „Ich möchte Ihnen ein Angebot machen, Prinzessin. Wenn Sie eigene Kleidung oder persönliche Dinge aus Ihrem Haus haben wollen, schreiben Sie sie auf eine Liste. Eri wird es Ihnen dann besorgen.“ „Oh, ja...“ Doch, das wäre ihr schon Recht, ihre eigene Kleidung, eigene Garderobe... „Aber, ich ...ich darf noch nicht nach Hause?“ Ohje, das klang so, als wäre sie mit seiner Gastfreundlichkeit unzufrieden. „Bedauerlicherweise läuft Ihr Cousin dort draußen noch immer frei herum. Und ich werde kein zweites Mal zulassen, dass Ihnen etwas geschieht.“ Onigumo....Sie begann allein bei dem Gedanken an ihn zu zittern, spürte sofort wie ihre Hand von der Ärztin genommen und gedrückt wurde. Der Youkaifürst bemerkte den tadelnden Blick Mai Kagawas und lenkte ab: „Im Übrigen: falls Sie sich in der Lage sehen dieses Zimmer zu verlassen, wird Ihnen Eri den inneren Garten zeigen, wo Sie spazieren gehen können. Ich gab Anweisung, dass sich dort keine Youkai befinden.“ Izayoi atmete tief durch. Garten? Dann durfte sie diesen Raum verlassen? Sie war keine Gefangene, wie sie doch schon manchmal befürchtet hatte, als sie feststellen musste, dass sie die Tür nicht öffnen konnte? „Ich....danke, edler Fürst. Ich würde gern in den Garten.“ Sie zwang etwas wie ein Lächeln auf ihre Lippen. Der Taishou sah es. Es war nur ein Schatten ihres früheren, aber immerhin. Es erfreute ihn dennoch. „Falls Sie sonst etwas benötigen oder auch im Haus umhergehen wollen – Eri kann Ihnen das Wohnzimmer zeigen oder auch den Raum, wo ein Fernseher steht.“ „Nun, einen Fernseher würde ich im Moment noch nicht empfehlen,“ wandte die Ärztin sofort ein: „Vielleicht Papier und Feder....schreiben oder zeichnen.“ „Ja, die Liste...“ sagte Izayoi: „Ich wäre sehr froh einige Dinge zu erhalten.“ „Eri,“ befahl der Hausherr nur und die Menschenfrau sprang auf, verließ den Raum, um das Gewünschte zu holen. „Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung, Prinzessin. Dr. Kagawa...“ Er wartete die höfliche Verneigung der beiden Frauen ab, ehe er sich umwandte und ging. Izayoi ließ die Hand der Ärztin los und atmete tief durch. „Ich...ich war doch höflich?“ „Natürlich. - Ich muss übrigens sagen, dafür, dass Sie solche Angst vor Youkai haben, haben Sie sich gut geschlagen. Eine Möglichkeit eine Angst zu besiegen ist sich daran zu gewöhnen. Immerhin werden Ihnen Angehörige dieser Art in Ihrem weiteren Leben immer wieder über den Weg laufen.“ „Ja. Und der Fürst ist stets sehr freundlich gegen mich gewesen.“ Nun, das Schlimmste, was sie über ihn sagen konnte war, dass er ihr einen – kaum ernstgemeinten – Heiratsantrag gemacht hatte. „Gut. Dann reden wir ein wenig...“ Draußen im Gang wartete der Taishou bis Eri mit Papier und Kugelschreiber zurückkehrte: „Vier Krieger werden dich begleiten, wenn du zu den Fukuwaras fährst. Die Leute dort wissen, dass sich die Prinzessin hier befindet und werden dir keine Schwierigkeiten machen. Was auch immer die junge Dame dir aufschreibt, besorge auf alle Fälle ihren Haku. Er müsste sich in ihrem Zimmer auf ihrem Schreibtisch befinden. Gib ihn mir, dann erst ihr.“ „Ja, oyakata-sama. - Darf ich alles mitbringen, was sie aufschreibt?“ „Ich vermute, dass Dr. Kagawa die Liste abstimmen wird, um ihre Patientin nicht zu beunruhigen.“ Dann erst verstand er die versteckte Frage und erwiderte scharf: „Prinzessin Izayoi ist mein Gast nicht meine Gefangene.“ Eri verneigte sich eilig: „Ich bitte um Verzeihung, oyakata-sama. Das war unpassend.