Silver for Monsters... von Sherlysoka (...but what works against women?) ================================================================================ Kapitel 2: Hanna und Niellen ---------------------------- Geralt wurde von Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht geweckt. Langsam öffnete er seine Augen. Vor ihm, auf seiner Brust saß ein gackerndes Huhn. Es sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Verärgert scheuchte er die Henne von sich. Mit einem Stöhnen rieb er sich seine Stirn. Sie lag in Falten. Sein Kopf pochte.Wie lang hatte er hier gelegen und geschlafen? Durch die undichte Scheune fiel gleißendes Sonnenlicht hinein. Etwa halb acht, schätzte der Hexer. Als er sich erhob, flatterten ein paar Hühner aufgeregt auf ihre Stangen an der Scheunenwand. Eines der Pferde schnaubte unruhig. In diesem Moment merkte der Hexer, das ihm etwas fehlte. Ein vertrautes Gewicht um seinen Hals. Seine Hand fuhr zu seiner Brust. Das Medallion! Schlagartig erinnerte er sich an die farbige Frau aus Sokkode und seinen fatalen Fehler. „Verdammt!“ Er stieß den Fluch wütend aus, und holte Plötze aus seiner Box am Ende der Stallgasse. Mäuse huschten unter seinen aggressiven Schritten ins Stroh. Seine Stute schien nicht zu verstehen, was in ihn gefahren war. Vor der Tränke ließ er sie Stehen, und stieß die Tavernentür auf. „Hexer!“ Er wurde überschwänglich begrüßt. Einige der Männer von Gestern waren immernoch da. Doch Geralt war nicht zu Geschwafel aufgelegt. Er brauchte sein Medallion! Ohne es war die Suche nach Ciri vergebens! Er stieß einen Mann beiseite, der ihm andscheinend etwas sagen wollte, und ging schnurstracks auf die Barfrau zu. „Guten Morgen Hexer.“ Sie lächelte. „Habt ihr wohl geruht?“ Geralt machte eine ungeduldige Geste. „Kennt man hier eine andere meiner Gilde? Eine südländische Frau?“ Sie schien kurz zu überlegen. „Nein, sojemanden habe ich hier noch nie gesehen. Fragt doch Kendrik, der Alte dahinten. Wenn jemand etwas weiß, dann er.“ Geralt nickte knapp, und schritt hinüber zu dem Mann. Er sortierte einen Stapel Gwintkarten, und bemerkte ihn nicht sofort. Als der Hexer mit der flachen Hand auf den Tisch schlug, fuhr er hoch. „Ah...“ Er murmerlte etwas unverständliches. „Was kann ich für dich tun?“ „Ich suche eine Frau“, sagte Geralt eindringlich. Kendrik lachte in seinen Bart. „Tun wir das nicht alle, mein Guter?“ So langsam wurde Geralt ungeduldig. „Eine aus dem Süden. Dunkle Haut, große Augen und zwei Schwerter auf dem Rücken.“ Der Mann überlegte. „Zwei Schwerter... Zwei Schwerter hab ich hier nicht gesehen, außer bei dir. Aber ein Mädchen aus Sokkode. Sie sagte, sie heiße Shila. War hier vor zwei Tagen. Wartete auf einen Onkel, hat sie erzählt. Aber der hab ich nicht getraut! Hatte eine Zunge wie eine Schlange. Da ist Vorsicht gefragt!“ Geralt war klar, dass sie warscheinlich weder Shila noch Shzakieree hieß. Allerdings schien der Mann sie wirklich gesehen zu haben. „Sie wartete also auf einen Onkel?“ Kendrik nickte. „Danach wollte sie nach Oxenfurt, hat sie erzählt. Aber wieso willst du das eigentlich wissen?“ „Sie hat etwas, das mir gehört“, antwortete Geralt. Der Hexer wusste sehr wohl, wie seinesgleichen dachte. Und so wunderte er sich auch kein bisschen, als ihn eine Fährte genau in die entgegengesetzte Richtung führte, als die, die ihm der Alte vorgegeben hatte. Man konnte viele, düstere Sachen über Geralt von Riva erzählen, doch eins musste man ihm zusagen. Er war warscheinlich der beste Fährtenleser, den die Welt je gesehen hatte. Und so kamen er und Plötze langsam, doch stetig vorran. Am Abend erreichten sie die Taverne am Scheideweg. Hier entgegneten die Leute ihm mit Furcht und Respekt. Manche schimpften. Aber keiner sprach ihn direkt an. Eigentlich hätte er gerne etwas Gegessen, oder seinen verkaterten Kopf ausgeruht, doch die Diebin würde wohl kaum warten. So trieb er Plötze weiter, den Berg hinter dem Dorf hinauf, an dem zugegeben Eindruck schindenden Galgenbaum auf, der untergehenden Sonne entgegen. „Schneller, Plötze!“ rief er. Er wollte keine Zeit verlieren. Etwas weiter, im Wald endete die Spur vor einer Hütte. Die letzten huntert Meter hatte der Hexer zufuß zurück legen müssen, da die Spur hier schwieriger zu finden war. Das kleine Häuschen strahlte Wärme und Geborgenheit aus. Aus den Fenstern strahlte das helle Licht von Kerzen, und aus dem Schornstein rauchte es. Vor dem Eingang stand ein Pferd, ein großer Fuchshengst. Plötze wieherte aufgeregt. „Komm mit, du dummes Ding“, knurrte Geralt, und band sie auf der anderen Seite der Hütte an. Er nahm ihr den Sattel ab, und klopfte an der Tür der Hütte. Eine schlanke Frau im Nachthemd machte vorsichtig einen Spalt weit auf. „Wer da?“ fragte sie. „Geralt von Riva. Hexer aus Kaer Mohen“, antwortete er würdevoll. Warscheinlich würde die Tür gleich vor seiner Nase zufliegen... Doch zu seiner Verwunderung öffnete die Frau die Tür, und lächelte ihn an. „Kommt rein.“ „Nanu?“ Geralt zog sarkastisch eine Augenbraue hoch. „Gar keine Angst?“ Ein Mann, warscheinlich ihr Gatte, erhob sich vom Esstisch. „Nein. Wir sind froh über jeden von euch, mein Herr. Wer hält uns sonst die Nekrophagen vom Leib?“ Der Hexer lächelte. „Sehr vernünftig. Kann ich hereinkommen?“ „Natürlich!“ Die Frau trat beiseite, und schloss die Tür hinter ihm. „Wir haben uns mit den Leuten im Dorf nicht verstanden, deshalb wohnen wir hier. Niellen hier, ist mein Mann. Ich heiße Hanna.“ Sie lächelte freundlich. „Braucht ihr ein Nachtlager? Einen Eintopf vielleicht?“ Geralt lehnte Dankend ab. „Ich suche eine Hexerin, südländisch. Sie hat etwas, das ich vermisse. Ist das ihr Pferd vor der Tür ihres?“ Hanna warf ihrem Mann Niellen einen besorgten Blick zu. „Ihr wollt ihr doch nichts antun?“ fragte dieser. Fast musste Geralt über die törichtheit dieser Beiden lächeln. Er wusste jetzt beinahe alles, was er wissen musste. Doch sie waren so nett gewesen, das er beschloss, sie nicht unnötig zu verunsichern. „Nein. Das möchte, und werde ich nicht. Ich will lediglich meinen Besitz zurück.“ Niellen nickte. „Nun gut. Sie kam gestern Nacht hier an, im Morgengrauen um genau zu sein...“ Geralt pfiff leise. Sie war geritten wie der Teufel höchstpersönlich. „...Wir gaben ihr und ihrem Pferd zu Essen und zu Trinken. Sie half uns, die Wölfe hinterm Haus loszuwerden. Vorhin ist sie in den Wald gegangen, um Kräuter für die Suppe zu holen.“ Er wies auf einen Kessel über der Feuerstelle. „Ich danke euch“, sagte Geralt, „ich werde draußen auf sie warten. Danach würde ich gerne etwas von dem Eintopf kosten.“ Ein Wolf heulte in der Ferne. Geralt wippte von einem Bein aufs andere. Der Mond war aufgegangen, er konnte ihn durch die Baumwipfel jedoch kaum sehen. Wo blieb sie? Plötzlich traf ihn etwas am Kopf. Ein Tannenzapfen kullerte ihm von die Füße. Sein heute sowieso schon empfindlicher Kopf schmerzte. Er sah nach oben. „Hallo Geralt.“ Sie schnurrte geradezu. Und schon wieder regte sich etwas in ihm. Ein Tier. „Miststück“, fluchte er. „Komm sofort darunter!“ Sie lachte kokett. Geralt verzog verzweifelt seine Miene. „Komm da runter. Jetzt!“ Sie lächelte ihn an, und schwenkte das Medallion hin und her. „Und wenn nicht?“ Er knurrte wütend. „Dann komm ich rauf!“ Und er machte seine Drohung wahr. Kurzerhand erklomm er den ersten Ast, Und war schon bald auf einer Höhe mit ihr. „Her damit.“ „Nagut...“ Sie verdrehte die Augen. „Hier hast du dein blödes Spielzeug.“ Sie beugte sich vor, und reichte es ihm. Geralt schnappte es ihr grob aus der Hand, und streifte kurz ihre Haut. „Danke“, blaffte er, legte sich den Talisman um, und sprang vom Baum. Sie folgte ihm. „Garnicht neugierig, was ich gestern von dir wollte?“ Er grummelte etwas von wegen „blöde Weiber“ und blieb stehen. „Also? Warum?“ Sie trat ihm gegenüber. „Nimm mich mit. Und zwar nicht als Handgepäcksluder, sondern als Schülerin.“ Sie wippte nervös auf und ab. „Ich habe viel von euch gehört und Gelesen. Der Weiße Wolf... Schlächter von Blaviken.“ Geralt lachte sarkastisch. „Soll ich dir die Warheit sagen, Liebes? In meinen Augen erfüllen Frauen genau einen Zweck. Wenn du dich vergnügen willst, dann komm ich dir gern entgegen. Aber ich kann keine Dame als Reisegenossin gebrauchen.“ Das war nicht die ganze Wahrheit. Auch Geralt liebte. Ciri, Yen... Und diese beiden sah er auch keinesweg als Objekte. Sie schnaubte verächtlich. „Wir wissen beide, das dem nicht so ist. Ich werde schon noch beweisen, dass Männer nicht alles besser können! Morgen tragen wir einen Schwertkamp aus!“ Der Hexer grinste. „Ich freu mich drauf, Kleines!“ Nebeneinander gingen sie zur Niellen und Hannas Hütte zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)