“ „Das war es, in der Tat.“ Er drehte sich um und ging. Onigumo erreichte am späten Sonntag erst das kleine Haus, das er einst für seine Mutter gekauft hatte. Es lag im tiefen Wald und er war vorsichtig genug gewesen die Stunden vom letzten Bahnhof zu Fuß zu gehen, hatte alle Menschenorte und auch Plätze mit erkennbarem Youki gemieden. Jetzt sah er sich nüchtern etwas um. Verstaubt sah es aus, heruntergekommen, aber für eine Woche würde es schon gehen. Immerhin war er in dieser Zeit beschäftigt die echten Diamanten falsch auf einem Kimono zu platzieren. Die Flucht musste klappen, denn er machte sich keine Illusionen – der Taishou hatte nicht nur seine Hunde sondern alle Youkai auf ihn gehetzt und auch die menschliche Polizei schlief, entgegen mancher Annahme in manchem Krimi, nicht. So war er auch vorsichtig genug gewesen sein Handy schon seit seinem Schritt aus der Gaststätte in der er die fatale TV-Nachricht gesehen hatte, ausgeschaltet zu lassen. Ihm war nur zu bewusst, dass seine Jäger es suchen und orten wollten. Erst jetzt, als er seine Tasche abließ und sich auf eine Matte setzte, nahm er es. Er musste wissen, was noch in den Nachrichten gekommen war, wieweit sie wirklich ihn persönlich jagten und nicht, wie er hoffte, den Pavian namens Hakudoshi. Fünf Minuten, länger durfte er das Handy sicher nicht anhaben, aber das musste reichen. So suchte er eilig auf sämtlichen Nachrichtenseiten des Landes. Nichts mehr. Schweigen. Und das konnte nur eines bedeuten – die Fahndung nach ihm lief, aber es war eine Panne gewesen die Verhaftung seiner Kunden zu veröffentlichen. Jetzt hatte der Taishou garantiert seine Leute wieder unter Kontrolle. Und, der hatte im Zweifel auch Izayoi. Denn, soweit sich Onigumo entsann, hatte der doch für den Aufsichtsrat kandidieren wollen, bei der Sitzung am Dienstag. Nun, die konnte er selbst jetzt ebenso abschreiben wie einen Vorstandsvorsitz. Das Cousinchen würde ihm kaum helfen wollen und war im Zweifel noch sehr am Leben. Wirklich, dieser Misthund hatte ganze Arbeit geleistet und seinen eigenen, schönen Zukunftsplan gründlich ruiniert. Jetzt bekam der wohl alles. Moment mal. Das konnte ein netter Hebel sein. Onigumo schaltete sorgfältig sein Handy aus. Wie konnte man das denn auch sehen, zumal bei den Menschen, die den Youkai gegenüber misstrauisch eingestellt waren, also, den meisten? Izayoi war entführt worden, sagte sie, und sie würde angeben, von ihm, Onigumo. Dafür und für den Tod ihres Leibwächters gab es keine Zeugen. Nun, zumindest für die Versteigerung hätte es welche gegeben, aber die weilten ja nicht mehr unter den Lebenden. Wenn er Youkairecht kannte, waren sie unverzüglich wegen des Bruches der Verträge hingerichtet worden. Kurz, es gab nur Izayois Aussage und die des Taishou, der ihre Aktien aufkaufte und sich einen warmen Platz im Aufsichtsrat sichern wollte. Natürlich würde sie ihren Retter unterstützen, sogar für ihn lügen, ihn vielleicht gar heiraten...Konnte man das nicht so aussehen lassen, als ob das Ganze ein raffiniertes Komplott des Herrn der Hunde war, um sich auf Kosten des unschuldigen aber erbberechtigten Onigumo, eines Hanyou, das Vermögen der Fukuwaras zu sichern? Da musste er einmal gründlich darüber nachdenken. Es würde ihm zutiefst Vergnügen bereiten dem stolzen Hund die hochgehaltene Nase in den Staub zu drücken und ihn bei Menschen und Youkai unmöglich zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)